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Vorwort

Magic is believing in yourself. If you can do that, you can make anything happen.

//00 - Prolog

 

Es war finsterste Nacht. Kaum jemand war noch unterwegs. Die meisten Menschen, die sich zu solch unchristlichen Zeiten aufhielten waren Drogendealer oder andere Gangster oder vielleicht Menschen, die gerade von einer Party auf den Weg nach Hause waren, jedoch zu betrunken waren, um ein Taxi zu rufen. Doch als die beiden siebzehn – jährigen Mädchen durch die Straße wanderten, blickten sie immer wieder hinter ihre Schulter. So als hätten sie Angst, dass jemand sie aufhalten möge oder sie in eine dunkle Gasse zerre. Sie waren keine normalen Mädchen. Die Zwillinge waren Hexen, die auf der Flucht waren. Auf der Flucht vor ihrem Hexenorden.

 

Es war keine vier Stunden her, als sie geflohen waren. Bestimmt hatten die Hexen von New Orleans ihr Verschwinden bereits schon bemerkt. „Es ist nicht mehr weit, Nina“, flüsterte Elena und zog ihre Schwester weiter mit sich. „Bald sind wir beim Busbahnhof. Bald können wir von hier verschwinden. Sie werden uns niemals finden.“ Doch Nina war skeptisch. Denn sie glaubte nicht daran, dass sie es wirklich aus New Orleans schaffen würden. Clara würde sie bestimmt finden und zurückbringen. Aber ihre Twin war so voller Hoffnung, also wollte auch sie daran glauben, dass alles wieder gut werden würde.

 

Elena zerrte sie weiter und dann kamen sie endlich dort an. Der Bus nach Hattiesburg wollte gerade abfahren, doch beide Mädels rannten so schnell sie konnten zu dem Bus und hämmerten an die Türen, bis der Busfahrer dann doch wieder aufmachte. „Vielen Dank“, keuchte Elena, gab dem Fahrer die Karten und saß sich dann nach einem Brummen des Busfahrers mit ihrer Schwester ganz nach hinten. Dann wurden die Türen geschlossen und der Bus fuhr an. Jetzt entspannte sich Elena vollkommen, machte es sich gemütlich im Bus und sah zu ihrer Schwester, die immer wieder nervös aus dem Fenster sah. Elena beobachtete ihre Schwester dabei, bis sie es nicht mehr aushielt und sie an stupste. „Bist du okay, Nina?“ Nina riss sich vom Anblick der vorbeirauschenden Stadt und sah nun zu Elena. Ob sie okay war? Nicht wirklich. Sie hatte ihre Schwester in dieses Schlamassel gebracht und jetzt war auch Elena auf der Todesliste von Clara.

 

Nein sie war nicht okay, doch sie setzte ein Lächeln auf, nahm Elenas Hand und sagte: „Ja. Jetzt schon und sobald wir viele viele Meilen zwischen uns und New Orleans gebracht haben, wird es mir noch viel besser gehen.“ Elena nickte verständnisvoll und drückte dann ihre Hand. Sie brauchte keine Worte, um ihrer Schwester zu zeigen, dass sie immer für sie da war.

Sie würde für Nina durchs Feuer gehen und so viel weiter. Und genau das machte Nina Angst, denn genau diese Einstellung brachte jetzt auch Elena in Gefahr, doch sie war auch unglaublich froh, dass sie nicht alleine war. Sie verließen New Orleans und je mehr sie hinter sich brachten, desto entspannter wurde sie. In zwei Stunden rollte der Bus bei der Haltestelle in Hattiesburg an und ließ die Gäste aussteigen. Elena zog Nina mit sich und stieg sofort in den nächsten ein. Sie konnten ja im Bus schlafen und sobald sie einen großen Abstand zwischen sich und ihren ehemaligen Hexenzirkel gebracht hatten, würden sie sich ein Zimmer in einem Motel nehmen.

 

Dieses Mal ging der Weg nach Meridian, dass ebenfalls zwei Stunden weg war. Elena und Nina machten es sich bequem, dann guckten sie schweigend aus dem Fenster und schon bald schliefen sie sogar ein. Die Busfahrt ging weiter und weiter. Sie gönnten sich keine Pause, denn die Angst, dass Clara sie findet, war zu groß. Und so fuhren sie und brachten Meilen über Meilen zwischen sich und New Orleans. Bis sie in New York ankamen und fanden, dass sie hier ein neues Leben starten könnten.

New York lag an der Ostküste, was den beiden Mädels nur zugute kam. Beide mochten das Meer, es hatte etwas beruhigendes an sich und Clara würde sie bestimmt nicht so schnell unter den acht Millionen Einwohnern finden. New York war die bevölkerungsreichste Stadt in ganz USA.

 

Mit großen Augen sahen sie sich um und waren völlig von der Rolle, als sie die schöne Stadt dabei zusahen, wie sie lebte. Wie die Menschen hektisch durch die Straßen liefen und keine Zeit hatten diese wundervolle Stadt zu bewundern. Dafür taten es aber Elena und Nina. Bis dann Nina Elena mit sich zog. „Wir müssen weiter. Wir brauchen unbedingt einen Unterschlupf. Irgendetwas was unsere Magie dämpft“, meinte Nina nun hektisch und zog Elena weiter mit sich.

Elena überlegte und durchstöberte ihren Kopf, bis ihr etwas einfiel. „Wie wär's mit dem Schattenjägerinstitute?“ Nina blieb abrupt stehen und starrte ihre Schwester mit offenen Mund an. „Schattenjägerinstitute? Bist du wahnsinnig. Die lynchen uns.“ „Nein. Denn sie werden nie erfahren, was wir sind“, meinte Elena überzeugt. Diesmal zog sie Nina durch die Straßen.

 

Nina war nicht gerade darüber erfreut, aber wenn es wirklich klappte, dann wären sie tatsächlich in Sicherheit. Funktionierte es nicht, dann wussten sie sich ja zu wehren.

Mit neuer Hoffnung marschierten beide Richtung Ruine, die aber in ihren Augen wie ein sehr großes imposantes Gebäude aussah, dass etwas mittelalterliches an sich hatte. Der Himmel über den beiden Mädchen zog sich zusammen.

Dunkle Wolken schoben sich über die Sonne und dann schon prasselte der Regen nach unten. Dicke Tropfen fielen nach unten und durchnässten die beiden Mädchen. Schnell waren sie klatschnass, bevor sie vor der großen Türe standen und klopften.

 

Ein gutaussehender blonder Mann mit grünen intelligenten Augen öffnete die Türe und sah die beiden misstrauisch an. Sein Name war Nathan Winchester und er war der Chef des New Yorker Schattenjägerinstitute. Und diese Gefährlichkeit die er ausstrahlte, wollte die beiden Mädels am liebsten wieder umdrehen und abhauen lassen, aber die Angst vor Clara war größer. Also strafften sie ihre Schultern und kamen näher.

„Entschuldigen Sie … wir... Ich bin Elena und das ist Nina. Wir beantragen Asyl. Das kann man doch machen oder nicht?“, fragte Elena und lächelte jetzt Nathan sanftmütig an.

 

Der harte Ausdruck aus seinem Gesicht wich. „Ja. Ja das kann man.“

//01 – Playing Hide and Seek

 


New York und die Weihnachtszeit. Einer der schönsten Kombinationen der Welt. Der 'Big Apple' war mit einer dünnen Schneeschicht überzogen. Alles roch frisch und die Schneedecke glitzerte in der mittäglichen Sonne. Es hatte schon vor zwei Stunden aufgehört zu schneien und die Sonne hatte sich einen Weg an die Oberfläche gebahnt. Die Straßen waren überfüllt von hektischen Einkäufern, die unbedingt noch dort und dorthin mussten, um die Geschenke für ihre Liebsten zu kaufen. Der Dezember hatte zwar erst angefangen, doch lieber man kaufte jetzt schon alles ein oder man würde am Schluss im Weihnachtsstress stecken. Zwei Mädchen mit langen braunen Haaren, die sich bis aufs letzte Haar glichen, aber dann doch wieder nicht, schlenderten mit Taschen in den Armen durch die Straßen. Man konnte sie auseinander halten, aber wenn sie es darauf anlegten musste man sie wirklich gut kennen, damit man sie nicht verwechselte. Elena Fray, die nur 3 Minuten später geboren wurde, war das typische süße Mädchen. Sie liebte es sich in süßen dezenten Klamotten zu kleiden und oft versuchte sie so gut wie möglich ja nicht zu viel Haut zu zeigen. Auch heute hatte sie sich ganz ihrem Kleidungsstil entsprechend gekleidet. Sie trug eine graue Röhrenjeans, ein graues Top und einen pink farbenen Kapuzenpullover mit Reißverschluss an der Seite. Dazu trug sie noch weiße Sneakers, eine weiße warme Mütze und war dezent geschminkt. Sie liebte Strähnen im Haar und deswegen hatte sie heute eine pinke Strähne in ihrem braunen Haar, die perfekt mit ihrem Pullover harmonierte.

Nina dagegen, war das krasse Gegenteil. Sie liebte es sexy. Je kürzer, desto besser. Sie trug ihre Haare gelockt, trug einen knallroten Lippenstift und ihre Augen waren kräftig und sexy geschminkt. Sie hatte eine schwarze Hose in Lederoptik an, dazu eine blutrote ärmellose Bluse mit Reißverschluss am Rücken und drüber noch einen schwarzen Blazer mit Schalkragen. An ihren Füßen trug sie rote Pradaschuhe. Sie liebte es teuer und gab viel Geld für Klamotten aus. Die Tüten, die ihre kleine Schwester trug waren ihre. Sie hatte mal wieder ihrer Shoppingsucht nachgegeben. Sie liebte ihre Schwester heiß und innig. Immer wieder versuchte sie Elena dazu zu bewegen, dass sie sich sexy und verführerisch anzog, aber das Mädchen sträubte sich immer wieder dagegen. Kein Wunder, dass sie noch nie Sex hatte. Nina sah ihre Schwester an und schmunzelte. Irgendwie aber war sie froh darüber. Sie wollte, dass Elena ihr erstes Mal mit jemanden erlebte, der sie wahrhaftig liebte.

Aber ob Elena diesen Mann je finden wird? Denn Elena hatte die Angewohnheit, sich immer sehr schnell in jemanden zu verlieben. Da wo bei Nina zu wenig war, verschenkte Elena immer sehr bereitwillig. Vertrauen, Liebe … so etwas vergab Nina nicht leichtfertig. Sie hatte das Gefühl noch nie wirklich verliebt gewesen zu sein. Für sie zählte eher der Spaß. Elena bemerkte den Blick ihrer Twin und sah sie ebenfalls an. „Hast du Hunger?“, fragte sie lächelnd und deutete auf ein Café. Nina nickte eifrig, aber verzog dann das Gesicht. Sie war pleite. Das letzte bisschen Geld hatte sie für Klamotten ausgegeben. Die Zwillinge brauchten keine Worte, um sich einander zu verstehen. Beide verstanden einander auch wortlos. Auch wenn sie von außen hin, wie ganz normale junge erwachsene Frauen aussahen, verbargen beide ein großes Geheimnis. Sie waren Hexen … und auf der Flucht.

„Ich lade dich ein. Ein bisschen Geld hab ich noch“, sagte Elena und zog dann ihre Schwester zu den Tischen, die draußen aufgebaut waren. Beide Mädchen ließen sich darauf nieder und sofort begann Nina zu jammern. „Boah diese Schuhe bringen mich um“, nörgelte sie leicht und schlüpfte aus den Pumps. Elena lachte und sah ihre Schwester belustigt an. „Tja dieses Problem habe ich nicht“, entgegnete sie und präsentierte stolz ihre Schuhe. Ihre schönen flachen Schuhe. Nina rollte mit den Augen und grinste dann verschmitzt. „Manchmal hat dein Style echt Vorteile.“ „Jap. Hach Nina ich glaube ich bin verliebt“, platzte dann Elena hervor und stützte verträumt ihr Kinn in ihrer Hand ab. Nina hob eine Augenbraue und erwiderte: „Du bist jedes Mal verliebt und dann sobald es auf das Thema Sex zu sprechen kommt, bist du zu schüchtern und machst Schluss mit dem Kerl, der dir verfallen ist.“ In einem Punkt war es bei beiden Schwestern gleich. Die Männer waren ihnen verfallen.

Elena seufzte und ließ die Schultern hängen. Schon packte Nina das Mitgefühl und sie griff nach der Hand ihrer Schwester. „Geh in dein innerstes, Elena und sag mir was du willst.“ „Ich weiß nicht was ich will.“ „Doch“, sagte Nina fest und sah ihrer Schwester in die goldbraunen Augen. „Du weißt es. Du musst nur auf dein Herz hören.“ Elena atmete tief ein und schloss die Augen. Dann lauschte sie. Nach einer Weile schlug sie die Augen wieder auf und sagte: „Ich will eine Liebe, die mich verzehrt. Ich will Leidenschaft, Abenteuer und … und sogar ein kleines bisschen an Gefahr.“ Elena zog ihre Hand weg und lehnte sich im Stuhl zurück. Aber so etwas gab es nicht. Wer würde sich schon nach ihr verzehren? Stundenlang wach liegen und sie suchen, wenn sie verloren ging. Wer würde sie jemals so sehr lieben, dass er nicht ohne sie leben konnte. Nina sah ihre Schwester lange an und sagte in leiser sanfter Stimme: „Du wirst so jemanden finden, Elena. Versprochen.“ Elena lächelte kurz und wechselte dann abrupt das Thema. „Was machen wir jetzt wegen Weihnachten? Ich bin so gut wie pleite. Hab nur noch 10 Dollar, die wir jetzt gleich für was zum Futtern ausgeben werden.“ Nina blätterte in der Karte herum und zuckte gleichgültig mit der Schulter.

„Ach wir nehmen einfach noch einmal einen Kredit bei der Schattenjägergilde auf.“ Die Schattenjägergilde hatte den beiden Asyl gewährt, als sie von ihrem Hexenzirkel geflohen waren. Nur dort waren sie sicher. Kein einziges übernatürliches Wesen ging in dieses Institute rein. Die Schattenjäger wussten natürlich nicht was die beiden waren. Denn wenn sie es wüssten, dann wären beide Mädchen einen Kopf kürzer. „Das geht nicht“, hielt Elena ihrer Schwester entgegen. „Ich hab sie nämlich schon gefragt, aber die haben abgelehnt und wollen noch die 500 Dollar vom letzten Mal. Wenn wir die bald nicht bezahlen, dann haben wir nicht nur kein Geld, sondern auch kein Dach über dem Kopf.“ Bei dieser Vorstellung bekamen beide Hexen eine Gänsehaut. Dann wären sie schutzlos und wenn Clara sie finden würde, dann waren sie beide so gut wie tot. „Das ist mies. Was machen wir jetzt?“, fragte Nina mit leichter Panik in ihren samt braunen Augen. Elena lächelte sie beruhigend an und erwiderte: „Wir müssen uns eine Arbeit suchen.“ „ARBEIT?!“, quietschte Nina entsetzt und starrte ihre jüngere Schwester geschockt an.

Elena nickte ernst und musste dann doch bei Ninas Gesichtsausdruck lachen. Die Bedienung kam und fragte, was sie ihnen denn bringen konnte. Elena bestellte sich einen Latte Macchiato und einen Muffin. Nina einen Milchshake und einen Erdbeerkuchen. Sobald die Bedienung weg war, plapperte sie drauf los: „Okay. Okay. Okay. Arbeiten. Gut. Das bekomme ich hin. Das geht ganz einfach.“ „Bitte nicht das was ich denke.“ „Was denkst du denn?“, fragte Nina unschuldig. Elena schlug ihrer Twin unterm Tisch gegens Schienbein. „Arbeite etwas richtiges und nicht als Prostituierte. Bitte.“ Jetzt grinste Nina und schwieg beharrlich. Elena seufzte theatralisch und rollte mit den Augen. Wenn Nina sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie niemand davon abbringen. Die bestellten Sachen kamen und beide machten sich schweigend darüber her. Nach einer Weile brach Nina das Schweigen und fragte: „Also. Du hast dich verliebt. In wen?“ Neugierde blitzte in Ninas Augen auf. Elena grinste jetzt wie ein Honigkuchenpferd und schwärmte wieder. „Hach Nina. Er ist einfach sooo toll. Er ist ...“, erzählte sie, doch plötzlich brach sie mitten in der Erzählung ab. „Er ist ein mieses ARSCHLOCH!“

Elenas Augen füllten sich mit Tränen. Nina drehte sich verwirrt in ihrem Stuhl um und folgte Elenas Blick. Auf der anderen Straßenseite knutschte ein blonder Kerl mit einer Rothaarigen. Er sah zwar gut aus, aber sie konnte schon auf den ersten Blick sehen, dass es ein Macho war. Wieder wandte sie sich ihrer Schwester zu und drückte ihr mitfühlend die Hand. „Er war es sowieso nicht wert, Elena. Du verliebst dich schon wieder. Aber dieses Mal in den Richtigen“, versprach sie ihr. Elena schniefte und schüttelte den Kopf. „Ich liebte Victor über alles. Wie kann er mir das nur antun?!“ Nina konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. So hieß es immer. Aber Nina wusste, dass Elena einfach nach Liebe lechzte und sie brauchte. Sie tätschelte weiterhin ihre Hand und aß ihren Erdbeerkuchen dann auf. „Süße dieser Victor hat dich nicht verdient. Hör auf mich. Das erinnert mich daran, dass ich ein Date mit John habe.“ Sie stand auf und leerte dann ihren Milchshake in einem Zug. Jetzt sah Elena ihre Schwester gequält an und auch ein wenig belustigt. „Seit wann gehst du auf Dates?“, wollte sie wissen. „Weil ich ihn auf andere Weise nicht ins Bett locken konnte“, erwiderte sie seufzend und drückte Elena einen Kuss auf die Wange. „Bis später, Süße.“ Dann ging sie arschwackelnd auf Victor zu.

Sie tippte ihm auf die Schulter. Als er sich umdrehte und ein erstauntes Elena raunte, haute Nina ihm mit der Faust ins Gesicht. „Arschloch!“ Dann ging sie grinsend weiter. Elena kugelte sich vor Lachen, als sie das gesehen hatte. Luft schnappend wollte sie sich wieder ihrem Muffin widmen, doch da fiel ihr jemand ins Auge. Weiter vorne an der Mauer gelehnt beobachtete sie jemand. Er hatte pechschwarzes Haar, eisblaue Augen und ein markantes, wunderschönes Gesicht. Er war attraktiv und das fand nicht nur sie. Auch die Frauen, die an ihm vorbeigingen, sahen zurück und sabberten schon beinahe über seinen Anblick. Doch sein Blick war die ganze Zeit nur auf Elena gerichtet. Sein Name war Damon Salvatore und er war ein uralter Vampir. Er war ein Urvampir und konnte durch nichts getötet werden, außer einem Dolch, den aber seine treueste Freundin Alexia aufbewahrte. Sie war ein Dämon und er vertraute ihr. Bei niemanden war der Dolch sicherer aufbewahrt, als bei ihr.

Wie wunderschön sie doch war. Er hatte das Gefühl sie irgendwoher zu kennen. Aber ihm wollte einfach nicht einfallen woher. Als er sie so ansah, regte sich ein Gefühl in ihm. Es war Schmerz … ein uralter Schmerz jemanden verloren zu haben. Aber er konnte es einfach nicht zuordnen. Er stieß sich von der Mauer ab und beobachtete sie weiterhin. Elena starrte ihn ebenfalls an und auch sie hatte das Gefühl, dass er ihr vertraut war. Aber das war unmöglich. So jemand attraktives hätte sie niemals vergessen. Sie vergaß nämlich nie jemanden. Sie legte das Geld auf den Tisch, stand auf und begann auf ihn zu zumarschieren. Noch eine Sekunde blieb Damon stehen, doch dann drehte er sich um und verschwand in der Menge. Sofort sprintete Elena los und folgte ihm. Doch bei einer Gasse verlor sie ihn gänzlich. Stirnrunzelnd starrte sie auf die Sackgasse. Wo war er denn hin? Er konnte sich doch nicht einfach so in Luft aufgelöst haben, oder doch? Hätte Elena nach oben gesehen, dann hätte sie Damon gefunden. Denn der Urvampir saß auf dem Dach und beobachtete sie weiterhin. Ihre pinke Strähne glitzerte ihn der Sonne und ihre goldbraunen Augen funkelten vor Enttäuschung. Nachdem sie erkannte, dass er fort war, trollte sie sich wieder. Doch Damon begleitete sie, bis sie sicher dort angekommen war, wo sie hinwollte. Das Schattenjägerinstitute.

- 4 Monate vorher -

Der Friedhof lag still inmitten von New Orleans. Keine Menschenseele war hier, dafür hatte Clara gesorgt. Denn sie wollte mit Elena alleine und ungestört sein. Denn sie hatte wichtiges mit der Hexe zu besprechen. Schon viel zu lange hatte sie dieses Gespräch vor sich hergeschoben, weil sie gedacht hatte, sie könnte es alleine regeln. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie es nicht schaffte und jetzt brauchte sie Elenas Hilfe dabei. Sie führte Elena in ein Mausoleum und stellte sich vor die Öffnung. Dann verschränkte sie die Arme und sah das Mädchen durchdringend an. Elena sah sich verwirrt um und fragte: „Wieso hast du mich hierher gebracht, Clara?“ „Weil ich mit dir reden muss“, erwiderte Clara ganz sachlich, ohne irgendeine Emotion in ihrer Stimme. Elena runzelte die Stirn und saß sich auf die Steinbank, die an der Seite der Wand aufgebaut worden war. „Wieso hier? Du kannst das auch vor Nina sagen.“ „Nein. Es geht nämlich um Nina.“ „Clara ich habe vor meiner Schwester keine Geheimnisse!“, fauchte Elena jetzt und verengte die Augen.

Irgendwie war Clara seltsam drauf. Die grünen Augen der Hexenmeisterin fixierten Elena. Ihre Stimme war kalt als sie antwortete: „Schön für dich. Aber ich werde es dir jetzt dennoch sagen. Wir müssen Nina eliminieren.“ Geschockt weiteten sich Elenas Augen und sie starrte Clara erschrocken an. Das hatte sie doch nicht jetzt ernst gemeint, oder? Hatte sie irgendetwas verpasst?! Schon seit einer geraumen Zeit verbrachte Nina viel Zeit mit Clara, aber eher widerwillig. Aber egal was Elena versuchte, Nina schwieg eisern darüber, was Clara denn von ihr wollte. „Nicht witzig. Niemand tötet hier Nina!“, begann sie mit schriller Stimme und aufgebracht zu rufen. Sie sprang auf ihre Füße und starrte Clara feindselig an. „Eliminieren. Töten ist so ein grausames Wort“, begann Clara zu sagen. „Nina hat eine Dunkelheit in sich, die mir Sorgen bereitet und die unseren Hexenzirkel gefährdet.“ Elena sah Clara weiterhin fassungslos an und schüttelte vehement den Kopf. „Nein. Das werde ich nicht zulassen“, schrie Elena und die Wände begannen zu wackeln. Elenas Wut war unbändig groß. Wie konnte Clara es nur wagen?!

Doch die Hexe gab sich unbeeindruckt und wirkte der Magie entgegen. Sofort war der Boden wieder still, genau wie die Wände. Dann packte sie Elena am Hals und drückte sie gegen die raue Felswand. „Du musst es gar nicht zulassen, denn du wirst diejenige sein, die Nina töten wird. Sei doch nicht dumm.“ Elena wollte den Griff um ihren Hals lockern, doch sie hatte keine Chance gegen Clara. „Und was wenn ich mich weigere?“, knurrte Elena. Jetzt trat ein zuckersüßes Lächeln in Claras Gesicht. „Dann wirst du des Hochverrats bezichtigt und ebenfalls getötet. Willst du das? Du bist doch ein kluges Mädchen“, sagte Clara. Elena ließ ihre Power von sich stoßen und Clara fiel zurück. Clara keuchte leicht erschrocken auf und starrte zu Elena hoch. Das Mädchen baute sich bedrohlich vor Clara auf und sagte: „Ja ich bin schlau und deswegen werde ich nicht meine eigene Schwester ermorden. Ich würde lieber den ganzen Hexenzirkel auslöschen!“ Dann stolzierte sie davon und ließ Clara mit vor Schreck geweiteten Augen zurück.

- Gegenwart -

Die Nacht brach herein. Die Sterne funkelten am Firmament. Ein dicker Mann, mit einer beträchtlichen Bierwampe, schlenderte betrunken durch die dunklen Gassen in der Nähe des Schattenjägerinstitutes. Damon, der schon den ganzen lieben Tag versucht hatte einen Weg reinzufinden und jetzt ziemlich hungrig war, entdeckte diesen dicken Mann. In einer Sekunde war er vor ihm. Der Mann ließ vor Schreck seine Bierflasche fallen. „Wasn willn du?“, lallte er und sah Damon mit rot glänzenden Augen an. Damon gab sich unbeeindruckt. Normalerweise würde er so etwas nicht angreifen, aber er hatte so großen Hunger, dass er sich mit den dicken Mann zufrieden geben musste. Er zog ihm die Brieftasche aus der Jackentasche und las den Namen auf dem Ausweis laut vor. „Joseph King. Was für ein dämlicher Name. Machst du denn nichts aus deinen Leben. Du kannst nicht immer betrunken durch das Leben wanken. Aber keine Sorge Joseph, ich bereite deinem Leiden ein Ende.“ Joseph sah den Vampir verständnislos an. Er kapierte nicht ganz, was der von ihm wollte.

„Was?!“, fragte er. Damon seufzte, packte Joseph am Halskragen und zerrte ihn in eine dunkle Gasse. Seine Fangzähnen verlängerten sich und dann biss er Joseph in den Hals. Joseph schrie und war auf einen Schlag nüchtern. Er schlug um sich, doch mit jedem Atemzug wurde er schwächer und schwächer. Bis er schlaff in Damons Armen lag. Als Joseph tot war, warf Damon ihn achtlos zu Boden. Aber dann überlegte er. Was wenn jemand den toten Joseph fand? Sein Blick fiel auf die Mülltonne. Ein breites Grinsen breitete sich auf Damons Gesicht aus. Er packte Joseph und warf ihn sich über die Schulter. Dann ging er auf die Mülltonne zu und warf den Leichnam rein. Deckel zu und jetzt hoffen, dass ihn niemand fand, bis die Müllabfuhr kam. Er rieb sich die Hände, wischte das Blut von seinen Lippen und fühlte sich als wäre er leicht selbst betrunken. Joseph musste ziemlich viel getrunken haben, denn sein Blut war voll mit Alkohol. Seufzend machte sich Damon auf und verschwand in der Dunkelheit.

Im Schattenjägerinstitute prasselte das Kaminfeuer und erwärmte das kalte Wohnzimmer. Das Institute war riesig. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Kathedrale. Doch für die Menschen blieb es verborgen. Wenn sie an dem Gebäude vorbeigingen, sahen sie nur eine Ruine. Nur Schattenjäger und Wesen konnten die wahre Gestalt des Institutes sehen. Marco saß barfuß in einem Sessel und beobachtete Elena, die sich anscheinend ziemlich langweilte. Sie machte Turnübungen auf dem Sofa, was ziemlich lustig aussah. Er grinste leicht und legte den Kopf schief. Ob er ihr sagen sollte, dass man ihre Unterhose sah? Er machte schon den Mund auf, um sie darauf hinzuweisen, doch Elena kam ihm zuvor. „Nina ist noch immer noch nicht da“, jammerte Elena und kullerte vom Sofa auf den Boden. Marco sah ihr belustigt dabei zu. Er konnte sie sehr gut leiden. Beide Zwillinge. Sie waren ihm schon sehr ans Herz gewachsen. Aber Elena betrachtete er mehr als kleine Schwester, doch Nina … in Nina sah er mehr als nur eine Freundin. Aber er war der stille Typ, der grüblerische … und er zeigte nicht seine Gefühle. Denn jemanden zu lieben war eine Schwäche, die seine Feinde ausnutzen konnten.

Also liebte und verehrte er Nina im Stillen. „Sie wird bestimmt bald wieder kommen“, erwiderte er ruhig und lächelte Elena an. Die war jetzt auf der Jagd nach Süßem. Sie riss jede Schublade auf, machte jedes Türchen auf und suchte nach möglichen Geheimfächern. Doch da war rein gar nichts. „Was tust du da?“, wollte Marco belustigt wissen und beobachtete sie amüsiert. Elenas glatte Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie sich verrenkte um hinter dem Schrank gucken zu können. Sie pustete die Strähnen aus ihren Gesicht und setzte ein süßes Lächeln auf. „Kekse. Oder sonst irgendetwas essbarem. Habt ihr denn keine Süßigkeiten?“ Marco lachte leicht und schüttelte den Kopf. „Sind ungesund.“ Elena hob eine Augenbraue und zog sich dann den pinken Pullover aus. So langsam wurde ihr zu heiß. Sie warf ihn über die Lehne und saß sich dann auf die Lehne von Marcos Sessel. „Ich weiß ich bin nicht in der Position zu jammern. Aber ich jammere jetzt trotzdem“, jammerte sie und zog einen Schmollmund. Marco pikste sie schmunzelnd in die Hüfte und bestätigte grinsend. „Jup. Hast kein Recht zu jammern. Ihr beide seid ganz tief in der Schattenjägerhierarchie. Aber wenn dir langweilig ist, dann könnten wir beide ja trainieren?!“ Seine Augen strahlten dabei.

Er war besessen vom Training und war die meiste Zeit unten im Trainingsraum und trainierte sich weitere Muskeln an. Aber zu zweit machte es natürlich immer am meisten Spaß. „Wir sind Kakerlaken, die ihr nach belieben zerdrücken könntet“, jammerte sie weiter und legte ihren Kopf an seine Schulter. An Marco hatte sie noch nie ein romantisches Interesse gehabt. Immer nur freundschaftlich und brüderlich. Er war wie ein großer Bruder, der sie im Training quälte. Schon der Gedanke daran, machte sie nervös. Sie hasste das Training, dafür war sie ein bisschen zu zart besaitet. Aber Nina ließ sich niemals dort blicken, also blieb es an Elena hängen, dass zumindest sie so etwas wie Kampfgeist zeigte. Denn sonst wären sie schon längst auf der Straße gelandet. Marco tätschelte ihr den Kopf und schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nein ihr seid keine Kakerlaken und nur die Fußsoldaten.“ „Und was bist dann bitteschön du?“, brummelte sie. „Du kannst mich mit einem General gleichsetzen“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen und stolz geschwellter Brust.

Elena rollte mit den Augen und boxte ihm auf die harte Brust. Immer wieder staunte sie über seine Muskulatur, die er sich so hart antrainiert hatte. Aber Marco Silver war immer noch sterblich. Auch wenn es schwer war ihn zu töten oder gar zu verletzen. Es konnte durchaus passieren. Das Schicksal hat eben so ihren eigenen Kopf. „Hast du nie darüber nachgedacht dem Institute den Rücken zu kehren?“, fragte Elena plötzlich und sah ihren Kumpel an. Er legte die Stirn in Falten und überlegte ernsthaft über ihre Frage. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein nie. Schon seit ich denken kann bin ich hier und habe hier ein Zuhause gefunden. Ich habe nie etwas anderes getan.“ Dann erhob er sich, warf sich Elena über die Schulter und marschierte Richtung Keller, wo der Trainingsraum war. Elena quietschte und trommelte lachend auf seinen Rücken. Doch Marco trug sie breit grinsend nach unten.

Währenddessen arbeitete Nina. Viel mehr vergnügte sie sich mit Clayton im Bett. Total angetörnt küsste sie ihn leidenschaftlich und rollte sich mit ihm herum, so dass sie die Oberhand hatte. Sie drückte ihn hart in die Matratze und grinste ihn verführerisch an. Im Bett ging sie niemals sanft um. Es musste wild und zwanglos sein. Keine Liebe, nur purer Spaß und Lust. „Du bist so wunderschön“, raunte Clayton und fuhr ihr über die Brüste. Nina grinste kokett und klimperte mit den Wimpern. „Danke, Clayton. Aber du weißt, dass ich das nicht umsonst mache. Die 100 Dollar hast du doch dabei, oder?“ Er nickte eifrig und deutete auf ein Kuvert. Nina schnappte es sich sofort und zählte nach. Genau 100 Dollar. Sehr schön. Sie legte den Kuvert wieder beiseite und küsste Clayton die Brust hinunter. Ihr Klient stöhnte leicht auf und schloss die Augen genüsslich. Diese Frau hatte es einfach drauf. Nina kam wieder hoch und sagte dann: „Und ich arbeite geheim als Hure. Also kein Wort zu deinen Freunden, okay!“ „Ja, Sarah“, sagte er und pures Verlangen brannte in seinen Augen. Er rollte sich herum und befreite sie endlich aus ihren schwarzen Spitzenbh. Er küsste sie auf die Brüste und entlockte ihr ein leichtes Stöhnen. Dann wanderte er nach oben und küsste sie leidenschaftlich. Beide befreiten sich aus den restlichen Klamotten und hatten dann unverschämten heißen Sex.

Während Nina sich vergnügte, trainierte Elena mit Marco. Ihr stand schon der Schweiß im Gesicht und die Muskeln taten ihr schon weh. Denn Marco nahm sie ziemlich hart ran. Er zeigte ihr, wie man am besten zuschlug. Wo es am meisten wehtat und wie man seinen Gegenüber besiegen konnte, wenn man ihm weitaus unterlegen war. Dann warf er ihr einen langen Stab zu. „Okay. Jetzt tretest du gegen mich an, Elena“, meinte er fröhlich grinsend. Elena verzog das Gesicht und packte den Stab fester. Sie hatte echt keinen Bock mehr und sie war müde. Sie wollte endlich ins Bett. Aber schon griff Marco mit seinem Stock an, so dass ihre Zähne nur aufeinander krachten. Sie wehrte erfolgreich den ersten Schlag ab. Doch beim zweiten lag sie flach und Marco war über ihr. Sie stemmte ihre Beine an, so wie sie es gelernt hatte und trat dem Schattenjäger heftig in den Bauch. Er taumelte leicht zurück und sah sie beeindruckt an. „Sehr gut“, lobte er sie und wollte sie wieder angreifen. Doch sie rollte sich zur Seite, sprang auf die Füße und stürzte sich auf Marco. Beide purzelten ineinander verkeilt und lachend über den Boden. Schwer atmend lagen beide auf dem Holzboden. „Okay. Für heute ist das genug“, meinte Marco und grinste sie an. „Gott sei dank.“ Sie rappelte sie hoch und zog ihn auf die Füße. Dann machte sie sich schnell auf den Weg nach oben.

Der nächste Morgen war friedlich. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel und mit jeder Stunde wurde die Schneedecke höher und höher. Auch hatte sich die Temperatur drastisch verändert. Sie war bis auf – 3 ° Celsius gesunken. Schulkinder bewarfen sich mit Schneebällen und die Erwachsenen machten sogar auch mit. Doch andere sahen dem regen kindischen Treiben nur kopfschüttelnd zu. In einer Gasse materialisierte sich eine blaue Telefonbox und gab einen Sound von sich. Quietschend ging die Türe auf und ein schlaksiger Mann trat heraus. Er hatte braunes verstrubbeltes Haar und braune Augen. In einem dicken Trenchcoat gehüllt, sperrte er seine TARDIS ab und schlenderte die Gasse entlang. Als er abbog kam er direkt in einen Weihnachtsmarkt. Überall waren Stände aufgebaut, es duftete nach gebrannten Mandeln und Glühwein. Er stibitzte sich eine Mandel und ließ sie in seinem Mund verschwinden. Staunend sah er sich um. Doch dann wurde er plötzlich am Kragen gepackt und hinter einen Stand gezogen. „Du bist spät dran, Adam Smith.“ „Ich bin ein Timelord. Was erwartest du denn von mir?“, entgegnete Adam und löste den Griff von Damon. Der Vampir gab ihn nur sehr widerwillig frei und musterte ihn dann eingehend. „Also. Wo ist der Kelch der Engel?“, fragte er gerade heraus. Dicke Schneeflocken hatten sich in seinem pechschwarzen Haar verfangen. Ihm war es nicht kalt, aber er hatte es eilig. Er wollte das wunderschöne Mädchen unbedingt wieder sehen.

Doch der Timelord zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Schon wollte Damon auf ihn losgehen, doch der Timelord sagte schnell: „Aber ich weiß, wer es wissen könnte. Lyanna Morgenstern. Sie hat ihn zwar nicht, aber sie könnte wissen wo er ist.“ Damon entspannte sich leicht und musterte Adam eingehend. Doch er sah nur reine Ehrlichkeit. Seufzend nahm er es hin. „Und wo finde ich diese Lyanna?“ Wieder zuckte er mit den Achseln. „Keine Ahnung. Aber du bist ein Vampir. Das muss kein so großes Problem für dich sein!“ Damon kniff die Augen zusammen und fluchte innerlich. Wie er Timelords hasste! Die waren manchmal so unzuverlässig! „Okay. Okay. Alles muss man hier selber machen“, schimpfte er und wischte sich den Schnee aus den Haar. „Noch einen wundervollen Tag, Damon“, meinte Adam und war schon wieder verschwunden. Miesepetrig starrte er dem Timelord nach und machte sich dann selber auf den Weg.

Aber davor machte er noch einen Abstecher zum Schattenjägerinstitute. Er wusste er sollte sich eigentlich davon fernhalten und klüger wäre es wenn er sie tötet, aber er konnte nicht. Sie war so wundervoll und immer noch hatte er das Gefühl sie schon eine Ewigkeit zu kennen. Genau in dem Moment als er das Gebäude erreicht hatte, kamen Nina und Elena heraus. Nina trug dieses Mal etwas wärmeres. Eine marineblaue Hose mit schmalem Schnitt, darüber ein T-Shirt mit schwarz-weißen Streifen und einen marineblauen Mantel mit Doppelknopfleiste. Um das Outfit abzurunden hatte sie marineblaue Stiefeletten mit schwarzen Schnallen an. Ihr Haar wieder gelockt und offen. Ihr Makeup war wieder viel und sie sah sexy aus. Aber Damon hatte nur Augen für das Mädchen neben ihr. Elena. Sie kleidete sich immer so unscheinbar, so als würde sie wollen, dass niemand sie bemerkte. Aber sie strahlte eine Schönheit aus, die ihn wie magisch anzog. Sie hatte eine erdbraune Röhrenjeans mit Nieten an. Darüber ein bronzefarbenes Top mit Coating, einen braunen Gürtel und braune Stiefeletten mit Schnallen, die deutlich flacher als die von Nina waren. Über ihrem Top trug sie eine dunkelblaue Strickjacke mit Kunstpelz-Besatz. Passend zu ihrem Outfit prangte eine hellbraune Strähne in ihrem dunkelbraunen Haar. Sie hatte es locker hochgesteckt und trug dezentes Makeup.

Damon konzentrierte sich und lauschte der Konversation der Beiden. „Ich habe 100 Dollar verdient, jetzt nur noch 400 und wir sind schuldenfrei“, trällerte Nina erfreut und grinste ihre Schwester stolz an. Doch die hob nur die Augenbraue und kniff die Augen zusammen. „Nina“, begann sie, doch wurde sofort unterbrochen. „Das war nur ein einziges Mal. Das wird nicht wieder vorkommen, versprochen. Wie wär's mit einer Party. Party wäre doch toll, oder?“ Sie plapperte in einem rasenden Tempo, so dass Elena Mühe hatte ihr zu folgen. „Nina wir sind auf der Flucht. Wir sollten Abends nicht draußen herumstolzieren. Das ist gefährlich! Was wenn uns Clara findet?!“ „Ach komm. Die alte Schrulla ist in New Orleans und wir in New York. Da sind Welten dazwischen“, sagte sie und machte dann einen Hundeblick. „BITTEEE“, bettelte sie und sah ihre Schwester lieb an. Elena presste ihre Lippen aufeinander und wollte eigentlich hartnäckig bleiben. Doch das Schmollgesicht von Nina erweichte sie dann letztendlich doch. „Okay. Ist gut. Was ist das für eine Party?“ Nina quietschte und umarmte ihre Twin heftig. „Das ist eine Kostümparty und ich habe das perfekte Kostüm für uns. BITTE LASS MICH DICH EIN EINZIGES MAL SCHMINKEN UND SO!!!“ Elena seufzte und gab schließlich auch da nach.

Schon zu lange mussten sie immer zurückstecken und auf der Hut sein. Ein einziges Mal konnten sie ja feiern. Was soll schon da passieren? Nina konnte ihr Glück nicht fassen. Sie würde das total ausnutzen und ihre Schwester in eine Sexbombe verwandeln. Sie packte Elena an der Hand und zog sie wieder mit rein ins Gebäude. Damon schmunzelte und wusste, was er heute Abend tun würde. Der Kelch konnte für einen Tag warten.

*****

Nina hatte den Spiegel abgedeckt und sich dann ans Werk gemacht. Blutrote Lippen, aber einen dezenten Lidschatten, dann flüsterte sie einen kleinen Zauberspruch und Elenas Wimpern wurden voller und länger. Sie verteilte ein wenig Mascara und Rouge. Das Gesicht war schon mal fertig. Mit einem weiteren kleinen Zauberspruch veränderte sie Elenas braune Strähne in eine tiefrote, die perfekt mit dem Kostüm zusammenpassen würde. Denn Elena würde als Rotkäppchen gehen. Nina ließ sich da nicht abbringen. Da konnte sich Elena noch so querstellen, schließlich hatte sie es ihr versprochen. Leicht angespannt ließ sie Nina machen. Grinsend kämmte sie ihre Haare und schnipste. Eine wunderschöne Lockenpracht ergoss sich über Elenas Rücken. „So und jetzt das Kleid“, sagte Nina und bestaunte ihr Werk schon mal. Elena sah atemberaubend schön aus. Sie wird den Männern auf der Party den Kopf verdrehen! „Darf ich gucken?“, fragte sie hibbelig und wollte schon die Decke vom Spiegel reißen, doch Nina schlug ihr auf die Finger. „Pfui. Aus“, schimpfte sie und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Sie holte das Kostüm aus der Verpackung und drückte es Elena in die Hand. „Anziehen“, befahl sie grinsend. Elena starrte mit großen Augen auf das Minikostüm. Wie sollte sie denn da je reinpassen?

„Na los“, quengelte Nina und war selber richtig gespannt, wie ihre geliebte Schwester da drin aussehen würde. Elena seufzte, zog ihre bequemen Sachen aus und zwängte sich dann in das Kostüm. Es passte perfekt. Das Kleid bedeckte gerade noch ihren Hintern. Es war rot, weiß und schwarz. Die vordere Seite war geschnürt und es besaß einen tiefen Ausschnitt. Darüber hatte sie ein rotes kurzes Cape mit Mütze. Zu guter Letzt zog sie die schwarzen durchsichtigen Kniestrümpfe an und befestigte sie. Aber dann sah sie mit einem skeptischen Blick auf die hohen schwarzen Pumps. „Nina. Ich weiß nicht, ob ich damit laufen kann“, gestand sie ihrer Schwester und sah sie gequält an. Doch Nina winkte nur ab und zog sie ihrer Schwester eigenhändig an. „Du siehst atemberaubend schön aus“, säuselte sie verzückt und riss die Decke vom Spiegel. Geschockt und ungläubig starrte Elena in ihr Spiegelbild. Also jetzt könnte man sie glatt mit Nina verwechseln. „Wow“, stammelte sie und starrte ihre Schwester an. „Du hast mich in eine Kopie von dir verwandelt.“ Grinsend knuffte sie Nina in die Seite. Sie lachte und knuffte zurück. „Also ich finde du siehst toll aus.“

Nina schnipste und schon war auch sie vollständig angezogen, geschminkt und frisiert. Nina war wieder kräftig geschminkt, ihre Haare gelockt und auf einer Seite liegend. Auf ihrem Kopf thronte eine wunderschöne Krone. Ihr Kleid war ärmellos, schwarz-lila und ebenfalls extrem kurz. Doch nach hinten ging das Kleid bis zum Boden. Sie trug einen schwarz-lila Kragen um den Hals, der mit einer Kette verbunden war. Eine schwarze durchsichtige Strumpfhose trug sie ebenfalls und hochhackige High Heels. Sie begutachtete sich glücklich im Spiegel und fühlte sich rundum glücklich und sexy. „Wow“, stieß Elena hervor und grinste ihre Schwester an. „Aber ich glaube heute bekommst du Konkurrenz.“ Sie streckte Nina die Zunge entgegen. Nina lachte und zog dann ihre Schwester mit nach unten. Die Jungs waren grade in der Küche und bemerkten gar nicht, wie unverschämt sexy die beiden heute Abend aussahen. Hätten sie es gewusst, dann hätten sie die beiden sicherlich nicht mehr gehen lassen. Aber die Mädchen konnten abzischen, ohne dass sie aufgehalten wurden.

Die Party war schon in vollen Gange als die beiden Zwillinge dazustießen. Mit glänzenden Augen betrachtete Elena die wunderschön geschmückte Halle. Nina bekam ebenfalls glänzende Augen, aber nicht wegen der Dekoration, sondern wegen dem süßen Kerl da hinten. „Du Elena. Ich werde dich jetzt mal alleine lassen. Ich habe da grade etwas zuckersüßes gesehen“, begann Nina grinsend und ließ den Kerl nicht aus den Augen. Elena rollte schon mit den Augen. „Du bist ein großes Mädchen. Liebe dich.“ Und schon war Nina verschwunden und bahnte sich einen Weg zu dem Unbekannten. Elena sah ihr seufzend nach und wollte gerade die Bowle ansteuern, da stellte sich ihr jemand in den Weg. Es war der Kerl von gestern, der sie beobachtet hatte und dann plötzlich verschwunden war. Er war komplett schwarz gekleidet und lächelte sie charmant an. „Sehr hübsches Kostüm“, sagte er mit rauer, sexy Stimme. Elena wurde es sofort heiß. Sie stammelte ein danke und wurde leicht verlegen. Damon lächelte weiterhin so entwaffnend und führte sie dann zur Bowle. „Als was gehst du denn?“, wollte dann Elena wissen und kam nicht drauf, was er darstellen sollte. Er grinste und sah sie an. „Als den bösen Wolf“, meinte er und schenkte ihr ein 1000 Watt Lächeln. Jetzt musste Elena lachen und rollte leicht mit den Augen.

„Wohl ein nackter Wolf“, meinte sie keck und schenkte sich eine Bowle ein. Damon sah sie an und grinste. Wie wundervoll sie doch war und Humor besaß sie also auch noch. „Ja ein schwarzer nackter Wolf, aber ich würde doch zum Rotkäppchen passen, oder?“ Wieder schenkte er ihr sein charmantestes Lächeln. Elena schmunzelte und konnte nur innerlich den Kopf schütteln. „Vielleicht“, entgegnete sie ihm. Normalerweise war sie es, die den Kerlen nach rannte, aber dieses Mal, wollte sie es den Männern nicht so leicht machen. Vor allem nicht Damon. Sie genoss irgendwie die Neckerei zwischen ihnen. „Du weißt schon, dass der böse Wolf das Rotkäppchen fraß“, meinte er und kam ihr näher. „Und dann kam der Jäger und schnitt dem Wolf den Bauch auf und zog ihm das Fell über die Ohren“, erwiderte sie und kam ihm ebenfalls auch näher. „Für den bösen Wolf gab es leider kein Happy End“, raunte sie ihm entgegen. Er keuchte als er ihre Nähe spürte und den süßen Duft ihres Blutes roch. Von der Nähe aus betrachtet war sie noch atemberaubender. Er strich ihr federleicht über den Oberarm und beugte sich nach vorne um sie zu küssen. Doch mit der Berührung kam die Erkenntnis, dass er ein Vampir war. Erschrocken wich Elena zurück und rannte so schnell sie konnte weg. Sie verschwand in der Menge und suchte nach ihrer Schwester.

Nina hatte endlich den Weg zu dem süßen Kerl gefunden und war sofort im Flirtmodus. Sie setzte ihr sexiestes Lächeln auf und klimperte mit den Wimpern. „Hi“, flirtete sie und kam näher auf ihn zu. Der Fremde hörte auf den Namen Patrick und war gerade mit seinem Scotch beschäftigt gewesen, als Nina ihn dabei gestört hatte. Leicht genervt wandte er sich ihr zu und grunzte nur zur Begrüßung. „Mein Name ist Nina und deiner?“, säuselte sie verzückt und spielte mit einer Haarsträhne. Jeder Mann wäre darauf angesprungen. Nur Patrick nicht. Denn er liebte eine andere und er war nicht der Typ Mann, der sich mit jedem erstbesten Mädchen vergnügte. Also blieb er stumm und trank seinen Scotch aus. Nina spürte schon, dass er nicht anbiss, aber noch wollte sie nicht aufgeben. Denn bisher hatte ihr noch nie jemand einen Korb gegeben. „Na komm“, begann sie zuckersüß. „Verrat ihn mir. Ich werde ihn auch nicht ausplaudern. Ich kann Geheimnisse für mich behalten.“ Jetzt starrte Patrick Nina wütend an und knurrte: „Lass mich endlich zufrieden. Ich bin nicht interessiert. Wieso schnallst du es denn nicht?!“ Er knallte das Glas auf die Theke und ging an ihr vorbei. Völlig perplex und verletzt sah sie ihm nach. So also fühlte sich Zurückweisung an.

Auf der Suche nach Nina, war Elena in einen Raum gestolpert. Dort konzentrierte sich ein brünettes Mädchen mit grünen Augen auf eine Flasche, die plötzlich sich bewegte und zu Boden krachte. Mit großen Augen sah sie die Hexe an. „Du … du bist eine Hexe“, stieß Elena hervor. Erschrocken drehte sich Lyanna um und starrte Elena an. „Du aber auch“, entgegnete Lyanna und fand ihre Stimme wieder. Elena schwieg jetzt und musterte Lyanna. Sie ging in ihr innerstes und horchte. Als sie merkte, dass Lyanna nicht zu Clara gehörte, entspannte sie sich ein wenig. „Ich habe euch beide gespürt, als ihr hereingekommen wart“, fuhr sie fort und musterte ihrerseits Elena. Doch es ging keine Gefahr von dem Mädchen aus. In ihr schlummerte eine starke weiße und reine Magie. „Hexen ohne einen Zirkel.“ Jetzt blitzte so etwas wie Neugierde in Lyannas Augen auf. Sofort wurde Elena unruhig und stürmte aus dem Hinterzimmer hinaus. Es war Zeit zu gehen!

Weiter kämpfte sie sich durch die Menge und fand endlich ihre Schwester. Sofort zog sie Nina in eine feste Umarmung und atmete erleichtert aus. „Oh Gott sei dank. Dir geht es gut“, seufzte sie. Nina schmiegte sich an Elena und fragte bekümmert: „Willst wenigstens du mit mir tanzen, Schwesterherz?“ Elena löste sich, um ihrer Twin ins Gesicht sehen zu können. Als sie sie so traurig sah, war die Hektik vergessen. Sie nickte und zog Nina auf die Tanzfläche. „Willst mir erzählen was passiert ist?“, bohrte Elena nach und sah ihre Schwester liebevoll an. Nina schlang ihre Arme locker um Elenas Nacken und tanzte langsam mit ihrer Schwester. „Der Kerl war so sexy … aber er hat mich abgeblitzt … ich hatte noch niemals einen Korb bekommen!“ Elena schmunzelte und schmiegte sich enger an Nina. „Der hat eben nicht gesehen, wie wunderschön du bist oder er ist einfach schwul. Da kannst nicht einmal du ihn hetero machen.“ Jetzt strahlte Nina über beide Ohren. Ja genau, das war die Antwort. Er stand einfach nicht auf Frauen.

Na dann war ja alles gut. „Ich habe eine andere Hexe getroffen“, sagte dann Elena schließlich und musste wohl oder übel den schönen Moment zerstören. Nina sah Elena seufzend an und begann zu schmollen. „Müssen wir jetzt gehen?“ In diesem Moment sah sie Damon, der an der Theke stand und sie beobachtete. Er hatte ein Bier in der Flasche, hob sie, als er bemerkte, dass sie ihn anstarrte. „JA! Sofort“, befahl Elena, packte Ninas Hand und zog sie eiskalt mit sich. Nina runzelte die Stirn und sah zurück. Ihr Blick traf den von Damon. Der war aber mal schnuckelig. Aber sein Blick blieb auf Elena heften. Nina reimte dann so ihre eigenen Dinge zusammen. Was wohl ihre Schwester wieder angestellt hatte? Hatte sie sich wieder verliebt oder war ihr der Kerl auf die Pelle gerückt?

Marco hatte sich den ganzen Abend im Trainingsraum vergnügt. Er hatte neue Pfeilspitzen geschliffen, er hatte Klimmzüge gemacht und den Boxsack verprügelt. Dann hatte er zu guter Letzt eine große schwere Kiste hervorgezogen und sie auf den Tisch gestellt. Vorsichtig öffnete er sie und nahm einen wunderschönen Bogen heraus. Lächelnd strich er darüber und schnallte sich dann einen Köcher mit zehn Pfeilen um. Er ließ genauso viele Tennisbälle Richtung Wand springen und schoss dann zehnmal mit einer zielsicheren Präzision auf die Bälle. Er traf absolut alle, ohne ein einziges Mal daneben zu schießen. Zufrieden starrte er auf die gelben Tennisbälle, die an die Wand genagelt worden waren.

Auch Damon hatte sich von der Party getrollt. Er stand unter der Dusche und ließ das warme Wasser auf sich prallen. Seine Gedanken waren bei Elena und der Erkenntnis, dass sie eine Hexe war. Aber wie kam eine Hexe ins Schattenjägerinstitute? Natürlich konnte er verstehen, wieso sie abgehauen war. Sie hatte gespürt, dass er ein Vampir war. Die Angst war nur natürlich. Er nahm es ihr nicht übel, aber er hatte sich vorgenommen, dass er sie ihr nahm. Aber zuerst musste er unbedingt den Kelch der Engel finden. Der hatte jetzt oberste Priorität. Er stieg aus der Dusche, wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte und schlenderte dann ins Wohnzimmer.

Es war schon beinahe tiefste Nacht als Nina sich in den Trainingsraum endlich wagte. Sie hörte dort unten jemanden trainieren und die Neugierde siegte dann letztendlich. Langsam marschierte sie die Treppe nach unten und fand Marco vor, der mit Pfeil und Bogen übte. „Wow. Beeindruckend“, sagte sie leise. Marco fuhr herum und starrte Nina in die weichen braunen Augen. Sein Blick glitt leicht über ihr Negligé. Wieder raubte sie ihm den Atem. Aber er würde es ihr niemals sagen. „Wieso bist du wach?“, wollte er wissen und sammelte die Tennisbälle und Pfeile ein. Nina zuckte mit den Achseln und beobachtete ihn neugierig dabei. „Konnte nicht wirklich schlafen. Darf ich das auch mal versuchen?“ Marco starrte sie überrascht an und nickte dann. „Ja natürlich“, erwiderte er und übergab ihr den Bogen. Doch Nina hatte keine Ahnung, wie sie das Teil überhaupt halten sollte. Marco trat hinter sie, nahm sanft ihre Hand und legte sie in die Spalte, die extra für den Halt gemacht worden war. Dann spannte er einen Pfeil ein und zeigte ihr, wie sie ihn halten musste. Seine Nähe lenkte Nina leicht ab, aber sie versuchte krampfhaft sich auf Pfeil und Bogen zu konzentrieren.

„Ganz ruhig“, sagte er ihr ins Ohr. „Ganz locker bleiben. Jetzt langsam den Bogen spannen. Es ist wichtig, dass du alle drei Finger zur selben Zeit löst. Ganz ruhig. Atmen und loslassen.“ Der hatte leicht reden, dachte Nina und versuchte es genauso zu machen, wie er es ihr erklärt hatte. Er war ihr so nahe, dass er schon mit seinen Kopf den ihren berührte. Nina ließ los und verfehlte die Zielscheibe meilenweit. „Das ist reine Zeitverschwendung“, begann sie loszumeckern und drückte ihm den Bogen sauer in die Hand. Marco grinste und beugte sich zu ihr herüber. „Ich werde dir das schon noch beibringen“, meinte er nur. Nina hielt den Atem an und schluckte. Schon immer hatte sie Marco zum Anbeißen gefunden, aber sie hatte sich nie an ihn rangemacht. Sie wollte nicht einfach nur Sex mit ihm. Sie wollte auch Freundschaft. Aber Freundschaft und Sex vertrugen sich nicht ganz. Nach einer Weile würde man sich seltsam verhalten oder es würden Gefühle ins Spiel kommen. Also ging sie ihm lieber aus den Weg. Deswegen schwänzte sie auch die Trainingsstunden. Da sie es nicht aushielt mit ihm alleine in einen Raum zu sein.

Auch jetzt konnte sie dieses Knistern spüren und das machte ihr Angst. „Das ist nutzlos“, nörgelte sie weiter. „Nein. Kontrolle. Mit Pfeil und Bogen zu schießen verlangt viel Geduld. Und Disziplin.“ Er trat von ihr weg, schoss blitzschnell einen Pfeil ab und traf genau in der Mitte der Zielscheibe. Beeindruckt starrte Nina dorthin und sah dann zu Marco. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Langsam ging sie zu einem Tisch und nahm eine kleine Metallbüchse. Marco wusste sofort, worauf sie hinaus wollte. Er nickte und grinste. Aufgeregt warf Nina die Büchse in die Luft. Kaum mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar, zog Marco einen Pfeil aus den Köcher, schoss und traf die Büchse perfekt. Nina starrte fasziniert an den Balken, wo die Büchse festgenagelt war. Sie sah zu Marco und bekam ein unwiderstehliches Lächeln geschenkt. Na da kam das kleine Ego zum Vorschein. Sie wählte etwas anderes aus, nahm es in beide Hände und warf es hoch in die Luft. Sofort schoss Marco darauf und erwischte auch dieses Mal mit einer außerordentlichen Genauigkeit. Seine Trefferquote war phänomenal. Nina nahm einen Tennisball in die Hand, doch bevor sie ihn werfen konnte, flog er schon aus ihrer Hand und wurde an die Wand genagelt. „Wow. Du bist der Wahnsinn, Marco“, stieß sie verzückt hervor und starrte ihn mit offenen Mund an.

„Das könnte ich den ganzen lieben Tag machen. Wir werden morgen weiter üben“, sagte er lächelnd. Er legte den Bogen weg und setzte sich neben Nina auf den Tisch. Sie lächelte ihn ehrlich beeindruckt an und konnte einfach nicht fassen, wie unglaublich talentiert er war. Aber bei dem Gedanken sich morgen nochmal vor ihm zu blamieren, verzog sie das Gesicht. „Ich denke eher nicht“, sagte sie leise. Marco legte seine Hand auf ihre und sah sie aufmunternd an. „Du schaffst das. Aber es wird langsam Zeit, dass ihr beide auf die Jagd geht. Noch seid ihr nicht bereit, aber schon bald müsst ihr. Die Schattenjägergilde gibt bereitwillig Asyl, aber nur wenn man auch etwas dafür tat. Die Welt sicherer machte.“ Nina seufzte und einmal mehr schämte sie sich leicht, dass sie Marco und Nathan so an der Nase herumführten. Sie mochte die beiden sehr, aber sie konnte ihnen nicht sagen, dass sie und Elena Hexen waren. „Ich stehe nicht auf blaue Flecken“, versuchte sie sich aus dieser Sache rauszureden und genoss seine Hand auf ihrer in vollen Zügen. „Das muss man als Jäger in Kauf nehmen“, meinte daraufhin Marco und verschränkte dann seine Hände im Schoß.

Genau in diesem Moment kam Nathan in den Trainingsraum und sah die beiden an. „Und? Wie läuft das Training?“ „Wird schon“, erwiderte Marco. Nina spürte instinktiv, dass Nate alleine mit Marco sein wollte, also sagte sie 'gute Nacht' und verließ den Raum. „Ich hab einen Auftrag für dich“, sagte der Anführer, sobald Nina fort war. „Ach ja? Und was?“ „Werwölfe.“ „Ach wie schön“, kommentierte Marco und war nicht gerade begeistert. „Ich will, dass du einen Zwilling mitnimmst.“ „Das geht nicht, Nate. Sie sind noch nicht bereit dazu!“ „Du nimmst einen Zwilling mit“, wiederholte Nathan nachdrücklich und duldete absolut keine Widerrede. Marco seufzte und fuhr sich übers Gesicht. Nate ging dann wieder nach oben und legte sich schlafen. Noch eine zeitlang saß Marco unten im Keller und fragte sich, wen er denn mitnehmen sollte. Es war keine leichte Entscheidung, aber letztendlich hatte er sie getroffen.

//02 – Full Moon

 

Der Nächste Morgen war Wolkenlos und die Sonne schien bereits fröhlich. Überall glitzerte der Schnee und es war eisig kalt. Ein wunderschöner Dezembertag eben. Elena war bereits sehr früh wach. Marco hatte sie zu sich gebeten. Er selbst war bereits im Keller und trainierte. Natürlich – wie immer eigentlich. Elena saß an einem kleinen Tisch in der Nähe und sah ihm dabei zu. Seid einer ganzen Weile wartete sie darauf das Marco erzählte was er wollte. Doch dieser trainierte einfach verbissen weiter und schwieg sie gekonnt an. Ganz als ob er mit etwas Hadern würde.

Elena  trug heute einen beige Bluse, eine schlichte schwarze Röhrenjeans im Used-Look. Dazu hatte Elena sich  schwarze Stiefeletten mit Riemchen  angezogen. Darüber hatte sie eine Jacke in Jeansoptik und Kragen an. Ihre glatten Haare hatte sie sich zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen gebunden und sich dezent geschminkt

„Marco? Du wolltest mit mir über etwas reden?“, fragte Elena und klang leicht ungeduldig. Doch Marco schwieg noch ein Weilchen weiter und schlug weiterhin mit seinen Stöcken auf den Gegenstand ein. Elena strich ihre Strähne die noch vom Vorabend dunkelrot war hinter ihr Ohr und verschränkte die Arme. „Du wolltest mit mir sprechen. Und jetzt ignorierst du mich eiskalt seit EINER STUNDE! Das ist nicht sehr nett!“, sagte sie und klang leicht jammernd.

Marco sammelte sich noch einen Moment. Er musste es jetzt sagen. Es gab keinen Rückweg. „Du gehst heute mit mir auf die Jagd, Elena.“, sagte er und sah sie nicht an. Erschrocken sah Elena hoch. „Auf die Jagd? Was Jagen wir denn?“, fragte sie leise, damit ihre Stimme nicht brach. Der Tag war gekommen. Sie hatte ihn immer gefürchtet, doch jetzt war er da. Marco hörte ihre Panik allerdings und sah sie jetzt endlich an. „Tut mir leid, Elena. Aber Nathan will dass ich einen von euch mitnehme. Allerdings befürchte ich das Nina dabei leider sterben wird. Sie war nie bei einem Training dabei, das weißt du. Deswegen muss ich dich  mitnehmen. Und wir jagen Werwölfe.“

Elena schluckte den Kloß in ihrem Hals runter und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. „Oh.. okay.. ich verstehe“, doch mehr brachte sie nicht heraus.  Marco hörte nun endgültig auf zu trainieren und setzte sich zu Elena. „Es wird langsam wirklich Zeit, Elena. Nathans Geduldsfaden reißt. Nina muss endlich an den Trainings teilnehmen und ihr müsst raus.  Kämpfen. Wenn nicht schmeißt Nathan euch raus.“, meinte er leise und sah Elena ehrlich an. Er wusste dass die beiden noch Zeit brauchten. Aber nach 4 Monaten erwartete Nathan einfach mehr.

Elena seufzte.  „Ich weiß das Marco… ich weiß das“, sagte sie traurig. Ihr und Ninas Leben waren mal so einfach gewesen. Vor einem Jahr waren Nina und Elena ganz einfache Hexen aus New Orleans gewesen und im Hexenzirkel von Clara ging es ihnen gut und sie hatten so etwas wie ein zu Hause. Doch jetzt, 12 Monate später waren sie auf der Flucht vor Clara, lebten bei den Schattenjägern und mussten ihren wahren Identitäten verheimlichen.

Marco lächelte sie aufmunternd an und klopfte ihr auf die Schulter. „In zwei Stunden geht es los, Elena. Das wird schon gut. Ich bin bei dir.“ Elena zwang sich zu einem Lächeln und nickte. „Dann mach ich mich mal fertig“, sagte sie, stand auf und ging in ihr Schlafzimmer.

***

Zur gleichen Zeit war Nina wieder bei der ‚Arbeit‘, besser gesagt war sie eigentlich fertig. Die letzte Nacht hatte sie bei ihren neuen Klienten Derek verbracht. Okay – sie hatte zwar Elena versprochen dass dies eine einmalige Sache war, aber etwas anders konnte sie nicht. Sie war in nichts anderem gut, dachte sie sich. Und da sie ihrer Schwester mit den Schulden nicht alleine lassen wollte, blieb ihr nichts anders übrig.

„Derek?! Ich hab’s wirklich eilig. Könntest du mal mit dem Geld rausrücken?“, rief sie, rannte aus dem Bad und zog sich ein dunkelblaues Spitzentop über. Derek kam von hinten auf sie zu und schnurrte ihr verführerisch ins Ohr: „Warum denn nicht noch eine Runde, Mira?“  Fast hätte Nina gar nicht auf die Frage reagiert, aber dann erinnerte sie dich da dran, dass Mira einer ihrer Decknamen war. Sie zog sich ihre schwarzen Stiefel an und sah zu ihm hoch. „Ich hab doch gesagt ich habe es eilig, Derek. Und um sonst gibt es schon mal gar nichts.“

Doch Derek war hartnäckig und zog sie an der Hüfte an sich. „Ich bezahl dir auch noch einen 100er mehr“, murmelte er an ihren Lippen und küsste sie dann leidenschaftlich. Automatisch erwiderte Nina feurig. Sie war aber auch so leicht zu überreden. Derek sah das als Bestätigung an, hob sie sich immer noch küssend auf die Hüfte und steuerte das Bett an. Leicht atemlos löste sich von ihm und grinste ihn keck an. „Okay, Derek. Überredet. Aber nur für 200 Dollar zusätzlich“, meinte sie verschmitzt.

„Alles was du willst“, raunte Derek, ließ sich mit ihr aufs Bett fallen. Dann küsste er sie wieder und vergrub seine Hände in ihren Haaren. Nina schlang die Beine um ihn und zog ihn enger an sich und so wurde die zweite Runde eingeläutet.

***

In der weißen Villa, tief im Wald in New Orleans hatten Clara ihre zwei besten Hexen um sich versammelt, beziehungsweise die zwei Hexen die JETZT die besten waren. Vorher waren es Nina und Elena. Doch das ging ja so ziemlich den Bach runter. Also musste sich Clara damit begnügen was sie hatte. „Gibt es etwas neues, Rachel?“, fragte Clara die kleine brünette Hexe.

Diese schüttelte allerdings nur den Kopf. „Nichts. Nada. Das letzte Mal konnte ich ihre Magie in Atlanta spüren. Aber das ist wie wir wissen schon ganze vier Monate her. Seit dem konnte ich keine Magie mehr spüren“, sagte sie. Rachel hatte eine besondere Gabe. Sie konnte spüren wenn andere Hexen ihre Magie benutzen.  Außer diese Hexen wurden durch Magie oder ähnlichem versteckt.

Clara nickte langsam und meinte ruhig. „Das war zu erwarten. Sie wissen dass du es spürst wenn sie zaubern. Was ist mit dir, Kira?“, fragte sie geschäftsmäßig und sah zu der blonden Hexe. Diese las gerade in einem Buch der Schatten und sah leicht gelangweilt hoch. Sie verstand das alles überhaupt nicht. Die beiden hatten doch gar nichts getan. „Auch nichts. Ich hab bei allen Hexenzirkeln in der Nähe rumgefragt. Aber niemand von denen hat die beiden gesehen“, sagte sie. GUT eigentlich hatte sie das nicht. Aber das musste Clara ja nicht erfahren oder?

„Meinst du, wir können ihren Aussagen trauen?“, fragte Clara und sah Kira musternd an. Kira schluckte. Ob Clara die Lüge abkaufte? „Ja. Das sind ehrliche Leute“, sagte sie schnell und versuchte eine ehrliche Miene aufzusetzen. Endlich nickte Clara. „Gut. Das war allerdings auch wieder klar. KEINE Hexe die bei Verstand ist, wird die beiden aufnehmen. Schließlich will keiner sich mit mir anlegen. Nicht wahr?“, sagte sie und grinste leicht boshaft. Rachel und Kira nickten schnell. „Natürlich nicht“, sagte beide gleichzeitig.

„Aber wo könnten sie dann sein?“, fragte Clara leicht genervt und sah abwartend  zu Rachel und Kira. Beide überlegten, dann endlich nach gefühlten Minuten des Schweigens brach Rachel es. „Es müsste ein Ort sein wo sie Ihre Magie nicht brauchen, oder die Magie nicht nach draußen dringt damit ich sie fühlen kann, aber trotzdem in Sicherheit sind.“ Kiras Gesicht hellte sich leicht auf als ihr etwas einfiel „Das Institute der Schattenjägergilde würde perfekt passen.“

Rachel schüttelte den Kopf. „Schon, aber da kommt nichts Übernatürliches durch sie Türschwelle. Es ist magisch geschützt.“, sagte sie.  Clara die die ganze Zeit schweigend zugehört hatte, grinste jetzt breit und ihre intelligenten grünen Augen funkelten gefährlich. „Das dürfte nicht das Problem sein. Sie sind immun gegen den Zauber, der die Institute vor Eindringlingen sichert. Ihr Vater war einmal ein Schattenjäger, bis er sich in eine Hexe verliebt hat und sich die Magie angeeignet hatte.“, sagte sie und stand auf.

Rachel nickte jetzt und meinte sah ernst aus. „Wir müssen das Institute finden. Leider gibt es einige davon. Und wenn wir es gefunden haben müssen wir Nina umbringen, bevor die dunkle Magie in ihr zu stark wird und sie eine zu große Gefahr für uns wird!“ , sagte sie und redete sich in Rage. Im Gegensatz zu Kira war Rachel komplett auf Clara’s Seite und würde alles für ihre Meistern tun.

„Eliminieren, Rachel“, verbesserte Clara sie. „Und vergiss Elena nicht. Ich dulde KEINEN VERRAT in meinen Zirkel“, sagte Clara kalt und entließ dann mit einer harschen Handbewegung die beiden Hexen. Dann ging sie um den Schreibtisch herum und nahm sich einen große Karte. Dort waren alle Institute aufgezeichnet die es auf der Welt gab. Musternd sah sie darauf. In welches sind die beiden Mädels wohl geflüchtet?

***

 Nina schlenderte frisch geduscht, umgezogen und fröhlich mit zwei Tassen Cappuccino in Elenas Zimmer. „Keeeekksiiii“, flötete sie fröhlich und drückte Elena einen Tasse in die Hand. „Morgen. Hier für dich.“, sagte sie. Elena sah hoch von der Tasse zu Nina. Sie schwieg. Nina zog aus ihrer Hosentasche einen Umschlag hervor und wedelte damit vor Elenas Nase herum. „Guck. Ich hab noch 300,00 Dollar. Haben wir nur noch 100,00 Dollar Schulden. Ich habe eine Doppelschicht gemacht“, erklärte sie ihrer kleinen Schwester grinsend.

Elena sah Nina mit offenem Mund an. Das konnte doch nicht wahr sein. Nina verkaufte sich eiskalt weiterhin. Nina schlenderte zum Fenster und riss die Gardinen auf. „Jetzt guck doch nicht so, Elena.“ „Ich mach mir doch nur Sorgen, Krümelchen. Da könnte wer weiß für Typen dabei sein. Ich will doch einfach nicht das dir etwas passiert!“, erklärte Elena bedrückt und sah ihre Schwester an.

Nina trug heute eine schwarze Röhrenjeans die mit goldenen Reißverschlüssen und goldenen Nieten bestickt war. Dazu trug sie einen weinroten Pullover mit Rundhalsausschnitt. Durch den Pullover konnte man leicht ihren Spitzenbh erkennen. Dieser war ebenfalls in weinrot. Sie trug ebenfalls schwarze Stiefeletten mit extrem hohen Absätzen, die einen goldenen Reißverschluss hatten. Nina hatte ihre Haare wieder gelockt und natürlich war sie wieder stark geschminkt. Elena fand das ihre Schwester wirklich sexy aussah. Aber manchmal wirkte es so, als ob Nina sich hinter den ganzen Klamotten und Schminke eigentlich verstecken wollte.

Nina sah jetzt wieder zu ihrer Schwester.  „Du bist soo süß. Aber wir brauchen das Geld wegen den Schulden. Und so geht es definitiv schneller. Es fehlen nur noch 100 Dollar!“, sagte sie todernst, setzte sich gegenüber von Elena auf einen Sessel und trank einen Schluck  aus ihrer Tasse. „Und ich kann eh nichts anderes“, sagte sie fast nicht hörbar. Doch Elena hörte es. „Sag sowas nicht!“, zischte sie leise und sah Nina aufmunternd lächelnd an. „Du könntest alles machen was du möchtest. Aber du bist stur. Und ich kann’s dir nicht ausreden. Also pass bitte auf dich auf, ja?“

Nina nickte. „Ich lass dich mal im Glauben du hättest recht. Ja. Mache ich. Nur noch einmal dann haben wir die 500 zusammen. Dann such ich mir etwas Normales“, sagte sie jetzt lächelnd. Elena erwiderte ihr Lächeln doch Nina spürte sofort das da noch mehr war. „Elena? Ist alles in Ordnung? Du siehst so angespannt und nervös aus.“  Elena sah zu Nina und schwieg. Sie wollte Nina nichts sagen. Denn sie wusste das diese sofort ein schlechtes Gewissen bekommen würde. Doch Nina kniff die Augen zusammen und fixierte ihre nur drei Minuten jüngere Schwester. „Elena.“, sagte sie und sah sie auffordernd an.

Elena starrte auf ihre heiße Tasse in der Hand und erklärte dann seufzend: „Ich muss nachher auf Werwolfjagd mit Marco…. Weil wir sonst rausfliegen wenn wir uns nicht besser anstrengend und richtig mitmachen!“, sagte sie und sah jetzt wieder hoch. Und genau wie Elena vermutete blitzte in Ninas samtbraunen Augen die Schuldigkeit auf. „WAS?! Du meinst wohl eher weil ICH nicht richtig mitmache!“ „Wie auch immer, Nina… ich gehe gleich mit Marco los“, sagte Elena entschieden und stand auf. Doch Nina hielt sie am Arm fest und drehte Elena wieder zu sich. „NEIN! Ich gehe!“ Vehement schüttelte Elena den Kopf. „Das ist zu gefährlich Nina. Du hast NIE an einem Training teilgenommen!“, sagte  Elena und löste sich aus Ninas Griff. Natürlich fand Elena das überhaupt nicht toll da mitzugehen und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Aber sie wollte ihre Schwester die noch so viel unerfahrener war wie Elena nicht in Gefahr bringen.

Nina starrte Elena an und man konnte Ninas Verzweiflung fast greifen. „Ich lass nicht zu, das du wieder den Kopf für meine Fehler hinhältst, Elena“, sagte sie und klang fast flehentlich. Lange hatte Elena Nina nicht mehr so gesehen. Das letzte mal vor vier Monaten als die beiden aus New Orleans geflüchtet sind. „Nina, lass…“, fing Elena an und wollte ihre Schwester beruhigen. Doch Nina schnitt ihr das Wort ab. „Es tut mir leid, Elena.“, sagte Nina leise, hob die Hand und murmelte ein paar Worte.  Elena verzog das Gesicht und hielt sich die Schläfe „Nina… nein…“, versuchte Elena ihre Schwester davon noch abzubringen, doch Nina schüttelte nur wild entschlossen den Kopf. „Ich lass nicht zu das dir etwas passiert“.

Elena versuchte noch ein letztes Mal gegen Ninas Magie anzukämpfen, doch Nina war einfach zu stark und Elena driftete ins Nirwana ab und sackte zusammen. Bevor sie umkippen konnte fing Nina sie auf. Vorsichtig trug sie Elena in ihr Bett und deckte sie fürsorglich zu. „Es tut mir alles so leid, Elena“, flüsterte sie und hatte Tränen in den Augen. Sanft strich sie Elena über die Wange. „Ich wollte das alles nie“, sagte sie und einen Träne viel auf Elena herab.

Schnell wischte sich Nina die Tränen weg. Seid einer sehr sehr sehr langen Zeit war sie nicht mehr so emotional gewesen. Sie hatte sich solche Gefühle verboten. Doch jetzt waren die Schuldgefühle einfach zu stark. Schnell sammelte sie sich wieder und versteckte wieder alles hinter ihrer Maske. Hektisch schnappte sie sich ein paar Klamotten aus Elenas Schrank, dann ging sie in ihr eigenes Zimmer. Sie musste sich umziehen, damit Marco sie nicht direkt erkannte. Sie zog sich eine schmale schlichte hellblaue Jeans an, einen weißen bequemen Strickpullover und passend zur Hose blaue Stiefel mit flachem Absatz. Sie musste zugeben das Elenas Style echt gemütlich war. Dann glättete sie sich ihre Haare und verpasste sich eine Strähne. Diesmal passend zu der Hose und den Schuhen in Blau. Nina musterte sie. Jetzt sah sie aus wie eine Elena-Kopie. Schnell rannte sie dann runter und traf dort auf Marco, der schon auf Elena wartete.

Eine Stunde später wachte Elena erschrocken auf und sah sich um. Doch Nina war nicht mehr da. Entsetzt sprang sie auf. Nina hatte doch nicht etwa??? Wie von der Tarantel gestochen lief sie in Ninas Zimmer. Doch ihr Zwilling war nicht da. Sie suchte das ganze Institute ab, doch Marco und Nina waren bereits weg. Dein einzigen den sie fand war Nathan.

***

Als Nina ihre Magie angewendet hatte, fing Rachel zur selben Zeit in New Orleans an hektisch zu malen. Sie malte eine Person auf die Leinwand. Nach ein paar Minuten – als Nina ihren Zauber fertig gesprochen hatte, war auch Rachel mit ihrem Werk fertig. Auf der Leinwand war einen perfekte Zeichnung von einem Mädchen. Schlank, wunderschön, lange braune gelockte Haare und samt brauen Augen. Es war Nina Fray.

Clara trat von hinten auf Rachel zu und räusperte sich. Rachel erschreckte sich und drehte sich zu ihrer Meisterin um. „Was spürst du, Rachel?“, fragte Clara und musterte das Bild. „Nina hat ihre Magie benutzt. Entweder hat sie es außerhalb des Institutes getan oder der Zauber war mächtiger Sodas es die Schutzwände durchdringt hat“, erklärte Rachel schnell Clara.

Selbstgefällig grinste Clara. „Wusste ich es doch das Nina nicht lange ohne Magie leben kann. Also. Wo sind die beiden?“ Aufgeregt erzählte Rachel weiter was sie wusste. „Elena und Nina sind in dem New Yorker Schattenjägerinstitute.“ Clara nickte und verzog innerlich das Gesicht. Das Institute in New York war das größte von allen und dort saßen die besten der Schattenjäger. Wirklich gute Auswahl, dachte sich Clara. „Gut. Dann machen wir zwei hübschen jetzt einen Ausflug nach New York, Rachel“ Rachel nickte begeistert. Sie war so stolz auf sich das Clara sie auserwählt hatte bei so einer wichtigen Mission mit zu machen. Eilig lief sie in ihr Zimmer und packte ihre Sachen. Clara schüttelte leicht belustigt den Kopf. Wie naiv dieses kleine Ding doch war. Dann ging sie und packte selber.

***

Es war mittlerweile Mittags in New York. Nathan hatte Elena mitgenommen damit sie nicht die ganze Zeit an Nina und Marco dachte. Sie saßen in einem Restaurant und Nathan hatte reichlich bestellt. Pfannkuchen, Pizza, Burger, Pommes, Speck, Bratwurst, alles Mögliche UNGESUNDE wurde an den Tisch gebracht.  „JA alles her damit.“, sagte er grinsend zu der Bedienung. „Ja das auch. Mhhhhmmm.. das wird ein FESTMAHL.“, rief Nate freudestrahlend aus, griff sich einen großen Hamburger und biss hinein. „GOTT ist das lecker“, sagte er mit vollem Mund.

Elena die ziemlich schlecht gelaunt war schwieg und stopfte sich eine Lasagne rein. „Du bist ganz schön ruhig, seid dem wir du in mich reingerannt bist“, sagte Nate, sah sie und aß genüsslich weiter. Elena sah angepisst hoch. „Meine Schwester hat mich AUSGEKNOCKT, damit sie anstatt mir, mit Marco gehen kann. ICH bin NICHT begeistert“, zischte sie wütend. Nathan nickte leicht. „Ja okay. Aber ich Findens witzig. SAG mal Elena, willst du das noch essen?“, fragte Nate und deutete auf die Cupcakes die auf dem Tisch standen.  Elena schlug ihn auf die Hand. „OH NEIN! Das ist meiner. Bei dir gibt es sonst nie etwas Ungesundes!“, meckerte sie ihn an.  Leicht traurig sah Nate noch ein Mal zu dem Cupcake. Dann widmete er sich wieder seinem bombastischen Burger. „Hach Gut. Und wegen Nina. Marco ist einer meiner besten Leute. Ihr wird nichts passieren“, sagte er und nahm einen neuen Bissen.

 „Das hoffe ich!“, sagte Elena und sah jetzt mehr besorgt als wütend aus. „Nina darf nichts passieren“, sagte sie leise. Sie würde es nicht verkraften wenn Nina einmal nicht mehr da wäre. Nate nickte nur. Er war viel zu abgelenkt mit seinem Essen. Nate seufzte wohlig. Jetzt musste Elena ja doch grinsen. „Wieso essen wir eigentlich Fast Food und fettiges Zeug. Ist doch ‚ungesund‘?“, fragte sie und hob eine Augenbraue hoch. Nate sah ihr in die goldbraunen Augen und meinte „Ist auch ungesund. Aber man muss das essen ja auch mal genießen können! UND GOTT DAS IST GU T!“, stieß er erfreut aus und stürzte sich auf einen Schokoladenkuchen. Elena lachte. „Gut. Dann will ich bloß nichts dagegen sagen“, meinte sie grinsend und vertilgte dann genüsslich ihren Cupcake.

***

Marco und Nina fuhren schon seit einer Weile. Beide schwiegen sich an, denn Nina versuchte so wenig wie möglich zu sagen, damit sie ja nicht enttarnt würde. Sie würde Marco glatt zu trauen das er kehrt machte. Sie starrte aus dem Fenster. Sie waren nicht mehr in der Stadt. Sie waren in Hinterland. Es war alles grün und Unmengen Wälder und Flüsse waren um sie herum. Es war wirklich schön. „Also.“, fing Marco an und riss Nina aus ihren Gedanken. „Was weißt du über Werwölfe, Elena?“, fragte er und sah leicht zu ihr. Elena war heute ungewohnt still und verschlossen. Aber vermutlich war das nur die Aufregung vor ihrer ersten Jagd. Nina wandte sich zu ihm und sagte wie aus der Pistole geschossen: „Werwölfe sind bei Vollmond am stärksten. Ihr Biss ist tödlich für einen Vampir. Nur ein Alpha kann einen Menschen in einen Werwolf verwandeln. Macht es ein Beta oder ein Omega, stirbt der Mensch einen qualvollen Tot.“, fing sie an.

Marco zog überrascht die Augenbrauen an und lauschte ihr zu. Damit hatte er ja doch nicht gerechnet. „Eisenhut und Silber verletzten sie, tötet sie aber nicht. Man kann sie nur umbringen, indem man sie zweiteilt oder das Herz raus reißt. Beziehungsweise eine Silberkugel ins Herz schießt.“, vollendete Nina ihre Erklärung sachlich. Sie konnte erkennen dass Marco mehr als überrascht war. „Ich bin ehrlich beeindruckt. Du hast einiges gelernt, Elena“, sagte er und lächelte stolz. Nina seufzte innerlich. Sie wollte ihn nicht noch mehr anlügen, also deckte sie das Ganze auf. „Ich muss dich korrigieren. Ich bin Nina. Überrascht?“, sagte Nina und  konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen als sie Marco’s Gesichtsausdruck sah.  „WAS?“, stieß Marco hervor und hielt an. Sie waren an einem Waldweg angekommen. Musternd sah er sie an. Sie glichen sich beide sehr. Nina trug die Haare glatt, hatte sich nicht zu aufreizend angezogen und geschminkt und hatte sogar eine Strähne ihm Haar. Dann sah er ihr in die Augen. Und erkannte Nina endlich an ihren samtbraunen Augen.

„Ja… nimm's nicht so ernst. Wir werden öfters verwechselt. Muss wohl am Aussehen liegen.“ Meinte Nina achselzuckend und stieg dann aus dem Auto aus. Marco folgte ihr direkt. „Du warst heute morgen nicht Elena?“, fragte er und holte eine Tasche aus dem Auto.  Nina schüttelte den Kopf. „Oh nein. Das war natürlich Elena heute Morgen. Ich hab sie nur daran gehindert mit dir mitzukommen.“, sagte sie betont gleichgültig. Verwirrt sah Marco sie an. „Wieso hast du das getan?“ „Weil ich es nicht zu lasse das meine Schwester in Schwierigkeiten gerät, weil ich Fehler gemacht habe“, sagte sie und fügte leiser hinzu „Das lass ich nicht nochmal zu“. Marco musterte sie. Er konnte ihn ihren Augen so etwas wie Traurigkeit erkennen und Schmerz. Noch nie hatte er das bei ihr gesehen. Er kannte sie immer als das perfekte Mädchen. Mit dem Perfekten Lächeln.  „Ist das der Grund warum ihr zu der Schattenjägergilde gekommen seid? Weil du Elena in Gefahr gebracht hast?“, fragte Marco vorsichtig und hoffte das Nina sich weiter öffnen würde. Doch da genaue Gegenteil passierte wieder.

Die Emotionen die Marco gerade noch in ihrem Gesicht ablesen konnten waren wie weggewischt und ein gleichgültiger, wenn nicht fast wütender Gesichtsausdruck folgte. „Das ist ein Thema was sich sowas von absolut nichts angeht, Marco. Und lassen wir diesen ‚Smalltalk‘. Wir sind doch hier um einen Werwolf zu töten und nicht um einen kleine Plauderrunde mit Kaffee und Kuchen zu veranstalten.“, sagte sie harsch. Marco sah sie ein klein wenig verletzt an. „Natürlich… lass uns gehen“, sagte er und deutete auf den Waldweg. „Wird ja auch mal Zeit“, stieß Nina hervor, drehte sich auf den Absatz herum und stolzierte los.

Sie wollte eigentlich nicht so gemein sein. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Marco durfte nicht die Wahrheit erfahren. Das würde den Tot von Elena und ihr bedeuten. Und es würde Marco in Gefahr bringend. Nina wollte ihn nicht weiter anlügen, also hatte sie das Thema komplett mit einem Zickenanfall geblockt. Sie war nicht immer so. Es gab mal eine Zeit, in der sie offener mit ihrem Vertrauen war und Leute schneller an sich ran gelassen hatte. Doch dann… veränderte sich ihr Leben komplett. Um sich und vor allem die Menschen um sie herum zu schützen, schubste sie diese weit weg von sich und veränderte sich. Wurde zu dem Mädchen was die meisten nicht mochten: zu einem Miststück, für das nur Shopping und Sex zählte. Es klappte auch. Außer bei Elena. Sie konnte Elena nicht wegstoßen, auch wenn es für Elenas Sicherheit besser wäre Aber Nina brauchte sie einfach. Und Elena brauchte sie. Also musste sie anders dafür Sorgen das Elena so wenig wie möglich in Gefahr geriet.

***

Die Bar war laut und voll. Die Musik wummerte laut und die Leute hatten ihren Spaß. Damon wippte leicht zur Musik mit und sah dann zu seiner ältesten Freundin. „Gott, Alexia. Du bist der stillste Dämon den ich kenne. Komm schon wir sind in einer Bar. Hab mal was Spaß!“, forderte er sie auf. Alexia ignorierte den Satz einfach, beugte sich etwas zu ihm rüber und fragte: „Was willst du von mir Damon?“ Damon verzog leicht schmollend den Mund. „Das ihr auch immer so direkt sein müsst“ „Du weißt ich hab Recht, Damon.“, sagte sie leicht schmunzelnd und pikste ihn in die Hüfte.

„ALSO ich höre, Schatzi“ Damon seufzte ergeben. Alexia kannte ihn einfach zu gut. „Okay. Alexia ich brauch deine Hilfe. Ich suche nämlich den Kelch der Engel.. und vielleicht hatte ich gehofft du wüsstest vielleicht etwas darüber?“, fragte er und schenkte Alexia ein 1000 Watt Lächeln. Doch im Gegensatz zu allen anderen Frauen wirkte das Lächeln bei ihr überhaupt nicht. Sie zog nur eine Augenbraue hoch. „Du hast doch den Timelord, Adam Smith bereits gefragt.“, stellte sie sachlich fest. Wieder einmal musste er feststellen dass ein Dämon verdammt viel wusste. „Schon. Aber Adam hat mir eine nichtssagende Auskunft geben!“, sagte er leicht grummelnd. „Lyanna Morgenstern. Du brauchst sie“, sagte Alexia und grinste. „Das hat Adam mir auch schon gesagt“, grummelte Damon weiter und verdrehte leicht die Augen. So würde er NIE weiter kommen.

„Ja. Sie weiß wo der Kelch sich momentan aufhält“, sagte sie weiter. „Auch das war mir klar, Lexi“ Alexia legte den Kopf schief. „Wie kann ich dann meinem Lieblingsvampir helfen?“ „Wie wäre es damit: WO ist Lyanna?“, fragte Damon und sah zu der blonden Dämonin. Alexias Gesicht hellte sich auf. „Das ist einfach. Hier in New York“ „Und woooo genau?“, fragte Damon leicht ungeduldig. Gott konnte Alexia manchmal auf dem Schlauch stehen.  „Bei dem Schattenjägerinstitute ist ein paar Meter weiter eine Bar. Dort arbeitet sie.“ „Großartig“, stieß Damon hervor.

Bei dem Wort Institute musste Damon hat das wunderschöne Mädchen denken und sein Blick wurde weich. Alexia sah ihn verwundert an. „Um welches Mädchen geht es?“, fragte sie direkt. Damon sah sie mit großen Augen an. Und wieder wurde ihr klar, das Alexia ihn ZU GUT kannte. „Es ist ein wunderschönes Mädchen, Alexia. Sie ist sanft, liebenswürdig und weiß selber nicht wie wundervoll sie doch ist. Und sie hat außerdem noch Humor“, schwärmte er vor. Alexia schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen. „Sag mal redest du von mir?“, fragte sie keck und warf ihre blonden Haare in hinter ihren Rücken. „Nein du Depp“, sagte Damon grinsend und verpasste Alexia einen Tritt gegens Schienbein. „Aua!“, jammerte Lexi leicht. „Okay. Mehr Infos“, forderte  sie Damon auf. „Viel mehr weiß ich nicht. Aber sie lebt in dem Institute“, sagte er leise. Er verschwieg dass sie eine Hexe ist. Denn wenn das einer um ihn herum mitbekommen würde -  könnte das fatale Auswirkungen für die brünette Schönheit haben. „Oh“, stieß Lexi mit großen Augen hervor. Damon nickte. „Ja. Oh. Und ich weiß nicht mal ihren Namen.“

***

Der Vollmond war bereits aufgegangen und leuchtete hoch am Himmel. Es war eine sternenklare Nacht. Marco und Nina schlichen durch den Wald und kamen an einer Lagerfeuerparty an. Dort war das Rudel und sie hatten einige Mädchen um sich gescharrt. Das Rudel bestand nur aus Männern und die Mädchen wären deren Mahlzeiten. Vorsichtig lugte Nina hinter einem Baum hervor. „Okay. Was soll ich tun?“, fragte sie und sah zu Marco. Marco erwiderte ihren Blick mit Unbehagen. Nina war einfach noch nicht so weit. Also was könnte sie schon tun. „Nichts. Du bleibst hier.“, sagte er seufzend.

Nina hob eine Augenbraue hoch und fixierte ihn mit ihren samtbraunen Augen. „Aber ich soll doch was tun. Nate will es so.“ „Ich wollte Elena mitnehmen. Nicht dich. Du hast nie NIE trainiert!“, sagte er härter als beabsichtigt. Marco wollte doch nur nicht, das Nina etwas passierte. Nina stieß ihn mit den Finger in die Brust. „Jetzt komm mir mal nicht damit. Du kennst mich nicht, Marco. Du hast keine Ahnung was ich kann.“, dann sah sie zu der Gruppe. „Bald werden die sich verwandeln und die Mädels schlachten. Also mein Plan. Ich locke die alle hier hin und du knockst sie aus.“, sagte sie und duldete keine Widerrede. Schon bauschte sie Ihre Haare nochmal auf und zog sich ihren Pullover tiefer runter. Dann marschierte sie zu der Gruppe.

Marco konnte nicht anders als ihr hinterher starren. Hatte sie das gerade eiskalt getan? Ist Nina ohne Waffen mitten in den Haufen Werwölfe gerannt? Doch Marco hatte scheinbar vollkommen die Waffen einer Frau vergessen. Nina schleimte sich charmant bei dem ersten Werwolf ein und lockte ihn mit heißen Versprechungen von den anderen Weg tiefer in den Wald und gab Marco ein belustigtes Augenzwinkern als Zeichen. Dieser reagierte sofort und noch bevor der Werwolf Nina küssen konnte, fiel er auch schon tot zu Boden. Nina grinste und streckte die Daumen hoch „Läuft doch super, nicht wahr?“, flüsterte sie und huschte wieder zu den Werwölfen. Jeden einzelnen von den fünf Werwölfen lockte sie so in die Falle. Die waren schon etwas naiv und zu betrunken als ob die gemerkt hätten dass einer fehlte.

„Fertig“, rief Nina aus als auch der letzte Werwolf fiel. Da ertönte aus Gejaule nicht weit von ihnen. „Lass uns schnell weg“, zischte Marco. In diesem Wald waren zu Vollmondzeiten viele Werwolfrudel. Und wenn sie jetzt von einem Rudel umzingelt wurden, wäre das der Tod für sie beide. Schnell rannten die beiden durch den Wald, doch nach einer kleinen Weile stolperte Nina über eine Wurzel und landete auf allen vieren.

Erschrocken blieb Marco stehen und erstarrte als er etwas vor Nina war nahm. Langsam, sehr langsam hob Nina den Kopf und sah zu einem großen Mann hoch. . Sie schreckte zurück als sie in die rotglühenden Augen von Stephen sah. Er war ein Alphawolf und er hatte eine bedrohliche Ausstrahlung. Daher die rotglühenden Augen. Überrascht sah er zu den beiden. Er hatte um solche Uhrzeiten keine Menschen mehr im Wald erwartet. Gerade wollte Stephen etwas ansetzen zum sagen doch da wurde er von Marco schon mit dem ersten Pfeil attackiert.

Wütend knurrte er Marco an und ließ seine Fangzähne vorblitzen. In weniger als einer Sekunde nahm sein Gesicht das einer Fratze an und sah mörderisch gefährlich aus. Marco attackierte ihn weiter mit Pfeilen, doch Stephen wich flink aus und machte einen Hechtsprung auf Marco zu. Marco konnte gerade noch so ausweichen.  Marco und Stephen gaben sich einen erbitterten Kampf um Leben und tot. Leise stand Nina auf und verfolgte mit wachsenden entsetzten dem Schauspiel. Leider war Stephen als Werwolf und das auch noch bei Vollmond um einiges stärker als Marco und gewann die Oberhand.

Nina stand kurz vor einer Panikattacke. Das lief gerade ganz und gar nicht nach Marco’s Plan. Sie versuchte ruhig zu bleiben und sah sich nach einer Waffe um. Und da sah sie Marcos Tasche die er fallen gelassen hatte. Leise krabbelte sie darauf zu und fischte sich das große Gewehr raus. Nina wühlte sich durch die Tasche und fand auch die Eisenkugeln. Flink steckte sie sie ein und sah wieder zu den beiden Kämpfenden.

Stephen hatte Marco im Schwitzkasten und war gerade drauf und dran Marco die Kehle zu zerquetschen. Marco versuchte sich bitterlich zu wehren, doch für den Alpha war es nicht mehr als ein jämmerliches  Zappeln. Da hörte Marco einen Schuss. Der Griff um seine Kehle wurde lockerer. Noch zwei weiter Schüsse folgten  und Stephen lies Marco los und sackte leblos zu Boden.

Marco rappelte sich auf und sah zu Stephen. Drei Kugeln prangten in seiner Brust. Genau an der Stelle wo dessen Herz war. Der musste einfach tot sein. „Du kannst schießen?!“, stieß Marco hervor und sah überrascht zu Nina. Nina senkte langsam das Gewehr und sah zu Marco. „Ich hab es rausgefunden. Überraschung.“, stellte sie ruhig fest. Marco nickte und knickte dann leicht ein und hielt sich keuchend die Seite. Sofort stand Nina bei ihm und stützte ihn. „Lass uns nach Hause gehen“, meinte sie leise und sah besorgt zu Marco. Er lächelte leicht. „Ist nicht so schlimm.“, meinte er sanft als er ihren Blick deutete und nickte dann. „Ja.“  Von Nina machten sich beide auf den weg. Noch einmal sah Nina sich zu der Leiche um. Wäre sie nicht hingefallen… könnte er vielleicht noch leben? Schnell verdrängte sie das schlechte Gewissen und gingen zum Auto.

***

Marco und Nina kamen endlich wieder nach Hause. Marco stampfte direkt ins Badezimmer um sich zu verarzten. Nina dagegen sprintete zu Elena ins Zimmer. „Ich bin wieder da Elena“. Erleichtert sprang Elena auf und rannte auf ihre Schwester zu und inspizierte sie nach Wunden. Doch soweit Elena sehen konnte, ging es ihrer Schwester prächtig. „Bitte sei nicht wütend. Ich wollte dich nur beschützen. Elena lächelte. Alles war vergessen. Eigentlich liebte Elena es wenn Nina so war. Denn das erinnerte sie an die frühere Nina. Als Nina noch unbeschwert war. Dann überbrückte sie endlich die letzte Distanz und umarmte Nina. „Ich weiß“, flüsterte sie.

Nina drückte sie fest an sich. „Es tut mir leid dass ich einen größeren Zauber gesprochen hab, aber…“, fing Nina mit einem schlechten Gewissen an. Schließlich dürften Clara und Co jetzt wissen wo sie sind, aber Elena löste sich von ihr und unterbrach sie. „Ich weiß Nina. Anders hättest du mich nicht dazu bringen können das ich hier bleibe. Wir müssen jetzt nur vorsichtiger sein. Fremden Leuten weniger trauen. Es könnten Spione von Clara sein“, meinte Elena und sah zu Nina. Diese nickte. „Das ist kein Problem. Ich vertraue eh nur schwer. Und voll und ganz vertraue ich nur dir“, sagte Nina. Elena musterte ihre Schwester. Wie unterschiedlich die beiden doch waren. Sie selbst vertraute so schnell und lag manchmal oft falsch. Und Nina… Nina fasste nur sehr schwer in eine Person vertrauen. Auch wenn die Person die netteste der Welt war und es verdient hatte, aber in Nina gab es dann immer eine Blockade. „Okay“, sagte Elena. „Ich lass nicht zu das Clara kommt und dir was tut, Nina“ Nina lächelte standhaft. Doch Elena kannte Nina einfach zu gut. In ihren Augen spiegelte sich der Schmerz wieder. „Danke. Wir schaffen das. Wir beide gegen der Rest der Welt.“, sagte sie und umarmte Elena wieder. Elena strich Nina übers Haar. „Ja. Wir gegen den Rest der Welt.“

//03 – Looking for my memories

 

Die Sonne brannte auf die drei jungen Männer herab und ließ sie allesamt schwitzen. Während einer sich auf dem Deck des Segelbootes sonnte, rackerten sich die anderen zwei ab. Schon bald würden sie an Land gehen. Nach 6 vollen Monaten würden sie endlich wieder zu Hause sein. Aber im Schattenjägerinstitute würde wieder eine Menge Arbeit auf sie alle warten. Wie es wohl Nathan und Marco ergangen war? Jonathan stand am Bug des Segelbootes und konnte Manhattan in der Ferne ausmachen. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Er hatte dunkle Haare, blaue Augen und dasselbe Muttermal unter der Lippe, wie sein Bruder Marco. Man könnte meinen er würde sich auf seinen älteren Bruder freuen, doch es war genau das Gegenteil der Fall. Er konnte es nicht erwarten, ihn NICHT zu sehen. Vielleicht würde ihm ein wenig Zeit bleiben, bevor Nathan spitz bekam, dass sie wieder zurück waren. „Sweet home, nicht wahr?“, erscholl eine Stimme hinter ihm und eine Hand klopfte ihm auf die Schulter. Jonathan sah über seine Schulter und begegnete dem Blick von Mike. Michael hatte ein freches Grinsen drauf, blonde Haare und blaue Augen. Mike war der Typ Schattenjäger, den man gerne als Freund hatte und der einem immer den Rücken freihielt.

Was man von Sam nicht behaupten konnte. Einen flüchtigen Blick riskierte er auf den jungen Mann, der sich in der Sonne sonnte. Sam war eitel, arrogant und selbstverliebt. Jonathan war sich sicher, dass der Schattenjäger nicht in der Lage war, jemand anderen zu lieben außer sich selbst. Samuel hatte hellbraune Haare, grüne Augen und immer ein sexy Lächeln auf den Lippen. Er hatte sich auf die Vampire spezialisiert, da seine ganze Familie damals von den Blutsaugern ausgerottet worden war. Sam war der letzte der van Helsings. „Ja... wäre da nicht Marco“, sagte Jonathan und seufzte. „Das wird schon“, meinte Mike zuversichtlich und legte einen Arm um Jonathan. Michael liebte Jonathan. Nicht als Bruder, sondern er LIEBTE ihn so richtig. Er tat zwar immer so, als würde er auf Frauen stehen. Er erzählte auch immer von seinen Bettgeschichten, aber in Wirklichkeit war alles nur erlogen. Doch niemand wusste davon und Mike hatte auch nicht vor es seinen Freunden auf den silbernen Teller zu servieren. Jonathan lächelte ihn kurz an und sah wieder zu der Skyline der Stadt. New York wir kommen, dachte er.

Schon bald konnten sie das Segelboot in den Hafen fahren und dort an Land gehen. Sam, Mike und Jonathan holten ihre Sachen, dann vertäute Jon das Boot gut und ging gemeinsam mit seinen Kumpels zu dem Safehouse, dass nicht weit von hier entfernt lag.

Das Safehouse war eine abgelegene kleine Pferderanch. Ein paar Angestellte pflegten die Ranch und fütterten die Pferde, wenn Jonathan keine Zeit hatte es selbst zu machen. Und das war meistens der Fall, denn Nathan brauchte die Schattenjäger eigentlich so gut wie immer. 6 Monate waren sie in Japan gewesen und hatten dort dem Schatteninstitute ausgeholfen. Die hatten große Probleme mit Kappas gehabt. Die Wesen Kappa waren kleine grüne Männlein, die unter Brücken, in Teichen, Kanälen und Flüssen hausten. Sie lebten im Wasser und sie rochen nach Fisch. Doch sie ernährten sich von weiblichen Menschen. Sie saugten die Innereien mit einem Art staubsaugerartigem Mund aus ihren Opfern heraus und heilten sich somit selbst. Das Wasser in dem diese Kappas lebten, bescherte dem der es trank ein ewiges und gesundes Leben. Man konnte diese Wesen nur töten, indem man ihnen die Kappe abschlug. Die Jungs wurden von Nathan dorthin geschickt, da man ihn um Hilfe angefleht hatte und das Schattenjägerinstitute in New York der Hauptsitz von allen war.

Die Schattenjäger hatten es gerade noch so bewerkstelligt das Problem aus der Welt zu schaffen. Noch heute hatte Jonathan Albträume davon. Denn er hasste es, unschuldige Frauen als Köder zu benutzen. Beinahe wäre das Mädchen unter seiner Aufsicht gestorben. Völlig in der Vergangenheit versunken, starrte er auf die Koppel und beobachtete eine Stute mit ihrem Fohlen. Er schüttelte den Kopf und versuchte wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Was geschehen war, war nun mal passiert. Man konnte es nicht mehr ändern und sie hatten es ja dann doch ohne weitere Tote geschafft. Jemand trat neben ihn und legte eine Hand auf seinen Oberarm. „Alles okay bei dir?“, fragte Mike und musterte Jonathan. Der junge Schattenjäger seufzte und lächelte dann. „Wie oft willst du mich das noch fragen?“, antwortete er mit einer Gegenfrage. Mike schmunzelte. „Bist du mir eine ehrliche Antwort gegeben hast.“ Jon sah zu den Pferden und stieg dann über den Zaun zur Koppel. „Mir geht es gut, Mike. Hör endlich auf dir ständig Sorgen um mich zu machen!“, meinte er grinsend und ging dann auf Aphrodite zu. „Na mein Mädchen“, hauchte er der braunen Stute entgegen und küsste sie auf das weiche Stirnfell.

Er liebte es zu reiten. Da fühlte er sich frei und er hatte das Gefühl nicht ständig von der Pflicht des Schattenjäger Daseins erdrückt zu werden. Er wurde in all das hinein geboren. Er hatte niemals ein normales Leben gehabt. Also konnte er es nicht vermissen. Denn wenn man etwas nie gehabt hatte, konnte man es auch nicht vermissen. Aber er fragte sich oft, wie es wohl war? Ein Mädchen ausführen, sie den Eltern vorstellen und sich nicht ständig fragen zu müssen, ob er sie damit in Gefahr brachte. Mike beobachtete Jonathan und verspürte abermals einen Stich im Herzen. Sein bester Freund tat ihm schrecklich leid. Er wünschte er könnte ihm diese Qualen nehmen. Ihn glücklich machen. Doch Jonathan wird niemals seine Gefühle erwidern, das wusste er nur zu gut. Er stieß sich vom Zaun ab und schlenderte dann mit in den Taschen vergrabenen Händen zurück zur Ranch. Jonathan streichelte sein Pferd weiter über die Nüstern und führte dann die Stute mit ihrem Fohlen zurück in den Stall.

Er gab den beiden noch ein paar Leckerlis und wollte eigentlich dann zurück ins Haus und sich was zum Essen holen, aber da vernahm er einen Krach auf dem Dachboden. Sofort packte er die Mistgabel und schlich angespannt nach oben. Wer auch immer dort oben herum polterte würde sein blaues Wunder erleben. Konnten denn diese Viecher ihn denn nicht einen einzigen Tag der Ruhe gönnen?! Etwas bewegte sich im Schatten. Er hob die Mistgabel über den Kopf und wollte zustechen, doch hielt inne als er den hellbraunen Schopf von Sam entdeckte. Der Schattenjäger war aber nicht alleine. „Nicht dein Ernst, du Sau“, fauchte Jonathan und fixierte die beiden Nackedeis. Das würde das Herumpoltere erklären. Sam und das blonde Mädchen stoben auseinander und packten sich ihre Sachen. „Alter. Wie wär's mit anklopfen? Und wolltest du mich etwa mit der Mistgabel abstehen?!“, knurrte Sam und zog sich schnell an. „Anklopfen? WO DENN?!“, konterte Jonathan sarkastisch und gab ihm eine Kopfnuss. Sam rieb sich den Schädel und funkelte seinen Artgenossen böse an. „Das ist Martina. Sie ist die Tochter des Stallmeisters“, stellte Sam das blonde Mädchen vor, die jetzt auch wieder angezogen war. Martina bekam kein einziges Wort heraus, wurde nur knallrot und machte das sie wegkam.

Jonathan würdigte ihr keines Blickes und starrte Sam weiterhin angepisst an. „Ausgerechnet mein Stall, Sam? Meine Pferde verfallen noch in tiefste Depressionen“, fauchte er den Schattenjäger weiterhin an. Sam schnaubte und zupfte sich einen Strohhalm aus seinem Haar. „Das sind nur Pferde!“ „Pferde die dein Gestöhne anhören müssen. Die armen Tiere!“, verteidigte Jonathan seine Tiere erbitterlich. Samuel seufzte und rollte mit den Augen. Dann hörte er seinen Klingelton und zog dann sein Handy heraus. Er lachte und sah dann zu Jonathan. „Tja. Sag auf wiedersehen zu deinen Pferdchen. Denn Nathan will uns unverzüglich sehen.“ „Woher weiß er das wir wieder da sind?“, wollte Jon wissen und schnappte sich Sams Handy. Seine Miene verdüsterte sich leicht. Er hatte wirklich gehofft noch einen Tag Ruhe zu haben. „Tja. Das ist Nathan. Man erwartet nichts anderes von unserem Boss.“ Sam schnappte sich sein Handy zurück und machte sich dann auf den Weg nach unten. Wenn Nathan rief, dann hatte man zu kommen. Egal wo man gerade war oder was man tat.

Elena joggte in die Richtung des Central Park. Sie trug eine graue Leggins mit weißen Spritzern. Darüber ein graues Top und eine blaue Sweatjacke mit Kapuze, die sie über ihrem Kopf trug. Seit Nina diesen großen Zauberspruch gesprochen hatte, war Elena ständig auf der Hut. Es waren ein paar Tage vergangen seitdem und bis jetzt hatten Elena oder Nina Clara nirgendwo gesehen. Nina hatte die verrückte Idee gehabt, dass anscheinend Rachel überhaupt nichts mitbekommen hatte, doch Elena wusste es besser. Clara war auf den Weg hierher und wenn sie kam, dann wollte sie vorbereitet sein. Sie spannte die Muskeln an und holte den letzten Rest heraus. Plötzlich stellte sich ihr jemand in den Weg und sich krachte in die Person. „Woah. Nicht so schnell, Kätzchen“, sagte eine tiefe Stimme und hielt sie davon ab zu Boden zu stürzen. Elena sah auf und begegnete dem durchdringenden Blick von Damon.

Sofort machte sie sich los und wich vor dem Urvampir zurück. „Was willst du?!“, fauchte sie und hörte ihr Herz rasen. Sie wusste nicht, ob sie Angst vor ihm hatte, ob sie nervös war oder ob es was ganz anderes war. Damon kam auf sie zu, während sie zurückwich. „Hör zu. Ich werde dir nicht wehtun. Ja ich bin ein Vampir und du bist eine Hexe“, begann er und war dann in einer Sekunde dicht vor ihr. Sie stolperte und spürte eine Mauer in ihrem Rücken. Damon war ihr ganz Nahe. Sie konnte seinen Atem auf ihren Lippen spüren und je näher er ihr kam desto schneller begann ihr Herz zu rasen. „Woher weißt du, dass ich eine Hexe bin?“, fragte sie flüsternd. Er stützte eine Hand rechts von ihrem Kopf ab und beugte sich zu ihr vor. „Ich bin ein Vampir. Ein Urvampir. Ich weiß, wenn eine Hexe vor mir steht. Auch wenn du es so gut zu verbergen versucht, aber irgendwann kommt deine wahre Natur zum Vorschein.“ Er nahm eine Strähne in ihre Hand, die sich aus ihrem lockeren Pferdeschwanz gelöst hatte.

Sie klatschte ihm auf die Hand, was einen amüsierten Ausdruck auf sein Gesicht zauberte. „Noch ein Grund, dass du dich von mir fernhältst! Ich mag keine Vampire!“, fauchte sie und wollte eigentlich abzischen, aber er war immer noch so verdammt nahe bei ihr. „Wie heißt du?“, fragte er neugierig und dachte nicht daran von ihr wegzugehen. Er konnte ihr Parfüm riechen, die goldbraunen Augen sehen und die zart geschminkten Lippen. Sie hatte so etwas süßes, unschuldiges an sich. Sie faszinierte ihn einfach und einmal mehr hatte er das Gefühl bei ihr zu Hause zu sein. Endlich das gefunden zu haben, wonach er sich in so langer Zeit gesehnt hatte. Elena konnte nicht verhindern ihm auf die Lippen zu starren, doch sie war das gute Mädchen. Sie könnte einen Mann nicht einfach so küssen oder? Damon beugte sich noch weiter zu ihr herunter, um einen zweiten Versuch zu starten. Vielleicht würde sie sich dieses Mal küssen lassen. Doch Elena holte aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige.

„Versuch es weiter und du wirst jedes Mal eine bekommen“, sagte sie und schlüpfte unter seinen Arm hindurch in die Freiheit. Damon befühlte leicht seine Wange und sah ihr dann grinsend nach. Sie hatte auch Feuer. Elena marschierte zügig von Damon davon. Auch wenn sie nicht zurück sehen wollte, riskierte sie einen Blick zu Damon zurück. Er lächelte und winkte ihr zu. Elena konnte nicht verhindern rot zu werden und beschleunigte ihren Marsch. Damon grinste breit und konnte sogar von dieser Entfernung sehen, wie sie rot wurde. Er konzentrierte sich und lauschte auf ihren Herzschlag. Es war wie Musik in seinen Ohren. Sie war so lebendig und unglaublich süß. Er konnte nicht verhindern ihr zu folgen und auf sie aufzupassen, damit ihr auch ja nichts passierte.

Währenddessen saßen Marco und Nina auf einer Parkbank im Central Park und schwiegen sich an. Nina trug eine Jeans im Pastellton und ein Glitzertop. Dazu hohe weiße Pumps. Sie hatte sich heute die Haare hochgesteckt und dieses Mal nicht allzu viel Makeup aufs Gesicht geklatscht. Auch war sie noch total müde, da Marco sie in aller Herrgottsfrühe aufgeweckt hatte und sie hierher geschleppt hatte. Aber bis jetzt war nichts aufregendes passiert außer dass ihre Schwester dort hinten mit einem hotten Kerl geredet hatte. Als der Mann sie zurückgedrängt hatte und ihr so nahe war, wollte Nina schon aufspringen und ihre Twin vor diesem Kerl retten. Aber dann hatte Elena dem Kerl eine Ohrfeige gegeben und Nina konnte sich kaum vor Lachen halten. Marco war ihrem Blick gefolgt und schmunzelte. Die Trainingsstunden hatten sich anscheinend ausgezahlt. „Er folgt ihr“, sagte Nina und stand auf, um ihrer Schwester zu folgen. Doch Marco hielt sie auf und zog sie wieder neben sich. „Elena kommt alleine klar, Nina.“ „Ach jetzt redest du wieder mit mir?“, fauchte sie ihn ungewollt hart an. Aber sie machte sich Sorgen um ihre jüngere Schwester.

„Glaub mir. Sie wurde von mir trainiert und heute nimmt Nathan sie und ich kann mich ganz auf dich konzentrieren“, sagte er im sachlichen Ton und hielt sie bei der Bank fest. Nina hörte auf sich dagegen zu wehren und sah Marco bockig an. Seit dem Werwolfjob versuchte sie ihn von sich zu stoßen. Doch er kam immer wieder zu ihr, brachte ihr Eis am Stiel und schwieg gemeinsam mit ihr. Sie wollte es sich nicht eingestehen aber sie genoss seine Gesellschaft. Es war schön, dass ein Mann für sie nur da war und nicht nur Sex haben wollte. Marco war jemand besonderes, das spürte sie und deswegen stieß sie ihn fort. Denn sie hatte Angst davor, was passieren würde, wenn er herausfand, dass sie und Elena Hexen waren. „Wieso?“, wollte Nina wissen und musterte den Schattenjäger. Marco schenkte ihr ein kleines Lächeln, zog sie dann plötzlich zu sich, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und flüsterte: „Nicht hinsehen, aber der Werwolf ist da. Tu so als würdest du mich liebkosen oder küssen. Aber er darf dein Gesicht nicht sehen.“

Nina wurde es ganz warm, als sie Marco so nahe bei sich wusste. Sie drückte sich enger an ihn, wandte ihr Gesicht ab und sah dem Schattenjäger in die blauen Augen. „Gleich“, flüsterte er und wischte ihr einen Kajalfleck von der Nase. Dann zog er sich blitzschnell zurück und machte Nina auf einen Kerl aufmerksam, der sich gerade dehnte. Nina erstarrte als sie den Mann wieder erkannte. Es war Clayton Manchester. „Du kannst dich doch noch an den Alpha erinnern? Stephen Manchester. Der da .. das ist sein Bruder. Und er ist außer Kontrolle. Er sinnt auf Rache“, flüsterte Marco ihr ins Ohr. Nina starrte weiterhin auf Clayton. Ihr erster Kunde … und sie hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er ein Werwolf war. Sie schluckte schwer und krallte sich in Marcos Arm.

*****

Elena war nach dem Joggen duschen gegangen und war dann eiskalt auf der Couch eingeschlafen, so erschöpft war sie gewesen. Die Begegnung mit Damon steckte ihr immer noch in den Knochen und auch wenn sie gesagt hatte, dass sie Vampire nicht ausstehen konnte, dennoch hatte er eine gewisse Anziehungskraft auf sie. Er war mysteriös, geheimnisvoll und strahlte eine Gefahr aus. Aber sie hatte keine Angst vor ihm. Es zog sie an, wie die Motten das Licht. Doch sie konnte es sich nicht wirklich erklären. Er gab ihr das Gefühl, dass alles möglich war auf dieser Welt. Dass sie es schaffen konnten Clara zu besiegen. Sie wälzte sich unruhig hin und her und fiel dann in einen Traum, den sie noch nie zuvor gehabt hatte.

Es war das Jahr 1465. Elena war in ihrem Traum in Wiltshire in England und stand vor dem großen Steinkreis: Stonehenge. Sie trug ein blassblaues langes Kleid mit einem hohen Taillengürtel und ihre Haare waren kunstvoll geflochten. Ihre brünetten Haare flossen bis hinunter über ihren Hintern. Zu dieser Zeit trugen die Frauen ihre Haare sehr lang. Sie war barfuß, da sie in Eile das Kleid angezogen hatte und ihrem Vater gefolgt war. Sie wollte erst Nina aufwecken, doch sie hatte es dann doch gelassen. Ihre Schwester hatte so friedlich geschlafen und sie wollte nicht ihren Schlaf stören. Also hatte sie sich alleine auf den Weg gemacht. Ihr Vater hatte sich schon seit einer längeren Zeit so seltsam aufgeführt. Öfters verließ er nachts das Bett neben seiner Frau und verschwand in die Dunkelheit. Elena dachte er würde eine andere Frau besuchen. Sie wollte es unbedingt wissen, ob er ihre Mutter betrog.

Sie sprach einen Zauber aus und folgte der magischen Spur. Es hatte sie bis zum Steinkreis geführt. Und dort beobachtete sie im Verborgenen wie ihr Vater in der Mitte des Steinkreises ein Feuer entzündete. Er schüttete Blut in die Flammen, die von der goldenen Schüssel empor loderten. Dann schnitt er sich in die Handfläche und ließ sein eigenes Blut hineinfließen. Mit großen Augen beobachtete Elena das Ritual. Sie kannte viele Rituale, aber sie hatte noch nie dieses gesehen. Ihr Vater holte aus einem Käfig eine weiße Taube, ein Messer blitzte auf und dann ein Quieken. Elena hielt ihren Mund zu, um nicht laut aufzukreischen. Das arme Vögelchen. Basel warf das kleine Herz in das Feuer und brabbelte dann keltische Wörter, die Elena nicht verstand. Sie starrte weiterhin zu ihrem Vater und musste dann die Augen zusammenkneifen, als ein helles Licht vom Himmel auf die Erde herabschoss. Ein durchdringender hoher Ton drang an ihr Ohr und ließ sie auf die Knie sinken. So schnell wie es gekommen war, war es auch wieder fort.

„Du wagst es mich zu rufen?!“, schallte eine laute Stimme durch die Nacht. Basel sah den Erzengel an und zuckte mit keiner Wimper. Der Engel war in einem Kreis gefangen. Es war heiliges Feuer, was ihn daran hinderte, Basel die Kehle herauszureißen. „Wir haben den Krieg verloren und so viele Verluste erlitten. Wir können nicht gegen die Monster bestehen, wenn wir nur Menschen sind!“, sagte Basel mit lauter, autoritärer Stimme. Die Miene des Engels war steinhart. Keinerlei Gefühlsregung war darauf zu sehen. Er hatte das Gesicht einer Statue. „Du willst also, dass ich euch helfe? Was hast du dir vorgestellt?“, fragte der Engel und sah Basel an. Elena beobachtete alles mit großem Entsetzen. Sie hatte immer gedacht, dass die Engel nur ein Mythos gewesen sind. Doch dort stand er. Der Mythos höchstpersönlich und er war attraktiv. Aber dieses Wesen war kalt und hatte absolut keine Liebe in sich. Es war ein Soldat. Darauf getrimmt alles abzuschlachten, was sich in seinen Weg stellte.

„Ich brauche dein Blut, um eine neue Generation von Jägern zu erschaffen. Die Schattenjäger. Auch brauche ich ein Gefäß, dass sich immer wieder aufs Neue mit dem Blut füllt, sobald es leer ist. Dein Blut wird uns die Kraft geben, die Monster zu besiegen, aber es wird uns immer noch menschlich lassen. Wir bleiben Menschen!“ Der Erzengel Chamuel starrte Basel lange an und brach dann in schallendes Gelächter aus. „So soll es sein.“ Er streckte die Hand aus und aus der Glut erhob sich ein Goldener Kelch. Der Kelch der Engel, wurde er genannt. Dann ließ Chamuel sein Blut in den Kelch fließen und gab es Basel. „Trink. Menschlicher Krieger.“ Basel konnte sein Glück kaum fassen. Solange hatte er die Engel studiert und war sich nicht sicher gewesen, ob es überhaupt klappen würde. Wie es schien waren die Engel gar nicht kaltherzig und unbarmherzig. Er trank den Kelch leer und konnte die neu gewonnene Stärke in sich spüren.

„Und nun zu deinem Opfer“, meinte Chamuel und schnipste in die Hand. Das Feuer wurde weggeblasen und er trat aus dem Kreis. Erschrocken wich Basel zurück und packte sein Schwert. „Wie konntest du da raus? Das ist unmöglich!“ „Ich bin Erzengel Chamuel. Ich bin der Herr des Krieges, der Strenge und des Mutes. Ich weiß wieso du mich gerufen hast. Aber ich werde mich nicht von einem Menschen unterdrücken lassen.“ Er streckte abermals die Hand aus und schon kam Elena hervor. Sie konnte nicht mehr ihre Füße kontrollieren und ging unaufhaltsam auf die beiden zu. Basel starrte erschrocken zu seiner geliebten Tochter und stieß hervor: „Elena?! Was machst du hier? Du müsstest zu Hause sein im Bett … dort wo du sicher bist!“ „Tut mir leid, Daddy. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du ...so etwas machst … ich dachte..“ „Sie dachte du würdest deine geliebte Frau betrügen“, vollendete Chamuel Elenas Satz und zog sie dann zu sich. Wie jeder Engel hatte auch Chamuel das göttliche Schönheitsgen. Er war groß, schlank und hatte ein markantes Kinn. Seine Lippen waren voll und seine Augen steingrau. Seine Haare waren kurz und hellbraun mit einem himmlischen Schimmer.

Er drückte das Mädchen an sich und strich ihr über die Wange. „So ein wunderschönes Mädchen. Davon gibt es zwei, nicht wahr? Alles hat seinen Preis Basel und ich werde dir das nehmen, was du am meisten liebst.“ Basel keuchte auf und fiel auf die Knie. „Bitte Chamuel. Bitte lass sie gehen.“ Doch der Erzengel schüttelte nur den Kopf und grinste breit. Nina war bereits auf den Weg. Sobald sie hier ankommen würde, dann würde er dem Schattenjäger zeigen, dass man einen Engel nicht einfach so ohne Konsequenzen rief. Basel hatte Tränen in den Augen und sah voller Angst zu Elena. Er würde es nicht ertragen können, wenn seine beiden Töchter seinetwegen starben. Elena versuchte die Angst zu verbergen, doch sie zitterte in den Armen von Chamuel. Noch immer liebkoste er das Mädchen und nahm dann den Kelch. Er drückte ihn ihr an die Lippen und zwang sie zu trinken. „Daddy wollte eine neue Rasse von Jägern. Die Schattenjäger. Nur hatte er wohl nicht das Kleingedruckte gelesen. Jammerschade nicht wahr?“ Elena schwieg eisern und sah ihren Dad mit Tränen in den Augen an.

Wieso hatte er nur das getan? „Es tut mir so leid, Elena. Ich wollte nur euch beschützen.“ Chamuel lachte amüsiert und sagte: „Nun das tust du. Wer auch immer den Kelch hat ist vor allem geschützt. Nicht nur Vampire können nicht ins Haus, sondern alle Wesen. Mit dem Kelch sind deine Kinder geschützt. Ah da ist sie ja endlich.“ Der Erzengel sah nach rechts. Dort kam gerade Nina wie hypnotisiert nach oben. Basel starrte geschockt auf seine zweite geliebte Tochter und schrie: „NEIN! Nicht beide.“ Er war sofort auf den Beinen, doch Chamuel war schneller. Jetzt hatte er beide Schwestern und auch Nina flößte er das Blut ein. Basel erstarrte und wusste nicht, was er tun sollte. Würde er näher kommen, dann würde der Erzengel, sonst was mit den beiden tun. „Ich verfluche dich, Basel Fray. Du sollst auf ewig leben und auf ewig den ständigen Schmerz des Verlustes spüren.“ Es schlug Mitternacht. Elena und Nina waren jetzt 18 Jahre alt. „Daddy..“, schluchzte Elena und sah ihren Vater voller Angst an. Sie nahm die Hand ihrer Schwester und sah dann zu Nina. Doch die war zu sehr im Bann des Engels gefangen. „Bitte“, versuchte Basel es nochmal.

Doch Donner grollte und Blitze zuckten über den Himmel. „Immer wenn deine Töchter 18 Jahre alt werden, sollen sie sterben. Doch sie werden wiedergeboren. Sobald sie tot sind, wird deine Frau schwanger sein und deine Töchter gebären. Du und deine Frau werden auf ewig leben. Das ist der Preis für deinen Wunsch eine neue Rasse der Jäger zu erschaffen.“ Er legte den beiden Mädchen die Hand auf die Stirn und ein strahlendes Licht umhüllte die beiden. Basel kreischte nein, doch musste die Augen wegen der Helligkeit zusammenkneifen. Sobald er sie wieder öffnen konnte, war der Erzengel fort und seine beiden Töchter lagen auf der kalten Erde. Er rannte sofort auf die beiden zu und zog sie in seine Arme. Beide waren noch warm, aber tot. „Nein“, brüllte Basel und drückte beide an sich. „Nein.“ Die Tränen liefen über sein Gesicht und er brüllte seinen Schmerz lautstark heraus. Zuhause im Bett begann Margarys Bauch zu wachsen. Überrascht wachte sie auf und starrte mit Entsetzen auf ihren immer dicker werdenden Bauch.

Schweißgebadet schreckte Elena aus diesem merkwürdigen Traum. Sie sah sich orientierungslos um und erkannte dann, dass sie im Wohnzimmer war. Für ein paar Minuten blieb sie noch liegen, damit sich ihr Puls wieder normalisierte. Dieser Traum hatte sich schrecklich real angefühlt. Sie rappelte sich schwerfällig auf und ging dann in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Sie war in Unterhose mit nur Top eingeschlafen. Sie hoffte inständig niemand hatte sie so gesehen. Das wäre ihr megapeinlich gewesen, außer bei Nina. Aber die beiden Männer … daran wollte sie überhaupt nicht denken. Seufzend zog sie sich hellblaue Jeans an, ein mokkafarbenes T-Shirt mit Rundhalsausschnitt, darüber einen beigen Pullover mit Pailletten und weiße Söckchen. Sie nahm sich ihre braunen Stiefeletten mit flachen Absatz und gefüttertem Innenbereich. Jeden Tag wurde es kälter und jeden Tag rückte Weihnachten näher heran. Was sie wohl Nina kaufen sollte? Was schenkte man einem Mädchen, das beinahe alles hatte? Elena schmunzelte leicht und zog sich dann eine braune Jacke mit Fledermausärmeln an. Noch ein bisschen Schminke und dieses Mal lockte sie ihre Haare ganz sanft und ließ die Strähne heraus.

Sie betrachtete ihr Spiegelbild und packte sich dann einen Regenschirm. Draußen hatte es mal wieder zum Regnen angefangen. Aber sie musste nach draußen und sie musste mit Nathan sprechen. Sie marschierte aus dem Zimmer und sah sich erst einmal drinnen nach dem Schattenjägerboss um, doch er war nirgends wo zu finden. Bevor sie jedoch aus der großen Eingangtür hinausgehen konnte, klingelte ihr Handy. Sie nahm sofort ab, als sie Ninas Namen auf dem Display las. „Na du? Endlich gehst du mal ran. Ich hab mir Sorgen gemacht“, erklang Ninas Stimme. „Ich hab geschlafen. Sorry. Ich war müde vom Joggen. Mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut.“ Nina verteilte Blätter an Passanten, die an ihr vorbeikamen. Sie hatte den Vormittag genutzt und Flyer für eine Party gemacht bzw. ein äußerst netter Angestellter eines Photoshops hat es für sie erledigt. Sie sahen einfach fantastisch aus. „Ich hab dich mit so einem Kerl gesehen. Heiß, schwarzhaarig, EXTREM erotisch. Wer war das? Und wieso hast du ihm eine geschallert?“ Elena rollte mit den Augen. Natürlich hatte Nina sie gesehen.

„Ich habe keine Ahnung wie er heißt. Aber er bedeutet Ärger, Nina. Er ist ein Vampir und er wollte mich küssen. Deswegen habe ich ihm eine geklatscht“, erzählte Elena und war plötzlich in einem Schlafzimmer. Sie sah Schlachtpläne, Karten und Waffen. Das musste anscheinend Nathans Zimmer sein. Neugierig fuhr sie über seine Sachen. „Ich sag dir nur eins. Vampire sind mega gut im Bett. Glaub mir ich spreche hier aus Erfahrung“, meinte Nina und drückte einem weiteren Passanten einen Flyer in die Hand. Elena seufzte und entdeckte dann ein Tagebuch. Sie hatte es schon in der Hand, doch legte es wieder auf den vorherigen Platz zurück. Das tat man nicht, schall sie sich selbst. „Wie du meinst. Aber das ist nicht meine Welt, Nina.“ „Okay du prüdes Ding. Also Marco und ich waren im Central Park als ich dich gesehen habe und da hatten wir auf einen Werwolf gewartet. Es stellte sich heraus, dass es Clayton Manchester war. Ein Kunde, Elena. Mein erster und ich hatte noch nicht einmal gemerkt, dass er ein Werwolf ist! Du kannst dich ja noch an die Werwolfjagd erinnern? Tja der Alpha war sein Bruder und jetzt haben wir Clayton am Hals.“

Elena riss die Augen auf und war geschockt. „Oh warte kurz“, kam es von der anderen Leitung. Nina hatte jemanden ins Auge gefasst und joggte jetzt auf den jungen Kerl zu. Er hatte meerblaue Augen, zurückgegelte hellbraune Haare und ein spitzes Kinn. Er trug teure Designerklamotten und strahlte als er Nina auf sich zukommen sah. „Douglas“, begrüßte ihn Nina grinsend. „Hey Marlene. Ich hab schon nach dir gesucht, dann hab ich versucht dich anzurufen, aber es ist ständig besetzt. Also habe ich dein Signal zurückverfolgt und bin hier gelandet“, erzählte er lächelnd. Nina schmunzelte und grinste zuckersüß. Er war der Letzte. Die Letzte 100. Dann würden sie schuldenfrei sein und normales Geld verdienen können. „Das ist toll. Da wir ja nie dazu gekommen sind, dachte ich mir ich lade dich zu meiner Party ein. Was hältst du davon?“ „Party? Welche Party?“, fragte Elena, doch bekam keine Antwort. Sie legte das iPhone auf den Schreibtisch und saß sich in den Chefsessel. Ihr waren uralte Aufzeichnungen ins Auge gefallen und da war ein Kelch darauf abgezeichnet, der genauso aussah, wie der aus ihrem Traum.

Douglas lächelte weiterhin. „Das würde ich gerne. Aber ich kann nicht. Ich reise heute schon ab. Aber ich würde mich freuen, wenn ich den Abend noch mit dir verbringen könnte.“ Nina runzelte die Stirn und sah auf ihre Flyer. Sie seufzte und warf sie dann in den Papierkorb. „Okay. Aber ich bin nicht kostenlos, Süßer.“ „Das weiß ich. Aber wir könnten so tun als ob. Als wäre es ein richtiges Date.“ Nina verzog weiterhin das Gesicht und sah ihn zweifelnd an. „Ich hab nie wirklich Dates gehabt … ich weiß nicht ob ich das hinbekomme. Aber ich bin gut im Roleplay. Also werde ich mein bestes geben.“ Elena hörte nur mit einem Ohr der Konversation zu und musste innerlich mal wieder die Augen verdrehen. Ob Nina je wieder die Alte wurde? Elena blätterte durch die Aufzeichnungen und las konzentriert alles durch. Es war 1465, als Basel Fray den Kelch erschuf. Er erschuf ihn, um die Welt sicherer zu machen. Vor den bösen Kreaturen. Man hatte damals zwischen Gut und Böse unterschieden. Denn nicht alle übernatürlichen Wesen waren gleichzeitig Monster. Doch mit der Zeit hatte sich die Gilde verändert.

Man unterschied nicht mehr zwischen Gut und Böse. Alles was nicht menschlich war, waren automatisch Monster und wurden abgeschlachtet. Man sagte Basel hatte eine Frau, die eine mächtige Hexe gewesen war. Andere jedoch sagten, dass es nicht stimmte. Denn Basel war ein reiner Schattenjäger. Man war sich auch nicht sicher, wie er diesen Kelch erschaffen hatte. Denn Basel hatte niemals darüber gesprochen. Elena spürte plötzlich, dass ihre Wangen nass waren. Verwirrt wischte sie die Tränen fort und konnte sich nicht erklären, warum sie traurig war. Das war doch nur ein Traum gewesen, aber wie konnte sie etwas träumen, was sie bisher noch gar nicht gewusst hatte? Die Stimme von Nina riss sie aus ihren Gedanken. „Gut dann sehen wir uns heute Abend.“ Nina winkte Douglas und ging dann in die entgegengesetzte Richtung. Elena schnappte sich ihr Handy und holte schon Luft, um etwas zu sagen, doch Nina kam ihr zuvor. „Sag nichts.“ „Wieso hat er dich eigentlich Marlene genannt?“, wollte Elena wissen. „Das nennt man Deckname. Ich will nicht, dass mein Name die Runde macht. Du weißt ganz genau, wie machtvoll es sein kann, wenn jemand deinen wahren Namen kennt. Ich will ja nicht, dass Clara und Co. uns beide finden“, antwortete Nina und war ziemlich gut gelaunt.

Sie war schon irgendwie aufgeregt. Noch nie hatte sie ein Mann zu einem romantischen Dinner ausgeführt. Das mit John war Kaffee und Kuchen gewesen, aber ein richtiges Date, wo sie sich schick machen konnte … sie begann zu schwärmen. „Okay. Das war schlau. Aber … Nina.. Nathan wollte heute etwas besprechen. Er wollte uns den Rest der Schattenjägergilde vorstellen. Du musst anwesend sein!“, schimpfte Elena leicht, aber freute sich gleichzeitig sehr für Nina. Auch wenn Nina diesen Douglas nicht liebte. Aber sie hatte es verdient, wie eine wahre Lady ausgeführt zu werden. „Ich weiß … aber ich will einmal in meinen Leben ganz normal mit einen Mann ausgehen. Ist das zu viel verlangt?“ „Nein natürlich nicht. Hab viel Spaß. Ich werde die Jungs schon auf Trab halten“, erwiderte Elena sanft und legte nach einem hohen erfreuten Quietschen von Nina auf. Sie steckte ihr Handy ein und starrte auf die Aufzeichnungen. Sie musste unbedingt mit Nathan sprechen. Denn wenn sie sich nicht verhört hatte, war mal das Wort „Kelch der Engel“ hier im Schattenjägerinstitute gefallen. Sie legte wieder alles so hin, wie es vorher war und marschierte dann aus dem Gebäude.

 

Nathan fuhr mit seinem nachtschwarzen Impala durch die Gegend. Als er ins Wohnzimmer gekommen war, hatte er Elena schlafend vorgefunden. Mit einem Top, dass ihr nach oben gerutscht war und einer schwarzen Unterhose. Er war richtig perplex gewesen. Doch anstatt wegzusehen, hatte er sie weiterhin angegafft. Sein Mund war ihm ganz trocken geworden. Wie von der Tarantel gestochen war er aus dem Institute gestürmt und hatte frische Luft geschnappt. Sein Gemüt war richtig erhitzt gewesen und er hatte die erotischsten Fantasien gehabt. Das war absolut unprofessionell gewesen. Er war dann durch New York gedüst, bis er wieder abgekühlt gewesen war. Jetzt war er auf den Weg zurück zur Gilde. Er parkte sein Auto auf der anderen Straßenseite, stieg aus und sah Elena vor den Toren der Gilde stehen. Er blinzelte und musste schlucken. Wieder hatte er das Bild vor Augen. Den freigelegten flachen Bauch, das friedliche Gesicht als sie geschlafen hatte und den wohlgeformten Hintern. Er schüttelte den Kopf und gab sich innerlich eine Ohrfeige. Seit wann hatte er denn solche Gedanken? Er marschierte auf sie zu, sah zu seinem Auto und stellte zufrieden fest, dass alles in Ordnung war. Nathan ging weiter und hörte dann ein Kratzen. Er drehte sich um und sah zwei Teenager an seinem Baby herumhantieren. Wie die Furie stürmte er wieder zurück. „HEY!“, brüllte er. „Nathan. Ich muss mit dir sprechen!“, rief Elena ihm nach und stieg die steinernen Stufen hinunter. Doch Nate war zu sehr darauf fixiert sein Auto zu retten. Er ging ohne zu gucken über die Straße.

Plötzlich raste ein schwarzer Kombi auf Nate zu und hielt nicht an. „NATE!“, kreischte Elena und starrte erschrocken auf das Auto. Nate starrte zum Auto und konnte nicht rechtzeitig ausweichen. Das Auto erwischte ihn in der Flanke und ließ ihn über sich schlagen. Er kam hart auf dem Boden auf und verlor das Bewusstsein. Das Auto wollte ihn überrollen, doch Elena ließ ein Schutzschild über Nate wachsen. Sie wusste es war ein Risiko und Rachel würde es spüren. Aber sie würde Nathan nicht überfahren lassen. Das Auto stieß gegen eine unsichtbare Barriere. Elena rannte auf Nate zu und kniete sich zu ihm nieder. Sie sah auf und sah wie das Fenster des Autos herunterfuhr. „Heute hatte er noch Glück. Aber nächstes Mal bist du nicht mehr bei ihm, Kleines. Schöne Grüße vom Vampirclan. Lasst uns endlich zufrieden.“ Dann fuhr der Vampir davon. Elena widmete sich jetzt Nate und legte ihre Hand auf seine Brust. Sie murmelte ein paar Worte und heilte ihn. Nate schlug die Augen auf und sah sie mit seinen strahlend grünen Augen an. „Bin ich tot?“, fragte er, als er das schöne Gesicht von Elena über sich schweben sah. Sie lächelte. „Nein. Du lebst. Du hattest Glück“, sagte sie und half ihm sich aufzusetzen.

Sie inspizierte ihn und stellte erleichtert fest, dass alles geheilt war. „Welcher Spast hat mich überfahren?“, wollte Nate jetzt angepisst wissen. Wie peinlich. Seit wann wurde er angefahren? Und dann auch noch vor den Augen von Elena. Das durfte ihm nicht noch einmal passieren. Aber der Aufprall hatte sich viel härter angefühlt. Doch es war nichts gebrochen. Seltsam, dachte er bei sich und betrachtete Elena. „Ein Vampir“, erwiderte sie und rubbelte an einem Dreck auf seiner Wange herum. Normalerweise ließ er so etwas nicht zu. Das war ihm zu viel Gefühlsduselei, aber bei Elena hatte er keine Einwände. Sie war süß, knuffig und ein kleiner Schatz. Er konnte es gar nicht abwarten mit ihr zu trainieren. Sein Blick glitt über ihren Körper. Aber erst einmal musste er das Bild von der halbnackten Elena aus seinen Kopf verbannen oder er würde nächtelang von ihr träumen. „Komm wir sollten von der Straße runter“, meinte sie und riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja. Stimmt. Genau“, stammelte er und rappelte sich gemeinsam mit ihr hoch. Er sah nochmal zu seinem Impala, aber die Teenager waren fort. Anscheinend wollte man ihm auf die Straße locken. Er kniff leicht die Augen zusammen. So ein Mist. Hatte er sich verarschen lassen. Er legte eine Hand auf Elenas Rücken und führte sie zurück ins Gebäude. Dort würden sie vor diesen Monstern in Sicherheit sein.

Damon hatte alles beobachtet. Er kniff die Augen zusammen und starrte Nathan an. Dieser Mann war ab sofort sein Feind. Die Hand auf Elenas Rücken gefiel Damon überhaupt nicht. Er richtete sich seine Lederjacke und ging dann angepisst zu der Bar, die in der Nähe war. Er hatte Nate noch nie leiden können. Die ganze Schattenjägerbande war ihm ein Dorn im Auge. Ständig jagten sie ihn und seinen Clan. Wenn er erst mal den Kelch der Engel hatte, dann würde niemand mehr in ihr Zuhause stürmen können. Nicht einmal die Schattenjäger. Zielstrebig steuerte er eine ruhige Ecke an und saß sich dort hin. Alexia meinte hier würde Lyanna Morgenstern arbeiten und die wüsste wo sich der Kelch befand. Er würde solange nicht gehen bis er sie gefunden hatte. Und da kam auch schon ein Mädchen auf ihn zu. Sie hatte grüne Augen, brünettes langes Haar und einen erschrockenen Gesichtsausdruck als sie Damon erblickte. „Du?!“, schnauzte sie ihn an. Damon war gleichermaßen überrascht. Denn er kannte sie. Nur nicht unter diesem Namen.

„Damon. Du solltest nicht hier sein. Nicht wo ich arbeite“, schimpfte sie weiter und wollte den Vampir so schnell wie möglich aus der Bar wieder haben. Der Urvampir schnaubte und verengte die Augen. „Ich hätte es wissen müssen“, begann er mit einem bitteren Unterton. „Anna Stern aka Lyanna Morgenstern. Die selbstsüchtige kleine Bitch, die mir damals meinen Kelch geklaut hatte. Wie geht es Sam van Helsing?“ Es gab eine Zeit, da hatte Damon den Kelch den Schattenjägern geklaut und dann wurde ihm der Kelch ebenfalls geklaut. Er hatte Anna vertraut … er hatte sie sogar geliebt. Aber sie hatte ihn verraten. „Damon du solltest gehen. Ich habe dich niemals geliebt“, erwiderte sie und sah ihn ausdruckslos an. Damon presste die Lippen aufeinander und stand jetzt auf. „Hat sich aber im Bett anders angefühlt“, konterte er leicht verletzt. „Das war alles nur Show, damit ich den Kelch der Engel in die Finger bekomme. Ich habe immer nur Sam geliebt“, presste sie hervor und schluckte leicht. Damon vor sich stehen zu sehen, machte sie ganz nostalgisch. Er sah immer noch so gut aus, wie damals. Aber sie durfte sich solche Gefühle nicht mehr leisten.

Damon zuckte leicht zusammen und in seinen Augen war für eine Sekunde eine unendliche Traurigkeit zu sehen. Er hatte schon immer Pech in der Liebe gehabt. Ob er jemals jemanden finden wird, der ihn wahrhaftig liebte? Ihn nicht ausnutzte und ihn so hinnahm wie er war? „Schön für dich. Wo ist der Kelch Lyanna?!“, fragte er verbittert. Er zeigte absolut keine Gefühlsregung. „Ich habe ihn wo hingebracht, wo du ihn NIEMALS wieder in die Finger bekommst. Er gehört nicht dir, Damon.“ „Er ist bei den Schattenjägern nicht wahr?“, stellte er fest und wollte gehen. Jetzt flackerte Panik in ihren Augen auf. „Nein. Damon. Leg dich nicht mit denen an. Die sind unglaublich gut!“, stieß sie besorgt hervor. Damon drehte sich überrascht um und hob eine Augenbraue. „Was interessiert dich, ob ich verletzt werde? Du hast mich schließlich nie geliebt.“ „Das war eine Lüge okay?! Ich dachte Sam wäre meine große Liebe...“ „Aber dann hat er dich fallen gelassen“, beendete er ihren Satz und war in einem Satz vor ihr. Er sehnte sich danach geliebt zu werden. Auch wenn er oft das Monster heraushängen ließ, doch in Wirklichkeit war er furchtbar einsam. „Ich dachte Schattenjäger wären ehrenhaft“, beschwerte sich Lyanna und sah Damon an. „Lass uns gemeinsam den Kelch holen. Ich könnte dich zu meiner Braut machen“, bot Damon an und sah sie erwartungsvoll an.

Doch sie schüttelte den Kopf und wich zurück. „Ich kann nicht. Ich kann meinen Hexenzirkel nicht schon wieder enttäuschen. Wir beide... wir beide sind natürliche Feinde. Hexe und Vampir gehören nicht zusammen. Damit musst du leben.“ Worte taten meistens mehr weh als ein Messer. Sie schnitten tiefer und verletzten einen ganz tief drinnen. „Deine Familie … sie sind Idioten“, sagte er. „Aber immer noch meine Familie. Tut mir leid“, erwiderte sie entschieden und marschierte dann davon. Völlig gebrochen starrte er ihr nach. Er atmete tief ein und verbannte noch ein Stückchen Menschlichkeit. Wenn es so weiterging würde er seine Menschlichkeit komplett ausschalten. Wie sollte man denn mit so einen Schmerz ständig leben? Er stürmte aus der Bar und inspizierte die Gilde. Wie sollte er je da reinkommen? Er marschierte auf die andere Straßenseite und lehnte sich an einen Baum. Er hatte alle Zeit der Welt. Irgendwann wird eine Person herauskommen und dann würde er sich diesen Schattenjäger oder – Jägerin schnappen. Er hoffte das süße brünette Mädchen würde ihm in das Netz gehen.

Nathan hatte Elena in die große Halle gebracht. Dort besprach er immer den Schlachtplan und schickte seine Rekruten dort hin, wo sie gebraucht wurden. Er genehmigte sich einen Schluck Scotch und wollte Elena auch einen anbieten, doch sie lehnte ab. „Also. Wo ist eigentlich Nina schon wieder?“, fragte er, um ein wenig Smalltalk zu betreiben. „Die wird kommen. Keine Sorge“, wich sie seiner Frage aus und sah aus dem Fenster. Sie sah in die Ferne und beobachtete ein paar Vögel, die ihre Bahnen zogen. Dann fiel ihr Blick auf einen ihr allzu bekannten Vampir, der sie am Fenster entdeckt hatte. Sie presste ihr Gesicht gegen die Scheibe und kniff die Augen zusammen. Anscheinend hatte sie einen Stalker. Die Ohrfeige hatte ihn wohl nicht verschreckt. Schnaubend wandte sie sich vom Fenster ab und sah ein neues Gesicht. „Okay. Wer ist das? Ich dachte keine Frauen?“, wollte Jonathan wissen, der gerade in den Raum getreten war. Marco war ebenfalls eingetreten und nahm seinen Platz neben Nate ein. Nathan sah auf und lächelte leicht. Es freute ihn Jonathan gesund und munter zu sehen. Elena kam auf Jon zu und streckte ihre Hand aus. „Hi. Ich bin Elena Fray“, stellte sie sich vor. Völlig perplex schüttelte er ihre Hand und sah dabei Nathan verwirrt an. Er wollte definitiv eine Erklärung.

Nathan schmunzelte und sagte: „Elena. Das ist Jonathan Silver. Er ist Marcos jüngerer Bruder.“ Er sah zu den beiden Brüder, die kein einziges Wort miteinander gewechselt hatten. Elena ließ seine Hand los und lächelte freundlich. „6 Monate ist eine lange Zeit, Jonathan“, fügte Nate noch hinzu. Als wäre das Erklärung genug. Doch Jon verstand immer noch nicht, warum plötzlich Frauen hier waren. Er hob beide Augenbrauen und sah Nathan unverwandt an. „Die beiden sind vollwertige Mitglieder“, sagte Nate und rollte mit den Augen. War es denn so schwer zu kapieren? Die beiden waren Mitglieder. Aus Pasta! Er sah zu Elena und dann auf seine Karte von New York. Er hatte erst vor kurzem einen Anruf bekommen. Die Vampire vermehrten sich rasant. Er musste dieses Problem ausmerzen. Vor allem hatten sie ihn angegriffen. Das ließ er nicht auf sich sitzen. Jetzt kam auch Mike herein und hatte soviel mitbekommen, dass er mitreden konnte.

„Es wäre sehr sozial gewesen, wenn du uns zumindest benachrichtigt hättest. Was hat eigentlich deine Meinung geändert? Du hast immer gesagt Frauen würden uns ablenken“, sagte er und stellte sich zu Jonathan. Ihn würde es sowieso nicht stören. Wenn er Elena ansah, sah er einfach nur ein hübsches, süßes Mädchen. Aber fand sie nicht anziehend. Was bei Jonathan aber nicht zutraf. Wenn er in seiner Nähe war, musste er aufpassen, dass er nicht zum Sabbern anfing. Er würde definitiv heute mit ihm trainieren. Training bedeutete Körperkontakt. Und nach Körperkontakt sehnte er sich. Nathan fixierte jetzt Mike und verschränkte die Arme. „Ich bin der Chef hier und meine Entscheidungen werden hier nicht hinterfragt! Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“, knurrte er. Er wusste selber nicht, wieso er seine Meinung geändert hatte. An diesem Tag hatte es geregnet. Die beiden standen völlig durchnässt vor seiner Türe und es hatte ihm sein Herz erbarmt. Er wollte den beiden nicht die Türe vor der Nase zuschlagen. Und Marco hatte es genauso wie er gesehen. Also hatten sie den beiden Asyl gewährt und seit dem Werwolfjob sah er die beide als vollwertige Mitglieder an. Sie müssten nur das Ritual noch machen.

Die Schattenjäger stierten sich an und man konnte die Spannung zwischen den Männern nur allzu gut spüren. Elena wollte Harmonie also begann sie loszureden: „Nate hat uns in großer Not geholfen. Ich habe eine Zwillingsschwester mit dem Namen Nina. Ohne Nate hätten wir auf der Straße leben müssen. Wir sind ihm sehr dankbar.“ Sie sah zu Nathan und lächelte ihn an. Ihr Lächeln erwärmte sein Herz und er konnte nicht anders als zurückzulächeln. Jonathan und Mike, sogar auch Marco starrten auf Nate. Hatte ihr Boss tatsächlich gelächelt? Doch bevor sie irgendetwas sagen konnten, wurde die Türe aufgerissen und Sam kam herein. Er trug einen Kimono und sah nicht glücklich aus. „WO ist meine Gummipuppe?!“, wollte er lautstark wissen. Alle drehten sich zu ihm um und mussten sich ein Grinsen verkneifen. Er sah in diesem Kimono urkomisch aus. „Weggeworfen“, antwortete Nathan schließlich und glättete die Karte. Doch Sam hatte sich auf Elena fixiert. Seine Augen wanderten über ihren Körper und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Nicht so schlimm“, meinte er und setzte sich in einen Sessel. „Scheint als hättest du mir einen Ersatz mitgebracht. Hallo Schätzchen. Ich bin Sam van Helsing“, stellte er sich vor und starrte sie mit feurigem Blick an.

Doch sein Charme stieß bei Elena auf eine Mauer. Sie sah ihn desinteressiert an und meinte schnippisch: „Vergiss es Romeo. Ich habe mir selbst ein Versprechen gegeben.“ „Eine Jungfrau“, sagte er sofort und war noch interessierter. Jetzt schritt Marco ein und warf Sam einen warnenden Blick zu. „Die beiden stehen unter meinen persönlichen Schutz, verstanden?“ „Das nehme ich als Herausforderung. Warte die beiden? Es gibt zwei von ihnen?“, sagte er und grinste breit. Schon verfiel er in Träumereien. Er wollte schon immer Zwillinge im Bett haben. Jetzt aber begann Nate Besitzansprüche zu stellen und sein Territorium abzustecken. Er zog Elena am Ärmel zu sich und funkelte Samuel an. „Finger weg von Elena. Ich kann nicht für Nina sprechen, weil sie ihren eigenen Kopf hat, aber Elena lässt du zufrieden. Sie ist kein Mädchen für eine Nacht!“ Überrascht sah Elena zu Nathan und auf die Hand, die ihren Arm umklammerte. Mike starrte verwundert auf die beiden und wunderte sich über Nates Reaktion. Was war in diesen 6 Monaten nur mit ihm geschehen. Anscheinend hatte er doch ein Herz. Den anderen fiel es gar nicht so auf. Die waren zu sehr auf Sam fixiert und auf die Konversation. Elena entwand sich leicht aus Nates Griff und meinte: „Ich bin ein großes Mädchen. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Ich schlafe nicht mit Neandertalern.“

Sam zog eine beleidigte Schnute und sagte ungläubig: „Neandertaler? Die Frauen rennen mir in Scharen hinterher!“ Er stemmte die Hände in die Hüften und sah sie pikiert an. Elena hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Ich wusste ich hätte dich für ein Jahr wegschicken sollen“, brummelte Nate und saß sich auf seinen Chefsessel. „ICH mache die meiste Arbeit hier“, knurrte Sam und strich sich eitel durchs Haar. „Jetzt übertreib mal nicht“, beschwerte sich Jonathan. „Ich wette, dass du mit irgendeiner Tussi im Bett Turnübungen machst, während wir die Welt retten.“ Sam stand galant auf und machte einen Schritt auf sie zu. „Mein Bett ist groß“, lockte er mit verführerischer Stimme. Elena ging einen Schritt auf ihn zu. „Du und ich werden NIEMALS passieren“, konterte sie. Er machte noch einen Schritt auf sie zu und stand jetzt dicht vor ihr. „Sag niemals nie“, meinte er grinsend und tippte ihr auf die Nasenspitze. Sie schlug ihm die Hand weg und zog die Nase kraus. „Ich habe besseres zu tun. Wie zum Beispiel das Vampirproblem lösen“, fauchte sie ihn an und brachte wieder einen Abstand zwischen sich und ihm. Er grinste und strahlte dann in die Runde. „Ich und Schnucki gehen in die Bar und ein paar Vampire aufscheuchen.“

Nathan verschluckte sich beinahe an seinem Bier und hustete sich die Seele aus den Leib. Er dachte nicht im Traum daran Sam mit Elena alleine fortzuschicken. „Vergiss es“, begann der Schattenjäger. „Elena wird mit Mike zur Bar gehen und Nina – falls sie auftaucht – wird mit Jonathan zum Saint Luke Roosevelt Hospital fahren und die Blutkonserven berechnen.“ Sam verzog das Gesicht und war beleidigt. Wieso musste Nathan sich jedes Mal so aufspielen. Der wusste doch, dass Vampire sein Spezialgebiet waren! Aber er erhob keinen Einspruch. Nate war der Chef hier und Sam gehorchte. Auch wenn es ihm nicht passte. Mike freute sich sehr sogar. „Yes. Endlich mal Vampire. Immer musste ich zu diesen Sirenen. Mensch die habe ich so satt“, rief er und grinste Elena an. Mal sehen, was das Mädchen drauf hatte. Sie sah nicht so aus, als würde sie irgendetwas bewerkstelligen können. Elena erwiderte seinen Blick und dachte dasselbe von Mike. Der war dürr und sie konnte keine Muskeln entdecken. Wie der es wohl bewerkstelligt hatte, solange am Leben zu bleiben?

„Okay. Dann lasst uns mal losmarschieren“, meinte Mike, sah kurz zu Jonathan und ging dann aus den Zimmer. Elena beeilte sich ihm zu folgen. Jetzt hatte sie Nathan nicht auf den Kelch der Engel ansprechen können. Aber das würde sie schon noch nachholen. Sam verzog sich ebenfalls und fluchte die ganze Zeit und Jonathan verzog sich in den Trainingsraum. Jetzt blieben nur noch Nate und Marco übrig. Die beiden sahen sich an. Marco wusste, dass Nate unbedingt mit ihm reden wollte. „Also. Was liegt dir auf dem Herzen, Nathan?“

*****

Die Nacht war noch jung. Es war gerade mal 18 Uhr als Nina in das noble Restaurant trat. Sie hatte ein wunderschönes aquafarbenes kurzes Kleid an. Mit nur einem Träger und Schlitzen an den Hüften, die mit Steinchen bestückt waren. Dazu trug sie silberne High Heels und ihr Haar war nach oben gesteckt. Dieses Mal hatte sie ein dezenteres Make up gewählt. Sie sah gerade auf ihr Handy und las die Nachricht von Elena. Später würde sie wohl ins Krankenhaus gehen müssen. Sie ging nur dorthin, weil sie neugierig auf diesen Jonathan war. Ob er genauso gut aussah, wie sein Bruder? Sie verstaute das Handy in ihrer Clutch und ging dann auf den Tisch zu, wo Douglas schon auf sie wartete. Sie lächelte ihn an und zog ihr silbernes Jäckchen aus. Draußen war es schweinekalt und sie hat sich definitiv den Allerwertesten abgefroren, aber wer schön sein will muss leiden. So lautete die Devise. Douglas stand - ganz der Gentleman – auf und zog den Stuhl hervor. „Danke“, sagte Nina schmunzelnd und saß sich drauf. Dann setzte sich Douglas ihr gegenüber und schenkte ihr ein Glas Rotwein ein. „Du siehst bezaubernd aus, Nina“, meinte er strahlend und lächelte sie an. Nina versuchte auch zu Lächeln, doch eigentlich wollte sie nach dem Geld fragen. Wie sollte sie das jetzt machen, ohne das es seltsam herüberkam?

Doch Douglas tat es von alleine. Er griff in sein Jackett und zog einen weißen Umschlag heraus. Lächelnd schob er ihr den Kuvert über den Tisch. Sofort faltete sie es zusammen und verstaute es in ihrer Clutch. Breit grinsend nahm sie einen Schluck von dem Rotwein. „Das sind 1000 Dollar. Kauf dir was schönes damit“, sagte er augenzwinkernd. Nina hätte beinahe den gesamten Inhalt des Rotweines in ihrem Mund ausgespuckt. Doch sie zwang ihn runterzuschlucken. „1000?“, zischte sie leise und sah ihn mit großen Augen an. Der reiche Schönling lächelte weiterhin und bestellte dann für sie beide. „Also. Erzähle mir ein wenig was über dich“, forderte er sie auf und genehmigte sich selbst einen Schluck. Nina sah sich leicht um und fühlte sich seltsam. Das war nicht sie. Nobles Restaurant, teurer Wein und ein stinkreicher Futzi. Sie konnte Douglas gut leiden, aber er war nicht ihr Typ. Eigentlich wollte sie in diesem Moment bei Elena sein in dieser Bar. Gemeinsam mit ihrer Schwester die Nacht aufmischen oder sie wäre sogar jetzt lieber im Trainingsraum mit Marco. Und das musste schon was heißen. Sie hasste das Training, aber sie mochte Marco. Wie es wohl wäre, wenn er sie um ein Date gebeten hätte?

Sie fuhr mit dem Finger über den Glasrand und mied den Augenkontakt. „Also ich bin eine Hexe. Ich bin mit meiner Schwester auf der Flucht und wir haben in einer Schattenjägergilde Zuflucht gefunden“, erzählte sie geradeheraus und grinste Douglas zuckersüß an. Douglas machte ein Gesicht, dass urkomisch aussah. Er schluckte und begann dann zu lachen. „Das .. ist ein sehr guter Scherz. Ich hätte es dir fast abgekauft. Aber nur fast.“ Nina lachte gekünstelt und strich ihm über die Hand. „Ach ich bin nicht interessant. Ich hure mich durch die Stadt“, meinte sie achselzuckend. Douglas biss sich auf die Lippen und nahm dann ihre Hand. Das verlief nicht ganz so, wie er geplant hatte. „Okay. Lass uns über etwas anderes reden. Was tust du am liebsten?“ „Ficken“, sagte sie gerade heraus. Sie lächelte immer noch zuckersüß. Wann würde er endlich die Flucht ergreifen? Dieses Date war öde! Sie wollte nicht bei Kerzenschein etwas essen. Das konnte sie zu Hause auch tun. Sie wollte etwas erleben! Sie wollte, dass es eine lockere Atmosphäre ist, wo niemand von ihr erwartete, dass sie vornehm ist. Sie wollte endlich einfach nur sie selbst sein! Wie sie es vermisste, die alte Nina zu sein …

Douglas blinzelte und ließ dann ihre Hand los. „Wow. Wieso versuchst du mich wegzustoßen? Ich meine ich habe dich bezahlt!“ „Für den Sex, Douglas.“ „Marlene ..“ „Nein. Hör auf. Ich hab dir gesagt ich kann das nicht. Das bin nicht ich! Ich gehöre in diese Welt nicht. Am liebsten hocke ich vor dem Fernseher und sehe mit meiner Schwester schnulzige Liebesfilme an. Nicht, weil ich sie mag, sondern weil meine Schwester sie liebt. Meine Twin ist das Beste in meinen Leben und ich mache das nur hier, weil ich mein Baby vor den bösen Mächten beschützen will. Ich bin hier die Ältere. Es sind zwar nur 3 Minuten, aber für mich sind das Welten. Sie vertraut Menschen soo leichtfertig und jedes Mal habe ich Angst, dass jemand sie einfach mitnimmt. Sie mir wegnimmt! Glaub mir, sollte das passieren, dann nimm dich Acht vor mir Welt. Denn ich werde den Kerl finden und ich werde ihn töten! Ich werde ihn ausweiden und seine eigenen Gedärme essen lassen. Vielleicht siehst du in mir etwas, was du besitzen kannst, aber das bin ich nicht! Ich würde am liebsten sagen, nimm dein Geld und friss es. Aber weißt du was Douglas? Ich behalte es als Entschädigung, da dieser Abend so sterbenslangweilig war! Ich brauche dieses Geld, um meinen Schatz in Sicherheit zu haben. Denn ohne dieses Geld landen wir auf der Straße und eine böse Hexe wird kommen und zuerst meine Kleine umbringen und dann mich. Sie wird mich zusehen lassen, weil sie weiß, dass das Wichtigste auf der Welt für mich meine Schwester ist.“ Sie stand auf, hob den Kopf und stolzierte davon.

Doch nicht mit ihm. Douglas stand ebenfalls auf und folgte ihr. „HEY! Ich bin noch nicht fertig mit dir! Ich habe dich für den Sex bezahlt also tu etwas für das Geld.“ Nina rollte mit den Augen und war tierisch genervt. Wie gerne würde sie ihn in eine Ratte verwandeln. So viele Menschen verbargen ihr wahres Ich hinter einer Maske. Douglas tat auf höflich und nett und in Wirklichkeit war er nicht viel besser, als die meisten Männer. Alles was für ihn zählte war Sex. Er wollte Macht demonstrieren, eine Frau unterdrücken, sie von sich abhängig machen. Aber da hatte er sich die Falsche ausgesucht, denn Nina würde sich das ganz sicherlich nicht gefallen lassen. Sie stampfte weiter, doch Douglas folgte ihr unerbittlich. Dann packte er sie am Arm und zog sie in eine dunkle Gasse. „Tu das worin du gut bist, Hure“, brüllte er sie an und zerriss ihr das Kleid. Erschrocken starrte sie auf den Fetzen und wurde dann wütend. „Das war brandneu du Mistkerl!“, schrie sie ihn an und wollte schon einen Zauberspruch sprechen, doch da wurde Douglas von ihr gezerrt und bekam eine in die Fresse.

„So behandelt man keine Lady“, rief ein gutaussehender Kerl. Er hatte dunkles Haar, blaue Augen und ein Muttermal unter der Lippe. Es war Jonathan, der Nina zur Hilfe geeilt war. Er hatte beim Krankenhaus gewartet und dann eine Nachricht von Elena bekommen, die sich Sorgen um Nina machte. Sie hatte ein seltsames Gefühl gehabt. Also war Jonathan dem GPS – Signal von Ninas Handy gefolgt und musste so was mit ansehen. Er schlug wütend auf den Kerl ein, bis ihn Nina von Douglas wegzerrte. „Hör auf. Der ist es nicht wert hinter Gittern zu landen“, sagte sie und zog ihn zu sich. Jon sah jetzt zu Nina und inspizierte sie genaustens. Sie sah genau wie Elena aus. Nur ihre Augen waren samtbraun und er wurde automatisch von ihr angezogen. Beide waren wunderschön, aber er konnte die leichten Unterschiede erkennen. Er zog seine Jacke aus und half Nina hinein. „Wir sollten Ersatzklamotten für dich finden. Das schöne Kleid ist hinüber“, sagte er bedauernd. Sie hatte darin wirklich sehr hübsch ausgesehen. Wie ein Engel, der vom Himmel gefallen war. Sie sah ihn lange an und lächelte dann. „Du erinnerst mich an jemanden“, sagte sie und tippte auf das Muttermal. „Das gleiche hat ein Freund auch.“ Jonathan grinste und meinte: „Bin schließlich sein Bruder.“ „Oh“, stieß Nina überrascht hervor. „Du bist Jonathan? Woher wusstest du ...“ „Elena“, erwiderte er sofort, bevor sie überhaupt den Satz beenden konnte.

Jetzt wurde Ninas Gesicht ganz weich. „Natürlich“, erwiderte sie lächelnd. Elena wusste immer, wenn Nina in Gefahr war, genau so war es umgekehrt. Das war ein Twin-Ding und das war gut. Denn so wussten sie, wann der andere einen brauchte. „Danke, Jonathan.“ Der Schattenjäger nickte und lächelte, dann trat er grinsend auf Douglas Hand. „Oops“, meinte er und bekam ein schmerzverzerrtes Stöhnen zu hören. Jetzt konnte sich Nina ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen. Geschieht ihm recht, wenn er einfach ihr Kleid kaputt machte.

Elena bekam erleichtert eine SMS von Jonathan und konnte sich jetzt komplett auf die Bar einlassen. Nina war in Sicherheit, also konnte sie endlich feiern. Einfach mal den Kopf frei machen. Sie war immer so verdammt verklemmt und schlug nie über die Stränge. Aber man hat nicht richtig gelebt, wenn man nicht mal die Sau rausließ. Sie ging an die Bar und bestellte sich ein Bier. So ein schmieriger Kerl mit ungepflegtem Bart und wässrigen Augen betatschte sie am Arm. „He. Süße“, lallte er. „Willst ein Bier mit mir trinken?“ Elena musterte ihn und konnte einen Menschen erkennen. Das war eine Vampirbar gemischt mit Menschen. Sie musste den Mann anfassen, wenn sie wissen wollte, ob er Mensch oder Vampir war. Vom äußerlichen unterschieden sich die Vampire kaum von den Menschen. „Nein danke“, sagte sie mit gerümpfter Nase. Der Mann roch als wäre er im Bier schwimmen gewesen. Schnell flüchtete sie von der Theke und machte sich bei einem Billardtisch breit. Mike unterhielt sich mit ein paar Frauen und versuchte ein Auge auf Elena zu haben. Es waren zu viele Vampire hier. Zu zweit werden sie das nicht bewerkstelligen können. Er konnte bis zu zehn von den Monstern ausmachen.

Elena trank auf einen Zug ihr Bier aus und hickste leicht. Das war eindeutig zu schnell gewesen. Sie nahm sich den Queue und ordnete dann die Kugeln in einem Dreieck an. Zumindest musste sie gegen niemanden spielen. Würde sie keine Wettschulden machen. Sie beugte sich vor und streckte ihr Hinterteil heraus. Sie streckte leicht die Zunge heraus und wollte gerade einen perfekten Stoß machen, als sie jemand in den Po kniff. Vor Schreck schoss sie daneben. Sie wandte sich um und entdeckte den mysteriösen Vampir. „Hast du mir grade in den Arsch gezwickt?“, beschwerte sie sich lautstark und baute sich bedrohlich vor ihm auf. Er machte ein unschuldiges Gesicht und sah sich um. „Keine Ahnung. Vielleicht?“ Und schon bekam er wieder eine Ohrfeige. Damon zuckte mit keiner Wimper und lächelte sie weiterhin an. Er liebte das Feuer in ihr. Sie konnte noch so unschuldig aussehen und noch auf süß tun, aber er hatte das Gefühl er kannte ihr Innerstes. Er kam ihr näher und drängte sie leicht an den Billardtisch. Überwältigt von seiner Nähe und seinem Duft, konnte sich Elena ihm nicht entwinden. „Wieso schlägst du mich immer?“, wollte er wissen und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Weil du mich in den Po gekniffen hast“, beschwerte sie sich. „Das hat weh getan!“

Sie zog einen Schmollmund und sah ihm direkt in die Augen. Er sah sie überrascht an und bekam dann ein ganz weiches Gesicht. In ihm bahnte sich ein neues Gefühl an. Ein Gefühl, dass er schon lange nicht mehr gespürt hatte. In diesem Moment verliebte er sich eiskalt in sie. Obwohl er noch nicht einmal ihren Namen wusste. Er wollte für sie da sein. Es waren so viele attraktive Frauen hier, doch die einzige die er sehen konnte war Elena. „Tut mir leid, Kätzchen. Soll ich dir drauf pusten?“, bot er ihr an und meinte es vollkommen ernst. Elena schluckte und konnte mit so viel geballte erotische Energie nicht umgehen. Wäre nur Nina hier. Die wüsste bestimmt einen guten Rat. Aber jetzt war Elena auf sich selbst gestellt und sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf antworten sollte. Soll sie ja sagen? Aber das würde idiotisch herüberkommen, oder? Bei nein würde sie ihn verscheuchen. Aber sie wollte nicht, dass er ging. „Nein. Das würde seltsam in einer Bar voller Vampire rüberkommen, wenn du mir auf den Hintern pustest“, erwiderte Elena und grinste jetzt. „HA“, stieß Damon hervor und freute sich tierisch über das Grinsen. „Du lächelst wegen mir. Und da ist dieser sarkastische Humor wieder.“ Sie boxte ihm auf die Brust und musste jetzt lachen. Das war bestimmt das Bier, das ihr in den Kopf stieg.

Seit wann unterhielt sie sich mit einen Vampir und hatte Spaß dabei? „Und jetzt lachst du auch noch“, stieß Damon hervor, als wäre es das achte Weltwunder. Er grinste bis zu beiden Ohren und war richtig stolz auf sich. Hatte er sie endlich geknackt? Er ließ die Gefühle zu, die er erst vor kurzem weggesperrt hatte. Er riss voll und ganz die Rüstung ab und ließ alles auf sich zuströmen. Er zog Elena zu sich und war ihren Lippen nur Zentimeter entfernt. Sie hatte aufgehört zu lachen und ihr Herz begann zu rasen. Sie starrte auf seine Lippen und wünschte sich in diesem Augenblick er würde sie einfach nur küssen. Sie würde ihn auch nicht schlagen. Nur für diesen einen Moment wurde sie schwach. Damon konnte es fühlen und küsste sie dann zärtlich. Sobald seine Lippen auf ihre trafen, lichtete sich ein kleiner Teil in seinem Kopf, der zuvor nur Nebel gewesen war. Gemeinsam mit ihr wurde er in die Vergangenheit zurückgeschleudert.

- 1516, London, England -

1516. Es war das Jahr in dem Leonardo da Vinci noch zwei Jahre zu leben hat. Es war das Jahr in dem Schweiz unabhängig wurde. Es war das Jahr, dass Mary die Erste von England geboren wurde. Es wurde ein großes Fest am Hofe gehalten. Doch Henry der Achte war enttäuscht. Er hatte sich einen Sohn gewünscht. Doch seine Frau hatte ihm eine Tochter geschenkt. Elena war gerade mal 15 Jahre alt, so wie Nina. Die beiden waren unzertrennlich, wie eh und je. Während Basel sich mit seinen Schattenjägern traf, die er wieder einmal so mühsam zusammensuchen musste, machte Margary die Wäsche. 51 Jahre waren seit dem ersten Tod ihrer geliebten Kinder vergangen. Sie sah keinen Tag älter aus. Immer noch sah sie wie die 30 Jahre alte Hexe aus, die sie zuvor war. Auch Basel hatte sich keinen Tag gealtert. 3 Jahre und dann würde es wieder geschehen. Margary war sich nicht sicher, ob sie es noch einmal ertragen könnte. Es war einfach zu viel. Wieder würde sie in einer Sekunde im neunten Monat schwanger sein und würde ihre zwei Mädchen gebären. Dann würde sie 18 wundervolle Jahre mit ihnen verbringen und dann würden sie wieder sterben. Sie starben auf die unterschiedlichsten Art und Weisen. Sie ertranken, wurden ermordet, sie verbrannten oder töteten sich selbst. Egal wie sehr sie es versuchten aufzuhalten, es wollte ihnen einfach nicht gelingen.

Bis heute hatten sie diesen Fluch des Erzengels Chamuel nicht abändern oder auslöschen können. Es war nicht verkehrt für immer zu leben. Sie liebten es nicht alt zu werden und die Geschichte miterleben zu können. Aber alle 18 Jahre ständig mitansehen zu müssen, wie ihre Kinder starben, war schmerzvoll. 3 Mal musste Margary das schon miterleben. Und jedes Mal wenn die beiden wiedergeboren wurden, konnten sie sich an ihr altes Leben nicht erinnern. Sie hörte Gekicher und dann Gekreische. Sofort war sie auf den Füßen und rannte auf das Gekreische zu. Konnten sie auch früher sterben? Voller Panik bahnte sie sich einen Weg zu ihren Kindern und sah sie in einer Schlammpfütze. Beide bewarfen sich mit Dreck und kreischten dabei. Erleichtert atmete Margary aus und lächelte. „Ihr beiden. Kommt heraus. Ihr macht doch alles dreckig.“ Elena und Nina hörten auf, grinsten ihre Mama an und bewarfen sie dann ebenfalls mit Schlamm. Margary schrie auf und sah ihre beiden Töchter empört an. „NA WARTET!“, rief sie grinsend und sprang mit in den Schlamm. Die Dorfkinder gesellten sich ebenfalls dazu und schon bald entbrannte eine Schlammschlacht, die es in sich hatte. Ein junger Mann mit schwarzem Haar und eisblauen Augen schlenderte durch die Straßen.

An sein Ohr drang das fröhliche Gekreische. Er war uralt, lebte schon seit Jahrtausenden und hatte beinahe schon alles erlebt. Er war der Ursprung aller Vampire und absolut nichts konnte ihn töten außer einem kleinen Dolch, den er sicher aufbewahrte. Langsam folgte er dem Geräusch und fand sich in einer Schlammschlacht wieder. Belustigt sah er den Kindern und Frauen zu, wie sie sich mit Schlamm bewarfen und überaus ausgelassen waren. Oben im Schloss wurde ebenfalls gefeiert, doch Damon bezweifelte, dass es so fröhlich zuging wie hier unten. Dann stach ihm ein Mädchen ins Auge. Sie war brünett, hatte goldbraune Augen und die süßesten Lippen der Welt. Er schätzte sie auf 15. Er war sich sicher, sie würde bald heiraten müssen. Noch nie hatte er etwas so wunderschönes gesehen. Neben ihr war noch ein Mädchen. Sie sah beinahe genau so aus, wie sie. Nur hatte sie samtbraune Augen. Langsam ging er zu den Damen und räusperte sich. Sofort hielten alle inne und sahen den Adeligen an. Margary wurde knallrot und stieg aus dem Schlamm. Sie wusste es gehörte sich nicht für noble Leute, sich im Schlamm zu wälzen.

„Guten Abend mein Herr“, sagte sie lächelnd. „Mylady“, begrüßte er sie und fixierte wieder Elena. Das Mädchen grinste verschmitzt und stand ebenfalls auf. Sie fuhr sich verlegen über das Kleid und konnte ebenfalls nicht die Augen von ihm wenden. Nina grinste bis zu beiden Ohren und stupste ihre Schwester an. Elena klatschte Nina ab und rannte dann davon. „Fang mich“, rief sie über die Schulter. „Das werde ich! Verlass dich drauf“, rief Nina ihr nach und sprintete los. Damon sah den beiden Mädchen nach, grinste bis zu beiden Ohren und ging dann langsam den Weg weiter entlang. Sobald er wusste, dass ihn niemand mehr beobachtete, setzte er seinen Vampirspeed ein und war in einer Ecke. Sobald Elena vorbeirannte, zog er sie in die kleine Nische und hielt ihr grinsend den Mund zu. Nina rannte an den beiden vorbei. Als Damon wusste, dass sie außer Hörweite war, nahm er Elena die Hand vom Mund und lächelte sie an. „Die wird noch lange suchen“, meinte er grinsend. Elena sah ihn an und kicherte dann. „Das war nicht nett. Meine arme Schwester.“

Er wischte ihr Schlamm von der Wange und betrachtete sie verzückt. „Sie wird darüber hinwegkommen. Darf ich deinen Namen wissen?“ Sie grinste frech und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Frag mich morgen noch einmal.“ Sie wand sich unter seinen Arm hindurch und ging grinsend fort. Damon starrte ihr perplex nach. Das war ihm auch noch nie passiert, dass man ihm den Namen enthielt. Er straffte seinen Mantel und grinste. Er würde ihren Namen schon noch herausfinden.

 

- 6 Monate später -

„Hier ist so viel Blut“, kreischte Elena panisch und starrte auf das vollgeblutete Laken und ihr weißes Nachthemd. Sobald Damon sie schreien hörte, war er bei ihr. „Was ist los?“, fragte er erschrocken und roch sofort das Blut. „Was passiert mit mir?“, fragte sie und sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Wieso ist da so viel Blut. Bitte hilf mir.“ Seit 6 Monaten ging es bei den beiden zur Sache. Romantische Ausflüge, verstohlene Küsse und Geschichten über die Vergangenheit. Elena kannte sein dunkelstes Geheimnis. Sie wusste er war ein Vampir, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Hatte sie keine Sekunde gehabt. Bis jetzt hatte sie es für sich behalten, doch schon bald wollte sie es Nina erzählen. Denn es wurde langsam richtig ernst zwischen den Beiden. Sie hatte erst gestern den Ring in seinen Schubladen gefunden. Sie war so aufgeregt, doch das Blut machte ihr jetzt Angst. Sie hatte noch nie zuvor geblutet. Damon nahm Elena in die Arme und drückte sie fest an sich. „Alles ist gut, Kätzchen. Du blutest, weil du jetzt gebärfähig bist. Du kannst Kinder bekommen. Du bist jetzt eine Frau. Nichts wovor du dich fürchten müsstest.“ Er strich ihr beruhigend über das glatte Haar und spürte, wie ihr Zittern langsam nach ließ. Sie seufzte und schmiegte sich an ihn.

„Ich werde nicht sterben?“ „Nein. Du wirst nicht sterben“, sagte er ernst und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Sie erwiderte und schlang die Arme um seinen Nacken. Langsam löste er sich wieder und lächelte sie liebevoll an. „Komm. Wir machen dich jetzt sauber“, sagte er leise und nahm sie bei der Hand.

- 1519, England, englischer Hof -

„Was heißt hier er will dich?“, fragte Damon schockiert und sah seine geliebte Elena an. Sie hatte ein langes schwarzes Kleid an. Das Bustier war über und über mit Edelsteinen besetzt. Es war ein Geschenk von Damon gewesen. Er liebte es seiner Frau Geschenke zu machen. Seit 1516 war er mit ihr verheiratet. Das Fest war riesig gewesen, doch die Eltern waren nicht gekommen. Sie wussten, dass er ein Vampir war. Hexen und Vampire plus Schattenjäger vertrugen sich einfach nicht. Auch wenn Basel in dieser Hinsicht offener war. Doch schon viel zu oft hatten sie ihre Töchter verloren. Sie wurden vorsichtiger. Aber Elena hatte sich nicht abbringen lassen und Nina hatte sie tatkräftig unterstützt und hatte eine wunderschöne Hochzeit auf die Beine gestellt. Doch jetzt wollte der König Elena beschlagnahmen! Nicht mit ihm! Er würde Elena für nichts auf der Welt hergeben. „Das heißt, dass er mich als seine Mätresse will“, erwiderte Elena und sah gequält zu Damon. Sie liebte ihn so sehr und sie wollte ihn nicht betrügen. Doch wie sollte sie sich aus dieser Affäre herausziehen? „Das werde ich nicht zulassen“, fauchte Damon und war außer sich. „Du gehörst nur mir!“ Er zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich. Es hatte etwas verzweifeltes an sich. Sie klammerte sich an ihn und erwiderte mit purer Leidenschaft.

 

Langsam löste er sich und sah sie atemlos an. „Ich liebe dich. Ich will nicht, dass er dich anfasst“, sagte er leise und hatte Tränen in den Augen. Sein Mädchen tat ihm so leid. Wenn es sein musste, würde er den König umbringen, nur damit Elena frei von ihm war. „Ich liebe dich auch. Aber das ist der König. Wenn ich mich widersetze wird er meiner Familie etwas antun.“ „Deine Familie sind mächtige Leute, die können sich wehren!“, versuchte er es und wollte sie nach draußen ziehen. Doch sie stemmte sich dagegen. „Bitte, Liebster. Du musst es doch verstehen. Du hast doch so viele Königreiche gesehen.“ „Ich habe gesehen, wie Rom auferstand und wieder fiel. Ich werde nicht zusehen, wie Henry sich an dir vergreift!“, sagte er und strich ihr über die Wange. In diesem Moment kam Nina herein. Sie trug ein wunderschönes violettes Kleid mit silbernen Verzierungen. „Ich mach es“, sagte sie und lächelte Elena an. Nina hatte noch nicht den Mann ihrer Träume gefunden. Doch heute würden beide 18 werden und sie wollte nicht, dass Elena die Nacht bei einem anderen Mann verbrachte. Elena gehörte zu Damon und Nina wird dafür sorgen, das niemand anderes ihre 3 Minuten jüngere Schwester anfasste. „Nein“, stieß Elena erschrocken aus.

Ihre Schwester sollte nicht für sie den Kopf hinhalten. „Du weißt doch, wie Henry ist!“ Elena hatte Angst um Nina. Nina würde IMMER an erster Stelle kommen. Sie liebte zwar Damon über alles und er war ihr Seelenverwandter, aber Nina war ihre Schwester. Ihre Twin und sie wollte nicht, dass Nina ihr erstes Mal erlebte mit einem Mann, den sie nicht liebte. „Es ist okay. Du solltest mit deinem Mann deinen 18ten zu Hause feiern.“ Sie zwinkerte ihr zu und lächelte dann Damon an. „Danke, Nina. Du weißt gar nicht wie überaus glücklich du mich machst.“ Doch der König stampfte in die Halle und blieb wie angewurzelt stehen. Es gab also doch zwei von den beiden. Zwillinge. Was für ein glückliches Ereignis. „Gleich zwei. Heute ist mein Glückstag“, stieß er hervor. Ein bedrohliches Knurren drang aus Damons Kehle. Henry kam näher und blieb dann stutzig stehen. Hatte er wirklich ein Knurren vernommen oder hatte er es sich nur eingebildet. Damon hatte genug. Er war bis jetzt immer ein gemütlicher Vampir gewesen, doch er war äußerst gefährlich. Man durfte ihn niemals unterschätzen. Und vor allem nicht reizen.

Das erkannte der König auch und griff blitzschnell nach einer der Zwillinge. Zu seinem großen „Glück“ hatte er Elena erwischt. Er presste sie vor seinen Körper und benutzte sie als menschliches Schutzschild. Er hatte schon von Vampiren gehört. Die Dämonen der Nacht, auch von Werwölfen wusste er. Doch er hatte immer gedacht, dass wären nur Schauermärchen, die man nachts erzählte, um die Leute in ihren Häusern zu behalten. Damons Fänge wurden länger und er starrte Henry an. Er konnte ihn nicht angreifen, solange er Elena in seiner Gewalt hatte. Nina sah ihre Schwester unverwandt an und der Schock steckte tief in ihren Knochen. „Beruhig dich, Schatz“, forderte Elena mit ruhiger, sanfter Stimme auf. Sie sah Damon tief in die Augen. Doch Damon wollte Blut sehen. „Lass sie los“, knurrte er. Die Wachen umzingelten die Gruppe. Damon sah sich langsam um und überlegte wie viele er wohl auseinander nehmen konnte, bevor sie ihn überwältigten. König Henry zog einen Dolch heraus und stach zu, als Damon und Nina von den Wachen abgelenkt waren. Zuerst stach er Elena in den Rücken. Sie keuchte auf und rang nach Luft.

Bei diesem Laut wandten sich beide Köpfe zu Elena. „NEIN!“, kreischten beide. Henry war schneller als der Vampir und die Hexe. Er brach ihr das Genick. Nina fing Elenas toten Körper auf, die Uhr schlug Mitternacht und Damon biss Henry in den Hals. Doch ließ hustend wieder von ihm ab. Er sank auf die Knie. „Eisenkraut“, presste er hervor und bekam einen Tritt gegen die Schläfe. Nina weinte und wiegte Elena in ihren Armen. Die Wachen packten Damon und wollten ihn mit sich zerren, doch Nina ließ sie alle in ihrer Wut durch die Luft fliegen. Auch der König krachte gegen die Wand und wurde bewusstlos. Damon kroch auf die Beiden zu und mobilisierte seine letzten Kräfte. Wäre er schneller gewesen, dann hätte er Elena mit seinem Blut heilen können. „Nein“, heulte er auf und jaulte vor Schmerzen. Wie ein verletztes Tier, dass in einer Falle gefangen genommen wurde. Er strich Elena die Haare aus den Gesicht. Seine und Ninas Tränen tropften auf das bleiche Gesicht des Mädchen. Als Damon Nina ansah, konnte er sehen, dass sie ihm dafür die Schuld gab. Er schluckte hart und wollte etwas sagen, doch Nina hob die Hand und brachte ihn zum Schweigen.

„Sag nichts“, begann sie und griff nach dem Dolch. „Ich werde schon bald wieder mit meiner Schwester vereint sein.“ Sie stach sich in den Bauch. Erschrocken zog er den Dolch heraus und starrte sie entsetzt an. „WAS TUST DU?!“, brüllte er sie an und wollte ihr sein Blut geben, doch sie knockte ihn aus. Sie legte sich mit einem Lächeln neben Elena und schlief dann friedlich ein.

Erschrocken lösten sich die beiden voneinander. „Was … was war das?“, wollte Elena wissen. „Ich … ich weiß es nicht“, gab Damon ehrlich zu und starrte Elena an. Er wusste es war eine Erinnerung. Aber es war unmöglich. Das Mädchen ist gestorben … also wie konnte sie am Leben sein? In Elena blitzte keine Erinnerung auf. Das alles war für sie wie ein tragischer Traum. Es hatte schön begonnen und war zu einem Albtraum ausgeartet. Völlig verwirrt, schob sie Damon von sich und marschierte zur Bar. Sie brauchte unbedingt noch eine Flasche Bier. „Elena? Alles okay? Wer ist dieser Kerl?“, wollte Mike wissen und stellte sich beschützerisch neben Elena. Sie sah kurz zu Damon und sah dann zu Michael. „Ich weiß seinen Namen nicht. Aber irgendwas ist definitiv nicht richtig ...“ „Vielleicht sollten wir wieder zurückgehen. Hier sind zu viele Vampire.“ Doch Elena schüttelte den Kopf und wollte grade nach dem Bier greifen, als ihr jemand zuvor kam. „Hallo, Schönheit. Wie wär's wenn wir beide was trinken und dann spielen wir Billard. Der Gewinner darf sich seinen Preis selbst aussuchen“, sagte er und ein dreckiges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Elena schnappte sich ihre Bierflasche zurück und haute es ihm über die Ohren. Der blonde Kerl sprang auf und fauchte. Spitze Vampirfänge ragten aus seinem Mund. Jetzt grinste Elena. Mike starrte geschockt auf das Mädchen, dann zum Vampir und dann auf die Bande, die jetzt ihrem Artgenossen zur Hilfe eilte. Na das würde ein schöner Kampf werden. Die beiden Schattenjägern sahen sich an und stürzten sich dann ins Getümmel. Elena zog zwei Dolche heraus und ließ sie um ihre Finger kreisen. Der Vampir beäugte sie erst misstrauisch aber fing dann zum Lachen an. Er würde ein leichtes Spiel haben. Damon ballte die Fäuste und stellte sich auf die Seite der Schattenjäger. Er riss zwei Vampiren das Herz heraus, die versucht hatten, Elena in den Rücken zu fallen. Elena ließ das Training auf sich wirken und wirbelte mit den Dolchen durch die Luft. Sie schlug dem überraschten Vampir einen Zahn aus. „Ah. Mein Zahn“, quietschte der und seine Augen wurden blutrot. „Das ist dein Ende!“ Elena grinste ihn erwartungsvoll an, doch wurde aus den Weg geschubst. Damon packte dem Vampir an der Gurgel, drückte so lange zu bis er ein Krachen hörte und riss ihm dann kurzerhand den Kopf ab. „Der hat mir gehört“, beschwerte sich Elena. „Hör auf mich ständig beschützen so wollen!“

Sie funkelte Damon an. Noch immer wusste sie nicht seinen Namen. Ihm ging es nicht anders. In der Erinnerung war kein einziges Mal die Namen gefallen. Mike währenddessen tötete zwei weitere Vampire. „Du warst definitiv zu lange mit Marco und Nathan alleine“, rief er Elena zu und sah über seine Schulter. Er runzelte die Stirn und beobachtete die Beiden. Elena stieß Damon von sich und stürzte sich dann verbissen in das weitere Kampfgetümmel. Doch die Vampire zogen sich jetzt zurück. Mit einem Urvampir wollten sie sich nicht anlegen. Die Bar war ziemlich schnell leer gefegt. Frustriert warf Elena die Dolche auf den Boden und warf Damon einen vernichtenden Blick zu. „Du hast mir meinen Kampf versaut“, fauchte sie ihn an. Damon presste die Lippen aufeinander und kam auf sie zu. „Du warst nicht bereit für so einen Kampf.“ Dann sah er Mike zornig an. „Wie könnt ihr nur einen nicht vollständig ausgebildeten Schattenjäger aufs Feld lassen! Die Vampire hätten sie in Stücke zerrissen, wenn ich nicht da gewesen wäre!“ „Ich kam sehr gut ohne dich zurecht“, knurrte sie und war in ihrem Stolz verletzt. Sie wollte endlich mal etwas beweisen und dann hatte ihr dieser verflixte Vampir dazwischen gefunkt. Mike war zu überrascht darüber, dass ein Vampir ihnen geholfen hatte, deswegen bekam er kein Wort heraus. „Komm wir gehen, Mike“, zischte Elena ihn an und zog ihn aus der Bar.

 

Nina schlenderte gemeinsam mit Jonathan durch die Straßen von New York. Im Krankenhaus war man so nett gewesen und hatte ihr frische Klamotten gegeben. Es war zwar absolut nicht ihr Stil und sie sah aus, wie eine Hausfrau, mit fünf Kindern, doch sie waren bequem. Jonathan jedoch fand Nina konnte alles tragen. Sie sah immer sexy aus. Es fehlten eine Menge Blutkonserven, was dem jungen Schattenjäger Sorgen bereitete. Was hatten die Vampire vor? „Danke nochmal, dass du mich vor Douglas gerettet hast“, sagte Nina plötzlich und lächelte Jon an. „Nicht der Rede wert. Also Nina. Wo kommt ihr her? Dein Akzent klingt eher nach New Orleans als nach New York. Was hat euch denn hier her verschlagen?“ Nina lächelte weiterhin und gab eine ausweichende Antwort. „Wir haben gehört euer Institute ist das Sicherste.“ „Das liegt am Kelch der Engel“, erwiderte Jonathan und vergrub die Hände in den Taschen. Es war mal wieder ziemlich frisch geworden. Sanfte Schneeflocken fielen auf ihre Häupter und auf die Straßen New Yorks. Nina runzelte die Stirn und fragte: „Kelch der Engel? Was ist das?“ „Nun ja. Ich weiß nur, dass er von Basel Fray erschaffen wurde“, wich er ihrer Frage aus. Es war ihm eigentlich nicht erlaubt, darüber zu sprechen. Vor allem nicht in der Öffentlichkeit. „Basel ..Fray?“, hakte Nina nach. Er nickte. „So … so hieß mein Dad“, murmelte sie und sagte das mehr zu sich selbst.

Jonathan musterte sie und bekam dann plötzlich eine Gänsehaut. Er sah rechts von sich die Straße entlang und entdeckte zwei Männer, die in ihre Richtung gingen. „Hexenmeister“, sagte Jonathan und zog Nina in die andere Richtung. Nina sah über ihre Schulter und erkannte die beiden. Es waren welche von Claras Zirkel. „Das sind welche aus New Orleans“, begann sie und lief dann gegen Jonathan, als er so abrupt stehen blieb. Geradeaus von den beiden kamen noch einmal zwei auf sie zu. Noch hatten sie die beiden noch nicht gesehen. „Jetzt sind es vier“, meinte Jon und wurde nervös. Vier Hexenmeister waren eindeutig zu viel. „Was machen wir jetzt?“, fragte Nina und hatte zum ersten Mal so richtig Angst. Wenn die sie entdeckten, dann war sie tot und Jonathan gleich mit ihr. Jonathan sah hin und her. Er zog die Hände aus den Hosentaschen, drückte Nina schnurstracks an die Wand und küsste sie. Überrascht erwiderte Nina den Kuss. Die Hexenmeister gingen an den beiden vorbei, ohne Nina zu erkennen. Jonathan löste sich, sobald er glaubte, dass sie in Sicherheit waren. Nina schluckte und leckte sich über die trockenen Lippen. „Mir ist auf die Schnelle nichts anderes eingefallen“, entschuldigte sich Jon und rieb sich verlegen über den Nacken. „Ist okay. Das war schlau“, erwiderte Nina und war immer noch ganz perplex.

Normalerweise machte es ihr nichts aus. Sie hatte Gott weiß wie viele Männer schon geküsst. Aber nicht bei jeden hatte sie wirklich etwas dabei gespürt. Jonathan gehörte zu diesen wenigen und das irritierte sie. „Wir sollten gehen“, platzte sie heraus und marschierte schnurstracks weiter. Jonathan war selber noch hin und weg von dem Kuss und konnte nur nicken. Sofort beeilte er sich ihr zu folgen.

*****

Alle schliefen. Nun ja beinahe alle. Nina konnte nicht schlafen und wälzte sich hin und her. Elena lag neben ihr und schlief friedlich. Leise stand sie auf und zog sich einen schwarzen Morgenmantel über. Sie ging die Stufen hinab zum Trainingsraum. Dort traf sie überraschenderweise auf Jonathan. „Hey. Und? Wie geht es Elena? Hab von Mike gehört, dass sie eine Schlägerei angezettelt hatte und dann mit einem Vampir darüber stritt, dass sie keinen Aufpasser brauchte.“ Nina hob überrascht die Augenbrauen. Elena hatte kein Sterbenswörtchen gesagt. Normalerweise erzählte sie ihr immer alles. „Uhm. Das klingt sowas von nicht nach Elena. Sie nimmt sich immer die Kerle, die gemütlich sind. Sie verliebt sich ungeheuerlich schnell und macht Schluss sobald der Kerl Sex haben will. Einmal war sie an einem Idioten geraten. Victor. Seitdem hat sie nicht mehr gesagt, dass sie verliebt ist.“ Wenn Nina jetzt so darüber nachdachte, kam ihr das spanisch vor. Sie machte sich Sorgen, um ihre Schwester. Jonathan sah sie an und schmunzelte. „Okay. Also diese Hexenmeister … wieso hattest du solche Angst vor denen?“ „Wir sind vor denen auf der Flucht“, gab sie ehrlich zu und kam auf ihn zu. „Wieso?“, wollte Jon wissen, doch da verschloss sich Nina bereits wieder. „Ich will darüber nicht sprechen, Jonathan“, sagte sie leise und sah ihn an.

Er nickte verständnisvoll und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Ist gut“, meinte er. Sie nahm seine Hand und schmiegte sich leicht an sie. Ob es wohl in der Familie lag? Beide Brüder gaben ihr das Gefühl wieder sie selbst zu sein. Jonathan zog sie plötzlich zu sich und küsste sie. Er wusste selber nicht, wieso er das getan hatte, aber er brauchte es einfach in diesem Moment. Genau wie Nina. Sie erwiderte und schlang die Arme um seinen Nacken. Schon waren die beiden dabei sich die Klamotten vom Leibe zu reißen. Sie bekamen noch nicht einmal mit, als jemand die Treppe herunter kam. Marco wollte trainieren, doch erstarrte zur Zapfsäule als er Jonathan und Nina knutschend vorfand. Er wusste worauf das hinauslaufen würde und er würde nicht bleiben und zusehen. Also kehrte er um und ging mit einen Kloß im Hals wieder nach oben.

//04 - Revenge

 

-Seattle, 17. Mai 1877-

Die Menschenmenge versammelte sich am Hofe der Burg. Jeder war neugierig auf die Besucher. Die Familie sei auf der Durchreise und sie sollen gebürtige Engländer sein. Ein Ehepaar mit Zwillingen. Man sieht selten Zwillinge. Ob sie sich wirklich so ähnlich sehen? Das Getuschel ist groß. Selbst Damon Salvatore der Herr des Anwesens trat aus der Burg und gesellte sich zu den Leuten in der ersten Reihe. Natürlich würde er die Neuankömmlinge als erstes Begrüßen und sie in seinem Hause willkommen heißen. Er nahm gerne Durchreisende auf. So erfuhr er einiges aus anderen Ländern. In der stillen Hoffnung das eine Mädchen wieder zu sehen. Das eine Mädchen namens Elena. Elena Fray. Viel zu oft starben Elena und ihre Zwillingsschwester Nina wenn sie 18 sind. Aus unterschiedlichsten Gründen. An das erste Mal wo er dabei war… erinnerte er sich nur zu gut. Es war seine Schuld. Immer und immer wieder suchte er nach Elena. Und immer wieder starb sie.

Endlich bogen die Pferde mit der Kutsche um die Ecken und kamen langsam dem Hofe immer näher. Vorsichtig kam die Kutsche zu stehen. Die Tür öffnete sich und als erstes trat Basel Fray  hinaus. Er hatte einen schwarzen Smoking an, lächelte in die Runde und hielt die Hand für seine Frau hoch. Margary Fray. Sie trug ein bodenlanges, schulterfreies weißes Meerjungfrauenkleid. Es hatte eine tiefe Taille und war bis dorthin mit goldenen Verzierungen bestickt. Danach ging das Kleid in kleinen Wellen bis zum Boden. Margary sah dankend zu ihrem Mann und fing dann den Blick von Damon auf. Erkenntnis blitze in ihr auf und sie nickte ihm im Stillen Einverständnis zu. Damon nickte ebenfalls und sah aufmerksam zur Kutsche.

Man konnte Kichern daraus hören und wie zwei junge Mädchen, die zu dem Zeitpunkt gerade mal 16 Jahre alt waren diskutieren hören wer nun als nächstes raus ginge. Ein kleines genervtes Seufzen von Nina erfolgte und ergriff dann Basels Hand, die er immer noch zur Tür der Kutsche hielt, und trat hinaus. Sie trug ebenfalls ein langes himmelblaues Kleid. Es war ärmellos und der Ausschnitt war herzförmig. Bis zur oberen Taille lag es eng an und hatte an der rechten Seite eine silberne Bestickung. Dann bauschte es sich aus fielen kurzen bis immer länger werdenden Lagen auf. Ihre Haare zu einem seitlichen Zopf gebunden und fiel ihr über die rechte Schulter. Nur einzelne Haarsträhne umrahmte ihr Gesicht. Nina grinste in die Runde und winkte fröhlich. Damon schmunzelte. Nichts hatte sich verändert. Er dachte daran das Nina und er immer gute Freunde geworden sind. Auch ihr immer wieder folgender Tot, gab ihm jedes Mal einen Stich im Herzen. Doch er konnte auch merken – das wenn der Tod etwas mit Damon zu tun hatte – wie beim ersten Mal, sie immer wieder ein kleines Stückchen weniger Vertrauen in ihn hatte. Er hoffte dass es nicht nochmal soweit kommen würde.

Als letztes trat Elena nun endlich aus. Damon sah zu ihr und ihm stockte der Atem. Mochte sie Nina äußerlich auch noch so ähneln...so  konnte er Elena immer meilenweit erkennen. Konnte die Unterschiede erkennen. Damon sah ihr in die goldbraunen Augen und verliebte sich wieder aufs Neue in sie. Elena trug heute ein weinrotes langes Kleid. Es war schulterfrei und hatte oben einen geraden Schritt. Es war enganliegend bis zur Hüfte und ging dann im A-Schnitt runter bis auf den Boden. Bis zur Hüfte war das Kleid kunstvoll mit silbernem Muster verziert worden. Die untere Hälfte hatte dann nur noch einzelne Muster. Elenas Haare waren offen und ruhten auf ihren Schultern. Lediglich einzelne Strähnen waren kunstvoll nach hinten geflochten.

Damon schluckte und trat schnell ein paar Schritte auf die Gruppe zu. Freundlich und wie es sich gehörte begrüßte er erst Basel Frau und dann seine Frau. „Willkommen in meinem bescheidenen Zu Hause.“, meinte er lächelnd und ging dann auf Nina zu. Er schüttelte ihr leicht die Hand. So wie Nina war machte sie keinen Knicks und keine Verbeugung. „Bescheiden?“, meinte sie grinsend und sah ihn an. Margary knuffte Nina in die Seite. „Nina.“, zischte sie leise doch diese zuckte nur mit den Schultern.  Damon schmunzelte und ging dann zu Elena. Elena machte einen Knicks. „MyLord.“, sagte sie sofort. Doch Damon nahm nur ihre Hand. „Keine Verbeugung notwendig. Du kannst mich Damon nennen.“, sagte er sanft und küsste ihren Handrücken. Elena sah hoch zu ihm und verlor sich direkt in seinen wunderschönen blauen Augen. „Okay… Damon. Ich bin Elena.“, sagte sie und schenkte ihm ein wunderschönes Lächeln. „Freut mich sehr, Elena.“, sagte er lächelnd. Innerlich zerbrach er jedoch. Wieder hatte Elena alles vergessen. Er wusste es, doch die Hoffnung starb zuletzt.

****

-12 Monate später-

Nina stürmte in Elenas Zimmer und blieb mit offenem Mund stehen. Die Hofdamen hatten Elena bereits in ihr Hochzeitskleid geholfen. Elena drehte sich leicht lächelnd zu ihrer Schwester. „Wie sehe ich aus?“, fragte sie. Nina kam näher und sah sie mit glänzenden Augen an. „Elena. Schwesterherz. Du siehst traumhaft schön aus. Das Kleid.. du.. Oh mein Gott ich muss weinen.“, stieß sie hervor. Elenas Blick wurde weich und umarmte Nina. „Vielen Dank Nina. Das bedeutet mir so viel.“, sagte sie leise. Doch Nina drückte sich sofort weg. Fragend sah Elena sie an. „Tut mir leid. Bevor ich dein Traumkleid ruiniere.“, meinte sie schmunzelnd. Elena lachte. „Soll ich dir die Haare machen, Elena?“, fragte Nina und sah sie hoffnungsvoll an. Elena nickte und scheuchte die Dienstmädchen hinaus. Sofort tobte Nina sich aus. Zum größten Teil ließ sie Elenas Haare offen und fließend über die Schulter fallen. Nur eine große Strähne flechtet sie auf die Seite.

Gefällt es dir?“, fragte Nina und zog Elena mit zum Spiegel. Strahlend sah sie zu ihrem Spiegelbild und nickte. „Ja. Danke, Nina.“ „Bitte. Also. Hast du etwas blaues, Elena?“, fragte sie und grinste. Elena grinste breit und zog ihr Kleid hoch. An ihrem linken Bein prankte ein blaues Strumpfband. „PERFEKT ELENA!“, stieß Nina begeistert vor. „Okay. Das Neue ist das Kleid. Auch abgehakt. Etwas Geborgtes?“, fuhr Nina ihre Liste fort. Wieder nickte Elena. „Hier guck. Der Schleier. Den hat Mum mir geliehen!“, sagte sie freudestrahlend. Nina strahlte mit ihr um die Wette. „Wunderschön.“, sagte sie und befestigte den Schleier in Elenas Frisur.

Da öffnete jemand die Tür und Damon steckte neugierig den Kopf herein. „Hallo?“, fragte er und wollte eintreten. Elena quietschte erschrocken auf und versteckte sich hinter Nina. „DAMON!“, meckerte Nina und bewarf ihn mit einem Kissen. „RAUS! SOFORT!“ Damon versteckte sich hinter der Türe. „Aber ich bin so neugierig. Nur einen ganz ganz kurzen Blick?“ „Damon. Die Braut vor der  Hochzeit zu sehen ist falsch! Also raus!“ meckerte sie weiter. Damon seufzte. „Elena?“, versuchte er es nochmal. „Nein. Damon. Ich hab das Kleid schon an.“, sagte Elena. Damon seufzte und schloss wieder die Tür. Also musste er sich noch gedulden. Nina schnaubte. „Unverschämtheit.“, meckerte sie weiter. Elena lachte. „Nina. Ich hab nichts altes.“, jammerte sie. Nina grinste bis über beide Ohren. „Darauf hatte ich gehofft. Ich hab was für dich.“, sagte sie triumphierend und hielt Elena eine kleine Schachtel unter die Nase. Sofort öffnete Elena es neugierig und sah mit großen Augen darauf. Es war eine silberne Kette mit einem Schmetterlingsflügelanhänger. Gerahmt war es mit lauter kleinen weißen Diamanten. Im ersten oberen Flügel war ein himmelblauer Topas eingebaut. Im unteren Flügel war ein Trauben-Topas Edelstein eingesetzt.

Das ist deine Kette..“, stieß Elena hervor und sah mit großen Augen hoch zu Nina. „Ich weiß. Das Erbstück was Mum mir zum 14. Geburtstag geschenkt hat. Ich weiß wie sehr du die Kette liebst. Also schenke ich sie dir.“, meinte sie strahlend. Elena schossen Tränen in die Augen. „Oh mein Gott. DANKE!“, stieß sie mit brüchiger Stimme hervor und umarmte ihre Schwester fest. „Bitte Krümelchen. Für dich doch alles.“, meinte Nina sanft und löste sich dann wieder von ihr. „Und nicht weinen. Die Schminke!“, sagte sie und klang schon wieder leicht meckert. „Tschuldigung“, sagte Elena und fächelte sich mit der Hand Wind zu. „Gut. Und jetzt bist du beriet.“, sagte Nina grinsend. Elena nickte und musterte ihre Schwester. Sie hatte ein knielanges gelbes Brautjungfernkleid an. Es hatte nur eine Schulter und oberhalb der Taille hatte es einen Band der ein Tick kräftiger im Farbton war und ging bis zu der Schulter. „Du siehst so schön aus, Nina.“, schwärmte Elena. Nina schmunzelte. „Nicht so schön wie du. Und das ist der Sinn und Zweck.“, meinte sie und beide brachen in Gelächter aus.

-30 Minuten später-

Die Musik ging los und das Tor öffnete sich. Damon stand mit dem Priester beim Altar und sah sehnsüchtig zu dem Tor. Basel Fray trat mit Elena raus. Ihm verschlug es die Sprache als er sein Mädchen in diesem atemberaubenden Kleid sah. Auch wenn er sie schon ein paar Mal geheiratet hatte, war es für ihn immer wieder ein Moment des Glücks. Nina die auch am Altar stand sah glückselig zu ihrer Schwester und kämpfte mit den Tränen. Endlich kamen die beide bei Damon an. Basel drückte seiner Tochter einen Kuss auf die Wange und stellte sich dann zu seiner Frau in die erste Reihe. Damon trat zu Elena, nahm ihre Hand und küsste sie auf den Handrücken. „Du siehst aus wie ein Engel, Elena“, murmelte er und schenkte ihr ein Lächeln. Elena lächelte sanft zurück. „Danke. Du auch.“, meinte sie sanft und beide wandten sich dann zu dem Priester um und die Zeremonie begann. Nina und Margary heulten was das Zeug hielt. Es war einfach so schön. „Und wollen Sie, Elena Fray Damon Salvatore zu ihrem Mann nehmen?“, Elena nickte freudestrahlend. „Ja. Ich will“. „Und Sie, Damon Salvatore möchten Sie, Elena Fray zu ihrer Frau nehmen?“, Damon erwiderte das strahlende Lächeln von Elena. „Ja. Ich will.“ Der Priester lächelte. „Dann dürfen Sie die Braut jetzt küssen.“, sagte er. Damon hörte sofort auf ihn, zog Elena an der Hüfte zu sich und küsste sie. Elena schlang die Arme um ihn und erwiderte glücklich. Die Leute klatschten und johlten. Sofort waren Nina, Basel und Margary bei ihnen und zwangen das frisch vermählte Paar zum Gruppenkuscheln.

Keuchend wachte Elena auf und sah sich verwirrt um. Das war ja ein schräger Traum. Wieso träumte sie andauernd von einer Vergangenheit mit diesem Vampir? Damon Salvatore soll er heißen? Elena versuchte ihren Atem zu beruhigen und sah sich nach Nina um. Sie musste mit ihr darüber reden. Das wurde langsam wirklich schräg. Doch Nina lag nicht neben ihr. Seufzend lehnte sich Elena wieder zurück. Musste sie morgen früh mit ihr reden. Elena versuchte den Traum zu verdrängen, doch unnachgiebig kam er immer wieder in ihren Gedanken hervor sobald sie die Augen schloss. Doch irgendwann übermannte die Müdigkeit Elena und sie schlief wieder ein.

-New Orleans, 10 Monate zuvor –

Nina stampfte hin und her. Endlich blieb sie stehen und sah dann zu der Anführerin ihres Hexenzirkels. „Okay, Clara. WIESO sollte ich an deinem ‚Experiment‘ mitmachen?“, fragte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und hob misstrauisch eine Augenbraue. Clara verdrehte innerlich die Augenbraue. Wieso musste es ausgerechnet Nina sein? Sie war immer die misstrauischere, die die weniger einem vertraute von den beiden Twins. Aber Clara setzte ein Lächeln auf und ging auf Nina zu. „Nina. Du bist etwas Besonderes. Wenn ich fertig mit dir bin wirst du SO viel Macht besitzen“, erklärte sie ihr feierlich.

Doch Nina viel nicht auf das Geschleime herein. „Clara. Lass uns ehrlich sein. Es ist doch dann eher das DU so viel Macht besitzen wirst.“, meinte sie sarkastisch. „Der ganze Zirkel wird davon profitieren. Wir brauchen diese Macht!“, knurrte Clara zähneknirschend. „Die Ahnenmagie ist.. durch. Das Erntefest funktioniert nicht. DAS Ist die einzige Lösung, Nina. Nur so können wir die Magie behalten!“ Gedankenverloren kaute Nina auf ihrer Lippe rum. Sie wollte jetzt natürlich nicht daran schuld sein, wenn der Zirkel seine ganze Magie verlor. „Und was willst du dort mit mir machen, Clara?“, fragte sie nun nach.

Clara grinste triumphierend. Sie würde also doch gewinnen. Endlich hatte sie Nina soweit. „Wir machen ein paar Test und Experimente. Es wird höllisch wehtun, Nina.“, sagte Clara ehrlich. Clara dachte nichts würde sie jetzt noch stoppen können. „Und wenn das Experiment geglückt ist, werde ich dir die dazugewonnene Magie abnehmen und sie unter uns aufteilen. So das wir weiterhin Magie haben werden.“, schloss sie feierlich. Sie verschwieg Nina, dass das Testobjekt dabei sterben musste. Aber man musste ja auch nicht alles auf einmal erzählen, oder? „Und wenn es nicht klappt?“, fragte Nina. „Dann.. dann.. ja nun ja… also..“, versuchte Clara krampfhaft eine passende Story dazu zu erfinden, doch Nina unterbrach sie. „Dann werde ich sterben.“ Clara nickte. „Aber soweit wird es nicht kommen, Nina. Es wird funktionieren.  Ich weiß es. Sonst wäre ich nicht zu dir gekommen.“, log sie Nina eiskalt an.

Was ist wenn ich nein sage?“, sagte Nina jetzt ehrlich. Sie traute Clara nicht über den Weg. Kein Stück. „Das willst du nicht wissen, Schätzchen.“, meinte Clara locker. „Wirklich nicht.“ „Ich mach nicht mit.“, sagte Nina jetzt fest und sah Clara herausfordernd an. „So ein Pech aber auch. Aber ich hab es mir ja schon fast gedacht.“, sagte Clara und klang leicht bedauernd. Nina sah sie verwirrt an. Doch Clara sagte nichts und machte nur mit der Hand einen Wink. Ein Hexenmeister brachte jemand hervor. Der Mann den er mitschleppte sah fürchterlich blass aus und war über und über mit Blut. „MASON!“, schrie Nina jetzt entsetzt und wollte auf Mason zur rennen. Doch Clara stoppte sie. „Nicht. Eine falsche Bewegung und Mason ist tot.“

Sofort erstarrte Nina in ihrer Bewegung und sah panisch zu Mason. Er lächelte schwach „Ist schon gut, Nina. Alles ist gut“, keuchte er. Nina sah unter Tränen zu ihm, dann wieder zu Clara. „Also wenn du nicht mitmachst, werde ich jeden den du liebst jagen, foltern und umbringen. Und zu guter Letzt wird es deine Schwester sein. Vor deinen Augen werde ich es dann tun.“, erklärte Clara Nina sachlich, konnte aber ein boshaftes funkeln in den Augen nicht unterdrücken. Nina schluckte und nickte dann schlussendlich. „Okay.“, sagte sie. Clara nickte zu dem Hexenmeister. Dieser ergriff Mason und brach ihm mit einem schnellen Handgriff das Genick. „NEIN!“, kreischte Nina und rannte auf den toten Hexer zu. „WIESO?! ICH MACHE DOCH WAS DU WILLST!“, schrie sie. Clara schmunzelte. „Das war Strafe, Schätzchen.“, sagte sie grinsend. „Wir sehen uns gleich.“, sagte sie nachdrücklich und zischte mit dem Hexenmeister ab. Nina sah mit Tränen in den Augen zu ihrem besten Freund. „Es tut mir leid.“, murmelte sie und fuhr mit der Hand ein letztes Mal über sein Gesicht.

-12 Stunden später-

Nina hustete Blut und wachte schlussendlich auf. Ihr war kalt und sie fror am ganzen Körper. Leicht hielt sie sich den pochenden Kopf und betastete ihre Wange. Sie waren voller Blut. Schmerzlich erinnerte sie sich was passiert war. Clara und ihre Helferchen hatten sie in diesem Raum angekettet. Und eine seltsame Substanz, die soweit sie verstand aus Hexenblut bestand injiziert. Dann hatten Clara und die Hexenmeister einen Kreis gebildet und einen Spruch gesprochen. Nina hatte vor Schmerzen aufgeschrien und aus Nase, Ohren, Mund und Augen angefangen zu bluten, bis sie schlussendlich bewusstlos wurde.

Sie blinzelte und fragte sich ob es jetzt vorbei war… ob ihre Pflicht nun vorbei war und sie mit ihrem normalen Leben weiter machen könnte. Doch da ging die Tür auf und ein Hexenmeister, Ryan, trat herein. Wegen der Helligkeit des Lichtes kniff sie die Augen zusammen. Er kam näher und hatte eine Spritze in der Hand. „Was hast du vor!“, fragte sie und wich vor ihm zurück. „Blut abnehmen. Damit Clara gucken kann, ob wir Erfolg hatten.“, sagte er schlicht, zog sie an einem Arm zu sich und entnahm ihr Blut. Nina ließ es über sich ergehen  und Ryan ging wieder.

Nur wenige Minuten später trat Clara rein und Nina rappelte sich sofort auf. „Und?“, fragte sie. „Noch nicht. Wir brauchen noch ein paar Versuche.“, sagte sie eiskalt. „Ihr mach noch mehr Experimente?“, keuchte Nina erschrocken auf. Clara nickte. „Natürlich. Und kein Wort zu deiner Schwester. Und nicht Aufmucken. Wir haben uns doch verstanden?“ Nina nickte nur. Clara lächelte strahlend und zog Nina mit sich. „Am besten gehst du dich duschen.“, sagte sie.

-New Orleans, 4 Monate zuvor-

Sechs Monate Folter und Experimente später, trat Clara wieder zu Nina und grinste fröhlich. „Es ist soweit. Bzw. Du bist soweit. Heute Nacht, findet das Ritual statt.“, erklärte sie Nina. Nina sah aus wie der Tod. Nina war am Ende ihrer Kräfte und schaffte es nur zu nicken. Sie machte drei Kreuze wenn es sie das endlich hinter sich gebracht hatte. „Okay.“, stieß sie keuchend hervor.

Sie stand in einem Kreis aus Feuer und Clara stand ihr gegenüber. Sie hatte in einer Schale Blut von sich reinfließen lassen und nun trat sie mit der Schüssel zu Nina. „Es ist so weit. Dein Blut noch und dann der Spruch und wir erblühen vor neuer Magie!“, erklärte Clara feierlich. Nina spürte die neue Magie in sich und es machte ihr irgendwie Angst. Sie wusste dass diese Magie nicht gut war. Irgendwas.. war so falsch. Nina streckte ihr die Hand aus, doch Clara schlug sie weg und stieg über das Feuer zu ihr. „Was...?“, fragte Nina. Doch Clara schüttelte nur den Kopf und stand jetzt vor Nina. „Es ist soweit dich zu opfern, Nina. Für die HEXEN VON NEW ORLEANS!“, schrie sie hervor und wollte den Dolch in Ninas Hals versenken.

Doch Nina reagierte schnell und lies Clara gegen einen Baum krachen. Diese stöhnte perplex und unter Schmerzen auf. Schnell stieg Nina aus dem Kreis und rannte durch den Wald. Clara fluchte und rannte ihr hinterher, doch Nina war schneller und lief weiter. Lief und lief um ihr Leben.

Schwer keuchend und einen heiseren Schrei unterdrückend wachte Nina auf. Schwer schluckte sie und musste einen Moment die Augen nochmal schließen um die Erinnerung wieder wegzuschieben. Immer noch verfolgte die Sachen die Clara gemacht hatten sie, bis in die Träume herein. Doch es war vorbei. Sie und Elena waren weg von Clara. Nina blinzelte leicht und sah sich um. Das war nicht ihr Zimmer. Dann fiel der Blick auf die Person neben ihr, Jonathan. Sie lag eng an ihn gekuschelt in seinem Bett. Nina schluckte. Die Freundschaft könnte man wohl abhaken. Oft war die Stimmung danach… immer so komisch… so angespannt.

Nina richtete sich leicht auf und sah zu dem schlafenden Jonathan. Er musste sie geweckt haben, denn er wälzte sich hin und her und sein Gesicht war verzerrt. Sanft legte Nina eine Hand an einen Arm und rüttelte ihn leicht. „Jonathan?“, fragte sie leise. Dieser schreckte aus dem Schlaf hoch und zog aus alter Angewohnheit ein Dolch unter seinem Kissen hervor und hielt es Nina an die Kehle. „Jonathan? Ich bins.“, sagte sie leise und sah ihn beruhigend an. “Du hattest einen Albtraum…“, Jonathan blinzelte und erkannte Nina. Sofort ließ er den Dolch sinken. „Tut mir leid…“, murmelte er. „Kein Problem.“, sagte sie lächelnd. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er und erwiderte das Lächeln. „Ja. Aber ist nicht schlimm.“, sagte sie und sah ihn dann lange an. „Alles okay bei dir?“, fragte er und klang besorgt. Nina nickte. „Ja.. schon.. aber Jonathan? Das hier… das… bleibt es normal zwischen uns? Sind wir Freunde?“, fragte sie und sie hörte selber wie verzweifelt sie klang. Jonathan nickte. „Natürlich“, und strich ihr federleicht über die Wange.

Nina schmiegte sich leicht an seine Hand. „Das freut mich.“, sagte sie leise. „Du erinnerst mich an jemanden von früher“, meinte Nina ehrlich und sah ihm in die blauen Augen. „Ach ja?“, fragte er überrascht. „Ja. Also nicht äußerlich. Aber vom Charakter her.“, erklärte Nina bestätigend. „Wer war er?“, wollte Jonathan neugierig wissen. „Er war ein Freund. Ich mochte er ihn sehr…“, sagte sie und dachte an Mason. Er war genauso süß gewesen wie Jonathan. Schon spürte sie wieder den Kloß im Hals. „War?“, fragte Jonathan und strich ihr leicht über den Arm. „Er ist tot“, brachte sie mit heiserer Stimme hervor. Mitfühlend sah Jonathan sie lange an „Lass uns weiter schlafen.“, meinte er dann sanft, legte sich wieder hin und zog Nina in seine Arme. „Ja du hast recht.“, sagte sie und gähnte leicht. Jonathan schmunzelte und schon bald waren beide wieder eingeschlafen.

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Ein neuer Tag brach an und diesmal war der Himmel grau und es stürmte draußen mit einem heftigen Schneeregen. Also ein ungemütlicher kalter Tag, den man am liebsten zu Hause verbrachte. Marco war in seinem Zimmer und zog sich um. Er war über aus schlecht gelaunt. Die ganze Nacht hatte er das Bild vor Augen gehabt wie Jonathan und Nina rumknutschten. Und es brach sein Herz in tausend Stücke. Er zog sich gerade sein Mitternachtsblaues Hemd an als sein jüngerer Bruder Jonathan in sein Zimmer stapfte.

„Was willst du, Marco“, fragte er mürrisch und sah zu Marco. Dieser drehte sich um und funkelte ihn an. „Wie konntest du nur?!“, stieß Marco wütend hervor und trat einen Schritt auf Jonathan zu. Verwirrt sah Jonathan ihn an. „Was meinst du?“, fragte er stirnrunzelnd und lehnte sich an den Türrahmen. „Das mit Nina gestern? BIST DU NOCH BEI SINNEN?!“, meckerte er weiter. Marco konnte nicht verhindern dass er eifersüchtig klang. Jetzt wurde auch Jonathan wütend. „Hast du uns etwa ausspioniert?!“, zischte er seinen Bruder an. Was dachte sich Marco bitte? „Unabsichtlich. Aber auf dich muss man ja eh aufpassen!“

 „Was soll das denn schon wieder heißen?! Du tust ja gerade so als hätte ich mit dem Teufel HÖCHSTPERSÖNLICH Sex gehabt! Was ist dein Problem?!“, fragte Jonathan aufgebracht. Marco konnte ihn echt zur Weißglut bringen. Marco verschränkte die Arme vor seiner Brust und starrte Jonathan einfach nur böse an. „Sag mir nicht du willst was von ihr, Marco?“, stieß er hervor und sah seinen Bruder musternd an. Marco fühlte sich ertappt, doch würde er das niemals zugeben. Also verdrehte er die Augen und schnaubte. „Nö. Quatsch. Ich will nur nicht dass du dir falsche Hoffnungen machst. Nina... ist kein Beziehungstyp. Also nichts was du willst.  Und außerdem.. ist es genau das was Nathan immer befürchtet hat! Deswegen hatte Nate nie Frauen hier und jetzt macht er eine Ausnahme und schon landest du mit einer im BETT!“

Doch Jonathan sah seinen Bruder nur kalt an. „Das ist mein Leben. Das ist dir doch ganz egal. WAS ICH WILL IST DIR EGAL!“, schrie er Marco, ging aus dem Zimmer und knallte die Tür laut zu. Jonathan war stocksauer. Marco mischte sich immer in SEIN Leben ein. Und es war ihm egal ob Jonathan das wollte oder nicht. Das beste Beispiel? Jonathan hasste das Schattenjägerdasein. Er will doch einfach nur ein normales Leben führen und er wollte aussteigen. Nachdem er all seinen Mut zusammen genommen hatte, hatte er Marco von seinem Plan erzählt. Doch er hat es niedergeschmettert und es ihm verboten. Und jetzt wagte er sich das?! Unverschämtheit.

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Währenddessen saßen Elena und Nina beim Frühstückstisch. Elena trug heute ihre Haare offen und wie immer glatt über die Schulter. Sie trug eine graue Jeans im Used-Look, ein schwarzes Top mit Spitze am Rand und darüber eine kuschelige weiße Cardigan mit schwarzem Muster drauf. Und dazu noch bequeme flache Sneakers und war wie immer dezent geschminkt. Nina dagegen trug ihre gelockten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und nur einzelne Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Sie trug ein weinrotes knielanges Kleid aus Spitze und einen schwarzen Schal mit schimmernden Highlights. Darüber eine schwarze Lederjacke und schwarze Stiefelletten mit Riemchen.

Beide waren sehr in einer Diskussion vertieft. „Diese Träume.. von uns unseren Eltern und diesem Vampir.. ich weiß das sind nur Träume... aber sie kommen mir so vertraut vor.. wie Erinnerungen.“, schloss Elena ihre Erklärung und sah zu Nina. Doch diese hob nur belustigt eine Augenbraue. „Du träumst von einem heißen Vampir?“ Elena rollte genervt mit den Augen. „Nicht solche Träume Nina! Wieso musst du immer an sowas denken?!“ Nina schnappte sich eine Nussecke. „Ach komm. Jetzt mach dich nicht verrückt. Das sind nur Träume. Und ja.. das mit diesem Vampir, wovon du ja nicht mal weißt ob er wirklich Damon heißt, kriegen wir auch schon geregelt. Im Notfall trete ich ihm in den Arsch.“, meinte Nina leichthin und knabberte genüsslich an ihrer Nussecke.

„Wie ich schon sagte.., das ist ANDERS. Ich wusste Damons  Name nicht mal. ES wirkt real!“, versuchte Elena Nina endlich die Wichtigkeit von all dem zu zeigen. „Und was ist mit dem Kelch? Du selbst hast erzählt dass Jonathan gesagt hat, dass der Kelch hier ist. ES MUSS eine Bedeutung haben.“ Nina schloss die Augen. „Mach dich doch  nicht so verrückt. Wahrscheinlich hast du das irgendwann mal bei Clara aufgeschnappt“, meinte Nina sachlich und versuchte nicht allzu genervt sie klingen. Sie war heute definitiv nicht in Stimmung über sowas zu diskutieren. Doch Elena sah das anders und kniff die Augen zusammen: „Du nimmst das alles viel zu locker!“

„Wie meinst du das denn jetzt?“, fragte Nina härter als beabsichtigt nach. Sie wollte nicht dass das ganze hier im Streit endet… aber ihr war auch klar, dass Elena es nicht auf sich beruhen lassen würde. Elena sah ihre Schwester in die samtbraunen Augen. Nina war mal wieder übermäßig geschminkt. So als würde sie wieder irgendwas von sich hinter eine Maske verstecken wollen. Elena reichte es. Sie wollte doch nur ihre Schwester zurück! „Du bist so anders wie früher. Du schläfst mit JEDEM Typen der nicht bei drei auf dem Baum ist. Du gehst ANSCHAFFFEN. Es wirkt einfach so als ob dir ALLES egal ist, Nina. Und jetzt erzählst du mir davon das du mit Jonathan geschlafen hast.“, meinte Elena und redete sich so langsam in Rage. Alles was sie runter geschluckt hatte, bahnte sich seinen Weg nach draußen. Nina hingegen verschränkte die Arme auf der Brust und sah auf den Boden. Ihre Lippen hatte sie zu einer Linie zusammen gepresst. Elena stiegen jetzt die Tränen auf. Sie hatte auf eine Reaktion gehofft. Irgendwas. „Manchmal frage ich mich einfach, ob du überhaupt noch meine Schwester bist, Nina!“, warf sie Nina nun gegen den Kopf.

Nina ließ ihre Nussecke auf den Teller fallen und stand auf. „Menschen verändern sich nun Mal, Elena.“ Elena seufzte. „Ja. Ich weiß. Aber du bist irgendwie...“, fing sie an aber brach dann ab. Das konnte sie dann doch nicht über die Lippen bringen. In Ninas Augen funkelte etwas Undefinierbares. „Was bin ich. Los. Sag es ruhig.  Ich bin total gespannt.“ Elena sah sie einen langen Moment an. Aber jetzt hatte sie das Thema angesprochen... jetzt musste sie es auch durchziehen. Vielleicht würde sie so ihre alte Nina wieder kriegen. „Irgendwie… billig.“ Jetzt war es Nina zu viel und sie trat einen Schritt auf Elena zu. „Du hast gar keine Ahnung! Du weißt nicht einmal die Hälfte von dem was Clara mit mir gemacht hat! Ja. Vielleicht habe ich mich wirklich mehr verändert als du gehofft hattest. Aber FAKT ist, das jeder den ich zu nah an mich ran lasse in Gefahr schwebt. So wie DU. Mason ist sogar wegen  mir TOT, Elena. Er ist TOT, Vielleicht würde ich es nicht ertragen noch jemanden beim Sterben zu zusehen. Vielleicht ist es ja einfach einfacher für mich wenn ich sie alle wegstoße und als SCHLAMPE UND BILLIG dastehe, mit dem niemand was zu tun haben will!“, platzte es jetzt aus Nina heraus. „Ich habe versucht dich auch von mir zu stoßen. Aber ich kann es  nicht. Ich LIEBE Dich. Aber ich weiß das wenn Clara dich jemals in die Finger bekommt, dich leiden lässt und mir weh zu tun… DAS könnte ich nicht ertragen!“, erklärte sie. Ihre Stimme bebte und Ninas Augen füllten sich mit Tränen. Elena sah sie geschockt an und wollte einen Schritt auf sie zu machen. „Nina..“, sagte sie leise. Doch Nina schüttelte nur den Kopf und rannte aus der Küche.

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In der Bar nicht weit von dem Schattenjägerinstitute entfernt saß Enzo. Er war ein Vampir und ein guter Freund von Damon. Und heute wollte er seinem Freund helfen. Die Schattenjäger hatten es auf die Vampire abgesehen. Obwohl sie – seiner Meinung nach -  TOTAL nett und unauffällig waren.  Da könnte man ja meinen, das die Schattenjäger sie dann in Ruhe lassen würden. Tja. FALSCH! Egal ob nett oder nicht nett, es wird erstmal drauf los gemordet, danach wird vielleicht mal gefragt. Aber heute würde er dafür sorgen, das ein Schattenjäger weniger auf dieser Welt existiert. Denn er hatte nach viel rumgeschnüffele etwas wirklich Tolles rausgefunden.

Da setzte sich auch schon jemand zu ihm. „Na Hündchen, auch schon da?“, fragte Enzo Clayton Manchester gelassen, steckte sein Handy weg und sah zu dem Werwolf. Doch Clayton sah wirklich grimmig aus und schnappte sich Enzo’s Drink. „Willst du das noch trinken?“, fragte er zähneknirschend. Enzo  hatte keine Zeit zu antworten, denn mit einem „Cheers.“, hatte Clayton auch schon den Drink runter gekippt. Enzo verzog leicht das Gesicht und musterte den Werwolf. Er sah schlecht aus. Clayton wirkte als hätte er schon öfters zu viel getrunken, sah blass aus und hatte Augenränder. Normalerweise würde Enzo jetzt Mitleid mit ihm empfinden, ABER er war ein Werwolf. Sein natürlicher Feind. Also kein Mitleid. Aber wie sagt man so schön? Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Daher grummelte Enzo nur ein „Sei froh das ich dich heute nicht umbringen will.“

Clayton lachte heiser und bestellte sich direkt noch einen Drink. Als er ihn von dem Barkeeper bekommen hatte und ihn geext hatte antwortete er endlich: „Wie schön. ALSO was willst du?“, fragte er und sah dem Vampir ins Gesicht. Ein kleines Lächeln umspielte Enzo’s Lippen und er antwortete: „Ich weiß wer deinen Bruder umgebracht hat.“ Wie erwartet wurden Claytons Augen groß und er verschluckte sich bei seinem dritten Drink. „Wie was? Wer war es?“, stieß er hervor.  „Kannst du dich an deine süße kleine Hure erinnern?“, fragte Enzo weiterhin grinsend. Clayton nickte. „Ja. Sara. Das Mädchen war ein Traum. Ich wollte sie nochmal treffen… aber dann… aber was hat das mit Stephen zu tun?“, wollte Clayton wissen. Enzo hob eine Augenbraue. War der Typ in seine Nutte verschossen? Sachen gibt es. Aber das würde ihm wohl gleich vergehen. „Tja. Diese kleine hat ihn erschossen.“

Einen Moment sah Clayton ihn dumm an und brach dann ihn Gelächter aus. „Verarschen kann ich mich alleine, Enzo.“  Enzo verdrehte die Augen. „Deine Hure ist eine Schattenjägerin. Und du hast es nicht mal bemerkt. Wahrscheinlich war sie nur mit dir in der Kiste, damit sie Informationen über dich und deinen Bruder rausbekommt. Und NOCH wahrscheinlicher ist, dass du der nächste auf ihrer Liste bist. Aber weißt du was lustig ist? Du hast sie sogar bezahlt, also praktisch zum Schnüffeln.“, erklärte Enzo sarkastisch und genehmigte sich jetzt auch einen Drink. „und sie heißt nicht Sara. Ihr Name ist Nina Fray.“ Clayton musterte ihn misstrauisch. „Ich soll dir das glauben weil wir so tolle Freunde sind?“  „Nein wir sind keine tollen Freunde. Aber in einer Sache sind wir uns gleich: Wir hassen die Schattenjäger. Die morden einfach so drauf los. Egal ob berechtigt oder nicht. Also hab ich etwas rumgeforscht und bin bei deinem Bruder gelandet.“, erklärte Enzo dem Werwolf als wäre Clayton ein kleiner Junge.

Jetzt konnte er in Claytons Augen sehen wir die Ungläubigkeit der Wut und dem Hass wich. Zwei wundervolle Emotionen für die Rache an einem Schattenjäger. Ganz wie Enzo das wollte. Grinsend stand Enzo auf und klopfte Clayton fast brüderlich die Schulter. „Viel Spaß bei deine Rache. Lass es so richtig blutig laufen.“, meinte er dann und verschwand dann aus der Bar. Clayton genehmigte sich noch einen vierten und letztes Scotch und überlegte fleißig wie er Nina das Leben zur Hölle machen würde.

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Nina war währenddessen im Trainingsraum um zum ersten Mal, seit sie hier ist freiwillig zu trainieren. Naja. Eigentlich war sie hier für den Aggressionsabbau. Sie hatte sich dafür ein Top angezogen was oben weiß war und nach unten hin blau wurde, dazu eine schwarze Leggins und schwarze Sneakers angezogen. Nun stand sie unten und hämmerte und trat auf den Boxsack ein. Sie wollte ihre Ruhe haben und sich auspowern. Nina hämmerte auf den Boxsack ein als sich jemand zu ihr gesellte. Es war Marco. Er hatte nur Schuhe und seine Trainingshose an. Sonst nichts. Normalerweise würde sie ihn jetzt innerlich an sabbern doch noch nicht mal dazu war ihr heute nach. Sie sah ihn kurz an und erkannte dass er wohl schlecht drauf war.  Wahrscheinlich hatte er das mit seinem Bruder rausbekommen. Nina schluckte. Aber eigentlich dürfte es ihm ja egal sein? Zwischen Marco und ihr lief ja nichts.

„Du hier?“, fragte er und seine Stimme klang betont lässig. „Ja. Aber lass mich heute am besten in Ruhe. Bin nicht gut drauf.“, sagte sie und versuchte Nett zu klingen. Das war eine Warnung an Marco. Und sie hoffte dass Marco sich daran halten würde. Marco sah sie einen momentlang an, wandte sich dann an seine Stange und hievte sich darauf. Nina spürte die Anspannung zwischen den beiden, doch ignorierte es gekonnt und schlug und tritt weiter auf den Sack ein. Marco musste Nina anerkennen dass sie bei weitem nicht so schlecht war wie von ihm vermutet. Eigentlich war so sie sogar recht gut. Doch anstatt das zu sagen, spannte er seine Muskeln an, umklammerte die Stange und sprang damit eine Sprosse höher.

Eine Weile ging es so. Doch dann konnte Marco sich nicht mehr zurückhalten. „Du hast mit meinem Bruder geschlafen!“, warf er ihr vorwurfsvoll an den Kopf.  „Spar dir die Predigt darüber wie billig ich doch bin und wie ich das doch tun konnte. HATTE Ich schon.“, zischte sie ihn direkt an. „Und jetzt lass mich doch verdammt nochmal in Ruhe!“ Marco sah sie überrascht an, doch er wollte seine Predigt weiter ansetzten. Er war verletzt, sehr sogar. Und irgendwie wollte sein innerstes das sie es spürte. „Wieso? Ich meine dich bringt doch nichts aus der Ruhe. Kein Werwolf, kein Hexenmeister. Nichts. Also kannst du dir ja auch anhören wenn du was falsch machst!“, meckerte er sie an. Nina platzte  zum zweiten Mal heute der Kragen. „DAS ist dein Problem? Hast du deswegen erst gestern wieder mit mir gesprochen? Weil ich diesen Werwolf erschossen habe und  nicht du? Hat das dein Ego verletzt? Oder weil ich mit fast jedem in die Kiste hüpfe außer mit dir? Oder weil es dein Bruder war? GOTT ich hab einen schlechten Tag in einem verdammt schlechten Jahr. Also hab ich weder Zeit noch die Nerven mich um deinen verletzten Stolz zu kümmern. Oder was auch immer dein Problem ist!“, griff sie ihn jetzt mit den Worten scharf an.

 Marco zuckte zusammen und starrte sie an. Eigentlich hatte sie mit allem Recht. Doch er versuchte die gleiche Taktik wie bei seinem Bruder. „Nate hat euch trotz besseren Wissens das ihr uns ablenkt aufgenommen. Und jetzt schläfst du mit meinem Bruder!“, zischte er sie verletzt an. Nina kniff die Augen zusammen. „Jetzt tu mal nicht so als hätte ich ihn vergewaltigt! Dazu gehören immer noch zwei! Aber du willst deinen Bruder beschützen?“, fragte sie. Marco nickte. Nina lachte sarkastisch. „Natürlich. Deswegen hast du auch kaum ein Wort mit ihm seit der wieder da ist gewechselt oder? DESWEGEN hast du ihn auch nicht einmal in den vier Monaten erwähnt seitdem ich und Elena hier sind. Deswegen ist er auch hier, ne? Hast du ihn dir mal genau angesehen? Er ist unglücklich hier! Das sieht ja ein blinder mit dem Krückstock!  Aber das merkst du natürlich nicht, weil es DIR hier gefällt! Also bevor du mich anmachst was ich doch für ein schlechter Mensch bin, guck erstmal bei dir. Ich MACHE alles für meine Schwester damit es ihr gut geht, egal wie es mir dabei geht. Wie sieht es bei dir aus?“, schrie sie ihn an, machte dann auf dem Absatz kehrt und ließ den sprachlosen Marco stehen.

Sie rannte die Treppe hoch, durch die Tür und rannte direkt in jemanden rein. Jonathan fing sie sie auf bevor sie die Treppe wieder runterfallen konnte. „Tschuldigung.“, murmelte Nina und sah dann das es Jonathan war, der mit Sam zum Trainingsraum wollte. Sofort fragte Nina sich ob Jonathan den Streit mit Marco gehört hatte. Jonathan sah sie lange an. Er hatte natürlich jedes Wort gehört und konnte jetzt nichts anderes als sie mit leicht offenem Mund anzustarren. War er denn ein offenes Buch? Sam der neben Jonathan stand sah belustigt zwischen beiden hin und her und konnte nicht anders als sich Nina in seinem Bett vorzustellen. Wenn Elena schon bockig war, dann würde Nina doch klappen oder? Wenn JONATHAN es schon geschafft hatte? Vielleicht konnte Nina ihre Schwester ja auch zu einem dreier überreden? Nina schluckte und löste sich aus dem Griff. „Ich… muss weiter.“, sagte sie leise und wollte eigentlich an so schnell wie möglich an den beiden vorbei gehen.

Doch Sam hielt sie auf und umklammerte ihre Hand. „Na Nina? Was hältst du von uns zwei hübschen? Heute ein Date in meinem Bett?“, meinte er und grinste sie unverhohlen an. „Vielleicht bringst du ja Elena mit?“  Nina zog angewidert die Augenbrauen hoch. „Ist das jetzt dein erst?“, fragte sie und musterte Sam. „Ja natürlich.“, grinste er weiterhin und war sich seiner Sache schon sehr sicher. SO sicher dass er ihr sogar in den Po kniff.  Doch Nina entwand sich aus einem Griff, schallerte Sam eine und schnaubte. „Das kannst du aber sowas von abhacken! Und fass mich nie wieder an!“ Sam zog eine Schnute. „Ach komm. Selbst Jonathan hat es geschafft.“, sagte er und kassierte dafür einen Seitenhieb von Jonathan.  „Sam!“, zischte er. Ninas Augen funkelten. „Tja. Sorry für die Enttäuschung aber selbst ICH hab sowas wie Ansprüche.“, zischte sie ihn an, so das Sam etwas zurück wich. Diese Nina konnte echt unheimlich werden. „Und Elena. Lass. Die. Finger. Von. Ihr.“, sagte Nina und betonte jedes Wort. Sam hob eine Augenbraue hoch. „Komm ihr noch einmal zu Nahe, ohne ihr Einverständnis und ich werde dafür sorgen dass du als Eunuche endest. Das ist ein Versprechen und glaub mir ich werde es halten!“, drohte Nina ihm und rauschte dann endlich an den zwei vorbei. Sie schnappte sich ihre Jacke und rannte aus dem Institute.  Sam sah ihr schmollend hinterher. „Also. Wirklich. Wie kann man auf meinen Charme nicht abfliegen?“, jammerte er  und kassierte sich einen Schlag auf den Hinterkopf. „Idiot“, murmelte Jonathan, sah durch die Tür zu Marco, der wieder verbissen trainierte und machte auf den Absatz kehrt.

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Elena war in ihrem Zimmer und rannte auf und ab. Sie hatte Nina ganz knapp verpasst und versuchte ihre Schwester jetzt schon seit fünf Stunden und einer halben Ewigkeit zu erreichen. Doch Nina ging einfach nicht ans Telefon. Immer wieder wurde sie an Ninas Mailbox weitergeleitet. Normalerweise ging Nina IMMER ans Handy wenn  Elena anrief. Doch jetzt… seufzend sah Elena aus dem Fenster. Es war bereits dunkel und die Sterne funkelten am Himmel. Elena machte sich große Sorgen und wollte diesen Streit so gerne begraben. Es tat ihr in der Seele weh. Sie wollte sich gar nicht mit Nina streiten. Doch dann war es einfach passiert.

Jemand klopfte an ihrer Tür und  Elena beeilte sich die Tür aufzumachen. „NINA!“, rief sie aus doch es war nicht Nina die vor der Tür stand. Nein. Es war Nathan. Dieser hob belustigt die Augenbraue. „Ähm. Nein. Ich bins. Kann ich rein?“, Elena wurde verlegen und nickte dann. „Sorry. Ähm klar.“, meinte sie und machte Nathan Platz. Nate trat ein und sah sich leicht um.  „Sag mal hast du Nina gesehen?“, fragte Elena  hoffnungsvoll. In ihr machte sich ein komisches Gefühl breit.. so als wäre etwas passiert. Aber sie konnte es einfach nicht einordnen.  Doch zu Elenas Enttäuschen schüttelte Nate den Kopf. „Nein, hab ich nicht. Aber Nina hält bestimmt gerade das Bett von irgendjemand warm. “, meinte er unbekümmert und sah sie aus seinen grünen Augen an. „Sprich nicht so über meine Schwester!“, zischte Elena ihn an. Sie mochte es überhaupt nicht wenn jemand schlecht über Nina redete. WENN dann durfte nur Elena das.

Nathan hob eine Augenbraue. „Tut mir leid… aber ruf sie doch an?“, meinte er schnell versöhnlich. Innerlich seufzte er  aber. Es war doch schließlich die Wahrheit, dass Nina so viele Typen hatte, das man schon gar nicht mehr mitzählen konnte. Elena verschränkte leicht die Arme vor seiner Brust und sah wieder traurig und besorgt aus. „Ich hab versucht sie anzurufen. Aber sie geht einfach nicht ans Telefon… ich hatte einen miesen Streit mit ihr. Den wollte ich mit ihr klären.“, meinte sie leise. Nates Blick wurde weich und er tätschelte Elenas Schulter. „Das wird schon. Sie muss wahrscheinlich nur mal ihren Kopf frei kriegen und dann ist sie spätestens Morgen wieder da.“, meinte Nate und sah sie aufmunternd lächelnd an.

Elena zwang sich auch zu einem Lächeln und nickte. „Okay. Vielleicht hast du recht.“, versuchte sie sich das selbst einzureden. Doch das komische Gefühl nahm immer mehr zu. Doch Nate würde das nicht verstehen. Das war einfach ein Zwillingsding. „Also… was wolltest du von mir?“, fragte sie ihn jetzt. Einen Moment sah Nate Elena verwirrt an, doch dann viel ihm der Grund wieder ein. „Ah. Ja. Ich hab den Vampirclan ausfindig gemacht.“ Elena hob eine Augenbraue. „Wirklich?“ „Jap. Es ist Damon Salvatores Clan. Ein wirklich ätzender Clan. Mit einem Ätzendem Anführer.“, plapperte Nate drauf los und merkte gar nicht wie Elena bei dem Namen Damon Salvatore zusammen zuckte. Das war der gleiche Name wie in ihrem Traum! Das konnte doch einfach kein Zufall sein. Ob es wirklich auch der gleiche Vampir ist, der seit Tagen sie stalkte?

„Und naja um auf den Punkt zu kommen, gehe ich morgen auf Vampirjagd.“, stellte Nate fest und holte Elena somit aus ihren Gedanken. „Wie. Doch nicht etwa alleine oder?“, fragte sie und musterte ihn leicht besorgt. „Natürlich nicht. Du wirst mich begleiten, Elena.“, meinte er.  Noch diesen Job und dann würde er Nina und Elena zu vollwertigen Schattenjägern machen. Das war sein Plan. Elena schluckte leicht und nickte. Das wird schon redete sie sich zu.  „Okay.“, sagte sie schließlich. „Aber jetzt muss ich meine Schwester suchen!“, sagte sie und bevor Nate etwas sagen konnte, stürmte sie schon aus ihrem Zimmer und raus aus dem Haus.

Gegenüber von dem Institute saß Damon auf einem Dach und starrte das Institute an. Es war total dämlich wie er sich aufführte. Aber er wurde einfach auf magische weise von diesem wunderschönen Mädchen angezogen. Damon wusste immer noch nicht ihren Namen, doch das wollte er heute ändern. Diese Erinnerung die beide in der Bar hatten, hatte Damon zutiefst verwirrt. Er konnte sich daran überhaupt nicht erinnern! Und er würde niemals so ein Mädchen wie Elena vergessen. Gedankenverloren starrte er da Haus weiter an, als Elena daraus stürmte und durch die Straßen eilte. Neugierig sah ihr er ihr nach. Was sie wohl dazu brachte mitten in der Nacht das sichere Institute zu verlassen? Neugierig darauf und auch irgendwie besorgt um ihre Sicherheit folgte er ihr.

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-4 Stunden zuvor-

Nina joggte verbissen durch den Wald und versuchte endlich einen klaren Kopf zu bekommen. Eigentlich hasste sie Joggen, doch um runter zu kommen und sich auszupowern war es einfach nur brilliant. Seit einer Stunde joggte sie durch den Wald und musste nun endlich eine Pause machen. Schwer atmend blieb sie mitten im Wald stehen und versuchte ihren Puls zu beruhigen. Da spürte sie, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, so als würde sie jemand beobachten. Nina drehte sich um und scannte den Raum. Doch da war niemand. Aber Nina wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Also joggte Nina schnell weiter, Richtung Waldausgang.

„Sarah?“, rief jemand hinter Nina. „Was für eine Überraschung!“, sagte die tiefe Stimme von Clayton. Erschrocken blieb Nina stehen, sammelte sich etwas und drehte sich ganz ganz langsam um. „Clayton. Du hast mich erschreckt!“, stieß sie hervor und musterte Clayton. Dieser sah ziemlich abgewrackt aus.. also musste der Tod seines Bruders ihm ziemlich nah gehen. Nina schluckte die aufkeimenden Schuldgefühle runter und wurde nervös. Claytons sonst so warme blaue Augen, waren eiskalt und in ihnen loderte die Wut… und der Wunsch nach grausame Rache.

„In so einem Wald wie diesem sollte ein Mädchen nicht alleine rumrennen. Vor allem  nicht wenn es schon dämmert.“, meinte Clayton, trat ein Schritte näher an Nina und sah zu der untergehenden Sonne. „Ja.. ja da hast du Recht. Ich bin auch gerade dabei aus diesem… Wald rauszugehen.“, meinte Nina und wich sofort genauso viele Schritte zurück. Clayton nickte bedächtig. „Sag mal Sarah… hab ich dir jemals erzählt das ich einen Bruder hatte?“, fragte er und sah sie lange an. Nina sah den Schmerz in seinen Augen und wurde wieder von Schuldgefühlen überrollt. Sie versuchte sie zu verdrängen. Nina MUSSTE Stephen erschießen, sonst wäre Marco jetzt tot. „Nein.. hast du nicht.“, sagte sie leise und versuchte nicht zu nervös zu klingen. Schließlich konnte Clayton ja nicht wissen, dass es ausgerechnet SIE war, der seinen Bruder getötet hatte.

„Er ist kürzlich gestorben. Genau in diesem Wald. Er wurde eiskalt geschossen. Stephen war ein guter Mensch.“, sagte Clayton mit brüchiger Stimme und hatte jetzt blitzschnell die Distanz bis zu Nina überquert. Jetzt stand Nina mit einem Rücken zu dem Baum und hatte keine Fluchtmöglichkeit mehr. Ihre einzige Chance war Magie. Aber sie hatte Mitleid mit Clayton und hoffte weiterhin dass er nicht wusste das sie es war. „Das.. das tut mir sehr leid… das ist furchtbar.“, sagte sie leise und wich seinen Blick aus. „Mein herzliches Beileid.“, sagte sie weiter und meinte es ehrlich. Sie wollte sich gar nicht vorstellen wie es ist wenn Nina erfahren würde, dass Elena tot war.

„Ich habe vor seinen Tot zu rächen, Nina. So heißt du doch oder nicht?“, fragte er jetzt und seine Stimme war ohne jegliche Emotion. Ninas Kopf schoss hoch und entsetzten machte sich in ihr Breit. Clayton hatte es also doch rausgefunden. Sie wollte gerade einen Zauberspruch sprechen, doch Clayton packte sie schon und drückte ihr ein Tuch auf dem Mund, was mit Chloroform gedrückt war auf. Nina zappelte noch etwas, doch nur wenige Sekunden später, driftete sie ins Nirwana ab. Clayton warf sie sich auf die Schulter und verschwand in der Dunkelheit.

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Damon war Elena gefolgt die bereits halb New York durchgekämmt hatte. Sie stand jetzt bei einem kleinen Park und versuchte wieder Nina zu erreichen. Elena war verzweifelt, sie hatte wirklich gehofft Nina hier zu finden, denn Nina mochte dieses kleine Fleckchen Erde. Doch wieder ging nur die Mailbox ran. „Hey Nina.. ich bins Elena. Deine Mailbox ist schon voll mit Nachrichten von mir.. aber ich mach mir Sorgen. Nina.. ich muss mit dir reden, wegen heute Morgen. Also bitte ruf zurück“, sagte Elena und legte dann auf. Dann sah sie zum Himmel. Es hatte wieder angefangen zu schneien und es war unangenehm kalt.

„Warum so alleine?“, fragte eine Elena mittlerweile sehr wohlbekannte Stimme. Elena zog scharf die Luft ein und drehte sich zu Damon. Der war doch gerade noch nicht da gewesen, fluchte sie innerlich. „Ich wüsste nicht was dich das angeht. Aber ich suche meine Schwester!“, meinte sie schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Damon schmunzelte und war mal wieder hin und weg von Elena. „Wieso guckst du so?! Wenn ich rauskriege das DU sie entführt hast und als Blutbeutel benutzt, mach ich dich fertig!“, drohte sie ihm. Überrascht zog er eine Augenbraue hoch. „Ich hab sie nicht, keine Sorge.“, meinte er ehrlich. Er wusste nicht was Enzo getan hatte, naja, besser ausgedrückt er wusste nicht das es darum bei Nina ging. Enzo hatte nur erzählt dass er dafür gesorgt hatte, das es bald einen Schattenjäger weniger auf der Welt gebe.  „Das will ich auch für dich hoffen, Damon!“, sagte sie und sah ihn misstrauisch an. Erst als sie seinen verwunderten Blick sah, merkte sie das sie sich verplappert hatte und schlug die Hände auf den Mund.

Jetzt war es an Damon sie misstrauisch zu beäugen. ER hatte ihr EBENFALLS nie den Namen gesagt. WOHER wusste sie ihn denn jetzt. Er trat einen Schritt näher auf sie zu. „Du weißt meinen Namen? Woher!“, wollte er wissen und in seiner Stimme klang die Gefahr mit. Fast panisch überlegte sich Elena eine Ausrede, doch Damon war nicht der geduldigste und kam noch einen Schritt näher auf sie zu. Er konnte ihr Parfüm riechen und ihren frischen Atem. „Also? Woher weißt du meinen Namen?“, hakte er jetzt mit noch mehr Nachdruck. „Also. Nathan hat ihn mir gesagt. Und dich beschrieben. Da fiel mir nur einer ein.“ Damon musterte sie lange und horchte auf ihren Herzschlag um zu wissen ob sie log oder  nicht. Sie dankte Gott, das Nathan wirklich seinen Namen preisgegeben hatte. „Lebe im Schattenjägerinstitute, schon vergessen? Und rück mir nicht so auf die Pelle!“, zischte sie ihn an und drückte ihn von sich weg. Damon ließ es geschehen und glaubte ihr dann schlussendlich. Elena schluckte. Sie wollte Damon  nicht erzählen das sie weiterhin komische Träume von sich und ihm hatte. Damon hatte so ein großes Ego, das der es nur in den falschen Hals bekam. Und DAZU hatte sie gerade gar keine Zeit. Sie musste Nina finden!

„Ich muss jetzt gehen, Damon. Meine Schwester finden. Und es wäre NETT, wenn du mich nicht stalken würdest!“, meinte sie und wand sich zum Gehen um. „Es ist mitten in der Nacht. Du wirst sie nicht finden wenn sie nicht will, sonst hättest du es schon längst. Also… bringst du dich gerade nur selber in Gefahr. Also geh doch nach Hause und such morgen weiter nach ihr.“, sagte Damon schnell. Irgendwie machte er sich sorgen um das Mädchen vor ihm. Er wollte nicht dass ihr etwas passierte. Elena musste zugeben das es ein gutes Argument war. „Okay. Ich gehe nach Hause.“, sagte sie schlussendlich. „Sagst du mir deinen Namen?“, fragte er sie jetzt gerade aus. Elena zog eine Augenbraue hoch. „Wieso sollte ich.“ „Nun ja. DU weißt meinen also wäre es ja nur fair.“, meine er und grinste leicht. Elena schmunzelte. „Okay. Ich  heiße Elena.“, sagte sie schlicht und ging dann.

Damon sah ihr hinterher. Elena. Dieser Name löst irgendetwas bei ihm aus. Aber er konnte es nicht greifen. Er konnte es einfach nicht beschreiben. Jetzt brauchte er definitiv Hilfe. Erst folgte er Elena leise, bis sie sicher beim Institute angekommen ist, dann machte er sich auf den Weg zu Alexia. Sie war seine älteste Freundin. Wenn er etwas wissen musste, dann würde Lexi ihm das schon sagen.

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Ihr Kopf pochte schmerzhaft und jeder Knochen tat ihr weg. Nina blinzelte und wurde von dem grellen Licht einer Lampe geblendet. Dann schreckte sie hoch, doch sie kam nicht weit. Nina war an Armen und Beinen gefesselt. WAS WAR PASSIERT?!,  fragte sie sich hektisch, doch dann viel es ihr wieder ein. Clayton hatte sie enttarnt und sie verschleppt.  Ihr nervöser Blick glitt durch den Raum. Es sah aus wie eine Lagerhalle. Es war schmutzig und kalt. Sie lag auf einer Liege und war gefesselt. Überall im Raum standen Maschinen und Folterinstrumente. Nina schluckte und ob sie wollte oder nicht, das erinnerte sie irgendwie an den Raum wo Clara ihre Experimente gemachte hatte und das lies Nina panisch werden.

Clayton trat durch die Tür und verschloss diese hinter sich gut. „Na sieh mal an wer wieder wach ist.“, meinte er kalt und schenkte Nina ein boshaftes Grinsen. Nina ruckelte und zerrte an den Fesseln. „LASS MICH LOS!“, schrie sie und versuchte einen Zauber anzuwenden. Doch es klappte nicht. Irgendwas in diesem Raum blockierte ihre Magie. „Du solltest nicht so daran rumzerren. Dadurch werden Fesseln nur enger.“, meinte er sachlich und trat näher an Nina heran.

Wie aufs Stichwort, wurden die Fesseln enger und schnitten Nina ins Fleisch. „Was.. was hast du vor..“, fragte sie jetzt und versuchte sich die Panik die sich immer mehr in ihr ausbreitete nicht anmerken zu lassen. „Ganz einfach. Ich werde dich töten.“, meinte er und grinste weiterhin. „Das hättest du auch schon im Wald tun können.“, warf Nina ihm gegen den Kopf. „Kluges Mädchen.“, sagte er und tätschelte Ninas Schulter. „Nun ja. Ich werde dich erst foltern, dich leiden lassen. So lange bist du innerlich zerbrichst und um den Tot bettelst. DANN und erst DANN werde ich dich töten, meine liebe Nina.“, erklärte er ihr feierlich und sah sie kalt an. „Clayton..“, stammelte Nina jetzt. Noch war sie zu stolz um ihn um irgendwas anzuflehen. Claytons Augen funkelten boshaft und  er drückte ihr wieder Chloroform auf Mund und Nase. Nina murmelte etwas Unverständliches und zerrte noch einmal an den Fesseln, doch dann verlor sie wieder das Bewusstsein.

//05 – Family stick together

 

Elena. Der Name spukte in seinem Kopf umher und ließ ihn nicht mehr los. Sofort hatte er Lexi angerufen und sie zur Schule bestellt. Die High School war verlassen, die Schüler waren in die Winterferien gegangen, doch noch immer lagen die roten Luftballoons der Weihnachtsfeier am Boden und noch immer war es wunderschön geschmückt. Es war leicht nostalgisch, sich hier mit Alexia zu treffen. Schließlich hatte er sie in einer Schule kennengelernt. Sie ging mit ihrem jungen Aussehen locker als Abschlussschülerin durch und er hatte sich als Lehrer beworben. Zu der Zeit hatte er nicht gerade viel zu tun gehabt und dachte es wäre witzig einen normalen menschlichen Beruf auszuführen. Schon bald musste er aber lernen, dass der Alltag in der High School nicht gerade stressfrei ablaufen würde.

Auch hier waren alle Wesen bunt gemischt. Werwölfe, Feen, Vampire, Hexen … und natürlich die Menschen. Alle im Einklang miteinander. Die Menschen verschlossen die Augen vor der Wahrheit, auch wenn sie es direkt vor der Nase hatten.

Er stieß die Doppeltüren auf und trat in die Sporthalle ein. Alexia kickte gerade einen Luftballon von sich und lächelte glücklich. Sie trug eine dunkelbraune lange Hose, eine lachsfarbene Bluse mit Nieten und Pumps im Metallic Look. Auf ihrem Haar prangte ein dunkelbrauner Trilby Hut. Als Damon sie erblickte, lächelte er breit. Er liebte sie wie eine kleine Schwester. Sie gehörte zu seiner Familie. Wenn er ein Problem hatte oder Fragen, dann wandte er sich immer an Alexia. Sie hatte auf alles, auf wirklich ALLES eine Antwort. „Lexi“, begrüßte er sie. „Warst du auf einer Party? Nettes Outfit.“ Alexia hob den Kopf und ihre blauen Augen funkelten verschmitzt. „Ja. Aber war nicht gerade prickelnd. Schlechte Musik, billiger Fusel und kein Lieblingsvampir weit und breit.“

Sie grinste ihren alten Freund an und kam dann auf ihn zu. Damon umarmte sie zur Begrüßung und lachte heiser. „Tut mir leid. Ich war leider beschäftigt“, meinte er und sah sie aus seinen himmelblauen Augen entschuldigend an. Sie knuffte ihn leicht in die Seite und ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen. „Welches Mädchen hast du dieses Mal abgeschleppt? Brünett? Blond? Rothaarig?“ Das Rothaarig betonte sie und zwinkerte ihm verrucht zu. Doch Damon schüttelte nur den Kopf und wurde auf einen Schlag ernst. Elena. Wieder blinkte dieser Name vor seinem inneren Auge auf, wie ein Neonschild. „Ich brauche deine Hilfe“, sagte er und sah ihr direkt in die Augen.

Alexia erkannte noch nicht den Ernst der Lage und scherzte: „Bei was? Wie man ein Mädchen abschleppt? Ach komm. Benutz deinen Charme und wenn das nicht hilft, was ich nicht annehme, dann manipulier sie oder nimm eine andere.“ Sie grinste und wollte wieder einen Luftballon wegkicken, doch Damon hielt sie davon ab. „Nein. Ich mein's ernst. Ich habe ein Mädchen kennengelernt. Ihr Name ist Elena. Dieser Name MUSS mir was sagen. Das weiß ich, denn als ich sie geküsst hatte, da habe ich was gesehen. Es war 1516. Ich weiß ich war in diesem Jahr in England. Nur ist diese Erinnerung lückenhaft und als ich sie dann geküsst habe, da sah ich die Puzzleteile, die mir gefehlt hatten!“ Jetzt sah Damon verzweifelt aus. So gerne wollte er wissen, was es damit auf sich hatte.

Ob es wirklich echt war? Oder war das nur ein Trick gewesen? Schließlich war sie eine Hexe … manchmal ging mit ihnen die Magie durch, wenn sie überrascht oder überwältigt wurden. Alexia's Gesicht war ein reines Pokerface. Sie legte eine Hand auf Damon's Wange und strich ihm mitfühlend darüber. „Es gab damals ein Mädchen namens Elena … es gab OFT ein Mädchen namens Elena … 1933 hattest du sie das letzte Mal gesehen … sie starb Damon. Dann kamst du zu mir und hast mich darum gebeten deine Erinnerungen zu nehmen, weil es einfach zu schmerzhaft für dich geworden war. Immer wieder hast du sie gefunden und immer wieder wurde sie dir genommen. Manchmal dauerte es Jahre bis du sie wieder sahst, aber immer hatte es damit geendet, dass sie in deinen Armen starb. Das war der Fluch … der Fluch der Frays.“

Geschockt wich Damon vor dem Dämon zurück und starrte sie ungläubig an. Nein, das konnte nicht sein. Das war unmöglich... und doch bahnte sich in ihm das Gefühl der Gewissheit an. Doch es war real. Es war kein Zufall, dass dieses Mädchen ihm so wohlvertraut war … es war kein Zufall gewesen, dass er von ihr angezogen wurde, wie die Motte vom Licht. „Ich will sie wieder“, bat er leise und sah Lexi nicht an. Alexia zog Damon zu sich und umarmte ihn fest. „Du bekommst sie wieder. Ich trage sie immer bei mir, genauso wie den Dolch.“ „Der Dolch, der mich tötet“, flüsterte er und umklammerte seine beste Freundin. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und zog ihren Geruch ein, der ihn ungemein zu beruhigen schien. „Hast du sie also wieder gefunden?“, fragte Alexia nach einer Weile und löste sich von ihrem Freund. Damon nickte und plötzlich huschte ein glückseliges Lächeln über seine Lippen. „Ja. Sie ist einfach wundervoll“, erzählte er. Lexi lächelte leicht, aber sah Damon besorgt an.

Ja. Elena war wundervoll. Doch Elena starb immer zu ihrem 18ten Geburtstag, so wie ihre Zwillingsschwester Nina. Eigentlich wollte sie ihm die Erinnerungen nicht wieder geben, doch sogar ohne diese Erinnerungen wurde er von dem Hexenmädchen angezogen. Also nahm sie die Kette ab, öffnete den Anhänger und ließ seine Erinnerungen frei. Ein blauer Glitzerstaub bahnte sich einen Weg durch die Luft und legte sich über Damon's Gesicht. Der Vampir schloss die Augen und sah im Schnelldurchlauf alle Erinnerungen, die ihm genommen worden war. Er keuchte auf und griff sich an die Brust. Wieder war der Schmerz da, der seit 81 Jahren nicht mehr vorhanden gewesen war. Doch auch die Liebe zu Elena durchströmte ihn und erwärmte seinen Körper.

„Und?“, fragte die Dämonin vorsichtig. Damon sah auf, grinste breit und schaltete dann die Musik ein. „Der Schmerz ist zwar ebenso präsent, aber die Liebe zu ihr überwiegt“, fing er an, packte Lexi an der Hand und zog sie in einer galanten Drehung zu sich. Er tanzte mit ihr durch den Raum und war überglücklich. „Sie lebt Alexia. Und ich habe sie wieder gefunden und dieses Mal werde ich sie mir nicht wieder nehmen lassen!“ Lexi bewegte sich mit ihm im Kreis und lächelte traurig. „Damon … das Jahr ist bald um … am 31. Dezember werden beide 18 Jahre alt!“ „Dann bleiben mir noch 8 Tage, um mein Mädchen und ihre Schwester zu retten.“ Er sah entschlossen aus und nichts konnte ihn davon abhalten. Er würde beide retten. Koste was es wolle. Lexi seufzte und hoffte nur das Beste für ihn.

 

Rise and Shine lautete die Devise. Der Morgen brach in New York an und es regnete was das Zeug hielt. Der schöne Schnee schmolz dahin und alles was übrig blieb war dieser fürchterliche Schneematsch. Ein Tag wie im Bilderbuche. Ein Tag, wo man Zuhause blieb, vor dem Kamin rumlümmelte und sich mit Schokolade vollstopfte, die eigentlich für den Weihnachtsabend gedacht war. Enzo saß mit Caroline im Four and Twenty Blackbirds, das in Brooklyn lag. Caroline hatte sich einen Apfelkuchen bestellt und Enzo einen Kirschkuchen.

 

„Also noch einmal. Was sind die Regeln, Enzo?“, sagte Caroline und fuchtelte mit der Gabel vor seiner Nase herum. Enzo rollte leicht mit den Augen und vertilgte weiter seinen köstlichen Kuchen. „Regel Nummer 1: Mach nichts hinter Damon's Rücken.“ Caroline nickte und fixierte ihn dann. „Und? Hast du diese Regel befolgt?“ „Nope“, meinte Enzo und grinste breit. Damon war zwar der Chef des Clans, aber er war in letzter Zeit sowieso nie da und wenn er so recht überlegte, tat der Urvampir plötzlich nichts mehr gegen die Schattenjäger. Erst wollte er sie alle ausrotten und plötzlich hieß es: Finger weg von den Schattenjägern. Wieso? Die Schattenjäger machten auch nicht Halt vor ihnen, obwohl sie eigentlich nicht wirklich zu sehr auffielen. Sie verscharrten die Leichen, verbrannten sie und guckten, dass sie ja nicht vermisst wurden. Obdachlose, Prostituierte oder Mörder.

Aber in letzter Zeit hielt Enzo sich nicht einmal mehr an diese Regel. Wenn Damon es nicht tat, warum sollte er es dann tun? Caroline bewarf Enzo mit einen Stückchen Apfelkuchen. „Idiot“, zischte sie. „Und was ist Nummer 2?“ Sie presste die Lippen aufeinander und funkelte ihn an. Enzo grinste immer noch. Sie sah aus wie ein Racheengel. Seine kleine Miss Perfect. „Regel Nummer 2“, zählte er monoton auf. „Töte niemanden, der vermisst wird.“ „Genau“, zischte sie wieder, leise und diskret. Sie sah sich leicht um und deutete auf einen Fleck. „Sag mir bitte, dass ist Kirsche und kein Blut.“ Enzo sah zu dem Fleck, dippte den Finger hinein und leckte genüsslich dann diesen ab. „Das war Sherry“, meinte er grinsend und handelte sich wieder einen vernichtenden Blick von Caroline ein. „Du hast jemanden getötet? Sag mir bitte sie war eine Prostituierte.“ „Nope. War eine Bedienung. Sehr lecker. Besser als der Kuchen muss ich sagen.“

Ein leicht arrogantes Lächeln huschte über seine Lippen. Caroline stand aufgebracht auf und hob drohend den Finger. „Genau das ist es, was die Schattenjäger auf unsere Spur bringt!“ „Keine Sorge, Engelchen. Ich habe einen schon vernichtet. Bleiben nur noch sechs.“ Caroline fuhr sich verzweifelt durchs blonde Haar. Manchmal brachte sie der Kerl zur Weißglut. Aber sie mochte ihn. Auch wenn sie es versuchte zu leugnen, sie mochte ihn sehr. Enzo stand jetzt ebenfalls auf und lächelte sie charmant an. „Komm hör auf dir ständig Sorgen zu machen. Damon wird es nie erfahren.“ „Was werde ich nie erfahren?“, erklang plötzlich Damon's Stimme hinter ihnen. Beide Vampire wandten sich ihrem Boss zu. Na das durfte heikel werden.

Währenddessen waren Elena und Nathan mit dem Impala unterwegs. Nate brauste durch Brooklyn und sah immer kurz zu Elena, die friedlich schlief. Er lächelte leicht und fuhr dann ohne Absicht in ein Schlagloch. Das Mädchen schoss in die Höhe und sah sich orientierungslos um, doch dann fiel ihr wieder ein, warum sie in Nate's Auto saß. „Wie weit ist es noch?“, fragte sie gähnend. Sie waren auf den Weg zu den Vampiren. Auch wenn Elena absolut nicht den Kopf dazu hatte, war sie dennoch mitgekommen. Sie wünschte nur sie wüsste wo Nina war. Schon den ganzen Tag hatte sie ein seltsames Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht. Nina war in Gefahr, das spürte sie. Nate trommelte auf seinen Lenkrad fröhlich herum und grinste sie breit an. „Nicht mehr weit“, trällerte er. „Ich hätte Zuhause bleiben sollen“, murmelte Elena. Heute trug sie eine hellblaue Jeans, ein weißes Longsleeve mit Spitze und darüber einen kuschelig warmen schwarzen Cardigan mit großem Kragen. Ihre Füße steckten in beigen Stiefeletten und ihr Gesicht war dezent geschminkt. Ihre Haare lagen ihr seidig glänzend auf den Schultern. Eine Strähne war geflochten und an der Seite befestigt. Eine weiße Strähne zog sich rechts durch ihr Haar.

„Und den Spaß verpassen?“, meinte Nate schmunzelnd und betrachtete sie. Er stupste sie leicht an und lenkte somit ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Nina...“, begann sie verzweifelt, doch wurde von dem Schattenjäger unterbrochen. „Sie wird sich melden, wenn sie dazu bereit ist“, versuchte er sie zu beruhigen. Kurz sah er zu ihr und lächelte sie aufmunternd an. Doch Elena schüttelte leicht den Kopf und starrte wieder aus den Fenster. Brooklyn flog nur so an ihnen vorbei. „Das ist es nicht...ich habe das Gefühl das irgendetwas nicht stimmt“, murmelte sie und lehnte ihren Kopf gegen das kühle Fenster. „Ein Zwilling Voodoo Ding?“, fragte er im Scherz, doch hatte einen wunden Punkt bei Elena getroffen. „Fahr rechts ran“, forderte sie ihn auf. Nathan starrte sie verwirrt an.

Sie wandte sich ihm zu und brüllte jetzt: „FAHR ENDLICH RECHTS RAN!“ Nate seufzte, fuhr in eine Parklücke und machte den Motor aus. „Was soll das Elena?“, fragte er verärgert. Doch sie stieg ohne eine Antwort aus und stürmte davon. Doch Nate stieg ebenfalls aus, rannte ihr nach und hielt sie auf. „Elena!“, zischte er und starrte sie verwirrt an. „Was ist nur mit dir los? Wir beide haben doch gemeinsam trainiert. Du bist darauf vorbereitet. Dir wird nichts geschehen!“ Elena schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Glaubst du ernsthaft deswegen bin ich aufgebracht?! Nina ist in Gefahr. Das weiß ich einfach und du … du machst Witze darüber! Wieso glaubst du mir nicht, Nate?!“ Sie funkelte ihn wütend an, doch Nathan's Aufmerksamkeit galt allein den drei Vampiren im Pie Shop.

Er stürmte ohne lange zu Überlegen hinein. Elena überlegte ob sie nach sollte oder lieber weitermarschierten sollte. Doch da sah sie Damon. Nathan und Damon in einem Laden würde nicht gut enden. Sofort rannte sie dem Schattenjäger nach und hielt ihn zurück, bevor er etwas dummes tun konnte. „Nate. Das ist ein Laden voller Menschen. Mach jetzt bitte keine Szene“, zischte sie ihm zu und spürte den Blick von Damon auf sich. Der Urvampir war sehr überrascht sie hier zu sehen. Elena versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen, doch sie konnte nicht anders. Sie hob den Blick und begegnete seinem. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass es nur sie und Damon in diesem Raum gab. Doch der Moment wurde jäh unterbrochen als Nate sich aus ihren Griff losriss und auf die drei zustürmte. „Na wen haben wir denn da?“, fragte Nate mit einem sarkastischen Unterton. „Nathan“, begrüßte Damon ihn steif und trat vor seine zwei Familienmitglieder.

„Ich wurde angefahren. Von einem Vampir“, erzählte Nate weiter und klang immer bedrohlicher. Damon hob überrascht eine Augenbraue und runzelte die Stirn. „Der Befehl kam aber nicht von mir. Warum glaubst du immer gleich, dass mein Clan dafür verantwortlich ist?“, fauchte Damon, doch versuchte sein Temperament zu zügeln. Aus Liebe zu Elena. „Weil dein Clan skrupellos ist“, warf Nate ihm an den Kopf. Er rückte Damon dicht auf die Pelle. Seine Nase berührte beinahe die des Vampirs. Enzo und Caroline knurrten bedrohlich. Wenn es darauf ankam sich gegenseitig zu beschützen, dann war es egal, ob man zufrieden mit den Regeln war oder nicht.

 

Jetzt kniff Damon die Augen zusammen, presste die Lippen aufeinander und ein tiefes Grollen drang aus den Tiefen seiner Kehle. Er wollte schon auf Nate losgehen, doch Elena drängte sich zwischen die Beiden. Es war kaum Platz für sie, doch sie brachte es dennoch zur Stande. Sie spürte Damon's Atem auf ihren Lippen und konnte die Verärgerung in seinen Augen sehen. „Hört auf. Das bringt doch nichts.“ Nathan war zu überrascht über ihre Nähe, als das er zurückwich. Enzo wollte auf Elena losgehen, doch Damon hielt eine Faust in die Höh und zwang ihn zu stoppen. „Ich will eine Entschuldigung vom Schattenjäger“, sagte Damon ernst und sah ihr in die wunderschönen goldbraunen Augen.

Elena konnte spüren, wie sich Nate hinter sie zu verkrampfen begann. Sie wusste er würde niemals seinen Stolz hinunterschlucken und sich entschuldigen. Nicht bei einem Vampir und schon gar nicht bei Damon. „Kommt gar nicht in Frage“, zischte Nate, packte Elena's Hand und begann sie mit sich nach draußen zu ziehen. Elena sah über ihre Schulter und schenkte Damon ein entschuldigendes Lächeln. Dann war sie auch schon aus dem Laden draußen. „Wieso nicht? Die haben nichts getan“, schimpfte sie leicht mit ihm. Nathan zog sie unbeirrt weiter zum Auto und wartete bis sie einstieg. Dann ging er auf die Fahrerseite und stieg ebenfalls ein. „Elena. Hast du auf Enzo geachtet? Auf seinem Shirt war ein Blutfleck. Damon verliert langsam die Kontrolle über seine Vampire. Auch wenn er ein Urvampir ist, dennoch ist er von irgendetwas zu sehr abgelenkt!“

Elena zuckte zusammen, gurtete sich an und starrte Nathan an. „Nate. Kannst du mich bitte zurück zum Schattenjägerinstitute bringen?“ Nathan's Mund war zu einem dünnen Strich zusammengepresst, er startete den Motor und fuhr dann ohne ein weiteres Wort zur Gilde zurück.

„Was sollte das jetzt?“, fauchte Enzo seinen Boss an und knurrte gereizt. Damon wandte sich zu den beiden um und tippte Enzo auf die Brust. „Das gleiche wollte ich gerade auch dich fragen!“, knurrte er. „Wer war das? Und welchen Schattenjäger hast du beseitigt?“ Damon hatte genau den besorgten Gesichtsausdruck in Elena's Augen gelesen. So sah sie immer aus, wenn etwas mit Nina war. Wenn sie nicht wusste, wo sie war. Sie wusste es immer noch nicht, dachte er bei sich und fixierte Enzo.

Caroline sah jetzt ebenfalls zu Enzo. Das hatte sie auch schon die ganze Zeit interessiert. Enzo presste die Lippen aufeinander und seufzte dann schließlich. „Die Kopie von der Schattenjägerin, die vorhin da war. Die kleine Nutte. Ich hab es Clayton gesteckt, dass sie seinen Bruder getötet hat. Es hat ja gestimmt. Ich hab keine Lügen erzählt.“ Damon knurrte, packte ihn am Kragen und presste ihn gegen die Tischkante. Die Leute guckten wieder neugierig, manche taten so als würden sie nicht lauschen, obwohl sie es doch taten. Caroline versuchte die beiden Männer voneinander zu lösen, doch es war ein aussichtsloses Unternehmen. „Du dummer kleiner Vampir!“, fauchte er. „Kein Wunder, dass sie hinter uns her sind und was wenn sie herausfinden, dass wir dafür verantwortlich sind?! Ich sagte doch BEDECKT HALTEN!“

 

Doch Enzo lachte nur. „Ich glaube du machst dir mehr Sorgen, was das brünette Mädchen davon hält. Ist sie die, die dich ablenkt. Die dich unvorsichtig werden lässt?!“ Damon knurrte, ließ ihn los und verschwand auf den hektischen Straßen von Brooklyn.

 

Elena saß auf den Stufen vor dem Schattenjägerinstitute und beobachtete die Menschen, die an ihr vorbeizogen. Alle waren sie hektisch, alle waren sie verschieden. Schwarze, weiße, dicke, dünne, große, kleine, alte und junge. Mensch oder Wesen? Sie alle waren auf den Straßen, ignorierten Elena … ignorierten ihr trauriges Gesicht. Eine kleine Träne schlich sich über ihre Wange, sie schniefte und wischte sie schnell weg. Nina war in Gefahr … das spürte sie. Auch wenn Nathan ihr nicht glaubte und sonst keiner … ihre Schwester war in Gefahr. Sie würde sie finden, egal wo sie war. Sie hatte sogar heimlich einen Ortungszauber ausprobiert. Da Clara sowieso schon wusste, wo sie waren, musste sie nur aufpassen, dass die Schattenjäger nichts herausbekamen.

 

Doch nichts. Wo auch immer Nina war … entweder sie blockierte von selbst die Magie oder die Magie wurde blockiert. Sie schwebte in Gefahr und das machte sie wahnsinnig. Doch sie wusste nicht, was sie noch machen sollte. Sie war mit ihrem Latein am Ende. Plötzlich roch sie Bleu de Chanel. Sie wandte sich um und sah Sam hinter sich stehen. „Nathan ist stinksauer“, eröffnete er den Smalltalk und saß sich ungefragt neben Elena. Er ließ kaum Freiraum zwischen den Beiden, doch Elena war zu erschöpft als dass sie jetzt von ihm wegrückte. „Dann soll er es sein“, antwortete sie trotzig und sah wieder den Menschen zu. „Ich weiß Nina ist in Gefahr, aber er will mir einfach nicht glauben. Er denkt sie wäre mit irgendeinen Typen durchgebrannt.“ „Ich hab das geregelt. Er wollte euch rausschmeißen. Das war aber nur ein Impuls von ihm. Er tut oft Dinge, bevor er überlegt.“ Mit diesen Worten legte Sam eine Hand auf ihr Knie und sah sie aufmunternd an.

 

„Vielleicht … vielleicht ist es wirklich so und du steigerst dich in etwas rein, was gar nicht existiert.“ Sie funkelte ihn an, schob seine Hand fort und stand auf. „Danke, dass du dich für uns eingesetzt hast, aber lass dir eins sagen. Ihr kennt Nina nicht! Ihr wisst nicht, was wir durchgemacht haben! Wenn ich sage sie ist in Gefahr, dann ist sie es. Also entschuldige mich Samuel, aber ich werde jetzt meine Schwester weitersuchen.“ Sie marschierte davon und ließ den perplexen Sam zurück. Vielleicht hatte Elena doch recht. So aufgebracht hatte er sie nämlich noch nicht gesehen. Auch wenn er sie erst ein paar Tage kannte. Er seufzte, stand auf und ging wieder ins Institute hinein.

 

Beim JFK Airport landete gerade eine Maschine. Die Passagiere strömten hinaus. Unter ihnen waren zwei brünette Mädchen, die zielstrebig den Ausgang anstrebten. Mit nur einem kleinen Gepäck marschierten sie in die Freiheit und reckten die Gesichter der Sonne entgegen. Die Straßen waren noch ein wenig nass vom Regen und die Luft roch frisch. Soweit man die Abgase der Autos ausblendete. „Wow. New York“, stieß Rachel begeistert hervor und starrte auf die vielen gelben Taxis. „Hier sieht es anders als in New Orleans aus.“ „Ach du meine Güte“, stieß Clara sarkastisch aus. „Hätte nicht erwartet, dass es Städte gibt die anders aussehen als New Orleans.“ Die Hexe rollte mit den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Rachel zog eine kleine beleidigte Schnute, aber sagte nichts darauf.

Man sollte Clara niemals widersprechen oder gar anzicken. Nicht wenn man an sein Leben hing. „Die Hexenmeister haben die beiden nicht gefunden. Also habe ich sie nach Hause zurückgeschickt und jetzt nehmen wir das in die Hand. Anscheinend wenn man etwas richtig gemacht haben will, muss man es selber machen.“ Sie klang gereizt. Schon marschierte sie los und winkte ein Taxi heran. Rachel beeilte sich ihrer Anführerin zu folgen. „New York ist die Hauptschlagader der Schattenjägergilde. Das Institute ist das größte von allen. Wir kommen da nicht hinein, Clara“, gab sie leise von sich. Zu sehr hatte sie Angst, dass Clara das als Tadelung ansah. Doch Clara nickte und meinte schnippisch: „Ja. Aber es ist auch die Hauptstadt der Schattenwesen. Die Schattenjäger sind vielen ein Dorn im Auge. Ich bin mir sicher, sie würden uns liebend gerne dabei helfen.“ Ein Taxi blieb schlitternd stehen. Beide Mädchen stiegen ein.

 

Clara nannte dem Taxifahrer die Adresse der Villa, die sie online erstanden hatte. Luxus war eben alles für sie. „Aber dir ist schon klar“, sagte Rachel mit gesenkter Stimme und sah nervös auf den Taxifahrer. „Das wir uns bedeckt halten müssen.“ Clara rollte mit den Augen und hob eine Augenbraue. Natürlich wusste sie das. Sie war ja nicht von gestern. „Rachel. Ich weiß was ich tue. Glaubst du ernsthaft ich würde ohne einen Plan nach New York fliegen?!“ Rachel schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Natürlich nicht.“ Dann verstummte sie und hing ihren eigenen Gedanken nach. Sie war sehr loyal gegenüber Clara und nie hatte sie Zweifel an ihrer Anführerin gehabt. Sie wollte nicht damit anfangen, aber sie machte sich Sorgen. Clara war BESESSEN davon die Zwillinge zu töten.

 

Inmitten einer Lagerhalle, versteckt in Brooklyn und von den Menschen vergessen, versuchte Nina erneut sich zu befreien. Doch die Fesseln gaben keinen Millimeter nach. Hilflos, bibbernd und panisch sah sie sich wieder um. Plötzlich trat ein Gesicht in ihr Blickfeld. Es war Clayton Manchester. Der Werwolf grinste böse und hatte ein Skalpell in der Hand. „So. Ein neuer Tag hat begonnen. Nun ja. Wir gehen schon der Mittagszeit zu. Hast du gut geschlafen? War es auch schön bequem? Ich hoffe du frierst nicht. Hier gibt es leider keine Heizung“, meinte er in einen bösartigen Unterton. Keinerlei Mitgefühl spiegelte sich in den kalten blauen Augen wider. Nina versuchte zurückzuweichen, doch es war ihr nicht möglich. Die Fesseln schnitten in ihr Fleisch und ließen sie auf wimmern. Sie wollte zurück zu Elena. Sie wollte nicht sterben. Nicht so. Nicht, wenn sie sich nicht mit ihrer Schwester versöhnt hatte. „Lass mich zufrieden“, zischte sie nur. Clayton lachte, setzte das Skalpell auf ihre Wange an und drückte zu.

 

„Ah“, wimmerte sie auf und konnte spüren, wie das warme Blut über ihre Wange lief. „Bitte.“ Sie hatte schon lange ihren Stolz hinuntergeschluckt und hatte angefangen zu betteln. Sie musste lebend zu Elena zurück. Nur der Gedanke an ihre Schwester entfachte den Lebenswillen in ihr. „Zu spät, Nina. Das hättest du dir früher überlegen sollen. Man schlachtet nicht einfach so Menschen ab ohne dafür die Konsequenzen tragen zu müssen.“ Jetzt schossen ihr die Tränen in den Augen. Sie wollte doch nur Marco beschützen! Sie hatte keine andere Wahl gehabt. Aber das interessierte Clayton kein Stückchen. Er war besessen von seiner Rache und begann das wehrlose Mädchen zu foltern. Die Lagerhalle war Schalldicht … so drang kein einziger Schrei von Nina nach draußen. Keiner der vorbeigehenden Menschen ahnte, was sich da drinnen abspielte.

 

Währenddessen hatte sich Elena das Auto von Marco geborgt und war durch die Stadt gebraust. Sie hatte bei absolut jedem Shop halt gemacht, sogar war sie in einem Sexshop drinnen gewesen, um ja auch sicher zu gehen, dass Nina sich nicht dorthin verirrt hatte. Doch nichts. Nada. Keine Spur von ihrer geliebten Schwester. Sie fuhr an den Rand und parkte. Vor ihr prangte das Fetch Bar & Grill. Gäste saßen draußen, lachten miteinander und ließen es sich gut gehen. In Elena's Hals steckte ein riesen großer Kloß. Die letzte Station. Dann hatte sie ihre Lieblingsshops und Cafés ebenfalls abgeklappert. Sie stieg aus und marschierte langsam auf das Geschäft zu. Ein großer Mann, mit grünen Augen und hellbraunen Haaren, kam heraus und steuerte direkt auf sie zu. „Nina“, rief er begeistert und umarmte sie.

 

Elena war völlig perplex und stammelte: „Uhm. Nein. Ich bin Elena.“ Der Fremde ließ sie sofort los und wurde rot. „Oh tut mir leid. Sie hat mir nie gesagt, dass sie eine Zwillingsschwester hat.“ „So. Sie hat dir gesagt sie heißt Nina?“, hakte Elena sicherheitshalber nach. Der Fremde lachte heiser und nickte. „Ja. Ist das nicht ihr Name?“ „Doch überraschenderweise schon“, meinte Elena und musste zum ersten Mal grinsen. „Und wer bist du?“ „Oh. John. John Carlyle“, stellte sich der Mann vor und lächelte Elena freundlich an. Elena hob eine Augenbraue und schüttelte seine Hand erfreut. „Oh John. Der John? John, der ein Date wollte?“ John grinste breit. „Du hast also von mir gehört“, schmunzelte er und schüttelte ihre Hand. Er sah kurz zurück zur Bar und sah dann wieder Elena an. „Sag mal. Braucht ihr immer noch einen Job? Nina hatte mal etwas davon erwähnt.“

 

Elena nickte und sah ihn dann erwartungsvoll an. „Das Fetch Bar & Grill gehört mir und mir sind zwei Kellnerinnen abhanden gekommen. Wäre doch was für euch beide, oder?“ Elena strahlte jetzt und nickte heftig. „Oh mein Gott. Ja. Das wäre perfekt!!!“ John lachte wieder heiser und grinste sie breit an. „Gut. Sag Nina einen schönen Gruß von mir. Ich vermisse sie.“ Elena wurde auf einen Schlag traurig und zwang sich zu einem Lächeln. „Ja mach ich. Also wann können wir anfangen?“ „Neujahr“, sagte er und bemerkte ihre plötzliche Traurigkeit nicht. Elena nickte wieder. „Gut. Wir werden da sein.“ Dann verabschiedete sie sich und stieg wieder in ihr Auto. Sobald John aus ihrem Blickfeld verschwand, ließ sie den Tränen freien Lauf. Sie schlug verzweifelt auf das Lenkrad und schluchzte laut auf. Die Tränen kullerten über ihr schönes Gesicht.

 

Plötzlich erschien eine Hand auf der Scheibe des Autos und ließ sie erschrocken zusammenfahren. Sie erkannte den Tageslichtring von Damon und wischte sich schnell die Tränen von den Wangen. Damon's Gesicht erschien jetzt auf der anderen Seite der Fensterscheibe. „Elena?“, drang es gedämpft zu ihr herein. Sie ließ das Fenster hinunterfahren und sah ihn genervt an. Zumindest versuchte sie es. „Was willst du?“, herrschte sie ihn an. Damon sah sie liebevoll an und strich ihr ungefragt die Tränen von den Wangen. „Oh, Prinzessin. Willst du mir erzählen, was dich so bedrückt? Wo ist deine andere Hälfte?“ Elena ließ es zu und brach dann wieder in Tränen aus. „Ich weiß es nicht. Sie ist in Gefahr … das spüre ich. Aber niemand will mir das glauben!“ Damon öffnete die Wagentüre, zog Elena heraus und umarmte sie fest. Sie klammerte sich Trost suchend an ihn und durchweichte schon bald seine Lederjacke mit ihren Tränen. „Wir finden sie. Ich gucke mich um. Clayton kann sich nicht ewig verstecken.“ Sie schmiegte sich an ihn. Doch dann versteifte sie sich und löste sich von Damon.

„Warte. Clayton?“ Damon schluckte schwer und verfluchte sich innerlich selber. Er hatte sich verplappert. Wie sollte er jetzt Elena schonend beibringen, das sein Clanmitglied Schuld daran war, dass Nina fort ist? „Damon?“, fragte jetzt Elena im warnenden Ton. „Was hast du getan?!“ „Ich hab gar nichts getan... aber … Enzo hat den Werwolf gesteckt, wer seinen Bruder ermordet hat. Ich glaube er hat sie.“ Sie schubste ihn hart von sich und fühlte sich von ihm verraten. „Ihr verdammten Vampire seid Schuld, dass MEINE Schwester in Gefahr schwebt!“, brüllte sie ihn an. Die Wut packte sie und ließ ihren ganzen Körper erbeben. „Elena. Bitte“, flehte er sie an und wollte auf sie zugehen, doch sie schubste ihn wieder von sich. Dann stieg sie in das Auto, startete den Motor und brauste davon. Wieso fiel sie jedes Mal auf ihn herein? Wenn sie dachte, dass er anders war als die übrigen Vampire, dann bewies er ihr genau das Gegenteil. Zumindest hatte sie jetzt einen Namen. Jetzt musste sie den Werwolf nur noch finden.

 

Elena war zurück zum Schattenjägerinstitute gefahren, denn sie brauchte Hilfe. Auch wenn sie es sich nicht gerne eingestand. Doch Nathan ging ihr aus den Weg. Der Rest der Bande saß um den großen Tisch und aß ihre Mittagsportion. Als Elena hereinkam hoben sie alle gleichzeitig den Kopf, doch Elena hatte das Gefühl, dass sie alle genau dasselbe dachten, wie Nathan. Nina war mit einem Kerl abgehauen. Das machte sie wütend und sie war verletzt. Wieso wollte ihr denn keiner helfen? Der einzigste, der den Blick nicht von ihr abwandte, war Sam. Von dem sie es am wenigsten erwartet hatte. „Ist Nina noch immer nicht da?“, raunte Marco Sam fragend zu. Sam widmete sich dem blonden Schattenjäger und schüttelte den Kopf. „Nein. Elena glaubt, dass Nina in Gefahr ist.“ Marco schmunzelte leicht und meinte: „Bestimmt ist sie bei irgendeinem Kerl.“

 

Er war noch immer verletzt. Kurz sah er zu Jonathan, der stur auf sein Essen glotzte. Soviel zur brüderlichen Bindung. Die Atmosphäre zwischen den beiden war arktisch. Marco sah wieder zu Sam, doch der sah nachdenklich aus. Sein lüsternes Grinsen war komplett aus seinen Gesicht verschwunden, als er Elena betrachtete. „Ich glaube ihr“, sagte er jetzt und stand auf. „Was hast du vor? Lass doch das arme Mädchen in Ruhe“, scherzte Marco, doch verstummte als er den ernsten Blick von Sam sah. „Ich werde ihr jetzt meine Hilfe anbieten, weil es sonst keiner tut.“ Sam sah alle drei böse an und marschierte dann auf Elena zu, die sich ebenfalls etwas zum Essen geholt hatte. Doch Elena ignorierte Sam. Sie konnte gerade seine Anmachsprüche wirklich nicht gebrauchen. Sam räusperte sich leicht und lehnte sich an den Kühlschrank. Er lächelte Elena freundlich an, doch als sie ihm keine Beachtung schenkte, stupste er sie zärtlich an. „Hey“, begann er sanft.

 

Elena hob den Blick. Was kam jetzt wieder? Wollte er eine Orgie feiern? Oder hatte er ein Sexspielzeug, das er ihr zeigen wollte? Doch Sam sah nur freundlich aus. Kein spitzbübisches Grinsen, kein lüsterner Blick. Er war einfach nur freundlich, besorgt und aufmerksam. Elena legte leicht den Kopf schief und lächelte dann traurig. „Hi. Ist nicht gerade die beste Zeit mit mir zu sprechen Sam. Sonst sage ich Dinge, die ich womöglich bereue.“ „Ich will dir helfen“, sagte er geradeheraus. „Ich glaube dir nämlich.“ Jetzt sah Elena ihn überrascht an und wartete auf das Lachen. Der wollte sie doch veräppeln oder? Leicht guckte sie zu den anderen drei. War das eine Wette? Doch die drei versuchten angestrengt ja nicht in ihre Richtung zu sehen. Also widmete sie sich wieder Sam, der sie immer noch ehrlich und treuherzig ansah.

 

„Ich habe neue Informationen. Clayton hat meine Schwester. Meine Quelle hat es mir verraten.“ Sam nickte leicht. „Ich bin gut in Personen aufspüren. Nicht weit von hier. In einem kleinen Waldstückchen wird eine kleine Wasserparty gefeiert. Dort treffen sich oft auch Werwölfe. Vielleicht können wir ja welche ausfragen.“ Jetzt war Elena Feuer und Flamme. So langsam nahm die Suche Gestalt an, sie aß ein wenig von dem Mittagessen und sah ihn lange an. „Und du willst mir wirklich helfen? Ohne Hintergedanken?“ Sam nickte und lächelte sie an. „Ja, Elena. Es tut mir leid. Ich hab mich wie ein Arsch benommen. Seh es als Wiedergutmachung an. Ich mag dich. Dich und Nina. Ihr seid echt tolle Menschen. Ihr gehört zur Familie.“ Sie stellte den Teller ab und zog Sam in eine Umarmung. Sam erwiderte überrascht die herzliche Umarmung. Sogar Elena war überrascht über sich selbst. Aber sie brauchte jetzt einfach eine Umarmung. „Ich helfe auch“, erklang eine tiefe Stimme hinter ihnen. Die beiden lösten sich und sahen jetzt Marco perplex an.

 

„Aber Nathan …“ Doch Sam unterbrach sie und legte ihr einen Finger auf den Mund. Elena schielte leicht auf den Finger und hob dann eine Augenbraue. Sofort zog er ihn grinsend zurück. „Nathan geht mir am Arsch vorbei. Wenn er die besten Leute rauswerfen will, dann soll er es doch.“ Elena schmunzelte leicht und sah jetzt zu Marco. Schon seit langem wusste sie, dass er auf Nina stand. Nina raffte natürlich nichts und Marco selbst wollte es sich nicht eingestehen. Aber Elena wusste es. Sie hatte dafür eine Nase und dass er jetzt helfen wollte, sprach für sich. „Ja. Also. Fangen wir mit der Party an.“ Er sah die beiden an. Dann machten sich die drei auf den Weg nach draußen. Nathan hatte sie knapp verpasst. Verdutzt blieb er in der Küche stehen, hatte Rechnungen in der Hand und starrte Mike und Jonathan an. „Sagt mal. Wo ist denn mein Rest hin?“ Doch die beiden Jungs schwiegen. Nathan musste ja nicht immer alles wissen.

 

Die drei fuhren zu der Party von der Sam gesprochen hatte. Alle stiegen aus und sahen sich dann an. Sam ergriff als erstes das Wort. „Wir sollten uns aufteilen. Marco du gehst nach links. Ich mache die Leute geradeaus und du Elena nimmst dir die Rechten vor. Wir treffen uns wieder hier.“ Marco und Elena nickten, dann zogen sie los. Doch davor zog Sam Elena noch einmal zu sich. „Bitte reiz sie nicht. Werwölfe sind sehr temperamentvoll und hier sind auch Vampire. Bleib nett und rück ihnen nicht zu sehr auf die Pelle“, warnte er sie vor. Er machte sich ein klein wenig Sorgen um sie. Er wusste zwar, dass sie zurecht kam, aber eine Warnung konnte nie schaden. Sie löste sanft seinen Griff und lächelte leicht. „Danke für den Tipp. Aber ich komme schon klar.“ Dann marschierte sie los und begann mit der Investigation.

 

Doch keiner wusste, wo Clayton war. Niemand hatte Nina gesehen. Keiner wusste etwas, obwohl Elena das Gefühl hatte, dass manche doch etwas wussten, aber dicht hielten. Doch sie bohrte nicht nach. Denn die Warnung von Sam hallte in ihren Ohren wider. Also stampfte sie leicht angesäuert weiter. Sie ließ den Blick über die Feiernden gleiten und entdeckte dann Damon. Dieser verdammte Vampir, dachte sie bei sich. Stalkte er sie etwa schon wieder? Die Wut packte sie und sie marschierte schnurstracks auf ihn zu. „Was machst du hier? Sag nicht du warst 'zufällig' hier, denn das kaufe ich dir nicht ab“, fauchte sie ihn an. „Ich muss mit dir reden“, nuschelte er und deutete mit den Kopf Richtung Wald. Sie verengte die Augen und fixierte ihn. „Worüber?“, fragte sie misstrauisch und rührte sich keinen Millimeter. Damon jedoch marschierte schweigend tiefer in den Wald. Noch kämpfte sie innerlich mit sich, doch die Neugierde siegte. Also folgte sie ihm seufzend.

 

Als beide tief genug drinnen waren und Damon sich sicher war, dass niemand sie belauschte, stoppte er und wandte sich Elena zu. „Hör zu“, begann er und sah sie reumütig an. „Ich wusste wirklich nichts. Ich hab Enzo bestraft. Bitte glaube mir.“ Ein flehentlicher Blick glitt über seine engelgleichen Gesichtszüge. Elena wollte sich nicht erweichen lassen, aber sie knickte ein und der Widerstand bröckelte. „Okay. Ich glaube dir. War das alles?“ Damon sah sie erleichtert an und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Ich muss dir noch etwas sagen. Am besten wäre es aber, wenn ich es dir zeige.“ Seine himmelblauen Augen funkelten und er kam auf sie zu. Elena sah ihn verwirrt an. „Zeigen? Was denn?“ „Eine Erinnerung.“ „Wie willst du mir eine Erinnerung zeigen?“, fragte sie ihn stirnrunzelnd. „Als wir uns geküsst haben … da kam eine Erinnerung. Das war kein Traum oder so, Elena. Das war eine reale Erinnerung. In einem anderen Leben.“

 

Jetzt begann Elena zu lachen. „Jetzt komm. Das war nichts … das war nur ...“ Doch sie konnte es nicht erklären. Sie wusste , dass die Magie nicht mit ihr durchgegangen war. Das hätte sie gespürt … hatte er also womöglich recht? „Okay. Heißt das du willst mich küssen? Nur um mir das zu zeigen?“ Jetzt grinste Damon leicht. „Nun ja. Es könnte einen gewissen Eigennutz ebenfalls haben“, meinte er schmunzelnd und kam noch einen Schritt näher. Elena wich nicht zurück, sondern lächelte ihn nur schmunzelnd an. „Willst du mich denn nicht fragen, ob du mich küssen darfst?“, warf sie in den Raum und hob eine Augenbraue. Er drängte sie leicht an einen Baum und legte eine Hand neben ihren Kopf am Baum ab. Sein Geruch nach Seife und Leder stieg ihr in die Nase und ließ sie weich werden. „Elena Fray. Darf ich dich küssen?“, schnurrte er und beugte sich zu ihr herunter. Elena starrte ihm auf die Lippen und dann in die Augen. Eigentlich wollte sie ihn ja noch zappeln lassen, ihn ein bisschen ärgern, doch ihre eigene Kontrolle machte die Fliege. Also nickte sie.

 

Für Worte war sie gerade nicht imstande. Dazu war er ihr zu nah. Damon raubte ihr die Konzentration. Er raubte ihr den Atem und den Verstand. Er legte ganz sanft eine Hand auf ihre Wange und küsste sie dann. In der Sekunde als er ihre Lippen berührte, dachte er an die Erinnerung, die er ihr so gerne zeigen wollte. Vielleicht würde sie dann endlich verstehen. Vielleicht war sie dann endlich sein. Er spürte, wie sie erwiderte und ihn an sich zog. Dann wurden sie in die Vergangenheit katapultiert.

 

  • England, 1519 -

 

Sie hatten gerade Elena und Nina begraben. Basel, Margary und Damon standen vor dem frischen Grab und schwiegen. Noch immer saß der Schock tief. Am liebsten würde er jetzt den Dolch ausgraben und ihn sich selbst in das Herz rammen. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Ein Schimmer der Hoffnung … doch die gab es nicht! Elena war tot! Sie würde nicht wieder zurückkommen. Er hatte ihr nämlich kein Vampirblut gegeben. Da sie eine Hexe war und somit ihre Kräfte verlieren würde. Doch jetzt wünschte er sich, er hätte es doch getan. Er straffte sich und ging auf Basel und Margary zu, um ihnen Beileid zu wünschen. Schließlich hatten sie ihre Töchter verloren. Doch etwas seltsames geschah. Margary's Bauch schwoll an und sie war plötzlich im neunten Monat schwanger.

 

Verstört starrte Damon dorthin. Er kam auf beide zu und stellte die Fragen aller Fragen: „Wie ist das möglich? Das … ich hab den Bauch praktisch wachsen gesehen … das ist unmöglich!“ Basel nahm Damon beiseite und erklärte ihn absolut alles. „Damon. Wir wurden verflucht. Damals als ich den Kelch der Engel erschuf hatte der Erzengel Chamuel meine Familie als Strafe verflucht. Nina und Elena mussten immer zu ihren 18ten Geburtstag sterben. Sie wurden nicht älter. Margary und ich leben unendlich und müssen immer wieder auf's neue miterleben, wie unsere Kinder starben. Margary wird bald in den Wehen liegen und dann wird Elena und Nina auf die Welt kommen. Doch sie werden sich nicht an das vorherige Leben erinnern. Das taten sie nie. Wir suchen seit Jahren nach einer Lösung, aber haben nie etwas gefunden.“ Er sah Damon bedrückt an, klopfte ihn auf die Schulter und ging dann zu seiner Frau. Damon starrte den beiden perplex nach.

 

Keuchend löste sich Elena von Damon und sah ihn verwirrt an. „Das ist … das ist unmöglich. Unser Vater verließ uns als wir drei wurden und mit 12 starb unsere Mutter. Wenn sie nicht sterben kann … aber ich hab gesehen, wie sie starb!“ Elena war komplett verwirrt und sah Damon dann stillschweigend an. „Vielleicht hat deine Mutter den Tod vorgetäuscht? Und dein Vater konnte es nicht mehr ertragen euch wieder zu verlieren. Ich habe mir die Erinnerungen von einen Dämon nehmen lassen, weil ich selbst es auch nicht mehr ertragen konnte, dich jedes Mal aufs Neue zu verlieren.“ Damon sah sie liebevoll an und strich ihr sanft über die Wange. „Doch ich hab sie wieder. Ich habe immer nach dir gesucht. Deine Familie ist praktisch vor mir geflüchtet … sie gaben zum Teil mir die Schuld daran. Aber ich habe dich dennoch immer wieder gefunden. Und ich werde niemals aufhören nach dir zu suchen“, sagte er mit rauer Stimme. Jetzt erst verstand Elena, wieso er solche Gefühle in ihr auslöste. Jedes Mal hatte sie sich aufs Neue in ihn verliebt. Doch jedes Mal war sie gestorben. Ob Damon ihr Seelenverwandter war? Sie hatte sich doch immer gewünscht, dass jemand sie niemals gehen ließ und sie fand egal wo sie steckte.

 

Sie zog ihn an seiner Lederjacke zu sich und küsste ihn. Damon lächelte überglücklich an ihren Lippen und schlang die Arme um ihre Taille. Er erwiderte feurig und wollte sie nie wieder loslassen. Sie schob die Lederjacke von seinen Schultern und ließ sie zu Boden fallen. Dann presste sie sich enger an ihn. Sie konnte die Hitze in ihr hoch kriechen spüren, die Lust und die Liebe. Sie hatte sich schon so oft in ihren Leben verliebt, doch das Gefühl mit Damon war ein anderes. Intensiver. Damon drückte sie an die kalte Rinde des Baumes und befreite sie aus ihren Cardigan. Seine Hände strichen über ihre Hüften, dann küsste er ihren Hals entlang und konnte mit Zufriedenheit ein Stöhnen aus ihren Mund vernehmen. Sie legte den Kopf in den Nacken und zog Damon wieder zu sich hoch. Ihre Lippen fanden wieder seine. Atemlos und keuchend küssten sie sich weiter. Jetzt wanderten Damon's Hände unter ihr Shirt. Noch nie hatte sie ein Mann da angefasst, sie hatte es ihnen immer verboten. Seine Hand unter ihrem Shirt machte sie rasend, aber ließ sie auch klar werden, dass sie das unterbinden musste.

 

Sie war verflucht. Sie würde bald sterben. Sie und Nina … sie konnte Damon das nicht schon wieder zumuten. Also stieß sie ihn schweren Herzens von sich. „Nein“, presste sie hervor und versuchte so gemein wie möglich zu klinge. Damon taumelte atemlos zurück. Seine Haare waren zerzaust und seine Augen sprühten vor Liebe und Verlangen. „Tut mir leid. Wenn es dir zu schnell geht...“ Doch Elena schnappte sich ihren Cardigan und zog ihn sich rasch an. Dann zwang sie sich die Worte auszusprechen, von denen sie hoffte es würde ihn so sehr verletzen, dass er sie losließ. „Glaubst du ernsthaft ich würde mit jemanden wie dir schlafen?“, schnaubte sie und versuchte einen verächtlichen Blick aufzusetzen. „So weit ich weiß habe ich nicht mehr lange zu leben und diese restlichen Tage will ich ganz sicherlich nicht mit dir verbringen. Du bist ein Monster, Damon. Ich habe keine Ahnung wieso ich damals so dämlich gewesen war. Aber in diesem Jahrhundert bekommst du mich nicht.“ Sie stampfte davon und musste die Tränen unterdrücken.

 

Sie mochte ihn sehr. Sie wusste nicht, ob sie in ihn verliebt war … aber sie wusste das sie ihn sehr mochte. Damon starrte ihr verletzt nach und schluckte den Kloß hinunter. Diese Worte verletzten ihn sehr. Er hob seine Jacke auf und zum ersten Mal folgte er ihr nicht.

 

  • 7 Monate zuvor -

     

Lyanna stand vor dem Spiegel und konnte sich kaum selbst in die Augen blicken. Ihre Schwester Sapphire trat hinter sie und lächelte sie ihm Spiegelbild an. „Lyanna? Du wolltest mich sprechen?“ Lyanna drehte sich zu ihrer Schwester um und hatte Tränen in den Augen. „Lyanna!“, stieß Sapphire erschrocken aus und kam auf sie zu. Sie zog sie in eine Umarmung und drückte sie fest. „Was ist los?“ „Oh Sapphire“, schluchzte sie und klammerte sich an sie. „Ich … oh Gott. Ich muss hier weg.“ Sapphire löste sich und sah ihr in die Augen. Sie musterte besorgt Lyanna. „Was ist denn passiert?“ „Ich habe den Kelch Sam van Helsing gegeben … seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet. Aber das ist nicht das schlimmste.“ „Was ist denn das schlimmste?“, fragte sie ängstlich nach. Lyanna machte ihr langsam Angst. Sie schluchzte und griff nach Sapphires Hand. „Sapphire … ich … ich bin schwanger von Sam. Ich muss hier weg. Wenn Damon das mitbekommt, dann wird er das Baby töten.“ Mit offenen Mund sah sie ihre Schwester an.

 

Hatte sie sich verhört? Nein. Der Blick von Lyanna sprach alle Bände. „In welchen Monat?“ „Zweiter“, flüsterte sie und verstummte sofort als sie Patrick in den Raum treten sah. „Hey. Alles okay?“, fragte der Vampir und musterte sie besorgt. Er mochte Lyanna … nein er liebte sie. Auch wenn sie ihm nie eines Blickes gewürdigt hatte. Und was er jetzt da gehört hatte, war ein Schock für ihn gewesen. Ein riesen großer. Doch er tat so, als hätte er rein gar nichts vernommen. Sapphire starrte zu Patrick, dann zu Lyanna. „Anna … wir sprechen uns nachher noch einmal.“ Dann zischte die Hexe davon, um den Zirkel darüber zu unterrichten. Patrick und Lyanna sahen sich eine ganze Weile schweigend an, bevor Patrick dann die Stille brach. „So. Du heißt Lyanna und die Schattenjäger haben den Kelch der Engel?“ Lyanna starrte ihn geschockt an und wich zurück.

 

Und … du bist schwanger“, endete er und blickte ihr direkt in die Augen. „Leugnen kann ich es sowieso nicht mehr. Ja... du kannst mich verpetzen und Damon ausliefern oder du lässt mich gehen und vergisst es.“ Patrick steckte die Arme in die Hosentaschen und lächelte sie traurig an. „Ich würde dich am liebsten nicht gehen lassen, aber nicht, weil ich dich verpetzen will. Aber es ist das Beste. Das Beste für dich und dem ungeborenen Baby.“ Jetzt sah ihn Lyanna perplex und misstrauisch an. „Du lässt mich einfach gehen?“, fragte sie ungläubig. Er nickte und lächelte weiterhin. „Viel Glück, Lyanna. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.“ Dann ging er und verließ den Raum. Überrascht tat sie es ebenfalls.

 

Das Heulen des Babys riss Lyanna aus den Gedanken. Sie ging zu dem Bettchen und nahm ihren Sohn in die Arme. „Ist ja gut, Dash. Alles ist gut.“ Sie wiegte ihn solange bis er wieder eingeschlafen war.

 

Sam, Marco und Elena hatten sich in der Zentrale des Schattenjägerinstitutes verschanzt und hackten sich jetzt in das Telefon von Clayton rein. Marco hatte einen Typen soweit gebracht, dass er ihm die Handynummer gesagt hatte. Also mussten sie nur das GPS aktivieren und voila. Sie wussten, wo er sich befand und konnten somit auch in Erfahrung bringen, wo er Nina hingebracht hatte. Elena tippte wie die Wilde schnell etwas ein und schon blinkte ein roter Punkt auf. Sam lehnte sich über Elenas Schulter und starrte auf den Bildschirm. „Wir haben ihn. Das ist das Werwolfviertel. Ruinen, baufällige Gebäude … ungemütlicher Ort.“ Marco packte sofort seinen Motorradhelm und war schon auf den Weg nach draußen. Je schneller sie Nina retteten, desto schneller konnte er sich bei ihr entschuldigen. „Pass auf dich auf“, rief ihm Elena nach und widmete sich dann wieder dem Monitor. „Wir finden sie.“ „Ich weiß“, sagte Elena und warf über ihre Schulter Sam ein Lächeln zu. Ja sie werden Nina finden. Lebend.

 

Marco marschierte an Nathan vorbei ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. Der Schattenjäger starrte ihm hinterher und war verwirrter als zuvor. Was ging nur heute vor sich? Achselzuckend verzog er sich in die Bibliothek. Marco sprang auf sein Motorrad und brauste davon. „Also. Wo hin?“, fragte er ins Bluetooth Headset. „Gerade aus, dann rechts abbiegen und dann kommst du an einen großen Gebäude vorbei. Dort ist das Signal.“ Marco fuhr genau in die Richtung, die ihm Elena beschrieben hatte. Blieb schlitternd stehen, sprang hinunter und raste in das Gebäude hinein. Er zerschlug die Scheibe, als die Tür sich nicht öffnen ließ, und schaffte sich somit Zugang. Dann sprintete er die langen Treppen nach oben und kam auf dem Dach an. Doch weit und breit war keine Nina zu sehen. „Sie ist nicht da“, rief er ins Headset. Elena starrte auf den Monitor. Das Signal hatte sich plötzlich verändert. Verwirrt sagte sie: „Das Signal … es ist jetzt woanders.“ „Wo?“ „2 Blocks von dir weg“, erwiderte Elena schnell und sah kurz zu Sam, der genauso verwirrt schien.

 

Marco knurrte leicht und rannte los. „Richtung?“ „Südlich von dir.“ Der Schattenjäger rannte, stieß sich von der Kante des Daches ab und sprang auf das nächste Gebäude. Er rannte weiter, rannte die Feuerleiter nach unten und sprang dann auf das Dach eines Lastwagens. Ein Stückchen ließ er sich von dem Fahrzeug herumkutschieren, dann sprang er auf das Autodach eines anderen Fahrzeuges und landete katzengleich auf den Füßen. Die Passanten, die vorübergingen starrten ihn an, als wäre er ein Verrückter. Doch das war Marco in diesem Moment egal. Ohne sich eine Verschnaufpause zu gönnen, sprintete er weiter und hievte sich über einen Zaun. Doch dort war ebenfalls keine Nina. Jetzt machte sich die Verzweiflung in ihm breit. „Elena. Sie ist hier auch nicht!“, brüllte er panisch ins Headset. Elena stieß sich vom Schreibtisch ab und sprang auf die Füße. Sie tigerte hin und her und war selbst schon panisch. Sam verfolgte sie mit den Augen, stand auf und brachte sie zum Stillstand. „Was, wenn es unterirdisch ist? Lagerhalle, aber der Keller.“ Elena starrte ihn an und schon funkelte die Hoffnung wieder in ihren Augen. „Hast du das gehört?“, fragte sie. Natürlich hatte Marco es gehört. Er war schon auf den Weg.

 

Nicht weit entfernt hatte er eine verlassene Lagerhalle entdeckt und rannte jetzt verbissen darauf zu. Er ignorierte gekonnt den Schmerz in seinen Muskeln, brach krachend die Türe auf und fand seinen Weg nach unten. Beinahe wäre er die Treppe hinunter geflogen, doch er konnte sich noch rechtzeitig fangen. Und dann sah er sie. Nina war auf einer Liege gefesselt, blutete und über ihr gebeugt war Clayton. Knurrend rannte er auf den Werwolf zu und stürzte sich auf ihn. Beide Männer krachten auf den Boden auf und begannen miteinander zu kämpfen. Doch die Überraschung hatte Clayton langsam gemacht. Marco zog ein versilbertes Messer aus den Hosenbund und stach es Clayton ins Herz. „Niemand. Rührt. Meine. Familie. An!“, knurrte Marco. Clayton röchelte und sah ungläubig auf das Messer, dass bis zum Schaft in seiner Brust steckte. Dann machte er den letzten Atemzug und war tot. Marco rappelte sich auf, wischte das Blut an seiner Kleidung ab und löste die Fesseln von Nina.

 

„Marco?“, flüsterte sie, doch verlor das Bewusstsein. Marco hob sie behutsam hoch und machte sich auf den Weg nach draußen. Sie lebte. Das war die Hauptsache. Die Wunden werden mit der Zeit heilen. So weit er das beurteilen konnte waren sie nicht lebensbedrohlich. Erleichtert drückte er sie an sich und küsste sie auf den Scheitel. Endlich war Nina wieder in Sicherheit.

//06 – Love and Peace

 

Blinzelnd wachte Nina in ihrem Bett auf. Als Marco sie nach Hause brachte, war sie eingeschlafen. Einen kurzen Moment dachte sie, sie wäre noch bei Clayton eingesperrt, doch dann ragte Elenas Gesicht über ihr und sah sie erleichtert an. „Nina?“, hauchte sie und sah ihren Twin besorgt an. Nina war über und über mit Wunden. Manche tief und andere weniger tief. Deutlich war einfach nur das Nina gefoltert worden war. „Elena.“, antwortete Nina lächelnd und umarmte spontan ihre Schwester.

 

Sie war so unendlich erleichtert Elena wieder zu sehen. Nina dachte sie würde dort sterben. Gefoltert und alleine. Doch Marco hatte sie gerettet und sie zurück zu ihrer Schwester gebracht. „Wie geht es dir? Was ist passiert? Du siehst sooo furchtbar aus? Brauchst du vielleicht doch einen Arzt? Gott ich hatte solche Angst um dich!“, rasselte Elena in einem Atemzug runter und presste sich vorsichtig an Nina. Elena wusste nicht was sie getan hätte, wenn Marco zu spät gekommen wäre.

 

„Mir geht’s gut, Elena. Nein ich brauch keinen Arzt.“, antworte Nina lächelnd und löste sich von ihr. Erst jetzt sah sie, dass noch mehr Menschen in dem Zimmer standen. Es waren Marco, Nathan, Sam, Mike und Jonathan, die sie alle anstarrten. „Sicher?“, fragte jetzt Marco und begutachtete ihre Wunden. „Ja ich bin mir sicher.“ „Wie konnte er dich kriegen?“, fragte jetzt Nathan und sah sie beschämt an.  Er hatte nicht geglaubt dass sie ihn Gefahr ist. Wenn Sam und Marco nicht auf Elena gehört hätten, wäre Nina jetzt bestimmt tot.

 

Nicht anders erging es Jonathan und Mike. Beide dachten gerade das selber. Beide waren ebenfalls erleichtert dass Nina wohlauf war. Jonathan noch mehr als Mike. Entsetzten und Schuldgefühle durchströmten ihn. „Er hat mich abgefangen. Clayton hat mich schlichtweg überrumpelt“, sagte Nina dazu nur. Sie wollte nicht darüber reden. Eigentlich wollte sie es nur verdrängen. Elena nickte leicht und drückte ihre Hand. „Danke.“, setzte Nina noch nach und sah alle ehrlich an.

 

Nathan schluckte heftig. „Du musst dich bei Sam, Elena und Marco bedanken…wir anderen.. nun ja…“ „Ihr habt gedacht ich hüpfe gerade durch Betten?“, unterbrach Nina ihn und konfrontierte ihn und die anderen mit der Wahrheit. Beschämt senkten die drei die Köpfe und nickten. „Kein Problem. Wäre ja wirklich möglich gewesen. So bin ich halt“, sagte Nina aber konnte dennoch einen kleinen traurigen Unterton in der Stimmte nicht verbieten. „Es tut uns leid. Und wir sollten euch jetzt alleine lassen“, sagte Nathan und  bedeutete den anderen mit ihm zu gehen. Marco wollte nicht gehen, er wollte sich um Nina kümmern, doch dies übernahm sofort Elena und Marco folgte dann nun doch den anderen.

 

„Ich muss ehrlich sagen, ich war noch nie so froh wieder hier zu sein.“, meinte Nina leicht grinsend und stand auf. Sofort verzog sie das Gesicht und wusste gar nicht so wie sich zuerst anpacken sollte. Clayton hatte meisterliche Arbeit getan. „Das glaube ich… Nina ich muss deine Wunden säubern. Damit sie heilen können.“, meinte Elena und holte den Verbandskasten hervor.

„Ist okay. Gibt schlimmeres als das bisschen brennen.“, murmelte Nina und es stimmte sogar. Selbst die Folter von Clayton war nichts gewesen zu dem was Clara ihr angetan hat. Aber das sagte sie jetzt lieber nicht laut.

 

Elena nickte stumm und forderte Nina auf sich auszuziehen. Schwerfällig tat Nina das und hörte das entsetzte auf keuchen ihrer Schwester als alle Wunden zum Vorschein kamen.  An ihrem ganzen Körper waren Schnitte zu sehen. Überall. „Das ist halb so schlimm. Mach jetzt. Mir wird kalt.“, meckerte Nina leicht und warf Elena einen tadelnden Blick zu. Elena lachte kurz auf. Das war ihre Schwester. Vorsichtig fing sie an die Wunden zu säubern und Nina unterdrückte ein zusammenzucken. „Es tut mir leid, Elena. Das ich dich gestern so angeschrien habe. Ich wollte nicht mit dir streiten. Wirklich nicht.“ „Mir tut es leid… wegen dem was ich gesagt habe... wie ich dich genannt habe.“, meinte Elena und spürte den Kloß in ihrem Hals. „Es muss dir nicht leidtun. Es ist doch wahr. Ich führe mich auf wie eine Schlampe und war nicht mehr die Schwester die ich mal war. Aber das will ich wieder werden. Für dich. Ich hab dich so lieb, Elena.“, sagte Nina leise und meinte es ernst. Sie wollte sich ändern zum positiven.

 

Doch Elenas Reaktion war anders wie erwartet. Denn die Tränen die sie so tapfer unterdrückt hatte, brachen hervor und ließen sie aufschluchzen. „Elena?“, fragte Nina entsetzt und drehte sich um. „Hab ich was Falsches gesagt? Wieso weinst du denn?“ „Nein hast du nicht…. Du es ist nur…“, schluchzte Elena und weinte Herz ergreifend. Sofort zog Nina ihre kleine Schwester in den Arm und fuhr ihr beruhigend über den Rücken. „Keksi. Was ist denn nur los? Erzähl es mir doch bitte.“, sagte sie leise und zog Elena mit zum Bett.

 

Immer noch weinend sackte Elena auf dem Bett zusammen. Nach ein paar Minuten hatte Elena sich letztendlich gefasst und sagte mit brüchiger Stimme. „Wir werden sterben, Nina.“ „Wie bitte?! Was redest du denn da?“, fragte Nina entsetzt und strich Elena eine Strähne aus dem Gesicht. „Es ist wahr… ich hatte eine Erinnerung.“, fing Elena an und erzählte. Sie erzählte alles. Von Damon, der ihre große Liebe in so vielen Leben davor war. Von ihren Eltern, das Basel die Schattenjäger gegründet hat und das der Preis dafür ist, das Elena und Nina jedes Mal wiedergeboren werden und mit 18 sterben müssen.

 

Entsetzt hörte Nina zu. Das alles klang absolut absurd. Aber so absurd schon wieder das es wahr sein musste. Nina wollte ebenso wenig wie Elena in ein paar Tagen sterben. Doch Schicksal konnte man einfach nicht ändern. Oder besser gesagt Karma. Also zog sie Elena wieder zu sich und murmelte. „Okay… eigentlich nicht okay. Aber wir haben noch ein bisschen Zeit bis zu unserem Geburtstag. Diese Tage werden wir nutzen um sie zu unseren schönsten zu machen. Okay? Wenn wir sterben müssen, dann sterben wir glücklich!“, sagte sie fest überzeugt.

Elena sah zu Nina hoch und konnte nicht anders als nicken. „Bald ist Weihnachten, Elena. Ich weiß wie sehr du dieses Fest liebst. Wir sollten es feiern.“  Elenas Augen wurden groß und fing an zu leuchten. „Wirklich? Du hasst Weihnachten, Nina“ „Ja. Wirklich. Ich würde alles für dich tun.“  „Und ich für dich, Nina.“

 

*****

Nachdem Elena gegangen war, hatte sich Nina endlich mal wieder duschen können. Es brannte zwar wie Feuer, doch es tat so unglaublich gut. Endlich konnte Nina wieder frische Klamotten anziehen. Zum ersten Mal zog sie sich nicht nuttig an. Es ist war kaum zu glauben, aber Nina hatte doch auch normale Klamotten in ihrem Schrank. Nina wählte einen weißen Pullover mit Sternennieten und schlüpfte in eine blaue Jeans im Used Look. Ihre Füße steckte sie braune Stiefelletten mit niedrigen Absatz und Riemchen. Um ihre Wunden am Hals zu bedecken, schlang sie einen Schal im pink-weißen Farbverlauf um ihren Hals.

 

Sie war gerade dabei sich Schminke ins Gesicht zu klatschen um die Wunden dort abzudecken, als es an der Tür klopfte. „Herein?“, rief Nina und blickte unverwandt in den Spiegel. Die Tür hinter ihr ging auf und durch die Spiegelung konnte sie sehen, das es Marco war der leicht lächelnd eintrat. „Hey.“, sagte er leise und begutachtete Nina. Sie sah wieder besser aus. Überrascht stellte er fest dass sie normale Sachen trug. Marco lächelte leicht, Nina sah so unglaublich süß darin aus. „Wie fühlst du dich?“, fragte er und trat näher an Nina heran.

 

„Mir geht es gut, danke.“, antworte Nina und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ob die Wunden halbwegs gut bedeckt sind? „Geht es dir wirklich gut?“, fragte er leise und stand jetzt direkt hinter ihr. Nina konnte seinen  heißen Atem auf ihren Nacken spüren und schluckte heftig. „Ich möchte nicht darüber reden, Marco.“, flüsterte sie und drehte sich zu ihm um. Samt-braune Augen trafen blaue Augen. Marco legte den Kopf schief und sah sie schweigend an. Natürlich ging es ihr nicht gut, das konnte er in ihren Augen sehen. Es lag etwas unendlich Trauriges darin. Auch wenn sie ihm nicht erzählen wollte, freute er sich irgendwie, dass sie nicht wieder dieses Pokerface aufhatte.

Er wollte endlich mal das Mädchen dahinter kennen lernen.

 

„Es tut mir leid.“, sagte Nina nach einer kleinen Weile des Schweigens und strich sich nervös eine Strähne aus dem Gesicht. Marcos Nähe machte sie immer so.. wuschig! Aber sowas konnte sie sich nicht leisten. Romantische Gefühle konnte sie sich nicht leisten, schließlich würde sie am 31.12. sterben. Genauso wie Elena. Und das konnte sie keinen antun. Sie konnte niemanden an sich ranlassen. Aber das war einfacher als gesagt. „Was tut dir leid?“, fragte Marco leise und sah nie neugierig an.

 

„Wegen dem was ich zu dir gesagt habe.. was ich getan habe.. wie ich bin.“, hauchte Nina und sah beschämt zu Boden. „Es muss dir nicht leid tun.“, sagte Marco ehrlich und lächelte sie an. Doch Nina starrte den Boden immer noch an. „Ich bin noch nicht fertig. Es gibt zwei Dinge die ich nicht oft sage. Es tut mir leid.. und Danke.“ „Nina..“ „Danke dass du mich gerettet hast, Marco.“, unterbrach sie ihn und sah ihn jetzt direkt wieder an. „Kein Problem. Ich würde ja sagen.. immer wieder gerne. Aber bitte nicht.“, meinte er leicht und versuchte zu lächeln.

 

„Ich geb mir Mühe.“, murmelte Nina und sah ihn weiter an. „Gut.“, sagte Marco und konnte seinen Blick nicht von ihr lassen. Wie gerne würde er sie jetzt küssen. Doch er hatte viel zu viel Angst vor ihrer Reaktion. „Kann ich dir einen kleinen Rat geben, Marco?“ „Welchen?“  „Rede mit Jonathan, Marco. Ihr seid Brüder. Und kein Streit über nichts sollte euch auseinander bringen. Ihr seid gegenseitig wütend aufeinander. Aber das sollte nicht in Hass aus arten. Denn du weißt nie wann es zu spät sein könnte und du Worte nicht mehr zurück nehmen kannst.“, redete Nina sanft auf ihn ein. Marco schluckte und sah sie schweigend an. „Er ist deine Familie. Du hast Angst ihn zu verlieren, glaub mir ich kenne das. Aber wenn du dich von deiner Angst lähmen lässt, dann wirst du ihn wirklich verlieren. Ich habe jeden Tag Angst um Elena. Dass sie bei einem Auftrag stirbt, oder das jemand aus unserer Vergangenheit kommt und man sie mir wegnimmt. Aber man muss einen Weg finden damit umzugehen, sonst geht man darin unter.“, sagte Nina und war noch nie so ehrlich und offen. Das überraschte sogar sie selbst.

 

„Vielleicht hast du Recht…“ „Natürlich hab ich Recht.“, sagte Nina und grinste jetzt wieder. Das entlockte selbst Marco ein grinsen. „ich sollte jetzt nach Elena sehen.“, meinte Nina leise und ging an Marco vorbei. Doch dieser hielt sie am Arm fest. Vorsichtig glitt seine Hand an ihrem Arm runter und verschränkte seine Hand mit ihrer. „Nina… ich weiß du vertraust der Sache hier immer noch nicht. Aber wir sind eine Familie. Wir sind füreinander da.“  Nina musste hart den Kloß in ihrem Hals runter schlucken und sagte dann. „Ich weiß, Marco.“, dann löste sie sich aus seinem Griff und ging aus dem Zimmer.

 

****

Zur gleichen Zeit klopfte Elena an Sam’s Zimmertür. Doch niemand antwortete. Vorsichtig öffnete sie die Tür und ging herein. „Sam?“, rief sie und sah sich um. Ihr Blick viel als erstes aufs Bett. Es passte zu Sam und zu seiner Beschreibung. Darauf passten wirklich viele Frauen. Es war riesengroß und hatte eine runde Form. Der Bezug sowie die Kissen und Decken waren weiß. Der untere Teil des Bettes war schwarz. Allgemein war das Zimmer in weißen und schwarzen Farben gehalten.

 

„Elena?“, rief Sams Stimme und sie drehte sich um. Doch sofort quiekte sie auf und verdeckte das Gesicht mit ihren Händen. Denn Sam war nur mit einem Handtuch bekleidet „SAM! Wie kannst du nur!“, meckerte Elena und hielt ihre Augen weiterhin bedeckt. Sam grinste nur und meinte. „Das ist mein Zimmer, Schätzchen. Da kann ich rumlaufen wie ich will. Und HEY ich komm aus dem Bad.“ Elena schnaubte nur. „Du hättest mich aber ja vorwarnen können, du Ömmel!“ „Könnte ich. Muss ich aber nicht.“, meinte Sam grinsend und ging zum Kleiderschrank.

 

„Depp. Könntest du dich jetzt BITTE anziehen.“ „Kann ich.. muss ich aber nicht.“, erwiderte Sam darauf nur, suchte sich aber Klamotten aus dem Schrank. Innerlich verdrehte Elena die Augen. Sie fand gar keine Worte mehr für Sam. „Was willst du hier, Elena? Hast du dich vielleicht um entschieden und willst mein tolles Bett austesten?“  „Deswegen bin ich nicht hier. Schlag dir diese Idee direkt aus deinem Kopf“, fauchte Elena. Sam schmunzelte. „Ich musste es zu mindestens nochmal versuchen. Ein letztes Mal.“, sagte er und zog sich an.

 

Nachdem er sich in einen schwarzen Pullover, schwarze Lederjacke, einer dunkelblauen Jeans sowie schwarze Turnschuhe angezogen hat, ging Sam auf Elena zu und packte ihre Hände. „Was tust du da?“ „Du kannst wieder gucken, ich bin vollkommen angezogen.“, sagte Sam nur schmunzelnd und zog ihr die Hände vom Gesicht. „Oh… gut.“, stammelte Elena. „Also weswegen bist du hier?“, fragte Sam nochmal, hockte sich auf sein Bett und klopfte neben sich. Elena sah ihn einen Moment an doch setzte sich dann neben ihn.

 

„Ich wollte mich nochmal bedanken. Du warst der erste der mir geglaubt hat. Wenn du nicht wärst, hätte Marco bestimmt auch nicht geholfen. Also vielen Dank für deine Hilfe.“, sagte Elena und lächelte leicht. Irgendwie hatte sie Sam ins Herz geschlossen. Genauso wie Nate, Marco und die anderen. Es machte sie traurig das sie und Nina sie bald verlassen mussten. Für immer. Einfach so. Ob der Tot schmerzen würde? Oder ob er warm und friedlich sein wird? All diese Sachen schwirrten Elena pausenlos durch den Kopf. „Kein Thema. Ich helfe doch immer wieder gerne. Du und Nina gehört zur Familie. Da macht man sowas.“, sagte Sam, nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Elenas lächeln war jetzt echt und sie erwiderte den Handdruck. „Es ist schön so eine Familie zu haben, Sam.“

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-24. Dezember 2014-

Weihnachten stand vor der Tür und passend dazu war es eisig kalt und große Flocken fielen vom Himmel. Die Menschen liefen gehetzt durch die Straßen um die letzten Geschenke oder Lebensmittel für das Essen zu besorgen. Damon tigerte in seinem Haus auf und ab. Seit dem Tag wo Elena ihm gesagt hatte, dass er von ihr fern bleiben konnte, hatte er nicht mehr mit ihr geredet. Damon hatte beobachtete dass Nina heil wieder zu Hause ankam. Das freute ihn sehr. Elena und Nina brauchten sich. Sie können nicht ohne einander. Wenn ein weg ist, geht die andere auch ein. Das hatte er nur zu oft gesehen.

„Wirklich? Lexi ich hab keinen Bock Weihnachten zu feiern!“, schimpfte Damon gerade in das Handy rein zu seiner besten Freundin Lexi. „Ich weiß. Und du weißt Damon, das ich dich absolut immer ignoriere. Gewöhn dich doch endlich daran“, trällerte Alexis lautstark durchs Telefon. Caroline und Enzo die ebenfalls in Damons Haus wahren, hörten dieser Konversation nur allzu belustigt zu. Diskussion zwischen der Dämonin und dem Urvampir waren einfach immer wieder erheiternd.

Damon verdrehte demonstrativ die Augen und marschierte weiter zur Küche. Die Küche war im ersten Moment komplett leer, doch ein Augenblinzeln später saß eine brünette Frau mit grünen Augen am Tisch. Kurz starrte Damon die Frau sprachlos an. „Damon?“, rief Lexi nach ihm und er fand seine Worte wieder. „Alexis, was hast du getan!“, zischte er und starrte Lyanna weiterhin an. Diese wurde unter seinem Blick immer kleiner. Sie hatte sich das doch schließlich nicht ausgesucht! Aber sie war so eine miese Hexe, dass sie gegen die uralte Dämonin keine Chance hatte!

 

Doch zur Antwort bekam er nur ein Klicken, was bedeutete das Lexi aufgelegt hatte. Im nächsten Moment stand sie in der Küche und verschränkte die Arme. „Wie ich schon sagte, ich höre nicht auf dich, Damon-Booboo.“, zog sie ihn grinsend auf. Still heimlich hoffte sie, das Lyanna und Damon wieder zusammen finden würden. Denn sie sorgte sich um Damon. Er konnte Elena einfach nicht vergessen und jetzt wo sie wieder sterben würde… Alexis bezweifelte zwar ihren Erfolg, aber man musste es versuchen, nicht wahr?!

 

„Musst du dich immer unerlaubt in mein Haus dämonisieren?!“, meckerte Damon und funkelte die Blondine an. Alexis grinste breit und tätschelte Damon den Rücken. „Muss ich nicht. KANN ich aber. Dämonisieren? Ist das überhaupt ein Wort?“, plapperte sie fröhlich drauf los. „Lexi.“, brummelte Damon dazu nur. Jetzt schaltete sich auch Lyanna ein und sah zu ihm. „Damon. Ich wurde praktisch gezwungen hier zu sein!“

 

Alexis nickte bestätigend. „Jap. Denn ich bin ein harmoniesüchtiger Dämon. Ich will Liebe und Frieden!“, beschwerte sie sich und zog einen kleinen Schmollmund. „Muss das sein?!“, beschwerte sich Lyanna. Sie könnte sich durchaus besseres vorstellen als Weihnachten hier zu verbringen. Sie hatte ein Kind! Wie gut das ihre Schwester darauf aufpasste. Aber trotzdem. „Gib auf, Lyanna. Wenn sich Lexi etwas in den Kopf gesetzt hat, dann machen wir es besser.“, meinte Damon nur. Alexis grinste bis über beide Ohren und nickte. „Sehr gut erkannt.“

 

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„Das ist ein schickes Haus“, zwitscherte Rachel und schlenderte Freudestrahlend durch die Räume. Clara grinste bestätigend und schnappte sich eine Flasche Sekt. „Hab ich toll ausgesucht, nicht wahr?“ „Ja. Und es ist Weihnachten!“, quiekte Rachel und hopste auf einen Sessel. Rachel nickte und schenkte die alkoholische Flüssigkeit in passende Gläser.

 

„Genau.  Deshalb sollten wir mit der Jagd auf die Zwillinge Pause machen.“, erklang die helle Stimme der blonden Hexe Kira, die gerade das Haus betrat und zu Clara und Rachel ging. Clara hob eine Augenbraue und sah Kira an. „Die beiden müssen sterben.“ „Da hat sie recht, Kira.“, stimmte Rachel ergeben ihrer Hexenmeisterin zu. „Natürlich. Aber es ist Weihnachten. Das Fest der Liebe. Das magischste überhaupt.“, entgegnete Kira und sah Clara unverwandt an.

 

Clara zuckte mit den Schultern. „Okay. Fein. Du hast gewonnen. Feiern wir Weihnachten meine Lieben!“, trällerte Clara und reichte den beiden ihre Sektgläser. Grinsend stoßen die drei an. „Auf wundervolle Weihnachten!“, sagte Kira lächelnd. Clara nickte bestätigend. Und ob das wundervolle Weihnachten werden würde. Schließlich würden Elena und Nina bald sterben. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

 

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Marco klopfte nervös an Jonathans Zimmer. Er hatte sich Ninas Worte zu Herzen genommen und hatte endlich den Mut gefasst mit Jonathan zu reden. Marco wollte endlich wieder Frieden zwischen sich und seinen  Bruder bringen. „Herein?“, rief Jonathan und Marco öffnete die Tür und steckte seinen Kopf hinein. „Kann ich kurz mit dir reden, Joe?“, fragte er und sah seinem Bruder in die Augen. Er hatte die gleichen wie Marco.

 

Jonathan kniff die Augen zusammen aber nickte und legte langsam das Buch aus seiner Hand. Angespannt trat Marco ein und führ sich über den Nacken. „Dann rede mal.“, sagte Jonathan und musterte seinen älteren Bruder. „Es tut mir leid Jonathan.“, murmelte Marco und trat von einem Fuß auf den anderen. Jonathan blinzelte kurz. „Wie bitte?“

 

„Es tut mir leid, Jonathan. Was ich getan habe. Ich weiß wie sehr du dieses Schattenjäger leben  hasst.. und das du ein normales Leben führen wolltest. Du warst bei mir und hast mir das gesagt. Das du aussteigen willst. Ich hab es nicht zugelassen. Das tut mir leid. Ich war egoistisch und wollte dich nicht verlieren. Erst der Tod unserer Eltern… und dann das der Tot meines besten Freundes. Ich wollte dich nicht verlieren… aber ich habe ständig Angst darum…ich wollte das du hier bleibst. Ich weiß das klingt total bescheuert.. aber ich brauche dich. Du bist mein Bruder und ich liebe dich über alles.“, sagte Marco in einem Atemzug und sah seinen Bruder unverwandt an.

 

Jonathan sah Marco perplex an. Mit so einer Ehrlichkeit hatte er nicht gerechnet und war sprachlos. Marco jedoch verstand das falsch und sagte traurig: „Ich wollte nur das du das weißt. Wenn du immer noch gehen willst, kannst du gehen. Ich habe mit Nate gesprochen. Es wäre okay.“ Dann drehte sich Marco um und wollte das Zimmer seines Bruders verlassen.

 

Doch Jonathan hielt ihn auf, drehte Marco zu sich um und umarmte ihn fest. „Ich liebe dich auch, Bruder. Und ich werde nirgends wo hingehen. Hättest du mir das nur gleich gesagt.“, flüsterte Jonathan mit tränen erstickter Stimme. Marco klammerte sich an seinen jüngeren Bruder als würde er trinken. „Es tut mir leid.“, murmelte er. Innerlich dankte er Gott auf Knien für dieses wundervolle Weihnachtsgeschenk. Das sein Bruder ihm verziehen hatte.

 

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Währenddessen wurden die unteren Räume des  Institutes aufgeputzt. Elena und Nina hatten sich die Aufgabe gemacht das Wohnzimmer und die Küche, wo sie heute Abend am meisten sein werden weihnachtlich zu dekorieren. Da konnten Nathan und Sam noch so viele Einwände erheben, sie hatte gegen die geballte Frauenpower keine Chance. Also musste Nathan los um Essen zu holen. Sam sollte den Weihnachtsbaum holen. Denn der durfte auf gar keinen Fall fehlen.

 

Fröhlich und Weihnachtslieder trällernd dekorierten Elena und Nina sich von Ecke zu Ecke. Lichterketten, kleine Weihnachtsmänner, kleine Engelchen, Glitter und Flitter was das Herz begehrt. Als alles dekoriert war, zog Nina Elena neben sich und sie begutachteten ihr Werk. „Das sieht wirklich gut aus. Haben wir toll gemacht, Schwesterherz.“, zwitscherte Nina. Elena quiekte erfreut und nickte. „Auf jeden Fall!“

 

Die Tür klingelte und Sam rief von draußen. „ICH BRAUCH HIER HILFE!!“, die Twins lachten herzlich. Elena machte die Tür auf und starrte mit großen Augen auf den riesen Tannenbaum den auf dem Anhänger von Sams Auto war. „Und? Groß genug?“, fragte Sam grinsend und Elena konnte nur staunend nicken. Nina flitzte währenddessen hoch und erwischte Marco und Jonathan die fröhlich plaudernd aus dem Zimmer kam. Nina freute sich sehr dass die beiden zusammen lachten. Hatte Marco wohl sie gehört.

 

„Euch wollte ich sehen!“, rief Nina grinsend und marschierte zu den Beiden. Beide sahen Nina mit hoch gezogener Augenbraue an. „Ach ja?“, fragte Jonathan. „Ja. Ich brauch mal eure Muckis!“, rief sie lachend, schnappte sich je eine Hand von den beiden und zog beide erbarmungslos mit nach unten. Staunend sahen sich die Brüder um was die Zwillinge aus den Räumen gemacht hatten und starrten dann zu dem Riesen an Baum. „Na Endlich ihr Lahmärsche! Jetzt helft mir den Baum rein zu schleppen!“, keifte Sam.

 

„Okay. Ich korrigiere mich. Sam brauch eure Muckis.“, meinte Nina grinsend und schob Marco und Jonathan zu Sam. Die Brüder und Elena sahen Nina an und brachen in schallendes Gelächter aus. „Was denn? Ist so.“, verteidigte Nina s ich grinsend und wurde von Sams bösen Blicken beschossen. Doch sie streckte nur die Zunge raus und gesellte sich zu Elena die beobachteten, wie die drei Männer den riesen Tannenbaum ins Gebäude hievten.

 

Nachdem der Tannenbaum endlich stand wurde er liebevoll geschmückt. Marco, Sam und Jonathan halfen den Mädels dabei. Es wurde viel gelacht und gescherzt und am Ende war es ein Traum von Weihnachtsbaum. Er war mit goldenen und roten Kugeln bestückt. Ebenfalls bekam er eine weiße Perlenkette und passenden Lichterkette. Von der Ferne sah es so aus würde Schnee darauf liegen. Ebenfalls gab eine Spitze. Sie war Gold und glitzerte.

 

„Es ist traumhaft!“, quietsche Elena und sprang in die Arme von Nina. Diese lachte und umarmte sie. „Ja! Das ist es.“, stimmte sie. Elena freute sich total und das wiederum freute Nina. Das würde das beste Weihnachten werden was Elena je hatte. „Fehlt nur noch die Musik!“, meinte Jonathan und ging zu der Anlage. Bald schön ertönte das erste Lied. „Jingle Bell Rock“ durch die Räume.

 

In diesem Moment trat Nathan durch die Tür mit jeden Mengen Tüten in der Hand. „Meine lieben Liebenden. Ich habe das Essen. Muahaha!“, rief er quer durchs Haus und trat ins Wohnzimmer. Mit offenem Mund starrte er Elenas und Ninas Kunstwerk an. „Ein Traum wird wahr!“, rief  Mike und grinste in die Runde. „Gefällt es dir?“, fragte Elena und sah zu Nathan. Dieser nickte. „Das ist toll geworden.“

 

Sam verdrehte die Augen grinsend uns schnappt sich die Tüten. „Wurde ja auch mal Zeit das die Verpflegung kommt. Ich sterbe vor Hunger!“, schimpfte er und stellte alles auf dem großen Esstisch ab. Alle lachten und gesellten sich ebenfalls dazu. „DAS ist auch kein Wunder Sam. Du hast IMMER Hunger!“, meinte Jonathan grinsend und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Sam kniff die Augen zusammen und packte alles gierig aus. „TZZZZ. Ich brauche eben ENERGIE!“, trällerte er.

 

Mike schüttelte lachend den Kopf und verteilte Teller und Besteck. Nina die die Getränke anschleppte meinte nur: „Das ist der ganze Sex, Sam. Der schafft dich. Gib es doch zu!“ Sam schnaubte nur. „SEX IST SPORT!“ meinte er verteidigend. Marco lachte leise und half Nina bei den Getränken. „Danke, Nina.“, sagte er leise und lächelte sie liebevoll an. Nina erwiderte das lächeln. „Kein Problem.“ „Gutes Essen und weihnachtliche Musik. DAS GEHT AB!“, rief Jonathan und wippte auf seinem Stuhl hin und her.

 

„Alles wird wieder gut, Jonathan“,  sagte Marco und ließ sich dann neben ihm nieder. „Das sagst du immer wenn ich aufdrehen will!“, beschwerte sich Jonathan. Marco lachte heiser. „Da spricht die Verzweiflung aus mir, Brüderchen.“ „Ich sehe ihr versteht euch.“, meinte Nina grinsend und setzte sich ebenfalls. Die Brüder sahen zu dem brünetten Mädchen und nickten einstimmig. „Ja!“ „SO LEUTE. LASST UNS ESSEN!“, rief Sam und scheuchte Elena und Nathan ebenfalls auf die Plätze. „Jetzt hetzt der wieder.“, meckerte Nathan leise vor sich hin. Elena pikste ihm grinsend in die Rippen und beide setzten sich dann. Das würde das schönste Weihnachtsfest überhaupt werden.

 

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Nach dem Essen wuselte Elena in der Küche rum und fing an aufzuräumen, denn Weihnachten konnte auch ein ganz schönes Chaos verursachen! Gerade war vertieft da übriggebliebene Essen im Kühlschrank zu verstauen als sich Nina leise an sie heran schlich. Elena schloss die Kühlschranktür und bekam den Schock ihres Lebens als sie Nina dahinter sah.

 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht entschuldigen.“, meinte Nina schmunzelnd und lehnte sich mit der Schulter leicht gegen die Wand. „Dann hör auf dich immer anzuschleichen du Huhn!“, meckerte Elena leicht grimmig. Nina lachte leise und ging auf ihre Schwester zu. „Es kann halt nicht jeder so trampeln wie du.“ „JETZT bin ich beleidigt!“, meinte Elena und zog einen kleinen Schmollmund. „Du liebst mich Schwesterchen.“, sagte Nina dazu nur. „Wer behauptest das?“ „Na ich!“, verteidigte sich Nina grinsend und beide brachen in Gelächter aus.

 

Nachdem sie sich beruhigt hatten, hockte sich Nina auf den Küchentresen. „Wie findest du den Abend?“ „Der Weihnachtsabend ist einfach klasse. Danke dir.“, meinte Elena strahlend und nahm neben ihrer Schwester platzt. „Das freut mich. Aber es ist noch nicht zu Ende. Ich hab da etwas für dich.“, zwitscherte Nina und hielt Elena ein viereckiges Päckchen hin. Überrascht starrte Elena dahin. „Na, mach schon auf!“, forderte Nina grinsend. Sofort befolgte Elena das und packte das Geschenk auf. Mit offenem Mund starrte sie dahin als Elena das Armband erblickte. Es war ein silbernes Armband mit verschiedenen Anhängern. Daran war ein silbernes Kreuz und ein silberner Anker. Ebenfalls waren rote Rubinensteinchen angehängt. Die größte Aufmerksamkeit bekam aber der Herzanhänger. Er war der größte von allen und bestand ebenfalls aus einem Rubin.

 

„Wow. Das ist wunderschön, Nina.“, hauchte Elena und konnte den Blick nicht von dem schönen Schmuck abnehmen. „Es freut mich das es dir gefällt. Die drei Anhänger, Kreuz, Anker und Herz haben eine Bedeutung. Nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe. Ich dachte mir das passt zu dir wie die Faust aufs Auge.“, erklärte Nina mit einem sanften Lächeln. „Vielen Dank. Das muss ein Vermögen gekostet haben!“, sagte Elena während sie das Armband vorsichtig anzog. „Darüber reden wir nicht.“, erwiderte Nina grinsend. Elena lachte leicht und schnappte sich dann ebenfalls ein schmales Päckchen. „Ich hab auch etwas für dich.“, sagte sie strahlend und hielt es Nina hin.

 

Neugierde funkelte in Ninas Augen und sie schnappte sich das Geschenk. Flink öffnete sie es und als sie die Kette herausnahm sah sie es sprachlos und mit leicht geöffnetem Mund an. Es war eine feingliedrige silberne Kette mit einem wunderschönen Phoenixanhänger. Der Kopf, die ausgestreckten Flügel sowie der Körper waren ebenfalls Silber. Der große Schweif war golden und in den Enden waren kleine Amethysten eingearbeitet. „Und?“, fragte Elena lächelnd nach. Langsam sah Nina auf und leckte sich über die trockenen Lippen.

 

„Das ist die schönste Kette die ich je gesehen habe. Sie ist so wunderschön!“ ,hauchte Nina und sah Elena gerührt an. „Der Phoenix hat eine uralte Bedeutung. Er ist ein Glücksbringer der Unbesiegbarkeit und Heilung symbolisiert. Ebenso schenkt er Kraft, Vertrauen und hilft bei Veränderungen. Das passt doch nicht wahr?“, sagte Elena und lächelte Nina liebevoll an. Diese bekam Tränen in den Augen und umarmte ihre Schwester. „Vielen Dank. Ich hab dich so so lieb, Elena.“ Elena standen jetzt ebenfalls die Tränen in den Augen und sie umarmte ihre Schwester. „Ich hab dich auch lieb.“ Dann half sie ihr die Nina die Kette anzulegen. Beide versprachen sich, die Geschenke niemals wieder abzulegen. Sie würden sie mit in den Tot nehmen.

 

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Derweil füllte sich auch das Salvatore Anwesen zusehends. Alexis hatte ganze Arbeit geleistet und noch einige Vampire eingeladen. Darunter Patrick Drake. Diese trat gerade ins Wohnzimmer als er Lyanna erblickte. „Lyanna?“, fragte er überrascht. „Was machst du denn hier?“, fuhr sie ihn entsetzt an und straffte die Schultern. Der Abend konnte ja nicht mehr schlimmer laufen oder?!

 

„Ich hab ihn eingeladen!“, zwitscherte Lexi grinsend und trat zu den beiden. „Oh na großartig.  Ich bin richtig begeistert!“, meinte die brünette Hexe schnippisch und verschränkte die Arme. „Jetzt sei doch nicht so eine Spielverderberin!“, brummelte Lexi.  Jetzt trat auch Damons ins Zimmer und visierte Patrick mit zusammen gekniffenen Augen an.

 

„Patrick. Das du dich noch hier hin traust.“, giftete Damon und trat an Patrick heran. Dieser schluckte heftig. Er wusste doch das es keine gute Idee war! Patrick hatte Damon damals, als Lyanna abgehauen ist, eine große fette Lüge erzählt, damit nicht rauskam das Lyanna schwanger von Sam van Helsing ist. Doch Damon hatte die Lüge nicht abgekauft und Patrick rausgeschmissen. „Damon. Du hast dich kein bisschen verändert.“, antworte Patrick und hoffte dass er jetzt nicht den Kopf abgerissen bekommt. Aber bei Damon wusste man nie.

 

„Sollte ich etwa?“, keifte Damon grimmig und Patrick zuckte etwas zurück. Mittlerweile hatten sich auch die anderen Vampire um die vier versammelt. Darunter auch Enzo und Caroline. „Was passiert hier?“, flüsterte Caroline und sah Enzo an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ , murmelte der Vampir und starrte der Szene gebannt weiter zu. Jetzt fing Damon an zu grinsen. „Aber ernsthaft. Schön dich wieder zu sehen!“, sagte er jetzt und meinte es ernst. Er hatte seinen alten Freund vermisst und war auch überhaupt nicht mehr wütend auf ihn. Denn ihm war jetzt bewusst das Lyanna nicht die Liebe seines Lebens war. Nein. Es war Elena. Dieser Name und ihr hübsches Gesicht mit ihren goldbraunen Augen schwirrten 24 Stunden am Tag in seinem Kopf herum.

 

Überrascht zog Patrick eine Augenbraue hoch und grinste dann. „Gleichfalls, Damon.“, sagte er und wurde prompt von Damon in eine Umarmung gezogen, die er natürlich erwiderte. Auch Patrick hatte seinen Jahrhundertealten Freund vermisst. Alexis klatschte begeistert in die Hände. „Das ist Dreamteam ist wieder vereint. YEAH!“, rief sie und freute sich. Lyanna sah missmutig dabei zu. Was ist wenn Damon die Wahrheit erfährt?  „Ich bin mir ja nicht sicher ob das ein guter Plan war, Lexi.“, murmelte sie leise.

 

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Es war mittlerweile mitten in der Nacht und es schneite ununterbrochen weiter. In der Dunkelheit sah es aus wie eine Märchenlandschaft. Die Stadt New York, die niemals schlief eingebettet in weichem, glitzernden Schnee. Clara saß auf einer Bank und in der Hand hielt sie eine Tasse heißen Cappuccino. Irgendwie mochte sie diese Stadt. Aber es war kein Vergleich mit New Orleans. New Orleans, dort spürte man so richtig das Leben. Hier war alles gehetzt und anstrengend. Doch bald schon, schon bald würde sie nach Hause kommen. Das war sicher. Sie starrte gerade so in den Sternenhimmel, und kleine Schneeflocken vielen ihr ins Gesicht. Wenn die Zwillinge tot sind, könnte sie nach Hause.

 

Gerade wollte sie einen Schluck ihres heißen Getränkes nehmen als sie Geräusche vernahm. Sie hielt inne und lauschte. Doch da war nichts. Halluzinierte sie jetzt schon? Clara wollte wieder an ihrem Becher ansetzten als sie die Geräusche wieder hörte. Vorsichtig drehte sich sie um und scannte wachsam ihre Umgebung. Doch niemand war da. Langsam stand sie auf und drehte sich um die eigene Achse. Plötzlich stand ein Vampir vor ihr und die Hexe wich etwas zurück. Wie sie doch Vampire hasste! „Na wer sitzt denn hier so alleine?“, säuselte der blonde Vampir. Seine grünen Augen nahmen einen blutroten Ton an.

 

„Schätzchen. Besser du legst dich nicht mit mir an!“, zischte Clara leise und verengte ihre Augen. Der Vampire wollte sie gerade attackieren, doch Clara murmelte etwas und schon flog der Vampir im hohen Bogen gegen eine Hauswand. Schnell drehte sie sich um, doch schon standen zwei weitere Vampir vor ihr. Einer hatte schwarze Haare und Clara konnte nur erahnen das er im Normalfall blaue Augen hatte. Der Typ daneben hatte blondes Haar und wahrscheinlich auch blaue Augen, doch beide Vampire sahen sie mit roten Augen und ausgefahrenen Fangzähnen an.

 

Doch bevor die zwei Vampire oder Clara auch nur den Versuch starten können irgendwas zu unternehmen, wurde dem blonden Vampir das Genick gebrochen und der schwarzhaarige verlor sein Herz und kippte tot um. Überrascht sah Clara zu einer jungen Frau mit braunen Augen und braunen Haaren. „Elendige Viecher!“, schimpfte sie, lies das Herz fallen und säuberte sich die Hände an einem Taschentuch.

 

Clara schwieg und begutachtete die Fremde misstrauisch. Sie war kein Vampir und auch keine Hexe. Clara spürte sofort dass sie eine Werwölfin war und wich einen Schritt zurück. Mit denen war auch nicht immer gut Kirschen essen. „Ich hab dir den Arsch gerettet. Wie wäre es mit einem Danke?“, fragte die brünette Werwölfin mit hochgezogener Augenbraue. Clara verdrehte die Augen, kniff die Augen misstrauisch und antwortete: „Ich fände es viel besser wenn du mir sagst wer du bist und was du willst.“ „Sollte ich denn etwas wollen?“, entgegnete die Fremde und trat näher an Clara heran

 

„Jeder will etwas. Nichts ist umsonst.“, konterte Clara, sah die junge Frau weiterhin an und blieb stehen wo sie war. Schließlich würde sie sich nicht von so einer dummen Werwölfin einschüchtern lassen. Sie war schließlich Clara Marshall! „Mein Name ist Ayla Manchester. Ich bin hier weil ich weiß dass du hinter den zwei jungen Schattenjägerinnen her bist. Eine von denen ist schuld das meine beiden Brüder tot sind.“ Jetzt hatte Ayla das Interesse der rachsüchtigen Hexe geweckt. „Du willst dich mir anschließen?“

 

Ayla nickte und antwortete. „Der Feind meines Feindes ist mein Freund nicht wahr?“ Clara nickte und dachte nach. Bräuchte sie noch Hilfe bei den Twins? Eigentlich nicht. Schließlich würden die bald sterben. Das war das Armen in der Kirche. Also schüttelte die Hexe schlussendlich den Kopf. „So gut wie mir dein Angebot gefällt… muss ich dennoch ablehnen.“ „Wieso?“, hakte Ayla nach und presste die Lippen zu einem schmalen Strich. „Ganz einfach: Elena und Nina werden sowieso bald sterben. Sie sind eigentlich Hexen und verflucht. Sie werden nie älter als 18. Und an Silvester… werden sie 18. Also Danke, aber nein danke.“, erklärte Clara und verschwand in der Dunkelheit.

 

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12.Juni, 1860, New York

 

Es war ein herrlicher Sommertag in New York. Die Sonne strahlte, der Himmel war blau und wolkenlos und die Vögel zwitscherten fröhlich. Gerade schlenderten Margary und ihre 17-jährige Tochter Elena durch den riesigen Garten des prächtigen Salvatore Anwesen. Margary trug ein schlichtes grünes Chiffon-Kleid mit einem V-Ausschnitt. Ebenfalls prangte eine silberne Brosche an dem dünnen Stoff. Elena trug ein bodenlanges pinkes Taft-Kleid. Bis zur Hüfte war es enganliegend und stellte sich dann weit aus. Das Korsett war mit Strasssteinen verziert und der Herzförmige Ausschnitt war mit Perlen und Pailletten verziert war. „Nächste Woche findet das große Gründerfest statt.“, erzählte Margary und sah Elena von der Seite aus an. „Du und Nina werdet da sein. Man erwartet euch. Diesmal werdet ihr keine Ausrede finden.“

 

„Aber Mutter.. diese königlichen Feste… sind immer so langweilig.“, beschwerte sich Elena und sah ihre Mum unschuldig an. Vielleicht brachte ja dieser süße Blick etwas? Doch Margary grinste nur. „Ich weiß. Deswegen ist mir auch durchaus bewusst, das ihr zwei einen Fluchtplan für diesen Abend habt.“ Elena kicherte schuldbewusst und drehte sich im Kreis. Margary schmunzelte bei dem Anblick ihrer Tochter, doch bei dem Gedanken, was sie jetzt ansprechen müsste, verging ihr das Lachen. „Mum? Ist etwas?“, fragte Elena und sah sie besorgt an.

 

„Es gibt da etwas worüber ich mit dir reden muss. Da ist eine Sache die mir Sorgen bereitet. Dein… Freund. Damon Salvatore. Er gefällt mir ganz und gar nicht.“, erklärte Margary ihrer Tochter und sah sie ernst an. Elenas goldbraune Augen wurden groß vor Unglauben. „Was hast du gegen Damon?“  „Er ist nicht gut für dich. Schließlich ist er ein Vampir.“, versuchte Margary ihrer Tochter klar zu machen. Innerlich betete sie zu Gott, Elena würde es verstehen. Hier ging es schließlich um ihre und Ninas Sicherheit. „Aber.. Damon ist so wundervoll. Er ist so perfekt!“

 

„Niemand ist perfekt, liebes. Aber vor allem ist er ein Vampir. Ein Ur-Vampir. Du, meine liebste Elena bist eine Hexe. Dazu eine sehr mächtige. Du und Nina seit die mächtigsten Hexe der Welt. Hexen und Vampire sind in dieser Zeit Feinde, verstehst du? Wir führen einen Krieg gegeneinander. Da führt man keine Beziehungen, denn diese führen nur in den Tot.“, erklärte Margary Elena eindringlich und legte fürsorglich einen Arm um ihre Schulter. Doch Elena schüttelte Margary ab und kniff die Augen zusammen. „Aber Damon und ich lieben uns doch. Versteh das doch!“, versuchte Elena wiederum ihrer Mutter klar zu machen.

 

Doch Margary war in diesem Augenblick der Herzschmerz und die Elenas große Liebe egal. Was für Margary zählte war nur das Leben ihrer beiden Zwillinge. Vielleicht würde Elena sie jetzt hassen. Vielleicht wäre Nina mit wütend. Aber das war es ihr wert, so lange die beiden nicht in einen unbesiegbaren, todbringenden Kampf zwischen Werwolf und Vampiren rutschte. Denn das würden sie nicht überleben. In einem halben Jahr wurden die beiden Mädchen volljährig und Margary würde alles tun, damit sie dies überstehen. Also schluckte sie etwas, setzte sich eine Maske auf und sagte das, was sie sagen muss um Elena zu überzeugen: „Natürlich verstehe ich dich. Deswegen gebe ich dir die Wahl. Halte dich von Damon fern, oder ich sorge dafür dass er verschwindet. Und du weißt was das bedeutet.“  Elenas Augen weiteten sich vor Entsetzten und sie wich vor ihrer Mutter zurück. Wäre Margary so kalt und würde Damon zu Stein verwandeln? Töten konnte sie ihn nicht, aber außer Gefecht setzten schon.

 

Schweißgebadet und schwer atmend wachte Elena in ihrem Bett auf. Keuchend sah sie sich um. Sie war zu Hause. Im Schattenjägerinstitute. Schon wieder so eine Erinnerung die ihr innerstes zu tiefst erschütterte. Vorsichtig sah sie neben sich und erkannte Nina die in seliger Ruh weiter schlief. Neben ihr könnte ein Einbrecher sein und Nina würde nichts merken. Wenn die mal schlief, schlief sie. Seufzend ließ sich Elena wieder ins Bett fallen. Nachdem sich ihr Puls wieder beruhigt hatte, übermannte sie schon bald wieder der Schlaf.

 

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-31. Dezember 2014-

Es war noch früh als Nina in ihrem Bett aufwachte. Gähnend streckte sie sich leicht und musste Acht geben das sie Elena nicht weckte. Leise stand sie auf und sah auf die Uhr: 6:00 Uhr. So früh erst. Heute war Silvester. Elena und Ninas Geburtstag. Doch Nina war nicht wirklich in Feierstimmung. Schließlich würden sie und Elena ja heute auch sterben. Gedankenverloren sah sie sich in dem dämmrigen Zimmer um und ging zu einem Schränkchen. Leise öffnete sie es und räumte die Wäsche raus. Dann holte sie den zweiten Boden aus der Schublade raus und griff nach einem Buch. Es war ein altes in Leder gebundenes Buch. In der Mitte prangte ein Davidstern. Es war ein Hexenbuch. Elenas und ihr Grimoire. Dort wurden alle Zaubersprüche, Rezepte für Zaubertränke etc. aufbewahrt. Auch wann es gefährlich war dies in dem Institute aufzubewahren, konnten sich die Twins nicht davon trennen.

Als Nina Sachte über den Ledereinband strich, fühlte sie sich plötzlich komisch. Sie blinzelte und im nächsten Moment wurde sie in eine Erinnerung ihrer Vergangenheit geschleudert.

-28. August 1861, New York, 15:00 Uhr-

„Nina bitte!“, stieß Damon hervor und hielt die schwere Eichentür fest bevor Nina sie zuschlagen konnte. „Damon nein!“, meckerte die brünette Hexe und stemmte sich gegen die Tür, doch sie hatte gegen den uralten Vampir einfach keine Chance. „Nina. Bitte hör mich an.“, flehte Damon jetzt schon fast und schaute Nina die ganze Zeit an. Diese kniff die Augen zusammen und überlegte. Damon war mit Elena zusammen. Doch zu dieser Zeit waren die Vampire und Hexen überaus verfeindet so das Nina und besonders Elena Kontaktverbot mit Damon bekommen haben. Elena sah das gar nicht gerne, doch sie beugte sich dem Willen ihrer Mutter, da sie nicht wollte das Damon etwas geschah. Jetzt gerade war Elena mit Mum unterwegs, denn Elena ließ man nicht mehr aus den Augen.

Eigentlich wollte sie Damon nicht reinlassen…doch der eindringliche Blick von Damon brachte sie zu nicken und die Tür komplett zu öffnen. „Okay. Komm rein.“, sagte sie und trat zur Seite. Erleichtert schlüpfte Damon durch die Türe und schloss sie sorgfältig  hinter sich „Danke, Nina.“ „Dank mir noch nicht, Damon. Also. Was willst du?“, fragte Nina und setzte sich hin. Sie trug ein wunderschönes rotes Tüllkleid. Die Korsage war enganliegend und der Herausschnitt war mit weißen Mustern verziert. Ab der Hüfte bauschte sich das Kleid bis zum Boden hin auf. „Es ist wegen Elena. Ich weiß du traust mir nicht… aber ich liebe sie. Elena bedeutet die Welt für mich. Ich kann nicht mehr ohne sie leben. Es ist mir egal ob sie eine Hexe ist. Und ihr ist es egal ob ich ein Vampir bin…“ erzählte Damon doch wurde von Nina unterbrochen.

„Den anderen ist es aber nicht egal. Die Hexen und Vampire die diesen Krieg hier angefochten haben. Wenn ihr zusammen seid, ist das eine Gefahr für euch beide.“, sagte Nina und blickte in Damons Augen. Langsam nickte er und wurde todtraurig. „Das ist wahr… ich weiß einfach nicht mehr was ich ohne sie machen soll… ich habe ihr gesagt ich würde mit ihr weggehen. Abhauen. An einen Ort wo kein Krieg ist…Wo auch immer sie hin will“, sagte Damon kleinlaut. Jetzt bekam Nina Mitleid und sie klopfte auf den Platz neben sich. „Aber?“, fragte sie jetzt etwas sanfter nach. Eigentlich hatte sie überhaupt nichts gegen Damon. Doch sie wollte dass Elena in Sicherheit war. „Sie würde gehen… aber nicht ohne dich. Du bist ihre Schwester, Nina. Sie liebt dich. Ohne dich würde sie nirgends wo hin gehen.“, erklärte Damon und sah Nina an. Er mochte Nina. Sie war wie eine Schwester für ihn. Doch er musste feststellen, dass nach jedem tot, Nina Damon gegenüber misstrauischer wurde.

Überrascht sah Nina jetzt Damon an. „Das ist dein ernst oder? Du würdest mit ihr fortgehen, alles hier stehen und liegen lassen… und es ist dir egal. Hauptsache du bist bei ihr?“ Damon nickte sofort. „Das würde ich. Ich würde alles für Elena tun.“ „Okay. Dann sollte ich für Elena und mich packen nicht wahr?“, meinte Nina grinsend und stand schwungvoll auf. Verdattert sah Damon die Hexe an. „Wie bitte?“ „Ja. Wenn das einzige Hindernis darin besteht das Elena nicht ohne mich mitgeht, dann komme ich mit.“ Damons Augen strahlten und er stand auf. „Ist das dein Ernst?“, fragte er nochmal ungläubig nach. „Ja. Mein absoluter Ernst. Ich hab nichts gegen dich und ich werde erst recht nicht Elenas Glück im Weg stehen.“, trällerte sie und marschierte zur Treppe. „Sag Damon, was brauchen wir für Klamotten?“, fragte Nina während sie in ihrem Zimmer verschwand in ihrem Zimmer. Damon blieb unten und strahlte bis über beide Ohren. Würde er jetzt endlich sein Happy End bekommen?

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-28. August 1861, New York, 20:Uhr-

 

Geschniegelt und geschnürt standen Damon  Elena und Nina in ihrem Geheimversteck. Die Zwillinge hatten erst Angst, das man sie trotzdem finden würde, aber wie von Damon prophezeit fand sie niemand. „Wenn die Nacht vollkommen eingebrochen ist, werden wir von hier verschwinden.“, versprach Damon und seine Augen funkelten geheimnisvoll. Elena und Nina nickten begeistert. „Gott wie aufgeregt ich bin.“, murmelte Elena und war mehr als nervös. Nina nahm die Hand ihrer Schwester und drückte sie. „Das wird bestimmt toll. Unser eigenes Abenteuer. Wie heißt es doch so schön? Das Leben ist ein Märchen, dessen Ende wir selber schreiben.  Also leben wir unser Märchen!“, sprach Nina und strahlte. „Oh ja, Nina. Wie recht du doch hast.“, stimmte Elena ihrem Zwilling zu und lächelte Damon verliebt an.

 

Damon erwiderte das Lächeln zärtlich und küsste seiner Liebsten auf die Schläfe. „Bevor wir gehen… ich habe noch ein Geschenk für euch.“, erzählte Damon, stand auf und ging zu seiner Tasche. „Geschenk? Wirklich?“, kam es von Elena und Nina wie aus einem Mund. In manchen Dingen waren die Twins einfach gleich. „Ja, wirklich.“, antwortete Damon belustigt und hielt den beiden Mädchen das Geschenk hin.

 

Sofort schnappten die beiden es sich und packten es aus. Darin war ein Buch mit ledernem Einband. Auf diesem braunen Einband war ein Pentagramm eingraviert. Fasziniert sahen sich die Mädels das Buch an. Vorsichtig öffnete Elena den Umschlag und schlug das große Buch auf. Doch es war leer. Die Seiten waren leer. Kein einziges Wort stand drin. „Damon. Da steht ja gar nichts drin.“, beschwerte sich Nina ein wenig. Damon lachte leise auf.

 

„So soll es auch sein. Das wird euer Hexenbuch. Ihr seid einzeln schon stark… doch gemeinsam seit ihr unschlagbar. Elena kann dort ihre Zaubersprüche eintragen und du Nina kannst die Rezepte für deine Zaubertränke und Tinkturen eintragen. Sowie jedes nützliche Detail was ihr braucht.  Das Pentagramm vorne auf dem Buch ist ein Pentagramm. Es ist ein uraltes Schutzsymbol gegen Teufel und Dämonen. Niemand böses kann dieses Buch anfassen, oder es gar aufschlagen.“, erklärte Damon mit einem zuckersüßen Lächeln. „OH MEIN GOTT das ist total toll!“, quietschte Elena und warf sich in  Damons Arme. „Da muss ich Elena Recht geben, Damon. Bist ja ein richtiger Fuchs.“, meinte Nina grinsend.

 

„Ja. Hach. Das ist mein Fuchs.“, sagte Elena und schmiegte sich an Damon. „Freut mich sehr das es euch gefällt.“, sagte Damon lächelnd und schlang die Arme um sie. „JAAA. GRUPPENKUSCHELN!“, rief Nina jetzt und warf sich mit Gebrüll auf die beiden. Alle drei lachten herzlich.

Damon war so überaus glücklich. Es war das erste Mal das seine geliebte Elena und ihre Schwester Nina das Elternhaus verließen. Damon hoffte inständig das diese Veränderung die beiden davor bewahrte zu sterben. „Es ist Zeit.“, murmelte Damon, ließ die beiden Mädels los und schnappte sich die Taschen. Auf in ein neues Leben.

 

 

-31. Dezember 1861, Venedig-

 

Die Geburtstagsfeier war im vollen Gange. Nina und Elena ließen sich richtig schön feiern. Es war ein toller Geburtstag und gleichzeitig ein toller Silvester. Elena und Damon waren total verliebt. Selbst Nina schien einen geheimnisvollen Verehrer zu haben. Seit dem sie abgehauen waren und sich in Venedig niedergelassen hatten, waren die drei so unglaublich glücklich. Ihren Eltern hatten sie einen Brief zu kommen gelassen, damit sie sich nicht zu große Sorgen machten. Es war einfach nur ein traumhafter Tag.

 

Es war 23:30 und bald schon würde der Countdown starrten. Doch es würde nicht soweit kommen, das dies alle überleben würden. Denn plötzlich hielten die Vampire im Raum sich die Köpfe und sackten auf die Knie. „Hexen!“, zischte Alexis, die ebenfalls anwesend war und stützte Damon. Elena und Nina die gerade am Buffet standen, sahen sich mit großen Augen um. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Nina leise und sah sich misstrauisch  um. Da wurde der Festsaal auch schon gestürmt und jede Menge Hexen und Hexenmeister, sowie Schattenjäger traten ein. Darunter auch Margary und Basel Fray. Wie in New York gingen Vampire und Hexen direkt aufeinander los.

 

Doch dank ihrer Magie, waren  die Hexen mit den Schattenjägern im Vorteil und schlachteten einen Vampir nach dem anderen ab. Damon stürzte sich sofort ins Getümmel… er musste seinem Volk retten. „Wir müssen hier weg!“, zischte Nina und zog an Elenas Hand. Doch ihre Eltern versperrten ihnen den weg. „Elena. Nina!“, rief Margary erfreut und wollte die beiden zu sich ziehen, doch die Zwillingen wichen vor ihren Eltern zurück. „Ihr habt das hier angezettelt? IHR WART DAS?!“, rief Nina außer sich. „Es war die einzige Möglichkeit an euch ran zu kommen. Los lasst uns gehen!“, rief Basel und packte die Hände der Zwillinge. Doch Elena und Nina waren sich einig. Sie wollten hier nicht weg! Sie fühlten sich wohl. Und so schon mal gar nicht.

 

„NEIN!“; riefen beide gleichzeitig und befreiten sich dank ihrer Magie. Es war so viel Power das Margary und Basel gegen die Wand geschleudert wurden. „Oh mein Gott“, rief Elena entsetzt aus und wollte zu ihnen rennen. Das wollte sie doch nicht. Doch Nina hielt sie ab. „Es geht ihnen gut. Wir müssen Lexi und Damon finden und dann hier weg. Bevor noch etwas…“, doch weiter kam Nina nicht, denn jemand hatte einen Pfeil mitten in ihr Herz geschossen.

 

„NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEINNNN!“; schrie Elena und fing ihre Zwillingsschwester auf, die sofort starb. Durch das Geschrei war es kurz Mucksmäuschenstill und jeder starrte auf das Mädchen mit der toten Schwester im Arm. Margary und Basel erhoben sich geschockt. Auch Damon starrte mit wachsendem entsetzen dahin. Doch schneller als der Blitz, zog die Hexe mit den Schattenjägerbogen den nächsten Pfeil und traf wieder ihr Ziel. Elena keuchte auf vor Schmerzen und sackte dann zusammen mit Nina tot auf den Boden. Auf. „NEIN. ELENAAAAAAAAAAAAAAAAA!“, schrie Damon wutentbrannt und tötete jeden Schattenjäger, jede Hexe auf den Weg zu seinem Ziel.

 

Er wollte es nicht glauben. Das konnte nicht wahr sein. Vor 10 Minuten war doch noch alles gut gewesen. Seine geliebte Elena lebte und war glücklich. Glücklich mit ihm und mit ihrer lebendigen Schwester. Doch jetzt. Jetzt waren beide tot. Sein Blick glitt hoch zu Margary und Basel die entsetzt und bleich zu ihren toten Töchtern kamen. Margary's Bauch wuchs in Sekundenschnelle und in wenigen Augenblicken würden die Wehen einsetzten. Die Geburt der Zwillinge würde noch heute erfolgen. Doch daran konnte Damon nicht denken. Er konnte nur daran denken dass er sie wieder verloren hatte. Basel richtete seinen Blick auf und wollte Damon mit Vorwürfen beschuldigen.

Doch Damon kam ihm zuvor. „NEIN. Wag es nicht das zu sagen. DAS ist eure Schuld. Ihr habt diesem Krieg in dieser Halle an DIESEM Tag gemacht. DAS ist ganz alleine eure Schuld!“, schrie Damon, drehte sich um und verließ ohne ein Wort die Halle. Alexis verscheuchte die Vampire, Hexen und Schattenjäger und ließ die Eltern alleine mit ihren toten Kindern.

 

Mit einem kleinen Schrei riss sich Nina von dem Grimoire sowie von der Erinnerung los. Schwer atmend keuchte sie und wischte sich die Tränen weg. Es fing mit so einer schönen Erinnerung an… und endete mit einer Katastrophe. Ob es heute auch so enden würde? „Nina?“, fragte Elena leise dir durch Ninas Aufschrei wach geworden ist. Schnell drehte sich Nina um und lächelte. „Elena. Sorry ich wollte dich nicht wecken.“, meinte sie und hüpfte wieder aufs Bett. Elenas Blick wanderte zu dem Grimoire und dann wieder zu Nina. „Du hattest eine Erinnerung oder?“, fragte Elena leise.

 

Nina nickte etwas. „Ja. Es war erschreckend. Wir sind gestorben und es war furchtbar. Doch darüber möchte ich nicht reden. Heute ist unser Tag. Unsere letzten Stunden und die sollten wir nicht mit vergangenen verschwenden.“, sagte Nina und lächelte. Elena seufzte etwas und nickte. „Ja. Das stimmt.“ „ALSO HAPPY BIRTHDAY KEKSI!“, quietschte Nina und fiel in Elenas Arme. „HAPPY BIRTHDDAY KRÜMMELCHEN!“, sagte Elena lachend und drückte ihre Schwester an sich. Eine Weile hielten sich die Schwestern so im Arm, da löste sich Elena und Nina und griff unter ihr Kissen. „So. Zeit für Geschenke.“, meinte Elena lachend. „Oh oh ich bin schon neugierig.“; eröffnete Nina ihr und hüpfte auf dem Bett herum. Elena grinste und zog einen Umschlag hervor. „Ich habe dieses Geschenk gekauft bevor wir wussten das… aber nun ja. Für den unwahrscheinlichen Fall das wir heute überleben.. dachte ich mir dass wir uns mal einen komplett magielosen/schattenjägerlosen Tag machen. Nur wir beide.“, erzählte Elena lächelnd und drückte Nina das Kuvert in die Hand.

 

Sofort öffnete dieses es und zog einen Gutschein heraus. „OH GOTT. Einen Heißluftballonflug? Für 2 Personen über New York? OH YEAH! Das ist klasse! Vielen Dank!“, trällerte Nina und umarmte Elena wieder vor Freude. „Bitte schön, Schatzi“, sagte Elena sachte und klopfte ihrer Twin auf den Rücken. „Ich hab auch etwas. Und ich glaube wir hatten beide was gleichen im Sinn. Einen normalen Tag.“, sagte Nina als sie sich wieder löste und ebenfalls einen Kuvert Elena offenbarte. In diesem Befand sich einen Wellnessgutschein. „Wellnessgutschein?“, fragte Elena mit großen Augen. „Ja. Mit schwimmen, Sauna, Milchbad, Massage. WAS DEIN HERZ BEGEHRT ELENA“, zwitscherte Nina. „Das ist toll. Hach. Wenn wir das heute überleben, müssen wir die beiden Sachen auf jeden Fall machen!“, sagte Elena und lächelte traurig. Nina nickte und wirkte ebenfalls geknickt. Wenn. Dieses Wenn war GIGANTOMANISCH groß.

****

„Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, happy Birthday liebe Elena und Nina, Happy Birthday to you!“, trällerten Nate, Sam, Marco, Jonathan und Mike im Chor. Elena und Nina saßen am Tisch und konnten sich fast vor lachen nicht mehr halten. Es sah so putzig aus wie die Fünf dort standen und mehr schlecht als recht sangen. „Danke schön!“, antworteten die Zwillinge gleichzeitig und grinsten sich an. Eigentlich war den beiden Mal so gar nicht nach Lachen und Freude zu mute, denn bald würden sie sterben. Es könnte jede Sekunde soweit sein. Doch gerade deswegen  hatten die beiden einen Pakt geschlossen. Nina und Elena würden jede Sekunde des heutigen Tages genießen.

„Wir haben sogar ein Geschenk für euch jetzt Erwachsenen.“, sagte Mike und stellte ein Paket vor die Nase der Zwillinge. Beide sahen sich neugierig an und warfen sich dann mit Gebrüll auf das Geschenk. Belustigt sahen die Männer dabei zu wie sie ein Fotoalbum auspackten. „Das ist ein..“ „Fotoalbum.“, beendete Nina den Satz von Elena. Ehrfürchtig schlugen sie es auf und sahen sich die Bilder an. Erst waren von jedem ein einzelnes Bild mit Name unten drunter. Dann folgten gemeinsame Bilder. Gruppenfotos, Fotos zu zweit, Schnappschüsse. In der kurzen Zeit hatte sich einiges angesammelt. Es waren süße und lustige Fotos dabei. Gerührt sahen die Mädels das an und waren unfähig zu sprechen.

„Gefällt es euch?“, fragte Marco und die Jungs starrten Elena und Nina neugierig an. Beide hatten einen Kloß im Hals und mussten diesen heftig runterschlucken. Der Pakt das mit Fröhlichkeit bis zum bitteren Ende durchzuziehen war einfach gesagt wie getan. „Ja. Das ist wunderschön.“, sagte Elena mit tränen erstickter Stimme. „Elena.. weinst du?“, fragte Nate geschockt und der Schattenjäger starrte Elena mit großen Augen an. Schnell wischte sich Elena die Tränen weg. „Ja. Weil das so süß war.“, sagte sie. Es war sogar halb die Wahrheit. „Naaaw!“, sagte Sam und machte Luftküsse zu den Zwillingen. Nina verdrehte sarkastisch die Augen und versuchte tapfer zu sein. Wo war dieses Scheiß Pokerface wenn man es mal brauchte?! „Das ist ein tolles Geschenk. Danke euch.“, sagte Nina dann lächelnd, zog ihre Schwester hoch. „Das freut uns.“, sagte Jonathan lächelnd. „GRUPPENKUSCHELN!“, rief Nina und Elena wieder gleichzeitig und warfen sich ins Gefecht.

*****

Mit einem mulmigen Gefühl ging Elena durch die Straßen. Sie wusste genau wo sie hinwollte. Zu Damon. Nina hatte Elena dazu gedrängt. Elena sollte sich verabschieden, denn Damon bekam selten die Chance seiner Liebe Lebewohl zu sagen. Tief atmete Elena ein und aus uns musste Nina Recht geben. Beide hatten jetzt verschiedene Varianten gesehen wie sie starben, doch nie konnte Damon Abschied nehmen und weiterziehen. Doch das wollte Elena Damon jetzt ermöglichen. Also ging sie zu Hauptquartier der Vampire – Damon Salvatores Anwesen.

Sie musste noch nicht mal klopfen, da öffnete Damon schon die Tür. Natürlich hatte er sie gehört. Damon hatte sie gerochen, gespürt und gehört. „Elena.“, hauchte er und sah sie aus seinen stechend blauen Augen intensiv an. Elena senkte den Blick und sah auf den Boden. „Hast du kurz Zeit?“, fragte sie leise. Damon nickte sofort und ließ sie eintreten. „Es ist niemand da. Und das Haus ist geschützt. Hier drin kann uns niemand hören.“, sagte er und lächelte sie an. Nervös trat sie ein und wollte direkt anfangen zu reden, doch wurde von Damon unterbrochen. Er zog sie in seine Arme und hauchte ein: „Alles Gute zum Geburtstag.“, in ihr Ohr. Gänsehaut überlief ihren Körper und sie musste heftig schlucken. Dieser Vampir machte sie wahnsinnig!

„Damon…“, sagte sie mit möglichst fester Stimme und drückte ihn von sich weg. Sie hatte ihm doch gesagt dass sie ihn nicht liebt. Aber wie von Nina vermutet, schien er es nicht glauben zu wollen. „Ich hab ein Geschenk für dich.“, sagte Damon mit einem kleinen lächeln und hielt ihr eine Kette unter die Nase. Es war eine wunderschöne Kette mit einem traumhaften Herzanhänger aus  Saphir. „Damon.. wow das ist wunderschön.“, entfuhr es Elena während sie die Kette anstarrte.

Damon wollte sie ihr umlegen, doch sie konnte ihn gerade noch so davon abhalten. „Damon. Das kann ich nicht annehmen.“ „Wieso nicht?“ „Weil.. ich habe dir gesagt dass meine aktuelle Version dich nicht liebt. Und das ist wahr.  Nina hat gesagt ich soll hier hin kommen, weil sie vermutet dass du es nicht glauben willst. Und sie scheint recht zu haben.“ „Natürlich hat sie recht, weil du mich liebst!“, warf Damon mit zusammen gekniffenen Augen ein. „Nein. Ich liebe dich nicht. Und ich werde bald sterben. Ich bin hier um Abschied zu nehmen. Damit du endlich von mir los lassen kannst. Dein Leben lebst und jemanden findest der JETZT das gleiche für dich empfindet.“, sagte Elena und sah Damon direkt in die Augen.

„Das kann ich nicht Elena. Du bist mein Leben!“, meinte Damon und wollte Elena anfassen, doch diese wich zurück. „dann solltest du das ändern. Und zwar schnell.“, sagte Elena und marschierte raus. Da hörte sie ein quietschen und konnte nur noch gucken wie der schwarze Jeep auf sie zu raste. Das war der Moment. Jetzt werde ich sterben, waren Elenas Gedanken und war zu geschockt etwas zu tun, doch Damon war schneller und zog sie schneller als der Blitz zur Seite. Schon rauschte das Auto vorbei. Mit großen Augen starrte Elena Damon an. „Gerettet.“, hauchte er.

Was beide nicht gesehen hatten, war das Mädchen hinterm Steuer. Es war Ayla Manchester. Die junge Werwölfin konnte einfach nicht auf Clara hören und nahm die Dinge selber in die Hand. Sie sollten spätestens heute sterben? Dafür würde Ayla schon sorgen. Diesmal konnte Elena sich retten. Beziehungsweise sich von dem Urvampir retten lassen. Doch sie würde nicht immer bei ihm sein. Würde sie sich halt erst um Nina kümmern.

***

Währenddessen war Nina im Schattenjägerinstitute gewesen und prägte sich nochmal jedes Detail ein. Sanft strich sie über die Kommoden und sah zum ersten Mal mit richtiger Faszination über die Bücher in der riesigen Bibliothek an. Sie hatte nie die Zeit gefunden sich da mal durchzulesen. Man würde bestimmt noch einiges gutes finden. Nie hatte sie richtig ein einem Training teilgenommen. Heute bereute sie es, denn sie konnte nie alles mehr nachholen. „Nina?“, fragte eine sanfte Stimme und holte das Geburtstagskind aus ihren Gedanken.  Sie drehte sich um und sah in die blauen Augen von Jonathan.

„Jonathan. Hey.“, sagte Nina und lächelte den jüngeren Silver Bruder an. Wie sehr sie die beiden ins Herz geschlossen hatte. Aber ebenso auch Mike, Nate und Sogar den durchgeknallten Sam. Sie waren alle auf ihre Weise toll. „Wie fühlst du dich so als 18-jährige?“, fragte Joe mit einen kleinen Grinsen auf den Lippen. „Mir geht es genauso wie mit 17.“, sagte Nina leise und lachte. „So ne Frage ist immer dumm, nicht wahr?“ „Ja. Irgendwie schon.“, stimmte Nina Jonathan grinsend zu. „Marco hat mir erzählt, das du für unsere Versöhnung verantwortlich bist?“, fragte Jonathan und sah Nina mit einem Blick an, denn sie sich nicht erklären konnte. „Naja… das ist vielleicht übertrieben. Ich hab Marco nur einen kleinen Schubs gegeben.“, sagte Nina und zuckte leicht mit den Schultern.

„Danke. Ich glaube ohne dich hätten wir es nicht geschafft.“, sagte Jonathan leise und kam Nina etwas näher. Nina legte leicht den Kopf schief und lächelte. „Doch doch. Das hättet ihr auch so hinbekommen.“ Doch Jonathan schüttelte den Kopf. „Nein. Elena und du.. habt etwas verändert. Ihr habt uns verändert. Ihr seid etwas Besonderes.“, sagte Jonathan und strich Nina eine Strähne hinter ihr Ohr. Sie sah so wunderschön aus. Vor allem momentan wo sie sich nicht übermäßig zu gekleistert hatte. Jonathan ließ sie nicht aus den Augen und er war ihr jetzt so nahe, das Nina schon seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. „Danke.“, murmelte Nina.

Jonathan beugte sich hinab um sie küssen, das war Nina ganz klar und sonst hätte sie es jeder Zeit getan, doch sie konnte es nicht. Warum auch immer, vielleicht weil sie sterben würde… sie konnte es einfach nicht mehr. Also drückte sie ihn sanft etwas von sich und schob ihn beiseite. Jonathan sah sie perplex an, doch bevor sie etwas sagen konnte, erklang eine Stimme aus dem Hintergrund. „Alles okay bei euch?“ Erschrocken fuhren die beiden herum und erkannten Marco. Dieser presste die Lippen aufeinander und starrte die beiden mit seinem typischen ersten durchdringenden Blick an.

„Klar.“, log Nina mal eiskalt weiter. Doch innerlich stand sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sie wollte doch hier ihre Ruhe haben… mit sich ins Reine kommen… und abschließen. Doch jetzt waren genau die zwei Männer hier die sie gerade wahnsinnig machten. Besonders Marco der sie wahnsinnig mit seiner Nähe machte.

„Ich brauch frische Luft.“, presste sie hervor und rannte hinaus in die Freiheit.  Tief atmete sie ein und aus. Sonst war sie doch immer das perfekte Pokerface. Was war nur los mit ihr? Wieso konnte sie das einfach nicht wenn Marco in ihrer Nähe war? „Nina?“, fragte Marco, der ihr sofort gefolgt war, denn Nina schien irgendwie aufgelöst zu sein. Natürlich hatte er alle gesehen und hatte sofort wieder den Stich der Eifersucht gespürt, doch als Nina Jonathan ausgewichen ist, freute ihn das irgendwie sehr. „Ja? Marco?“, fragte Nina, schluckte etwas und sah dann lächelnd zu ihm. „Geht es dir gut? Du siehst irgendwie aufgebracht aus.“ ‚Ja weil Elena und ich heute sterben werden.‘ „Nein alles gut.“, log Nina weiter und  lächelte standhaft. „Du vermisst dein altes zu Hause oder? Euer Familie.. und so? Ist euer erster Geburtstag ohne eure Leute“, sagte Marco und beobachtete Nina weiter.

Gott wie falsch er doch lag. Sowas  on falsch. Aber das konnte sie ihm nicht sagen. Und es war die beste Ausrede die sie finden konnte. Also nickte sie. „Ja…“  Marcos Gesichtsausdruck wurde weich und zog sie in eine Umarmung. Sofort schmiegte sie sich an ihn und hatte das Gefühl das vielleicht doch alles gut werden würde. Doch dieses Gefühl wurde abrupt zerstört, als Marco plötzlich erstarrte. Er hatte einen roten Punkt auf Ninas Kleidung entdeckt. Wie von einem Scharfschützengewehr. Gerade noch konnte er sich mit Nina ducken, als die ersten Schüsse fielen. „WAS?“; zischte Nina und wurde von Marco reingezogen. „Das sind bestimmt die Werwölfe. Weil zwei ihrer Männer tot sind.“, sagte Marco als sie sich in sichere Haus retten konnten. Nina sah auf und schluckte. Stephen und Clayton. Die beiden würden sie wohl immer verfolgen.

Auf einem Dach, nur ein paar Häuser entfernt, fluchte Ayla lautstark. Die Zwillinge hatten heute aber wirklich unverschämtes Glück. Aber das konnte ja nicht mehr lange andauern.

*****

„Geht es dir gut?“, rief Elena und inspizierte Nina genauestens. „Ja, mir geht’s gut. Dank Marco.“, sagte Nina. Mal wieder. Marco hatte sie wieder gerettet. Das wurde zu einer dummen Angewohnheit. „Das ist mir auch passiert .Ich war bei Damon.. und bin dann gegangen.. und fast wurde ich überfahren. Heute hasst uns Karma echt.“, beschwerte sie sich. „Scheint so. Kein Wunder das wir immer gestorben sind. Wenn jeder Geburtstag so wie dieser war.“, stimmte Nina zu und trat auf den Balkon.

Elena folgte ihr und ihr Blick schweifte über die Häuser. „Ob es schmerzvoll wird?“ „Ich hoffe nicht. So ein Sekundentod wäre toll“, meinte Nina sarkastisch. Da viel ihr Blick auf ein blondes Mädchen. Kira. Nina bedeutet Elena ebenfalls nach unten zu gucken. Was machte Kira hier? Sie kam nicht rein. Doch Kira war nicht freiwillig hier. Ayla brauchte Hexen mäßige Unterstützung. Und jede Hexe konnte man irgendwie erpressen. Auch Kira. Denn diese wollte aus Claras Hexenzirkel aussteigen und sich dem New Yorker Zirkel ansiedeln. Wenn Clara das rausfinden würde… wäre Kira ebenfalls auf der Abschlussliste.

„Was guckt die so?“, murmelte Elena. Doch die Antwort kam nicht von Nina sondern von dem Balkonboden. Denn dieser wackelte auf einmal und quietschte. „OH NEIN!“, fluchte Nina und hielt Elenas Hand fest. „Das kann doch nicht wahr sein!“; rief Elena und ihre Augen weiteten sich panisch. „Los. Wir müssen dagegen wirken. Sonst schafft die es tatsächlich den Balkon abzureißen.“ Sofort fingen Elena und Nina an einen Zauberspruch zu sagen und schon stabilisierte sich der Balkon wieder. Es war um Haaresbreite. Es war schon so knapp gewesen das sich die beiden schon nicht mehr bewegen konnten, ohne hinzustürzen. Missmutig sah Nina über den Rand. Doch Kira war verschwunden.

*****

Es war 23:45. Die gesamte Schattenjägertruppe stand draußen im Garten. Ein Lagerfeuer war gemacht worden und es wurde gegrillt. Bereits kleine Silvesterkracher waren aus Spaß angezündet worden. Seit dem Balkonattentat war nichts mehr passiert. Doch Elena und Nina standen die ganze Zeit unter Strom. Was würde jetzt passieren. Jede Sekunde musst es soweit sein und sie würden sterben. Würden sie einfach tot umfallen? Würde Clara noch etwas planen? Oder würden sie durch einen Silvesterkracher sterben? SO viele Möglichkeiten. Doch keine einzige Antwort gab es darauf.

Die 5 Kerle lachten, machten Scherze und waren mehr als gut drauf. Bald würde das Jahr 2015 anfangen. Neues Jahr, neues Glück. Nach einigen Minuten rief Nathan: „Los. Es ist so weit. GLEICH BEGINNT DER COUNTDOWN.“ Sofort grinsten alle und sahen dann hoch zum Himmel. Elena und Nina standen dicht beieinander und die die fünf Schattenjäger gesellten sich zu ihnen. „Das nächste Jahr wird unser Jahr Leute. Wir haben erfolgreich neue Mitglieder. Elena und Nina. Im nächsten Jahr werdet ihr zu vollwertigen Schattenjägern gekürt. Auf euch und das Jahr 2015!“, sagte Nathan und alle hoben ihr Glas.

Und dann ging es los. „12, 11, 10, 9, 8, 7, 6.“, zählten alle bis auf die Zwillinge. Diese fragten sich ob Karma sie wirklich so sehr hasst, oder leibt das sie auf den letzten Sekunden starben. Nina sah zu Marco, der auf der anderen Seite neben ihr stand. Wieder einmal war er ihr so nahe. Viel zu Nahe. „5, 4, 3, 2, 1.“, reifen alle bis Schattenjäger. Es war Punkt Mitternacht und Nina zog Marco zu sich und küsste ihn bevor Marco sich dagegen wehren konnte. Scheiß drauf dachte sie sich. Sie würde jeden Moment tot umkippen. Da wollte sie sich einmal im Leben ihrer Sehnsucht hingeben. Dieser war kurz überrascht, erwiderte aber dann schnell.

Zur genau gleichen Zeit, hatte Sam Elena zu sich gezogen und sie küsste. Elena war total verwirrt und überrascht und erwiderte perplex. Das war für Sam das Zeichen weiter zu machen. Doch dann kam in Elena wieder die Erkenntnis und scheuerte Sam eine. „Sam van Helsing. WAS DENKST DU DIR?! Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt!“, meckerte sie ihn scharf an. Sam rieb sich den Kiefer. „Sorry. Aber das ist brauch. Und ich musste es einfach ein aller letztes Mal probieren.“, entschuldigte sich Sam grinsend. Elena sah ihn mit einem Augenverdrehen an und dann realisierte sie es erst. Es war der  01. Januar 2015. Es war um genau zu sein zwei Minuten NACH Mitternacht. Ein neuer Tag. Ein neues Jahr und Elena und Nina waren nicht tot.

Nina löste sich von Marco und grinste den verwirrten Schattenjäger an. „Was guckst du so? Das ist ein Silvesterbrauch. Noch nie davon gehört?“ „Doch schon…“ „Tja. Bei mir muss man mit allem rechnen.“, sagte Nina grinsend und spürte dann Elenas Blick auf sich. Dieser starrte Nina mit großen Augen an. Verwirrt sah sie auf ihrer Uhr. Nach Mitternacht. Konnte das Sein. Es konnte wohl sein. Quietschend rannte Nina auf Elena und lachend warfen sich die beiden in die Arme. Karma mochte sie in diesem Leben wohl und sie durften ihren Geburtstag überleben.

Jonathan hatte den Kuss gesehen. Und oh wie er ihn gesehen hatten. Heftig musste er schlucken. Heute war ihm klar geworden, dass er sich in Nina verliebt hatte. Als sie seinem Kuss vorhin ausgewichen ist, hatte er beschlossen um sie zu kämpfen. Doch jetzt hatte er den Kuss gesehen. Für Nina mag es nur der Brauch gewesen sein.. doch Jonathan sah ebenfalls mit einem großen Stich der Eifersucht auch Marcos Blick. Marco liebte Nina auch wurde ihm klar. Jetzt musste sich Jonathan die Frage stellen… würde er trotzdem um Nina kämpfen? Und einen neuen Streit mit Marco entfachen?

Elena und Nina lachten und tanzten ausgelassen durch die Menge und steckten mit ihrer Freude die fünf Jungs an. So bekamen sie nicht mit, wie jemand die Menge beobachtete. Es war Damon Salvatore. Er musste einfach hier hinkommen. Er musste beobachten.. er musste es sehen wenn Elena und Nina sterben. Doch.. sie überlebten. Es war jetzt schon einige Minuten nach Mitternacht und noch immer lebten sie. Damon strahlte vor Glück. Gut, der Kuss hatte ihm nicht wirklich gefallen, aber Elena hatte Sam ja gezeigt wo der Hase lang lief. Endlich war es soweit. Sie überlebten ihren Geburtstag. Dann hätte die Liebe zwischen Damon und Elena ja doch noch eine Chance oder? Damon war sich sicher das Elena ihn immer noch liebte.

//07 – Traitor under your roof

- 31. Dezember. 2004, New Orleans -

„Guck mal Mama“, zwitscherte Nina und rannte mit einem Stein in der Hand zu Margary. Die Hexe nahm ihre kleine Tochter auf den Arm und lächelte sie zärtlich an. „Was denn Nina?“, fragte sie und nahm der siebenjährigen Nina den Stein aus der Hand. Heute würden die Zwillinge acht Jahre alt werden. Acht lange Jahre hatte sie die beiden ohne Magie aufgezogen. Sie wollte etwas neues ausprobieren. Denn sie dachte, wenn die beiden nicht wussten, was sie waren, dann würde der Fluch endlich gebrochen werden.
Bis jetzt hatte alles geklappt. Beide Mädchen wuchsen wie ganz normale Kinder auf. Wie Menschen. Auch wenn New York nur so vor Magie pulsierte und in jeder Ecke ein anderes Wesen stand, so hatte sie ihre Kinder erfolgreich davor bewahrt. Doch sie wusste, dass die Kinder die Wesen sehen konnten.


Sie waren nun mal Hexen. Auch wenn sie nichts davon wussten. Jedes Mal hieß es, 'Oh guck Mama. Die hat ja Flügeln' oder 'Mama. Wieso hat der so große Zähne?'. Und jedes Mal lachte Margary nervös und meinte, sie hätten eine viel zu blühende Fantasie. Die Zwillinge glaubten es nach einer Weile. Je älter sie wurden, desto weniger glaubten sie das, was sie sahen.
„Was ist denn mit diesem Stein?“, fragte sie und verlagerte das Gewicht ihres Wonneproppen. „Das war erst kein Stein“, meinte sie und machte große Augen. Ihre samtbraunen Augen sprühten vor kindlicher Aufregung. Ihre weichen Wangen waren zartrosa und ihre vollen kleinen Lippen bebten vor Begeisterung.

Margary schluckte und lachte dann nervös. „Wie? Das war erst kein Stein?“, fragte sie und versuchte die Panik fortzuschieben, die sich langsam in ihr anbahnte. Sie setzte ihre älteste Tochter wieder ab und hockte sich vor Nina, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Nina seufzte, schloss die Augen und dann begann der Stein zu leuchten und verwandelte sich wieder in ihre Lieblingspuppe. „Guck. Ich sagte doch der Stein war erst kein Stein“, stieß sie hervor. Vor Schreck ließ Margary die Puppe fallen und brach in Tränen aus. Nina sah ihre Mum erschrocken an und stupste sie an. „Mama? Warum bist du traurig? Hab ich was falsches getan?“, rief Nina und jetzt kam auch Elena in den Raum und präsentierte blonde Haare und blaue Augen. „Mama. Irgendetwas SEHR seltsames ist mit mir passiert“, stieß sie hervor, doch als sie aufsah und ihre Mutter weinen sah, kam sie auf die Beiden zugerannt.

 

Mama??“ Margary schniefte, wischte ihre Tränen fort und sah auf. Doch als sie Elena erblickte, war es endgültig vorbei mit ihren Nerven. „Ich kann das nicht mehr“, schniefte sie, stand auf und rannte aus den Zimmer. Die Zwillinge sahen ihrer Mutter nach und sahen sich dann gegenseitig an. „Oh man. Was hast du nur mit deinen Haaren getan“, kicherte Nina jetzt und nahm eine blonde Strähne zwischen die Finger. „Ich wollte wie Barbie aussehen“, schmollte sie und verschränkte die Ärmchen vor der Brust. Jetzt begann Nina lauthals zu lachen. „Barbie!“, rief sie und kugelte sich vor lachen. „Rubrum capillos, viridi oculos. Volo vos vultus tui“, flüsterte Elena und schon verwandelten sich Nina's brünetten Haare in rot und ihre Augen wurden grün. „HA du Hexe!“, blaffte Elena ihre Schwester kichernd an. Nina riss die Augen auf, betrachtete ihre Haarfarbe und kicherte dann auch.

 

Wir können zaubern“, rief Nina, nahm die Hand ihrer Schwester und tanzte mit ihr im Zimmer herum. Vergessen waren die Tränen ihrer Mutter. Als Kind kannte man einfach noch keine Sorgen.

- 04.Januar. 2005, New Orleans -

Die Zwillinge sahen wieder so aus, wie zuvor. Braune Augen und brünettes Haar. An jeder Hand von Margary war eine Hand der Zwillinge. Sie zog beide Mädchen schnell durch die Straßen von New Orleans. Sie hatte ein einziges Ziel vor Augen und das war der Hexenzirkel von New Orleans. Sie hoffte, dass die Hexen ihr helfen konnten. Vielleicht konnten sie den Mädchen die Magie nehmen, vielleicht würde dann dieser Fluch endlich seine Wirkung verlieren. Doch sollte es nicht klappen, dann wollte sie nicht mehr mitansehen müssen, wie ihre Kinder starben. Schon lange hatte Basel sie verlassen, denn auch er konnte es nicht mehr ertragen, jede 18 Jahre die Zwillinge sterben zu sehen. Margary nahm es ihm übel. Sie hasste ihn regelrecht dafür, denn er hatte schließlich Schuld daran! Er musste ja diesen verdammten Erzengel damals beschwören.

„Mama wo gehen wir hin?“, quengelte Elena und bockte dann. Sie wollte keinen Schritt weiter gehen. „Elena“, schimpfte die schwarzhaarige Hexe und hob sich Elena kurzerhand auf die Hüfte. „Wir gehen Verwandte besuchen“, log sie und zog Nina an der Hand weiter. Dann ging sie weiter, bog um die Ecke und stand vor den Toren des French Quarter. Das Hexenviertel.
Immer hatte sie diesen Ort vermieden. All die Jahre hatte auch sie keine Magie mehr angewandt, damit ihre Kinder sicher waren. Doch das alles hatte nichts genützt, denn Nina und Elenas wahre Natur war letztendlich doch zum Vorschein gekommen.
Mit Elena auf der Hüfte und Nina an der Hand betrat sie das Viertel und fand sich sofort von Hexen umringt. „Margary Fray“, ertönte die Stimme der Anführerin. Sie hatte grüne Augen, braunes Haar und strahlte eine tiefe Autorität aus.


Margary nickte, setzte Elena ab, die sich sofort hinter ihrer Mutter versteckte, sowie Nina. Beide Mädchen hatten Angst vor dieser Frau, mit den blitzend grünen Augen und diesem grausamen Lächeln auf den Lippen. „Willst du dich uns jetzt doch anschließen?“, fragte die andere Hexe und musterte die beiden acht-jährigen Kinder. Margary strich den beiden beruhigend über das Haar und antwortete mit fester Stimme: „Ja. Es bleibt mir keine andere Wahl. Meine Zwillinge haben … sie haben ihre Magie in sich entdeckt. Ihr wisst von deren Fluch Bescheid?“ Die Anführerin nickte, trat vor und sprach: „Mein Name ist Clara Marshall. Die beiden sind bei uns in guten Händen.“

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31. Dezember. 2014, New York -

Nicht nur Damon hatte die beiden Mädchen beobachtet. Auch Margary Fray stand abseits und sah mit Tränen in den Augen zu ihren beiden Töchtern, die lebten. Das erste Mal in 549 Jahren hatten ihre Kinder ihren 18ten Geburtstag überlebt. Erleichterung, Freude und die pure Angst durchströmten sie. Auch wenn die beiden lebten, würde es immer noch irgendwo einen Haken geben. Doch gerade wollte sie nicht daran denken. Sie wollte es einfach nur genießen, dass sie lebten. Doch auf der anderen Seite sah sie den Vampir, der viel zu lange in Elena's Leben gewesen war. Sie musste ihn endlich loswerden.

- 01. Februar. 2015, New York -

Vier Wochen war Frieden gewesen und dann gab's den ersten Knall. Nina blinzelte und wachte dann auf einem dreckigen Boden auf. Ihr Kopf brummte fürchterlich, sie schmeckte Blut und ihr war kotzübel. Ganz langsam stemmte sie sich hoch und sackte sofort wieder zusammen. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet und ihre Augen drohten ihr zuzufallen. Sie fasste mit ihren Fingern an ihre Stirn und zog sie sofort wieder zurück, als ein stechender Schmerz durch ihren Kopf fuhr. Mit erschrockenem Blick sah sie auf das Blut, dass ihre Finger befleckte.

Dann erst nahm sie eine Bewegung ihr gegenüber wahr. In einer anderen Zelle, die genauso groß wie die ihre war. Sie blinzelte und konnte ihren Augen nicht trauen. Denn genau ihr gegenüber saß Stephen. Der Werwolf den sie doch umgebracht hatte. Der Werwolf, den Mason rächen wollte und wodurch sie beinahe gestorben wäre.

 

Jedoch war sich nicht mehr ganz so sicher, ob Mason sie überhaupt töten hätte können. Der Fluch war sehr komplex aufgebaut und bezog sich immer nur auf ihren Geburtstag. Jedoch hatten sie und Elena den Geburtstag überlebt! Vier tolle Wochen hatten sie erlebt, waren viel zu leichtsinnig geworden und jetzt waren sie hier gelandet. Doch sie konnte sich nicht mehr erinnern, was passiert war. Noch war alles so fürchterlich verschwommen.

 

Zur gleichen Zeit kam auch Elena wieder zu Bewusstsein. Sie zwang sich die Augen aufzumachen und starrte dann in das Gesicht von Damon, der es gegen die Gitter gepresst hatte. Als Damon sah, dass sie auf war, atmete er erleichtert aus. „Elena“, stieß er sanft hervor und umklammerte die Gitterstäbe. Die Hexe setzte sich schwerfällig auf und massierte sich die pochende Schläfe. „Damon? Warum sind wir hier?“, wollte sie mit einer leichten Panik wissen. Damon wollte sie so gerne berühren. In den vier Wochen hatte er versucht ihr näher zu kommen. Doch sie war ihm stets aus den Weg gegangen und hatte sich viel zu oft im Schattenjägerinstitute aufgehalten, sodass er absolut nicht an sie rangekommen war. Doch sie jetzt vor sich zu sehen, erfüllte ihn wieder mit neuer Hoffnung. Niemals würde er sie aufgeben.

 

Sie musste ihn einfach lieben. Sie hatte in diesen Jahren ihn jedes Mal wieder auf's Neue geliebt. Zwischen ihnen stand eine Verbindung. Das spürte er einfach. Er bedachte sie mit einem überaus zärtlichen Blick und flüsterte: „Wir sind im Hexenviertel, Sonnenschein. Aber ich habe keine Ahnung, wozu sie uns brauchen.“ Er hasste es im Dunkeln zu tappen. Vor allem aber machte er sich Sorgen um Elena und Nina. Sie hatten ihren Geburtstag überlebt … er wollte nicht, dass es jetzt vier Wochen danach zu Ende ging. Er wollte endlich die Ewigkeit mit seiner geliebten Elena verbringen.

 

*

 

Nina schüttelte den Kopf, verlagerte ihr Gewicht und umklammerte jetzt die dicken Gitterstäbe. „Nein. Das ist unmöglich. Ich habe dich umgebracht. Du warst tot!“, stieß sie aus und riss die Augen vor Unglauben weit auf. Doch da saß er. Ihr gegenüber und quicklebendig. Stephen schnaubte verächtlich und seine Augen leuchten für einen kurzen Moment rot auf. „Da hättet ihr wohl zweimal gucken müssen. Hättet mir da echt einen Gefallen getan“, knurrte er und wandte sein Gesicht von Nina ab. Er kannte das Mädchen irgendwoher. Doch das war unmöglich. Denn als er sie das erste Mal gesehen hatte, war es 1912. Das waren über 100 Jahre her. Wobei … sie war eine Hexe. Vielleicht hatte sie das älter werden irgendwie aufgehalten. Aber wieso konnte sie sich dann nicht an ihn erinnern oder tat sie das? Jedoch ließ sich nichts anmerken?

 

Nina riss die samtbraunen Augen weit auf und keuchte verzweifelt auf. Sie war geschockt, aber auch so verdammt erleichtert! Sie war keine Mörderin. Sie hatte ihn nicht getötet! Sie dankte Gott auf Knien für dieses kleine Geschenk. Sie zog sich auf ihre Knie und drückte ihre Gesicht an die Gitter. Ihr Blick glitt über seinen ausgemergelten Körper, seine Haltung war gebeugt und er schien, als hätte er bereits aufgegeben. „Marco macht keine Fehler“, murmelte sie leise, doch Stephen hatte sie dennoch gehört. Sein Hörsinn war äußerst gut ausgeprägt. Sein Blick glitt zu ihr hinüber und sein Gesicht war wutverzerrt. „Oh ja natürlich. Der tolle Marco! Anscheinend war er leicht abgelenkt.“ Dabei machte er unwirsche Handbewegungen und deutete auf ihren Körper.

 

Nina kniff die Augen zusammen und wollte schon etwas sagen, um Marco zu verteidigen, doch Stephen kam ihr zuvor. „Hör auf. Erzähl mir nicht, wie toll er doch ist. Marco ist ein Arschloch! Er ist ein MÖRDER! Er hat schon so viele Familien ausgelöscht … Kinder ...“ Die Stimme brach ihm weg und er musste heftig schlucken, um den Frosch im Hals zu lösen. Marco hatte schon so viele umgebracht, die ihm etwas bedeutet haben und alles nur, weil EIN EINZIGER Werwolf seinen Freund angegriffen hatte und getötet hatte. Aber wieso mussten dafür alle Werwölfe herhalten?! Sie hatten nichts verbrochen, sie wollten endlich Frieden! Aber zu den vermaledeiten Schattenjägern kamen auch noch die Vampire dazu, die unbedingt sie alle ausrotten wollten, weil sie Angst vor ihnen hatten. Nina leckte sich über die trockene Lippe und spürte, wie sich ihr Herz schmerzvoll zusammenzog. Sie hatte nie darüber nachgedacht, aber Stephen hatte Recht.

 

Schattenjäger töteten auch Kinder. Da machten sie keinen Unterschied. Und das hieß, dass auch Marco schon viele umgebracht hatte … ob Marco wirklich Kinder getötet hatte? Hatte er tatsächlich keine Skrupel und würde ein wehrloses Kind umbringen? Sie wollte sich das nicht vorstellen und sie wollte es nicht glauben, aber dass diese Möglichkeit bestand, müsste sie einsehen.

 

*

 

- 3 Tage vor der Gefangenschaft -

„Du willst was?!“, fragte Sam entsetzt und starrte Elena perplex an. „Ich will mein Zimmer streichen!“, erwiderte sie grinsend und wedelte mit der Farbpalette vor seinem Gesicht herum. „Okay. Und wieso kommst du da zu mir?“, wollte er jetzt mit einem breiten Grinsen wissen und ließ mal wieder seinen Blick über sie wandern. Sie rollte mit den Augen und pikste ihm dann mit ihrem Zeigefinger in seine Brust. „Weil niemand da ist außer dir“, antwortete sie ihm ehrlich und drückte ihm dann die Tabelle in die Hand. Aufgeschlagen waren die verschiedenen pinken Farben. Mit Entsetzen starrte Sam darauf und schüttelte vehement den Kopf. „Okay, Butterkeks. Ich helfe dir, aber unter einer Bedingung. KEIN PINK!“

Er sah sie mit ernsten blauen Augen an und ließ sie nicht aus den Augen. Elena hasste es nachzugeben, aber sie brauchte seine Hilfe, denn alleine konnte sie die schweren Eimer nie und nimmer die Treppe hochtragen. Ihre Lippen waren zu einen schmalen Strich zusammengepresst und die Arme hatte sie vor ihrer Brust verschränkt, doch sie stieß die angehaltene Luft seufzend aus und kapitulierte. „Okay“, meckerte sie und riss ihm den Farbenfächer wieder aus der Hand. Sie überlegte und zeigte ihm dann die Farbe 'Gletschereis'. „Zufrieden?“, wollte sie wissen und sah ihn flehend an. Sam war die Farbe immer noch zu mädchenhaft, aber Elena sah mit ihren flehenden goldbraunen Augen so knuffig aus, dass er nicht verneinen konnte.

„Ja, Elena. Das ist viel besser“, meinte er mit einem verschmitzten Grinsen und zum ersten Mal in seinem Leben war er gar nicht darauf aus, sie ins Bett zu locken. Elena quietschte und ihre Augen strahlten vor Freude und das war genau der Moment, als sich Sam vollkommen in sie verliebte. Das war ihm bisher nie passiert, aber jetzt hatte es auch den Casanova erwischt. Vollkommen mitten ins Herz. Am liebsten wollte er sie jetzt küssen oder zumindest umarmen, doch er riss sich zusammen und führte sie dann zu seinem Auto, damit sie endlich die Farbe holen konnten.

~

„Du bringst mich um“, jammerte Samuel und schleppte die schweren Farbeimer die lange Treppe nach oben in Elena's Zimmer. „Ach sei doch nicht so zimperlich. Du bist ein Mann. Also verhalte dich wie einer“, schimpfte sie spielerisch mit ihm und zwinkerte ihm dann leicht zu. Sam schmunzelte und hievte dann die beiden Eimer in ihr Zimmer. „Hey ich hab 'ne Menge Weiber im Bett gehabt. ICH bin MÄNNLICH! Männlicher geht es gar nicht“, meinte er und grinste breit. Doch Elenas Gesicht verfinsterte sich plötzlich und die Fröhlichkeit war einem genervten Blick gewichen. „Tut mir leid, Elena. Tut mir wirklich leid … das war ein dummer Kommentar. Verzeih mir bitte“, flehte er plötzlich, denn er wollte nicht, dass zwischen ihnen wieder diese Anspannung herrschte.

Elena starrte ihn verdutzt an und begann dann zu kichern. „Hör auf. Ich bin doch nicht sauer, dass du einfach du selbst bist. Du bist halt so, aber belasse deine Kommentare auf ein Minimum und nimm jetzt den Pinsel und beginn zu streichen!“ Doch Samuel schüttelte den Kopf und packte eine Plane, die er ihr in die Hand drückte. Elena sah ihn verwirrt an und starrte auf das Objekt, mit dem sie absolut nichts anfangen konnte. „Du musst die Möbel abdecken, weil sonst werden sie dreckig“, erklärte er ihr mit einem sanften Lächeln, doch Elena schüttelte zu seiner Überraschung den Kopf. „Ne. Die kommen alle raus. Also. Los fang an zu packen und dann müssen wir das abbauen und raus schaffen. Die neuen Möbeln sind schon auf den Weg“, teilte sie ihm mit einem lieblichen Lächeln mit.

Sam starrte sie perplex an und seufzte dann schwer. Natürlich. Elena machte nie halbe Sachen, also begann er ihre Klamotten in Kisten zu füllen und ihre wenigen Habseligkeiten ebenfalls zu verstauen. Gemeinsam schafften sie es in einer Stunde und dann bauten sie die wenigen Möbeln ab. Sobald alles geschafft war, belegten sie den Boden mit der Plane und Zeitungspapier und dann kam es zur eigentlichen Arbeit. Das Streichen.
„Bist du dir sicher, dass du das machen willst?“, fragte Sam und sah sie an. Sie nickte und sah die Wand an. Natürlich wusste sie den perfekten Spruch, wie sie in einer Sekunde alles bestrich, doch Sam war hier und er würde nicht weggehen. Sie wollte ja schließlich seine Hilfe.


Sie nagte an ihrer Unterlippe herum und sah die große Wandfläche an. Jetzt kamen ihr Zweifel. „Willst du kneifen?“, fragte er jetzt amüsiert und beobachtete sie, wie sie auf ihrer Lippe herumkaute, doch sie war stur und schüttelte entschieden den Kopf. „NIE. IM. LEBEN!“, stieß sie hervor und bewaffnete sich mit einem Pinsel. Dann musste das eben auf die altmodische Art und Weise passieren. „Schätzchen. Mit nen Pinsel kommst du nicht weit“, meinte Sam lachend und drückte ihr eine Farbrolle in die Hand. Seufzend packte sie fester zu und nickte. „Na gut. Dann lass es uns anpacken“, meinte Elena grinsend und tunkte die Rolle in die Farbe.

Dann begannen beide zu streichen. Mit Tipps und Anweisungen von Sam schaffte Elena die Wand gleichmäßig zu streichen.

 

Nein ein wenig mehr zurück und gleichmäßig sonst bekommst du seltsame Schattierungen rein“, erklärte er und trat jetzt hinter sie. Elena konnte seinen Atem an ihren Nacken kitzeln spüren. Ein kleiner Schauder lief ihr über den Rücken. Sie sah über ihre Schulter zu ihm und zog ihm dann den Roller voller Farbe über sein Gesicht. Sie kicherte und wollte dann schnell verschwinden, doch Sam packte sie empört bei den Hüften und hob sie hoch. Elena quietschte vergnügt auf und zappelte in seinen Armen. „Nein. Hör auf“, rief sie und bekam ebenfalls eine Ladung Farbe ab. „Deine neue Haarfarbe. Steht dir!“, meinte er mit einem unverschämten Grinsen und setzte sie wieder auf den Boden. „Arsch!“, meckerte sie und boxte ihn gegen die Brust.

 

Au. Das tut man nicht“, beschwerte er sich spielerisch und hielt ihre Fäuste fest. „Doch. Bei dir schon!“, meinte sie und grinste. Doch Sam war stärker und drückte sie dann gegen eine unberührte Wand. Elena stemmte sich dagegen, aber musste kapitulieren, denn er war definitiv stärker als sie. Da sie nicht ihre Macht einsetzen konnte, hatte sie die Stärke eines … nun ja eines Mädchens eben.

Du spielst nicht fair“, meckerte sie, als sie es aufgegeben hatte und ihm in die grau-blauen Augen sah. Sam grinste verschmitzt und drückte weiterhin ihre Hände gegen die Wand. „Hab ich nie behauptet.“ Für einen Moment herrschte Stille zwischen den Beiden. Sie sahen sich lediglich in die Augen. Dann beugte sich Samuel vor und streifte ihre Lippen ganz leicht mit seinen.

 

Er sah ihr mit seinen blauen Augen tief in ihre, als er sich ihr langsam mehr näherte. Elena merkte, wie sich ihre Lippen ohne Widerstand leicht öffneten, langsam schloss sie ihre Augen und ließ passieren, was passieren sollte.

Sein Duft vernebelte ihr den Verstand. Elena konnte die Wärme seiner Lippen auf ihren spüren und von einer Sekunde auf die andere, wurde der Kuss intensiver, wo er zuvor noch federleicht und nüchtern gewesen war. Davon ermutigt, dass sie ihm keine klatschte, packte er sie an der Hüfte und zog sie enger an sich. Elena schlang ihre Arme um seinen Nacken und vertiefte den Kuss, der so unschuldig begonnen hatte und immer feuriger wurde, doch dann besann sie sich eines besseren und stieß Sam von sich. Völlig aufgelöst, mit hochrotem Kopf und keuchendem Atem, starrte sie ihn mit großen Augen an und stürmte nach draußen.

 

- Gegenwart -

Elena starrte Damon an und seufzte dann schwer. Sie saß sich dich vor das Gitter, dass sie beide trennte und sah ihn einfach nur an. Sie wusste wirklich nicht was sie wollte. Ihr Herz schubste sie jedes Mal auf's Neue in Damon's Richtung, aber ihr Kopf sagte ihr, dass sie Damon somit nur in Gefahr brachte. Sie wollte nicht, dass er wieder sah, wie sie starb, denn dem allen hier traute sie nicht. Das erste Mal nach so vielen Jahren waren sie und ihre Schwester nicht an ihren Geburtstag gestorben und jetzt plötzlich war alles Friede Freude, Eierkuchen? Nope, daran wollte sie jetzt tatsächlich nicht glauben. Sie war zwar jemand, die gerne an das Positive dachte, jedoch war sie nicht naiv! Jede Magie kam mit einem Preis. Vielleicht war es besser, wenn sie sich in jemand anderen verliebte. Jemand wie eben Sam. Sie konnte einfach so weitermachen, wie bisher.

Irgendwann würde sie den Richtigen finden, der aber nicht Damon hieß. Doch seine himmelblauen Augen brachten ihre Entscheidung ins Wanken. Wieso nur sah er sie immer noch so voller Hoffnung und Liebe an? Nachdem was sie alles zu ihm gesagt hatte?! Ob er ihr das alles verziehen hatte? Als hätte er ihre Gedanken erraten, kam Damon plötzlich näher und presste sein engelgleiches Gesicht gegen die Gitterstäbe. Er sah Elena liebevoll an und flüsterte dann: „Du kannst mir erzählen, was du willst Elena. Aber ich kauf dir nicht ab, dass du rein gar nichts für mich empfindest. Du spürst diese Verbundenheit zwischen uns, Prinzessin. Du musst ehrlich mit dir sein. Nur so kannst du wahres Glück erfahren.“ Elena leckte sich kurz über ihre trockene Unterlippe und sah ihm in die herrlichen Augen.

Sein Gesicht war dem Ihren sehr nahe. Seinen sanften Atem spürte sie an ihrer Wange vorbeistreifen. Sie konnte es nicht leugnen. Damon hatte Recht. Sie spürte diese Verbundenheit mit ihm. Dieses Gefühl Zuhause angelangt zu sein. Das Gefühl, dass sie hier richtig war und an seine Seite gehörte. Doch sie tat genau das Gegenteil, von dem was sie eigentlich wollte. Sie rückte von ihm weg und blieb beharrlich bei ihrem Standpunkt. „Ich liebe dich nicht, Damon. Und ich werde es nie tun!“

~


„Du lügst“, sagte Nina leise, nur damit diese grässliche Stille endlich vorüber ging. Sie hatte sich die Worte von Stephen durch den Kopf gehen lassen, doch sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, wie Marco wehrlose Kinder abschlachtete. Nicht der Marco, den sie kannte und ins Herz geschlossen hatte! „Wieso sollte ich das tun?“, fragte der Werwolf verächtlich und sah ihr direkt in die Augen. Bei dieser Kälte zuckte Nina zusammen und machte sich ganz klein. Sie wollte hier wieder weg. Sie wollte zu Elena. ELENA! Hoffentlich ging es ihr gut.

Jetzt guckte sie sich panisch um, doch es gab nur ihren Käfig und den von Stephen. Sie waren wohl in eine Art Scheune und die Wände waren aus solidem Holz nur. Jedoch als sie versuchte ihre Macht anzuwenden, ging es nicht. Irgendetwas blockierte wohl ihre Magie hier. Sie packte mit beiden Händen die Gitter und rüttelte heftig daran. „Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Marco ist ein guter Mensch“, stieß Nina zwischen zusammengepressten Lippen hervor, doch brachte mit dieser Aussage nur den Werwolf zum Lachen. Stephen beobachtete sie bei ihrem Fluchtversuch und schüttelte dann schmunzelnd den Kopf. „Du passt auf die Beschreibung meines Bruders. Der hatte mal ein Mädchen, die hieß Sarah und die hatte ihm den Kopf komplett verdreht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir überhaupt schon meinen Namen verraten habe, aber ja. Ich heiße Stephen.“

 

Nina rüttelte weiter an den Gittern, doch es rührte sich kein Stückchen. Verzagt gab sie brummelnd auf und sah dann kurz zu ihrem Mitinsassen. Ob sie ihm sagen sollte, dass er tot war? Dass sie Schuld daran hatte? Soll sie ihn korrigieren und ihm ihren richtigen Namen verraten? So viele Fragen und kaum eine Antwort. Entscheidungen, die sie treffen musste und die wiederum Konsequenzen mit sich ziehen würden. Wo war nur Elena? Wenn sie nur wüsste, wie es ihrer Schwester ging!

 

~

 

Elena war aufgestanden und tigerte jetzt auf und ab. Bisher war noch niemand vorbeigekommen und nichts zu wissen, im Dunkeln zu tappen, machte sie schier wahnsinnig. „Elena. Setz dich bitte hin. Du machst mich ganz nervös“, brummelte Damon und folgte ihr mit den Augen, doch die junge Frau schüttelte stumm den Kopf. Sie musste ihren Kopf frei machen und hier rauskommen. Sie musste sehen, ob sie und Damon die einzigen hier waren oder ob Nina ebenfalls hier war! Es war wichtig, dass sie wusste, wie es ihrer Twin ging.

„ELENA!“, rief der Urvampir jetzt und betonte ihren Namen liebevoll. „Bitte. Setz dich wieder.“ Elena blieb stehen und sah ihn an. Fassungslos warf sie die Hände in die Höhe und sah ihn ungläubig an. „Wieso bist du so nett zu mir? Wieso tust du das?! Warum nur hast du dein Leben damit verbracht mich zu suchen und zu finden?!“

 

Sie konnte es einfach nicht verstehen. Wieso nur tat er das alles? Sie war nichts besonderes und sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie überhaupt gut im Bett war! Also warum nur liebte er sie immer noch, nach all diesen Jahren! Wie konnte eine Liebe so lange überdauern?!

Damon zog sich jetzt auf seine Beine und legte seine Stirn gegen das kühle Gitter. Sein Blick fiel auf den Boden. Seine Stimme war so leise, als er sprach, sodass Elena näher treten musste, um ihn zu verstehen. „Weil du mein LEBEN bist, Elena. Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich mich diese Frage selber gestellt habe. Ich habe mich jedes Mal auf's Neue gefragt, wieso ich mich jedes Mal auf's Neue in dich verliebe. Wieso meine Liebe zu dir, niemals abklingt, sondern nur stärker wird!“ Damon sah sie verzweifelt an und steckte dann seinen Arm durch die Gitterstäbe, um ihre Wange zu berühren.

 

Viel zu langsam waren ihre Reflexe und als dann seine Hand ihre Haut berührte, wollte sie nicht mehr, dass es endete. „Elena ich weiß nicht den Grund für meine Gefühle. Ich weiß nur, was mir mein Herz sagt und dass sagt mir, dass ich um jeden Preis bei dir sein will. Denn mit dir bin ich komplett, Prinzessin. Ich habe bei niemanden mehr so gefühlt, wie ich es bei dir tue. Bitte, Elena. Bitte stoße mich nicht fort. Ich brauche dich doch.“ Für einen kurzen Moment bröckelte ihr Widerstand. Sie schmiegte sich in seine Hand und legte ihre auf seine.

Ihre Augen waren geschlossen und sie gab sich einfach nur dem Gefühl hin, dass er sie liebte. Sie wollte es nicht zugeben, aber sie war beeindruckt von seiner Hartnäckigkeit. Denn genau das hatte sie sich auch immer gewünscht. Dass sie jemanden fand, der sie niemals aufgab.

 

~

 

Weit entfernt von dem Versteck der Hexen, stützte Nate seine Arme auf den Tisch vor sich und starrte fassungslos auf den Tisch, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie konnte das passieren?! Wie konnte er beide Twins verlieren?!

Sein Blick glitt zu der Stelle, wo er Elena das letzte Mal gesehen hatte. Die Bilder der Erinnerungen flackerten in seinem Inneren Auge auf und ließen ihn zusammenzucken.

 

Ein Hexenmeister. Schreie. Er konnte sich nicht bewegen. Elena fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr.

 

Er hatte den Hexer aufhalten wollen, doch es war ihm nicht möglich gewesen. Wieso nur hatte er Elena in sein Apartment gebracht?! Warum war er nur so dämlich gewesen?! So verdammt unvorsichtig. Hätte er sie ins Schattenjägerinstitute zurückgebracht, dann wäre sie noch hier und nicht in den Fängen dieser vermaledeiten Hexen!

Er hatte die bewusstlose Elena einfach hinausgetragen. Sobald er das Apartment verlassen hatte, konnte Nate sich wieder rühren. Natürlich war er sofort nach gestürmt, doch der war dann schon über alle Berge gewesen. Nichts hatte funktioniert. Keiner seiner Methoden. Er fand sie einfach nicht.

 

Und das machte ihn wütend. Er war so wütend auf sich selbst. Sein Blick fiel auf sein Handy. Er packte es und fluchte dann lautstark, denn es hatten sich Tränen in seine Augen geschlichen. Das Foto was er da auf dem Display sah, war eins von ihm und Elena. Niemand wusste, dass er das als Startbild hatte. Niemand wusste, wie sehr er sie doch mochte. Auch wenn der ein oder andere schon dahinter gekommen war. Er schloss seine Hand um das Handy und drückte immer fester zu, bis er es mit einen Aufschrei von sich warf und gleich die Utensilien auf dem Tisch hinterher warf. Dann packte er einen Stuhl und machte aus ihm Kleinholz.

Voller Schuldgefühle und mit dem Gefühl versagt zu haben, ließ er sich verzweifelt auf den Boden gleiten und hatte zum ersten Mal in seinem Leben das Bedürfnis zu beten. Auch wenn er nicht an Gott dachte. Doch er konnte nicht anders, und betete.

 

~

 

- 2 Tage zuvor -

 

Nate drehte den Hahn in der Spüle auf und ließ das kalte Wasser über seine Hände laufen. Vor nicht mal zehn Minuten hatte er an seinem Impala 67 gearbeitet und den Motor verbessert. Das schmierige Öl hatte sich hartnäckig auf seiner Haut festgesetzt. Es bedurfte langes, gründliches reinigen, bevor seine Hände wieder sauber waren. In der Zwischenzeit probierte Elena ein Sandwich, dass Nina gemacht hatte, die gerade auf einen ziemlichen Gesundheitstrip war. Denn sie wollte sich endlich ändern und nicht mehr die sexsüchtige Nina sein, wobei sie sich da nicht so sicher war, ob sie überhaupt auf Sex so lange verzichten konnte. Vielleicht verlegte sie sich auf zwei Männer oder nur einen? Aber zumindest konnte sie nicht zur Nonne werden, dafür war der Spaß einfach viel zu hoch.


„Und? Wie findest du es?“, fragte sie, bevor Elena überhaupt rein beißen konnte. Denn zuvor hatte sie das grüne Sandwich skeptisch beäugt. Salat, Vollkornbrot, Gurken und so ne seltsame weiße Creme. Elena schnupperte kurz daran und rümpfte die Nase, doch sie machte gute Miene zum bösen Spiel und lächelte ihre Twin fröhlich an. „Warte doch. Hab noch nicht mal einen Bissen genommen!“, schimpfte Elena lachend, warf Nathan kurz einen Blick zu, der sie neugierig beobachtete und biss dann herzhaft in das Sandwich hinein. Nina sah ihre Schwester gespannt an und plapperte fröhlich weiter: „Ist total gesund und nach eigenen Rezept!“

Elena machte ein Gesicht als hätte sie in eine saure Gurke gebissen. Langsam und bedächtig kaute sie den Bissen, doch dieser komische Geschmack wollte nicht weg gehen. Irgendetwas stimmte definitiv nicht mit dem Dressing.

 

Es ist ekelhaft“, sagte sie nach einen Moment des Schweigens und nahm sich eine Papierserviette auf der sie das vorgekaute Sandwich rauf spuckte. Sie wollte zwar Ninas Gefühle nicht verletzen, doch Ehrlichkeit währte am längsten. Nina spitzte die Lippen pikiert und schnappte sich das abgebissene Sandwich von Elena, dann wandte sie sich mit einen strahlenden Lächeln zu Nathan, der sofort einen Schritt zurückwich. „Nate. Wieso probierst du denn nicht mal das Sandwich? Elena hat einfach keine Ahnung, was gut und gesund ist. Du schon“, schmeichelte sie ihm und ihre samtbraunen Augen funkelten voller Begeisterung. Aber der Chef des Institutes dachte nicht im Traum dieses seltsame Sandwich zu essen. Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und zwinkerte Nina dann verschmitzt zu. „Sorry, Liebes. Aber ich bin total voll. Ich hab schon gegessen. Ich sollte wirklich auf meine Figur achten.“

 

Nina kniff die Augen zusammen und warf dann frustriert ihr Sandwich weg, dass geschlagene dreißig Minuten zum Machen gedauert hatte! Diese Soße war ein Tritt in den Hintern gewesen und so dankten diese Affen ihr das. Sie war leicht in ihrem Stolz gekränkt. Jetzt wurde sie leicht zickig und sah ganz genau, wie Nathan und Elena sich vielsagende Blicke zuwarfen. „Du bist doch der Gesundheitsfreak!“, fauchte sie ihn an, presste die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Nate nahm sich ein Geschirrtuch, trocknete seine Hände ab und ließ sich dann neben Elena nieder. Seine grünen Augen funkelten amüsiert, als er für einen Moment einfach nur Nina betrachtete, die wie Rumpelstilzchen, am liebsten rumgehopst wäre. Elena sah kurz zu Nate und er zu ihr. Die Blicke der Beiden trafen sich. Sie waren sich einig, dass Nina in spätestens einer Stunde diese kleine Sache vergessen hatte.

 

Tu mir einen Gefallen“, begann Elena im versöhnlichen Ton und richtete ihren Blick wieder auf ihre Schwester. „Und versuche einen anderen Weg zu finden, um dich zum Besseren zu ändern. Hilf alten Omas über die Straße. Wäre doch ein toller Anfang oder?“ Dabei huschte ein amüsiertes Grinsen über ihre Lippen, was Nina ihr übel nahm. Ihre Augen verengten sich noch mehr, als sie böse Blicke auf ihre Twin schoss. Nate wollte am liebsten flüchten. Die Beiden waren soweit, wie Hund und Katz aufeinander loszugehen.

Doch Elena wusste ganz genau, was sie sagen musste, um Nina wieder zu beruhigen. „Sei nicht eingeschnappt, Krümelchen. Du hast noch nie gut kochen können. Du bekommst vielleicht noch Spaghetti hin, aber das war's auch schon. Seh es positiv, musst du dich nicht um's Essen kümmern.“ Dabei zuckte sie grinsend mit den Schultern und sah ihre Schwester unschuldig an.

 

Doch dieses Mal war Nina zickig. Das lag nur daran, dass sie ihre Tage bekam. „Wenigstens hab ich keine Angst vor meinen eigenen Schatten“, verhöhnte sie ihre Schwester und warf ihre Locken über ihre Schulter. Elena zuckte merklich zusammen und war jetzt ebenfalls sauer. Da hatte Nina den falschen Knopf gedrückt. Nathan erkannte die Lage und legte Elena eine Hand auf die Schulter. Er lächelte sie kurz an und wollte eigentlich etwas nettes sagen, doch Elena redete sich schon in Rage. „Tut mir leid, wenn ich mit solchen Dingen nicht so gut umgehen kann!“, zischte sie ungehalten und stand jetzt auf. Sie fixierte ihre Schwester und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. „Solche Dinge machen mir eben Angst. Vampire, Werwölfe … vor allem WERWÖLFE! Solche Dinge können uns umbringen. Zumindest bin ich ehrlich zu mir selbst!“

 

Die letzte Aussage ignorierte Nina geflissentlich. Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte Elena an. „Du sollst ja auch Angst davor haben“, begann sie mit gepresster Stimme. „ABER du sollst auch wissen, wie du dich verteidigen kannst, Elena. So mit Waffen. Du weißt schon.“ Elena klappte der Mund auf. „DEIN ERNST?! Wer hat denn immer die Trainingsstunden geschwänzt, huh?“, schimpfte Elena und konnte nicht fassen, was sie da hörte. „Dieses Jahr habe ich jeden Tag mit Marco trainiert. Ich habe alles nachgeholt, wobei du Yoga mit Sam oder Nathan gemacht hast!“ „Ey. Das nennt man Meditation und es weckt den inneren Krieger“, mischte sich Nathan jetzt ein und sah Nina leicht beleidigt an. Er und Yoga?! Nie im Leben. Er war doch keine Frau und schwul war er definitiv auch nicht.

 

Das war definitiv der Tropfen, der das Fass bei Elena zum Überlaufen brachte. Sie wollte sich auf ihre Twin stürzen und ihr gehörig die Leviten lesen, doch Nate packte Elena und zog sie zurück. „Woah, Mädels. Jetzt seid wieder lieb und vertragt euch!“, meckerte er und zog Elena weiter weg von Nina, die um sich schlug, doch dann einsah, dass es sowieso nichts brachte.

Die beiden hatten schon oft heftige Schwesterstreits gehabt und auch schon öfters sich gekloppt, doch bisher war Nina nie so herablassend gewesen. War noch nie so fies gewesen. Ja sie sagte manchmal das falsche, doch das war ihr immer sehr schnell klar geworden. Doch jetzt blieb sie erbitterlich auf ihrem Standpunkt verharren. Sie wollte nicht einsehen, was sie falsches gesagt hatte. Das waren definitiv nicht die Tage. Etwas hatte sich plötzlich in Nina verändert.

 

- Gegenwart -

Damon und Elena hatten gar keine Ahnung, wie lange sie überhaupt hier waren. Doch das rückte in weiter Ferne, als Damon zu erzählen begann. Er erzählte ihr von den vielen Malen, die er sie gesucht und gefunden hatte. Er erzählte ihr von den fehlenden Bruchstücken, die ihr vom ersten Treffen fehlten. Doch jede Geschichte endete damit, dass sie starb. „Deswegen durfte ich dann nicht mehr in deine Nähe. Deine Mutter dachte ich würde das Unglück anziehen. Sie verschwand mit euch und versuchte mit Zauberbannen mich davon abzuhalten, dich wieder zu suchen und zu finden. Ich habe dich nicht in jeden deiner Leben gefunden. Obwohl ich das sehr gerne tun wollte. Aber eure Mutter war da ziemlich … eigen.“

Elena sah ihn aus ihren goldbraunen Augen lange an, bevor sie dann endlich sprach. „Ab wann hast du mich dann aufgegeben?“ Bei diesem Satz zuckte Damon schuldig zusammen und sah sie beschämt an. Er hatte niemals vorgehabt sie zu verlassen … niemals wollte er die Erinnerung an sie verlieren. Doch es war einfach viel zu viel geworden. Er hatte es einfach nicht mehr geschafft und nach einiger Zeit hatte auch er selbst geglaubt, er wäre die Ursache.
Dass dieser Engel es irgendwie auf ihn abgesehen hatte, wobei er ihn noch nie getroffen hatte. Damon leckte sich über die trockene Lippe und spürte zum ersten Mal seinen Hunger, der seine Kehle austrocknen ließ. „1933. Ab da konnte ich nicht mehr.“ Elena nickte leicht und steckte dann ihre Hand durch die Gitterstäbe. „Es ist okay, Damon. Du hast solange durchgehalten und hast mich immer wieder verloren. Verstehst du wieso du mich loslassen sollst? Ich mache dich nur kaputt“, flüsterte sie beinahe und drückte seine Hand, bevor sie sich wieder zurückziehen wollte.

Doch Damon schnappte sie sich und schüttelte heftig den Kopf. „Elena. Ich habe den Fehler einmal begangen und NIE WIEDER! Meine Erinnerungen sind zurück und ich werde sie mir nicht wieder nehmen lassen! Ich liebe dich, Elena. Ich liebe dich über alles. Von Anbeginn der Zeit habe ich dich schon geliebt. Egal was du tust oder sagst … es wird nichts daran ändern. Du bist das Beste in meinen Leben und ich will nicht wieder ein Leben ohne dich führen.“ Jetzt hatte Elena Tränen in den Augen, riss ihre Hand von seinen Griff los und setzte sich ans Ende ihres Käfigs. „Es geht nicht, Damon. Du hast Recht. Ich gebe es zu. Ich habe Gefühle für dich. Unerklärliche, aber … ich liebe dich nicht. Ich habe mich bereits in jemand anderen verliebt. Du musst es akzeptieren!“

Wie ein getretener Hund zuckte er zurück und ließ sich an der rauen Wand seines Gefängnisses auf den Boden gleiten. Dieses Mal glaubte er ihr es. Denn er sah es in ihren Augen. Das letzte Mal als er sie gesehen hatte, da war es noch eine Lüge gewesen, doch jetzt sprach sie die Wahrheit. Sie hatte ihr Herz bereits vergeben.

- 6 Stunden zuvor -

Nathan hielt vor einer unscheinbaren Türe an und sah dann dorthin. Es war das Versteck der Vampire, die er schon die ganze Zeit ausräuchern wollte. Doch jedes Mal war was dazwischen gekommen. Doch dieses Mal würde er sich nicht aufhalten lassen. Auch wenn seine Jungs grade nicht da waren und nur die beiden Twins als Verstärkung mitgekommen waren, war er sich sicher, dass sie es schaffen würden. Sie waren schließlich Schattenjäger. Sie drei. In den vier Wochen hatte Nate endlich das Ritual durchgeführt und sie zu vollwertigen Schattenjägern gemacht. Doch etwas hielt ihn zurück mit den Beiden da reinzustürmen. Es war Elena, um die er sich Sorgen machte. Noch war ihm der Wutausbruch von ihr allzu gut in Erinnerung. Auch die Beichte, dass sie vor diesen Kreaturen Angst hatte. Nina hatte sich natürlich am selben Tag noch entschuldigt.

Sie wusste selber nicht, was da in sie gefahren war. So als wäre sie gar nicht sie selbst gewesen. Doch vielleicht lag es an diesen Experimenten? Dieser Gedanke war ihr schon ziemlich oft durch den Kopf gegangen und sollte sich die Theorie bestätigen, dann würde sie bald unberechenbar werden. Doch auch konnte sich Nina daran erinnern, wie Clara von einen Schalter geredet hatte, den man umlegen musste, um das Dunkle zum Vorschein zu bringen.

Nina Hintertür. Elena...bleib im Wagen“, orderte Nate die Twins an und war kurz davor auszusteigen, doch Elena hielt ihn empört zurück. „Wieso muss ich im Wagen bleiben?“, beschwerte sie sich und ignorierte das Augenrollen ihrer Twin. Nina indessen stieg aus den Wagen und machte sich auf den Weg zur Hintertür.

Wieso nur durchschaute Elena, Nathan nicht? Das war doch sowas von klar, dass der Kerl in sie vernarrt war. Er fasste sie immer mit Samthandschuhen an, während er Nina richtig hart rannahm. Natürlich ärgerte sie das manchmal, doch sobald sie gecheckt hatte, dass Nathan Elena so richtig mochte, konnte sie damit leben. Sie fand es so süß und Nathan würde super zu ihr passen. Er war verantwortungsbewusst, klug und ein Meister in dem was er tat.
Nate sah Elena an, löste ihren Griff um seinen Ärmel und lächelte dann beruhigend. „Du musst die Vorderseite bewachen. Falls sie abhauen wollen“, zog er sich aus der Affäre. Elena glaubte ihm kein Wort, doch sie kapitulierte. „Okay. Geh schon!“, brummelte sie, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wird nicht lange dauern. Bleib bitte im Wagen“, mit diesen Worten stieg er aus und startete einen Frontalangriff. Genau durch die Vordertüre stürmte er in das Vampirnest.

Während Nate durch die Türe krachte, machte sich Nina auf den Weg zum Keller. Sie drückte sich an die Wand, sah durch das Fenster und rannte dann gebückt die Treppen nach unten. Dort schlug sie ein Fenster ein und öffnete die Kellertüre, die sie ins Haus bringen würde.
Derweil saß Elena brav im Wagen und beobachtete wie sich die Himmelsschleusen öffneten und es prasselnd zum Regnen anfing. Es donnerte und blitzte heftig und bei jedem Donnerschlag schrak sie zusammen. Sie würde keine Sekunde länger in diesen Wagen bleiben. Sie schnappte sich die Tasche mit den Eisenkrautspritzen und umschloss einer dieser Waffen. Wild entschlossen wollte sie aus den Wagen klettern, doch bevor sie überhaupt den Türknauf berühren konnte, krachte ein umgeknickter kleiner Ast auf die Motorhaube. Sie kreischte erschrocken auf und zog schnell ihre Hand wieder zurück.

****

Nate musste nur einmal blinzeln und schon stand Damon vor ihm und hob eine Augenbraue hoch. „Hallo Nate. Was verschafft mir die Ehre?“, wollte der Urvampir leicht belustigt wissen. Er wusste ja, dass Schattenjäger dämlich und stolz waren, aber so dämlich hätte er Nathan nicht eingeschätzt. Doch dann hörte er das wohlbekannte rhythmische Herzschlagen von Elena und war für eine Sekunde abgelenkt, was Nate natürlich ausnutzte. Er packte eine Eisenkrautspritze und wollte sie Damon in den Hals rammen, doch da packte Damon ihn schon am Hals und drehte ihn mit der anderen Hand sein Handgelenk um, sodass er die Spritze fallen ließ.

 

Ah, verdammt!“, schrie Nate auf und fand sich Sekunden darauf in der Luft. Er krachte gegen die Wand und fiel japsend auf den Marmorboden. Einen Augenblick später stand Damon bereits wieder vor ihm und schlug ihm ins Gesicht, was Nathan ausknockte. Damon hätte ihn locker töten können, doch was würde es ihm bringen? Rein gar nichts. Elena würde ihn für immer hassen und wo ein Schattenjäger geht, kam ein Neuer wieder. Dean würde noch 'ne richtig große Beule bekommen, doch gerade eben war er im Land der Träume. Damon stupste ihn mit der Schuhspitze leicht an und wollte mit zufriedener Miene sich aus den Raum entfernen, doch da kam eine Handvoll Hexen und Magier auf ihn zu und murmelten im Chor: „Non prohibere lamia. Fac eas, Domine, non ad pugnam.“ Und das wiederholten sie immer und immer wieder.

Damon sah sich verwirrt um und wich ein Stück zurück. Wie kamen diese Hexen plötzlich hier rein? Das war unmöglich. Wie hatten sie sie gefunden. Er hatte doch extra alles daran gesetzt, damit niemand sie aufspüren konnte. Aber natürlich würde es früher oder später nicht genug sein. Und heute war dieser Tag an dem die Hexen das Vampirnest überrannten.

Was zur Hölle“, zischte Damon und sein schönes Gesicht verwandelte sich in die Fratze eines Monsters. „Hallo Damon“, sagte eine Stimme hinter ihm, welche ihn herumfahren ließ. Dort stand Doktor Logan Wesfield, mit dem er schon öfters Reibereien hatte. Der war lästiger als ein Pickel. Bei diesem Vergleich musste Damon leicht grinsen, weil es einfach so schön passte. Ein überhebliches Lächeln huschte über seine Lippen. „Wesfield.“

 

Doch plötzlich hatte er das Gefühl als würde sein Kopf platzen. Er biss sich auf die Zunge, um einen Schrei zu unterdrücken und hielt sich dann den Kopf. Die unerträglichen Schmerzen zwangen ihn auf die Knie. Nathan machte langsam die Augen auf und hatte genauso viel Kopfschmerzen. Doch sobald er die Horde von Hexen sah, stellte er sich bewusstlos. Er rührte keinen Muskel und hoffte inständig sie würden ihn einfach nicht bemerken.

Gegen so viele Hexen hatte sogar er keine Chance. Aber er fragte sich, was die mit Damon vorhatten. Töten konnten sie ihn nur mit einen speziellen Dolch oder hatten sie das Ding bereits gefunden? Doch die vielen Fragen fanden keine Antworten. Damon war in den Fängen der Hexen und sie hörten solange nicht auf, bis er kampfunfähig war. Dann schnappten sie sich Nathans Eisenkrautspritze und rammten sie dem Urvampir in den Hals, der zugleich bewusstlos zusammensackte.

 

~

 

Sobald die Hexenmeute fort war, rappelte sich Nate auf, packte seine Machete und lief los. Er musste unbedingt zu Nina. Sie sollten hier so schnell wie möglich verschwinden, bevor noch mehr dieser Hexen kamen und sie ebenfalls verschleppten oder sogar töteten. Doch der Weg durch die große unscheinbare Villa war ein langer und natürlich hatte jeder Vampir, der hier lebte den Schattenjäger gehört. Jedoch davor gerochen und sie waren hungrig. Die Kopfschmerzen hatten ihnen den Rest gegeben. „SCHATTENJÄGER!“, brüllte da Cam und stürzte sich auf Nate, der mit einem harten Schlag aus der Rechten dem Vampir den Kopf abschlug und das war der Zeitpunkt, wo alles den Bach hinunterging und die Vampire nun auf Rache sannen.

 

Na wer will noch den Kopf verlieren?“, brüllte er und machte sich kampfbereit. Er hatte nun wirklich keine Zeit sich mit denen rumzuschlagen, denn er musste zu Nina! Er hatte die Verantwortung für sie und er ließ keinen zurück. Egal ob tot oder lebendig. Doch die Vampire dachten nicht daran, den Schattenjäger vorbeizulassen. Zu sehr wollten sie ihre Rache für den verlorenen Cam. Also wagten sich zwei Vampire vor und stürzten sich auf Nathan, der sich um seine eigene Achse drehte und ihnen den Kopf absäbelte.

Dann stieß er vor und rannte den nächsten Vampir um. Schnell machte er sich aus den Staub und rannte die lange dunkle, alte Mahagonitreppe hinauf, wo ihm der nächste Vampir in den Weg sprang.

 

Könnten wir nicht einfach das lassen?“, meckerte Nate ungehalten und packte die Machete mit beiden Händen. Doch der Vampir entblößte nur seine spitzen Zähne und stürzte sich dann mit einen wütenden Knurren auf den Schattenjäger. Nathan trat beiseite und gab den vorbei stolpernden Vampir einen Tritt in den Hintern. Wie lahm die doch waren und so unglaublich naiv. Doch diese Wesen hatten eben ihren Stolz und wegen den würden sie heute ihr Leben lassen. Sobald der Vampir zu Boden ging, holte Dean aus und schlug ihm den Kopf ab. Enzo und Caroline sahen, dass die Lage brenzlig wurde und flohen gemeinsam, denn sie wollten nun wirklich nicht ihren Kopf verlieren. Manche Vampire taten es ihnen gleich, jedoch nicht alle und das würde ihre letzte Nacht sein.

Während Nathan sich durch die Villa kämpfte, war Nina gerade bei der Treppe angelangt und wollte nach oben, doch da packte sie jemand von hinten und spritzte ihr etwas in den Hals. Sofort wurden ihre Glieder bleischwer und sie sackte zusammen. Doktor Wesfield fing sie auf, hob sie hoch und ging mit ihr nach draußen, wo er sie dann in den Lieferwagen boxierte. Fehlte nur noch Elena, doch die war nicht mehr da. Das Auto von dem Schattenjäger war leer. Nochmal reingehen kam nun nicht infrage. Das würde zu lange dauern und er hatte kein Eisenkraut mehr. Also würde er sie sich später holen. Aber zuerst musste er seine beiden Gefangenen fort bringen. Schnell stieg er in den Wagen, gab dem Fahrer ein Zeichen und schon fuhren sie los.

- Gegenwart -

Elena starrte Damon mit großen Augen an. Sie hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen und wusste noch nicht einmal wieso. Schließlich hatte sie Damon nicht betrogen, denn zwischen ihnen war nie etwas gelaufen. Doch deswegen machte sie keine großen Augen, denn Damon hatte ihr gerade die Geschichte aus seiner Sicht erzählt. Was passiert war, bis zu dem Zeitpunkt als Wesfield ihm die Spritze in den Hals gerammt hatte. Eigentlich wollte Damon es ihr nicht erzählen, er wollte sie noch nicht einmal ansehen, doch er musste sich ablenken. Denn die Versuchung seine Emotionen auszuschalten war zu groß. „Das … das wusste ich nicht, Damon. Nathan hatte mir nur erzählt, dass er auf dich gestoßen ist und dann hast du ihn ausgeknockt. Er hat ausgelassen, was sie mit dir getan haben …“ „Wahrscheinlich wollte er es dir ersparen“, meinte Damon halbherzig und schlang die Arme um sich selbst.


Nun rückte Elena wieder näher an ihn heran und sah ihn traurig durch die Gitterstäbe an. „Damon es tut mir leid. Du bist ein toller Kerl. Es tut mir leid, dass ich … dass“, begann sie, doch ihre Stimme brach ihr weg. Sie schluckte den Kloß hinunter und wechselte das Thema. „Es ist nicht unser Hexenzirkel aus New Orleans. Sonst wären Nina und ich schon längst tot.“ Damon sah sie lange an, dann wurde seine Miene weich und er rückte ebenfalls wieder an die Gitterstäbe heran. Er steckte seinen Arm durch das Gitter und nahm Elena's Hand. „Nein mir tut es Leid, Elena. Ich kann nicht erwarten, dass du ebenfalls dein Leben lang auf mich wartest. Vor allem hast du nicht die Erinnerungen von damals. Also ist das nur verständlich, dass du dich in jemand anderen verliebst. Ich hatte einfach nur das Gefühl, wir wären Schicksal. Verstehst du? Wir haben uns immer wieder gefunden ...“ „Und verloren“, beendete Elena seinen Satz und ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen.

 

Damon nickte leicht und auch aus seinen Augen sprach die Traurigkeit. „Es ist Lyanna's Zirkel“, wechselte er das Thema in eine andere Richtung und ließ Elenas Hand los. Dann rappelte er sich hoch und tigerte in seinen Käfig auf und ab. „Doktor Wesfield ist ein Bastard. Er ist deren Meister und Anführer. Er experimentiert gerne, denn er will die Unsterblichkeit erreichen. Eine Hexe kann nämlich nicht unsterblich werden ohne eben Hilfe. Ihr beide wurdet verflucht von einen Engel, also lebt ihr ewig und altert nicht. Das will er auch erreichen und schnappt sich Vampire, um herauszufinden, weshalb sie unsterblich sind. Egal wie oft ich ihn schon umgebracht hatte, er lebt immer noch, was ich nicht ganz verstehe, da er seine Unsterblichkeit noch nicht erreicht hatte.“ „Schutzzauber. Man spricht ihn aus, der wirkt 12 Stunden und dann müsste man ihn erneuern. In dieser Zeit kann man durch nichts übernatürliches sterben“, erklärte Elena ihm und stand nun ebenfalls auf. Damon seufzte, fuhr sich durch die Haare und meinte: „Natürlich. Das würde einiges erklären.“ Jetzt sah er ihr direkt in die Augen und wurde sich schmerzlich bewusst, dass er sie niemals loslassen kann. Vielleicht sollte er versuchen, andere Frauen zu verführen. Vielleicht würde es dann leichter werden.

 

„Wie bist eigentlich du hier gelandet?“ Elena nagte an ihrer Unterlippe und begann dann zu erzählen. „Ich bin reingegangen, weil ich mir Sorgen machte. Draußen hatte es gestürmt, als würde die Welt untergehen und dann sah ich wie um die zehn Vampire hinaus flitzten und verschwanden. Also bin ich ausgestiegen und reingerannt. Dort war alles voller Blut und ich entdeckte Nathan, der auf einen Stuhl saß, einen Kopf unter seinen Fuß und wie er auf seine blutverschmierten Hände starrte. Er erzählte mir, dass Hexen hier waren und dass sie Nina mitgenommen haben. Dann sind wir losgefahren und haben einen Abstecher in sein Apartment gemacht und ja … dort haben sie mich dann erwischt.“ Was sonst so ihm Apartment passiert war, verschwieg sie ihm lieber.

 

~

 

Während die vier Gefangenen sich mit der kalten Zelle begnügen mussten, saßen Logan und Lyanna im warmen Wohnzimmer und genehmigten sich einen Drink, wobei eher der Doktor trank. Lyanna hatte ihr Baby in den Armen und wiegte es auf und ab. „Wenn Damon herausfindet, dass ich ihn verraten habe … dann tötet er mich. Du musst ihn zuerst töten, Logan.“ Doch der Doktor schüttelte den Kopf, stützte den Kopf in seine Hand und klimperte mit Schlüsseln vor dem Gesicht des Babys rum. „Ich brauche ihn noch, Lyanna“, erklärte er und sah sie entschuldigend an.

Diese Antwort gefiel Lyanna natürlich nicht. Nein diese Antwort versetzte sie regelrecht in Panik. Jedoch wusste sie, dass es nichts brachte ein Wort gegen ihren Meister zu erheben, denn er tat was er wollte.

 

Wesfield ignorierte ihr geschocktes Gesicht und fuhr unbeirrt fort: „Also diese beiden Zwillinge. Ich habe schon einige Geschichten über sie gehört. Jedoch nie für möglich gehalten, dass es sie tatsächlich gibt. Die Dunkelheit und das Licht. Yin und Yang.“ „Das ist nur ein Mythos“, wandte Lyanna ein und strich ihrem Kind über die kleine Nase. Das Baby begann zu lächeln und quieken. Lyanna lachte kurz auf und sah dann wieder zu Wesfield, der den Kopf schüttelte. „Dachte ich auch. Bis ich die Zwillinge mit eigenen Augen gesehen habe.“

 

~

 

Nina tigerte auf und ab. Sie machte sich Sorgen, war nervös und fühlte sich nicht gut. Ihre Stirn war schweißnass und sie hatte das Gefühl nicht atmen zu können. Ob ihnen wohl der Sauerstoff ausging? Jedoch lag es daran, dass sie enge Räume nicht ausstehen konnte. Es erinnerte sie viel zu sehr an damals, als Clara an ihr herumexperimentiert hatte. Jetzt wurde sie leicht panisch und atmete hektisch ein und aus. Sie wischte sich über die schweißnasse Stirn und suchte nach einen Ausweg.

Stephen wurde jetzt aufmerksam auf sie. Er lauschte und hörte ihr Herz pochen, jedoch in einem hektischen unregelmäßigen Rhythmus. Er wandte sein Gesicht zu der Hexe und fragte besorgt: „Alles okay bei dir? Dein Herz ist so unregelmäßig. Nicht dass du mir hier einen Herzinfarkt bekommst.“ Das wollte er nun wirklich nicht.

 

Er hievte sich vom kalten Boden hoch und umklammerte nun die Gitterstäbe. „Hey“, rief er nach ihr, doch Nina hörte ihn gar nicht. Viel zu sehr steigerte sie sich in ihre Panik. Dann verließ sie ihre Kraft und sie taumelte gegen die Wand und ließ sich nach unten gleiten. Sie musste hier raus und zwar sofort.

 

~

 

„Wäre ich nur nicht so ein Feigling gewesen“, sagte Elena plötzlich und konnte sich jetzt die Tränen nicht mehr verwehren. Sie hatte Angst um Nina. Sie musste ihre Schwester unbedingt sehen, sie musste einfach wissen, wie es ihr ging. Hier funktionierte ihre Magie nicht und so konnte sie auch nicht die Verbindung zwischen sie beide spüren. Die Ungewissheit machte sie schier wahnsinnig. „Ich hätte dort sein müssen. An Ninas Seite und ihr beistehen … nicht im Auto …“ „Und was dann Elena?“, fragte jetzt Damon und sah sie ernst an.

„Gemeinsam hätten wir ihnen in die Ärsche getreten. Unsere Magie ist stärker, wenn wir zusammen sind ...“, fuhr Elena fort und wischte sich wütend die Tränen fort. Damon presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Er konnte nicht fassen, dass Elena sich schon wieder die Schuld gab, für etwas, was sie nicht verhindern konnte.

 

„Ich wünschte ich wäre mutiger, so wie Nina“, flüsterte sie kaum vernehmbar, doch Damons Vampirgehör hatte es trotzdem gehört. Damons Blick wurde wieder weich und er sah sie traurig an. Wieso nur sah sie sich nicht durch seine Augen. Beide Schwestern waren einmalig. Jeder hatte so seine Eigenschaften, die sie liebenswert und stark machten. Doch Elena sah das nicht. Sie sah nur, dass sie zu nichts zu gebrauchen war. „Oft habe ich das Gefühl, als würde ich jedem nur im Weg stehen“, sagte sie mit Tränen nassen Augen und sah auf ihre Hände, die sie zu Fäusten geballt hatte. „Und alle nur behindere! Wie konntest du nur jemanden, wie mich lieben?!“

Jetzt waren sie wieder an den Punkt gekommen. Damon überraschte es, da sie ja gesagt hatte, dass er sie loslassen sollte, doch dennoch kam sie immer wieder von sich auf ihre früheren Beziehungen zu sprechen. Natürlich freute ihn das und erfüllte ihn mit neuer Hoffnung.

 

Vielleicht war ja doch nicht alles verloren. Vielleicht konnte er ihr Herz erobern. „Nina passt besser zu dir. Sie ist mutig, feurig und spontan!“, endete sie ihren Vortrag und schlang dann die Arme um ihre angezogenen Beine. Damon schmunzelte leicht. Wollte sie ihn jetzt tatsächlich mit Nina verkuppeln? „Du bist offenherzig!“, begann er, um ihre Selbstzweifel aus den Weg zu räumen. „Gütig. Du warst mein Licht. Ohne dich, gab es zu viel Dunkelheit in meinem Leben.“ Ihre Miene veränderte sich. Sie guckte Damon überrascht an und konnte nicht leugnen, dass sie von diesen Worten gerührt war. Sie berührten ihr Herz tief. Doch Damon war noch lange nicht fertig. Er musste ihr ein für alle mal klar machen, dass sie ebenfalls einzigartig war. Nur weil sie beide gleich aussahen, hieß es noch lange nicht, dass sie gleich waren.

 

„Vor dir, da war ich ein Monster. Ohne Skrupel und habe Leute wahllos getötet. Du hast mich zu einen besseren Menschen gemacht.“ Elena liefen wieder die Tränen über die Wangen. Wieso nur hatte sie ihr Herz gleich drei Männern geschenkt? War das überhaupt möglich?!

 

- 1 Stunde zuvor -


„Wieso hast du mich hier her gebracht?“, fragte Elena, als Nathan sie in ein großes Apartment führte. „Weil wir hier die besten Waffen finden werden. Meine eigenen, die ich mir selbst zusammengebastelt habe“, erwiderte er ruhig und beobachtete, wie die aufgebrachte Elena auf und ab lief. Er konnte die Sorge in ihren Augen lesen und die unbändige Wut. Nathan schluckte ein wenig und fragte sich, ob sie nun auf ihn sauer war. Schließlich war es seine Schuld, dass Nina fort war. „Bist du … bist du sauer auf mich?“, fragte er leise und kam langsam auf sie zu.

Sie hielt in der Bewegung inne und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Nicht auf dich … auf mich selbst. Ich hätte einfach mitkommen sollen, egal was du sagst. Aber ein Teil von mir war froh im Wagen bleiben zu können, mich mit denen nicht auseinandersetzen zu müssen. Aber wäre ich nicht so ein Feigling gewesen, dann würde Nina noch hier sein!“

Nate sah sie verdutzt an und schüttelte dann heftig den Kopf. Wieso nur dachte sie so etwas. Wenn dann sollte sie lieber die Schuld bei ihm suchen, nicht sich selbst. „Elena. Das war nicht deine Schuld. Ich habe euch schließlich mitgenommen, obwohl ich wusste, dass es mehr als nur drei Schattenjäger erfordert hätte. Aber ich war mal wieder ungeduldig und niemand konnte ahnen, dass Hexen auftauchen würden!“, hielt er ihr entgegen und schloss sie jetzt in eine feste Umarmung. Dankbar sich an jemanden lehnen zu können, drückte sie sich eng an ihn und ließ dann den Tränen freien Lauf. „Ich habe solche Angst um Nina“, vertraute sie ihm schluchzend an. Nathan schob sie ein kleines Stückchen von sich weg, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. „Elena. Wir holen Nina dort wieder raus, versprochen. Ich lasse niemanden zurück.“

 

Elena sah ihn aus Tränen nassen Augen an und nickte dann leicht. Sie lächelte ihn dankbar an und konnte seine Hände an ihren Wangen spüren. Dann fiel ihr Blick auf die Kopfwunde. Ganz sanft strich sie darüber, was unglaublich beruhigend auf Nathan wirkte. Was er nicht wusste, war, dass sie ihm gerade mit einen kleinen Zauber die Schmerzen nahm. Heilen konnte sie seine Wunde nicht oder er würde wissen, dass sie eine Hexe war. Sie hatte Angst, dass er sie plötzlich hasserfüllt ansehen würde und nicht so, wie jetzt gerade. Die grünen Augen waren sanft und voller Zärtlichkeit. Sie wollte, dass es so blieb. Dass Nathan sie immer so ansah.

Nathan sah ihr in die Augen, konnte ihren Atem auf seinen Lippen spüren und konnte nicht mehr sich zurückhalten. Er überbrückte die kurze Distanz schnell und legte seine Lippen auf die ihren. Er küsste sie ganz zaghaft, denn er war nervös und wollte nicht, dass sie ihn fortstieß. Doch Elena umschlang seinen Hals und zog ihn enger an sich. Ihre Finger strichen durch sein Haar, die sanften Berührungen ermutigten Nathan. Er hob sie sich kurzerhand auf die Hüfte und trug sie auf die Kommode. Dann vergrub er seine Hände in ihrem langen Haar und küsste sie sanft. Ein sanftes Knabbern an der Unterlippe, Elena packte ihn am Kragen und zog ihn wieder enger an sich. Kein Zentimeter lag mehr zwischen ihnen. Elenas Augen waren geschlossen und für einen Moment vergaß sie die Angst und die Sorgen, die sie so sehr quälten. Nathan ging nicht weiter. Er wurde nicht leidenschaftlich, obwohl er es wollte, doch Elena bedeutete ihn viel zu viel, als dass er sich gleich hungrig auf sie stürzte und sie ins Bett zerrte.

 

Und das war genau das, was Elena so sehr an ihn schätzte, obwohl ihm ihr Herz nicht alleine gehört, was ihr Schuldgefühle bescherte. Langsam lösten sich die Beiden, schlugen die Augen auf und lächelten sich an. Doch bevor sie sich noch einmal küssen konnte, wurde die Tür aufgeschlagen und ein Hexenmeister kam ins Zimmer gestürmt.

 

- Gegenwart -

Elena kam jäh wieder in die Gegenwart zurück und sah Damon kurz an, bevor sie die Frage stellte, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. „Welcher Moment war dein liebster mit mir?“ Damon hob überrascht die Augenbrauen und lächelte dann leicht. „Ich habe viele Momente, Elena. Aber gut einer? Mhm das war 1912.“


Zur gleichen Zeit, fiel Stephen wieder ein, wo er Nina schon einmal gesehen hatte. Es war im Jahre 1912 gewesen. Das Jahr als die Titanic unterging, das Jahr als er dachte er hätte das Mädchen verloren, für dass er sich interessiert hatte. Natürlich, sie war es. Oder doch nicht? Aber sie schien sich nicht zu erinnern. Vielleicht sollte er ihr erzählen, was passiert war. Vielleicht würde es sie leicht beruhigen und er konnte sie aus diesen Sumpf der Panik ziehen. „Hey“, versuchte er ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, doch sie reagierte nicht und wurde nur blasser. Also plapperte Stephen drauf los. „Ich erzähl dir mal eine Geschichte. Ich habe jemanden getroffen, die sah genauso aus, wie du und hieß Nina.“ Jetzt wurde Nina hellhörig und sah ihn verwundert an.

- 1912, Southampton -

Es war ein wundervoller Tag in Southampton. Die Titanic ragte über die Bewunderer hoch hinaus. Sie soll das größte Schiff der ganzen Welt sein und unsinkbar. So sagte man, und das wollten Elena und Nina natürlich ausprobieren. Sie waren den Fängen ihrer Mutter entkommen und hatten sich einen Flug nach England genehmigt, wo sie nun gerade aus den blauen Cadillac 1912 ausstiegen. Früher waren die Autos halb Kutsche und halb unser heutiges Auto. Sie hatten bereits einen Motor, jedoch glich der Bau einer Kutsche, mit Scheinwerfern.

Für die Menschen damals, war es ein großer Durchbruch gewesen in der Automobilindustrie. Jedoch interessierten sich Elena und Nina nicht für das Auto, sondern für den riesen großen Luxusdampfer. Mit großen Augen blickten sie empor und staunten über die Größe von diesem Schiff.

„Sieh nur“, quiekte Nina, die in ein sündhaft teures weißes Kleid steckte, dass beinahe den Boden berührte. Es war unglaublich schlicht gehalten, da es früher in Mode war. Lediglich waren goldene Blumen vorne auf die Brust gestickt worden und hinten war eine große schmuckvolle Schleife gebunden worden. Das Kleid war bis zum Hals zu und hatte lange Ärmel. Doch das englische Wetter war angenehm, sodass Nina nicht darin schwitzte.
Das Mädchen deutete auf die vier großen schwarzen Schornsteine, dann auf die Größe des Deckes und konnte es kaum erwarten endlich an Board zu gehen. Elena kicherte hinter vorgehaltener Hand und schlang dann einen Arm um die Schulter ihrer Twin. Elena trug ebenfalls ein schlichtes Kleid. Es war fliederfarben, hatte einen Rundausschnitt und keine Ärmel. Um die Taille war ein lilafarbenes Samtband geschlungen, dass am Rücken zu einer Schlaufe gebunden worden war. Über den fliederfarbenen Stoff, waren zwei Lagen weiße durchsichtige Spitze.

Auf ihren Kopf trug sie einen eleganten Hut, der ihr Outfit abrundete. „Na los. Lass uns endlich rein!“, rief Elena ganz aufgeregt und zog dann Nina mit sich. Sie betraten das Schiff und waren zwei von mehr als 2220 Leuten, die heute dieses Schiff betreten würden. Die Titanic, die in die Weltgeschichte eingehen würde.

- Titanic, 10.4.1912 um 18.00 Uhr -

Es war Essenszeit. Nach einem ausgewogenen Nickerchen hatten sich die beiden Hexenzwillinge im luxuriösen Speisesaal einen guten Tisch gesucht, wo sie nun die Speisekarte mit den vielen Angeboten studierten. Schon seit vier Stunden fuhren sie auf dem Ozean herum. Um sie nichts als Wasser und weit und breit war ihre Mutter nicht zu sehen, die ständig wie eine Glucke darauf achtete, dass den Mädels ja nichts passierte. Jedoch wussten sie nicht, wieso. Sie wussten zwar, dass sie Hexen waren, doch sie wussten nichts von dem Fluch, der sie seit Jahrzehnten heimsuchte.
Vielleicht wäre es dann ganz anders ausgegangen.

Elena, sieh mal“, flüsterte Nina und hielt die Karte an ihre Seite, sodass die Hälfte ihres Gesichtes abgedeckt war. Ihre Schwester sah hoch und guckte Nina neugierig an, dann folgte sie mit dem Blick Ninas Finger und entdeckte einen Kellner mit schwarzen Haar und grünen Augen. Er war muskulös und sah sehr gut aus.

 

Süß“, sagte Elena und lächelte nun ihre Schwester wissend an. Seit wann interessierte sich Nina so schnell für einen Kerl? Das grenzte schon an einen Rekord. Nina spürte die Blicke ihrer Twin und errötete leicht. „Guck nicht so“, beschwerte sie sich mit einen kleinen Grinsen und kickte Elena sanft gegen das Schienbein. „Er sieht richtig gut aus und vielleicht ist er ja ein wahrer Gentlemen.“ Elena kicherte leicht und hob dann die Hand in die Höhe. „Herr Kellner. Wir wollen bestellen“, rief sie durch den ganzen Saal und fixierte dabei den Kerl, den Nina vergötterte.

Was machst du denn?“, zischte Nina und versteckte sich schnell hinter der Speisekarte. „Was man in einem Lokal eben tut. Ich bestelle was zu essen. Oh sieh mal einer an. Was für ein Glück“, teilte Elena ihrer Schwester mit und grinste über beide Ohren als der richtige Kellner seinen Weg zu ihnen machte. „Einen wunderschönen Abend die Ladies. Was kann ich Ihnen denn bringen?“, wollte er mit einen freundlichen Lächeln wissen.

 

Elena stupste Nina an, die endlich aus ihren Versteck kam und schüchtern den Kellner anlächelte. „Was ist denn das beste hier?“, fragte sie und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Der Kellner grinste jetzt leicht und beugte sich verschwörerisch zu Nina hinunter. „Ich würde Ihnen das Steak mit Speisekartoffeln empfehlen. Es ist wirklich vorzüglich“, teilte er ihr mit und zückte dann einen Notizblock. „Gut dann nehme ich das“, erwiderte Nina mit nun einen koketten Lächeln. Elena bewunderte, wie Nina sich so schnell gefasst hatte. Von schüchtern in kokett. Das war eine Leistung. Darüber könnte sie nur lächeln. „Das gleiche nehme ich auch“, sagte sie dann und beobachtete wie die beiden sich beinahe schon mit den Blicken auszogen. Doch dann wandte sich der Kellner ab, nickte ihnen mit einen verschmitzten Lächeln zu und verschwand.

 

- Titanic, 10.4.1912 um 23.39 Uhr -

Sie erklomm den letzten Treppenabsatz, atmete schwer und benutzte eine Hand, um sich hinaufzuziehen. Der polierte Handlauf fühlte sich glatt und kühl an. Als sie die schweren Türen aufstieß, schauderte sie in dem plötzlich kalten Luftzug und zog ihren Mantel enger um sich, während sie mit den Augen das Deck überflog. Bestens. Es war so kalt, dass niemand sonst hier war. Nina wollte gar nicht mitgehen, lieber verbrachte sie den restlichen Tag in der Lounge und hoffte den Kellner wiederzusehen.

Elena schlang ihren pelzigen Cardigan enger um sich, um die Kälte abzuwehren und trat an die Reling. „Hast du dich verlaufen? Was machst du denn so spät hier oben?“ Elena wirbelte herum. Es war ein gutaussehender Fremder, der sie aus seinen intensiven blauen Augen ansah. Sobald er jedoch ihr Gesicht erblickte, stockte ihm der Atem. Denn er erkannte sie wieder.

Es war zu dunkel, sodass Elena Damon's Überraschung nicht vernommen hatte. „Ich habe mich nicht verlaufen, danke.“ Sie drehte sich um und hoffte er würde sie alleine lassen. „Mein Name ist Damon Salvatore“, stellte er sich vor, denn er dachte nicht im Traum hier zu verschwinden. Nicht nachdem er Elena endlich wiedergefunden hatte. Wobei er hier ganz zufällig gelandet war.
„Also von mir aus, kannst du gerne hier oben sein. Wobei es ja schon recht frisch ist, meinst du nicht auch?“ Elena sah ihn wieder an. Jetzt umspielte ein kleines Lächeln ihre Mundwinkeln. „Mein Name ist Elena Fray“, sagte sie und drehte sich dann wieder zum Wasser um. Jetzt trat Damon neben sie, behielt jedoch Abstand, sodass sie sich nicht unwohl fühlte. „Freut mich dich kennenzulernen.“ „Ganz meinerseits.“ Sie schenkte ihm einen Seitenblick und atmete dann tief die salzige Seeluft ein.

„Wieso bist du denn ganz alleine hier oben? Ist dein Mann denn nicht bei dir?“, fragte er vorsichtig. Denn sollte sie bereits verheiratet sein, dann würde er natürlich nicht dazwischenfunken, wobei es unglaublich schwer war. Elena kicherte und schüttelte den Kopf. „Ich bin 15 Damon. Ich weiß noch nicht mal, was wahre Liebe überhaupt ist!“ Damon schmunzelte leicht, rückte einen Zentimeter näher und lehnte sich dann an die Reling. „Eines Tages wirst du wissen, was wahre Liebe ist. Es ist das Saure und das Süße. Das Saure kenne ich, deshalb weiß ich das Süße zu schätzen“, erwiderte er leise und sah auf's offene Meer.
Elena sah Damon überrascht an und konnte nicht leugnen, dass diese Worte sie berührt hatten. Jetzt erst sah sie ihn richtig an. Sie erkannte das Grübchen, dass er bekam wenn er schmunzelte. Sie sah diese tiefsinnigen himmelblauen Augen, die sie ansahen, als würde er sie sein Leben lang kennen. Sie verbrachten die ganze Nacht miteinander, sahen in die Sternen und redeten einfach.

- Titanic, 14.4.1912 um 23.37 Uhr -

Die Tage verbrachten sie zu viert. Es waren die schönsten Tage in ihren Leben gewesen. Sie lernten sich näher kennen, lernten sich lieben. Waren fröhlich und ausgelassen. Es war bereits Nacht, schon bald würde der vierte Tag ihrer Reise zu Ende gehen. Alle vier standen am Deck und sahen auf's offene Meer hinaus. Dann plötzlich rief Nina: „Oh mein Gott. Ach, du lieber Gott!“ Alle drei Köpfe fuhren herum, als sie die Furcht in Ninas Stimme vernahmen. Über der Reling des Schiffes, so nah, dass es schien, als könnte man die Hand ausstrecken und ihn berühren, ragte ein zackiger massiver Berg aus Eis auf. Ein Eisberg? So nahe? Stephen sah geschockt auf das Monstrum und in diesem Augenblick erbebte das Deck unter ihren Füßen. Es war eine so leichte Bewegung, dass sich die vier schon fragten, ob wirklich das Deck gebebt hatte oder ob deren eigenen Beine zitterten. Eisstücke fielen auf das Deck und schlitterten über die glatte Oberfläche, bis sie am Schlot zerbrachen.

Ein eigenartiges kratzendes Geräusch überlagerte den normalen Lärm der Turbinen. Elena klammerte sich an Damon und war starr vor Schreck. Selbst wenn sie den Eisberg gerammt hatten, würde die Titanic doch deswegen keine Probleme haben, oder? Nina sah zu Stephen, dann zu Elena und Damon. Sie hatte ein sehr seltsames Gefühl. Die riesige Eismasse glitt jetzt langsam vorbei. Nina merkte plötzlich, dass die Nacht viel zu still geworden war. Die riesigen Maschinen waren gestoppt worden. Eine Sekunde danach, verwandelte sich die bedrohliche Stille in ein zischendes Dröhnen. Jetzt warfen sich die vier beunruhigende Blicke zu. „Wir sollten wieder unter Deck gehen“, sagte Damon und zog Elena sanft mit sich. Nina nickte, doch Stephen sagte lediglich er würde gleich kommen. Die drei gingen nach unten, während Stephen nun den Eisberg nachsah und ein wirklich flaues Gefühl hatte.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Laute unter ihnen. Er konnte Wassermassen hören, das Bersten des Schiffsrumpfes und dann das Rufen der Männer, die im Schiffsraum waren. Sofort riss er die Augen auf und rannte los. Dort unten waren Leute, die ihm etwas bedeuteten. Während er sich den Weg nach unten bahnte, wurden nun die Leute evakuiert, da der Ernst der Lage deutlich wurden. Doch es waren zu wenig Rettungsboote da und die Reichen hatten das Vortrittsrecht. Elena, Nina und Damon wurden zu den Rettungsbooten geschoben und man befahl ihnen einzusteigen, doch Nina wehrte sich. „Ich gehe nicht ohne Stephen! Er ist noch dort unten!“, rief sie und wurde jetzt panisch, denn auch sie hatte nun den Ernst der Lage erkannt. Die Titanic ging unter. Das unsinkbare Schiff ging tatsächlich unter.
„Wir müssen los. Sie geht unter!“, rief Damon, der nur sicherstellen wollte, dass Nina und Elena in Sicherheit waren. Natürlich hatte er den Werwolf die Tage toleriert, aber für eine Rettungsaktion war er nun wirklich nicht bereit.

„NEIN!“, rief Nina, riss sich los und rannte los. Elena keuchte und wollte ihr nach, doch Damon hielt sie auf. „Elena. Ich weiß du wirst nicht ohne Nina gehen, aber lass uns einen Kompromiss schließen. Lass uns hier auf sie warten. Sie müsste bald schon wieder da sein. Er ist bestimmt auf den Weg.“ Jedoch war es nicht so. Als er seine Freunde hinausgeschafft hatte, fiel die Türe zu und ließ sich nicht mehr öffnen. Egal wie sehr er es versuchte, sie blieb standhaft. Also konnte sie nur magisch verschlossen worden sein. Panisch sah er sich um und wollte nun zum Bullauge rennen, jedoch auch dieses Glas war unbrechbar.
Währenddessen rannte Nina durch die Flure, rief nach Stephen und packte dann den Aufzugwärter am Kragen. „Bringen Sie mich sofort nach unten“, brüllte sie, schubste ihn hinein und schloss die Aufzugtüren. Der junge Mann, der gelernt hatte, den Willen der reichen Leute sich zu beugen, holte seinen Schlüssel heraus und entsperrte den Aufzug.

Sofort setzte sich das Gerät nach unten. Doch kurze Zeit später drangen große Wassermassen durch die Gittertüre des Aufzuges, was beide aufschreien ließ. „Oh mein Gott. Ich fahr wieder nach oben! Ich fahre wieder nach oben“, schrie er, doch Nina, schubste ihn von den Türen, öffnete sie und stürzte nach draußen. Das Wasser ging ihr bis zu den Knöcheln und war eisig kalt. „Sie sind doch verrückt!“, rief der Mann und fuhr wieder nach oben. Doch Nina ignorierte es und rannte los. Sie musste Stephen unbedingt finden, sie konnte nicht ohne ihn gehen.
„STEPHEN?!“, brüllte sie durch die leeren Flure und lauschte. „Nina?“ „STEPHEN!“ „NINA!!“ Er rief immer wieder ihren Namen und hämmerte gegen die Türe. Nina folgte den Geräuschen und rüttelte an der Klinge. Dann konzentrierte sie sich und öffnete die Türe mit einen Zauberspruch.

Es blieb ihr jedoch keine Zeit sich zu wundern, weshalb eine Hexe Stephen einsperren wollte. Sofort warf sie sich in seine Arme und küsste jeden Zentimeter seiner Haut. „Oh Stephen“, schluchzte sie und umfasste sein Gesicht mit ihren zitternden Händen. Stephen zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich, bevor er wortlos ihre Hand nahm und sie mit sich zog. Da er hier zur Crew gehörte, kannte er sich aus und konnte so einen Weg nach oben finden. Jedoch war jetzt die Massenpanik ausgebrochen. Jeder versuchte ein Boot zu erwischen. Es war das reinste Chaos. „NINA, Stephen!! Gott sei dank“, rief Elena und rannte auf die Beiden zu. Dann schloss sie ihre Schwester erleichtert in die Arme. Jetzt endlich konnten sie hier weg. Damon stieg ins Rettungsboot, half Elena hinein und wollte auch Nina die Hand reichen, jedoch wurde ihr Stephen entrissen. „Tut mir leid, das Boot ist voll“, sagte der Matrose und dann wurde das Kommando zum Abseilen gegeben. „Ich nehme das nächste Boot“, rief Stephen und lächelte Nina aufmunternd an. Auch wenn er wusste, dass das hier das letzte Rettungsboot gewesen war.

Doch er lächelte tapfer weiter, damit Nina sich beruhigte. Doch die wollte gar nicht dran denken sich zu beruhigen. Sie starrte zu ihrer Schwester, dann hoch zu den Mann, den sie liebte. Ja sie hatte sich in ihn verliebt. In nur wenigen Tagen, obwohl es ihr noch nie zuvor passiert war. „Ich kann das nicht“, hauchte sie, sah dann entschuldigend zu Elena und sprang, bevor ihre Schwester sie aufhalten konnte. „NEIN. NINA!“, kreischte Elena und konnte nun die Tränen nicht mehr aufhalten. Damon hielt sie fest und drückte sie an sich. „Alles wird gut. Glaub mir, alles wird gut. Nina wird nicht sterben.“ „Woher willst du das wissen?!“ „Ich weiß es einfach.“

Stephen starrte geschockt nach unten und begann dann zu rennen. Nina wurde ans Deck gezogen und sobald sie wieder den Boden unter ihren Füßen spürte, rannte sie ebenfalls. Sie rannte Stephen entgegen, schubste die panischen Leute fort und fiel ihm dann um den Hals, als sie an der Treppe kollidierten. „Bist du verrückt? Wieso tust du das?“ „Ich gehe nicht ohne dich hier fort.“

- Gegenwart -

Stephen sah zu Nina, die Tränen in den Augen hatte. „Nina hatte mir das Leben gerettet. Die Titanic war untergegangen und wir beide … nun ja. Wir beide hätten es beinahe nicht geschafft, denn der Ozean war eisig kalt gewesen. Doch Nina hatte eine Wärme ausgestrahlt, die uns beide am Leben erhalten hatte. Es war unsere Liebe gewesen.“ Dabei lächelte er, doch dann wurde er ernst. „Doch wir verloren uns … nachdem wir gerettet waren. Aber die Titanic wäre niemals untergegangen, wenn ich nicht an Board gegangen wäre. Eine Hexe wollte meinen Tod … und ich weiß bis heute nicht wieso ...“

*

Es war bereits tiefste Nacht, als die restlichen Schattenjäger endlich eintrudelten. Nathan saß mit versteinerten Miene am Besprechungstisch und sah dann auf seine Männer, die sich nun um ihn versammelten. Sie alle schwiegen, sogar Sam, denn sie sahen an Nates Gesicht, dass man heute nicht mit ihm spaßen sollte oder gar verärgern. „Nina und Elena wurden von den Hexen New Yorks entführt“, begann er mit leiser, klarer Stimme und sah jeden einzeln an.

Wie erwartet keuchten sie alle erschrocken auf. Drei von ihnen heftiger, und besorgter. „Ich werde mich ihnen anbieten. Als Tausch“, fuhr Nathan mit ernster Miene fort und sah dann seine Gruppe an. Die Schattenjäger sahen ihren Boss an und dann sich gegenseitig. War das eben wirklich sein Ernst gewesen?!

Sam fand seine Sprache als Erstes wieder und sagte: „Das ist eine Scheiß Idee, Nathan! Die bringen dich um! Darauf warten die doch nur!“ „Dann hätten sie es bereits getan. Sie hatten zweimal die Chance dazu und haben es nicht getan. Aber welche Hexe will keinen Schattenjäger in seiner Gewalt haben?!“, erwiderte er sofort und sah seine Männer ernst an. „Ihr könnt sagen, was ihr wollt. Aber der Plan bleibt bestehen. Wir müssen Nina und Elena da rausholen. So schnell wie möglich.“

Sam stand jetzt auf und nickte. Schließlich ging es hier um Elena und Nina. Niemand wurde hier zurückgelassen! Sie waren eine Familie und Familie beschützte sich gegenseitig.

//08 - Dark Spirit

 

Der Nächste Tag war eisig kalt, aber der Himmel war wolkenlos und die Sonne schien hell und lockte die Menschen schon früh aus ihren Häusern. Schnell Sonne auftanken, bevor der Regen und der Schnee alle wieder in ihre Häuser trieben. Auch Clara Marshall war schon früh unterwegs. Doch sie war bei weitem nicht freiwillig draußen. Doctor Logan Wesfield, der Hexenmeister des Zirkels aus New York hatte sie zu sich beordert.

Innerlich schnaubte Clara. Sie konnte Logan nicht ausstehen, aber sie musste sich eingestehen dass er ziemlich schlau war. Er war es gewesen, der vor vielen Jahren erkannt hatte, dass Nina für Claras Experimente zu gebrauchen war. Das war der einzige Grund gewesen, wieso sie Elena und Nina bei sich aufgenommen hatte. Die Chance an mehr Macht zu kommen. Es hatte alles so toll geklappt – bis auf das Nina nicht sterben wollte! Das war eine Unverschämtheit. Und zur Krönung, weigerte sich Elena Nina zu töten.

Dann nach einer Hetzjagd, dachte sie endlich an Silvester würden die Zwillinge sterben. Wie sie es sonst IMMER getan haben. ABER NICHTS DA! Die beiden lebten einfach weiter. Als wäre nichts. REIN GAR NICHTS. Karma nennt man das wohl. Aber was soll man machen? Muss Clara wohl selber wieder ans Werk. Aber erstmal musste sie zu Logan. Clara hoffte sehr dass es einen guten Grund dafür gab.

Sie klingelte und Lyanna Morgenstern machte ihr die Tür auf. „Ich will zu Logan Wesfield.“ „Wieso?“, fragte Lyanna und ihren grünen Augen lag Angst. Clara dachte dass es Angst vor ihr wäre, doch das war es nicht. Es war die Angst das Damon aus seiner  Zelle freikam und zu ihr kam. Zu ihr und ihren geliebten Sohn.  „Logan wollte mich sprechen. Lass mich rein oder er hat Pech. Und dann wird er sehr schlecht auf dich zu sprechen sein, schätze ich.“, warf Clara Lyanna ungehalten an den Kopf.

Diese zuckte bei diesen Worten zusammen und nickte. Dann trat sie zur Seite und ließ Clara hinein. „Den Gang entlang und die Treppe hoch. Die erste Türe rechts.“, sagte Lyanna leise. Clara nickte knapp und folgte der Beschreibung.

Doctor Logan Wesfield war in seinem Büro und blätterte durch seine Akten. Akten über all seine Experimente, was im Laufe seines Lebens erstaunlich viele waren. Doch bis her hatte er nie die Lösung gefunden für sein Problem: Die Unsterblichkeit. Doch nun hoffte er sie endlich gefunden zu haben. Er hatte genügend Zutaten: Einen Ur-Vampir. Nichts konnte ihn umbringen bis auf eine Waffe, die Damon sehr gut versteckt hatte. Einen Alpha-Werwolf. Stephen war nicht irgendein Alpha-Werwolf. Er war ein geborener Werwolf aus einer Alpha Familie. Die stärksten und mächtigsten der Werwölfe.

Logans Familie war es gewesen die damals 1912 versuchte hatte Stephen zu töten. Denn man versprach seiner Familie Unsterblichkeit die man durchs Stephens Tot bekommen würde. Doch leider überlebte er den Untergang der Titanic. Dank der Hexenzwillinge. Elena und Nina. Doch sie waren nicht irgendwelche Zwillinge. Unsterbliche Hexen, verflucht zu sterben. Mit all diesen Zutaten wollte er nun die Unsterblichkeit erringen, ohne jedoch die Nebenwirkungen zu bekommen.

Da räusperte sich Clara und Logans Blick glitt nach oben. „Clara.“, begrüßte Logan sie und stand auf. Doch diese lehnte sich nur gegen den Türrahmen und beobachtete Logan. „Wieso sollte ich ihn Frankensteinshöhle kommen?“, fragte sie sarkastisch. Doch um ehrlich zu sein – man konnte es nicht anders nennen.  Denn nicht immer ging es um Experimente für die Unsterblichkeit. Logan erschaff gerne neues. Was ihm auch gerne mal gelang.

„Ich habe mir gestern neue Testobjekte gesucht und dabei erstaunliches festgestellt.“, meinte er und sah Clara mit einem kryptischen Blick an. „Was denn? Das deine Experimente an Werwölfen und Vampiren dich nicht zur Unsterblichkeit bringen UND du dann auch noch hexen kannst?“, fragte Clara mit einem Augen verdrehen. „Nein. Als wir den Vampirclan angegriffen hatten, hatten die gerade einen Zwischenfall mit den Schattenjägern.“, erzählte Logan fröhlich weiter.

Denn heute war ein guter Tag. Heute würde er unsterblich werden.  „Und ich weiß immer noch nicht warum du mir das erzählst.“, zickte Clara und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Das interessierte sie nicht! Einzig alleine die Zwillinge hatten ihre vollkommene Aufmerksamkeit. „Ich habe zwei von den Jägern mitgenommen. Und jetzt wird es interessant. Sie sind Zwillinge. Und sie sind Hexen. Sehr mächtige Hexen.“

Claras Augen wurden groß und mit einem Schlag war sie mehr als interessiert an Logans Gerede. „Wow. Jetzt bist du mein Lieblings Frankenstein. Du hast Elena und Nina bei dir, Logan?“ „Ja und ich muss sagen ich war erstaunt dass sie noch leben.“ Clara knirschte mit den Zähnen. „Das ist mir auch ein Rätsel. Sie müssten tot sein!“, zischte sie. Logan schmunzelte. „Um genau zu sein sind Elena und Nina Yin und Yang. Licht und Dunkelheit. Du kennst den Mythos nicht wahr, Clara?“

Clara lachte heiser auf funkelte Logan an. „Klar. Das ist eine uralte Geschichte die jedem Kind als gute Nacht Geschichte erzählt wird.“  „Nun, die Geschichte ist wahr.“, sagte Logan und wandte sich einen Schrank zu. „Wie meinst du das? Das regelt nicht mein Problem. Sie starben immer an ihrem 18. Geburtstag. Doch der ist um!“  „Nun ja, an dem Punkt ist der Mythos etwas veraltet. Denn du musst wissen das gehört alles zusammen.“

Verwirrt sah Clara ihn an. Wovon redete der verrückte denn da?! Kurz wühlte er in dem Schrank herum und zog dann ein altes Buch hervor. Sein Hexenbuch. Schnell blätterte er es durch und zog einen alten Brief hervor. „Hier. Hier ist es erklärt.“, sagte er. Neugierig schnappte sich Clara den Brief, entfaltete ihn und fing an zu lesen. Ihre Augen wurden groß als sie die Worte des Briefes realisierte.

 

Liebste Margary,

es ist einige Jahre her seit dem ich gegangen bin. Und es tut mir so leid dass ich dich und unsere Kinder verlassen habe. Doch ich musste es tun. Ich hörte du hast sie nach New Orleans gebracht… sehr hoffe ich das es ihnen gut geht.

Ich schreibe dir… um mich zu entschuldigen. Es ist alles meine Schuld. Es ist meine Schuld dass unsere Töchter verflucht worden sind. Ich wollte damals nur etwas Gutes tun. Der Welt helfen. Doch der Preis war zu hoch. Der Preis alle 18 Jahre unsere Töchter zu verlieren. Und absolut nichts dagegen tun zu können.

Ich bin gegangen um dies rückgängig zu machen. Doch der Engel Chamuel wollte mir nicht helfen. Es gibt keine Möglichkeit, meinte er. Doch, meine Liebe ich gab nicht auf. Ich reiste durch die ganze Welt. Habe Orte und Menschen und übernatürliche Wesen getroffen. Niemand konnte oder wollte mir helfen. Bis ich eine Wahrsagerin gefunden habe.

Sie sagte es gäbe eine Prophezeiung. Dass das Leben unserer Kinder Schicksal war. Dass es keine andere Wahl gibt. Denn sie sind der große Mythos. Die Legende. Yin und Yang. Das Licht und die Dunkelheit. Beides kann nicht ohne das andere leben. Margary, das soll nicht heißen das eines unsere Kinder böse ist, aber Elena besitzt nur weiße Magie. Helle, klare machtvolle weiße Magie. Und Nina.. sie ist nicht schlecht. Oder verkommen. Sie hat schwarz magisches Blut in sich. Genauso mächtig wie ihre Schwester. Doch so stark sie alleine auch sind…zusammen sind sie unschlagbar. Sie sind ein Team und zusammen unglaublich mächtig.

Doch die Wahrsagerin sagte es wird Leute geben… die sich an dieser Macht vergreifen können. Die sich ihre Stärken und Schwächen der beiden zu Eigen machen wollen. Deswegen hoffe ich sehr, dass der Zirkel in New Orleans ein sicherer Platz ist. Und die Wahrsagerin sagte noch etwas. Es gibt ein Wesen das mir helfen könnte. Ein Phönix.

Ich habe einen Phönix ausgemacht. Und sie konnte mir helfen. Gott sein dank sie half mir. Endlich  half mir jemand. Phoenixe werden wiedergeboren. Sie sind unsterblich. Das reinste übernatürliche Wesen was es gibt, Margary. Und sie tat das bestmögliche was sie konnte. Sie sprach einen Blutzauber. Dieser ermöglicht es, dass der Fluch geschwächt wird. Unsere Kinder sind am 18. Geburtstag so angreifbar wie nie. Doch sie müssen nicht sterben. Sie können diesen Tag überleben. Doch der Phönix, musste diesen Fluch an etwas binden. Und sie Band diesen Fluch auf den Band des Mythos von Yin und Yang, dem Band der Liebe und des Vertrauens der Zwillinge.

Wir wissen nach all diesen Jahrhunderten, wie stark das Band ist. Wie sie nicht ohne einander können. Wie sie füreinander lieben, kämpfen, weinen und sterben. Solange dieses Band existiert ist der Fluch wie aufgehoben. Doch sollte irgendeiner irgendwie es schaffen, können die Zwillinge sterben auch wenn sie über 18 Jahre alt sind. Ich hoffe dies wird niemals geschehen. Das niemand jemals so stark ist um die Schwächen von Elena oder Nina auszunutzen und sie gegen einander zu richten.

In liebe,

dein Basel.

 

-3 Tage vor Entführung-

Wutentbrannt rannte Nina aus der Küche und marschierte hinaus in den Garten. Tief atmete sie die frische klare Luft ein und aus und versuchte sich zu beruhigen. Was war da drinnen los gewesen?  Wieso war Nina so verdammt ausgetickt? Okay, Nina war gerne die aufbrausende die erstmal sich aufregte bevor sie nachdachte. Doch so war sie niemals, das wurde ihr mit einem Schlag klar.  Nina hatte regelrecht gespürt wie etwas in ihrem Kopf klick gemacht hatte und sie durchdrehen ließ.

Sie konnte den Kloß in ihrem Hals spüren. Die Dunkelheit hatte für einen Moment die Oberhand gewonnen. Für einen kleinen Moment nur, aber für Nina einen definitiv zu großen Moment. Sie rieb sich leicht über die Schläfen, denn dieser emotionale Aussetzer hatte Kopfschmerzen hinterlassen. Was sollte sie nur tun? Es Elena sagen? Nein. Sie war momentan so glücklich, das konnte und wollte Nina nicht zerstören. Sie wollte  Elena die Hoffnung lassen, dass vielleicht doch einfach alles gut werden würde.

„Alles in Ordnung?“, erklang Marcos Stimme ihr. Nina zuckte zusammen und drehte sich zu ihm um. „Marco. Ja. Klar.“, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Marco musterte sie eingehend und stelle sich neben sie. „Du siehst blass aus…“, fing er an doch Nina winkte schnell ab. „Ach das… das sind nur etwas Kopfschmerzen.“, sagte Nina leicht und schenkte Marco diesmal ein echtes lächeln. Marco  hat echt etwas Süßes an sich.

Marco nickte leicht und fuhr  Nina dann über die Arme. „Gott. Du bist ganz kalt. Wieso rennst du ohne Jake raus? Es ist Januar!“, meckerte er leicht und sah Nina wieder besorgt an. Erst jetzt realisierte sie das es ihr wirklich kalt wurde. „Oh.“, brachte sie nur dumm hervor, aber machte  weiter keine Anstalten machte rein zu gehen. Sie konnte ihrer Schwester oder Nate noch nicht unter die Augen drehten. Das ging einfach nicht.

Kurzerhand zog sich Marco seine Jacke aus und legte sie um Nina. „Hier. Sonst holst du dir noch den Tot.“, meinte er und lächelte sie sanft an. Dankbar sah Nina ihn an, kuschelte sich in seine Jacke und atmete Marcos Duft tief ein. Wie ungemein beruhigend das auf sie war. „Und wenn schon. Wäre doch eh egal wenn ich tot bin.“, murmelte Nina leise, doch Marco hörte es. Er zog scharf die Luft ein und zwang Nina ihn anzusehen. „Wie meinst du das?“ „Nichts, nichts.“, antwortete Nina schnell und sah weg. Doch es stimmte. Manchmal kam ihr der Gedanke, das Elena und alle um Nina herum es einfach besser hätten, wenn Nina einfach nicht existieren würde.

„So darfst du  nicht denken. Elena braucht dich. Sie liebt dich und würde ohne dich nicht leben können. Und du gehörst hier zur Familie. Man würde dich vermissen. Ich würde dich vermissen.“, sagte Marco und sah sie aus seinen blauen Augen ernst an. Nina sah ihn  lange an und lächelte kurz. „Danke.“, hauchte sie und ging dann rein. Überzeugt davon war Nina nicht, doch sie musste sich bei Elena entschuldigen. Das war das mindeste was sie tun musste.

 

-Gegenwart-

Die Tür des Damon Salvatore Anwesen flog auf und eine wirklich wütende Alexia trat herein. „Bitte sagt mir das das ein GANZ mieser Scherz war das Damon entführt wurde. BITTE!“, zischte sie und starrte Patrick an. Er war der einzige Vampir der sich nach dem Überfall von Logan Wesfield wieder ins Anwesen getraut hatte. Denn er war gar nicht dabei gewesen. Er kam vorbei und musste feststellen das Damon fort war. Unerreichbar . Seine einzige Hoffnung war Lexi gewesen.

Patrick drehte sich vom Fenster weg, sah zu Lexi und schüttelte den Kopf. „Leider mache ich keine Scherze.“  „Großartig! Weißt du wer sie entführt hat?!“, zischte Lexi und kniff wütend die Augen zusammen. Wenn sie den erwischen würde! „Nein, leider nicht. Deswegen hab ich dich angerufen, Alexia.“, erklärte Patrick ihr. „Wieso weißt du das nicht?!“ „Weil ich nicht  hier war!“, verteidigte sich Patrick und funkelte jetzt seinerseits Alexia an.

Diese seufzte resigniert. „Wenn man nicht alles selber macht!“, meckerte sie und schloss dann die Augen. Dann würde sie ihn eben jetzt orten und ihn retten. Nebenbei würde sie dem Bastard der Damon entführt hatte noch das Leben so richtig schön zur Hölle machen. Schließlich war sie ein Dämon. Das war ihr Spezialgebiet!   „Was machst du da?“, fragte Patrick neugierig und musterte sie. „Mich konzentrieren und jetzt sei still!“, zischte sie ihn an ohne die Augen zu öffnen.

„Denkst du, du kannst so etwas? Dich konzentrieren?!“, zog Patrick sie auf und grinste schief. Alexia schlug die Augen auf und atmete tief ein. Wieso? Wieso tut er so etwas wenn sie schlecht gelaunt ist?! „Lexi???“, hakte er nach. „Patrick. Ich sag es zum letzten Mal. Halt. Die. Klappe!“, zischte Lexi und ihre Augen wurden so schwarz wie die Nacht. Jetzt zuckte Patrick zurück und nuschelte ein: „Sorry.“

Jetzt lächelte Lexi kurz und schloss wieder die Augen. Nach ein paar Sekunden öffnete sie sie wieder und ihre Augen funkelten vor Mordlust. „Damon ist in Logan Wesfields Gebiet. Lyanna Morgenstern muss Damon verraten haben. Ich kann ihre Angst bis hier hin riechen. Oh wenn ich sie finde, wird sie sich wünschen nie geboren worden zu sein!“, sagte Lexi mit einem kalten Unterton in der Stimme. Patrick riss die Augen auf und keuchte leicht. Das hätte er Lyanna niemals zugetraut.

****

 

Langsam kam Damon wieder zur Besinnung. Sein Kopf pochte schmerzhaft und er fasste sich an die Stirn. „Was ist denn jetzt schon wieder passiert?“, brummelte er sich und versuchte die Erinnerungen zu sortieren. Da viel es ihm wieder ein. Man hatte die Zelle von ihm und Elena mit Eisenkrautgas gefüllt, was Damon ohnmächtig werden ließ und ihm jetzt zauberhafte  Kopfschmerzen bereitete.  Bei der richtigen Menge schaltete es auch Menschen und Hexen aus. Was ihn zu einem Gedanken brachte: Elena.

„Elena?“, fragte er nach und rieb sich über die Schläfen. Doch keine Antwort folgte darauf. Schnell setzte er sich auf und drehte sich zu der Zelle um wo Elena vorhin noch gestanden hatte. „Elena?!“, rief er wieder. In genau dem Moment erkannte er jedoch das die Zelle leer war. Keine Elena.

Blitzschnell stand er jetzt auf und hechtete zu der verschlossenen Zellentür. „ELENA!“, rief er verzweifelt. Das konnte doch nicht wahr sein! Logan musste sie mitgenommen haben, als Damon bewusstlos war. Panik machte sich bei Damon breit und rüttelte wieder an den Gitterstäben. Doch wie vor wenigen Stunden waren die Stäbe ausbruchsicher.

„ELENA!“, rief Damon immer wieder und er konnte es nicht glauben. Er konnte Elena nicht jetzt schon wieder verlieren. Er hatte ihr doch ein Versprechen gegeben. Dass er sie und ihre Schwester retten würde! Und er hatte vor das zu halten. Doch dafür musste er hier irgendwie raus. „ELENA!“

 

****

Währenddessen in einer anderen Hütte, gar nicht mal weit entfernt von Damons Hütte saßen Nina und Stephen. Nachdem Stephen Nina das von der Titanic erzählt hatte war sie schweigsam gewesen. Einige Gedanken kreißten durch ihren Kopf. Sollte sie ihm erzählen dass sie es damals war? Sollte sie ihm die Wahrheit erzählen? Doch eigentlich kannte sie ihn nicht. Vertraute ihm nicht. Die Nina 1912 war eine andere wie sie. Doch am wichtigsten war ihr Elena. Sie musste endlich zu ihr! Dadurch dass die Magie geblockt wurde hier, konnte sie nicht fühlen wie es ihrer Schwester ging, doch sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl.

„Du siehst echt nicht gut aus.“, sagte jetzt Stephen und blickte zu ihr hinüber. Nina hyperventilierte nicht mehr und war ruhig, doch sie wurde immer blasser. Immer noch wusste er nicht ob das Mädchen vor ihm das gleiche Mädchen war wie aus seiner Erinnerung, denn Nina hatte seit dem geschwiegen. Vielleicht waren sie ja auch verwandte? Ninas Blick glitt zu ihm und sie richtete sich etwas auf. „Ich hab’s nicht so mit engen Räumen.“, nuschelte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Aber du siehst jetzt auch nicht toll aus.“, versuchte sie sich zu verteidigen. Stephen schmunzelte etwas. „Ich bin aber schön länger hier.“

Nina sah ihn an und seufzte etwas. „Okay. Gewonnen.“, meinte sie und leckte sich über die trockenen Lippen. Stephen sah sie lange an und konnte erst jetzt spüren dass sie gar kein Mensch war. „Du bist eine Hexe.“, entfuhr es ihm. Das machte seine Theorie deutlicher. Das Mädchen vor ihm, Sarah musste mit der Nina die er einmal kennen gelernt hatte verwandt sein. Denn sonst hätte sie doch was gesagt, oder nicht? Nina zuckte zusammen und sah zu Stephen. „Ich kann so etwas spüren. Nur naja. Etwas eingerostet. Und das deine Kräfte so geblockt sind..“, sagte Stephen und zuckte mit den Schultern.

Nina schwieg und sah ihn an. Verdammt. Was ist wenn Stephen sie verraten würde? Sie wusste nicht wie Nate und Marco darauf reagieren würden. Das würde in einer Katastrophe enden. „Clayton war richtig verliebt in dich, Sarah. Er vermisst dich bestimmt.“, meinte er und versuchte sie aufzumuntern. Nina sah auf den Boden. Das machte sie wahnsinnig. Sie konnte es nicht länger für sich behalten. Stephen schien irgendwie nett zu sein und wenn sie hier drin sterben musste, dann sollte Stephen die Wahrheit erfahren.

„Stephen?“ „Ja?“, fragte er und war froh dass Nina endlich etwas sagte. „Ich muss dir etwas über deinen Bruder erzählen.“, fing sie an und sah Stephen unverwandt an. „Clayton. Er.. er wollte dich rächen. Clayton dachte auch du wärst tot. Er hat mich entführt… und… als Marco ihn gefunden hat... hat er ihn umgebracht.“, gestand Nina Stephen. Sie ließ es  aus davon zu erzählen das Clayton sie gefoltert hatte.

Stephen erstarrte zur Zapfsäule und sah Nina ausdruckslos an. Er musste hart schlucken um den Frosch im Hals wegzubekommen. Und wieder einen der Marco getötet hatte.  „Es tut mir leid.“, sagte Nina leise und meinte es wirklich ehrlich. Sie wünschte sich sehr dass es niemals so weit gekommen wäre. „Das bringt ihn mir auch nicht zurück, Sarah.“, brachte Stephen hervor und sah sie nicht an. „Ich weiß.“, murmelte Nina und sah Stephen traurig an. „Wieso hast du es mir gesagt, Sarah?“, fragte er jetzt und sah sie wieder an. Wahrheit sprach so gar nicht für einen Schattenjäger. Gut sie war eine Hexe, doch um aufgenommen zu werden musste sie bestimmt gelogen haben. Denn Schattenjäger nahmen niemals Hexen auf. Sie töteten sie wie jedes andere übernatürliche Wesen auch.

„Weil du es wissen solltest. Ich wollte nie dass so etwas passiert. Ich wollte dich nie umbringen und ich wollte auch nicht das Clayton stirbt. Und ich kann ihn verstehen. Wenn jemand das meiner Schwester angetan hätte… ich weiß nicht was ich getan hätte.“, erzählte sie Stephen und sah ihn aus ihren samtbraunen Augen ehrlich an. Oh eigentlich wüsste sie es schon, aber das musste sie ihm ja dann doch nicht auf die Nase binden.

„Wieso seit ihr bei den Schattenjägern? Ich geh mal davon aus dass deine Schwester auch dabei ist. Ich hab noch nie jemanden von denen gesehen die sich entschuldigt haben. Und es ernst gemeint haben.“, hakte jetzt Stephen nach und sah Nina ein wenig neugierig an. Ihr Blick veränderte sich und sie schien an etwas zu denken was ihr gar nicht gefallen zu schien. Nach ein paar Sekunden antwortete sie: „Der einzige Weg zu überleben und auch nur ein bisschen zu leben, war das was wir sind zu begraben und zu den Schattenjägern zu gehen. Wir hatten keine andere Wahl.“, gab Nina leise zu und sah auf den Boden. Elena hatte schon eine Wahl gehabt. Elena könnte jetzt das Leben leben das sie wollte ohne ihre wahre Identität verstecken zu müssen, wenn Nina nicht wäre. Ohne Nina hätte Elena ein besseres Leben. Zu mindestens redete sich das Nina ein.

„Aber wenn du dich benimmst wie jemand, der du nicht bist.. wirst du ganz schnell so jemand werden.“, konterte Stephen und spürte so etwas wie Mitleid mit Nina. Was war denn nur passiert das sie und ihre Schwester nur noch diesen Ausweg sahen? Nina nickte leicht. „Das ist wahr.  Aber es war unsere einzige Möglichkeit. Und wenn es bedeutet das wir uns ändern müssen, aber meine Schwester dafür leben kann. Dann nehme ich das in Kauf.“, meinte Nina mit einem festen Unterton in der Stimme. „Ich heiße nicht Sarah. Mein richtiger Name ist Nina Fray.“

Stephen klappte der Mund auf. Also war sie es doch. „Du.. du bist es? Aber.. wie?“, brachte er jetzt hervor. Nina lächelte schwach. „Ja. Ich bin es. Aber… wiederum auch nicht. Ich und meine Schwester sind drei Jahre später gestorben. Also vermutlich. Weil es immer so war. Wir sterben an unseren 18. Geburtstag und werden neu geboren. Verflucht nennt man so etwas. An das Leben davor können wir uns nicht mehr erinnern. Und wenn doch mal was da ist, ist wie ein Traum.“, erklärte Nina Stephen. Dieser war mehr als überrascht. Mit dieser Erklärung hatte er wirklich nicht gerechnet. „Oh wow. Wie alt bist du jetzt?“, fragte er nach. Er musste zugeben dass die Nina von heute wirklich anders war wie die Nina die er kennen gelernt hatte. Doch in ihren warmen samtbraunen Augen konnte er sie immer noch erkennen. Das Mädchen das er mal geliebt hatte.

„18. Das ist wohl das erste Jahr an dem wir unseren Geburtstag überlebt haben. Aber ich befürchte viel älter werden wir nicht.“, meinte Nina trocken und deutete auf das Eisenkrautgas was in ihre und Stephens Zelle strömte. Es dauerte nicht mehr lange da vernebelte das Gas Ninas und Stephens Sinne und sie sackten beide bewusstlos zusammen.

***

Zur gleichen Zeit wurde Elena langsam wach und merkte dass sie nicht mehr in der Zelle neben Damon lag. Nein, sie war in einem Raum der einem Labor ziemlich ähnlich sah. Sie lag auf einer Liege und war an Hand und Fußgelenken gefesselt. Verwirrt sah sie sich um und versuchte die Fesseln zu lösen oder ihre Magie einzusetzen. Doch auch hier schien ihre Magie blockiert zu sein. Da viel ihr Blick auf die Liege neben ihrer.

Dort lag ein junger Mann, kaum älter als sie. Er war ebenfalls gefesselt und hatte kurzes verwuscheltes braunes Haar.  Seine Augen waren geschlossen und er schien noch zu schlafen. Noch ein Gefangener von diesem Hexenmeister? „Was ist hier nur los?!“, fragte Elena laut zu sich selber und ruckelte weiter an den Fesseln herum.

Plötzlich hörte sie es klicken. Elenas Blick glitt wieder zu der Liege neben sich und riss geschockt die Augen auf. Der junge Mann der gerade noch bewusstlos und gefesselt auf der Liege lag sah jetzt putzmunter aus und rieb sich über die freien Handgelenke. Die Fesseln lagen kaputt auf dem Boden. Dann stand er auf und wandte seinen Blick zu Elena. Seine honigbraunen Augen schienen sie fast zu durchbohren.

Gemächlich schritt er zu Elena und musterte sie von oben bis unten. Elena schluckte und hatte ein ganz ungutes Gefühl bei dem Typen. Er strahlte etwas Gefährliches aus. Etwas Gefährlicheres wie Clara. Dann drehte er sich herum und ging zur der Türe. Was ist das nur für ein Typ? Was hatte er vor?, fragte sich Elena und spürte die Panik die sich in ihr breite machte.

Da blieb der junge Mann stehen und drehte seinen Kopf leicht zu ihr. ‚Ich kann deine Gedanken hören, Elena.‘, erklang seine Stimme in Elenas Kopf. So laut und klar dass sie zusammen zuckte. Erst dachte sie er hätte gesprochen. Doch er starrte sie nur mit einem schweigenden lächeln an. ‚Du hörst meine Stimme in deinem Kopf. Du hast solche Angst. Immer solche Angst. Vor allem und jeden. Nun ja… Soll ich deiner Schwester Grüße ausrichten bevor ich sie gleich foltere?‘, fragte er mit einem gehässigen Unterton in Elenas Gedanken.

Er grinste boshaft und dann verschwand er durch die Türe. „HEY! NEIN!“, rief Elena panisch und rüttelte an den Fesseln herum. Es musste doch eine Möglichkeit geben hier irgendwie raus zu kommen! Sie musste zu Nina und zwar so schnell wie möglich. Doch da trat auch schon Doctor Logan Wesfield von hinten an sie heran und beugte sich über sie.

„Elena Fray. Das sogenannte Licht. Ein Teil von Yin und Yang. Besser gesagt das lebende Yang. Das Gegenstück zu Yin was ihre Schwester ist. Sie ist bereit für die Tests“, sprach er in sein Tonband. „Was wollen Sie?! Und wer war der Typ?“, fragte Elena und versuchte Logan im Blick zu behalten. „Der Typ ist mein bis jetzt best gelungenes Experiment, Elena. Er ist ein Hexer. Mit Dämonenblut im Körper. Eine neue Art von Hybrid. Raven ist so stark. Seine größte Stärke ist die Manipulation. Und gleich wird er Tests mit deiner Schwester machen.“, offenbarte Logan und strahlte wie ein kleines Kind zu Weihnachten.

Bald schon. Bald würden seine Träume wahr werden. „Was wollen Sie von uns? Was haben Sie mit uns vor?!“, fragte Elena panisch und registrierte die ganzen medizinischen Geräte um sich herum. „Rausfinden wieso, wäre da nicht euer Fluch, das ihr eigentlich nicht sterben könnt. Ich möchte nämlich unsterblich sein. Oh und Clara möchte euren Tot. Zwei Fliegen mit einer Klappe.“, plapperte Logan fröhlich drauf los und gab Elena ein Narkotikum. Elena versuchte sich zu wehren, doch schon bald flatterten ihre Augen und schwirrte ab ins Nirwana.

***

„Glaubst du wirklich das war eine gute Idee?“, fragte Diana und sah zu Lyanna, die mehr als nervös durchs Zimmer hin und her tigerte. „Was sollte ich denn bitte machen? Wenn ich Wes nicht geholfen hätte, hätte er mich nicht nur aus dem Zirkel verbannt. Nein er hätte mich und meinen kleinen Jungen getötet!“, zischte sie und ging zum Kinderbettchen, wo ihr kleiner Liebling friedlich schlief.

Diana seufzte und sah zu den beiden. „Das stimmt schon. Aber wenn Damon freikommt..“ „Dann sind wir zwei auch tot. Verdammt ich weiß nicht was ich machen soll, Diana!“, meinte Lyanna und konnte ein schluchzen nicht unterdrücken. Dianas Blick wurde weich und sie ging auf die beiden zu. „Du musst von hier verschwinden. So lange du kannst. Ich hab ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache.“, meinte Diana und sah Lyanna aus ihren blauen Augen besorgt an.

Lyanna sah von ihrem kleinen Jungen hoch zu Diana. „Meinst du das funktioniert?“ Diana nickte. „Ja. Ich  helfe dir. Sobald du weg bist, spreche ich einen Verhüllungszauber über euch beide.“  Jetzt lächelte Lyanna zum ersten Mal. „Danke.“ „Komm. Lass uns keine Zeit verlieren.“, meinte Diana ernst und drehte sich herum. Doch weit kamen sie nicht, denn an der Zimmertür stand Nathan Winchester.

„Wo ist Logan Wesfield?“, wollte er wissen und sah die beiden jungen Frauen an.  Sollten die beiden doch verschwinden. Das war ihm egal. Er wollte nur zu Wesfield und sich ausliefern. „Und du willst was?“, fragte Diana und hob eine Augenbraue hoch. „Ich will verhandeln. Es geht um meine Leute die er gefangen hält.“, erklärte Nate und war so unglaublich ruhig. Für ihn zählten nur die Zwillinge da raus zu bekommen.  Dianas Blick glitt zu Lyanna die ihren geliebten Sohn wieder ins Bettchen legte. „Ich sag Logan Bescheid.“, meinte sie und verließ den Raum.

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 Nur langsam kam Nina wieder zu Bewusstsein. Verwirrt blinzelte sie und die Schleier vor ihren Augen lichteten sich. Sie war nicht mehr in der Zelle in der Hütte. Nein sie wurde in ein anderes Zimmer verlegt und war nun an einen Stuhl gefesselt. Fuß und Handgelenke waren fest an den Stuhl gefesselt. Ihr Blick glitt zu durch den Raum und blieb bei Stephen hängen der stehend an einer Säule gefesselt worden war. Seine Arme wurden über seinen Kopf mit Fesseln aus Wolfswurz zusammen gebunden. Das gleiche an seinen Fußknöcheln.

„Oh Gott Stephen!“, rief Nina entsetzt und rüttelte an den Fesseln. Doch auch diese ließen sich einfach nicht öffnen. „Nina… alles okay bei dir?“, fragte Stephen mit trockener Stimme und versuchte Augenkontakt mit ihr zu halten. Doch die Monate in Gefangenschaft, sowie das Eisenkraut und Wolfswurz machte ihm deutlich zu schaffen.  Nina nickte knapp und rüttelte wieder an den Fesseln herum. „Wo sind wir denn jetzt? Und wieso sind wir auf einmal in Fesseln?“, fragte sie verwirrt. Doch Stephen konnte ihr darauf keine Antwort geben.

Allerdings sollten sie diese gleich bekommen. Denn die Tür schlug auf und Raven trat mit einem fiesen Grinsen herein. „Du bist also Nina. Ich hab in deinem Kopf gesehen dass du ziemliche Angst vor engen Räumen hast. Deswegen hab ich dich in einen anderen Raum gebracht.“, erklärte er und setzte sich auf den Stuhl neben sie. „Wer bist du? Wie kannst du meine Gedanken lesen?“, zischte Nina und kniff misstrauisch die Augen zusammen.

„Ich gehöre zu Logan Wesfields Zirkel. Ich kann Gedanken lesen weil das meine Gabe ist. Und ich bin hier um deine Dunkle Seite hervor zu holen.“  Stephen sah zu einem vom anderen und verstand nur die Hälfte. Was für eine dunkle Seite? Wovon sprach dieser Typ denn da nur? Doch Nina schien nur allzu gut zu verstehen wovon Raven da sprach. Denn sie riss ihre Augen weiter auf und schluckte etwas. „Was?!“, brachte sie hervor. „Du hast mich schon verstanden. Ich habe gesehen dass du vor kurzem einen kleinen Wutausbruch hattest, der dir selbst Angst eingejagt hat. Du hast Angst vor dem was in dir steckt. Angst davor dass es Menschen verletzt die du liebst. Wie deine Schwester.“, redete Raven weiter und ließ Nina nicht aus den Augen.

„Hör auf in meinem Kopf rum zu fuschen.“, giftete Nina und hielt seinem Blick stand. Doch sie bekam nur ein schmunzelndes Lächeln von Raven geschenkt. „Oh liebes. So ist das nun einmal. Ich sehe Erinnerungen, kann deine Gedanken hören und ich kann dich manipulieren.“ „Wieso solltest du das tun?“, zischte Nina. „Logan Wesfield hat einen Deal mit Clara Marshall gemacht.“ Jetzt keuchte Nina auf. Natürlich. Clara. Wer auch sonst. „Sie dachte du und deine Schwester wärt an Silvester gestorben. Doch leider ist das nicht passiert. Es wurden nämlich ein paar Änderungen in eurem Fluch vorgenommen.“ „Was für Änderungen?“, platze Nina hervor und sah Raven unverwandt an.

„Das Band zwischen dir und deiner Schwester muss gebrochen werden. Dann kann man euch wieder töten. Und das klappt am besten wenn man deine Dunkelheit hervorholt.“, erklärte Raven und zog ein kleines Messer aus seiner Jackentasche. „Was macht ihr mit meiner Schwester?!“ „Logan hat sie. Er brauch etwas von ihr. Aber keine Sorge, er wird sie nicht töten.“ „Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmt.“, zischte Nina und ihre Augen funkelten vor Zorn.

Doch Raven lachte nur und löste Ninas Fesseln. „Du wirst dich nur bewegen wenn ich es sage, verstanden?“, sagte er und seine Augen leuchteten schwarz auf. Ein Teil von ihm musste Dämon sein, wurde Nina klar und wie von Geisterhand nickte sie und sie konnte sich nicht bewegen. „Also, wie dir vielleicht aufgefallen ist, fangen wir mit der Manipulation an.“, dann legte er ihr das Messer in die rechte Hand. „Stich dir das Messer ins Bein.“ Nina starrte auf das Messer in ihrer Hand und dann zu Raven. Mit ihrem kompletten Geist versuchte sie dagegen zu halten. Ihre Hand zitterte, doch sie befolgte seinen Befehl nicht. Noch nicht.

Raven schnalzte ungehalten mit der Zunge. „Stich dir das Messer in den Oberschenkel. Sofort.“, wiederholte er mit mehr Unterdruck in der Stimme. Plötzlich überfiel Nina unsägliche Kopfschmerzen und ihre gedankliche Schutzmauer krachte zusammen. Ihre Hand zitterte noch etwas und dann rammte sie sich das Messer in ihren Oberschenkel.  „Nina!“, rief Stephen entsetzt und konnte nicht glauben was er da sah. „Und nochmal.“ Nina befolgte seinen Befehl und rammte sich das Messer nochmals in den Oberschenkel. Sie verzog ihr Gesicht doch kein Laut drang über ihre Lippen.

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Auch Elena kam wieder zu Bewusstsein. Doch sie fühlte sich als wäre sie von einem Bus überfahren worden. „Bitte lassen Sie uns frei.“, keuchte sie und sah auf die Maschinen die fleißig ihr Blut abpumpten.  „Nein. Noch habe ich nicht genug. Weißt du… während du geschlafen hast, hab ich dir immer und immer wieder Liter weise Blut abpumpen lassen. Doch du bist einfach nicht gestorben. Das ist so faszinierend. Ich glaube wirklich in deinem Blut finde ich die Lösung meines Problems.“, erklärte Logan und schenkte Elena ein kleines Lächeln.

„Und Nina? Was machen Sie mit ihr?“, fragte Elena und versuchte die Sternchen die schon wieder vor ihren Augen tanzten weg zu blinzeln. „Oh. Raven bearbeitet sie, damit die Dunkelheit durch Claras Experimente die Oberhand gewinnt. Weißt du, sie hatte schon immer schwarz magisches Blut in sich. Doch durch die Experimente von Clara wurden diese verstärkt, wurde diese mächtiger. Und es brauch nur einen Anstupser und Nina ist nicht mehr sie selbst. Euer tolles Band ist dahin und man kann euch töten. So ist der Deal.“, erzählte Logan freiwillig und grinste bösartig,

Elena keuchte entsetzt auf und war verwirrter wie zuvor. So langsam blickte sie bei diesem Fluch nicht mehr durch. Was war denn jetzt noch aktuell? Das Band? Nina? Die Dunkelheit?! Sie musste zu ihrer Schwester. Logans Handy klingelte jedoch und er trat hinaus in die frische Luft.  Dort ging er endlich rann. „Was ist los Lyanna?“ „Nathan ist hier Logan.“, erzählte Lyanna ihm und sah zu Nate die ihm gegenüber mit versteinerter Miene saß.

„Er will die Mädels gegen sich selber eintauschen. Er ist so dumm. Als wäre es das was ich wollte. Aber nun gut. Ich habe Lust auf ein Spiel. Ich regele mich darum. Schicke ihn ins Geheimlager. Und dann kannst du dich um Damon Salvatore kümmern. Ich bin mir sicher ihr habt noch einiges zu regeln.“  „Logan. Damon wird mich umbringen!“, rief Lyanna entsetzt. „Glaub mir, der dürfte dadurch zu geschwächt sein. Ich habe ihn bereits verlegen lassen. Dann kannst du dich besser ‚unterhalten‘“, meinte Logan nur und lag auf.

Mit entsetztem Blick sah Lyanna von ihrem Handy hoch und sah zu Nathaniel. Dann nickte sie Diana zu. „Bring ihn zum Hauptquartier.“ Diana nickte und ging mit Nathaniel fort. Sie selber sammelte sich einen Moment und marschierte zu Damon.

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Langsam dämmerte es und die Sonne ging unter. Die ersten Sterne leuchteten am Himmel und im Schattenjägerinstitute war die Hölle los. „Meint ihr wirklich das war eine gute Idee?“, hakte Mike nach und sah zu Marco, Jonathan und Samuel. „Nein. Aber es ist unsere einzige Möglichkeit!“, zischte Sam und war am Rande des Wahnsinns. Mike schnaubte und zischte. „Ihr seid doch nicht mehr klar im Kopf!“, Mit diesen Worten ging er in die Küche.

Marco tigerte hin und her und war am Rande eines Nervenzusammenbruches. Sein bester Freund hatte sich Logan übergeben. Elena war ihm sehr ans Herz gewachsen und Nina… er liebte Nina doch. Er konnte niemanden von den dreien verlieren. Doch je mehr Zeit verstrich, desto schlimmer sah das ganze aus. „Ich brauch frische Luft.“, presste er hervor und trat hinaus in die Abendluft. Es war kalt und man konnte seinen eigenen Atem erkennen. Marco musste daran denken wie er  vor wenigen Tagen Nina seine Jacke gab, weil sie unbedacht in der Kälte stand.

Nervös fuhr er sich übers Gesicht. Marco war bereit sich zu öffnen gewesen. Er wollte sie für Valentinstag um ein Date bitten. Er hatte es wirklich vor. Doch was wenn sie jetzt starb? Wenn er wieder einen Menschen verlor den er liebte? Wie Tommy? Seinen damaligen besten Freund. Er konnte einfach nur beten das Nate Elena und Nina sicher nach Hause brachte.

Samuel und Jonathan hatten die gleiche Angst um die drei. Keiner wollte es sich nur vorstellen was passieren konnte. „Jon? Ich muss dir was erzählen. Normalerweise würde ich es Nate erzählen... aber nun ja…“ Jonathan drehte sich um und sah Sam fragend an. „Ich hab mich in Elena verliebt. Es ist ganz plötzlich geschehen und ich habe sie geküsst und sie hat erwidert. Es war unglaublich.“ Jonathan brachte ein Lächeln zu Stande. „Das ist doch toll, Kumpel.“, meinte er. „Aber ich glaube Nate hat auch Gefühle für sie. Und was ist wenn die drei da nicht heil raus kommen?“, fragte Sam verzweifelt und spürte die Tränen aufsteigen.

Jonathans Blick wurde traurig. Er kannte Sams Gefühle nur zu gut. „Das wird schon. Die kommen da raus. Bestimmt.“ Samuel nickte. „Ja. Ich weiß. Was ist mit dir. Ich hab gesehen wie du… Nina angesehen hast.“ Jonathan seufzte. „So offensichtlich?“ „Oh ja. Aber ich glaube Nina hat es noch nicht gerafft.“, meinte Sam und grinste jetzt. „Gott sei Dank. Denn ich hab auch gesehen wie mein Bruder sie angesehen hat.“ Sam zog scharf die Luft ein. Sind also Sam und Jonathan die die sprichwörtlich die Arschkarte gezogen hatten? „Also wirst du nicht um Nina kämpfen?“, hakte Sam nach. „Wirst du um Elena kämpfen?“, stellte Jonathan eine Gegenfrage. Doch beide Fragen blieben unbeantwortet.

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Während dessen kam Clara freudestrahlend wieder zurück nach Hause. Sie schlenderte durchs Haus und traf auf Rachel die immer noch dabei war Kisten auszupacken. „Ich glaube du kannst mit dem Auspacken aufhören. Ich habe sensationelle Neuigkeiten.“, trällerte Clara und grinste die jüngere Hexe an. „Und was Clara?“, fragte Rachel und sah neugierig zu ihrer Hexenmeisterin.

„Elena und Nina sind extrem besonders. Mehr als wir dachten. Sie sind Yin und Yang. Und wie wir wissen konnten sie durch ihren Fluch immer am 18. Geburtstag sterben. Also sie SIND immer gestorben.“, erzählte Rachel aufgewühlt. „Aber diesmal nicht.“ „Ja. Weil Basel Fray dank eines Phönix den Fluch abändern können. Sie können nur noch sterben, wenn man das Band was zwischen den Twins ist bricht. Es ist sehr stark. Durch ihre Liebe zueinander und durch Yin und Yang. Denn Licht kann nicht ohne Dunkelheit leben und so weiter.“, plapperte Clara drauf los.

Oh ja. Heute war ein guter Tag. Ein richtig guter Tag mit richtig guten Neuigkeiten. „Der Mythos ist wahr? Die beiden sind Yin und Yang?“, fragte Rachel überrascht. „Ja. Deswegen hatte Elena und nur weiße Reine Magie in sich und Nina die schwarzmagische, weshalb ich nur mit ihr die Experimente und das Ritual machen konnte.“, trällerte Clara grinsend.

„Du willst das Band zerstören. Das Gute in ihren Herzen vernichten.“, folgerte Rachel mit hochgezogener Augenbraue. Clara nickte begeistert. „Ja. Es wird bei Nina geschehen. Sie ist eh schon schwarz magisch und durch das Ritual hat die Dunkelheit die Mehrheit gewonnen. Da wird es einfach sein das gute zu vernichten. Wenn das passiert ist und Elena das sieht und geht haben wir gewonnen. Wir können beide töten.“, erklärte Clara freudestrahlend und ließ Rachel nachdenklich alleine zurück.

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„Sieh mich an, Nina.“, sagte Raven und sah Nina unverwandt an. Widerwillig sah Nina zu ihm, doch die Macht die er auf ihr ausübte war einfach zu stark. „Ich werde das Band zwischen dir und Elena zerstören. Heute noch.“ „Wie denn?“ „Mit Manipulation, Nina. Das hier war erst der Anfang.“, sagte Raven geheimnisvoll und deutete auf das Messer in Ninas Hand, womit sie sich vor noch gar nicht langer Zeit ins Bein gestochen hatte.

 

„Das wirst du niemals schaffen.“, zischte Nina und glaubte fest daran. Doch Raven schmunzelte nur. „Ich habe so gesehen wie froh du warst das Stephen lebt und unversehrt ist.“  Ninas Blick schoss zu Stephen der immer noch an der Säule gefesselt war und mit einem Schlag wurde ihr klar, wieso auch Stephen verlegt worden ist. „Das wirst du niemals schaffen. Ich werde Elena nichts tun. Und Stephen auch nicht.“, presste sie hervor, doch Raven konnte ihre Angst spüren.

 

„Sag niemals nie, Nina. Und jetzt wirst du dieses Messer nehmen und Stephens Magen damit verschönern.“, sagte Raven und deutete auf Stephen. Stephen schluckte und sah zu Nina. Diese keuchte leicht und versuchte sich dagegen zu wehren. „Nein…“, fing sie an, doch Raven schnitt ihr das Wort ab. „Tu. Es.“, wiederholte er und duldete keine Widerrede.

 

Nina konnte sich nicht wehren. Sie fühlte sich wie eine Marionette und schon stand sie auf und ging auf Stephen zu. Dicht vor ihm blieb sie stehen und umklammerte das Messer. Stephens grüne Augen ruhten auf ihren braunen und er konnte ihren inneren Kampf sehen, wie sie versuchte die Oberhand zurück zu bekommen. „Nina. Sieh mich an. Du kannst das. Du musst das nicht tun. Es ist deine Entscheidung.“, versuchte Stephen sein Glück durch sie durch zu kommen.

 

Nina sah hoch und sah ihm in seine Augen. Sie strahlten Wärme, Zuversicht und Vertrauen aus. Ihre Lippen zitterten sowie ihre Hand. Kurz schloss sie die Augen und schaffte es tatsächlich Raven aus ihren Gedanken zurück zu drängen.  Nina ließ das Messer sinken und drehte sich zu Raven. „Nein. Werde ich nicht.“, zischte sie. Raven kniff die Augen wütend zusammen. Nina war stärker wie er dachte.

 

DU. WIRST. STEPHEN. DIESES. MESSER. IN.DEN. MAGEN. RAMMEN!“, brüllte er Nina gedanklich zu und folterte sie mit mentalen Schmerz. Nina packte sich an den Kopf und keuchte vor Schmerzen auf. Ravens Stimme war so unglaublich laut und ihr Gehirn fühlte sich an als ob er brennen würde. Das war der Moment an dem es Klick machte. An dem Raven gewonnen hatte, sich der Schalter zur Dunkelheit das erste Mal seit Tagen wieder umgelegt hatte.

 

„NINA!“, rief Stephen entsetzt. So intensiv ging Ravens Macht durch Ninas Geist das sie sich aufrichtete und Stephen emotionslos anstarrte. Dieser schluckte und erkannte in ihren Augen, das Raven gewonnen hatte. „Es ist okay.“, hauchte er und schon rammte Nina ihm das Messer tief in die Magengrube. Stephen keuchte und spuckte Blut. Doch in Nina regte sich nichts. Das Gute in Nina versuchte zwar an die Oberfläche zu kommen, doch es war nur ein klägliches Kratzen. Ihre eigene Dunkelheit und Ravens Manipulation waren einfach zu stark.

 

Sehr schön. Und jetzt, wirst du versuchen deine Schwester zu töten, Nina.“, befahl Raven ihr in Gedanken. Nina sah ausdruckslos zu ihm und nickte. Dann ging sie hoch erhobenen Hauptes aus dem Zimmer. Bereit ihre Zwillingsschwester zu töten.

 

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Logan hatte Recht behalten, denn Damon hatte man in einen anderen Raum gesperrt. Vollgepumpt mit Eisenkraut hatte man Damon geschwächt wie einen Nassen Sack an Eisenkrautketten und Fesseln die an der Decke befestigt waren gefesselt.

Vorsichtig trat Lyanna herein. Ihr Herz schlug rasend schnell und als sie Damon dort so hängen sah, bekam sie schon ein schlechtes Gewissen. Eigentlich mochte sie ja mal Damon, aber sie hatte keine andere Wahl. Um ihr Kind zu schützen, musste sie Damon verraten.  „Ich habe mich schon gefragt wann die Verräterschlampe kommt.“, zischte Damon und hob schwerfällig seinen Kopf und starrte Lyanna aus seinen blauen Augen kalt an.

Von der früheren Liebe und Wärme, die diese Augen Lyanna immer entgegen gebracht hatten, war nichts mehr zu sehen. Einzig und alleine der kalte Hass sprühte ihr entgegen, wo bei Lyanna das Herz tief in die Hose rutschte. Doch nun musste sie da durch.

„Ich hatte keine andere Wahl!“, versuchte sie Damon irgendwie klar zu machen und spielte mit einem Dolch rum was auf einem Tisch zu Recht gelegt war. „Man hat immer eine Wahl, Lyanna. Steh wenigstens zu dem was du getan hast!“, spuckte Damon ihr entgegen und hatte Mühe die Augen aufrecht zu halten. Das Eisenkraut machte ihm wirklich zu schaffen.

Lyanna schluckte hart. Natürlich hatte sie eine Wahl gehabt. Doch das hätte dann den Tot ihres Sohnes bedeutet. Und das konnte sie nicht zu lassen. Genauso wenig wie Damon von diesem Kind erfuhr. Samuel van Helsings Sohn.  „Gut. Wesfield hätte mich sonst rausgeworfen! Dieser Zirkel ist meine Familie, Damon. So wie die Vampire deine sind!“, erklärte Lyanna die halbe Wahrheit.  Doch das beruhigte Damon auf gar keinen Fall.

„Tolle Familie hast du da.“, presste Damon hervor und in seinen Augen spiegelte sich die Mordlust wieder. Wenn er nur könnte würde er Lyanna jetzt die Kehle rausreißen. Sowie Logan und jedem Mitglied seines Zirkels. Doch er konnte nicht. Leider.  Lyanna kniff die Augen zusammen und spielte weiter mit dem Dolch in ihrer Hand rum. Wenn das hier vorbei war, würde sie fliehen. Genau wie Diana ihr vorgeschlagen hatte.

„Ich habe echt keine Ahnung warum ich dich mal gemocht habe. Du bist eine hinterlistige falsche Schlange!“, warf ihr Damon mit solchem Hass entgegen das Lyanna zusammen zuckte. Doch sie hatte keine Zeit mehr für das schlechte Gewissen. Sie musste das jetzt durch ziehen. Also packte sie den Dolch fester und rammte ihn in Damons Brustkorb, nur Millimeter von dessen Herz entfernt. „ Du hast keine Ahnung über mein Leben, Damon!“, zischte Lyanna, drehte sich auf dem Absatz um und verließ Damons Zelle.

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Nathan rannte. Er rannte um sein Leben. Als Diana ihn zu Logan gebracht hatte, war es eine Falle gewesen. Denn nicht Logan wartete dort auf ihn, nein sondern Logans Hunde. Das waren nicht irgendwelche Hunde, es waren Höllenhunde. Logan musste sie heraufbeschwört haben um Nathan zu jagen und zu töten. Denn Logan wollte keine Verhandlung, das war Nathan klar. Was er allerdings nicht verstand, was Logan von den Zwillingen wollte.

Aber darüber nachzudenken hatte er keine  Zeit, denn die Höllenköter waren ihm verflixt nah auf den Fersen. Wie ein Irrer rannte er durch die nächtlichen Straßen von New York. Einige Menschen starrten Nathan verwirrt hinterher. Sie fragten sich was wohl hinter Nathan her wäre, denn Höllenhunde konnten sie nicht sehen. Man sah sie nur, wann sie hinter einem her waren.

Nathan konnte sie sehen und rannte weiter. Immer und immer weiter. Laufen, laufen, laufen. Denn wenn er auch nur die kleinste Chance zu überleben haben wollte, musste er das tun.  Eine Waffe für diese Viecher hatte er nicht und seine Freunde in Gefahr zu bringen konnte er nicht, beziehungsweise würde es eh zu lange dauern.

Doch Nathan spürte wie ihm langsam die Luft ausblieb und die Glieder im schwer wurden. Allerdings sobald er langsamer wurde, konnte Nathan das Knurren und das heiße Atem der Hunde spüren. Also ignorierte er das Brennen seiner Beine und das seiner Lunge und rannte so schnell er konnte weiter. Schnell bog Nathan um eine Ecke und krachte frontal  mit einem Obdachlosen zusammen. Nathan purzelte zur Seite und richtete sich schnell wieder auf. Hektisch sah er zu dem alten Mann und schrie zu ihm: „LAUFEN SIE! Logan hat mich den Höllenhunden zum Fraß vorgeworfen. Er wird SIE AUCH UMBRINGEN!“

Der Obdachlose starrte Nathan an und dachte sich wohl, dass er heute eindeutig zu viel getrunken hatte, da tauchte auch schon ein Schatten auf. Nathan wurde ganz blass, drehte sich um und wollte weiter rennen, doch Alexia stand schon vor ihm: „Sehe ich aus wie ein Höllenhund?! Ich hab die Köter schon vor drei Straßenecken kalt gemacht!“, meinte die blonde Dämonin und hob eine Augenbraue.

Doch Nathan erkannte in Alexia keine Hilfe oder Rettung. Er sah nur die Dämonin in ihr, keuchte entsetzt auf und stolperte zurück. Dann drehte er sich schnell um und rannte in die andere Richtung. Lexi seufzte demonstrativ und fuhr sich durch das blonde Haar. „Wenn ich eine Seele hätte, wäre ich jetzt echt verletzt. Ich hasse einfach die Spielchen von Wesfield. NATHAN. BLEIB STEHEN. AUS!“, rief sie ihm hinterher und beeilte sich ihm zu folgen. 

Schnell hatte sie Nathan wieder eingeholt, denn dem ging wirklich langsam die Luft aus. Doch diesmal versuchte sie erst gar nicht mit ihm zu reden, sondern machte eine Handbewegung und Nathan kippte bewusstlos zu Boden. „So ist brav.“, sagte sie. Dann machte Lexi noch eine Handbewegung und beide verschwanden.

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Elena blinzelte leicht und als sie die Augen öffnete befand sie sich nicht mehr in Logans Labor, sondern in einem anderen Raum. Dieser sah eigentlich genauso aus wie das andere, nur waren hier absolut keine Geräte oder ähnliches. Elena saß gefesselt auf einem Stuhl und erkannte das Logan Wesfield in einer Ecke stand und etwas in ein Notizbuch kritzelte. Anscheinend hatte er für seine Unsterblichkeitsexperimente genügend Blut. Doch was sollte jetzt passieren?

Diese Frage sollte Elena gleich beantwortet werden. Denn die Tür wurde geöffnete und Raven trat mit Nina im Schlepptau herein. Raven nickte Nina einmal zu und stellte sich dann zu Logan die sich beide mit einem wissenden Grinsen anstarrten. Elena blinzelte nochmal und sah mit Erleichterung das es Nina gut ging. „Nina!“, rief sie erleichtert. Doch als Nina sich zu ihrer Schwester umdrehte, zuckte Elena zusammen.

Ninas Gesichtsausdruck war wie eine steinerne Maske. Eiskalt und ausdruckslos. Ihre sonst so warmen samtbraunen Augen, die für Elena immer Familie bedeutet hatte starrten sie jetzt mit einem Blick an, der Elena eine Gänsehaut bescherte. Was hatte man mit Nina  nur gemacht?! „Nina…was?“, brachte Elena leise hervor und sah ihrer Schwester an. „Hallo Schwesterchen.“, begrüßte Nina mit einem eisig kalten Ton ihre Zwillingsschwester.

„Was machst du?“, fragte Elena und schluckte den Kloß in ihrem Hals runter. Das war nicht mehr ihre Schwester. Das war das Monster was man versucht hatte aus Nina zu machen. Auch wenn Clara vielleicht erst nicht erfolgreich war, so schien Raven es geschafft zu haben.  Nina lächelte sie zuckersüß an, doch es war kein liebevolles lächeln. Es war ein mörderisches. „Ich werde dich töten, Elena.“, sagte sie und griff sich die Pistole die Raven Nina hinhielt.

„WAS?! Das ist nicht dein Ernst. Das bist nicht du! Da ist jemand in deinem Kopf!“, rief Elena und schluckte die aufkommende Panik runter. Nina lachte heiser, entsicherte die Waffe und zielte damit auf Elenas Stirn. „Glaub mir. Ich habe es versucht, aber ich gebe nur meinem Wahrem Ich nach, Schwesterherz.“  „Nina. Bitte. Das bist nicht wirklich du. Ich kenne dich doch. Besser als du dich selbst. Du bist nicht böse. Bitte. Wehr dich dagegen.“, flehte Elena und Tränen stiegen ihr in die Augen.

Nina starrte ihre Schwester an. Das Gute in ihr versuchte wieder an die Oberfläche zu kommen, doch immer noch war es nur ein kleines Kratzen an einer dicken undurchbrechbaren Mauer.  „DU liegst falsch. Ich bin nicht gut.“, zischte Nina und war drauf und dran abzuschießen. Doch Elena musste noch eine Sache versuchen. Eine Sache um sich selbst und ihre Schwester zu retten.

„Nina. Denk an früher. An damals. Wir haben uns ein Versprechen gegeben. DU hast mir etwas versprochen. Erinnerst du dich? Bitte. Denk daran. Das bist du. Bitte. Denk an das Versprechen. Du hast gesagt du wirst es niemals brechen. Bitte.“, flehte Elena und heiße Tränen liefen über ihr Gesicht. Jetzt zögerte Nina zum ersten Mal seit Ravens Manipulation. Das Gute in Nina reagierte sofort auf Elenas Bitte und erinnerte sich.

-4. Februar 2005, New Orleans-

Ein Monat war vergangen seit Margary Fray ihre beiden Töchter in die Obhut von Clara Marshalls Hexenzirkel in New Orleans gegeben hatte. In diesem Monat hatte Margary nicht einmal ihre Kinder besucht. Sie hatte Elena und Nina nicht angerufen oder geschrieben.  Und Margary würde es auch nicht tun. Denn sie konnte nicht mehr. Jahrhunderte lang immer wieder ihre Kinder zu verlieren hatte Margary fertig gemacht und verändert. Ihre letzte Hoffnung war der Zirkel.

Was sie aber nicht bedacht oder verdrängt hatte, dass dies auch ihre Kinder verändern wird. Denn diese haben nicht nur Vater sondern nun auch ihre Mutter verloren. Ohne zu wissen wieso. Besonders die kleine Elena nahm dies besonders mit. Natürlich vermisste auch Nina ihre Mum und verstand nicht wieso. Doch Nina war eher die, die wütend auf ihrer Mum war, weil sie Elena und Nina verlassen hatte. Elena war die sensiblere und war zutiefst erschüttert von ihrer Mum verlassen worden zu sein.

Vier Wochen lang weinte das neunjährige Mädchen unerbittlich. Aß und trank kaum etwas. Sie wollte das Zimmer nicht verlassen und lachte nicht mehr. Das nahm Nina ziemlich mit und das war die Sache, die sie ihrer Mum niemals verzeihen würde, dass sie Elena so traurig gemacht hatte. Die damals ebenfalls neunjährige Nina marschierte in Elenas Zimmer ohne zu Klopfen und ohne auf die miesepetrigen Worte von Elena zu reagieren.

Sie setzte sich neben Elena aufs Bett. „Husch. Mach mal Platz!“, beschwerte sich Nina und quetschte sich neben Elena unter die Decke. Elena hatte rot unterlaufende Augen und hatte vor kurzem wieder geweint. Nina sah sie traurig an und gab ihr ein Taschentuch. Schniefend nahm Elena das Taschentuch an und wischte sich die Tränen fort. „Du musst etwas essen, Elena. Sonst kippst du um. Und glaub mir ich fang dich nicht auf!“, beschwerte sich Nina und hielt Elena eine Packung Kekse unter die Nase. „Ich habe dir sogar deine Lieblingskekse mitgebracht.“, sagte sie und versuchte damit Elena zu locken.

Mum hat mir die Kekse immer gebracht wenn ich krank war.“, jammerte Elena und verkroch sich unter die Decke. Nina biss sich auf die Lippen. Mist.  So war das nicht gedacht gewesen. „Elena… rede mit mir. Bitte. Es macht mich fertig dich so zu sehen!“, meinte Nina jetzt und war selber am Rande der Tränen. Sie konnte es einfach nicht ertragen wenn ihre drei Minuten jüngere Schwester so fertig war.

Langsam kroch Elena aus ihrer Decke hervor und sah ihre Schwester mit einem herzergreifenden Blick an. „Alle Leute verlassen mich, Nina. Es ist bestimmt meine Schuld!“ „Was? Wie kommst du denn darauf?“,wollte Nina wissen und riss entsetzt ihre Samt-braunen Augen auf. „Erst verlässt uns Dad. Dann bringt uns Mum hierher. Ich mag es hier nicht Nina. Die werfen uns bestimmt auch raus. Und dann wirst du auch mich verlassen weil ich schuld bin. Ich hab doch gesehen wie Mum mich angesehen hatte als ich mit einer anderen Haarfarbe kam. Es ist alles meine Schuld Nina!“, redete Elena und weinte bittere Tränen.

Jetzt hatte auch Nina Tränen in den Augen und zog ihre Schwester in eine feste Umarmung. Fürsorglich strich sie Elena über das braune Haar. „Nein. Rede dir das noch nicht ein. Das ist doch nicht deine Schuld. Ich weiß nicht warum Mum und Dad weg sind, aber das hat doch nichts mit dir zu tun!“ „Woher willst du das wissen?“, schniefte Elena und weinte Ninas Türkises Shirt voll.

Ich bin deine ältere Schwester. Ich weiß so etwas!“, meinte Nina fest und drückte Elena weiterhin fest an sich. „Du bist nur drei Minuten älter als ich!“, beschwerte sich Elena, musste aber dennoch unter Tränen etwas lächeln. „Das ist mir doch schnuppe. Drei Minuten sind drei Minuten.“, sagte Nina fest überzeugt. Dann löste sich von der Umarmung und strich Elena die Tränen aus dem Gesicht. „Und hey ich sag dir etwas. Ich werde dich niemals verlassen. Ich werde immer bei dir sein und ich werde immer auf dich aufpassen. Egal was passiert, ich werde dafür sorgen das dir niemals jemand wieder so weh tut.“, sagte Nina und nahm es sich wirklich fest vor. Das würde ihre Lebensaufgabe werden.

Sag nichts was du nicht halten kannst, Nina. Mama hat das auch gesagt als Dad weg war.“, schniefte Elena und klang noch ziemlich ungläubig. Jetzt kniff Nina die Augen zusammen. „Ich bin nicht unsere Mum. Ich bin Nina und ich halte was ich sage. Ich verspreche dir das. Auf immer und ewig.“, versprach Nina und hielt Elena ihren kleinen Finger hin. Jetzt strahlte Elena wieder und hakte mit ihrem kleinen Finger an. „Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!“, sagten beide gleichzeitig mit einem feierlichen Grinsen auf den Lippen.

So wo das geklärt ist… entweder isst du jetzt Kekse oder ich esse sie!“, drohte Nina und wedelte mit der Kekspackung herum „HEY DAS SIND MEINE KEKSE!“, beschwerte sich jetzt Elena und stürzte sich mit Gebrüll auf ihre Schwester.

***

Die Erinnerung durchflutete Nina als wäre sie gerade eben passiert. Sie durch füllte sie mit so viel Gefühl und Liebe das die Manipulation von Raven brach. Heiße Tränen liefen über Ninas Wangen und sie sah zu Elena. Schnell ließ Nina die Waffen fallen. „Ich breche mein Versprechen nicht. Niemals.“, hauchte sie und lächelte Elena schwach an. Elena schluchzte leise und war so froh endlich wieder die richtige Nina vor sich zu sehen. „Oh Nina.“, brachte sie leise hervor. „Ich könnte dir niemals etwas antun, Elena.“

Logan und Raven sahen mehr als unzufrieden aus. Mit dieser Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Sie dachten sie hätten Nina völlig unter Kontrolle. Doch die Liebe  zwischen den Schwestern war stärker. „Bring Nina wieder weg. Das dauert noch etwas. Du weißt was du zu tun hast.“, meinte Logan missmutig zu Raven. Raven nickte ungehalten und packte Nina am Oberarm. Wie gerne würde sie Raven doch in eine Ratte verwandeln! Und Logan gleich mit dazu, doch immer noch waren ihre Kräfte blockiert. „Euer Plan wird niemals klappen!“, zischte Elena. Doch Raven ignorierte Elena und schleppte Nina mit sich.

Es musste etwas Krasseres her. Wie war das noch? Nina mochte keine engen Räume? „Mit dir bin ich noch nicht fertig!“, drohte Raven in Ninas Gedanken. Nina schwieg dazu, doch als Raven sie in einen Raum warf, der von der Größe einem Kleiderschrank ähnelte stieg ihr Puls an. Was hatte Raven jetzt schon wieder vor?!

***

Als Dean wieder zu sich kam, lag er in einem großen gemütlichen Bett. Doch das war nicht sein Bett und das war schon gar nicht sein Zimmer! Verwirrt sah er sich um und entdeckte Alexia in einem Sessel ihm gegenüber sitzen. „Bin ich tot?“, fragte er trocken. Die Möglichkeit bestand.  Alexia schnaubte und meinte schmunzelnd:  „Das hättest du wohl gerne. Aber nein du bist quick lebendig.“

„Wer bist du?“, hakte Nathan nach und rieb sich über die Schläfen. „Alexia. Und nein ich arbeite nicht für Wesfield.“ „Du hast mich gerettet? Du bist ein Dämon!“, blaffte Nathan jetzt, setzte sich auf und starrte die Blondine misstrauisch an. „Das ist jetzt ein Schock oder? Wesfield hätte dich nur getötet und währenddessen seelenruhig mit den anderen weiter gemacht!“, meckerte Alexia den Schattenjäger an.

„Und jetzt?“, wollte Nathan wissen. Er traute der Dämonin immer noch nicht. „Warten. So ungern ich das auch sage… aber ich weiß die schaffen das.“ Nathan schnaubte und wollte schon aufstehen, doch Alexia drückte ihn zurück ins Bett. „Glaub mir. Die kriegen das schon hin.“

***

Nina bekam keine Luft mehr. Die Wände kamen immer näher an sie heran und drohten Nina zu erdrücken. Sie hämmerte gegen die Tür, doch sie wollte sich nicht öffnen lassen. Nina versuchte verzweifelt ihre Magie einzusetzen, doch es klappte einfach nicht. Die Tür blieb fest verschlossen. ES war so dunkel in dem Raum, das Nina selbst ihre Hand vor Augen  nicht erkennen konnte. „Beruhige dich, Nina. Beruhige dich.“, versuchte sie sich selbst einzureden.

Doch ihre Panik wurde nur immer größer. Als sie klein war hatte sie keine Platzangst. Doch seit den Experimenten mit Clara mied Nina solche Räume. Und jetzt in einem eingesperrt zu sein, der SO eng war und nicht raus zu kommen, ließ Nina bald durch drehen. „Hilfe. Bitte.“, flehte Nina jetzt und hämmerte gegen die Tür. „Lasst mich raus. Bitte.“

Du kannst da alleine raus, Nina“, erklang eine Stimme in Ninas Kopf. Nina erkannte sofort dass es Raven war. „Hör auf mit diesen Spielchen!“, presste Nina hervor und versuchte ihren Atem zu beruhigen. „Ich will dir doch nur helfen. Ich bin kein  schlechter Mensch. DU kannst das. Deine Magie kann dich hinaus bringen. Du musst dich nur auf dein innerstes konzentrieren. Deine Quelle er Macht anzapfen und sie durch dich hindurch fließen lassen.“, säuselte Raven weiter in Ninas Kopf hinein.

Du. Willst. Mich. Nur. Manipulieren.“, zischte Nina und versuchte klar zu denken. Doch ihre Angst und Ravens Stimme war alles was ihren Kopf gerade ausfüllte. „Nein. Ich möchte dir wirklich nur helfen, denn ich weiß das du die Macht dazu hast. Ich kann diene Kraft spüren. Du kannst sie benutzen, trotz der Magieblockade. Wenn du es zulässt. Lass die Magie dich leiten.“, redete er weiter ein.

Nina versuchte sich zu währen. Doch sie kam nicht weiter. Sie musste hier raus. Raus aus diesem Raum. Raus aus diesem Gebäude. Weg von Raven und Logan Wesfield. Langsam schloss Nina die Augen und konzentrierte sich. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Magie und ihre Macht. Vorsichtig legte sie ihre Hände gegen die Türe und atmete tief ein und aus. Ihre Atmung normalisierte sich und sie spürte wie eine unglaubliche Macht durch ihre Adern lief.

Das war nicht ihre gewöhnliche Magie, das spürte sie genau. Einmal hatte sie es schon mal gespürt. An dem Tag als Clara das Ritual durchgeführt hatte. Die starke unberechenbare dunkle Magie. Nina bekam es jetzt mit der Angst zu tun. Wenn sie die Macht benutze, war sie verloren und gefundenes Fressen für Raven.

Doch es war zu spät. Sie konnte es nicht mehr stoppen. Mit einem gewaltigen Knall flog die Türe auf und zeigte Nina die Freiheit. Vorsichtig trat sie hinaus und sah sich um. Das würde noch Probleme geben, doch jetzt musste sie erst Elena und die anderen retten. Sie konnte Elena direkt spüren und macht sich auf dem Weg.

In einer Ecke stand Raven und grinste boshaft. Er hatte es geschafft. Nina ließ sich von ihrer schwarzmagischen Magie lenken und dadurch gelang er in ihren Kopf wann und wie er wollte.

Nina fand  Elena schnell. „Wow. Nina. Wie konntest du?“, fragte Elena und traute dem Braten nicht. Wahrscheinlich würde Logan oder Raven gleich aus der nächsten Ecke hervorstürzen. „Erzähle ich dir später. Aber ich glaube Raven und Logan sind momentan nicht da. Wir müssen so schnell weg wie es geht!“, meinte Nina schnell und befreite Elena.

„Ok. Okay. Aber ich muss Damon noch finden, Nina. Er wurde auch gefangen genommen!“, meinte Elena. Sie würde nicht ohne Damon gehen. Sie konnte ihn nicht einfach hier lassen. Nina sah Elena einen Moment lang an und nickte dann. „Okay. Ich muss auch noch jemanden befreien. Aber wir müssen schnell machen, bevor die zurückkommen.“ Elena nickte umarmte Nina vor Erleichterung noch einmal fest und dann rannten beide in zwei verschiedene Richtungen.

****

Lyanna war gerade eifrig dabei ihre Sachen zusammen zu packen. Diana hatte ihren kleinen Liebling schon mitgenommen. Sicher ist sicher. Man weiß nie was in letzter Sekunde passierte. Doch bis jetzt lief alles gut, denn Raven und Logan waren sehr mit den Zwillingen beschäftigt gewesen.

Mit einem letzten Griff schloss sie ihren Koffer als sie ein Geräusch vernahm. Erschrocken fuhr sie herum sah sich um. Doch es war niemand da. Erleichtert seufzte Lyanna  und schnappte sich ihren  Koffer. Jetzt halluzinierte sie schon. Es wird Zeit das sie endlich  hier fortkam.

Sie wollte gerade zur Tür hinausgehen als sich jemand ihr in den Weg stellte. Es war Nina die noch eine offene Rechnung mit der Frau offen hatte, die sie alle Verraten hatte. Lyanna. Sie würde sich ja liebend gerne auch Logan und Raven vornehmen, doch die waren ja nicht da. Musste sie nehmen was sie kriegen konnte. „Hallo Lyanna.“

Lyanna keuchte entsetzt und wich einen Schritt nach hinten aus. Mit Nina hatte sie dann nun wirklich nicht gerechnet. „Ich habe gehört du bist die Hexenbitch die uns alle verraten hat?“, zischte Nina und machte eine Handbewegung. Mit einem heftigen Knall landete Lyanna gegen ein Bücherregal. Lyanna schrie vor entsetzten auf und hielt die Hände über ihren Kopf um keine Bücher abzubekommen. „Du kannst eigentlich keine Magie hier verwenden…“, brachte Lyanna verwirrt hervor. „Überraschung.“, konterte Nina dazu nur und trat einen Schritt näher.

„Du hast wirklich Pech das ich nicht Elena bin. Sie ist die gute von uns. Sie würde dich überleben lassen. Da bin ich mir sicher.“, meinte Nina ohne jegliche Gefühlsregung und machte ihre Hand zu einer Faust. Lyanna schnappte darauf hin nach Atem und griff sich an den Hals. „Bitte. Hör. Auf.“, keuchte Lyanna verzweifelt. Doch Nina verdrehte nur die Augen und schnürte Lyanna weiterhin die Luft zu.

„Bitte… ich…  habe.. ein…Kind..“, presste Lyanna gerade noch so hervor. Jetzt riss Nina ihre Augen auf und ließ von Lyanna ab. „Was?! Willst du mich verarschen!“, zischte sie und kam bedrohlich nahe an Lyanna heran. Doch sie schüttelte panisch den Kopf, griff in ihre Jackentasche und zog ein Bild von sich und ihrem kleinen Jungen hervor. „Hier. Guck. Er ist jetzt fast ein Jahr alt. Bitte töte mich nicht. Ich musste euch verraten, sonst hätte Logan mein Baby getötet.“, flehte Lyanna und Tränen standen in ihren Augen.

Nina starrte mit großen Augen auf das Bild und sah dann zu Lyanna. Ihr Blick wurde weich. Dann griff sie nach einer Schere und schnitt erst von Lyanna ein paar Haare ab und schnitt ihr dann in den Finger. „Was machst du da?“, fragte Lyanna verwirrt. Wollte Nina sie jetzt verfluchen?

„Ich rette dein Leben.“, meinte Nina dazu nur, verteile das dann auf den Boden und schloss die Augen. Sie murmelte etwas und schon war eine lebensgroße Lyanna Kopie auf den Boden. „Wow.“ , entfuhr es Lyanna. Nina schmunzelte, machte eine Bewegung und brach der Lyanna Kopie den Hals.

„So. Geh jetzt. Ich musste das tun, damit jeder denkt du wärst tot. Denn wenn Damon wieder frei ist, wird er Rache wollen. Genauso wie Logan. So lange die beiden keine Leiche haben wirst du immer auf der Hut sein müssen. Glaub mir ich kenne das, das ist scheiße. Deswegen brauchte ich Haare und Blut. Damit es lebenstreu wirkt.“, erklärte Nina ihr. „Aber das ist schwarze Magie..“ „Sh. Verrate es keinem.“, sagte Nina dazu nur. „Und jetzt geh. Schnell.“

Lyanna nickte dankbar umarmte Nina kurz. Dann schnappte sie sich ihren Koffer und machte das sie zu ihrem Sohn und Diana kam. Auf in die Freiheit.

****

Stephen hang schon gefühlte Stunden an dieser Säule gefesselt und jeder Knochen tat ihm weh. Er machte sich Sorgen um Nina und fragte sich was passiert ist. Diese Frage sollte ihm schon bald beantwortet werden. Denn im Gegensatz zu den Wachen die im Raum standen konnte er die Schritte zuerst hören.

Dann knallte die Tür auf und der erster Hexer hatte ein Ellenbogen im Gesicht. Der zweite bekam einen gezielten Fußtritt in die Magengrube und der dritte bekam sein eigenes Schießgewehr an den Knopf geknallt, so dass alle drei  keuchend oder bewusstlos zu Boden sackten. Nina fragte sich warum Logan Menschen als Wachen postierte. Das gab doch alles keinen Sinn. Vielleicht war es eine Falle? Doch das war Nina egal, sie wollte Stephen nicht hierlassen.

Dieser starrte sie verdutzt an. „Nina?“, keuchte er überrascht und traute seinen Augen nicht. Nina lächelte ihm kurz zu und ließ dann das Schießgewehr fallen. Sie mochte solche Waffen nicht. „Bist du es wirklich?!“, fragte er weiter. Er konnte es nicht glauben. Wie konnte sie plötzlich hier sein? Das war doch ein weiterer Trick von Logan!

„Ja. Ich bins. Wirklich.“, sagte Nina schnell und trat auf ihn zu. „Wie bist du da rausgekommen Nina?“ Nina befreite Stephen aus den Fesseln und schwieg dazu. Das würde Stephen bestimmt nicht gefallen, dachte sie sich. Stephen rieb sich über die Wunden Handgelenke und starrte Nina weiterhin an. „Jetzt sag schon.“, redete er auf sie ein. Er hatte ein ungutes Gefühl. Stephen konnte es sich nicht erklären, doch etwas stimmte ganz und gar nicht.

„Ich bin die Hexe  mit dem schwarzmagischen Blut. Reicht dir das als Antwort?“, zischte Nina jetzt und sah sich um. Bald würden die Wachen durch aus fit wieder sein. Oder Logan und Raven würden zurückkommen. Stephen schluckte und wollte etwas Weiteres sagen, doch Nina hielt ihn davon ab. „Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Wir müssen hier weg. Schnell.“, sagte sie, nahm Stephens Hand und zog ihn mit sich.

Als sie draußen angekommen waren zogen sie beide die frische Luft ein, als wüssten sie nicht mehr das es diese überhaupt gäbe. „Was ist mit deiner Schwester?“, hakte Stephen nach und ließ Nina nicht aus den Augen.  „Sie holt gerade Damon. Sie müsste jeden Moment kommen.“ Stephen nickte und wischte Nina gedankenverloren einen Blutfleck von der Wange. „Du hast sie nicht verletzt. Das ist gut.“ Nina sah zu Stephen hoch und nickte. „Ja. Aber es war knapp.“, sagte sie und trat einen Schritt von ihm zurück.

Stephen sah sie lange an und sie wich seinem Blick von ihm aus. Sie mochte Stephen und sie war so froh das er noch lebte, doch sie wollte ihn nicht in dieses Chaos von ihrem Leben hinein ziehen. Da hingen schon viel zu viele Menschen die sie mochte drinnen. „Wieso hast du mich gerettet?“, fragte er leise und seine grünen Augen durchbohrten sie. Langsam hob sie den Kopf.  „Ich hatte etwas gut zu machen. Du solltest jetzt gehen. Genieß deine Freiheit.“, sagte Nina und lächelte leicht. Stephen sah sie noch einen Augenblick an, doch dann drehte er sich um und ging fort.

****

Elena rannte die Flure entlang und mit jeder Sekunde die sie länger in diesem Gebäude war stieg die Angst das Logan oder Raven sie entdecken würden. Doch sie konnte Damon einfach nicht zurück lassen. Das ging nicht, dafür bedeutete er ihr einfach zu viel. Damon hatte so viel für sie schon geopfert. All die Jahre. Nun konnte sie ihm endlich etwas zurückgeben.

Endlich fand sie ihn in einem leeren Raum. Damon sah fürchterlich aus, so dass Elena erst einmal scharf die Luft einzog. Durch die Wunde am Magen und die Wunden die durch die Eisenkrautfesseln entstanden sind hatte er eine Menge Blut verloren, sodass sogar der Vampir mehr tot wie lebendig aussah.

Langsam hob Damon den Kopf und er musste einige Male blinzeln bevor er die Gestalt die näher auf ihn zukam erkannte. Fast schon dachte er es wäre Lyanna die ihn weiter foltern wollte, doch dann realisierte er es. „Elena?“, hauchte er mit brüchiger Stimme hervor. Elena nickte und sah ihn besorgt an. „Ich hol dich hier aus, Damon.“ „Wie bist du von denen weg gekommen?“, wollte Damon wissen und sah seine liebste fragend an.

„Durch Nina. Doch das erzähl ich später. Sag mir was ich machen soll…“ Schwerfällig hob Damon den Kopf und deutete auf seine Eisenkrautfesseln an den Handgelenken. Elena nickte sofort und machte sich daran ihn los zu machen. Als sie ihn endlich frei hatte, sackte er auf ihren Schultern zusammen, so viel Blut hatte er verloren.

Langsam und schwerfällig schleppte Elena Damon durch die Flure. Gott Damon war verflixt schwer und so halb bewusstlos wurde er nur noch schwerer. „Halt durch Damon. Bald sind wir hier aus. Es ist nicht mehr weit.“, redete Elena auf ihn ein und hievte ihn weiter durch die Gänge.  „Ich kann nicht mehr.“, krächzte Damon und stolperte vor sich hin und her. „Wir müssen weiter! Logan und Raven können jeden Moment wieder kommen, Damon.“, meinte Elena besorgt und zerrte ihn weiter.

Doch dann verlor Damon komplett das Gleichgewicht und kippte um. Elena versuchte ihn fest zu halten, doch stolperte mit ihm auf den Boden zu. „Sieh mich an. Du kannst das. Ich lasse dich hier nicht alleine zurück, Damon!“, meinte Elena todernst und zwang Damon sie anzusehen. „Okay, Damon. Trink von meinem Blut. Sofort.“, befahl Elena ihm und hielt ihm ihr Handgelenk unter die Nase.

Damons Augen weiteten sich und er wollte eigentlich was dagegen sagen, doch Elena nickte ihm nur mit einem kleinen Lächeln zu. Langsam nickte Damon und seine Augen veränderten sich und seine Fangzähne wurden sichtbar. Mit einem schnellen Biss durchbrach er ihre Ader und trank etwas von ihr. Elena verzog kurz das Gesicht doch sagte nichts. Damon nahm nur wenige Schlucke. „Reicht das?“, hakte Elena besorgt nach. „Um hier wegzukommen auf jeden Fall.“, meinte Damon, hievte sich hoch und zog Elena mit sich.

Beide rannten die Flure entlang hinaus in die Freiheit wo Nina schon wartete. Gemeinsam machten sich die drei auf den Weg in die Sicherheit. Doch was keiner von ihnen wusste, dass das ganze nur allzu gut nach Plan lief. Denn Raven war in Ninas Kopf und konnte jeder Zeit den Schalter umlegen. Er wartete nur auf den richtigen Zeitpunkt um die Bombe hochgehen zu lassen.

//09 – Betrayal hurts the most

 

Glaubst du wir könnten irgendwann einmal shoppen gehen?“, fragte Nina, während sie sich großzügig den Bourbon in ein Glas schenkte. Elena kam auf ihre Twin zu, saß sich auf die Küchentheke und schnappte sich dann Ninas Glas. „Ja klar. Ich brauche sowieso neue Unterwäsche. Vielleicht sollte ich mein Image ändern. Nicht mehr so süß und bequem.“ Dabei nahm sie einen großen Schluck vom Alkohol, verzog das Gesicht und schob es dann wieder zu Nina. „Nicht mehr süß und bequem?“, bohrte Nina jetzt lachend nach, exte die restliche Flüssigkeit in einem Zug und schenkte sich noch einmal nach. „Hast du einen neuen Kerl kennengelernt oder wie soll ich das verstehen?“ Jetzt wurde Elena rot. „Naja. Ich habe von Sam und Nathan Kussproben bekommen“, erzählte sie ihrer Schwester und glitt nun von der Theke.

 

Nina hustete sich die Seele aus den Leib, als sie das hörte. „Was?! Und hattest du auch mehr als nur einen Kuss?“ „Nein, für wen hältst du mich denn?“, fauchte Elena, entriss Nina das Glas und stürzte es jetzt ebenfalls hinunter. „Nun du könntest zu mir werden. Und vielleicht werde ich zu dir. Wir sollten vielleicht unser Leben tauschen. Ich würde alles dafür geben, um Damon in mein Bett zu bekommen oder Nate. Beide sind Yummy. Aber Damon. Der Kerl hängt an dir. Der Sex muss fantastisch sein, wenn jemand dich liebt und du dann ...“ „HÖR AUF!“, brüllte jetzt Elena und hielt sich die Ohren zu. Sie sah ihre Schwester geschockt an und schüttelte dann den Kopf. „Ich werde nicht zu dir. Ich werde niemals so sein wie du und Damon wird niemals dich mit mir verwechseln. Damon liebt mich und du solltest ihn nicht anfassen, wenn ich dir etwas bedeute, Nina.“

 

Jetzt lachte Nina dreckig. Sie packte das Glas so fest an, dass es in ihren bloßen Händen zersprang und ihr in die Handflächen schnitt. Das Blut floss über ihr Handgelenk und tropfte dann auf den Boden. Geschockt sah Elena ihre Schwester an, die dann mit einer fließenden Bewegung ihrer Hand eine Scherbe quer über Elenas Hals. Sie röchelte, fasste sich an den Hals, wo durch ihren Händen ihr eigenes Blut floss. Dann sah sie schockiert ihre Schwester an, die sie nur angrinste. Elena sackte auf die Knie und ihr Körper fiel auf den Boden. Um sie breitete sich das rote, dickflüssige Blut aus. Doch Nina labte sich an diesem Anblick.

 

Kreischend und schweißgebadet wachte Nina auf. Jemand lachte in ihrem Kopf. Sie hielt sich den Kopf, starrte in den Spiegel und hatte das Gefühl in die Augen einer abgrundtiefen Kreatur zu blicken. Tut mir leid wegen diesem Traum, Nina. Aber du solltest nur wissen, dass ich immer noch da bin, hörte sie die Stimme von Raven, die ihr durch Mark und Bein ging. Voller Angst sah sie weiterhin ins Spiegelbild und ließ alles um sich zerspringen, das einen Stromausfall bewirkte.

 

~

 

Doktor Logan Wesfield war wütend. Seine Versuchsobjekte waren alle entwischt, Lyanna war tot und er war der Unsterblichkeit keinem Schritt näher gekommen. Was er nicht wusste, war, dass Lyanna in der Karibik einen Cocktail schlurfte und es sich dort gut gehen ließ. Nina hatte ihr Versprechen gehalten. Niemand wusste, dass Lyanna noch am Leben war, vor allem Damon nicht, der sie getötet hätte, egal ob sie ein Kind hatte oder nicht.

„Immer muss man alles alleine tun“, meckerte Logan, der allein in seinem Versuchslabor war und die Sauerei aufräumte, die man hinterlassen hatte. Raven hatte er wieder weggebracht. Fort von hier. Sein gelungenes Experiment war sicher in seiner Villa, die umgeben von Schutzzaubern war. Dort kam niemand rein. Jedoch war auch Clara verschwunden. Er hätte sich doch denken können, dass er keiner anderen Hexenanführerin vertrauen hätte sollen. Aber er war nun mal unvorsichtig gewesen. Geblendet von dem Wunsch endlich unsterblich zu werden.

 

Seufzend kehrte er die Scherben zusammen und warf sie fort, dann nahm er seinen Trank und trank ihn leer, bis zum letzten Tropfen. Er würde ihn wieder schützen vor dem Tod, jedoch musste er Magie von anderen Leuten anzapfen, damit er überhaupt zaubern konnte. Heute war er noch nicht dazugekommen, das natürlich kam ebenfalls auf seine Liste. Aber zuerst musste er dieses Chaos beseitigen. Das konnte er einfach nicht mitansehen.

Er pfiff ein kleines Lied aus alten Zeiten und war vollkommen in seiner Putzorgie vertieft, sodass er fast einen Herzinfarkt bekam, als etwas hinter ihm vom Regal fiel. Jetzt lauschte er aufmerksam. Denn nichts konnte hier einfach so runterfallen. In seiner Welt gab es so etwas nicht wirklich.

 

„Wer auch immer du bist. Komm heraus“, knurrte Wesfield und sah sich aufmerksam in seinem Labor um. Plötzlich sah er einen Schatten und Damon stand vor ihm. Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück, erinnerte sich dann aber, dass er gar nicht sterben konnte.

„Was willst du, Damon?“, fragte der Doktor mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Damons Augen wurden blutunterlaufen und unter seinen Augen zeichneten sich die typischen Vampirvenen ab. „Ach ich will nur meine süße Rache. Wo soll ich anfangen. Du hast mich gefangen genommen und an mir herumexperimentiert und das nicht nur einmal. Dann hast du Nina entführt, die Schwester meiner geliebten Elena. Zu guter Letzt aber hast du dich an Elena vergriffen. Das war dein größter Fehler, Doktor.“

 

Seine Augen normalisierten sich wieder und ein überlegenes Lächeln trat auf Damons Lippen. „Du kannst mir nichts tun“, sagte da nun Logan Wesfield, dessen Stirn schon ganz schweißnass war. Er ging immer weiter ein Stückchen zurück und hatte nur ein Ziel im Sinn. Er wollte unbedingt die Eisenkrautspritze erwischen, die hinter ihm auf dem Tisch lag. Doch Damon wusste was er vorhatte, brach Logan beide Hände, packte ihn am Kragen und warf ihn auf die Liege, dann schnallte er Logan, der vor Schmerzen schrie, fest und grinste ihn zuckersüß an.

„Wie ich bereits sagte, werde ich meine Rache genießen. Denn du wirst heute sterben, Doktor. Ich habe deinen Trank ausgetauscht. Du hast ein sehr gutes Gift geschluckt, dass sich ganz langsam ausbreitet. Dir unglaubliche Schmerzen bereiten wird und einen langsamen qualvollen Tod“, erzählte Damon ihm putzmunter und konnte sehen, wie sich Logans blaue Augen vor Panik weiteten.

 

„Also womit fangen wir an?“, fragte Damon gedehnt, sah sich die Folterinstrumente an und entschied sich für den Bohrer. „Nein, bitte. Bitte nicht“, flehte nun Logan und rüttelte an den Fesseln, die sich aber nur noch mehr in sein Fleisch schnitten. Das kreischende Geräusch des Bohrer erfüllte den Raum, der es um's dreifache verstärkte. Die Lautstärke war ohrenbetäubend, doch sie zauberte ein Lächeln auf Damons Lippen. „Du kannst um dein Leben betteln, so viel du willst, Wesfield. Aber ich werde dir keine Gnade gewähren. Du hast Elena angefasst. Sie verletzt. Ihre Schwester fertig gemacht und dann kommt noch hinzu, dass du auch mir Dinge angetan hast. Ich bin kein Mensch, der leichtfertig etwas verzeiht oder gar vergisst.“ „Bitte. Ich werde sie nie wieder anfassen“, bettelte Logan. Damon schmunzelte. „Natürlich wirst du es nicht mehr tun. Denn du wirst es schließlich nicht überleben.“

 

Damon bohrte in die Hüfte seines Opfers. Blut spritzte heraus, Muskelfleisch wurde durchbrochen und er konnte den Widerstand seiner Hüftknochen spüren. Logan schrie sich die Seele aus den Leib, als man ihm den Bohrer in die Hüften rammte.

Damon lachte heiser, zog den Bohrer wieder heraus und bohrte noch zusätzlich seinen Finger in das entstandene Loch. „Aufhören, bitte“, rief Logan und konnte die Schmerzenstränen nicht mehr unterdrücken. Damon zog seinen Finger heraus und nuckelte an dem Blut des Doktors. „Mhm. Gar nicht mal so schlecht. Aber ein bisschen bitter. Könnte daran liegen, dass du so arschig bist“, meinte Damon, legte nun den beschmutzten Bohrer fort und suchte sich ein anderes Instrument.

 

Er ignorierte das Gejammere von Logan und der darum bettelte, dass er dem allem doch endlich ein Ende setzte. Damon schnappte sich nun ein Skalpell und überprüfte dessen Schärfe. Ein kleiner Blutstropfen floss an seinem Finger hinunter. „Na sieh mal einer an. Da pflegt jemand seine Gerätschaften.“ „Nein. Bitte. Bitte nicht.“ Damon beugte sich über den Doktor und stach ihm ins Auge ohne mit der Wimper zu zucken. Sein Schrei gellte durch den ganzen Raum, doch nichts drang bis nach draußen, denn Logan hatte dafür gesorgt, dass es schalldicht war und das war nun sein Verhängnis. Damon setzte seine Folterung solange fort, bis er dann nach der Verstümmelung endlich Logans Herz herausriss und allem ein Ende setzte.

 

~

 

Der nächste Tag war ein strahlender Montag, der für einen Moment all ihre Sorgen vergessen ließ. Jonathan lag bäuchlings auf seinem Bett, hatte nur eine Boxershorts an und hatte sich im Schlaf die Decke fort gestrampelt. Seine beeindruckende Rückenmuskulatur wurde von der Sonne beschienen, die sich einen Weg in sein Zimmer gebahnt hatte. Doch Jon schlief weiterhin tief und fest. Heute wollte er einfach nur ausschlafen und an nichts anderes denken. Viel zu oft hatte er schlaflose Nächte, da er an Nina denken musste. Daran, dass er sie wohl nie wirklich haben konnte. Daran, dass er ihr nicht sagen konnte was er für sie empfand. Denn Marco hatte ebenfalls ein Auge auf sie geworfen und wenn Jonathan nachdachte, hatte sein Bruder das Vorrecht. Schließlich kannte er Nina länger. Auch hatte er Ninas Gesichtsausdruck gesehen, wenn sie Marco ansah. Sie würde ihn niemals so ansehen. Plötzlich stellten sich seine Nackenhaare auf und er war schlagartig wach, jedoch rührte er sich keinen Zentimeter, um die Person in Sicherheit zu wiegen, die gerade sein Zimmer betreten hatte. Er konnte das Atmen der Person hören, die vorsichtigen Schritte, die versuchten keinen Laut von sich zu geben und das Rascheln von ein wenig Stoff. Wenn seine Ohren sich nicht täuschten, hatte die Person gegebenenfalls nur Unterwäsche an. Wer zum Teufel würde sein Zimmer mit nur Unterwäsche betreten?

 

„Wer auch immer du bist. Sei gewarnt. Ich bin schwer zum Töten“, brummelte er, ließ sein Gesicht noch dem Fenster zugewandt. Plötzlich spürte er, wie sich jemand rittlings auf seinen Rücken saß. Die schwere eines Körpers drückte ihn sanft in die Matratzen und der Stoff der Unterwäsche kitzelte seinen Rücken. „Ich will dich doch gar nicht töten“, raunte ihm eine weibliche Stimme ins Ohr. „Ich will lediglich dass du meinen Namen schreist.“ Jeder Muskel war gespannt und Jonathan musste sich kneifen, um zu wissen, dass er tatsächlich wach war. „Nina?“, fragte er atemlos. Er wollte einen Blick nach hinten werfen, doch Nina drückte ihn zurück in die Kissen und verteilte Küsse auf seinen Nacken bis hinunter zu seinem Rückgrat. Jonathan versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. „Nina. Ich hoffe wirklich, dass ist kein Traum, aber bist du real?“ Er konnte sie kichern hören, dann spürte er, wie sie sich längs auf ihn lag und sich an seinen Rücken kuschelte. Ihr süßer Atem streifte sein Ohr und ließ ihn zergehen vor Sehnsucht, nach diesem Mädchen.

 

„Ich bin real, Jon“, hauchte sie, küsste ihm hinterm Ohr und spürte mit größter Zufriedenheit sein Erschaudern. Jonathans größter Wunsch wurde zur Realität. Wie oft hatte er sich ausgemalt, ihr wieder so nahe sein zu können. Wie sehr hatte er es vermisst. Das erste Mal mit ihr, war eigentlich nur animalische Lust und Begierde gewesen, jetzt hatten sich Gefühle hinzugemischt. Was er jedoch nicht wusste, war, dass Nina nicht wirklich sie selbst war. Raven hatte beschlossen, den ersten Schritt einzuläuten und das würde einfach bedeuten Nina zu zerstören, indem er das Band der Brüder zerschnitt. Sie der Grund dafür, wenn die beiden sich an die Gurgel gehen sollten.

„Was ist mit Marco?“, fragte Jonathan jetzt mit größter Mühe nicht die Beherrschung zu verlieren. „Marco ist toll. Aber ich will dich, Jonathan. Ich will, dass du mich zum Gipfel meiner Lust trägst. Ich will nur Sex, was bei Marco in Beziehung ausarten würde. Dazu bin ich noch nicht bereit.“

 

Sie raffte sich wieder auf, sodass sie wieder saß und begann dann mit der Massage. Ninas Hände strichen über seine Haut und brachten ihn zum Glühen. Sie massierte die Muskeln an seinen Schultern, dann am Hals, an den Oberarmen, mal sanft, dann wieder kräftiger.

Auch wenn Jonathan vielleicht noch vor zwei Minuten daran geklammert hatte, seinen Bruder nicht zu hintergehen, konnte er nun seinen Widerstand nicht mehr aufrechterhalten. Er wollte ihr jeden Wunsch erfüllen und wenn das hieß, dass sie einfach nur Sex brauchte, dann wollte er es ihr geben. Er war geschmeichelt, dass sie zu ihm kam, wo es doch eine große Auswahl an Männern hier im Institute gegeben hätte.

Nina rutschte ein wenig weiter nach unten, bis sie auf Jonathans Hinterteil hockte. Ihre Finger gruben sich bei der folgenden Massage von unten nach oben und bis zum Genick hinauf in beinahe jede Ausbuchtung entlang seines Rückgrats. Wieder neckten ihn ihr Mund und ihre Zunge.

 

„Nina“, keuchte er, krallte sich ins Laken und konnte einfach nicht mehr. Er musste die Kontrolle an sich reißen. Er drehte sich unter ihr um, packte sie an der Hüfte und schon lag sie unter ihm. Er blickte zu ihr mit funkelnden blauen Augen hinunter und konnte nur über ihre Schönheit staunen. Beide Schwestern waren eine Perfektion der Natur. Aber bei Nina verlor er sich einfach in dieses samtbraun, dass ihre Augen zum Leuchten brachte. „Du bist so wunderschön“, hauchte er und ließ seine Hand ihren Bauch hinuntergleiten und fuhr mit den Fingern den Rand ihres Spitzenhöschen nach. Ein betörendes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie das Kompliment aufsog, wie ein Schwamm das Wasser. „Du bist auch nicht von schlechten Eltern“, raunte sie mit heiserer Stimme und sah ihn abwartend an. Jonathan umfasste ihre Handgelenke und hielt sie dann über ihrem Kopf fest, sein Körper lag wunderbar schwer auf ihrem. Er senkte seinen Kopf und küsste sie mit einem Seufzer. Langsam und sachte, was Nina den Atem raubte. Vielleicht kontrollierte sie Raven mental, aber ihr Körper reagierte und auch sie konnte nicht verhehlen, dass sie es ungemein genoss, Jonathans Aftershave einatmen zu können. Wobei aber die reale Nina, niemals diesen Schritt gewagt hätte. Die neue Nina, die wahre Liebe finden wollte.

 

Sie streichelte seinen Rücken, als er ihre Hände freigab, und genoss seine von der Sonne erwärmte Haut. „Ich will, dass du dich nicht zurückhältst Jonathan“, sagte sie, fuhr mit ihren Händen über seinen Hintern, und spürte wie er seine Hüften gegen die ihre drückte.

„Das hatte ich auch nicht vor. Nicht nachdem du mich so schamlos verführt hast“, raunte er heiser und küsste sich einen Weg über ihre Wange. Nina schlang ihre Beine um seine Hüften und zog ihn jetzt fester an sich. Sie küsste ihn leidenschaftlich, wollte ihn schmecken, wollte einfach nur Erlösung finden. Sie fragte sich, wie Elena nur auf so etwas verzichten konnte. Es war ein berauschendes Gefühl, etwas was sie niemals missen wollte. Doch Nina war sich sicher, sobald Elena auf den Geschmack gekommen war, würde sie bestimmt auch nicht mehr aus den Bett wollen. Man musste nur den richtigen Partner finden. Unwillkürlich schießt das Bild von Damon in ihr Kopf und ihr wurde noch heißer.

 

Raven stocherte weiter bis Nina, nur noch einen Gedanken hatte. Damon würde der nächste auf ihrer Liste sein, aber zuerst holte sie sich Jonathan.

Ein Stöhnen entrann ihr als er sie bearbeitete. Bevor sie es sich's versah verlor sie ihren BH und ihr Höschen und auch Jonathan war splitterfasernackt. Das reinste Begehren flackerte in ihrem Blick, in Jon vermischte sich die Bewunderung und die Liebe mit hinein, dass sie jedoch nicht sah. Und wie er es ihr versprochen hatte, hielt er sich keineswegs zurück und brachte sie dazu seinen Namen zu schreien.

 

~

 

Elena saß in einem Hängesessel, der an einen dicken Ast einer Eiche befestigt worden war. Sie hatte einen Kaffee in ihrer Hand und schwang sanft vor und zurück. Ihre Augen genossen den idyllischen Anblick des Gartens. Sie hatte ein wenig nachgeholfen und so erblühte der ganze Garten in allen bunten Farben. Zufrieden mit sich und der Welt beobachtete sie die Vögel und Schmetterlinge. Jedoch war über ihren Kopf eine dunkle Wolke. Sie machte sich Sorgen um Nathan und hoffte sehr, dass sie ihn da irgendwie rausbekommen. Sie hatte Angst, dass sie ihn verlor. Er war ein guter Mann und jemand, der ihr sehr ans Herz gewachsen war. Aber nicht der Mann in den sie sich verliebt hatte. Sie hatte sich entschieden und war glücklich über ihre Entscheidung. Sie trug eine Shorts, darüber ein schlichtes dunkelblaues Top und eine Strickweste mit Fransen.

 

„Weißt du eigentlich wie bezaubernd du heute wieder aussiehst?“, fragte Sam, der vor ihr stehen geblieben war und nun auf sie hinuntersah. Elena grinste leicht, wurde rot und brachte den Korbsessel zum Halten. „Versuchst du dich wieder einzuschleimen, auf der Hoffnung Sex zu bekommen?“, fragte sie keck und funkelte ihn belustigt an. Sam spürte, wie sein Herz bei diesem Blick zum Rasen begann. Er ließ sich neben sie fallen, nahm ihre nackten Füße und massierte sie nun sanft, während sie vor und zurückschwangen.

„Nein. Wobei ich sehr gerne Sex mit dir haben will“, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln und strich ihr über die Fessel, was ihr einen Schauder über den Rücken laufen ließ. „Ich würde auch gerne mit dir Sex haben“, sagte Elena, bevor sie die Worte aufhalten konnte. Jetzt starrte Sam sie mit großen Augen an, seine Hand verweilte auf ihrer Haut und die blau-grauen Augen versuchten eine Verarsche zu finden, doch es sprach die reine Ehrlichkeit aus ihren honigbraunen Augen.

 

„Dein … dein Ernst?“, stammelte er jetzt perplex, leckte sich über die trockene Lippe und starrte sie immer noch mit leicht geöffneten Mund an. Sie nickte, lächelte ihn kurz schüchtern an und strich sich dann ein Haar hinter's Ohr. „Ja, aber … ich hab Angst. Du weißt, dass ich noch Jungfrau bin und … wir müssen es langsam angehen lassen. Ich will nicht einfach nur eine Sexpuppe für dich sein oder ...“ „Ich liebe dich, Elena“, brach es jetzt aus Sam heraus, bevor sie noch weitersprechen konnte. Nun war es an Elena ihn mit großen Augen anzusehen. „Du … du ...“, stammelte sie, starrte ihn an und zog ihn dann zu sich, um ihn zu küssen. Sam erwiderte sofort, packte ihre Hüften und zog sie zu sich auf den Schoß. Der Korbsessel wankte zwar gefährlich, doch mit einem kleinen Zauberspruch stabilisierte Elena ihn, was Sam gar nicht zur Kenntnis nahm, denn alles was er sah, roch und hörte, war Elena, die er schon so lange begehrt hatte und sie dann lieben gelernt hatte.

 

Er hätte niemals geglaubt, dass er je die Eine finden würde. Ein Mädchen, dass er lieben konnte, dass ihn glücklich machen konnte. Sie war wie ein kleines Licht in der Dunkelheit, die sein Leben bisher bestimmt hatte. Seine Lippen streiften ihren Hals, was in ihr etwas weckte. Sie brauchte ihn. Nein sie wollte ihn, egal ob es hier im Garten war. Elena schlang ihre Arme um seinen Nacken, strich mit der Zunge über seine Unterlippe und stellte seine Kontrolle unter eine harte Probe, doch er wollte alles richtig bei ihr machen. Sie war Jungfrau und sie wollte ihm diesen Schatz schenken, also sollte es auch das schönste Erlebnis ihres Lebens werden.

Ihre Hand wanderte gefährlich nahe nach unten. Er hielt sie auf und sah dann in die verwirrten Augen seiner Liebsten. Elena hatte das Gefühl sie hatte etwas falsch gemacht. Sie war nie so weit gegangen, doch das pure Verlangen nach ihr in seinen Augen, waren ein Widerspruch zu der Hand, die er festhielt. „Ich begehre dich und ich bin richtig hart. Wenn du nur ein paar Meter von mir wegstehst, werde ich schon hart, Elena. Aber du hast gesagt, du bist Jungfrau, also machen wir das auch richtig. Aber wenn du mich da unten jetzt berührst, dann ist es vorbei mit meiner Selbstbeherrschung.“

 

Elena lächelte jetzt zuckersüß und ließ stattdessen einen Finger über sein Rückgrat wandern, was ihm ein tiefes Stöhnen entlockte. Seine Stirn legte er gegen ihren Brustkorb und atmete tief ihren unverkennbaren Duft ein. „Du bist der Wahnsinn, Schönheit. Du machst es mir so schwer, nicht über dich herzufallen.“ Liebevoll strich sie über sein honigbraunes Haar, küsste ihn auf den Scheitel und umarmte ihn dann fest. „Ich bin stolz auf dich, Sam. Aber vielleicht will ich ja ein wenig selbst heiß gemacht werden. Nur ein wenig.“ Sie konnte seinen Atem spüren, der sich beschleunigte, dann spürte Elena wie er sie wieder am Hals küsste. Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm den Zugang zu erleichtern, was er natürlich ausnutzte. Er küsste ihr nach oben, ließ gelegentlich seine Zunge über ihre weiche Haut laufen und kam dann über ihr Kinn wieder zu ihren Lippen, die er mit einen leidenschaftlichen Kuss in Besitz nahm.

 

Jetzt spürte er, wie sie einen Seufzer entließ und ihn gegen die Korbwand drückte. Sie wurde wilder und ungestümer und dann zog sie ihm das Shirt über den Kopf und ließ es neben dem hängenden Korbsessel auf den Boden fallen. „Elena“, hauchte er, spürte die kühle Brise über seine erhitzte Haut fahren und konnte spüren, wie sein Verlangen immer mehr wuchs. Sie machte ihn wahnsinnig und er hatte so das Gefühl, dass sie das ab heute immer machen wird, bis sie bereit war, mit ihm zu schlafen. Er wusste, sie wollte erkunden und das gewährte er ihr. Wann immer sie wollte, würde er sie machen lassen. Er wollte, dass sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte in dieser Sache. Er wollte, dass sie seinen Körper kennenlernte. Was für ihn ein alter Hase war, war für sie ja schließlich Neuwelt.

Er konnte sich nirgendwo festhalten, als sie begann seine Brust zu küssen und ihre Wanderschaft bis zum Bauchnabel hinunter fortsetzte. „Bist du sicher, dass du Jungfrau bist?“, presste er stöhnend hervor, keuchte und konnte dann ihr süßes Kichern hören.

 

„Positiv“, meinte sie verschmitzt und sah ihn nun an. „Du bist für eine Anfängerin echt gut“, hauchte er und wollte einfach, dass sie ihn weiterhin berührte. „Findest du?“, fragte sie jetzt mit ein klein wenig Stolz in der Stimme. Sam drückte sich nun hoch, drehte sich vorsichtig und war jetzt über ihr. „Ja, Elena. Und wenn ich das sage, dann soll es schon was heißen. Du weißt ganz genau, wo du drücken musst, um Lust zu aktivieren. Ich bin fasziniert von dir“, sagte er atemlos, küsste ihr auf den Lippen und fuhr jetzt langsam unter ihr Shirt. Er konnte spüren, wie ihr Körper unter seinen Berührungen erbebte, was ihm ein bezauberndes Lächeln auf den Lippen zauberte. „Du bist so ein schöner Mann“, seufzte sie, bog sich ihm entgegen und sah ihm in die Augen, die jetzt zum Strahlen begangen. „Und du eine wunderschöne Frau.“ Jetzt lagen seine Hände bei ihrem BH. Er fuhr über den Rand, schob dann ihr Shirt so weit hoch, sodass ihr Bauch frei lag und küsste sie dann dort. Sie wurde unruhig unter seinen Berührungen und genoss es sichtlich, was Sam die Welt bedeutete.

 

„Das können wir immer machen“, seufzte sie mit geschlossenen Augen. Sam grinste, schob ihr Shirt noch weiter, bis er ihren BH sehen konnte, ihm stockte leicht der Atem. Am liebsten wollte er ihn ihr ausziehen, doch sie war noch nicht so weit und er selbst, würde sich dann nicht mehr beherrschen können, als küsste er sie durch den BH hindurch und außenrum. Jetzt zappelte sie noch mehr, bewegte ihre Hüften und machte ihm zu schaffen. Er zog wieder ihr Shirt hinunter, saß sich hin und zog sie auf seinen Schoß. Sie sah ihn an und wartete auf seine Antwort. „Natürlich Elena. Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich dich berühren wollte und wenn ich das jetzt darf ohne, dass du mir eine schallerst, dann werde ich das so oft wie möglich machen.“ „Und irgendwann bin ich bereit und du wirst mein Erster sein.“ „Ja. Und ich verspreche ich werde aufpassen, meine Schöne“, versprach er ihr mit einen zärtlichen Lächeln und küsste sie wieder, denn er brauchte das, wie die Luft zum Atmen.

 

Jedoch waren beide nicht unbeobachtet, denn außerhalb des Gartens auf einer Eiche saß ein schwarzer Kater mit intelligenten blauen Augen und sah den Beiden beim Turteln zu. Missmutig saß er stocksteif auf seinem Ast und konnte seinen Blick einfach nicht von den Beiden abwenden. Plötzlich dämonisierte sich Lexi neben ihn und fuhr ihm kurz über's gesträubte Fell. „Oh Damon. Langsam solltest du aufhören, Elena zu stalken. Das arme Mädchen. Sie ist glücklich.“ Die Katze knurrte Lexi an und verwandelte sich dann in Damon, in voller Kleidungsmontur. „Sie sollte aber glücklich mit mir sein. Und nicht mit diesem Schattenjäger. Würde er wissen, was sie ist, dann würde er sie töten.“

Lexi seufzte leicht, schüttelte dann den Kopf und schlug ihn auf den Hinterkopf. „Au. Für was war das denn?“, fragte er wütend und rieb sich den Hinterkopf, wobei es nur eine menschliche Angewohnheit war. „Weil du so ein verdammt sturer Mistkerl bist“, schimpfte sie und wollte ihn am liebsten vom Baum schubsen.

 

„Elena ist glücklich und das solltest du wertschätzen. Lass sie doch endlich ziehen. Und such dir jemand anderen. Ernsthaft Damon, du brauchst Sex. Du wirst langsam unausstehlich.“ Mit diesen Worten verpuffte sie in einer dunklen Wolke und ließ den Urvampir alleine zurück. Damon schnaubte und beobachtete die beiden weiterhin. Er wünschte sich, er könnte nun Elena verwöhnen. Er wünschte, sie würde ihm ihre Jungfräulichkeit schenken. Bisher war es immer der Fall gewesen. Seit er sie kannte … doch nun? Nun wird sie mit diesem Kerl ihr erstes Mal erleben?! Der hatte doch keine Ahnung, was sie wollte. Damon kannte jeden Zentimeter ihres Körpers, er wusste ganz genau, wo er sie berühren musste.

Wieder schüttelte er missbilligend den Kopf, aber sah mit Zufriedenheit, wie Sam von Mike hineingerufen wurde. Noch einmal küssten die beiden sich und dann ging Sam hinein und Elena blieb mit rosigen Wagen in dem Korbsessel sitzen.

 

Ein weicher, zärtlicher Blick huschte über Damons Gesicht, als er seine Liebste so sah. Er konnte spüren, dass sie glücklich war. Das sie sich sicher fühlte. Doch ebenfalls wusste er, dass sie sich Sorgen machte. Ob sie gelegentlich auch an ihn dachte, so wie er jede freie Minute an sie dachte? Als er ihr Blut getrunken hatte, auch wenn es nicht viel war, da hatte er eine Verbundenheit mit ihr gespürt. Ihr Blut war unglaublich mächtig, sowie das ihrer Schwester. Damon hatte die Macht durch seine Adern fließen gespürt. Doch er wollte nicht ihr Blut. Er wollte ihre Liebe. So sehnlichst wünschte er es sich. Plötzlich trafen sich ihre Blicke. Elena machte große Augen, als sie Damon auf dem Baum hocken sah und wurde sogar knallrot, als ihr bewusst wurde, dass er wohl alles mitbekommen hatte. Sie sprang aus dem Korbsessel und ging nun langsam auf ihn zu. Mit einer fließenden Bewegung sprang er vom Baum und ging bis zur Grenze. Ein Palisadenzaun trennte sie beide. Auch Elena ging bis zur Grenze, stieg dann über den Zaun und stand ihm gegenüber. Sie hatte keine Angst vor ihm. Nachdem, was sie beide alles miteinander erlebt hatten, hatte sie akzeptiert, dass er in ihrem Leben blieb. Nein viel mehr sehnte sie sich manchmal nach ihm. Vielleicht erinnerte sich ihr Körper an ihm. Egal wie oft sie wiedergeboren worden war.

 

„Hallo, Prinzessin“, schnurrte er mit einen schiefen Lächeln und strich ihr kurz über die Wange. Zärtlich und überaus sanft. „Damon“, sagte sie, aber hatte ein Lächeln drauf. „Hast du mich etwa gestalkt.“ „War zufällig hier.“ Elena hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief. Damon seufzte. „Vielleicht ein wenig. Du scheinst glücklich zu sein ...“ „Ja das bin ich, wobei ich manchmal mich nach dir verzehre“, gab sie zu. Ihre Ehrlichkeit haute ihn leicht um. „Du...verzehrst dich nach mir?“, fragte er leise und sah ihr in die Augen. Elena nahm sein Gesicht zwischen beiden Händen, strich ihm sanft über die Unterlippe und sah ihn an. „Ja. Vielleicht erinnert sich mein Körper an dich. Aber … mein Herz gehört Sam, Damon. Ich mag ihn sehr. Du freust dich doch für mich oder?“ Damon schloss einen kurzen Moment die Augen, genoss ihre Hände an seinen Wangen und machte dann die Augen wieder auf. Seine blauen Augen strahlten von einem hellen blau.

 

„Irgendwann wird dein Herz wieder mir gehören. Ich werde nicht aufgeben. Aber ich freue mich für dich, Elena. Aber du sollst wissen, wenn du es dir anders überlegst, du weißt wo du mich finden kannst.“ Sie streichelte ihm über die Wange und nickte. „Danke, dass du dich für mich freust. Und ja. In einer Bar, oder?“ Sie kicherte leicht, als er grinste und nickte. Dann beugte er sich zu ihr vor, um ihr ins Ohr zu flüstern. „Du solltest Sam sagen, dass er viel öfter deine Hals- und Nackenregion bearbeiten soll.“ „Warum“, fragte Elena nun und sah ihn fragend an. Er grinste jetzt leicht und ein verführerischer Blick huschte über sein Gesicht. „Weil es dich wahnsinnig macht, wenn dich dort jemand berührt.“ Damon konnte nicht widerstehen und strich mit seinen Fingern über ihren Nacken hinunter zum Hals. Ein feuriger Blick kam zum Vorschein. „Du hast Recht, Elena. Dein Körper reagiert immer noch auf mich und sehnt sich nach meinen Berührungen.“ Damon musste all seine Willenskraft aufbringen, um sie nicht gegen den Zaun zu drücken und ihren wundervollen Hals zu küssen. Noch ein letztes Mal strich er über ihren Hals, bevor er sich dann zurückzog. Ein leicht siegesreiches Lächeln lag auf seinen Lippen. Er drehte sich um und ging. Leicht atemlos sah Elena ihn nach und kletterte dann völlig ruhelos über den Zaun wieder zurück.

 

~

 

Nina stand unter der Dusche, summte vor sich hin und war eigentlich ziemlich glücklich. Der Sex mit Jonathan hatte sie vollends beglückt. Aber sie wollte, dass Raven endlich wieder ihren Schalter umlegte, denn sie wollte wieder sie selbst sein. Denn noch war alles gut. Es wurde noch kein großer Schaden angerichtet, aber sie spürte, dass Raven soviel mehr heute vorhatte. Er wollte sie zerstören. Na Sonnenschein. Du scheinst glücklich zu sein, rauschte seine Stimme durch ihren Kopf. Sie verzog das Gesicht, wusch sich den Schaum ab und wollte was erwidern, als plötzlich sich das Wasser verfärbte. Es wurde blutrot. Sie keuchte erschrocken, wich zurück, sah nach oben zum Duschstrahl, doch der war sauber. Klares Wasser strömte hindurch. Jetzt sah sie wieder nach unten und auch dort, war es nur noch Wasser. „Lass mich endlich zufrieden“, zischte sie angespannt, stieg aus der Dusche und schlang ein Handtuch über ihren Körper.

 

Doch sie wusste er würde sie nicht in Ruhe lassen. Er wird solange weitermachen, bis er das bekam was er wollte und das war Elena vertreiben, deren Geschwisterband zu zertrennen. Und da gab es nur eine einzige Option. Sie dort angreifen, wo es am meisten wehtat. Nämlich Damon verführen.

 

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Damon kam gut gelaunt in seine Villa, schnappte sich einen Blutbeutel und machte das Weinglas voll. In einem Zug leerte er es, seufzte leicht, aber konnte den widerwärtigen Geschmack von Kühlschrank nicht ignorieren. „Blutbeutel? Ich gehe davon aus, du hast Elena noch nicht aufgegeben?“, meinte Alexia und musterte nun Damon von Kopf bis Fuß. Damon leckte sich das Blut von den Lippen und stellte dann das Weinglas beiseite. „Nein, wieso sollte ich? Ihr Körper reagiert auf mich und wenn ihr Herz nun diesen van Helsing gehört, dann werde ich warten und es zurückerobern. Elena liebt mich ganz tief in ihr drinnen. Wir gehören zusammen. Das weiß ich einfach.“ „Aber wieso veränderst du dich für sie? Du liebst es aus der Quelle zu trinken und dennoch begnügst du dich mit Kühlschrankfraß“, meinte Alexia und kam jetzt Damon näher, der unwillkürlich zurückwich.

Alexia konnte manchmal bedrohlicher als er selbst wirken. Dieser Blick. Der jagte ihm eiskalt einen Schauder über den Rücken. Nach ein paar Schritten berührte sein Rücken die Wand und er hatte keine Ausweichmöglichkeiten mehr.

 

Warum nur interessierte sich Alexia dafür, ob er nun von einer Frau trank oder aus dem Glas? „Wenn ich eine Frau beiße, dann läuft es meistens zum Sex hinaus“, murmelte Damon jetzt und hielt ihrem prüfenden Blick stand. Jetzt lachte die Dämonin ausgelassen und fragte sich, was nur aus den Damon geworden ist, den sie kennengelernt hatte. Er hatte eine 180 Grad Wendung gemacht. „Du willst ernsthaft enthaltsam leben? Ausgerechnet du?!“ Plötzlich war ein Messer in ihrer Hand. Mit einer fließenden Bewegung schnitt sie sich den Hals auf. „Trink, Damon. Du brauchst deine normale Kraft. In letzter Zeit wurdest du immer schwächer, dann kam der Angriff und du bist immer noch geschwächt, weil du nicht von der Quelle trinkst!“

Sorge spiegelte sich in Alexias blauen Augen wieder. Sie wusste zwar, dass Damon nur durch eine einzige Waffe töten werden konnte, aber dennoch wäre er anfällig für Angriffe.

 

Damons Augen verdunkelten sich vor Verlangen. Sein Blick hatte sich an ihrem Hals festgesaugt, wo das Blut, wie ein stetiger Strom hinunterfloss. Er befeuchtete seine trockenen Lippen, versuchte weiter gegen den Drang zu kämpfen, verlor aber dann haushoch und zog Alexia an sich.

„Wieso tust du das?“ „Weil du mein bester Freund bist und nun trink endlich“, hauchte sie und zog seinen Kopf an ihren Hals. So nah das Blut und dann der Geruch, der Damon in die Nase stieg … er konnte einfach nicht mehr widerstehen. Seine Eckzähne wurden länger und schon biss er zu. Seine Zunge glitt über den Schnitt und weiteten ihn, sodass mehr Blut floss, was er mit einem verzückten Seufzer gierig trank. Alexia konnte ein kleines Stöhnen nicht unterdrücken, ihre Hand fuhr durch sein seidiges, schwarzes Haar und drückten ihn noch enger an sich.

Auch wenn sie nicht in Damon verliebt war, hatte es dennoch einen erotischen Effekt auf sie. Sie war schließlich auch nur eine Frau und vielleicht konnte sie ihn damit so umstimmen. Sie hatte nichts gegen Elena, aber um sie und ihre Schwester herum starben Menschen, sowie Wesen und sie wollte verhindern, das Damon der nächste wird.

 

Damon löste sich, leckte sich über die Lippen und seufzte zufrieden. Er musste nichts sagen, einzig allein sein Gesichtsausdruck bewies Alexia, dass er es bitter nötig hatte. Ohne groß zu überlegen zerriss sie Damons Hemd, sodass die Knöpfe in alle Richtungen sprangen. Damon sah sie überrascht an, aber nachdem er seinen Blutdurst gestillt hatte, übernahm ein anderer Hunger die Oberhand. Er konnte es gar nicht verhindern, so schnell war das Verlangen da. Alexia packte ihn an den Haaren und küsste ihn dann leidenschaftlich. Er quittierte es mit einen tiefen Keuchen aus der Kehle, hatte sich blitzschnell umgedreht und drückte sie nun mit seinem Gewicht an die Wand. Ihre Hände strichen über seinen nackten Oberkörper. „Oh Gott, Elena“, stöhnte er, aber schlagartig wurde er weg geschubst und konnte in das wütende Gesicht von Alexia sehen. „Unglaublich!“, fauchte sie, funkelte ihn böse an und schüttelte fassungslos den Kopf. „Deine Besessenheit wird dich noch umbringen.“ Damon war von der Wucht ein wenig zurückgetaumelt, stand mit zerzaustem Haar und atemlos vor ihr. Seine blauen Augen funkelten, sein Herz raste noch, aber das Verlangen war verschwunden. „Wieso bist du wütend auf mich, Lexi?“, schimpfte jetzt auch er, denn langsam machte ihn das sauer. „Du wolltest mich schließlich verführen und ja ich hatte nachgegeben, aber … ich wäre sowieso nicht weitergegangen. Die einzige Frau, die ich nur noch beglücken will, ist Elena. Also hör endlich auf, mich umstimmen zu wollen!“ „DU VERDAMMTES ARSCHLOCH! ICH WILL DICH DOCH NUR RETTEN!“, brüllte sie, doch ein Räuspern ließ sie verstummen.

 

Beide wandten sich dem Räuspern zu und entdeckten Clara, die schmunzelnd am Türrahmen stand. „Bevor ihr mich umbringt, hört mir erst einmal zu.“ Damons Kieferpartie spannte sich an. Jede Faser seines Körpers stand in Flammen. Mordlust blitzte in seinen Augen auf, doch er forderte die Hexe auf weiterzusprechen. „Ich weiß aus sicherer Quelle, dass die kleine Dämonin den Schattenjägerboss hat. Lass mich mit ihm reden, dann wird er alles verraten, was ich will beziehungsweise was ihr wollt“, sagte Clara mit einem süffisanten Lächeln. Jetzt sah Damon zu Alexia. „Du hast wen in deiner Gewalt?! Kein Wunder, dass Elena sich Sorgen macht. Wieso hast du mir denn nichts gesagt?“, fragte er verärgert. Die Dämonin presste die Lippen aufeinander, sah zu Damon und meinte dann: „Weil ich wusste, dass du ihn freilässt, nur um Elena was zu beweisen. Deine eigentliche Mission ist der Kelch der Engel, schon vergessen?!“ Clara sah den beiden gelangweilt beim Streiten zu und wartete, bis sich beide dann endlich beruhigten. „Okay. Wir nehmen deine Hilfe an“, meinte dann Lexi, ohne auf Damons Zustimmung zu warten.

 

~

 

Elena kam ins Institute hinein und suchte erst einmal nach Nina, die sie aber nirgendwo finden konnte. Nina war anders, sie verhielt sich anders. Elena machte sich Sorgen um ihre Schwester und auch um Nathan. Mit düsterem Blick kam sie in die Küche herein und sah nun, wie Sam aufstand und auf den Weg nach draußen war, als er Elena dort stehen sah. „Wo gehst du hin?“, fragte sie jetzt mit leicht panischem Unterton. Sam ging auf sie zu, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und küsste sie sanft auf die Lippen. „Ich bin bald wieder da, Süße. Mach dir keine Sorgen.“ „Sam wo gehst du hin?“, wollte sie hartnäckig wissen und sah ihn ängstlich an. Er fuhr über ihre Lippenkontur und wollte sie eigentlich gar nicht verlassen, aber die Pflicht rief nun mal. „Ich muss der Spur nachgehen. Da sind einige Vampire, die am Rad drehen. Ich verspreche dir ich komme im ganzen Stück wieder zurück.“ Jetzt klammerte sie sich an ihn und wollte ihn nicht gehen lassen. „Kann das nicht jemand anderes machen?“, fragte sie und sah dabei zu Mike, der sie beide beobachtete.

 

„Nein. Ich bin darauf spezialisiert. Ich muss das tun. Das ist meine Familienbestimmung“, flüsterte er entschlossen, schob sie von sich und ging dann. Elena sah ihm mit Tränen in den Augen nach und konnte nicht verhindern, sich zu Fragen, ob Damon es ebenfalls getan hätte. Wäre er bei ihr geblieben? Oder wäre er ebenfalls einfach gegangen, um seiner Bestimmung zu folgen?

„Alles okay bei dir?“, fragte nun Mike und musterte Elena mitfühlend. Elena atmete tief ein und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte er bleibt ...“ „Sam? Der lässt sich ganz sicher keine Gelegenheit entgehen, Vampire abzuschlachten. Aber das hängt mit seiner Vergangenheit zusammen. Alle van Helsings wurden abgeschlachtet.“ Elena zuckte leicht zusammen, sah Mike an und nahm sich dann eine Banane. „Ich kann Rache verstehen … aber ich dachte er würde bei ...“ „Bei dir bleiben?“, unterbrach Mike mit einem Glucksen sie und rollte mit den Augen.

 

Elena verspeiste ihre Banane, musterte Mike und seufzte dann. Sie hatte es sich anders vorgestellt. Aber was hatte sie schon erwartet? Dass Sam sich plötzlich für sie ändern würde? Sie musste es akzeptieren. Er war nun mal Schattenjäger und würde seine Natur nicht verleugnen. „Hast du Nina gesehen?“, fragte sie nun, um das Thema zu wechseln. Mike schüttelte bedauernd den Kopf und rückte nun näher an Elena heran. Er legte seine Hand auf ihre und sah sie tröstend an. „Ihr habt viel durchgemacht. Gib ihr Zeit und wir bekommen Nate auch wieder da raus. Unversehrt. Alles wird sich wieder einrenken. Versprochen.“ Sie nickte schwach, tätschelte dann seine Hand und stand auf. „Ja vielleicht hast du Recht.“ Die Geheimnisse, die sie und Nina umgaben, drückten schwer auf ihren Magen. Sie musste einfach mit jemanden reden, der wusste wer sie wirklich war.

 

Also marschierte sie nach draußen in den warmen Sonnenschein, saß sich auf eine Bank und rief Damon an, der nach dem ersten Klingeln sofort ran ging. „Alles okay bei dir?“, fragte er sofort, mit Sorge in der Stimme. Elena musste lächeln. Sie winkelte die Beine an, zog sie an ihren Körper und legte dann ihren Kopf auf ihre Knie. „Ja. Alles gut“, meinte sie weniger überzeugend, was Damon in Alarmbereitschaft brachte. „Prinzessin du kannst mich nicht anlügen. Jeden aber nicht mich. Was ist los? Wieso rufst du an?“, fragte er jetzt und war schon auf den Weg nach draußen. Elena seufzte und antwortete dann schließlich: „Ja okay du hast Recht. Ich habe nur eine Frage... wenn ich zu dir sagen würde … bitte bleib bei mir und lass die Monster Monster sein, würdest du bei mir bleiben oder deiner Pflicht nachgehen?“ Schlagartig blieb Damon stehen und ein unglaublich weicher Ausdruck trat auf sein Gesicht auf. Er musste darüber gar nicht nachdenken, denn er wusste bereits die Antwort.

 

„Ich würde immer dich wählen, Elena. Ich würde keinen einzigen Moment mit dir verpassen wollen. Ich würde dich küssen, dich lieben und alles tun, was du von mir verlangst. Ich würde dich verwöhnen, bis du dich wie eine Königin fühlen würdest. Ich würde nicht von deiner Seite weichen, niemals.“ Er konnte hören, wie Elena leicht schniefte, denn es hatte sie schon berührt. Sie war ein Mädchen, dass sehr romantisch veranlagt war, doch dennoch konnte sie nichts tun. Sie hatte sich nun mal in Sam verliebt und musste nun hinnehmen, dass nicht jeder Kerl so war, wie Damon …

„Hat er dir wehgetan, Elena?“, fragte Damon nun leise und vorsichtig. „Nein. Alles gut, Damon. Kann ich dich treffen? Ich brauche einfach ein bisschen Spaß. Nach dieser Tortur und der Folterei …“ „Natürlich. Wir treffen uns in der Bar und dort lassen wir die Sau raus.“ „Danke“, flüsterte sie. Damons Herz machte einen Hüpfer. Er würde wirklich alles für sie tun. Sie war seine gesamte Welt. Seine Sonne, sein Mond und seine Sterne. Die Liebe seines Lebens.

„Gut dann treffen wir uns dort.“ Elena lächelte nun und legte dann auf. Sie fühlte sich besser und vielleicht konnte eine Party sie wirklich aufheitern. Jedoch registrierte sie nicht, wie Nina sich vom Schatten löste und zielstrebig davonging.

 

~

 

Doch bevor sie bei der Bar ankam, musste sie am Friedhof vorbei und dort entdeckte sie Marco. Neugierig öffnete sie das quietschende Tor und ging langsam auf ihn zu. Er hockte vor einem Grabstein, sah mit trauriger Miene darauf und seufzte dann laut. „War das dein Freund?“, fragte Nina jetzt und konnte Mitleid für ihn verspüren. Raven konnte gar nicht so schnell sehen und da war er schon von ihrem Kopf verbannt.

Marco stand jetzt auf, lächelte Nina traurig an und nickte. Sofort nahm sie seine Hand und spendete ihm Trost. „Die Schattenjägergilde hat ein Glück dich zu haben, Marco.“ „Danke. Und ich hab ein Glück, dich kennengelernt zu haben, Nina“, sagte er leise, strich ihr eine Strähne hinters Ohr und entflammte eine Hitze in ihr, die durch ihren ganzen Körper jagte. Er legte eine Hand auf ihre Hüfte und zog sie sanft zu sich.

 

„Was ist das eigentlich zwischen uns? Wo stehen wir beide?“, fragte Nina nun und sah dabei abwechselnd auf seine Lippen und dann in seine Augen. „Ich weiß nicht, was willst du denn?“, fragte der Schattenjäger, streichelte sanft ihre Wange und hoffte natürlich, dass sie sagte, dass sie ihn wollte. Das sie ihn liebte oder sich zumindest in ihn verliebt hatte. Doch aus Ninas Mund kamen Worte, die nicht zu der Situation passten, denn Raven hatte wieder die Kontrolle übernommen. Dachtest du wirklich, es wäre so leicht mich loszubekommen?, fragte er mit einem bösen Lachen in ihrem Kopf. Bitte, nicht Marco. Lass mich doch zufrieden, bettelte Nina gedanklich, doch Raven dachte nicht daran und so wurde ihre samtbraunen Augen spöttisch und nicht mehr liebevoll. „Wenn du wüsstest, was ich oder Elena sind, dann würdest du uns töten“, knurrte sie plötzlich. Marco sah sie verwirrt an, denn er verstand eigentlich nur Bahnhof. Bevor er überhaupt reagieren konnte, hatte Nina ihm sein eigenes Messer in den Bauch gerammt.

 

Keuchend sackte Marco auf die Knie und sah sie ungläubig an. Nina schlug ihm zu guter Letzt noch ihr Knie gegen das Kinn und rannte dann davon. Marcos Welt drehte sich. Er konnte Blut schmecken und der Schmerz pochte unaufhörlich. Er sackte zusammen und dann wurde alles schwarz um ihn.

 

~

 

Die Bar war brechend voll, als Damon hereinkam. Menschen hatten sich um die Bar gescharrt und feuerten jemanden an, doch er konnte sie noch nicht erkennen, denn die Menschenmassen versperrten ihm die Sicht. Also drängte er sich an ihnen vorbei, denn die Neugierde führte ihn ganz nach vorne. „Oh mein Gott. Du bist einfach der Wahnsinn!“, rief eine rothaarige, die der brünetten Schönheit beim Tanzen zusah. „Komm mit rauf. Probier es mal aus. Ist befreiend“, trällerte sie, schwang die Hüften sexy von links nach rechts und ließ die Männer pfeifen, die mit ihren Blicken an ihr klebten. Nina hatte sich in ihre Schwester verwandelt. Äußerlich. Ihr Körper war immer noch der ihre, das hieß sie war keine Jungfrau, doch ihre Augen waren von einem honigbraun und die Haare waren sanft gelockt mit einer blauen Strähne, die sich durch ihr Haar zog. Sie hatte ein kurzes heißes Cocktailkleid an, dass luftig durch die Luft sauste, als sie sich um die eigene Achse drehte.

Es war himmelblau, hatte einen Dreieck-Ausschnitt und ein glitzernder Gürtel schlang sich um ihre Taille. Damon hatte es nun endlich bis nach vorne geschafft und es klappte ihm der Mund auf, als er sie dort oben sah. Sein erster Gedanke war natürlich Nina, denn Elena ließ sich eigentlich nie so fallen.

 

Doch als sich das Mädchen zu ihm hinunterbeugte und er die honigbraunen Augen entdeckte, wurde er nur noch sprachloser. „Elena?“, fragte er verdattert, ließ den Blick über sie gleiten und konnte nicht verhindern, dass sein Mund komplett trocken wurde. „Hallo Damon“, schnurrte sie, hörte auf zum Tanzen und streckte die Hand nach ihm aus. „Ich hatte doch gesagt, ich brauche ein wenig Spaß. Ich bin viel zu verkrampft. Komm tanz mit mir.“ Dabei lächelte sie ihn so süß an, dass Damon nicht widerstehen konnte. Er hatte zwar ein seltsames Gefühl, doch die Liebe zu Elena und die Freude, dass vielleicht seine Hoffnung doch nicht unbegründet war, ließen ihn unvorsichtig werden. Er nahm ihre Hand und ließ sich hochziehen. Dann legte er die Hände auf ihre Hüften und atmete tief ihren Duft ein. Jap, das musste Elena sein. Niemand roch so wie sie.

Nina grinste breit, als sie sah, wie Damon hereinfiel. Sie hatte an alles gedacht, beziehungsweise Raven. Musste sie nur die perfekte Ausrede finden, warum sie nicht mehr Jungfrau war, denn das konnte sie nun mal nicht mit Magie ändern.

 

„Du siehst toll aus, Elena“, raunte er ihr ins Ohr und zog sie enger an sich. Schon dachte er, er würde auf Widerstand stoßen, doch sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und presste sich wie eine rollige Katze an ihn. „Danke“, hauchte sie verführerisch in sein Ohr. Ihr heißer Atem streifte sein Ohr und ließ seinen Körper sofort darauf anspringen.

„Du machst mich wahnsinnig, Prinzessin“, gestand er ihr, tanzte mit ihr weiter und konnte sein Glück kaum fassen. Elena in seinen Armen, so verdammt nah, dass er sie einfach küssen könnte, doch er riss sich zusammen und nahm das an, was sie ihm gewährte. „Wie wahnsinnig, Damon?“, wollte Nina wissen, ließ plötzlich ihr Hand unter sein Shirt verschwinden und strich ihm über den Rücken. Damon keuchte überrascht, presste sie noch enger an sich, aber musste unglaublich viel Kontrolle aufbringen, um nicht über sie herzufallen. „Sehr. Ich dachte du willst dein erstes Mal mit Sam?“, fragte er jetzt atemlos. Sein Herz würde rasen, wenn es könnte. Sein ganzer Körper stand in Flammen. Nina war kurz überrascht, aber da sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge hatte, konnte Damon die Überraschung nicht sehen. Das war etwas neues für sie, aber sie fing sich schnell wieder und meinte: „Ich bin wohl eine hoffnungslose Romantikerin. Ich will mit dir mein erstes Mal Damon.“

 

Jetzt hörte er auf mit ihr zu tanzen und starrte sie sprachlos an. Es war als wären seine Gebete erhört worden. „Dein .. dein Ernst?“, stammelte er leicht perplex und musterte sie eingehend. Sie nickte, schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und meinte dann: „Ich möchte jetzt meine Unschuld an dir verlieren. Wir haben viel zu lange gewartet.“ Damon sprang von der Theke und streckte die Arme aus. „Prinzessin, du hast keine Ahnung, wie glücklich du mich damit machst.“ Nina hielt sich an seinen Schultern fest, während er ihre Hüften packte und sie von der Theke hinunterhob.

Währenddessen jedoch hatte Elena nun die Bar betreten und machte sich auf die Suche nach Damon. Ihre Augen scannten den vollen Raum und blieben dann an Nina und Damon kleben. Geschockt blieb sie wie erstarrt stehen und sah mit großen Augen auf die beiden. Ungläubig sah sie, wie Nina ihre Arme um seinen Nacken schlang und Damon küsste, der sofort erwiderte. Elena wusste sie hatte ihn immer fortgestoßen, doch erst vor fünf Minuten hatte er so süße Sachen gesagt, aber jetzt knutschte er mit ihrer Schwester?!

 

Elena trug ein schlichtes weißes Kleid, ihre Haare waren offen und dieses Mal war keine Strähne darin zu finden. Wäre sie nicht so erstarrt, dann würde sie zu den beiden gehen und Damon eine schallern. Aber so konnte sie nur sehen, wie Damon Ninas Hand nahm und sie mit einen Grinsen mit sich nach draußen zog. Elena konnte sich schon vorstellen, wo die beiden hinwollten beziehungsweise was sie machen wollten.

Ein messerscharfer Stich bohrte sich in ihr Herz und ließ die Tränen in ihre Augen steigen. Sie kehrte auf den Absatz um und stürmte aus der Bar. Sie wollte einfach nur noch von hier weg. Weg und alleine sein. Nein sie wollte für immer weg. Einfach aus der Welt verschwinden. Sie fühlte sich von Nina verraten, wo doch ihre Schwester wusste, was sie für Damon empfand... von Damon hatte sie nichts anderes erwartet. Er war ein Mann! Aber Nina … Nina war ihre Schwester …

 

~

 

Pfeifend kam Jonathan in die Küche, schnupperte in der Luft und war sofort bei Mike an der Theke. „Hallo mein Liebling. Die Arbeit war wundervoll. Du hast mir Essen gemacht? Du bist aber ein Schatz“, flötete Jon und wollte sich schon den Teller mit Spaghetti Carbonara zu sich heranziehen, als Mike ihm auf die Finger schlug. „Hast du dir auch die Hände gewaschen?“, fragte er und sah ihn gespielt böse an. Jonathan lachte heiser, leckte sich über die Hände und präsentierte sie Mike. „Sauber“, meinte er nur und zog blitzschnell den Teller an sich, bevor Mike ihn wieder wegnehmen konnte. Doch Mike hatte sich in Fantasien geflüchtet, als Jonathan seine Hände abgeleckt hatte. Die unanständigen Gedanken versuchte er wieder aus seinen Kopf zu bekommen und konzentrierte sich auf das Wesentliche. Der Plan Nate zu befreien.

Aber als er wieder zu Jonathan sah und er sah, wie sehr ihm sein Essen schmeckte, ging wieder sein Herz auf und es tanzte Salsa. Eine Liebe, die unerwidert blieb, war etwas grausames. Schlimmer als die mordenden Monster.

 

Jonathan fühlte sich beobachtet, sah langsam auf, doch da hatte Mike schon blitzschnell ein Glas zum Putzen gefunden, obwohl es gar nicht dreckig oder nass gewesen war. Leicht lag der Schattenjäger den Kopf schief, zuckte mit den Schultern und verschlang sein Essen. „Man das ist so gut, Mike. Du solltest viel öfters kochen“, lobte Jon ihn als er dann endlich alles aufgegessen hatte. Schon bettelten seine Augen nach Nachschlag, was Mike ihm sofort gewährt hätte, wäre da nicht die Sorge um Nathan immerzu präsent. „Spar dir deine Hundeaugen, Jon. Wir müssen uns endlich ausdenken, wie wir Nate wieder zurückbekommen“, sagte Mike, sah wie Jonathan enttäuscht nen Schmollmund machte und war eiskalt hin und weg. Dieser Mann machte ihn wahnsinnig. Wie sich wohl eine Frau in seiner Gegenwart fühlen musste? Er war ein Traum und so furchtbar süß.

Mike wünschte sich er wäre eine Frau, dann könnte er mit Jonathan zusammen sein. Er wusste, welche Hingabe er einer Frau schenkte, wenn er sie liebte. Er sah es ja, wie er immer versuchte Nina zu verwöhnen und nach den Lauten heute Morgen, hatte sie wohl seine Gesellschaft genossen.

 

Mike seufzte schwer. Er hatte es wahrlich nicht leicht. „Ja stimmt“, sagte dann Jon schließlich und beugte sich vor. „Also wie lautet der Plan?“ „Ich hab keinen Plan.“ „Was? Natürlich warum frage ich überhaupt“, meinte Jon mit einem schiefen Lächeln und klopfte Mike auf die Schulter, was dem armen Kerl Schauder über den Rücken laufen ließ. „Na du warst ja auch nicht meine erste Wahl, aber ich kann nicht Marco erreichen.“ Natürlich war Jon seine erste Wahl gewesen, aber das würde er ihm ganz sicher nicht unter die Nase binden, aber dass er Marco nicht erreichen konnte, beruhte auf der Wahrheit. „Na vielen Dank auch“, brummelte Jonathan und zog wieder den Schmollmund. Mike wandte sich nun um und kehrte dem teuflisch gut aussehenden Kerl den Rücken zu. Er musste sich beschäftigen oder Jon würde erfahren, dass er in ihm verliebt war … nein er würde erfahren, dass er homosexuell war. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde … und das wollte er ganz sicher nicht testen.

Jon runzelte leicht die Stirn, aber dachte sich nichts dabei. „Okay. Dann lass mich einen Plan ausdenken. Lass uns beim Hexenviertel anfangen. Schließlich hat er sich denen ausgeliefert. Aber wir müssen uns ruhig verhalten.“

 

Mit diesen Worten stand Jonathan auf und klopfte mit den Knöcheln gegen die Tischplatte um Mikes Aufmerksamkeit zu erregen. Der blonde Mann drehte sich wieder zu Jon um, hatte sich weitgehend unter Kontrolle und nickte. „Ja, lass uns dort nachsehen.“ Dann holten sich die beiden Schattenjäger ihre Ausrüstung und gingen los.

 

~

 

Der Raum war stockdunkel. Nathan war an einem Stuhl gefesselt und eine Platzwunde prangte auf seiner Stirn. Das Blut floss langsam über seine Stirn und zog eine rote Bahn über sein Gesicht. Plötzlich wurde es hell. Das gleißende Licht brannte in seinen Augen. Der Schattenjäger musste die Augen zusammenkneifen. Wie ein Messer stach das Licht in seinen Kopf, der schon die ganze Zeit pochte. Er konnte sich gar nicht mehr wirklich erinnern, wie er hier gelandet war. Er wusste nur noch, dass er vor einem Höllenhund davongelaufen war und dann da dieser Dämon stand. Und jetzt war er hier. Er kniff die Augen zusammen, versuchte die aufkeimende Übelkeit zu ignorieren und sah nun mit offenen Augen auf eine brünette mit grünen Augen.

„Wer bist du? Bist du auch ein Dämon? Wollt ihr mich jetzt töten?“, keifte er die Fremde an, die ihn nur spöttisch ansah. „Der berühmte Nathan Winchester“, säuselte sie und ließ einen anerkennenden Blick über ihn gleiten. „Und gutaussehend.“

 

Nathan schnaubte und funkelte sie dann zornig an. Clara lächelte jetzt, kam näher und zog sich einen Stuhl heran. Elegant ließ sie sich darauf nieder und meinte: „Mein Name ist Clara Marshall und ich gehöre dem Hexenorden von New Orleans an. Nina und Elena … Tja wie soll ich das sagen. Beide gehörten ebenfalls zu meinen Coven, aber sie haben mich verraten und jetzt müssen sie sterben. Aber leider sind sie in euren heiligen Hallen und ich komme nicht an sie ran. Also hier ist der Deal. Du gibst mir Nina und Elena und du wirst nie wieder etwas von mir hören.“

Nate starrte sie mit großen Augen an und schüttelte dann den Kopf. Nein die beiden waren sicherlich keine Hexen. Das hätte er gemerkt. Sein Gedanke wanderte zu Elena und dem Kuss. Nein, jemand so liebliches konnte doch niemals ein Monster sein. „Du lügst“, spuckte er aus und zog jetzt an seinen Fesseln. „Verrat tut weh, nicht wahr?“, flötete Clara und hatte ein diabolisches Lächeln auf den Lippen.

 

„Die beiden sind keine Hexen, sonst wären sie niemals ins Institute reingekommen.“ „Nun. Ihr Vater ist der Anfang aller Schattenjäger und er hat den Kelch erschaffen. Also natürlich kommen die da rein. Aber wie gesagt. Die beiden Mädels sind mein Problem und es wäre toll, wenn du sie mir übergibst. Ich lasse dich dann auch frei. Denkst du wirklich diese Dämonin da draußen würde dich am Leben lassen? Du bist nützlich, wegen dem Kelch. Aber sobald sie wissen, wo du ihn versteckt hältst, dann wirst du zur Belastung“, bläute sie ihm ein und verstärkte seinen Hass auf die Monster, denn man konnte ihnen schließlich nicht vertrauen, richtig?

Nathan presste die Lippen aufeinander. Sein Blick glich dem eines gebrochenen Mannes. Wie konnte er sich nur in eine Hexe verlieben? Wie konnten die Beiden ihn nur so verarschen?!

 

~

 

Damon führte Nina zu sich nach Hause. Wie der wahre Gentlemen bot er ihr erst einmal etwas zu trinken an, doch Nina lehnte ab. Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und fuhr ihm jetzt über die Brust. Ihr Mund war dem seinen so verführerisch nahe. Er musste sich wirklich sehr zurückhalten, um sie nicht einfach zu küssen. „Was passiert jetzt?“, flüsterte er. „Wie geht es weiter?“ Nina lächelte zuckersüß, erahnte die stahlharten Muskeln unter seinem Shirt und spürte die kribbelnde Vorfreude in ihrem Unterleib. „Ich habe es ernst gemeint, Damon. Ich will dich unbedingt.“ Er fuhr ihr mit einer Hand über das Haar und strich eine Strähne hinter ihr Ohr. Die echte Nina versuchte sich dagegen zu sträuben. Sie wusste es war falsch. Es würde Elena verletzen, denn Nina wusste einfach, dass Damon Elena was bedeutete. Sie würde dadurch sogar Damon zerstören. Warum nur war Raven so gefühlskalt?! Doch sie schaffte es nicht. Er hatte seine Krallen in sie gekrallt und würde nicht sie loslassen, bis er ihr gesamtes Leben zerstört hatte.

 

Raven kannte Elena, er hatte sie studiert, sowie er Nina studiert hatte. Also musste er komplett wie Elena denken. Ninas Hände schlangen sich um Damon. Liebevoll presste sie sich an ihn und streichelte über seinen Rücken. Er konnte kaum glauben, welche Zärtlichkeiten sie ihm mit einem Mal entgegenbrachte. Sein inneres Feuer flammte auf. Er verzehrte sich nach ihr.

„Bevor ich dir begegnet bin, gab es für mich nur die Dunkelheit“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Ich habe nur existiert. Ich bin dem Ruf der animalischen Instinkte eines Vampirs gefolgt. Aber seit ich dich kenne, habe ich wieder angefangen das Leben zu spüren. Du hast mir die Liebe gezeigt. Und jetzt kann ich sie nicht mehr vergessen. Nicht nachdem ich meine Erinnerungen wiedererlangt habe.“ Damon bedeckte Ninas Gesicht mit Küssen, wobei er immer noch glaubte Elena bei sich zu haben. Sie wusste nicht, wie ihr geschah, doch sie ließ ihn einfach gewähren. Seine Liebe erfüllte sie vollkommen und brachte wieder Ninas schlechtes Gewissen zum Vorschein.

 

Bitte Raven. Bitte hör auf. Er liebt meine Schwester. Er liebt sie über alles und so jemanden hat Elena auch verdient. Aber wenn ich mit ihm schlafe, dann zerstöre ich alles. Sie wird mich auf ewig hassen!!!, bettelte sie weiterhin mental, doch Raven lachte nur süffisant. Plötzlich hob Damon sie auf seine Arme, trug sie durch den Raum zu seinem Schlafzimmer. Dort stellte er sie wieder auf die Füße. Seine Finger schoben sich langsam unter ihr Kleid. Er streifte ihren Bauch, berührte ihre Brüste und sah sie mit so viel Liebe an, dass Raven Ninas wahres Ich komplett zurückdrängen musste, damit sie nicht sich dagegen sträuben mehr konnte.

Er zog sanft ihren Reißverschluss herunter, küsste ihre Lippen und strich ihr über den Nacken und dem Hals. Nina kickte das heruntergefallene Kleid von sich fort und schlang nun die Arme um seinen Nacken. Für einen Moment stutzte er leicht, als seine Berührungen dort nicht die gewohnte Wirkung zeigten, aber er schob es darauf, dass sie nur nervös war. Schließlich war es ihr erstes Mal.

 

Ihre Hände spielten mit der Knopfleiste seines Hemdes. Mit einem Grinsen auf den Lippen öffnete sie es. Sie fuhr einmal neckisch in seine Hose, dann lehnte sie sich wieder vor und berührte mit ihrer Zungenspitze seine Brustwarzen. „Wenn du so weitermachst, dann werde ich mich nicht kontrollieren können und dir wehtun“, murmelte er keuchend. „Ich bin zwar Jungfrau in dem Sinn, dass ich noch nie einen Mann in meinem Bett hatte, aber ich habe schon des öfteren mit Spielzeug herumgespielt, also wirst du auf keinen Widerstand stoßen.“ „Du hast dich selbst entjungfert?“, fragte er jetzt leicht überrascht und ließ langsam seine Hände über ihren Körper gleiten.

Nina lächelte verlegen und sah ihn an. „Ja … das ist irgendwie peinlich.“ „Aber ich bin dein erster ...Mann?“, bohrte er weiter und konnte sehen, dass sie nickte. „Ja und jetzt lass mich nicht weiter zappeln!“ Damon schmunzelte leicht und ließ es sich dann nicht zweimal sagen.

 

Eindringlich pressten sich seine Hände gegen ihre festen Pobacken und dann drückte er sie tief in die Matratze. „Halte dich nicht zurück“, hauchte sie, schlang die Beine um seine Hüften und spürte, wie sich seine Jeans vorne ausbeulte. „Bist du sicher“, fragte er keuchend, als sie seine Schulter küsste. „Ja, Damon!“ Sie versuchte nicht ungeduldig zu klingen. Sie versuchte die Jungfrau zu spielen, was eindeutig ihr nicht gelang. Aber Damon war viel zu sehr in ihrem Bann gefangen, dass er es übersah.

Damon legte Ninas Arme über ihren Kopf zurück. Er fuhr mit einer Hand unter ihren Oberkörper und löste den Verschluss des BHs. Nina richtete sich auf. Sie streifte den Stoff von sich, öffnete gierig seinen Knopf der Jeans und grinste verführerisch als er sie von sich strampelte und sie sah, dass auch sie eine Wirkung auf ihn hatte. Aber eine kleine Stimme sagte ihr, dass es nur der Gedanke an Elena war, der ihn wahnsinnig machte. Wüsste er, wer sie wirklich war, dann würde er bestimmt nicht so erregt sein.

 

Ihre Hände glitten begierig über Damons ausgeprägte Brustmuskeln und brachte sich ihm ein Stück näher. Sie spürte seine Erektion. Er konnte sich nicht mehr länger zurückhalten. Er streifte die Boxershorts von sich, küsste sie voller Liebe und wollte sich dann auch nicht mehr zurückhalten. Er presste sich an sie und drang schließlich behutsam in sie ein. Die Lust bemächtigte sich seiner mit ungeheurer Stärke. Sie raubte ihm die Sinne. Er begann sich zu bewegen. Tief füllte er ihr Inneres aus, aber irgendwie fühlte es sich anders an, als sonst. Aber bevor er Zweifel haben konnte, stieß Nina ein Stöhnen hervor und hauchte: „Ich liebe dich, Damon.“ Liebevoll sah er sie an und nun wurden seine Stöße fordernder, bis Nina ihn plötzlich ganz tief in sich spürte und einen verzückten Schrei ausstieß. „Ich dich auch, Elena.“ Während sie äußerlich vor Glück schrie, schrie sie innerlich, weil sie somit ihr Schicksal besiegelt hatte. Innerlich heulte sie und warf sich schreiend auf den Boden. Wenn Elena erfährt, was sie getan hatte, dann würde sie sie auf ewig hassen.

 

Nina fiel in einen unruhigen Schlaf. Sie stand in einem Klassenzimmer und plötzlich ging die Türe auf und Raven kam herein. Sofort wich sie zurück, bis sie die Wand erreichte. „Was willst du von mir?“, fauchte sie und ließ den Hybriden nicht aus den Augen. Raven sah schlecht aus. Er hatte dunkle Augenringe, ein ausgemergeltes Gesicht und seine Haare standen ihm vom Kopf ab. „Hallo liebe Nina. Ich will dein Leben zerstören. Logan ist zwar tot, aber ich mache das nicht für ihn mehr, sondern für mich. Mein Körper stirbt. Er ist einfach nicht für Dämonenblut geschaffen. Und deswegen muss ich ein Heilmittel finden. Deine Dunkelheit könnte meine Rettung sein“, säuselte er und kam auf sie zu. Nina wich nun auf die Seite aus, sah ihn zornig an und schüttelte dann vehement den Kopf. „Nein. Du wirst es niemals schaffen, Raven. Elena und ich … wir lieben uns und auch wenn du mich vielleicht dazu gebracht hast, mit Damon zu schlafen, hast du vergessen, dass Elena Sam liebt.“ Raven lachte jetzt vergnügt, nahm ein Buch aus dem Regal heraus und sah sie belustigt an.

 

Deine Schwester hat ja keine Ahnung, dass ihr Herz in Wahrheit Damon gehört und glaub mir, wenn du ihr sagst, dass du mit ihm Sex hattest, dann wird es sie zerstören. Auch wenn sie jetzt Sam momentan liebt, wird ihr Herz sich immer nach Damon sehnen. Schon einmal was von Seelenverwandtschaft gehört? Jetzt hyperventilierte Nina. „Und ich habe es zerstört. Oh Gott.“ Tränen schossen ihr in die Augen. Sie raufte sich die Haare und dann sah sie ihn unglaublich hasserfüllt an. „Du Mistkerl. Du wirst es nicht noch einmal schaffen!“ „Oh Schätzchen. Ich habe dich doch schon längst komplett im Griff“, flötete er und dann wachte Nina auf. Sie sprang aus dem Bett, stürzte ins Bad und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das durfte doch alles nicht wahr sein!! Sie musste hier weg. Sie musste unbedingt hier weg!!!!

Doch sie konnte Ravens Lachen in ihrem Kopf hören und schon trugen sie ihre Füße zurück zu Damon, der nun aufgewacht war. Grinsend sprang sie neben ihn ins Bett. „Ich dachte du wärst fort“, flüsterte er, lächelte sie liebevoll an und strich ihr über die Lippe.

 

„Nach diesem berauschenden Sex? Niemals“, hauchte sie kokett und küsste ihn intensiv. Damon war überrascht über ihre Wildheit, nahm es aber hin, denn morgens konnte er nie wirklich richtig denken. Er erwiderte mit unbändiger Liebe, zog sie auf seinen Schoß und genoss ihren bezaubernden Anblick. „Ich liebe dich, Elena. Mit all deinen Kanten und Ecken“, raunte er verzückt und versuchte das beklemmende Gefühl loszuwerden. Er hatte das Gefühl jemanden zu betrügen, aber das war Elena. Wie konnte er Elena betrügen, wenn er doch mit ihr schlief?

Nina lächelte kokett und fackelte nicht lange. Vorspiel war für Anfänger. Sofort ließ sie sich auf sein hartes Glied nieder und konnte ihn zufrieden stöhnen hören. Er wollte sich zu ihr hoch drücken, um sie zärtlich zu küssen, doch Nina drückte ihn schroff wieder zurück und bewegte sich dann schneller auf ihm.

 

~

 

Elena war durch die Straßen gewandert bis sie die Sonne sehen konnte, die nun langsam über den Horizont kroch. Seufzend und müde machte sie kehrt und marschierte Richtung Institute. Sie hoffte sie würde Nina dort nicht begegnen, denn sie wollte sie einfach nicht sehen. Es hatte sie doch mehr verletzt, sie mit Damon zu sehen, als sie es zugeben wollte. Auf den Weg zurück kam sie am Friedhof vorbei und hörte jemanden stöhnen. Stirnrunzelnd öffnete sie die quietschende Türe und folgte dem schmerzvollen Laut. Dann sah sie jemanden am Boden liegen, blutüberströmt. Im nächsten Moment erkannte sie in der Person Marco. „Oh scheiße. MARCO!“, rief sie außer sich und rannte nun barfüßig auf ihn zu, denn die hohen Schuhe hatte sie von sich gekickt.

Sie ließ sich auf ihre Knie nieder, drückte gegen die Bauchwunde und sah wie blass er schon war. „Was ist passiert? Marco kannst du mich hören?“, rief sie panisch, übte weiterhin Druck auf seine Bauchwunde aus und sah ihn sein Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und sein Mund zuckte vor Schmerzen. Elena wusste nicht, ob er sie überhaupt noch hörte, denn er gab ihr keine Antwort. „Du darfst nicht sterben, verstanden! Bitte bleib bei mir“, hauchte sie und sah nur noch einen einzigen Ausweg. Ihre Magie konnte ihn retten. Schon begannen ihre Hände zu glühen, als sie aber plötzlich ein Schuss zurückzucken ließ. „GEH WEG VON IHM!“, brüllte da plötzlich eine bekannte Stimme.

 

Erschrocken sah sie zu Nathan, der auf sie zugerannt kam und nun die Pistole auf sie richtete. „Ich sags nicht nochmal, Elena. Geh weg von ihm.“ Elena hob die Hände, sah Nathan flehentlich an und rückte dann langsam von Marco weg. „Bitte, Nate. Wenn ich den Heilprozess nicht fortsetze wird er sterben. Die Ärzte können ihn dann nicht mehr retten. Nathan bitte. Ich will ihm doch gar nichts tun. Ich will ihm helfen.“ „Du bist eine verdammte Hexe“, brüllte er jetzt und ein verletzter und verratener Blick huschte über sein Gesicht. „Ihr habt uns alle belogen.“ Elena hatte jetzt Tränen in den Augen. Ihre Augen huschten zu Marco, der viel zu flach atmete, dann wieder zu Nathan. Sie sah auf die Pistole, dann wieder zu Marco. Dann würde sie eben beim Versuch Marco zu retten sterben. Mit einem Hechtsprung stürzte sie sich auf Marco, murmelte schnell den Zauberspruch und spürte wie die kribbelnde Magie durch ihre Hände floss.

Sie heilte Marco, sodass er nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, doch dann wurde sie von Marco weggerissen und zu Boden gerungen. „Ich sagte du sollst ihn zufrieden lassen!“, knurrte Nate, drückte ihre Hände gegen den Boden und sah kurz panisch zu Marco.

 

„Was hast du mit ihm getan. Hast ihn getötet oder?!“ „Nein. Ich habe ihn gerettet, Nate. Ich würde euch niemals schaden“, versuchte Elena es ihm zu erklären. Noch leistete sie Widerstand, doch wenn sie wollte, dass er sie loslässt, müsste sie ihre Magie einsetzen, doch die wollte sie niemals gegen Nate verwenden. Plötzlich legten sich seine Hände um ihren Hals. „Ich bring dich um, Hexe“, knurrte er und drückte zu, doch seine Hände zitterten wie Espenlaub. Elena hatte nun Tränen in den Augen, sah in Nates grüne Augen und hörte auf sich zu wehren. Sie ließ ihn gewähren. Wenn er sie töten wollte, dann nur zu. Sie würde ihm niemals wehtun, dafür bedeutete er ihr zu viel.

Nate sah ihn ihre honigbraunen Augen, dann lockerten sich seine Hände wie von selbst und die Tränen rannen über sein Gesicht. „Warum bist du eine Hexe?!“, schluchzte er leicht auf, vollkommen überfordert davon, dass er tatsächlich große Gefühle für ein übernatürliches Wesen entwickelt hatte. „Es tut mir leid“, weinte jetzt auch Elena und wünschte sie könnte es ändern, aber sie war nun mal das, was sie war.

 

Nathan sackte leicht kraftlos auf ihr zusammen, bettete seinen Kopf auf ihrer Brust und wollte einfach nur ihre Nähe spüren. Elena schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. Sie küsste ihn kurz auf das Haar und versuchte ihm soviel Komfort wie möglich zu schenken. „Ich würde niemals irgendetwas tun, um euch zu schaden. Ich bin kein Monster Nathan“, flüsterte sie leise und mit bedrückter Stimme. Nate schloss für einen Moment die Augen und schmiegte sich enger an sie. Beruhigend strich sie über sein Haar und sah kurz zu Marco, der außer Lebensgefahr schwebte aber dennoch ärztliche Hilfe benötigte. Um jemanden vollkommen zu heilen, musste man ebenfalls dunkle Magie anwenden und das tat sie nie. Sie nahm nur die gute Magie her, aber das heilte nun einmal nicht alles. Doch bevor sie Nathan darauf hinweisen konnte, sah sie plötzlich sein Tränen nasses Gesicht über ihrem schweben. Drei Männer in ihrem Leben machten sie vollkommen wahnsinnig. Und da gehörte Nathan dazu.

 

Als sie in seine grünen Augen sah, vergaß sie alles um sich herum. Wieso nur liebte jeder sie? Wieso warf ihr jemand immer solche zärtlichen Blicke zu, sodass ihr Herz vollkommen verrückt wurde. Ihr Herz wusste schon gar nicht mehr, wen es lieben sollte, und das war Elenas größtes Problem. Ihr Herz wollten jedem der Drei Zuwendung schenken, wollte ihnen Liebe schenken und Aufmerksamkeit.

„Weißt du was das schlimmste ist? Was gegen jeden Schattenjägerkodex verstößt?“, fragte er jetzt leise, eine vereinzelte Tränen fiel von seinem Gesicht auf ihre Wange. Ihre Finger strichen von ganz automatisch über seine Wange. „Was?“, fragte sie schon fast ängstlich nach. „Man soll sich niemals in ein Wesen verlieben, denn man soll sie alle töten, egal ob gut oder böse. Aber wenn ich dich ansehe, Elena. Dann sehe ich kein Monster, auch wenn ich es gerne wollte. Du bist so anders als die anderen. Und ich brauche dich. Ich brauche dich, Elena.“ Den letzten Satz flüsterte er und dann küsste er sie, wie ein Ertrinkender, der nach Luft gierte.

Elena keuchte gegen seine Lippen, aber erwiderte automatisch. Ihre Arme umfingen ihn, drückten ihn enger an sich und spürte sein Gewicht auf ihr. Nathan wurde leidenschaftlicher, seine Hände vergruben sich in ihr Haar und er vergaß einfach alles, sogar, dass Marco noch da im Gras lag.

 

„Elena“, hauchte er gegen ihre Lippen, ging mit seinem Mund auf Wanderschaft und ließ sie unruhig werden. Er küsste ihr über den Hals hinunter zum Schlüsselbein. Ihre Finger krallten sich ins Gras und ein kleines Stöhnen entwich ihrem Mund. Sie versuchte auf die Lippen zu beißen, um jeden Laut zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Es schien, als wüsste Nathan genau, wo er sie berühren musste, was anders wie bei Sam war. Der Gedanken an Sam ließ sie schlagartig aufkeuchen. Sam! Verdammt, wie konnte sie das nur tun?! Nathan spürte plötzlich wie sich verkrampfte, verunsichert sah er zu ihr hoch. „Tut mir Leid. Ich kann verstehen...“ Doch Elena unterbrach ihn, indem sie sein Gesicht umfing mit den Händen. „Oh Nathan. Ich habe gar nicht deine Liebe verdient. Ich habe bereits mich Sam versprochen. Ich …“ Jetzt traten ihr wieder die Tränen in die Augen. „Ich bin ein schlechter Mensch.“ Schon zog sie sich zurück, glättete ihr Kleid und rief endlich den Krankenwagen an. Nathan sah ihr mit leicht geöffneten Mund nach. Jetzt stand auch er auf. Seine Haut war erhitzt, sein Körper erregt, doch sein Herz schmerzte. Er sehnte sich nach ihr, aber er würde keinem anderen Schattenjäger das Mädchen ausspannen.

 

„Ich war zu langsam, nicht wahr?“, sagte er und schluckte den Kloß hinunter. Sie wischte sich die laufenden Tränen weg und sah ihn überfordert an. „Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“ „Nein es ist okay. Das bleibt unter uns. Das ist nie geschehen. Elena du siehst wunderschön in dem Kleid aus“, versuchte er sie zu beruhigen und schenkte ihr ein Lächeln. Doch Elena sah ihn einfach nur weiterhin traurig an, was ihm das Herz mehr brach.

 

~

 

Sie alle waren um das Krankenbett von Marco versammelt. Mike, Jonathan, Sam, Elena und Nathan. Sie warteten darauf, dass er endlich aufwachte, denn immer noch nicht war klar, wer das überhaupt getan hatte. Nathan war besorgt und jedes Mal suchte er Elenas Blick, die ihn aufmunternd anlächelte. Sam hatte es sich in einen Sessel gemütlich gemacht, ließ den Blick über seine Liebste gleiten und zog sie dann zu sich auf den Schoß. Er mochte Nathans Blicke nicht, das entfachte seine Eifersucht.

Doch bevor er sich da reinsteigern konnte, wachte Marco auf und sah sich verwirrt um. „Oh man, ihr seht alle echt besorgt aus“, murmelte er mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. „Oh Gott sei Dank“, sagte Jonathan erleichtert und lächelte seinen großen Bruder an. „Mich kann man nicht so leicht töten“, meinte Marco nur und fühlte sich schwerelos wegen den Schmerzmitteln.

 

„Wer war das Marco?“, fragte Nathan sofort und sah seinen Kumpel besorgt an. Marco sah kurz zu Elena, die eine dunkle Vorahnung hatte. „Ich wollte jemanden helfen und war nicht schnell genug“, log er seine Freunde an und lächelte um seine Lüge zu unterstreichen. Alle sahen ihn skeptisch an, alle bis auf Elena, die ihn dankbar anlächelte. Marco konnte die Blicke nicht ertragen und machte dann ein langgezogenes Au. „Wir sollten ihn zufrieden lassen“, sagte da Jon sofort und begann die Leute hinauszuscheuchen. „Elena. Ich muss kurz noch mit dir reden“, sagte Marco und hielt sie auf. Er wartete bis alle draußen waren, dann sah er Elena ernst an. „Es war Nina, oder?“, fragte sie leise. Marco nickte, aber im gleichen Moment strich er ihr tröstend über den Arm.

„Sie hat es nicht mit Absicht gemacht. Ich habe das Gefühl, die Erlebnisse haben sie durcheinandergebracht. Sie kämpft mit etwas, aber ich weiß nicht mit was.“ Elena sah ihn traurig an, dann umarmte sie ihn vorsichtig und begann zu weinen. Marco schlang fürsorglich die Arme um sie und spendete ihr Trost. „Wir bekommen sie schon wieder hin. Sie muss sich nur mit jemanden aussprechen“, meinte er, wusste aber nicht wie falsch er da lag.

 

~

 

Es war tiefste Nacht, als Elena endlich fertig mit den Nerven und müde nach Hause kam. Und dort sah sie Nina in einem Sessel sitzen. Sie nippte an einem Chai-Latte und hatte ein Buch in den Händen. Fassungslos sah sie ihre Schwester an und blieb mit verkniffenen Mund vor ihr stehen. „Was machst du da?!“ „Ein Buch lesen?“, meinte Nina, hob eine Augenbraue und sah nun ihre Schwester schmunzelnd an. Elena verschränkte die Arme vor der Brust und war unglaublich wütend auf ihre Schwester. „Marco liegt im Krankenhaus! Warum hast du ihn angegriffen?“, schnauzte sie jetzt Nina an. Nina lachte, rollte mit den Augen und legte jetzt Tasse und Buch fort. „Er lebt ja noch“, meinte sie gleichgültig und sah ihre Schwester verständnislos an.

Elena keuchte fassungslos. Sie erkannte ihre Schwester gar nicht mehr wieder. Aber immer noch plagte sie etwas mehr, als die Tatsache, dass Nina es scheißegal war, dass sie Marco beinahe umgebracht hätte.

 

„Ich hab dich mit Damon gesehen“, fing Elena jetzt an und konnte spüren, wie ihr der Kloß die Kehle zuschnürte. Jetzt funkelte etwas in Ninas Augen auf. „Hast du … hast du..“, fragte Elena, konnte die Frage aber einfach nicht vollständig über die Lippen kriegen. „Ob ich mit ihm gevögelt habe?“, vervollständigte Nina jetzt die Frage mit einem zuckersüßen Lächeln. Elena zuckte unmerklich zusammen. „Oh ja. Zweimal. Der Kerl hat's echt drauf. Du solltest es auch mal ausprobieren, vielleicht bist du dann nicht mehr so verkrampft. Du verpasst echt was im Leben, Schwesterherz.“

Jetzt liefen Elena die Tränen über die Wangen. „Wieso?“, schluchzte sie und sah ihre Zwillingsschwester verletzt an. „Du wusstest doch, dass Damon mir etwas bedeutete. Er … wieso hat er sich überhaupt mit dir eingelassen?“ Ein leicht grausames Lächeln zuckte über Ninas Lippen.

 

Sie stand auf und grinste. „Weil er dachte ich wäre du.“ Mit nur einem kleinen Schnippen, verwandelte sie sich in Elena und wieder zurück. „Er hat gesagt, er liebt dich. Du wärst das Licht in seiner Dunkelheit. Erst durch dich hat er wahre Liebe gespürt und wurde wieder lebendig. Süß oder? Und dann hat er mir gezeigt, wie sehr er dich liebt. So ahnungslos, dass er gar nicht mit dir Sex hatte, sondern mit mir.“ Elena zuckte zurück, so sehr, als hätte Nina sie gerade geschlagen. „Glaub mir Elena. Es war heiß. Und ich habe es zweimal mit ihm getan. Zweimal heißen Sex.“ „Ich kann nicht mehr, Nina“, schluchzte Elena. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber … ich kann dich nicht mehr ansehen. Wieso nur? Du konntest jeden Mann auf dieser gottverdammten Welt haben, aber musstest ausgerechnet Damon nehmen und hast dich auch noch in mich verwandelt?“

 

Elena verstand nicht mehr die Welt. Auch wenn Nina sie so sehr verletzt hatte und sie am liebsten ihre Twin hassen würde, konnte sie es nicht. Sie liebte ihre Schwester, aber sie brauchte Abstand. Sie brauchte sehr dringend Abstand von Nina.

Plötzlich veränderte sich etwas in Ninas Augen. „Elena. Was soll das heißen?“, weinte jetzt auch Nina, die solche Angst hatte, das Raven gewonnen hatte. Elena wich rückwärts zurück und sagte: „Ich liebe dich, Schwesterherz. Ich werde dich immer lieben, aber ich kann einfach nicht mehr hier bleiben. Ich werde gehen. Denn du wirst da draußen nur von Clara getötet.“ „Aber sie will auch dich tot sehen“, stotterte Nina, weinte bitterlich und versuchte Elenas Handgelenk festzuhalten, doch die riss sich los und stürmte davon.

 

Sie riss gerade die Türe auf, als Nathan in den Flur trat und sie fassungslos ansah. Er hatte jedes Wort mitgehört. „Elena?“ Elena drehte sich langsam um, sah Nathan an und versuchte ihm ein Lächeln zu schenken, doch es gelang ihr nicht. „Ich muss gehen, Nate. Bitte wirf sie nicht raus … bitte.“ Auch in Nates Hals steckte ein Kloß. „Nein das tue ich nicht. Aber du musst nicht gehen. Wir finden eine Lösung und ich weiß, dass du irgendwann weißt, wen du willst. Du musst nicht davonlaufen. Wo willst du denn überhaupt hin?“ Elena schluchzte, sah ihn kurz liebevoll an und schüttelte dann den Kopf. „Das geht nicht Nathan. Ich muss weg. Glaub mir das ist das Beste. Und ich habe keine Ahnung. Irgendwo komme ich schon unter.“ „Du warst den ganzen Tag auf den Beinen, du bist bestimmt müde. Schlaf darüber“, versuchte er es weiter, doch Elena schüttelte weiterhin den Kopf, schlüpfte aus der Türe und machte sie dann zu. Die Dunkelheit verschluckte sie. Sie hatte nur ein Ziel und zwar war das Damon.

//10 – The Devil in me

 

Damon zog sie Nina näher an sich und fuhr ihr mit der Hand unters Shirt. Die brünette Hexe bekam einen wohligen Schauer über den Rücken, presste sich enger an ihn und zerriss ihm das Hemd vom Leibe, sodass die Knöpfe durch die Gegend flogen.

Beide merkten nicht wie die Tür aufging und jemand herein trat. Erst als die Person keuchte und entsetzt „Nina!" rief, erstarrte Nina, zuckte von Damon zurück und sah hoch. An der Tür stand Elena, ihrer Schwester und starrte Nina mit großen Augen an. „Was zur Hölle machst du?!", entfuhr es Elena.

 

Schnell stand Nina auf und drückte Damon die Reste seines Hemdes in die Hand. Dann richtete sich selber ihre Klamotten und fuhr sich durch ihr Haar. „Bist du nicht gegangen?", fragte sie nur. Elena sah ihre Schwester verletzt an und blickte dann zu dem Vampir. Damon starrte sie breit grinsend an und machte eine Handbewegung die zur Tür hinter ihr zeigte. Das sollte die Liebe ihres Lebens gewesen sein?! Langsam sah sie zu ihrer Zwillingsschwester und spürte den rasenden Zorn in sich aufsteigen.

 

Ich wollte nach dir sehen, Nina. Ich  habe mir Sorgen gemacht. Und was machst du?! DU machst immer noch mit Damon rum! Ich hatte gehofft du lernst daraus!", presste Elena hervor und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Nina sah ihre Schwester an. Etwas Verzweifeltes lang in den samtbraunen Augen. „Elena.", fing sie an und wollte einen Schritt auf sie zu gehen, doch Elena wich nach hinten aus. „Komm mir nicht zu nahe, SCHWESTER!", zischte Elena und spuckte das letzte Wort schon fast hasserfüllt aus. Nina zuckte unter den scharfen Worten ihrer Schwester zusammen. „Elena. Du musst mir zuhören! Bin ich echt so hinterlistig, denkst du wirklich ich bin so ein Miststück, das du glaubst ich würde freiwillig mich als dich ausgeben und mit Damon schlafen?!"

 

Elena hob unbeeindruckt eine Augenbraue  und nickte. „Um ehrlich zu sein? Ja. Ich halte dich für eine hinterlistige Schlampe.", sagte Elena kalt und durchbohrte ihre Schwester  mit einem eisigem Blick. „Das bin nicht ich Elena! Raven ist noch in meinem Kopf! Ich würde dir das  nie antun! Das bin nicht ich! Bitte glaube mir doch...", rief Nina jetzt verzweifelt und ihr stiegen die Tränen auf. Raven konnte es nicht geschafft haben. Das ging einfach nicht!

 

Doch zu Ninas Verzweiflung schnaubte Elena nur gehässig. „Och doch. Denn es geht immer nur um dich! Unser ganzes Leben schon. Du weißt gar nicht wie sehr ich dich hasse, Nina." „Elena. Das meinst du nicht so..." „Doch! Ich wünschte du wärst bei Claras Ritual drauf gegangen! Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe gehabt!", zischte Elena und meinte jedes Wort ernst. Ninas Augen wurden groß und jetzt liefen ihr die Tränen über die Wangen. „Elena. Das bin ich nicht. Wirklich. Bitte.", versuchte sie es nochmal. Doch Elena schüttelte den Kopf und drehte sich ohne ein weiteres Wort um „ELENA! NEIN!", schrie Nina, doch Elena war schon raus und schlug die Tür laut hinter sich zu.

 

„NEIN!", schrie Nina und wachte schweißgebadet in ihrem Bett auf. Die Tränen quollen aus ihren Augen und sie versteckte ihr Gesicht zwischen die Kissen. Sie wusste nicht mal ob dies nun ein Traum von Raven war, um sie weiter zu quälen, oder ob ihr schlechtes Gewissen es war. Doch sie hoffte, egal wie es war, das es niemals so weit kommen konnte. Es musste doch möglich sein Elena irgendwie klar zu machen, dass das nicht sie war. Langsam setzte sie sich auf und fuhr sich durchs Gesicht. Sie konnte jetzt nicht mehr schlafen, doch es war gerade mal 4:00 Uhr morgens.

 

Elena war gerade Mal zwei Tage lang fort gewesen... doch Nina fühlte sich so einsam ohne sie. Einen ganzen Tag lang war Raven nicht mehr in ihrem Kopf gewesen und fast schon hatte sie die Hoffnung das Raven genug von ihrer Dunkelheit abbekommen hatte und sie nun endlich in Ruhe lies. Langsam ließ sie sich von Bett gleiten und schlurfte die Treppe hinunter in die Küche.

 

Sie starrte auf den Wasserkocher und wartete dass er fertig war. Nina hoffte dass ein Tee sie beruhigen würde, als sich plötzlich alles um sie herum veränderte. Es war keine Küche mehr, sondern ein altes kleines Wohnzimmer. Wo lediglich eine kleine Couch drin stand. Verwirrt sah sich Nina um. „Schlechte Träume, Ninalein?", erklang ihr eine kalte, nur allzu bekannte Stimme. Hektisch drehte sich Nina nach der Stimme um und starrte zum Fenster. Doch dort war keiner mehr.

 

„Nein!", fluchte Nina und kniff die Augen zu. Ein paar Sekunden später öffnete sie sie wieder und stand wieder in der Küche des Schattenjägerinstitutes. Drehte sie jetzt komplett durch?! Der Wasserkocher machte plopp und sie atmete tief ein und aus. Dann nahm Nina den Wasserkocher in die Hand und wollte sich das heiße Wasser in die Tasse schütten. „Wieso so schreckhaft?", erklang wieder die Stimme. Nina erschrak sich zu Tode und ließ den Wasserkocher fallen. Er knallte auf die Fliesen der Küche und das Wasser spritze in alle Himmelsrichtungen. Davon die Hälfte auf ihre Beine.

 

„Verdammte Scheiße!", fluchte  Nina lautstark und hüpfte fluchend auf einem Bein um. Mit dem anderem wischte sie sich über die nasse Hose. Dann glitt ihr Blick hoch. Wieder war sie in dem hässlichen Wohnzimmer und auf der abgewetzten Couch hatte es sich Raven gemütlich gemacht. Noch immer hatte er Augenringe und noch immer sah er blass aus. Doch bei weiten nicht mehr so schlimm wie er das letzte Mal ausgesehen hatte, als Nina ihn das letzte Mal gesehen hatte. Das war es wohl mit ihrer Hoffnung das Raven sie vielleicht jetzt in Ruhe lassen würde.

 

„Wie bist du hier reingekommen?!", fluchte Nina und versuchte ihre Panik zu unterdrücken. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Raven legte den Kopf schief und sah sie aus seinen honigbraunen Augen schief an. „Du kannst gar nicht hier sein!", setzte Nina noch zu und spürte wie ihre Stimme unsicher zitterte. Raven lächelte und nickte. „Natürlich bin ich nicht hier." „Du bist eine Halluzination. Du wirst stärker.", hauchte Nina entsetzt und drückte sich gegen die Wand.

 

„Genau. Wie erwartet lässt deine aufkommende Dunkelheit, dein schwarzmagisches Blut mich sehr rasch stärker werden. Ich bin weiterhin in deinem Kopf und schicke dir Träume und Halluzinationen wie diese." „Bitte geh. Reicht das denn nicht?!" „Nicht ganz. Nicht mehr." „Wovon redest du?" Raven lächelte sie bedächtig an und stand auf. Langsam ging er auf sie zu. „Die Dunkelheit die ich dir bereits entlockt habe, ist für meinen Körper genug. Ich könnte mir in aller Seelenruhe eine neuen suchen. Aber ich mag meinen. Ich möchte meinen behalten. Und eine dir altbekannte Hexe hat mir ihre Hilfe angeboten, wenn ich ihr helfe."

 

Jetzt riss Nina die Augen vor Entsetzen weit auf. „Clara.", hauchte sie entsetzt und wurde es ganz mulmig zu mute. „Richtig." „Aber.. Elena vertraut mir nicht mehr. Das Band ist zerstört!" Raven nickte wieder bedächtig. „Genau. Das heißt jetzt können wir euch umbringen. Da ihr ja  nicht an Silvester gestorben seid. Und Clara will zuerst dich Tot sehen, damit sie deine Magie bekommen kann. Die die sie eigentlich schon beim Ritual kriegen sollte. Aber dazu müssen wir dich aus dem Institute bekommen, liebste Nina.", erklärte er der jungen Hexe sachlich und legte den Kopf schief.

 

„Nein. Bitte. Raven, du weißt nicht was du da tust. Clara.. ist schlimmer wie Logan Wesfield. Du hoffst auf die falsche Hexe!", versuchte Nina ihm klar zu machen, doch er kam nur näher, grinste schief und packte sie an der Gurgel. „Du kennst Logan Wesfield nicht. Du hast keine Ahnung was er mit mir gemacht hat! Es war schlimmer wie alles was du dir vorstellen kannst!", zischte er bedrohlich und Wut flackerte in seinen Augen auf. Nina schnappte nach Luft, doch in Ravens Illusion gefangen, wirkte ihre Kräfte nicht. Also tastete sie mit den Händen nach einer Waffe um.

 

„Er hat mit dir Experimente gemacht, Raven. Das hat Clara mit mir auch gemacht. Was denkst du macht sie mit dir wenn sie dich nicht mehr brauch, Raven?!", sagte Nina heiser und japste nach Luft, die immer enger wurde. „Ja. Das würde ich jetzt auch sagen wenn ich du wäre. Ich habe schon eine Menge Ideen wie ich dich aus diesem Institute rauskriegen werde.", sagte Raven lächelnd und drückte ihr die Kehle weiter zu. „Raven.. nein.. bitte nicht...", hauchte Nina. Ihre Hand tastete ein Taschenmesser das auf einer kleinen Kommode lag.

 

„Tut mir leid, Nina. Das geht nicht.", erklärte Raven ihr ohne jegliches Bedauern. Nina presste Wütend die Lippen aufeinander und umklammerte das Messer. Raven würde es nicht töten, doch es würde ihm Auf jeden Fall Schmerzen bereiten. „ARSCHLOCH!", zischte sie und wollte ihm das Messer in den Hals rammen.

 

Doch bevor das Taschenmesser seinen Hals erreichen konnte, war ihre Welt wieder in Ordnung. Das Wohnzimmer war wieder die Küche. Auch Raven war fort. Statt seiner standen Nathan und Jonathan vor ihr. Beide wurden durch den Lärm wach und waren hinunter gestürzt um zu sehen was passiert war. Ninas Augen wurden vor Entsetzten groß als sie auf ihre Hand sah. Nathan hatte ihren Arm fest gepackt. Nur Millimeter vor seiner Hauptschlagader war das Messer entfernt. „Nina! Wir sind es. Nathan und Jonathan.", sagte Nathan mit zusammengekniffenen Augen und starrte die perplexe Nina an. Was war nur los? Selbst er merkte jetzt das etwas ganz und gar hier schief läuft. Nina starrte ihn an und blickte dann zu Jonathan. „Nina. Ganz ruhig. Was ist los?", fragte der verwirrte Jonathan. Er machte sich Sorgen um sein Mädchen. Ja. Er stellte irgendwie nach der letzten gemeinsamen Nacht Besitzansprüche. Doch sie war ihm aus dem Weg gegangen. Erst dachte er, es läge an Elena, weil diese nicht mehr hier aufgetaucht war. Doch jetzt.. da war doch noch irgendwas. Etwas was Nina ihm verheimlichte.

 

Ninas Hand zitterte stark und sie ließ das Messer fallen. „Oh mein Gott. Es tut... es tut mir so unglaublich leid...", hauchte Nina. Nathan sah sie einen Moment lang an und ließ ihre Hand dann los. Augenblicklich schossen ihm Claras Worte im Kopf herum, das Nina eine Gefahr für alle war. Ob sie vielleicht Recht hat. „Es ist okay. Nichts ist passiert. Aber du musst mit uns reden.", fing Jonathan sanft an und wollte Ninas Arm berühren. Doch in Ninas Augen flackerte die Panik auf und sie zuckte zurück. Niemand durfte ihr mehr zu nah kommen. Tränen bahnten sich wieder den Weg hinauf und sie versuchte sie runter zu schlucken. „Es tut mir leid.", brachte sie nochmal hervor, machte dann auf den Absatz kehrt und rannte hoch in ihr Zimmer. „Nina!", rief Jon und wollte ihr hinterher, doch Nathan hielt ihn fest. „Lass ihr Zeit.", sagte er leise.

 

Nina ließ sich hinter ihrer Tür auf den Boden sinken. Jetzt hatte sie nicht nur Elena verletzt. Nein, sie hatte auch Marco fast getötet und nun hatte Raven sie fast so weit getrieben das sie Nathan umgebracht hätte. Im Wahn. Wenn das so weiter geht, wird Elena und jeder in diesem Gebäude hassen. Und sie konnte es nicht mal verdenken. Nina hasste sich bereits selbst.

 

***

 

Der nächste Tag war kalt, jedoch wunderschön. Der Himmel war blau und wolkenlos und die strahlende Sonne erwärmte die Stadt und lockte die Bewohner hervor.

Die Sonne kitzelte Elena im Gesicht und ließ sie mit einem tiefen Atemzug wach werden. Langsam öffnete sie die Augen und starrte an die Decke. Verwirrt blinzelte sie und sah sich um. Sie kannte dieses Schlafzimmer nicht. Erschrocken setzte sie sich auf. Wo zur Hölle war sie denn bitte schön?!

Elena richtete sich auf und versuchte an die letzten Tage zu denken, daran was passiert war.

 

-24 Stunden zu vor-

 

Elena stürmte durch die Straßen direkt auf ein großes Haus zu. Es war Damon Salvatores Villa. Sie musste mit ihm reden. Ihr Kopf sagte ihr, das es ihr egal sein konnte mit wem Damon da im Bett rumvögelte, schließlich war sie mit Sam glücklich. Doch ihr Herz schmerzte. Sie versuchte sich einzureden dass es daran lang das er mit ihrer Schwester geschlafen hatte und ihr, Elena was von der großen Liebe erzählt hatte. Dann macht man doch sowas nicht, oder?!

 

Wütend öffnete sie die Tür, die nicht richtig zu war und lief durch den Flur. Sie rannte ins Wohnzimmer und ignorierte gekonnt Caroline und Enzo die gerade miteinander herum knutschten. Sie stürmte einfach weiter. „DAMON?!", rief sie wütend. „Schrei nicht so laut!", meckerte Caroline und sah zu der Hexe. Elena reagierte gar nicht erst und wartete mit verschränkten Armen im Wohnzimmer. Da tauchte Damon in der Tür auf und lächelte sie strahlend an. „Elena, Schatz.", hauchte er verzückt und wollte auf sie zu gehen. „Fass mich nicht an!", zischte sie ungehalten. Damon hob eine Augenbraue und sah sie verwirrt an

 

Enzo und Caroline sahen zu den beiden. „Komm lass uns gehen. Mama und Papa streiten sich.", sagte Enzo belustigt, nahm die Hand seiner liebsten und zog sie mit hinaus. „Bestimmt streiten sie wegen dem Engelskelch. Sie hat bestimmt rausgekriegt das Damon ihn ihr klauen will", tippte Caroline. Enzo verzog das Gesicht. „Mag sein. Mir egal. Wo waren wir stehen geblieben?", fragte er grinsend. Caroline schmunzelte und zog ihn an sich. „Hier waren wir.", hauchte sie und küsste ihn dann auf die Lippen.

 

Verwirrt starrte Damon seine Liebste an. „Elena, was ist los?" „Was ich will? Ich will dir sagen das du nicht mit mir Sex  hattest sondern mit meiner Zwillingsschwester!", zischte Elena ungehalten  und versuchte nicht zu verletzt zu wirken, doch es wollte ihr nicht ganz gelingen. Damon klappte der Mund auf. „Wie bitte? Aber... sie sah aus wie du!" „Ja. Wir sind Hexen, schon vergessen?! Sie hat ihr Aussehen geändert und dich somit um den Finger gewickelt.", presste Elena hervor.

 

Damon schluckte hart und nun viel ihm auch die ganzen kleinen Unterschiede auf. Die Wildheit, der leicht andere Charakter, das sie keine Jungfrau war. Jetzt gab alles Sinn. Wie dumm er doch gewesen war. „Elena... das wusste ich nicht...aber wieso sollte sie sowas tun?", fragte er verwirrt nach. „Ich weiß es nicht, Damon. Ich verstehe Nina nicht mehr. Aber Nina ist gerade egal.", presste sie hervor und funkelte Damon aus ihren goldbraunen Augen an. Damon sah sie an und schwieg. „Wie konntest du mir sagen das du mich seid Jahrhunderten liebst und dann nicht merken das dich Nina an der Nase herum führt! Bist du so auf äußerliche fixiert?!", brüllte sie ihn jetzt schon fast an.

 

Damon zuckte unter ihren Worten zusammen. „Nein.. sie.. hatte für alles eine Ausrede... jetzt wird es mir klar... oh gott es tut mir so leid, Elena.", hauchte er entsetzt und trat einen Schritt näher an Elena. Doch diese wich zurück. „Es tut dir leid?! Das bringt mir jetzt auch nicht weiter! Du hättest es merken müssen. Ich bin mit Sam zusammen und da denkst du ich würde ihn einfach betrügen?! Du kennst mich überhaupt nicht!", spuckte sie ihm entgegen. Damons Blick wurde ganz traurig und es tat ihr in der Seele weh, doch das konnte sie nicht zulassen. Sie durfte jetzt kein Mitleid mit ihm haben, also musste Elena stark bleiben.

 

Es tut mir wirklich leid. Ich habe dich so vermisst und ich glaube... das ich dann leichtes Ziel war für Nina um manipuliert zu werden. Habe mich zu schnell meiner Hoffnung, dich wieder zu haben hingegeben... Ich liebe dich, Elena. Ich brauche dich. Bitte glaub mir das", sagte Damon verzweifelt und legte ihr nun die Hand an ihre Wange. Sanft strich er über ihre weiche Haut und hoffte inständig das Elena ihm glauben würde. Wie konnte Nina das nur tun?! Die Nina die er früher kannte, hätte sowas niemals gemacht. „Du bist mein Licht Elena. Meine Hoffnung, meiner Seele und mein ganzes Leben. Ohne dich bin ich nichts."

 

Elena sah ihn und nahm dann seine Wand von ihrer Wange. „Das war wirklich süß, Damon. Und ja ich glaube dir. Aber du hast mit Nina geschlafen, das kann ich nicht einfach vergessen. Außerdem bin ich in Sam verliebt und nicht in dich. Mein Leben ist schon kompliziert genug. Ich kann dich momentan nicht in meinen Leben gebrauchen.", sagte Elena leise aber ernst. Sie ließ bewusst weg das sie für Nathan etwas empfand und auch für Damon, denn dann würde Damon niemals aufgeben. „Elena...", fing Damon an doch Elena unterbrach ihn. „Ich meine es ernst. Ich bin nicht Nina und ich möchte mit dir nicht zusammen sein. Also sollten wir die Vergangenheit, Vergangenheit sein lassen." „Das meinst du nicht wirklich so, Elena. Wirf mich nicht aus deinem Leben.", flehte Damon jetzt und spürte den Kloß in seinem Hals.

 

Doch meine ich, Damon. Lebe dein Leben. Du findest jemand anderen. Lass mich los, denn wir sind fertig.", sagte Elena und drehte sich schweren Herzens um. „Elena...", rief Damon ihr nochmal hinterher, doch Elena reagierte nicht. Denn wenn sie sich nochmal umdrehen würde, hätte sie nicht nochmal die Kraft ihm zu wiederstehen. Also machte sie das sie von ihm weg kam.

 

Schnell lief sie aus dem Haus hinaus, entlang durch die Straßen von New York. Die Sonne war schon längst unter Gegangen. Elena schlang ihre Jacke fest um ihren Körper. Nachts war es noch immer kalt. Mit den Gedanken hang sie noch immer bei Damon und Nina. Sie verstand es immer noch nicht wie Nina ihr das antun konnte. Das ging einfach nicht. Elena war so in den Gedanken versunken das sie nicht merkte wie ihr jemand folgte. Als Elena um die Ecke bog, packte sie die Person und murmelte einen Zauberspruch. Elena wehrte sich nur kurz, denn der Zauberspruch ließ sie schon ins Nirwana abdriften.

 

Verwirrt stand Elena langsam auf. Wer hatte sie hier hin gebracht? Und vor allem WARUM?! Wenn man sie hätte tot haben wollen,  hätte derjenige es doch schon tun können, oder? Vorsichtig tapste Elena aus dem Schlafzimmer und sah sich in einem langen Flur um. „Hallo?" Sie schlang die Arme um ihren Körper und trat vorsichtig weiter. Es war so verdächtig still in diesem Haus. „Hallo?", rief sie nochmal und öffnete eine weitere Tür.

 

Stirnrunzelnd trat sie in das Wohnzimmer ein und sah sich um. Die Wände waren von einem warmen hellbraun. Die Möbel waren allesamt cremeweiß. Der Boden war aus Parkett. Leicht überfordert strich sich Elena eine Strähne aus ihrem Gesicht, als sie hinter sich ein Geräusch hörte. Sofort drehte sie sich zu dem Geräusch um und erstarrte als sie die Person am anderen Ende des Zimmers vorfand.

 

„Hallo Elena.", begrüßte Clara und lächelte Elena freundlich an. Zu freundlich für Elenas Geschmack. „Clara.", presste Elena ungehalten hervor und schluckte. Warum zum Teufel musste, von allen möglichen Kandidaten die sie entführen konnte, es ausgerechnet Clara sein?! Clara lächelte weiterhin und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Hast du mich vermisst?"

 

***

 

Nathan trank einen großen Schluck seines Kaffees als die Tür des Schattenjägerinstitutes aufging. Kurz hatte er die Hoffnung, dass es Elena sein könnte, die wieder nach Hause kam, doch als er durch den Flur ging, erkannte er Marco an der Türe. „Marco?", rief er überrascht aus. „Ja. Wie er leibt und lebt.", meinte Marco grinsend und stellte seine Tasche ab. Kurz verzog er das Gesicht, die Wunde tat ihm noch immer weh. Aber er hatte es im Krankenhaus einfach nicht mehr ausgehalten. „Solltest du nicht noch im Krankenhaus sein?", wollte Nathan wissen, ging zu ihm und nahm Marco die Tasche ab.

 

„Schon. Aber ich kann Krankenhäuser nicht leiden.", murmelte Marco und schenkte Nathan ein schiefes Grinsen. „Das wiederum kann ich verstehen.", meinte Nathan schmunzelnd und ging mit Marco die Treppe hoch. „Aber du schonst dich auf jeden Fall noch, klar?" „Jawohl, Dad.", stimmte Marco Nathan grinsend zu. „Braver Junge." Marco grinste schief und beobachtete Nathan. Irgendwie sah er müde und traurig aus. „Alles okay bei dir?" Nathan sah zu ihm und nickte leicht. „Klar. Alles bestens." „Okay. Sag mal ist Nina da?", fragte Marco und sah Nathan weiterhin an. Er musste unbedingt mit ihr sprechen.

 

„Ähm. Ja, glaube ich ihm Wohnzimmer. Wie die anderen auch. Ich muss euch was sagen.", sagte Nathan und verschwand dann  nach unten. Marco sah ihm verwirrt an. Was war los mit seinem besten Freund? Vorsichtig packte er sein Zeug raus und ging dann nach unten.

„Marco ist wieder da?", hörte er Sam fragen. „Jap. Gesund und munter. Packt gerade aus.", antwortete Nathan und schielte dabei rüber zu Nina. Doch diese las in aller Seelenruhe ihr Buch und nippte an ihren Cappuccino.

 

„Gut. Aber ganz ernsthaft? Ich glaub seine Story nicht. Marco lässt sich nicht einfach so überfallen." „Wir klären das, sobald er wieder ganz fit ist, Sam. Er muss sich noch ausruhen.", meinte Nathan und presste die Lippen zusammen. Jetzt trat auch Marco ein. „Nathan übertreibt mal wieder. Es sah schlimmer aus wie es war. Und auch ich hab mal nen schlechten Tag. Es war so wie ich es sagte.", meinte Marco, grinste zur Begrüßung in die Runde und setzte sich dann an den Tisch. Sein Blick glitt zu Nina, die immer noch vertieft in ihr Buch starrte. Doch ihre Position war nicht mehr entspannt, sondern verkrampft.

 

Wie leid es ihr doch tat. Also der echten Nina. Ihr innerstes platzte bald vor schlechtem Gewissen. Kurz siegte Nina über Raven und sah hoch von ihrem Buch, als sie seinen Blick spürte. Sie sah ihn traurig aus ihren samtbraunen Augen an. Bestimmt hasste Marco sie jetzt. Doch in seinen blauen Augen war kein Hass. Nur Sorge und Wärme. Sie schluckte hart. Wie sehr sie sich doch schämte. Langsam glitt ihr Blick zu den anderen. Mike der fröhlich sein Sandwich mampfte. Er war immer der fröhliche, der optimistische. Sam und Nathan. Beide haben ein großes Herz und kämpften beide um Elenas Aufmerksamkeit. Dann glitt ihr Blick zu Jonathan der sie beobachtete, genauso wie Marco. Wieder schluckte sie leicht. Beide waren wundervolle Menschen die sie beide sehr in ihr Herz geschlossen hatte. Doch nun würde sie alles zerstören. Sie brachte nur Leid über ihre Schwester und dieser Gruppe, die für sie bereits wie ein zu Hause geworden ist. „Bitte, Raven. Hör auf damit. Ich werde so gehen. BITTE.", flehte sie in ihren Gedanken. Doch sie konnte nur Ravens dreckiges Lachen hören. Nein er würde sie nicht einfach gehen lassen. Er wollte sie brechen, komplett brechen. Und hiermit war er auf dem besten Wege.

 

Schon gewann er wieder die Oberhand und Marco sah genau wie ihr Blick wieder kalt wurde und sie sich schief grinsend wieder ihrem Buch widmete. „Und wo ist Elena?", fragt Sam weiter. Schon die ganze Zeit machte er sich Sorgen. Nathan hatte ihn nochmal auf Vampirjagd geschickt, doch heute Morgen kam er zurück und Elena war immer noch nicht da! Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Und an ihr Handy ging Elena auch nicht. „Stimmt. Sie war noch nie so lange weg.", stimmte Mike Sam zu und sah jetzt auch zu Nathan.

 

Nathan verkrampfte sich und atmete tief ein und aus. „Sie ist gegangen, Leute." Geschockt sahen alle auf. Alle bis Nina die seelenruhig weiter von ihrem heißen Getränk trank. Innerlich schrie sie verzweifelt auch, doch Raven ließ davon nichts durch kommen. „WAS?! Wieso sagst du uns das nicht?", wollte Jonathan jetzt verwirrt wissen. „Genau? Und Warum? Warum sollte sie freiwillig gehen? Hast du was dummes gemacht, Nathan?", fragte Sam und fixierte Nathan mit zusammen gekniffenen Augen.

 

Jetzt seufzte Nina theatralisch und legte ihr Buch beiseite. „So kann doch keiner in Ruhe lesen. Also wenn ihr es unbedingt wissen wollt: Wegen mir ist Elena gegangen.", erklärte sie mit abgeklärter Miene und lächelte kalt in die Runde. Alle sahen überrascht zu Nina. Naja, alle bis auf Nathan, der ja das letzte Gespräch zwischen den Zwillingen mitbekommen hatte. „Wovon redest du, Nina?", fragte Jon und runzelte die Stirn. So gefühlskalt hatte er sie noch nie gesehen. Besonders nicht wenn es um ihre Schwester ging.

 

Nina lächelte entschuldigend und spielte mit einer gelockten Haarsträhne. „Oh Leute. Wollt ihr euch wirklich die ganze Story antun?" „Natürlich! Spuck es aus, was hast du getan, Nina!", grummelte Sam missmutig und presste die Lippen aufeinander.

Nina grinste bösartig was alle erschreckte und überlegte. „Wo fang ich da nur? Ach ja, ich habe mich als Elena ausgegeben und mit Damon Salvatore geschlafen." Marco und Jonathan keuchten gleichzeitig und starrten Nina mit offenem Mund an. Das hatte sie nicht wirklich getan?! Mike fand als erstes seine Stimme wieder. „Was hast du gemacht?", fragte er nach, um sicher zu sein das er sich nicht verhört hatte.

 

Jetzt stand Nina auf und schlenderte durchs Wohnzimmer. „Du hast  mich schon gehört, Mike. Oh Nathan.. Sam... ihr solltet vielleicht wissen das Elena und Damon eine höchst interessante gemeinsame Vergangenheit haben. Das muss bestimmt wehtun zu hören. Ich meine ein Vampir?", sagte Nina und funkelte die beiden belustigt an. Raven machte das so richtig Spaß und er spürte wie die Dunkelheit in Nina sie zu zerfressen schien. Sie hämmerte gegen die Mauer und wollte irgendwas tun, doch Raven war mittlerweile bereits so viel stärker wie sie.

Nathan schwieg. Eine gemeinsame Vergangenheit? Das konnte er nun doch nicht so recht glauben. Aber er hatte bis vor kurzem auch nicht geglaubt das Elena und Nina Hexen waren. „Du lügst!", presste Sam hervor. „Sie würde nie was mit einem Vampir anfangen!", zeterte er und wollte es nicht glauben. Alles wäre okay gewesen. Aber ein VAMPIR?! Und dann auch noch Damon Salvatore?!

 

„Ich bin vielleicht vieles Samuel, aber ich bin keine Lügnerin. Naja, meistens. Manchmal mach ich ne Ausnahme.", sagte sie grinsend und blätterte ihn einem Buch herum. Dort fand sie ein Bild von dem Kelch der Engel. Sie grinste und hob das Buch hoch um es den anderen zu zeigen. „Der Kelch der Engel. Geschaffen um für die Schattenjäger. Um sie stärker zu machen und so weiter und so fort. Erschaffen von Basel Fray. Interessant nicht? Basel Fray. Elena und Nina Fray. Klingelt da was bei euch?", fragte sie und Raven ließ sie charmant lächeln.

 

Zum ersten Mal mussten alle stutzen. Darüber hatte noch nie einer nachgedacht. „Seid ihr aus seiner Ahnenreihe?", fragte Jonathan jetzt verwirrt und sah sie an. „So ungefähr, Jon, ihr wisst das Basel Fray ein Hexer war oder? Das was ihr auch Jagd, nicht wahr? Hexen. Aber von etwas magischem lässt ihr euch beschützen. Seltsam nicht wahr?", fragte sie und sah amüsiert in die Runde. „Es wurde für uns erschaffen, Nina. Mit Engelsmagie", machte Nathan ihr klar und presste wütend die Lippen aufeinander. „Ja. Ich weiß. Wo wir schon bei Magie sind. Jetzt das große Geheimnis. Elena und ich sind Hexen."

 

„Du willst uns doch verarschen, Nina,", meinte Mike felsenfest überzeugt. „Genau. Magische Wesen kommen hier gar nicht rein!", meinte auch Sam und wollte einfach nicht glauben was er da hörte.  „Nein will ich nicht. Aber ihr habt Recht, magische Wesen kommen hier nicht rein. Mit einer Ausnahme: Die Töchter von Basel Fray. Tada." Jetzt klappten die Münder aller auf. „Von Basel Fray? Das ist nicht wahr.", hauchte Nathan. „Ja. Doch. Er hatte Kinder als er den Engel rief. Zwillinge. Hexenmädchen. Doch jede Magie kostet seinen Preis. Vor allem die eines Engels. Und so hat dieser geniale Engel und mein Vater seine Kinder verflucht. Immer und immer und immer wieder zu sterben. Traurig nicht? Obwohl, das ist mittlerweile schon recht kompliziert geworden der Fluch, naja worauf ich hinaus will: All die Gefahren in den letzten Monaten, Clayton, die Hexenmeister aus New Orleans, der verrückte Logan Wesfield, alles wegen Elena und mir. Also 100% Hexen.", erklärte sie und zuckte dabei nicht mal mit der Wimper.

 

„Aber warum seid ihr hier?", wollte Sam jetzt wissen und starrte Nina an. Immer noch konnte er es nicht glauben, das seine geliebte Elena eine Hexe war. Sie wirkte so normal... so menschlich... doch der Schein trügte. Allerdings machte es ihm nicht ganz so viel aus, wie vielleicht Nathan oder den anderen. Alles was Sam wollte, war zu verstehen. Endlich die Geheimnisse die Elena und Nina um waberten zu verstehen. „Ich war das missglückte Experiments des Zirkels uns sollte getötet werden. Elena versuchte mich zu retten. Süß, nicht wahr?", meinte Nina kalt und ohne jegliche Emotionen in der Stimme. Die wahre Nina hockte zusammengekauert in ihrer Ecke und starrte auf die Mauer die Raven gebaut hatte „Ich hasse dich RAVEN!"; brüllte sie gegen die Wand, doch wieder bekam sie nur ein kaltes Lachen zur Antwort.

Nathan starrte Nina  funkelnd an. „Und so dankst du es ihr?!", fluchte er und verstand Nina nicht. Was war nur los mit ihr? „Ich sagte doch ich bin das missglückte Experiment. Sowas verändert Menschen, vielleicht bin ich einfach nicht mehr zu retten. Denn ihr wisst gar nichts über mich oder Elena.", presste Nina hervor und ihn ihren Augen funkelte Wut. Marco sah sie an und wollte einen Schritt auf sie zu gehen. „Nina. Du musst dich beruhigen.", fing er an  und wollte sie am Arm berühren, doch Nina schlug ihm hart die Hand weg. „Fass mich nicht. Ich bin schon fast fertig. Nun zu den letzten bösen Geheimnissen: Ich, mein lieber Marco habe vor kurzem  mit deinem Bruder geschlafen. Es ist wirklich süß wie sehr ihr euch beide bemüht. Doch das ist leider vergebens. Übernatürliches Wesen und Schattenjäger? BUH!", erklärte Nina Marco eiskalt und grinste schief. Jonathan keuchte im Hintergrund und konnte nicht glauben was Nina da gerade tat.

 

Marco schluckte hart, starrte Nina an und wich etwas vor ihr zurück. Sein Blick glitt zu Jonathan, doch sein Bruder konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Und ja, zu guter Letzt: Ich habe Marco niedergestochen, weil ihr einfach kein Deut besser seid. Tötet Vampire, Werwölfe, Hexen. Alles was nicht wie ihr seid: Menschlich." Marco sah jetzt auf den Boden und leckte sich über die trockenen Lippen. Nathan, Mike und Sam fluchten lautstark. „Wir sind etwas Besonderes!", meinte Nathan und knurrte wütend.

„Ach? Aber was macht euch Menschen so viel besser? Mit all euren Mördern, Schlägern, Vergewaltigern. Mit all denen die einen Krieg wegen Religion oder Hautfarbe anzetteln. Die Leute lasst ihr am Leben. Aus einem einzigen Grund: Sie sind Menschen.", blaffte Nina wütend und es war das erste Mal seit Raven wieder Kontrolle hatte, das Nina nicht sagen konnte, das es nicht ganz falsch wahr. Man konnte nicht nur schwarz und weiß sehen. Das ging einfach nicht. Doch so hätte sie das ganze niemals angesprochen. Niemals.

 

„Denkst du wirklich so über uns?", wollte Jonathan jetzt wissen und sah auf. Sein Blick war traurig und verletzt. Marco starrte einfach weiter auf den Boden, denn er hatte sein Pokerface einfach nicht unter Kontrolle, aber er wollte Nina nicht zeigen, dass sie ihn verletzt hat. Mike, Sam und Nathan waren einfach nur noch sprachlos. „Nein. Ich denke noch viel Schlimmeres über euch. Aber ich bin hier fertig. Ich gehe. Schönes Leben noch.", sagte Nina zum Abschied, drehte sich dann um und ging zu der großen Eichentür. Sie schnipste mit den Fingern und die Tür öffnete sie magisch. Marco sah ihr nach. Nina spürte seinen Blick im Rücken und drehte sich ein letztes Mal um. Sie sah seinen Gesichtsausdruck, der Bände sprach und die von Raven gebaute eiskalte Fassade bröckelte. Ihr Blick wurde weicher und eine tiefe Traurigkeit war darin zu sehen. Fast hätte sie es geschafft komplett durchzubrechen und zurück zu laufen, alles zu erklären, doch Raven war schneller. Also grinste sie schief, deutete einen Luftkuss an und ging dann arschwackelnd aus dem Institute.

 

***

 

„Es ist schon eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wie geht es dir, Elena?", fragte  Clara und lächelte Elena freundlich an. Noch immer lehnte sie gegen den Türrahmen und musterte Elena wie diese fassungslos im Wohnzimmer stand und einen Fluchtweg suchte. „Lass den Smalltalk. Clara. Du warst noch nie gut darin.", zischte Elena und sah sich hektisch um. Sie musste hier raus, sonst würde sie sterben, da war sich Elena sicher. Doch Clara stand an der Tür, der einzige Ausgang in diesem Raum. Also blieben ihr wohl nur die Fenster. Schnell stürmte Elena zum Fenster und öffnete. Clara stand weiterhin an der Tür und beobachtete Elena belustigt. Das Fenster ließ sich einfach öffnen, doch dann krachte Elenas Hand gegen eine Unsichtbare Barriere.

 

„Verdammt!", fluchte Elena. „Ich lasse dich nicht eher raus, bis wir geredet haben.", erklärte Clara und zuckte mit den Schultern als Elena böse Blicke zu ihr abfeuerte. Elena seufzte und presste die Lippen zusammen. Nun hatte sie wohl keine andere Wahl mehr. Clara lächelte jetzt zufrieden und setze sich auf die große Couch. Mit der Hand bedeutete sie Elena, sich neben sie zu setzten. „Nein ich stehe lieber, danke", nuschelte Elena und sah ihre ehemalige Hexenmeistern an. Clara seufzte und sah dann in Elenas goldbraune Augen. „Ich habe gehört, dass Nina außer Kontrolle sein soll?", fing sie an.

 

„Du hast sie zu dem gemacht, was sie jetzt ist! Schon vergessen?!", zischte Elena ungehalten. Doch Clara zuckte nicht Mal mit der Wimper und musterte Elena mit ihren intelligenten grünen Augen. „Ich habe dich gewarnt, dass es soweit kommen kann, wenn wir sie nicht töten. Schon vergessen?", warf sie Elena einfach nur entgegen. Sie ließ aus, dass sie mit Raven einen Pakt geschlossen hatte. „Wenn du mir jetzt wieder vorschlägst ich soll meine eigene Schwester töten, können wir die Unterhaltung gleich abbrechen, Clara!", meinte Elena ernst. Auch wenn sie gerade wütend auf Nina war und enttäuscht, doch das würde sie niemals tun!

 

„Nein das will ich nicht. Ich will helfen.", sagte Clara. Das kam so unerwartet das Elena erstmal Clara nur dumm anstarrte. „Du hast richtig gehört, Elena.", sagte Clara und schmunzelte. Elena legte den Kopf schief und beobachtete Clara misstrauisch. „DU bist nicht böse, wenn ich dir nicht glaube? Du bist extra nach New York gekommen um uns eigenhändig umzubringen. Und jetzt willst du uns helfen?" „Weil ich nach Hause will, Elena.", erklärte Clara ihr handeln. Das stimmte sogar irgendwie. Sie wollte wirklich nach Hause, doch dafür hatte sie einen Plan und sie hatte vor Elena da tief mit einzubeziehen.

 

„Wie bitte?", fragte Elena verwirrt und suchte nach einer Verarsche in Claras Augen. Doch diese sahen unerwartet ehrlich in ihre. „Ich habe eingesehen dass ich einen Fehler gemacht habe. Und das ich euch deswegen nicht töten sollte. Ich will keine Hexer oder sonst was wen auf euch hetzen. Ich will meinen Fehler ausbügeln, es rückgängig machen." „Rückgängig machen? Das Ritual? Meinst du das wirklich ernst Clara? Gibt es eine Lösung?", wollte Elena jetzt wissen und konnte nicht umhin zu hoffen. Schließlich war sie immer die optimistische gewesen, die die am schnellsten vertraut hat. Darauf spekulierte zu mindestens Clara. Und auf die Liebe zu ihrer Schwester.

 

„Es liegt an dir. Du kannst jetzt gehen und zusehen wie deine Schwester immer mehr sich selbst verliert, bis die Dunkelheit ihr Licht im Herzen komplett aufgesogen hat und nur noch ein Schatten von Nina übrig ist. Die Dunkelheit wird sie töten, wenn sie dauerhaft die Oberhand über Nina behalten wird. Oder du bleibst und vertraust mir.", meinte Clara und sah Elena fest überzeugt an. Elena sah Clara an. Was sollte sie nur tun? Sollte sie Clara vertrauen oder nicht?

****

Nina war durch die Wälder gelaufen. Endlich hatte sie für einen Moment ihren Kopf für sich alleine. Irgendwann kam sie zur einer alten Ruine. Das Gebäude sah aus, als wäre es vor langer Zeit einmal abgebrannt. Langsam trat Nina hinein. Es war überall staubig und an ein paar alte, abgewetzte und verbrannte Möbel standen noch in den Zimmern.

 

Nina fuhr sich durch ihr Haar und seufzte. „Wundervoll. Vielen Dank auch, Raven.", fluchte sie leise und hockte sich dann auf einen verstaubten Hocker. Es knirschte und knarrte, sodass Nina fass das Gefühl hatte, das der Hocker gleich zusammen brechen würde. Kein Problem, Schatz, erklang Ravens Stimme in Ninas Kopf. „Kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen, Arschloch!", fluchte Nina und wurde so unglaublich wütend. Ebenfalls nahmen die Kopfschmerzen immer stärker zu, das sie fast das Gefühl hatte, er würde platzen. DAS hatte sie alles Raven zu verdanken!

 

Nein, liebes. Erst muss du tot sein. Aber mal ehrlich. Das ist alles deine Schuld! Du hättest längst tot sein sollen. Hättest du dich geopfert, würde es allen gut gehen. Deine Schwester, deine Freunde bei den Schattenjägern. Selbst Damon Salvatore hätte noch Chancen bei Elena. Du hast alles kaputt gemacht. Keiner Brauch dich. Keiner will dich, stachelte der Hybriden Dämon weiter in Ninas Kopf herum, machte sie seelisch fertig. Es fehlte  nicht mehr viel, das wusste er. Die Dunkelheit hatte die Oberhand gewonnen, das wusste er. Es war mittlerweile ein leichtes in ihren Kopf einzudringen und den Schalter umzulegen. Fast wäre es Schade sie zu töten, doch Clara wollte sie tot – also würde er sie in den Tot treiben.

 

„GEH AUS MEINEM VERDAMMTEN KOPF!", schrie Nina und sackte in die Knie. Sie hörte ihr Blut pulsieren und ihre Hände zitterten. Ravens Worte hatten ihr  die Tränen in die Augen getrieben. Nein. Du weißt dass ich Recht habe. Du musst es dir nur endlich eingestehen. „Geh. Aus. Meinem. Kopf!", sagte Nina ernst und wurde ganz ruhig. Die dunkle Magie, pulsierte in ihren Hände und hinterließen eine schwarze Aura um sie herum. Nina..., hauchte Raven. Nina schloss verbittert die Augen. Tränen liefen über ihre Wangen und sie hatte panische Angst vor der Dunkelheit. Doch sie hatte eh schon alles verloren, wieso sich n och weiter währen? Und es schien den Vorteil zu haben, Raven endlich aus ihren Kopf zu bekommen. „VERSCHWINDE RAVEN!", brüllte sie und die Wände und Böden wackelten gefährlich. In ihrer Hand war ein art Blitzball entstanden. Raven keuchte überrascht auf und zog sich für den Moment zurück. Nina sah auf ihre Hand und warf die leuchtende Kugel gegen die Wand. Die Wand ging in Flammen auf und drohte ein zu kippen. „Oh, Verdammt.", fluchte Nina, stolperte von ihrem Hocker und beeilte sich raus zu kommen.

 

Sie schaffte es gerade so durch die Tür, als die kompletten Trümmerreste einbrachen. „Das hatte aber einen Wums.", nuschelte Nina. Die Dunkelheit in ihr jubelte und Nina spürte wie sie es durch ihre Adern, ihre Seele und ihr Herz pumpte. Mit der Hand wedelte sie sich den Staub von der Nase und hustete ein paar Mal. Dann stand sie langsam auf. Ihr war schwindelig. Schwarze Magie nagte so viel mehr Kraft wie weiße Magie. Aber immerhin war Raven fort. Hoffentlich für immer.

 

„Nina?", erklang eine besorgte Stimme. Nina kniff die Augen zusammen und erkannte eine Person auf sie zu kommen. Schnell stand Nina auf und murmelte etwas. Der Staub lichtete sich und Stephen kam zum Vorschein. „Stephen?", fragte Nina überrascht als sie ihn erkannte. Kurz nickte er. „Alles okay? Bist du verletzt? Was ist passiert?", fragte Stephen und musterte sie nach wunden. „Mir geht's gut. Ähm. Was passiert ist? Lange Geschichte. Was machst du hier? Bitte sag mir nicht du hast in dieser Ruine gewohnt?", fragte Nina und fühlte sich direkt schuldig. Jetzt zerstörte sie auch schon die Häuser anderer.

 

Stephen sah sie lange an und schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich wohne in der Nähe. Ich  habe dich schreien gehört.. und ja dich gerochen.. Dann der Einsturz...", sagte er und zuckte mit den Schultern. „Ach so. Okay. Gut.", sagte Nina und lächelte kurz. Irgendwie freute sich Nina ihn wiederzusehen, doch sie wusste, das durfte sie nicht. Das wäre nur wieder ein gefundenes Fressen für Raven und eine neue Chance in ihren Kopf zu kommen. Sie durfte nicht noch mehr Menschen verletzten. Was sie nicht wusste, er war bereits wieder da. Sobald sie ihre schwarze Magie wieder weggelegt hatte, war er wieder drin. Doch noch verhielt er sich ruhig und wartete ab.

 

„Warum bist du hier Nina? Wieso bist du nicht im sicheren Institute?", fragte Stephen und musterte die Hexe. Sie schien durcheinander zu sein. Einen Moment sah Nina ihn an und hätte am liebsten alles erzählt was passiert war und hätte um Hilfe gebeten. „Stephen... ich..", fing sie sogar schon an, doch da schaltete sie sich Raven wieder ein. Nein, das wirst du nicht sagen. , erklang seine höhnische Stimme, nahm das Gute  in Nina, was noch übrig war und sperrte es wieder in den Käfig „Nein, Raven. Bitte tu ihm nichts", flehte Nina und ruckelte an den Gitterstäben. „Dann hör endlich auf dich zu wehren. Ich und deine dunkle Seite sind eh schon stärker wie du.". „Ja, Nina?", fragte Stephen und trat etwas näher an sie heran. „Geht es dir gut?" Jetzt lächelte Nina wieder und nickte. Doch das Lächeln war kalt und ihre Augen waren emotionslos, hatten jeden Glanz in den Augen verloren.

 

„Ah. Das Institute. Naja ich hab es verlassen.", meinte sie, zuckte mit den Schultern und wandte sich dann zum Gehen. Doch Stephen gab nicht auf. „Wieso? Und was ist mit deiner Schwester?" „Keine Ahnung. Sie ist gegangen. Wen interessiert ist?", blaffte Nina und kniff die Augen zusammen. Stephen runzelte die Stirn, packte ihren Arm und zog sie an sich. „Was ist los mit dir? Wieso ist dir auf einmal egal was mit deiner Schwester ist? Was ist, wenn sie von den Hexen angegriffen wird?" Nina sah ihn an und wieder versuchte sie gegen Raven anzukämpfen. „Ich...Ich..", fing sie stotternd an. „Ja, Nina? Du kannst es mir sagen?", fing Stephen an und strich ihr sanft eine Strähne hinter ihr Ohr. Doch weiter kam das Gute in Nina nicht. Raven verpasste seine Gedankenkontrolle, so dass Ninas guter Teil ihrer Seele Höllenqualen erlitt. Das sorgte dafür das die Dunkelheit wieder die Kontrolle übernahm. Unsanft schlug sie seine Hand weg. „Fass mich nicht an, Stephen. Und wegen meiner Schwester. Es interessiert mich. Wo ist da bitte das Problem. Ich sehe keines.", sagte sie schnippisch und funkelte ihn böse an. Raven freute sich wie ein kleines Kind und lachte freudig in ihrem Kopf.

 

Stephen ließ von ihr ab und musterte sie eingehend. Das war wirklich seltsam. „Das ist nicht das Mädchen was ich kennen gelernt habe. Etwas stimmt  mit dir nicht, das sehe ich." Nina lachte gekünzelt. „Das Mädchen was du kennen gelernt hast, lebte vor 100 Jahren. Du kennst mich. Ich bin seit dem unzählige Male gestorben und vielleicht ist jedes Mal davon etwas mit mir gestorben. Ich bin nicht gut." „Doch, das Mädchen ist immer noch da. Ich habe es gesehen, Nina. Du wolltest mir sagen was mit dir los ist, aber etwas hält dich davon ab. Man wird nicht böse geboren, Nina. Man wird dazu gemacht. Ist dieser Raven noch in dir drin?", kombinierte Stephen. Denn er hatte gesehen wozu Raven fähig war. Er hatte recherchiert. Nur wenn jemand schwarzmagisches Blut in sich hat, ist er anfälliger für die Manipulation eines Dämons. Besonders wenn es ein so mächtiger Hybrid wie Raven war.

 

Nina sah ihn kurz überrascht an. Selbst Raven war so überrascht. Er war der erste gewesen, der die Wahrheit vermutet hatte. Kein anderer war darauf gekommen, nicht mal Elena. „Das.. das ist nicht.. nicht wahr...", nuschelte die perplexe Nina. Stephen wollte sie wieder berühren, in der Hoffnung weiter zu ihr durchzudringen. „Doch. Glaub mir. Ich kann dir vielleicht helfen.", sagte er und lächelte sie warm an. Doch Nina schüttelte den Kopf. „Nein. Du kannst mir nicht helfen. Ich bin nicht mehr zu retten und ich bin es auch nicht wert. Also lass. Halte dich von mir fern. In meiner Nähe zu sein ist ungesund.", meinte Nina. Diesmal war es nicht nur Raven, oder ihre Dunkelheit, die da sprach. Es war auch Nina, die Angst hatte, das nochmal jemanden etwas in ihrer Nähe passiert. Also vergrub sie ihre letzte Hoffnung und schubste Stephen von sich weg. „Nina.", fing er an. „Nein, lass es. Ich meins ernst,  oder du wirst es bereuen.", sagte Nina mit Nachdruck. Dann drehte sie sich um und Verschwand in den tiefen des Waldes.

 

***

 

„Ich kann immer noch nicht glauben das die beiden Hexen sind.", meinte Mike missmutig und stopfte sich ein Sandwich rein. „Mhm.", brummelte Nathan, fuhr sich durchs Haar und widmete sich voll und ganz seinem Bier. „Und das Nina Marco niedergestochen hat... unglaublich. Ich bin ehrlich, ich mochte die beiden irgendwie.", redete Mike weiter und sah dabei Nathan an. Dieser war weiterhin äußerst kurz angebunden. „Ja... aber leider sind nicht alle Menschen das was sie zu sein scheinen, Mike. Vergiss die beiden, sie sind Hexen und gehören nicht zu uns.", sagte Dean und blickte jetzt auf.

 

Mike aß sein Sandwisch auf und wischte sich die Hände an eine Servierte ab. Sein Blick ruhte weiterhin auf Nathan. Irgendwas stimmte mit ihm doch nicht. Seid Elena das Institute verlassen hatte, war er zurückgezogen, nachdenklich und eigentlich vollkommen seltsam. „Aber du wirkst auf das ganze Hexenzeug nicht sehr überrascht. Wusstest du es etwa?", stellte Mike die Frage, die Nathan überhaupt nicht hören wollte.

 

Nathan starrte Mike an und überlegte krampfhaft nach einer Ausrede, als jemand ins Zimmer trag. „Wer wusste was, meine Lieben?", erklang eine tiefe Stimme. Beide drehten sich zu dem Neuankömmling um. Er war groß, schlank, kurze dunkelblonde Haare und kluge, wachsame, fast schon gefährliche wirkende grünblaue Augen. „Wer bitte bist du?", fragte Mike mit hochgezogener Augenbraue und musterte den Fremden.

 

Der fremde Mann sah kurz zu Mike, dann wandte er seinen Blick zu Nathan. „Nathan. Verstehe ich das gerade richtig? Du hast mich nicht angekündigt das ich kommen werde?" Nathan verzog das Gesicht. Ja er hatte es vergessen. Aber kein Wunder bei all dem Trubel in den letzten Tagen! „Sorry. Es war viel los in letzter Zeit, außerdem dachte ich nicht das du SO schnell kommen würdest.", meinte Nathan, trank einen großen Schluck seines Biers und zuckte mit den Schultern. Mike sah zwischen den beiden hin und her. „Hallo? Erklärung bitte? Ich habe immer noch keine Idee was  hier vor sich geht!", machte Mike leicht angesäuert auf sich aufmerksam.

 

Der Fremde Neuankömmling grinste schief und widmete sich wieder  Mike. „Wenn Natiboo mich schon nicht vorstellt, mach ich das halt. Ich bin Matthew Argent und werde jetzt hier bei euch sein, euer neuer Zeitgenosse beim Monster schlachten. Das wird bestimmt lustig, nicht wahr?", stellte Matthew sich vor und schenkte Mike ein Lächeln. Mike klappte der Mund auf und sah zu seinem Anführer. „Krass! Stimmt das Natiboo?" Nathan seufzte und knirschte mit den Zähnen „Ja, Mike. Matthew ist jetzt in unserem Schattenjägerinstitute. Das war er früher schon mal, bevor du angekommen bist. Und jetzt... ist er wieder da."

 

Matthew grinste nickend und machte es sich auf einem Stuhl bequem. „Jap. Nate und ich sind alte Freunde. Ich  habe ihm alles gezeigt was er wissen musste um zu überleben und zu jagen. Besser gesagt ich habe ihm zu dem gemacht was er ist, nicht wahr?" Nathan nickte. „Irgendwie schon, Matt.", stimmte er Matthew zu. Auch wenn Matthew sich seit damals verändert hatte, hatte er ihm sprichwörtlich das Leben gerettet und ihn ausgebildet. „Ich freu mich wirklich wieder hier zu sein, Nati. Und ich bin ehrlich gespannt was du deinen Bubis so übers Jagen beigebracht hast. Ich hoffe du warst nicht zu nachsichtig.", meinte Matthew und Nate konnte deutlich die unterschwellige Drohung darin hören.

 

Mike allerdings hörte es nicht. Er regte sich eher über ein anderes Wort auf. „Bubis?!", meckerte er ungehalten und funkelte Matthew an, doch dieser ignorierte ihn. Matthew starrte weiter Nathan an. „Also, was jagen wir zuerst? Werwölfe, Vampire, Conduits, Dämonen oder die guten alten Hexen?", fragte er und betonte das Wort Hexen mit so einen gefährlichen Unterton, das Nathan eine Gänsehaut bekam. Hatte Matthew mehr mitbekommen wie er sollte?!

 

***

 

Die Sonne ging unter und der Mond ging auf. Es war eine sternenklare Nacht. Keine einzige Wolke betrübte den dunkelblauen Himmel. Auch wenn es erst Februar war, war die Nacht angenehm warm. Es waren immerhin 10 Grad plus. Das hatten die Menschheit wohl der Klimaerwärmung zu verdanken.

 

Elena war in ihrem Zimmer. Es war nicht wirklich ihr Zimmer, sondern das Gästezimmer von Clara. Denn Elena hatte beschlossen, heute hier zu schlafen. Sie wusste wirklich nicht ob sie Clara trauen sollte, aber sie wusste dass Clara sie jetzt gerade nicht töten würde. Und vielleicht wusste sie wirklich eine Rettung für Nina? Der Gedanken an ihre Schwester tat weh. Nina hatte sie verletzt. Doch Elena versuchte sich klar zu machen, das es nicht die richtige Nina war, sondern die Nina die Clara aus ihr gemacht hatte.

 

Gerade saß Elena auf der Fensterbank und sah zu den Sternen. Ob auch Nina gerade in den Himmel sah? Und an ihre Schwester dachte? Ob sie Elena überhaupt vermissen würde?

 

Seufzend sah Elena zu dem Notizbuch in ihrer Hand. Es war nicht wirklich ihr Tagebuch, doch sie musste die verwirrenden Gedanken in ihrem Kopf ordnen.

 

Liebes Tagebuch, ich mache es wirklich. Ich wohne bei Clara und arbeite wohl mit ihr zusammen. Ob das eine kluge Entscheidung ist? Ob Clara die Wahrheit sagt? Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Aber ich bin verzweifelt und sie scheint gerade meine einzige Hoffnung zu kriegen Nina wieder zurück zu kriegen. Die alte Nina. Wie ich sie vermisse... ich weiß sie hätte mir niemals so wehgetan. Weil sie eigentlich ein guter Mensch ist. Ob die gute Seite ihre Taten mitbekommen hat? Wie wird es sein wenn sie wieder normal ist? Wird sie sich an die bösen Taten erinnern? Wenn ja, kann sie sich verzeihen? Wenn nicht, bringe ich es übers Herz es ihr zu erzählen?

 

Aber vielleicht mache ich mir auch zu viele Hoffnungen? Vielleicht kann man Nina nicht mehr retten.. vielleicht stürze ich uns alle ins Verderben. Aber ich würde alles dafür tun, damit  Nina wieder dieser Mensch von früher werden kann. Der der auch alles für mich getan hätte, der mich beschützen wollte. Meine Schwester.  Ich will meine Schwester wieder haben. Auch wenn ich dafür mit Clara zusammen arbeiten muss.

 

Ob ich Damon das jemals verzeihen kann? Ich weiß er dachte Nina wäre ich.. aber er hätte es merken müssen! Es ist gut was ich zu ihm gesagt habe, das wir nun getrennte wegen gehen. Aber dennoch... es tut weh... auch wenn ich jemand anderen liebe. Ich hoffe für Damon das er glücklich wird. Ohne mich.

 

Aber ja, wen liebe ich überhaupt? Sam? Nathan? Beide sind besondere Menschen. Doch es konnte nicht immer hin und her gehen... beide haben mich geküsst und bei beiden fühlte es sich gut an, doch für wen sollte ich mich entscheiden?"

 

Seufzend legte Elena das Notizbuch bei Seite und streckte sich. So viele Probleme  und für keine Lösung. Sie wusste dass sie heute jedoch auch keine Lösung mehr finden würde. Also stand sie schwerfällig auf und kuschelte sich in ihr Bett. Nach wenigen Sekunden übermannte sie schon die Müdigkeit und viel in einen tiefen Schlaf.

 

***

 

Freudig grinsend ging Clara zu ihrer treuen Gefährtin Rachel. Rachel stand sofort auf und legte fragend den Kopf schief. „Du willst Elena wirklich helfen?" Claras Mundwinkel zuckten. „Natürlich nicht Rachel. Ich kann nur sehr überzeugend sein. Mein Plan ist es Ninas und Elenas Macht zu bekommen. Wenn ich eh schon beide töten muss. Die Geißter brauchen diese Magie nicht. Wäre nur Verschwendung. Dazu müssen die beiden aber sterben. Und ich fang mit Nina an, denn sie hätte schon längst sterben sollen."

 

„Aber du hast Nathan und nicht auch Damon versprochen das den beiden  nichts passiert? Und was ist mit Elena?", fragte Rachel und wahr ehrlich verwirrt. Claras kluge, hinterlistigen grünen Augen ruhte auf Rachel, als sie erklärte: „Um genau zu sein hab ich es nur Damon versprochen. Und es ging darum das Elena leben wird. Und ich bin gewillt dieses Versprechen einzuhalten."

 

Rachel hob fragend eine Augenbraue. „Wie willst du das anstellen?" „Naja, Nina muss leider sterben, sie war leider kein Part des Deals. Sie hat es sich echt mit vielen verscherzt und wenn sie tot ist kriege ich ihre Macht. Und Elena.. sie muss auch sterben, aber naja niemand hat gesagt wie sie leben muss. Als Hexe... oder Mensch... oder vielleicht etwas anderes?" „Du willst Elena in einen Vampir verwandeln.", stellte Rachel mit großen Augen fest.

 

„Genau. Beide sterben, ich kriege die Macht von beiden und werde die mächtigste Hexe auf der Welt. Elena liebt und ist ein Vampir. Nebenbei hat sie die Mitschuld an dem Tot ihrer Schwester. Meine Strafe für Elena, für ihren Verrat." „Aber wie willst du Nina töten, wen du Elena die ganze Zeit glaubhaft machen willst, dass du ihr hilfst?" „Oh, Nina wird einen kleinen erbärmlichen Abgang machen. Passend zu ihrem erbärmlichen Leben. Dafür sorgt schon Raven.", sagte Clara und schenkte sich ein Glas Champagner ein. Ihr war gerade nach feiern zu mute.

 

***

 

Und Raven leistete wirklich ganze Arbeit für Clara. Schließlich hatte sie ihm versprochen, das sie seinen Körper der dunklen Magie des Dämons anpasst, wenn Clara durch Nina und Elena genügend Macht bekommt.

Also quälte er Nina bereits den ganzen Tag und spürte wie sie immer mehr brach. Sie fühlte sich alleine und von jedem gehasst. Raven nahm ihr alle Hoffnung.

 

Gerade hetzte er sie durch den Wald. Noch einmal versuchte Nina die Oberhand zu gewinnen und fischte nach ihrem Handy. Elena musste ihr glauben, sie musste es ihr irgendwie begreiflich machen, das sie Hilfe brauchte. JETZT, das das nicht sie war. Nina blieb stehen und tippte hektisch die Pin-Nummer in ihr Handy. Doch anstand das Display freizugeben, zeigte es ‚BLOCKED' „Nein, nein, NEIN. Raven du willst mich doch verarschen!", rief sie wütend und versuchte es nochmal, doch wieder blockierte das Handy.

 

Verzweifelt atmete Nina hektisch ein und aus und musste die Tränen unterdrücken. Das konnte doch alles nicht wahr sein?! Schon hörte sie Ravens bösartiges Lachen in ihrem Kopf was ihre unsäglichen Kopfschmerzen bereitete. Es fühlte sich an als würde er bald platzen. Sie ließ ihr Handy fallen und griff sich an die Stirn. Nina... Nina... komm schon. Du solltest mir dankbar sein. Denkst du Elena wäre dran gegangen? Oder sonst irgendeiner? Du wirst von allen gehasst. Nina schniefte und schüttelte den Kopf. „Raven.. nein.. das ist nicht wahr...", meinte sie kleinlaut.

 

Doch wieder lachte Raven nur und trieb Nina weiter an zu laufen. Siehst du es denn nicht? Selbst Elena hat dich verlassen! Weil du schlecht bist! Du hast es nicht verdient zu leben!, redete er weiter ihr ein und spürte wie ihre Seele wieder ein Stückchen brach und es immer mehr glaubte. Bald hatte er sie soweit, bald hatte er sie schon genau da, wo er sie haben wollte. Sie leben alle besser ohne dich. Du weißt das niemand dich brauch. Du bist Ballast. Ohne dich würde es allen besser gehen. Jonathan wäre nicht unglücklich verliebt. Marco wäre nicht wütend auf seinen Bruder wegen dir und hätte keine üble Wunde. Du weißt du hättest ihm auch ohne mich verletzt, irgendwann. Damon hätte noch eine Chance bei seiner geliebten Elena. Elena. Elena wäre nicht von ihrem Hezxenzirkel gejagt worden, wäre in weniger Schwierigkeiten. Sie hätte noch eine Zukunft mit Sam, oder Nathan oder Damon. Doch du hast alles kaputt gemacht. Weil du immer alles kaputt machst. Du kannst gar nicht anders.

 

Und du weißt das. Wenn du diese Leute wirklich liebst, wenn du für diene Schwester ein besseres Leben wünscht, musst du weg. Also TU ES!, redete er manipulierend auf Nina ein und spürte das er es geschafft an. Nina blieb stehen und sah dass sie wieder in der Stadt war. Vor ihr war ein großer Uhrturm. Tränen liefen über ihre Wangen. „Ich bin schlecht. Ich bin böse. Ich verletzte alle....", hauchte sie und ging auf den Uhrturm zu. Oh Raven hatte gewonnen, sie würde es tun.  Doch bevor sie es tun würde, bevor sie alle von sich befreien würde, musste sie sich von ihrer Schwester verabschieden.

 

***

 

Nathan  hatte sich in sein Zimmer verkrochen. Das Matthew jetzt hier war, fand er überhaupt nicht toll. Doch er konnte Matthew nicht rausschmeißen, aber er musste dafür sorgen das er niemals an die Twins ran kam. Auch wenn sie Hexen waren, er wollte nicht dass sie sterben... aber aus Erfahrung wusste er, das Matthew keine Gnade kannte.

 

Er kramte eine Box unterm Bett hervor und öffnete sie. Darin waren Fotos. Mit Elena, Nina, Mike, Marco & Sam. Es waren schöne Bilder. Erinnerten ihn an gute Moment. Ganz unten in der Box fand er noch ein Foto. Darauf waren er und Matthew, als beide noch gute Freunde waren. Vor noch gar nicht langer  Zeit, war er mehr wie Matthew gewesen, doch die Hexenzwillinge hatten ihn verändert. Elena hatte ihn verändert.

 

Nathan fuhr leicht mit der Hand über das Bild und musste daran denken, wie Matthew und er sich kennen gelernt hatten:

 

-New York,  12 Jahre zuvor-

 

HILFE!", schrie der damals dreizehnjährige Nathan und rannte aus dem Haus. Was er in diesem Haus gesehen hatte, verstörte ihn zu tiefst. Sein Vater war nicht mehr sein Vater! Er hatte plötzlich schwarze Augen bekommen und total gruselige Sachen erzählt. Schlussendlich hatte er seine Mum angegriffen. Nathan wollte helfen, doch sein  Vater hatte ihn mit einer unmenschlichen Kraft gegen die Wand geschleudert.

 

Panisch lief er aus dem Haus und sah sich nach Hilfe um. ER konnte die Schreie seiner Mutter hören und schluckte. Da tauchte jemand auf, er hatte einen fremdartigen Dolch in der Hand. Er schien nur ein paar Jahre älter zu sein. Er hatte kurz dunkelblonde Haare und kluge grünblaue Augen. „Ist er da drin?" „Wer?" „Ein Mensch mit schwarzen Augen, übernatürlich?", fragte Matthew und sah Nathan eindringlich an. Nathan nickte schnell und schon stürmte Matthew ins Haus.

 

Nathan hörte den Krach und hatte unglaubliche Panik, doch irgendwas brachte ihn wieder da rein. Der achtzehntägige Matthew kämpfte mit seinem Vater, dann stach er mit dem Messer in seine Schulter. Die schwarzen Augen flatterten und er keuchte schmerzvoll, verlor aber das Bewusstsein. Matthew sah zu seiner Mutter, die verletzt und bewusstlos auf den Boden lag. „MUM!"; rief er entsetzt und lief zu ihr hin.

 

Matthew währenddessen fing an auf Latein einen Spruch runterzurattern: „ Regna terrae, cantate deo,psallite domino, qui vehitur per caelus,caelus antiquos !Ecce, edit vocem suam,

akinoscite potentiam dei !Majestas ejus, et potentiaejus in nubibus. Timendus est deus e sancto suo deus Israel; ipse potentiam datet et Gloria Patri"

 

Nathans Vater fing an zu schreien und wie wild an zu zucken. Nathans Augen wurden groß und wenn er nicht so Angst jetzt vor seinem Vater hätte, wäre er dazwischen gegangen. Matthew wiederholte noch zweimal diesen Spruch, bis der Dämon endlich aufgab. Er tauchte als Rauchwolke aus dem Mund von Nathans Vater, dann verschwand er.

 

Matthew grinste freudig und fühlte den Puls von Nathans Dad. Dann drehte er sich zu Nathan um. „Dein Vater lebt und ist wieder er selbst. Bald wird er wieder fit sein. Aber deine Mutter solltest du in ein Krankenhaus bringen." „Was war das?", fragte Nathan  mit großen Augen. „Dein Vater war von einem Dämon besessen. Wahrscheinlich wollte er euch beide töten. Ich habe euch das Leben gerettet."

 

 

Nathan schüttelte den Gedanken ab und packte die Box wieder unters Bett. Das war vor langer Zeit. Matthew hatte Nathan dann mitgenommen und die Wahrheit über die Welt gezeigt, das übernatürliche Wesen böse sind. Doch ob Matthew Recht hatte, das ALLE Wesen böse sind? Mittlerweile zweifelt Nathan daran.

 

***

 

Elena träumte. Doch es war ein seltsamer Traum. Er fühlte sich seltsam real an, als hätte man ihr eine Illusion von etwas geschickt. Sie war an einem kleinen Wasserfall, sie kannte diesen Ort. Hier war sie früher oft mit Nina gewesen, nachdem ihre Mum sie bei Clara im Hexenzirkel von New Orleans abgeladen hatte.

 

  „Hallo Elena.", erklang ihr eine allzu bekannte Stimme. Elena drehte sich um und starrte überrascht zu ihrer Schwester. „Nina?", fing Elena mit großen Augen an. Nina nickte und schenkte ihr ein kleines lächeln. Selbst in diesem Traum konnte Elena sehen dass Nina fürchterlich aussah. „Was ist los? Wie können wir hier sein?" „In deinem Traum, Elena. Ich habe diesen Ort gewählt, weil er mich an schönere Zeiten erinnert. Ich wollte mit dir reden... ohne Zuhörer.", sagte Nina. Zu mindestens  hoffte Nina dass sie keine Zuhörer hatte. Das Raven nicht zuhörte. Doch ganz tief in ihr wusste, sie, das Raven trotzdem da war.  Aber vielleicht hatte er so viel Anstand, jetzt nicht bei Nina die Bitch raushängen zu lassen.

 

Fragend sah Elena weiterhin ihre Twin an. Nina atmete tief ein und aus, bevor sie weiter sprach. „Ich möchte mich verabschieden." „Verabschieden." „Es tut  mir leid, was ich dir angetan habe. Ich wünschte ich könnte es richtig erklären... aber das geht nicht einmal im Traum. Aber du musst wissen dass ich dir niemals wehtun wollte.", erklärte Nina und klang verzweifelt, gebrochen „Wovon redest du da? Wieso kannst du es nicht sagen, Nina?", fragte Elena sorgenvoll und runzelte die Stirn.

 

Nina öffnete den Mund, würde am liebsten Schreien, ES IST RAVEN, doch da klinkte sich Raven ein und zischte: KEIN WORT! Nina zuckte kurz zusammen dann lächelte sie Elena entschuldigend an. „Das spielt keine Rolle, Elena." Elena seufzte und schüttelte den Kopf. Was ist hier nur los! Nina trat etwas näher an ihre Schwester heran. „Elena... du warst das beste in meinem Leben. Aber ich muss dich los lassen. Damit du das Leben leben kannst was du verdienst. Ein schönes, friedvolles leben. Ohne Furcht und Flucht vor jemanden."

 

Das klang wirklich nach Abschied. ZU SEHR. „Nina? Wovon redest du denn da?" Nina umarmte ein letztes Mal Elena und hauchte ein. „Ich liebe dich."

 

Keuchend wachte Elena auf und setzte sich schwer atmend auf. Ein Traum? Oder Realität? Im Moment war sie zu verwirrt um es eindeutig zu bestimmen. Aber sie musste rausfinden wie es Nina ginge!

 

***

 

Nina war auf den Uhrturm geklettert und stand jetzt auf dem kleinen Absatz vor der großen Anzeige. Der Wind zerzauste ihr Haar und noch klammerte sie sich an die Backsteine. Kurz beugte sie sich vornüber und sah hinunter. Doch schnell presste sie sich wieder an die Wand. DAS war ECHT hoch. Sie schloss die Augen und ging all die bösen Worte noch einmal durch die Raven ihr eingeflüstert hatte.

 

Sie glaubte es. Sie hatte es nicht verdient zu sterben. Also atmete sie noch einmal tief ein und aus und drehte dem Boden den Rücken zu. „Es tut mir leid.", hauchte sie, dann ließ sie sich fallen.

//11 – You stole my heart and now you're gone

 

Es war ein sonniger Tag. Keine Wolke war am Himmel zu sehen und der Himmel war strahlend blau. Vögel zwitscherten laut und trugen kleine Zweige im Schnabel zu ihren Nestern, wo ihre Eier auf sie warteten. Sam trug einen Umhang, der sein Gesicht im Halbschatten ließ. Keiner beachtete ihn, was das schöne an New York war. Nichts sehen, nichts hören. Jeder hielt sich aus Angelegenheiten heraus und hetzten zu ihren Zielen. Die gelben Taxen fuhren an ihm vorbei, ließen Menschen einsteigen und wieder aussteigen. Hupten wie die Idioten und schickten wüste Beschimpfungen den Passanten nach, die ihnen vor die Reifen beinahe gerannt waren. Skater rauschten an ihm vorbei, doch den Alltag um ihn herum nahm er gar nicht sonderlich wahr. Seine blauen Augen waren auf die Straße gerichtet auf der er ging. Der Gehweg führte geradeaus. Normalerweise hielt er sich hier im Cross Bay Boulevard nicht so auf, denn es war eine schmuddelige Vorstadt, zumindest in seinen Augen.

 

Aber vor allem mied er diese Gegend, da sie als das Werwolfviertel galt. Es war abgeschieden von dem eigentlichen New York mit seinen Wolkenkratzern, was nicht hieß, dass hier alles wie ausgestorben war. New York hatte schließlich die höchste Einwohneranzahl in ganz USA. Das beste Beispiel waren die Taxen, die es auch hier im Überfluss gab, jedoch nicht so schlimm wie in New York Innenstadt.

Eine frische Brise ließen ihm die Nackenhaare zu Berge stehen. Es lag etwas gefährliches in der Luft und als er sich unauffällig umsah, konnte er sehen, wie ihm die Blicke von den Bewohnern verfolgten. Sie wussten wohl, dass er ein Schattenjäger war, obwohl er eher in der Vampirgemeinde bekannt war. Doch anscheinend hatte er den speziellen Geruch dran. Jetzt hob er den Blick. Er wusste er sollte sie nicht so herausfordernd ansehen, doch er konnte nicht anders.

 

Schon immer liebte er die Gefahr und dachte erst später über die Konsequenzen nach. Aber er war nicht hier, um zu kämpfen. Er war hier, weil er eine solide Spur hatte, dass sich hier wahrscheinlich Elena aufhielt. Seit zwei Wochen hatte er nichts mehr von ihr gehört. Es war als wäre sie komplett untergetaucht. Vom Erdboden verschluckt. Er machte sich Sorgen um sie. Die größten, die man sich vorstellen konnte. Er verstand auch nicht, warum sie ihm nichts gesagt hatte. Schließlich waren sie zusammen, oder nicht?

Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging gemütlich weiter. Es war nicht mehr weit, bis er zu der Adresse kam, die er herausgefunden hatte. Aber ob Elena dort wirklich war? Würde er sie dort tatsächlich finden? Diese Fragen gingen ihm durch den Kopf bis er vor der Türe stand. Er klopfte kräftig daran und lauschte. Irgendetwas regte sich hinter dem Vorhang. Doch er konnte nicht erkennen, wer denn dort stand. Zu schnell war die Person wieder weg gewesen.

 

Dann öffnete sich die Türe von ganz alleine. Schon beinahe gespenstisch schwang sie nach drinnen und offenbarte ihm einen dunklen Korridor. Vorsichtig spähte er hinein und verdrängte den Impuls kehrtzumachen. Seine Schattenjägerinstinkte sagten ihm, dass hier irgendetwas nicht stimmte. „Elena?“, rief er vorsichtig in die Finsternis hinein. Dort! Dort war eine Bewegung gewesen. Jetzt ging er hinein, versuchte einen Lichtschalter zu finden, doch es gab keinen. Verwirrt gewöhnten sich seine Augen nur sehr langsam an die Dunkelheit, doch sein Magen rumorte. Hier stank es fürchterlich nach alten verwesten Fleisch. Hatte etwa ein Werwolf seine geliebte Elena gefangen genommen? Wut durchströmte nun seinen gesamten Körper. Er ließ seinen Silberdolch aus dem Ärmel gleiten und wurde eins mit den Schatten. Seine Schritte wurden nicht mehr vernommen und sein Atem hatte sich seiner Umgebung angepasst. Einst bevor er zu den Schattenjägern gekommen war, war er ein Assassine gewesen. Man hatte ihm viel beigebracht und diese Sachen hatte er dann in die Schattenjägergemeinschaft eingebracht.

 

So hörten ihn die Vampire nicht, obwohl sie ein Supergehör hatten und so hörte ihn auch nicht die schmutzige alte Frau, als er hinter sie trat und ihr den Silberdolch gegen die Kehle drückte. „Wo ist sie?“, knurrte Sam und drückte noch ein Stück fester zu. Das Silber brannte sich in die Haut des Werwolfes und ließen sie unmenschlich aufjaulen. „Du mieser Schattenjäger“, fauchte sie und entblößte verfaulte Zähne und ihr Mundgeruch trieb Sam die Tränen in die Augen. Er drehte die dreckige Frau um und drückte sie gegen die Wand. Doch der Gestank in diesem Raum war kaum erträglich. Sam hatte das Gefühl um ihn herum stapelten sich die Leichen. Aber er konnte nur wenig hier erkennen. Auch konnte er keine Anzeichen auf ein lebendiges Wesen feststellen. Hatte dieses stinkende Luder womöglich seine geliebte Elena getötet? Einfach so aufgefressen?! Er schüttelte den Kopf und vertrieb die düsteren Gedanken. Sie konnte auf sich selbst aufpassen. Nie würde sie in solch eine Falle tappen. Nun aber er selbst war es wohl.

 

Wütend über sich selbst, passte er einen Moment nicht auf und das nutzte der Werwolf und stieß ihn mit einem schrillen Schrei von sich. Überrascht über die Stärke der alten Frau stolperte er rückwärts und ging zu Boden. Doch schnell hatte er den ersten Schock überwunden und war so schnell wieder auf den Beinen, wie er zu Boden gegangen war. Sein Silberdolch strahlte im Dunkeln. Versehen mit den alten Runen aus dem Keltenbereich war es das einzige was Licht spendete und da sah er was den Gestank verursachte. Überall waren abgetrennte Körperteile an denen die Fliegen klebten. Der Gestank war unerträglich, doch Sam hatte den Silberdolch im Visier. Um den Rest konnte er sich später kümmern. Er hechtete darauf zu und hörte im selben Moment den wütenden Aufschrei der Bestie. Seine Finger erreichten den Silberdolch bevor sich die alte Werwolffrau auf ihn stürzen konnte. Er parierte den Hieb ihrer ausgefahrenen Krallen und trennte ihr somit die Finger ab. Aufjaulend hielt sie die verwundete Hand an ihre Brust und ihre Augen leuchteten gelb auf, als sie Sam mit hasserfülltem Blick fixierte.

 

Wo ist Elena?“, fragte er abermals und schwang den Silberdolch durch die stickige Luft. „Ich hab sie gefressen“, krächzte sie, krümmte ihre andere Klaue und griff Sam wieder an. Er wich zur Seite aus und bohrte den Silberdolch in ihre Seite. Sie schrie vor Schmerzen auf und wollte ihn kratzen, doch er sprang zurück, zog dabei den Dolch aus ihrer Wunde und umkreiste sie. Wie ein Panther seine Beute. „Das glaub ich dir nicht“, fauchte er und umkreiste sie weiterhin. Auf der Suche nach einer Schwachstelle. Ihre gelben Augen folgten ihm. Ihr Vorteil war, dass sie in der Dunkelheit viel besser sehen konnte, als der Schattenjäger. Und das nutzte sie aus. Sie verschwand in der Dunkelheit, lauerte und griff dann an, als er mit dem Rücken zu ihr stand.

Sam polterte mit ihr zu Boden und rangelte erst einmal mit ihr über den Blut durchtränkten Teppich. Er versuchte nicht zu sehr durch die Nase einzuatmen. Doch auch durch den Mund kam der faulige Geschmack durch. Er hustete und fragte sich, wie die alte Frau das aushielt, wo sie doch ein feineres Riechorgan hatte.

 

Doch anscheinend lebte sie in diesem Gestank schon immer und roch es schon gar nicht mehr. Sam wehrte ihre Schläge ab und achtete darauf, dass sie ihn nicht kratzte oder gar biss, denn zu einem Werwolf wollte er sicherlich nicht mutieren. Er stemmte die Füße in ihren Bauch und schleuderte sie von sich, dann packte er seinen Dolch wieder und wartete darauf, dass sie ihn angriff. Und das tat sie. Mit einen lauten Aufschrei kam sie auf ihn zu und verstummte abrupt, als er den Silberdolch in ihr Herz versenkte. Blut quoll aus ihrem Mund und dann verdrehten sich ihre Augen und sie sackte tot zu seinen Füßen. Angeschlagen, mit Blut besudelt und unglaublich nach Verwesung stinkend, stolperte er zu den Fenster, riss die Vorhänge auf und zerschmetterte das Fenster, sodass das Tageslicht hineinströmte und die frische Luft. Am liebsten wollte er von hier verschwinden, doch er musste sich vergewissern, dass Elena nicht hier war.

Also zwang er sich den Rest der Fenster zu zertrümmern und sah dann auf die Verwüstung. Jetzt wo er das Massaker sah, konnte er die Übelkeit nicht mehr aufhalten.

 

Er stützte sich an der Wand ab und musste sich röchelnd übergeben, bis sein Magen leer war. Dann fischte er ein Taschentuch aus seiner Tasche und hielt sich damit Mund und Nase zu. Es war eindeutig eine Falle gewesen und er war so leichtgläubig und wie ein Anfänger hier reingestolpert. Doch die Sorge um Elena hatte ihn leichtsinnig gemacht. Er steckte den Silberdolch wieder ein und ging nun durch die angenagten Überreste der Opfer des Werwolfes. Hier und dort sah er Schmuckstücke, doch nichts deutete daraufhin, dass Elena hier umgekommen war. Erleichtert stieß er die angehaltene Luft aus. Doch plötzlich fasste er eine rote Türe ins Blickfeld. Er ging langsam darauf zu, öffnete sie und hörte das Knarzen der Dielen unter seinen Füßen. Dann sah er gelbe Augen aufleuchten und eine junge schöne Frau trat aus den Schatten ins Licht. Es war Elena. Sie entblößte ein kräftiges Gebiss und sprang ihn knurrend an.

 

Mit einem lauten Schrei wachte er schweißgebadet auf. Sam keuchte, schnappte nach Luft und schüttelte den Rest des Albtraums ab. Er war zwar dort gewesen, doch so war es nicht passiert. Nachdem er sicher war, dass Elena nicht hier war, war er nach Hause gegangen. Jetzt sah er sich aufmerksam um. Hier konnte sich alles reinschleichen. Zwar keine Vampire, aber doch die Schattenwesen, wie zum Beispiel der Nachtalb. Er war in seiner eigenen Wohnung, da er es nicht mehr im Institute ausgehalten hatte! Dort erinnerte ihn alles nur an Elena und Tag täglich die langgezogenen Gesichter der anderen zu sehen, war auch nicht gerade angenehm. Doch er war vor allem wegen Matt geflohen, der sich aufführte, als wäre er der Boss hier. Samuel konnte den Schattenjägerarsch nicht leiden. Doch jetzt hatte er keine Zeit zu verschwenden. Er musste dieses nervige kleine Biest finden, bevor es sich noch weiter an seinen Albträumen labte.

 

Mit kristallblauen Augen ließ er alles um sich herum verschwinden. Seine Sinne konzentrierten sich auf das schabende Geräusch von Krallen, die über den Parkett flitzten. Dann sah er das Tierchen und stürzte sich auf ihn. Doch der Nachtalb entglitt seinen Händen und rannte keckernd durch die Wohnung. „Du kleiner Scheißer“, fluchte Sam und begann das Affen ähnliche Tier zu jagen. Es war wie die Jagd nach einer Maus, nur das das Tier die Größe einer Katze hatte. Er flitzte durch die ganze Wohnung, zog sich blaue Flecken zu und dann als er beinahe das Viech hatte, durchriss die Klingel seine Konzentration und der Nachtalb huschte durch das offene Fenster. Fluchend schloss Sam schnell das Fenster und stampfte dann zur Türe. Er hoffte wer auch immer ihn hier störte, hatte einen triftigen Grund. Er riss angefressen die Türe auf und wollte schon den Besucher anschnauzen, als er wie erstarrt in der Bewegung innehielt und die Besucherin ansah. Für einen Moment dachte er seine Augen spielten ihm einen Streich, dass Nina wieder Spielchen spielte, doch diese honigbraunen Augen sprühten nur so vor Ehrlichkeit.

 

„Hast du mich vermisst?“, fragte sie schmunzelnd und lachte herzlich als sie Sams verdatterten Gesichtsausdruck sah. „Elena?“, hauchte Sam ungläubig und legte seine warme Hand auf ihre weiche Wange. „Ja. Ich bin's tatsächlich“, erwiderte sie leise und im nächsten Augenblick lag sie in seinen Armen, die sie zärtlich umfingen. „Oh Elena. Ich hab dich so vermisst“, antwortete er mit rauer Stimme und strich ihr sanft über den Rücken. Er konnte kaum glauben, dass er sie tatsächlich wieder in seinen Armen hielt. Er wusste schon gar nicht mehr, wie lange sie fort gewesen war. In seinen Augen waren es eine halbe Ewigkeit gewesen. „Sam ich brauche deine Hilfe“, sagte sie nach einer Weile, und löste sich nur widerwillig von dieser Wärme. Angst schlich sich in die blauen Augen von Sam, als er sie musterte. „Ist was passiert?“, wollte er wissen. Elena lächelte ihn beruhigend an, küsste kurz seine Finger und schob ihn dann in die Wohnung. Sie schloss sorgfältig die Türe hinter sich und schlang dann die Arme um seinen Nacken.

 

„Das erzähle ich dir später, aber zuerst möchte ich einen Kuss. Ich hab dich wirklich vermisst.“ Sam konnte nicht anders, als heiser zu lachen. Er zog sie an der Hüfte näher an sich, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich. Ihre süßen Lippen auf seinen fühlten sich köstlich an. Schon bald vertieften die beiden ihren Kuss und stolperten lachend auf's Sofa.

 

~

 

Der Long Beach war um diese Uhrzeit noch wie ausgestorben. Die Wellen brachen sich leise am Strand und die Möwen flogen kreischend durch den blauen Himmel. Roman Blanchard und sein Bruder Sebastian hatten unter ihrem rechten Arm ein Surfboard geklemmt und marschierten vergnügt Richtung Meer. Um diese Uhrzeit machte das Surfen noch viel mehr Spaß, da keine Badegäste sie behinderten. Beide waren Studenten an der Columbia Universität, die nur eine Stunde vom Long Beach entfernt war. Die Winterpause war längst vorbei und ein neues Semester hatte für die Brüder begonnen. Roman studierte Anthropologie und Bash Architektur. Zwei nicht besonders spannende Themen, doch beide Brüder waren gut in dem was sie taten. Doch das ließen sie in diesem einem Moment hinter sich, als sie die wundervollen Wellen sahen. „Mann hab ich das vermisst“, sagte Bash und sah Roman grinsend an, der nur zurück grinsen konnte. Auch er hatte dieses Gefühl von Freiheit vermisst. Aber mehr beschäftigte ihn die Frage, wer denn die mysteriöse Neue war.

 

„Also“, begann Roman, steckte sein Surfboard in den Sand und sah ihn an. Bash stöhnte auf, bevor Roman überhaupt die Frage stellte. „Verrätst du mir endlich wer die mysteriöse Liebe deines Lebens ist?“ „Du bist für einen Kerl viel zu neugierig“, tadelte Bash seinen großen Bruder und hob schmunzelnd eine Augenbraue. Roman kniff leicht die Augen zu und warf Sebastian einen bösen Blick zu bevor er sein Surfboard wieder aufnahm. Bash lachte, zog seine Schuhe aus und vergrub seine Zehen im warmen Sand. „Ich werde sie dir irgendwann vorstellen, aber sie will noch unsere Beziehung geheim halten. Tut mir leid Roman“, sagte Bash und sah ihn entschuldigend an. Am liebsten würde er Roman alles erzählen, doch seine Freundin hatte ihn gebeten es nicht zu tun. Er liebte sie und deswegen tat er, was sie von ihm wollte. Aber er musste unbedingt mit ihr reden, denn lange konnte er dieses Geheimnis nicht mehr für sich behalten. Viel zu sehr wollte er sie mit der Öffentlichkeit teilen.

 

Er wollte sein Glück hinausposaunen, doch er zügelte sich. Ihr zur Liebe. Roman klopfte seinem kleinen Bruder auf den Rücken und lächelte dann. „Kein Problem. Irgendwann wirst du mir das schon erzählen dürfen.“ Dann war das Thema abgehakt. Beide Jungs hatten immer das beste Verhältnis zueinander gehabt, was bisher noch nicht einmal eine Frau zerrütten konnte. „Na gut. Dann lass uns endlich das tun, wofür wir hergekommen sind“, sagte Roman nach einer Weile und wollte gerade auf das Wasser zu rennen, als Bash ihn jedoch aufhielt. „Oh mein Gott“, stieß der Jüngere hervor und starrte ungläubig auf das Meer hinaus. Roman folgte stirnrunzelnd seinem Blick und erblickte eine junge Frau, die wie ein Profi die Wellen ritt. Jedoch war nicht ihr Können, das was ihn sprachlos werden ließ, sondern die Person, die er kannte. Viel zu gut kannte. Alte Wunden wurden aufgerissen und die Enttäuschung und Wut stiegen wieder hoch. Es war Ayla. Sie war seine Freundin gewesen, bevor sie einfach so mir nichts dir nichts verschwunden war und jetzt war sie wieder da. Und sie hatte noch nicht einmal den Anstand gehabt ihm etwas zu sagen. „Komm lass uns hallo sagen“, meinte Bash und zog seinen Bruder, der sich leicht sträubte mit sich.

 

Ayla kam gerade aus dem Wasser und sah die beiden Männer auf sich zu kommen. Sie versuchte zu lächeln, doch die verkniffene Miene ihres Exes, sagte ihr alles was sie wissen musste. Er war sauer und verletzt. Er würde sicherlich nicht ihre Erklärungen hören wollen. Doch Sebastian war in dieser Hinsicht aufgeschlossener und blieb vor der Werwölfin stehen. „Hey Ayla. Schön, dass du uns gesagt hast, dass du wieder hier bist“, meinte er mit sarkastischer Stimme und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Wo sein Bruder keine Erklärung hören wollte, wollte Bash sie auf jeden Fall hören, denn er war es gewesen, der seinen großen Bruder aufgemuntert hatte. Roman war ein Wrack gewesen und das nahm Sebastian persönlich, denn er war schließlich sein Bruder. Ayla trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und musterte die beiden Männer. Wie sollte sie es ihnen erklären ohne zu viel zu verraten?

Die misstrauischen Gesichter der beiden Männer verfolgten sie. Sie analysierten jeden ihrer Bewegungen, bis es aus ihr herausplatzte. „Es tut mir wirklich leid! Wirklich. Aber mein Bruder brauchte mich und ich musste ihn hier wegbringen. Ihr könnt mir das glauben oder nicht. Aber es ist die Wahrheit“, murmelte sie und konnte die Beiden nicht ansehen.

 

„Na klar“, schnaubte Roman nur, packte sein Surfbrett und rannte in die Fluten. Sebastian blieb für einen Moment bei Ayla und sah sie an. Irgendwie glaubte er ihr, doch seinem Bruder zu Liebe schnaubte er ebenfalls und folgte ihm dann. Ayla seufzte schwer, sah den beiden Männern nach und machte sich dann auf den Weg zurück zum College. Stephen hatte so viel durchgemacht. Er hatte sie angerufen und um Hilfe gebeten und sie hatte alles stehen und liegen gelassen, um ihm zu helfen. Sie hatte schon einen Bruder verloren. Den zweiten wollte sie sicherlich nicht auch noch beerdigen müssen.

 

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Elena saß auf der Treppe und hatte genügend Zeit gehabt zu überlegen, was sie nun tun konnte, um Nina zu retten. Erst vor einer halben Stunde hatte sie Samuel alles gebeichtet. Sie hatte ihm erzählt, weshalb sie aus New Orleans fliehen musste, was sie war und was Clara mit ihrer Zwillingsschwester angestellt hatte. Sam war ein unglaublich guter Zuhörer gewesen und hatte sie nicht verurteilt, jedoch war er nicht überrascht gewesen, als Elena ihm offenbart hatte, dass sie eine Hexe war, was sie ziemlich irritiert hatte. Doch mit einer schnellen Erklärung war auch dieses Hindernis überwunden worden.

Jetzt saß Elena auf der Treppe und starrte vor sich hin. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie sie die Dunkelheit aus Nina verbannen konnte. Denn wenn Clara Recht hatte und es war ein Teil von Nina, dann war es heuchlerisch sie ändern zu wollen. Sie musste es wohl oder übel akzeptieren. Doch noch etwas anderes ging ihr durch den Kopf. Wenn diese Finsternis plötzlich die Oberhand gewann, und es angeblich ein Teil von ihr war, warum nur benahm sie sich, als wäre sie besessen?

 

Sam kam mit zwei Tassen Tee und saß sich neben sie auf die Treppe. Typisch Engländer, dachte Elena und schmunzelte leicht. „Danke“, murmelte sie und nahm die Tasse lächelnd an. Sammy war ein sehr aufmerksamer junger Mann und sie hatte ihn wirklich sehr vermisst, doch jetzt, wo er wusste, was sie beide waren, hatte sie Angst, dass der Schattenjäger in ihm doch gewann und er sie hassen würde. Doch egal wie lange sie in seine blauen Augen sah, dort sah sie nur die Liebe zu ihr. Also entspannte sie sich, lehnte sich an ihn und schloss die Augen für einen Moment. Sie musste ihre Gedanken ordnen. Alles was sie hörte war sein Herzschlag und das wilde Treiben der Stadt. New York konnte so schön sein, wenn man nicht wusste, dass es hier so viel Böses gab. Dinge, die nachts herauskamen und einen töten wollten. Dinge, die sie stoppen mussten, da sie von deren Existenz wussten. Sie mussten die Nichtsahnenden schützen. Die Menschen, denn sie wussten nichts von der Existenz der magischen Wesen. Deshalb wurde Sam in erster Linie Schattenjäger und das hatte auch Elena und Nina hier hergetrieben. Sie waren mächtige Hexen aber auch das Schattenjägerblut strömte durch ihre Venen und machte sie zu dem was sie waren. Jeder hatte eine dunkle Seite, man musste sie nur akzeptieren. Wie von der Tarantel gestochen, schoss Elena in die Höhe und begann auf und ab zu wandern. „Nina ist nicht böse und auch wenn Clara diese Experimente mit ihr gemacht hat, hätte sie doch schon viel früher den Zusammenbruch erleiden müssen. Alles begann ...“ „Nachdem ihr zurückgekehrt seid“, vollendete Sam ihren Satz.

 

Elena nickte und saß sich wieder neben ihn. Ihre Augen funkelten. Sie war dem Geheimnis so nahe. So nah dran. Es war als würde sie die Antwort auf der Zunge schmecken, doch sie konnte es einfach nicht ausspucken. Sie konnte es nicht identifizieren. Es fehlte ein Puzzleteil und das musste sie finden, damit sie Nina retten konnte. „Ich habe Marco zu Nina gesendet. Ich hoffe es war nicht zu spät, in der Zwischenzeit habe ich versucht Clara in die Irre zu führen. Denn ich vertraue ihr nicht. Sie ist böse und egal was sie erzählt, sie klang so falsch“, erzählte Elena weiter und legte ihre Hand auf Sam's Knie. „Wir müssen ihr helfen! Nina braucht uns. Jetzt mehr denn je. Ich war eine Idiotin. Ich hätte niemals gehen dürfen, doch ich dachte der Abstand würde mehr Klarheit verschaffen.“ „Was er auch getan hat, Elena. Du hast erkannt, dass es nicht Nina ist. Ja vielleicht ist in ihr eine Dunkelheit, aber sie hat mehr Gutes in ihr als Schlechtes“, sagte Sam und legte seine Hand auf ihre Handfläche. „Danke“, hauchte sie ergriffen und sah ihm tief in die Augen.

 

„Wofür?“ „Dass du nicht nur schwarz und weiß siehst. Danke, dass du immer noch zu mir hältst. Auch wenn du die übernatürlichen Wesen hasst“, erklärte sie und sah ihn liebevoll an. Sam lächelte sie zärtlich an, küsste ihr flüchtig auf die Lippen und erwiderte: „Elena. Ich hasse die übernatürlichen Wesen nicht. Ich hasse Vampire. Wenn man es genau betrachtet, hasse ich nur einen Vampir, nämlich Damon Salvatore. Er hat meine ganze Familie ausgerottet und es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass er ein Teil deines Lebens ist.“ Das zuzugeben hatte ihm die größte Anstrengung bereitet, da er ja wusste, dass Elena eine Vergangenheit mit diesem uralten Vampir pflegte. „Und ich bin nicht der Einzige, der zu dir steht. Wir alle stehen hinter dir. Die andern Jungs machen sich Sorgen. Ich meine hat dich Marco angegriffen?“ Elena schüttelte sofort den Kopf. Aber wenn sie ehrlich war, hatte sie noch nicht einmal zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass sie bereits Bescheid wussten. Aber Marco war sofort darauf eingegangen und hatte sich auf die Suche nach Nina gemacht.

 

„Na siehst du“, fuhr er fort und strich ihr eine Strähne aus den Gesicht. „Wir bekommen das hin.“ „Versprochen?“, flüsterte sie beinahe und sah ihn so voller Hoffnung an, dass es sein Herz zum Zerspringen brachte. „Versprochen!“ Und dieses Versprechen wollte er auch halten. Er würde für Elena durch's Feuer gehen. Er wird sie beschützen, bis es ihm das Leben kostete.

Elena sah ihn gerührt an, zog ihn zu sich und küsste ihn dann mit einer Zärtlichkeit, die ihr selbst fremd war. Vorhin noch hatte sie zwischen drei Männern gestanden, jetzt wusste sie, wen sie wollte. Sie wollte Sam! Denn sie liebte ihn. Sie liebte ihn tatsächlich. Das wurde ihr in diesem Moment sonnenklar. Sam vergrub seine Finger in ihr seidenweiches Haar und wünschte sich es würde nie enden.

 

~

 

Nina machte langsam die Augen auf. Die weißen Vorhänge wurden von der sanften Brise durch die Luft geblasen. Sanft und beruhigend. War sie tot? War das nun das Leben nach dem Tod? Sie betrachtete ihre Hände, spürte die weichen Kissen unter ihrem Kopf und das luftige Gewand, dass ihren Körper bedeckte. Erschrocken sah sie unter die Decke und runzelte die Stirn. Wer hatte sie bitteschön umgezogen? Wage schossen ihr Bilder durch den Kopf. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, was gestern Nacht passiert war.

Sie hatte sich rückwärts vom Glockenturm gestürzt. Sie hatte den Wind gespürt, der ihr in den Rücken gedrückt hatte, hatte die Schwerkraft fühlen können, die sie unaufhaltsam nach unten gezogen hatte und dann als es eigentlich zum Aufprall kommen hätte sollen, war nichts passiert. Warme, starke Arme hatten sie aufgefangen und hatten sie gehalten. Nina hatte die Augen aufgerissen und dort in das Gesicht von Marco gesehen, der sie erleichtert angesehen hatte.

 

Auch jetzt riss Nina die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Sie war nicht tot. Marco hatte sie gerettet und was noch anders war, sie konnte Raven nicht mehr hören. Es war, als wäre er vollständig fort. Vielleicht hatte er tatsächlich geglaubt er hätte es geschafft. Er war anscheinend früher verschwunden und hatte nichts von der Rettungsaktion mitbekommen. Zumindest hoffte Nina das. Sie betete sogar dafür. „Hey du bist wach“, erklang die sanfte Stimme von Marco, der mit zwei Tassen Kaffee ins Zimmer kam und sich auf die Bettkante saß. Nina sah ihn mit leicht offenen Mund an und musste schlucken. Sie hatte ihn so sehr verletzt. Hatte ihn beinahe umgebracht, hatte einen Keil zwischen ihn und Jonathan wieder getrieben, aber dennoch war er hier und lächelte sie warmherzig an. Er hatte sie gerettet, obwohl er sie auch einfach sterben hätte lassen können. „Marco?“, stammelte sie deshalb und starrte ihn einfach nur an. Noch immer wollte ihr Hirn es nicht wahrhaben wollen, dass sie tatsächlich lebte und nicht tot war.

„Nina“, erwiderte er nur grinsend und hielt ihr die Tasse hin. „Kaffee?“ Sie streckte ihre Hand aus und strich ihm sanft über das Handgelenk, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich hier war, dann nahm sie erst die Tasse.

 

„Danke“, hauchte sie ergriffen und sah ihm in die grau-blauen Augen, die sie voller Zuneigung ansahen. Sie hatte das nicht verdient, das wusste sie, aber wenn sie schon die Chance hatte, dann wollte sie alles wieder geradebiegen. „Es tut mir so leid. Ich war nicht ich selbst. In meinen Kopf ist jemand, der einfach die Kontrolle übernimmt … Marco es tut mir leid, dass ich mit deinen Bruder geschlafen hatte. Ich bin ehrlich, ich mag deinen Bruder auch, aber ich hätte niemals mit ihm geschlafen, weil ich dich niemals verletzen wollen würde... aber das hab ich getan und das ...“ Doch bevor sie weitersprechen konnte, hatte Marco bereits die Tasse weggestellt und sie geküsst. Seine warmen Lippen fühlten sich butterweich auf ihren an. Er schmeckte nach Sahne und Kaffee. Langsam stellte Nina ihre Tasse ebenfalls weg und zog ihn sanft an sich. Sie wollte nie wieder aufhören ihn zu küssen. Es fühlte sich so wundervoll an, einfach nur jemanden zu küssen. Jemanden, dem man etwas bedeutete und jemand … den sie liebte. In diesen Moment wurde ihr klar, dass sie ihn über alles liebte. Tränen rannen ihr über die Wangen und streiften auch Marcos Wangen, der sich nun geschockt von ihr löste.


„Tut mir so leid, Nina“, entschuldigte er sich sofort, da er dachte, er hätte sie irgendwie verletzt, doch sie schüttelte nur schniefend den Kopf und wischte sich die Tränen fort. „Nein. Ich bin nur so glücklich und ich bin so erleichtert, dass du mich nicht hasst“, schluchzte sie und legte ihre Hand auf seine, die auf der Decke lag. Marco sah auf ihre Hand und dann in ihr Tränen nasses Gesicht. Sein Blick wurde ganz weich, bevor er sagte: „Ich werde dich niemals hassen. Ich hatte schon das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Und als mich Elena anrief und bat nach dir zu suchen, da wusste ich, irgendetwas sehr schreckliches wird geschehen. Ich bin so froh, dass ich dich rechtzeitig gefunden habe.“ Er verschränkte seine Finger mit ihren und sah sie liebevoll und ernst zugleich an. Nina machte große Augen und musste erst einmal die Worte sickern lassen. Elena hatte ihn angerufen? Sie war ihr also doch nicht egal? Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen, weil sie so erleichtert war, doch nur ein kleines Quieken kam heraus und dann lächelte sie strahlender als die Sonne, die sich draußen durchkämpfte. „Elena hat dich angerufen? Oh mein Gott. Geht es ihr gut?“, fragte Nina atemlos und machte sich im gleichen Augenblick Sorgen um sie.

 

Marcos Miene wurde ernst. Er drückte Nina in die Kissen zurück und deckte sie fürsorglich zu. „Du solltest dich ausruhen. Du warst einige Tage bewusstlos. Das was der Eindringling in deinen Kopf angestellt hatte, hatte dich geschafft.“ Jetzt wurde Nina skeptisch. „Warte mal. Ich war Tage bewusstlos? Wie lange?“ Marco sah sie nun leicht unwohl an und wollte ihr keine Antwort geben, doch Nina bestand darauf. „Zwei Wochen“, antwortete er schließlich und sah in das entsetzte Gesicht von Nina. Sofort warf sie die Decken beiseite und stand auf. „Zwei Wochen?!“, rief sie entsetzt und ignorierte seine Proteste. „Oh mein Gott. Also ich habe lange genug gelegen!“ Sie musste sich jetzt bewegen oder sie hatte Angst, dass ihre Muskeln rosteten, wobei das natürlich nie geschehen kann, aber die Vorstellung trieb sie noch mehr an. „Nina, bitte. Überstürze es nicht, du bist erst aufgewacht“, flehte er und sah sie verzweifelt an. „Umdrehen“, sagte Nina nur und begann sich zu entkleiden. Mit großen Augen starrte Marco eine Sekunde auf ihren Rücken, dann wandte er schnell den Blick ab. Er spürte sein Herz pochen und es wurde ihm unglaublich heiß. Nina sah kurz über ihre Schulter und konnte seine angespannten Schultern sehen. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Sie wollte joggen gehen und dann wollte sie Elena suchen. Sie musste unbedingt mit ihr reden und endlich Raven besiegen. Aber zuerst mussten sie Clara loswerden.

 

Nun wenn sie so recht überlegte, musste sie eine Menge Personen loswerden. Sie zog sich einen Sport BH an und dann darüber ein normales weißes Shirt mit V-Ausschnitt. Danach schlüpfte sie noch schnell in eine lachsfarbene kurze Joggingshorts und zog weiße Socken an. „Du kannst wieder gucken“, sagte sie kurz und ging auf die Suche nach ihren Turnschuhen. „Mal eine Frage. Das ist nicht das Institute, wieso sind meine Sachen hier?“, wollte sie wissen und saß sich neben ihn. Marco grinste verschmitzt und strich ihr kurz eine Strähne aus den Gesicht. „Ich hab das alles hergebracht. Zumindest einen Teil. Das Institute ist nicht mehr dasselbe“, sagte er nur und wollte nicht weiter drauf eingehen. Nina verstand den Wink, nickte nur und band sich die Turnschuhe zu. „Okay. Willst du mitkommen zum Joggen? So angezogen bist du ja, wobei das bei dir immer so verdammt sexy aussieht“, offenbarte sie ihm und wurde leicht rot.

Marco grinste und wurde selbst auch leicht rot. Nina machte ihn wahnsinnig. Eigentlich war er nie so. Er wurde nie rot, aber sie schaffte das. „Natürlich komme ich mit. Alleine lasse ich dich da nicht raus.“

 

Ein paar Minuten später joggten die beiden bereits schon nebeneinander durch den Centralpark, der in der Nähe war. Sie waren nicht die einzigen Jogger hier, aber dennoch konnte Nina Augen auf sich spüren. Marco ging es nicht anders, aber er war es gewöhnt. Hier in New York gab es viel zu viele übernatürliche Wesen. Und da sie ja nie wirklich unterschieden, ob Monster oder nicht, hatten sie sich schon eine große Ansammlung von Feinden gemacht. Doch am helllichten Tag griffen sie nur sehr selten an. Es gab einen Kodex und es gab eine geheime Untergrundregierung, von der man aber so gut wie nichts mitbekam, da sie wie Phantome operierten.

Doch Nina konzentrierte sich nun nur auf ihre Atmung und ihre Füße und dann hatte sie das Gefühl sie wäre mit Marco im Einklang. Sie hatte das Gefühl etwas verband sie, aber auch spürte sie ihre Schwester. Es war völlig neuartig. Zuvor hatte sie nie so etwa zuvor gespürt. Sie wusste zwar intuitiv, ob was mit ihrer Schwester war, aber sie hatte das Gefühl sie konnte nun das spüren, was ihr Twin spürte. Sie spürte Freude und Adrenalin durch ihren Körper rasen.

 

Da sie sich so sehr auf ihre Schwester konzentrierte, machte sie einen falschen Schritt und knackste um. „Ah verdammt“, motzte sie auf, hinkte leicht und wurde dann von Marco gestützt. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt und sah sie mit sorgenvollem Gesicht an. Nina saß sich ins Gras, rieb sich leicht den Knöchel und war erleichtert, dass der Schmerz langsam wieder abklang. „Ja. Ich bin nur ein wenig umgeknickt. Alles gut“, beruhigte sie ihn und sah ihn an. Er beugte sich über sie, musterte sie und schon wurde er von Nina nach unten gezogen. Von diesem Angriff überrascht, stolperte er nach vorne und fiel auf sie. „Was machst du denn?“, lachte er, aber zu mehr kam er nicht. Denn schon hatte Nina die kurze Distanz überbrückt und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. Marco erwiderte lächelnd und löste sich dann. Er zog sie wieder auf die Beine und grinste schief. „Du bist heute ziemlich gut drauf.“ „Oh ja. Mein Kopf ist still. Das ist wirklich eine Abwechslung“, sagte Nina da nur und beendete mit Marco die Joggingrunde.

 

~

 

Es war bereits schon Abend, als Rachel in die Bar hereinkam und auf die Suche nach einer Person ging, die sie hier treffen wollte. In einer dunklen Ecke hockte ein Mann, der seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Er tat alles, um nicht aufzufallen, doch genau das machte ihn so verdächtig. Rachel ließ noch einmal den Blick schweifen und bemerkte nun den Mann. Die Bar war geschwängert vom Gestank des Zigarettenrauchs und dem Alkohol. Kurz rümpfte Rachel die Nase und ging dann zielstrebig auf den Tisch in der dunklen Ecke zu. In normalen Umständen wäre sie niemals hier hergekommen, doch auch hier würde Clara sie zu allerletzt vermuten. Als Rachel gegangen war, da war Clara nicht einmal Zuhause gewesen. Die junge Hexe wusste absolut nicht, wo ihre Chefin war, doch das war ihr jetzt egal.

Sie wollte es endlich hinter sich haben. Wie ein Schatten saß sie sich ihm gegenüber und sah in himmelblaue kluge Augen. „Hallo Damon.“ Jetzt nahm der Mann die Kapuze vom Kopf und rabenschwarzes Haar kam zum Vorschein. Damon grinste verschmitzt und verschränkte nun die Finger ineinander. „Hallo Rachel. Ich war sehr überrascht, als du angerufen hattest.“

 

Rachel schmunzelte leicht, strich sich eine Strähne aus den Gesicht und sah sich nun Damon genauer an. Er sah hinreißend aus, doch sie konnte Spuren von Müdigkeit erkennen und wenn sie ihn so ansah, dann hatte sie das Gefühl er aß nicht genügend. Vor allem aber merkte sie schon an seinem Erscheinungsbild, dass es ihm nicht gut ging. Er hatte einen Drei-Tage-Bart und seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Rachel hatte Mitleid mit dem Vampir. Die Machenschaften von Clara zerstörten absolut jedes Leben. Sogar auch ihres, aber das würde sie nun unterbinden.

„Ich selbst auch“, begann sie mit einen kleinen Lächeln und konzentrierte sich auf Damon, der sie misstrauisch ansah. Sie konnte es ihm nicht verübeln, denn lange hatte sie die Augen vor den bösen Taten von Clara verschlossen, bis sie einen Deal mit Raven ausgehandelt hatte und sie erfahren hatte, dass sie die Macht der beiden Zwillinge klauen wollte. Damon schmunzelte leicht, fuhr sich durch's Haar und rieb sich über die Augen. „Okay und was willst du jetzt von mir?“, wollte er leicht ungeduldig wissen.

 

Damon hatte das Gefühl auf Entzug zu sein. Er vermisste Elena und er machte sich Sorgen um sie. Schon länger hatte er sie nicht mehr gesehen und das war sehr seltsam. Eigentlich fand er sie immer, wenn er wollte. „Ich möchte Clara töten“, sagte sie direkt und vollkommen ernst. Sie sah ihn mit ihren grünen Augen fest an und rührte keinen Muskel. Schon erwartete sie, dass Damon in Lachen ausbrach, doch er hatte nur sein Pokerface auf und wartete darauf, dass sie weitersprach. Also tat sie das auch. „Wenn Clara tot ist, dann bin ich das Oberhaupt des New Orleans Hexenzirkel. Und ich verspreche dir, ich werde die beiden Mädchen in Ruhe lassen. Wir haben schon genug Schaden angerichtet. Sie haben es nicht verdient, wie ein Stück Wild gejagt zu werden! Sie haben absolut nichts falsches getan und Nina war nett und liebenswert. Clara hat sie zu dem gemacht, was sie nun ist. Sie hat die Dunkelheit aktiviert, die bestimmt ein Leben lang in Nina geschlummert hätte. Clara hat einen Pakt mit Raven, einem Hybriden. Ein Experiment von Logan. Er ist gefährlich. Sie möchte beide töten. Aus Elena möchte sie einen Vampir machen und sie möchte deren Macht klauen.“

 

Damon kniff die Augen zusammen und sein Blick wurde immer finsterer. Er hatte schon so etwas vermutet. Das erste Mal als er die Hexe mit den tödlich intelligenten grünen Augen gesehen hatte, war ihm nicht wohl dabei gewesen, mit ihr im selben Raum zu sein. Er wollte nicht sagen, dass er kein Monster war. Auch er hatte schon viel zu viele unschuldige Leute getötet, doch von Clara ging etwas abgrundtief Böses aus. Und diese Machtbesessenheit! Rachel hatte Recht. Sie mussten sie stoppen und die beiden retten. Das schuldete er Elena.

„Okay. Was soll ich tun und was springt für mich dabei heraus?“, wollte er wissen und sah die Hexe an. Rachel rang mit den Händen und seufzte leicht. „Du musst sie töten und bekommst dafür, dass was du dir sehnlichst wünscht“, versprach sie ihm und stand nun auf. Sie war schon viel zu lange hier in dieser Bar. Draußen hatte es angefangen zu nieseln, was bestimmt bald zu einen Sturm ausarten wird. Sie hoffte, dass Clara noch nicht Zuhause war, sonst würde sie in Erklärungsnot kommen. Auch Damon stand auf und nickte. „Okay. Ich bin dabei.“ Dann verschwand er. Nur der leichte Wind, den er verursacht hatte, blieb zurück.

 

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Draußen prasselte der Regen in Strömen auf die Straßen New Yorks. Es regnete so stark, dass es sich beinahe wie ein statisches Rauschen im Radio anhörte. Sam und Elena waren bis auf die Knochen durchnässt, als sie dann endlich vor dem geheimen Eingang standen, der sie ungesehen ins Schattenjägerinstitute bringen würde. „Glaubst du es ist wirklich eine gute Idee, dass ich mitkomme?“, fragte Elena leise und sah sich nervös um, so als würde sie erwarten man würde sie mit Pfeilen durchbohren wollen. „Ich kann dich hier nicht draußen stehen lassen, Elena“, sagte er sanft, dann nahm er ihre Hand, um ihr so die Angst zu nehmen. Sie spürte seine Wärme und seine Zuversicht. Mit ihm an ihrer Seite konnte ja nichts schief laufen. Also nickte sie und folgte ihm durch die Geheimtür, die sie durch einen langen, dunklen Gang führte. Spinnweben durchzogen die Wände und ein modriger Geruch folgte ihnen. Das ließ darauf schließen, dass man diesen Gang schon lange nicht mehr benutzt hatte. „Gleich sind wir da“, sagte er zuversichtlich. Sein Druck wurde fester und seine Schritte schneller.

 

„Und was wenn sie mich erwischen, Sam? Sie werden mich töten“, murmelte Elena und hielt sich dicht an Sam, damit sie ihn nicht in diesen Gewirr aus Gängen verlor. Dann endlich kamen sie zu einer Türe, die sie langsam öffneten. Vorsichtig guckte Sam hinaus. Als er keinen Schattenjäger sehen konnte, zog er Elena mit raus und ging zielstrebig zum Zimmer von Nate. „Niemand wird dich erwischen“, flüsterte er und hielt vor der Türe an, um sie sanft auf die Lippen zu küssen. „Du kannst hier doch zaubern oder?“ Als sie nickte, erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. „Dann mach dich unsichtbar.“ Ihre honigbraunen Augen funkelten und dann schon war sie verschwunden. Sam konnte darüber ernsthaft nur staunen. Es war wirklich faszinierend eine Hexe aus der Nähe zu sehen, vor allem wenn es sich um eine so süße Hexe, wie Elena handelte. Vielleicht würde er jetzt durch die Hexenzwillinge die Einstellung zu den Monstern ändern. Es wurde langsam Zeit, dass sie aufhörten nur schwarz und weiß zu denken.

 

Er sah noch einmal auf die Stelle, wo Elena verschwunden war, dann klopfte er an und trat in das Zimmer, wo Nathan Waffen einpackte, um zu einen neuen Auftrag zu gehen. „Hey kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Sam und setzte sich auf das Bett, zumindest versuchte er es, denn das Bett war voll mit Ausdrucken und Waffen. „Kann ich dich aufhalten?“, machte Nate eine Gegenfrage und hielt für einen Moment inne, um Sam mit hochgezogener Augenbraue anzusehen. „Nein“, erwiderte er nur frech grinsend und strich sich die Haare aus den Gesicht. „Ich weiß du bist auf Elenas und Ninas Seite, denn sonst hättest du sie längst schon gejagt oder gar getötet. Vor allem da du es schon viel länger wusstest, als wir alle anderen. Nathan wir brauchen deine Hilfe“, sagte er geradeheraus und wartete seine Reaktion ab. „Lass mich aus dieser Sache heraus, Sam“, knurrte er ungehalten. Er konnte Sam noch nicht einmal in die Augen sehen. Jetzt begann er wieder verbissen zu packen. Die Erinnerung an die beiden Zwillinge und das stechende Gefühl des Verrates, fraß sich durch seinen Körper.

 

Er hatte ihnen vertraut. Sie hatten ihn die ganze Zeit nur belogen, doch mehr tat ihm weh, dass Sam genau das bekommen hatte, was er wollte. Elena. Sam rollte mit den Augen und stand jetzt auf. Denn er wollte Nates ungeteilte Aufmerksamkeit. „Nate. Elena braucht dich!“, versuchte er zu ihm durchzudringen. „Ich will diesen Namen hier nicht mehr hören, okay?!“, brüllte Nate jetzt und sein Gesicht war eine einzige Maske aus Wut und Schmerz. Die Tür war einen kleinen Spalt frei und so konnte Elena absolut alles hören und sehen, was da im Zimmer vor sich ging. Es machte sie unglaublich traurig das aus seinen Mund zu hören. „Wieso nicht?“, wollte er fassungslos wissen. Er kannte Nate so gar nicht. Doch Nate war so voller Zorn, sodass er die Tasche nun auf den Boden warf und sich einen Schluck Cognac gönnte, um seine Nerven zu beruhigen. „Weil sie eine verdammte Hexe ist“, knurrte er und versuchte es so hasserfüllt, wie möglich klingen zu lassen. Doch es kam nicht so hervor. Mehr wie eine Stimme der Hoffnungslosigkeit und der Inakzeptanz.

 

„Lächerlich!“, meinte Sam, der es ebenfalls gehört hatte. „Es ist wegen diesem Matthew Argent! Das ist der wahre Grund!“ Doch das waren die Worte, die Nate zur Weißglut brachten. Er warf das Glas an die Wand und knurrte: „Du verdammter Wixxer!“ Das Glas hatte Sam nur knapp verfehlt. Geschockt sah er auf die Glasscherben und dann zu Nathan. So wütend hatte er ihn wahrlich noch nie erlebt. „Du bist so grün hinter den Ohren“, fuhr er seine Schimpftirade fort und ballte die Hände zu Fäusten. „Du bist so arrogant! Und hast absolut keine Ahnung, wie die Dinge hier so laufen!“ Sam verstand seine Wut nicht, denn in seinen Augen hatte er Recht. Bevor er jedoch sein Mundwerk halten konnte, rutschte ihm bereits was heraus. „Arschkriecher!“ Er konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte Nate bereits ausgeholt und ihm ins Gesicht geschlagen. Er stolperte zurück und hielt sich die pochende Seite. Er keuchte leicht, aber versuchte sonst keinen Laut von sich zu geben. Das wollte er Nate nicht gönnen. „Weißt du. Du warst einmal mein Vorbild, Nate“, sagte er leise, aber sah ihn nicht an. Schon bildete sich ein blauer Fleck.

 

Nate wollte sich entschuldigen. Er wollte alles rückgängig machen, doch sein Stolz ließ das nicht zu. „Du hast dich wohl in mich getäuscht, Kleiner“, murmelte er und schluckte hart. Er unterdrückte die Tränen und ging dann. Er rauschte an Elena vorbei, die aus den Weg springen musste, bevor er in sie hineingerannt wäre. Sie sah ihm nach und dann sah sie ins Zimmer. Dort saß Sam, hatte das Gesicht in seinen Händen versteckt und seine Schultern bebten.

Sie trat leise weiter ins Zimmer hinein, blieb immer noch unsichtbar und dann hörte sie das leise Schluchzen. Sie hätte niemals gedacht, Sam einmal weinen zu hören. Doch dort saß er und weinte. Sie ließ die Tarnung auffliegen und saß sich dann schnell zu ihm aufs Bett. Tröstend umarmte sie ihn und wiegte ihn in ihren Armen. Er tat ihr so schrecklich leid. Sie wünschte nur, sie wäre nicht der Grund für dieses Zerwürfnis.

 

~

 

Sebastian saß auf einer Bank im Botanischen Garten und betrachtete die Vielfalt der Blumen. Eigentlich war er nicht der Typ, der Blumen mochte oder ihnen gar Aufmerksamkeit schenkte, doch er war verliebt. So verliebt, dass er schon von Liebe sprach, doch bisher hatte er sie Roman noch nicht vorstellen dürfen, denn sie wollte es geheim halten, wegen ihrem Bruder Damon. Schon der Name jagte ihm einen eiskalten Schauder über den Rücken. Er war nicht eingebildet oder arrogant, aber er war sich sicher, dass er gut für Lexi war. Er hatte keine Ahnung, dass Alexia ein Dämon war, noch wusste er, dass Damon gar nicht ihr Bruder war, sondern ein alter, mächtiger Vampir, der mit Alexia gut befreundet war. Doch Lexi schwieg über ihre wahre Natur nur, um ihn zu schützen. Denn auch sie hatte sich in ihn verliebt. Nicht nur, weil er unglaublich gut aussah, sondern auch, weil er ein unglaublich sanftes Wesen hatte. Er war zwar ein Mensch und so leicht zu töten, aber sie liebte ihn. Sie wollte ihr Leben mit ihm verbringen. Doch sie hatte Angst davor, dass Damon ihr das ausreden würde. Seine Argumentationen war immer so logisch.

 

Aber sie wollte es nicht logisch. Sie wollte etwas spüren und das konnte ihr Bash geben, wie kein anderer. Sie stand hinter einem Baum und beobachtete ihn, wie er auf sie wartete. Ganz hibbelig und voller Vorfreude war er, was sie unglaublich süß fand. Sie konnte nicht länger widerstehen. Schnell trat sie hinterm Baum hervor und flitzte zu ihm. „BASH!“, rief sie quietschend und schon fiel sie ihm um den Hals. Gerade noch hatte er sich erheben können, bevor sie ihn überfallen hatte. Lachend umschlang er ihren schlanken Körper und hob sie erfreut hoch. Langsam drehte er sich um seine eigene Achse und setzte sie dann nach einer Weile wieder ab. „Oh Lexi. Ich hatte schon geglaubt du würdest gar nicht mehr kommen“, murmelte er in ihr Haar. Er sog tief den Duft ihres Shampoos ein und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Immer wenn sie nicht bei ihm war, hatte er das Gefühl, dass etwas wichtiges in seinem Leben fehlte.

 

„Ich würde dich doch niemals versetzen“, erwiderte sie ehrlich und lächelnd. Sie sah ihm tief in die wunderschönen blauen Augen, die sie so sehr an das Meer erinnerten. Sie wurde in einem Dorf nahe des Meeres geboren. Byron Bay in Australien. Sie liebte ihre Geburtsstätte, doch auch dort wurde sie ermordet. In der Hölle hatte sie zwei Möglichkeiten gehabt. Entweder sie wurde zu einem Dämon oder sie würde für immer im Fegefeuer Leid erfahren. Noch immer glaubte sie, denen war ein Fehler unterlaufen, denn eigentlich hatte sie das Gefühl gehabt in den Himmel zu gehören, da sie nie etwas unrechtes getan hatte. Doch so oder so. Als Dämon hatte sie ein wenig mehr Freiheiten und so konnte sie weiter auf der Erde wandeln. Unsterblich, solange niemand ihr ein Messer in den Magen rammte, dass Dämonen töten konnte.

 

„Ich bin froh, dass dich dein Bruder hinausgelassen hat“, sagte Bash, nahm ihre Hand und spazierte mit ihr dann die Blumen entlang. Alexia nickte, verschränkte ihre Finger mit den seinen und sah sich dann um. Es war irgendwie toll sich ganz normal aufführen zu können. Das hatte sie sich schon immer gewünscht. Vor allem aber wünschte sie sich eine Familie. Jedoch war das in ihrem Zustand kaum möglich. Jedes Mal brachte Damon sich in irgendwelche Schwierigkeiten, die sie wieder auslöffeln konnte. „Ja ich auch. Damon ist in letzter Zeit abgelenkt. Er hat jemanden verloren und das kann er nicht begreifen. Er will es einfach nicht akzeptieren.“ „Nun ja. Wenn man jemanden wahrhaftig liebt, dann ist es schwer sie oder ihn loszulassen“, sprach er die weisen Worte aus und lächelte Alexia sanftmütig an. Sie seufzte glücklich. Genau das liebte sie so sehr an ihm. Sein sanftmütiges Herz, doch dieses Herz wird ihm sicherlich irgendwann zum Verhängnis werden.

 

„Wann kann ich dich endlich meinem Bruder vorstellen?“, fragte er jetzt kleinlaut, so als hätte er Angst sie würde einen Wutausbruch bekommen. Dieses Thema war heikel bei ihr, doch er wollte sie endlich mit der Welt teilen. Er wollte, dass jeder wusste, dass sie zu ihm gehörte. Lexi drückte sanft seine Hand und erwiderte: „Jetzt nicht. Ich muss noch so viele Dinge regeln. Aber bald. Ich sag dir, wenn der Zeitpunkt richtig ist.“ Das war ihre Standardausrede und sie spürte, dass er unruhig wurde. Lange würde sie ihn nicht mehr hinhalten können. Wenn sie ihn nicht verlieren wollte.

 

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Es war bereits wieder Nacht, als Clara den Dock entlang marschierte und nach und nach die Lichter ausfallen ließ, sodass sie in völliger Finsternis getaucht wurde. Die Sterne waren nicht zu sehen, nur der Halbmond, der schwer am Himmel hing. Raven hatte ihr bereits mitgeteilt, dass er fehlgeschlagen war. Jedoch gab sie noch nicht so leichtfertig auf. Denn immer noch konnte Plan A funktionieren. Sollten tatsächlich alle Stricke reißen, dann hatte sie immer noch Plan B und der war bombensicher. Nun ja, wahrscheinlich würde dann die Welt ebenfalls darunter leiden, da sie gegen die Naturgesetze verstoßen würde, aber das war nichts im Vergleich was sie später noch vor hatte beziehungsweise Raven. Sie hatte schließlich versprochen ihm zu helfen, sodass er sich besser fühlte. Jedoch würde sie da die apokalyptischen Reiter herbeirufen müssen, um das zu bewerkstelligen. Was Raven nicht wusste … sie würde das niemals tun. Wenn sie ihre Macht hatte, dann wird sie sich Raven entledigen und die Herrschaft an sich reißen.

 

Ein starker Wind umspielte ihre Haare und ihren Körper. Das Wasser unter ihr wurde unruhig und der Himmel über ihr zog sich zu und wurde noch schwärzer. Sie konnte das Knistern des herannahenden Gewitters spüren. Sie marschierte weiter, bis sie ans Ende des Stegs angelangt war und dort blieb sie stehen, streckte die Arme aus und reckte ihr Gesicht dem Himmel entgegen. Blitze zuckten über dem Nachthimmel. Doch Clara zuckte noch nicht einmal mit einer Wimper. Rechts von ihr tauchte plötzlich jemand aus dem Schatten auf. Es war Raven, der kränklich aussah. Tiefe dunkle Augenringe hatten sich unter seinen Augen gebildet. Er war magerer und seine Haut war wächsern, doch immer noch lag ein grausamer Zug um seine Lippen. Clara wandte sich ihrem Komplizen zu und fragte: „Und? Glaubst du, du schaffst es sie wieder zu isolieren?“, wollte sie wissen, während sie ihn mit ihren intelligenten grünen Augen musterte. Raven schnaubte. Diese Oberhexe bildete sich viel zu viel ein. Würde er nicht so schwach sein, dann würde er sie töten und alleine weiter machen. Doch er brauchte sie. Leider.

 

„Natürlich schaffe ich das. Auch wenn sie stärker geworden ist. Ihre Freunde haben sich nicht von ihr abgewandt, sie wissen, dass was nicht mit ihr stimmt und ihre verdammte Schwester hat auch immer noch Vertrauen in sich, auch wenn beide noch zerstritten sind“, knurrte er, während er spürte, wie ihm der Wind ins Gesicht peitschte. Kalte Seeluft wehte zu ihnen herüber und der Sturm wurde immer heftiger. Bald würde es zum Regnen anfangen. „Nun wenn Plan A ins Wasser fällt, dann werden wir Plan B ins Leben rufen. Wir werden einen Freund von ihr klonen. Den werden wir gegen sie einsetzen. Den echten wirst du dann gefangen halten. Du kennst ja unsern Plan“, sagte sie mit kühler Stimme und sah Raven an. Der versuchte seinen Unmut zu verbergen. Natürlich kannte er den Plan und er wusste auch, dass sie ihm nicht helfen wird. Denn diese Hexe vor ihm war egoistisch und war nur auf ihr eigen Wohl bedacht.

 

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Elena kam die Treppenstufen hinunter, spürte die Kälte des Geländers und dann den Kies unter ihren Schuhen. Sie würde auf diesem Ball endlich wieder Nina treffen und sich dort hoffentlich mit ihr versöhnen. Sie schämte sich für ihren Ausbruch, auch wenn er eigentlich halb berechtigt gewesen war. Jedoch sollte sie den Zorn mehr gegen Damon richten, denn er hätte sie ja stoppen können, aber er hatte es zugelassen. Elenas Haare waren gelockt und hochgesteckt. Sie trug ein hellblaues Kleid, dass bei jeder Bewegung funkelte. Sie sah wie Cinderella aus, die auf dem Weg zum Ball war. Sam stand vor einer Limousine und er starrte baff auf Elena, als er sie endlich erblickte. Sie sah zum Niederknien gut aus. Sofort setzte er sich in Bewegung und kam auf seine Liebste zu, die ihn strahlend anlächelte. „Du siehst bezaubernd aus, Elena“, hauchte er ergriffen und küsste sie kurz auf die Lippen. Sie erwiderte sanft und sah ihn unter gesenkten Augenlidern lächelnd an. „Danke sehr. Dieses Kompliment kann ich dir nur zurückgeben.“ Sam grinste, als hätte er in der Lotterie gewonnen.

 

Er bot ihr seinen Arm an, wo sie sich zugleich einhakte. „Werden wir Nina dann tatsächlich dort antreffen?“, fragte sie noch einmal nach, denn sie wollte sich ganz sicher sein. Sam nickte eifrig, öffnete die Türe der Limousine und half ihr hinein. Sobald sie sich bequem hingesessen hatte und er die Türe hinter sich zugezogen hatte, antwortete er: „Ja das werden wir. Nina ist dort mit Marco. Ich glaube sie wird dir unbedingt was erzählen wollen.“ Er sah sie geheimnisvoll an, was Elena sofort neugierig machte. „Was denn?“, wollte sie wissen, doch Sam schüttelte den Kopf und schwieg wie ein Grab. Elena schmunzelte leicht. Da musste sie sich wohl doch noch ein wenig gedulden.

 

Während die beiden noch auf dem Weg waren, war Nina bereits eingetroffen. Sie war ohne Marco gefahren, denn zuvor wollte sie noch etwas regeln. Jedoch als Marco sie endlich erblickte, blieb ihm die Luft weg. Sie sah bezaubernd aus. Ihre Haare waren hochgesteckt und ihr Körper steckte in einem wunderschönen gelben Ballkleid. Die Taille und Hüfte des Kleides war Pink und hatte an der Seite eine Schleife, darüber wo die Brust war, war es wieder sonnengelb und es hatte ein Blumenmuster. Der Rock war ebenfalls sonnengelb und vereinzelt waren auch dort Blumen vorzufinden. Ein kurzer Bolero gehörte ebenfalls zum Kleid. Es war beinahe so, als wäre dieses Kleid für sie geschaffen worden. Sofort bahnte er sich einen Weg durch die Gäste und war im nächsten Moment vor ihr. Er musste aufpassen, dass er nicht zum Sabbern anfing. Aber sie sah so hinreißend aus, dass er nicht anders konnte. „Du … du siehst wunderschön aus“, stammelte er ergriffen und nahm ihre Hand. Sie lächelte ihn liebevoll an, küsste ihn auf die Wange und hauchte ein danke, bevor sie ihn zur Tanzfläche zog.

 

Als Marco und Nina fort waren, kamen gerade Elena und Sam an. Sofort hielt die Hexe nach ihrer Zwillingsschwester Ausschau. Aber konnte sie unter den vielen Gästen nicht finden. Sie wollte diesen Ort nehmen, da er öffentlich war und hier niemand etwas tun konnte ohne aufzufliegen. Zumindest hoffte sie, dass es die Leute abschreckte, die ihnen Schaden zufügen wollten. Doch weit kam sie nicht mit ihrer Suche, dann bereits zog Sam sie hartnäckig zur Tanzfläche. „Komm Elena. Lass uns tanzen. Einen Tanz, bitte“, flehte er sie an und drehte sie schon zu sich und zog sie in seine Arme. Elena war ein wenig erstaunt über sein Talent. Sie selbst konnte tanzen, sowie Nina. Es war als wären die Fähigkeiten, die sie in den Jahren die sie wiedergeboren waren sich angelernt hatten, nie verschwunden. Da man früher sehr viel tanzte und es zur Grundausbildung des Adels gehört hatte, war es für Elena leicht die Tänze mitzutanzen. Es gab noch soviel über Sam, dass sie noch nicht wusste. Aber sie wollte unbedingt alles über ihn erfahren, was es da zu wissen gab.

 

„Du kannst ja tanzen“, meinte sie verblüfft und ließ sich von ihm über das Parkett führen. Synchron mit den andern Tänzer bewegten sie sich über die Tanzfläche. Nicht weit entfernt waren Marco und Nina, die ebenfalls sichtlich Spaß daran hatten. „Es gibt vieles was du nicht über mich weißt, aber das holen wir noch nach“, versprach Sam mit einem verschmitzten Grinsen und tanzte weiter mit ihr. Marco drehte Nina und tanzte dann weiter, so wie es vorgegeben war. „Glaubst du Elena wird mir verzeihen?“, fragte Nina jetzt nervös. Jedoch versuchte sie sich zu konzentrieren, denn sie wollte sich sicherlich nicht auf der Tanzfläche blamieren. Marco bemerkte ihre Unruhe und lächelte sie sanft an. Sie war eine sehr starke Persönlichkeit. In seinen Augen auch wunderschön, sowie natürlich ihre Schwester ebenfalls, da sie sich beinahe identisch waren, aber dennoch hatte sein Herz sich für Nina entschieden. Das entscheidende waren ihre Charakterzüge gewesen. Er hatte das Gefühl jemanden gefunden zu haben, der ihn besser verstand, als sonst einer.

 

„Elena ist deine Schwester. Sie liebt dich, mehr als alles andere auf der Welt. Sie würde alles für dich tun, sowie du alles für sie tun würdest, Nina“, sagte er sanft und sah ihr tief in die Augen. Ihre samt braunen Augen sahen ihn hoffnungsvoll an. „Sie wird dir verzeihen, wenn du es ihr erklärst.“ Nina nickte langsam und Hoffnung durchströmte ihren Körper. Ja das würde sie tun. Schließlich hatten sie gemeinsam schon so einiges überstanden. Der Tanz war zu Ende und die Paare formatierten sich zum nächsten. „Ich muss kurz an die frische Luft“, sagte Nina, lächelte ihn beruhigend an und verschwand dann. Elena war vollkommen in seine blau-grauen Augen versunken. Sam hatte sie komplett in seinen Bann geschlagen. „Du bist fantastisch“, hauchte sie leise und fühlte sich von seiner Liebe umhüllt. Samuel lächelte glückselig, zog sie ein wenig enger zu sich und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Und du bist perfekt. Ich bin so froh, dass du dich für mich entschieden hast“, sagte er ehrlich und wollte sie nie wieder loslassen. Ein Leben ohne Elena konnte er sich gar nicht mehr vorstellen und da war er nicht der einzige.

 

Denn nicht weit von den beiden Turteltäubchen entfernt, stand Damon und kniff verletzt die Augen zusammen. Die Liebe seines Lebens mit jemand anderen zu sehen, versetzte ihm eine tiefe Wunde. „Ich liebe dich, Elena“, sagte Sam und strich der Hexe eine Strähne aus den Gesicht. „Ich liebe dich mit jedem Faser meines Körpers.“ „Ich liebe dich auch“, erwiderte sie gerührt und sah Sam glücklich an. Das war das Salz, dass in Damons Wunden gestreut wurde. Bei diesen Worten zuckte er zusammen und konnte nicht fassen, was er da hörte. Hatte er Elena tatsächlich für immer verloren? War es jetzt aus? Aber Sam konnte sterben, also war diese Liebe nicht für immer. Nicht so wie sie es mit ihm hätte! Elena grinste breit, sah sich leicht um und meinte: „Ich muss endlich Nina finden.“ „Ich hab gesehen wie sie Richtung Garten gegangen ist“, erwiderte Sam und schon verschwanden die Beiden aus Damons Blickfeld. In Damon tobte das reine Gefühlschaos. Er wusste nicht, was er empfinden sollte, bis eines der Gefühle siegte. Die unbändige Wut und der Hass auf Sam van Helsing.

 

Elena fand Nina draußen bei den Pferden. Sie strich den Tieren über die weichen Nüstern und schien in Gedanken versunken zu sein. Sie hatte noch nicht einmal Elena kommen hören. Als Elena ihre Schwester auf die Schulter tippte, erschrak diese und wandte sich um. Als sie bemerkte, dass es Elena war, war sie unglaublich erleichtert. Sie entspannte sich und dann umarmte sie ihre Schwester fest. Sie hatte gedacht, sie würde sie nie wieder sehen. Jetzt wenn sie so darüber nachdachte, fand sie die Selbstmordaktion unglaublich dämlich. Aber wenn man verzweifelt war, da tat man oft Dinge, die man später dann bereute. „Oh Elena“, hauchte sie und war so froh, als ihre Twin die Umarmung erwiderte. „Nina. Ich hatte solche Angst gehabt, du würdest damit durchkommen. Könntest du mir endlich sagen, was mit dir los ist?“, wollte Elena wissen und hielt sie immer noch fest umschlungen. Nina wollte ihr alles erzählen. Sie wollte so gerne, doch sie konnte nicht. Sie hatte Angst, dass Raven Elena dann etwas antat.

 

Denn sie wusste er war noch da, auch wenn er schwächer geworden war. Doch er würde irgendwann wieder die Kontrolle an sich reißen und vielleicht würde es ihn erzürnen, wenn sie alles Elena erzählte. Man wusste nie was dieser Hybrid dann mit ihrer Schwester anstellte. Also löste sie sich von Elena und schluckte heftig. „Ich kann nicht“, sagte sie leise und konnte ihre Schwester nicht ansehen. Fassungslos sah Elena Nina an und konnte nicht verstehen, was sie da hörte. Sie machte sich solche Sorgen um Nina. Sie wollte endlich eine Erklärung, aber die wollte ihre Schwester ihr nicht geben. Jetzt wurde sie wütend. „Na wundervoll, Nina. Sehr toll!“, fauchte sie sie an und stampfte an ihr vorbei in die Halle hinein. „Ich will dich doch nur beschützen!“, rief sie ihr nach, doch das hatte Elena nicht mehr gehört, denn Elena war auf den Weg zum Alkohol.

 

~

 

Total betrunken und nicht mehr imstande gerade zu gehen, waren Sam und Elena bei ihm Zuhause angelangt. Während er versuchte sie daran zu hindern, dass sie den Boden knutschte, wollte sie ihm an die Wäsche gehen. „Weißt nu? Du un ich. Wir sollen Sex habn“, lallte sie und küsste ihn auf die Lippen. Er schmeckte den Alkohol auf ihren Lippen und er roch ihn auch. Er löste sich von ihr, lächelte sie schief an und schüttelte dann den Kopf. „Elena du bist betrunken. Glaub mir ich würde gerne, aber ich will, dass du dein erstes Mal nüchtern erlebst“, versuchte er sie zu bremsen. Er nahm ihre Hand und zog sie ins Schlafzimmer. Sie brauchte Schlaf. Sie sollte ihren Rausch ausschlafen und am nächsten Tag würden sie dann reden können. Aber in diesem Zustand, war sie nicht wirklich ansprechbar. „Wer mussn scho nüchtern sein“, brummte sie, aber ging brav mit. Wieder versuchte sie Sam grinsend an sich zu ziehen, doch als auf ihn zukam, wich er zur Seite aus, sodass sie aufs Bett plumpste und einen Laut von sich gab, der jedoch vom Kissen erstickt wurde. Sam wollte nicht lachen, aber er konnte nicht anders.

 

Sanft zog er die Decke unter ihr hervor, legte sie richtig herum hin und deckte sie dann fürsorglich zu. „Sam?“, fragte sie, während sie nach seiner Hand griff. „Ich bin da“, sagte er sanft und strich ihr sanft über den Handrücken. Beruhigend und tröstlich. „Ich verstehe nich, wieso Nina mir nich vertraun“, murmelte sie, während sie spürte wie ihre Augenlider immer schwerer wurden. Sam streichelte ihr liebevoll über den Kopf, zog die Decke noch weiter hoch bis unter ihr Kinn und wartete bis sie eingeschlafen war. „Sie vertraut dir doch. Aber ich glaube sie will dich nur beschützen“, flüsterte er, küsste sie auf die Stirn und ging dann aus den Zimmer, damit sie in Ruhe ihren Rausch ausschlafen konnte.

 

Während Elena ins Land der Träume verschwunden war, saß Damon draußen auf einem Stein und trank ebenfalls etwas. Er sah hoch in die Sterne und ließ die Vergangenheit an seinem inneren Augen vorbeiziehen. Er dachte an die glücklichen Momente mit Elena. Die Momente, die vergangen war und die er nie wieder erleben würde. Denn so wie es jetzt aussah, gab es keine Hoffnung für ihn, dass er bald seine geliebte Elena in die Arme schließen konnte. Denn was er vorhatte, wird sie für immer aus seinen Armen reißen. Sie wird ihn für immer hassen.

 

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Nachdem der Abend so toll begonnen hatte, so war schrecklich geendet. Nina kam in Jeans und Top ins Wohnzimmer, wo Marco das Feuer entfachte, damit es hier kuschelig warm war. Als er das Knarzen der Diele hörte, drehte er sich um und sah sie an. „Nina“, lächelte er und kam auf sie zu, doch etwas stimmte nicht. Eigentlich sollte sie glücklich sein, doch ihre Augen schwammen in ungeweinten Tränen. „Was ist passiert?“, wollte er dann besorgt wissen und wollte sie berühren, doch sie wich ihm aus. „Ich konnte es ihr nicht antun“, hauchte sie betreten und umklammerte ihren Körper, so als würde sie befürchten sie würde in tausend Teile zerspringen.

Marco sah sie lange an. Er wusste doch, dass etwas nicht stimmte. Wie gerne würde er sie in den Arm nehmen, doch Nina hatte eine Abwehrhaltung eingenommen. Sie zog sich innerlich zurück, das spürte er. Er wollte sie nicht bedrängen, denn oftmals konnte das zu schlimmen Folgen führen. Also wartete er bis Nina von alleine weitersprach. Es dauerte eine Weile, aber dann gab sie sich einen Ruck und fuhr fort.

 

„Elena hat ein tolles Leben verdient. Ein sorgenfreies Leben und du auch. Ihr beide seit mir unglaublich wichtig! Marco du bedeutest mir einiges und deshalb muss ich dich ebenfalls gehen lassen. Ich habe jemanden kennengelernt, der mir sicherlich helfen kann. Er kennt sich damit aus“, sagte sie leise und sah ihn jetzt an. Doch ihre Sicht war verschwommen, denn ihr rannen die Tränen über die Wangen. Geschockt sah Marco sie an und schüttelte den Kopf. Er wollte nicht glauben, was er da hörte. „Nina ich bin für dich da! Ich kann dir helfen. Bitte tu das nicht“, flehte er sie an, doch er konnte sehen, dass ihr Entschluss bereits feststand. „Ich muss das tun“, antwortete sie mit fester Stimme, kam auf ihn zu und küsste ihn. Er schlang die Arme um sie, klammerte sie beinahe wie ein Ertrinkender an sie und wollte den Kuss hinauszögern, doch sie löste sich von ihm. Schweren Herzens ging sie rückwärts und hauchte ein Entschuldigung. „Nina du musst nicht gehen! Bitte!“, flehte er sie an und hatte selbst auch Tränen in den Augen.

 

Doch Nina hatte sich in den Kopf gesetzt nicht noch mehr Leute zu verletzen, die ihr am Herzen lag. Sie musste Raven ein für alle Mal losbekommen. Erst dann konnte sie sich wieder in deren Nähe aufhalten. „Es tut mir leid“, sagte sie noch einmal, drehte sich um und stürmte aus die Türe. Marco konnte ihr nur nachsehen. Am liebsten wollte er ihr nach stürmen. Doch wenn er das tat, würde er sie wahrscheinlich für immer verlieren.

 

~

 

Es schlug Mitternacht als Elena aus den Schlaf gerissen wurde. Sie saß kerzengerade im Bett und hatte das Gefühl etwas ist in ihrem Mund gestorben. Sie leckte sich über die trockenen Lippen und stand dann auf. Ihr Kopf pochte und sie fühlte sich noch wacklig auf den Beinen. Doch sie schaffte es bis zur Küche, wo sie sich ein Glas Wasser einschenkte und es hastig hinunterstürzte. Seufzend stellte sie das Glas in die Spüle und schlich sich ins Wohnzimmer, wo sie Sam liegen sah. Er war beim Fernsehschauen eingeschlafen. Sie nahm vorsichtig die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Doch sie war nicht leise genug, denn schon packte Sam ihr Handgelenk und riss die Augen auf. „Oh du bist es nur. Schleich dich doch nicht so an“, murmelte er schlaftrunken und lächelte sie verschmitzt an. Sie sah ihn entschuldigend an und saß sich dann neben ihn. „Tut mir leid. Das wollte ich nicht“, sagte sie, während sie sich eine Strähne aus den Gesicht pustete.

 

Sam nahm ihre Hand, küsste sie sanft, obendrein sah er ihr tief in die Augen. „Du musst dich nicht entschuldigen. Wie geht es dir?“, wollte er wissen. Sie schmiegte sich in seine Arme und schloss die Augen. „Ein bisschen Kopfschmerzen, aber ich bin wieder so gut wie nüchtern.“ „Das ist schön“, sagte er und küsste ihr auf die Stirn. Er legte den Arm um sie, zog sie sanft an sich und versuchte ihr soviel Komfort wie möglich zu schenken. Elena genoss seine Nähe, spürte seinen kräftigen Herzschlag unter ihrem Kopf und sog seinen Duft ein. Ihre Lippen wurden ganz trocken, als sie plötzlich daran denken musste, wie sehr sie ihn wollte. Sie wollte ihr erstes Mal mit diesem Mann erleben, den sie liebte. Sie sah langsam auf, konnte sein fragendes Gesicht sehen und dann küsste sie ihn voller Leidenschaft. Sam war darüber erst überrascht, doch schnell hatte er die Überraschung überwunden und erwiderte mit derselben Intensität.

 

Er zog sie näher zu sich, vergrub seine Finger in ihrem weichen braunen Haar und wurde mit jeder Sekunde immer leidenschaftlicher. Sie zog ihm das Shirt über den Kopf und küsste dann seinen Hals entlang, bis zur Schulter und dann nach unten über seine nackte Brust. Er zog sie wieder zu sich hoch, küsste sie wieder, aber löste sich dann atemlos. „Bist du dir sicher?“, fragte er und musste seinen Atem beruhigen. Sie nickte und hauchte ein ja. Dann konnte er nicht mehr an sich halten. Er hob sie sich auf die Hüften, hielt sie fest und trug sie dann in sein Schlafzimmer hoch. Er wollte, dass es perfekt wurde. Er wollte so sanft wie möglich sein und er wollte, dass sie sich bei ihm sicher fühlen konnte. Was er nicht wusste war, dass Elena sich bereits sicher in seiner Nähe fühlte und geborgen. Sie schenkte ihm nicht ihre Jungfräulichkeit weil sie es endlich hinter sich haben wollte, sondern weil sie ihn über alles liebte. Sie hatte keine Angst, denn sie vertraute ihm. Sie vertraute ihm ihr Leben an.

 

Draußen hockte immer noch Damon und lauschte absolut jedem Wort oder besser gesagt er hörte was sie da taten. Mit jedem Seufzen und jedem Stöhnen brach sein Herz ein wenig mehr. Wie sehr er sich wünschte, das wäre er jetzt. Aber das war er nun mal nicht, also fiel es ihm gerade nicht schwer das auszuführen, wofür er hier war.

 

~

 

Nina stolperte durch die Nacht und musste sich an einen Laternenpfahl abstützen oder sie würde umfallen. Sie hatte das Gefühl sie wäre einer schweren Grippe erliegen. Ihr war es schlecht, ihr Kopf drehte sich und sie war so verdammt müde. Na hast du mich vermisst?, fragte da plötzlich Ravens Stimme. Er war wieder hier. Panisch klopfte sich Nina gegen den Schädel und brüllte: „LASS MICH ZUFRIEDEN!“ Doch nur das altbekannte Lachen hallte durch ihren Schädel wider. Er hatte es wieder geschafft. Sie hatte es doch gewusst. Zum Glück hatte sie Elena nichts davon gesagt. Es schüttelte sie und sie musste heftig husten. Zitternd starrte sie auf ihre Handfläche, wo ein Tropfen Blut lag. Angst durchfloss ihren Körper, wie Gift. Sie konnte nicht klar denken. Am Horizont konnte sie bereits einen Streifen rosa sehen, der den Morgengrauen ankündigte. Bald würde es endlich wieder Tag werden.

 

Mit letzter Kraft stolperte sie weiter und dann sah sie jemanden auf sich zu kommen. Sie musste die Augen zusammenkneifen, um ihn erkennen zu können. „STEPHEN!“, rief sie, als sie sein Gesicht erkannte. Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte und rannte auf ihn zu. Auf ihren Verbündeten, der hoffentlich ihr helfen konnte. Stephen fing sie auf, drückte die zitternde Nina an sich und versuchte sie zu beruhigen. „Alles wird gut“, versuchte er sie zu trösten und strich ihr übers schweißnasse Haar. Sie klammerte sie an ihn, denn sie hatte das Gefühl ihre Füße trugen sie nicht mehr länger. „Hast du etwas rausgefunden?“, fragte sie nach einer Weile der Stille und sah ihm in die grünen Augen. Stephen nickte und lächelte. Die Lösung war ganz einfach. Sie lag direkt vor deren Nase. „Gut. Wie bekomme ich ihn aus meinen Kopf!“, wollte sie ungeduldig wissen. Mit jedem Atemzug, den sie tat, wurde ihre Brust enger. Die Panik schnürte ihr die Kehle zu und nur Stephen stand zwischen ihr und einem Nervenzusammenbruch.

 

„Du musst dich einfach mit Elena vertragen und ihn aus deinen Kopf verbannen“, sagte er, als wäre es das logistische was es gab. Nina runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Wieso sollte so etwas so einfach sein? Das konnte doch nicht sein. Sie raufte sich leicht die Haare und schüttelte weiter den Kopf. „Nein. Elena hasst mich.“ „Nein das tut sie nicht. Raven lässt dich das nur glauben und du selbst auch. Das ist alles nur in deinem Kopf“, versuchte er ihr zu verstehen zu geben und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. „Verbanne ihn Nina und du bist frei.“ Nina starrte Stephen an und ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Die ganze Zeit hatte sie versucht Elena zu beschützen. Sie konnte Elena nicht verlieren. Nicht an diesem Halbdämon und auch nicht an Clara. Aber wenn Stephen recht hatte und sie einfach nur Elena wieder in ihr Leben ließe und sie dadurch frei wäre, dann war es das Risiko doch wert, oder? Stephen lächelte sie aufmunternd an und nickte ihr zu. Er hoffte, dass sie auf ihn hörte, denn das war die einzige Möglichkeit.

 

Zumindest die einzig schmerzfreie Möglichkeit.

 

~

 

Matthew saß mit einem Drink beim Kamin und starrte ins Feuer. Er wartete. Er wartete auf Nathan, der sich dann endlich bequemte zu ihm zu kommen. „Das werde ich nicht akzeptieren!“, brüllte Nathan als er vom Rat benachrichtigt worden war, dass ab jetzt Matt das Kommando hatte. Er kam hereingestürzt und baute sich wütend vor Matt auf, der gemütlich zu ihm hoch sah. Ein süffisantes Grinsen huschte über seine Mundwinkeln. Nates Wutausbruch amüsierte ihn. „Es ist entschiedene Sache, Nathan. Ich bin der neue Leiter des New Yorker Institute.“ „Nein! Meine Jungs werden dir niemals folgen“, wetterte er weiter und lief auf und ab. Er konnte nicht fassen, dass sein ehemaliger Mentor so in den Rücken fallen würde. Er riss einfach das was ihm noch geblieben war an sich. Das konnte er nicht zulassen. Kampflos würde er seinen Posten nicht abgeben!

Matt war es leid. Er stand auf und stellte sein leeres Glas weg. Dann wandte er sich Nathan zu und legte seine Finger aneinander.

 

„Hör zu, Nathan. Du hast gar keine andere Wahl. Denn wenn du nicht willst, dass deine zwei Hexenzwillinge tot in einer Gasse gefunden werden, dann solltest du wohl lieber auf mich hören. Oder soll ich dem Rat erzählen, dass du davon wusstest und deine Jungs auch? Willst du das wirklich?“, fragte er und hob eine Augenbraue.

Nathan keuchte und taumelte zurück. Er hatte das Gefühl Matt hatte ihm gerade ins Gesicht geschlagen. Dieser miese kleine Bastard. Er würde sie alle ans Messer liefern. Auf sowas stand die Todesstrafe! Er wollte nicht klein beigeben, aber hier ging es nicht nur um ihn. Die Jungs traf keine Schuld. Nein er musste sich wohl beugen. Ob es ihm nun passte oder nicht.

 

~

 

Elena hatte sich geduscht und frisch angezogen. Sie war glücklich und konnte nicht glauben, dass sie es wirklich getan hatte. Ob sie es bereute? Niemals. Sie wollte mit Sam eine Zukunft beginnen. Sie konnte es gar nicht erwarten mit ihm gemeinsam auf die Jagd zu gehen, die Welt von dem Bösen zu befreien. Erst einmal mussten sie Clara loswerden, doch das würde auch noch funktionieren. Sie bekamen das hin. Mit einem Lächeln ging sie zurück ins Schlafzimmer, um dort zu Sam ins Bett zu springen, doch das Bett war leer und in einem Sessel saß Damon, der nicht gut aussah. Erschrocken riss sie die Augen auf und starrte Damon verdutzt an. „Wie bist du hier reingekommen?“, wollte sie wissen und sah sich nach Sam um. Vielleicht war er unten in der Küche. Zumindest hoffte sie es. Sie wollte nicht, dass Sam Damon hier vorfand. Sie musste den Vampir hier raus schaffen, bevor der Schattenjäger davon Wind bekam. Damon sah mit rotgeränderten Augen zu ihr und ließ den Blick über sie gleiten. „Ich habe den Vermieter ausfindig gemacht und ihn gezwungen mich reinzulassen“, erzählte er ihr tonlos und sah sie ausdruckslos an.

 

Es machte Elena irgendwie Angst. Sie kam langsam näher, aber immer darauf bedacht einen Abstand zwischen sich und Damon zu haben. „Damon du musst gehen“, sagte sie nach einer Weile, denn diese Situation war ihr irgendwie gerade unangenehm und immer noch war sie sauer auf den Vampir. Damon jedoch dachte nicht daran zu gehen. Er stand jetzt auf und durchbohrte sie beinahe mit seinem Blick. „Wieso Elena? Wieso er?“, wollte er wissen. Seine Stimme war rauchig, so als hätte er sie länger nicht mehr gebraucht. Elena verschränkte die Arme und blieb an Ort und Stelle. Der Vampir würde ihr sicherlich keine Angst einjagen. Damon blieb dicht vor ihr stehen. Er wartete auf eine Antwort, auf eine plausible Erklärung, die sein Herz hinnehmen konnte. Vielleicht wurde sie ja manipuliert. „Damon das geht dich nichts an“, motzte sie ihn ungehalten an, während sie ihn verärgert ansah. Seine Eifersucht ging ihr langsam auf den Senkel. Sie hielt seinem Blick stand und versuchte nicht wegzusehen. Doch irgendwie verspürte sie auch Mitleid mit ihm. Warum nur konnte er sie nicht loslassen? Er sah so traurig und gebrochen aus. Sie wünschte er würde endlich weiterziehen, sodass er auch Glück finden konnte.

 

Doch Damon war so verbohrt, so verdammt stur und engstirnig. „Elena du liebst mich. Das weiß ich einfach“, versuchte er ihr zum Verstehen zu geben. Doch die Hexe schüttelte den Kopf und presste nun die Lippen aufeinander. „Damon. Bitte lass mich endlich los! Ich bin nicht mehr die Elena von damals. Ich bin jemand anderes. Ich bin weitergezogen, das solltest du auch. Du musst endlich loslassen!“, flehte sie ihn an, doch jetzt traten Damon Tränen in die Augen. Er konnte einfach nicht. Weiß Gott wie oft er es versucht hatte, doch er konnte und wollte nicht! Er zog Elena zu sich und küsste sie auf die Lippen. Elena war überrascht, blieb erstarrt stehen, doch dann schob sie ihn entschieden fort, doch er hielt ihre Hände fest. „Damon. Bitte. Ich liebe Sam! Ich liebe ihn und nur ihn. Du musst es endlich einsehen!“, versuchte sie ihn zur Vernunft zu bringen, doch das streute nur noch mehr Salz in die Wunden. Wieder versuchte die Wut durchzubrechen. „Aber ich liebe dich Elena. Und ich werde immer nur dich lieben!“, schluchzte er und erweichte somit ihr Herz. Vielleicht konnten sie ja Freunde sein.

 

Doch mehr ging einfach nicht. Nicht jetzt, wo sie so glücklich mit Sam war. „Damon bitte. Wir können Freunde sein, aber nicht mehr. Bitte tu dir das selbst nicht an“, wisperte sie bedrückt und umfasste sanft sein Gesicht. „Ich weiß du liebst mich. Aber ich nicht dich. Ich liebe Sam. Das musst du verstehen. Du willst mich doch glücklich sehen, oder?“ Natürlich wollte er sie glücklich sehen. Aber was er jetzt tat, musste er tun. Ob er wollte oder nicht. „Was macht der Vampir hier?“, erklang eine Stimme hinter ihnen. Elena nahm die Hände von seinem Gesicht und sah zu Sam. „Er wollte wieder gehen. Wir haben alles geklärt“, sagte Elena, doch da hatte sie nicht die Rechnung mit Damon gemacht. In einer Sekunde war er bei Sam, packte seine Kehle und hob ihn hoch, als würde er rein gar nichts wiegen. Elena konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte Damon schon Sam in seiner Gewalt. „DAMON!“, brüllte sie erschrocken und war wie erstarrt. Sie konnte keinen Muskel bewegen. Sie hielt den Atem an und sah zu Sam und Damon. „Damon lass ihn los!“

 

Sam kämpfte gegen den eisernen Griff an, strampelte mit den Beinen und japste nach Luft. Dann sah er zu Elena, denn er wusste, Damon würde ihn töten. „Elena. Ich liebe dich“, bekam er noch raus, bevor Damon ihm das Genick brach. Für Elena schien die Welt stehen zu bleiben. Sie hörte das fürchterliche Knacken und sah dann die leblosen Augen von Sam. „NEEEEEEEEIIIINNNNNNNNNNNN“, kreischte sie ohrenbetäubend. So laut hatte sie noch nie in ihrem Leben geschrien. Es war als würde alles herausbrechen. Und das tat es auch. Ihre Magie brach aus ihr heraus und schleuderte Damon gegen den Spiegel. Glassplitter regneten über den Vampir, doch das kümmerte Elena nicht. Sie wollte ihm wehtun. Sie wollte ihn töten. Damon erkannte die Lage und verschwand so schnell er konnte. Da Elena jetzt nicht mehr die Wut gegen Damon richten konnte, blieb ihr nur die Trauer. Sie schien darin zu ertrinken. Sie wollte es nicht akzeptieren. Sam konnte nicht tot sein. Er konnte einfach nicht tot sein.

 

Er durfte nicht tot sein. Sie sackte auf die Beine, zitterte am ganzen Körper und kroch auf den leblosen Körper von Sam zu. „Nein“, hauchte sie und rüttelte an ihm. „Nein du bist nicht tot!“ Sie konnte kaum atmen. Ihre Lungen schienen bersten zu wollen und ihr Kopf tat furchtbar weh. „Nein. SAM. SAM BITTE!“ Sie weinte laut und konnte ihre Magie nicht mehr kontrollieren. Ihre Emotionen barsten aus ihr hinaus und beeinflussten das Wetter. Während Elena Sams Kopf in ihrem Schoß gebettet hatte, ging draußen die Welt unter. Donner grollte, Blitze zuckten über den Himmel und der Regen strömte wie ein Wasserfall vom Himmel. Clara stand inmitten diesem Regen und staunte nicht schlecht. Sie wusste das war kein natürlicher, nur wusste sie nicht, wer diesen Regen verursachte. Marco war vollkommen in seinem Training versunken und bemerkte noch nicht einmal, dass draußen ein Sturm tobte. Und Damon den hatte der Regen mit voller Wucht getroffen. Es würde ihn nicht wundern, wenn ihn ein Blitz treffen würde.

 

Während Elena sich die Seele aus den Leib weinte und ihren geliebten Sam in ihren Armen wiegte, war Nina gerade auf den Weg zu ihr und hatte grade das Gefühl, jemand würde ihr das Herz aus der Brust reißen. Sie keuchte, stolperte und fasste sich ans Herz. Ihr erster Gedanke galt Elena. Irgendetwas schreckliches war geschehen. Sofort begann sie zu laufen. Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell gerannt wie jetzt. Der Regen durchnässte sie bis auf die Knochen und dicht neben ihr schlug ein Blitz ein. Ihr Herz schlug schneller, pochte schmerzhaft in ihrer Brust und dann traf sie der Schmerz mit voller Wucht als sie vor einem Haus stehen blieb. „ELENAA!“, brüllte Nina und stürzte in das Haus. Sie rannte die Treppe nach oben, wäre beinahe hingeflogen, doch konnte sich rechtzeitig fangen und dann sah sie ihre Schwester. Sie war ein Häufchen Elend. In ihren Händen hielt sie eine reglose Person. Vorsichtig kam Nina näher und erkannte Sam. Sie taumelte erschrocken zurück, riss etwas mit sich und stürzte zu Boden. Wie konnte das passieren? Sam? Sam war tot?!

 

Sie konnte das nicht glauben. Auch sie wollte das nicht akzeptieren. Elena zitterte wie Espenlaub, ihre rotgeweinten Augen sahen zu Nina und sie bildete stumm ihren Namen mit den Lippen. Sofort war Nina bei ihr und umarmte ihre Zwillingsschwester fest. Jetzt standen auch ihr die Tränen in den Augen. „Oh Elena“, schluchzte sie und konnte spüren, wie Elena in ihren Armen komplett zusammenbrach. Sie hielt sie weiterhin fest, versuchte sie so gut wie möglich zu trösten, doch diese tiefe Wunde würde lange lange nicht mehr heilen. Wie sollte sie nur Elena davor bewahren in ein bodenloses Tief zu stürzen?

//12 – Time to say goodbye

 

Zwei Tage waren vergangen. Nina stand vor einem Spiegel und steckte sich kleine Ohrstecker in ihre Ohrläppchen ein. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und ihr schlanker Körper steckte in einem schlichten knielangen schwarzen Kleid mit kurzen Ärmeln. Sie seufzte und sah sich im Spiegel an. Raven kam nicht mehr in ihrem Kopf. Das war das einzig gute was in den letzten Tagen passiert war. Sie und Elena lebten bei Stephen. Er hatte sie aufgenommen, denn sie konnten nicht mehr zum Institute zurück. Denn Matthew Argent hatte alles an sich gerissen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er Nathan von seinem Posten verdrängen würde und sich selbst als Anführer der Schattenjäger von New York nennen würde. Und dann würde er Jagd auf Nina und Elena machen, wenn sie auch nur in die Nähe des Institutes kämen. Auch wollte sie nicht zu Marco zurück. Bestimmt hätte er sie aufgenommen. Doch sie hatte ihn verletzt. Mal wieder. Das wusste sie als sie gegangen war, um zu Stephen zu gehen. Auch wollte sie nicht, dass Matthew im Stress bereitet weil er zwei Hexen aufgenommen hatte.

Und dann war da Sam. Zwei Tage waren vergangen seit Damon ihn getötet hatte. Es hatte ein Loch in ihre Herzen gerissen. In aller Herzen. In manchen weniger tief wie in anderer. Doch in überall würde eine leere Stelle zurück bleiben, die nie wieder gefüllt werden konnte. Nina nahm ihre schwarze Handtasche und ging in das Nebenzimmer. Sie spürte den Schmerz ihrer Zwillingsschwester. Sie wünschte sich so sehr ihr helfen zu können, ihr diesen Schmerz zu nehmen. Doch das ging leider nicht. Elena hatte Sam geliebt. So sehr geliebt wie vielleicht noch keinen anderen in diesem Leben. Und man hatte ihn ihr genommen. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Damon hatte Elena in dieses Unglück gestürzt. Dafür würde Damon noch büßen, das versprach sich Nina als sie das Zimmer ihrer Schwester betrat.

Elena stand über ihren Koffer gebeugt und warf die Klamotten durch die Gegend. Als Elena die Anwesenheit ihrer Schwester spürte, sagte sie: „Ich habe kein Trauerkleid! Ich habe nichts zum Anziehen... ich meine... als wir vor Clara geflüchtet sind, hab ich nicht daran gedacht das wir vielleicht auf eine Beerdigung gehen müssen!" Elena warf weiter die Klamotten durch die Gegend. Ihre Augen brannten und ihr Mund wurde trocken. „Ich hab nichts Passendes. Ich kann nicht hingehen. Ich kann nicht, Nina!", presste sie hervor, gab die Suche jetzt auf und fuhr sich mit zitternden Händen durch die zerzausten Haare.

Du kannst eins von mir tragen...", fing Nina an und ging auf ihre Schwester zu. Elena schniefte und wischte sich die Tränen über die Wangen. Sie fühlte sich so unheimlich leer und doch gleichzeitig so schwer. Sie hatte das Gefühl als würde ein riesiger Brocken auf ihrem Oberkörper sitzen und ihr alles Luft zum Atmen nehmen. Als würde dieser Stein versuchen sie zu brechen und ihr Herz tief, tief in ein schwarzes Loch zu ziehen. „Ich kann einfach nicht glauben dass Sam tot ist... Er war ein guter Kerl, weißt du. Sam hat mich so geliebt wie ich bin Nina. Er hat es nicht verdient zu sterben!", brachte Elena heiser vor, sank auf ihrem Bett zusammen und brach in Tränen aus.

Nina schluckte den Kloß in ihrem Hals runter, der sich gebildet hatte. Sie musste jetzt stark sein. Für ihre Schwester. Elena brauchte sie jetzt. Flink setzte sie sich neben Elena und strich ihr sanft über den Rücken. „Ich weiß, Elena." „Es tut so verdammt weh, Nina.", schluchzte Elena und fand sich dann wenige Sekunden später in den Armen ihrer Schwester wieder. Nina hielt sie fest umklammert, strich sanft über das weiche Haar ihrer Schwester und versuchte ihr so viel Komfort wie nur möglich zu geben. „Ich vermisse ihn so sehr.", sagte Elena leise, die Worte wurden durch ihr Schluchzen fast vollkommen verschluckt, doch Nina hörte sie.

Sie nickte. „Ich weiß. Es tut mir so leid, Elena.", flüsterte Nina und küsste ihrer Schwester aufs Haar. Wie sehr würde sie Elena sagen dass die Zeit alle Wunden heilen würde. Doch das war gelogen. Es blieben immer Narben zurück. Und mancher Schmerz wird vielleicht erträglicher, doch nicht immer verschwand er Komplet.

***

Sams Beerdigung fand in einem Waldstück in der Nähe des Institutes statt. Nina hielt Elena im Arm als sie zu der besagten Stelle ankamen, ebenfalls hielt sie eine Rose in einer Hand und langsam sahen sie sie sich um. Es war ein hübsches Waldstück. Gar keine Frage. Doch die Stille war drückend. Als würde der Wald wissen, dass die Menschen die in ihm umherwanderten voller Trauer waren. Nina drückte Elena kurz, dann löste sie sich und trat langsam auf das Grab zu, was vor ihnen eingelassen wurde. Samuel musste nicht verbrannt werden. Durch den Trank aus dem Kelch der Engel wurde der Körper beschützt. So dass er wenn er stirbt nicht übernommen werden kann. Von Geißter oder ähnlichem. Das Samuels Geißt weiter ziehen kann, ohne das seine Knochen brennen müssen.

Samuels Leichnam war in einem schlichten Sarg aus Mahagoni gebettet worden. Der Sarg war schlicht, aber schön. Zu Elenas Seite trat nun auch Marco, der ebenfalls vollkommen in schwarz gekleidet war und lächelte Elena traurig an, dann wandte er seinen Blick zu Nina. Diese ließ nun in die Grube die Rosen auf den Sarg fallen und sah traurig hinunter. „Mögest du Frieden finden, Sam van Helsing.", hauchte sie leise und musste selbst mit den Tränen kämpfen. Dann blickte sie hoch und sah in das Gesicht von Jonathan der ebenfalls gekommen war und mit versteinertem Gesicht auf das Grab starrte. Er spürte ihren Blick und sah sie kurz an, doch dann senkte er seinen Kopf wieder. Zu groß war der Schmerz was er alles verloren hatte. Seinen besten Freund Sam und das Mädchen was er liebte.

Natürlich hatte er mittlerweile erfahren, dass sie damals, als Nina mit ihm geschlafen hatte, nicht ganz sie selbst war. Doch es tat trotzdem weh. Sehr weh sogar. Neben ihm stand Mike, ebenfalls in schwarz gekleidet und drückte die Schulter seines Kumpels, dann blickte er zum Grab von Sam und gab sich selbst ein versprechen. Er würde Sam nie vergessen und all die guten Zeiten in Erinnerungen behalten. Die Zeiten in denen Sam ihm zu lachen brachte, in denen er ihm in den Wahnsinn trieb und die Zeiten an denen er einfach ein guter Freund war.

Ninas Blick wanderte weiter und kam schließlich bei Marco zum Stehen. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer als er sie leicht anlächelte. Sie erwiderte es kurz und blickte dann nochmal auf Sams Grab. „Damon wird dafür büßen was er dir angetan hat.", versprach sie Sam, wischte sich kurz übers Gesicht, stand dann auf und ging zu den anderen. Alle waren da. Alle außer Nathan Winchester.

Nach ein paar Sekunden rührte sich Elena. Mit zitternden Beinen und mit tränenverschmierten Gesicht ging sie auf Sams Grab zu. Sie knickte auf die Knie und musste sich auf dem Boden festhalten. Nina wollte ihrer Schwester schon zur Hilfe eilen, doch Marco hielt sie davon ab.

Elena weinte leise vor sich hin und konnte sich nur mit Mühe beruhigen. „Sam war einzigartig. Er hat sich in unser aller Herz geschlichen. Besonders in meins. Er hat mich glücklich gemacht. Er war das Beste was mir passieren konnte. Doch er musste zu früh gehen. Zu früh wurde er mir genommen. Wurde er uns genommen.", fing Elena mit zitternder Stimme an und holte etwas aus ihrer kleinen Tasche hervor. Es waren Bilder. Bilder von sich und Sam. Bilder von Sam und all seinen Freunden aus dem Institute. Wie sie strahlten und glücklich waren. „Ich werde dich nie vergessen Sam. Denn ich habe dich geliebt.", sagte sie unter Tränen und ließ die Bilder ins Grab fallen.

Dann vergrub Elena ihr Gesicht zwischen ihren Händen und wippte mit bebenden Schultern auf und ab. Nun riss sich Nina von Marco los und lief auf ihre Schwester zu und nahm sie in den Arm, redete beruhigende Worte auf sie ein, von denen sie selbst wusste dass sie jetzt nichts bringen würden. Doch dann hatte sie eine Idee. „Steh auf Elena. Ich brauch deine Hilfe.", sagte Nina und drückte die Hände ihrer Schwester. Elena sah blinzelnd Nina an. „Wobei?" „Wirst du sehen liebes.", hauchte Nina und zog ihre Schwester mit hoch.

Elena stand zitternd, aber standhaft neben ihrer Schwester und beobachtete sie. Nina nahm eine Hand ihrer Schwester wieder und schloss die Augen. Dann fing sie an zu murmeln und die Hände der beiden Schwestern fingen an zu leuchten. Jonathan, Marco und Mike konnten nur staunen als sie beobachteten wie die Steine die um das Grab herum standen anfingen sich aufzutürmen und das Grab verschlossen.

Doch das war noch nicht alles. Die Zwillinge legten ihre Hände nun an die Gesteinsbildung. Diese fingen ebenfalls an zu leuchten und veränderten sich. Die Steine wurden zu glänzenden durchscheinen Diamanten, worin sich das Licht brach und das gesamte Grab zum Leuchten brachte. Diamanten, so konnte nichts es zerstören. Man konnte durch die Diamanten hindurchsehen und sah Sams Sarg. Sowie Ninas Rosen und die Fotos die Elena hineingeworfen hatte.

Auch erschien eine Gravur in der Front des gläsernen Grabes: ‚Hier ruht Samuel von Helsing. Kämpfer, Freund und Geliebter. Niemals seist du vergessen. In unseren Herzen lebst du weiter.'

Elena löste sich mit großen Augen von dem Grab und sah dann zu Nina. „Du hattest Recht Elena. Sam war einzigartig. Und so hat er auch ein einzigartiges Grab verdient.", sagte Nina leise und lächelte Elena leicht an. Elena nickte, schluchzte auf und warf sich dann in die Arme ihrer Schwester, die sie fest an sich drückte.

***

Dean Winchester war auf dem Hinterhof des Institutes und werkelte an seinem Impala herum, der dank einiger Angriffe ganz schön mitgenommen aussah. Er wusste dass ihn jetzt jeder hassen würde, weil er nicht bei Sams Beerdigung war. Innerlich hasste er sich ja selber irgendwie dafür. Doch er konnte einfach nicht. Er konnte nicht vor Sams Grab stehen. Nathan war nie gut im Abschiednehmen gewesen. Und Sam war für ihn wie ein kleiner Bruder gewesen. Ein Bruder mit dem er sich zuletzt gestritten hatte. Den er in seiner letzten Tag geschlagen hatte und nun war er Tod. Und er konnte nichts von dem geschehenen Entschuldigen. Nathan konnte Sam nicht sagen, wie leid ihm doch alles tat und wie stolz er auf ihn war.

Also hatte er sich entschieden sich selbst zu bestrafen, besser ausgedrückt sich anders von Sam zu verabschieden. Sam hatte es immer geliebt wenn er mit Dean zusammen an dem Impala rumschrauben und basteln konnte. In letzter Zeit hatte Dean dafür nie Zeit gehabt weil es immer drunter und drüber ging. Doch jetzt, jetzt wollte er den Impala reparieren. Für Sam.

Doch nur ein paar Minuten später hörte er Schritte. Die Person ging an ihm vorbei und lehnte sich gegen die Motorhaube des Impalas. Nathan sah kurz hoch und sein Blick verdunkelte sich. Matthew hatte die Arme verschränkt und musterte Nathan. „Du bist ja gar nicht auf der Beerdigung, Nate." Nate richtete sich auf und presste die Lippen zusammen. Er hatte definitiv keine Lust von Matthew gereizt zu werden! Doch Matthew legte den Kopf schief und fragte amüsiert: „Du ignorierst mich doch nicht etwa, oder?" Doch noch immer kam keine Reaktion von Nathan.

Jetzt warf Matt die Arme in die Höhe „ Ach komm schon! Wir wissen doch beide warum du nicht zur Beerdigung gegangen bist. Weil Sams Tot ganz alleine deine Schuld ist, Nate!", warf Matt seinem alten Freund an den Kopf, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Nathan schluckte hart. Matt hatte einen wunden Punkt getroffen. Natürlich gab er sich die Schuld! Er hätte auf Sam aufpassen müssen. Matthews Mundwinkel zuckten. Er hatte seine Reaktion genau gesehen. „Weil du so ein Schwächlich als Anführer der Gilde warst, konnte Sam ungehindert dieser Hexe Elena zur Hilfe eilen. Und dann wurde er von Damon umgebracht." Nathans Augen wurden groß. Woher wusste er das Elena eine Hexe war? „Ach komm, ich weiß mehr als du denkst. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Am Ende kommt alles auf dich zurück, Nate. Nicht auf mich, sondern auf dich!", sagte Matthew kalt und pikste mit dem Zeigfinger in Nathans Brust.

Nathan blickte auf den Boden und scharrte mit den Füßen. Hatte Matthew vielleicht Recht? „Ich lass dich mal darüber nachdenken. Das wenn du irgendwas davon gemacht hättest was ich dir beigebracht habe. Wenn du irgendwas richtig gemacht hättest, Sam jetzt bestimmt noch leben würde.", sagte Matthew und streute noch mehr Sals in die Wunde. Dann klopfte er Nathan auf die Schulter und verschwand wieder im Institute.

Nathan blickte ihm nach, dann drehte er sich um und ergriff eine Eisenstange, die rumlag. Seine Hände umklammerten die Stange fest. Das rostige Metall schnitt ihm ihn die Haut, doch das interessierte ihn gar nicht. Dann holte er weit aus und schlug eine Fensterscheibe des Impalas ein. Von all der Wut, Zorn, Selbsthass, Kummer und Trauer geleitet, holte er wieder aus und schlug jetzt auf die Motorhaube ein. Immer und immer wieder. Doch der Schmerz wollte einfach nicht nachlassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er die Eisenstange fallen und sackte auf die Knie. Seine Augen schwammen in nicht geweinten Tränen.

****

Der Abend dämmerte bereits als Alexia bei Damon im Anwesen war und nicht glauben konnte was er ihr anvertraut hatte. „Du hast WAS gemacht, Damon?", stieß sie verständnislos hervor und starrte ihren alten Freund fassungslos aus ihren blauen Augen an.

Damon lief auf und ab und trank einen großen Schluck seines Whiskys. „Sam hat es verdient. Niemand rührt meine Elena an!", zischte er wütend und schenkte sich noch ein Glas ein. Alexia stand jetzt auf und fuhr sich durch die Haare. Damon würde sie irgendwann noch wahnsinnig machen. „Damon. Elena gehört nicht dir!" „Oh doch das tut sie! Sie hat nur Angst vor ihren Gefühlen!", presste Damon wütend hervor und funkelte Alexia jetzt an.

Alexia sah Damon nur unbeeindruckt an. Doch sie hatte in all den Jahrhunderten gelernt, dass wenn Damon sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, man noch so viel sagen konnte. Es half nichts. Man sprach mit einer Wand.

Damon stützte sich an einem Tisch ab und musterte Alexia jetzt. „Wann genau wolltest du mir eigentlich erzählen das du mit diesem dummen Menschen zusammen bist?!", fauchte er und spürte die Wut brodeln. Er war so wütend. Auf sich, Sam und sogar auf Elena. Und all diese Wut musste er jetzt an irgendwem rauslassen. Da bot sich Alexia nur einfach zu gut an.

Ertappt zuckte Alexia zusammen und erwiderte dann den Blick des Vampirs. „Bash ist nicht dumm!" Damon schnaubte und trat jetzt auf sie zu. „Oh doch, Lexi. Denn dein Bash ist ein Mensch. Er ist ein Weichling. Du bist ein Dämon. Sowas funktioniert nicht! Deine Art ist doch noch nicht mal fähig richtig zu lieben!" Jetzt wurde auch Alexia wütend und sie knallte ihm eine. „Hör auf so von ihm zu sprechen. Und von mir. Bash liebt mich und ich liebe ihn! Ich habe schließlich nicht die Person getötet die das Mädchen liebt, das ich liebe! Das warst du! Du bist hier das herzlose Monster, Damon!", brüllte Alexia nun Damon an.

Damon zuckte kurz zusammen und musste blinzeln. Einen Teil von Alexias Aussage ignorierte er gekonnt. Denn er wusste ihm würden die Argumente ausgehen. Doch nicht bei allem. „Er weiß doch noch nicht einmal das du ein Dämon bist!", brüllte jetzt Damon. Sie standen gegenüber und starrten sich beide aufgebracht in die Augen, darauf wartend dass einer von beiden zuerst aufgab. Doch bei dem Satz hatte Damon bei Alexia einen wunden Punkt getroffen und sie senkte den Blick. „Ich meins doch nur gut. Trenn dich von ihm! Das wird sonst in einer Katastrophe enden, Alexia", meinte Damon felsenfest überzeugt und musterte Alexia.

Doch Alexia wollte nicht. Ihr Kopf wusste das Damon irgendwo recht hatte. Doch sie wollte nicht mit ihrem Kopf denken. Sie wollte ihrem Herzen folgen und ihr Herz führte sie zu Bash. Also hob sie den Kopf und spannte die Schultern an. „Du hast mir gar nichts zu sagen, Damon!" „Ich bin dein Meister Lexi! Ich habe dich aus der Hölle geholt als ein Schattenjäger dich darin eingesperrt hat!", brüllte Damon außer sich vor Wut und warf das Whiskyglas in den Kaminofen. Das Feuer reagierte auf den Alkohol und loderte und sprenkelte lichterloh.

Fassungslos starrte Alexia Damon an. Was ist nur aus ihrem alten Freund geworden?! „Das heißt nicht dass du mir deswegen mein Leben ruinieren darfst!", zeterte sie. Damon sah sie an und wurde ganz ruhig. Zu ruhig. „Trenn dich oder ich töte ihn, Alexia." „Das würdest du nicht tun." „Doch. Ich verspreche es dir. Es ist deine Entscheidung.", stellte Damon klar und ließ Alexia alleine zurück. Vollkommen aufgelöst starrte sie ihm hinterher, dann sank sie auf die Knie und ließ ihren Tränen freien Lauf.

***

Der nächste Morgen graute und es war noch früh als Damon in seinem Anwesen umherlief. Alexia war nicht da. Doch innerlich wusste Damon das sie auf ihn hören würde. Sie würde mit Bash Schluss machen. Daran glaubte er fest.

Plötzlich krachte etwas. Alarmiert stand Damon auf und sah sich um. Eine Vase lag auf dem Boden, in allen Einzelteilen zerlegt. Mit zusammen gebissenen Zähnen blickte er sich um. „Lass den Scheiß, Lexi.", rief er. Denn er war sich sicher, dass es die Dämonin war, die hier Streiche spielte. Seufzend bückte er sich dann, um die Scherben der Vase einzusammeln. „Man. Das war meine Lieblingsvase.", nörgelte Dämon vor sich hin.

In seinem Sichtfeld tauchten plötzlich Schuhe auf. Verwundert wollte er aufblicken, denn er hatte absolut niemanden gehört, doch da bekam er schon einen Magieschwall gegen seinen Körper geschickt und flog durch den ganzen Raum und krachte hart gegen die Wand.

Die Person ging mit langsamen Schritten auf Damon zu und legte den Kopf schief. „Hallo Damon." Damon blinzelte und seine Sicht wurde wieder klar. Nina stand vor ihm. Nina grinste leicht boshaft und warf ihre lockigen Haare nach hinten. „Ich schätze das dürfte spaßig werden."

***

Elena hatte es sich in ihrem Bett gemütlich gemacht. Sie wollte nicht hinaus. Am liebsten wollte sie einfach für immer in diesem Zimmer bleiben. Stephen war nicht zu Hause, das hatte sie mitbekommen. Also griff sie unter ihr Bett und holte ein altes Tagebuch hervor. Es war das Tagebuch von ihrem und Ninas Vater. Basel Fray.

Sie blätterte darin herum bis sie zu einem Eintrag kam.

01.01.1465 Liebes Tagebuch,

was hatte ich nur getan?! Ich wollte eine neue Rasse von Jägern erschaffen. Ich wollte die Menschheit vor der Dunkelheit der Magie und den übernatürlichen Wesen schützen. Doch nun zu welchem Preis? Erzengel Chamuel hatte mir und meiner Frau das genommen was mir am meisten liebten. Unsere Töchter. Er hatte uns verflucht. Immer und immer wieder werden wir unsere Kinder verlieren.

Es tut mir so leid, Elena und Nina. Ich liebe euch über alles. Ihr seid mir das wichtigste auf der Welt. Ich wünschte ich hätte euch das nicht angetan. Doch ich war so dumm. So naiv. Aber ich werde nicht aufgeben. Ich werde eine Möglichkeit finden euch zu retten. So dass ihr einmal älter werden könnt wie 18 Jahre. Sodass ihr ein Leben leben könnt was euch glücklich macht.

Ich weiß nicht wie lange es dauern wird, doch ich werde nicht aufgeben. Egal wie lange, egal welchen Preis. Ich werde alles tun um euch zu beschützen. Der Kelch der Engel, soll euch gehören. Er soll euch beschützen. Denn ich weiß das ihr die reinsten Herzen habt, denen ich je begegnet bin. Ihr werden den Kelch weise einsetzten. Denn ich befürchte es wird viele geben die diesen Kelch haben wollen. Er soll euch zwei beschützen.

Ich übergebe ihn jetzt wie geplant den neuen Jägern. Den Schattenjägern. Mögen sie gut damit umgehen, sodass sie eines Tagen den rechtmäßigen Besitzern in die Hände fallen. Euch. Denn bis ihr ihn habt, müsst ihr meinetwegen viel Leid durchmachen. Und dieser Kelch soll euch Schutz bringen.

Ich liebe euch, bitte verzeiht mir für das was ich euch beiden angetan habe.

Basel Fray

Elena starrte mit feuchten Augen auf den Tagebrucheintrag der sich fast wie einen persönlichen Brief las. Dieser Eintrag passte zu der Erinnerung die sie vor einginge Monaten hatte. Dort wo Chamuel sie und Nina verflucht hatte. An dem Tag wo sie das erste Mal gestorben sind.

***

Als Damon wieder zu sich kam durchflutete sein Körper Schmerz. Unsäglicher Schmerz. Langsam macht er die Augen auf und er realisierte das Nina ihn an einem Stuhl gefesselt hatte. Seine Arme waren mit Eisenketten an die Lehnen. Doch sie brannten fürchterlich in seine Haut hinein. Also musste Nina die Ketten mit Eisenkraut getränkt haben.

Ebenfalls die Ketten die sie um seinen Körper gezogen hatte und ihn so an die Lehne des Stuhls presste. Die Ketten schnitten in sein Fleisch und hinderten daran das seine Wunden heilten. In der Mitte von seiner Brust steckte ein gewaltiger Holzpfahl. Nur wenige Zentimeter von seinem Herzen entfernt. Um es zusammen zufassen, fühlte er sich als wäre er von einem Bus überfahren worden.

Was zur Hölle?", entfuhr es ihm als er sich alles so gut es ging angeguckt hatte. Nina stand am Fenster, dessen Vorhänge zugezogen waren. So konnte niemand von außen hineingucken. Sie legte den Kopf schief und betrachtete Damon, wie er so gefesselt vor ihr saß. „Was willst du hier, Nina?", wollte Damon wissen und rüttelte an den Fesseln. Dann erst viel ihm auf das er gar keinen Tageslichtring mehr trug. Sein Blick wanderte auf den Boden und fand ihn in der Nähe des Fensters wo Nina stand.

Hat Elena dich geschickt?", hakte Damon nach. Ihm wurde klar, dass es sich hier um einen Rachefeldzug handelte. Nina schüttelte den Kopf, trat zu Nina und kniete sich vor ihm hin. „Nein. Dafür ist sie einfach zu nett. Aber du hast es ja mal richtig schön mit ihr verscherzt. Sie hasst dich.", sagte Nina kalt und beobachtete ihn aus ihren samtbraunen Augen.

Diese Worte schnitten Tief. Tiefer wie die mit eisenkrautgetränkten Ketten. Doch er wollte es nicht wahr haben. „Nein tut sie nicht. Dieser van Helsing hat ihr nur das Gehirn vernebelt. Sie liebt mich!" Nina schüttelte verächtlich den Kopf und spielte mit dem Holzpflock in seiner Brust. Sie zog ihn leicht raus und ihm dann mit voller Wucht wieder einzurammen, was Damon ein leichtes schmerzvolles Keuchen entlockte. „Du bist viel zu arrogant, Damon.", zischte Nina und stand wieder auf.

Damon verzog das Gesicht. „Du kannst mich nicht töten, Nina. Es gibt nur eine Sache die das kann und die ist ziemlich gut versteckt.", sagte er und blickte Nina mit einem höhnischen Grinsen an.

Nina lachte glockenhell. „Alexia hat den Weißeichenpfahl, ich weiß. Aber bist du dir so sicher dass sie hinter dir steht? Du behandelst sie nicht so gut, wie ich mitbekommen habe, Damon."

Damon blickte sie weiterhin an. „Lexi würde dir den Pfahl niemals geben!", meinte er und war felsenfest davon überzeugt dass es stimmte. Nina sah ihn mit einer Geduld an, als würde sie zu einem Kleinkind reden. „Ich sollte dir mal was erklären: Du hast Sam getötet, also hasst dich Elena. Du drohst Alexia damit ihren Freund zu töten. Wie meinst du reagiert sie darauf? Das ist nicht sehr vertrauenserweckend, versteht du?", sagte Nina und stützte sich mit beiden Händen an die Lehnen von Damons Stuhl ab. Ihr Gesicht war nur noch Zentimeter von Damons entfernt.

Damon konnte praktisch die Magie spüren die durch ihren Körper jagte. Doch auch erkannte er das sie nun mit ihrer ganzen Magie im Einklang war. Nun musste er doch schlucken, aber immer noch glaubte er nicht, das Alexia ihm so verraten würde. Nina lächelte ihn jetzt leicht an. „Ich habe Alexia in ihrer Wohnung besucht. Sie war wirklich am Boden zerstört. Ich habe mit ihr geredet und sie hat mir den Weißeichenpfahl gegeben. Denn sie schien einzusehen was für ein Arschloch du doch geworden bist.", erzählte Nina ihm und holte einen Pfahl hervor. Es war ein weißer Pfahl der mit silbernen Linien durchzogen war.

Damon keuchte entsetzt und riss die Augen weit auf. Es war tatsächlich der Weißeichenpfahl. Nina fuchtelte damit unter Damons Nase herum. Jetzt konnte er sich gar nicht fest genug an den Stuhl pressen um einen kleinen Abstand zu dem Pfahl zu bekommen, der ihn in weniger als einer Sekunde töten konnte. „Ich werde dich heute nicht töten, Damon. Keine Sorge. Aber ich verspreche dir, solltest du Elena noch einmal zu nahe kommen, oder irgendjemanden verletzten der Elena und mir nahe steht. Dann werde ich diesen hübschen Pfahl nehmen und dich mit ihm heuten und alle Organe entnehmen. Dann werde ich ihn dir irgendwo reinrammen wo es schön weh tut, bis du endlich daran stirbst.", sagte Nina und Damon wusste sie meinte jedes Wort davon ernst.

Dann erhob sich Nina samt den Pfahl, ging wieder zum Fenster und ließ den Pfahl in der Innenseite ihrer Jackentasche verschwinden. „Ich hoffe wir haben uns verstanden, Damon.", sagte Nina und riss die Vorhänge auf. Die Sonne knallte herein und traf Damon mit voller Wucht. Seine Haut warf sofort blasen und er hatte das Gefühl er würde verbrennen. Nina sah ihn teilnahmslos an und ging dann ohne noch ein weiteres Wort zu sagen an dem Vampir vorbei, hinaus in die Freiheit.

Matthew stand gerade an einem Fenster des Institutes und atmete die frische Luft ein. Heute war ein guter Tag, fand Matthew und drehte sich dann herum und schenkte sich ein Glas Bourbon ein. In dem Moment trat Marco zu ihm und versperrte ihm dem Weg. Seine Lippen waren zu einer Linie gepresst und seine Augen waren zusammen gekniffen.

Matt grinste leicht und hob die Augenbrauen. „Du stehst mir im Weg, Marco." Marco verzog keine Miene und rührte sich keinen Millimeter. Matt seufzte und trank einen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. „Du willst über etwas reden. Ich kann es fühlen. Also... was liegt dir so schweres auf dem Herzen?" Marco verschränkte die Arme und musterte Matthew verächtlich. „Um ehrlich zu sein. Du, Matthew." „Autsch. Das tut echt weh zu hören, Marco.", sagte Matthew und blickte Marco gespielt pikiert an. Doch Marco schnaubte nur. In letzter Zeit lief alles scheiße. Sam war tot. Damon immer noch auf freiem Fuß und Matthew wollte hier das sagen haben. Außerdem hatte er keinen Kontakt mehr zu Nina gehabt, seit sie die Sache mit Raven alleine regeln wollte. Außer auf der Beerdigung von Sam, doch da hatte er auch keine Gelegenheit gefunden mit ihr zu reden.

Auch wenn du dich hier jetzt den Boss nennst, keiner von uns wird dich akzeptieren oder respektieren. Weißt du was dir fehlt? Für diesen Job braucht man Menschlichkeit. Sowas besitzt du nicht, Matthew." Matthew nickte zustimmend. „Das mag sein. Aber immerhin sind mir nicht unwissentlich zwei Hexen ins Haus gekommen. Und wegen mir ist auch nicht Sam gestorben, weil er dem nachgerannt ist, was er eigentlich hätte töten sollen.", meinte Matthew mit einem schulterzucken und trank noch einen Schluck.

Aber ich bin natürlich kein Unmensch. Wenn du nicht für mich arbeiten willst, biete ich dir genauso wie für Jonathan und Mike die einmalige Gelegenheit das Institute zu verlassen.", bot Matt Marco freundlicher weise an. Doch Marco schüttelte den Kopf. „Ich werde diese Institute niemals verlassen.", presste Marco wütend hervor. „Das freut mich doch zu hören. Aber lass mich erklären was du vielleicht noch nicht verstanden hast. Weshalb Mike und Jonathan gegangen sind. Wenn du nicht das machst was ich verlange und solltest du vielleicht sogar die Idee haben du könntest was hinter meinem Rücken ausrichten, wirst du wegen Verrates aus dem Dienst entlassen. Damit meine ich du wirst exekutiert. Wenn das klar ist, lass uns trinken!"

Marco sah Matthew hasserfüllt an. Natürlich hatte er auf all das gar keine Lust. Doch er konnte das Institut nicht alleine lassen. Und er konnte Nathan nicht alleine lassen. Das ging einfach nicht. Also sagte er: „Ich habe alles verstanden." Matthew grinste breit und reichte ihm ein Glas Bourbon, dann stießen sie zusammen an.

***

Elena war komplett in dem Tagebuch ihres Vaters vertieft, das sie gar nicht mitbekam das jemand in ihrem Zimmer stand. „Na?", rief Nina und lehnte sich gegen den Türrahmen. Elena zuckte erschrocken zusammen und presste das Buch an sich. „Was liest du da so spannendes?", wollte Nina neugierig wissen und trat auf ihre Schwester zu.

Wo warst du Nina?", wollte Elena als Gegenfrage wissen. Nina hob leicht die Hände und sagte: „Ich... musste noch etwas klären." Elena presste die Lippen zusammen, hob eine Augenbraue und durchbohrte ihre Schwester mit ihrem Blick. „Guck mich nicht mit diesem Blick an, Elena! Gut. Ich war bei Damon.", murrte Nina und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

Elena sah Nina weiterhin an. Damons Namen zu hören tat weh. Der Verrat den Damon begangen hatte. Den geliebten Menschen den er ihr genommen hatte. Es war noch so frisch. Und es tat so unglaublich weh. „Keine Sorge, er lebt noch. Ich... hab ihm nur ein bisschen weh getan.", erklärte Nina grinsend und ließ sich neben Elena fallen.

Elena nickte. „Gut. Ich hoffe sehr das er jetzt Angst vor dir hat!", meinte Elena und sah ihre Schwester an. Nina schmiegte sich sofort an ihren Zwilling und nickte eifrig. „Sollte er. Es wäre auf jeden Fall gesünder für ihn. Nun gut, Themawechsel. Was liest du denn jetzt da? Ich bin total neugierig!", wollte Nina wissen und versuchte einen Blick zu erhaschen.

Elena fühlte sich immer noch so unglaublich traurig und furchtbar. Doch das Gefühl das ihre Schwester immer bei ihr war, das sie immer an ihrer Seite war, egal was kam, ließ sie sich ein bisschen besser fühlen. Elena blickte auf das Buch. „Das ist das Tagebuch unseres Vaters. Ich hatte es im Institute gefunden und es mitgenommen. Ich habe hier Einträge. Der eine hier, den ich gefunden hatte... ließ mal.", sagte Elena und schlug die Seite auf, wo der Eintrag vom 01.01.1465 geschrieben stand.

Nina überflog die Zeilen und sah dann wieder zu ihrer Schwester. „Oh wirklich? DA hat er ja ganz schön lange gebraucht bis wir mal älter wurden wie 18.", meinte sie leicht sarkastisch. Elena nickte kurz. „Aber er hat es wohl irgendwie geschafft." „Ja. Und nun ja der Kelch war noch nie in unserem Besitzt und ich glaube auch nicht das Nate oder Matthew ihn rausrücken wollen. Da sie sonst von Vampiren und all den anderen überrannt werden." Wieder nickte Elena. „Ja. Und ich bin mir sicher die Vampire wollen den Kelch auch haben. Damit...", sie stockte kurz. Erst wollte sie Damon sagen. Doch sie konnte seinen Namen einfach nicht über ihre Lippen kriegen. „Damit sie sich selbst beschützen können. Vor den Werwölfen und den Schattenjägern. Clara hat mir das erzählt als ich kurz bei ihr war. Von allem was sie mir erzählt hat, war das das einzige was ich ihr geglaubt habe.", erzählte Elena und sah ihre Schwester mit einem funkelnden Blick an.

Oh, Elena. Ich kenne diesen Blick. Du willst den Kelch stehlen, richtig?" „Ja, schon. Ich weiß eine blöde Idee. Aber der Kelch gehört uns. Aber vor allem will ich nicht das Matthew oder..." „Oder Damon ihn bekommt.", vollendete Nina den Satz für ihre Schwester. Elena nickte bestätigend. Nina klatschte in die Hände. „Okay. Ich bin dabei. Stehlen wir den Kelch."

Und was habt ihr zwei dann vor?", fragte eine tiefe männliche Stimme. Die beiden Zwillinge drehten sich herum und sahen wie Stephen durch die offene Tür trat und die beiden Zwillinge fragend aus seinen grünen Augen ansah. Elena zuckte nur mit den Schultern und blätterte wieder in ihrem Tagebuch herum. Nina sah Stephen an und zuckte ergeben mit den Schultern. „Soweit waren wir jetzt noch nicht..."

Warum macht ihr nicht Urlaub?", fragte eine junge Frau und stellte sich neben Stephen. Es war Ayla Manchester. Stephens Schwester und die Person die vor wenigen Monaten noch alles versucht hatte die Zwillinge zu töten. Mittlerweile war ihr klar geworden das das eine dumme Idee war. Dass sie ihrer Trauer gefolgt war um Clayton gefolgt war und genau Clara in die Falle getappt war. Doch auch wenn Ayla die beiden Zwillinge nicht mehr tot sehen wollte, wollt sie sie nicht in der Nähe ihrer Familie wissen. Denn die beiden verbreiteten egal wo sie waren nur tot und verderben aus. Auch wenn sie dafür gar nichts konnten.

Wer bist du denn?", kam jetzt die Frage geschossen aus den Mündern von Elena und Nina. Stephen musste grinsend, auch Ayla lächelte leicht. „Ich bin Ayla, Stephens Schwester. Und ihr seid Elena und Nina. Ich habe schon sehr viel von euch gehört." Elena und Nina sahen sich an. „Logische Antwort. Jetzt wo sie es sagt, sieht man auch ne gewissen Ähnlichkeit.", meinte Nina und Elena nickte bestätigend. Ayla rollte leicht mit den Augen und wurde von Stephen an gestupst. „Was denn Brüderchen?!", dann sah sie zu den Zwillingen. „Also, was hält euch hier noch? Wieso macht ihr nicht ein paar Wochen Urlaub? Kommt zur Ruhe. Dann hab ihr einen klaren Kopf und wisst was ihr machen wollt, wo ihr hinwollt."

Elena sah skeptisch die beiden Geschwister an, dann zu Nina. „Das klingt eigentlich nach einer guten Idee. Doch was ist mit Clara." Jetzt grinste Nina wie ein Honigkuchenpferd und sah alle drei mit einem geheimnisvollen Blick an. „Oh. Mach dir wegen Clara keine Sorgen. Bevor ich bei Damon war, hab ich jemanden getroffen der das für uns regelt."

Und wen?", wollte Stephen wissen. Er kannte diesen geheimnisvollen Blick von Nina. Er hatte ihn schon Mal gesehen. Als er sie das erste Mal auf der Titanic gesehen hatte. Es ist so viele Jahre her. Doch manches änderte sich wohl nie. Und er war irgendwie froh darüber. Das noch etwas von der alten Nina übrig war, die er damals kennen gelernt hatte. „Erklär ich später. Denn Elena und ich müssen jetzt einen Kelch stehlen!", frohlockte Nina und hüpfte auf. Dann ergriff sie Elenas Hände und zog sie mit einem Schwung ebenfalls hoch.

***

Die Dunkelheit brach bereits herein als Claras Handy klingelte. Sie lag gemütlich auf ihrem Bett und blätterte in ihrem Grimoire herum. Leicht genervt blickte sie in die Richtung wo ihr Handy auf dem kleinen Nachttisch lag. Wer nervte denn zu dieser späten Stunde? Clara versuchte gekonnt das nervige klingeln zu ignorieren. Doch wer auch immer da anrief, war stur und rief andauernd durch.

Demonstrativ seufzte Clara und legte ihr Buch zur Seite. Dann rollte sie sich über ihr Bett zum Nachtischen. Sie warf einen Blick auf ihr Handy und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht, bevor sie ran ging. „Ja, Hallo?" „Ich komm nicht mehr in Ninas Kopf. Sie ist dank ihrer Freunde UND vor allem Elena viel zu stark. Und ich werde immer schwächer!", erklang Ravens Stimme am anderem Ende der Leitung.

Clara runzelte die Stirn. „Du rufst doch sonst nicht wegen irgendwas an, Raven. Sondern sprengst dich einfach in die Köpfe der Leute, mit der du dich unterhalten willst?" Raven schnaubte und versuchte die Fassung zu bewahren. „In anderleuts Köpfen rum zu schwirren kostet Kraft Clara. Und die habe ich nicht! Also was machen wir jetzt?!" Clara seufzte. Immer diese Ungeduld von Raven! „Nun denn, wie ich schon sagte, kommt dann Plan B"

Raven tigerte im Wald herum und fuhr sich übers Gesicht. „Jemanden klonen? Fällt das nicht zu sehr auf?" Clara stand auf und schlenderte die Treppe hinunter. Sie brauchte jetzt definitiv etwas zu trinken. Am besten mit Alkohol. Leicht wunderte sie sich ja schon, das Rachel gar nicht da war. „Wir ‚klonen' ja nicht nur. Es ist ja im Prinzip ein Golem mit der Vergangenheit der Person. Und noch ein paar magischen Extras. Und die Person die geklont wird...", plötzlich hörte sie auf zu reden, denn als sie die Treppe hinunter kam und einen Blick zur Haustüre warf, stand diese sperrangelweit offen. An dem Türrahmen gelehnt stand niemand geringeres als Alexia Kidman, eine uralte Dämonin. „Ich habe schon auf dich gewartet.", grüßte Alexia sie und schloss die Haustüre hinter sich.

Clara? Wer ist da bei dir? Hallo?! Antworte! Gut! Dann eben nicht. Ist ja nicht mein Problem. Ich konnte sie eh noch nie leiden!", zeterte er und legte auf. Musste er sich eben anders darum kümmern das sein Körper die dämonischen Kräfte weiter überlebte. Er hatte sich Zeit geschafft, als er die Ninas Dunkelheit praktisch inhaliert hatte. Dies würde reichen um sich einen eigenen Plan B zu erschaffen. Also verschwand Raven in der Dunkelheit der Nacht.

Clara hingegen hatte erkannt das sie in ernsthaften Schwierigkeiten ist. Ihr war bewusst das die alte Dämonin mächtiger war wie Clara. Vielleicht nicht wenn sie die Magie des Rituals bekommen hätte, was sie damals mit Nina gemacht hatte. Doch nicht heute, wo alles so ganz anders lief als geplant. Also drehte sie sich mit schreckensgeweiteten Augen um und rannte die Treppe wieder hoch. Einen so mächtigen Dämon wie Alexia als Feind zu haben, war ein schlechtes Zeichen. Ein sehr schlechtes Zeichen.

Alexia stand noch an der Tür und schüttelte leicht frustriert den Kopf. „Das sie immer vor dem unvermeidlichen weglaufen müssen!", dann schlenderte Alexia langsam zur Treppe. Nina hatte sie aufgesucht und sie in einem emotionalen Tief gefunden. Nina hatte Alexia aufgebaut und sie getröstet. Und in all ihrer Wut die sie momentan auf Damon hatte, vielleicht konnte man es sogar schon Hass nennen, hatte sie Nina den Weißeichenphfal gegeben. Und Nina versprochen sich um diese Hexe hier zu kümmern. Sie beobachtete wie Clara stolperte, sich aber noch fangen konnte und den Flur im ersten Stock langrannte.

Doch das würde nichts bringen, denn Alexia materialisierte sich direkt hinter Clara. Clara kreischte erschrocken auf. „NEIN!", schrie sie und rannte noch ein bisschen schneller. Flink bog sie um die Ecke ab in ihr Zimmer und versuchte mit Magie die Tür zu blockieren. Alexia verdrehte die Augen, diese unmittelbar danach schwarz wurden. Dann schlug sie mit der Hand gegen die Tür. Die Tür sprang auf und Clara stolperte panisch rückwärts.

NEIN. GEH WEG VON MIR DÄMON!", kreischte Clara ängstlich und stolperte zum Fenster. Sie versuchte das Fenster aufzumachen, damit sie rausklettern konnte, doch dabei riss sie nur die Gardine runter. Aber Clara registrierte es gar nicht, sondern rüttelte an dem Griff des Fensters. Doch es war blockiert.

Alexia blieb hinter Clara stehen. Ihre Dämonen Kräfte blockierten das Fenster. „Es ist Zeit Lebewohl zu sagen, Clara." Clara hämmerte panisch gegen das Fenster. Doch es brachte gar nichts. Denn Alexia griff an und dann hörte man nur noch einen lauten Schrei.

***

Zur gleichen Zeit haben sich Elena und Nina an Institute herangeschlichen. Dank ihrer Magie spürten sie das sich niemand mehr in dem Gebäude befand. Leicht paranoid sahen sich die beiden Hexen dann nochmal um. „Ich hab einen Tarnzauber. Damit uns niemand zufällig sieht.", hauchte Elena und sah ihre Schwester an. Diese nickte abenteuerlustig und schon zauberte Elena und beide verschmolzen mit der Nacht.

Auch wenn sie niemand sehen konnte, konnte man sie dennoch hören. Also schlichen sie auf Zehenspitzen zum Hintereingang. Denn der Vordereingang war nur so mit Kameras übersät. Erst kletterte Elena über die Terrasse, dann Nina. Zusammen pressten sie sich an die Wand. Nur ihren Atem sah man von den Beiden. „Da unten ist der Geheimgang. Wie ich es gesagt habe!", flüsterte Nina und stupste ihre Schwester an. Elena folgte ihrem Blick und nickte. Dann flitzte sie los, Nina folgte flink wie ein Schatten ihrem Zwilling hinterher.

Sie rannten die kurze Treppe hinunter und öffneten mit einem kleinen Zauber die schwere Eisentüre. Lautlos traten die beiden herein und mussten ihre Augen zusammen kneifen. Es war absolut dunkel hier. Nicht ein Lichtschein kam herein, so dass sie sich erstmal an die Dunkelheit gewöhnen müssten. Aber Elena war nicht dumm und hatte eine Taschenlampe mitgebracht, die etwas Licht spendete.

Es führte eine weitere Treppe hinunter, die die Zwillinge vorsichtig hinabstiegen. Keine von beiden war jemals so weit unten im Institute gewesen. Doch laut dem was sie wussten, war der Kelch hier unten. Wieder kamen sie an eine Tür, die auch fest verschlossen war. Für normale Menschen.

Ein Zauberspruch später und die Türe öffneten sich mit einem lauten Quietschen und knarzen. Den beiden Zwillingen blieb vor Schreck bald das Herz stehen. „Meinst du uns hat jemand gehört?", wollte Elena nervös wissen und drehte sich herum um mögliche Angreifer früh genug zu erkennen. „Nein. Denke nicht. Ich hätte es gespürt wenn jemand ins Institute ohne uns gegangen wäre.", sagte Nina zuversichtlich und lächelte ihre Schwester an.

Ja. Genau. Stimmt.", meinte Elena und drehte sich dann wieder um. Gemeinsam gingen sie in den Raum. Für einen Kellerraum, sah dieses Zimmer erstaunlich schön aus. Es hatte eine hohe Decke und war eingerichtet wie ein Museum. Nina fasste die Wand entlang bis sie einen Lichtschalter fand. Sie drückte ihn und helles Licht durchflutete den Raum.

Überall standen Tische und Schränke mit Vitrinen. Fast alle Vitrinen waren gefüllt mit magischen Gegenständen, Büchern und Waffen. In der Mitte des Raumes war eine Art kleiner Altar aufgestellt. Doch dieser Altar war leer. Elena und Nina sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an und gingen dann zu diesem Altar. Der Tisch war staubig, doch in der Mitte von dem Tisch war ein runder Abtrug, der von dem Staub befreit war. „Wenn ich mich nicht täusche, stand hier der Kelch der Engel.", flüsterte Nina und sah Elena an. Diese nickte. „Aber wo ist er nur?!", wollte sie wissen und sah sich um. „Er ist bestimmt nicht in einem der Schlafzimmer der anderen. Das wäre viel zu unsicher." „Ja, das denke ich auch. Was ist mit Matthews Zimmer?!"

Elena sah Nina an und nickte. „Ja, vielleicht. Vielleicht will er den Kelch für sich selbst haben und ihm geht es gar nicht um das Institute?" „Los wir gucken nach!", meinte Nina.

Abenteuerlustig sahen sich die Zwillinge an und flitzten die Treppen wieder hinauf. Schon waren sie an der Stelle wo sie hineingekommen waren. Doch auch hier liefen sie die Treppen noch ein weiteres Stück rauf.

Irgendwann kamen sie zu den Schlafzimmern und entdeckten eins wo Matthews Name drin stand. Mit klopfenden Herzen und nervösen Magen schlichen sie in das Zimmer. Denn sie wussten das es nicht mehr lange dauern würde und einer der Schattenjäger wieder zurück kommen würde. Im schlimmsten Fall Matthew.

Leise und vorsichtig untersuchten sie den ganzen Raum. Elena nahm sich seinen Kleiderschrank vor. Sie durchwühlte die Kartons und die Koffer. Suchte sogar nach einer Hinterwand ab. Doch alles was sie fand waren Waffen. Unmengen an Waffen.

Nina kam irgendwann an dem Kaminofen. Es war ein altes Stück und er sah nicht so aus als würde man ihn sehr oft benutzen. Also kniete sie sich hin und tastete ihn von innen ab. In der Hoffnung den Kelch zu finden. Doch nur eine große Wolke Ruß begrüßte sie, was sie zum Niesen brachte. „SHHH!", zischte Elena ihr zu. „Sorry.", nuschelte Nina und hielt sich die Nase zu um das nervige Kribbeln los zu werden.

Dann ging die Suche weiter. Unterm Bett, nach losen Dielen auf dem Boden. In der Kommode. Doch das einzig interessante was die beiden fanden war ein großes Bündel Geldscheine. Nina hielt es in der Hand und grinste breit. „Na wenigstens etwas." „Nina du kannst doch kein Geld stehlen!", meckerte Elena sofort. „Doch kann ich. Hat Matthew verdient. Haben wir was für unseren Urlaub!", frohlockte Nina leise und packte sich das Geld in die Jackentaschen.

Von mir aus. Aber wir müssen hier weg.", sagte Elena jetzt, als sie einen Blick aus dem Fenster riskierte und Matthew kommen sah. Nina nickte sofort und sie schlichen sich unbemerkt aus dem Weg hinaus, wie sie hineingekommen sind.

***

Sie hatten den Kelch nicht gefunden. Doch an ihrem restlichen Plan wollten die Zwillinge fest halten. Sie wollten Urlaub machen. Einen langen, langen, langem wohlverdientem Urlaub. Nina hatte alles gebucht und schon haarklein durchgeplant. Schließlich wollte sie ihrer Schwester etwas Gutes tun. Sie wollte ihr eine Freude bereiten, sie ablenken und dafür sorgen dass sie Spaß hatte und es ihr wieder besser ging. Und dazu gehörte ein vollkommen Männer und Magielosen Urlaub.

Wohin geht es denn?", wollte Elena nun wissen als sie ihre Sachen einpackte. Irgendwie freute sie sich ja schon auf den Urlaub. Doch Nina machte so ein Geheimnis draus! „Verrate ich erst wenn wir losfahren. Aber pack dir sommerliche Sachen ein!", trällerte Nina und hatte ihre Sachen schon längst eingepackt. Es war früh am Morgen. Vielleicht gerade mal 6:00 Uhr, doch es war egal. Hauptsache bald Urlaub.

Elena seufzte und fing dann an alles fertig zu packen. Nina grinste kurz, dann ging sie vor die Tür. Sie schnappte sich ihr Handy und tippte eine altbekannte Nummer ein. „Nina?", erklang Marcos Stimme sofort. „Hey Marco.", grüßte Nina ihn leise, mit schuldbewusster Stimme. „Nina. Wie geht's dir?" „Gut. Ich... ich wollte mich entschuldigen.", fing Nina an und kam direkt auf den Punkt. Am anderen Ende der Leitung war nun Stille. „Ich weiß ich habe dich verletzt als ich letztens gegangen bin, ohne deine Hilfe anzunehmen. Das ich dich von mir gestoßen habe. Schon wieder. Ich wollte das nicht. Doch ich musste. Ich hatte keine andere Wahl, Marco." „Nina, es ist okay. Hauptsache dir geht es gut. Mehr brauche ich nicht.", sagte Marco und seine Stimme klang so unglaublich sanft, dass Nina schlucken musste.

Elena und ich werden Urlaub machen." „Urlaub? Wie schön. Das habt ihr euch beide verdient. Wie lange?", hakte Marco nach. „Das ist es. Ich weiß es nicht. So lange wie es sein muss. Vielleicht nur zwei Wochen, vielleicht einen Monat. Vielleicht länger. Es ist viel passiert Marco." Marco musste am anderen Ende schlucken. Das klang nach einem Abschied, der vielleicht für immer war. „Meldest du dich wenn du wieder da bist?" „Natürlich. Das werde ich. Pass auf dich auf Marco. Ich liebe dich.", sagte Nina schnell und legte dann auf.

Am anderen Ende sah Marco noch auf sein Handy. Hatte er das gerade richtig gehört? Hatte Nina gesagt das sie ihn liebt? Jetzt fing er an zu strahlen. Nun war es egal wie lange sie Urlaub machten. Er würde auf Nina warten. Denn er liebte sie auch. Aus vollem Herzen.

Auch Elena wollte sich noch von jemanden verabschieden. Nämlich von Nathan. Auch wenn sie mitbekommen hatte wie es bei Nathan und Sam geendet hatte, wusste sie, dsas Nathan es nie so gemeint hatte. Denn Nathan hatte ein gutes Herz. Sie rief ihn an und wartete darauf das er ran ging, doch er hob nicht ab, es ging nur seine Mailbox ran. „Hey Nathan. Ich... ich wollte kurz anrufen. Ich hab mir irgendwie Sorgen gemacht weil du nicht auf der Beerdigung von... Sam...warst." Elena musste kurz eine Pause machen, denn ihre Stimme hatte angefangen zu zittern. „Nun ja. Ich wollte mich verabschieden. Nina und ich machen Urlaub. Nina macht ein riesen Geheimnis draus, daher kann ich gar nicht sagen wie lange es dauert. Ich wollte nur Bescheid geben. Und dir alles Glück wünschen Nathan. Du bist ein Guter Mann und ein Guter Anführer der Schattenjäger gewesen. Das wissen Nina und ich. Das wusste Sam. Das wissen die anderen. Also lass dir nichts von Matthew einreden.", sagte sie und meinte jedes Wort ernst. „Nun Ja. Ich muss jetzt. Also. Man sieht sich. DU kannst dich jeder Zeit melden.", sagte sie dann und legte auf.

***

Viel Spaß euch zwei", meine Ayla lächelnd und drückte erst Nina, dann Elena. „Danke.", meinte Elena. „Ja. Danke dass du mich auf diese Idee mit dem Urlaub gebracht hat!", trällerte Nina. Stephen und Ayla lachten leicht, dann umarmte Stephen Elena kurz, die dann ins Auto stieg, während Nina die Koffer in den Kofferraum hievte. „Warte ich helfe dir.", meinte Stephen und packte die Koffer in den Kofferraum. „Danke. Schließlich hatte sich Elena entscheiden eiskalt faul zu sein!", meckerte Nina und schoss durch die Fensterscheiben böse Blicke auf ihre Schwester ab, die unschuldig grinsend zurück blickte.

Stephen lackte kurz und fuhr sich über den Nacken. Irgendwie passierte es immer wieder, das ihm die Worte fehlten wenn er bei Nina war. Nina lächelte ihn sanft an und umarmte ihn dann. „Danke für deine Hilfe. Dank für alles.", sagte Nina und meinte es ernst. Stephen lächelte leicht und erwiderte die Umarmung. „Kein Thema. Immer wieder gern" Nina lachte leicht und löste sich dann. „Danke dass du mich nicht hasst. Dafür... das.. Clayton.." „Vergiss es. Clayton hat sich selbst in die Lage gebracht.", meinte Stephen leicht lächelnd und strich eine lose Strähne aus Ninas Gesicht. „Okay." „Werdet ihr wieder kommen? Oder ist das ein getarnter Abschied für immer?", wollte Stephen wissen und durchbohrte Nina mit seinen grünen Augen. „Wir werden wieder kommen. Versprochen.", meinte Nina grinsend und drückte Stephen einen Kuss auf die Wange, dann stieg auf den Fahrersitz ins Auto ein.

Ich weiß du wollteste den Kelch gerne haben. Aber ich bin mir sicher wie kriegen auch so ein normales Leben hin.", meinte Nina und lächelte ihre Schwester aufmunternd an. „Ich weiß. Aber Danke das du ihn mit mir stehlen wolltest." „Ich werde doch gerne für dich kriminell. Also bereit für den Urlaub?", fragte Nina und trommelte auf dem Lenkrad herum. „Bist du bereit für Florenz?!" Elena sah Nina mit großen Augen an. „Florenz? Italien? EUROPA!?", quietschte Elena begeistert und umarmte Nina stürmisch. Nina lachte und erwiderte die Umarmung. „Jap." „Ich wollte da schon immer hin. Dann lass uns los!" Nina lachte und Gab dann Gas. Schon bogen sie um die Ecke und fuhren den Sonnenaufgang entgegen, Richtung Flughafen.

Epilog

 

„WO IST MEIN KELCH?!", brüllte Matthew das Haus zusammen. Er hatte sofort gemerkt dass etwas nicht stimmte. Und dann war er in den Keller gegangen und DER KELCH WAR FORT. Marco und Nathan die dem Krach gefolgt waren sahen Matthew verwirrt an. „Keine Ahnung wo der Kelch ist.", meinte Marco und Nathan nickte. „Wirklich keine Ahnung" Matthew drehte sich wütend herum. „Das hoffe ich für euch! Denn wir haben jetzt ein Problem! Wenn die Monster das da draußen mitkriegen, werden sie uns die Tür einrennen!", zeterte Matthew und rauschte an den beiden vorbei.

Da hat Matthew recht.", meinte Marco und kratzte sich das Kinn. Nathan nickte. „Ja. Auf jeden Fall. Meinst du die Zwillinge haben den Kelch?" „Vielleicht. Schließlich gehörte er ihrer Familie." Nathan nickte. „Ich hoffe sie haben ihn. Dann ist er wenigstens in den richten Händen." Auch Marco nickte. Hoffentlich war es so.

Doch da lagen beide falsch. Elena und Nina hatten ihn nicht. Doch auch hatte ihn Damon nicht. Nein, der Kelch war bereits weit, weit fort.

Auf einem Schiff, das gerade die Küste entlang schiffte, stand ein Mann. Er hatte schulterlange braune Haare, ein breiteres markantes Gesicht und braune Augen. Neben ihm am Steuerbord stand der Captain des Schiffes. Etwas kleiner als der braunhaarige Mann. Mit zerzausten schwarzen Haaren und abenteuerlustigen hellblauen Augen. „Habt Ihr das was Ihr sucht?", wollte der Captain wissen und trank einen großen Schluck Rum aus seiner Flasche.

Der braunhaarige nickte und holte etwas aus einer Kiste hervor. Es war der Kelch der Engel. Im Mondlicht glitzerte das Gold des Kelches und es strahlte pure Magie aus. Die Magie der Engel. Captain Tristan Stone staunte nicht schlecht. „Der ist echt schick. Bestimmt einiges wert." „Ja. Sehr viel wert. Mehr als Ihr euch je vorstellen könnt, Tristan.", sagte der braunhaarige und verstaute den Kelch voller Ehrfurcht wieder.

Tristan nickte und musterte den Mann neben sich. „Ich kann mich an das immer noch nicht gewöhnen. Dieses... Zauberzeugs.", meinte er, deutete mit dem Hand auf das Gesicht seines Kumpanen und trank noch einen Schluck. Der Mann nickte und schloss die Augen. Keine Sekunde später veränderte sich seine Gestalt. Seine breiten Schultern wurde schmäler, seine Statur ein tick kleiner und hagerer, aber keines Falls untrainiert. Seine schulterlangen Haare wurden kurz und pechschwarz. Seine Gesichtsform wurde etwas kleiner und kantiger. Als er seine Augen öffnete, war dort nichts mehr von dem sanften braun zu finden. Sondern es strahlten Tristan ein blau an, das dem Ozean Konkurrenz machen konnte. „Das kann ich verstehen, ich mag meine eigenen Gestalt auch lieber. Wann sind auf Lian Yu?", fragte der Mann, dessen Gestalt sich verändert hatte. Der Mann der niemand geringeres war als Basel Fray. Elenas und Nina Vater.

Wieso er den Kelch gestohlen hatte? Dies war ein Geheimnis, wessen Basel Fray mit sich nahm. Mit sich auf die gefährliche Insel Lian Yu, dessen Bedeutung übersetzt heißt Fegefeuer, im Norden Chinas liegt.

Doch jedes Geheimnis wird früher oder später ans Licht kommen. So auch dieses, irgendwann.

 

-Ende Band 1-


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.10.2015

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