Holz
&
Feder
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M.S. Kelts
Gay Romance
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Text: M.S. Kelts
Klappentext: M.S. Kelts
Korrektur und Lektorat: Susanne Scholze
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten sind rein zufällig.
Im wahren Leben: Bitte safer Sex!
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Tomas
Ich drehe den großzügigen Fenstern im Wintergarten den Rücken zu und sehe auf die übergroße Uhr, die ich an der Wand neben der Balkontür angebracht habe.
Halb vier Uhr nachmittags. Zeit mal mit Ottis ein wenig länger die Gegend zu erkunden. Ich betrachte das – für meine Verhältnisse – geordnete Chaos und bin zufrieden. Jetzt, eine Woche nach meinem Umzug, kann man schon ein wenig Wohnlichkeit erkennen und ich habe ein ordentliches Stück geschafft.
Ich habe sogar heute endlich wieder einen Stift in die Hand genommen und ein paar Übungen gezeichnet. Nichts Besonderes, nur einen Ausblick auf den unordentlichen Garten, der noch mehr vernachlässigt wurde als das Haus an sich. Obwohl die Jahreszeit sicher auch dazu beiträgt ihn schlimm aussehen zu lassen.
Ich finde den Übergang zwischen Winter und Frühling einerseits spannend, andererseits aber auch deprimierend, weil die Natur so seltsam still ist, brachliegt und Atem holt, ehe sie zu neuem Leben erblüht.
Ich philosophiere schon wieder, toll.
Könnte auch daran liegen, dass ich jetzt langsam zur Ruhe komme und mir der Grund für meine Flucht aufs Land wieder bewusster wird. Obwohl es nicht einen bestimmten Grund gibt, sondern eher eine Vielzahl davon.
Das leise Pfotengetrappel aus dem Wohnzimmer bringt mich zum Lächeln. Ich drehe mich erneut um und betrachte Ottis, der mit bedächtigem Schwanzwedeln an der Schwelle steht und mich ansieht, als könne er meine Gedanken bezüglich eines Spazierganges lesen.
Ottis… einer der wichtigsten Gründe, warum ich aus der Stadt weg bin. Sein Jack Russel Herz ist zu groß, um zwischen Häuserwänden zu verdorren. Er braucht mehr Freiheit, genau wie ich.
Er setzt sich auf der Schwelle hin und beobachtet mich genau.
Ja, Freiheit und die Möglichkeit durchzuatmen, zu vergessen, und vor allem Muße und Ruhe um den neuen Auftrag so hinzubekommen, wie ich es mir wünsche.
Es geht um einen aufwendig illustrierten Bildband über die Sagen des Allgäus. Spannende Materie und da ich weitgehend freie Hand habe, kann ich mich richtig austoben. Ich mag diese verschlungenen Bilder mit vielen Pflanzen, Mystik und geheimnisvollen Figuren. Das Recherchematerial ist bereits zum Großteil eingetroffen und nimmt ordentlich viel Platz in dem Regal neben dem Zeichentisch ein.
Ich freue mich darauf und ich weiß, die Arbeit an diesem Auftrag wird groß genug sein, um die Schmach der Zurückweisung zu vergessen.
Weg mit diesen Gedanken. Es ist nicht Peters Problem wenn ich mich in ihn verknalle, obwohl er hetero ist. Nein, es ist meines und die Geschäftsbeziehung viel zu wichtig, um sie deswegen aufs Spiel zu setzen.
Also habe ich die Flucht angetreten, Ruhe zum Arbeiten, Ottis und meine Liebe zur Natur haben als Erklärung völlig ausgereicht.
Das Haus war dann ein absoluter Glücksfall, weil ich eigentlich zuerst dachte, ich müsste mir eine Wohnung und ein Atelier zum Arbeiten suchen. So habe ich dann überraschenderweise alles in einem gefunden, weil dieser große Wintergarten ein perfektes Arbeitszimmer für mich abgibt.
„Wuff.“
„Du hast Recht. Eine Woche durchs Dorf ist genug. Lass uns heute mal den Wald erkunden? Hmm?“
Ottis‘ Schwanzwedeln wird stärker und sein breites Terriergesicht strahlt Begeisterung aus.
Er zittert vor Anspannung, während ich in die alte Jeans steige, meine Gummistiefel aus dem Umzugskarton voller Schuhe neben der Tür krame und schließlich in den alten Parka schlüpfe, der ausschließlich zum Gassigehen gedacht ist.
„Jetzt du“, sage ich zu meinem Hund und nehme das leuchtend rote Geschirr vom Haken, das sich gut von seinem schwarz-weißen Fell abhebt und manchmal der einzige Farbklecks ist, wenn er regelrecht mit der Umgebung verschmilzt, während er abseits der Wege stromert.
Noch die Leine dran und es kann losgehen.
Ich schließe die Haustür hinter mir ab und wende mich dann nach links, um durch den Garten zu gehen. Perfekterweise liegt das Haus ganz am Dorfrand und grenzt an einen Wirtschaftsweg, der nur von Traktoren befahren wird. Dahinter erstreckt sich eine weitläufige Wiese bis an den nahen Wald.
Ein Stückchen sind wir schon öfter in den Wald hineingegangen, aber an der ersten Wegkreuzung mit drei Abbiegemöglichkeiten bin ich immer wieder umgekehrt. Ich habe prinzipiell nichts dagegen mich stundenlang zu verlaufen, jedoch nicht, wenn sich daheim noch die Umzugskartons stapeln.
Heute ist es mir egal. Das Wetter spielt auch mit, es ist zwar bewölkt und recht kühl, vor allem der Wind, aber trocken.
Und es wird uns beiden guttun. Einfach laufen, die Gedanken schweifen lassen…
Gemeinsam gehen wir auf den Weg hinaus und halten uns links. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit eine Runde zu drehen und einer dieser Wege führt auf die große Wiese…
Wir werden sehen.
Samuel
Mein Bruder steht neben mir und flucht wie ein Bierkutscher. Kann ich verstehen, denn es sieht wirklich verheerend aus. Vor uns erstreckt sich ein leicht abschüssiges Areal von der Größe eines Fußballfeldes, auf dem sämtliche Fichten wie überdimensionale Streichhölzer flachliegen. Der Sturm von vergangener Woche hat jede Menge Schaden angerichtet und sorgt für immense Arbeit.
„Jetzt komm… Das Stück war eh dran mit abholzen…“
Sein verärgerter Blick trifft mich. „Und? Aber nicht so, nicht jetzt und nicht alles.“
Wir sehen wieder auf den kahlen Hang hinunter. Es tut regelrecht weh, die vielen gesplitterten Bäume zu sehen, auch wenn ich mit dem Holz mein Geld verdiene.
„Wir schaffen das. Ich stelle Leute ab und wir machen uns gleich morgen an die Arbeit, ja?“
Er brummt, mehr nicht, aber ich weiß, es heißt so viel wie ja. Im Kopf rechne ich mir schon aus, wie viel Ster das hier ergeben wird und wo ich es lagern kann. Eine derartige Menge ist ja nicht eingeplant und es wird nicht bei diesem Windbruch bleiben. Und noch etwas sehe ich mir genau an: was ich davon für mein Hobby beiseitelegen kann.
Nun… ich will ja immer noch diese Wolfstatue in Übergröße schnitzen und wenn mich mein Blick nicht täuscht liegt da, ganz unten, eine gekappte Wurzel, die passen könnte.
„Kannst du vielleicht oben den Weg noch abfahren und schauen, ob wir ihn freimachen müssen? Ich muss in den Stall zurück.“
„Klar, geh ruhig. Säge und Seilwinde sind ja hier, das schaffe ich auch alleine. Ich bring dir den Traktor später zurück, für den Fall, dass ich noch was beiseite ziehen muss.“
Gerd nickt lediglich und stapft davon. Ich sehe ihm zu, wie er auf das geländegängige Quad steigt und Richtung Hof abrauscht.
Endlich ist es wieder still und ich sehe mich um. Das hier ist meine Welt, war es schon immer. Während mein Bruder leidenschaftlicher Biolandwirt ist und von klein auf den Hof übernehmen wollte, war mein Ding der Wald und die Holzwirtschaft. So war es absolut kein Problem den Betrieb abzugeben und mit meinem Anteil ein altes, heruntergekommenes Sägewerk zu kaufen.
Anfangs musste ich ganz schön knabbern und es war nur ein Einmannbetrieb, doch jetzt, nach gut fünf Jahren, läuft es hervorragend und dank einiger Angestellter kann ich mich mehr meinem Hobby widmen.
Na ja… Nicht nur, inzwischen sind meine handgeschnitzten Holzstatuen ziemlich gefragt und hin und wieder verkaufe ich sogar eine. Aber dazu später.
Auf dem Weg zurück zum Traktor sehe ich mich weiter um. Nicht nur der Hang ist in Mitleidenschaft gezogen worden, sondern auch die angrenzenden Gebiete. Hier und da liegen ein paar Bäume um, oder haben sich in ihren Nachbarn verfangen. Hier aufzuräumen wird definitiv mehr als ein paar Tage dauern.
Mal sehen, wie wir das auf die Reihe kriegen, unser Wald ist ja nicht der Einzige, der was abbekommen hat, da werden demnächst noch mehr Anfragen um Hilfe eintrudeln.
Ich besteige den blauen Traktor und starte den starken Motor. Ich sehe mich um und überlege, wie ich am besten fahre. Das Waldgebiet ist nicht sonderlich groß, jedoch von vielen Wegen durchzogen, die von Joggern, Spaziergängern und Radfahrern gern genutzt werden, darum sollten keine Hindernisse rumliegen. Im Kopf gehe ich das Wegenetz durch und entscheide mich für eine bestimmte Strecke, um auch wirklich überall entlangfahren zu können.
Nach zehn Minuten treffe ich auf das erste Hindernis, das aber in wenigen Minuten beseitigt ist. Scheinbar hat der Hang doch das meiste abbekommen und der Rest des Waldes nur ein paar Windbrüche.
Sehr gut, das rückt meinen Zeitplan wieder ein wenig in die richtige Richtung. Eine halbe Stunde vergeht, ohne, dass ich eingreifen muss. Ich bin inzwischen auf dem Weg
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 05.05.2018
ISBN: 978-3-7438-6771-0
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