Cover

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Schnee

Chaos

 

 

 

 

 

Von

M.S. Kelts

 

 

Gayromance

 

 

Spin-off zu „Loving Silver“

 

 

 

 

 

 

 

 

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Copyright ©

M.S. Kelts

2015

 

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Model-Foto: Colourbox.de
Foto: Colourbox.de

Coverdesign:
Irene Repp
http://daylinart.webnode.com/

 

 

 

 

Text: M.S. Kelts

 

Klappentext: M.S. Kelts

 

Korrektur und Lektorat: Susanne Scholze, Ramona Gutbrod

 

 

 

 

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten sind rein zufällig

Im wahren Leben: Bitte safer Sex!

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

 

 

 

 

2

Das ist wirklich grandios.

Schräg über meinem Kopf hängt ein Fernseher an der Decke. Es laufen gerade die 20 Uhr Nachrichten. Der Ton ist aus, aber der Wettertafel, hinter dem Nachrichtensprecher, kann ich entnehmen, dass wir richtig in der Tinte stecken.

Ich lasse meinen Blick durch die Raststätte schweifen und sehe Jamie an der Kuchentheke stehen, der sich die unvermeidlichen Schokomuffins auf den Teller lädt.

Pfui Teufel. Dabei können die gar nicht schmecken! PLastikfraß! Sonst immer einen auf gesundheitsbewusst machen und hier stopft er sich diese Chemiebomben rein. Für diese Leckerei wirft er regelmäßig sämtliche guten Vorsätze über den Haufen. Das verstehe, wer will.

Mein Blick gleitet wieder nach oben. Die Aussicht für die nächsten drei Tage. Wie gesagt: Super Klasse!

Neuschnee bis zum Abwinken, Ostwind, das heißt spitzenmäßige Schneeverwehungen und die Autobahn voll mit Urlaubern und Idioten wie uns, die ganz schnell und ganz dringend an ihr Ziel kommen müssen. So langsam glaube, beziehungsweise befürchte ich, dass wir Glück hatten, die Ausfahrt zur Raststätte genommen zu haben.

Wird uns aber alles nicht viel nützen. Obwohl wir wohlweislich sechs Stunden vor Abflug das Allgäu verlassen haben, schmilzt unser Vorsprung dahin. Wenn ich ehrlich bin, ist er längst verpufft.

Normalerweise benötigen wir gute zwei Stunden zum Münchner Flughafen, bei schlechtem Wetter auch mal drei. Aber sechs? Das ist echt eine Premiere. Aber wenn ich mir das Chaos da draußen anschaue, dürften selbst zwölf nicht ausreichen.

Durch die Panoramascheibe sehe ich nur eines: Eine undurchdringbare Wand aus riesigen, tanzenden Flocken. Das Schneetreiben ist so dicht, dass ich die hundert Meter entfernte Autobahn nur an den Rücklichtern und Scheinwerfern der stehenden Autos erkenne.

Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper. Brrrr. Dann schon lieber hier im Warmen sitzen. Nur befürchte ich, dass es eine verdammt lange Nacht werden wird!

Tja, es wird Zeit, dass wir, besser gesagt ich, da mein Mann ja damit beschäftigt ist die Kuchentheke zu plündern und der Meinung ist, ich würde schamlos übertreiben, dem Unvermeidlichen ins Auge sehe.

Der Flieger wird heute definitiv ohne uns abheben.

Ich reibe stöhnend über mein Gesicht. So ein verfluchter Mist aber auch! Mal ganz davon abgesehen, dass uns zwei sehr lukrative Aufträge durch die Lappen gehen, ein wichtiger Sponsorentermin um Wochen nach hinten verschoben werden muss, der Umbaubeginn für unser Haus in LA flach fällt und ich heute wohl kaum in ein Bett komme, darf ich das jetzt auch noch Jamie irgendwie klarmachen, was wohl alles andere als einfach werden wird.

Ich zücke mein Handy und öffne die aktuellen Wetterdaten. Tja, so sehr ich mir auch wünsche, dass der Wettermann im Fernsehen nur Panik macht, er hat leider recht. Schnee, Schnee, Schnee - so weit das Auge reicht. Das Allgäu im Ausnahmezustand, wobei es hier fast zum guten Ton gehört, in dem weißen Zeug zu versinken.

Eigentlich ein normaler Januar und ich mag das auch wirklich gern, allerdings eher, wenn ich daheim bin, das Holz im Kamin knackt und ich mit einer Tasse russischer Schokolade den Ausblick vom Wohnzimmer auf die schneebedeckte Wiese genießen kann.

Gut ... noch besser ist es mich mit Jamie oben im Bett zu verkriechen, zu kuscheln und die weiße Pracht uns das Gefühl gibt allein auf der Welt zu sein.

Unwillkürlich schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht, das mir allerdings schlagartig wieder vergeht, als mich die Realität in Form einer geöffneten Türe einholt. Ein Schwall eisig kalter Luft mitsamt weißem Zubehör weht herein.

Nix da kuscheln mit Mann! Eher Arsch abfrieren im Auto. Außer wir bleiben die ganze Nacht hier sitzen.

Was für eine deprimierende Vorstellung.

Ich könnte echt kotzen.  

Ein zweites Mal sinkt mein Kopf in meine Hände und dringt mein eigenes Stöhnen an meine Ohren.

Ich reagiere auch nicht, als ein Teller leise klappernd auf dem Tisch landet.

ICH WILL DAS HIER NICHT! Ich bin echt zu alt für so einen Scheiß! Oh Mann, das geht so nicht weiter. Jamie hat vielleicht doch recht und es wäre besser, den Winter in den Staaten zu verbringen. Nein! Darüber will und kann ich jetzt nicht nachdenken, ich bin einfach noch nicht so weit.

Seufzend sehe ich auf und mustere Jamies angespannte Rückenpartie. Regungslos steht er vor dem Tisch und sieht zum Fernseher auf. Er trägt ein dunkelrotes Leinenhemd, völlig overdressed für die Reise, aber er ist viel zu eitel, um einen schnöden Pulli zu tragen. Aber lecker sieht er allemal aus. Seine Finger liegen noch auf dem Tellerrand, aber er sieht zum Fernseher empor, auf dem jetzt Bilder aus diversen Allgäuer Ortschaften zu sehen sind, wo sie den Schnee mit Baggern aus der Innenstadt karren. Amüsiert beobachte ich, wie sein Kinn langsam nach unten klappt. Tja, Mr. LA, da schaust du!

Jamie ist kein Wintertyp, noch nie gewesen. Er hat mir mal erzählt, dass er in der Anfangszeit seiner Karriere erwogen hat, nach Chicago umzusiedeln. Die Idee war solange gut und interessant, bis die Metropole mal wieder von einem der gefürchteten Blizzards heimgesucht und lahmgelegt wurde. Danach hat er sie sehr schnell verworfen.

Wenn ich ehrlich bin, macht es mich schon stolz, dass mein Mann das zweite Jahr in Folge über Weihnachten den Weg zu mir ins kalte Deutschland gefunden hat. Aber ich gebe mir ja auch redlich Mühe, ihn bei jeder erdenklichen Gelegenheit aufzuwärmen.

Jetzt allerdings - gefriert mein dümmlich, verliebtes Lächeln wie die Welt jenseits des Fensters, als er mich mit großen Augen ansieht und gleichzeitig auf den Fernseher deutet.

„Fuck! Träume ich?“

Ich schüttle stumm den Kopf. Was soll ich auch sagen? Draußen heult der Wind um die Raststätte, fette, weiße Flocken prallen an die Scheiben, ehe sie schmelzen. Die Menschen, die das Restaurant betreten, klopfen sich die weiße Pracht von den Stiefeln. Die Fliesen an der Eingangstüre stehen schon lange unter Wasser.

Ja, es herrscht definitiv Sauwetter.

„Mike? Schaffen wir es noch zum Flughafen?“ Seine Stimme ist jetzt deutlich leiser. Ich glaube, er weiß die Antwort auch ohne, dass ich sie ihm gebe.

Resigniert zucke ich mit den Schultern. „Wohl kaum. Zumindest niemals rechtzeitig. Vielleicht ...“

Mein Handy klingelt! Jamie sinkt mit einem tiefen, genervten Seufzen neben mir auf die Bank und lehnt sich an mich, während ich den Sperrbildschirm wegstreiche. Ich will ihm gerade den Namen des Anrufers nennen, als sein Smartphone ebenfalls zu vibrieren anfängt.

Wir sehen uns an und lachen leise. Jeder greift nach seinem Gerät und schaut drauf.

Jamie schüttelt den Kopf. „Chris. Er macht sich wohl Sorgen.“

Ich nicke und lege meinen linken Arm um seine Schultern. „So wie Dirk!“ Ich lese den Text seiner Whatsappnachricht. „Ich ruf ihn mal an, vielleicht weiß er Genaueres vom Flughafen.“

Stumm widmen wir uns unseren Handys.

„Chris hat eine SMS geschickt“, murmelt Jamie nachdenklich und streicht seine dunklen Haare zurück.

„Was schreibt er?“ Dirk kann noch eine Minute warten. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass er wahrscheinlich noch im Büro sitzt und über Bauplänen brütet.

Jamie öffnet das Programm und die Nachricht. Er kommt ein Stückchen näher und lehnt sich an meine Seite. Unwillkürlich huscht mein Blick über die benachbarten Tische. Mir ist vorhin aufgefallen, dass eine Familie an einem großen, runden Tisch rechts von uns, tuschelt. Auch jetzt stecken sie die Köpfe zusammen und nicken in unsere Richtung. Im Grunde ist mir das egal. Sollen sie doch. Demonstrativ grinse

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2014
ISBN: 978-3-7396-0721-4

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