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Gestern Abend hast du mich in den Arm genommen, mich Fest Gehalten, Weich und Warm



Du, bist ein charmanter junger Mann mit einer bezaubernden Freundin an deiner Seite, die dir gezeigt hat, was wirkliche Liebe bedeutet.
Diese Liebe, die nicht fragt, nicht fordert, nicht erwartet.
Die Liebe, die ungefragt gibt, einfach so.
Die Liebe, die den Schmerz mit einschließt.

Diese Liebe, die es nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Eltern und Kinder gibt.

Als mir der Arzt vor gut 25 Jahren sagte, dass du bald da sein wirst, bin ich durch die Stadt getanzt und habe jeden umarmt, der mir über den Weg lief. Hätte die ganze Welt umarmen können.
Du wurdest geboren, zu früh, zu klein, ein wenig krank und ich habe darum gekämpft, dich mit nach Hause nehmen zu können. Habe dich immer an meiner Brust getragen.
Aus dir wurde ein lustiges, aufgewecktes Kind, das sich mit eineinhalb Jahren, du hattest gerade deinen kleinen Bruder kennen gelernt, vor mich hinstellte und sagte: „Ich bin so klein, ich brauche Schokolade.“…..
Die Liebe, die du bis dahin für dich hattest, musstest du jetzt teilen und kurze Zeit darauf auch noch auf deinen Vater verzichten.

Es folgten Jahre mit Geschwisterliebe und Geschwisterrivalitäten.
Jahre, in denen ich dich gestreichelt, geküsst und fest gehalten habe.
Jahre, in denen ich oft kurz vorm Verzweifeln war. Nicht wusste, wie ich mit deiner Wut, deiner Sehnsucht und deinen Forderungen nach Liebe umgehen sollte. Und dazwischen immer dein kleiner Bruder, dessen Augen, noch dunkler und trauriger wurden, wenn wir uns stritten.
Dann, kurz vor deinem 18. Geburtstag konnte ich nicht mehr. GEH´ habe ich zu dir gesagt. Du wolltest nicht, hast auf der anderen Seite der Tür gestanden und gebettel. Ich habe an dieser Tür gesessen und geweint. Mein Herz tat so weh und schmerzt heute noch, wenn ich daran denke….

Irgendwann bist du dann gegangen, Deinen Eigenen Weg. Ich war immer in deiner Nähe, doch mit genügend Abstand. Du hast mir einen Enkelsohn geschenkt, den ich jetzt nur noch von Fotos kenne.

Irgendwann begann sich etwas in dir zu verändern. Du bist in eine große Stadtgezogen, hast neue Menschen kennen gelernt und Arbeit in der „Pizzeria der verlorenen Kinder“ gefunden. Dort brachte dir ein junger Bursche das bei, was ich nicht konnte.

Vor kurzem habe ich dich dort besucht und bin dir mit meinen Augen überall hin gefolgt. Zum Abschied habe ich dich in den Arm genommen, habe dich Fest Gehalten, weich und warm.

An diesem Wochenende nun bist du 25 Jahre geworden. Dein Bruder und ich, wir waren deine Überraschungsgäste und die Überraschung ist uns Dank deiner Freundin gelungen.
Unser Abend war lustig und schön. Ich habe es unendlich genossen, euch so beieinander und das lustige Blitzen in den dunklen und den blauen Augen zu sehen.

Am darauffolgenden Abend habe ich dich zum Abschied noch einmal auf deiner Arbeit besucht und es wieder genossen, dir dabei zu zusehen. Im Laufe dieses Abends, bei einem Gespräch, war dir dein Bruder genauso wichtig wie du selbst. Hast du festgestellt, dass du eine behütete Kindheit hattest, ganz im Gegensatz zu den „verlorenen Kindern“.

Ich habe mich, wie immer von dir verabschiedet, war schon fast weg, da kamst du hinter mir her.

DU hast mich in den Arm genommen,
DU hast mich Fest Gehalten, Weich und Warm.

MEIN SOHN




Ein Abschied ?




Wir sind uns vor 23 Jahren das erste Mal begegnet.
Als ich dich das erste Mal sah, war ich von dir begeistert und von deinem Äußeren angetan.
Wir haben uns in diesen 23 Jahren sehr gut kennen gelernt.
Gerade zum Anfang unserer gemeinsamen Zeit mussten wir uns oft trennen. Jedes mal habe ich geweint und du hast mir mit traurigen dunklen Augen hinterher gesehen, wenn ich gehen musste.
Diese dunklen Augen, die mich wie Butter in der Sonne dahin schmelzen lassen. Dein Blick, mit dem du mich noch immer um den kleinen Finger wickeln kannst.

Ich wusste von Anfang an, dass unser Miteinander etwas ganz Besonderes hat. Und genauso ist es gekommen. Ich denke gerne an solche Augenblicke, wie unser Stapfen durch den frisch gefallenen Schnee, zurück.
Die Sache in dem kleinen Geschäft, wo viele kleine Gipsfiguren standen. Wir wollten nur Weihnachtsäpfel kaufen. Als du mit absoluter Sicherheit genau die eine Figur zeigen konntest, die mir als Einzige gefallen hat, obwohl ich nur an ihnen vorbei geschlendert bin.
Die Zeiten, als wir vor unserem Haus im Gras lagen und uns Wolkengeschichen erzählt haben.
Die eine Episode, die sich mir im Gehirn festgebrannt hat, als du mir mit nur einer einzigen Frage klar gemacht hast, wie wenig ich um mich herum noch wahr nehme. Die mich auch heute noch immer wieder wachrüttelt.
Die Momente, in denen du mich, ohne etwas zu sagen, in den Arm genommen und fest gehalten hast. So lange, bis sich mein Schmerz aufzulösen begann.

Nun, vor gut drei Jahren, wolltest du in eine andere Stadt, deine eigenen Wege gehen, ohne mich.
Ich habe dich dorthin gebracht. Den ganzen Rückweg habe ich geweint und das bei 180 kmh auf der Autobahn.
Seit dem sehen wir uns nicht mehr oft, doch wir telefonieren. Du nimmst mich so auf deinen Entdeckungsreisen mit. Ich weiß, dass du dich dort sehr wohl fühlst und merke es auch daran, dass du mich immer seltener besuchst.
Diese Besuche, wo allein deine Gegenwart mir ausreicht, um mich glücklich zu machen. Wir verstehen uns auf eine Art, die oft keiner Worte bedarf.
Wenn du mir dann von den Dingen erzählst, die dich bewegen, dann kannst du sie in Worte fassen, wie ich es nie könnte.

Erst kürzlich, Du warst auf dem Weg zu mir hast du mir folgendes geschrieben

„Müde und erschöpft vom Wissen,
was noch vor einem liegt
Eine Zugfahrt mit Verspätung
Ein Herbsttag, wie er schöner nicht sein kann
Es ist der Geburtstag meines Bruders
Vorbei zieht die Welt
Man sieht eine Traumwelt
die man nie bereisen wird
und doch rührt einen diese Traumwelt
es gibt so viel Schönes
dass ein Herz allein daran zerbricht
und sich nach jemanden sehnt
um all das in sich aufnehmen zu können
Nach meiner kurzen Zeit auf dieser Welt
habe ich Dinge und Menschen gesehen
deren Schönheit und Zauber mich nicht mehr loslassen
Man möchte ewig leben, um alles zu sehen
Doch wird einem schnell klar
Dass die wenigen Momente die so Atemberaubend sind
verblassen würden
Nutzt die Zeit, die dir gegeben
Denke an Morgen und an Gestern
Lebe im hier und jetzt
Und bereue NIE“



Ich bin unendlich dankbar für unsere gemeinsame Zeit und unbeschreiblich glücklich, dass ich dich kennen lernen durfte.

MEIN SOHN






Ich liebe Dich



Ich liebe dich
auch wenn du mich schlägst
ich liebe dich
auch wenn du mich nicht beachtest
ich liebe dich
obwohl du mich immer wieder wegstößt.

Ich liebe dich
und sehne mich nach deiner Liebe,
danach, deine Wärme zu spüren,
seine Beachtung geschenkt zu bekommen,
von dir fest gehalten zu werden.

Doch du tust es nicht, kannst es nicht.

Als Kind habe ich darum gebettelt,
dich herausgefordert, damit du mich siehst
habe all die Schläge in Kauf genommen
denn dann hast du mich beachtet, berührt…

Ich bin erwachsen geworden,
habe immer wieder die Frage gestellt,
„Warum tust du das?“
Und habe Antworten darauf gefunden…
habe gelernt, dir meine Wünsche,
Sehnsüchte anders zu zeigen.

Doch du verstehst mich noch immer nicht,
vielleicht, weil ich für dich immer noch ein Kind bin?

Und ich weiß
dass du meine Liebe viel mehr brauchst
als ich die deine
denn diese bedingungslose Liebe
nach der ich mich so sehne
habe ich bei meinen Kindern gefunden.

Auch heute noch tun mir deine verbalen Schläge weh,
denn ich liebe dich
unabhängig davon, ob du es auch tust
ich liebe dich, denn ich weiß
wenn ich dir meine Liebe nicht zeigen würde
dann würde ich dir weh tun.


Ich liebe Dich

Mutti


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.01.2009

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