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Als keine Menschenseele mehr auf den Straßen rum lief, musste Elina noch einmal raus um für ihre kranke Mutter die Einkäufe zu besorgen. Sie ging unter flackernden Straßenlaternen, durch die kalte und regnerische Nacht. Sie fummelte nervös an ihrem Beutel herum und guckte aufmerksam, um auch nur die kleinste Bewegung zu sehen, durch die Gegend. Das ist keine Angst, ermahnte sie sich selbst, das ist nur vorsichtig. Endlich sah sie das helle Licht des Supermarkts und ging etwas beruhigter auf die Eingangstür zu, als sie hinter sich Geräusche vernahm, die sie aber gleich wieder als Einbildung abschob. Mit Tunnelblick auf ihre Besorgungen ging sie durch die Regale um sich alles nötige zu greifen und keine Sekunde länger als unbedingt notwendig in einer nächtlichen Stadt voller unheimlicher Gestalten, die umherwandelten, unterwegs zu sein. Sie kramte aus ihrer Hosentasche den Einkaufszettel hervor und zog die einzelnen Teile aus den Regalen, bezahlte an der Kasse und ging dann wieder auf die dunkle Straße. Der Regen hatte zugenommen und sie verfluchte ihre Entscheidung keinen Schirm mitgenommen zu haben. Mit dem Beutel überm Kopf lief sie durch die Straßen und wich den kleinen Pfützen, die sich mittlerweile gesammelt hatten, aus. Wie ein Reh im Wald über Stock und Stein, sprang sie über die Wasserlachen auf die andere Straßenseite um eine Abkürzung nach Hause zu nehmen, obwohl diese durch eine Reihe dunkler und einsamer Gassen führte. Als sie in die Gasse einbog, machte sie auch gleich wieder kehrt marsch, als ein paar vermummte Gestalten auf sie zukamen. Schnellen Schrittes flüchtete sie vor den finsteren Gesellen, auf der Immerwehrenden Suche nach anderen Passanten, die mit ihrer bloßen Anwesenheit dafür sorgen konnten, dass die Gestalten nichts Unlauteres mit ihr versuchten. Sie lief zwischen eine Reihe von Häusern, legte sich an die Wand um zu Atem zu kommen, als plötzlich eine der schwarzen Gestalten neben ihr stand und sie laut aufschrie. Sie wollte weglaufen, aber ihre Beine wollten ihr einfach nicht gehorchen. Die Vermummte Gestalt packte Melina am Arm und drückte sie gegen die Wand, wobei sie sich starr vor schreck nicht bewegte. Sein Körper drückte sich gegen ihren und er griff ihr mit seiner großen und rauen Hand an die Kehle, seine Lippen ganz nah an ihrem Ohr. Melina erinnerte sich an ihren Selbstverteidigungskurs, sie stieß ihm ihr Knie zwischen die Beine, worauf er sie los lies. Sie nutzte diese kurze und einmalige Gelegenheit seiner Unachtsamkeit, und rannte in das Gewirr aus Gassen zwischen den Hochhäusern. Auch als sie selber nicht mehr wusste wo sie genau war, lief sie noch weiter durch die Straßen, als sie plötzlich wieder auf die Hauptstraße stieß und im schein der Laternen einen streunenden Hund im Müll wühlen sah. Fasziniert von dieser gebrechlichen Kreatur, wie sie auf der Suche nach etwas Essbarem war, hielt sie inne, und vergaß darüber hinaus vollkommen ihren Verfolger. Doch anscheinend schien der Hund gar nicht so gebrechlich denn plötzlich richtete er sich mit einem tiefen knurren auf, sodass er auf zwei Beinen stand und jaulte drohend auf. Erschrocken wich Elina zurück und suchte nach einer Waffe um sich zu verteidigen, denn gegen ein Tier hatte sie mit ihren Verteidigungsfertigkeiten keine Chance. Als die Kreatur mit einem Satz nach vorne sprang wich sie bis an die Mauer zurück und sank auf den Boden, wo sie mit ihrer zitternden Hand am Boden nach etwas suchte wie einen Stein. Doch Elina war das Glück nicht hold - sie fand nichts womit sie sich das Biest vom Leib halten konnte. Womit habe ich das verdient, dachte sie, ich kümmere mich um meine Mutter, treffe mich nicht mit meinen Freunden und helfe im Haushalt. Langsam, wie ein tödlicher Puma auf der Jagd, schlich der unheimliche Hund auf Elina zu - ein bedrohliches Knurren drang tief aus seinem Innern an ihr Ohr. Er fletschte die Zähne, es sah so aus als ob er jetzt auf sie springen will, doch die Vermummte Gestalt stand wie durch ein wunder vor dem Tier und hielt ihn davon ob. Der Hund verbiss sich in den Arm des Unbekannten, was diesen nicht recht viel ausmachen zu schien. Bevor ihr Gehirn schaltete, starrte sie nur auf das Geschehen vor ihr. Ein blutiges Gerangel spielte sich vor ihr ab, bis plötzlich ... der Köter mit einem Wimmern von dem Unbekannten abließ und regungslos zu Boden brach. Melina sprang von dem Schreckenzenario weg und lief mit der Einkaufstüte die sie die ganze Zeit fest umklammert hielt weg. Unterwegs merkte sie, dass ihre Hand, um die sie die Tüte gewickelt hatte, schon ganz blau angelaufen war, so fest hielt sie sie. Trotzdem lief sie die letzte Straße noch mit der Tüte, um die Hand gewickelt, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

*


Zur selben Zeit in einem anderen Teil der Stadt:
Ein Mann, verboten gut aussehend und kultiviert, stieg durch ein surreales Portal aus einer anderen Welt in die unsere. Geheimnisvoll streifte er durch das Viertel der Reichen Schnösel, wobei er achtsam nach recht und links Ausschau hielt. Obwohl er weder etwas von ihnen sah noch hörte, wusste er, dass seine Schergen, aufmerksam auf jede mögliche Gefahr, in den Schatten der Nacht verborgen hinter ihm her trotteten - denn das war ihr Job, ihn zu beschützen. Ein Geräusch verursachte Aufregung bei seinen Schergen, doch der Geheimnisvolle Mann, mit den (tiefdunklen) Augen, hob die Hand und schlagartig kehrte wieder Ordnung ein. Sie vertrauten seinem Urteilsvermögen blind, denn obwohl ihm so viele Beschützer zur Seite gestellt wurden, konnte er seinen Sicherheitsstatus hervorragend selbst einschätzen. Doch als der Mann plötzlich das aufheulen eines Geschöpfes aus seiner Welt vernahm, lief er Augenblicklich los. Konnte es sein, dass er es war, der den er gesucht hatte, für den er extra in diese eigenartige Welt gekommen war? Er folgte dem gejaul, doch so schnell wie es auftauchte, so schnell war es auch wieder verschwunden. Nichts blieb ihm mehr als Anhaltspunkt, wo er ihn finden konnte, außer einer wagen Richtung. Auch wenn es nur eine Ahnung war, schritten sie in die Richtung, in der Hoffung vielleicht doch glück zu haben. Er wies seine Schergen an keinen Mucks von sich zu geben; selber fuhr er alles an Sinnen aus, was er aufbringen konnte, um die Fährte (des Wesens) aufzuspüren. Er lief in eine Richtung und erhaschte sogleich den leichten Geruch von Blut, der für Menschen gar nicht wahrnehmbar ist. Auch roch das Blut nicht menschlich, eher wie ein Dämon; Blut, umgeben von einer übel riechenden, modrigen und toten Dunkelheit, wie er sie nur aus seiner Heimat kannte. In übermenschlicher Geschwindigkeit rannte der Mann los, trotz das er so schnell rannte sah es noch immer elegant aus. Obwohl seine Schergen eine ähnliche Ausbildung hinter sich gebracht haben wie er, konnten sie mit ihm nicht Schritt halten; denn ihn trieb ein persönliches Verlangen nach dem Kopf des flüchtenden an, was ihn zusätzlich beflügelte. Als er an dem Geschehen ankam sah er eine Gestalt weghuschen und die Überbleibsel des viel zu großen Hundes der blutend auf dem Boden lag. Er schaltete schnell, befehligte zwei seiner Schergen sich des Hundes anzunehmen und verfolgte zusammen mit dem Rest die dunkle Gestalt, die laut seiner Nase verletzt war. Es war einfach der Gestalt zu folgen, da sie einen so deutlichen Geruch aus Blut und schweiß hinter lies, dass man denken könnte die Menschen können es riechen. Aber natürlich konnten diese unaufmerksamen Gestalten das nicht, nicht mal jeder aus seiner Welt konnte ihm dabei das Wasser reichen, immerhin war er einer der besten Jäger die es zu Hause gab. Na ja er sollte auch der beste sein, da er doch hoffentlich nicht um sonst zum obersten Diener des Königs gewählt wurde. Nur dem Besten durfte dieses Privileg zuteil werden. Jedenfalls lief er ein paar Mal um die Häuser, doch wie es schien hat die Gestalt sich in Luft aufgelöst- auch wenn überall der Blutgeruch war. Diese verdammten Dämonen, ich hasse sie, dachte der oberste Diener des Königs. Dennoch gab er nicht so leicht auf und ließ sich vollkommen auf den Geruch des Blutes ein, um diesen Mistkerl zu finden. Seine Schergen, die den Hund wegschaffen sollten, kamen gerade an und stellten sich wieder hinter ihm auf. Sie hielten sich zurück, um ihn nicht bei seiner Arbeit zu stören, doch einen von ihnen winkte ihr Meister zu sich heran, der der unscheinbare Unnatürlichkeiten andeutungsweise sehen konnte. Er trat neben den königlichen Diener und stellte sich starr gerade hin. Neben so einen hochrangigen Mitglied des königlichen Stabs zu stehen, machte den Jungspund etwas nervös, weshalb es ihm schwer fiel die üblichen magischen Lichtpartikel zu erkennen, die eine Unnatürlichkeit bewiesen, die in der Luft lag. Doch trotz der Nervosität konnte man seine Fähigkeiten nicht täuschen und er deutete auf ein neues Portal, das nur die Schergen erkennen konnten, solange es nicht vollends sichtbar war. Es hatte sich durchaus gelohnt den Burschen in sein Team aufzunehmen, auch wenn er noch zu wenig Erfahrung hatte, dachte der Mann. Er erhob die Hände kurz vor die Stelle auf die der Scherge gedeutet hat, nuschelte ein paar Wörter in einer anderen Sprache, worauf sogleich das das Portal sichtbar wurde. Wie ein vertikaler See wirkend, wartete das Portal darauf, dass er hindurch schritt. Doch er tat es nicht, denn mit einer einzigen weiteren Handbewegung schloss er das Portal. Nun konnte der Dämon nicht mehr in diese Welt, falls er durch Portal gegangen ist, doch das war nicht seine Aufgabe den Dämon hinterher zujagen. Sein Priorität lag darin die Tochter des Königs zu finden, ihr ihre Herkunft zu erklären und zurück in ihr Reich zu bringen, damit das Volk des Königs nicht noch länger davor bangen muss, dass der wohl schrecklichste Krieg in der Geschichte ausbrechen wird, der alles vernichten könnte, was ihnen lieb ist. Er zog einen Zettel aus seinen schwarzen Anzug und blickte auf die Adresse die der König ihm gegeben hat. Hoffentlich war diese noch aktuell, denn es war schon über 20 Jahre her, dass der König zuletzt bei ihrer Mutter war. Dev lief die Straßen entlang, bis er vor einem sehr heruntergekommenen Haus stehen blieb und versuchte etwas hinter den Fenstern zu erkennen. Das Haus war dunkel im innern, nur das kleine Licht über der Haustüre brannte - flackerte vielmehr. Als das Licht im obersten Stock anging, schnellte sein Blick nach oben. Er sah eine Projektion eines Schattens an der Wand bestehend aus einem dünnen Vorhang, der vor dem Fenster hing, entlangtanzen. Er beobachtete das Schauspiel aus Schatten noch eine weile und beschloss heute nicht mehr an der Tür zu klingeln. Denn für die Menschen war die Nacht etwas privates, im Gegensatz zu uns Dämonen, die wir die Nacht gerne mit anderen teilten. Dev löste sich in einen Schatten, ähnlich einer Rauchwolke auf. Als er dies in seiner Kindheit zum ersten Mal tat, erlitt er quälende Schmerzen, doch mittlerweile war er geübt darin und bewerkstelligte diese Art der Reise ohne Mühe von einer Sekunde auf die andere. Auch wenn er manchmal noch befürchtete, in der anderen Welt, unvorbereitet auf ein gefährlich Wesen zu stoßen. Doch diesem Problem konnte er ganz einfach aus dem Weg gehen, indem er sich direkt innerhalb der königlichen Mauern Teleportierte. Sein König, halb sitzend, halb liegend auf seinem Thron lies den Kopf nach vorne baumeln und schlief, was er momentan nicht sehr oft machte, wozu auch noch kam, dass er ja eigentlich gar keinen schlaf braucht. Der Thronsaal lag im Dunkeln, bis auf das Mondlicht, dass durch die Meterhohen Fenster silbern hineinschien. Dev ging durch einige Räume und Türen und legte sich auf ein Bett in einem kleinen Raum. Es war nicht seines, aber in seiner Position konnte er es sich durchaus erlauben sich überall hinzulegen, wo es ihm gerade passte - solange es nicht gerade das Bett des Königs war. Er wusste auch das er nichts im hinteren Bereich des Schlosses zusuchen hatte, da es der Prinzessin gehörte und der König bei diesem Thema sehr empfindlich war. Dev quälte es sehr seinen König so deprimiert zu sehen, weshalb er das Thema der Prinzessin gegenüber subtil angehen musste, damit er sie nicht verschreckte.
Doch gleich morgen wollte er Melina weg holen und den König endlich das zurück geben wonach er sich schon 19 Jahre sehnte. Und nicht nur für den König würde dieses Mädchen mehr bedeuten als nur eine Prinzessin, die auf Kosten des Volkes im Schloss lebte, sie würde der personifizierte Frieden für uns alle bedeuten. Viel zu lange schon bestand der Kampf zwischen den Gestaltwandlern und dem König, nun endlich kam ein ende in sicht mit der bloßen Anwesenheit der Prinzessin. Jetzt musste er sie nur noch ohne Zwischenfälle hierher geleiten, dann würde alles wieder gut werden. Mit diesen glücklichen und optimistischen Gedanken gönnte er sich etwas Ruhe und schlief ein.


Fortsetzung folgt ....

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen besten Freunden Anno und Glitzergirl

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