Die Sterne funkelten im Himmel wie die Lichter von Manhattan. Strahlend hell, wunderschön, rein wie eine unberührte Seele. Der Doctor lehnte an der Tür seiner TARDIS und betrachtete mit traurigem Blick die Flugbahnen der Sterne. Einsam. Genauso fühlte sich der Doctor seit einer Ewigkeit. Egal wie oft er seine Reisebegleitung wechselte, es war nie wirklich real für ihn. Natürlich hatte er die ein oder andere in seine Herzen geschlossen. Doch wonach er sich wirklich sehnte war wahre Liebe. Eine Liebe, wie sie in den Büchern beschrieben wird. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter und starrte auf die Stapel Bücher auf dem Boden. Er seufzte und fuhr sich durch sein braunes Haar. Dann wandte er sich von dem Sternenhimmel ab und verschloss die Tür der TARDIS zum Universum. Mit langen Schritten durchquerte er die TARDIS und legte den Schalter um. Doch nichts tat sich. Er runzelte die Stirn und starrte mit zusammengekniffenen Mund auf die Konsole. "Was ist denn jetzt wieder los?", fragte er sich verärgert und legte den Schalter abermals um. Doch anstatt sich in Bewegung zu setzen, schrillte plötzlich ein Alarm durch die TARDIS. Ein rotes Warnlicht flackerte durch den Raum und ließ den Doctor scharf einatmen. "Nein.Nein.Nein Nein. Was ist denn plötzlich los?!", rief der Doctor aufgebracht und drückte flink einige Schaltknöpfe, nur um herauszufinden, dass keiner davon funktioniert. Die TARDIS kippte zur Seite und riss den Doctor zu Boden. "WAHH!!", schrie er auf und klammerte sich am Gelände fest. Die TARDIS drehte sich um die eigene Achse, Funken stoben durch den Raum und ein dichter Rauch bildete sich. "NEINNNNN!!!" War alles was der Doctor noch rufen konnte, bevor er mit seinem Raumschiff abstürzte.
Die Grillen zirpten, ein laues Lüftchen wehte durch den schön angelegten Garten. Es war sehr still und kein Licht brannte, außer bei einem einzigen Fenster. „Nein Mira! Nein nein nein nein!“ „Ach komm schon, du Sturkopf“, rief Mira verärgert aus. „Ein Blinddate ist nicht so schlimm, wie jeder glaubt und vertraue mir: Der Typ ist megaheiß!“ Clary schnaubte und verschränkte trotzig die Arme. „Dann solltest du dich mit ihm einlassen!“ Mira rollte theatralisch mit den Augen und warf die Hände zur Kapitulation. „Okay, Clary. Vergessen wir's einfach! Ich wollte dir nur was gutes tun. Du Huhn!“ „HUHN?!“, rief Clary aufgebracht und starrte ihre jüngere Schwester mit offenen Mund an. Mira grinste übers ganze Gesicht und nickte stolz. „Ja. HUHN!“, prustete sie. Ihr glockenhelles Lachen erfüllte den ganzen Raum. Clary kniff die Augen zusammen, knackste mit den Fingern und schnappte sich ein Kopfkissen.
Mit voller Wucht ließ sie es auf den Kopf ihrer Schwester sausen. „AU!!“, empörte sich Mira und riss die Augen mit gespieltem Entsetzen weit auf. „Na warte!“ Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang sie vom Bett auf und stürzte sich auf ihre ältere Schwester. Clary kreischte auf und ließ das Kissen fallen. Mira schnappte es sich und schlug lachend auf Clary ein. „Ich ergebe mich! Mira ich ergebe mich“, stieß Clary hervor und schützte ihr Gesicht mit den Armen. Mira hielt inne und guckte sie skeptisch an. „Ach wirklich?“, fragte sie und zog ihre schwungvollen Augenbrauen nach oben. Clary grinste breit und ein hinterhältiges Funkeln erschien in ihren braunen Augen. „Clary“, presste Mira noch hervor, bevor Clary sie mit einer Kitzelattacke zum Schweigen brachte.
Mira lachte laut und schlug um sich. „Aufhören. Clary.“ Clary kicherte und ließ von ihrer Schwester ab. „Okay. Frieden. Auf beiden Seiten“, sagte sie und fuhr sich durch die zerzausten, langen, braunen Haare. Mira sah Clary mit glänzenden Augen an und nahm eine Strähne von Clarys seidigen Haar zwischen Zeigefinger und Daumen und meinte: „Deine Haare sind so wunderschön. Ich will auch solche Haare.“ „Spinnst du?! Deine Haare sind sooo toll, Mira.“ Clary schlang die Arme um ihre Schwester und drückte sie fest an sich. „Ich bin ja so froh dich als meine Schwester zu haben“, flüsterte Clary und strich ihr über ihr schwarzes Haar. Mira erwiderte herzhaft die Umarmung und wisperte zurück: „Ich auch.“ Beide lösten sich aus der Umarmung und lächelten sich an. Doch dann standen Mira plötzlich Tränen in den Augen. Clary sah ihre kleine Schwester bestürzt an und hauchte: „Mira? Was ist los?“ Mira wischte sich schnell über die feuchten Augen und lächelte tapfer. „Nichts … ich musste nur daran denken, dass du bald dein Studium beginnen wirst. Ich werde dich so vermissen!“ Jetzt standen auch Clary die Tränen in den Augen.
„Oh Mira.“ Clary zog Mira wieder in eine Umarmung. Stillschweigend verharrten sie so bis plötzlich ein Knall, die beiden auseinander schrecken ließ. „Was war das?!“, rief Mira erschrocken, während Clary aus dem Bett sprang und zum Fenster lief. Dicker Qualm stieg in der Nähe der Hecke auf. Clary kniff die Augen zusammen und erkannte nur schleierhaft einen Schemen. Es sah wie eine … „Notrufpolizeibox?“, brachte Clary ungläubig heraus und hob die rechte Augenbraue. „Wie bitte?“, fragte Mira neugierig und wagte sich neben Clary. Beide legten gleichzeitig den Kopf schief und starrten auf die blaue Box. Mira öffnete den Mund und schloss in dann wieder. Doch schließlich fragte sie: „Wie kommt das in unsern Garten?“ „Ich habe keine Ahnung.“ „Glaubst du da braucht jemand Hilfe?“
Clary sah zu Mira und zuckte mit den Achseln. Statt einer Antwort schnappte sie sich die Taschenlampe vom Schreibtisch und wandte sich zur Zimmertür. Mira griff nach Clarys Handgelenk und meinte mit besorgtem Gesichtsausdruck: „Und was wenn es ein Mörder ist?“ „Ein Mörder mit einer blauen Box?“, erwiderte Clary mit einem frechem Grinsen. Mira zog einen Schmollmund und verschränkte die Arme. „Könnte ja sein. Okay aber ich gehe mit.“ Mira rannte aus dem Zimmer und bevor Clary sich fragen konnte wohin sie verschwunden war, kam sie mit einer großen Pfanne wieder zurück. „Nur für alle Fälle.“ Clary kicherte und schüttelte lächelnd den Kopf. „Du bist ein Original, Mira.“ Mira grinste über beide Ohren. Dann machten sich die beiden Mädchen auf den Weg nach unten zur mysteriösen blauen Box.
Die beiden Mädchen schlichen durch den Garten. Eine kühle Brise strich sanft über den rosigen Wangen der Schwestern. Es war eine herrliche und sternenklare Nacht. Nur der dichte Qualm durchzog die Luft wie ein unheilvolles Gewitter. Clary beschleunigte ihre Schritte und blieb vor der Telefonbox stehn. Plötzlich öffneten sich zwei blaue Türhälften und zwei Hände klammerten sich an den Rahmen. Clary zog erschrocken die Luft ein und sah mit großen Augen auf die Hände. Mira stolperte auf Clary zu und rannte gegen ihren Rücken. „Shhhttt“, zischte Clary und deutete auf die beiden Hände. „OH“, war das einzigste was Mira herausbekam. Plötzlich guckte ein Kopf über den Rand und lächelte die beiden Mädchen an. „Oh mein Gott! Ich lebe noch! Oh man solche Turbulenzen hatte ich ja schon lange nicht. Tut mir leid für … naja für dieses Durcheinander. Ich bin der Doctor. Und ihr seid?“, sprach der Fremde sehr schnell und starrte die beiden erwartungsvoll an. Mira verzog sich hinter Clarys Rücken. Clary hingegen straffte ihre Schultern und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. „Wer sind Sie? Ich meine Doctor? Also bitte! Wie ist ihr echter Name und wie haben Sie diese Box in unsern Garten reingebracht?!“ Der Doctor schwang ein Bein über den Rand der TARDIS und fuhr sich durch seine braunen Haare. „Wie ich schon sagte. Mein Name ist Doctor. Alle nennen mich so. Keine weiteren Fragen. Und das ist die TARDIS. Meine Zeitmaschine aber es gab Komplikationen und ich bin abgestürzt und hier gelandet.“ „Der ist ein Irrer, Clary. Los lass uns die Polizei rufen!“ „Nein wartet“, rief Doctor und schwang sein anderes Bein ebenfalls über den Rand, dann ließ er sich auf den Boden fallen und richtete sich mit einen schiefen Lächeln auf. Er streckte seine Hand aus und tastete sich mit vorsichtigen Schritten vorwärts. „Ich schwöre. Ich werde euch nichts tun. Ich lüge nicht. Das ist die reine Wahrheit. Entweder ihr glaubt mir und verratet mir euren Namen oder ihr dreht um und rennt in euer Haus.“ „Clary Johnson“, schoss es aus Clary wie aus einer Pistole. Von sich selbst überrascht schlug sie sich die Hand auf den Mund und ließ die Taschenlampe fallen. „Clary!“, stöhnte Mira vorwurfsvoll und verdeckte ihre Augen mit der Hand kopfschüttelnd. Der Doctor grinste breit und kam auf Clary zu, nahm ihre Hand und schüttelte sie beiden Händen erfreut: „Clary Johnson. Wundervoller Name. Wie eine kleine Elfe. Passt sehr gut zu Ihnen.“ Clary konnte nicht umhin rot zu werden. Sie musste zugeben der Mann, der sich selbst den Doctor nannte, sah bezaubernd aus und erst seine Augen. So eine undefinierbare Farbe. Manchmal waren sie grün, dann wieder gräulich. Clary verlor sich langsam in diesen Augen. „CLARY!“, brüllte Mira in das Ohr ihrer Schwester. „Was?!“, schreckte Clary aus ihrer Trance auf und sah mit großen Augen Mira an. Mira kniff verärgert den Mund zusammen und tappte mit dem Fuß. Der Doctor kratzte sich verlegen am Kopf und sah zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann plötzlich klatschte er in die Hände und meinte fröhlich: „Wie es scheint seid ihr euch nicht ganz einig. Ich kann das verstehen. Lasst euch ruhig Zeit. Ich bin dann mal. ..“ Guckt durch den Garten und deutete dann auf eine dunkle Ecke. „Dort wenn ihr mich braucht.“ Dann marschierte er zielstrebig auf die Ecke zu und reckte ihnen einen Daumen entgegen. Mira funkelte den Doctor zuerst an und widmete sich dann Clary. „Was sollte das?!“ „Was sollte was?!“ „Na. So als würdest du den Typen gleich in dein Bett schleppen!“ „Was?! Das hast du dir nur eingebildet“, funkelte Clary ihre Schwester an. Mira ließ die Schulter sacken und sah Clary mit großen wässrigen Augen an. Clary sah betroffen zu Mira und strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Tut mir leid. Ich wollte nicht so zickig sein.“ Mira seufzte und schlang die Arme um ihren Körper. „Wenn das wirklich stimmt … das mit der Zeitmaschine. Dann wirst du mit ihm gehen. Das weiß ich. Denn du willst immer nur hier weg!“, stieß Mira hinter zusammengekniffenen Zähnen hervor und sah Clary vorwurfsvoll an. Clary verspürte einen heftigen Stich im Herzen und sah ihre Schwester mit aufgerissenen Augen an. „So denkst du über mich?“, fragte Clary mit Tränen in den Augen. Mira stand dicht vor ihrer Schwester und erwiderte mit fester Stimme: „Sieh mir in die Augen und sag, dass ich nicht recht habe!“ Clary versuchte dem Blick standzuhalten, doch sie konnte es nicht und senkte den Blick. Eine vereinzelte Tränen fiel durch die Luft ins Gras. „Es tut mir leid. Aber Mystic Falls hat rein gar nichts zu bieten. Das einzige was mich hier noch hält ...“ Sie hob den Blick und sah ihrer Schwester tief in die Augen. „Bist du.“ Miras Gesichtszüge wurden weich. Sie schlang die Arme um ihre Schwester und drückte sie fest an sich. „Wenn du mit ihm reisen willst, dann werde ich mit kommen.“ „Wundervoll“, erschallte die Stimme von dem Doctor neben den beiden Mädchen. Die beiden stoben auseinander und warfen ihm denselben vorwurfsvollen Blick zu. Der Doctor machte einen Schritt zurück und grinste schüchtern: „Derselbe Blick. Ein Blinder würde sogar erkennen, dass ihr beide Schwestern seid. So wollt ihr euch mir anschließen? Naja nachdem die TARDIS sich wieder regeneriert hat?“ Mira seufzte und nannte dann schließlich ihren Namen. Des Doctors Mundwinkel zuckten. Noch nie war ihm jemand begegnet wie die beiden Mädchen, die sich beide so ergänzten wie ein Puzzleteil. Er streckte beiden seine Hände hin, die sie annahmen. Clary flinker als Mira. Und dann zog er sie mit sich. In eine Welt voller Abenteuer.
„Was ist das?“, fragte Clary und wollte einer der vielen Knöpfe in der TARDIS berühren. Doch bevor sie in die Reichweite kommen konnte, schlug ihr der Doctor sanft auf die Finger. „Nichts anfassen, Clary. Die TARDIS ist sehr empfindlich.“ Der Doctor schenkte Clary noch kurz ein kleines Lächeln und wuselte schon wieder um die runde Konsole herum. „Fass dies nicht an. Tu das nicht. Am besten atme gar nicht“, äffte Mira den Doctor nach und lehnte sich gelangweilt ans Geländer. Clary schenkte ihrer Schwester ein aufmunterndes Lächeln und stupste sie mit der Schulter an. Mira erwiderte das Lächeln und flüsterte: „Ich hoffe für dich wir sind hier nicht an einen Irren mit einer blauen Box geraten.“ „Naja. Doch seid ihr. Ich bin ein Irrer mit einer blauen Zauberbox“, sagte der Doctor und lächelte beide ins Gesicht. „Sie sollten unbedingt damit aufhören, wie von Zauberhand vor uns zu stehen!“, meinte Mira und hielt sich die Brust, in der ihr Herz bis zum Halse schlug. Clary hingegen war wieder vollkommen im Anblick des Doctors vertieft und ein tiefes Entzücken erhellte ihr Gesicht. Mira blickte zu ihrer Schwester und warf die Hände hoch. „Nicht schon wieder“, meckerte sie und kniff Clary in den Arm. „AU! Wofür war das?“, fauchte Clary ihre Schwester an. „Willkommen zurück, Clary“, meinte Mira und rollte mit den Augen. Der Doctor jedoch schien von der Schwärmerei Clarys nichts mitzubekommen und war schon wieder vollends damit beschäftigt die TARDIS zu bedienen. Clary beobachtete den Doctor und schnurrte förmlich: „Ist er nicht hinreißend?“ „Ja er ist hinreißend. Bla Bla.“ Doch Clary bemerkte den Sarkasmus ihrer Schwester gar nicht und ging auf den Doctor zu, platzierte sich neben ihn und fragte: „Wohin geht es als erstes?“ Der Doctor wandte seine volle Aufmerksamkeit Clary zu und schenkte ihr ein atemberaubendes Lächeln. „Nun gute Frage, Clary. Gute Frage“, begann er geheimnisvoll. „Worauf hätten Sie denn Lust? Ein anderes Universum? Eine andere Zeit? Ein anderer Planet? So gut wie ALLES ist möglich.“ Clary starrte wie hypnotiziert auf seine sinnlichen Lippen und blieb stumm. Unfähig irgendein vernünftiges Wort herauszubekommen. Der Doctor runzelte die Stirn und schnippte mit den Finger vor Clarys Gesicht. „Clary? Geht's Ihnen gut?“, fragte er leicht besorgt. „Natürlich geht es ihr gut. Zu gut“, antwortete Mira für ihre Schwester. „Doctor wir wollen gerne in eine andere Zeit. Wie wäre es mit dem Mittelalter? Ritter, Burgen und ...“ Mira sah kurz zu ihrer Schwester und grinste frech. „Jungfrauen die gerettet werden müssen.“ „Ich hoffe damit meinst du nicht jemanden bestimmten!“, sagte Clary bissig und zog einen leichten Schmollmund. Der Doctor holte tief Luft und klatschte dann in die Hände. „Euer Wunsch ist mir Befehl.“ Er zwinkerte Clary zu und schon rauschten die drei durch Raum und Zeit.
Doctor warf den beiden Mädchen prachtvolle Kleider zu und nahm sich selbst einen zeitgenössischen Anzug heraus. Clary musterte das grüne Kleid und schaute dann fragend den Doctor an. „Wofür diese Klamotten?“ „Eine andere Zeit, eine andere Mode, liebe Clary. Wir wollen ja nicht am Ende im Kerker landen, oder?“ Mira quietschte vor Vorfreude und rannte mit ihrem roten Kleid in deren Zimmer. Clary jedoch blieb bei dem Doctor, denn ihr brannten soviele Fragen auf der Zunge. Der Doctor hob den Blick und begegnete dem brennenden Blick von Clary. Er trat näher auf sie zu und lehnte sich dann leicht an den Konsolentisch. „Was willst du mich fragen? Spucks schon aus.“ „Wir sind per du?“ „Nur wenn du/Sie willst/wollen“, erwiderte er und musste grinsen. Clary erwiderte das Grinsen und nickte mit dem Kopf. „Du ist viel besser. Wie kommts, dass die TARDIS von innen größer als von außen ist?“ Der Doctor strich sich durch seine Haare und begann zu erklären: „Die TARDIS hat eine Art Tarnvorrichtung. Wie ein Chamäleon, verstehst du? Das schützt die TARDIS und sie kann sich dadurch an die Umgebung anpassen.“ „Verstehe und was bedeutet TARDIS?“ „Time and Relative Dimensions in Space.“ „Hätte ich mir denken können ...“ Clary hob dem Blick und bemerkte, dass sie der Doctor gründlich musterte. Sie fühlte wie sie rot wurde und fragte: „Was? Ist was. Hab ich einen Fleck auf der Nase?“ Der Doctor lächelte amüsiert und strich ihr mit dem Daumen sanft über die Wange. „Egal welche unverrichteter Dinge du zu Hause gelassen hast … vergiss sie einfach. Grade eben sind sie nicht wichtig. Los.“ Er nickte in Richtung der Schlafräume. „Du solltest dich lieber auch umziehen.“ Clary erwiderte sein Lächeln leicht und huschte dann zu ihrer Schwester.
Mira kämpfte währenddessen mit ihrem Kleid. „Unfassbar. War den Damen damals verboten zu atmen?“, sagte sie mehr zu sich selbst und betrachtete sich zweifelnd im Spiegel. Clary zog scharf die Luft ein und quietschte erfreut auf. „Oh mein Gott! Mira du siehst bezaubernd auf!“ Das Mädchen stürzte sich auf ihre Schwester und betrachtete sie ausgiebig. „Findest du?“ „Ja natürlich. Rot ist sowas von deine Farbe, liebe Schwester.“ Mira drehte sich strahlend um und flüsterte ein Danke. Clary lächelte sie liebevoll an und war berauscht von der Schöhnheit ihrer Schwester. „Los probier mal dein Kleid an“drängte sie. Clary schlüpfte sogleich aus ihren Sachen und zog das smaragdgrüne Kleid mit ehrfürchtiger Miene an. Als das Kleid perfekt saß, betrachtete sie sich im Spiegel. Mira guckte ihr über die Schulter und hatte Tränen in den Augen. „Du siehst so wunderschön aus. Wie eine wahre Prinzessin.“ Die Farbe brachte Clarys Augen zum Strahlen. Doch Clary war schon immer ein Mädchen gewesen, dessen Schöhnheit sie sich nie bewusst gewesen war. „Der Doctor wird Augen machen“, prophezeite Mira ihrer Schwester und machte sich dann auf dem Weg ins Zentrum der TARDIS.
„Ah da ist die Erste“, begann der Doctor und kam auf Mira zu. Er tätschelte ihr freundlich die Wangen und betrachtete sie mit strahlenden Augen. „Wundervoll siehst du aus. Wundervoll. Wann kommt deine Schwester?“ Mira strich sich über das Kleid und zupfte ihre Haare zurecht, dann musterte sie den Doctor von Kopf bis Fuß. „Bald. Denke ich.“ Er rieb sich den Nacken und legte den Kopf schief und fragte schließlich: „Wieso siehst du mich so komisch an?“ Mira trat ganz nah an den Doctor und drohte ihn mit dem Zeigefinger. „Wenn du sie jemals verletzt, Doctor, dann wünscht du dir du hättest mich niemals mitgenommen!“ Der Doctor machte einen großen Schritt von der kleinen Person weg und lächelte verunsichert. „Ich habe nicht vor deine Schwester zu verletzen.“ „Das sagen die Männer immer!“ „Bin ich denn wie jeder Mann, hm? Ich bin ein Timelord. Ein Alien, kein Mensch. Ich habe zwei Herzen.“ „Das ändert aber nichts daran, dass du immer noch ein männliches Wesen bist“, steigerte sich Mira in die Diskussion hinein. Der Doctor öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch in dem Moment trat Clary ins Zentrum. Dem Doctor verschlug es dem Atem als er das Mädchen in diesem grünen Kleid sah. Noch nie zuvor hatte er etwas so bezauberndes gesehen. Mira beobachtete die Reaktion des Doctors aus den Augenwinkeln. Zufrieden verschränkte sie die Arme und betrachtete stolz ihre Schwester, die auf die beiden zutrat. „Äh …“, war das einzigste was der Doctor zu sagen im Stande war. Er rieb sich verlegen über den Nacken und konnte den Blick nicht abwenden. Clary genoss sichtlich seine Aufmerksamkeit und klimperte keck mit den Wimpern. Mira musste ein aufsteigendes Kichern unterdrücken, doch es fiel ihr sehr schwer. Wenn die beiden nicht zusammenkamen, dann wüsste sie auch nicht mehr weiter. „Okay ihr zwei Turteltäubchen“, begann Mira grinsend und stellte sich zwischen die beiden, damit der Augenkontakt unterbrochen wurde. „Ich will jetzt meinen Spaß.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte auf den Ausgang der TARDIS zu. Der Doctor wandte den Blick ab und tat so als würde etwas sehr interessantes auf dem Boden sein. Clary hob ihre Augenbrauen und trat auf ihn zu. Sie berührte seine Fliege und zupfte sie zurecht. „So. Jetzt siehst du sehr edel aus.“ „Danke“, sagte der Doctor und lächelte sie an. Dann folgte er Mira hinaus in die kühle Winterluft. „Es schneit!“, rief Mira und kam wieder in die TARDIS. Sie rieb sich die Oberarme und fröstelte. Clary wandte sich ihrer Schwester zu und setzte ein trauriges Lächeln auf. Mira hielt zugleich alarmiert inne und fragte besorgt: „Alles in Ordnung?“ „Ja natürlich. Nur ich frage mich, ob der Doctor imstande ist zu lieben ...“ „Jeder, der ein Herz besitzt ist dazu imstande.“ Mira lächelte sie zuversichtlich an und kramte zwei Mäntel hervor. „Komm. Ab in unser erstes Abenteuer!“ Sie krallte sich Clarys Handgelenk und zog sie nach draußen.
Der Wind peitschte Clarys und Miras Haare in ihre Gesichter und versperrte ihnen somit die Sicht. „Dummer Wind!“, brüllte Mira in die Winternacht hinaus. Clary strich sich immer wieder aufs Neue die Haare aus dem Gesicht und fluchte vor sich hin. „Clary?“ „Ja?“ Clary war zu beschäftigt ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen, sodass sie nichts in ihrer Umgebung so richtig wahrnahm. „Wo ist der Doctor?“ Die Angst in Miras Stimme ließ sie jedoch innehalten. Sie betrachtete ihre Umgebung. Das kleine Dorf vor ihnen musste einmal prachtvoll gewesen sein. Doch jetzt waren nur noch Ruinen übrig, die in der Schneepracht wie Knochengerippe aussahen. Es war eine Geisterstadt und nichts rührte sich. Ein Schauder lief über Clarys Rücken und sie bekam eine Gänsehaut. „Was ist hier passiert?“, fragte sie bestürzt und sah ihre Schwester mit großen Augen an. Doch Miras Blick war nicht auf die Geisterstadt gerichtet, sondern auf etwas im Schatten eines knorrigen Baumes. Sie streckte den Zeigefinger aus, der deutlich zitterte und deutete auf den menschlichen Schemen unter dem Baum. Clary folgte ihrem Finger und sah rote Augen aus dem Schatten aufblitzen. Beide kreischten und wichen zur TARDIS zurück. Doch die TARDIS ließ sich nicht öffnen. „Geh schon auf!!“, schrie Clary verzweifelt und trat mit dem Fuß gegen die blaue Tür. Mira schluchzte verzweifelt und rief: „Das Ding. Es kommt! CLARY!“ Mira kreischte Clarys Namen und zog sie mit sich. Beide rannten in die einzige Richtung, die ihnen blieb - der Wald. Dieses rotäugige Etwas knurrte und nahm die Verfolgung auf.
„So faszinierend“, hauchte er entzückt und rieb die Asche zwischen seinen Finger, bevor er ganz schnell mit seiner Zungenspitze davon kostete. Er schmeckte die faulige Asche im Mund und würgte und spuckte es wieder aus. Er streckte die Zunge heraus und versuchte mit seinen Fingern den Geschmack von der Zunge zu wischen. Er steckte die Zunge wieder ein und sagte zu sich selbst: „Erst ein paar Tage her, dass dieses Dorf niedergebrannt wurde. Wir sind im Jahre 1412. Und es sieht so aus als würde nicht weit von hier ein Krieg toben. Clary, Mira wir sollten uns lieber ..:“ Er drehte sich um seine eigene Achse. Konnte jedoch keines der beiden Mädchen ausfindig machen. Er runzelte die Stirn, kratzte sich am Kopf und zog seinen Schallschraubenzieher hervor. Der Schraubenzieher schlug aus und ließ ein hohes Summen ertönen. Der Doctor riss die Augen auf und betrachtete nun seine Gegend aufmerksamer. Hier gab es Monster. Keine Monster, die er bisher von Angesicht zu Angesicht gegenüber getreten war. Nein es war eine neue Sorte von Monster und Clary und Mira waren dort draußen. Alleine. „CLARY! MIRA!“, brüllte er in die Nacht und rannte dann den Weg den er gekommen war wieder zurück. Zurück zur TARDIS, wo er hoffentlich die beiden Mädchen vorfinden würde. Doch niemand wartete dort auf ihm. Keine Menschenseele war zu sehen. Keine Spur von den beiden Mädchen. Er suchte die Umgebung gründlich ab und raufte sich verzweifelt die Haare. Wie konnte er sie nur alleine lassen. Naja er dachte sie würden ihm folgen, aber Mädchen machten doch immer nicht das was man von ihnen erwartete. Soviele Jahrzehnte lebte der Doctor schon – das hätte er doch langsam schon wissen müssen. „Verdammt. Verdammt“, zeterte er und lehnte sich an seine TARDIS. Plötzlich zeriss ein Schrei die Stille der Nacht. Es war Clary gewesen. Wie von der Tarantel gestochen rannte er in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. Der Wald. Die Mädchen waren im Wald. „Was machen die im Wald“, dachte er überrascht.
„Geh weg! Lass sie zufrieden!!“, kreischte Mira und bewarf den Wolf mit Tannenzapfen. Clary presste sich an die Fichte und versuchte so still wie möglich zu sein. Keine ruckartigen Bewegungen, trichtete sie sich selber ein. Die Angst stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Mira griff nach einen großen Stein und hob ihn über den Kopf bereit ihn auf den Wolf zu werfen, um ihre Schwester zu retten. Doch der Wolf mit den roten Augen drehte sich blitzschnell um und sprang auf Mira zu mit gefletschten Zähnen. Mira fiel mit dem Wolf zu Boden und kreischte vor Schmerz auf. Der Stein hatte sich schmerzhaft in ihre Handfläche gebohrt und Blut strömte aus der Wunde. Der Wolf leckte sich übers Maul und entblößte seine Zähne. Mira spürte den warmen übelerregenden Atem auf ihrem Hals. Ihr Herz pochte rasend schnell in ihrer Brust. Ich werde sterben, schoss es ihr durch den Kopf. Clary schrie nach Mira und wollte sich gerade auf den Wolf stürzen. Doch bevor sie einen Schritt auf ihre Schwester machen konnte, zurrte ein Pfeil durch die Luft und bohrte sich in die Flanke des Wolfes. Das Tier jaulte auf und ließ von Mira ab. Schnell rannte es in den Wald hinein und ließ die beiden Mädchen alleine zurück. Beide waren zu erschrocken um sich zu bewegen, als dann ein Mann aus dem Schatten einer Fichte trat. Er war um die 1,85 Meter groß, hatte breite Schultern und war sehr athletisch gebaut. Seine blauen Augen stachen aus der Kapuze hervor. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung stand er vor der am bodenliegenden Mira und hielt ihr seine Hand hin. Sie ergriff die Hand perplex und wurde von ihm mit einem Ruck auf die Füße gezogen. „Alles okay bei Ihnen, Mylady?“, fragte er mit einem besorgtem Gesichtsausdruck und sah sich Mira genauer an, um festzustellen, dass sie unversehrt war. Mira nickte nur, aber ließ ihre verletzte Hand unter dem Ärmelsaum ihres Kleides verschwinden und guckte dann auf ihre Hand, die immer noch in seiner lag. „Clary?! Mira?!“, erschallte es plötzlich durch den ganzen Wald und der Doctor brach aus dem Dickicht hervor, schwer atmend und mit zersausten Haar. „Doctor!“, rief Clary und warf sich in seine Arme. Der Doctor fing das immer noch zitternde Mädchen auf und drückte sie an sich. Froh beide lebend vorzufinden. Er vergrub sein Gesicht in ihr Haar und seufzte erleichtert. „Ihr lebt“, flüsterte er. „ich bin ja so froh, dass ihr noch lebt.“ Clary drückte sich fest an den Doctor und hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen. Mira ließ die Hand ihres Retters los und sah schüchtern auf dem Boden. „Oliver Farewell, mein Name“, stellte er sich vor und nahm wieder ihre Hand, damit er ihr einen Kuss auf den Handrücken geben konnte. Mira wurde tomatenrot und sah ihm mit ihren großen rehbraunen Augen an. „Äh .. Mira … Mira Johnson und das ist meine Schwester Clary und der Doctor.“ Clary und Doctor gesellten sich zu den beiden. Der Doctor schüttelte Oliver die Hand und Clary machte einen höflichen Knicks. Nicht umsonst hatte sie die Stunden in der Schule ausgehalten. Ein bisschen Grundwissen hatte sie. Naja Mira war Experte der geschichtlichen Ereignisse, aber sie war schon immer die Klügere von beiden gewesen. Clary sah zwischen Oliver und Mira hin und her und man konnte praktisch schon die Funken zwischen den beiden sehen. Clary musste grinsen und zwinkerte ihrer Schwester zu, die daraufhin einen großen Schritt von Oliver wegmachte und Clary die Zunge entgegenstreckte. Clary kicherte und verstummte sofort als Oliver und der Doctor ihr fragende Blicke zuwarfen. Clary räusperte sich: „Also Oliver. Wie kommts, dass du nachts hier im Wald rumläufst? Nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet?“ „Seit Wochen werden Dörfer von diesen mutierten Wölfen angegriffen. Es ist meine Pflicht meine Leute zu beschützen. Ich war nicht alleine, aber als ich eure Schreie hörte bin ich zugleich auf euch zugerannt, um euch zu Hilfe zu eilen.“ Mira runzelte die Stirn und ein Ausdruck des Unglaubens breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie schlug sich die Hand auf die Stirn und stieß hervor: „Oh man. Wie konnte ich das nur vergessen? Oliver Farewell. PRINZ Oliver Farewell.“ Clary und der Doctor sahen sich erstaunt an und wandten dann ihre Köpfe wieder Oliver zu. Diesmal sehr interessiert an den jungen Burschen. Oliver lächelte verlegen und nickte dann zur Bestätigung. „Ja. So ist es. Ich bin Prinz Oliver Farewell.“
Das Feuer im Kamin prasselte behaglich und erfüllte den großen Raum mit seiner Wärme aus. Die schweren roten Vorhänge waren zugezogen, Kerzen flackerten und warfen gespenstische Schatten an die kalte Steinwand. Die Bibliothek war mit Regalen und Büchern bis an die hohe Decke vollgestopft und ein leicht muffiger Geruch lag in der Luft. Doch er war nicht unangenehm, nein im Gegenteil. Er erzählte von vielen Geschichten, die in den Büchern schlummerten. Mira schlief zusammengekauert unter einer warmen Decke in einem weichgepolsterten Sessel. Die Anstrengung der Nacht stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und deutlich zuckte sie öfters zusammen, so als würde sie schlecht träumen. Clary hingegen war hellwach und saß auf einer Fensterbank. Sie sah hinaus in den sternenklaren Himmel und war verzaubert von der wunderschönen Winterlandschaft. Schnee hatte schon immer etwas verzaubertes an sich gehabt, fand Clary. Schon als kleines Mädchen hatte sie Freude daran gehabt sich in den Schnee fallen zu lassen und den Schneeflocken zu zusehen, wie sie ihre Reise durch die Luft antraten. Clary seufzte zufrieden und nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Der Doctor gesellte sich zu ihr und setzte sich unaufgefordert auf den freien Platz gegenüber von Clary. Gemeinsam schwiegen die beiden und beobachteten eine Weile die Schneeflocken, die wie im Tanz auf die Erde zuflogen. Nach ner Weile räusperte sich der Doctor: „Wunderschön, nicht wahr?“ Clary nickte. „Sie sehen so anders aus. So...“, sie hielt kurz inne, um das passende Wort zu finden. „So rein“, vollendete sie dann schließlich ihren Satz. Der Doctor zog die Beine an und umschlang sie mit seinen Armen, dann stützte er seinen Kopf auf seine verschränkten Arme. „Ja. Du hast Recht. Das ist genau das passende Wort dafür. Der Grund dafür liegt natürlich daran, dass Abgase noch nicht die Luft verpestet haben. Im Sommer strahlen die Wiesen grüner, im Winter glänzt der Schnee heller, im Herbst leuchten die Farben satter und im Frühling blühen die Blumen in allen erdenklichen Farben.“ Clary betrachtete ihren Gegenüber fasziniert. Wie viel hatte er schon gesehen? Wie viele Verluste hatte er schon erlitten? Als könnte er ihre Gedanken lesen begann er zu erzählen. „Ich habe uralte Feinde. Meine größten Feinde sind die Daleks. In einem Kampf gegen diese Roboter wurde mein Planet zerstört. Mit ihm viele Timelords … und … naja ich bin der einzig überlebende Timelord. Ich bin alleine. Der letzte Timelord.“ Clary streckte ihre Hand aus und legte sie auf seine Wange. Der Doctor ergriff sie und schmiegte sich in ihre Hand. „Oh Clary. Wundervolle Clary“, flüsterte er und schloss die Augen. Clary sah ihn liebevoll an und rückte näher an ihn heran. „Wie viele hast du verloren, die dir wirklich was bedeutet haben?“ Er sah sie aus tieftraurigen grünen Augen an. „Viel zu viele“, begann er aber seine Stimme brach und er schwieg. Clary spürte instinktiv, wie sehr ihn der Verlust mitnahm und schwieg ebenfalls. Wenn er reden wollte, dann würde sie für ihn da sein. Denn sie wusste … sie hatte sich hoffnungslos in ihn verliebt.
Ein Hahn krähte laut, während die Morgenröte über den Himmel kroch und ihn zartrosa färbte. Ein Fuchs strich durch den anliegenden Wald und beobachtete die Hühner die in der Nähe munter Körner pickten. Er leckte sich über die Schnauze. Doch bevor er sich den Hühnern nähern konnte, ertönte zischen eines Pfeiles und verfehlte ihn nur sehr knapp. Erschrocken sprang er in die Lüfte und flüchtete in den Wald. Spatzen chirpten in den Büschen und zankten sich um Brotkrümmel, die einige Kinder für sie verstreut hatten. Kinder spielten Fangen und Geschäftsleute bauten schon langsam ihre Stände auf.
Mira öffnete die Augen, reckte sich wie ein Kätzchen und rieb sich dann über die Augen. Sie ließ den Blick durch die Bibliothek schweifen und blieb an zwei schlafenden Personen hängen. „Awh“, entfuhr es ihr und ihr Blick wurde weich. Clary lag ihn den Armen des Doctors und schlief mit dem Kopf auf seiner Brust. Ihre Züge sahen im Schlaf so verletzlich aus und so kindlich. Es zog Mira das Herz zusammen. Clary wurde das Herz schon so oft gebrochen. Mira hatte Angst, dass es mit dem Doctor auch passieren wird. Sie liebte ihre Schwester so sehr. Alles woran sie denken konnte, war sie zu beschützen. Auch wenn sie die jüngere von beiden war – schon immer war es sie gewesen, die auf sie aufpasste. Es trennte sie lediglich ein Jahr. Doch Clary war schon immer die unvorsichtigere gewesen – die tollpatschigere. Clary regte sich leicht in seinen Armen und der Doctor zog sie reflexartig fester an sich. Mira musste lächeln. Ein lautes Knurren drang an ihre Ohren. Sie strich über ihren Bauch und beruhigte ihn. Sie hatte eindeutig Hunger. Sie erhob sich aus dem Sessel und verließ das Zimmer. Das Kleid streifte über den Boden und hinderte sie sich schneller zu bewegen. Die Hetzjagd gestern hatte ihre Tribute gefordert. Das Kleid war fleckig und an manchen Stellen sogar eingerissen. Sie raffte den unteren Saum und versuchte so schneller voranzukommen, was ihr zum Glück auch gelang. Zufrieden durchkämmte sie die Korridore, spähte vorsichtig in jeden Raum und musste immer wieder aufs Neue enttäuscht feststellen, dass nirgends die Küche war. Erst als sie die Treppe in das untere Geschoss erreicht hatte, fiel ihr ein, dass früher die Küchen immer im Keller gewesen waren. Und durch Dienstbotengänge bewegten sich die Diener flink und tischten herrliche Mahlzeiten auf. Schnell stieg sie die Treppe hinunter. „Mira?“, hallte es plötzlich durch die Eingangshalle. Mira dreht sich erschrocken um und entdeckte den Prinzen am anderen Ende der Halle. Er hatte ein prächtiges Seidengewand an und bewegte sich auf sie zu. Er war ein Traum eines Mannes. Wie aus ihren Büchern, die sie immer so eifrig las. Er kam ihrem imaginären Fantasieprinzen sehr nahe. Diese Augen! Mira verbeugte sich leicht und lächelte ihm freundlich zu. „Guten Morgen. Wie geht’s? Hungrig?“, sagte er blitzschnell. Miras Knie wurden weich. Sogar seine Stimme machte aus ihr Wackelpudding. Sie zerfloss bildlich zu seinen Füßen. Und sie kippte wirklich um und wurde von Oliver aufgefangen. „Mira?!“, rief er und Angst stand in seinem Gesicht. Ihre Sicht verschwamm und sie wurde bewusstlos. Der Prinz holte erschrocken Luft und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Dann hob er sie hoch und trug sie nach oben in sein Schlafgemach.
Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken und schienen in Clarys Gesicht. Blinzelnd machte Clary die Augen auf. Der Himmel war strahlendblau und die Wintersonne erhellte die Winterlandschaft vor dem Fenster. Clary blickte hoch und sah den Doctor friedlich schlummernd und seine Arme um sie geschlungen. Clary lächelte glücklich und löste vorsichtig seine Arme um sie. Dann schlich sie sich leise aus dem Zimmer auf der Suche nach Mira. Mira war bestimmt auf der Suche nach etwas essbarem, spekulierte sie und musste grinsen. In manchen Dingen waren sie wie eine einzige Person. Leichtfüßig aber dennoch vom Kleid ein bisschen behindert rannte sie die langen Korridore entlang und gelangte endlich zur Treppe nach unten. Zwei Stufen auf einmal nehmend hastete sie nach unten und wandte sich nach rechts. Außer Atem erreichte sie durch Zufall den Speisesaal und rannte mit vollem Karacho gegen einen Mann. Durch die Wucht wurde sie zurückgeschleudert und landete unsanft auf dem Boden. „Huch. Liebes. Alles okay, meine Dame?“, fragte der Mann und ein freundliches Gesicht blickte auf sie hinab. „Oh ja. Ich habe Hunger“, entfuhr es ihr. Ups wie taktvoll Clary, dachte sie bei sich. Der Mann lachte und streckte ihr seine Hand entgegen. Clary nahm sie dankbar an. „Darf ich denn deinen Namen erfahren? Ich gehe schwer davon aus du bist eine der drei Gäste, die mein Sohn mitgebracht hat“, sagte er und lächelte Clary freundlich an. Clary erstarrte zur Salzsäule. „Oh mein Gott. Sie sind der König!“, rief sie und verneigte sich schnell. „Es tut mir ja so leid … ich wusste nicht … Majestät.“ Clary schluckte und ihr Herz raste in ihrem Brustkorb. Doch der König fing laut zu Lachen an und winkte ab. „Oh mach dir keine Sorgen. Du bist neu hier und ich gehöre ganz sicher nicht zu den Königen, die Menschen köpfen nur weil sie sich nicht verneigen.“ Clary atmete erleichtert aus. „Oh … gut.“ Sie lächelte zaghaft und umklammerte ihre rechten Oberarm. Der König streckte den Arm aus und lud sie mit einer freundlichen Geste ein sich in den Speisesaal einen Stuhl zu suchen. Clary ließ es sich nicht zweimal sagen und stürzte sich auf einen Stuhl. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen als sie den gebratenen Schinken roch und diese herrlichen Früchte sah. Sie schnappte sich einen Apfel, ein Stück Brot und Schinken. Dazu noch Trauben und Käse. Als der Teller vollgestapelt war, schaufelte sie sich alles hinein. Währenddessen ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, entdeckte am Ende der Tafel den König und daneben seine Königin. Doch Mira fehlte, sowie Oliver. Clary runzelte die Stirn. Wo war denn nur ihre Schwester? Sie zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich war sie mit Oliver zusammen und wollte alleine mit ihm sein. Es war nicht zu übersehen gewesen, dass ihre Schwester voll auf ihn abfuhr. Clary war einmal lieb und ließ ihrer Schwester den Spaß. Sie hatte Ablenkung redlich verdient. Danach konnte sie ihr Essen so richtig genießen.
Luft. Mira zog die Luft wie eine Ertrinkende tief ein. Sie konnte endlich wieder richtig atmen. Sie öffnete die Augen und starrte an die Decke eines Himmelbettes. Langsam wanderte ihr Blick weiter und sie erblickte Oliver, der in einem Schaukelstuhl saß und sie freundlich anlächelte. „Du bist wach“, stellte er erfreut fest und erhob sich, um sich an den Rand des Bettes zu setzen. Mira rappelte sich hoch und bemerkte dann dass sie nur Unterwäsche anhatte. Blitzschnell zog sie die Decke bis zum Kinn hoch und fragte erschrocken: „Hast du mich etwa ausgezogen?!“ Es war kaum zu glauben, aber der Prinz wurde scharlachrot. „Tut mir leid …“, stammelte er. „Aber du bekamst keine Luft … ich musste dich von diesem Kleid befreien, sonst wärst du erstickt.“ Auch Miras Gesicht war rot. „Okay. Danke …“ Mehr fiel ihr dazu nicht ein. Ihr war diese Situation grade mega peinlich. Was würde Clary nur in dieser Situation tun? Mira du bist nicht Clary!, schallte sie sich selber. Oliver erhob sich und schritt durchs Zimmer. Er wühlte in einer Kiste und zog ein goldenes Kleid hervor. Er überreichte es ihr verlegen und murmelte: „Das gehörte meiner Schwester. Aber sie braucht es nicht mehr. Sie ist glücklich verheiratet und nicht mehr in diesem Haushalt.“ Mira murmelte kurz ein Danke und wartete bis er das Zimmer verließ, damit sie sich das Kleid überstreifen konnte.
„Morgen“, rief der Doctor und saß sich neben Clary an den Tisch. „Wundervoller Tag heute oder nicht? Ich habe mir gedacht wir machen gemeinsam einen kleinen Spaziergang durch das Königreich. Ihr wollt doch bestimmt mehr von der Burg sehen, bevor wir unsere Reise fortsetzen.“ Er schnappte sich Clarys Apfel und biss hinein – spuckte ihn wieder aus und lag ihn wieder auf Clarys Teller. Clary sah ihn böse an. Der Doctor grinste verlegen und nahm den Apfel wieder in die Hand. „Tut mir leid.“ Sie kniff die Augen zusammen und zog eine Schnute. „Das war mein Apfel!“ „Hach, der war eh nicht gut.“ „Ja klar. Manno!“ Charles Farewell sah den beiden amüsiert zu und verschränkte seine Hände ineinander. „Wie lange seit ihr schon verheiratet?“, fragte er neugierig. Beide hielten gleichzeitig inne und wandten sich dem König verblüfft zu. „Wir sind nicht verheiratet“, kam es gleichzeitig aus ihren Mündern. Der König hob nur verblüfft die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Sicher nicht?“ „Ganz sicher“, erwiderte der Doctor und widmete sich dann Clarys Schinken. Clary bemerkte seinen Blick und nahm die Gabel zur Hand. „Trau dich!“, knurrte sie. Der Doctor sah bestürzt zu Clary und dann zur Gabel. „Glaub ja nicht ich würde sie nicht verwenden, du Essensdieb“, funkelte sie ihn an. Er zog einen leichten Schmollmund. „Aber ich hab Hunger.“ „Da! Guck wie viel Essen da auf dem Tisch steht. Du brauchst nicht meins klauen!“ „Ist ja gut!“ Murrend belud er sich seinen Teller und aß. Der König konnte nur weiterhin seinen Kopf schütteln.
Mira hindessen stahl sich aus dem Zimmer und hielt Ausschau nach Oliver. Doch der war spurlos verschwunden. Wohin war er denn nur gegangen? Sie zuckte mit den Achseln und spürte wie ihr Magen wieder zu Knurren begann. Sie hatte wirklich Hunger. Einen Bärenhunger! Schnell lief sie wieder zur Treppe und stellte erleichtert fest, dass das Kleid so leicht wie der Wind war. Es behinderte sie überhaupt nicht beim Gehen und es schnürte ihr auch nicht die Luft ab. Froh darüber rannte sie die Treppe hinunter und stieß dann auf den Doctor und Clary, die große Augen machte als sie sie sah. „Hey. Habt ihr schon gegessen?“ Clary nickte und deutete hinter sich. „Es ist noch was auf dem Tisch. Wo warst du denn die ganze Zeit?“ Mira knurrte wieder der Magen. „Ach … erzähl ich dir später.“ Ohne ein weiteres Wort rannte sie an ihrer Schwester vorbei in den Speisesaal.
Clary sah ihr stirnrunzelnd nach. Täuschte sie sich oder verschloss sich ihre Schwester immer mehr? Vielleicht lag es an dem Ereignis gestern Nacht. Als sie an die roten glühenden Augen dachte, lief ihr ein Schaudern über den Rücken. Sie war sich sicher, dass dieses Biest zuvor menschlich war … und es gäbe dann nur eine einzige vernünftige Erklärung für die Verwandlung in einen Wolf … Werwolf. Clary zog die Luft scharf ein. „Was ist, Clary?“ „Der Wolf … er war erst menschlich!“, begann sie und sah dem Doctor ins Gesicht. „Aber dann war er ein Wolf! Es ist ein Werwolf! Das muss die einzigste Erklärung sein, Doctor!“ Doctors Miene erhellte sich schlagartig und er grinste übers ganze Gesicht. Clary sah ihn bestürzt an. Worüber freute er sich so?, fragte sie sich. Es war ihr schleierhaft wie jemand bei SOLCHEN Nachrichten ein Grinsen zustande brachte! Doch der Doctor rieb sich nur vergnügt die Hände. „Oh. OH! Wundervoll. Einfach nur wundervoll. Kein Wunder, dass mein Schraubenzieher das nicht registrieren konnte. Ein Werwolf. HA! Wir gehen auf Werwolfjagd“, bei diesem Satz fingen seine Augen zu funkeln an.Clary konnte ihn nur perplex ansehen. Naja, dachte sie bei sich, nicht jeder kann attraktiv und schlau gleichzeitig sein. Er ergriff ihre Hand und zerrte sie mit sich nach draußen. Clary erwiderte den Händedruck, obwohl es ihr nicht gerade mulmig zumute war. Aber solange der Doctor an ihrer Seite war, konnte ja nichts schief gehen, oder? Er blieb so abrupt stehen, dass Clary gegen ihn lief. „Oh hoppla. Alles in Ordnung?“ Er stützte Clary und sah ihr ins Gesicht. Clary zog den Doctor an sich und drückte ihre Lippen auf seine. Er war total überrumpelt und fuchtelte mit den Armen hilflos in der Luft herum, wie ein Oktopus. Doch dann schließlich schlang er die Arme um Clarys Taille und erwiderte den Kuss.
Mira stocherte in ihrem Essen herum. Sie war alleine in diesem riesigen Speisesaal. Der König und seine Königin waren schon lange mit dem Frühstück fertig und gingen ihren Pflichten nach und Clary und der Doctor waren auch fort. Sie hatte schon als kleines Mädchen davon geträumt im Mittelalter zu leben, Ritterspielen beizuwohnen oder sich wie eine Prinzessin zu kleiden. Doch eine tiefe Traurigkeit befleckte ihr Herz und sie konnte sich keinen Reim darauf machen, woher das kam. Plötzlich strich etwas sehr weiches an ihrem Knöcheln entlang. Neugierig spähte sie unter den Tisch und entdeckte eine kleine weiße Miezekatze. „Awh“, entfuhr es ihrer Kehle und sie sah das Kätzchen entzückt an. Leicht klopfte sie mit den Fingern auf ihre Oberschenkeln. Laut schnurrend sprang das Kätzchen auf ihren Schoß rieb sein kleines Köpfchen an Miras Fingern. Sanft strich sie dem kleinen Ding über sein weiches Köpfchen, womit es sich mit einen lautem Schnurren bedankte. „Bist du süß. Wie heißt du denn?“, säuselte Mira und strich dem Kätzchen über das Fell. Es antwortete mit einen hohen Mauzen, doch natürlich verstand Mira die Katzensprache nicht. Ganz verzückt knuddelte sie das Miezekätzchen weiter und ihre Traurigkeit war für einen Moment, wie weggeblasen. Tiere schafften es immer wieder, das Gemüt eines Menschen zu besänftigen. Mira seufzte und konnte nicht genug von dem kleinen Ding bekommen. So sehr würde sie sich das Tierchen behalten. „Oh es hat dich gefunden“, erklang Olivers Stimme hinter ihr. Sie wandte ihm den Kopf zu und lächelte. „Wie meinst du das?“ „Das Kätzchen. Es hat dich gefunden. Tiere sind sehr klug. Ich wollte es dir schenken. Doch als ich zurückkam, warst du leider schon fort.“ Mira öffnete leicht die Lippen und sah ihn mit großen Augen an. „Das Kätzchen … ist .. fü …für mich?“, stammelte sie. Er setzte ein schiefes Grinsen auf und nickte. „Ja. Für dich.“ „Oh mein GOTT! DANKE!“, quietschte sie, was die Katze erschrocken in die Luft springen ließ und sie sich aus Miras Griff löste und unterm Tisch verschwand. Mira sprang auf und schlang ihre Arme um Oliver. „Vielen Dank!“ Oliver erwiderte die Umarmung herzlich. „Gern geschehen.“ Schnell löste sie sich wieder und kroch auf allen Vieren unter den Tisch. „Hey tut mir leid, Süße. Komm. Ich tu dir nichts.“ Das Kätzchen zitterte am ganzen Leibe, doch es wagte sich zu der Hand vor und Sekunden später schmiegte es sich an Miras Hand wieder an. „Na also“, zwitscherte sie und nahm das kleine Kätzchen vorsichtig in die Hand und kam dann hervorgekrochen. Oliver betrachtete sie und ein weicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Was?“ Mira erhob sich, streichelte zärtlich übers weiße Fell der Kätzin und starrte dann Oliver neugierig an. Wieso sieht er mich so an?, fragte sie sich neugierig. Oliver trat auf Mira zu und meinte: „Ich habe noch nie jemanden so fürsorglich mit einem Tier umgehen sehen. Das ist wirklich beeindruckend. Du bist der liebevollste Mensch, der mir je begegnet ist, Mira Johnson.“ Mira sah ihn mit offenen Mund an und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Oliver grinste und drückte ihr leicht gegen das Kinn, damit ihr Mund geschlossen war und dann beugte er sich vor und kam Miras Gesicht immer näher. Mira spürte seinen warmen Atem auf den Lippen und schloss automatisch die Augen. In erregter Erwartung einen Kuss ihres Traumprinzen zu bekommen.
„MIRA!“, brüllte Clary und stürmte in den Speisesaal. Oliver und Mira stoben auseinander und sahen Clary verlegen an. „Oh“, entfuhr es der älteren Schwester. „Clary. Hast du sie gefunden?“, erschallte auch schon die Stimme des Zweiten, den Mira in den Moment am liebsten erwürgt hätte. So knapp war sie vor der Erfüllung ihres Traumes gestanden. Der Doctor trat neben Clary und sah beide strahlend an, so als hätte er nicht gerade die beiden bei irgendetwas gestört. „Also. Deine kluge Schwester hier“, begann er und sah beide ernst an, während Clary entschuldigend mit den Achseln zuckte. „ Hat herausgefunden, was die Stadt bedroht. Ein Werwolf!“ „Ein Werwolf?“, kam es ungläubig aus Olivers Mund. Der Doctor taxierte den Prinzen mit seinen Blick und erwiderte mit unheilvoller Stimme: „Ja ein Werwolf. Einer, der urältesten Kreaturen, die auf Erden wandeln. Sie gab es schon bevor es überhaupt die Vampire gab. Ein Mann oder eine Frau, der oder die sich zu Vollmond in einen Wolf verwandelte. Gestern hatten wir unglücklicherweise Vollmond.“ Clary verschränkte die Arme und sah ihrer Schwester tief in die Augen, mit einem kaum merklichen Ruck ihres Kopfes bedeutete sie Mira ihr zu folgen. Mira setzte sich in Bewegung und verschwand mit Clary aus dem Raum. Der Doctor ließ sich von der Störung nicht beirren und widmete seiner ganzen Aufmerksamkeit dem armen Oliver, der mit dieser Neuigkeit die Welt nicht mehr verstand.
„Was ist los?!“, zischte Mira ihre Schwester an. Clary sah Mira verdutzt an und registrierte die wütend zusammengekniffenen Augen. Sie legte die Stirn in Falten und machte einen Schritt zurück, um einen gewissen Abstand zwischen sich und ihrer Schwester zu bringen. „Welche Laus ist denn dir über die Leber gelaufen?“ „DU!“, fauchte sie wütend und drehte demonstrativ den Kopf zur Seite. Clary schnaubte und konnte nicht fassen, wie jähzornig ihre Schwester grade war. „Also jetzt reagier dich doch mal ab, Mira! Ich hab dich schon öfters gestört. Es tut mir auch wirklich leid, aber ich wusste ja nicht, dass du dort mit Oliver warst und ihn küssen wolltest!“, begann Clary mit lauter Stimme. Versuchte aber dennoch ihre Stimme ruhig zu halten. Irgendetwas stimmte nicht mit ihrer Schwester. Miras Blick durchbohrte Clary zornig. Sie lachte sarkastisch und guckte ihre ältere Schwester spöttisch an. Langsam aber sicher wurde auch Clary wütend. Sie biss sich auf die Unterlippe und knurrte: „Jetzt hör mal zu. Seit der Werwolf dich angegriffen hatte, benimmst du dich wie eine kleine …. BITCH! Es reicht Mira! Was ist denn nur los mit dir?!“ Jetzt brüllte Clary und heiße Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Doch Mira hatte nur einen verächtlichen Blick übrig. „Oh man du Heulsuse. Wer ist hier die Ältere, hm? Komm mal mit deinen Leben klar, Schwesterherz“, das letzte Wort spuckte sie so aus als wäre es Gift in den Adern. Clary stockte der Atem. Sie konnte spüren wie der Doctor und Oliver in der Tür zum Speisesaal standen und sie wusste beide waren genauso geschockt wie sie über Mira. Doch dann sah sie es. In der Ellenbeuge von Mira befand sich ein kleiner Kratzer. Und auf einen Schlag wurde ihr alles klar. Der Werwolf hatte sie erwischt. Das würde ihre Wutausbrüche und Boshaftigkeit erklären. Mit langsam Schritten und ausgestrecktem rechten Arm ging sie auf ihre Schwester zu. „Mira. Lass mich deine Verletzung ansehen.“ Mira wich zurück und knurrte wie ein Tier, dass in die Enge getrieben wurde. „Clary. Geh von ihr weg!“, rief der Doctor und wollte auf sie zukommen. „NEIN!“, rief Clary. „Bleib wo du bist.“ Der Doctor blieb zögernd stehn und beobachtete die Szenerie mit gemischten Gefühlen. Clary war aber total auf ihre Schwester fixiert und blendete alles um sich herum aus. Was jetzt für sie zählte war Mira. Nur Mira. „Bitte. Ich will dir doch nur helfen.“ „GEH WEG!“, kreischte Mira und ihre Augen verfärbten sich plötzlich rot. Sie sprang ihre Schwester knurrend an und warf sie zu Boden. Clary landete unsanft auf den Rücken und für einen kurzen Moment blieb ihr die Luft weg. „CLARY!“, rief der Doctor. Gemeinsam mit Oliver zerrten sie Mira von Clary. Mira wehrte sich mit allen Kräften. Doch da sie noch nicht vollständig Werwolf war, hatte sie gegen die beiden Männer keine Chance. Clary stützte sich benommen auf ihre Ellbogen und sah ihre Schwester aus großen braunen Augen an. Eine Träne verfing sich in ihren langen Wimpern und bahnte sich einen Weg über ihre Wange. Plötzlich wehrte sich Mira nicht mehr und ein zutiefst bestürzter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Wieso weint Clary. Was ist passiert? Wieso liegt sie am Boden?!“ Mira schüttelte die beiden Jungs ab und stürzte auf ihre Schwester. Sie schloss sie in ihre Arme und wiegte sie hin und her. „Was ist passiert?“, fragte sie und sah zuerst Oliver, dann den Doctor an. Der Doctor machte eine ernste Miene und beantwortete ihre Frage: „Du verwandelst dich in einen Werwolf!“
Mira saß mit hängendem Kopf auf dem Bett und rührte sich schon seit Stunden nicht mehr. Clary saß mit angewinkelten Beinen neben ihr und schwieg. Sie sollte ihre eigene Schwester bewachen, während Oliver und der Doctor die Waffen zur Jagd bereitmachten. Doch die drückende Stille machte Clary depressiv. Sie hielt das nicht mehr aus. Sie musste irgendetwas tun. Schnell sprang sie auf die Beine und begann im Zimmer hin und her zu tigern. Sie biss sich auf die Lippe und suchte nach den richtigen Worten. Mira registrierte nichts um sich herum. Ein Werwolf, ging es ihr ständig durch den Kopf. „Wir müssen ein Gegenmittel finden. Es gibt ein Gegenmittel. Davon bin ich überzeugt. Du wirst nicht zu …“, begann Clary. „Einen Monster?“, schnaubte Mira und bewegte sich zum ersten Mal wieder und sah ihrer Schwester ins Gesicht. Clary schluckte schwer. Ja das wollte sie sagen. Doch sie konnte Mira mit dem Wort Monster niemals in Zusammenhang bringen. Nicht Mira, die immer so gut sich um sie gekümmert hatte. Als ihre Eltern starben gab es nur noch sie und Mira. Und Mira war da für sie, stand neben ihr auf der Brücke als Clary verzweifelt genug war sich hinunterzustürzen. Mira hatte damals ihre Hand genommen und geflüstert: „Wenn du schon springen willst, dann wenigstens gemeinsam.“
Clary brach plötzlich in Tränen aus. So verzweifelt war sie in diesem Moment, dass einfach die ganzen angestauten Gefühle aus ihr herausbrachen. Sie bekam einen Schluckauf und wischte sich über die Augen. Mira sprang auf und zog Clary an sich. „Oh Clary.“ „Es tut mir ja so leid. Wären wir doch einfach wieder ins Haus gelaufen. Es ist alles meine Schuld.“ „Nein ist es nicht!“ „Doch!“, stieß sie aus untersetzt mit Hicksern. Mira kicherte. „Wieso .. hicks... lachst … hicks … du mich ...hicks … aus?!“, fragte Clary bestürzt. Mira lachte nun aus vollem Halse. „Dein Schluckauf.“ War das einzigste was sie hevorstoßen konnte. Clary verzog das Gesicht und hickste ein weiteres Mal. Dann brach auch sie in Gelächter aus. Beide Schwestern lachten so herzhaft, wie sie schon lange nicht mehr gelacht hatten.
„Die Waffenkammer“, sagte Oliver steif und ließ den Doctor eintreten. Er schritt durch den ganzen Raum, nahm einen Speer in die Hand, wog ihn auf der Handfläche dann nahm er sich ein Schwert und schwang es durch die Luft. „On Gar!“, rief er und lachte. Oliver hob eine Augenbraue und meinte nur: „Dazu bräuchtest du einen Degen. Kein Schwert, Doctor.“ Doctor guckte dumm aus der Wäsche und meinte hastig: „Wusste ich … wollte nur sehn, ob du es weißt.“ Oliver sah ihn mit ernster, versteinerter Miene an. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Schnell stellte der Doctor das Schwert wieder an seinen Platz und klatschte in die Hände. „Wir brauchen eine Unmenge an Silber. Silberne Pfeile. Silberne Morgensterne und silberne Schwerter.“ Oliver nickte, zog aber die Stirn kraus. „Was?“, fragte der Doctor und sah den Prinzen durchdringend an. Oliver sah ihm fest in die Augen und sagte dann schließlich: „Es wird Wochen dauern bis die Schmiede das alles schmieden können! Wir besitzen nur Waffen aus Stahl.“ Der Doctor fing angestrengt an seiner Unterlippe zu nagen und fluchte in einer fremden Sprache. „Okay. Wir brauchen einen Plan!“ Er marschierte nach draußen und Oliver hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen. „Was wir aus Mira?“, kam es leise aus ihm heraus, doch der Doctor hatte es trotzdem gehört. Er blieb stehen, wandte sich zu Oliver und lächelte ihn zuversichtlich an: „Wir retten sie. Cross my hearts.“ Er unterstrich seine Worte mit einem Zeichen auf der Brust. Oliver kannte ihn nicht wirklich, aber er wusste, dieser Mann würde seine Mira retten. Er vertraute dem Doctor.
Als Oliver und der Doctor endlich den Weg zurück in die Bibliothek zurückgelegt hatten, verschlug es beiden den Atem beim Anblick der beiden Mädchen. Clary und Mira waren in der Zwischenzeit sehr fleißig gewesen. Beide waren in einer hautengen, schwarzen Lederkluft gekleidet und gerade eben waren sie damit beschäftigt, sich selbst Waffen zu basteln. Dem Doctor blieb die Spucke weg, beim Anblick von Clary. Sein Mund wurde staubtrocken und er musste sich räuspern, was die Mädchen auf die Besucher aufmerksam machte. Clary lächelte den Doctor an und sprang auf. Sie griff nach der Armbrust und dem silbernen Besteck, dass beide zu Waffen umkonstruiert hatten. „Der König hat uns diese Armbrüste geschenkt. Er meinte, dass in heutigen Zeiten wir Mädchen soetwas brauchen und dann ist Mira eingefallen, dass ja die Waffen alle aus Stahl sind aber einen Werwolf verletzt nur Silber. Das wusste sogar ich. Und dann haben wir den König gefragt, ob sie nicht silbernes Besteck hätten und er war so freundlich und hat uns das überlassen.“ Clary grinste zufrieden und war stolz auf sich und ihre Schwester. Dem Doctor hatte es definitiv die Sprache verschlagen. Das Mädchen war der hammer und rattenscharf, was er natürlich niemals laut zugeben würde. Mira werkelte weiter an den Waffen, als sie einen Schatten über sich wahrnahm. Sie blickte hoch und sah ins lächelnde Gesicht Olivers. Clary und der Doctor waren derweil in eine Diskussion vertieft. Es drehte sich definitiv darum, dass Clary an der Jagd teilhaben wollte, aber der Doctor zum ersten Mal strikt dagegen war. Oliver hockte sich neben Mira auf den Boden und begann ihr zu helfen. „Du hasst mich bestimmt jetzt, oder?“, stieß Mira schließlich hervor. Das brannte ihr schon die ganze Zeit in der Kehle und wenn es der Wahrheit entsprechen würde, dann würde eine Welt für sie zusammenbrechen. Oliver ergriff ihre Hand und strich ihr mit dem Daumen zärtlich über ihre Fingerknöchel. „Wie kommst du denn nur auf solch einen Unsinn?“, flüsterte er und sah ihr tief in die Augen. Mira standen die Tränen in die Augen und sie erwiderte: „Weil ich ein Monster bin.“ Doch ihre Stimme brach und ein lautloser Schluchzer durchrüttelte ihren Körper. „Nicht doch. Das bist du nicht!“ Oliver zog das weinende Mädchen an sich und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel, dann strich er ihr sanft über den Rücken. Mira kuschelte sich in seine Arme. „Du kannst nichts dafür. Du hast nicht darum gebeten. Du wirst wieder gesund“, flüsterte er ins Ohr. Plötzlich ertönte ein Schmerzenslaut vom Doctor. „Au. Schlag mich nicht nochmal!“ Clary holte aus und boxte ihn wieder gegen die Brust. „Okay. Schon gut. Wir umarmen uns nicht.“ „Ich komme mit und aus basta“, sagte sie und klang dabei sehr entschlossen. Oliver und Mira lösten sich von ihrer Umarmung und lachten. Clary konnte eben keiner etwas vorschreiben. Nicht einmal der Doctor.
Kalter Nebel hang über dem dunklen Wald. Die Atmosphäre war gespenstisch. Diese Totenstille, die sich durch den ganzen Wald zog war unheimlich. In diesem alten Wald hauste etwas Böses. Etwas was die Waldbewohner vertrieben hatte. Vier Personen, schwer bewaffnet mit Armbrüsten und selbstgebastelten Wurfgeschosse, schlichen durch den Wald. Schwer darauf bedacht ja keinen Lärm zu machen. Wie eine Einheit bewegten sie sich und wagten sich immer tiefer in den schwarzen Wald. Es funkelten keine einzigen Sterne am Himmel und sogar der Mond war nicht zu sehen. Clary durchzog eine Gänsehaut den ganzen Körper. Noch nie im Leben hatte sie so viel Angst. Sie spürte ihr Herz in der Brust hämmern und fragte sich ob der Doctor auch Angst hatte. Schnell vergewisserte sie sich, dass die drei noch da waren. Sie würde in Panik ausbrechen, wenn sie von ihren Freunden und ihrer Schwester getrennt werden würde. Ein lautes Knacksen ließ sie erstarren. „Sorry mein Fehler“, kam es leise aus Miras Richtung. Clary entspannte sich wieder ein wenig und atmete erleichtert die angehaltene Luft aus. Der Doctor zog seinen Schallschraubenzieher heraus und fuchtelte in der Luft damit herum, doch das Gesicht was er zog, gefiel Clary ganz und gar nicht. „Sag bitte nicht, wir müssen uns aufteilen!“, sagte Clary ängstlich. Der Doctor schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln und wandte sich dann zu seinen Begleitern. „Wir müssen uns aufteilen“, begann er zögernd. „Mein Schraubenzieher empfängt von zwei Richtungen Signale.“ Dem Doctor war es mulmig zumute. Am liebsten wäre es ihm gewesen wenn sie alle vier zusammengeblieben wären, doch wenn sie dem ein Ende bereiten wollten, dann mussten sie diesen beiden Signalen nachgehen. Oliver straffte die Schultern und nickte, bereit sich auf den Weg zu machen. Mira und Clary tauschten nur stumme Blicke. Beide waren von dieser Idee nicht begeistert, sowie wollten sie sich nicht trennen. Doch sie wussten, dass es sicherer wäre, wenn sie jemals mit einen der beiden Männer ein Team bilden würden. Clary fuhr sich durch die Haare und meinte dann schließlich: „Dann werde ich mit Doctor gehen und du mit Oliver.“ Dabei sah sie ihre Schwester an und lächelte ihr zu. Mira erwiderte das Lächeln und stürzte auf ihre Schwester zu, um sie noch ein letztes Mal fest in die Arme zu nehmen. Man konnte ja nie wissen.
„Es ist so unheimlich hier“, jammerte Mira und umklammerte ihre Armbrust fester. Jedes kleine Geräusch ließ sie zusammenzucken. Oliver ging vorraus, die Armbrust angelegt und bereit bei der kleinsten Bewegung abzuschießen. Mira sah aus den Augenwinkeln eine Bewegung rechts von ihr. Blätter raschelten leicht. Sie griff erschrocken nach Olivers Hand. Oliver sah sich zu ihr um und drückte liebevoll ihre Hand. „Keine Angst ich bin ja bei dir.“ „Da hat sich was bewegt.“ Oliver sah in die Richtung in die Mira deutete. Doch da war nichts. Plötzlich zerriss ein grauenhaftes Heulen die nächtliche Stille. Mira ließ vor Schreck ihre Armbrust fallen. Sie bückte sich schnell und wollte danach greifen, doch plötzlich durchzuckte sie ein scharfer Schmerz. „AHH!“, schrie sie auf und hielt sich den Kopf. „Mira!“, rief Oliver und legte eine Hand auf ihre Schulter. Mira kreischte vor Schmerzen und brach auf dem Waldboden zusammen. Oliver blieb das Herz stehen. Er rüttelte an ihr und rief immer wieder ihren Namen. Mira flüsterte etwas, was er aber nicht verstehen konnte. Er beugte sich näher an sie heran. „Lauf!“, hauchte sie. Ihre geschlossenen Lider schnellten auf und die Farbe ihrer Iris war blutrot. Ein tiefes unmenschliches Grollen drang aus ihrem tiefsten Inneren. Oliver schnellte zurück und war zu geschockt, um wegzulaufen. Mit einem einzigen Sprung war Mira auf ihren Füßen. Mit langsamen, bedrohlichen Schritten kam sie auf Oliver zu. Oliver wich von ihr zurück und erkannte in ihren Augen … dass sie nicht wusste wer er war.
„Wenn das alles vorbei ist, wo wollt ihr dann hin?“ „Zum Meer“, kam es sofort aus Clarys Mund. Sie sah zum Doctor und lächelte ihn zärtlich an. Er rollte mit den Augen. „Aber das ist doch langweilig“, meckerte er, aber er lächelte trotzdem. Clary grinste und schwang ihre Hüfte gegen seine. Er taumelte ein bisschen von ihr und lachte. „Okay. Du willst Meer. Du bekommst Meer. ABER …“, grinste er breit und funkelte sie schelmisch an. „Es wird kein menschliches Meer sein. „Einverstanden.“ Eine tiefe Zuneignung zu dem Mädchen befiel den Doctor. Er strich ihr über die Wange und legte dann seinen Arm locker um Clarys Schulter. „Erzähl mir mal mehr von dir. Was ist deine Lieblingsfarbe? Lieblingsland?“ Clary lachte und strahlte ihn an. „Grün. Das symbolisiert für mich Hoffnung und mein Lieblingsland … hm das hab ich nicht. Ich mags dort wo es eben schön ist. Aber hier ist es auch nicht übel.“ Der Doctor schmunzelte und zog sie näher zu sich und gab ihr einen federleichten Kuss auf die Schläfe. Clary schmolz förmlich in seinen Armen dahin. Sie nahm alles zurück. Er war attraktiv UND clever. Schon immer hatte sie nach solch einen Mann gesucht. Immer war sie immer mit den falschen Typen zusammengewesen. Schlägertypen, wie sie Mira immer nannte. Es gab deswegen schon oft Streit zwischen den beiden Schwestern. Mira konnte nie verstehen, wie ihre Schwester nur mit solchen Männern zusammen sein konnte. Nur Clary kannte die Antwort. Sie hat sich die genommen, die sie zu verdienen geglaubt hatte.
Ein Heulen durchriss ihren Gedankenstrom und beide versteiften sich. Sie lösten sich aus der leichten Umarmung und umklammerten ihre Waffen. Etwas schwarzes umkreiste die beiden blitzschnell. Lediglich einen verschwommenen Schemen konnten die beiden ausmachen. Dann stürzte sich ein Schatten auf den Doctor und er fiel hart auf den Boden. Doch so schnell wie der Schemen da gewesen war, so schnell war er auch wieder weg. Clary hatte das Jagdfieber gepackt und ohne nachzudenken rannte sie dem Schatten nach und nahm die Verfolgung auf. „CLARY!“, schrie er ihr nach, doch sie war schon außer Hörweite. Schnell rappelte er sich wieder hoch. Doch bevor er ihr nachsetzen konnte, spürte er einen heißen Atem im Nacken. „Eins...zwei … drei“, zählte er leise und drehte sich um. Doch - da war niemand.
Ihre Beine brannten und die Muskeln protestierten bei jedem weiterem Schritt. Doch sie würde nicht stehenbleiben, solange der Werwolf nicht tot war. Sie hatte eigene Recherchen angestellt und wusste, wie sie ihre Schwester retten konnte. Wenn sie den Werwolf tötete, der ihre Schwester gebissen hatte. Mit Schaudern erinnerte sie sich, als ihre Schwester ihr Shirt hochzog und sie dort an ihrer Hüfte den Biss gesehen hatte. Neue Energie strömte durch ihre Adern und sie lief schneller. Doch dann war der Schatten vor ihr weg. Abrupt blieb sie stehen und keuchte mit schwerem Atem. Ihr Herz raste von der Anstrengung und ihre braunen Haare klebten ihr schweißnass im Gesicht. Wo ist der Werwolf denn hin?, fragte sie sich verärgert und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Bevor sie das Knurren hinter sich vernahm, war es schon zu spät. Es blieb ihr nur noch Zeit zu kreischen, bevor der Werwolf seine Krallen durch ihr Fleisch schnitt.
Der Schrei ging dem Doctor durch Mark und Bein. „CLARY!“, brüllte er und rannte in die Richtung aus der er kam. Dort lag sie – blutüberströmt – und über ihr der Werwolf. Ihr Atem ging nur noch röchelnd und er wusste sie war zu stark verletzt, als dass sie sich noch wehren könnte. „NEIN!“ Der Doctor bekam kaum noch Luft. „Du bekommst sie nicht. Sie steht unter MEINEN SCHUTZ!“, brüllte er das hässliche Vieh an. Clary sah ihn aus schreckgeweiteten Augen an und sagte mit fester Stimme: „Lauf. Lauf du kluger Mann und vergiss bitte nicht.“ Er sah wie sie ihren letzten Atemzug machte und sich dann nicht mehr rührte. Und er konnte nichts tun. „NEIN!“, schrie er. Doch bevor er zu seiner geliebten Clary konnte, hatte der Werwolf das Mädchen gepackt und war mit ihr verschwunden.
Schmerz. Höllenqualen. Clary riss die Augen auf. Ihr Atem kam keuchend und stoßweise. Jeder Atemzug war wie die Hölle auf Erden. Sie versuchte sich zu bewegen, doch ihre Arme waren hinter ihrem Rücken an einem Metallgitter befestigt. Sie lehnte sich erschöpft zurück und spürte die kalten Gitterstäbe in ihren Rücken drücken. Sie lebte noch. Ihr war schleierhaft, wie das überhaupt sein kann. Sie sah nach unten und es drehte ihr den Magen um. Tiefe Kratzer verunstalteten ihren Körper, doch sie waren nicht so tief, wie sie auf den ersten Blick ausgesehen hatten. Ihr Kopf begann zu pochen und sie war so verdammt müde. Doch sie zwang sich die Augen offen zu halten und ihre Umgebung genauer zu betrachten. Vielleicht konnte sie sich ja einen Fluchtplan ausdenken. Sie war in einer Höhle oder zumindest tief unter der Erde. Die Luft war abgestanden und es gab nichts außer dem Gitter hinter ihr. Vorsichtig bewegte sie ihre Hände, doch alles was sie damit bezweckte war, dass sich die Fesseln noch tiefer in ihre Haut fraßen. Sie unterdrückte ein Stöhnen und widmete sich dann ihren Beinen. Langsam bewegte sie sie. Keine Stricke fesselten sie aneinander. Gut, dachte sie bei sich. Jetzt musste sie nur die Fesseln an ihren Händen lockern, dann konnte sie fliehen. Ein Lachen ertönte rechts neben ihr aus der Dunkelheit. Clary wurde auf einen Schlag mucksmäuschenstill und fixierte die Dunkelheit aus der sie das Lachen vermutete. „Hier bin ich liebes“, ertönte es diesmal aus der entgegengesetzten Richtung. Clary biss die Zähne zusammen und knurrte bedrohlich: „LASS MICH SOFORT FREI, DU MISTKERL!“ Der Werwolf lachte abermals und plötzlich spürte sie seinen heißen Atem im Nacken, der ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Sie begann unkontrolliert zum Zittern an. Der Werwolf registrierte ihre Angst, roch sie förmlich und genoss es mit vollen Zügen. „Ich muss zugeben du wärst tot, wenn du nicht so schön wärst“, gab er zu und zeichnete mit seinen Fingern ein Muster auf ihren Nacken. Clary versteifte sich und versuchte von ihm wegzurücken, doch sie hatte so gut wie keinen Freiraum. Ihre Handgelenke protestierten bei ihren schwachen Versuchen. Ihr blieb nichts anderes übrig als diese Berührungen mit stoischer Geduldsamkeit zu ertragen. „Aber deine Schwester. Die hat mich umgehauen“, verriet er ihr. „Nimm. Deine. Dreckigen, Finger. Von. MIR!“, spuckte sie jedes einzelne Wort heraus. Der Mann lachte nur und schob ihr langes Haar zur Seite und legte ihren Nacken frei. „Willst du denn nicht wissen, wieso mich deine Schwester umgehauen hat?“, fragte er mit ehrlicher Neugierde. Clary antwortete nicht. Doch dem Peiniger war das im Grunde egal, er erzählte es ihr trotzdem. „Sie hat so eine gewisse Ausstrahlung. Verstehst du? Versteh mich nicht falsch, Süße. Du bist auch toll, aber deine Schwester hat das Potenzial zur Königin. Meiner Königin.“ „Wenn du sie anfasst oder nur einmal schief anguckst dann …“ „Was dann? Willst du mich verprügeln? Willst mir meine Männlichkeit abschneiden und an die Ziegen verfüttern?“, schnaubte er verächtlich und trat diesmal vor Clary. Zum ersten Mal sah sie den Wolf in richtiger Menschengestalt. Ihre Augen wurden groß. Der Mann hatte wundervolle graue Augen, ein markantes Kinn und seine schwarzen Haare fielen ihm leicht in die Stirn. Er war durchaus attraktiv, wäre da nicht die Tatsache, dass er ein Riesenarsch und ein Monster war. Er setzte ein leicht überhebliches Grinsen auf und legte seine Reißzähne frei. Clary schluckte und konnte den Blick von seinen Eckzähnen nicht losreißen. „Darf ich mich vorstellen? Tyler Quard.“ Clary sah ihm direkt ihn die Augen und hatte nur einen verächtlichen Blick für ihn übrig. Gutaussehend hin oder her. Sie würde ihn dennoch töten, um ihre Schwester zu retten. Als könnte er ihre Gedanken lesen sagte er plötzlich: „Deine Schwester hat nur noch zwei Stunden, bevor sie sich vollständig verliert und nur noch zu ihrem Macher will. Nämlich zu mir.“ Er setzte ein dreckiges Grinsen auf und fasste Clarys Kinn an. Er hob es leicht und begutachtete es mit dunkler werdenden Augen. Clary versuchte sich seinem Griff zu entwinden. Doch der Werwolf war einfach zu stark für das schwer verletzte Mädchen. „Du hattest Glück, kleine Clary. Ich habe dich nicht so dolle erwischt. Du darfst dich freuen. Du wirst dich nicht in einen Werwolf verwandeln.“ Clary knirschte verbissen mit den Zähnen und stieß scharf hervor: „Du hast Glück, dass ich gefesselt bin. Sonst würde ich dir dein Herz aus der Brust schneiden und es in dein dreckiges Maul stopfen.“ Tyler stieß ein tiefes Knurren aus und für eine Sekunde verfärbten sich seine grauen Augen rot. Doch er hatte sich wieder schnell im Griff und sein Grinsen aufgesetzt, dass ihm Clary am liebsten aus dem Gesicht wischen würde. „Pass auf was du sagst“, drohte er ihr mit einer unterschwelligen Aggression. „Oder das wird das letzte sein, was du tust.“ „Oh jetzt hab ich aber Angst“, spottete sie und versuchte das verräterische Zittern mit einen verächtlichen Lächeln zu kaschieren. „Ja, das hast du“, stellte er zufrieden fest. Clary konnte nicht umhin ein Gesicht zu ziehen, wie drei Tage Regenwetter. „Keine Angst kleine Clary. Ich werde mich sehr gut um deine Schwester kümmern.“ Aus seinen Fingern wuchsen Klauen und seine Eckzähne wurden länger. Er erhob seine rechte Klaue über seinen Kopf und sagte: „Machs gut Clary.“ Doch bevor er sie niedersausen lassen konnte, schrie er plötzlich vor Schmerzen auf. Aus seiner Schulter ragte ein silberner Pfeil. Er zog ihn ungläubig heraus und wandte sich zu seinem Angreifer um. Als er sie dort stehen sah, konnte er es nicht fassen. Es war Mira. Das Mädchen, dass er zu seiner Königin machen wollte. Er fühlte das Gift in seinen Adern, spürte wie es sich wie Säure durch seinen Körper fraß und sich seinem Herz näherte. „Mira … aber.“ Er fiel auf seine Knie und presste seine Hand auf die Verletzung. „Finger weg von meiner Schwester, Arschloch!“
30 Minuten zuvor -
„Mira. Ich bins Oliver.“, versuchte er das außer Kontrolle geratene Mädchen zu besänftigen. Doch Mira fletschte nur die Zähne. Plötzlich zeriss ein Schrei die Stille. Oliver und sogar Mira wandten sich erschrocken in die Richtung aus der er kam. „Clary“, flüsterte das Mädchen und war wieder ganz sie selbst. „CLARY!“ Mira sah Oliver mit angsterfüllten Augen an. Er konnte den Blick nur erwidern, noch immer raste sein Herz wie wild. Mira zögerte nicht lange und griff sich die Armbrust und den Köcher und dann rannte sie los. Ihr war es in dem Moment egal, ob Oliver ihr folgen würde. Was für sie gerade zählte war nur Clary. Da sie schon zur Hälfte Wolf war konnte sie Oliver locker abhängen. Auch hatte sich ihr Gehör- und Geruchsinn enorm verbessert. Zwar war er noch nicht so stark ausgeprägt wie bei einem vollwertigen Wolf aber es diente ihrem Zweck.
Oliver hindessen stützte sich schweratmend an einen Baum ab. Nie hätte er gedacht, dass ein Mädchen mal schneller sein würde als er. Ein leichtes Lachen entrinn seiner Kehle und er ließ sich schweratmend zu Boden gleiten. Nur eine kleine Verschnaufspause, dann würde er wieder weiterrennen können. Doch ein hohes Summen ließ ihn alarmiert wieder auf die Beine springen. Es kam von oben. Langsam guckte er nach oben und entdeckte den Doctor auf dem Baum sitzen. Oliver guckte perplex zu den verrückten Mann hoch und fragte verwirrt: „Was machen Sie auf dem Baum?“ Der Doctor sah nach unten und entdeckte Oliver. Er winkte ihm fröhlich zu und meinte: „Oh hallo Oliver. Wenn ich Sie wäre würde ich schleunigst hier hoch kommen. Können Sie sich noch erinnern als ich sagte ich würde zwei Signale empfangen?“ Wie aufs Stichwort erklang ein Heulen hinter Oliver und es klang verdammt nahe. Oliver zögerte nicht lange und kletterte flink auf den Baum. „Sind Sie sicher, dass dieser Werwolf hier nicht raufkann?“ „Nein.“ Oliver sah den Doctor mit großen Augen an. „Aber dann sitzen wir ja in der Falle!“ Der Doctor stoppte in der Bewegung und meinte verblüfft: „Also so hab ich das noch gar nicht gesehen.“
Sie roch Blut. Eine Menge Blut und sie konnte in der Ferne einen schwachen Herzschlag hören. Das musste Clary sein. Das MUSSTE sie einfach sein. Doch neben dem schwachen Herzschlag kam noch ein kräftigerer hinzu. Clary war nicht alleine. Sie musste sich beeilen bevor dieser Wolf ihr doch überdrüssig wurde und sie zum Abendessen verspeiste.
Sie blendete alles um sich herum aus und konzentrierte sich ausschließlich nur auf Clary. Erinnerungen an ihre Kindheit stiegen in ihr auf. Clarys Lachen klang ihr in den Ohren und auf diesen kleinen Dingen stützend tastete sie sich vorwärts. Es dauerte nicht lange bis sie vor dem Eingang einer Höhle stand. Sie nahm einen „Pfeil“ aus dem Köcher und spannte ihn auf den Bogen und dann rannte sie wild entschlossen in die Höhle hinein. Entschlossen den Entführer ihrer Schwester zu töten. Mit Speed raste sie durch die dunkle Höhle, doch ihre Augen konnten schon perfekt in der Dunkelheit sehn und was sie suchten, das fanden sie dann auch. Der Pfeil verließ den Bogen bevor Mira überhaupt stehen geblieben war. Er sauste durch die Luft und bohrte sich ins Fleisch des Werwolfs. Er schrie vor Schmerzen auf. Sie sah sein Erstaunen im Gesicht, als er sich zu ihr umwandte. Zufrieden lächelte sie ihn an und konnte sich nur an seinen Schmerzen weiden. „Mira … aber.“ Er fiel auf seine Knie und presste seine Hand auf die Verletzung. „Finger weg von meiner Schwester, Arschloch!“ Doch als sie dann grinsend zu Clary sah verschlug es ihr den Atem. Sie bekam kaum Luft als sie die Angst in Clarys Augen sah. Die Angst vor ihr.
Die Werwolfdame umkreiste die beiden Männer schon eine ganze Weile. Sowas wie Kichern entwich ihrer Schnauze. „Lacht der Wolf uns aus oder bilde ich mir das nur ein?“, fragte Oliver mit Schweißperlen auf der Stirn. Der Doctor nickte nur und meinte: „Sie lacht uns aus und sagt sie wolle mit uns spielen.“ „Du kannst wölfisch?“ „Ja natürlich. Von welchem Planet kommst du denn?“, schnaubte der Doctor und ignorierte das Augenrollen von dem Prinzen. Dann sahen sich die beiden Männer an und brachen in Gelächter aus. Die Wölfin spitzte die Ohren und saß sich auf ihre Hinterläufe. Als die Männer sich ausgelacht hatten und wieder nach unten sahen. Saß dort plötzlich ein Mädchen. Der Doctor schätzte ihr Alter auf siebzehn. Ihre mandelförmigen Augen sahen die beiden Männer belustigt an und das schwarze Haar, dass ihr in Locken über den Rücken fiel, flog leicht in der Brise. Sie war atemberaubend, was man unschwer an den Mienen der Männer erkennen konnte. „Hi“, grinste sie und entblößte eine Reihe makelloser weißer Zähne. „Mein Name ist Sissy.“ „Passt zu einen Hund“, entgegnete der Doctor und stockte. „Also was nicht diskriminierend sein soll oder so“, fügte er schnell noch hinzu. Doch Sissy winkte nur ab und musterte den Doctor von Kopf bis Fuß. „Hätte der andere das gesagt, dann hatte ich ihn in Stücke zerrissen. Aber du bist eine Ausnahme“, schnurrte sie wie ein zahmer Tiger. Oliver blieb der Mund offen stehen. Er war der Prinz von diesen Land, sowas hätte er definitiv nie erwartet und schon gar nicht aus den Mund eines Mädchens. Der Doctor war genauso verblüfft wie er und fummelte nervös an seiner Fliege, die ihm plötzlich zu eng erschien. Sissy trat dicht an den Baumstamm und begann hochzuklettern. Die beiden wichen entsetzt weiter nach oben. Doch der Baum war leider nicht so groß und dann musste es natürlich so kommen, dass sie nicht mehr weiterkonnten.Sissi grinste wölfisch und kletterte flink auf die Beiden zu. „Hab keine Angst du schöner Mann. Sie balancierte auf den Doctor zu und hockte sich dicht vor ihm hin. Je ein Bein auf einer Seite herunterbaumelnd. Kurz sah zu Oliver und gab ihm einen kräftigen Stoß, der zu überraschend für den Prinzen kam. Er ruderte nur noch kurz mit den Armen in der Luft und fiel dann vom Baum. „Au, blöde Fotze“, fluchte der Prinz unangemessen und blinzelte die schwarzen Pünktchen weg. „Alles okay da unten?“, rief der Doctor und bekam nur eine Tirade vom Schimpfwörtern als Antwort. „Vergiss diesen Bauerntrampel“, säuselte sie und strich mit ihren Händen über die Brust des Doctors. Der Doctor riss die Augen weit auf und packte beide Handgelenke und hielt sie von sich weg. „Nicht betatschen. Sehr unangemessen.“ Doch Sissy grinste nur und spitzte die Lippen. Sie versuchte mit aller Kraft näher an sie ranzukommen. Doch der Doctor hielt sie auf Abstand. „Hilfe.“ „Pfoten weg von meinen Mann!“, erklang plötzlich eine sehr wütende Stimme. Der Doctor wandte sich der Stimme zu und entdeckte Clary, blutverkrustet und schmutzig aber überaus lebendig. „Clary!“, rief er erfreut und war für eine Sekunde unaufmerksam. Diese Chance nutzte Sissy und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Clarys Augen wurden schmaler und schmaler. „Okay. Du hast gerade dein Todesurteil unterschrieben!“ Der Doctor stieß das Werwolfmädchen weg und wischte sich mit dem Ärmel mehrfach über den Mund. Sissy kicherte erfreut und funkelte dann Clary provokativ an. „Komm und hol mich doch, Kleines.“ Das ließ sich Clary nicht zweimal sagen. Sie rannte auf den Baum zu und begann zu klettern. Doch als sie oben angekommen war, war Sissi schon nach unten gesprungen. Oliver hindessen lag immer noch auf dem Rücken und verhielt sich mucksmäuschenstill, um j nicht Sissys Aufmerksamkeit zu erregen. Clary wollte ihr nach noch der Doctor hielt sie fest. „Wo ist Mira?“ Clary sah ihn lange an und der Doctor konnte sehen, wie sich langsam ihre Augen mit Tränen füllten. „Nein … sie ist doch nicht tot, oder?“ „Ich weiß es nicht … sie hat mich weggeschickt … aber als ich mich das letzte Mal umwandte, sah es nicht gut aus.“
Es war der Kampf ihres Lebens. Der Alphawolf war wirklich ein hartnäckiges Stück Arbeit. Obwohl ihm das Gift in den Adern brannte und er deutlich schwächer wurde, hatte er dennoch noch immense Kräfte und würden Werwölfe nicht so schnell heilen, dann wäre Mira nur noch Hackfleisch. Doch sie heilte schnell und sie wurde mit jeder Minute stärker. So stark, dass sie dann endlich im Vorteil war und über ihrem Macher stand. Ihm hasserfüllt in die Augen sah und ihm mit einer ihren provisorischen Silberwaffen den Garaus machte. Sie stach so oft zu, dass sein Blut durch die Gegend spritzte und sie ihr Gesicht im Blut getränkt war. Als sie sich sicher war, dass er tot war, ließ sie von ihm ab und kehrte - ohne eine Träne zu vergießen – dem Leichnam den Rücken zu. Kurze Zeit später erreichte sie den Höhlenausgang und helle Streifen am Horizont kündigten die Morgendämmerung an. Sie fühlte sich wieder wie ein Mensch. Clary hatte Recht behalten. Doch der Preis dafür war das Leben eines anderen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und machte sich auf den Weg zu ihrer Schwester.
„Glaub ja nicht, dass du eine Chance gegen mich hast“, meinte Sissy gehässig. Der Himmel wurde immer heller und heller und schon bald war der Wald ins Sonnenlicht eingetaucht. Sissy kniff die Augen zusammen und sah nach oben in die Sonne. In diesem Moment sah sie so verletzlich aus und wie ein Kind, was sie im Grunde ja auch noch war. Clary verspürte plötzlich Mitleid mit dem Mädchen. „Du siehst wohl nicht alle Tage die Sonne oder?“ Sissy verlor für einen Moment die Fassade und schüttelte traurig den Kopf. Clary kletterte vom Baum und kam vorsichtig auf Sissy zu. „Tyler ist Schuld daran, hab ich recht?“ Sie nickte und Tränen standen ihr in den Augen. „Er zwingt mich Menschen zu töten und ich darf immer nur nachts hinaus. Weil das tun Monster, sagt er immer.“ „Aber das ist nicht wahr“, sagte Clary sanft und berührte behutsam die Schulter des Mädchens. Sissy sah sie aus ihren dunklen Augen an und wollte noch etwas sagen, als plötzlich Mira auf die Gruppe zukam. Ihr Gesichtsausdruck verriet alles. „Er ist tot“, stellte Clary fest und sah ihre Schwester an. Sie nickte nur und wandte sich dann an Sissy. „Du bist frei.“ Sissy sah sie aus großen Augen an und strahlte dann übers ganze Gesicht. „Danke!“ Und dann war sie verschwunden.
Der Doctor und Clary verschwanden in der TARDIS, während Oliver und Mira noch einen kurzen Moment allein sein wollten. „Du musst jetzt gehen, oder? Werd ich dich je wiedersehn?“, fragte sie Oliver mit leiser trauriger Stimme. Mira biss sich auf die Lippen und schüttelte dann den Kopf. „Ich denke nicht, dass wir uns wiedersehn …“ Oliver ließ den Kopf hängen und nahm dann Miras Hände in seine. „Ich werde dich schrecklich vermissen.“ „Ich dich auch.“ Jetzt flossen die Tränen. Mira schniefte und versuchte zu Lächeln, doch es vermag ihr nicht ganz zu gelingen. Oliver wischte ihr sanft die Tränen von der Wange und zog sie dann zu sich. Zärtlich küsste er sie auf den Mund. Mira erwiderte. Clary steckte den Kopf aus der TARDIS und fragte: „Kommst du?“ Dann war sie schon wieder verschwunden. Mira drückte ihn noch ein letztes Mal und wollte sich zum gehen wenden als sie dann Oliver noch etwas fragte: „Glaubst du es ist möglich wenn ich mitkomme? Wenn das eine Zeitmaschine ist, dann dürfte das kein Problem sein oder?“ Miras Augen leuchteten auf und sie sah ihn grinsend an. „Clever. Sehr clever!“ Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich in die TARDIS. „Doctor? Darf er mit?“, fragte sie aufgeregt. „Klar, wieso nicht?“, grinste der Doctor und legte einen Schalter um. „Clary wollte was mit Wasser. Nächster Halt. Die Aquastadt.“
„Aquastadt?“, fragte Clary skeptisch und schweifte mit dem Blick über den Ozean. Den glatten Ozean wohl gemerkt. Nirgends war eine „Stadt“ zu sehen. Nur der leere weiße Strand, kein Spaziergänger – nicht einmal eine Möwe weit und breit. Alle vier sahen auf die Ozeanoberfläche und legten synchron die Köpfe schief. „Hm. Du hast Recht“, begann der Doctor und holte seinen Schallschraubenzieher aus der Jackentasche. Er stellte ihn auf eine andere Frequenz – doch bekam nicht das gewünschte Endergebnis. Er runzelte die Stirn und eine tiefe Sorgenfalte bohrte sich in seine Stirn. Clary trat neben den Doctor und sah leicht verträumt aufs Meer. „Es ist wirklich atemberaubend, auch wenn du mir eine ganze Stadt versprochen hast.“ Sie knuffte ihm liebevoll in den Arm. Der Doctor grinste wie ein Honigkuchenpferd und tätschelte ihr zärtlich die Wange. „Die Stadt ist unter der Oberfläche. Ich überlege nur gerade wie wir da runterkommen. Normalerweise gab es immer einen Hafen für Touristen.“ Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zu einer Felsenformation.
Mira hindessen starrte mit verschränkten Armen auf das Meer – der Wind spielte mit ihren Haaren. Oliver trat hinter sie und umfasste leicht ihre Taille. „Alles okay?“, fragte er besorgt und küsste sie leicht auf die Wange. Mira nickte nur leicht mit den Kopf und schien total in ihren Gedanken versunken. „Mira?“ Doch Mira reagierte nicht und starrte weiterhin auf die Wellen die gegen die Felsen schlugen. Oliver schwieg und tat es ihr gleich.
Clary sah noch kurz zu ihrer Schwester und Oliver und dann folgte sie dem Doctor. Der Doctor ging in die Hocke und berührte den Sand, dann beschallte er die Felsen um sich rum und zog wieder dieses Gesicht. „Stimmt was nicht?“, fragte Clary und machte sich langsam Sorgen. Der Doctor rieb sich das Kinn und sah dann zu Clary auf. „Naja. Es ergibt keinen Sinn. Wieso sollte der Hafen so plötzlich verschwinden?“ „Können wir nicht mit der TARDIS einfach unter Wasser fahren oder so? Wie so ein U-Boot?“ Doctors Miene hellte sich auf und er sprang auf die Beine. „Du Genie!“ Er küsste Clary auf die Stirn und rannte dann zu seiner TARDIS.
Clary lachte leicht und ging dann zu Mira. „Alles okay?“, fragte sie zugleich, als sie die starre Miene von Mira entdeckte. Mira rührte sich zum ersten Mal und sah Clary an. Sie lächelte und löste dann Olivers Arme um sich. „Ja natürlich. Ich habe nur ein bisschen nachgedacht.“ Oliver machte ein Gesicht als wäre zehn Tage Regenwetter. Ohne ein Wort folgte Mira dem Doctor in die TARDIS. Clary und Oliver sahen sich verwirrt an und folgten dann ebenfalls.
Clary durchschritt das Ankleidezimmer auf und ab und konnte sich einfach nicht für den passenden Bikini entscheiden. Mira hingegen hing wieder ihren Gedanken nach. „Mira!“, schrie Clary ihrer Schwester ins Ohr und rüttelte sie heftig an den Schultern. Mira zuckte heftig zusammen und guckte Clary aus weit aufgerissenen Augen an. „Ja?“ Clary schmunzelte, legte aber dann den Kopf schief und betrachtete ihre Schwester besorgt. „Was beschäftigt dich?“ Mira versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Doch es funktionierte nicht und schon bald ließ sie den Kopf hängen. „Ich frage mich, ob es die richtige Entscheidung war.“ Clary runzelte die Stirn und sah Mira fragend an. „Was meinst du?“, begann sie mit zitternder Stimme. Langsam machte ihr ihre eigene Schwester Angst. Mira hob den Blick und sah Clary tief in die Augen. „Ich weiß nicht ob es richtig war den Prinzen mitzunehmen. Was passiert, wenn sie ihn vermissen? Wenn sie ihn als tot erklären. Wenn der König stirbt, dann wird es keinen Erben geben.“ Clary atmete erleichtert aus. „Oh mein Gott. Das hat dich also beschäftigt. Mira du vergisst wohl, dass die TARDIS eine Zeitmaschine ist.“ Ein fettes Grinsen breitete sich auf Clarys Gesicht aus. „Und das heißt wir können in seine Zeit zurück, wann wir wollen! Also praktisch könnten nur 5 Minuten vergangen sein, nachdem wir weggeflogen sind.“ Miras Miene hellte sich schlagartig auf und sie sprang mit neuem Elane auf. „Wenn das so ist.“ Sie zog einen heißen grünen Bikini heraus und drückte es Clary in die Hand. „Der passt zu dir“, sagte sie und holte denselben in rot. „Und der zu mir.“ Beide sahen sich grinsend an und fingen dann zum Lachen an.
Beide kamen mit den Bikinis in den Kontrollraum der TARDIS und drehten sich synchron um die eigene Achse. Beide Männer klatschten in die Hände und bewunderten ihre beiden Mädchen und dann ging es auch schon Hand in Hand nach draußen in ein neues Abenteuer.
Ein Schrei durchriss die Stille. Die vier Freunde sahen sich erschrocken an und stürzten dann los. Clary stieß keuchend die Frage aus, die sich wahrscheinlich jeder gerade stellte: „Glaubt ihr da wird grade jemand ermordet?“ Der Doctor war überaus schweigsam und dirigierte seine Gefährten durch die gläsernen Gassen. Ganz Aquastadt war unter einer riesigen Glaskuppel verborgen, umgeben vom Ozean. Draußen schwammen Schwärme von Fischen vorbei und sogar manchmal riesige weiße Haie. In normalen Umständen würde der Druck des Ozeans die Kuppel zerbersten, doch Aquastadt bediente sich der Zauberei, was nicht jeder wusste. Nur die Reichen und Mächtigen hatten eine Ahnung, was in diesem „friedliebenden“ Unterwasserstädtchen wirklich vorging. Doch es war nicht die Schuld der normalen Bürger, dass sie so unwissend waren. Nein. Das erste Gebot war hier: „Keine Fragen stellen!“ Aquabürger, die sich zuviele Gedanken machten wurden „aussortiert“. Der Monarch dieses kleinen Staates war sehr präzise in dieser Angelegenheit. Er hinterließ keine Spuren und später wurde den Familienangehörigen erzählt, dass ihr Familienmitglied an einer plötzlich unheilbaren Krankheit gelitten hatte und leider verstorben war. Niemand fragte nach. Niemand stellte den König infrage. Man nahm es einfach so hin und wenn es mal vorkam, dass jemand fragte, ob er sein Familienmitglied noch sehen dürfe dann hieß es immer: „Leider nicht. Die Krankheit ist ansteckend. Es tut uns sehr leid.“
Alle vier kamen schlitternd zu stehen als sie vor sich die riesige Menge Menschen sahen. Und auf dem Podium, dass hoch gebaut worden war, damit auch jeder dieses Spektakel sehen konnte – strampelte ein junger Mann und kämpfte um sein Leben. Es brauchte vier Wachen um den jungen Kerl zu bändigen. Clary blieb das Herz stehen. Sie musste nur eins und eins zusammenzählen, um zu erkennen, was da gerade vor sich ging. Der Strick in der Mitte des Podiums sagte alles. Der Mann wurde zu Tode verurteilt und sie würde es mitansehen müssen. Bevor sie es selbst überhaupt realisierte kämpfte sie sich durch die Zuschauer nach vorne. „Clary. Bleib hier!“, rief ihr der Doctor nach und versuchte dem Mädchen zu folgen. Doch die Schaulustigen waren plötzlich wie eine undurchdringliche Mauer und egal wie sehr er dagegen drückte, sie ließen ihn nicht durch. Nicht einmal Oliver oder Mira fanden eine Lücke zwischen die sie sich zwängen konnten. So blieb es den dreien nur übrig Clarys Schicksal tatenlos zuzusehen. Miras Herz raste vor Angst. Sie wusste was Clary vorhatte. Ja natürlich. Schließlich kannte sie ihre ältere Schwester nur zu gut. Clary würde sich durchkämpfen und den jungen Mann helfen. So tickte sie einfach. Und Mira wusste auch, was das für Clary bedeuten würde. Sie würde ebenfalls den Galgentod finden.
„Lasst mich durch“, zischte Clary und rammte jeden Bürger, der ihr im Weg stand den Ellbogen in die Rippen. Dann endlich war sie vorne angekommen. Der junge Mann kämpfte immer noch, doch lange würde er nicht mehr durchhalten. Er war zwar durchtrainiert und er hatte die Kraft eines Stieres, doch man sah es in seinen blauen Augen. Er kämpfte für jemanden, doch er würde bald sein Versprechen das er demjenigen gegeben hatte brechen müssen. Clary wollte ihm helfen. Sie sah, dass er ein guter Kerl war. Sie wusste es einfach. Nennen wir es einfach weibliche Intuition und als sich dann seine blauen Augen in ihre brannten und ein stummer Hilferuf darin zu lesen war, stand Clarys Entschluss fest. Seine braune Haare klebten ihm schweißnass in der Stirn – die Rufe der Bürger trugen nicht gerade zur Motivation bei. Die Bevölkerung wollte Blut sehen. Clary hatte das ungute Gefühl, dass die Leute nicht einmal den wahren Grund für seine Hinrichtung wussten. Endlich war sie ganz vorne angekommen. Doch bevor sie auf das Podium klettern konnte schlang ihr jemand den Arm um die Hüfte und hob sie hoch. „Nein. Loslassen! Lassen Sie los!!“ Clary strampelte und trat um sich. Doch die kräftigen Arme schlossen sich fester um sie und jemand legte ihr die Hand auf den Mund, sodass ihre Protestrufe nur noch gedämpft zu hören waren. Er zerrte sie in eine dunkle Gasse, weit weg von der Hinrichtung. „Sei leise du dummes Mädchen“, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr. „Ich nehme dir jetzt die Hand vom Mund. Aber um Himmels willen bitte nicht schreien, oder Ronnie wird sterben.“ Er nahm ganz langsam die Hand von Clarys Mund und drehte sie sich zu sich um, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Siehst du. Ich bin keiner vor dem du dich fürchten solltest“, sagte er kokett und schenkte ihr ein Grinsen. „Die attraktiven Männer sind IMMER die gefährlichsten“, konterte Clary sofort und konnte sich nicht an ihm satt sehen. Nur mal gucken, dachte sie bei sich. Das ist doch nicht verboten oder? Sie ließ ihren Blick von seinem perfekt glänzend schwarzen Haar über die eisblauen Augen zum sinnlich geschwungenen Mund gleiten und immer weiter nach unten. Sein weißes Shirt betonte gut seinen Sixpack und ließ Clary ein bisschen schwach werden, doch sie schüttelte den Kopf und bekam schon bald wieder einen klaren Kopf. „Ist Ronnie, der der hingerichtet wird?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Der Mann schmunzelte über ihre Blicke und wurde dann bei Ronnies Namen wieder ernst. Er nickte nur schnell und sah dann mit verzweifelten Blick zu den Jungen, der bereits den Strick um den Hals trug. Clary folgte seinem Blick und stellte wehmütig fest: „Er ist dein Bruder nicht wahr?“ Er sah sie traurig an und schwieg. Doch dann erwiderte er leise: „Ja ist er. Mein Name ist Alec und deiner?“ „Clary. Wie können wir ihm helfen?“ „Gar nicht.“ Alecs Blick war starr auf seinen Bruder gerichtet. „Was?! Nein. Wieso hast du mich aufgehalten?“, stieß Clary wütend hervor und sah ihn mit blitzenden Augen an. Alec packte sie an den Oberarmen und rüttelte sie. „Komm zur Vernunft, Clary. Die hätten dich getötet, bevor du überhaupt einen Fuß auf die Treppe gesetzt hättest!“ „Au. Du tust mir weh!“, schrie sie und schlug ihre Fingernägel in seine Haut. Er ließ sie sofort los und rieb sich die gerötete Haut. „Tut mir leid ..:“ Clary sah ihn nur an und schlang die Arme um ihren Körper. Der Stuhl wurde umgestoßen und sie hörte wie jemand japsend nach Luft holte. Sie drehte sich erschrocken um und wollte wieder auf Ronnie zulaufen, doch Alec packte sie fest und drückte sie an sich. „Clary nicht hinsehen“, stieß er hervor und seine Muskeln spannten sich bei dem Versuch das wild um sich schlagende Mädchen zu beruhigen. Er drehte sie zu sich um und drückte sie dann mit seinen ganzen Körper gegen die Wand. So blieb Clary nichts anderes übrig als ihr Gesicht in Alecs Brust zu vergraben.
„Sie töten ihn!“, rief Mira aus und sah den Doctor und dann Oliver an. „Bitte tut doch etwas! Und wo ist Clary? Ich kann sie nicht sehn.“ Mira wurde so langsam hysterisch und lief panisch hin und her. Immer auf der Suche nach ihrer Schwester. Der Doctor raufte sich die Haare und verfluchte seine missliche Lage. Nicht einmal sein Schraubenzieher könnte ihnen helfen. Oliver war die Ruhe selbst. Er war ganz still und kalkulierte im Kopf alles. Er berechnete den Abstand, die Windstärke und die Seildicke. Dann stürmte er plötzlich zu einer der Wachen, die vereinzelt patroullierten, klaute ihm einen Bogen und schoss einen Pfeil in Richtung des Seiles. Der Pfeil durchtrennte das Seil sauber und Ronnie flog mit einem dumpfen Ächzen auf den Bretterboden. Die Wachen sahen sich um und waren in höchster Alarmbereitschaft. Oliver warf den Bogen von sich und rief seinen beiden Freunden zu: „Lauft.“ Die zwei ließen es sich nicht zweimal sagen und stürmten mit Karacho dem Prinzen nach mit den Wachen dicht dicht auf den Fersen.
„Das gibt’s ja nicht“, hauchte Alec überrascht und ließ von Clary ab. Flink wie ein Wiesel war er in der Menge verschwunden und nutzte die Ablenkung aus, um seinen Bruder zu retten. Er zog Ronnie auf die Füße und lief gemeinsam mit ihm zu Clary zurück. Dann ergriff er Clarys Hand und zog sie mit sich. Zu dritt rannten sie die Gasse entlang und quetschten sich dann durch einen schmalen Spalt. Heraus kamen sie in einer wüsten Gegend. Blechbüchsen lagen auf dem Boden, Müllsäcke und verrostete Autoteile belagerten den gläsernen Gehweg. Es war das genaue Gegenteil zu der anderen Seite, wo alles blitzplank geputzt war und wie Gold funkelte. Provisorische Zelte waren aufgebaut und abgemergelte Menschen saßen beisamen und lachten fröhlich. Auch wenn die Umstände grausam waren, dennoch hatten diese Menschen nicht verlernt zu lachen. Kinder spielten fangen und jüngere Burschen schöpften Suppe in kleinen Schüsseln und verteilten sie an die Leute. Alec verstärkte den Druck um Clarys Hand und zog sie schnell mit sich. Doch ihr Auftauchen war nicht unbemerkt geblieben, sogleich stellte sich ein großgewachsener blonder Mann vor Alec und versperrte ihm den Weg. „Na, wohin des Weges Alec? Hast ne Schnepfe aufgegabelt? Willst sie verhören hm? Wenn du sie nicht mehr brauchst dann schick sie in mein Zimmer.“ Ein dreckiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Alec rempelte ihn ohne Kommentar aus den Weg und machte sich mit Clary auf den Weg zu einem Schuppen. Ronnie folgte seinen Bruder, doch sein verkniffenes Gesicht ließ seine Wut deutlich erkennen. „Alec. Würdest du mich bitte aufklären?! Wer ist dieses Mädchen? Und wieso hast du sie hierher in unser Lager gebracht?! Was wenn sie ein Spion ist? Sie wird uns alle noch an den König verraten!“ Clary trafen diese Worte, wie eine Faust ins Gesicht. Er hatte doch mitbekommen, wie besorgt sie um ihn gewesen war. Wieso unterstellte er ihr denn plötzlich soetwas? Alec blieb abrupt stehen, ließ Clarys Hand los und schlug Ronnie mit der Faust ins Gesicht. „Clary wollte ihr Leben für dich aufs Spiel setzen, obwohl sie dich nicht kennt. Behaupte NIE WIEDER SOETWAS!“ Ronnie wischte sich das Blut vom Mundwinkel und sah zwischen den beiden hin und her. Er erkannte sie wieder, keine Frage. Doch was wenn es nur ein Trick gewesen war? Heutzutage konnte man niemanden mehr so richtig trauen. Ronnie vertraute nicht einmal seinen eigenen Bruder voll und ganz. Clary blieb stumm und sah ihn nur aus ihren nussbraunen Augen traurig an. Ronnie konnte ihr nicht länger in die Augen sehen und verschwand ohne ein weiteres Wort. „Ich bin keine Spionin“, flüsterte Clary ganz leise, eher zu sich selbst. Doch Alec hatte es dennoch gehört und ergriff wieder ihre Hand. „Ich glaube dir. Komm hier rein.“ Er schob sie in den Schuppen und verschloss hinter ihnen, dann entzündete er die Kerzen und setzte sich auf ein durchgewetztes Sofa. Clary ließ sich langsam neben ihn nieder und musterte ihn. „Was seid ihr?“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen als er ihr antwortete: „Wir sind Rebellen. Ja Unruhestifter. So nennt uns die Regierung. Wir sollten aussortiert werden, weil wir nicht den Idealen des Königs entsprachen. Einige von uns waren zu … wissbegierig.“ Schalk blitzte in seinen Augen auf als er dies sagte. Clary hob eine Augenbraue und ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Sie mochte Alec. Er war zwar nicht ihr Doctor und niemand wird es je mit ihm aufnehmen können, doch der junge Mann vor ihr hatte was an sich, dass ihr imponierte. Alec ließ seinen Blick über das fremde Mädchen gleiten und musste zugeben, dass sie eine Schönheit war. Er war sich sicher, dass er sie noch nie zuvor hier gesehen hatte. „Von wo kommst du?“, fragte er neugierig und sah sie aus seinen eisblauen Augen herzlich an. Clary saß sich in Schneidersitz hin und antwortete: „Von oben. Der Doctor, ich, meine Schwester und Oliver wollten hier zu Besuch kommen, aber da gab es keinen Touristenhafen mehr.“ „Seit Jahren nicht mehr“, klärte er sie auf und wurde dann misstrauisch. „Aber wie seid ihr dann hier heruntergekommen? Ich meine ihr seid ganz normale Menschen.“ Clary lachte und sah ihn von Kopf bis Fuß an. „Aber du doch auch.“ Alec grinste und schüttelte dann den Kopf. „Nein bin ich nicht“, sagte er und nahm ihre Hand, dann führte er sie zu seinen Hals und ließ ihre Fingerkuppen darüber gleiten. Clary spürte feine Risse an seiner Haut und runzelte die Stirn. Sie beugte sich näher, um seinen Hals genauer inspizieren zu können. Dort entdeckte sie an der Seite soetwas ähnliches wie … „Kiemen?“, fragte sie überrascht. Alec nickte nur und genoss sichtlich Clarys Nähe. Er spürte ihren warmen Atem, der ihm sanft über den Hals strich. Noch nie hatte er eine Frau so begehrt, wie Clary gerade in diesem Moment. Am liebsten wurde er sie an sich reißen und in ihr versinken. Doch er riss sich zusammen. Schließlich wollte er Clary nicht erschrecken. Sie wich wieder zurück und knetete ihre Finger. Man sah ihr an wie sie mit ihren Gedanken kämpfte. Alec fuhr sich durch die Haare und begann zu erzählen: „Vor vielen Jahren einmal war Aquastadt die schönste Stadt unter Wasser. Viele Touristen besuchten sie und alle Einwohner waren sehr glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Doch seit unsere Königin gestorben war und ihr Sohn die Herrschaft übernommen hatte, hat sich alles verändert. Er ist ein grausamer Herrscher. Er betreibt schwarze Magie und foltert Menschen, die neugierig sind. Viele lässt er töten, aber die die er verschont, die kommen ans andere Ende der Stadt. Dort ist eine Art Bergwerk, wo diese Menschen wie Sklaven arbeiten. Damit die Bürger in dieser scheinheiligen Stadt ihr Essen bekommen. Es kommt vor, dass die Einwohner sich fragen, wo das Essen herkommt. Oder wo kommen ihre Kleidung her, die sie tragen. Schließlich arbeitet niemand hier. Tja sie haben alle keinen blassen Schimmer und falls sie es herausbekommen, dann werden sie aussortiert. Entweder sie sterben oder sie verbringen den Rest ihres Lebens als Sklaven in diesem Bergwerk. Doch es hat sich vor einem Jahr Widerstand geregt. Die stärksten unter uns schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und unser Ziel war es Menschen zu beschützen und wenn möglich den König zu töten.“ Clary hörte ihm aufmerksam zu und ihr Gesicht verdunkelte sich bei jeden weiteren Satz immer mehr. „Viele Kinder dort draußen in unserm Lager sind Waisen … entweder sind ihre Eltern tot oder sie wurden zum Bergwerk gebracht. Wir haben schon oft versucht dort reinzukommen und sie alle rauszuholen. Aber es wird zu gut bewacht. Wir sind einfach zu wenige.“ Clary schnaubte vergnügt. Alec sah sie verwirrt an und hob eine Augenbraue. „Tut mir leid“, kam es aus ihr. „Aber dort wo der Doctor ist, dort sind immer die Monster. Man kann das eine nicht ohne das andere haben.“ Alec verspürte einen Stich im Herzen, als er vernahm wie Clary den Namen Doctor aussprach. Er war sich sicher - sie verspürte eine Menge für ihn. „Der Doctor, hm?“ Alec musterte sie ganz genau und stellte sich vor, wie es wäre wenn sie seinen Namen so sanft und weich aussprach. „Ist er dein Freund?“ Clary sah alarmiert auf und blickte Alec tief in die Augen. Sie rang um Worte und stieß dann schließlich hervor: „Es ist kompliziert. Er hat sie nie darüber geäußert … ich weiß nicht wie seine wahren Gefühle sind ...“ Alec ließ den Kopf hängen und erwiderte bockig: „Dann hat er dich nicht verdient. Entweder er macht seinen Standpunkt klar oder er lässt es. Ich meine du kannst ja nicht ewig auf ihn warten oder?“ Mit diesen Worten rückte Alec näher an Clary und sein Blick brannte vor Verlangen. Clarys Herz begann zu rasen. „Bist du etwa eifersüchtig?“, fragte sie spielerisch und knuffte Alec in den Arm. „Ja und wie“, grinste er verschämt und ergriff ihre Hand. Er küsste jeden einzelnen Finger und dann ihre Handinnenfläche. Clary durchlief ein wohliger Schauder und ihr wurde plötzlich heiß. Ihr Körper reagierte auf Alecs Berührungen und sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Und ehe sie sich versah, saß sie auf seinem Schoß und küsste ihn leidenschaftlich. Alec war sichtlich überrumpelt, doch er fing sich schnell wieder und erwiderte ebenso leidenschaftlich. Seine Berührungen brannten wie Feuer auf ihrer Haut und sie genoss seine Lippen auf ihren. Seine Hände fuhren durch ihre Haare – berührten sie überall. Ehe sie sich versah lag sie unter ihm und wurde ins abgewetzte Sofa gedrückt. Sie spürte sein Gewicht auf ihr und ihr Verlangen rauschte durch ihre Venen und elektrisierte jede Zelle ihres Körpers. Alecs Augen wurden dunkel vor Lust, als er Clary so bereitwillig unter sich spürte. Er küsste sie am Hals und fuhr dann mit seinen Händen unter ihr Shirt. Er spürte ihre zarte Haut und ihre Gänsehaut, die eindeutig ihm galt. Nie war er einer so bemerkenswerten Frau begegnet. So voller Güte und Liebe ihm Herzen, die sie keinem so richtig schenken konnte. Außer vielleicht ihrer Schwester. Clary entfuhr ein leichtes Stöhnen und es motivierte Alec weiterzumachen. Er küsste sie wieder, diesmal sehr zärtlich und zog ihr das Shirt über den Kopf. Gerade als er sich dem Verschluss des Bikinioberteils widmen wollte, hörte er ein Räuspern hinter sich. Clary erstarrte unter ihm und starrte mit schreckgeweiteten Augen zu jemanden hinter sich. Alec drehte sich um und erblickte seinen Bruder. In diesem Moment hätte er Ronnie am liebsten erwürgt. Er versperrte Ronnie so gut wie möglich die Sicht auf Clary und knurrte: „Was willst du?“ Ronnie verschränkte missmutig die Arme und antwortete mit gezügelter Wut: „Die Besprechung beginnt, Alec. Und wieso lässt du dich auf die da ein?“ Clary starrte auf Alecs Rücken. Nicht fähig Ronnie anzugucken. Sie verletzte die Feindseligkeit des jungen Mannes. Schließlich wollte sie ihm nie was Böses, hätte sogar für ihn ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Wieso nur hasste er sie so sehr? „Die da hat einen Namen“, knurrte Alec, sichtlich bemüht nicht rumzubrüllen. „Sie heißt Clary, du Arsch. Und sie kommt nicht von hier, sondern von oben. Sie ist da, um uns zu helfen. Bekomm das endlich in dein kleines Hirn!“ Ronnie sah so aus als würde er Alec gleich eine in die Fresse hauen, doch er wandte sich um und zischte ab. Alec seufzte schwer und erhob sich dann. „Ich muss da leider hin. Es ist wichtig.“ Er hob Clarys Shirt hoch und warf es ihr zu. Er schenkte ihr noch ein Lächeln und ließ sie dann allein.
„Das schaffen wir nicht!“, rief Mira und hielt sich die pochende Seite. Sie konnten für kurze Zeit die Wachen ablenken, doch sie würden sie schon bald wieder finden. Sogar der Doctor war schon ziemlich aus der Puste und lehnte sich an eine Wand, um wieder zu Atem zu kommen. „Was machen wir jetzt?“, fragte Mira hysterisch. Am liebsten würde sie wieder zurücklaufen und Clary suchen, doch das würde ihr Tod bedeuten und den konnte sie sich nicht leisten. Der Doctor sah nach oben und entdeckte eine Feuerwehrleiter. Er deutete nach oben und rappelte sich dann wieder hoch. „Ihr beide da hoch sofort“, kommandierte er. „Ich lenke die Wachen ab.“ Oliver machte eine Räuberleiter und bedeutete Mira sie zu nutzen. Mira sah noch kurz zu dem Doctor und wollte eigentlich etwas erwidern. Doch sie wusste es blieb ihnen keine andere Wahl. Sie ließ sich von Oliver hochhelfen, ergriff die letzte Sprosse und zog sich nach oben. Oliver erreichte mit einen gezielten Sprung die Sprosse um ein leichtes und folgte Mira nach oben. Und dann kamen sie. Der Doctor winkte ihnen noch zum Abschied und rief dann ganz laut: „Hey ihr. Kommt und holt mich.“ Und dann rannte er wie vom Blitz getroffen los. Mira und Oliver hielten den Atem an und atmeten erst wieder als auch der letzte Wachmann um die Ecke gebogen war. Oliver zog Mira an sich und küsste sie, wie ein Ertrinkender, der nach dem Rettungsring griff. Mira erwiderte, sichtlich erleichtert und löste sich dann schnell wieder. „Wir müssen hier weg“, sagte sie und nahm Olivers Hand. Beide lächelten sich an und liefen dann die Feuertreppe nach oben.
Der Doctor wurde in die Enge getrieben. Er hatte es anders berechnet. Aber seit dem letzten Mal, dass er hier war. Hatte sich so einiges hier verändert, sowie die Infrastruktur und jetzt war er in eine Sackgasse gelandet. Die Wachen kamen mit einen dreckigen Grinsen näher und dem Doctor blieb nichts anderes übrig als zu reden. „Halt wartet. Hat man nicht sowas wie einen letzten Willen oder so? Ich meine ist das nicht so üblich? Also ich wünsche eine Audienz bei der Königin. Wäre wundervoll. Ich meine rein rechtlich gesehen hab ich ja eigentlich nichts verbrochen. Weiß die Königin was ihr hier so treibt. Ich bin der Doctor. Die Königin weiß wer ich bin.“ Die Hauptmann trat vor und sagte: „Die Königin ist tot.“ Und schlug dann den Doctor nieder, bevor er eine Chance hatte sich zu wehren.
Schreie. Gewimmer. Schmerzensgestöhne. Alles vernahm der Doctor um sich herum. Er wollte diese Geräusche ausblenden. Doch es gelang ihm nicht so recht, denn er war zu schwach sich überhaupt einen Zentimeter weiter zu bewegen. Aber auch wenn er die Kraft dazu gehabt hätte, wäre daraus nichts geworden. Seine Zelle bot genügend Platz, dass er sich zumindest zusammenkauern konnte. Die Füße auszustrecken kam gar nicht in Frage, dazu war die Zelle viel zu klein. Er hielt sich die Seite und spürte etwas warmes glitschiges. Es war zu dunkel, um seine Hand genauer zu betrachten, doch er wusste, dass es sein Blut war, dass an seinen Fingern klebte. Er stöhnte auf als er versuchte sich in eine bequemere Position zu verlegen. Die Wachen hatten keine Gnade walten lassen. Sie hatten ihm bestimmt mehrere Rippen gebrochen und dann auch noch mit dem Messer durch sein Fleisch geschnitten. Sie hatten ihn gefoltert. Wollten etwas von Rebellen wissen, doch der Doctor konnte ihnen nichts darüber sagen. Diese einst so friedliche Stadt hat sich in den letzten Jahren zum schlechten verändert. Die Bürger ergötzten sich an Schmerz – an den Todesschreien der Verurteilten. Dabei schweiften seine Gedanken zu Clary. Das Mädchen hatte ihm beide Herzen gestohlen. Er wollte es sich nie so richtig eingestehen, doch er liebte sie und machte sich schreckliche Sorgen um sie. Nicht um sich selbst, nein um Clary, die einen wildfremden Menschen helfen wollte. Bei den Gedanken schmunzelte er. Clary hatte wohl eine Schwäche für hilflose Fremde. Als er mit der TARDIS abgestürzt war, hatte sie ihm auch sofort Liebe entgegengebracht, obwohl er wohl einer der gefährlichsten Zeitgenössen in den ganzen Universen war. Er musste sich eingestehen, dass mit ihm zu reisen immer eine gewissen Grad an Gefährlichkeit mit sich brachte. Doch er war froh, dass er Clary und Mira mit sich genommen hatte. Die beiden Schwestern waren ihm sehr ans Herz gewachsen. Beide konnten nicht verschiedener sein aber dennoch hielten die beiden zusammen und nichts und niemand könnte sich da zwischen die Beiden drängen. Er lachte bei den Gedanken und stöhnte gleichzeitig auf. Das war nicht gut für seine Rippen. Lachen tat sehr weh in seiner Lage. Er seufzte und tastete vorsichtig in seine Jackentasche, doch sein Schallschraubenzieher war nicht mehr dort. „Na toll. Jetzt haben die meinen Schraubenzieher geklaut“, stieß der Doctor wütend hervor und zog im gleichen Moment die Luft scharf ein. Okay laut reden war auch nicht gut für seine Rippen. Sogar das Atmen fiel ihm schwer. Aber das konnte er ja nicht einfach so einstellen. Er sah nach oben und entdeckte ein kleines offenes Rohr. Er runzelte die Stirn und fragte sich, wozu es wohl gut war. Und ehe er es sich versah fand er es auch gleich heraus. Plötzlich strömte Wasser heraus. Dreckiges brachiges Wasser. Und schon bald stand ihm das Wasser bis zu den Kniekehlen. „HILFEEE!“, schrie er verzweifelt. Doch auch wenn ihn jemand gehört hatte. Niemand kam ihm zur Hilfe.
Clary ging auf und ab und inspizierte ihre neue Gegend. Doch sie konnte sich gar nicht so richtig darauf konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu dem Doctor, Oliver und Mira. Was wenn sie gefangen genommen waren? Ehe sie sich versah trugen ihre Füße sich in die Richtung in die Alec verschwunden war. Sie schlich um das Hauptgebäude herum und entdeckte ein offenes Fenster. Der Wind trug leise die Stimmen der Leute dort drinnen nach draußen. Sie schlich sich näher ran und lauschte angestrengt. Doch sie verstand nur Fetzen des Gespräches. Sie musste irgendwie näher heran kommen. Ihr Blick fiel auf den Baum, der neben dem Fenster stand. Sie umfasste den Ast über ihr und zog sich mit größter Anstrengung nach oben. Sie musste unbedingt wieder mal Sport betreiben. Ihre Ausdauer war eine Katastrophe. Nach einigen quälenden und kraftaufreibenden Minuten hatte sie es dann doch endlich geschafft. Sie schob sich vorsichtig Stück für Stück den Ast entlang und konnte dann endlich hören was sie sagten. Sie sprachen von ihren Plänen und wie der Palast aufgebaut war. Wo sie hineinsteigen wollten und dann erwähnten sie plötzlich etwas was ihr Herz stehen ließ. „Sie haben einen neuen Gefangenen. Er nennt sich den Doctor!“, sagte der große Blonde und sah in die Runde. „Sie werden ihn höchstwahrscheinlich umbringen, weil er keine Informationen über uns hat. Es bringt nichts mehr ihn zu retten. Es ist zu spät.“ „NEIN!“, kreischte Clary und sah ihn fünf erschrockene Augenpaare, die alle anglotzten. Sie schlug sich auf den Mund und ließ sich schnell vom Ast gleiten. Alec sprintete sofort hinaus und konnte Clary gerade noch an der Hüfte packen bevor sie durch den schmalen Spalt verschwinden konnte. „Lass mich los!“, kreischte sie hysterisch und schlug um sich. Alec hielt ihre Hände fest und versuchte mit ruhiger Stimme Clary zu beruhigen. „Clary. Ist es der Doctor? Dein Doctor? Clary es ist zu spät. Du kannst ihn nicht retten!“ Plötzlich hörte sie abrupt auf und brach in Tränen aus. Sie sank zu Boden und die Tränen kullerten über ihren Wangen. „Nein. Nein. Nein. Nein. Bitte es muss eine Möglichkeit geben. Er darf nicht sterben!“, schluchzte sie und ihr ganzer Körper zitterte. „Bitte beruhig dich doch“, sagte Alec verzweifelt und versuchte Clary in die Arme zu nehmen. Er wollte sie so gerne trösten. Es tat ihm richtig in der Seele weh diesen wunderschönen Engel so herzzereißend weinen zu sehen. Doch sie stieß ihn von sich und kreischte vor seelischen Schmerzen. Sie bohrte sich ihre Nägel ins eigene Fleisch bis sie schon blutig zerkratzt war. „Clary“, stieß er geschockt aus und hielt ihre Fäuste fest, damit sie sich nicht mehr selbst verletzen konnte. Sie wehrte sich. Sie konnte einfach nicht die Berührung eines anderen Mannes ertragen. Sie wollte doch nur ihn. Sie wollte doch nur den Doctor. Er darf nicht sterben, hallte es immer wieder durch ihren Kopf. Das darf nicht so enden. Es war ihre Schuld. Alles nur ihre Schuld. Wenn er starb, dann hat sie ihn ermordet. Plötzlich versiegten ihre Tränen und nichts regte sich mehr in ihr. Kein Fünkchen Gefühle wanderten mehr durch ihren Körper. Sie war einfach nur noch leer. Sie hatte ihre Gefühle in die hinterste Schublade ihres Gehirnes verbannt und sah Alec nur stillschweigend an. Alecs Herz raste. Dieser Gesichtsausdruck von Clary versetzte ihn in Panik. So hatte seine Mutter ausgesehen, als sie sich vor seinen Vater geopfert hatte. So sah ein Mensch aus, dem sein eigenes Leben nichts mehr wert war. Dem nur noch ein einziger Gedanke beherrschte. Nämlich diesen Menschen, den er liebte zu retten. Sie sah ihn aus diesen starren Augen an und flüsterte: „Es tut mir leid.“ „Wie bitte?“ Er kam näher, um sie besser verstehen zu können. Er sah es nicht kommen. Der Stein sauste auf seinen Kopf nieder und ließ ihm die Lichter ausgehen. Bewusstlos sank er ins Gras. Menschen, die das Spektakel mitverfolgt hatten, schrien hysterisch durcheinander und riefen nach Hilfe. Doch Clary ließ alles kalt. Sie stand einfach auf und rannte zum Spalt. Dann zwängte sie sich durch und rannte Richtung Palast – zu ihrem Doctor.
Mira und Oliver hatten den höchsten Punkt des Gebäudes erreicht, nämlich das Flachdach. Beide rannten in die Mitte des Daches und blieben dann stehen. Sie grinsten sich beide an. Beide waren glücklich noch am Leben zu sein. In diesem Moment gab es nur sie beide. Die Gedanken an den Doctor und an Clary waren vorübergehend auf Standby geschaltet. Oliver bot Mira seine Hand an, die sie mit einen Lächeln annahm. Er wirbelte sie euphorisch herum und bald schon ging es über in einen Tanz. Oliver führte seine Liebste mit der einen Hand auf ihrem Rücken und der andern mit ihrer verschränkt. Mira hatte das Tanzen schon immer genossen, vorallem die Gesellschaftstänze, deswegen konnte sie auch mit Oliver mithalten. In diesem Moment war sie überaus glücklich. Sie wurde von ihm herumgewirbelt, in die Luft gehoben und sicher - ohne dass er ihr auf die Füße trat - übers ganze Dach geführt. „Du tanzt sehr gut“, lobte sie ihn keck. Er lachte und zog sie näher an sich. „Du bist auch nicht schlecht“, hauchte er kokett und küsste sie. Sie erwiderte und fuhr ihm durchs Haar. Sie mochte ihn, mehr als das. Sie verliebte sich so richtig in ihn. Doch sie wusste, dass sie beide niemals eine Zukunft haben konnten. Er war ein Prinz und sie eine Zeitreisende. Sie lebte im Jahre 2013 und er im 19. Jahrhundert. So eine Beziehung konnte einfach nicht funktionieren. Doch darüber würde sie sich später Gedanken machen, denn jetzt in diesem Augenblick war er hier bei ihr und sie spürte seine weichen Lippen auf ihren. Der Himmel öffnete seine Schleusen und der Regen prasselte auf sie nieder. Sie lösten sich voneinander und sahen lachend zum Himmel.
Das Wasser stieg höher und höher. Es reichte ihm langsam schon bis zur Brust. Unter größten Schmerzen versuchte er aufzustehen. Doch er rutschte an der glatten Wand immer wieder ab und riss sich nur seine geschundene Haut mehr auf. Das ist mein Ende, dachte er und war endlos traurig. Er wollte zumindest noch Clary sehen, bevor er starb. Er wollte nur ein einziges Mal ihr Lachen hören, nur ein einziges Mal wollte er ihre Haut unter seinen Fingern spüren. Er wollte nur ein einziges Mal noch ihre Stimme hören. „Oh Clary“, schluchzte er und rieb sich die brennenden Tränen aus den Augen. „Es tut mir ja so leid. So schrecklich Leid.“ Die Tränen rannen seine Wangen hinunter und fielen ins brachige Wasser, dass ihn immer mehr umschloss. Es reichte ihm schon bis zum Halse. Nicht mehr lange und es würde auch seinen Kopf verschlingen und dann würde ihn nur noch ein paar Minuten bleiben bis ihm die Lungen versagten und seine beiden Herzen für immer stehen bleiben würden. Er schloss die Augen und stellte sich Clarys Gesicht vor. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Clary, so wunderschön und so wundervoll.
Clary rannte und rannte. Es dauerte nicht lange bis sie den Eingang zu dem Palast fand, den die Rebellen verwenden wollten. Sie krabbelte durch den Lüftungsschacht und war schon bald am Ausgang angelangt. Ja keine Zeit verlieren, bläute sie sich immer wieder ein. Ja keine Zeit verlieren. Mit der Eleganz einer Katze schlich sie durch die Gänge und umging geschickt die Wachen. Dann hörte sie, wie einer von den Wachen von dem Schraubenzieher des Doctors sprach. Sie musste ihn zurückholen. Nur so konnte sie ihren Doctor retten.
Das Wasser hatte den Doctor nun vollständig umfasst. Seine Haare schwebten im Wasser und seine Augen waren fest geschlossen. Er wollte das Bild von Clary festhalten. Doch mit jeder Sekunde verschwamm es immer mehr und schon bald war es nur noch ein weißer Fleck. Seine Herzen schlugen immer schwächer und schwächer. Er ballte die Hände zu Fäusten und sank immer tiefer in die Dunkelheit. Er fiel und fiel und nichts und niemand konnte ihn mehr zurückholen. Der Doctor starb.
Clary rannte mit Blut im Gesicht und auf ihrer Kleidung UND dem Schraubenzieher nach unten in die Kerker. Es war nicht ihr Blut. Sie hatte diese Männer getötet. Getötet um diesen Schraubenzieher zu bekommen. Sie hat für den Doctor getötet und hätte sie ihre Gefühle nicht verbannt, dann hätte es sie jetzt innerlich zerfressen. Doch ihr Verstand war messerscharf und sie dachte an nichts weiteres als an ihr einziges Ziel. Den Doctor zu retten. Ihre Füße trugen sie wie von selbst zu einer Zellentür. Ihr Herz pochte hart gegen ihre Brust und sie konnte seine Anwesenheit spüren. Sie richtete den Schraubenzieher auf die Metalltür und drückte auf einen Knopf. Die Tür sprang auf und Wasser durchflutete den Korridor. Vom Wasser getragen wurde ein zerschundener Körper. Er rührte sich nicht mehr und blutete aus vielen Wunden. „Doctor“, stieß Clary hervor und drehte ihn behutsam um. Sie rüttelte an ihm und rief immer wieder seinen Namen. Dann schlug sie ihm mit der Faust auf die Brust. Immer und immer wieder. Sie versuchte es mit Mund zu Mundbewegung und Herzrythmusmassage. Doch er blieb so kalt und leblos liegen. „NEIN. Du Mistkerl stirbst mir nicht so einfach weg“, schrie sie ihm an und brach in Tränen aus. Da waren sie wieder. Ihre Gefühle und sie überrannten das Mädchen. Die Schuld an allem. Die Gewissheit einen lebenden Wesen das Leben gestohlen zu haben. Die Angst um ihre Schwester und Oliver. Und die bodenlose Verzweiflung. „Nein. Nein. Das kannst du mir nicht antun“, heulte sie und legte ihren Kopf auf seine Brust. Keines der beiden Herzen schlug – kein einziges. „Doctor!“, hallte es durch den Untergrund. Alle Gefangenen waren totenstill und lauschten dem Wehklagen des Mädchens. Nie hat sie soetwas so tief berührt, wie das Schluchzen dieses fremden Mädchens. Sie fuhr ihm durch die nassen braunen Haare und Tränen perlten auf seine geschlossenen Augenlider. Augen, die sie nie wieder sehen würde. „Bitte“, weinte sie und legte beide Hände auf seine Wangen. Clary strich ihm zärtlich übers Gesicht und küsste jeden Zentimeter seines Gesicht. Zu Schluss hob sie sich seine Lippen auf. Sie sah ihm zärtlich ins Gesicht und sagte: „Ich liebe dich. Hörst du? Ich liebe dich so sehr.“ Sie schluchzte und küsste ihn dann ein letztes Mal auf die Lippen.
Es war so dunkel. Er war in einem Tunnel das konnte er spüren als er die Arme ausstreckte und mit den Händen über Stein fuhr. Am Ende dieses Tunnels war ein wundervolles warmes Licht. Er ging wie in Trance auf dieses Licht zu und war plötzlich auf einer wundervollen Wiese. Ein Feld voller Mohnblumen und Margariten. Ein Gefühl der Glückseligkeit überrannte den Doctor und es fühlte sich so richtig an hier zu sein. All seine Last war von ihm genommen. Er verspürte keinerlei Gewissensbisse mehr – der Gedanke an seinen Kameraden war ausgelöscht. Er fuhr mit den Finger sanft über die roten Blumen und musste lächeln. Doch irgendetwas fehlte hier. Nein nicht irgendwas, sondern irgendwer. Er ließ seinen Blick über die prachtvolle Wiese gleiten, sah sogar in den strahlend blauen Himmel. Weit und breit – eine unendliche Weite, doch nirgendwo sah er seine geliebte Clary.Die Sonne brennte ihm plötzlich schmerzhaft in die Augen. Er hob die Hand, um seine Augen abzuschirmen und vernahm in der Ferne eine Gestalt. Er stolperte drauf zu und rief: „Clary? CLARY!“ Clary kam mit leichten Schritten auf ihn zu und er ließ sich in ihre Arme sinken. Er umklammerte sie fest und drückte sie an sich. „Oh Clary. Wundervolle Clary“, flüsterte er immer wieder und strich ihr dabei übers braune Haar. „Ich liebe dich“, schluchzte er und Tränen quollen aus seinen Augen. „Ich liebe dich so sehr. Es tut mir leid, dass ich es dir nie gesagt habe. Ich bin ja so froh, dass du mitgekommen warst. Oh mein Gott, wie sollt ihr nur wieder nach Hause kommen? Ich habe dir nie gelernt wie die TARDIS gesteuert wird.“ Clary strich dem Doctor beruhigend übers Haar und wiegte ihn sanft in ihrem Armen. „Du musst aufwachen.“ Der Doctor hielt sie eine Armlänge von sich entfernt und sah sie verwirrt an. „Wie bitte? Ich bin doch wach“, sagte er und betrachtete das Gesicht von Clary. „Du musst aufwachen. Doctor komm zu mir zurück. DOCTOR!!“ Alles verschwamm um ihn, er wollte nach Clary greifen doch die löste sich in Luft auf. Alles löste sich auf und er stürzte wieder ins bodenlose Nichts.
Alec stöhnte leicht und fasste sich an den Kopf. Sofort zuckte er zusammen und betrachtete sein eigenes Blut an den Fingern. „So ne Scheiße“, fluchte er laut und wollte sich gerade aufrappeln als er ein Stiefelpaar vor sich stehen sah. Er blickte hoch und sah ins „Ich habs dir doch gleich gesagt“-Gesicht seines Bruders. Alec warf ihm ein paar böse Blicke zu und versuchte mit eigener Kraft wieder aufzustehen. Doch er brach wieder zusammen und musste widerwillig die dargebotene Hand seines Bruder annehmen. Als er wieder auf seinen Beinen stand, versuchte er den Schwindelanfall zu kontrollieren. „Wir müssen sie finden“, sagte er und stützte sich an Ronnie ab. „Sie ist nicht sie selbst.“ Ronnie schlang seinen Arm um Alecs Hüfte und gab ihm sicheren Halt. „Alec. Sie ist eine Deserteurin. Du weißt was wir mit jemanden machen, der einen anderen hier angreift oder?“ „Nein. Sie war total durcheinander. Lasst mich sie finden und mit ihr reden.“ Ronnie seufzte und sah seinen Bruder aus traurigen blauen Augen an. „Alexander“, begann er und sprach mit Absicht den vollen Namen seines Bruders aus. Alec sah Ronnie an und schüttelte vehement den Kopf. „Nein. Wenn ihr sie umbringt dann werdet ihr zuerst mich töten müssen!“ Er schubste seinen Bruder hart von sich, strauchelte vorerst einmal, aber fing sich schnell wieder. Er hinkte zum Spalt und zwängte sich durch. Clary war nicht sie selbst, sagte er zu sich selbst. Es könnte sonst was passieren. Er quälte sich immer weiter Richtung Palast.
Als er dort endlich ankam, wurde ihm mulmig zumute. Es war so still hier, als würde die ganze Welt den Atem anhalten. Ächzend ließ er sich auf die Knie nieder und schob den Deckel des Lüftungsschacht zur Seite. Mit größter Anstrengung krabbelte er durch das Röhrensystem und mit jedem Schritt pochte sein Kopf schmerzhaft gegen seine Stirn. Vielleicht hatte ja sein Bruder recht? Vielleicht war Clary wirklich nicht die für die er sie gehalten hatte. Schnell verwarf er wieder den Gedanken und schob sich weiter bis er dann endlich den Ausgang erreichte. Langsam kletterte er hinaus und drückte sich zugleich an die Wand. Langsam schob er sich vorwärts und spähte um die Ecke. Und was er da vor sich fand ließ seinen Magen rumoren. Hätte er etwas zuvor gegessen, dann wäre es auf dem Boden gelandet. Er hielt sich Mund und Nase zu und starrte die aufgeschlitzten Leichen mit großen Augen an. Alle Wachen waren tot. Das war das Werk eines Profis. Nie und nimmer hätte Clary das tun können, oder? Alec musste sich eingestehen, dass er es nicht wusste. Er wusste eigentlich so gut wie nichts über Clary. Außer dem Namen und dass sie eine Schwester hatte.
„Wir müssen uns endlich auf die Suche nach Clary und dem Doctor machen“, sagte Mira leise und sah Oliver an. Oliver biss sich auf die Lippe und hätte am liebsten einfach vergessen, dass es die beiden gab. Doch sie waren seine Freunde und die beiden bedeuteten Mira sehr viel. Er stand auf und half Mira auf. Die Abenddämmerung hatte schon eingesetzt und nachtaktive Fische umschwammen die Kuppel. Für einige Augenblicke war Mira von dieser Vielfalt abgelenkt. Doch sie riss sich schnell wieder von diesen Anblick weg und marschierte dann zielstrebig auf eine Tür zu. Doch bevor sie nach der Klinge greifen konnte, schwang die Türe auf und bewaffnete Wachen kamen herausgestürmt. Sie richteten ihre Waffen auf die Beiden und es blieb ihnen nichts anderes übrig als zu kapitulieren.
Die beiden wurden unsanft vor den Wachen hergetrieben und ab und zu pikste ihnen der Lauf einer Waffe in den Rücken. Mira hasste es so hilflos zu sein. Einmal mehr verfluchte sie die Reisen mit den Doctor und war auch für kurze Zeit richtig sauer auf ihre Schwester. Doch die Wut machte der Angst platz und die ließ sie beinahe durchdrehen. Das einzige was ihr gerade halt gab, war die Hand Olivers in ihrer.
Clary weinte nicht mehr. Sie fühlte sich wie ausgetrocknet, so leer und innerlich tot. Ihr Kopf lag auf der Brust des Doctors und es kam ihr Stunden vor seit sie alles versucht hatte ihn wiederzubeleben. So würde es also aussehen? So würde von nun an ihr Leben aussehen. Trostlos, leer … doctorlos. Jetzt kamen die Tränen doch und ein lautes Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Ihr Herz fühlte sich wie zerissen, zerquetscht und mit Füßen zertrampelt an. Plötzlich bewegten sich die Finger des Doctors. Clary schrak hoch und starrte ohne zu blinzeln auf seine Finger. Hatte sie sich das jetzt nur eingebildet?! Doch da war schon wieder ein Zucken. Schnell presste sie ihr Ohr an seine Brust und hörte die beiden Herzen schlagen und dann schlug er die Augen auf. „OMG“, entfuhr es ihr als sie sich über ihn beugte und in seine grünen Augen starrte. Sie begann wieder zu weinen und schlang ihre Arme um ihn. „Oh Doctor“, schluchzte sie und ließ ihn nicht mehr los. „Clary“, hauchte er und drückte sie an sich. Er schloss die Augen und seufzte erleichtert. Er hatte schon so einiges überlebt, aber noch nie war er so froh gewesen wie heute. Clary in seinen Armen und seine beiden Herze schlagen hörend. Er ließ sie nicht einmal los als er sich langsam aufsetzte. Clary schluchzte und ihr ganzer Körper zitterte wie Espenlaub. Beruhigend strich er ihr zärtlich über den Rücken und bemerkte er jetzt das Blut an ihrer Kleidung. „Was ist passiert?“, fragte er schockiert und rieb den Stoff zwischen seinen Fingern. Clary schwieg und sah ihn nur an. Es war nicht ihr Blut, denn nirgendwo konnte er eine Verletzung erkennen, außer an ihren Armen. Er küsste ihre zarte Haut und schloss sie dann wieder in die Arme. „Wen hast du getötet Clary?“, flüsterte er mit zitternder Stimme. „Alle Wachen … zumindest viele.“ Ihre Stimme brach und sie vergrub ihr Gesicht in seine Halskuhle. Sie ekelte sich vor sich selbst. Ihr wurde erst jetzt so richtig bewusst, was sie da eigentlich getan hatte. Sie war eine Mörderin und ihre Seele war nun gebrandmarkt.
Mit einen gemischten Gefühl machte er sich auf den Weg hinunter in die Kerker. Es war stockduster dort unten. Alec musste sich an der Wand abstützen, damit er nicht die Treppe hinabstürzte. Aber was ihm noch auffiel – abgesehen von dieser unnatürlichen Schwärze – war diese vollkommene Stille. Er hätte Wehklagen erwartet, Folterschreie. Alles nur nicht diese Stille. Ob Clary damit zu tun hatte? Ihm wurde immer mulmiger zumute und so langsam glaubte er fest daran, dass Clary diese Männer dort oben abgeschlachtet hatte. Langsam tastete er sich weiter vorwärts und kam dann endlich am Ende der Treppe an. Vor sich konnte er einen langen Korridor erkennen, der von einen sanften Licht angestrahlt wurde. Wo kam plötzlich dieses Licht her, fragte er sich verdutzt und ging weiter. Die Kopfschmerzen waren nun unerträglich und ab und zu befahl ihn ein unangenehmer Schwindel. Er stolperte weitere Schritte vorwärts und erkannte dann zwei Schemen am Ende des langen Ganges. „Clary?“, hauchte er und seine Stimme wurde als ein Echo durch die ganze Verliesfraktion getragen. Ein Schemen wandte sich der Stimme zu, doch bevor er sie erreichen konnte brach er zusammen.
Clary wandte sich der Stimme zu und sah jemanden auf sie beide zustolpern und dann zu Boden gehen. Schnell sprang sie auf die Beine und rannte auf ihn zu. „Alec“, rief sie und umfasste sein Gesicht. „Oh nein, Alec. Es tut mir so leid.“ Die Tränen kamen wieder ohne es kontrollieren zu können und ihre Hände zitterten stark als sie die Wunde am Kopf sah. Die Wunde hatte sie ihm zugefügt. Ihr blieb die Luft weg und ihr wurde es übel. Der Doctor hockte sich neben sie und sah zwischen den beiden hin und her. Einmal in seinem Leben konnte er nicht die richtigen Worte dafür finden und blieb deswegen stumm. Clary hatte derweil den Kopf von Alec behutsam auf ihren Schoß gebettet und wiegte ihn sanft hin und her. Sie strich ihm liebevoll über die schwarzen Haare und die Tränen durchnässten sein hübsches Gesicht immer mehr. Sein Atem wurde immer schwächer und auch sein Herz verlangsamte sich mit jeder Sekunde. Plötzlich schlug er die Augen auf und als er Clarys Gesicht über sich sah, musste er lächeln. Seine blauen Augen nahmen jeden Zentimeter des Mädchens gierig auf und am liebsten würde er sie nie wieder schließen. Doch seine Zeit war gekommen. Er spürte es. „Clary..“, fing er an, mit leiser gebrochener Stimme. Clary beugte sich näher zu ihm, um ihm besser zu verstehen und flüsterte ihm zu, dass sie hier wäre und ihn nicht alleine lassen würde. „Mir ist kalt … meine Zeit ist gekommen. Bitte besiege die Dunkelheit … ich lie..“ Und dann starb er. Die letzten Worte noch auf der Zunge, bevor er eine Chance hatte sie auszusprechen. Clary schlug sich die Hand auf den Mund, um die Schreie zu unterdrücken, die sie so gerne ausstoßen würde. Er war tot … und er gehörte auf ihrer Liste. Der Doctor löste sanft Clarys verkrampfte Finger, die Alec fest umklammerten. Er hob sie auf die Füße und wollte sich dazu bewegen mit ihm zu kommen. Doch Clary stemmte sich dagegen und schrie: „Nein ich lass ihn nicht einfach so zurück. Er braucht ein richtiges Begräbniss. Das bin ich ihm schuldig!!“ „Clary. Wir haben keine Zeit mehr. Die toten Wachen werden nicht unbemerkt bleiben. Bitte wir müssen gehen!“ „Nein“, weinte sie, doch sie wehrte sich nicht mehr und sackte einfach nur noch zusammen. Der Doctor hob sie auf seine Arme und trug sie schweren Herzens nach oben – in die Freiheit.
Mira und Oliver rannten durch die gewundenen Gassen und immer wieder kamen sie auf einen Markt raus. „Was zum Kuckuck?!“, fluchte Mira ungestüm und stampfte mit den Fuß auf. „Das kann ja wohl nicht wahr sein, oder?!“ Oliver sah seiner Liebsten mit einen belustigten Gesichtsausdruck zu und brauchte viel Willenskraft, um nicht lauthals in Gelächter auszubrechen. Mira nahm diesen Gesichtsausdruck ziemlich persönlich und schenkte ihm einen sehr bösen Blick. Oliver versuchte wieder normal zu gucken, doch es gelang ihm nicht. „Das ist nicht witzig, Oliver“, fauchte sie ihn an und wandte sich zu einen Verkaufsstand. Der Verkäufer erlitt beinahe einen Herzinfarkt, als er Mira so bedrohlich vor sich stehen sah und fragte mit piepsiger Stimme: „Kann ich Ihnen helfen?“ „Oh ja. Welche Straße führt zum Palast?!“, knurrte sie und stemmte die Hände in die Hüfte. Der Verkäufer stolperte über seine eigenen Füße und landete unsanft auf den Boden. Mit zittriger Hand deutete er auf eine Gasse hinter sich und machte sich dann ganz klein. Mira ignorierte den kleinen untersetzten Mann und raste die Gasse entlang, ohne nachzugucken, ob Oliver ihr überhaupt folgte. Oliver folgte ihr nicht zugleich, sondern half den armen Mann wieder auf die Beine. „Sie müssen sie entschuldigen, Sir. Aber sie ist ein bisschen impulsiv und sie vermisst ihre Schwester. Keine gute Kombination.“ Er lächelte den Verkäufer noch freundlich zu und setzte der flinken Mira hinterher. Mira Johnson war schon um die nächste Biegung gebogen und konnte vor sich den großen aus Glas erbauten Palast stehen sehen. Sie versteckte sich hinter umgekippte Kisten und checkte die Lage. Wachen patroullierten vor dem Tor und es schien eine kleine Unruhe zwischen den Reihen zu gehen. Sie ging schwer davon aus, dass es mit Clary und dem Doctor zu tun haben musste. Sie verengte die Augen und spürte dann Oliver neben sich. „Da kommen wir nicht durch, Mira“, flüsterte er und zwang sie ihn anzusehen. Mira setzte ihr Pokerface auf, doch Oliver wusste was in ihr vorging. Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm ihre Hand. „Wir suchen einen Weg zu deiner Schwester hinein. Gemeinsam!“ Mira lächelte und ließ sich von Oliver in eine Gasse ziehen. Gemeinsam schlichen sie um die Palast herum auf die Rückseite und stießen zufällig auf die offene Luke in der schon Clary und Alec durchgekrabbelt waren. „Dort“, sagte Mira und zeigte auf die Luke. Oliver nickte und ließ sich auf alle viere nieder. Er krabbelte hindurch und Mira folgte ihm.
Clary hatte seit Alecs Tod kein Wort mehr gesprochen. Sie war zwar schon imstande selbstständig zu gehen aber sie war wie eine leblose Hülle. Sie hatte sich geschworen nie wieder sich so hilflos zu fühlen, wie sie beim Tod ihrer Eltern sich gefühlt hatte. Wollte nie wieder jemanden so nahe an sich ran lassen. Doch dann war der Doctor in ihrem Garten abgestürzt. Und sie hatte damit Mira in eine Welt voller Gefahren geworfen. Wenn Mira was zustoßen würde, was zweifellos schon der Fall gewesen war, dann würde sie das nicht überstehen. Wie konnte sie nur so egoistisch sein. Alles war nur geschehen, weil sie mehr von der Welt sehen wollte. Weil sie Abenteuer erleben wollte. Aber ganz ehrlich, was hat ihr das schon gebracht? Den beinahe Tod des Doctors, dann den realen Tod von Alec und ihre Schwester wäre beinahe zum Werwolf mutiert. Um ihr Herz hatte sich eine Kälte gelegt und eine unwirkliche eisige Kälte ging von ihr aus. Der Doctor ging mit einer Fackel voraus und schwieg ebenfalls. Er hatte natürlich schon versucht eine Konversation anzufangen, doch Clary hatte keine Reaktion darauf gegeben und so hatte er es dann nach einigen Versuchen aufgegeben. Er konnte fühlen, dass irgendetwas mit Clary nicht stimmte, doch er wusste nicht was es war. Sie trottete hinter ihm her ohne einen Mucks von sich zu geben. „Wir sind gleich draußen“, versuchte er es dann doch. Er blickte zurück zu Clary und blieb stehen. Clary lief prompt in ihn hinein und sah ihn mit großen Augen an. „Tut mir leid“, flüsterte sie und umfasste ihren Körper mit ihren Armen. Der Doctor sah sie traurig und besorgt an und griff nach ihrer Hand. Vorsichtig löste er ihre Arme voneinander und zog sie in eine Umarmung. „Clary es tut mir so leid, dass du diesen Mann verloren hast. Ich weiß er hat dir was bedeutet und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir das leid tut. Aber ich verspreche dir, soetwas wird deiner Schwester niemals zustoßen. Das musst du mir glauben. Deswegen musst du dich zusammenreißen und wir müssen deine Schwester und Oliver finden, bevor es dieser selbsternannte König tut.“ Clary atmete tief ein und küsste dann den Doctor. Der Doctor ließ die Fackel fallen und erwiderte den Kuss. Nach einer Weile löste sich Clary wieder und bekam sogar ein Lächeln zustande. „Das habe ich gebraucht“, sagte sie frech und hob die Fackel vom Boden auf. Sie hatte die Vergangenheit in eine Winkel ihres Herzens eingeschlossen und alle Zweifel ausgeräumt. Der Doctor hatte Recht. Ihre Schwester war immer noch lebendig und sie war Familie. Sie musste sich jetzt zusammenreißen und sich auf die Gegenwart konzentrieren. Natürlich tat ihr der Verlust von Alec noch weh, aber sie kannte ihn eigentlich nicht wirklich. Wenn man mit den Doctor reiste, dann musste man auf solche Dinge eben gefasst sein. Sie wollte nur zu gerne wissen, wie viele Menschen der Doctor schon verloren hatte. Der Doctor war noch immer ein bisschen perpex von dem Angriff von Clary und musste erst wieder klar im Kopf werden. Das Mädchen überraschte ihn immer wieder von neuem und sie war definitiv stärker als sie von Außen scheinen möge. Er hätte es nicht übers Herz gebracht, wenn er auch noch Clary verloren hätte. Nach so langer Zeit fühlte er endlich wieder etwas und er war froh darüber. Er hatte schon Sorge, dass er nie wieder sowas wie Liebe verspüren würde, nachdem River gestorben war. River war seine Frau gewesen, die Tochter von Amelia Pond. Seine Amy. Auch sie hatte er verloren, sowie Rose und Clara. Sie waren alle seine Begleiterinnen einmal gewesen und jede von ihnen war weg. Deshalb reiste der Doctor gerne alleine, um solche Verluste eben zu vermeiden. Er wusste bis heute nicht, weshalb er sofort Clary bei sich dabei haben wollte. Aber er war froh darüber und auch über die Gesellschaft von Mira und Oliver. „Kommst du endlich? Wir müssen eine
Unterwasserwelt retten!“, rief Clary vom Ende des Korridors und grinste ihn schelmisch an. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen und beeilte sich Clary zu folgen.
„Oh man. Hier ist es so eng“, meckerte Mira und schob sich Stück für Stück weiter. Oliver konnte nur mit einen Lachen antworten. „Lachst du mich schon wieder aus?!“ „Nein. Ich lache dich nur an“, kam es von vorne. Mira konnte sich schon das fette Grinsen auf seinen Gesicht ausmalen. Oh wenn sie nur ihn treten könnte. Oliver bog um eine Ecke und sah am Ende des Schachts einen Ausgang. Voller Elan robbte er darauf zu und öffnete den Ausgang. Er kroch heraus und als er aufblickte guckte er in sechs Gewehrmündungen. „Oh äh hi“, sagte er verschmitzt und hob leicht die Hand zum Gruß. Bevor er Mira warnen konnte krachte die Waffe eines Wachen auf seinen Kopf und ließ ihn bewusstlos zusammensacken. Mira war beinahe am Ausgang als sie Oliver zu Boden gehen sah. „Oliver“, schrie sie erschrocken und biss sich zugleich auf die Zunge. Ein Kopf einer Wache lugte in den Schacht und entdeckte sie. Mira wich rückwärts zurück und bog in eine andere Richtung. So schnell wie sie krabbeln konnte floh sie vor den Wachen. Zwei von ihnen folgten ihr in den Schacht und waren erstaunlich schneller als sie selbst. Hektisch blickte sie über ihre Schulter und überlegte fieberhaft, wie sie ihnen entkommen konnte. Dann sah sie wenige Meter vor sich eine Öffnung. Mit Karacho krabbelte sie darauf zu und achtete nicht auf ihre geschundenen Knien. Sie erreichte den Ausgang bevor die Wachen sie erreichten und sprintete die langen Korridor entlang. Dann verschanzte sie sich in ein Zimmer und atmete erleichtert aus. Sie war ihnen entkommen, triumphierte sie. Doch plötzlich spürte sie etwas langes in ihren Rücken. „Hände hoch oder ich schieße“, knurrte eine Stimme hinter ihr. Sie tat wie ihr befohlen. Sie war in eine Falle gelaufen, direkt in die Arme der Wachen. Das würde nichts gutes für sie und Oliver bedeuten.
Mit gefesselten Händen wurde sie unsanft vor der Wache hergeschubst. Er führte sie in den Thronsaal und schubste sie unsanft, sodass sie auf die Knie fiel. Vor ihr thronte ein Mann mit einer goldenen Krone und einen drei Tagebart. Er hatte seegrüne Augen und blondes gelocktes Haar. Er war groß und hatte die Statur eines Königs. Er knetete sein Kinn als er Mira vor sich betrachtete und ein Schmunzeln durchzog seine Lippen. „Na wen haben wir denn da? Dich kenne ich gar nicht. Wie ist dein Name?“ Mira funkelte ihn böse an und zischte: „Wo ist Oliver?!“ „Oliver?“, fragte der König verwirrt, doch dann ging ihm ein Licht auf. „Ach du meinst dein Begleiter. Nun er ist am Leben, falls es dir darum geht.“ Mira konnte nicht umhin als erleichtert zu sein. Sie war sich sicher sie konnte fliehen und Clary und den Doctor finden. Sie hatte die Vorstellung von einer riesigen Rettungsaktion gehabt. Nur leider ging das gründlich in die Hosen. „Was wollt Ihr von uns?“, fragte Mira sauer und war ganz und gar nicht höflich. Wenn man bedenkte vor wem sie da kniete. Aber das war ihr in diesem Augenblick völlig egal. Sie hatte keinen Respekt vor diesem Tyrann. Der König erhob sich aus seinen Thron und kam auf sie zustolziert. „Wie eine Wildkatze. Aus welchem Loch bist du nur gekrochen?“ „Aus der Hölle“, gab sie ihm giftig zurück. Der König lachte laut und die Wachen stimmten mit ein. „Du gefällst mir. Wie ist dein Name?!“ Mira schwieg wieder eisern bei dieser Frage. Er würde ganz sicherlich nicht ihren Namen erfahren. Jetzt war der König schon leicht angesäuert. „Wenn ich dich was frage, dann antwortest du gefälligst!“, brüllte er und packte Mira an ihren langen schwarzen Haaren. Mira gab keinen Laut von sich und wollte ihm am liebsten ins Gesicht spucken. Plötzlich vernahm sie ein lautes Krachen und Kampfgeräusche drangen in den Thronsaal. Der König ließ Mira los und orderte zwei Wachen auf nachzusehen, was da los war. Als die beiden Wachen die Tür auf machten, stürmten bewaffnete Leute herein und stießen den beiden überraschten Soldaten die Schwerter in die Leiber. Die andern Wachen zückten ihre Schwerter und warfen sich ins Kampfgetümmel. Mira stand auf und konnte nur mit großen Augen zusehen. Sie war zu überrascht als dass sie ans weglaufen denken konnte. Doch der König packte das Mädchen und schob es schützend vor sich. Wenn er sie als Geisel nahm, dann würden sie ganz sicherlich ihn nicht angreifen. Doch da hatte er nicht mit Clary gerechnet. Mira sah den Doctor mit einen Schwert die Rebellen unterstützen und suchte dann hoffnungsvoll nach Clary. Doch sie konnte sie nirgendswo ausmachen. Das kam davon, dass sich Clary nach oben verschanzt hatte. Sie hatte in der Hand einen Banner der von der Decke hing und testete grade seine Tragbarkeit. Sie hatte solche Szenen schon oft in Movies und Serien gesehen und wollte schon immer soetwas machen. Mal sehen ob das überhaupt funktionierte. Sie kletterte auf die Brüstung, packte fest mit beiden Händen den Banner und sprang. Sie schwang durch die Luft und raste mit ausgestreckten Beinen auf den König zu, der sie nicht kommen sah. Ihre Füße trafen ihn mit Wucht in den Rippen und er strauchelte und fiel hin. Clary ließ den Banner los und rollte sich ab, dann nahm sie das Schwert aus der Scheide und hielt es an seine Kehle. „Hi. Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Clary. Ihre Schwester und du bist ein Arschloch!“ Der König konnte nur dreckig grinsen und sah ihr hasserfüllt ins Gesicht. „Lächerlich. Meine Wachen haben echt Gewehre und ihr nur diese rostigen Schwerter.“ „Ach. Seltsam, dass es so aussieht als würden wir gewinnen.“ Der König sah zu seinen letzten verbliebenen Wachmann und Schweiß trat auf seine Stirn. Etwas wie Angst trat in seine Augen als er zu Clary hinaufblickte. „Na los. Töte mich“, knurrte er und sah sie an. Clary hatte schon Menschen getötet, aber sie wollte nicht noch mehr Blut an ihren Händen kleben haben. „Nein“, wisperte sie und schüttelte den Kopf. „Dafür ist jemand anderes zuständig.“ Ronnie kam auf Clary zu und nickte. Sie übergab ihm das Schwert und rannte dann auf ihre Schwester zu. Mira schloss Clary erleichtert in ihre Arme und war überaus glücklich sie wieder bei ihrer Seite zu wissen. Ronnie erhob das Schwert und stieß es in die Kehle des Königs. So endete die Schreckensherrschaft des Tyrannen.
Die drei konnten Oliver aus der Besenkammer befreien, in der er gesteckt worden war. Er war unverletzt und leicht eingeschnappt, als er hörte, was für einen Kamf er da verpasst hatte. Ronnie wurde zu deren neuen König gekröhnt und Alecs Leiche konnte geborgen werden und er bekam ein schönes Grab. Als die Feierlichkeiten im vollen Gange waren und Mira, der Doctor und Oliver ausgelassen feierten, stahl sich Clary in die kühle Nachtluft hinaus und ehe sie sich versah trugen ihre Füße sie zu Alecs Grab. Sie sah auf den schön verzierten Grabstein und las leise die Worte darauf. „Jemand der mit seiner Tapferkeit Licht in diese Welt gebracht hatte. Ruhe in Frieden.“ Sie musste den Kloß hinunterschlucken und fügte leise hinzu: „Und ich habe dieses Licht erloschen. Nicht wahr? Es tut mir so leid Alec.“ Sie ließ sich auf ihre Knie nieder und strich sanft über die frischen Lilien, die jemand auf sein Grab gelegt hatte. „Ich habe Dunkelheit in mein Herz gelassen und es hatte mich überrannt. Ich habe schreckliche Dinge getan und wärst nicht du gewesen, dann wäre ich dort gehängt worden … aber du hast mich davor bewahrt. Eine vollkommene Fremde, obwohl dort oben dein Bruder verurteilt war. Ich danke dir dafür. Und ich hätte dich liebend gerne näher kennengelernt. Ich hoffe nur du verzeihst mir.“ Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen und sie schluchzte laut auf. „Ich weiß nicht was mit mir los ist. Manchmal habe ich das Gefühl als wäre ich nicht mehr ich selbst. Aber ich will nicht zu einen Monster mutieren. Ich will die verantwortungsbewusste große Schwester sein, die meine Eltern immer für Mira wollten.“ Plötzlich spürte sie eine Kälte um sich und sie hielt inne. Sie sah sich um und bemerkte den Nebel, der um sie wabberte. Eine schwarze Gestalt manufestierte sich und nahm die Konturen von Alec an. Clary wich erschrocken zurück und zitterte am ganzen Leibe. Alec streckte beruhigend die Hand aus und wisperte: „Nein hab keine Angst, Clary. Ich werde dir nichts tun. Aber ich kann nicht ins Licht gehen bevor ich dir das nicht gesagt habe. Ich verzeihe dir. Ich war nie böse auf dich. Du liebst den Doctor und du wolltest den Mann den du liebst beschützen. Das verstehe ich. Du bist eine wundervolle Person und immer wenn dich deine Dunkelheit überrennt dann denke an meine Worte.“ Clary nickte nur und wr sprachlos. „Machs gut, Clary.“ Er verschwand und tauchte Sekunden später bei seinen Bruder auf, um sich von ihm zu verabschieden. Als der Doctor, Mira und Oliver die Erscheinung sahen bemerkten sie erst, dass Clary weg war. Doch sie wussten genau, wo sie das Mädchen finden würden. Gemeinsam rannten sie zum Friedhof und sahen Clary neben einen Grabstein sitzen. Sie hatte Tränen in den Augen und war total durchgefroren. Der Doctor zog sie auf die Füße und gab ihr seine Jacke. „Los. Lasst uns abhauen. Ich glaube ich weiß wo wir als nächstes hinfahren.“ Er zog Clary mit sich und verschwand mit der Gruppe in der TARDIS. Wenige Sekunden später verschwand die blaue Box und tauchte an einen Malibu aus den Nichts auf.
„Hier ist es herrlich!“, grinste Mira und lag unter einen Schirm auf einen Handtuch und genoss die warme Sonne. Sie schlürfte einen Cocktail und genoss das Rauschen der Wellen. Oliver lag auf den Bauch und war eingenickt. Leise schnarchte er vor sich hin. Mira sah ihn an und knuffte ihm in die Seite. „Oli!“, rief sie verärgert. Oliver wachte erschrocken auf und rieb sich verschlafen über die Augen. „Was?“, fragte er gähnend. Mira kniff den Mund fest zusammen und funkelte ihn an. „Creme mich ein.“ Sie stellte den Cocktail weg und legte sich auf den Bauch. Oliver grinste und schnappte sich die Sonnencreme.
Clary und der Doctor waren in den Wellen und tobten ausgelassen umher. „Machst du oft solche Sachen?“, fragte Clary und schwamm ganz nahe an ihn heran. Der Doctor grinste und schüttelte dann den Kopf. „Nein nicht oft. Oft komm ich gar nicht dazu, weil jedes Mal jemand meine Hilfe braucht.“ Clary schmunzelte und küsste dann den Doctor zärtlich auf die Lippen. „Nur gut, dass es heute mal ruhig zugeht.“ Der Doctor erwiderte grinsend.
Die Sterne waren schon herausgekommen als die vier endlich wieder zur TARDIS aufbrachen. Nur würde das ihr letztes Abenteuer sein.
Reges Treiben auf den Straßen, hektische Leute, die zu ihren Jobs hetzen und Musikanten am Straßenrand. Das war ein typischer Tag in New York, die Stadt, die niemals schlief. Clary saß Rücken an Rücken mit dem Doctor im Centralpark und genoss die normale Sonne, die auf ihr Haupt schien. Der Doctor hielt in den Händen ein Buch und las laut daraus vor: „>>Hallo, Wanderer! Wollen Sie sich nicht setzen? Machen Sie es sich bequem.<< Ich zögerte auf der Türschwelle zum Sprechzimmer der Helferin. Mit einem Fuß stand ich schon drin, der andere war noch draußen.“ Clary horchte auf und guckte über ihre Schulter zu dem Doctor. „Das ist doch Seelen, oder nicht?“, sagte sie und grinste. Der Doctor nahm seine Lesebrille ab und hielt das Buch hoch, damit Clary es sehen konnte. „Ja das ist es. Echt faszinierend das Buch.“ „Aliens übernehmen die Welt und kontrollieren Menschen. Ja das ist definitiv was für dich.“ Der Doctor zog eine Schnute und verteidigte sich selbst: „Nicht wegen dem, sondern eher, dass die Menschen sich trotzdem dagegen wieder wehren und sich nicht unterkriegen lassen. Das ist einfach nur erstaunlich, wozu ihr Menschlein fähig seid.“ Clary lachte und lehnte sich dann wieder gemütlich an seinen Rücken. „Das ist nur ein Buch, Doctor.“ „Clary. Die Geschichten entstehen oft aus bereits Erlebten“, klärte er sie auf und riss dann die letzte Seite des Buches heraus. Clary hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an. „Ich reiße immer die letzte Seite eines Buches heraus. So kann die Geschichte nie zu Ende gehen. Ich HASSE es wenn etwas zu Ende geht.“ Clary seufzte und schloss die Augen. „Wir alle sind doch nur Geschichten lieber Doctor. Und nicht alle hier von uns sind unsterblich!“ Der Doctor versteifte sich bei diesen Worten und sah missmutig über seine Schulter zu Clary. „Hör auf sowas zu sagen, Clary“, sagte er mit einen traurigen Ton in der Stimme. Clary sah ebenfalls über die Schulter und sah dem Doctor direkt ins Gesicht. Sie tätschelte ihm liebevoll die Wange und wünschte sie könnte die Traurigkeit aus seinen Augen wischen. „Okay. Das war unsensibel. Aber wie ich dir schon versprach. Ich werde dich niemals verlassen. Ich bleibe immer bei dir, Doctor.“ Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und er beugte sich vor, um Clary auf den Mund zu küssen. Clary erwiderte voller Zärtlichkeit, beide wurden jedoch von einen Räuspern unterbrochen. „Bock auf Frappuccino?“, fragte Mira und wedelte mit dem Starbucks Getränk rum. Clary sah hoch und streckte zugleich ihre Hand fordernd aus. Mira drückte ihr das Getränk in die Hand und grinste. Ihr Blick fiel auf das Buch und sie hob eine Augenbraue. „Ich wusste gar nicht, dass du sowas liest“, sagte sie überrascht. Derweil war Oliver neben sie getreten und Faszination spiegelte sich auf seinen Gesichtszügen wieder. Er hatte immer noch nicht die Größe der Stadt verdaut. Es hatte ja einige Zeit gedauert, bis er überhaupt akzeptiert hatte, dass Autos keine Monster waren. Aber diese hohen Gebäude waren doch ein bisschen für den Prinzen zu viel.
Der Doctor blickte ebenfalls nach oben und zog eine Grimasse. „Noch nie einen Doctor gesehen der liest?“ Er setzte dann wieder seine Brille auf und versank in sein Buch. Clary schlürfte an ihrem Frappuccino und betrachtete in Seelenruhe ihre Umgebung. Mira saß sich mit Oliver zu Clary und legte sich dann mit den Kopf auf Clarys Schoß. „Hier ist es schön“, sagte sie mit dem Blick auf den Himmel gerichtet. Clary nickte und meinte: „So könnte es doch immer sein, oder? Naja ein bisschen fehlt mir die Action.“ Mira lachte und rollte mit den Augen. Oliver hingegen zog immer noch die Atmosphäre des Big Apples in sich auf. „Geht's Oliver eigentlich gut?“, fragte Clary plötzlich und lag den Kopf schief. Mira winkte ab und sagte: „Ach der ist nur baff von diesen Fortschritt.“ Clary kicherte und Mira stimmte mit ein. „Shh. Ich lese“, kam es vom Doctor. Das brachte die beiden Mädchen noch mehr zum Lachen. Der Doctor murmelte etwas und stand dann auf. Clary, die sich an ihn gelehnt hatte, verlor den Halt und fiel um. „Doctor!“, plärrte sie und zog einen Schmollmund. Der Doctor schenkte ihr ein schiefes Grinsen und meinte nur: „Tja. Das hast du davon. Aber nun ist es gut mit diesem New York. Ich brauche Action, ihr Gigglemonster.“ Beide Schwestern standen auf und verschränkten die Arme. „Gigglemonster?“, fragte Mira empört. Der Doctor grinste nur und machte sich dann auf den Weg zu seiner TARDIS. Die beiden Schwestern sahen sich an und folgten ihm dann. Mira kehrte nochmal um und nahm Oliver mit sich, der kaum was um sich wahrnahm.
In der TARDIS steuerte Clary ihr Zimmer an und zog sich eine hellblaue Röhrenjeans an mit einen grünen Tanktop und einer braunen Lederjacke drüber. Mira klopfte sachte an die Tür und trat ins Zimmer hinein. Clary band ihre langen braunen Haare grade zum Pferdeschwanz zusammen. „Clary?“ „Ja?“ Mira zupfte nervös an ihrer weißen Bluse und biss sich auf die Lippen. Clary sah hoch und musterte ihre Schwester eindringlich. „Was ist los?“, fragte sie leicht besorgt. Mira saß sich auf Clarys Bett und zog ihre Füße an sich. „Also. Das wird für mich das letzte Abenteuer“, begann sie und zupfte an der Decke. Clary wandte sich mit großen Augen zu Mira und ein fragender Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Mira spürte den Blick auf sich, doch sie konnte Clary nicht in die Augen sehen. Diese Entscheidung viel ihr schwer und sie wusste, dass Clary bei dem Doctor bleiben würde. Aber sie hatte sowieso nicht vor in ihre eigene Zeit zurückzukehren. Sie wollte mit Oliver ins Mittelalter zurück, denn sie hatte das Gefühl, dass sie dorthin einfach hingehörte. Clary bekam einen trockenen Mund und fragte: „Warum?“ Mira sah Clary direkt in die Augen und antwortete: „Das ist einfach nichts für mich. Ich will mich niederlassen … eine Familie gründen. Heiraten.“ Clary verzog das Gesicht bei diesen Worten. „Ich weiß, dass das nichts für dich ist, Clary. Aber ich habe mir das schon immer gewünscht. Und Oliver ist endlich der richtige Mann. Ich liebe ihn, sowie du den Doctor liebst. Und ich weiß, dass du ihn niemals verlassen wirst … deswegen muss ich dich gehen lassen.“ Clary erstarrte und sie sah ihre Schwester mit gemischten Gefühlen an. Hatte sie sich gerade verhört? Nein ganz sicher nicht. „Und was, wenn ich dich nicht gehen lassen kann?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme. Mira hatte auch Mühe die Tränen zurückzuhalten. „Wenn du mich wirklich liebst, Schwester. Dann wirst du mich auch gehen lassen. Ich werde glücklich sein und du kannst mich doch jederzeit besuchen.“ Clary wischte sich über die Augen und lächelte dann tapfer. „Komm her.“ Sie streckte die Arme aus und zog Mira in eine herzliche Umarmung.
„Okay wohin wollen wir? Lasst mich nachdenken … Vergangenheit oder doch lieber Zukunft?“, fragte der Doctor und blickte in die Runde. Seine Freunde jedoch waren sehr schweigsam, was den Doctor zu einen Stirnrunzeln kommentierte. „Was los?“ Clary sah aus als wäre jemand gestorben und die Energie, die sie immer versprühte war erloschen. „Nein alles okay“, antwortete Mira für alle drei. Natürlich kaufte der Doctor das nicht wirklich ab, aber die Gefühle von Menschen waren ihm schon immer ein kleines Rätsel gewesen. Er zuckte mit den Schultern und legte den Schalter um. Plötzlich vibrierte der Boden und ein Ruck ging durch die TARDIS. Alle vier Insassen wurden nach vorne geschleudert und landeten unsanft auf den Metallboden. „Was geschieht gerade“, brüllte Clary über den Lärm hinweg. „Ich weiß nicht!“, schrie der Doctor und zog sich mit aller Kraft wieder nach oben. Er versuchte die TARDIS unter seiner Kontrolle zu bringen, doch ein weiterer Ruck ließ ihn gegen das Geländer stoßen. Er klammerte sich noch rechtzeitig daran bevor er in die tiefe gestürzt wäre. „Haltet euch fest!“, konnte er nur noch rufen, bevor die TARDIS in den Sturzflug ging.
Die vier Reisenden wurden aus der TARDIS katapultiert. Danach demateralizierte sich die Zeitmaschine und ließ die vier in dem unbekannten Land zurück. Der Doctor rief verzweifelt nach der TARDIS und flehte sie an, dass sie zurückkommen möge. Doch sie blieb verschwunden und ließ die vier schutzlos zurück. Clary kam mit einiger Mühe wieder auf die Beine. Sie war froh darüber, dass sie das Kleid gegen eine lange Hose eingetauscht hatte. Denn als sie sich umsah, erblickte sie einen riesigen Dschungel vor sich, der undurchdringlich auf sie wirkte. Mira hatte auch den Dschungel vor sich bemerkt und musste schwer schlucken. Auf sie hatte er eher eine bedrohliche und lebensgefährliche Wirkung. „Okay, wo sind wir hier?“, fragte Mira ihre Panik unterdrückend. Der Doctor hatte es aufgegeben und hatte sich zu den zwei Mädels dazugesellt. Der Doctor rieb sich das Kinn und seufzte. „Ich habe wirklich keine Ahnung, wo wir hier sind.“ Der Himmel war zartrosa und kündigte einen heranbrechenden Tag an. Die Wiese auf der sie gestrandet waren, war umgeben von Felsen und wurde dann von dem Dschungel vor ihnen abgelöst. Ein kleiner Wasserfall floss hinter ihnen von den Steinen und mündete in einen kleinen Bach, der in den Dschungel floss. Die Wiese war bestückt mit Enzian, Margariten und Tulpen. Oliver trat an die Felsen heran und berührte leicht deren Oberfläche. Er fand sogar leichte Risse in den Steinen, die gut zum Halt dienen konnten, falls man vorhatte die Felswand zu erklimmen. „Das ist nicht gut“, stellte Clary fest und betrachtete ihre Umgebung misstrauisch. Der Doctor blickte lange in den Dschungel und verspürte ein ungutes Kribbeln in seiner Magengegend. Komme was wolle, aber keine zehn Pferde würden ihn da reinbekommen. Dort drinnen lauerte etwas böses und er hatte das ungute Gefühl, dass es sie beobachtete. „Doctor“, rief Clary in sein Ohr. Der Doctor schreckte aus seinen Gedanken und widmete seine Aufmerksamkeit ganz Clary. „Hast du mir zugehört?“, fragte sie leicht eingeschnappt. „Nicht wirklich“, gab er wahrheitsgemäß zu. Sie seufzte und schüttelte nur den Kopf. Mira musste darüber schmunzeln und suchte dann Oliver, den sie hinten am Gestein antraf. Sie trabte auf ihn zu und schmiegte sich an ihn. „Was tust du da?“ Oliver schenkte ihr ein Lächeln und legte ihr eine Hand um die Taille. „Ich überlege grade, ob wir nicht hochklettern könnten. Der Dschungel ist mir nicht ganz geheuer.“ Mira musste ihm da zustimmen. Auch sie hatte schon ein komisches Gefühl bezüglich des großen Dschungels gehabt. Das konnte nur eine Falle sein. Denn wenn nicht einmal der Doctor wusste, wo sie waren, dann musste ihre Lage sehr ernst sein.
Sie blickte zurück zu den beiden und sah sie auf sich zukommen. „Der Doctor hat Angst vor dem Dschungel“, rief Clary den beiden zu und konnte sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen. „Ich habs dir doch schon erklärt, Clary. Dieser Dschungel wird unseren Tod bedeuten. Wir müssen hier weg, bevor die Nacht heranbricht.“ Mira kam ihrer Schwester entgegen und stimmte dann den Doctor zu. „Hast du denn nicht auch so ein komisches Gefühl?“ Clary schütelte stirnrunzelnd den Kopf. „Nein. Ihr etwa?“ Alle drei nickten. Clary zog eine Schnute und meinte: „Oar. Ihr und euer Bauchgefühl.“ Doch sie beugte sich den Wünschen der anderen. Der Dschungel zog sie eher an, als dass er sie abstieß, aber so ganz alleine traute sie sich dann doch nicht hinein, auch wenn sie noch so neugierig war. Oliver hindessen erklärte ihnen, wie man sich beim Klettern verhielt und dass es eigentlich gar nicht mal so schwer war. Er bildete den Anfang und hob sich auf einen Felsvorsprung. Er reichte Mira seine Hand und zog sie hoch. „Na los, Clary. Jetzt du“, sagte er mit vertrauensvoller Stimme und streckte ihr seine Hand entgegen. „Nein. Zuerst der Doctor“, befahl sie und schubste ihn leicht nach vorne. Der Doctor zog eine Augenbraue in die Höhe und meinte: „Also bitte, sei nicht lächerlich. Du solltest erster gehen. Schließlich bist du hier die Lady.“ „Nein du bist wichtiger. Niemand kann die TARDIS steuern außer dir.“ „Nein. Da bin ich anderer Meinung und überhaupt hab ich dir das doch gezeigt oder nicht?“ „Ähm Leute“, rief Mira nach unten. „Entscheidet euch schneller. Wir bekommen Besuch!“ Eine Horde von Zombies erschien am Rande des Dschungels. „Was ist das?“, stieß der Doctor hervor. „Frag lieber später. LOS!“, brüllte Clary. Doch der Doctor packte das Mädchen an der Taille und hob sie unter Protesten hoch. Oliver packte ihr Handgelenk und zog sie zu sich hoch. „Na los, Doctor.“ Die Zombies kamen immer näher und der Gestank nach Verwesung folgte ihnen und war nicht auszuhalten. „Echt faszinierend.“ „DOCTOR!“, brüllten Clary und Mira gleichzeitig. Er löste sich von dem Anblick und ergriff die dargebotene Hand von Oliver. Oliver hievte ihn nach oben und wischte sich dann mit der Hand die schweißnasse Stirn ab.
Die Zombies machten plötzlich kehrt und explodierten zu feinem schwarzen Pulver. Alle vier machten große Augen und konnten sich das alles nicht erklären. Clary fand ihre Sprache als Erste wieder und meinte: „Ich glaube das war das Begrüßungskomitee.“ „Glaubst du uns denn jetzt?“ Oliver sah Clary lange an und wartete auf ihr Einsehen. Doch die war zu sehr in ihren Überlegungen vertieft. Mira klatschte in die Hände und drängte ihre Freunde endlich weiterzuziehen. Oliver übernahm wieder die Führung und hangelte sich selbstsicher über die Felsen. Mira folgte ihm mit zitternden Händen und versuchte nicht nach unten zu blicken. Als nächstes folgte Clary und dann der Doctor. Es war eine beschwerliche Klettertour, mit vielen losen Steinchen. Doch alle vier schafften es heil nach oben. Der Anblick, der sich da ihnen bot war atemberaubend. Hinter dem Dschungel begann ein langer Strand, der dann ins Meer mündete. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Ebene mit einen Kiesweg und sonst nur grüner Wiese. In der Ferne konnten sie ein Dorf ausmachen. „Zum Glück haben wir den Dschungel nicht gewählt“, meinte Oliver erleichtert und blickte auf das Meer hinaus. „Es hätte uns in eine Sackgasse geführt.“ Der Doctor klopfte Oliver kameradschaftlich auf die Schulter. „Danke, Oli. Ohne dich wären wir Fastfood gewesen.“ Oliver lächelte und boxte dem Doctor leicht auf den Oberarm. „Kein Thema. Wir halten zusammen, nicht wahr?“ „Ja das tun wir“, grinste der Doctor. „Jungs kommt jetzt. Vielleicht erreichen wir das Dorf noch vor Sonnenuntergang“, sagte Clary und brach mit Mira auf. Der Doctor und Oliver beeilten sich den beiden zu folgen.
Das Dorf war doch weiter entfernt, als die Vier zuerst angenommen hatten. Die Nacht brach schneller an als erwartet, deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig als hier Rast zu machen. Leider konnten sie nirgendwo soetwas wie Schutz ausfindig machen. Regen hatte eingesetzt und durchweichte sie bis zu den Knochen. „So ein Mist“, jammerte Mira und zitterte am ganzen Leib. Oliver hingegen versuchte gerade ein Feuer zu machen. „Ich wünschte ich hätte mein Feuerzeug dabei“, kam es von Clary. „Das Glück ist eben nicht auf unserer Seite. Ich wünschte die TARDIS wäre hier“, kommentierte der Doctor und zog seine Jacke enger um seinen Körper. Mira hauchte sich in die eiskalten Hände und drängte Oliver schneller zu machen. Der wiederum bat sie um Geduld. Nach vielen Versuchen, prasselte dann endlich das Feuer und wärmte die durchnässten Reisenden auf. Mira kuschelte sich an Oliver und war einige Minuten drauf eingeschlafen. Oliver passte auf das Feuer auf und hielt Mira fest in den Armen. Der Doctor hingegen entfernte sich vom Feuer und erkundete lieber die Gegend. Clary folgte ihm leise. „Solltest du nicht lieber beim warmen Feuer bleiben?“, fragte er im tadelnden Ton. Clary verschränkte ihre Finger mit seinen und meinte: „Das könnte ich auch zu dir sagen, Doctor.“ Der Doctor drückte sanft ihre Hand und zog sie dann mit sich. „Komm. Ich zeig dir was.“ Clary folgte ihm neugierig und quietschte begeistert auf, als sie die vielen Glühwürmchen entdeckte. „Das ist wunderschön“, flüsterte sie, um die kleinen Tierchen nicht zu erschrecken. Der Doctor lächelte und erwiderte leise: „Da hast du Recht.“
Die beiden schwiegen und genossen dieses leuchtende Spektakel. Da sie so sehr von den Glühwürmchen abgelenkt waren, bemerkten sie nicht die Schatten, die auf sie zu schlichen. Bis es schon zu spät war und die Räuber sie von hinten packten und K.O schlugen. Sie hoben die beiden über ihre Schultern und warfen sie dann auf einen Karren, wo zwei weitere Leiber lagen, nämlich Mira und Oliver.
Die Räuber hatten ihre vier Gefangen an Händen und Füßen gefesselt und betrachteten sie gerade wie Viehgut. „Für die zwei Mädels bekommen wir bestimmt einiges. Wir können sie als Sklavinnen oder Protestuierte verkaufen“, mutmaßte ein großer braunhaariger mit irritierend grauen Augen. Der dickliche kleine kahle Mann neben ihm nahm einen großen Schluck aus dem Weinkrug und zog den Anblick der beiden Frauen in sich ein. „Wundervolle Schlampen, nicht wahr John?“ Der grauäugige lachte dreckig und erhob dann den Zeigefinger. „Ja. Aber solltest du sie anrühren, dann schneid ich dir den Sack ab, Ed.“ Ed wusste, dass John, das nicht zum Spaß gesagt hatte, sondern es toternst meinte. „Ja, verstanden Boss.“ Die Bande war 50 Mann groß und hatten schon eine beträchtliche Summe an Menschen gesammelt. Überall in den Karren konnte man ausgemergelte Leiber sehen, die gefesselt hinvegetierten. Wenn sie in die Stadt kamen, dann würden sie die Männer als Arbeitskraft verkaufen und die Frauen als Bettwärmer. In diesem Königreich wurde Menschenhandel sogar als ehrliche Arbeit angesehen und niemand würde sie aufhalten oder bestrafen.
Ed machte sich aus dem Staub und suchte sich einen besseren Unterhaltungspartner. In Johns Nähe fühlte er sich immer unterbelichtet und bedroht. John war froh, dass der glatzköpfige Ed sich verzog. Er wollte seine neue Ware lieber in Ruhe betrachten. Den einen kräftigen blonden Burschen mit diesem königlichen Gesicht konnte er bestimmt für viel Geld verkaufen. Er sah aus als würde er einiges aushalten und dem Bogen auf dem Rücken nach zu urteilen konnte er sogar jagen. Der andere komische Kauz mit diesen seltsamen Klamotten konnte er nicht wirklich als Arbeitskraft verkaufen, aber vielleicht als Narr. Leute heutzutage schätzten gute Unterhaltung. Vielleicht hatte der Junge ja Talent Menschen zum Lachen zu bringen. Nur die zwei Mädchen mit den für ihn neuartigen Klamotten passten nicht so richtig ins Bild. Sie sahen zu Edel für eine einfache Putzfrau aus. Sie hatten durchaus das Potenzial als Königinnen durchzugehen. Die würden ihm wohl auch einiges einbringen. Alles im allen war er sehr zufrieden mit der Beute. Er fragte sich wo sie wohl herkamen, denn nachts war in diesen Zeit niemand mehr unterwegs.
Die Räuberbande war schon lange wieder aufgebrochen und steuerten das Dorf in der Ferne an. Dort würden sie nicht halt machen, sondern weiter Richtung Stadt ziehen. Es war ein vier Tages Ritt und wenn man deren Geschwindigkeit noch mit einberechnete würden sie wohl erst in sechs Tagen ankommen. Während die Karren über die holprige Landstraße tuckerten wachten die vier langsam auf. Clary rieb sich den Kopf und zog scharf die Luft ein als sie an ihre Kopfwunde fasste. Blut klebte an ihren Fingern und ihr war leicht schwindlig. „Mira, Doctor, Olvier?“, flüsterte sie leise und versuchte zu ihnen zu robben. Die Fesseln scheuerten an ihrer Haut und hinterließen unschöne Schnittwunden. Mira rührte sich als erste und versuchte sich unter hoher Anstrengung sich aufzusetzen. „Verdammt mein Kopf“, wehklagte sie in einer nicht sehr geringen Lautstärke. Einer der Banditen wurde auf die vier aufmerksam und kam zu deren Karren. „Na auch schon aufgewacht?“, sagte er in schnarrender Stimme und lachte dreckig. Mira funkelte ihn böse an und schrie: „LASST UNS SOFORT FREI!“ „Nein, nein Schätzchen daraus wird nichts.“ Dann gesellte er sich wieder zu seinen Kumpanen und ließ die vier wieder allein. Clary rüttelte den Doctor wach und wisperte: „Dein Schraubenzieher. Kann der auch Fesseln durchtrennen?“ Noch ganz perplex von dem Schlag starrte er sie nur verwirrt an. Clary seufzte und griff in seine Jackentasche in der sich das kleine Ding befand. Doch da war nichts mehr. „Dein Schraubenzieher ist weg, Doctor!“ Der Doctor war hellwach und versuchte es selbst, doch Clary hatte keine Scherze gemacht. „Nicht gut. Einer von diesen Räubern hat ihn mir bestimmt geklaut.“ Clary sah sich um und entdeckte weitere Karren aus der müde Gesichter sahen, voller Hoffnungslosigkeit. Die Landschaft hatte sich nicht verändert nur, dass sie dem Dorf sehr nahe waren und bald dort passieren würden. Sie hoffte, dass sie dort eine Rast einlegen würden, dann hätten sie mehr Zeit ihr Problem zu lösen.
Auch Oliver war jetzt wach und versuchte mit allen Tricks das Seil zu entknoten. Doch die Räuber waren geschickte Knotenmacher und nur ein Messer könnte die Seile durchschneiden. Oliver tastete in seinen Schuh und stieß erleichtert auf sein verstecktes Messer. „Hey“, rief er leise und alle drei wandten sie ihm aufmerksam zu. „Sie haben mein Messer übersehen. Sobald es dunkel ist, werde ich uns losschneiden. Aber jetzt ist es einfach zu riskant.“ Die Gruppe nickte einverstanden, auch wenn es noch lange Stunden bis Sonnenuntergang werden würden.
Sie passierten das kleine Dorf ohne dort Rast zu machen und hatten schon bald wieder hinter sich gelassen. Die Landschaft veränderte sich und verwandelte sich plötzlich in eine Winterlandschaft. Die Kälte stach den vieren schmerzhaft in die Glieder. „Wie ist das möglich?“, fragte Clary den Doctor. Der Doctor überlegte und meinte: „Naja. Wahrscheinlich liegt dieses Tal höher als das andere? Och ich habe wirklich keine Ahnung. Ich möchte nur zu gern wissen, wo wir hier sind. Und wieso meine TARDIS uns hierher geschleppt hat.“ Mira hatte sich indessen an Oliver geklammert, um sich beide warm zu halten. Wenn sie hier nicht bald wegkamen, dann würden sie sich den Tod holen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. „Na wir könnten ja jemanden von denen fragen. Ein bisschen Charme einsetzen.“ Der Doctor verzog das Gesicht missmutig, doch wusste, dass Clary genau das tun würde. „Hey!“, rief sie laut und winkte jemanden zu sich. Sie winkte geradewegs John zu sich, der aber bereitwillig auf sie zukam. Er hatte schon auf diesen Moment gewartet. Er wollte endlich wissen, woher diese Fremden kamen. „Na mein kostbarstes Gut ist wach“, rief er lachend und ging neben den Karren auf Clarys Seite. Clary wurde kurz von seinen grauen Augen irritiert und verlor den Faden. Doch sie fing sich schnell wieder und Zorn breitete sich in ihr aus. „Wo sind wir du Dreckssack!“, brüllte sie ihn zornig an. John schmunzelte über ihren Ausbruch und zog amüsiert die Augenbrauen nach oben. „Sehr reizend die Lady. Wohl doch keine Königin, wenn du solch vulgären Wortschatz besitzt.“ Clarys Augen verengten sich und sie spürte die Blicke ihrer Familie im Rücken. „Aber gut, der Dreckssack will es dir gerne sagen. Wir sind in Andromeda meine Liebe.“ „Andromeda? Was ist das für ein Land. Welcher Planet?“ John konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und musterte dann das temperamentvolle Mädchen. Sie war wirklich hübsch und definitiv nicht von hier. „Wo kommt ihr überhaupt her?!“, fragte er neugierig und sah ihr in die Augen. „Ich hab erster gefragt!“, fauchte sie, doch John schüttelte nur den Kopf. „So läuft das Spiel nicht. Eine Frage du und eine Frage ich. Also. Wo kommt ihr her?“ Clary blickte zurück zu den andern und wusste nicht was sie sagen soll. Der Doctor lächelte ihr aufmunternd zu. Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig als das Spiel mitzuspielen. „Na gut. Wir kommen aus einen fernen Land … namens Erde.“ John nickte und zog die Information auf. „Gut. Noch nie gehört. Unser Planet heißt Anubia.“ Der Doctor überlegte fieberhaft und ging im Kopf die ganzen Planete durch. Clary sagte dieser Planet natürlich nichts. „Okay auch noch nie gehört.“ Sie musterte den brünetten Typen und fragte sich welche Stellung er in diesem Bande hatte. „Jetzt bin ich wohl wieder dran. „Wie ist euer Name?“ Clary biss sich auf die Lippen und überlegte ob sie das wahrheitsgemäß beantworten sollte. Namen hatte eine ungeheure Kraft, das wusste sie. Mit einen schnellen Blick nach hinten sah sie dieselben Gedanken in den Gesichtern der anderen. Sie widmete sich wieder John und sagte: „Mein Name ist Elena, da da ist Nina und das ist Alex.“ Dabei deutete sie auf Oliver und richtete dann ihren Blick auf den Doctor. „Und das ist Sam.“ Der Doctor sah sie amüsiert an und Clary schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Schön dich kennenzulernen, Elena. Das Licht im Dunkeln.“ Er ergriff ihre Hand und drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Clary entzog sie ihm schnell wieder und sah ihn böse an. „Und wie ist dein Name?“ John schmunzelte und erwiderte: „Ich bin John.“ „Naja. Erfreut sind wir gerade nicht“, murmelte Clary. John jedoch hatte sich abgewandt und war verschwunden.
Die Nacht hatte Einzug gehalten. Sterne funkelten am Himmel und der Vollmond ließ die Nacht heller erscheinen. Nachtaktive Tierchen wuselten herum und fern konnte man das Heulen von Wölfen hören, die sich untereinander verständigten. Mit der Nacht kam auch die Kälte zurück. Clary und Mira bibberten sich den Arsch ab und warteten bis die Räuber sich endlich zur Ruhe legten. Es war ein Uhr als die Bande endlich die Äuglein zumachten. Oliver holte unauffällig sein Messer heraus und klemmte es sich zwischen beiden Knien, dann rubbelte er das Seil hin und her und hatte in kurzer Zeit seine Hände befreit. Leise schlich er zu Mira und durchtrennte auch ihre Fesseln, sowie von Clary und dem Doctor. „Lasst uns so schnell wie möglich hier abhauen“, wisperte Clary und schlich voraus. Oliver und Mira folgten ihr, doch der Doctor hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Clary versteckte sich hinter einem der Karren und ließ den Blick über die schlafenden Entführer schweifen. „Wo ist der Doctor?“, fragte Oliver plötzlich und konnte ihn nirgendswo ausmachen. Clary schlug sich auf die Stirn und schnaufte. „War ja sowas von klar. Er holt bestimmt seinen dummen Schraubenzieher!“ Clary hatte in diesem Punkt recht. Der Doctor hatte den ganzen Tag über die Räuber beobachtet und Hinweise auf seinen Schallschraubenzieher gesammelt. Und er hatte ihn tatsächlich ausmachen können und er würde ganz sicherlich nicht ohne ihm von hier abhauen.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Mira leicht panisch und sah sehnsüchtig zu dem Fluchtweg. Clarys Hirn ratterte und sie musste schnell eine Entscheidung treffen. „Ihr zwei geht schon mal vor. Wir müssen zum Dorf zurück. Vielleicht können die uns ja helfen im Bezug Rückkehr. Ich werde den Doctor holen. Wir schließen sobald wie möglich auf.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum gehen und schlich wie ein Schatten wieder zurück. Mira hatte nicht einmal die Zeit zu protestieren, aber sie wusste, dass Clary bei dem Doctor in guten Händen war. Sie griff nach Olivers Hand und zog ihn dann mit sich. Als die beiden aus Hörweite waren, begannen sie zu rennen.
Der Doctor hindessen war bei dem Mann angelangt, der seinen Schraubenzieher hatte. Langsam griff er in seine Westentasche und holte ihn heraus. Triumphierend grinste er und setzte zum Rückweg an. Doch da fiel sein Blick auf die vielen Gefangenen, die im dreckigen Stroh angekettet lagen. „Doctor?“, ertönte es plötzlich hinter ihm und er fuhr erschrocken herum. „Keine Panik. Ich bins nur.“ Clary grinste schief und winkte ihn dann zu sich. Doch der Doctor verzog das Gesicht und deutete dann auf die Gefangenen. Clary schüttelte den Kopf und packte ihm am Ärmel. „Wenn wir sie jetzt befreien, dann bringen wir sie in Gefahr. Aber wir kommen zurück mit Leuten, die uns helfen. Okay?“ Der Doctor hadderte noch einen Moment, gab aber dann doch nach. Gemeinsam verschwanden sie aus dem Lager und liefen Richtung Dorf.
Clary und der Doctor holten überraschenderweise Oliver und Mira ein, die in der Nähe des Dorfes auf einen Stein Rast machten. „Hey ihr habt es geschafft“, rief Mira und lief ihrer Schwester entgegen. Beide fielen sich in die Arme und lachten befreiend. Oliver kam auf dem Doctor zu und klopfte ihm auf die Schulter. Der Doctor lächelte und fragte: „Glaubt ihr wir finden dort eine Antwort?“ Oliver sah zu dem Dorf und zuckte mit den Schultern. „Wir müssen es versuchen. Ich will endlich wieder nach Hause.“ Der Doctor wurde ganz melancholisch und musterte Oliver mit traurigen Augen. „Oh. Heißt das es ist die letzte Reise für dich?“ „Nicht nur für mich, Doctor. Auch für Mira“, setzte er hinzu und fuhr sich durch die kurzen sandblonden Haare. Es war ihm unangenehm und er war davon ausgegangen, dass der Doctor schon davon wusste. Der Doctor sah zu Mira und Clary und dann wieder zu Oliver. Bevor er etwas sagen konnte unterbrach ihm Oliver. „Clary bleibt bei dir. Sie und Mira haben sich schon besprochen.“ „Nein. Das kann ich doch nicht verlangen. Mira ist ihre Schwester.“ „Aber Clary liebt dich. Sie würde für nichts auf der Welt dich aufgeben. Das musst du doch einsehen, oder?“, sagte Oliver und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Der Doctor verschränkte die Arme und sah wieder zu den beiden Schwestern. Clary fing seinen Blick auf und zwinkerte ihm zu. Er winkte lächelnd und boxte dann Oliver freundschaftlich in den Arm.
„Wie werden die wohl auf Fremde reagieren?“, fragte Clary und betrachtete die hölzernen Hütten. Mira winkte spielenden Kindern zu und grinste. „Ich glaube sie sind keine Monster. Also umbringen werden sie uns wohl nicht.“ Clary lächelte und bemerkte das Strahlen in Miras Gesicht, was sie traurig stimmte. Der Abschied rückte immer näher. Sie wird es vermissen Mira um sich zu haben. „Alles okay?“, fragte der Doctor und tätschelte ihr die Wange. Clary nahm seine Hand in ihre und gab ihm einen Kuss in die Handfläche. „Es könnte nicht besser sein“, schwindelte sie und schenkte ihm ein gefaktes Lächeln. Der Doctor kaufte es ihr ab und stellte keine weiteren Fragen mehr. Die vier traten in einen Wirtshaus ein und steuerten die Theke an. „Hi“, grüßte der Doctor die Wirtin. Die Wirtin schenkte den vieren ein freundliches Lächeln und sagte: „Auf Durchreise? Braucht ihr ein Zimmer?“ Oliver schob sich nach vorne und antwortete höflich. „Ja. Nur wissen wir nicht in welcher Währung wir hier zahlen müssen.“ Er holte einen Beutel mit Goldstücken heraus und drückte ihr drei Goldmünzen in die Hand. „Wir haben nur das.“ Die Wirtin machte große Augen und strahlte. „Oh das ist doch viel zu viel, mein Herr. Dafür bekommt ihr ja einen Palast!“ Die vier sahen sich stirnrunzelnd an. „Echt?“, fragte Clary neugierig. Die Wirtin nickte eifrig und winkte sie dann in einen Ecke mit einem freien Tisch. Die vier Freunde quetschten sich in die Eckbank und warteten bis die Wirtin zu sprechen begann. „Seit Jahren gibt es hier kein Gold mehr. Alle Ressourcen wurden von dem dunklen Lord in den Winterlands geplündert. Viele Räuber rauben nachts Frauen und junge Männer, um sie an den dunklen Lord zu verkaufen. Und ab und zu verirren sich Fremde von anderen Planeten. Sowie ihr. Doch niemand konnte je den dunklen Lord aufhalten.“ „Na dann hat er noch nicht uns kennengelernt“, ließ Clary verlauten und sah die Wirtin fest entschlossen an. „Nein Clary“, äußerte sich Mira und warf ihre schwarzen Haare nach hinten. Clary fixierte Mira und bohrte nach: „Wieso?“ „Weil … hören Sie“, entfuhr es ihr und sie sah dabei der Wirtin in die Augen. „Wir wollen nach Hause. Es tut uns wirklich leid und so aber wir sind keine Helden. Gibt es einen Weg hier raus?“ Die Wirtin sah ein bisschen enttäuscht aus und richtete ihre Frisur. „Ich kann euch verstehen“, teilte sie mit und schenkte den vieren ein trauriges Lächeln. Der Doctor bekam bei diesem Lächeln Magengeschwüre und platzte hervor: „Also ich werde Ihnen auf jeden Fall helfen. Vielleicht können wir das ja verbinden?“ Mira verschränkte sauer die Arme und knirschte mit den Zähnen. „Oh also. Wenn ihr nach Hause wollt, müsst ihr sowieso in sein Königreich. Er besitzt das einzige Portal das noch funktioniert. Früher gab es in jedem Dorf und in jeder Stadt eins. Aber er hat alle zerstört.“ Clary lächelte Mira selbstgefällig an und gähnte. „Ich bin müde“, sagte sie und reckte sich. Die Wirtin führte ihre Gäste zu ihren Zimmern und wünschte ihnen dann eine gute Nacht.
Mira und Oliver lagen gemeinsam im Bett und sahen sich an. „Willst du wirklich mit mir mitkommen?“, erkundigte er sich nocheinmal. Mira lächelte und nickte. „Ich würde dir überallhin folgen, Oliver.“ „Auch wenn du dafür deine Schwester verlassen musst?“ „Ja. Und es ist ja kein Abschied für immer. Sie kommt uns besuchen. Ich merke gar nicht, dass sie weg ist.“ Oliver grinste und küsste dann Mira leidenschaftlich. Mira erwiderte und zog ihm sein Hemd aus. Schon bald lagen sie nackt unter dem Laken und liebten sich bis in den Morgenstunden.
„Hör auf mich anzuglotzen“, grummelte Clary mit geschlossenen Augen. Der Doctor runzelte die Stirn und fragte überrascht nach: „Woher weißt du, dass ich dich ansehe?“ Sie öffnete ein Auge und grinste. „Weibliche Intuition?“, ratete sie und versteckte dann ihr Gesicht unters Kopfkissen. Der Doctor lachte und zog es ihr weg. „Nicht. Ich will dich gerne ansehen.“ Clary öffnete beide Augen und sah ihn aus großen braunen Augen liebevoll an. „Ich liebe dich“, hauchte sie und stützte sich auf die Ellenbogen. „Ich dich auch“, flüsterte er und zwirbelte eine Strähne ihres Haares auf seinen Zeigefinger. Sie reckte sich und deutete auf ihren Mund. Er grinste und küsste sie zärtlich. Als er sich jedoch zurückziehen wollte, zog ihn Clary an sich und küsste ihn feurig. Zuerst zögerte er, ließ sich aber bald schon fallen. Er drückte sie in die Bettlaken und strich ihr über den ganzen Körper. Clary seufzte und schloss genüsslich die Augen. Der Doctor küsste ihren Hals und stockte dann. „Was?“, fragte sie atemlos und sah ihn verwirrt an. „Tut mir leid … ich kann nicht.“ Er stand auf und fuhr sich übers Gesicht. Clary ließ sich seufzend ins Kissen zurückfallen. „Liegt es an mir? Törne ich dich nicht an oder so?“ Der Doctor sah sie erschrocken an. „Oh nein. Das ist es nicht, Clary. Ich … bin noch nicht bereit. Verstehst du?“ Clary saß sich im Schneidersitz hin und lächelte dann. „Natürlich versteh ich das. Sag es doch gleich. Wir haben alle Zeit der Welt.“ Sie stand auf und zog sich dann an. „Nein das haben wir nicht“, murmelte er und machte sich auf den Weg zur Tür. „Wie bitte?“, fragte sie nach und sah ihn geschockt an. Der Doctor wandte sich zu Clary um und wiederholte: „Das haben wir nicht. Du und Mira werdet zusammenbleiben, okay? Ich werde euch beide nicht trennen.“ „Ich werde bei dir bleiben!“, sagte sie, ihre Wut unterdrückend. „Aber wieso? Sie ist deine Schwester!! Deine Familie! Ich würde alles dafür geben, wenn ich meine Familie noch hätte!“ Die beiden funkelten sich an und schwiegen sich eine zeitlang an bis Clary die Stille brach. „Du bist meine Familie. Und ja es ist schwer Mira gehen zu lassen. Aber Mira will ein normales Leben, Kinder … eine Hochzeit. Aber für mich ist das nichts … ich kann nicht sesshaft werden.“ Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln und sie biss sich auf die zitternde Lippe. Der Doctor sah sie aus seinen grünen Augen traurig an und fuhr sich dann über die müden Auge. „Es tut mir leid. Es ist deine Entscheidung. Wenn du bei mir bleiben willst, dann heiße ich dich willkommen, Clary. Aber jetzt sollten wir aufbrechen.“ Damit drehte er sich um und ließ Clary stehen. Clary konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sich zu Boden sinken.
„Wo ist Clary?“, wollte Mira wissen und musterte den Doctor. Der Doctor ging ohne ein Wort an ihr vorbei und ließ auch Mira stehen. Sie hob eine Augenbraue und schüttelte verwirrt den Kopf. „Hier bin ich“, erschallte es und Clary kam auf Mira zu. „Los lass uns endlich aufbrechen.“ Mira und Oliver warfen sich Blicke zu. Beide waren ein bisschen vor dem Kopf gestoßen und fragten sich, was zwischen den beiden vorgefallen war.
Die vier bekamen Pferde von der Wirtin und hatten in paar Minuten das Dorf hinter sich gelassen. Sie wussten, dass sie auf der Hut sein mussten, denn die Räuber hatten bestimmt schon ihr verschwinden bemerkt und waren bestimmt hinter ihnen her. „Wir können nicht den gleichen Weg wie die nehmen“, sprach Oliver und lenkte sein Pferd in einen Wald. „Bist du dir sicher, dass wir in den Wald reiten sollten?“, erkundigte sich Mira nicht gerade froh über die Idee. „Wagen wie die haben kommen hier nur schwer durch. Ich glaube hier sind wir sicherer und es ist eine Abkürzung zum Palast“, erklärte er und schenkte Mira ein schiefes Grinsen. Clary folgte ihm ohne zu Meckern.
Der Wald war wie Oliver vermutet hatte dicht bestückt. Hinzu kam aber noch, dass er eine gruselige und düstere Atmosphäre ausstrahlte und die Mädels schlottern ließ. Sogar der Doctor empfing seltsame Signale und musste des öfteren hinter seine Schulter gucken, um sich zu vergewissern, dass sie allein waren. Es war niemand zu sehen, doch trotzdem verfolgte ihm das Gefühl, dass sie jemand oder etwas beobachtete. „Wir sollten da vorne Rast machen. Es ist zu dunkel geworden“, ordete Oliver an und hielt auf eine Lichtung zu. „Ich würde nicht stehen bleiben“, bemerkte der Doctor und spürte ein Kribbeln im Nacken. „Wieso nicht?“, wollte Mira wissen. „Irgendwas beobachtet uns.“ Die Pferde wurden plötzlich unruhig und bäumten sich leicht auf. „Ich glaube du könntest Recht haben“, meinte Oliver und deutete hektisch auf etwas hinter Clary. Clary drehte sich um und fing zu schreien an. In nächster Nähe stand ein Raptor und zeigte seine spitzen Zähne. „Clary. Mach dass du da weg kommst“, rief der Doctor und ritt auf sie zu. Er packte ihre Zügel und galoppierte los. Oliver und Mira folgten, sowie der Raptor. „Das ist nicht möglich. Dinosaurier sind ausgestorben“, stotterte Clary und sah über ihre Schulter. Doch da raste der Dino. Er verfolgte sie unerbittlich und holte mehr und mehr auf. Oliver brüllte ihnen zu: „WIR MÜSSEN IHN ABLENKEN. DA ZUR SCHLUCHT!!“ Sie ritten auf die Schlucht zu und bogen dann in den schmalen Pfad ein. Der Raptor konnte nicht mehr stoppen und den Kurs ändern. Er fiel die Schlucht hinunter ins bodenlose Nichts. Clary hielt ihr Pferd an und versuchte ihren Puls wieder zu normalisieren. Die blanke Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben, sowie den andern. Keiner der vier konnte darüber reden und lenkten ihre Pferde schweigsam zurück zum Weg. Sie hatten den Wald ohne, dass sie es bemerkt hatten verlassen und waren in einer steinigen Landschaft gelandet mit der Schlucht auf der rechten Seite. Es wuchs kein Büschelchen Gras und die Sonne brannte unerbittlich auf die Reisenden nieder. Schon bald wurden ihre Vorräte knapp und es war kein Ende in Sicht. Die wüste Landschaft zog sich weiter und zerrte an den Kräften von allen. Mensch sowie Tier.
Als erstes lahmte ein Pferd und konnte nicht mehr weitergehen. Clary stieg bestürzt ab und tätschelte traurig die Nüstern der Stute. „Sie schafft es nicht mehr weiter. Und ganz ehrlich, ich auch nicht mehr.“ Clary ließ sich kraftlos zu Boden sinken und holte ihre Wasserflasche heraus. Doch da war kein Tropfen Wasser mehr drin. Frustriert schleuderte sie sie von sich und ließ sich zurück auf den Rücken. Mira stieg ebenfalls von ihrem Pferd und reichte Clary ihre Wasserflasche. „Clary. Trink. Ein Schluck ist noch drinnen“, sagte sie und stupste ihre Schwester an. Clary zögerte zuerst, trank es aber dann begierig. Der Doctor schirmte seine Augen ab und suchte nach einem Ausweg. Doch die trockene Landschaft nahm einfach kein Ende. Mutlos sank er in seinem Sattel zusammen. War das wirklich das Ende von ihnen? Nach so vielen Jahren würde er sterben, weil er verdurstete. Er hatte sich seinen Tod ein bisschen spektakulärer vorgestellt. Aber man konnte nicht alles im Leben haben, nicht einmal wenn man schon so lange lebte. Ein Glitzern in der Ferne erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit. Es kam näher und näher und verwandelte sich in eine menschliche Form. „Leute. Seht mal!“, rief er und deutete auf das Wesen, was auf sie zuflog. Oliver griff zugleich in seine Tasche und zog das Messer hervor. Man wusste ja nie, ob es Freund oder Feind war. „Fürchtet euch nicht. Ich komme in Frieden“, erklang es in den Köpfen der Vieren gleichzeitig. Clary erhob sich neugierig und ging dem Licht entgegen. Mira folgte ihr. Vor ihnen stand eine Fee mit leuchtend blauen Flügeln und einer blassen bläulichen Haut. Ihre Haare waren blond und ihre Augen so blau wie ihre Flügel. Sie lächelte die Mädchen warm an und winkte die Jungs zu sich. Die beiden Männer zögerten zuerst, kamen aber ihrer Einladung dann doch nach. Sie stiegen von ihren erschöpften Pferden und gingen zur Erscheinung. „Wer seid Ihr?“, fragte der Doctor neugierig und musterte die Fee mit einer Faszination in den Augen. Die Fee stellte sich als Nesselde vor und verkündete ihnen, dass sie eine Blumenfee war. Sie benutzte ausschließlich nur weiße Magie und hatte nie etwas böses getan, genau wie ihr Volk, dass unterirdisch lebte. „Können Sie uns helfen?“, fragte Clary verzweifelt und sah Nesselde hoffnungsvoll an. Nesselde nickte und meinte: „Deswegen bin ich hier. Wir haben euch über die Kristalle kommen sehen. Wir können euch zum Palast bringen. Im Gegenzug wollen wir nur die Pferde. Sie werden es gut bei uns haben.“ Oliver stutzte leicht und runzelte die Stirn: „Aber ihr legt uns nicht herein, oder?“ Die Fee sah erschrocken aus und schüttelte schnell den Kopf. „Aber nein mein Prinz. Das würden wir niemals wagen. Unsere Flügel würden rot werden und wir müssten zu den dunklen Feen überwechseln. Ein schrecklicher Ort ist das.“ „Woher“, begann Oliver und wurde unterbrochen. „Die Kristalle verraten uns soviel mehr. Aber die Zeit reicht nicht aus, um euch alles zu erklären.“ Sie streckte ihre beiden Hände aus. „Fasst euch an die Hände. Zwei von euch geben mir ihre Hände. So kann ich euch in unsere Stadt teleportieren.“ Sie taten wie ihnen geheißen und fanden sich innerhalb einer Sekunde in einen vor lebend sprühenden Garten wieder. Alles grünte und blühte. Feen, die wie Nesselde aussahen wuselten umher und gingen ihren Beschäftigungen nach. „Was ist mit den Pferden?“, fiel Clary als allererstes ein. „Denen geht es gut. Es kümmern sich welche um sie. Kommt. Folgt mir. Ihr seid bestimmt hungrig und durstig. Auch wurde ein Bad für euch alle vorbereitet, sowie saubere Klamotten und ein Bett. Indem ihr euch ausruhen könnt.“ Die vier folgten ihr durch die große Feenstadt und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Als sie zum Buffet kamen lief ihnen das Wasser im Munde zusammen. „Ich hab mal in einem Buch gelesen, dass man keine Speisen von Feen annehmen sollte“, begann Mira und redete ihren Begleitern ins Gewissen. Clary verzog das Gesicht und sah verunsichert zu den dreien. Auch der Doctor hatte davon schon gehört, nur gehörten diese Feen wohl zu den Guten. Nesselde musterte die vier und sagte: „Das trifft auf die dunklen Feen zu. Aber ich versichere euch die Speisen sind nicht verzaubert.“ Clary trat vor und schnappte sich einen Blütenbecher mit eiskaltem Wasser. Sie lächelte die drei noch an und stürzte das Wasser dann hinunter. Nach einigen Minuten schweigsamen warten geschah überhaupt nichts mit Clary. Sie fühlte sich wie immer. Vorallem fühlte sie sich wie sie selbst. Die vier atmeten erleichtert auf und stürzten sich dann auf die Speisen.
Nachdem sie gesättigt waren und jeder ein Bad hinter sich hatte, machten die beiden Männer sich in den Betten gemütlich. Mira und Clary konnten nicht schlafen und schlossen sich der Gesellschaft der Feen an. Die Nacht war von Lampions erhellt und fern spielte jemand auf einer Laute eine Melodie und sang mit leiblicher Stimme dazu. Clary und Mira hakten sich bei den jeweils anderen unter und genossen die wunderschöne Nacht. Beide gingen schweigsam nebeneinander her und stießen auf Nesselde. „Na ihr beide. Konnt ihr nicht schlafen?“, fragte sie freundlich und klopfte dann neben sich auf den Baumstamm. Beide nahmen dankend Platz und starrten ins Lagerfeuer. Clary antwortete: „Hier ist es wirklich wunderschön. Kaum zu fassen, dass das unterirdisch sein soll.“ Nesselde nahm sich einen Stock und steckte eine Art Marshmallow an die Spitze und hielt es in das Feuer. Ihre blonden Haare wirkten im Schein des Feuers golden und ihre blauen Augen funkelten. „Das sind die Kristalle, die es so wirken lassen. Aber ist es klug, dass ihr das Kind in Gefahr bringt?“ Die Schwestern runzelten die Stirn und fragten gleichzeitig: „Welches Kind?“ Nesselde sah die beide überrascht an und lächelte dann wissend. „Oh du weißt es gar nicht?“, fragte sie und sah dabei Mira an. „Du bist schwanger, Liebes.“ Mira war nicht weniger überrascht als Clary. Sie hatte nur ein einziges Mal mit Oliver geschlafen und hatte es nicht so schnell erwartet. „Ganz sicher? Das soll kein Scherz sein?“, fragte Mira atemlos und suchte den Blick von Clary. Clary starrte sie mit offenen Mund an. Nesselde nickte und faltete dann die Hände in ihrem Schoß. „Es wird ein Mädchen. Herzlichen Glückwunsch. Ihr solltet jetzt lieber ins Bett gehen. Gute Nacht ihr beide.“ Mit diesen Worten ließ sie beiden Schwestern zurück. „Wow“, entfuhr es Clary und sie starrte ihre kleine Schwester an. „Ich hatte erwartet ich wäre älter, wenn ich Tante werde.“ Clary fing zu grinsen an und zog ihre Schwester in eine Umarmung. Mira konnte die Freundenstränen nicht zurückhalten und drückte sich an Clary. „Wie wollen wir sie nennnen?“, fragte Mira aufgeregt. Clary hob ratlos die Schultern. „Keine Ahnung. Aber lass uns das später entscheiden, ja?“ Mira nickte und grinste breit. Clary griff nach Miras Hand und zog sie auf die Beine. Gemeinsam machten sie sich kichernd und tuschelnd auf den Weg zu den Zelten.
Der nächste Morgen war genauso strahlend wie der letzte. Der Abschied fiel den vieren schwer, doch sie wussten, dass sie unbedingt die TARDIS finden mussten und das hieß durch das Portal des dunklen Lords. Die Feen hielten ihr Versprechen und lieferten sie paar Meter vor dem Palast ab und verabschiedeten sich überschwenglich und wünschten ihnen viel Glück. Mit mulmigen Gefühl machten sie sich dann auf den Weg zum Tor und überlegten wie sie reinkommen würden. Da kam eine Kutsche mit Heu beladen an ihnen vorbei und gab ihnen die Möglichkeit, die sie benötigten. Den Kutscher schlugen sie bedauerlicherweise K.O. und versteckten ihn sicher hinter ein paar Büschen. Oliver und die beiden Mädchen versteckten sich unter dem Heu und der Doctor gab sich als Kutscher als. Die Wachen ließen ihn gelangweilt durch und beachteten gar nicht die Ladung. Niemand wagte es sich dem Palast freiwillig zu nähern, deswegen kämen sie nie auf die Idee, dass der Kutscher blinde Passagiere dabei haben könnte.
Es war bis jetzt einfach zu einfach gewesen. Deswegen waren die vier äußerst vorsichtig und wachsam. Der Weg in den Palast jedoch verlief genauso ereignislos und alles lief wie am Schnürchen. So langsam wiegten sich die Vier in Sicherheit und stolzierten grinsend in den Thronsaal in dem das Portal stand. „Dort ist es“, rief Clary voller Freude. Die vier rannten auf das Portal zu und hörten plötzlich ein Klicken. Sie drehten sich gleichzeitig um und sahen wie jemand eine Waffe auf sie zielte und schoss. Clary überlegte nicht lange und warf sich vor ihre Schwester, die das Ziel des Mannes gewesen war. Die Kugel durchbohrte ihr Fleisch und sie stürzte zu Boden. „CLARY“, kreischte Mira. „NEEIINNN!“, riefen der Doctor und Oliver im selben Moment. Der Doctor hob Clary auf seine Arme und sprang dann mit Oliver und Mira durch das Portal, bevor der Mann einen weiteren von ihnen verwunden konnte. Sie landeten in der TARDIS.
Der Doctor lag Clary sanft auf den Boden, während Mira ihren Kopf auf ihren Schoß betete. Clarys Atem ging rasselnd und ihre Augen zuckten unter den geschlossenen Augenlider. Oliver sah geschockt auf das verblutende Mädchen und raufte sich die Haare. Der Doctor holte seinen Schraubenzieher hervor und stellte ihn auf die höhste Stufe. Doch er war nutzlos. Wütend warf er ihn an die Wand und brach in Tränen aus. Er kniete sich neben ihren Körper und nahm ihre Hand in seine. Miras Tränen fielen auf Clarys Wangen und sie strich ihr mit zitternden Fingern über das braune Haar. „Sie überlebt das doch, oder?“, weinte sie und sah den Doctor an. Doch der Doctor konnte sie nicht trösten. Denn Clary würde es nicht überleben, das wusste er. Oliver kniete sich neben den Doctor und auch er ließ den Tränen freien Lauf. „Sie wollte uns beschützen“, schluchzte Mira und strich über ihren Bauch. „Ich bin schwanger.“ Oliver sah seine Geliebte an und strich ihr dann sanft über den Arm. „Es ist meine Schuld.“ „Nein ist es nicht“, entgegnete der Doctor und strich Clary über die Wange. Clary öffnete die Augen und sah in die drei tränenüberströmten Gesichtern. Sie brachte ein kleines Lächeln zustande und biss sich dann auf die Lippen, um die Schmerzen stillschweigend zu ertragen. „Clary bitte verlass mich nicht“, heulte Mira und sah ihre Schwester mit verschwommener Sicht an. Sie wischte sich über die Augen, um wieder klar sehen zu können. „Tut mir leid. Aber du wirst ohne mich weiterleben müssen. Du wirst eine Familie haben und viele Kinder. Eins ist ja schon unterwegs. Ich liebe dich meine kleine Schwester und es wird sich nie ändern. Ich bin immer bei dir. In deinem Herzen.“ „Nein. Clary ich schaff das nicht ohne dich.“ Mira griff nach Clarys anderer Hand und drückte sie an ihre Wange. Clary bewegte leicht ihre Finger und strich ihr sanft über die Wange. „Oliver pass auf sie auf, ja?“ Oliver nickte und schniefte: „Ja das mach ich. Ich verspreche es dir.“ Zu allerletzt wandte Clary sich an ihren geliebten Doctor. „Ich liebe dich, Doctor. Egal was du jetzt tust. Sei bitte niemals allein. Die Abenteuer mit dir waren aufregend und ich wünschte so sehr es könnte für immer sein. Aber du wirst jetzt ohne mich klar kommen müssen.“ Tränen ronnen aus ihren Augen und ihr Herz brannte wie Feuer. „Ich liebe dich auch, Clary.“ Der Doctor gab ihr einen Kuss auf die Lippen. „Danke“, hauchte sie und schloss die Augen für immer.
„Werde ich dich je wiedersehn?“, fragte Mira und sah den Doctor aus ihren großen braunen Rehaugen an. Er lächelte und umarmte dann Mira fest. Mira wusste, dass es ein Abschied für immer sein würde. Der Doctor sowie Clary werden für immer aus ihren Leben verschwinden. Das einzigste was ihr noch von ihnen blieb waren die Erinnerungen. Die vielen Tage an denen sie dachte sie würde an Kummer ersticken. In denen aber Clary mit ihrer Art Licht hineingebracht hatte. Ihr Lachen würde sie vermissen … einfach alles. Sie sah zu den Leichnahm ihrer Schwester und spürte wieder den Kloß im Hals. Der Doctor hatte sie und Oliver in seine Zeit wieder zurückgebracht. Clary würde hier bestattet werden, damit Mira in schlechten Zeiten Rat bei ihr suchen konnte. Auch wird sie in Zukunft jeden Tag zu Clarys Grab gehen, um ihr von ihrem Tag zu erzählen. Der Doctor nahm auch noch Oliver in den Arm und winkte den beiden dann zum Abschied zu. Er würde sie nie wiedersehen. Denn er konnte es nicht ertragen dorthin zurückzukehren und an Clary erinnert zu werden. Er hatte geliebt und wieder die Liebe seines Lebens verloren. Ob er je wieder jemanden so nahe an sich ranlassen konnte, wie die drei? Er war sich nicht sicher. Er legte die Schalter um und die blaue Box verschwand vor Mira und Olivers Augen. Mira strich über ihren Bauch und flüsterte: „Ich nenne dich Clary. Mögest du genauso so tapfer und stur werden.“ Oliver hob Clary hoch und trug sie zum vorbereiteten Sarg. Sanft lag er sie hinein und lächelte dann dem Pfarrer traurig zu. Die Beerdigung begann und der Pfarrer sagte seine Worte auf.
Währenddessen flog der Doctor mit der TARDIS durch das Weltall und konnte nicht aufhören an seine Clary zu denken. Es schmerzte ihn sehr und zerriss ihn innerlich. Er öffnete die Türen und starrte zu den abermillionen Sternen, die an ihm vorbeizogen. Er saß sich hin und ließ seine Füße baumeln. Wieder fühlte er sich so fürchterlich einsam und allein gelassen. Der letzte seiner Art ... schon immer war es ein einsames Leben gewesen. Mit Clary hatte er zumindest geglaubt endlich jemanden gefunden zu haben, der diese Leere und Einsamkeit füllen konnte. Seine Augen folgten einem Stern, der heller strahlte als sonst einer. Unwillkürlich umhüllte ihn ein sanftes, warmes Licht. Er lächelte und sagte leise: "Oh Clary." Sein Blick haftete an diesen einem Stern. Es war der Polarstern.
Immer wenn der Doctor traurig und einsam war und Clary vermisste, richtete er seine TARDIS aus, sodass er den Polarstern sehen konnte. Er redete mit dem hellsten Stern, erzählte von seinen Abenteuern ... auch wenn niemand jemals antwortete, wusste er dennoch, dass ihm jemand zuhörte.
-THE END -
Tag der Veröffentlichung: 23.08.2015
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