Christmas
Whises
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M.S. Kelts
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DirtyOpi
Cover: M.S. Kelts
Text: M.S. Kelts
Klappentext: M.S. Kelts
Korrektur: Susanne Scholze
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten sind rein zufällig.
Im wahren Leben: Bitte safer Sex!
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Lorenz
Die Ladentüre geht auf, was die kleinen Glocken darüber zum Klingen bringt. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Augen verdrehe und muss unwillkürlich lachen. Das melodiöse Geräusch nervt mich immer. Jetzt, zwei Wochen vor Weihnachten macht es mir das Fest der Liebe noch bewusster, was das negative Gefühl verstärkt.
Schritte auf dem durchweichten Schmutzfänger direkt hinter der Türe, ein zweites Mal das Läuten, als selbige wieder zufällt, dann schweres Stampfen und ein leiser Fluch.
Ich sehe hoch und direkt auf die verspiegelte Wand, in der sich der Eingangsbereich und die erleuchteten Schaufenster spiegeln. Es ist kurz vor Fünf, aber schon fast dunkel. Dennoch kann ich problemlos die dicken Schneeflocken sehen, die die Haufen auf dem Gehweg noch weiter anwachsen lassen.
Es ist saukalt draußen, was im Allgäu zu dieser Jahreszeit völlig normal ist. Einzig die hell erleuchtete Auslage und das glänzende Gold meiner Kreationen vermitteln eine gewisse Wärme.
Hmmm … das unterdrückte Niesen ruft allerdings Kälte, Nässe und die Schattenseiten des Winters ins Gedächtnis zurück. Erneut stampft der Kunde mit den Füßen auf und verteilt dabei das schmutzige Wasser vom Teppich auf den angrenzenden Fliesen.
Klasse! Und ich Idiot habe alle bereits nach Hause geschickt. Jetzt darf ich später auch noch putzen. Mürrisch drehe ich mich um und muss mich zusammenreißen, den Kunden nicht wie einen lästigen Eindringling zu mustern.
Wie immer um diese Jahreszeit ist meine Laune nicht gerade die Beste. Ich liebe Weihnachten und darum hasse ich es. Ein Widerspruch? Nicht für mich. Weihnachten ist für mich das Fest der Liebe, Familie, der Freude und des Zusammenseins.
Tja … und da haben wir das Problem. Ich bin Single, meine Familie lebt im Ausland, der Stress nervt mich und zusammen bin ich lediglich mit meinen Prachtfinken, die in meinem Zuhause eine große Voliere bewohnen.
Also nichts mit Liebe, Freude und Händchenhalten unter dem Weihnachtsbaum. Während so gut wie jeder Kunde momentan ein wertvolles Präsent für seine Liebsten kauft, fühle ich mich ehrlich alleine.
Noch schlimmer sind allerdings Pärchen, die gemeinsam in der Auslage meines Schmuckateliers stöbern und sich dabei aneinander kuscheln, als gäbe es kein Morgen.
Ich will das auch! Verdammt … wenn es irgendwo einen Weihnachtsmann gibt, oder meinetwegen auch einen Engel, der seine Post übernimmt, dann TU WAS! Notiere dir gefälligst meinen Wunsch nach Zweisamkeit und einem Mann, der mich ernst nimmt, liebt und das ganze Drumherum.
Eine Bewegung an der Eingangstüre reißt mich aus meinen trübsinnigen Gedanken.
Stimmt … da war ja wer. Ich betrachte den Kunden näher und bin gespannt, was er sucht. Vielleicht eine nette Kette für seine Frau, oder etwas für seine Geliebte?
Jetzt schüttelt er sich wie ein Hund und verteilt, da der Schnee auf seinen Schultern durch die Wärme des Ladens geschmolzen ist, weitere Wassertropfen rund um sich herum.
Prima! Wirklich ganz toll.
„Reiß´ dich zusammen“, denke ich und atme tief durch, ziehe die Mundwinkel nach oben und hefte das professionelle Lächeln in mein Gesicht.
Jetzt zieht er sich die dunkle Strickmütze vom Kopf und steckt sie achtlos in die Tasche seines schwarzen, halblangen Mantels. Er knöpft ihn auf und darunter kommt ein grauer Anzug zum Vorschein.
Oha … Der sieht gut aus. Und Anzug steht ihm hervorragend, er betont seine schlanke, aber doch muskulöse Statur. Der völlige Kontrast dazu sind seine Haare. Durch das Abnehmen der Mütze stehen die dunklen Strähnen wild in alle Himmelsrichtungen ab und unterstreichen dadurch die Perfektion seines Anzugs.
Meine Augen sinken hinab auf sein Gesicht und ich merke, wie sich mein Kinn ebenfalls auf Talfahrt begibt. What the hell …
„Reiß´ dich endlich zusammen!“, denke ich erneut. Jeder Schriftsteller würde einen auf den Deckel bekommen, wenn er ständig das gleiche zu Papier brächte. Na gut … so lange das nur in meinem Kopf passiert, geht es ja noch.
Ich räuspere mich und versuche erstens mein Kinn einzusammeln und zweitens mit dem Starren aufzuhören, das sich postwendend in ein Sabbern verwandeln möchte.
Geht ja gar nicht! Meine Professionalität nimmt jetzt ihrerseits ihre Jacke vom Haken und verlässt munter vor sich hin pfeifend meinen Laden.
Zurück bleiben ich und dieser … Megatraummodelmärchenprinz. Okay, Santa … kann ich meine Wunschliste etwas konkretisieren? DER DA! Der ist es! So ein Mann spukt in meinen Träumen herum und tut Dinge mit mir, die mich noch Stunden später im wachen Zustand verfolgen.
Und dieses Gesicht! HAMMER! Ein ordentlich getrimmter Dreitagebart gibt seinen männlich-herben Gesichtszügen das gewisse Grrrr. Er würde wirklich, wirklich total prima in eine Werbekampagne für Parfüm oder meine Schmuckkollektion passen. So mit nacktem Oberkörper oder … ihr wisst schon.
Oh … jetzt sieht er sich suchend um, bis er feststellt, dass ich irgendwie wartend hinter dem Tresen stehe.
Dunkle, warme Augen. Sinnlichkeit pur und … das Versprechen von Umarmungen, Wärme und Zärtlichkeit.
Großer Gott … Könnte bitte jemand mein Gehirn wieder anschließen?
Er erwidert mein debiles Grinsen etwas weniger offensiv und kommt näher. Hmmm, er wirkt müde, nachdenklich und sein Schritt ist zögerlich.
Ein Unentschlossener, der zwar das nötige Kleingeld hat, um ordentlich auf die Kacke zu hauen, es aber nicht tut, weil er selbst viel zu bescheiden dazu ist.
Na, zum Glück scheint meine Menschenkenntnis nicht ebenfalls gekündigt zu haben.
Jetzt steht er direkt vor der beleuchteten Auslage und nickt mir zu.
Ich mache den Mund auf, um ihn zu begrüßen und zucke zusammen, als ich mich selbst sagen höre: „Hallo … Vielen Dank für die Überschwemmung.“
Die Verblüffung über meine Worte lässt für eine Sekunde die Strenge aus seinem Gesicht weichen, dann lacht er unvermittelt los und mir wird noch etwas wärmer ums Herz und in meiner Hose … Ohne Worte.
„Sorr …“
Er winkt ab und wischt sich Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Nein … Alles okay. DAS war mal sehr erfreulich am Ende dieses Punkt-Punkt-Punkt Tages.“
Ich falle in sein offenes Lachen ein und bin ehrlich erleichtert. „Trotzdem … das ist nicht wirklich professionell und sonst gar nicht meine Art. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Er strahlt mich an und zögert erneut. Diesmal habe ich allerdings nicht das Gefühl, dass er unschlüssig ist, sondern mich sehr deutlich mustert.
Ich mag diesen Blick, dieses Feste darin, Bewusste … ich kann es schlecht beschreiben. Der Mann sieht mich wirklich an, mich und nicht einen Verkäufer, der sein Mundwerk nicht im Zaum hat.
Wunschliste, die zweite: Einen Kerl mit solchen Augen, diesem Blick und die Stimme würde ich auch noch gern drauflegen.
Jetzt seufzt er tief und stützt beide Hände auf die Glastheke. Sein Blick huscht über die Auslage. Direkt vor ihm sind etliche extravagante Kettenanhänger mit Halbedelsteinen. Links von ihm die dazu passenden Ringe und rechts eine Auswahl von Eheringen.
Verdammt … und genau dorthin gleitet sein Blick. War ja sooo klar.
Ich verziehe missmutig das Gesicht und genau in dem Moment sieht er auf.
„Ich bräuchte …“ Seine tiefe, samtige Stimme verklingt und er legt den Kopf schief, um mich zu mustern.
Ahhh … ich muss mich echt am Riemen reißen, das hier geht ja mal gar nicht. Außerdem ist er eh hetero, was geht es mich dann an, dass er seiner Freundin an Weihnachten einen Antrag machen will? Ist doch schön für ihn. Wieder ein glückliches Pärchen mehr, das in trauter Zweisamkeit das Fest der Liebe begeht.
„Ja? Was kann ich Ihnen zeigen?“, presse ich hervor, was gar nicht so leicht ist, mit zusammengebissenen Zähnen und einem Lächeln, welches meine Backenmuskeln verkrampfen lässt.
„Ringe … Ich würde gern …“ Er seufzt wieder und richtet sich auf.
Er ist größer als ich und breiter sowieso. Seine Brust, die sich genau in meiner Blickrichtung befindet lädt ein, sich anzukuscheln und …
Oh Mann … das ist verrückt.
„Okay, sehr gern.“ Ich hechte regelrecht aus seiner Nähe nach links und ziehe schwungvoll die Schublade unter dem Tresen hervor. Als ich wieder aufsehe, steht er allerdings immer noch am alten Platz und sieht mir ins Gesicht, statt auf die Auslage.
„Warten Sie … können wir die erfrischende Ehrlichkeit von gerade eben fortsetzen?“
Ich verharre in der Bewegung
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 20.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8951-7
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