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Vorwort

Those who don't believe in magic will never find it!

- Roald Dahl

Prolog

 

-vor 16 Jahren -

Es war das dunkle Zeitalter in der diese Geschichte begann. Schattenwesen hatten die Erde überrannt und machten Menschen, sowie der magischen Einheit Sorgen. Niemand war vor diesen Kreaturen sicher und besonders Elena nicht. Sie war zwar zu dieser Zeit noch ein Baby. Gerade mal 5 Monate alt. Doch in dieser Nacht würde sie ihre beiden Eltern verlieren und als Waise zurückbleiben. Niemand hatte eine Ahnung, weshalb diese Art von Vampiren sie in die Finger bekommen wollten, aber eines war sicher. Wenn sie es taten, dann wäre die Welt nicht mehr dieselbe.

Keine Sterne waren am Himmelszelt zu sehen und nicht einmal Musik hallte durch das Viertel. Magier waren eigentlich ein überaus feierliches Völkchen. Doch in jener Nacht war alles totenstill. Als würden alle etwas erwarten und sich denken, falls sie sich ruhig verhielten, vielleicht wurden sie ja nicht angegriffen. Doch sie würden bald merken, was für ein absurder Gedanke das gewesen war. Denn diese Kreaturen hatten keinerlei menschliche Züge, genauso wenig Gefühle das heißt sie würden niemanden verschonen, außer Elena. Sie würden sie zu ihrem Meister bringen. Elenas Vater stand wie jedem Abend am Fenster und sah mit sorgenvoller Miene aus dem Fenster, mit einem Cognacglas in der einen Hand und in der anderen seinen Zauberstab. Der jahrelange Kampf gegen diese Kreaturen hatten seine Tribute an ihm verlangt. Er lachte nicht mehr so oft wie früher und er sah so viel älter aus als er eigentlich war. Elenas Mutter ging zu ihm und schlang ihre Arme von hinten um ihn. „Kommst du? Das Essen ist fertig“, sagte Rose und küsste ihren Mann auf den Nacken. Adam starrte weiterhin nach draußen und löste sich dann widerstrebend vom Fenster. „Ja. Bin gleich bei dir.“ Er lächelte sie liebevoll an und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Rose strich im noch über die Wange und verließ dann den Raum. Plötzlich erzitterte die Erde unter ihren Füßen. Das Mobile des Kinderbettchen drehte sich um seine eigene Achse und die Kinderuhr blieb plötzlich stehn. Rose kam mit gerunzelter Stirn herein und trat an Elenas Bettchen. „Na Süße“, flüsterte sie sanft und strich ihr über das Köpfchen. Elena betrachtete das Mobile mit der Neugierde eines Kleinkindes und fing zu brabbeln an. Rose lachte leicht und erschrak im gleichen Moment als das Fenster mit einem Knall aufsprang. Ein kalter Wind peitschte durch das Zimmer und ließ Rose erzittern. Schnell rannte sie zu dem Fenster und verschloss es wieder. Zur Sicherheit schob sie auch noch die Verriegelung vor und guckte leicht panisch raus. Doch draußen war alles still und nichts und niemand war zu sehen.

Im Salon stand Adam auch wieder am Fenster und sein Blick verdüsterte sich zunehmends. Es war soweit das konnte er spüren. Und er behielt Recht als im Dunkeln plötzlich sich eine Woge von Schatten erhob. Sie kamen und es waren zu viele um es mit ihnen aufzunehmen. Er ließ seinen Cognac fallen und stürzte in Elenas Kinderzimmer, wo er seine Frau antraf. „Rose, nimm Elena und flieh!“, rief er panisch. Rose drehte sich erschrocken zu Adam und ihre Augen waren vor Angst geweitet. „Nein, nicht ohne dich!“ Elena fing plötzlich zum Weinen an und strampelte hilflos in ihrem Bettchen. Rose eilte sofort zu ihrem Baby und hob es aus dem Bettchen und wog es beruhigend in ihren Armen, „Shh ist ja schon gut, Elena“, sagte sie tröstend und strich über die Wange. Plötzlich zerbarsten die Glühbirnen und ein weißer Schimmer erfüllte die ganze Luft. Eine Art elektrische Aufladung ließ die Luft erzittern und dann formatierte sich eine Gestalt mit im Kinderzimmer. Er trug einen braunen Trenchcoat und seine braunen Haare standen ihm wirr vom Kopf, so als hätte er in eine Steckdose gefasst. Er fuhr sich durch seine Haare und trat auf die Familie zu. „Castiel“, stieß Adam voller Erleichterung hervor. Natürlich kannte er ihn. Castiel war ein Engel des Lords und er war ein Freund der Familie. Schon oft hatte ihnen der Engel aus der Patsche geholfen und er war sich sicher, dass er auch diesmal sie aller retten würde. Rose sah den Engel an und musste feststellen, dass Elena zu weinen aufgehört hatte. Das Baby spürte die Anwesenheit eines reines Geschöpfes und wahrscheinlich wusste sie auch, dass Castiel ihr Schutzengel war. Castiel sah alle drei Personen aus seinen alten, weisen blauen Augen an und dort drinnen lag eine tiefe Traurigkeit. Adam schluckte und trat auf ihn zu. „Castiel. Bitte bring meine Frau und mein Kind von hier fort. Ich flehe dich an, mein Freund.“ Castiel sah Adam fest in die Augen und sagte mit rauer Stimme: „Es tut mir leid, mein alter Freund. Aber meine Kraft reicht nur noch für eine Person. Ich hatte versucht sie aufzuhalten. Aber es sind zu viele.“ Adam musste bei diesen Worten hart schlucken. Er war sich so sicher gewesen, dass alles gut werden würde. Doch nun würde Elena ohne Mutter aufwachsen müssen. Ohne Familie. Rose drückte Elena einen sanften Kuss auf die Stirn und trat dann auf Castiel zu. „Bitte rette mein Baby und beschütze sie, Cas.“ „Ich beschütze sie mit meinen Leben. Das verspreche ich dir, Rose.“ Rose drückte ihm das kleine Ding in seine Arme und obwohl sie nicht schwer war, spürte er dennoch eine große Last auf sich. Er wollte niemals seine alten Freunde enttäuschen. Auch viel es ihm sehr schwer die beiden gehen zu lassen. „Danke Castiel“, sagte Adam und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Castiel verspürte einen Kloß im Hals und nickte Adam zu. „Möge euch Gott beschützen.“ Und dann brachen die Kreaturen ins Haus ein. Castiel sah noch wie Rose und Adam nach draußen rannten, um nicht kampflos zu sterben. Elena betrachtete Castiel aus ihren großen blauen Augen und gab kein mucks von sich. Castiel drückte sie fester an seine Brust und verschwand in einen warmen weißen Licht.

Es fiel ihm sehr schwer, doch das Mädchen konnte nicht in seiner Obhut aufwachsen. Schließlich wusste er nicht wie man Menschen aufzog. Mit schwerem Herzen setzte er das Baby in einen Korb und stellte ihn vor die Tür eines Waisenhauses. Er klingelte dreimal und verschwand. Doch natürlich nicht für immer. Er war nur unsichtbar und würde von da an über Elena wachen, sowie versprochen.

//01 - Sweet magical 16

 

  • 16 Jahre später -

 

Es regnete in Strömen und ein leichter Wind fuhr durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln. Elena und Cate warteten völlig durchnässt unter einer Unterführung und sahen griesgrämig nach oben. „Ich hasse dieses Sauwetter“, zeterte Cate und fuhr sich durch die ruinierten Haare. Elena lachte und schmiegte sich an ihre Adoptivmama. Cate drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Oh liebes. Wieso muss es immer an deinen Geburtstag regnen? Kannst du mir das mal erklären?“ Sie sah ihre Tochter liebevoll an, zugleich blickte Elena mit ihren strahlend blauen Augen in die braunen von Cate und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht gefällt es ja jemanden da oben, wie du dich immer aufführst wenn deine Haare nass werden“, mutmaßte sie mit einen breiten Grinsen auf den Lippen. „Haha!“, grummelte Cate und fuhr Elena durch das goldene Haar. „Du hast wirklich wundervolles Haar. Das ist mir schon von Anfang an aufgefallen“, sagte Cate mit einen Anflug von Neid. „Hör ich da Eifersucht?“, grinste Elena und wuschelte ihrer Mutter durchs Haar. „Deine braunen Haare sind auch nicht übel, Mum. Jetzt komm. Wir sind doch schon nass und ich will nicht zu spät kommen zu meiner eigenen Party.“ Cate grinste und gab dann schließlich seufzend nach. Beide liefen mit den Einkaufstüten durch den Regen Richtung nach Hause.

Es war schon dunkel draußen als die beiden endlich zu Hause ankamen. Cate schloss die Tür auf und Elena schlüpfte zugleich ins warme und gemütliche Häuschen. Sie liebte dieses Haus einfach und sie liebte ihre Adoptivfamilie. Die Jahre im Waisenhaus waren die schlimmsten in ihrem ganzen Leben. Sie hatte sich dort eigentlich gar keine Freunde gemacht. Außer einer einzigen, doch so überraschend wie das kleine Mädchen aufgetaucht war, umso überraschender war es wieder verschwunden. Niemand der Familien wollte Elena. Sie wusste nie weshalb. Doch wenn sich eine Familie sie sich angesehen hatte und manche Väter hatten sie ziemlich gründlich gemustert – wenn sie daran dachte lief ihr immer noch eine Gänsehaut über den Rücken – und sie schienen interessiert an ihr, waren sie plötzlich nie wieder gekommen und Elena musste wieder ohne Familie im Waisenhaus bleiben. Erst vor kurzem hatte sie endlich eine perfekte Familie gefunden und wenn sie so zurückdachte, schien es ihr als hätte sie da jemand oben bewacht und für sie die perfekte Familie ausgesucht.

Elena zog ihre Jacke aus und hing sie auf den Garderobenständer, dann machte sie sich auf den Weg ins Wohnzimmer, dicht gefolgt von ihrer Mutter. Plötzlich ging das Licht an und drei Männer schrien lauthals: „Überraschung!“ Alle drei, unter ihnen ihr Adoptivvater, trugen Partyhüte auf den Köpfen und einer von ihnen hatte Luftballoons in der Hand. Elena erschrak sich und fasste sich an die Brust. Sie sah mit großen Augen und einen breiten Lächeln auf den Gesicht zu den dreien. „Omg. Das wäre ja gar nicht nötig gewesen. Danke Mum, Dad.“ Cate schob Elena auf Nate zu, der ihr einen Partyhut aufsetzte. „Es ist dein Geburtstag, Süße. Das muss natürlich gefeiert werden.“ Er strahlte übers ganze Gesicht und sah mit stolz geschwollener Brust auf Elena hinab. Er überreichte ihr ein Geschenk und meinte: „Das ist ein Geschenk von mir und meinen Kumpels hier.“ Er schlang beide Arme kumpelhaft um die Beiden und grinste bis zu den Ohren. Elena nahm es mit großen Augen an und konnte sich nicht oft genug bedanken. Plötzlich kam noch ein weiterer Gast herein und rief Cates Namen. „Bruderherz“, stieß Cate hervor und breitete die Arme aus. Beide umarmten sich fest und Ryan gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Während die drei Jungs die Kerzen an Elenas Torte anzündeten, beobachtete Elena fasziniert die geschwisterliche Liebe zwischen den Beiden. Endlich hatte sie Menschen gefunden, die wahre Liebe verschenkten, keine gefakte. Cate hakte sich bei Ryan unter und stellte ihn Elena vor: „Elena. Das ist Onkel Ryan. Er ist mein Bruder und eigentlich wollte er schon viel früher kommen, aber die Arbeit hat ihn leider verhindert.“ Elena legte den Kopf schief. Irgendwoher kannte sie ihn doch, aber gerade wollte es ihr partout nicht einfallen. „Hi“, sagte sie schüchtern und zupfte an ihrem T- Shirt herum. Er lächelte sie freundlich an und überreichte ihr ein Geschenk. „Hier für dich. Ist nur etwas kleines.“ „Dankeschön.“ Sie nahm das Geschenk entgegen und dann fiel es ihr wieder ein. „Vielleicht täusche ich mich ja, aber bist du nicht der von „Ryan und das mysteriöse von Angesicht zu Angesicht“?“ „Hm stimmt“, mischte sich Nate ein und guckte über Elenas Schultern. Cate und Ryan sahen sich beide an und dann nickte Cate grinsend. „Ist ja krass. Ich liebe die Sendung“, grinste Nate und zwinkerte Cate zu. Mit dem Feuerzeug in der Hand ging Nate zurück zum Kuchen und bedeutete den anderen ihm zu folgen. Alle Gäste und natürlich das Geburtstagskind versammelten sich um den Kuchen. Auf dem ganzen Tisch waren Rosenblüten verteilt und ein mächtiger Stapel von Geschenken nahm den meisten Platz weg. Doch am schönsten war der Kuchen. Er war magisch verziert, mit kleinen Sternchen und Zauberstäben. Cate wusste wohl, wie sehr Elena das magische liebte. Schon von klein auf hatte sie Fantasybücher gelesen und sich oft gewünscht, sowas wäre real. Nun stand sie vor dem Kuchen und ihr Gesicht wurde vom Kerzenschein erhellt. Alle sahen gespannt auf das Geburtstagskind und warteten. Elena schloss kurz die Augen und blies dann alle sechzehn Kerzen aus. „Wünsch dir was“, sagte einer von Nates Kumpeln. Elena sah auf und lächelte. „Ich muss mir nichts wünschen. Alles was ich je wollte hab ich hier.“ Cate brach beinahe in Tränen aus und drückte Elena an sich. Und dann wurde gegessen.

Draußen vor dem Fenster auf einen Baum hockte ein Mann mit einen braunen Trenchcoat und beobachtete die glückliche Familie. Er lächelte zufrieden und war stolz auf sein Werk.

 

Weit weg von Portland, Oregon, in der City, die niemals schlief, lebte ein gleichaltriges Mädchen, namens Sissi Stewart. New York war hektisch und stressig aber Sissi war die Ruhe in Person. Ein sarkastisches Mädchen mit der Gabe. Die Gabe zu zaubern. Die magische Welt bestand immer noch. In jener Nacht vor 16 Jahren fielen die Zauberer nicht. Nein sie hatten sich zur Wehr gesetzt und die Kreaturen besiegen können. Auch wenn viele Opfer darunter gewesen waren, die als Helden in die Geschichte eingegangen waren und bis heute noch in der Schule für Hexerei und Zauberei gelehrt werden. Kurz und bündig: Hogwarts. Grade waren Sommerferien und Sissi konnte endlich so richtig faulenzen, was sie eigentlich auch zu Unterrichtszeiten gerne tat. Aber diesmal würde sie zumindest keinen Ärger bekommen. Mit den Füßen auf dem Esstisch, löffelte sie einen großen Erdbeereisbecher und las dabei ein Buch voller Zaubersprüche. Wenn jemand dachte sie würde für das nächste Hogwartsjahr üben, dann hatte er sich ziemlich getäuscht. Das Buch war geklaut – aus der Bibliothek ihrer Eltern. Es beinhaltete Zaubersprüche, die nicht gerade für Sissi bestimmt waren. Sissi lachte als sie den Zauberspruch durchging, der einen Menschen eine Schweinchennase bescherte. So was wie Schalk blitzte in ihren schokoladenbraunen Augen auf und ein fieses Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie brauchte nur ein Versuchskaninchen, dann könnte sie diesen Zauber mal austesten. Und dieses Versuchskaninchen ließ nicht lange auf sich warten. Vanessa Swan, ihre allerbeste Freundin, kam gerade in der Tür herein und stemmte die Hände in die Hüften. Sie hob eine Augenbraue und sah Sissi leicht genervt an. „Solltest du nicht schon am Packen sein? Morgen fängt schon das neue Schuljahr an, Sissi!“ Sissi schmunzelte nur und aß seelenruhig ihren Eisbecher leer. Dann verschränkte sie die Hände über ihren vollen Bauch und grinste Vanessa an. Vanessa verschränkte die Arme vor der Brust und ihre blauen Augen blitzten angriffslustig. „Sissi du weißt doch noch was letztes Jahr passiert ist, oder? Ich sage nur fliegendes Auto und peitschende Weide!“ Sissi rollte mit den Augen und seufzte theatralisch: „Ich kann auch nichts dafür, wenn der Baum plötzlich so dastand! Und überhaupt waren wir dann Gesprächsthema Nr.1, also beschwer dich nicht.“ Sissi musste das aufkommende Lachen unterdrücken, als sie sich wieder an diesen Tag erinnerte. Ja, natürlich war sie wieder zu spät aufgestanden und deshalb hatten die beiden Mädchen den Zug verpasst. Aber ihr Vater, der oft Dinge sammelte, hatte ein fliegendes Auto in seiner Rumpelkammer. Niemand konnte doch ahnen, dass das Auto nicht genügend aufgetankt wurde und wie schon gesagt, der Baum war eben im Weg gewesen. „Sissi! Wir wurden beinahe rausgeschmissen! Wenn sich Jeremy nicht für uns eingesetzt hätte!“, zeterte Vanessa und wenn sie so weitermachte, würde schon bald Qualm aus ihren Ohren schießen. Sissi konnte nur dumm grinsen und am liebsten würde sie ihre Vorstellung in die Tat umsetzen, aber zuerst einmal die Schweinchennase. Sie strich ihr dunkelbraunes Haar hinters Ohr und sah Vanessa nur mit gelangweilter Miene an. „Also deine Coolness möchte ich gerne haben. Dich lässt das wohl kalt?! Wenn du so weitermachst, wirst du schneller fliegen als du Quidditch sagen kannst!“, prophezeite Vanessa ihrer Freundin und konnte nur den Kopf schütteln, als immer noch keine Reaktion von Sissi kam. „Naja vielleicht sogar schneller“, fügte sie dann noch hinzu. Sissi konnte es nicht länger zurückhalten und prustete lauthals los. „Ach Vanessa. Du und deine Fantasie.“ „Fantasie?!“ Vanessa blieb der Mund ungläubig offen stehen und sie konnte Sissi nur verdutzt ansehen. Sissi seufzte und verdrehte die Augen. Wie dumm konnte man nur sein, dachte sie bei sich und sagte laut: „Die können sich das doch gar nicht leisten, sowas tolles wie mich zu verlieren. Mein Daddy investiert schließlich viel in die Schule rein.“ Sie stand auf und ging auf ein großes Ding zu, das mit einen braunen Laken verdeckt worden war. Vanessa runzelte die Stirn und folgte Sissi mit den Augen. „Und jetzt zeig ich dir was er mir zum Schulbeginn geschenkt hat. Das wird dich umhauen!“, sagte sie voller Elan und griff nach dem Laken. Sie zog es runter und präsentierte stolz einen Snackautomaten. „TADAAAA!“, rief sie und grinste Vanessa erwartungsvoll an. Vanessa zog eine Augenbraue nach oben und wäre am liebsten einfach aus den Raum gestürmt. Weit weg von Sissi. „Ein Snackautomat?“, fragte sie ungläubig und sah Sissi so an, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank. „Toll nicht wahr? Mit all meinen Lieblingssnacks. Den nehm ich mit nach Hogwarts, der hat bestimmt Platz in unserm Schlafzimmer.“ Sie strahlte wie ein Kind am Weihnachtsabend und tätschelte den Automaten liebevoll. „Ist das dein Ernst?“, fragte Vanessa, nahe einem Nervenzusammenbruch und konnte Sissi nur anstarren. Sissi verschränkte die Arme leicht beleidigt und meinte: „ Ja. Seh ich etwa so aus als würde ich Witze machen?“ Sie zog ein finsteres Gesicht und durchbohrte Vanessa mit ihrem Blick. Vanessa lächelte nur entschuldigend und hob die Hände. Langsam ging sie einen Schritt zurück – Sissi folgte ihr. „Sei lieb Sissi.“ Sissi schüttelte nur den Kopf und zückte den Zauberstab. Sie sprach den Zauberspruch und schwupps prangte eine Schweinenase in Vanessas Gesicht. Sie quietschte auf und betastete ihre Nase. „Oh .. oink … Sissi .. oink... das bekommst du … oink... zurück!“

 

Die Sonne stand strahlend am Himmelszelt und Menschen genossen den Sonntagnachmittag, bevor sie wieder am nächsten Morgen ihre Arbeit antreten mussten. Elena war gerade in einer Buchhandlung und hatte sich weitere Fantasybücher gekauft. Und gerade eben machte sie sich auf den Weg nach Hause. Sie genoss die Sonne auf ihrem Haupt und atmete tief ein. Die Sonne ließ ihre Haare golden leuchten und ihre blauen Augen, wie den Himmel strahlen. Während sie so in Gedanken versunken die Gasse entlang schlenderte, ging ein junger gutaussehender Mann die andere Straßenseite mit zügigen Schritten entlang. Er hatte braunes Haar, dass wie Seide schimmerte und blaugrüne Augen, wie das Meer. Er war schlank und 1,75m groß. Normalerweise wenn Elena in Gedanken versunken war, dann konnte niemand sie daraus reißen, doch das Flimmern der Luft riss sie dann doch heraus. Sie war beim Gartentor angekommen und drehte sich rein instinktiv um und erblickte den jungen Mann, der gerade die Stufen zu seiner Haustür emporstieg. Ein warmes Gefühl durchfloss ihren Körper als sie ihn erblickte. Solch ein Gefühl hatte sie noch nie im Leben verspürt. Mit großen Augen betrachtete sie seine Hinterfront und konnte das Lächeln nicht unterdrücken, dass sich auf ihre Lippen stahl. Schnell drehte sich sich mit rot glühenden Wangen um und öffnete das Gartentor.

 

Die Nacht war angenehm ruhig. Elena kam aus den Bad mit feuchtem Haar und in ihrem rosaroten Bademantel gehüllt. Sie steuerte auf ihre Kommode zu und holte sich ein lila farbiges Top heraus und wollte sich gerade ihres Bademantels entledigen, als sie das offene Fenster bemerkte. Schnell tappte sie barfuß zum Fenster und wollte gerade die Vorhänge zu ziehen, als sie den jungen Mann von heute Nachmittag auf einen Balkon stehen sah. Er sah gedankenverloren auf die Straße und seine Haare wurden ihm vom Wind spielerisch ins Gesicht geblasen. Eine kurze Zeit lang beobachtete sie diesen faszinierenden Anblick, doch als der Junge ihre Blicke auf sich spürte und sich zu ihr umwandte, schenkte sie ihm nur noch ein kleines sarkastisches Lächeln und zog schnell die Vorhänge zu. Sie versuchte ihr rasendes Herz wieder zu beruhigen und wandte sich um. Langsam streifte sie sich den Bademantel herunter und wollte sich das Top überziehen, als sie im Spiegel vor ihr das Flattern der Vorhänge bemerkte. Schnell zog sie sich an und guckte verdutzt zum offenen Fenster. Hatte sie nicht gerade noch die Vorhänge zugezogen? Schnell stürzte sie sich wieder zum Fenster und sah hinaus. Doch weit und breit war der hübsche junge Mann nicht mehr zu sehen. Der Balkon auf dem er vor 5 Minuten noch gestanden hatte, war nun leer. Sie runzelte verwirrt die Stirn und zog die Vorhänge wieder zu.

Der Vollmond stand leuchtend und riesen groß am Firmament. Eine Klippe ragte hoch oben auf und es sah so aus, als wäre es eine Brücke zum Mond. Auf dieser Klippe stand ein junger Mann, ganz in schwarz gekleidet. Er hatte schwarze Haare und stechend blaue Augen. Der Wind peitschte seine Haare wild umher und zerrte an seiner Lederjacke. Am Boden lag verwundet ein anderer junger Herr. Jedoch mit hellbraunen Haaren und eichelgrünen Augen. Er stieß unter Schmerzen das Wort Meister heraus, mit dem er den schwarzgekleideten damit meinte. Sein Meister, der auf den Namen Damon Salvatore hörte ging langsamen Schrittes auf eine bewusstlose Person zu. Er strich dem Mädchen sanft das Haar aus dem Gesicht und hob sie dann auf seine starken Arme. Er trug sie zu Stefan, seinen Bruder und legte sie neben ihn. „Meister? Was ist mit Katherine passiert?!“, fragte er bestürzt. Auch wenn Damon sein Bruder war, dennoch zollte er ihm mit diesem Titel den nötigen Respekt, den Damon von ihnen allen verlangte. „Eisenkraut im Blut“, sagte er nur kurz und zog den Pfahl aus Stefans Rücken, der seinen Bruder lähmte. Stefan atmete erleichtert auf und drehte sich auf den Rücken. „Wir werden verlieren, nicht wahr?“, fragte er besorgt. Zuvor hatte hier ein schlimmer Kampf mit den Werwölfen getobt. Es hatte nicht gut für sie ausgesehen, doch wie es letztendlich ausgegangen war hatte Stefan nicht mehr mitbekommen. Doch Damon beschwichtigte ihn: „Nein... wir haben gewonnen. Unsere Feinde sind geflüchtet, Stefan.“ Damon zog seinen Bruder auf die Füße und musterte ihn genau. „Konntest du den Schlüssel von Ruby ergattern?“, fragte er und hatte leicht Angst vor seiner Antwort. Es wäre alles umsonst gewesen, wenn Damon ihn verloren hätte. Doch Damon nickte triumphierend den Kopf und lächelte seinen Bruder schelmisch an. Damon war sich seines Sieges immer gewiss. Er war arrogant und ziemlich selbstverliebt. Was mit den anderen passierte interessierte ihn eigentlich herzlich wenig. Nun ja vielleicht sorgte er sich um eine einzige Person. Nämlich Katherine. Es versetzte ihm einen Stich das Mädchen auf den Boden liegen zu sehen. Ihre langen braune Haare waren mit Laub verklebt und eine tiefe Schnittwunde prangte in ihrem Gesicht. Doch die schloss sich langsam aber sicher. Zum Glück wurden sie alle drei nicht gebissen. Das wäre deren Todesurteil gewesen. Vorsichtig schob er seine Arme unter ihre Kniekehlen und ihrem Rücken, dann hob er sie wieder hoch.

 

Währenddessen wartete der Rest des Vampirclans ungeduldig auf die Ankunft ihres Meisters und der anderen beiden. Peter Braveheart, erst ein Neuling unter den Vampiren, kaute nervös an seinen Fingernägeln und murmelte: „Langsam mache ich mir Sorgen.“ Francois hockte mit Sonnenbrille und gelangweilter Miene auf dem Boden und schnaubte. Er war genauso alt wie Damon und er wusste wozu er fähig war. Aber ganz ehrlich wäre ihm nichts lieber als wenn Damon von der Bildfläche verschwinden würde. „Unser Meister hat alles unter Griff“, erwiderte er nur und sah Peter dabei nicht an. Ihm interessierte der ganze Haufen eigentlich nicht. Er konnte eigentlich niemanden so richtig hier leiden. Er war nur beigetreten, weil ihm sonst nichts anderes übrig geblieben war. Und das war immerhin noch besser als der endgültige Tod. Doch trotz Beschwichtigung konnte Peter nicht loslassen. „Aber Damon wollte schon vor 2 Stunden wieder hier sein!“ Francois verdrehte genervt die Augen unter der Sonnenbrille. Hanna wurde jetzt auch langsam nervös. Das Mädchen war vollkommen vernarrt in Damon und außerdem noch sehr impulsiv. Wenn Peter so weitermachte, würde er sie dazu treiben, dass sie nach draußen preschte und Damon zur Last fallen würde. „Damon verspätet sich eigentlich nie … würden wir es merken, wenn einer von uns tot ist?“ Peter sah in die Runde und die Sorge stand ihm sichtlich ins Gesicht geschrieben. Francois konnte diese Unterwürfigkeit einfach nicht verstehen. Damon behandelte sie alle wie Dreck und dennoch vergötterten sie ihn wie einen Gott! Ein blondes Mädchen, mit den Namen Annabeth, meldete sich plötzlich zu Wort und zerstreute Peters Befürchtungen. „Aber natürlich würden wir das spüren. Wir haben einen Vampirzirkel geschlossen. Wenn einer stirbt dann ist er unterbrochen.“ Hanna, die bis jetzt wie ein gefangenes Tier auf und ab gegangen war, blieb abrupt stehen und man sah ihr deutlich die Erleichterung an. „Stimmt“, musste Peter zugeben. Dann vernahmen die Vampire Schritte auf dem Fußboden. Damon kam mit Katherine im Arm durch den Korridor und trug sie zu einer Couch. „Nächstes Mal lass ich dich hier, wo du in Sicherheit bist“, grummelte er und legte sie behutsam auf die Couch. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und betrachtete sie liebevoll. „Es tut mir leid, Katherine. Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen.“ Er seufzte und betrachtete sie. „Meister?“, rief Peter und kam um die Ecke. „Sind Sie okay? Wo ist Stefan?“ Damon schwieg und starrte nur Katherine an. Peter sah mit großen Augen auf den bewusstlosen Vampir und bekam kein weiteres Wort mehr heraus. Francois gesellte sich zu Peter und fragte zugleich: „Was ist denn mit Katherine passiert?“ Damon wandte sich bei Francois Stimme um und erzählte ihm was vorgefallen war. Damon hatte in Francois immer schon einen Freund gesehen. Er konnte ihn gut leiden und das bemerkenswerteste war, dass er ihm vertraute. Was ja leider nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Nun war schon der ganze Vampirclan da und alle sahen besorgt zu Katherine und warteten bis sie wieder erwachte.

 

Elena wunderte sich zwar immer noch über den Vorfall aber sie war zu müde, um lange darüber nachzudenken. Gähnend schlug sie die Decke zur Seite und schlüpfte ins warme, kuschelige Bett. Schnell knipste sie die Tischlampe aus und machte es sich bequem. Doch sie konnte nicht sofort einschlafen. Der mysteriöse Nachbar, den sie bis zum heutigen Tage nie bemerkt hatte, geisterte in ihren Gedanken umher. Sie starrte auf ihre angeklebten Sterne, die im Dunkeln leuchteten. Doch plötzlich fingen die Sterne an sich zu verändern. Sie wurden zu echten Sternen und begannen sich zu bewegen. Erschrocken fuhr Elena hoch und knipste das Licht wieder an. Sie starrte nach oben, doch konnte nichts ungewöhnliches erkennen. Da musste ihr wohl ihre Fantasie wieder einen Streich gespielt haben. Sie runzelte die Stirn und schaltete das Licht wieder aus. Noch lange blieb sie wach und spekulierte über die Erscheinung. Doch nichts dergleichen geschah mehr und so schlief sie dann schließlich doch ein. Als Elena ruhig schlief und ihr Atem regelmäßig ging, warf Castiel seinen Unsichtbarkeitszauber ab und setzte sich vorsichtig auf ihre Bettkante. Er lächelte und konnte es einfach nicht fassen, wie groß schon das Mädchen geworden war. Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und holte dann ein Buch aus seiner Jackeninnentasche. Ohne jeglichen Laut verstaute er das Buch in einen von Hand gefertigten Hohlraum im Kamin. Danach verschloss er es wieder und sobald Elena so weit war, würde sie den feinen Riss erkennen und den Brief ihrer Mutter finden.

 

Währenddessen in New York hatte Sissi sich endlich dazu entschlossen ihren Koffer doch noch zu packen. Mit einen leichten Schwenker ihres Zauberstabes beförderte sie reihenweise Klamotten in den Koffer und verschloss ihn dann anschließend. „Okay. Fertig und startklar.“ „SISSI!“, sagte Vanessa und zog scharf die Luft ein. „ Du weißt doch genau, dass wir im Land der Muggel nicht zaubern dürfen! Wir müssen uns … “ „Bedeckt halten. Ich weiß“, setzte Sissi den Satz von Vanessa gelangweilt fort und gähnte demonstrativ. Vanessa zog eine Grimasse und fragte: „Und wieso machst du es trotzdem? Ach ich werde dich nie verstehn!“ Sie seufzte und warf die Hände in die Höhe. Als Zeichen ihrer Kapitulation. Sissi grinste nur zufrieden und erwiderte: „Tja. That's me.“

 

Die Nacht zog sich immer weiter dem Ende zu und während in der Morgendämmerung Jeremy Chase sich mit Jocelyn vergnügte, hatte sein Bruder ganz andere Pläne. Er stellte Damon nach und folgte den Vampir bis zu einer Lagerhalle, wo er Damon bei seinen Frühstück vorfand. Der Vampir spürte die Anwesenheit des Zauberers und fauchte ihn mit gebleckten Zähnen an. Er machte sich nicht einmal die Mühe das Blut von seinen Kinn zu wischen. Seine Augen wurden kurzzeitig blutrot und er knurrte hinter gebleckten Zähnen: „Du schon wieder?! Wieso musst du mir immer in die Quere kommen?!“ Jacob schluckte seine Angst hinunter und rief: „Ich werde nicht zulassen, dass du das Buch in die Hände bekommst!“ Seine Hände zitterten unkontrolliert, doch er ballte sie zu Fäusten, damit es Damon nicht sehen konnte. Damon hatte jedoch nur einen verächtlichen Blick für den jungen Magier übrig. „Woher weißt du überhaupt was ich vorhabe?“, fragte er ungewöhnlich ruhig. „Von meiner Tante. Die weiß alles!“, schleuderte er Damon entgegen und bereute zugleich seine Worte. Damon stieß ihn mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit von sich. Jacob flog durch die Luft und kam hart auf dem staubigen Boden auf. Er musste laut aufkeuchen und er spürte einen heftigen Stich in seinen Rücken fahren. Doch er hatte nicht genügend Zeit, um darüber zu wehklagen, denn Damon war schon auf ihm und versuchte ihn mit einen Messer in die Brust zu stechen. Damon hinterließ nicht gerne Spuren von Klauen, wäre zu auffällig. Doch Jacob war überaus stark und packte Damons Messerhand. Damon setzte all seine Kraft ein, doch das Messer bewegte sich keinen Zentimeter. Sein letzter Ausweg war der Kontrollblick. „DU VERGISST WAS ICH VORHABE UND DU HAST MICH NOCH NIE ZUVOR GESEHEN! HAST DU MICH VERSTANDEN?!“ Jacob kniff nur die blauen Augen zusammen und stieß Damon von sich. Damon flog mit einen überraschten Ausdruck durch die Luft und krachte gegen einen Stützpfeiler. Er sackte leicht in sich zusammen und sah Jacob auf sich zukommen. „Was bist du?“, stieß er hervor und funkelte Jake hasserfüllt an. Doch Jake sah Damon nur schweigend an. Damon schnaubte und rappelte sich langsam hoch. „Ich werde mich rächen. Verlass dich drauf!“ Mit diesen Worten verschwand er in den Tag hinaus.

 

„Jer ich muss jetzt los. Ich komme noch viel zu spät zur Arbeit!“, sagte Jocelyn und sah Jeremy Chase an, der seinen Dackelblick aufgesetzt hatte. Er kam auf Jocelyn zu und zog sie an sich. „Echt schade, wir hatten soviel Spaß miteinander.“ Dann küsste er sie zärtlich auf den Mund. Jocelyn löste sich und tippte ihm auf die Nase. „Ja fand ich auch. Aber leider musst du morgen ja wieder in dieses dumme Internat. Wir werden uns wohl wieder in einen Jahr sehen.“ „Aber nicht doch“, grinste er schelmisch. „Es gibt ja noch Ferien.“ Dann küsste er sie wieder, diesmal einen Tick leidenschaftlicher. Jocelyn fuhr mit ihren Händen durch seine braunen Haare und zog ihn noch näher an sich. Die Leidenschaft brachte ihr Blut so richtig in Wallung. Doch plötzlich vernahm sie das Stöckeln von Highheels. Sie löste sich widerstrebend von Jeremy und sah über seine Schulter. Keine Sekunde zu spät. Denn gerade ging ein Mädchen aus Jers Schlafzimmer richtig Wohnungstür. „Das glaub ich jetzt nicht“, stieß Jocelyn fassungslos aus. Jeremy folgte ihren Blick und zuckte mit den Schultern. „Was? Ich kann doch auch mit andern Spaß haben, oder?“ „Du bist so ein Arschloch, Jeremy Chase!“

 

„Dürfen wir hereinkommen?“, fragte Damon höflich und lächelte die Frau freundlich an. Doch die schlug nur die Tür zu und rannte panisch nach oben. Damon riss die Tür aus ihren Angeln und meinte nur: „Wie schade, dass ich schon eingeladen wurde.“ Mit seiner Vampirgeschwindigkeit war er oben und stand vor der Frau, die panisch aufschrie. Sie fing zu weinen an und beteuerte ihre Treue und dass sie nie wieder etwas über ihn erzählen würde. Doch in Damons Augen funkelte nur die pure Mordslust. Er gab ein Zeichen und zugleich war sein Bruder neben ihm. „Töte sie“, wies er ihn an. Stefan tat wie ihm geheißen und schlug der wehrlosen Frau die Fangzähne in den Hals. Blut spritzte aus der Hauptschlagader und bedeckte den Boden. Nachdem Stefan sie vollkommen leer getrunken hatte, kippte Damon Spiritus über die Leiche und zündete dann das komplette Haus an. Gemeinsam mit Stefan verschwand er wieder in die Nacht mit einen glückseligen Gefühl der Macht.

//02 - Back to Hogwarts

 

„Guten Morgen Portland“, plärrte es aus dem Radio. Es war Montagvormittag und es war kaum zu glauben wie viele Passanten schon unterwegs waren. Das Wetter war leicht trist und neblig. Elena holte ihr neues Fahrrad aus der Garage und setzte den Sturzhelm auf. Dann schwang sie sich galant auf das Bike und radelte los. Sie war wieder einmal in ihrer eigenen Welt gefangen und fuhr Slalom mit dem Rad, was vulgäre Gesten der Autofahrer als Belohnung beinhaltete. Sie streckte ihnen nur die Zunge heraus und bog auf den Fahrradweg. Jetzt musste sie nur darauf achten keine Passanten über den Haufen zu fahren. Je näher sie der Schule kam desto schlechter wurde ihre Laune. Sie liebte ihre neue Familie, keine Frage, doch die Schulauswahl war eine falsche Entscheidung. Die Eliteschule von Portland war überaus oberflächlich und obwohl sie erst seit 2 Wochen dort ging, würde sie am liebsten in einen anderen Bundesstaat ziehen. Aber gut da musste sie jetzt durch. Sie erklomm schwer atmend einen Hügel und ließ dann der Pedale freien Lauf. Der Wind fuhr ihr angenehm leicht durch die Haare und eine Elster versuchte mit dem Mädchen mitzuhalten. Langsam bremste Elena ab und kam zum stehen. Sie beobachtete die Elster fasziniert und streckte langsam ihren Arm aus. Die Elster, die anscheinend an Menschen gewöhnt war, saß sich drauf und chirpte feuchtfröhlich und es klang als würde sie danke sagen. Elena hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. Okay so langsam aber sicher wurde sie tatsächlich verrückt. Die vielen Jahre im Waisenhaus hatten ihr wohl nicht allzu gut getan. Ganz leicht streckte sie den linken Zeigefinger aus und kraulte federleicht der Elster die Brust. Ihre Federn plusterten sich auf und zwickte ihr sanft in den Finger. Dann schwang sich die Elster in die Höhe und flog der Sonne entgegen und wieder vernahm Elena eine leise Stimme, die eher in ihren Gedanken war. „Tschüss Elena“, hörte sie. Sie musste aufhören solche Bücher zu lesen. Sie schmunzelte und schob das Rad zum Fahrradständer. Sie holte ihr Schloß aus den Rucksack und kettete das Fahrrad gut an, dann ging sie den Pfad hinein in die Höllenschule.

 

Die Stunden waren natürlich quälend langsam verstrichen, doch als endlich der Schlussgong erklang, raffte sie all ihre Sachen zusammen und stopfte sie in ihre Tasche. Mit rasender Geschwindigkeit hetzte sie nach draußen zu ihrem Fahrrad. Doch ihr Plan so schnell wie möglich das Weite zu suchen, wurde von dem Fahrradschloss zunichte gemacht. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte es auseinander zu ziehen. Doch es funktionierte nicht. Wieder gab sie den PIN ein und versuchte ein zweites Mal das Schloß zu lösen. Doch es bewegte sich keinen Zentimeter. Wütend zerrte sie daran, was ziemlich schräg ausgesehen haben musste. „Probleme mit den Schloß?“, erklang eine samtene Stimme. „Soll ich dir helfen?“ Elena wandte sich der Stimme zu und stand dem Nachbarn gegenüber. Er sah sie mit seinen grünblauen Augen freundlich an und deutete dann lächelnd auf das Schloss, als keine Reaktion seitens Elena kam. Elena versuchte ein hinreißendes Lachen zustande zu bringen, was aber eher wie ein Hustenfall klang. „Also Baze, mein Dad, der vergisst jedes Mal mir ein neues Schloß zu kaufen. Neues Fahrrad und uraltes Schloß“, versuchte sie auf flirtige Art. Sie runzelte die Stirn und kam sich dabei ziemlich trottelig vor. Doch der junge Mann grinste nur breiter und fragte nach der Schlosskombination, die ihm Elena bereitwillig verriet. Während der Junge sich dem widerspenstigen Schloß widmete, nutzte Elena die Gelegenheit ihm ein paar Fragen zu stellen. „Ich hab dich zwar schon öfters in der Stadt gesehen, aber nie hier in der Schule“, fing sie die Fragerunde an. Er schloss mit links das Schloß auf und drückte es Elena in die Hand. Als er sie berührte, fühlte es sich für Elena wie tausend Nadelstiche an. Sie kannte ihn zwar nicht wirklich, aber so langsam entwickelte sie eine Zuneigung zu ihm. Er schmunzelte und schob seine Hände in die Hosentaschen. Auch er hatte diese Elektrizität gespürt, doch er führte es eher auf seine Abstammung zurück. „Naja ich gehe auf ein Internat“, umging er ihre Frage. Denn in Wirklichkeit war Percy nicht der normale Junge von nebenan. Dieses Internat hieß Hogwarts und es war eine Schule für Hexen und Zauberer. Er ging zwar erst in den 6ten Jahrgang, doch hatte schon sein 17tes Lebensjahr vollendet, was in der Zaubererwelt soviel hieß wie, dass er volljährig war. Elena jedoch bemerkte absolut nichts und schluckte diese Umschreibung. „Wow. Wie ist es denn so im Internat?“, fragte sie neugierig und sah ihn aus großen Augen an. „Oh ach ja. Mein Name ist Elena.“ „Percy“, stellte er sich vor und er musste unwillkürlich lächeln. Das Mädchen hatte eine neugierige Ader auf eine liebe und süße Art und Weise und zugegeben sie hatte das Gesicht eines Engels. „Und deine Frage zu beantworten. Das Internat ist gar nicht mal so übel.“ Elena grinste und konnte den Blick nicht von Percy abwenden, was aber Percy nicht anders erging. Castiel jedoch gefiel das nicht wirklich. Missmutig saß er auf einer Parkbank und beobachtete die zwei Teenies, die reinen Augensex miteinander trieben. Seine Pflicht war es Elena zu beschützen und vor allem vor der magischen Welt zu beschützen. Doch es schien, dass sie jedes Mal aufs Neue hinein stolperte, was nur eines bedeuten konnte. Irgendjemand war ihr auf den Fersen und er war schon verdammt nahe. Plötzlich spürte er ein schreckliches Gewicht auf sich, was ihm die Luft weg schnürte. Ein fettleibiger Mann mit einen Hotdog in den Fingern hatte sich gemütlich auf die Parkbank niedergelassen. Schließlich war Castiel unsichtbar, aber dennoch spürte der Mann etwas unter sich. Und auf jeden Fall spürte er den Stock der ihm in den Arsch gepikst wurde. Jaulend sprang er auf und der Hotdog landete auf den Boden. Er rieb sich das Hinterteil und schaute nur ungläubig auf die Parkbank – auf der Castiel saß und vor lauter Lachen schon beinahe blau anlief.

 

New York. The Big Appel. Die Stadt, die niemals schlief. Oder besser gesagt. Die Heimat von Sissi Stewart. Sissi genoss noch die paar Stündchen, die ihr noch blieben, bevor sie den Bahnhof Kingscross aufsuchen musste und dann durchs Gleis 9 ¾ hindurchgleiten musste, damit sie zum Hogwartsexpress kam, der sie und all die anderen Zauberer und Hexen auf direkten Wege nach Hogwarts fahren würde. Ihr missfiel es ein bisschen. Wenn sie an die Unterrichtstunden dachte oder an Professor Snape, dann bekam sie eine Gänsehaut und ihr wurde es übel.

Sie kam an einen Bücherstand vorbei und blieb neugierig stehen. Bücher waren jetzt nicht so ihr Spezialgebiet, aber die Bilder waren schön anzusehen. Aber Bücher waren auch noch zu was anderem nützlich, nämlich sich dahinter zu verstecken. Sissi schnappte sich eines der größeren Bücher und verdeckte ihr Gesicht so gut wie konnte. Denn keinen Meter von ihr entfernt stand Jeremy Chase. Er war Schulsprecher und sowas von eitel und arrogant. Er wechselte Weiber wie seine Unterwäsche und er war definitiv ein Player. Er war bei so vielen Mädchen beliebt und sie rannen ihm massenweise hinterher. Sissi gehörte zu den Ausnahmen, die sich eher übergaben als ihn zu küssen. Seine wie immer perfekt gestylten braunen Surferboyhaare wehten im Wind und seine blauen Augen funkelten schelmisch. Er war definitiv wieder auf der Suche nach dem nächsten weiblichen Opfer, was aber nicht lange auf sich warten ließ. „JEREMY!!“, schall es wahrscheinlich durch ganz New York. Eine zierliche grünäugige junge Frau kam auf ihn zugerannt und schenkte ihm ein breites Lächeln, was ihre perfekt weißen Zähne hervorblitzen ließ. Ihr Name war Bianca Donovan und sie ging in die gleiche Jahrgangsstufe wie Sissi. Bianca war eine der begabtesten Hexen auf Hogwarts und könnte durchaus die nächste Hermine Granger sein. Sissi konnte sie gut leiden, doch musste dennoch nur missbilligend den Kopf schütteln. Bianca war hoffnungslos in Jeremy verknallt aber der war wiederum nicht an sie interessiert, was Sissi bis heute nicht verstand. Jeremy kratzte sich an der Stirn und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf: „Tut mir leid Bianca. Aber ich habe absolut keine Zeit mit dir zu plaudern.“ Sissi konnte die Enttäuschung in Biancas Gesicht sehen und sie machte den Eindruck als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Sorry … ich wollte dich nur fragen, ob du meine Idee schon umgesetzt hast?“, fragte sie mit zittriger Stimme und lächelte tapfer weiter. Es war Jeremy anzusehen, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wovon Bianca sprach. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich. Er machte dem Klischee, dass Männer nicht zuhören können, aller Ehre. Doch Bianca nahm das Schweigen eher als Zögern auf und strich sich eine lose Strähne ihres schokoladenbraunen Haares hinters Ohr. „Ich werde auch alles organisieren. Du musst nur Professor Dumbledore um Erlaubnis bitten.“ „Okay ich werde meine bestmöglichestes Versuchen“, erwiderte er und verfolgte mit den Augen einer Passantin im Minirock. Bianca bemerkte seine Blicke, doch gab nicht allzu bereitwillig auf. „Cool. Wir könnten ja bevor wir zu Gleis 9 ¾ müssen, noch beim Starbucks einen Kaffee zusammen trinken.“ Ihre Augen leuchteten voller Hoffnung und sie konnte ihre Augen nicht von seinem Gesicht abwenden. Er würdigte ihr einen schnellen Blick, aber nur um ihr zu sagen, dass er schon besseres vorhatte. Ohne sich zu verabschieden sprintete Jeremy dem Minirockgirl nach und kam ganz locker mit ihr ins Gespräch. Bianca sah ihm total verloren hinterher und zog ein Gesicht wie 30 Tage Regenwetter. Sissi, die alles mitangehört und gesehen hatte, senkte das Buch und warf es unsanft auf den Stapel zurück, was jedoch eine Kettenreaktion auslöste und alle Bücher zu Boden fallen ließ. So als wäre nichts passiert ging sie unbemerkt davon weg und marschierte schnurstracks zu Bianca. „Was war das bitteschön?“, begann sie und sah Bianca mit hocherhobenen Augenbrauen an. „Frag niemals wieder Jeremy Chase, ob er was mit dir unternimmt!“ Bianca war zu perplex über Sissis Erscheinen, dass es ihr die Sprache verschlug. Doch Sissi war sowieso noch nicht mit der Standpauke fertig. „Du hast etwas viel besseres verdient! Jeremy spielt doch nur mit den Mädchen.“ Sissis Miene wurde sanfter und sie tätschelte Biancas Schultern. Doch die hatte sich wieder vom Schock erholt und schubste sie unsanft von sich. „Was weißt du schon?!“, fauchte sie. „Du warst ja noch nie verliebt und hattest noch nie nen Freund!“ Mit diesen Worten drehte sich Bianca um und rannte die Straße entlang. Sissi hat es für dieses eine Mal die Sprache verschlagen.

 

Nachdem Elena zu Hause zu Mittag gegessen hatte, musste sie noch einmal in die Schule, um ihre Nachmittagsstunde in Chemie anzutreten. Sie konnte dieses Fach absolut nicht leiden. Vor allem wenn es hier gewisse Leute gab, die es witzig fanden anderen Leute die Haare abzufackeln.

Sie rannte schnell in die Klasse, doch musste leider feststellen, dass sie schon wieder zu spät war. „Elena bitte setz dich hin. Bitte kauf dir irgendwann mal eine Uhr!“, meckerte der Lehrer und sah sie tadelnd an. Sie murmelte nur ein Entschuldigung und saß sich dann alleine an einen Tisch. Doch auf den Weg dorthin hatte sie noch ein paar neue Gesichter erkannt, die irgendwie unheimlich erschienen. Sie lösten in ihr eine Gänsehaut aus und sie hatte auf unerklärliche Weise ein mulmiges Gefühl. Faye Raven, eine der neuen Gesichter, beobachtete Elena. „Setzt bitte eure Schutzbrillen auf“, wies der Chemielehrer an. Elena spürte Blicke, die sich in ihren Rücken bohrten. Zuerst blickte sie zu Faye und runzelte die Stirn, dann wanderte ihr Blick hinter Faye. Zu einen Jungen, der sich auch zu beobachten schien. Elena überkam wieder dieses mulmige Gefühl und blickte schnell wieder nach vorne. Sie spürte ihr Herz, dass schmerzhaft gegen ihre Brust hämmerte und sie fühlte wie das Blut durch ihre Adern pulsierte. Sie versuchte sich zu beruhigen und zog die Schutzbrille unter ihrem Tisch hervor. Sie setzte sie auf und wartete auf weitere Anweisungen des Lehrers. „Jetzt füllt euren Becher mit Wasser“, teilte er weiter mit. Die Schüler tat wie ihnen geheißen und schütteten sorgfältig das Wasser in den Becher. „Und danach entzündet bitte den Bunsenbrenner.“ Faye jedoch hatte anderes im Sinn. Mit einen einzigen Blick hatte sie das Wasser zum Kochen gebracht. Faye besaß magische Kräfte, aber nicht weiße, sondern die schwarze Magie. Sie konnte Vorschriften nicht leiden und tat immer das wonach ihr gerade im Sinn war. Und das war gerade Elena auf die Probe zu stellen. Als das blonde Mädchen ins Zimmer gekommen war, hatte sie etwas von ihr ausgehend gespürt. Eine starke Energie, was oft auf Magie schließen ließ. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass Elena nicht wusste, welche Kraft in ihr steckte. Faye konzentrierte sich auf das Wasser von Elena und brachte es zum Kochen. Elena sah mit großen Augen auf das Wasser und konnte es nicht glauben. Ihr Bunsenbrenner war noch nicht an, wie konnte dann das Wasser blubbern? Sicherheitshalber sah sie unter ihren Tisch nach, doch sie ließ das schnell wieder bleiben. Denn wieso sollte sie die Lösung unter dem Tisch finden? Diese komische Gefühl nahm wieder zu. Schnell drehte sie sich um und sah in das grinsende Gesicht von Faye. Sie wusste nicht woher, aber sie hatte das Gefühl, dass diese fremde Schülerin etwas damit zu tun hatte. Plötzlich zersprang das Glas und heißes Wasser spritzte umher. Elena sprang wie von der Tarantel gestochen auf und rannte gegen den Tisch hinter sich. Erschrocken wandte sie sich wieder zu Faye und sah, dass ihr Grinsen immer breiter wurde. Wut kochte in ihr hoch und sie wünschte sich deren Bunsenbrenner würde zum brennen anfangen. Plötzlich schoss eine Stichflamme aus den Bunsenbrenner und ließ das Glas zerspringen. Die beiden fremden Mädchen sprangen erschrocken auf und sahen auf das Feuer. Elena erschrak zu sehr darüber und rannte dann aus der Klasse.

 

Die große rote Lokomotive strahlte in der Mittagssonne. Das Schild am Bahnsteig zeigte Gleis 9 ¾ an und Schülerscharen verabschiedeten sich von ihren Familien. Sissi kämpfte sich mit ihren Ellenbogen durch die Menge und war auf der Suche nach jemanden bestimmten. Als sie den Blick durch die Menge schweifen ließ sah sie ihn an einen der Pfosten lehnen. Seine braunen Haare hingen im ins Gesicht und seine blaugrünen Augen leuchteten als er Sissi erblickte. Er grinste und winkte sie zu sich. Sissi konnte ein Lächeln nicht verkneifen und rannte auf ihn zu. „Du mieser Hund hast kein einziges Mal angerufen!“, schimpfte sie los, als sie bei ihm angekommen war und zwickte ihn in die Hüfte. „Au“, jammerte Percy und rieb sich die Seite. „Ich habe dich auch vermisst, Sissi!“ Sissi versuchte ein böses Gesicht aufzusetzen, doch es gelang ihr nicht in Gegenwart von Percy es aufrechtzuerhalten. Sie lachte und zog ihren besten Freund in eine Umarmung. Percy drückte sie fest an sich und fragte amüsiert: „Und hast du Vanessa über die Ferien zur Weißglut getrieben?“ Sie kuschelte sich in seine Arme und löste sich dann lachend. „Wie kommst du denn nur auf sowas?“ Percy schmunzelte und nahm ihre Hand. „Komm. Sonst fährt der Zug noch ohne uns.“ Sissi drückte freundschaftlich seine Hand und stieg mit ihm in den Hogwartsexpress. Die Lokomotive schnaubte und die Schüler füllten nach und nach die Abteilungen. Als alle drinnen waren, wurden die Türen geschlossen und sie setzte sich langsam in Bewegung. Schon bald hatte es London hinter sich gelassen und sie fuhren über Felder und Weiden. In einer Abteilung in der Mitte des Zuges saßen zwei Mädchen und tratschten über die neuesten Modeboutiquen. Doch dann machte das Gespräch einen Schlenker und kam auf Percy zur Sprache. Myesha rückte ihre Brille zurecht und strich sich die blonden Haare nach hinten. Sie legte den Tagespropheten zur Seite und sah Joanna eindringlich an. „Ich denke nicht, dass Percy dich ignoriert … ich glaube er ist nur schüchtern.“ Sie lächelte Joanna aufmunternd zu. Joanna band ihre nussbraunen Haare zu einen Pferdeschwanz und taxierte dann Myesha mit ihren grünen Augen. „Sicher?“, fragte sie zweifelnd und sah ihr in die Augen. Myesha biss sich auf die Lippen und erwiderte: „Naja. Sissi ist die einzige Person mit der er überhaupt redet und sonst ist er auch recht still … hmm vielleicht kann dir Sissi helfen?“ Ihre braunen Augen funkelten zuversichtlich und sie lächelte Joanna breit an. Doch Joanna missfiel dieser Gedanke ein wenig. Sie war furchtbar verliebt in Percy und da war Sissi ihr ein Dorn im Auge. Sie beneidete das Mädchen um ihre Freundschaft mit Percy. Myeshas Lächeln erstarb. „Bitte sei wieder glücklich“, bat sie Joanna und sah sie traurig an. Joanna seufzte und erzwang ein Lächeln. „Na gut. Dir zu liebe, May.“ „Aww. Lieb dich Joanna!“ Dann widmete sich Myesha wieder ihrer Zeitung und Joanna hing ihren Tagträumen von Percy hinterher.

In einem anderen Abteil aß Vanessa gerade einen Schokoriegel und verfolgte mit glänzenden Augen den Landschaften, die sie passierten. „Oh mein Gott. Wir sind bald da. Gott hat mir Hogwarts gefehlt“, stieß sie hervor und sah dann zu ihrem Gegenüber. Damon nahm einen Schluck aus seinen Flachmann und fixierte dann das Mädchen. „Ich bin echt gespannt auf meine neue Schule“, log er gekonnt und schenkte ihr ein schiefes Grinsen. Vanessa erwiderte es und sagte: „Sie wird dir bestimmt gefallen. By the way ich bin Vanessa. Du?“ Damon beugte sich vor und reichte ihr seine Hand. Sie ergriff sie schüchtern und wurde leicht rot. „Damon. Schön dich kennenzulernen … zeigst du mir später das Schloss?“ Er setzte seinen Hundeblick auf und sah sie mit seinen wunderschönen blauen Augen an. Vanessa ließ seine Hand los und schüttelte entschuldigend den Kopf. „Erst morgen. Wenn wir ankommen gibt es Essen und dann müssen wir sofort ins Bett.“ Damons Lächeln erstarb für kurze Zeit und sowas wie Wut packte ihn. Doch er bekam sich schnell wieder unter Griff und holte sofort seinen Flachmann wieder raus. Er brauchte Blut, um sich wieder besser konzentrieren zu können. Er hasste es, wenn das Blut kalt war. Am liebsten hatte er es so richtig frisch. Sein Blick wanderte zu Vanessa und seine Augen verdunkelten sich für einige Sekunden. Doch er rief sich in den Sinn weshalb er überhaupt hier war. Mit einen gefakten Lächeln meinte er nur er könne es kaum abwarten, bis es morgen war.

Es war schon tiefste Nacht als der Hogwartsexpress endlich in den Bahnhof angekommen war. Ein Halbriese kam den Bahnsteig herunter und rief mit lauter Stimme: „Erstklässler zu mir! Keine Angst ich beiße nicht.“ Sein Name war Rubeus Hagrid und er war der Hüter der Ländereien von Hogwarts. Die Schüler drängten sich aus den Zug und teilten sich auf. Erstklässler gingen schüchtern auf den Riesen zu und die andern gingen zu den wartenden Kutschen. Unter den anderen gehörten auch Sissi und Percy dazu. Beide teilten sich eine Kutsche und erzählten sich mit wild gestikulierenden Händen ihre Abenteuer in den Ferien.

„Ich hab ein Mädchen kennengelernt“, erzählte Percy plötzlich und sah verträumt aus die Kutsche. Der Verbotene Wald zog an ihnen vorbei und vereinzelt hörte man das Heulen eines Wolfes oder Schuhuen einer Eule. Sissi betrachtete Percy stirnrunzelnd und fragte neugierig: „Welches Mädchen?“ Percy wandte seine meerblauen Augen Sissi zu und ein noch nie zuvor vorhandenes Strahlen ging von seinen Gesicht aus. Er lächelte verträumt und strich sich dann die lästigen Strähnen seines braunen Haares aus der Stirn. „Sie heißt Elena. Ich hab sie zwar erst zweimal getroffen, aber es fühlt sich so an als würde ich sie mein Leben lang schon kennen.“ Sissi gähnte und rieb sich über die schweren Augenlider. „Du weißt doch, dass Beziehungen mit Menschen immer total kompliziert sind. Wenn sie erfahren, dass du andersartig bist, dann ergreifen sie so schnell sie können die Flucht.“ Bei diesen Worten überfiel Percy eine tiefe Traurigkeit und er blickte schweigend in die Nacht hinaus. Sissi wusste instinktiv, dass sie damit einen Nerv bei ihm getroffen hatte und sie schwieg, um ihm Zeit zu geben seine Wunden zu lecken. Percy hatte damals einen Menschen geliebt und verloren. Seitdem hatte er nicht mehr mit anderen Menschen kommuniziert. Sogar mit Sissi nicht mehr, obwohl die beiden sich seit dem ersten Hogwartsjahr kannten. Doch Sissis Art hatte sein Herz wieder erobern können, wofür sie sehr dankbar war, denn sie könnte sich ein Leben ohne ihren besten Freund schon gar nicht mehr vorstellen.

 

Auch in Portland war die Nacht angebrochen und für Elena war es Zeit ins Bett zu gehen. Morgen würde eine große Matheprüfung anstehen und sie hatte den halben Tag damit verbracht diese verflixten Formeln in ihr Hirn reinzupressen. In Mathe war sie noch nie gut gewesen und oft stellte sie sich vor wie es wohl wäre auf eine Schule wie Hogwarts zu gehen. Mit Begierde hatte sie die Harry Potter Bücherreihe verschlungen und die schrägsten Theorien aufgestellt. Aber es wird für immer nur in ihrer Fantasie existieren. Sie hopste in ihren Pyjama ins Bett und knipste das Licht aus. Bevor sie sich schlafen legte, klopfte sie noch das Kissen weich und versank dann in den Daunen. Über ihr leuchteten die angeklebten Sterne und es war schon Tradition die Sterne vor dem schlafen gehen zu zählen. Doch heute Nacht war plötzlich alles anders. Die Sternen begannen sich zu verformen und zu bewegen. Sie strahlten hell auf und verwandelten sich in echte Sterne, wie am Firmament. Elena betrachtete sie mit großen Staunen und vor ihrem inneren Auge flammten plötzlich zwei Gesichter auf. Die Gesichter ihrer leiblichen Eltern. Sie konnte nicht sagen, woher sie das wusste. Alles was sie wirklich wusste, war dass sie eine Vertrautheit spürte. Liebe zu diesen Fremden in ihren Gedanken. Sie saß sich auf und ihr Blick fiel auf einen Spalt im Kamin. Langsam warf sie die Decke von sich und tapste auf das Versteck im Kamin zu. Sie entfernte das lockere Viereck und fand einen Hohlraum. Dort lag ein Buch, so ein richtig altes in ledergebundenes Buch. Sie nahm es vorsichtig heraus und ein erstauntes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Gemeinsam mit dem Buch machte sie sich es auf ihrem Bett gemütlich und blätterte es voller Ehrfurcht durch. Auf jeder Seite prangten Zeichnungen und fremde lateinische Worte. Sprüche und gepresste Blumen. Auf der letzten Seite lag ein Brief mit ihren Namen drauf. Mit gerunzelter Stirn nahm sie den Brief in die Hand und öffnete ihn vorsichtig. Noch nie zuvor hatte sie je einen Brief bekommen. So etwas war für sie völlig fremd und zugegebenerweise er machte ihr ein wenig Angst. Sie faltete das Papier auseinander und begann zu lesen:

 

„Meine süße Elena. Wenn du diesen Brief findest, dann bist du gottseidank noch am Leben, sowie es Castiel versprochen hatte.Es tut mir leid, dass ich nicht mehr bei dir bin. Ich hoffe sehr du bist glücklich. Ich wollte nie, dass du alleine da durch musst. Aber es ist nun mal geschehen. Du musst wissen, dass dein Dad und ich immer bei dir sein werden. Ganz tief in deinen Herzen verankert, meine Süße. Meine Kleine du bist jetzt 16 und somit in Gefahr. Sie werden kommen, um dich zu holen … das darf NIEMALS geschehen. Elena du bist eine Hexe, eine sehr besondere Art von Hexe. Viele werden deine Macht missbrauchen wollen. Du kannst nur Castiel vertrauen. Er wird dich nach Hogwarts bringen. Es ist der sicherste Ort auf der ganzen Welt. Ich wünschte ich könnte bei dir sein.Bitte versprich mir, dass du deine Magie nur für gute Zwecke einsetzen wirst. Kämpfe für das Gute, auch wenn ein Sieg manchmal aussichtslos ist. Folge immer deinen Herzen, es wird dir den richtigen Weg weisen. In liebe deine Mum.“

 

Eine Träne fiel auf das Blatt und ließ einen Teil der Tinte verlaufen. Elena schniefte und wisch sich schnell die Tränen von den Wangen. Sie faltete das Blatt wieder zusammen und konnte einfach nicht fassen was sie da gerade gelesen hatte. Was das gerade nur ein Traum? Schlief sie in Wirklichkeit? Sie konnte doch unmöglich eine Hexe sein, oder?! Die Informationen kreiselten in ihren Gedanken und machten sie ganz schwindelig. Plötzlich fiel ein Schatten auf sie und ein Mann im Trenchcoat stand so plötzlich in ihrem Zimmer. „Elena?“, fragte er mit tiefer sanfter Stimme. Elena sprang über ihr Bett und griff nach den Baseballschläger unter ihrem Bett. Bewaffnet beäugte sie den Fremden. „Wer sind Sie?! Und woher kennen Sie meinen Namen?!“, fragte sie ihm scharfen herrischen Ton. Castiel hob seine Hände im Zeichen seiner Kapitulation. „Antworten Sie mir gefälligst oder ich rufe die Polizei“, rief Elena hysterisch und schwang den Baseballschläger bedrohlich hin und her. Er hatte sich das viel leichter vorgestellt, vor allem ohne Baseballschläger. „Ich heiße Castiel. Ich bin dein Schutzengel. Damals haben dich deine leiblichen Eltern mir anvertraut und ich habe dich vor diesen Bestien gerettet. Du musst mir vertrauen Elena.“ Elena kam der Name bekannt vor, doch sie brauchte einige Zeit bis es ihr wieder einfiel. Genau derselbe Name wurde in diesem kuriosen Brief erwähnt. Sie ließ den Baseballschläger sinken und musterte den Fremden genauer. Er sah ungefährlich aus, aber sahen Pädophile nicht auch harmlos aus? „Erklär.“ Castiel setzte sich auf ihr Bett und holte tief Luft. Er blieb ihm nicht viel Zeit das Mädchen zu überzeugen. Er konnte die Präsenz der anderen spüren und sie waren zu Nahe nach seinem Geschmack. „Okay. Hör zu. Du bist eine Hexe, eine sehr mächtige sogar. Du wurdest unter einen besonderen Stern geboren und wurdest zu höherem auserkoren. Dunkle Mächte sind hinter dir her und wenn wir nicht sofort verschwinden finden sie uns und sie werden jeden der dir am Herzen liegt töten. Angefangen bei deinen wundervollen Adoptiveltern.“ Er starrte das Mädchen eindringlich an und streckte dann seine Hand aus. Elena schien alles so unwirklich, aber sie wusste ganz tief in ihrem Inneren, dass dieser Mann die Wahrheit sprach. Sie ergriff seine Hand und spürte einen leichten Sog. Sie wurde umhüllt von einen weißen warmen Licht und ihre Konturen lösten sich ins nichts auf.

 

Es war ein Festmahl in Hogwarts. Wie eben jedes Jahr zu Schuljahresbeginn und eigentlich wie jeden Tag. Die verhungerten Schüler stopften sich alles in den Mund, was sie zu fassen bekamen, lachten und schwatzten ausgiebig. Es war ein unbekümmertes Essen bevor dann der Ernst des Lebens wieder begann. Bald schon werden sie wieder Pauken und Hausaufgaben machen müssen. Für viele wird es ein aufregendes erstes Jahr und für andere reine Routine.

Castiel hatte sich mit Elena in ein Zimmer transformiert. Er wies ihr auf sich hier ein bisschen schlafen zu legen. Denn am nächsten Tag würde sie ein Treffen mit den Schuldirektor haben. Natürlich wusste Elena, dass man sie in eins der vier Häuser stecken würde. Aber so richtig fassen konnte sie es dann doch nicht. Ihr größter Traum war Wirklichkeit geworden. Doch so grausam war die Wahrheit über ihre Eltern. Die Wahrheit über ihren Tod. Sie hatten sich geopfert um sie zu beschützen. Ohne es kontrollieren zu können rannen Elena die Tränen über die Wangen und sie konnte ihr Schluchzen nicht mehr aufhalten. Castiel nahm sie in die Arme und wartete bis sich ihr Gefühlsausbruch wieder gelegt hatte.

//03 - I believe I can fly

 

Der Morgen in Hogwarts brach an. Die Sonne erstreckte sich über die Ländereien und ließen das alte Schloss in den Sonnenstrahlen glänzen. Hogwarts stand dort schon Jahrhunderte lang und es war einer der sichersten Orte in der Zaubererwelt. Viele Berühmtheiten gingen hier zur Schule, zum einen Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley. Deren Geschichten und Erlebnissen wurden in sieben Büchern festgehalten und begeisterten Zauberer und Hexen, aber auch die Muggelwelt. Muggel. So nannten die Zauberer die nicht magischen Menschen. Seit Lord Voldemort das zeitliche gesegnet hatte, herrschte zwischen den beiden so verschiedenen Welten Frieden. Natürlich hielten sich die Zauberer noch immer bedeckt und es gibt auch hier und da Magier mit bösem Blut. Doch auch andere Dinge, die in der Nacht umherschlichen schmiedeten Pläne, wie z.B die Vampire. Doch von allem dem wusste und ahnte Elena nichts. Sie konnte ja noch nicht einmal so richtig begreifen, dass das was sie gelesen hatte und wofür sie tagtäglich gebetet hatte, real war und sie zu denen gehörte. Doch mit dieser Erkenntnis fühlte sie sich einsamer denn je. Mit einen Magenknurren wachte das 16-jährige Mädchen auf und fand sich in einen weichen Bett wieder und vor ihr saß ihr Schutzengel, Castiel. Der Gedanke einen Schutzengel zu besitzen war total absurd und was er über ihre Eltern erzählt hatte war nur noch mehr absurder. Aber er stand dort, aus Fleisch und Blut, und er starrte sie mit seinen azurblauen Augen an. „Ich störe ja sehr ungern deinen Schlaf, Elena, aber Professor Dumbledore will dich sehn“, teilte er ernst mit und mit einen Ausdruck im Gesicht, der Elena missfiel. Sie rieb sich müde den Schlaf aus den Augen und kuschelte sich dann wieder in die weichen Daunenkissen. Sie streckte die Hand nach Castiel aus und betastete seine Wange und zog dann an seiner Nase. „Ugh. Es war doch kein Traum“, stellte sie frustriert fest und setzte sich schwerfällig auf. Castiel legte den Kopf schief und hatte den Ausdruck ehrlicher Besorgnis ins Gesicht stehen. „Ich bin nicht verrückt. Ich musste mich nur vergewissern, dass du echt bist“, verteidigte sie sich und besah sich Castiel genauer. Er war attraktiv musste sie zugeben. Mit seinen dunklen Haaren und den azurblauen Augen machte er einiges her, doch er war bestimmt schon um die 30 und viel zu alt für Elena. Diese Gedanken führten sie zurück zu Percy, der genauso dunkles Haar hatte, jedoch ozeanblaue Augen, in denen man sich verlor. Sie fragte sich, ob sie Percy je wieder sehen würde und ob er überhaupt mit ihr ausgehen würde, wenn er wüsste was sie war. Ganz sicherlich würde er sie als verrückt einstufen und so schnell wie möglich das Weite suchen. Elena seufzte schwer und sah dann Castiel in die Augen. Castiel konnte den Gefühlssturm in ihrem Herzen spüren und ergriff ihre Hand, was er schon so oft bei den Menschen gesehen hatte. „Es ist alles real und deshalb musst du jetzt zum Schuldirektor. Er wird dir alles erklären.“ Er warf ihr ein freundliches Lächeln zu und drückte ihre Hand tröstend, im Zeichen, dass er für sie da war. Elena erwiderte das Lächeln und erwiderte den Druck. Sie wusste sie konnte Castiel vertrauen, auch wenn er für sie noch völlig fremd war. Aber in ihrem Herzen wusste sie, dass er alles für sie tun würde und dass schon zuvor ihre Eltern diesem Engel vertraut hatten. „Okay. Wo ist sein Büro?“

 

Der Weg zu Dumbledores Büro war ein reinstes Orientierungsspiel. Elena konnte nicht zählen wie oft sie sich schon verirrt hatte und wie oft sie falsch abgebogen war. Auch die Hilfe der Geister brachten sie nicht unbedingt ein Stück näher. Nur die freundliche Wegbeschreibung eines Vertrauensschülers brachte sie dann schließlich an ihr Ziel. Mit klopfenden Herzen stand sie vor dem großen goldenen Adler, der in all den Harry Potter Büchern stand. Es war tatsächlich alles real oder sie lag in Wirklichkeit in einen tiefen Koma und erträumte sich das alles nur. Sie atmete tief ein und presste das Passwort hervor. Augenblicklich setzte sich der Adler in Bewegung und drehte sich um seine eigene Achse. Eine Treppe erschien, auf der sie zueilte und die sie nach oben in Professor Albus Dumbledores Büro führte. Mit zitternden Händen fuhr sie sich durch ihr blondes Haar und kaute nervös auf ihren Lippen rum. Die Treppe rastete ein und vor ihr stand die Tür. Sie machte einen zögerlichen Schritt darauf zu und klopfte dann leicht mit ihren Fingerknöcheln an die schwere Eichenholztür. Als niemand antwortete drückte sie die schwere Messingklinge nach unten und die Tür sprang leichtfüßig auf. Sie trat fasziniert ein und sah sich um. An den Wänden hingen Bilder von vergangenen Schuldirektoren und sie bewegten sich wie in den Büchern beschrieben war. Als sie das fremde Mädchen bemerkten tuschelten sie miteinander und waren in hellster Aufregung. Elena riss sich von deren Anblick und nahm die komischen Instrumente auf den Tischen in Augenschein. Ein heiseres Krächzen ließ sie zusammenzucken und nach der Quelle gucken. Am anderen Ende in der Nähe des Mahagonischreibtisches war ein alter roter Vogel. Sie ging auf den Phönix zu und wollte ihre Hand ausstrecken, als er plötzlich in Flammen aufging. „OH MEIN GOTT“, stieß sie hervor und machte einen Satz nach hinten. Es blieb nur noch die Asche des Vogels übrig und eine geschockte Elena. Natürlich kannte sie diesen Vogel. Es war ein Phönix und sie wusste auch, dass sie aus der Asche wiederauferstanden. Nur das live mitzuerleben war doch ein wenig heftig für sie gewesen.

„Elena Blake“, erklang es plötzlich und ein Mann mit langem weißen Bart trat aus dem Schatten. „Wie schön dich kennenzulernen.“ Elena konnte nur mit offenen Mund auf den Helden der vielen Geschichten sehen und wurde plötzlich stutzig. War Dumbledore nicht im sechsten Band der Harry Potter Saga gestorben? „Das muss alles sehr beängstigend für dich sein.“ „Sie müssen eigentlich tot sein!“, stieß Elena hervor und sah ihn aus ihren großen blauen Augen verwirrt an. „Oh ja. Du hast die Bücher gelesen nicht wahr?“, schmunzelte er und kam auf sie zu. „Manche Stellen entsprechen nicht ganz der Wahrheit. Aber soviel dazu. Und nur dass du es weißt du bist nicht verantwortlich für seinen Tod. Seine Zeit war gekommen, denn Phoenixe..“ Doch Elena unterbrach ihn und setzte fort: „Verbrennen und stehen aus ihrer Asche wieder auf. Ich weiß. Ich habe darüber gelesen.“ Der Professor machte ein überraschtes und beeindrucktes Gesicht und ging auf das Aschehäuflein zu. Die Asche bewegte sich und ein kleiner Vogelkopf kam zum Vorschein. Elena hatte leicht Tränen in den Augen als sie Zeuge von dieser Schönheit wurde. „Wundervolle Geschöpfe diese Phoenixe. Aber nun zu dir Elena.“ Professor Dumbledore widmete sich vollends dem Mädchen und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Er verschränkte seine Hände und begann zu erklären: „Du wirst hier zur Schule gehen, Elena.“ Elena unterbrach ihn und fragte: „Sind meine leiblichen Eltern hier auch zur Schule gegangen?“ Elena spürte wie sich ihr Herz zusammenzog als sie diese Frage stellte, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte. Einmal mehr musste sie sich eingestehen, dass sie nichts von ihnen wusste. Sie wusste noch nicht einmal ihre Namen. Geschweige denn wie sie ausgesehen haben, wie ihre Stimmen geklungen hatten. Sie wusste rein gar nichts und hatte das Gefühl sie redeten hier von Fremden und nicht ihren Eltern. Professor Dumbledore schenkte ihr einen mitleidvollen Blick und fuhr geduldig fort: „Ja. Sie gehörten zum Hause Gryffindor, was mich daran erinnert, dass du noch den Sprechenden Hut aufsetzen musst.“ Elena zog eine Augenbraue hoch und musste zweimal blinzeln. Der Sprechende Hut war tatsächlich real. Sie lachte laut und konnte nur mit großer Mühe wieder stoppen. „Oh mein Gott. Das ich das erlebe. Wieso widerfährt mir das? Ich meine ich habe es mir immer gewünscht aber nie so wirklich ernst gemeint. Und jetzt stehe ich hier in HOGWARTS und vor ihnen Professor Dumbledore und sie erzählen mir, dass ich hier her gehöre? Das ist so unglaublich, dass es nicht wahr sein kann.“ Ihre Knie gaben nach und sie musste sich auf einen Sessel niederlassen. Ihr drehte sich der Kopf und so langsam fing sie an zu hyperventilieren. Dumbledore kam vorsichtig auf sie zu und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter: „Ich weiß das muss dir alles surreal erscheinen, Elena. Aber du bist etwas sehr besonderes. Deine Eltern haben sich geopfert, damit du leben kannst. Eines Tages wirst du es verstehen, aber jetzt musst du alles nachholen, was du verpasst hast. Es sind viele Jahre, die dir fehlen. Ich werde einen meiner besten Studenten bitten dir Nachhilfe zu geben. Aber jetzt musst du den Hut aufsetzen. Bestimmt kennst du das Sprüchlein, aber ich sage es dir lieber.“

Er trat zurück und holte seinen Zauberstab hervor. Mit einem Schwenker zauberte er Kekse und Tee herbei und forderte Elena auf sich zu bedienen. Elena ließ es sich nicht zweimal sagen und griff beherzt zu. Die Kekse zerronnen auf ihrer Zunge und verursachten eine Geschmacksknospenexplosion. Gleich darauf fühlte sie sich viel besser und behaglich. Professor Dumbledore lächelte unter seinen langen weißen Bart und begann den Vers aufzusagen.

 

„Gryffindor: Vielleicht seid ihr in Gryffindor, sagt ein alter Hut, denn dort regieren, wie man weiß,

Tapferkeit und Mut.

Ravenclaw: Bist du geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise. Für Ravenclaw die Klügsten waren alleine wert die Lehrerqualen.

Hufflepuff: In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu, man hilft den andern wo man kann und hat vor Arbeit keine Scheu.

Slytherin: In Slytherin weiß man List und Tücke zu verbinden, doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.

 

Elena umklammerte ihre Teetasse fest und malmte mit den Zähnen. Sie hatte vieles über Slytherin gehört, ob es wahr war konnte sie nicht mit Gewissheit sagen. „Ist Slytherin wirklich das Böse?“, wollte sie von Dumbledore wissen und sah ihn aus ihren blauen Augen fragend an. Professor Dumbledore nickte und fügte aber schnell hinzu: „Aber du bist nicht böse, Elena. Bitte setze den Hut auf.“ Mit einen weiteren Schlenker des Zauberstabs, flog der Sprechende Hut nach unten und landete direkt in Elenas Händen. Sie befühlte den zerschlissenen Stoff und kniff den Mund zusammen. „Ich werde zu Gryffindor kommen, oder? Ich meine meine Eltern waren ja auch dort. Und das wäre nur logisch ...“ Doch so richtig sicher war sie sich nicht. Ein nagendes Gefühl in ihrem Magen machte sie unglaublich nervös und ließ ihr Herz bis zum Halse schlagen. Was würde passieren, wenn sie zu Slytherin gehörte? Doch Professor Dumbledore zwinkerte ihr zuversichtlich zu und meinte: „Das glaube ich auch, meine Liebe. Aber die Tradition verlangt es.“

Elena setzte sich den Hut entschlossen auf und wartete gespannt. Die Hutkrempe verwandelte sich in eine Art Mund und der Hut begann zu sprechen. Jedoch nur in ihrem Kopf, sowie es in den Harry Potter Büchern beschrieben worden war. „Hm … wen haben wir denn da? Ganz eindeutig …“

 

So langsam graute der Morgen und die Schüler reckten und streckten sich. Zogen sich an und gingen hinunter in die Halle, um zu frühstücken. Manche blieben in ihren Zimmern und übten kleine Zauber, die sie in den letzten Jahren gelernt hatten und andere, wie die unechten Magier unten in den Slytherinkerkern, ließen eine Party steigen und beglückten sich mit den schweren Wein, den sie mitreingeschmuggelt hatten. Katherine stürzte ihn in großen Zügen hinunter und schwang mit der Hüfte im Takt der Musik. Sie kicherte ausgelassen und drehte sich vergnügt um ihre eigene Achse. Immer und immer wieder und verspritzte ein paar Weinflüssigkeit. Damon beobachtete sie dabei und schmachtete sie an. Schon seit er sie das erste Mal gesehen hatte war er von ihr verzaubert gewesen. Ihre nussbraunen Augen, umrahmt mit diesen langen vollen Wimpern, die ihr etwas so unschuldiges schenkten. Ihre dunkelbraunen gelockten Haare fielen ihr bis hinunter zum Hintern und von dem fing man am besten gar nicht erst an. Sie war ein Traum für jeden Mann und in diesem Fall für jeden Vampir. Doch ihr unschuldiges Aussehen war nur Schein. Katherine hatte es faustdick hinter den Ohren und konnte tödlich werden, wenn man sie reizte. Damon grinste und nahm einen weiteren großen Schluck aus seiner eigenen Flasche und ließ sich den Geschmack auf der Zunge zergehen. Nicht so gut, wie frisches Blut aus einer Vene aber trotzdem köstlich. „Heiße Moves, Kat. Wie wär's wenn wir eine Slytherin Party schmeißen?“ Katherine schenkte Damon ein bezauberndes Lächeln und kam in Vampirgeschwindigkeit auf ihn zu. Mit einen Finger strich sie über sein Schlüsselbein und umrundete ihn kokett. Damon folgte mit dem Blick jede Sekunde ihrer Bewegungen und musste die rechte Hand zur Faust ballen, um nicht über sie herzufallen. Katherine war sich ihrer Wirkung auf ihn sehr bewusst und klimperte verführerisch mit den Wimpern. Damon stellte die Flasche ab und holte sich auch ihre Flasche und stellte sie auf den Schreibtisch hinter sich. Er kam auf sie zu und bot ihr seine Hand an. Sie ergriff sie grinsend und wurde zugleich von ihm durch die Luft gewirbelt. Im Rhythmus der Musik tanzten sie eng umschlungen miteinander und sahen sich tief in die Augen. Nussbraune Augen trafen auf eisblaue Augen. Damons Lippen trafen auf ihre und pures Feuer strömte durch beider Adern. Sie waren Feuer und Flamme, doch währenddessen es für Damon Liebe war, was dort pulsierte, war es für Katherine nur Spaß. Sie griff in sein schwarzes seidenes Haar und zog ihn näher zu ihm. Das gute am Vampirdasein war, dass man keine Luft holen musste. Damon hob Katherine auf das Schreibpult und die zwei Flaschen fielen zu Boden und gingen zu Bruch. Katherine ließ sich kurz ablenken und kicherte mädchenhaft. Damon grinste sie an und sendete ihr mit seiner Macht soviel Liebe, wie er besaß. Doch es kam nicht wirklich was zurück und es ließ Damon ein bisschen stützen. Er war sich nicht sicher, ob Katherine dasselbe fühlte, wie er für sie. Doch seine Zweifel wurden ausgeräumt als Katherine mit einem Ruck die Vorderseite seines schwarzen Shirts aufriss und die Knöpfe nur so durch den Raum sprangen. Mit neuer Motivation küsste er sie wieder leidenschaftlich und entlockte ihr ein entzücktes Stöhnen. Doch bevor sie überhaupt dazu kamen sich die Klamotten von den Leibern zu reißen, erklang ein leises Räuspern hinter den angetörnten Vampiren. Katherine stieß Damon hart von sich und zupfte schnell ihr Haar zurecht. Dann setzte sie ein gefakt freundliches Lächeln auf und widmete sich den Störfried. Ein Mädchen mit goldenem Haar und strahlend blauen Augen mit einer ziemlich kleinen Körpergröße stand am Türrahmen und sah verlegen zu den Beiden. Katherine musste zugeben, dass das Mädchen eine Schönheit war und eine gewisse mächtige Aura ausstrahlte. Auch Damon widmete sich nun dem Neuankömmling und für eine kurze Zeit weiteten sich seine Pupillen vor Erstaunen. Doch er hatte sich schnell in Griff und sein Gesicht zeigte keine Regung mehr. Es war kalt und distanziert und er schätzte ab, ob er dem Mädchen die Kehle rausreißen sollte oder gute Miene zum bösen Spiel geben sollte. Elena spürte die Anspannung der beiden Fremden und wich einen Schritt zurück bevor sie mit kleinlicher Stimme fragte: „Ist das der Slytheringemeinschaftsraum?“ Damon ließ sich nichts anmerken aber er war erleichtert. Das Mädchen war wohl blutiger Anfänger und noch neu hier. Keine kleine Hexe, die schon tausend von Zaubersprüchen auf Lager hatte und ihrer aller Geheimnis aufdecken konnte. Es war schwer genug gewesen sich dort einzuschleusen und nur mithilfe der Ketten, die sie alle um den Hals hingen, konnten die Hexen und Zauberer ihre Anwesenheit nicht spüren. Das einzige, was sie nicht so richtig eingeplant hatten, war der Unterricht, der auch für sie Pflicht war. Nur hatten Vampire leider keine magischen Fähigkeiten. „Hübsche Kette“, bemerkte Elena und ihre blauen Augen wanderten von Katherine zu Damon. Ihr Blick wanderte unbewusst nach unten zu seinem Sixpack. Ein leises raues Lachen von dem höllisch attraktiven Damon riss sie wieder aus ihrem Staunen und sie wurde tomatenrot. Die Musik dröhnte weiter durch den Gemeinschaftsraum und animierte zum Tanzen. Katherine wippte auf ihren Füßen hin und her und grinste dann Elena frech an. Elena umklammerte ihre rechten Oberarm und das Schweigen zwischen ihnen wurde langsam peinlich. Damon hatte ein bisschen Mitleid mit dem schönen Mädchen und da er schon immer eine Schwäche für schöne Dinge hatte, wurde er weich und bot ihr seine Hand an. „Lust mit uns zu feiern?“ Er schenkte Elena ein warmes Lächeln und sie konnte zum Ersten Mal in seinen Augen so etwas wie Zärtlichkeit erkennen. So als würde er sie akzeptieren und sie in seine Gruppe aufnehmen. Noch nie hatte sie zu einer Clique gehört. Geschweige denn hatte sie je einen so wunderschönen jungen Mann zu Gesicht bekommen, naja vielleicht außer Percy. Aber an Damon war irgendetwas anders. Er war zu schön für diese Welt, befand Elena. Falls sowas überhaupt möglich war. „Wie heißt ihr überhaupt?“, wollte sie wissen und legte ihre Hand dann in Damon seine. Damon zog sie zu sich und hauchte ihr ins Ohr: „Ich bin Damon und das ist meine gute Freundin Katherine. Und du, meine Liebe?“ Elenas Knie wurden ganz weich und sie spürte, dass irgendetwas fremdes an ihr zerrte, ihre Sinne verstumpfte und sie federleicht machten. „Elena“, kam es aus ihren Mund und sie fühlte sich wie schwerelos. Damon zog sie enger an sich und bewegte sich im Takt der Musik. Katherine beobachtete es amüsiert und meinte: „Ich dachte erst du wärst einer dieser prüden Lehrer.“ Sie verzog das Näschen und sah traurig auf die kaputten Flaschen. Elena ließ sich von Damon führen und erwiderte: „Naja dieser dumme Hut hat mich hierher geschickt, obwohl ich zu Gryffindor gehöre. Ich meine ich bin nicht böse.... also das soll nicht heißen, dass ihr böse seid … also … was ich sagen will ist, dass ich keine Lust hatte mich da oben zu Fremden zu sitzen und naja ich hatte auch keinen wirklichen Hunger.“ Damon legte ihr einen Finger auf den Mund und schüttelte leicht den Kopf. „Wir können dich verstehen. Aber jetzt wird gefeiert. Zeig mir mal was du so drauf hast, Kleines.“ Die Musik änderte sich plötzlich und Power von Kat Graham erfüllte die Luft und ließ sie vibrieren. Damon schwang seine Hüften und grinste Elena mit diesen bezaubernden Lächeln an. Elena musste lachen und bewegte sich erst zögerlich zur Musik, doch gewann schnell vertrauen und rockte so richtig ab. Wie eine Göttin bewegte sie sich leicht durch den Raum und ließ sogar Katherine staunen. Katherine war beeindruckt von dem kleinen Ding und schloss sich ihr schnell an. Beide Mädels hielten sich an den Händen und wirbelten umher. Es ließ Damon die Spucke weg und er schloss mit Freuden an die beiden Mädchen an. Elena verlor all ihre Scheu und schmiegte sich an Damon. Im Rhythmus bewegten die beiden sich und ergänzten sich perfekt. Die drei vergaßen so gut wie alles um sich und ließen die Musik zu ihnen sprechen. Mit eleganten und präzisen Bewegungen hätten sie jeden der es miterlebt hätte neidisch gemacht. Noch nie in ihrem Leben hatte Elena soviel Spaß wie gerade in diesem Moment.

 

Der Tag fing beschissen an und wurde nicht besser, musste Sissi feststellen. Das Mittagessen war das reinste Chaos gewesen, es war sogar in einer Essensschlacht ausgeartet und sie war natürlich das Hauptziel aller. Wieso das so gewesen war, wusste sie immer noch nicht. Aber was sie wusste war, dass sie sich umziehen musste und das nämlich in rasender Geschwindigkeit, sprich sie brauchte Magie. Das tat sie dann auch. Sie zückte ihren Zauberstab und stellte sich den neuesten Trend vor. Doch es war nicht so gekommen wie sie es sich gewünscht hatte. Das Makeup sah aus als hätte ein Besoffener sie geschminkt und die Frisur stand in allen Richtungen von ihrem Kopf ab. Das Shirt war kotzgelb und die Jeans war ausgefranst und abgetragen. Sprich sie sah aus wie ein Penner mit Verdauungsproblemen. Als sie gerade die Treppe herunter kam, begegnete sie ausgerechnet Percy. Percy hob beide Augenbrauen bei ihrem Anblick und musste hart dagegen ankämpfen laut loszulachen. Sissi blieb abrupt stehen und riss die Augen vor Schreck auf. Wieso musste sie immer denen begegnen denen sie am wenigsten begegnen wollte, sprich Percy. Sprich der Junge für den sie wahrscheinlich was empfand. „Sag ja nichts“, drohte sie ihm und setzte ihren typischen Sissi Blick auf. „Wir sind spät dran. Ich habe keine Zeit mehr was zu ändern.“ Und jetzt brach es aus ihm heraus. Er lachte laut und konnte nicht mehr aufhören. Seine meerblauen Augen funkelten und seine Haare fielen ihm in die Augen. Sissi hatte das Bedürfnis ihm eine in den Magen zu hauen aber zugleich ihm die Strähne aus dem Gesicht zu wischen. Solch widersprüchliche Gefühle machten sie schummrig und sie zog die Nase kraus und setzte einen Schmollmund auf. „Lach du nur!“, ließ sie verlauten und warf ihm böse Blicke zu. „Aber du siehst auch nicht besser aus.“ Mit diesen Worten zog sie ihren Zauberstab heraus und zauberte mit einen einzigen Schlenker Percy neue Klamotten auf den Leib. Und so gingen sie im Partnerlook in die erste Unterrichtsstunde.

 

Die Party ließ Elena die Zeit vergessen und während sie sich vergnügte gab Professor McGonagall Zauberunterricht. Vor jedem Schüler stand ein Vogelkäfig mit einem blauen Kolibri drinnen und wartete darauf, dass er in eine Tasche mit Kolibridruck verwandelt wurde. Sissi saß neben Percy und versuchte mit höchster Konzentration die Aufgabe zu erfüllen, doch der Anblick von Percy lenkte sie jedes Mal ab und sie musste sich das Lachen verkneifen. Denn sie war nicht scharf auf Nachsitzen, doch mit Erleichterung sah er, dass auch Percy große Schwierigkeit mit der Konzentration hatte. Beide sahen sich mit vor Anstrengung verkniffenen Gesicht an und sahen gleichzeitig zur Tür als sie Turnschuhe auf den Boden klatschen hörten. Die Katze vorne auf dem Pult spitzte die Ohren und richtete ihre gelben Augen auf die Türe. Elena stürmte in das Klassenzimmer und kam schlitternd zum stehen. Alle Köpfe wandten sich zu dem Mädchen und ein Raunen ging durch die Reihen. Sissi kniete sich sogar auf ihren Stuhl, um einen besseren Blick auf sie erhaschen zu können. Ihr Herz flatterte und sie hatte das Gefühl als würde sie sie kennen, doch sie hatte Elena noch nie in ihrem Leben zuvor gesehen. Ihr Blick wanderte zu Percy, der zu steif auf seinem Stuhl saß und das fremde hübsche Mädchen mit weit aufgerissenen Augen angaffte. Und das Mädchen erwiderte mit demselben erschrockenen Gesicht seinen Blick und dann war diese knisternde Elektrizität, die zwischen den beiden herrschte und eine ungezähmte Eifersucht stieg in Sissi auf. Die beiden kannten sich irgendwie und es schien als würde Percy etwas für sie empfinden und er stieß da nicht auf Granit, nein auf Erwiderung. Sissi kniff die Augen zusammen und funkelte das Mädchen böse an. Die Katze auf dem Pult regte sich und sprang. Während des Sprunges formierte sie sich und wurde zu einer alten Frau mit strengen Dutt und einer Brille auf der Nase. Ihre alten strengen Augen fixierten Elena und ließen sie in sich zusammenschrumpfen. Elena strich eine Strähne hinter ihr Ohr und stotterte: „Es … tut mir ja so leid. Ich … Ich wollte nicht zu spät kommen.“ „Ms Blake! Auch wenn Sie neu an der Schule sind müssen Sie trotzdem unsere Regeln einhalten. Dieses eine Mal kommen Sie noch ungestraft davon, aber beim nächsten Mal gibt es Nachsitzen!“ Sissis selbstgefälliges Grinsen verschwand, als Elena kein Nachsitzen bekam. Sie wollte protestieren und herausposaunen, wie ungerecht das war. Würde das ihr passieren, dann würde die alte Schachtel mit keiner Wimper zucken und sie zu monatelangem Nachsitzen verdonnern. Aber die Neue bekam natürlich einen Freipass. Percy hatte Elena keine Sekunde aus den Augen gelassen, seit sie das Klassenzimmer betreten hatte. Elena spürte seine Blicke und schenkte ihm ein kleines Lächeln bevor sie mit fester Stimme antwortete: „Ja Madame. Ich verspreche es wird nicht wieder vorkommen.“ „Gut und jetzt setz dich!“ Professor McGonagall setzte sich hinter ihr Pult und klatschte in die Hände. „Und jetzt arbeitet an eurer Aufgabe weiter!“ Alle Schüler widmeten sich wieder dem Vogelkäfig und versuchten weiterhin ihn zu verwandeln. Elena saß sich auf den letzten freien Platz und ließ ihren Blick zu Percy wandern. Er hatte von einem Internat erzählt und wie es schien war es das gewesen. Und das wiederum ließ darauf schließen, dass er ein Zauberer war. Wie klein die Welt nur war. Sie lächelte und stützte ihr Kinn in ihre Hand. Percy erwiderte ihr Lächeln und bemerkte gar nicht wie sehr Sissi neben ihm litt.

Die nächste Stunde war das Fliegen auf einem Besen. Für Elena, die bisher das alles nur aus Büchern kannte, war es eine Horrorstunde. Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse und die Knie zitterten ihr. Neben ihr stand Damon und grinste sie an, was ihre Panik nur noch mehr vergrößerte, denn sie würde sich blamieren. Vor ihm und vor allen anderen. Eine junge Frau mit grauer Stachelfrisur und katzenhaft gelben Augen kam auf die Hogwartsschüler zu und nickte ihnen respektvoll zu. Ihre Augen blieben kurz an Elena und an Damon hängen, aber wanderten dann zu Sissi und ihr Lächeln erstarb. „Schön Sie wieder zu sehen, Ms Stewart.“ „Ich weiß, dass sie das nicht ernst meinten, Madame Hooch“, gab Sissi bissig zurück und verschränkte ihre Arme. Sissi war dafür berüchtigt jede Flugstunde zu sabotieren. Beabsichtigt oder unbeabsichtigt. „Irgendwann wir deine große Klappe dir zum Verhängnis“, prophezeite ihr Madame Hooch und war endlich am Ende der Schlange angelangt. Sie sah ihre Schüler an und stellte sich sicherheitshalber vor: „Hallo mein Name ist Madame Hooch. Viele von euch kennen mich ja schon, aber wir haben paar neue Schüler, was bisher eigentlich noch nie passiert ist, dass jemand so spät hier anfängt. Aber nun gut. Frischen wir eure Flugkenntnisse einmal auf.“ Elena schluckte und blanke Panik spiegelte sich in ihren blauen Augen wider. Das war jetzt die Stunde aller Stunden. Würde sie überhaupt die Fähigkeit haben den Besen zu fliegen, geschweige denn zu bewegen?

„Stellt euch bitte neben eure Besen auf“, ordnete sie streng an und die Schüler befolgten ihrem Befehl. Aber nicht nur Elena hatte Muffelsausen auch der Fakemagier Damon wurde es ganz komisch zumute. Er war ein Vampir und auch wenn niemand es bemerkte wegen diesem Zauber, dennoch hatte er nicht die magische Kraft, dementsprechend wird der Besen rein gar nichts bei ihm machen. Madame Hooch sah direkt zu den beiden Neuen und sagte laut: „Streckt eure rechte Hand über den Besen aus und sagt AUF.“ Bei allen Schülern klappte es auf den ersten Mal bis auf Elena und Damon. Damon guckte amüsiert zu den blonden Mädchen und meinte: „Sieht so aus als wäre ich nicht der einzigste der unfähig dazu ist.“ „Haha. Lach du mich nur aus. Aber ich bin schließlich neu, was ist deine Entschuldigung?“, entgegnete sie ihm frech. „Ähm ich denke die Gleiche.“ Die beiden sahen sich lange an bis Elena den Blickkontakt abbrach und sich wieder auf den Besen konzentrierte. Doch Damon sah sie weiterhin an und legte den Kopf schief. Sie war so anders als die Mädchen, die er bisher getroffen hatte. Nicht einmal seine Gedankenkontrolle hatte bei ihr funktioniert und er war sich sicher, dass sie kein Eisenkraut bei sich trug, dass hätte er gerochen. Er schmunzelte und wandte sich dann schließlich schweren Herzens ab. Nach ner Weile hatte Elena es dann doch noch geschafft und als alle anderen kurz nicht hersahen, hob Damon den Besen einfach auf. Als Madame Hooch sich wieder den Schülern zuwandte, nickte sie erfreut den Neulingen zu. Den ersten Schritt hatten sie bewältigt auch wenn sie ein seltsames Gefühl bei beiden hatte. Irgendetwas nagte an ihr und sie hatte das Gefühl als würde eine Kälte von beiden ausgehen. Doch sie schüttelte den Gedanken einfach ab und sagte dann: „Auf mein Signal startet ihr. Nicht vorher.“ Sie hob die Pfeife an ihren Mund und bevor sie hineinblasen konnte, hob Elena plötzlich ab. Elena kreischte vor Schreck auf und umklammerte den Besenstiel. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dieses Ding steuern sollte. Percy sah erschrocken zu Elena hoch und rief: „Elena komm da wieder runter. Du brichst dir noch den Hals.“ Die Besorgnis in seiner Stimme entging Sissi natürlich nicht und deswegen half sie ein bisschen nach und zauberte einen Wind herbei, der Elena immer weiter nach oben trug. „Miss Blake kommen Sie sofort nach unten.“ „Ich kann nicht!“, kreischte Elena panisch und wurde durchgerüttelt. Der Besen schlug Loopings und plötzlich hielt sich Elena mit nur noch einer Hand am Besenstiel fest. Sie griff mit der zweiten danach und spürte wie ihre Hände total schwitzig und rutschig wurden. Sie betete im Stillen und hoffte sie möge nicht abrutschen und unten in tausend Stückchen zerbrechen. Der Wind ließ plötzlich nach und der Besen ging in den Sturzflug. Er steuerte genau auf Percy zu der mit weit aufgerissenen Augen noch versuchte auf die Seite zu springen, doch er war zu langsam und Elena fiel mit ihrem ganzen Gewicht auf den Jungen. „Hattest du vor mich umzubringen?“, fragte er scherzhaft und sah ihr tief in die Augen. Elena, die auf ihm lag, wurde knallrot und rollte sich von ihm runter. „Tut mir leid. Das war keine Absicht“, entschuldigte sie sich und blieb im Gras liegen. Plötzlich stand ein braunhaariges Mädchen mit schokobraunen Augen vor ihr und bot ihr die Hand an. Elena ergriff sie und wurde auf die Füße gezogen. „Du brauchst unbedingt Flugstunden. Du bist völlig vom Kurs abgekommen und wenn ich deinen Besen nicht nach unten gesteuert hätte, dann wärst du jetzt Matsch auf dem Gras.“ „Du hast mir das Leben gerettet?“, fragte Elena überrascht und fügte hinzu. „Ich dachte du magst mich nicht, weil du auf Percy stehst.“ Sissis Lächeln erstarb und sie war überrascht. „Was … nein das musst du dir nur einbilden. Percy und ich sind nur Freunde.“ „Oh sorry. Dann hab ich mich wohl da was zusammengespinnt ...“ Beide Mädels sahen sich an und schätzten die andere ab. Sie war Slytherin und Sissi hatte keine Ahnung weshalb sie ihr überhaupt geholfen hatte, doch irgendwas an ihr war ihr so vertraut. Es war als würde sie sie ihr lebenlang schon kennen. Sissi sperrte diesen Gedanken in die hinterste Ecke ihres Gehirns und setzte ein verächtliches Lächeln auf und ging dann ohne ein weiteres Wort davon. Elena sah ihr stirnrunzelnd nach und kratzte sich am Kopf. 'Seltsames Mädchen', dachte sie und schüttelte den Kopf. In nicht allzu weiter Ferne, hinter einen Baum verborgen lungerte Castiel herum und sah der jungen Hexe misstrauisch nach. Er wusste, dass sie für diesen Wind verantwortlich gewesen war und doch fragte er sich was sie dazu bewegt hatte, Elena das Leben zu retten, bevor er eingreifen konnte.

 

Es war Mittagszeit in Hogwarts und alle Schüler saßen beisammen beim täglichen Mahl. Ein blonder junger Mann mit olivgrünen Augen aus dem Hause Ravenclaw saß mit Ruby, ebenfalls Ravenclaw am Tisch und bemerkte nicht die schmachtende Blicke seines Gegenübers. Ruby seufzte und betrachtete den Adonis. Chris fing ihren Blick auf und lächelte. „Bist du später eigentlich beim Schlauchbootrennen dabei?“ „Nein … du?“, antwortete sie ihm ehrlich und stocherte in ihrem Essen rum. „Ruby … richtig?“, fragte er süß und musterte sie eingehend. „Ja.“ „Cool. Ähm .. ich bin Christoper. Willst du später mit mir die andern anfeuern?“ „Absolut. Das würde mich wahnsinnig freuen. Wann wollen wir los?“ Ruby strahlte übers ganze Gesicht und bemerkte nicht, wie einige Leute sich ihr zuwandten und böse Blicke warfen. Diese Personen waren die Vampire, die in verschiedenen Häusern Platz fanden und nur eines in den Sinn hatten. Sie wollten den Werwolf tot sehen. „Wieso der böse Blick“, erklang plötzlich eine sanfte Stimme neben Damon und ließ ihn erschrocken herumfahren. Elena saß neben ihm und sah ihn aus diesen blauen großen Augen an. So unschuldig und wunderschön. Für eine Sekunde verlor er den Faden und nur ein Äh kam aus seinen Mund. Elena hob die Augenbrauen und folgte seinem Blick. „Stehst du auf die Kleine?“ Damon lachte und schüttelte den Kopf. „Nein … wir sind Rivalen.“ Elena sah ihn neugierig an und wartete auf mehr Erklärung, die aber leider nicht mehr kam. Damon stupste sie lächelnd an und begann seine Pommes in Ketchup zu tunken. Sie Vampire konnten natürlich sowas essen, auch wenn es nicht wirklich schmeckte, aber das wahrte zumindest die Tarnung. Elena stibitzte sich eine Pommes von ihm und grinste wie ein Engel. Damon lachte und merkte nicht, wie sich Katherines Augen zu Schlitzen verengten und sie das überhaupt nicht gerne sah. Sie erwiderte seine Gefühle zwar nicht, aber Damon zu sehen wie er jemand anderen diese Blicke zuwarf, die nur für sie bestimmt waren, machten sie rasend vor Eifersucht.

Am Nachmittag war der traditionelle Schlauchbootwettbewerb. Jedes Haus bestimmte vier aus seinen Reihen, die dann das Rennen bestritten. Das Rennen nahm an einen wunderschönen Platz statt. Ein Fluss führte durch ein Tal und endete dann am Bootshafen bei Hogwarts. Der Start war bei einem Kiesstrand mit Bäumen umzäumt und die Schlauchboote in jeweils der Farbe der Häuser standen schon bereit. „Willkommen auf dem Damonboot, Matrose“, erklang plötzlich hinter Elena eine Stimme. Elena saß auf einem Stein und blickte hoch. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie Damon dort stehen sah. Er lehnte sich an einem Baum und erwiderte ihr Lächeln. Seine bisher eiskalt blauen Augen hatten etwas warmes angenommen. Er bot ihr seine Hand an und lächelte breit, als sie sie ergriff. Percy beobachtete die beide und war ein bisschen traurig. Er fragte sich was dieser Damon an sich hatte, dass er so leicht Elenas Freundschaft für sich gewonnen hatte. Er selbst konnte diesen arroganten selbstgefälligen Typen nicht leiden und er wusste, dass er nicht gut für Elena war. Doch er war nicht der Kerl, der jemanden vorschrieb mit wem man befreundet sein durfte. Sissi legte ihm eine Hand auf die Schulter und tätschelte ihn freundschaftlich. Er lächelte und legte seine Hand auf ihrer, ohne zu wissen, was das für Gefühle in ihr hervorbrachten. Sissis Stimme zitterte leicht als sie sagte: „Wir müssen dieses Jahr gewinnen. Slytherin darf nicht nochmal gewinnen!!“ Percy wandte seinen Blick zu Sissi und sah ihr in die Augen. Seine blauen Augen ruhten auf ihr und musterten sie mit forschen Blick. Doch aus den Augenwinkeln her sah er Elena, die sich gerade von Damon die Schwimmweste zumachen ließ und deshalb widmete er seine ganze Aufmerksamkeit wieder Elena. Elena spürte Percys Blick und sah in seine Richtung. Sie lächelte und winkte ihm zu. Er setzte ebenfalls ein Lächeln auf und winkte ihr ebenfalls zu. Sissi knurrte leicht und wenn Blicke töten könnten, würde Elena tot umfallen. „Wir müssen diesen Slytherins endlich zeigen, wo der Hase läuft, vor allem dieser Möchtegern Hexe Elena! Ich hoffe ich kann auf dich zählen, Percy!“ Doch Percy hatte Sissi nicht einmal gehört und war nur auf Elena fixiert.

 

Der Pfiff erschallte und die vier Mannschaften rannen mit ihren Booten zum Fluss. Slytherin und Gryffindor hängten Ravenclaw und Hufflepuff in den ersten zehn Minuten locker ab. Slytherin war um ein paar Zentimeter weiter vorne und Damon ließ einen Triumphschrei verlauten. Katherine jubelte mit ihm und streckte Gryffindor hinter ihnen die Zunge entgegen. Sissi funkelte das Mädchen mit den Modelmaßen böse an und knirschte mit den Zähnen. „Dieses Jahr werden sie nicht noch einmal gewinnen!“ Percy starrte Sissi komisch an und machte große Augen als Sissi einen Zauberspruch murmelte und der Ast vor den Boot ging nach oben. Elena kicherte und strahlte vor Glück. „Ich glaube wir gewinnen“, sagte sie übermütig. Doch plötzlich griff ein Ast nach ihr und katapultierte sie in die Luft. Sie kreischte und zappelte in der Luft. Sissi grinste zufrieden und es war ihr ein Dorn im Auge, als Percy nach Elena rief. Sie konnte einfach nicht verstehen, was so besonders an den Mädchen war. Dieser Damon und sogar Percy standen offensichtlich auf sie und oft schon hat sie gesehen, wie sich andere Typen nach ihr umgedreht hatten, aber Elena selbst bemerkte nicht wie sehr sie die Blicke der anderen auf sich zog. Sie war so anders. Doch Sissi wusste ob das jetzt gut oder schlecht war. Plötzlich brach der Ast und Elena fiel ins tosende Wasser. Sie ging zugleich unter und kam nicht mehr nach oben. Percy sprang zugleich ins Wasser und tauchte nach Elena. Die Strömung tat ihm nichts und umschwamm ihn. So als würde sie vor ihm zurückweichen, auch konnte er unter Wasser atmen und perfekt sehen. Damons Muskeln spannten sich an und er wäre so gerne auch ins Wasser gesprungen aber das hätte gegen all seinen Grundsätzen verstoßen. Er durfte nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Elena durfte nicht mehr für ihn werden als ein Zeitvertreib. Seine Gesichtszüge verhärteten sich und er war wieder so unnahbar wie bisher. Percy hin dessen umschlang Elenas Hüfte und schwamm mit ihr an die Oberfläche. Elena riss die Augen auf und hustete das dreckige Wasser aus. Ihre Augen begegneten als erstes den Blick von Damon, der sie eiskalt ansah und sich dann demonstrativ umdrehte und sich Katherine widmete, die die Aufmerksamkeit sichtlich genoss. Elena verstand nicht, was plötzlich mit Damon abging aber sie war froh in den Armen von Percy zu sein.

//04 - Wolfsattack

 

Die Dunkelheit legte sich langsam über das Schloss und das geschäftige Treiben klang langsam ab. Die meisten machten sich bereit fürs Bett und andere kritzelten noch schnell die letzten Sätze ihrer Hausaufgaben in ihr Heft. Im Slytheringemeinschaftsraum jedoch hatten sich ein paar der Mitglieder des Vampirclans zusammengesetzt und berichteten von den heutigen Ereignissen. Hanna saß dicht neben Damon und atmete seinen so typischen Damongeruch ein – Leder, Seife und ein Hauch Schokokeksgeruch – man sollte wissen, dass jeder Vampir einen eigenen süßlichen Duft an sich haften hatte, der seine Opfer verführte. Ihre Finger brannten danach ihre mit seinen zu verschränken, doch seine Autorität und Aura ließen sie es lieber sein. „Gosh Hexen sind ja so dumm“, begann sie stattdessen, um sich abzulenken. Tratsch und Gossip gehörten zu Hannas Lieblingsbeschäftigungen. Ihr blondes helles Haar hüpfte aufgeregt auf und ab und ihre grünen katzenhaften Augen funkelten vor Verlangen. Damon betrachtete den Blondton von Hannas Haaren und ertappte sich dabei, dass er beschloss, dass es nicht der richtige Farbton war. Sie waren zu dunkel. Auch wenn es für Vampire üblich war, dass ihr Haar jedes Mal perfekt aussahen, befand Damon jedoch, dass Elenas Haare so seidenweich waren, wie er noch nie zuvor es bei einer Frau gespürt hatte. Er versank in einen Tagtraum. Er stellte sich vor, wie Elena in einen weißen eleganten eng geschnittenen Kleid vor ihm stand und ihm ihren Hals entblößte. Ihre weiche Haut schimmerte in den Kerzenschein und ließen seine Zähne gegen seine Lippen drücken. Er wollte so sehr seine Zähne in ihre Haut schlagen und ihr so köstlich duftendes Blut kosten. Doch lieber wollte er ihre knospen roten Lippen küssen und sie lieben, auf all erdenklicher Art. „Die haben bis heute noch nicht gecheckt, dass wir Vampire sind. Wusste gar nicht wie einfach das werden würde. Alles haben wir Damon zu verdanken“, säuselte Hannas Stimme dicht an seinem Hals und er spürte sie für nur eine Sekunde ihre Hand auf seine lag. Er beherrschte sich nicht zurückzuschrecken. Hanna war eine treue Dienerin und schließlich musste sich ein Mann jedes erdenkliche schöne Mädchen warmhalten. Auch wenn dieses Mal Hanna oder Katherine nur als Ablenkung für Elena dienen würden. Doch er musste sich vor Augen führen, dass Elena der Feind war. Auch wenn sein Körper und sein Verstand sie so sehr begehrten. Er spürte Katherines Blick auf sich und schenkte ihr eines seiner berüchtigten schiefen Lächeln, die jede Frau in die Knie zwangen. Katherine verzog ihre Mundwinkel zufrieden nach oben und zwinkerte ihm kokett zu. Damon strich sich eine Strähne aus seinen Gesicht und meinte: „Auch wenn der Zauber es verhindert erkannt zu werden, dennoch wäre ich oft schon aufgeflogen, da ich keine magischen Kräfte besitze. Zum Glück gibt es diese untalentierte kleine Hexe Elena, die mich davor bewahrt hatte.“ Katherine, Stefan, sowie Hanna hoben eine Augenbraue nach oben, als sie den Namen Elena aus Damons Mund vernahmen. Damon hatte den Namen viel zu sanft und liebevoll ausgesprochen, was den dreien nicht gefiel. Doch sie stellten natürlich keine Fragen bezüglich Elena. Schließlich war Damon ihr Chef und einer der ältesten Vampire auf Erden. Niemand würde es wagen sich mit ihm anzulegen. Solange man seine Gunst hatte, solange konnte man sich sicher sein, dass man auf der sicheren Seite war. Hanna öffnete leicht ihre Lipglosslippen und legte ihre Hand dann auf Damons Knie. Als er sie nicht von sich stoß, fasste sie ein bisschen mehr Mut und zeichnete Muster auf seiner schwarzen Jeans. „Wir haben trotzdem ein riesen Problem!“, begann das blonde Mädchen und sah in die Runde. „Wir sind nicht komplett! Francois & Peter sind in Gryffindor und Annabeth in Hufflepuff gelandet.“ Damon legte seine kalte Hand auf Hannas und spielte gedankenverloren mit ihren Ringen an ihren Fingern. Hanna genoss sichtlich seine Aufmerksamkeit und warf dann ein boshaftes Grinsen Richtung Katherine. Katherine nippte an ihrem Martini und warf dann ihre perfekten Locken nach hinten. Sie würde sich sicherlich nicht provozieren lassen. Schon gar nicht von dieser niederen Ratte, Hanna. Katherine konnte noch nie Hanna leiden, doch natürlich tat sie immer stets freundlich und schleimte sich so gut wie bei jedem ein. Schließlich brauchte sie keine Feinde und so manch einer würde ihr bei einen Drink eine Menge Geheimnisse verraten. Sie schob einen Fuß über den anderen und lehnte sich dann leicht an Stefan. Hanna widmete sich strahlend Damon und fügte hinzu: „Wie sollen wir dann unsern Plan verwirklichen?“ Ihre grünen Augen blickten sehnsüchtig in seine blauen und sie wünschte sich, sie könnte sich endlich mit ihm zurückziehen. Sie wusste, dass Katherine immer die erste Wahl sein würde, doch auch wusste sie, dass Damon sich heute zu ihr hingezogen fühlte. Nur fragte sie sich woran es lag. Oft bevorzugte er die brünette Variante. „Welcher Plan?“, erklang plötzlich eine samtene Stimme. Elena lehnte ihn Shorts und weißen Tanktop am Türrahmen und schenkten ihnen allen ein Lächeln. Sie hatte sich zwar anfangs gewünscht in Gryffindor hineingewählt zu werden, doch die Slytheringang war gar nicht mal zu übel und sie dachte, dass sie alle Freunde wären. Schließlich hatte sie keine Ahnung, dass sie es hier mit Vampiren zu tun hatte. Auch wenn ihr Füße am liebsten so weit wie möglich von hier verschwinden wollten, krallte sie sich dennoch mit aller Zuversichtlichkeit, die sie aufbringen konnte, an die Freundschaft, die sie dachte hier gefunden zu haben. Er roch Elena bevor er sie hörte. Wie von der Tarantel gestochen schob er Hannas Hand von sich und ließ einen Sicherheitsabstand zwischen ihnen beiden. Seine Seele sehnte sich das Mädchen in seine Gemächer zu tragen. Doch das Chaos in seinem Herzen war ihm absolut nicht anzumerken. Katherine setzte ein perfekt gefaktes Lächeln auf und musterte Elena in ihrer spärlichen Bekleidung. Stefan jedoch musterte Damon – seinen großen Bruder – und konnte erkennen, wie er schwer schlucken musste, als er die feinen Konturen ihres Körpers unter ihrem dünnen Shirt ausmachte. Elena verschränkte ihre Arme vor der Brust und fühlte sich unwohl bei soviel Aufmerksamkeit. „Naja. Unser Wochenendplan“, sagte Damon und hatte sich endlich wieder in Griff. Er setzte sein berüchtigtes Lächeln auf und fixierte Elena. Elena ließ ihren Blick über Damon wandern und blieb an seinen sinnlichen Lippen hängen. Sie schloss die Augen und lächelte dann. Als sie sie wieder öffnete sagte sie: „Darf ich mitkommen? Ich muss echt hier mal raus.“ Katherine rollte mit den Augen und versteckte sich hinter ihrem Martini. Hanna verschränkte leicht eingeschnappt ihre Arme und musterte den Boden. Damons Augen leuchteten und er schmunzelte: „Ja klar. Wieso nicht.“ „Bist du dir sicher Meis … äh Damon?“ Stefan sah seinen Bruder fragend an und hoffte auf ein Nein. Doch das blieb aus und Damon nickte nur begeistert und sah wieder Elena auf diese neue Art und Weise an. „Wir sind doch eine Gemeinschaft, oder? Wir sind … Freunde.“ Dann schenkte er ihr ein breites Lächeln, was sie erwiderte.

 

Damon küsste Hanna voller Leidenschaft und drückte sie ins Ledersofa. Sie schlang ihre Beine um seine Taille und drückte sich erregt an ihm. Wie lange hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet und endlich konnte sie ihm zeigen, was in ihr steckte. Schon so lange war es her, seit Damon mit ihr geschlafen hatte. Er küsste ihren Hals und knabberte neckend an ihrem Ohrläppchen, was ihre Leidenschaft erhöhte und sie mit ungeheurer Kraft sein schwarzes Hemd von seinem Leib riss. Seine Muskeln waren hart und sie versank in seinem betörenden Duft. Er widmete sich wieder ihren Lippen und küsste sie stürmisch. Er zerrte ihr die Klamotten vom Leibe und konnte sich nicht mehr beherrschen und versank in ihr. Doch auch wenn sein Körper wusste was er tat und es ihm Befriedigung bescherte. Dennoch waren seine Gedanken woanders und sein Herz sowieso.

 

Ein neuer Tag brach an und ließ die Ländereien in ein goldenes Licht schwimmen. Schülerscharen machten sich auf den Weg zu ihren Unterrichtsstunden. Unter ihnen waren Sissi und Percy. Percy versuchte mit Sissi Schritt zu halten und stieß zwischen jeden Schritt ein Wort hervor. „Wieso hast du das eigentlich gestern getan?“, fragte er sie vorwurfsvoll und ihr hinterherhechelnd. Noch nie hatte Sissi so schnell den Weg hinunter zu Hagrids Hütte zurückgelegt. „Was denn?“, fragte sie über ihre Schulter hinweg und konnte Percy einfach nicht in die Augen sehen. „Du weißt ganz genau was ich meine!“, zischte er und bekam ihren Arm zu fassen. Er riss sie zu sich herum und konnte ihr endlich ins Gesicht sehen. Sie versuchte ihren Arm aus seinen Griff zu befreien, doch er hielt sie eisern fest. Sie versuchte so gut wie möglich die Hitze in ihrem Körper zu ignorieren, doch bei seinen Blick wurde ihr nur noch heißer zumute. Sie lächelte nervös und zuckte mit den Schultern: „Ach komm. Das ist doch Schnee von gestern. Was zählt ist doch, dass wir gewonnen haben oder nicht?“ Percys meerblauen Augen wurden dunkler und nahmen die Farbe eines stürmischen Himmels an. „Du hättest Elena verletzen können! Sieg hin oder her. Du hast mit deiner Aktion jemanden in Gefahr gebracht. So kenne ich dich gar nicht, Sissi.“ Er schnürte ihr die Kehle zusammen und sie spürte wie die Schuldgefühle an ihr fraßen. Sie strich ihm entschuldigend über den Arm und spürte wie er langsam seinen festen Griff löste und seine Gesichtszüge weicher wurden. Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und sagte mit leiser sanfter Stimme: „Wieso setzt du dich so für sie ein? Percy … Elena ist ein Slytherin. Und Gryffindor und Slytherin sind seit Jahrtausenden Feinde.“ Ihre schokoladenbraunen Augen sahen ihn verletzt an und etwas wie Schuldgefühle regten sich in Percy. Sissi hatte ja recht, was es die Gryffindor und Slytherins anging. Aber er konnte einfach nicht verstehen, weshalb Elena vom Sprechenden Hut in dieses Haus gewählt wurde. Er strich seiner besten Freundin mit dem Daumen über die Fingerknöcheln und sagte: „Ja ich weiß. Ich bin nur … verwirrt.“ Seine blauen Augen ließen Sissi aufseufzen und sie verzieh ihm. Sie verzieh ihm dass er wahrscheinlich auf Elena stand und sie verzieh ihm, dass er nicht mehr für sie empfand als brüderliche Gefühle. „Mir auch, Percy. Ich weiß, dass Schummeln nicht zu meinen Eigenschaften gehört und es ziemt sich nicht als Prinzessin und Gryffindormitglied. Es wird nie wieder passieren. Indianerehrenwort! Aber wollen wir endlich zum Unterricht?“ Sie sah sich um und bemerkte die gähnende Leere um sich herum. Paar Meter vor den Beiden hatte sich ihre Klasse versammelt und alle sahen zu ihnen hoch und sie konnte schon die Slytherinmädels miteinander tuscheln hören. Sie entzog schnell Percy die Hand und versuchte mit hocherhobenen Haupt auf die Girlies hinabzublicken. „Ich glaube die warten auf uns“, brachte Percy grinsend heraus und schenkte Sissi ein verschmitztes Grinsen, dass ihn schelmisch wirken ließ und Sissi Herz höher schlagen ließ.

Der Unterricht bei Hagrid sollte eigentlich wundervoll werden, vor allem da er bei den Gryffindors beliebt war, nur ließ Hagrid sich für die allererste Stunde etwas sehr ausgefallenes einfallen. Er führte die Klasse durch den lichten Wald und man konnte ihm seine Aufregung deutlich anerkennen. „Ihr werdet euch bestimmt mega freuen“, ließ er verlauten und strahlte übers ganze Gesicht. Der Halbriese setzte seinen Marsch fort und war sich gewiss, dass seine Schüler ihm ebenso aufgeregt folgen würden. Doch die waren alles andere als aufgeregt. Sie waren eher misstrauisch und vorsichtig. Elena ging isoliert von den anderen am Rand und beobachtete lieber die kleinen Wesen, die sich hinter den Zweigen versteckten, sie aber offensichtlich anstarrten und zugleich miteinander tuschelten. Sie war fasziniert von diesen Geschöpfen und trennte sich immer mehr von der Gruppe. Sie war schon so nahe an diesen feenartigen Wesen, dass sie jedes einzelne Detail der putzigen Tierchen erkennen konnte. Die Feen verführten sie immer weiter in den Wald, doch kreischten plötzlich schimpfend auf als Steinchen nach ihnen geworfen wurden. Dann packte eine Hand Elena am Arm und zogen sie wieder Richtung der Schülerschar. „Bist du wahnsinnig?!“, erschallte eine Stimme neben ihr. Elena erwachte aus ihrer Trance und stand sich Sissi gegenüber. Sie runzelte überrascht die Stirn und hatte keine Antwort parat. Das mexikanische Mädchen sah sie mit finsterer Miene an und begann zu erklären: „Das sind Irrwichteln. Sie sehen zwar süß aus, aber verführen gerne Leute, nehmen sie gefangen und machen aus ihnen Eintopf. Besser gar nicht beachten und am besten ziehst du irgendetwas rotes an!“ Elena bemerkte erst jetzt, dass alle irgendetwas rotes an sich hatten, außer sie selbst. Sissi fischte ein rotes Tuch aus ihrer Tasche und band es dann Elena ums Handgelenk. „Dumbledore hat mir beauftragt dich in der Magie unterzuweisen. Da ich ein paar Extrapunkte für meine Bewerbung an der Akademie für magische Backkünste benötige habe ich natürlich eingewilligt. ABER ich brauche dich lebend!“ Sie sah Elena mit ihren schokoladenbraunen Augen und für eine Sekunde blitzte etwas wie Wiedererkennen auf. Doch es war so schnell wieder weg, dass sich Elena nicht sicher war, ob sie sich das nur eingebildet hat. Doch auch in Elena regte sich ein Funke von Wiedererkennen und so etwas wie Zuneigung befiel das Mädchen. Sie kannte Sissi irgendwoher, doch wollte es ihr nicht einfallen. Es kam ihr vor als würde sie eine alte Freundin wiedertreffen. Sissi schob Elena zu den Schülern und verschwand dann nach weiter vorne neben Percy. Doch sie drehte sich noch einmal zu Elena um und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Sam Dare – der typische Inbegriff von einem Surfer – gesellte sich neben Hanna Marin und machte sich nicht einmal die Mühe seine Stimme zu senken: „Ich verstehe es einfach nicht weshalb sie Hagrid als Lehrer eingestellt haben. Er ist ein Schwachkopf.“ Hanna musterte den Schönling neben sich und lächelte dann breit, als er ihr zu gefallen anfing. „Ja ich auch nicht. Ich meine er ist soo unstylisch. Und so haarig.“ Sie setzte ihr blendendes Lächeln auf und klimperte mit den Wimpern. Sam Dare sah sie ein bisschen irritiert an, setzte aber dann ein dümmliches Grinsen auf. „Ich mag dich. Ich bin Sam Dare und du Schönheit?“ „Hanna Moon“, antwortete sie und hakte sich dann bei ihm unter. Währenddessen gingen Damon und Katherine still schweigend nebeneinander. Beide waren mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Der eine schmied Pläne, wie er an Elena rankam, die andere dachte darüber nach wie sie die Konkurrentin ausschalten konnte. Alles in allem waren noch zwei weitere Gestalten mit von der Partie. Francois und Peter bildeten das Schlusslicht der Schülerhorde. „Das ist alles ein Himmelfahrtskommando“, begann plötzlich Francois und nestelte am Riemen seiner Tasche rum. Peter sah ihn mit seinen nussbraunen Augen an und verzog den Mund. Er war im Gegensatz zu Francois ziemlich schmächtig und ein wenig kleiner als er. Er hatte das Milchbubi Gesicht von Justin Bieber und war auch wenn er ein Vampir war, ein großer Feigling. Doch natürlich wollte er Damon, wie alle anderen, imponieren und versuchte sich nie seine Angst anmerken zu lassen. Doch Damon ließ sich nie von ihm täuschen und erlaubte ihm nur bei ihnen mitzumachen, weil er schließlich einen Laufburschen benötigte, der ihm die Füße küsste. „Wie meinst du das?“, fragte Peter schließlich und musterte seinen alten Freund. France sah ihn aus seinen klaren himmelblauen Augen an und winkte dann ab. „Vergiss was ich gesagt habe, Peter“, murmelte er und setzte dann ein Lächeln auf sein engelgleiches Gesicht. Francois war 19 Jahre alt gewesen, als eine junge wunderschöne Vampirin ihn verwandelt hatte. Sie hieß Carmen und hatte den jungen Franzosen damals verführt. Auch war sie es gewesen, die ihm seine Unschuld geraubt hatte. Francois Stone war verlobt gewesen, bevor er Carmen kennengelernt hatte. Sie hatte etwas Latinahaftes an sich und ihre Konturen waren perfekt und ließen jeden Mann träumen. Doch Francois musste feststellen, dass Carmen keine Freundin gewesen war, auch war die Liebe zu ihr nicht echt gewesen. Sie hatte ihn kontrolliert, weil sie es nicht ertragen konnte, dass Francois seiner Verlobten treu sein wollte. Als er zu diesen Monster mutiert war, war das Erste an das er gedacht hatte, seine geliebte Silena gewesen, doch das Blut in ihren Adern ließen seine Augen rot werden und er konnte sich nicht kontrollieren. Die Folge davon war gewesen, dass Silena in seinen Armen gestorben war und er voller Abscheu geflohen war. Rastlos durch die Welt gewandert war, auf der Suche nach Erlösung. Dann hatte er Damon getroffen.

Und nun war er hier. Inmitten all dieser jungen Hexen und Zauberern, die keine Ahnung hatten, dass das Böse genau unter ihnen weilte. Als er gerade so darüber nachdachte machten plötzlich die Schüler halt und ein Raunen ging durch deren Reihen. Sie waren angekommen und Hagrid präsentierte ihnen mit Stolz seine Hippogreifherde. Die Tierchen waren Fabelwesen, die vordere Hälfte war die eines Adlers mit mächtigen Schwingen am Rücken, doch die andere Hälfte war die eines Pferdes. Sie waren gefährliche Geschöpfe, die einen ausgewachsenen Menschen den Kopf abhacken konnten. Kein Wunder, dass sich die Schüler zusehends nach hinten zurückzogen. Hagrid jedoch fühlte sich pudelwohl in deren Nähe und pfiff einem weißen Hippogreif, der sich deutlich von den anderen Unterschied. Elena betrachtete ihn voller Entzücken und trat einen Schritt näher. Doch jemand zog sie zurück und flüsterte ihr ins Ohr: „Nicht zu nahe. Hippogreife sind stolze Geschöpfe und solange sie sich vor dir nicht verbeugen solltest du ihnen nicht zu nahe kommen.“ Sie spürte den warmen Atem von Percy an ihrem Ohr und wandte sich ihm mit dem Gesicht zu. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und bevor sie etwas erwidern konnte, dröhnte Hagrids laute Stimme durch den Wald. „Das ist Seidenschnabel, der liebste Hippogreif auf Erden.“ Hagrid nahm eines der toten Frettchen die an Schnuren um seinen Nacken hingen und warf es den Hippogreif zu. Mit äußerst genauer Präzision fing das Wesen das Frettchen in der Luft und verschlang es genüsslich. Vanessa verschränkte die Arme und ließ ihrer Meinung freien Lauf: „Wieso ein Hippogreif, Hagrid? Die sind nicht lieb, sondern extrem gefährlich!“ Ihre blauen Augen spiegelten ihre Angst wieder, die sie mit aller Kraft zu verbergen versuchte. Sissi gesellte sich zu ihrer besten Freundin und lehnte sich an sie. Sie wusste wie sehr Vanessa sich vor den ganzen magischen Geschöpfen fürchtete, schließlich wurde damals ihr älterer Bruder von einen Drachen zerfetzt. Vanessa beruhigte sich leicht wieder, als sie Sissis Nähe spürte und konnte jetzt sogar das Zittern kontrollieren. Sissi grinste und erklärte dann mit lauter Stimme: „Hippogreife sind äußerst stolze Geschöpfe und ziemlich nützlich, wenn man das Böse aufspüren möchte. Sie spüren wenn etwas dunkles in der Nähe ist.“ Damon und seine Clanmitglieder wurden plötzlich hellhörig und verzogen sich weiter nach hinten. Auch wenn Damon so nicht mehr Elena und diesen Witzbold von einen Zauberer im Blick hatte. Doch er durfte nicht auffliegen, sonst würde er niemals das Buch der Schatten finden. Katherine blickte leicht verärgert drein und zischte: „Das hat uns noch gefehlt!“ Peter und Francois nickten zustimmend und Annabeth fügte leise hinzu: „Hoffen wir, dass er uns nicht zwingt, dass wir in die Nähe dieser Hippogreife müssen.“ Hanna sah besorgt aus und suchte den Blick zu Damon. Doch der sah ganz und gar nicht so aus als wüsste er einen Plan, der sie da rausbrachte. Stefan trat zu seinen Bruder und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was machen wir jetzt?“ Damon knetete sein Kinn, doch schüttelte dann seinen Kopf. „Keine Ahnung.“

„Völlig korrekt, Sissi“, grölte die Stimme von Hagrid. „10 Punkte für Gryffindor. Hippogreife werden oft eingesetzt, um Dämonen oder schwarze Magie aufzuspüren. Aber ansonsten sind sie total harmlos und liebenswürdig.“ Vanessa schnaubte und fügte hinzu: „Sie erkennen auch Blutsauger.“ Der Vampirclan blickte abermals zu den Hippogreife und murmelten Verwünschungen. „Deshalb werden sie auch zur Vampirjagd eingesetzt. Also wer will ihn reiten?“ Damon handelte ohne nachzudenken und es fiel ihm schwer das jetzt zu sagen, aber ihm blieb keine Wahl: „Elena möchte ihn gerne reiten.“ Das schöne Mädchen war ein Tollpatsch und vielleicht verschaffte sie ihnen ein wenig Zeit. Hagrid strahlte übers ganze Gesicht und meinte: „Schöne Sache, Elena. Du bist sehr mutig und tapfer.“ Elena blieb die Spucke weg und sie suchte Damon in der Menge. Als sie ihn fand warf sie ihm einen bösen Blick zu und verfluchte ihn. „Aber … das stimmt nicht!“, versuchte sie ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Doch Hagrid ignorierte ihr Jammern und meinte: „Du kannst gerne Mr.Salvatore mitnehmen.“ Ein böses Grinsen zog sich über ihr Gesicht und sie sah abermals zu Damon. Er grinste schelmisch zurück und zwinkerte ihr zu, doch ließ verlauten, dass er eine schreckliche Federallergie hätte. Elenas Auge zuckte vor Wut und sie würdigte ihm dann keines Blickes mehr. Percy berührte federleicht ihre Hand und sagte: „Ich machs freiwillig.“ Er schenkte Elena ein aufmunterndes Lächeln, in dem sehr viel Wärme lag, dass bei Elena die Anspannung und Angst zu Rauch verpuffte. Sissi erstarrte zur Salzsäule und ließ sogar vor lauter Schreck ihren Zauberstab fallen. Percy blickte zu ihr und hatte ein leicht schlechtes Gewissen. Natürlich waren die Häuser Feinde, aber er konnte nichts gegen seine Gefühle tun. Langsam ging er auf den Hippogreif zu und verbeugte sich leicht. Er wartete bis er es ebenfalls tat und streichelte ihm sanft den Schnabel. Ein erleichtertes Lachen stieg aus seiner Kehle und die Schüler und Hagrid applaudierten lautstark. Percy grinste breit und suchte den Blick von Elena. Sie sah ihn mit stolz an und klatschte lächelnd. „So und jetzt du, Elena“, ließ Hagrid verlauten. Elena begann unkontrolliert zu zittern und eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr sie solle nicht näher kommen. Sie starrte den Hippogreif an, der seine Federn aufplusterte und sie aus seinen gelben Adleraugen argwöhnisch anstarrte. „Na komm, Elena. Ich bin genau neben dir.“ Percy streckte seine Hand aus und Elena blieb nichts anderes übrig als sie zu ergreifen. Sie wollte nicht als der größte Loser vor den anderen Schüler dastehen. Percy zwinkerte ihr zuversichtlich zu. Doch als sie neben Percy stand und Seidenschnabel ihre Nähe deutlich spüren konnte, geriet plötzlich alles außer Kontrolle. Er krächzte und seine Federn stellten sich bedrohlich auf. Bevor überhaupt jemanden richtig reagieren konnte, stelle sich der Hippogreif auf die Hinterläufe und fuhr seine Krallen aus. Und er zielte genau auf Elenas Gesicht. Doch Percy handelte schnell und stoß das Mädchen aus der Gefahrenzone. Der Hippogreif konnte seinen Kurs nicht mehr wechseln und erwischte Percy. Seine Krallen rissen durch Percy Haut und Blut spritzte aus der klaffenden Wunde. Percy verlor das Gleichgewicht und stürzte heftig blutend zu Boden. Alles verschwamm vor seinem Gesicht. Er presste seine Hand auf seine aufgerissene Schulter und versuchte aus der Gefahrenzone zu robben. Doch dazu war er zu schwach und verlor das Bewusstsein. Hagrid rannte auf den Hippogreif zu und versuchte ihn zu beruhigen. Er warf ein totes Frettchen weit von sich, auf das sich der Hippogreif dann stürzte. Elena lag am Boden und atmete schwer. Ihr Herz hämmerte ihr schmerzhaft gegen die Brust und sie bekam kaum Luft. Percy lag schwer blutend am Boden und sah so bleich und … tot aus. Sie krabbelte zu ihm und berührte sanft sein Gesicht. „Percy. Percy bitte wach auf“, rief sie und begann zu weinen. Es war alles ihre Schuld gewesen. Eigentlich hätte sie dort liegen müssen. Sissi schrie: „Er muss sofort in den Krankenflügel!“ Auch sie war blass und konnte kaum Atmen. Noch nie hatte sie Percy so verletzt gesehen. Ja klar, hatte er sich oft verletzt, aber so schlimm, dass sie beinahe in Ohnmacht zu fallen drohte war es nie gewesen. Hagrid hob den schlaffen Körper äußerst behutsam hoch und trug ihn weg. Die Schüler blieben geschockt im Wald zurück und zum ersten Mal war es totale Stille um sie alle herum.

 

Die Nacht brach herein und die Schüler strömten aus der Großenhalle. Alle waren gesättigt und schläfrig. Elena hatte keinen Bissen hinuntergebracht und sah immer wieder diese schrecklichen Bilder in ihrem Kopf. Jemand rempelte sie grob an, sodass sie beinahe auf die Schnauze gefallen wäre. Sie blickte hoch und sah Sissi, die Eilenschrittes davonstürmte. Elena wurde traurig und fühlte sich einmal mehr von allen gehasst. Seit dem Vorfall im Wald mied sie jeder außer die Slytherins, die ihr Glückwünsche zusprachen und sie feierten wie eine Heldin. Aber an ihr war absolut nichts heldenhaftes. Sie wünschte sich, dass sie einfach wieder in ihr altes Leben zurückkehren könnte. Sie wollte zurück zu ihren Eltern, wollte wieder ein unbekümmertes Leben in Unwissenheit führen. Etwas weiches strich ihr über die Beine und schnurrte lautstark. Sie blickte nach unten und entdeckte eine schwarze Katze, die zu ihr hoch blickte. Ein kleines Lächeln schlich ihr über die Lippen. Na wenigstens hassten sie nicht die Tiere. „Wieso bist du traurig“, erklang plötzlich eine Stimme in ihrem Kopf. Sie blickte sich um, doch niemand war mehr da. Ihr Blick fiel wieder nach unten zur Katze. „Du kannst sprechen?“, fragte sie ungläubig und beäugte die Katze misstrauisch. Die Katze rollte mit den Augen und wieder erklang die Stimme: „Aber natürlich. Aber nicht jeder hat die Gabe mich zu verstehen. Die gibt es nur sehr selten. Du bist etwas besonderes und zu etwas höherem bestimmt, Elena Blake.“ Elena schüttelte bekümmert den Kopf und erwiderte: „Ich bin ein Niemand. Jeder hasst mich.“ Die Katze strich ihr tröstend über die Beine und sagte: „Nein. Das bist du nicht. Mein Name ist Stella. Wenn du mich brauchst, ruf mich einfach.“ Und dann löste sie sich einfach so in Luft auf und Elena war alleine.

„Irgendwas stimmt mit dieser Elena nicht!“, knurrte Sissi und sah in die Runde. Sie war mit ihren Freundinnen im Gryffindorgemeinschaftsraum und die Sorge um Percy brachte sie beinahe um. Niemand durfte zu ihm, deswegen brauchte sie eine andere Beschäftigung. „Du bist ja nur eifersüchtig, weil Percy was mit Elena zu tun haben will“, ließ Vanessa verlauten und widmete sich dann wieder ihren Hausaufgaben. Bianca war über ein Lehrbuch gebeugt und prägte sich die Zaubersprüche ein. Doch sie ließ sich das Gespräch nicht entgehen und warf ein: „Ich muss Sissi recht geben. Sie ist … naja seltsam.“ Myesha saß am Fenster und sagte: „Sie ist nur ein Pechvogel.“ Sie glaubte nicht, dass Elena Percy mit Absicht in Gefahr gebracht hatte. Schließlich hatte sie ihre Blicke gesehen und die bestanden aus purer Liebe. Sissi funkelte Myesha böse an und meinte giftig: „Mir ist es total egal mit wem Percy kommuniziert. Aber sobald jemand ihn verletzt, dann schreite ich ein! Ich werde ihn immer beschützen!“ Sie verschränkte ihre Arme und versuchte nicht an Percy zu denken. Vanessa hob abwehrend die Hände und warf ein: „Aber sie hat ihn gar nicht verletzt. Das war der böse Hippogreif, Seidenschnabel!“ „Ja aber sie war erst der Grund, weshalb Seidenschnabel erst ausgetickt ist!“, wandte Bianca ein und legte dann ihr Buch weg. Myesha stand auf und tigerte durch das Zimmer. „Aber woher willst du das wissen? Vielleicht hat ihn eine Biene erschreckt?“ Sissi lachte gekünstelt und meinte: „Eine Biene? Das meinst du doch wohl nicht ernst Myesha!“ Ihre braunen Augen funkelten und ließen ihren unbändigen Zorn erkennen. Myesha hielt Sissis Blick stand und ließ nicht locker: „Oh doch. Denn ich glaube nicht, dass Elena eine Kreatur der Nacht ist, denn das wäre die einzigste Möglichkeit die übrig bleibt!“ Vanessa unterstützte Myesha indem sie sagte: „Dieses kleine blonde Ding ist nicht böse. Sie bringt nur Unglück.“ Bianca seufzte und meinte: „Tödliches Unglück. Ich traue mich schon gar nicht mehr in ihre Nähe!“ Sissis grinste plötzlich bis zu beiden Ohren und klatschte vergnügt in die Hände. „Na dann haben wir einen Freiwilligen. Bianca du wirst dich mit unsern Pechvogel anfreunden und mehr von ihr erfahren.“ Sissis Freundinnen starrten sie alle verwirrt an und Myesha sprach das aus was alle dachten: „Sissi, was hast du vor?“ Doch Sissi grinste nur in die Runde.

 

Der Morgen brach an. Eulen spannten ihre Flügel und erhoben sich in die Lüfte. Die Hippogreifherde scharrte auf dem Boden nach Wurzeln und Insekten. Der Krankenflügel wurde in goldenes Morgenlicht getaucht und strahlte direkt in Percys Gesicht. Seine Augenlider flatterten und er wachte auf. Er fühlte sich als würde er jeden einzelnen Knochen spüren und seine Glieder fühlten sich tonnenschwer an. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und entdeckte jemanden an seinem Bett sitzend. Elena lächelte ihn an und fragte mit leiser Stimme: „Wie geht es dir, Percy?“ Sie sah sich schnell um, um sich zu vergewissern, dass sie niemanden der anderen Patienten aufgeweckt hatte. Dann widmete sie sich wieder Percy und ergriff reflexartig seine Hand. Percy konnte den Druck nicht erwidern, dafür war er noch viel zu schwach, doch er brachte ein kleines Lächeln zustande und kämpfte dabei gegen die Müdigkeit an, die ihn langsam beschlich. „Ich hatte dich ehrlich gesagt nicht erwartet“, bekam er schließlich über die Lippen und sah Elena in die Augen. Ihre himmelblauen Augen veränderten sich leicht und würde leicht gräulich. Die goldenen Haare fielen über ihre Schulter nach vorne und sie sah aus wie ein Engel, der kam um ihn mitzunehmen. Elena biss sich auf die Lippen und sprach leise: „Es tut mir leid, Percy. Es war alles meine Schuld … irgendwie mochte mich der Hippogreif nicht oder ich habe irgendwas getan, was ihn verschreckt hatte ...“ Sie stockte und spielte mit ihren Fingern. Percy beobachtete und wollte ihr so gerne sagen, dass er ihr verzieh und dass alles gut werden würde. Er wollte ihr sogar sagen, dass er sich in sie verliebt hatte … doch er konnte nicht. Er musste hier einen Schlussstrich setzen. Er wusste nicht, ob er es zum Wohle von Elena machte oder um sich selbst zu schützen. Aber er musste sie verscheuchen, solange es noch möglich war. Er setzte sich mühsam auf und erwiderte schweren Herzens: „Keine Sorge. Das wird nie wieder passieren.“ Seine Stimme zitterte leicht, doch eine Kälte und Schärfe hatte sich eingeschlichen. Elena spürte die plötzliche Kälte in der Luft und sah hoch. Doch Percy sah sie nicht an. Sie schluckte und fragte mit zitternder Stimme: „Was meinst du damit?“ Percy biss die Zähne zusammen und sah sie dann schließlich an. „Du weißt wie ich das meine. Ich werde mich von dir fernhalten.“ Elenas Augen wurden feucht und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Ich dachte wir wären Freunde ...“, wimmerte sie und räusperte sich, um den dicken Kloß aus ihren Hals zu verbannen. Doch die Worte schnürten ihr die Kehle zusammen. Plötzlich zogen sich Gewitterwolken durch den Himmel und der Regen prasselte hart auf den Boden. Elenas Lippen zitterten und ihr war plötzlich so kalt. Percy betastete vorsichtig seinen fast geheilten Arm und setzte sich dann ebenfalls auf die Kante des Bettes. Seine Haare fielen ihm in die Stirn, als er seinen Kopf hängen ließ. Es fiel ihm schwer Elena zu verletzen. Aber zum einen tat er es für Sissi. Er musste erst mit Sissi alles wieder in Ordnung bringen. Er konnte natürlich nicht von Elena verlangen, dass sie ihm das alles verzieh, doch er musste einfach darauf hoffen, dass sie die Lüge in seiner Stimme erkannte. „Wir waren, sind und werden nie Freunde sein!“ Jetzt flossen die Tränen über Elenas Wangen und hinterließen große kreisrunde Flecken auf der Decke. Sie rieb sich schnell über die Augen und schluchzte: „Aber wieso?“ Percy fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und erklärte: „Ich bin Gryffindor und du Slytherin … wir sind Feinde, Elena.“ „Und was war davor? Bevor ich nach Hogwarts kam? Bevor all dies geschah, Percy?“ Langsam wurde sie wütend. Für Elena war es besser sauer auf ihn zu sein, als sich so hilflos zu fühlen bzw. sich zurückgewiesen zu fühlen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und versuchte ihre Wut auf ihn zu schüren, doch als sie ihn dort sitzen sah wie ein Häufchen Elend, verrauchte ihre Wut. Er schwieg und saß nur da. Den Kopf in die Hände gestützt. „Ist okay. Ich verstehe schon“, kam es aus ihr mechanisch heraus. Sie wusste er log, doch konnte sie sich nicht vorstellen, weshalb er das jetzt tat. Sie stürmte aus dem Krankenflügel Richtung Großenhalle.

Der Regen hatte aufgehört und machte einem dichten Nebel Platz. Die Hälfte der Schüler war in der Großenhalle zum Frühstücken. Sowie Damon Salvatore, der sich zu Ruby schlängelte und sich neben sie niederließ. „Ruby“, säuselte er und sah mit seinen zerzausten schwarzen Haaren einfach nur zum Anbeißen an. „Arschloch“, antwortete Ruby und schenkte ihm einen verächtlichen Blick. „Danke, dass du mir meinen Schlüssel geklaut hast. Ich will ihn wieder zurück!“ Etwas animalisches blitzte in ihren braunen Augen auf und ließen sie gelb aufleuchten. Damon blieb unbeeindruckt und meinte nur: „Tut mir leid. Aber den brauch ich leider noch.“ Sein Grinsen erschien und brachte Ruby auf die Palme. Sie knurrte leicht und drohte: „Dann werde ich ihn mir wohl holen müssen! Heute ist Vollmond mein Lieber.“ Dann stolzierte sie mit hocherhobenen Hauptes davon.

Sterne funkelten am Himmelszelt und der große leuchtende volle Mond hing schwer am dunkelblauen Himmel. Ein lautes Heulen durchzog die Stille der Nacht und verschreckte die Wesen im verbotenen Wald. Elena erklomm die Treppen zum Astronomieturm und traf dort auf Castiel, der seine Beine über den Abgrund baumeln ließ. Elena näherte sich vorsichtig und saß sich neben ihn. Er lächelte sie freundlich an und starrte dann wieder in die Sterne. „Hey. Was machst du hier?“, fragte Elena neugierig und ließ den Blick über die Ländereien schweifen. Castiel strich ihr väterlich über die blonden Haare und antwortete: „Auf dich aufpassen.“ Er lächelte sie wieder an und ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Sie sah mitgenommen aus und ihre Augen waren verquollen, als hätte sie geweint. Er legte seinen Arm um sie und spürte wie sie vor Kälte zitterte. Sie lehnte sich dankbar an ihn und genoss seine Wärme. Früher hatte sie sich immer an ihren Adoptivvater gekuschelt und konnte so immer alle Sorgen in ihren Leben vergessen. Es war tröstend hier mit Castiel zu sitzen und die Stille der Nacht zu genießen. „Versprich mir, dass du heute die ganze Nacht bei mir bleibst“, sagte Castiel und drückte sie fester an sich. Elena schmunzelte und antwortete wahrheitsgemäß: „Klar. Ich habe sowieso keine große Lust jetzt da runter zu Damon und den andern zu gehen. Ich wünschte nur mich hätte der Hut nach Gryffindor geschickt, dann wäre Hogwarts der schönste Ort auf Erden … wieso bin ich ein Slytherin?“ Sie blickte zu ihm hoch und wartete auf eine Antwort. Castiel küsste sie auf die Stirn und erzählte: „Dein Vater wäre auch Slytherin gewesen.“ „Er wäre, aber ist er nicht. Er ist Gryffindor gewesen. Wie waren meine Eltern so?“ Castiel seufzte und versuchte zu Lächeln. Er wusste Elenas Geheimnis, doch er musste warten, bis sie so weit war und es selbst herausfand. Er wollte sie nicht in Panik versetzen. „Sie waren die wundervollsten Menschen, die ich kannte. Sie waren so unbändig stolz auf dich. Sie liebten dich mehr als alles andere auf der Welt.“ Castiels Worte waren Balsam für Elenas Seele, doch wieder musste sie schmerzlich feststellen, dass ihre leiblichen Eltern Fremde für sie gewesen waren. Und auch etwas anderes nagte an ihr. „Castiel. Ich gehöre hier nicht her. Niemand mag mich hier … ich bringe nur Unglück“, sagte sie mit leiser trauriger Stimme. Castiel rieb ihr tröstend über die Schulter und erwiderte: „Nein tust du nicht. Du musst nur lernen mit deiner Macht umzugehen.“ Elena seufzte schwer und rückte dann ein Stück von Castiel ab um ihn besser ansehen zu können. „Sissi wollte mir erst helfen … aber sie würdigt mir keines Blickes mehr, nachdem was mit Percy passiert war. Es ist alles meine Schuld.“

Castiel runzelte die Stirn und zog die Augenbrauen zusammen. Er verzog das Gesicht und sah ihr dann in die Augen. Azurblau traf auf himmelblau. „Nein. Er ist es einfach nicht wert.“ Elena schüttelte den Kopf und erwiderte: „Doch. Er ist es wert. Ich mag ihn sehr und er ist wunderbar.“ Castiel sah zum Vollmond und verkündete: „Dann solltest du ihn lieber retten.“ Elenas sah ihn verwirrt an und fragte: „Was meinst du damit?“ Castiel sah sie an, als wäre jemand gestorben. „Dein Freund könnte in Gefahr schweben. Es ist die Nacht der Werwölfe.“

 

Der Krankenflügel war komplett leer gefegt bis auf Percy, der noch diese eine Nacht dort verbringen musste. Er stand auf und dehnte seine Muskeln, als er plötzlich etwas zerbrechen hörte. Skeptisch machte er sich auf den Weg in den Nebenraum und entdeckte das zerbrochene Fenster. Er runzelte die Stirn und schmunzelte: „Sissi das ist nicht witzig.“ Er drehte sich um die eigene Achse und fügte hinzu: „ Ich weiß, dass du...“ Er wandte sich um und stand sich einem großen Wolf gegenüber. „Oh Fuck“, drang aus seiner Kehle. Der Werwolf knurrte und zog seine Lefzen hoch. Er tat das einzig wahre was er in diesen Moment tun konnte. Er rannte so schnell er konnte, doch er stolperte und fiel auf den Boden.

Damon hin dessen war in der Bibliothek und suchte jeden Winkel ab. Doch er fand einfach nicht das was er suchte. Eine Geheimtür, die ihn zum Buch der Schatten führen würde. Niedergeschlagen wollte er wieder gehen als plötzlich eine Vase hinter ihm zu Bruch ging. Er ging auf sie zu und rief in die Stille: „Nicht witzig. Ich habe jetzt keine Zeit zum Spielen!“ Ein ungeheurer Schlag ließ ihn zu Boden gehen und bewusstlos zusammensacken. Ruby beugte sich über ihn und knurrte: „Tja ich auch nicht.“ Sie griff in seine Hosentasche und zog den gestohlenen Schlüssel heraus. „Leg dich nie wieder mit mir an, du Bastard.“ Sie trat ihn mit voller Wucht ein paar Mal in den Magen und schleuderte ihn dann aus den Fenster. Damons bewusstloser Körper brach durch das Fenster und die Splitter flogen umher. Doch bevor er auf die Erde aufprallen konnte hatte ihn jemand aufgefangen. „Damon alles okay?“, fragte Jacob und sah besorgt nach oben zum kaputten Fenster.

Elena rannte so schnell wie sie nur konnte zum Krankenflügel. Wenn Castiel recht behielt dann würde dort ein Werwolf herumlungern, der auf der Suche nach Damon eigentlich war. Nur warum sollte Damon im Krankenflügel sein? Sie schlitterte um die Ecke und stieß dann die Türen zum Krankenflügel auf. Dort stand ein riesengroßer Wolf auf Percys Brust und knurrte ihn bedrohlich an. Bereit ihn in Stücke zu zerreißen. Elena spürte plötzlich ein dunkles Ziehen und Knistern in ihrem Körper und eine unbekannte Macht. Solch eine Macht wie im Chemieraum als der Bunsenbrenner plötzlich Flammen ausspuckte. Der Werwolf wurde von Percy fortgeschleudert und krachte gegen die Wand. Ein Knacksen schallte durch den Raum, doch bevor Elena auf den Wolf zutreten konnte, sprang er auf die Beine und verschwand aus den Fenster. Percy saß mit zerzausten Haar am Boden und starrte mit großen Augen zu Elena. „Danke. Du hast mein Leben gerettet.“ Das war das einzigste was er herausbekam, bevor alles um ihn herum schwarz wurde.

//05 - Not so Invicible

 

Man könnte meinen, dass jemand den man das Leben gerettet hatte, einem fürs Leben lang dankbar sei und einem vielleicht nicht mehr von der Seite wich. Jedoch war es bei Percy vollkommen anders. Geradezu kann man sagen das Gegenteil eines Wunschdenkens. Er distanzierte sich immer mehr von Elena, der es ziemlich zu schaffen machte. Es waren zwei Wochen seit dem Wolframmetall vergangen und Elena gab es auf Percy hinterherzurennen. Mit Erleichterung bemerkte Percy Elenas Entscheidung ihn von nun an zufrieden zu lassen. Ihre Nähe hatte es ihm um soviel schwerer gemacht sich von ihr abzuseilen und da er jetzt frei war, spürte er erst recht diese leere in seinem Herzen, deswegen ging er am nächsten Tag bevor alle anderen wach wurden zum See, um dort das Gespräch zu seinem Vater zu suchen.

Die Sonne ging langsam auf und vereinzelt Sonnenstrahlen drangen durch die dichten Baumwipfel des Verbotenen Waldes. Auf einer Lichtung mit Blick auf das Schloss saß Percy auf einem großen Stein und warf kleine Steine in den See. Er konnte gar nicht zählen, wie oft er schon diesen Ort aufgesucht hatte, von dem niemand außer ihm wusste. Dort war er ungestört und konnte mit seinen Vater dem griechischen Gott Poseidon reden, der eigentlich nie antwortete. „Hey Dad“, begann Percy zaghaft und nahm einen runden Stein in die Hand. Er betastete ihn und richtete seinen Blick auf den kleinen Stein in seinen Fingern. „Ich weiß, dass du mir zuhörst und so … also da gibt es ein Mädchen. Ihr Name ist Elena. Sie ist wirklich was besonderes. Aber ich stoße sie weg von mir und weiß noch nicht einmal den Grund dafür.“ Er hob den Blick und ließ seinen Blick über den ruhigen See schweifen. Die Sonne war schon über die Baumwipfel und tauchte den See in goldenes Licht. In der Ferne konnte Percy die Riesenkrake ausmachen die träge in der Sonne döste und ihre Tentakel von sich streckte. „Nun ja. Eigentlich weiß ich den Grund schon“, setzte Percy seinen Monolog fort. „Ich bin ein Halbgott. Zumal auch noch ein Sohn des Poseidon. Einer der Mächtigen Drei. Monster folgen mir überall hin. Ich meine in meiner Gegenwart ist Elena nicht sicher. Nun gut sie konnte sich gegen diesen Werwolf behaupten, was ich bis heute noch nicht ganz verstanden habe, wie sie das gemacht hatte … aber ein Werwolf ist ein Pingpong im Vergleich zu den anderen Monstern, die mich tot sehen wollen. Blecherne Bullen, Zyklopen oder Meeresungeheuer. Und das war nicht mal ein viertel von den Monstern, die es hier gibt.“ Er warf mit voller Wucht den Stein ins Wasser und beobachtete wie er die Wasseroberfläche durchbrach und das Wasser auf die Seite spritzte. Wieder nahm er sich einen Stein zu Hand und spielte an ihm rum. „Seit Mum vor einem Jahr wegen eben diesen Monstern gestorben war … habe ich Angst jemanden wieder an mich ranzulassen.“ Er blinzelte schnell die aufkeimenden Tränen weg und fuhr sich übers Gesicht. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen als er sagte: „Naja. Ich habs mit Sissi auch schon versucht. Sie von mir zu stoßen. Aber die ist zäher als alter Kaugummi.“ Percy lachte leicht und konzentrierte sich auf den Stein in seiner Hand. Mit einer präzisen Bewegung aus den Handgelenk ließ er ihn fünfmal übers Wasser hüpfen. Dann seufzte er schwer und sah traurig auf den See. „Ich halte dich bestimmt auf mit meinen nicht so wichtigen Problemen. Danke fürs Zuhören.“ Er stand auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Mit einen letzten Blick auf den See verließ er seinen geheimen Ort und brach Richtung Schloss auf. Hätte er noch einmal zurückgeblickt, dann hätte er die feine Kräuselung des Wassers bemerkt.

 

Weit weg - für manche in einen anderen Land, saß Cate in der Küche und ersoff ihren Kummer im Wein. Seit 3 Wochen war schon ihre geliebte Tochter vermisst gemeldet und bis heute fehlte jede Spur von ihr. Ihr Zimmer wurde nicht verwüstet und es deutete nichts auf einen Kampf hin. Doch Cate war sich sicher, dass Elena niemals abgehauen war, sowie die Polizisten annahmen. Sowas würde sie niemals tun, nicht ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen. Sie nahm einen weiteren großen Schluck aus der Flasche und löffelte Eis aus einen Becher. Doch egal wie sehr sie versuchte ihre Herzschmerzen zu betäuben es klappte einfach nicht. Ihrem Mann ging es nicht anders. Er saß draußen auf der Veranda und betrachtete die alte Schaukel mit Wehmut. Er sah wie Elena als kleines Mädchen darauf schaukelte und ihm zuwinkte. Würde ihnen jemand erzählen wo Elena sich gerade in diesem Moment aufhalten würde, würden sie es natürlich nicht glauben. Denn in ihrer Welt gibt es so etwas wie Magie nicht. Der Regen prasselte wütend gegen die Fensterscheiben und Tropfen perlten von der Scheibe ab und sammelten sich auf den Fensterbrett zu einer Lache. In einem dünnen Rinnsal floss es auf die Erde. Cate sah in die stürmische Nacht hinaus und ging dann rastlos ins Bett. Doch dort wälzte sie sich nur hin und her und weckte mehrere Male ihren Mann auf.

Weit weg in einen fernen Land verborgen durch einem Schutzschild, in einem großen wundervollen Schloss lag auch Elena wach und zuckte bei jedem Donnerschlag zusammen. Ihr Zimmer wurde vom Blitz erhellt als sie schweißgebadet aufwachte. Sie rieb sich müde über die Augen und tastete unter ihrem Kopfkissen nach dem Foto, dass sie darunter versteckt hatte. Mit wehmütigem Blick betrachtete sie das Foto und fühlte eine Melancholie in sich aufsteigen. Schnell verstaute sie es wieder in ihre Schublade und schloss sie ab. Die Vergangenheit konnte man nicht mehr ändern.

 

Der Morgen brach langsam an. Cate saß mit einer Decke auf den Verandastufen und starrte vor sich hin. Nate kam auf die Veranda und saß sich schwer seufzend auf die Stufen neben seine Frau. „Wir werden sie finden“, hauchte er und ergriff ihre kalte Hand. „Ich weiß … oft findet man nicht immer die vermissten Kinder. Aber Elena ist stark. Sie hat überlebt egal wo sie ist.“ Cate schnaubte und wandte ihren Kopf in die andere Richtung. Weg von ihrem Mann, damit er nicht die Tränen in ihren Augen sehen könnte. Er drückte ihre Hand zuversichtlich und fügte hinzu: „Elena wird wieder zurückkommen. Daran halte ich fest und das solltest auch du tun.“ Er sah Cate liebevoll an und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Cate wandte sich ihm zu und brachte sogar ein kleines jedoch sehr kurzes Lächeln zustande. „Ich werde heute noch einmal die Polizei kontaktieren. Vielleicht haben sie ja schon was herausgefunden.“ Er sah Cate lange an und fügte dann hinzu: „Wir sollten reingehen. Es ist kalt.“ Nate stand auf und wartete. Doch Cate blieb sitzen und starrte auf ihre Hände. „Ich verstehe einfach nicht wie dieser Typ einbrechen konnte ohne irgendeinen Schaden anzurichten. Es ist so als wäre Elena freiwillig mitgegangen.“ Sie schlang die Decke enger um sich und sah zu ihren Mann hoch. Nate machte der Anblick von Cate traurig. Sie war eigentlich eine starke Frau, die von nichts erschüttert wurde. Doch sie jetzt so blass und abgemagert dort auf den Stufen sitzen zu sehen ließ seinen Beschützerinstinkt aufleben. Er griff Cate unter die Achseln und hob sie auf ihre Beine. Sie zitterte unter der Decke und sah so schwach aus. Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Schatz. Ich schwöre bei Gott. Wir werden Elena finden, koste was es wolle.“

 

Auch in Hogwarts war der Tag angebrochen. Es war Wochenende und viele Hogwartsschüler waren nach Hogsmead ausgeschwärmt. Der Herbst hatte Einzug gehalten und die Blätter hatten sich rot, gelb oder orange gefärbt. Der Wind, der im Sommer noch eine Brise gewesen war, wehte nun heftiger durch die Bäume und ließ die Blätter durch die Luft tanzen. Elena hatte sich in eine Ecke der großen Bibliothek verschanzt und las sich durch einen großen Stapel von Büchern. Unter anderem war die Geschichte Hogwarts unter ihnen. Wenn sie schon ein Teil von dieser Gesellschaft war, dann wollte sie gerne auch alles darüber wissen. Sie war die einzige in der großen Bibliothek, lediglich die Bibliothekarin schwärmte um sie herum und ließ sie nicht aus den Augen. Plötzlich trat jemand in die Bibliothek und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen. „SHHHHHH“, zischte die Bibliothekarin und pikste den Neuankömmling mit ihren spitzen Fingern in die Brust. Eine dunkle Männerstimme lachte und Schritte kamen immer näher an ihr Versteck. „Was machst du denn da?“, fragte der Fremde überrascht und sah stutzend auf Elena herab. Sie sah ihn mit großen Augen an und antwortete dann zögernd: „Ähm ich lese mich durch die ganzen Geschichtsbücher … muss einiges aufholen. Und die Bibliothek ist der ruhigste Ort im Schloss.“ Er lächelte freundlich und nickte zustimmend: „Da hast du absolut recht. Ich bin hier auch gerne.“ Seine grünen Augen funkelten und ein breites Grinsen erschien auf seinen vollen Lippen. Sein dunkelblondes Haar glänzte und stand in alle Richtungen ab. Sein markantes Gesicht hatte etwas verruchtes an sich, aber sein Blick hatte etwas vertrauenerweckendes. Elena ließ sich fallen und versuchte etwas Smalltalk zu betreiben. „Ich bin Elena. Du?“. „Ehrlich?“ „Ja.“ Er lachte leicht und ließ sich in den Sessel neben ihr fallen. „Ich bin Matt Lockwood.“ Elena runzelte leicht die Stirn und fragte: „Was ist so witzig an meinen Namen?“ „Nein es ist nicht dein Name, sondern dein Ruf hier. Du sollst angeblich verflucht sein.“ „Na toll“, erwiderte Elena zermürbt und zog eine Schnute. Er tätschelte ihr vorsichtig die linke Schulter und meinte: „Das sagen die anderen, nicht ich. Ich halte von diesem Kinderkram nichts.“ Matt lächelte sie freundlich an und machte sich dann im Sessel bequem. Elena seufzte und fragte dann: „Welches Haus?“ Matt war für eine Sekunde verwirrt, aber wusste dann was Elena meinte. „Gryffindor.“ „Okay...du weißt ja wo ich untergebracht wurde.“ Sie verschränkte die Arme und seufzte schwer. Jetzt dachte sie sie hätte jemand nettes getroffen, der ihr das Gefühl von Einsamkeit genommen hatte und dann würde eine uralte Rivalität alles zerstören. Doch keine Feindseligkeit spiegelte sich auf seinen Gesicht wieder, nur Neugierde. „Hast du dich denn schon eingelebt?“, fragte er geradeheraus und bedachte Elena mit einen nicht definierbaren Blick. „Ganz ehrlich? Jede Nacht werde ich von Albträumen geplagt. Ich vermisse meine Pflegeeltern und die Unwissenheit über meine wahren Eltern bringt mich um. Alles im allem ich wünschte ich wäre ganz normal“, endete Elena zähneknirschend. Er hob seine Augenbrauen und brachte nur ein Wow heraus. Doch Elena kam erst so richtig in Fahrt: „Weißt du was? Ich hasse es hier! Nur, weil dieser dumme Hut mich zu Slytherin gesteckt hat behandeln mich die andern Häuser alle wie den letzten Dreck. Ich wollte doch nur Freunde. Jemand, der nicht auf das Haus achtet, sondern auf meinen Charakter. Aber ich stoße hier nur auf Feindseligkeit. Ich bin nur dieses seltsame Mädchen, dass allen Unglück bringt.“ Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust und die Wut hatte sich in Luft aufgelöst. Matt hatte ihr aufmerksam zugehört und warf in den Raum: „So geht’s mir auch. Meine einzige Freundin ist Ruby.“ Elena sah Matt in die Augen und fügte ernst hinzu: „Du hast wenigstens einen Freund. Ich habe hier niemanden.“ „Das ist nicht wahr“, begann er und brachte ein breites Lächeln zustande. „Du hast jetzt mich.“ Elena legte den Kopf schief und sah ihn ungläubig an: „War das eine Wette? >>Werde Elenas Freund und du bekommst Freibier<<“ Matt lachte laut und ehrlich. Er schlug sich auf den Oberschenkel und hielt sich die Seite. „Nein. Das mein ich Ernst. Niemand hat verdient allein zu sein. Ich kenne das leider zu gut.“ Elena lächelte Matt an. Während es draußen zum Stürmen begann saßen die beiden in der warmen Bibliothek und lachten miteinander als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen.

 

Die Dunkelheit umrahmte ihn. Seine Lider waren schwer und alles tat ihm weh. Am schlimmsten aber tat es in der Brust weh. Es fühlte sich an als wäre ein brennendes Eisen in seinem Herzen. Er konnte sich nicht bewegen. Kaltes Eisen umschlang ihn und drückte ihm die Luft ab. Langsam kehrte sein Bewusstsein an die Oberfläche und durchbrach den Nebel in seinem Geist. „Wie konntest du dich an mich erinnern? Ich hatte dich damals kontrolliert.“ Seine Lider flatterten und ein Stöhnen voller Schmerzen drang aus seinen Mund. Jacob grinste hämisch und stupste Damon mit seinen Fuß leicht an. Er öffnete die Augen und purer Hass sprühte aus seinen Augen. Er schmeckte das Eisenkraut in seinem Mund, dass sich durch seine Speiseröhre brannte. Sein Atem kam röchelnd und er konnte getrocknetes Blut riechen. „Ich versteh schon. Du willst dich für deine Tante rächen.“ Er bewegte leicht seine Finger und spürte, dass sein Ring nicht mehr an seinen Finger war. Er suchte mit verschwommenen Blick nach seinen Tageslichtring und fand ihn am Boden wieder. In weiter Entfernung. Unerreichbar. „Manchmal tue ich Dinge, die ich eigentlich nicht tun will“, versuchte er Jacob zu beschwichtigen. Doch er stieß mit seinem Charme auf Granit. Jacob sah ihn nur verächtlich an und schnaubte. Damon biss sich auf die Zunge und verfluchte sich innerlich. Wie konnte er sich nur von diesem Bauerntölpel so herumschubsen lassen. „Okay fein! Sag mir was du willst“, knurrte er angepisst und stierte Jacob mit funkelnden Augen an. Jacob verschränkte siegreich seine kräftigen Arme und schmunzelt: „Wie wäre es wenn du sie zurückbringst? Ich brauche das Buch, nachdem du suchst.“ Er kam auf Damon zu und riss ihm grob die Eisenstange aus der Brust. Der Druck auf seinen Herzen verschwand und er konnte endlich wieder freier Atmen, aber ein schmollendes Aua konnte er sich ja dann doch nicht verkneifen. Er rüttelte leicht an den Eisenketten und starrte Jacob mit hasserfüllten graublauen Augen an. „Also. Sind wir im Geschäft?“, fragte er unschuldig und Damon hätte ihm am liebsten dieses selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Jacob seufzte theatralisch und meinte: „Damon, ich weiß was du bist und glaub mir ohne Ansporn bin ich ziemlich schlecht im Geheimnisse für mich behalten.“ Jacob zuckte selbstgefällig die Schultern und sah Damon abwartend an. Damon kniff seine Augen zusammen und hasste Jacob jede weitere Sekunde, die er an diesem Stuhl gefesselt verbringen musste, mehr. „Vergiss es!“, fauchte er ihm ins Gesicht und setzte eine eiskalte Maske auf. Jacob verengte jetzt seine Augen auch und musterte ihn: „Ganz sicher?“ Damon schwieg darauf und funkelte ihn nur weiterhin an. Jacob schritt mit großen Schritten zum Fenster und riss die Vorhänge auf. Die puren Sonnenstrahlen setzten Damon beinahe in Brand. Er schrie vor Schmerzen und kniff die Augen zusammen. „Brauchst du etwa Sonnenmilch, Damon?“, kam es spottend vom Fenster. Das Licht blendete Damon so sehr, dass er Jacob nicht ausmachen konnte und der Schmerz ließ ihn schier wahnsinnig werden. „OKAY“, brüllte er ergeben. „DU HAST GEWONNEN!“ Und dann verschwanden die Schmerzen und der Raum war wieder in Dunkelheit gehüllt. Jacob hob den Tageslicht Ring auf und schob ihn sich in die Hosentasche. „Ach komm schon. Nicht dein Ernst, oder?“ Damon rüttelte wieder an den Ketten und würde am liebsten vor Wut platzen.

 

Tiefe Schwärze legte sich über das Hogwartsgelände. Die Sterne brachen hervor und der Mond strahlte in einen matten gelb. Das Abendmahl war längst vorüber und die Schüler saßen entweder in der Bibliothek oder in ihren Gemeinschaftsräumen. Auch im Gryffindorraum hatten sich einige in kleinen Gruppen zusammengefunden, sowie auch Francois und Peter. Francois stopfte sich gerade mit Chips voll und schmatzte: „Ich finde es hier toll.“ „Ausnahmsweise muss ich dir recht geben“, schmunzelte Peter und krallte sich eine handvoll von den Chips. Francois schluckte schnell hinunter und wischte sich die Hände an seiner Jogginghose ab. „Der ganze Damon-Plan ist totaler Schwachsinn.“ Er leckte sich die Krümmel von den Mundwinkeln und sah Peter ernst an. Peter runzelte die Stirn und sah ihn ehrlich verwirrt an: „France was ist nur los mit dir in letzter Zeit?“ „Mir geht’s bestens. Danke der Nachfrage“, knurrte er in Richtung Peter und verschränkte die Arme. Doch Peter ließ nicht locker und ließ die Chips wieder in die Schüssel fallen. Er musterte seinen besten Freund und sagte dann schließlich: „Das kauf ich dir ab. Seit wann hasst du Damon so sehr?“ Francois zuckte leicht zusammen und setzte eine lässige Miene auf und stritt die Anschuldigungen heftig ab. Peter schüttelte leicht den Kopf und meinte: „Du kannst es mir sagen. Wir sind Freunde.“ „Ja das sind wir“, stimmte er ihm zu, doch sagte nichts weiter dazu. Doch als er Peters Miene sah fügte er noch schnell hinzu. „Ich habe heute nur einen schlechten Tag, okay?“ Doch Peter sah Francois direkt in die blauen Augen und meinte: „Ich glaube dir nicht, France.“

Grade in diesem Moment kam Sissi herbeigerauscht und rief: „Warte Bianca!“ Bianca blieb stehen und verschränkte trotzig die Arme. „Ich werde das nicht machen, Sissi.“ Francois drehte sich um und erblickte Sissi, die in ihrem Countryshirt einfach zuckersüß aussah. Für ihm blieb die Zeit stehen und er hatte Mühe nicht zum sabbern anzufangen. Dieses Mädchen war alles was er sich je erträumt hatte. Sissi spürte den Blick von Francois und sah leicht in seine Richtung. Als sie sah wie sehr Francois sie begehrte, warf sie ihm ein überlegenes Lächeln zu. Ganz nach dem Motto: „Ich spiele in einer anderen Liga, Baby“

„Dann mache ich es eben selber“, grummelte sie leicht und warf Bianca einen bösen Blick zu. Francois, der hin und weg von Sissi war konnte den Blick nicht von ihr wenden. „So was schönes hab ich noch nie in meinen Leben gesehen.“ Peter folgte seinem Blick und es schwante ihm nichts gutes. „Gut wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich gerne an meiner Hausarbeit weiterschreiben“, hörten beide Männer Bianca zu Sissi sagen. „Ne mach du nur. Ich such Vanessa“, sagte Sissi. Sah aber nicht wirklich glücklich aus und leicht angepisst. Bianca drehte sich um und stürmte dann hoch in deren Schlafgemach. Auch Sissi verschwand und musste leider feststellen, dass sie keinen theatralischen Abgang machen konnte, weil sie in dieselbe Richtung musste. Als Sissi weg war stieß Francois die angehaltene Luft aus und meinte: „Leider ist sie tabu ...“ Da konnte Peter ihm nur zustimmen und nickte eifrig. „Ganz genau. Sie ist tabu!“ „Ich versuch es!“ „Dann versuchs stärker!“

 

Währenddessen war Percy in die Bibliothek gekommen und hatte die vertraute Zweisamkeit von Elena und Matt gestört. „Okay hör zu. Ich habe nachgedacht“, kam er gleich zum Thema und ignorierte gekonnt, dass er grade störte. Elena sah hoch und ihr Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Sie sah Percy mit einem Kloß im Hals an und schwieg. Percy redete unbeirrt weiter und sprudelte hervor: „Ich mochte dich schon, bevor du nach Hogwarts kamst.“ Matt, der spürte wie unwohl sich gerade Elena fühlte kam auf sie zu und legte ihr unterstützend eine Hand auf den Rücken. „Du sprichst in der Vergangenheit“, meinte Matt und durchbohrte Percy mit seinen grünen Augen. Elena nickte und sah Percy an. „Matt hat recht. Wieso sprichst du in der Vergangenheit?“ Aber Percy dachte gar nicht daran die Frage zu beantworten und starrte jetzt Matt feindselig an. „Wieso mischt der sich überhaupt ein? Schick ihn bitte fort, Elena!“ „Ich glaube nicht du bist in der Position Elena irgendwas vorzuschreiben.“ Schlingt Elena provokativ den Arm um die Hüfte und schob sie leicht besitzergreifend an sich. Elena, die soviel Aufmerksamkeit gar nicht gewohnt war sah überrascht zu Matt hoch und konnte ein Lächeln nicht verkneifen. Percy schwieg und sah zwischen den beiden hin und her. „Also was wolltest du nochmal sagen?“, meinte Matt und strich sich leicht durch sein sandfarbenes Haar. Doch Percy schwieg weiter und musterte Elena. Er suchte nach etwas in ihrem Gesicht. Wusste aber selber nicht nach was. Jetzt wandte sich Elena im zu und schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit. „Percy du hast mir klipp und klar zu verstehen gegeben, dass wir keine Freunde sind. Also was willst du von mir?“ Percy schluckte schwer und schwieg immer noch. Elena biss sich auf die Lippen und sah ihm in die Augen. „Ich glaube du solltest zu Sissi gehen.“ Eine Traurigkeit zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Er straffte sich und meinte dann unüberlegt. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich immer noch mag, aber es halt besser ist wenn wir keine Freunde sind.“ In Wirklichkeit hatte er vor sie um Vergebung anzuflehen. Er wollte sie küssen und sagen, dass er sie braucht. Aber er kam zu spät. Ein anderer hatte sich Elena angenommen. Ihr die Aufmerksamkeit und Zuwendung geschenkt, die sie verdient hatte. Die eigentlich er ihr von Anfang an geben wollte. Diese Worte aus Percys Mund zu hören traf sie doch mehr als sie erwartet hatte. Ganz tief im Inneren hatte sie gehofft, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Matt spürte ihre Stimmung und funkelte Percy an: „Verschwinde endlich Percy!“ Percy wusste wann er verloren hatte und ging niedergeschlagen nach draußen. Er sah zurück und erhaschte noch einen Blick auf Elena bevor Matt ihm die Tür der Bibliothek vor der Nase zuschlug.

 

Nicht allzu weit von Hogwarts entfernt, vorbei an einer stürmischen See und einem kalten weißen Strand – arbeiteten sich gerade Damon und Jacob in der Höhle vor, zu der Damon ihn geführt hatte. Es war so dunkel, dass sogar Damon Mühe hatte etwas zu sehen. Gemeinsam mit Jacob und zwei Taschenlampen arbeiteten sie sich vorwärts. Immer schön vorsichtig, damit sie ja nicht auf eine Falle traten. „Die Höhlen gibt es schon seit Jahrtausenden“, begann Damon zu erzählen. „Peter ist zufällig auf sie gestoßen.“ Jacob schubste Damon ungeduldig voran, immer darauf bedacht ja hinter Damon zu gehen, falls die vorher erwähnten Fallen zuschnappen sollten. „Und was hat das mit dem Buch zu tun?“, fragte er genervt. Damon rollte mit den Augen und beschimpfte Jacob gedanklich als dummen Soziopathen, der absolut keine Ahnung hatte von Geschichte und das Buch überhaupt nicht verdiente. Damon strich über die rauen Felswände und erklärte ungeduldig: „Die Höhlenzeichnung ist sowas wie eine Schatzkarte. Sie wird uns zum Buch führen.“ „Lass mich raten. Das Buch befindet sich in Hogwarts?“ Ach hält sich wohl für super schlau ha?, dachte Damon bei sich und versuchte nicht allzu genervt zu klingen. „Nein. Nur das Pergament auf dem das Ritual geschrieben steht.“ Jacob starrte auf Damons Hinterkopf und verdaute das was Damon ihm gerade gesagt hatte. „Okay das heißt das ist alles verstreut, richtig? Was müssen wir als erstes machen?“ „Hast du denn nicht zugehört, Hornochse“, schimpfte Damon. „Das Pergament natürlich du Idiot! Dann brauchen wir die Sachen zum Ritual und dann sehen wir weiter!“ Jacobs Augen verengten sich. Im schwachen Schein der Taschenlampe sah er etwas am Boden glitzern. Kurzerhand schubste er Damon auf das etwas zu. Wie es sich herausstellte war ein Stolperdraht. Als Damons Füße den Draht berührten, wurde die Falle ausgelöst. Drei gespitzte Pflöcke schossen aus den Wänden und durchbohrten Damons Magen. „AH“, brüllte er vor Schmerzen auf und versuchte sich zu befreien, doch er verbrannte sich die Finger an dem Holz, das mit Eisenkraut bestrichen worden war. Jacob grinste breit und amüsierte sich köstlich auf Damons Kosten. „Ähm … könntest du helfen?“, fragte Damon und musste heftig um diesen Satz kämpfen. Jacob verschränkte die Arme und lachte schadenfroh. „Wieso sollte ich?“ Damon kämpfte sichtlich darum nicht das Bewusstsein zu verlieren. „Bitte“, brachte er zischend hervor und hasste Jacob dafür. Bitte sagte er absolut nicht gerne und schon gar nicht danke. Jacob schmunzelte und wartete noch ein bisschen. Dann sprach er einen einfachen Zauber, der Damon befreite. Doch niemand hatte behauptet, dass das schmerzfrei wäre. Als die Holzpfähle endlich weg waren, konnte Damon endlich wieder atmen und knurrte: „SO ein Scheißtag! Ich hasse dich!“ Er ging dann weiter, aber diesmal mit großem Abstand zu Jacob.

Nach ner Weile kamen sie endlich in die Höhle, die über und über mit Höhlenmalereien bemalt war. Jacob fotografierte mit seinen Handy jeden einzelnen Abschnitt und konnte ein siegessicheres Lächeln nicht unterdrücken.

//06 - X- Mas

 

Elena konnte nicht schlafen, nachdem sie sich von Matt verabschiedet hatte, war sie sofort in ihr Schlafgemach gegangen. Während die anderen tief und fest schliefen gruschte sie neugierig herum und warf einen Stoß Bücher um. Sie zuckte bei dem Lärm zusammen und sah sich langsam im Schlafsaal um. Doch die Slytherin Mädchen schliefen weiterhin selig und träumten weiter von heißen Jungs und der Familienehre. Elena atmete wieder aus und entdeckte dann eine Karte, die aus einem dicken Buch hervorlugte. Sie nahm sie neugierig in die Hand und sobald sie sie berührt hatte veränderte sich das blanke Papier in eine Karte, auf der absolut jeder verzeichnet war. Mit großen Augen betrachtete Elena die Karte und suchte sofort nach Damon. Der Punkt, der mit Damon Salvatore gekennzeichnet war marschierte auf und ab. Sie schmunzelte leicht.

Plötzlich fasste sie jemand an der Schulter an. Erschrocken wirbelte sie herum und sah Castiel vor sich stehen. „Hallo Elena“, sagte er leise und lächelte sie leicht an. Elena verstaute die Karte sofort in ihrer hinteren Hosentasche und nahm eine kleine Abwehrhaltung ein. „Okay. Was ist passiert oder wird passieren?“

Die Monate vergingen und der Winter zog ein. Es schneite dicke Flocken auf die Erde nieder. Ganz Hogwarts war in Weihnachtsstimmung. Hagrid zog eine riesige Fichte hinter sich durch den Schnee. Später würde auch dieser Baum geschmückt werden und seinen Platz in der großen Halle finden. Professor Flitwick ließ die Weihnachtskugeln durch die Lüfte schweben und schmückte somit in rasender Geschwindigkeit die Weihnachtsbäume. Sissi und Vanessa saßen im Gryffindor Gemeinschaftsraum und machten sich schick. „Zu gut wie jeder ist über Weihnachten nach Hause gefahren. Nur ich darf mal wieder nicht“, beschwerte sich Sissi und bürstete ihr Haar frustriert. Vanessa rollte mit den Augen. „Mhm woran liegt das wohl?“, fragte sie sarkastisch. Und lehnte sich zurück. Sissi warf Vanessa einen bösen Blick zu. „Sogar Percy wollte mich nicht mitnehmen“, jammerte sie weiter und kam auf ihre beste Freundin zu.

Vanessa schmunzelte, stand auf und sah aus den Fenster. Sie beobachtete die sanften Flocken, die vom Himmel fielen. „Schnee“, säuselte sie verträumt. „Ich glaube Percy ist sauer auf dich, wegen der Sache mit Elena!“ Vanessa sah über ihre Schulter zu dem Mädchen und grinste dann breit. „Die zufälligerweise auch hierbleibt. Wie sieht's aus, Sissi?“ Jetzt grinste auch Sissi und eine kleine Boshaftigkeit blitzte in ihrem Auge auf. „Oh stimmt. Wir nehmen sie einfach mit nach Hogsmead!“ Beide Mädchen schmiedeten schon Pläne, was sie alles anstellen konnten.

Damon kam in die Große Halle und wollte schon wieder rückwärts hinausgehen, doch Jacob schob ihn zurück in die Halle. Der Vampir rümpfte die Nase, als er die ganze Weihnachtsdekoration sah. Er war noch nie ein Fan davon gewesen und er würde dieses Jahr ganz sicherlich nicht damit anfangen! Jake drückte ihn auf eine Bank und saß sich neben ihn. „Heute wäre die beste Gelegenheit, um die Bibliothek zu durchforsten“, meinte Jacob und fixierte Damon eindringlich. Damon rollte mit den Augen und spürte seinen Magen knurren. Er hatte Hunger. Aber wen nahm er sich denn? „Dazu brauchen wir erst einmal den Schlüssel“, grummelte Damon und fixierte eine Blondine, die so einsam da saß. Jacob bekam plötzlich für eine Sekunde rote Augen. Damon starrte perplex den jungen Zauberer an und fragte sich abermals, was er eigentlich war. Denn nur Zauberer war unmöglich.

„Nicht nötig. Ich kann nämlich zaubern“, meinte Jacob und funkelte Damon an. Langsam hatte er es satt sich ständig diese Ausreden von Damon anzuhören. Er hatte das Gefühl der Vampir möchte ihn irgendwie hinhalten. Damon versuchte gleichgültig zu gucken. Er setzte sein arrogantes Gesicht auf und guckte ihn überheblich an. Er sagte: „Ich denke das wird nicht funktionieren. Wäre ja viel zu einfach. Denk mal nach, Spatzenhirn.“ Doch Jacob packte die blanke Wut und er krallte sich Damon. Er packte ihm fest am Kragen und zog ihn zu sich. „Wir haben keine Zeit den Schlüssel diesem verdammten Werwolf abzuknöpfen! Wir versuchen es auf meine Art, hast du mich verstanden?!“ Damon zuckte mit keiner Wimper. Wenn er wollte könnte er Jacob zermalmen. „Wir hatten einen Deal“, begann Jacob mit leiser bedrohlicher Stimme. „Wenn du ihn brichst … dann stirbt Katherine!“ Damon lachte leicht und erwiderte: „Uhh jetzt hab ich aber Angst. Ist mir doch egal!“

Jetzt war Jacob an der Reihe ein überhebliches Lächeln aufzusetzen. „Nein ist es dir nicht. Und weißt du auch wieso? Weil du sie liebst, Damon. Ich hab dich genauestens studiert und du hast ebenfalls ein sehr ungesundes Interesse an Elena entwickelt!“ Jetzt kniff Damon die Augen zusammen und funkelte Jake hasserfüllt an. Jacob ließ ihn los und schubste ihn von sich. Dann stand er auf und sagte: „Jetzt beweg deinen verdammten Arsch und komm mit mir zur Bibliothek!“ Damon richtete sich seinen Kragen und zischte angepisst: „Was sind deine Motive, Jacob? Wieso willst du dieses Buch so unbedingt?!“ Jacob schmunzelte nur und verschwand ohne eine Antwort. Damon knurrte leicht und fixierte wieder das blonde Mädchen. Er strich sich durchs Haar und zerzauste es sich ein wenig. Dann setzte er ein charmantes Lächeln auf und ging auf das Mädchen zu. „Hi“, hauchte er verführerisch und strich ihr federleicht über den Arm. Das Mädchen bekam sofort eine Gänsehaut und starrte ihn verzückt an.

„Hi“, kicherte sie und lehnte sich zu Damon. „Ich bin Damon“, stellte er sich vor und ließ seinen Charme spielen. Er brauchte keine Manipulation anwenden, um eine Frau zu verführen. Das ging auf die altmodische Art und Weise genauso einfach und machte auch viel mehr Spaß. Vor allem pushte es sein Ego ziemlich auf. „Ellen“, flötete sie und nahm seine Hand. Sie strich darüber und grinste breit. Sie war nichts besonderes, fand Damon. Er würde sie nicht als Schönheit bezeichnen, aber sie würde seinen Zweck dienlich sein. Er durfte nicht wählerisch sein, nicht wenn der Hunger schon wie Feuer in seiner Kehle brannte. „Ellen. So ein toller Name“, schnurrte er weiter und stand auf. „Komm lass uns ein ruhiges Plätzchen suchen. Wo wir ungestört sind.“ Seine Stimme war voller Versprechungen.

Ellens Augen leuchteten. Sie sprang auf und folgte Damon sofort bereitwillig. Noch nie wurde sie von einem so attraktiven Mann angesprochen. Damon zog sie in eine ruhigere Nische und sah ihr dann tief in die Augen. „Du wirst nicht schreien. Du bist ganz ruhig. Sobald ich aufgehört habe von dir zu trinken wirst du dich an nichts mehr erinnern.“ Das Mädchen nickte und war vollkommen in seinem Bann gefangen. Damon strich ihr blondes Haar zur Seite und sank seine schmerzenden Fangzähne in ihren Hals. Mit einem Seufzen trank er bis er satt war.

****

Es schneite immer noch. Es lag schon mehrere Zentimeter des weißen Schnees auf dem Boden. Hogsmead war idyllisch unter der weißen Pracht. Alles war friedlich und weihnachtlich. Elena, Sissi und Vanessa stampften durch den kalten Winterwind. Bibbernd traten sie in den 'Eberkopf' ein, das war ein kleiner Pub in Hogsmead, und ließen sich dann gemeinsam in eine Nische nieder. Der Pub war schön warm und gemütlich. Ein kleines Feuer prasselte im Kamin und erwärmte ihre Wangen. Sissi befreite sich aus ihren Wintermantel und rieb ihre Handflächen gegeneinander. Wie sie die Kälte hasste. Vanessa legte ebenfalls ihren Mantel ab und kam sofort zur Sache. „Wie ist dein Nachname?“ Elena hatte sich gerade im 'Eberkopf' umgesehen. Das war das erste Mal, dass sie Hogsmead besuchte. Es war schön etwas anderes zu sehen außer die Schlossmauern von Hogwarts. Jetzt aber widmete sie sich Vanessa und antwortete: „Naja... Castiel sagt, mein richtiger Name wäre Blake.“ Sissi hob eine Augenbraue und musterte Elena von oben bis unten.

Das Mädchen mit den blonden Engelshaar hatte etwas an sich, was Sissi stutzen ließ. Eigentlich wollte sie sie hassen, aber irgendwie verspürte sie so etwas wie Sympathie für sie. „Und wer ist bitteschön Castiel?“, bohrte Vanessa erbarmungslos weiter. Sissi bestellte für sie drei ein Butterbier und schwieg. Sie dachte, 'Ist eigentlich ein ganz nettes Mädchen für einen Slytherin.' Und das sagte sie nicht einfach so leichthin. Beziehungsweise dachte sie einfach so leichtfertig. Elena rutschte unbehaglich hin und her und sagte dann: „Er ist … keine Ahnung … er war plötzlich da.“ Vanessa zog eine Augenbraue hoch und meinte leicht sarkastisch: „Also ich will dich ja nicht beunruhigen, aber ich denke du hast einen Stalker.“ Elena sah Vanessa entgeistert an. Sissi begann prustend zu lachen und zog schon die Blicke der anderen Gäste auf sich. Vanessa verkniff sich ein Lachen und fuhr fort.

„Ich meine … niemand taucht einfach so auf ...“ Vanessa wurde schon richtig rot, weil sie das Lachen verkneifen musste. Sie sah kurz aus den Fenster und sah Matt den Weg entlang gehen. Dann sah sie wieder zu Elena. Aber die starrte jetzt wütend auf beide Mädchen. „Okay. Du redest völligen Schwachsinn! Was du da von dir gibst, ergibt alles keinen Sinn. Ich lasse mich nicht von euch verarschen! TSCHAU!“ Elena stand angepisst auf und rauschte aus den 'Eberkopf'. Ihren Platz nahmen zwei Mädels ein. Beide hatten brünette Haare, eine hatte intelligente grüne Augen und die andere braune. „Hallo Sissi und Vanessa. Schon lange nicht mehr gesehen. Wer war das blonde Mädchen grade eben?“ „Das ist die aus den Chemieunterricht“, erwiderte ihre Freundin und sah arrogant zu Sissi und Vanessa. „Ach stimmt“, stimmte die grünäugige zu. „Schon Ferien?“ Vanessa schnaubte und erwiderte: „Keine Ahnung wen ihr meint.“

Sie konnte die schwarzmagischen Hexen absolut nicht ausstehen. Faye Raven und Melissa Talon. Sie mieden die beiden. Sie bedeuteten nur Ärger und Ärger konnten sie beide echt nicht gebrauchen. „Also Sissi und ich sollten lieber zurück nach Hogwarts gehen“, meinte Vanessa und schubste Sissi aus den Sitz raus. Sissi streckte wehleidig ihre Hand nach ihrem Butterbier aus. Doch Vanessa zog sie unerbittlich mit sich. Faye sah den beiden belustigt hinter her.

Elena machte sich auf den Weg zu einer Kutsche, die von einem unsichtbaren Pferd gezogen wurde. Am Fenster des 'Eberkopfs' standen Melissa und Faye und beobachteten sie dabei. „Irgendwas stimmt mit dem Mädchen nicht. Das spüre ich“, sagte Faye und brannte ihr schon beinahe Löcher in den Rücken. Elena runzelte die Stirn, sah sich um und stieg dann in die Kutsche. Sie klopfte an die kleine Luke und wartete darauf, dass die Kutsche losfuhr doch sie bewegte sich kein Stück. Faye fixierte die Kutsche mit Elena drinnen und konzentrierte sich darauf. Sie ließ ihre Magie fließen und sperrte mit purem Gedankenwillen die Kutsche zu. Elena runzelte die Stirn und wollte dann wieder aussteigen, doch es war verschlossen. Sie rüttelte an den Türen und klopfte dagegen. „Hallo?“, rief sie und rüttelte weiter.

Plötzlich wurde es heiß und Flammen züngelten an der Außenwand der Kutsche entlang. Erschrocken starrte Melissa auf die brennende Kutsche. Elena schrie panisch und rüttelte weiter an den Türen. Langsam begann sie zu schwitzen. „Jetzt weiß ich was los ist“, meinte Faye und starrte weiterhin auf die brennende Kutsche ohne eine Wimper zu zucken. Die Flammen wurden immer heißer und höher. „Ich bekomme es nicht aus! Wieso geht es nicht aus.“ Elena kreischte und drückte sich an die Bank, die aber auch schon langsam heiß wurde. Matt hatte Elena aus den Augenwinkeln in die Kutsche einsteigen sehen. Sobald sie zum brennen angefangen hatte, war er losgerannt. „ELENA!“, brüllte er entsetzt. „NEIN!“ Er sprintete auf die Kutsche zu und musste zurückspringen als die Flammen ihn anfauchten. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Flammen. Immer wieder murmelte er die Zauberformel und mit jedem Mal wurden die Flammen weniger, bis sie vollends verschwunden waren. Sofort riss Matt die Türen aus den Angeln und holte Elena aus den Brutkäfig heraus. Sie hustete und schnappte nach Luft. Gierig zog sie die kühle Winterluft ein und umschlang Matts Hals mit den Armen. Matt hielt sie weiterhin in seinen Armen, starrte geschockt auf die verbrannte Kutsche und sah dann in Elenas blaue Augen. Das pure Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.

****

Im Hogwartsschloss war die Party im vollen Gange. Die Decke der Großen Halle spiegelte das Wetter draußen wider. Es schneite schon wieder. Es hatte den ganzen Tag über nur geschnien. Die Schneedecke wurde höher und höher. Der See war zugefroren und Dutzende von Schlitten mit Pferdegespann fuhren über das Eis. Doch während die Schüler und Lehrer sich mit Punsch und süßem Gebäck vollstopften waren Damon und Jacob auf den Weg zur 'Verbotenen Abteilung'. Leise löste Damon die Verriegelung und öffnete vorsichtig die Türe. Er trat ein und deutete auf den Korridor rechts von ihm. Er selber nahm den linken. Sie arbeiteten sich systematisch vor. Damon zog Bücher aus den Regalen und warf sie dann auf den Boden als es sich nicht als das erwies, was er suchte. Jacob arbeitete sich auch durch die verbotenen Bücher, doch fand auch nichts.

Er ging zu Damon und fragte: „Und? Hast du was gefunden?“ „Nein. Aber ich bin mir sicher, dass es hier irgendwo sein muss!“, erwiderte Damon leicht gereizt und zog weitere Bücher heraus. „Dann such schneller“, zischte Jacob und lehnte sich gegen ein Bücherregal. Damon hielt inne und funkelte Jacob an. Würde er weiter so hetzen dann würde er ihm die Kehle herausreißen. „Sag mir wozu du das Buch unbedingt brauchst“, befahl Damon und verschränkte die Arme vor der Brust. Jacob schwieg eisern. Aber eine Erinnerung blitzte ihm vor dem Inneren Auge auf.

- Flashback -
„Mami meinte ich wäre viel besser im Zaubern als du, Jacob. Besser als mein großer Bruder“, sagte sie mit stolzgeschwellter Brust. Cindy grinste und offenbarte eine kleine Zahnlücke. Jacob grinste leicht und schüttelte trotzig den Kopf. „Nein gar nicht wahr“, brummelte er. Plötzlich fing die Scheune zu wackeln an und das Licht flackerte. Cindy sah sich panisch umher und flüsterte: „Oh nein. Diese Kreaturen kommen wieder ...“ Ihre Stimme zitterte und ihr Herz pochte laut gegen ihre Brust. Sie packte die Hand ihres Bruders und zog ihn mit sich nach draußen. Doch die Dunkelheit war pechschwarz und die beiden Kinder konnten eine Masse sehen, die sich darin bewegte. „Sie sind schon da“, rief Jacob und zog seine Schwester wieder zurück in die Scheune.

Er verschloss die Türe magisch und zog seine Schwester hinter sich. Die Kreaturen der Dunkelheit krachten knurrend und heulend gegen die Türe. Noch in dieser Nacht würde er seine kleine Schwester an sie verlieren.

Jacob schluckte den Kloß hinunter und eine weitere Erinnerung bohrte sich ihren Weg an die Oberfläche.

- Flashback -
Er saß mit einer Frau auf der Veranda. Für ihn war sie die schönste Frau der Welt. Denn wenn du jemanden liebst, dann siehst du über ihre Makel hinweg. Sie hieß Miriam Duncan und er wollte sie zu seiner Frau machen. Der Verlobungsring steckte in seiner Hosentasche. Er wartete nur auf den richtigen Augenblick. Doch der war noch lange nicht hier. Er lächelte Miriam an und legte einen Arm um sie. Sie lächelte zurück und schmiegte sich an ihn. Im Einklang mit der Natur und voller Harmonie betrachteten sie den Sonnenuntergang.

Jacob atmete tief ein und aus und setzte eine kalte Maske auf. „Ich habe zwei gute Gründe und jetzt such endlich weiter!“ Jacob versuchte seine Trauer mit Zorn zu überspielen. Damon kniff die Augen zusammen und wusste, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Aber er suchte weiter. Schließlich wollte er selber auch das Buch der Schatten finden. „Vielleicht ist das Pergament in einem Buch versteckt? Ein Buch mit einem Schloss?“ Jacob beobachtete Damon. Der Vampir kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. „Ist eine Möglichkeit“, sagte er knurrend und suchte weiter. „Vor deiner Nase wäre nämlich so eins“, meinte Jake und konnte sich ein überhebliches Lächeln nicht verkneifen. Damon sah ihn mit regungsloser Miene an und schnappte sich das Buch mit dem Schloss. Dazu würde er jetzt keinen Kommentar ablassen. Er hatte echt keine Lust sich wegen Jacob grün und blau zu ärgern.

****

Elena hatte sich so richtig in Schale geworfen. Nachdem Matt Lockwood sie aus der brennenden Kutsche gerettet hatte, wollte sie erst die Party hinschmeißen und sich in ihrem Bett verkriechen. Aber das passte nicht zu ihr. Wenn man vom Pferd fiel dann sollte man sofort wieder aufsteigen. Und so würde Elena das auch mit den magischen Vorkommnissen handhaben. Sie wäre um ein Haar verbrannt … ach scheiß drauf! Man lebte nur einmal und jede Sekunde konnte deine letzte sein. Sie würde da runter gehen und diese Party genießen. Sie sah sich lächelnd im Spiegel an. Sie hatte ein knallrotes Kleid an, verziert mit Pailletten und einem roten Seidenband um die Taille. Der untere Saum war aus Tüll und bauschte sich auf. Ihre Haare hatte sie gelockt und sie trug eine goldene Kette um den Hals.

Sie liebte das Kleid und es passte irgendwie zu ihr. Vor Freude strahlend ging sie die Treppe hoch zur Halle und sah Matt, der gerade die Treppe zu ihr herunter stieg. Er steckte in einem Smoking und sah zum Anbeißen aus. Elena grinste ihn an und kam auf ihn zu. Matts Mund wurde ganz trocken als er sie sah und ihm wurde kalt und heiß zugleich. „Wow .. du du.. du siehst einfach nur atemberaubend aus“, stotterte er sprachlos und sah sie von oben bis unten an. Ihm fiel ernsthaft die Kinnlade herunter und einmal mehr bewunderte er ihre strahlende Schönheit. „Danke“, sagte sie und wurde leicht rot. Matt grinste wie ein Idiot und bot ihr seinen Arm an. Sie hakte sich sofort ein und gemeinsam betraten sie die weihnachtlich geschmückte Halle. Vorne waren die riesigen Buffets aufgebaut. In der Mitte waren die Tische verschwunden und Paare tanzten unter den Mistelzweigen.

Elena zog Matt sofort mit sich auf die Tanzfläche und tanzte mit ihm bis ihr die Füße wehtaten. Dann holten sie sich mit glühenden Wangen und fröhlich kichernd einen Punsch und süßes Gebäck. In einer Ecke stand Damon, das Buch unter seine Achsel geklemmt und beobachtete die beiden eifersüchtig. Der Werwolf hatte ihm ja tatsächlich die Show gestohlen. Er konnte einfach nicht verstehen, warum Elena noch nicht in seinen Armen lag. Er war attraktiv, charmant und geheimnisvoll. Was konnte eine Frau denn noch wollen? Ja er gab zu er war nicht besonders nett, aber die Netten gingen unter. Sie starben! Wieso sonst hatte er denn solange überlebt? Ganz sicherlich nicht, weil er nett gewesen ist! Noch eine ganze Weile beobachtete er die beiden, die immer heiterer wurden und sich dann innig küssten. Damons Nasenflügeln blähten sich sauer auf. Er hatte genug gesehen. Er würde sich jetzt dem Pergament widmen. Schließlich hatte er eine Mission.

Matt schob Elena grinsend auf den Gang, wo sie ungestört waren. Er nahm sie bei der Hand und steuerte mit ihr die Bibliothek an. Zu dieser Zeit würde niemand dort sein. Er zog sie wieder an sich und küsste sie leidenschaftlich. Die Hexe erwiderte genauso feurig und befreite Matt von seiner Fliege und dem Jackett. Stück für Stück befreiten sie den jeweils anderen aus ihren Klamotten und verschanzten sich dann in eine dunkel Ecke. Es war Elenas erstes Mal. Aber sie war zu betrunken, um sich groß darüber Gedanken zu machen. In diesem Moment wollte sie Matt und wenn sie etwas wollte, dann bekam sie auch.

//07 - Ein Engel für Elena

 

Elena wälzte sich hin und her. Ihr Schlaf war unruhig. Matt wurde von dem ständigen hin und her aufgeweckt. Die Nacht gestern mit Elena war unglaublich gewesen. Aber er hatte Kopfschmerzen von dem vielen Alkohol. Er beobachtete sie leicht. Sie lag in seinen Armen und ihr ganzes Gesicht war die reinste Qual. Matt runzelte leicht die Stirn und beobachtete das Mädchen beim Schlafen. Was auch immer sie träumte, es verhieß nichts gutes. Es quälte sie. Er fragte sich, worum es in ihrem Traum ging. Elena träumte von Matt und einem fremden jungen Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Es war hellster Sonnenschein in ihrem Traum. Keine Schatten, keine Dunkelheit. Nur diese Sonnenstrahlen. Könnte ein schöner Traum sein, wenn er nicht so verwirrend wäre. Matt und ein großer fremder Mann schlenderten eine Straße entlang. Beide sahen ziemlich nervös aus. So als würde Karma jeden Moment zuschlagen. Als ein Skateboardfahrer an den beiden vorbei sauste, erschraken sie leicht. Elena stand auf der anderen Straßenseite. Doch egal wie sehr sie schrie – beide konnten sie nicht hören. Dann versuchte sie auf die andere Straßenseite zu rennen, doch wurde auf magische Weise wieder zurückgebeamt. Also blieb ihr nichts anderes übrig als dort stehen zu bleiben und die beiden Männer aus der Ferne zu beobachten.


„Okay. Das ist ziemlich seltsam“, hörte sie Matt sagen. Er sah dabei den Großen an. Plötzlich sprang ein Fahrradfahrer von den Treppen auf beide zu. Die beiden Männer stoben erschrocken auseinander und sahen den Radler nach. Wieder diese Blicke, die Bände sprachen. Als wären sie sich sicher, dass sie gleich sterben werden. Elena konnte es sich einfach nicht erklären. Noch nie zuvor hatte sie so einen seltsamen Traum gehabt.
Beide gingen dann weiter. Immer schön achtsam und vorsichtig. Sie folgte ihnen von der anderen Straßenseite aus und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Als Matt die beiden Schäferhunde an der Leine entdeckte, schluckte er heftig. Sein Herz raste in seiner Brust. Sein Kumpane starrte Matt an. Beide blieben stehen und warteten ab, was die Hunde machten. Die Schäferhunde zerrten an der Leine, der Besitzer hatte Mühe sie im Zaum zu halten und hechelten auf die beiden zu. Sie beschnupperten die jungen Männer, doch weiter geschah nichts. Doch das Unbehagen war mit den Händen greifbar.


Weiter schlenderten die beiden durch die Straße. Dieses Mal hielten sie bei einer Akrobatentruppe. Zwei Typen warfen sich Feuerfackel zu. Hin und her. Hin und her. Anstatt den Weg außen rum zu nehmen liefen Matt und sein Freund genau zwischen durch. Kein Haar wurde ihnen gekrümmt, doch Elena spürte, dass es bald nicht mehr so bleiben würde. Wieder versuchte sie auf die andere Straßenseite zu gelangen, doch es war zwecklos. Sie seufzte frustriert und observierte weiterhin.


„Wie es aussieht sind wir jetzt sicher.“ „Dem Schicksal kann man nicht entrinnen“, Jesse“, erwiderte Matt und sah sich weiterhin um. Der große, mit dem Namen Jesse, zuckte mit den Achseln. „Elena kann es auch“, begann er. „Warum wir nicht?“ Ein Zischen ging durch die Luft. Elena kreischte und wollte sie warnen. Doch natürlich hörten sie sie nicht. Beide sahen nach oben und sahen ihrem Tod entgegen. Ein Kühlschrank machte sich auf den Weg nach unten – um beide platt zu drücken. Doch bevor das Gerät beide traf, blieb es mitten in der Luft einfach so festgefroren, so wie absolut jeder um Elena herum. Plötzlich schlenderte eine ihr wohlbekannte Gestalt auf die beiden zu und blieb davor stehen. Ein letztes Mal versuchte sie auf die andere Seite zu kommen. Diesmal funktionierte es. Sie kam auf den Engel mit dem Trenchcoat zu und musterte ihn eingehend. Castiel wandte sich zu Elena und sah sie schweigend an.

 

Was soll das jetzt schon wieder heißen, Castiel?“, fragte sie leicht irritiert und blieb vor ihm stehen. „Ich kann leider zur Zeit nicht anders mit dir kommunizieren“, erwiderte er. Seine dunkelblauen Augen schienen ihr direkt in die Seele zu sehen. „Elena du bist in Gefahr.“ „Das einzige was ich von dir immer höre ist, dass ich in Gefahr bin. Ich hab es beim ersten Mal gecheckt, Castiel. Könntest du mich bitte mein Leben leben lassen?!“ Bevor sie diesem Engel begegnet war, war ihr Leben so einfach gewesen. Ja sie hatte die meiste Zeit im Waisenhaus verbracht aber dennoch gab es keine Hexen, Vampire, Werwölfe oder Engel, die ihr das Leben zur Hölle machen wollten. Castiel sah sie bedauernd an und meinte: „Ich hab es deinen Eltern versprochen und ich halte meine Versprechen.“ „ABER MEINE ELTERN SIND TOT“, keifte sie ihn an. Eltern, die sie noch nie in ihrem Leben kennengelernt hatte.


„Das stimmt nicht“, begann er leise. „Dein Vater ist am Leben.“ Elena riss ihre blauen Augen weit auf und starrte den Engel fassungslos an. Konnte er sich bitte endlich mal entscheiden? Tot oder nicht tot? Sie wollte es einfach nicht glauben. Alles in ihr sträubte sich gegen diesen Gedanken. „Nein...ausgeschlossen … wie konnte er es überleben, aber meine Mutter nicht?“, stammelte sie mit ungläubiger Stimme. Castiel presste die Lippen aufeinander und schwieg. „Lass mich bitte wieder aufwachen“, flehte sie ihn an. Sie wollte weg von hier. Sie wollte einfach nicht daran denken. „Nein. Es tut mir leid.“ „Dann sag mir jetzt endlich was du willst? Wieso hältst du mich hier gefangen?!“ „Nicht Balthazar!!!“ Elena runzelte die Stirn und drehte sich blitzschnell um. Dort stand ein Mann mit einem silbernen Messer – hoch erhoben – bereit sie abzustechen. Elenas Augen weiteten sich vor Schreck und sie wich sofort vor diesem Balthazar zurück. Castiel stand hinter ihr. Sein Gesicht war ausdruckslos. Balthazar lächelte charmant und sagte fröhlich: „Hi Elena.“ Elena musterte ihn misstrauisch und machte Anstalten zu fliehen, doch Balthazar packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich. „LASS MICH SOFORT LOS!“, rief sie und eine Welle der Macht ging durch ihren Körper. Der andere Engel flog durch die Luft und krachte gegen den Backstein eines Gebäudes. Er rappelte sich schnell wieder hoch, wischte sich den Putzstaub von dem schwarzen Mantel und hob missbilligend eine Augenbraue.

 

Nicht nett. Tut mir ja echt leid, hun. Aber normalerweise solltest du längst tot sein.“ Elenas blondes Haar wehte im Wind, der plötzlich aufkam. Ihr Zorn bewirkte das. Ihre Macht, die sogar in einem Traum überaus mächtig war. „Was soll das heißen? Castiel was meint er damit?!“ Elena ließ den Kerl keine Sekunde aus den Augen. Castiel seufzte hinter ihr und funkelte Balthazar leicht an. „Balthazar ist ein Engel des Herrn. Genau wie ich. Wir wissen Dinge, die du noch nicht bereit bist zu hören.“ Kurz sah sie über ihre Schulter zu Castiel, dann wieder zurück und runzelte zeitgleich die Stirn. „Engel des Herrn. Dinge, die ich nicht bereit bin zu hören. Könnt ihr noch kryptischer sein?“ Sie rollte genervt mit den Augen, doch bevor sie weitere Fragen stellen konnte wurde die Welt um sie schwarz.

 

Erschrocken wachte sie auf.

 

Zwei Wochen vergingen und die Weihnachtsferien waren vorbei. Draußen schien die Sonne und ließ den weißen Schnee glitzern. Die Schüler trotteten wieder in die Große Halle um das Frühstück einzunehmen. Der Schulalltag hatte wieder begonnen. Doch Percy blieb der Halle fern und drückte sich draußen auf den Ländereien herum. Schon den ganzen Tag ging er jeden aus den Weg, sogar Sissi. Das sarkastische Mädchen konnte es überhaupt nicht verstehen, wieso er sich plötzlich so auffuhr! Sie hatte nichts verbrochen. Mit einem mürrischen Gesicht saß sie sich zu ihren Freunden und begann sofort loszumeckern: „Percy geht mir tatsächlich aus den Weg. Heute steigt eine große Party mit riesen Feuerwerk und er hat nichts besseres zu tun als sauer auf mich zu sein!“ Vanessa rollte innerlich mit den Augen und konnte es nicht nachvollziehen.

 

Wieso regte sich denn Sissi so fürchterlich auf? Es war Silvester. Das neue Jahr war in greifbarer Nähe. „Rede doch einfach mit ihm“, schlug sie ruhig vor. „Ihr beide seit beste Freunde und wenn du dich entschuldigst. Vielleicht verzeiht er dir dann.“ Wieso musste sich auch Sissi immer überall einmischen? Manchmal hatte Vanessa den Eindruck ihre Freundin wäre auf alles und jeden eifersüchtig. Oft konnte das richtig nerven. Sissi grummelte leicht und verschränkte die Arme. „Ja okay. Du hast ja recht“, gab sie nach einer Weile zu. Aber eigentlich hat er er's ja selber verbockt! Er hat zu ihr gesagt, sie könnten keine Freunde sein, nicht ich! Ich ihn nur lediglich daran erinnert, dass Slytherin und Gryffindor Feinde sind!“ Sie wollte partout nicht zugeben, dass sie eigentlich der Fädenzieher gewesen ist. Vanessa rollte abermals mit den Augen. Sie stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Sissi! Man kann auch mal die Regeln brechen.

 

Elena scheint ziemlich nett zu sein!“ Sissi hob eine Augenbraue und sah Vanessa spöttisch an. „Oh ja klar. Deswegen hast du sie auch in Hogsmead verarscht?! Weißt du was, wir sollten ernsthaft mal richtig mit ihr reden.“ Vanessa grinste leicht und erwiderte: „Das war doch nur Spaß. Aber du hast Recht. Wir sollten wirklich versuchen sie kennenzulernen.“ Sissi stopfte sich den Rest des Muffins in den Mund und antwortete mit Hamsterbacken: „Super. Dann lass sie uns mal suchen.“ Dann sprang sie auf und wollte Vanessa mitziehen, doch die rührte sich keinen Millimeter. Sissi sah ihre Freundin stirnrunzelnd an. „Ich denke du suchst lieber einmal Percy und entschuldigst dich bei ihm“, begann sie und stand dann doch auf. „Ich geh kurz in die Bibliothek, muss kurz noch ein Buch für eine Hausarbeit holen. Wir treffen uns bei den Treppen.“ Sissis Begeisterung verschwand. „Ja okay. Wenn ich lebend zurückkehre“, erwiderte sie pessimistisch. Vanessa rollte wieder mit den Augen. Immer so sarkastisch.

 

Elena hatte sich nach dem Traum zurückgezogen, damit sie über die Bedeutung nachdenken konnte. Ihr waren ja schon so viele seltsame Dinge passiert und je länger sie hier blieb, desto schlimmer wurden die Ereignisse. Sie sah auf ihre Hände und musste unwillkürlich wieder an ihre Adoptiveltern denken. Wie es ihnen wohl erging? Ob sie immer noch sie suchten? Vermissten sie sie? Plötzlich hörte sie Schritte auf der Treppe. Jemand näherte sich ihr. „Da bist du. Ich hab dich schon gesucht“, erklang die Stimme von Matt hinter ihr. Elena schwieg und sah weiterhin auf ihre Hände. „Elena?“, fragte er leise und nahm ihre Hände in seinen. Sie bedeutete ihm eine Menge und er konnte spüren, dass sie etwas bedrückte. „Sorry“, murmelte sie und sah ihn jetzt an. Matt strich ihr sanft eine Strähne aus den Gesicht und sah sie besorgt an. „Was ist mit dir los?“ Sie versuchte seinem Blick auszuweichen und ihm ihre Hände zu entziehen.

 

Doch er hielt ihre Hände weiterhin fest umschlossen und sah sie aus seinen grünen Augen an. „Geht es um mich?“, fragte er leise. Elenas Miene veränderte sich leicht und sie wurde leicht unruhiger. Matt sah sie weiterhin musternd an. Sie seufzte und sah ihm dann direkt in die Augen. „Ja. Ich hab von dir und jemand namens Jesse geträumt.“ Matt hob überrascht die Augenbraue und musste die Info erstmal verdauen. Den Namen Jesse kannte er nur zu gut. „So heißt mein Bruder“, erzählte er und sah sie leicht verwirrt an. Woher konnte sie von Jesse wissen? Elena sah ihn leicht bedrückt an und strich ihm über die Hände. „Aber er ist schon seit Jahren verschollen.“ Matt konnte nicht ganz verstehen, warum Elena von seinem Bruder geträumt hatte. Sie hatte ihn noch nie getroffen. Irgendwas war anders an ihr. Aber das hatte er gespürt seit er sie das erste Mal getroffen hatte. Elena wusste genau was in seinem Kopf vorging. „Aber wieso träume ich dann von ihm und dir? Ihr beide seid gemeinsam durch die City marschiert und hattet vor etwas Angst“, erzählte sie. Matt sah sie schweigend an. „Ich verstand nicht wovon ihr geredet habt. Du sagtest, man kann dem Schicksal nicht entrinnen und er antwortete, dass aber ich es schon konnte wieso nicht ihr.“

 

Mit jedem Wort das sie sagte wurde er immer verwirrter und trauriger. Er hatte schon lange nicht mehr an seinen Bruder gedacht. Er fuhr sich übers Gesicht und begegnete den mitfühlenden Blick von Elena. „Ich hab ein ziemlich schlechtes Gefühl. Irgendetwas wird passieren.“ Matt zuckte leicht zusammen. Elena wollte ihm nicht Angst machen oder ihn an seinen Bruder erinnern. Sie stand auf und zog ihn zu sich auf die Beine. Sie war jetzt schon einige Zeit hier und hatte schon manche Dinge gelernt. Sie umfasste seine Hand fester, schloss die Augen und stellte sich vor, dass die Luft erfüllt mit Blütenblättern war. Doch es klappte nicht wirklich und aus Blütenblättern wurden Federn. Sie schwebten federleicht durch die Luft und lagen sich auf die Haare oder die Klamotten der beiden. Matt sah sich grinsend um und schenkte ihr ein beeindrucktes Lächeln. Langsam näherte er sich ihr und küsste sie. Sie erwiderte lächelnd.

 

Jacob öffnete die Türe und erstarrte. „Auch schon wieder hier?“, kam es von der roten Couch. Damon blätterte gemütlich in einem Buch und machte sich nicht einmal die Mühe Jacob anzusehen. Er konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen. „Ja..“, kam es von Jacob. Er musterte den Vampir misstrauisch. „Falls du vorhattest das Pergament mit den Ritual zu klauen, muss ich dich leider enttäuschen. Ich hab es verbrannt“, sagte Damon amüsiert und sah jetzt auf um Jacobs Reaktion zu sehen. Sein Gesicht zeigte pure Ungläubigkeit. „Das ist schon ein Scherz, oder?“ „Seh ich so aus als würde ich Scherze machen?“, fragte Damon mit leicht bedrohlichem Unterton. Jacob musste erst einmal Schlucken. Die Nachricht war ziemlich schwer zu verdauen. Jetzt war er abhängig von Damon und der Vampir hatte wieder die Oberhand gewonnen. Damon grinste breit und meinte: „Aber keine Sorge, ich weiß alles auswendig.“

 

Jacob grummelte leicht und fragte missmutig: „Okay … und was benötigen wir alles?“ „Das wirst du dann schon sehn.“ Damon leckte Daumen und Zeigefinger ab und blätterte um. Jacob kam vorsichtig näher und meinte: „Okay. Ich hab dich wohl unterschätzt, Damon.“ Jetzt sah Damon wieder auf und hob eine Augenbraue. „Dann mach den Fehler nicht noch einmal.“ Er legte das Buch weg und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. „Denn du brauchst mich, Jake.“ Jacob atmete tief ein und verzog das Gesicht düster. Damon betrachtete ihn zufrieden und lehnte seinen Kopf grinsend zurück.

 

Sissi hatte überall im Schloss nachgesehen, doch konnte Percy nirgendwo entdecken. Also beschloss sie nach draußen zu gehen und fand ihren Freund dann auf der Brücke. „Percy!! Hast du mal eine Minute Zeit für mich?“, rief sie ihm zu und eilte auf ihn zu. Percy lehnte sich an das Geländer und musterte Sissi schweigend. Er nickte nur kurz. Sissi holte tief Luft und sagte: „Ich wollte mich entschuldigen.“ Jetzt begann Percy zu Grinsen und erwiderte: „Ich verzeihe dir.“ Sie sah ihn überrascht an und fasste sich dann wieder schnell. Sie fuhr sich über das dunkelbraune Haar und ihre schokoladenbraunen Augen funkelten erfreut. „Das find ich echt toll.“ „Ich bin eben ein netter Kerl.“ Er schmunzelte. Sissi konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte schon befürchtet sie müsste auf Knien ihn anbetteln ihr zu verzeihen. „Wir treffen uns später bei der Party.“ Sissi nickte und umarmte Percy fest. „Ich bin so froh, dass du mir nicht böse bist, Percy“, flüsterte sie und knuddelte ihn. Percy erwiderte die Umarmung herzlich und strich ihr leicht übers Haar. „Ich könnte dir niemals wirklich böse sein. Du bist meine allerbeste Freundin und wie eine Schwester für mich. Familie verstehst du?“ Sie seufzte leicht. Wie eine Schwester also. Zumindest wusste sie jetzt, dass sie nie eine Chance bei ihm haben wird. Aber das war okay. Solange sie ihn nicht verlor. „Ja, Familie. Sehe ich genauso.“

 

Elena wanderte leicht orientierungslos durch das Schloss. Sie schaffte es immer wieder sich zu verlaufen. Diese Treppen waren aber auch verwirrend. Ständig änderten sie ihre Richtung. Plötzlich kam ihr eine nur all zu vertraute Person entgegen. Doch das spöttische Grinsen war fort und der verächtliche Blick genauso. Sissi sah sie überaus freundlich an und meinte: „Falls du gerade zu Zaubertränke gehen wolltest, dann kannst du gerne hier bei mir warten. Professor Snape fällt aus.“ Elena sah sie leicht misstrauisch an und fragte sich, ob sie nur so freundlich war, weil sie irgendetwas gemeines geplant hatte. Langsam wandte sie sich ihrem Spind zu und versuchte ihn zu öffnen.

 

Doch er klemmte. Sissi beobachtete sie eine Weile und konnte dann nicht mehr zusehen. „Alohamora. Es tut mir leid. Alles, wirklich alles.“ Die Tür sprang auf. Elena sah leicht verdutzt darauf und schallte sich leicht selbst. Natürlich so hatte der Spruch geheißen. Sie widmete sich jetzt Sissi und hatte ein Gefühl, dass sie es ernst meinte. „Danke. Und du meinst es wirklich ernst? Keine Tricks?“ Sissi hob ihren kleinen Finger. „Ich schwöre. Fingerschwur.“ Elena grinste und hakte sich mit ihren kleinen Finger ein. „Freunde?“, fragte Sissi hoffnungsvoll. Elena lachte leicht und nickte. „Freunde.“ Sissi quietschte erfreut und umarmte sie stürmisch. Elena taumelte leicht zurück und erwiderte die Umarmung. Sie wusste gar nicht wie schnell eine Feindin zur Freundin werden konnte. Aber sie war froh endlich eine Freundin zu haben. Matt war toll aber sie brauchte eine weibliche Ansprechperson. Die brauchte jedes Mädchen einfach. Sie löste sich und grinste Elena breit an. „So ich muss jetzt. Gleich steigt die Party. Ich sehe dich dort. Keine Widerrede“, sagte sie im rasanten Tempo und war verschwunden. Elena konnte ihr nur perplex nachsehen.

 

Die Party war im vollen Gange. Die Musik wummerte durch die ganze Halle und die Schüler tanzten sich die Seele aus den Leib. Hanna und Sam konnten die Finger nicht voneinander lassen und knutschten was das Zeug hielt. Damon kam in den Raum und scannte den Raum leicht. Man konnte ihn zwar immer für eine Party haben aber grade hatte er so viel um die Ohren. Und er musste noch so viel vorbereiten. Auf dem Pergament stand eine Menge Sachen drauf, die er sobald wie möglich abhaken wollte. Sein Blick fiel auf Hanna, die mit Sam rummachte. Er hob leicht eine Augenbraue und schmunzelte. Er hatte gar nicht gewusst, dass Hanna auf so einen Typ stand. Immer hatte er geglaubt, dass sie verrückt nach ihm war. Wollte sie etwa ihn eifersüchtig machen? Sie war zwar sexy aber nicht wirklich interessant für ihn. Er ertappte sich, dass er den Raum nach einer anderen Blondine absuchte.

 

Nach Elena. Plötzlich kam Hanna auf ihn zu, drückte ihm eine Flasche Scotch in die Hände und meinte: „Halt kurz.“ Sie grinste und wurde dann von Sam aus den Raum gezogen. Er sah ihr kopfschüttelnd nach und reichte die Flasche dem nächst besten. Dann begab er sich in die Menge - auf der Suche nach Elena.
Draußen amüsierte sich Sissi gerade mit Francois. Der Vampir hatte solange nicht locker gelassen bis sie zugestimmt hatte mit rauszugehen. Er war witzig und charmant. Sie hatte absolut keine Ahnung, dass er ein Blutsauger war. Wüsste sie es dann würde er nicht mehr vor ihr stehen. Sie sah leicht zu den Abermillionen funkelnden Sternen. „Ich hab dir noch gar nicht meinen Namen genannt“, meinte er plötzlich und sah sie von der Seite an. „Ich heiße Francois Stone.“ „Sissi Stewart“, entgegnete sie ihm und lächelte leicht. Er sah ziemlich gut aus und unwillkürlich spürte sie wie sich ihr Herz beschleunigte. Plötzlich zerbarst eine Rakete am Himmel und erhellte den Himmel. Der Farbenregen zog sich über den ganzen Himmel und die verschiedensten Dinge hüpften magisch über den Himmel. Sissi sah fasziniert nach oben. Schon immer hatte sie das Feuerwerk geliebt. Es war pure Magie.

 

Elena war nochmal kurz in ihren Schlafsaal gegangen, um ihre Tasche zu holen. Doch sie war dort nicht allein. Mit großen Augen starrte sie entsetzt auf den jungen Mann. „Wer bist du`“, fragte sie schrill. „Und was tust du im Mädchenschlafsaal?!“ Seine blauen Augen funkelten belustigt, während er sich durch ihre Sachen wühlte und alles anfasste, was er sah. „Ich bin Lucas“, sagte er lässig. „Castiel schickt mich.“ Elena kniff leicht die Augen zusammen und beobachtete missmutig wie er ihre Sachen anfasste. Er nahm eine Schneekugel in die Hand, schüttelte sie und fragte neugierig: „Was ist das?“ Sie wollte nach der Schneekugel greifen. „Das hab ich vom Honigtopf“, sagte sie schnippisch. „Ein Geschenk von Matt, also gib es SOFORT her!“ Doch bevor sie es ihm wegnehmen konnte zog er es fort und grinste schelmisch. Sie boxte ihm in den Bauch, er krümmte sich leicht überrascht zusammen und dann schnappte sie sich ihr Geschenk und stellte es behutsam wieder auf das Regal.

 

Lucas stöhnte leicht und rieb sich den Magen. „Du brauchst eigentlich gar keinen Beschützer. Was soll ich dann überhaupt hier?“ „Frag ich mich auch.“ Das Feuerwerk zerbarst weiterhin am Himmel und Elena ärgerte sich fürchterlich, dass sie das verpasste. Lucas seufzte und zuckte mit den Schultern. Plötzlich spürte Elena einen Windstoß. Sie wandte sich um und erblickte Castiel. Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln und sagte: „Lucas wird ab heute dein Bodyguard sein.“ „WAS?“, brüllte Elena außer sich. Sie brauchte keinen Babysitter. Sie war alt genug auf sich selbst aufzupassen. „Balthazar will dich tot sehn! Ich bin leider auf Mission. Ich habe deinen Eltern ein Versprechen gegeben, Elena. Ich werde dich vor allen Übel beschützen.“ Elena rollte leicht trotzig mit den Augen. Lucas legte ihr beide Hände von hinten auf die Oberarme und grinste über ihre Schultern zu Castiel. „Keine Sorge Boss. Ich babysitte sie. Sie ist in den besten Händen.“ „Danke Lucas“, erwiderte Castiel und war wieder verschwunden. Elena riss sich von ihm los und schlug ihm nochmal in den Magen. Abermals krümmte Lucas sich zusammen.

 

Mit dem Engel im Schlepptau konnte sie endlich auf die Party gehen. Sie hatte es so satt ständig von ihm beobachtet zu werden. Irgendwie musste sie ihn loswerden. „Du hast das Feuerwerk verpasst“, erklang plötzlich eine Stimme neben ihr. Sie wandte sich der Stimme zu und schmunzelte leicht. Es war Damon. „Ich wurde leider aufgehalten“, erwiderte sie und schoss einen vernichtenden Blick Richtung Lucas. Damon sah jetzt den Engel musternd an und verzog leicht das Gesicht. Er sollte lieber die Fliege machen, bevor dieser Engel ihn auffliegen ließ. „Ich wünsch dir noch viel Spaß“, murmelte er, schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln und war auch schon wieder verschwunden. Elena hob verwundert die Augenbrauen und sah ihm nach. Manchmal war Damon seltsam. Und irgendetwas verbarg er. Sie konnte es spüren. Kurzerhand beschloss sie, dass sie seinem Geheimnis auf den Grund gehen wird. Irgendwann musste er sich verplappern.

//08 - One by one [part 1]

 

„Du hast die Liste. Wollen wir endlich die Menschen einsammeln?“, meckerte Jacob herum. Er stand mit Damon gemeinsam draußen im Hof. In einer kleinen Nische, wo sie niemand sehen oder hören konnte. Es war wieder ein strahlender Tag in Hogwarts. Die Sonne prahlte hinunter und ließ Damon leicht schwitzen. Auch wenn er einen Tageslichtring besaß, machte ihn eine so hohe Sonneneinstrahlung leicht zu schaffen. Er hatte die Arme verschränkt und presste die Lippen wütend aufeinander. Dieser Jacob Chase ging ihm langsam echt auf den Sack. Er wünschte er könnte den Idioten irgendwie beseitigen. Aber so einfach war das nicht, wenn man sich ständig beobachtet fühlte. „Sei doch nicht immer so ungeduldig, Jake“, herrschte Damon ihn an und kniff die Augen zusammen. Er sah sich leicht um und entdeckte in der Ferne Elena, die gemeinsam mit Matt den Kiesweg entlang ging. Sie sah glücklich aus, lachte viel und ihr goldenes Haar strahlte in der Sonne. Damon ertappte sich bei dem Gedanken sie auf seine Seite zu ziehen.

Doch den Gedanken verwarf er schnell wieder. Sie war nicht für die Dunkelheit geschaffen. Das wusste er und das musste er wohl oder übel akzeptieren. Ihr Herz war rein und unschuldig... eigentlich das perfekte Opfer für seine Liste. Wieder sah er auf seinen 'Verbündeten' und könnte am liebsten kotzen. Er war nie wirklich ein Teamplayer gewesen. Jacob meckerte weiter: „Ich bin nicht ungeduldig.“ Wie eine kleine Bitch, dachte Damon sich und lehnte sich gegen den alten Backstein des Schlosses. „Lügner“, brummelte Damon. Wäre Jacob Pinocchio, dann hätte er schon eine überdimensional lange Nase. Bei dem Gedanken grinste Damon breit. „Was gibt es da zu grinsen?“, fragte Jacob pampig und fixierte den Vampir angepisst. Doch der schmunzelte nur und ignorierte ihn. Wieder glitt sein Blick zu Elena und Matt. Dieses Mal kam ein anderer Junge auf beide zu und seine Prinzessin schien nicht gerade erfreut über den Neuankömmling zu sein. Jacob schnipste vor Damons Nase herum und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Wer ist eigentlich das erste Opfer?“, wollte Jacob neugierig wissen und fixierte Damon. Der Vampirboss fuhr sich über das rabenschwarze Haar und stieß sich dann von der Mauer ab. „Unsere erste ist Bianca Donovan“, erwiderte er gelangweilt und deutete auf das Mädchen, dass gerade eine Nase in ein Buch gesteckt hatte und auf dem Rasen des Innenhofes saß. Jacob folgte seinem Finger und hob eine Augenbraue. Er hatte schon immer Bianca sehr gut leiden können. Der Gedanke daran, dass sie Opfer seines Plans wurde, beunruhigte ihn leicht. Aber er wollte dieses Buch um jeden Preis. Und wenn man etwas wirklich wollte dann musste man Opfer bringen, egal wie sehr es in der Seele wehtat. „Ich habe auch schon einen Plan“, begann Damon und starrte Jacob hochmütig an. „Du bist Jeremys Bruder, das heißt Bianca würde dir vollkommen abkaufen, dass du ihr helfen willst, Jeremy dazu zu bringen, dass er zu Professor Dumbledore geht und ihr bei so einer Sache behilflich ist.“

Jacob schluckte leicht und schwieg. Er schielte zu Bianca hinüber und fragte sich, ob es nicht doch eine andere Option gab. Aber er hatte keine Ahnung nach welchen Kriterien Damon die Opfer auswählte und schließlich hatte der Vampir die Liste in seinem Kopf abgespeichert und wenn er sagte, dass sie Bianca brauchten, dann war es wohl so. Bianca hob den brünetten Schopf und sah genau in ihre Richtung. Sie lächelte leicht und winkte Jacob. Jake hob die Hand ebenfalls zum Gruß und wurde dann von Damon unsanft in ihre Richtung geschubst. „Na los. Erfülle deine Aufgabe“, sagte Damon und schubste Jacob noch einmal. Jake funkelte ihn an, straffte sein blaues Hemd und ging dann mit den Händen in den Hosentaschen zu Bianca. Damon ging zielstrebig zurück ins Schloss, aber nicht ohne Elena zuzuzwinkern, die ihn neugierig musterte.

„Hey Jake“, begrüßte Bianca den jungen Mann freundlich. „Hi“, erwiderte Jacob verschmitzt und saß sich neben sie ins Gras. „Ich hab gehört du willst was organisieren“, begann Jake und sah sie gespielt interessiert an. Bianca lag ihr Buch zur Seite und lächelte Jacob weiterhin an. „Ja wollte ich. Aber Jeremy hat bis jetzt noch nicht bei Professor Dumbledore nachgefragt ...“ Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich kann dir helfen! Ist schließlich mein Bruder“, warf er sofort ein und grinste sie schief an. Sie hob überrascht die Augenbraue und stammelte: „W...wirklich?“ Jacob nickte enthusiastisch. „Wow, cool! Hier wären die Unterschriften. Jeder will diese Party und das Geld wird für einen guten Zweck gespendet.“ Sofort war die schlaue Schülerin Feuer und Flamme. Sie drückte Jacob eine Liste in die Hand und strahlte übers ganze Gesicht. „Wow. Das nenne ich mal Engagement“, bewunderte Jacob sie dafür und sah sich die vielen Blätter durch. „Schade, dass deine Arbeit nicht mehr geschätzt wird.“ Und das meinte er vollkommen ernst. Bianca war intelligent und wunderschön. Was für eine Verschwendung, dass sie das Opfer war.

Aber er musste sie aufgeben. Das Buch war wichtig. Bianca zuckte mit den Schultern und meinte: „Nicht jeder kann das schätzen. Andere sind anders geprägt. So ist die Welt eben.“ Jacob nickte und stand auf. „Ja … manche sind einfach so … verdorben.“ Bianca runzelte die Stirn, packte ihre Bücher unter den Arm und stand ebenfalls auf. Gemeinsam gingen sie langsam über die Wiese. „Da hast du recht“, musste sie ihm dann schließlich doch zustimmen und sah ihn an. „So wie ich“, meinte Jacob und sah sie ebenfalls an. Bianca riss die Augen vor Unglauben auf und schüttelte heftig den Kopf. „Wie kommst du denn auf so was? Du bist total nett.“ Jacob sah sich um und packte dann Biancas Arm. Er zog sie in eine schattige Ecke und murmelte: „Ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Bianca wollte ihn von sich schubsen, doch er hielt sie eisern fest. „Au du tust mir weh! Und du machst mir Angst Jacob“, winselte sie.

Jacob sah sie weiterhin entschuldigend an. „Das wollte ich nicht. Aber ich habe keine andere Wahl, Bianca.“ Dann nahm er seinen Zauberstab und wisperte einen Zauberspruch. Sofort wurde Bianca ins Land der Träume geschickt. Jacob fing sie auf und teleportierte sich dann unbemerkt weg.

***

Elena wollte eigentlich Damon folgen, aber wurde von Matt und Lucas abgelenkt. Die beiden Männer quasselten sie voll und dann begannen sie lauthals miteinander zu streiten. Ab da reichte es dem Mädchen und sie verschwand ohne ein Wort. Sie schlenderte durch die große Halle und sah sich leicht nach dem Slytherin um. Er hatte sie schon vom ersten Tag an neugierig gemacht, was sie aber niemals zugeben würde. Vor allem aber hatte er etwas geheimnisvolles an sich und sie wusste, dass er irgendetwas plante. Sie konnte es in jeder Faser ihres Körpers spüren. Langsam schlenderte sie weiter, passierte Schüler und fand ihn letztendlich auf einer steinernen Fensterbank sitzen. Er war gerade sehr konzentriert in einem dicken Buch vertieft. Langsam kam Elena näher. Ein kleines Lächeln huschte über seine sinnlichen Lippen. Natürlich hatte er sie schon längst gehört und gerochen, aber er musste so tun, als hätte er genauso schlechte Ohren wie die Hexen.

Sie saß sich ungefragt zu ihm in die Nische und nahm ihm das Buch aus der Hand. Angestrengt suchte sie nach einem Titel, doch konnte keinen finden. „Was liest du da? Wieso hat das Buch keinen Titel?“ Damon sah sie lange ohne ein Wort an. Sie war wirklich eine Schönheit, aber viel zu neugierig. „Das offenbart sich nur dem, der es sucht“, erwiderte er und streckte seine Hand aus. Schweigend forderte er sie auf ihm das Buch zurückzugeben. Doch Elena dachte gar nicht daran, machte es sich gemütlich und wollte das Buch lesen, aber die Worte gaben absolut keinen Sinn. „Lass mich raten. Nur der das Buch wirklich sucht, kann auch darin lesen?“ Damon grinste schief und nickte. „So sieht's aus, Prinzessin. Und jetzt gib mir das Buch zurück!“ Elena drückte das Buch frech grinsend an ihre Brust und meinte: „Und was wenn ich nicht will?“ Damons Augen zuckten gefährlich. Mit einer flinken Bewegung war er bedrohlich nahe bei ihr und hauchte ihr ins Ohr. „Das willst du nicht wissen, Elena.“

Elena hielt den Atem an und händigte ihm sofort das Buch wieder aus. Mit Damon war nicht zu Spaßen. Er hatte etwas bedrohliches in seiner Stimme und seinem Auftreten. Elena war sich nicht mal sicher, ob er überhaupt wirklich ein Mensch war bzw. ein Zauberer. Er war zu flink, zu stark und manchmal hatte sie das Gefühl, dass er absolut kein bisschen Magie in seinen Blut hatte. Aber bestimmt täuschte sie sich nur. Immer noch war er ihr gefährlich nahe, was sie beunruhigte. Sein Atem traf ihre erhitzte Wange und seine eisblauen Augen trafen die warmen grau-blauen Augen von ihr. Noch eine Sekunde lang musterte er sie und zog sich dann auf seine Seite wieder zurück. Sofort sprang Elena auf und flüchtete schon praktisch vor ihm. Leicht wehmütig sah Damon ihr nach. Er wollte sie nicht verschrecken.

Sobald sie außer Sichtweite war, begann sie zu rennen und kam völlig außer Atem im Slytherin Kerker an. Dort lag auf einer Couch der Engel, der sie babysitten sollte. Die Angst wich und die Wut machte sich in ihr breit. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum dieser Kerl auf sie aufpassen sollte. So langsam bekam sie das mit der Magie heraus! Sie brauchte keinen Babysitter, wie alt war sie denn 5? Nein 16! Ja volle 16. „Solltest du nicht im Zaubertränkekurs sein?“, fragte er und hob streng eine Augenbraue. Elena schnaubte und warf ihre Tasche auf den Sessel neben sich. „Ja, aber ich hab sie geschwänzt. Wieso noch einmal stalkst du mich?“, fragte sie bissig und ließ sich dann auf die Ledercouch gegenüber von Lucas nieder. Lucas schmunzelte und erwiderte: „Das ist mein Job, liebe Elena. Castiel vertraut Balthazar nicht so, deshalb muss ich babysitten.“ Er zuckte mit den Schultern und tat so als würde er das jeden Tag machen.

Elena rollte mit den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso du und nicht Castiel? Du bist doch nur ein kleiner … schwacher Engel. Wie alt bist du … 14?“ Beleidigt zog Lucas eine Schnute und saß sich richtig hin. „Ich bin 106 Jahre alt. Ich lebe länger als du auf dieser Welt und ich bin sehr wohl für das hier ausgebildet! Und Castiel sucht nach deinem Vater, deswegen bin ich hier.“ Elena schob trotzig den Unterkiefer vor und brummelte: „Da kann er aber lange suchen.“ „Wieso denn so pessimistisch?“, fragte er sarkastisch und fuhr sich durch die honigbraunen Haare. „Sei doch froh, dass dein Dad noch lebt.“ Elena sprang wütend auf und fauchte: „Auf so einen Vater kann ich echt verzichten!“ Sie holte ihren iPod aus der Hosentasche und steckte sich die Ohrstöpsel ins Ohr. „Wieso bist du denn so sauer auf ihn? Er wollte nur das beste für dich!“, versuchte Lucas ihn zu verteidigen. Er beobachtete Elena dabei wie sie durch den Raum umhertigerte. Sie blieb wie angewurzelt stehen und funkelte den Engel böse an.

„Was mischt du dich denn da überhaupt ein!“ „Ich misch mich nicht ein … ich will dir doch nur helfen. Ihr Menschen lässt euch viel zu sehr von euren Gefühlen leiten“, entgegnete er ihr ganz sachlich und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Elena rollte mit den Augen, schnappte sich eine Wasserflasche und erwiderte: „So was nennt man menschlich.“ Sie schraubte den Verschluss auf und nahm einen großen Schluck bevor sie sich wieder in den Sessel fallen ließ. Doch Lucas entgegnete ihr nur kühl: „So was nenne ich menschliche Schwäche!“ Elena schnaubte und begann ihn zu ignorieren. Plötzlich wurde der Raum von einem lila magischen Rauch erfüllt und ein schwarzhaariges Mädchen tauchte auf. Sissi grinste triumphierend in die Runde und sah sich um. „Wer bist denn du? … und wie kommst du hier herein?“, wollte Lucas perplex wissen.

Sissi quetschte sich neben die erstaunte Elena in den Sessel und grinste zuckersüß. „Sissi und WER bist bitteschön DU?!“ „Lucas.“ Er musterte Sissi von oben bis unten und fragte sich immer noch, wie sie es bewerkstelligt hatte hier hereinzukommen. Doch Sissi gab ihr Geheimnis ganz sicherlich nicht preis. „Hi … bist du ein neuer Schüler oder sooo? Welches Haus?“ Sissi beäugte den Fremden neugierig und misstrauisch zugleich. Elena hatte endlich ihre Sprache wieder gefunden und antwortete für Lucas: „Nein ist er nicht. Nur mein Stalker.“ Lucas fixierte Elena und warf ihr einen weiteren beleidigten Blick zu. „Okay … ist er gefährlich?“, wollte Sissi wissen und verzog das Gesicht bei dem Gedanken. Schon überlegte sie sich in was sie ihn verwandeln sollte, falls er sich als Mörder entpuppte. Lucas presste die Lippen aufeinander und zischte: „Ich bin kein Stalker! Ich bin Elenas Babysitter!“ „Gar nicht wahr“, fauchte Elena. „Er ist ein Engel im Auftrag von Castiel, auch einem Engel!“

Sissi drohte das Gehirn zu platzen. Sie starrte zwischen beide hin und her. „Engel? Ich dachte die wären alle ausgestorben?!“ „Tja dann habt ihr wohl etwas falsches gelernt“, meinte Elena und deutete auf Lucas. „Der sieht ziemlich lebendig aus.“ Lucas rollte mit den Augen. Bei Sissi gab es einen Kurzschluss. Sie nahm ihren Zauberstab und sagte: „Bye.“ Dann verschwand sie in einer lila Rauchwolke. Sobald sie weg war herrschte Lucas Elena an. „Wieso musstest du dem Menschenmädchen erzählen, dass ich ein Engel bin?!“ Elena verschränkte trotzig die Arme und erwiderte bissig: „Sie ist eine Hexe und sie ist meine Freundin.“ „Kein Wunder, dass dich die Monster gleich finden! Du bist zu dämlich um dich zu tarnen und dein großes Mundwerk zu halten!“ Beide funkelten sich gegenseitig an. Elena kam wutentbrannt auf ihn zu und pikste ihn hart in die Brust. „Hör mal gut zu, Mr. Arschgesicht!“, zeterte sie los. „ICH HAB MIR DAS LEBEN HIER NICHT AUSGESUCHT!! Und überhaupt vertraue ich Sissi. Nur, weil wir Menschen sind, sind wir lange nicht minderwertige Kreaturen!“

Lucas hob arrogant eine Augenbraue und murmelte: „Das kommt ganz darauf an.“ „Okay, wenn ich minderwertig bin, dann verschwinde einfach und lass mich, mich selbst beschützen!“ Ihr riss der Geduldsfaden mit diesem arroganten Engel. Sie würde sich ganz sicherlich nicht von ihm klein kriegen lassen! Bevor Lucas etwas erwidern konnte, hatte sie eine 180 ° Wendung gemacht und ist aus dem Slytherin Gemeinschaftsraum hinausgestürmt.

Katherine saß sich zu Damon. Er war noch immer dort und las weiterhin das Buch. „Seit wann arbeitest du eigentlich mit diesen Jacob zusammen?“, wollte Katherine mit hochgezogenen Augenbrauen wissen. Damon hob den Blick und schmunzelte leicht. „Ich arbeite doch nicht mit dem zusammen. Ich nutze ihn aus. Er erledigt für mich die ganze Drecksarbeit.“ Er rieb sich leicht über die Augen und legte dann das Buch weg. Katherine legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel und grinste verführerisch. Damon entspannte sich leicht und ließ sie machen. „Habt ihr schon herausgefunden, wo wir eine Meerjungfrau herbekommen?“, wollte er schnurrend wissen. Katherine grinste weiterhin und kam auf seine Seite. Sie stützte eine Hand an der Wand hinter ihm ab und beugte sich über ihn herunter. „Noch nicht“, erwiderte sie und küsste ihn federleicht auf die Lippen. Damon zog sie sich auf den Schoß und murmelte: „Dann muss ich das wohl selber erledigen.“ „Kann ich helfen?“, fragte sie gurrend und massierte leicht seine Brust.

Damon küsste ihren Hals und murmelte: „Nein. Du bleibst am besten hier und überlegst dir die Route für die Reise.“ Katherine seufzte, schloss die Augen und wollte eigentlich Einwände erheben, aber Damon hatte endgültig geklungen. Sie wollte ihn nicht wütend machen, denn sonst würde er nicht die Befriedigung bescheren, die sie ersehnte. „Okay“, murmelte sie und küsste ihn auf die Lippen. Damon erwiderte, löste sich und sah sich um. Dann grinste er schelmisch und war in einer Sekunde mit Katherine im Slytherin Kerker und im Bett gelandet.

Währenddessen machte sich Jacob weiter daran, die Liste abzuarbeiten, die ihm Damon gegeben hatte. Bianca hatte er gut verstaut und jetzt würde Myesha dran kommen. Myesha saß in der Bibliothek und machte alleine ihre Hausaufgaben. Jacob saß sich neben sie und starrte sie an. Myesha hob fragend die Augenbrauen und fragte: „Ist was passiert, Jacob?“ „Nein.“ „Wirklich nicht?“, bohrte sie hartnäckig nach. „Du siehst aus als würde dich etwas bedrücken.“ Myesha musterte den jungen Mann und hatte irgendwie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Plötzlich blitzte vor seinem inneren Auge eine Erinnerung an Miriam auf. Die Liebe seines Lebens, doch sie war viel zu früh gestorben.

- 2 Jahre zuvor -
Eine seltsame zombieartige Epidemie war ausgebrochen und es hatte auch Miriam Duncan getroffen. Jacob war auf den Weg zu seiner Liebsten und hoffte inständig, der Zauber würde wirken. Er stieg aus seinem Auto und rannte in das Haus. Und dort sah er sie stehen. Am Fenster, das Gesicht voller Blut und verrottetes Fleisch hing in Fetzen herunter. Jacob schluckte heftig und konnte sich ein erschrockenes Keuchen nicht unterdrücken. Er erkannte sie kaum wieder. Sie sah schrecklich aus und so … tot. Aber sie würde wieder leben, sobald der Regen gestartet hatte. Er kam langsam auf sie zu. „Miriam“, sagte er vorsichtig und streckte die Hand nach ihr aus. Ein tiefes Knurren drang aus ihrer Kehle. Sie hob den Blick und sah ihn aus diesen leeren Augen an.

Erschrocken wich er ein wenig zurück, riss sich aber dann zusammen und kam wieder auf sie zu. Das war immer noch Miriam und er liebte sie. Egal wie sie gerade aussah und egal wie hungrig sie ihn anglotzte. Speichel floss ihr aus den Mund und tropfte auf den Boden. Als er vor ihr stand, griff sie ihn an. Gemeinsam krachten sie durch die Scheibe und rollten auf den Asphalt. Erschrocken rappelte sich Jacob auf und hob eine Hand. „Miriam. Ich bin's. Jacob!“ Doch Miriam erkannte ihn nicht wieder und stürzte sich zähnefletschend auf ihn. Er versuchte die beißende Miriam von sich zu halten. Panisch sah er zum Himmel. Doch der Regen wollte einfach nicht kommen. „Miriam du stehst es durch!“ Er drehte sie herum und hatte sie in einen Zwangsjacken Griff an sich gepresst. Sie wehrte sich bitterlich, doch egal wie oft sie zubeißen wollte. Sie konnte Jacob nicht erwischen. Ihr Rücken presste sich gegen seine Brust. Mit größter Anstrengung hielt er sie eisern fest und dann kam endlich der lang ersehnte Regen.

Die Tropfen prasselten auf sie beide nieder und auf die übrigen Infizierten. Noch zappelte Miriam in seinen Armen, dann machte sie ein röchelndes Geräusch und erschlaffte in seinen Armen. Jacob hielt sie weiterhin fest an sich gepresst und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Plötzlich kam wieder Leben in sie und sie keuchte laut auf. Sie hob den Kopf und von dem verfaulten Fleisch war nichts mehr zu sehen. Ihre Haut war wieder makellos und sie sah wieder so aus wie damals. Sie drehte sich um und sah mit Tränen in den Augen in Jacobs blaue Augen. Er lächelte sie erleichtert an und sagte: „Du hast es geschafft.“ Grinsend umarmte sie ihn innig. „Danke, Jake.“


Jacob kam zurück in die Realität und fixierte Myesha. Sie würde sein nächstes Opfer sein.

Elena saß alleine draußen auf den Treppenstufen und blies leicht Trübsal. Sissi kam auf sie zugeschlendert und saß sich neben sie. „Wo hast du denn diesen Lucas gelassen?“, wollte sie fröhlich wissen und stupste Elena an. „Ich will über diesen Arsch nicht reden“, entgegnete Elena, schärfer als beabsichtigt. Sissi sah ihre Freundin an und versuchte sie aufmunternd anzulächeln. „Ich könnte ihn verfluchen, wenn du willst?“, bot sie Elena mit ernster Stimme an. Jetzt musste Elena doch leicht lächeln und meinte: „Echt lieb von dir, aber bitte wechseln wir das Thema ...“ Elena lächelte zaghaft und fuhr fort. „Weißt du, ich bin in dieses ganze Hokuspokus praktisch nackt rein geschmissen worden. Ich bin so mies im Zaubern … unglaublich, dass ich eine Hexe sein soll ...“ Sissi sah Elena mitfühlend an, aber schwieg. Sie hatte das Gefühl Elena war noch nicht fertig.

„Ich vermisse meine „Eltern“, … und ich vermisse sogar die normale Schule.“ Elena sah zu Sissi und ihr Blick wurde ganz traurig. „Ich fühle mich oft verloren in dieser Welt.“ Jetzt machte Sissi den Mund auf. „Nicht nur du. Ich fühle mich auch oft verloren, aber dann muss ich an meine Freunde hier denken. Elena du musst da nicht alleine durch. Ich und andere sind für dich da!“, sagte sie in einer sanften beruhigenden Stimme. Sie nahm Elenas Hand und drückte sie. „Du musst nur nach uns rufen und wir werden kommen, um dir beizustehen. Du gehörst zu uns.“ Elena lächelte und drückte Sissis Hand ebenfalls. „Ich vertraue dir voll und ganz und ich werde es dir auch beweisen.“ Sissi grinste und der ernste Ausdruck war wie von ihrem Gesicht gewaschen. Beide Mädchen lächelten sich an und blieben noch eine ganze Weile im vollkommenen Einklang miteinander auf den Treppenstufen sitzen.

//09 - One by one [part 2]

 

„Passwort“, verlangte das Bild der fetten Dame, die den Eingang zum Gryffindor Gemeinschaftsraum bewachte. Sissi stand mit Elena vor dem Gemälde und holte dann aus ihren Rucksack ein kleines Notizbuch heraus. Sie lächelte charmant und blätterte darin. „Warte. Hier muss es irgendwo stehen“, murmelte sie und blätterte hochkonzentriert weiter. Elena beobachtete ihre Freundin belustigt und lugte über ihre Schulter in das kleine Notizbuch. „Du schreibst alle Passwörter auf? Was, wenn du das Heftchen mal verlierst?“, wollte Elena wissen und sah Sissi fragend an. Sie war wirklich sehr darüber verwundert. Die Passwörter konnten ja wohl nicht so schwer sein, oder? Sogar sie konnte sich die merken. Es kam selten vor, dass sie ausgewechselt wurden, deswegen hatte Elena bisher noch nie Probleme gehabt in den Kerker reinzukommen.

Sissi setzte ein sarkastisches und schelmisches Lächeln auf und schüttelt den Kopf. „Das wird nicht passieren“, meinte sie mit vollster Überzeugung und tippte dann auf das Blatt. „Ahhh da steht's ja. Quid agis.“ Die fette Dame nickte und das Gemälde schob sich automatisch zur Seite. Ein schmaler Durchgang eröffnete sich ihnen. Elena starrte mit großen Augen auf das Loch und begann dann zu lachen. „Du bist unglaublich“, meinte sie nur. Sie hätte niemals gedacht, dass ein Gryffindor einen Slytherin in die heilige Gemächer ließ. War das denn nicht verboten? Aber was wusste sie schon von den Gesetzen des Schlosses. Sie war schon ein paar Monate hier aber dennoch wusste sie kaum etwas über die Zauberergesellschaft, die unter den Menschen weilte. Oder den anderen Wesen. Sie hatte sich zwar aus der Bibliothek schon einiges rausgesucht, aber war noch nicht einmal bei der Hälfte von dem ganzen Zeugs angelangt.

„Das weiß ich doch, Elena“, meinte sie grinsend und von sich selbst überzeugt. „Ich vertraue dir und jetzt komm endlich rein!“ Sie kicherte leicht, packte Elenas Arm und zog sie in den schmalen Durchgang, bevor sich das Gemälde wieder davor schob. Beide Mädchen gingen die Treppen hoch und gelangten dann in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Alles war in den Gold – rot Tönen gehalten, die die Farben des Hauses waren. Auch prangte der Löwe – das Wappentier von Gryffindor – auf einem Wandteppich. Ein gemütliches Feuer prasselte im Kamin und ein paar Schüler saßen beisammen und büffelten gemeinsam. Noch hatten sie die beiden noch nicht zur Kenntnis genommen. Doch schon bald würden sie merken, dass ein Slytherin unter ihnen weilte. „Wow hier sieht es richtig gemütlich aus“, entglitt es Elena erstaunt und sie sah sich mit großen Augen um. Der Slytherin Kerker war kalt und trist. „Ach das ist ja nichts besonderes. Nur Gryffindor eben“, meinte Sissi achselzuckend und führte Elena zu einem Platz vor dem Kamin.

Elena lächelte leicht und machte es sich gemütlich. Mit einem einzigen Wink zauberte Sissi ihnen einen Teller Kekse vor die Nase und grinste zuckersüß. „Das macht es ja so besonders. OMG. OREOS! Meine Lieblingskekse“, schwärmte Elena und nahm sich sofort einen. „Echt? Meine auch! Ich kann ohne diese kleinen runden Kekschen nicht leben!“, erwiderte Sissi strahlend und ihre mandelbraunen Augen funkelten im Schein des Feuers. Plötzlich gesellten sich zwei Männer zu ihnen und musterten sie beide. François hob eine Augenbraue und blickte dann Elena genauer an. „Ist sie nicht ein Slytherin?“, fragte er schließlich und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. Sissi nickte nur, aber ging darauf nicht weiter ein. Für sie war es glasklar. Sie unterschied nicht mehr zwischen Slytherin und Gryffindor. Nein sie wird jetzt nur noch zwischen Freund und Feind unterscheiden. Das ist die bessere Methode und die sicherste.

Peter grinste schief und wollte wissen, wie es Damon geht. Und François fragte nach, was er so trieb. Aber zu allem schwieg Elena eisern und fragte sich, was die beiden überhaupt von ihr wollten. Sie hatte rein gar nichts mit Damon zu schaffen. Hätten sie nach Matt gefragt, der ihr Boyfriend war, dann hätte sie ihnen antworten können. Für ihren Geschmack waren die beiden jungen Männer zu neugierig. Und sie hatte das Gefühl, dass sie etwas mit Damon zu schaffen hatten. Sie hatte sich ja vorgenommen sein Geheimnis zu lüften. Was er auch immer verbarg würde sie in Erfahrung bringen und sie wird herausfinden, weshalb er immer mit diesen Jacob herumhing. Das alles war ihr nicht ganz geheuer. Doch ihre Grübeleien wurden durch Sissis Stimme unterbrochen. „Schon mal auf die Idee gekommen, dass sie rein gar nichts mit ihm zu tun hat?“, zickte sie die beiden an und nahm sich einen Keks.

„Sie war die ganze Zeit bei mir!“, fügte sie dann mit vollem Mund hinzu. Jeremy und François sahen sich skeptisch an. Aber verloren darüber dann kein Wort mehr und murmelten nur ein okay. Sissi rollte theatralisch mit den Augen und stand dann schließlich auf. „Also wenn ihr uns entschuldigen würdet? Ich muss meine Tour fertig machen und ich muss Elena noch meinen Snakeautomaten zeigen!“, sagte Sissi im feierlichen Ton und zog Elena schwungvoll vom Sessel hoch. Bevor sie aber Elena mitziehen konnte griff sich die junge Hexe noch eine Handvoll Oreokekse.

****

Die Dunkelheit lag sich über das Schloss, die Ländereien und den Verbotenen Wald. Ein leichter Nebel waberte über dem Boden und tauchte das Schlossgelände in eine gruselige Ambiente. Vanessa lief mit einer Taschenlampe bewaffnet über das kühle Gras. Sie hatte am Nachmittag eine Brosche hier verloren und die musste sie unbedingt wieder finden. Sie konnte Sissi einfach nicht aus dem Bett zerren. Ihre beste Freundin wollte einfach nicht aufwachen und hatte nur unmissverständliche Worte genuschelt. Also hatte sie Initiative selbst ergriffen und war alleine losmarschiert. Jetzt fand sie es gar nicht mehr so eine tolle Idee.

Aber diese Brosche war von ihrer Urgroßmutter und sie würde mega Ärger bekommen, wenn sie sie für immer verloren hatte. Also leuchtete sie den Weg ab und begann zu suchen. Hier irgendwo musste sie ja sein. Hochkonzentriert beschien sie die Fläche weiter und versuchte das mulmige Gefühl abzuschütteln. Dieses Gefühl beobachtet zu werden. Kurz sah sie zu dem dunklen Verbotenen Wald und lauschte. Aber sie konnte absolut nichts hören. Nur der Wind fuhr durch die Blätter und brachte sie zum Rascheln. Seufzend konzentrierte sie sich wieder auf das Stück Erde vor sich und sah etwas funkeln. Sofort hob sie die Brosche siegessicher auf und wollte sie gerade in die Hosentasche stecken, als sich eine Gänsehaut über ihren Nacken breit machte. Irgendjemand stand hinter ihr.

Ganz langsam drehte sie sich um und starrte in die Fratze eines Vampirs. Damon! Sie kreischte, schlug Damon die Taschenlampe über den Kopf und rannte dann davon. Überrascht von dem Schlag starrte Damon ihr für einige Sekunden nach. Doch dann schüttelte er den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu bekommen. Mit Vampirespeed war er sofort hinter ihr, packte sie an der Hüfte und entführte sie in die Nacht hinaus.

Elena schreckte hoch und rannte ans Fenster. Sie war sich sicher gewesen, sie hätte einen Todesschrei gehört. Und irgendwie hatte es sich verdammt nach Vanessa angehört. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie aus den Fenster. Doch die vollkommene Dunkelheit machte es ihr schwer irgendetwas da draußen zu erkennen. Sie öffnete kurzerhand das Fenster. Ein eisig kalter Windstoß fegte durchs Zimmer und ließ sie in ihren Shorts und dem dünnen Top erschaudern. Fröstelnd lehnte sie sich aus den Fenster, um besser nach draußen sehen zu können. Doch egal wie sehr sie sich da anstrengte, sie konnte niemanden da draußen erkennen. Hatte sie es sich nur eingebildet? Vielleicht sollte sie mal im Gryffindorturm nachsehen. Vor allem machte sie sich jetzt auch leichte Sorgen um Sissi.

Sie wollte nicht ihre neu gewonnene Freundin an irgendein blutrünstiges Monster verlieren. „Na. Wieso bist du wach?“, erklang eine Stimme hinter ihr. Elena wäre vor Schreck beinahe aus den Fenster gestürzt, aber konnte sich gerade noch festhalten. Sie machte sofort einen großen Schritt davon weg und drehte sich zu Katherine um, die auf dem Bett saß und sie beobachtete. Schon immer hatte sie das Mädchen irgendwie gruselig gefunden. Sie war eingebildet, arrogant, aber auch wirklich sehr schön. Eitel war sie auch noch. Sie wusste genau, dass sie die Männer ansprach. Mit so jemanden könnte Elena niemals befreundet sein. Beharrlich schwieg Elena. Sie traute der Brünetten nicht ganz über den Weg. Genau wie bei Damon hatte sie irgendwie das Gefühl, dass sie nicht ganz menschlich war. Katherine setzte ein schiefes Lächeln auf und bohrte weiter: „Wieso hast du denn das Fenster aufgemacht? Es ist schweinekalt.“

Elena runzelte die Stirn, zog sich um und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Doch Katherine folgte ihr sofort und wollte wissen, wo sie hinging. „Wüsste nicht, was dich das angehen sollte!“, zischte sie ihr entgegen und sah sich leicht um. Sobald die beiden im Korridor angelangt waren, kam ihnen Annabeth entgegen. Ebenfalls einer dieser neuen Schülern, die so urplötzlich aus dem Nichts erschienen waren. Genau wie Damon. Sissi war sich sicher, dass sie die noch nie zuvor gesehen hatte und Elena glaubte ihr. Sowieso fand sie ihn sehr mysteriös. „Wir sorgen uns nur um dich … du bist immer so einsam“, entgegnete Annabeth und die beiden Vampire flankierten Elena und versperrten ihr den Weg. Elena sah beide verwirrt an und ging einen Schritt zurück. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und sie konnte es nicht verhindern, als eine kleine Panik zu verspüren. Woher hatte Annabeth gewusst, dass wir hier entlang kommen würden.

Müsste sie denn nicht schön längst im Bett sein?
, dachte sich Elena im Stillen und sah beide misstrauisch an. Katherine setzte ein leicht falsches Lächeln auf und meinte honigsüß: „Wir sollten miteinander reden.“ „Wieso? Ich habe eigentlich so gut wie nichts mit euch gemeinsam und ich bin nicht mehr einsam. Ich habe einige Freunde jetzt und deswegen werde ich jetzt nach Sissi sehen.“ Elena wollte schon an Katherine vorbeigehen, doch die stellte sich ihr in den Weg. Ein ironisches Lächeln huschte über ihre perfekten Lippen. „Es ist schon sehr spät. Du solltest wieder ins Bett, Elena.“ „Ihr wollt doch keine Punktabzüge bekommen, oder?“, warf Annabeth ein und verschränkte die Arme vor der Brust. Elena bekam immer und immer mehr das Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Beide waren so furchtbar darauf erpicht sie von Sissi fernzuhalten.

Währenddessen schrak auch Sissi aus den Schlaf und sah auf das leere Bett von Vanessa. Sie hätte schwören können, sie hatte sie schreien gehört. Dass sie nicht da war, sagte ihr unberührtes Bett. Sofort zog sich Sissi an und stand auf. Sie war im Halbschlaf gewesen, aber sie konnte sich noch erinnern, dass Vanessa versucht hatte sie aufzuwecken. Irgendetwas von einer Brosche hatte sie gesagt. Wild entschlossen ihre Freundin zu finden, packte sie ihre große Taschenlampe und schlich sich aus den sicheren Gryffindor Schlafsaal. Sobald sie das Gemälde hinter sich gelassen hatte, rannte sie den Flur entlang und bog um die Ecke. Dann blieb sie schlitternd stehen und starrte verwirrt auf die am bodenliegende Person. „Damon? Warum liegst du auf dem Boden?“, wollte Sissi stirnrunzelnd wissen. Damon stöhnte gespielt und murmelte schwach: „Mir wurde es plötzlich schwindelig.“ Er log ohne einen Muskel zu verkrampfen.

Sissi schluckte leicht und ging einen Schritt rückwärts. „Mhm. Okay …“ Damon setzte sich auf und grinste jetzt boshaft. „Wieso bist du hier draußen Sissi? Suchst du nach deiner Freundin, Vanessa?“ Ein raues böses Lachen drang aus seiner Kehle. Sissi packte die blanke Panik und sie marschierte ohne ein weiteres Wort schnell an Damon vorbei. Doch der war in einer Sekunde auf seinen Füßen und stellte sich ihr in den Weg. Er packte sie an den Schultern und sagte mit seiner manipulativen Stimme: „Du bewegst dich nicht und du schreist nicht.“ „Ich bewege mich nicht und schreie nicht“, wiederholte sie ausdruckslos. Ihre mandelbraunen Augen starrten in die eisblauen von Damon. Der Vampir strich Sissi über das glatte schokoladenbraune Haar und meinte dann schließlich in leicht wehmütiger Stimme: „Weißt du, so viele haben Angst vor mir. Doch ich brauche euch doch für's Ritual. Ich mach das ja nicht zum Vergnügen!“ Sissi starrte weiterhin ausdruckslos in seine Augen und ließ sich voll quatschen. Damon fuhr unbeirrt weiter. „Ich bin so nah am Ziel. Nur noch drei Leute …“

Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er an den Namen dachte, der auf der Liste stand, aber den er am liebsten ausstreichen wollte. ELENA. Er wünschte es gäbe eine Alternative, aber die gab es leider nicht. Er brauchte sie einfach alle und er wollte nicht verschwinden ohne Elena mitzunehmen. Die erste Träne fiel im übers Gesicht. Wieder kontrollierte er die beste Freundin von Elena und sagte: „Lauf kleine Sissi. Lauf.“ Sofort rannte das 1,65m große Mädchen los und sah kein einziges Mal zurück. Er hörte ihre Schuhe auf dem Boden krachen, konnte ihr Herz pochen hören und ihr Blut riechen. Sein Gesicht verhärtete sich wieder und er wischte sich die Tränen fort. Er durfte sich keine Schwäche eingestehen. Sofort stand er vor Sissi, packte sie und biss ihr brutal in den Hals. Sie schrie auf, doch er hielt ihr den Mund zu.

Er trank so lange weiter bis sie beinahe am Rande des Todes stand. Dann ließ er sie los und ihr bewusstloser Körper fiel krachend auf den Boden. Sein ganzes Gesicht war blutverschmiert und seine Augen hatten jegliche Menschlichkeit verloren.

****

- die reale Welt -

Cate – die Adoptivmutter von Elena – kam gerade auf die Dachterrasse heraus und gesellte sich zu ihrem Mann. Sie hatte einen seltsamen Traum gehabt und konnte nicht mehr einschlafen. Seufzend kuschelte sie sich an Nate und hörte dem regen Verkehr zu, der sogar nicht einmal in der Nacht abklang. „Immer noch nichts neues“, sagte Nate leise und steckte sein Handy wieder ein. Er hatte die Polizei wieder angerufen und sie schon zum Millionsten Mal gefragt, ob sie eine Spur hatten. Doch Elena schien, wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Es nagte an den Nerven der beiden und jeden Tag starb ein bisschen mehr von ihnen. Doch sie würden niemals aufgeben. „Sie ist da draußen. Unser Mädchen ist nicht tot. Sie lebt. Das spüre ich. Auch wenn ich nicht ihre echte Mutter bin“, sagte Cate und sah in den Himmel. Sie stellte sich immer und immer dieselbe Frage.

Wer war so grausam und entriss sie ihr einfach so? Nate nickte und strich ihr besänftigend über den Arm. „Ja das ist sie. Und wir werden sie finden.“ Cate seufzte und dann hatte sie einfach das Bedürfnis ihm von ihrem verrückten Traum zu erzählen. „Nate. Ich habe etwas seltsames geträumt. Elena war in einer Zauberschule und etwas Böses war hinter ihr her. Sie ist in Gefahr.“ Nate runzelte die Stirn und sah seine erschöpfte Frau an. „Cate, Schatz. Hexen gibt es nicht. Das war nur ein Traum“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Doch Cate schüttelte den Kopf. Sie konnte einfach nicht dieses seltsame Gefühl abschütteln. Sie wusste, dass so etwas nicht existierte, aber der Traum hatte eine Bedeutung. Da war sie sich sicher. „Ich weiß. Aber ich habe das Gefühl, dass sie in Gefahr ist.“ Nate seufzte und versuchte dann schließlich das Thema zu wechseln. „Soll ich dir einen Kräutertee machen oder willst du Wii spielen?“ Er sah sie an und wartete auf ihre Antwort. Ihre Schulter sackten herunter und sie gab dann nach.

Vielleicht hatte Nate doch recht und sie sponn sich da nur etwas zusammen. Es ist schon so lange her und sie vermisste Elena jeden Tag mehr. Sie hatte einfach eine so furchtbare Angst um sie. Sie selbst konnte nie Kinder bekommen und als sie Elena adoptierten war es das Geschenk eines Engels gewesen. Und jetzt war sie fort und die Leere blieb zurück.

- in Hogwarts -

„Gibst du auf oder willst du weiterkämpfen?“, wollte Jacob mit höhnischer Stimme wissen. Er hatte eine blutige Nase und einen Kratzer am Schlüsselbein. Matt stand angriffslustig dem Zauberer gegenüber und presste hinter zusammengebissenen Zähnen hervor: „Ich werde nicht zulassen, dass ihr dieses Buch findet. Es gehört uns, nicht euch!“ Matt hatte auch schon mal bessere Tage gesehen. Sein Vorteil war, dass er ziemlich schnell heilte, da er ein Werwolf war. Niemand außer Dumbledore wusste davon. Aber aus irgendeinen Grund hatte Jacob es doch erfahren und wollte sich jetzt Matt holen. Schließlich stand er auf der Liste.

„Na gut Matt. Dann muss ich eben Gewalt anwenden, auch wenn ich das nicht gerne mache“, meinte er und fixierte den Werwolf. „Dieses Buch ist alles was ich brauche … und ich lasse mich da nicht von dir aufhalten.“ Matt zuckte mit keiner Wimper und wich noch nicht einmal zurück, als Jacob näher kam. „Ich habe keine Angst vor dir“, ließ er tapfer verlauten. Jake lachte und zuckte mit den Schultern. „Wir haben deine kleine Elena.“ Matt's Herz rutschte ihm in die Hose und für einen Moment ist er richtig geschockt. Doch er fasste sich schnell wieder und knurrte: „Du bluffst.“ Er war sich sicher, dass Elena in ihrem Bett friedlich schlief. Aber dann fiel ihn ein, dass Damon und fast die ganze Vampirbande Slytherin waren. Er wusste von Anfang an, dass sie Vampire waren. Er hatte sie gerochen. Aber er hatte es Elena noch nicht erzählt, weil er ihr erst schonend beibringen wollte, dass er ein Werwolf auch noch war. Ein Hybrid. Halb Hexe. Halb Wolf.

Mit einer enormen Kraft schlug Jake ihn und er flog durch die Luft und krachte auf einen Tisch. Die Luft wurde ihm aus den Brustkorb gepresst. „Ich bluffe niemals“, erwiderte Jacob ernst. Plötzlich schrie Matt wie am Spieß als ihn etwas unsichtbares am Fuß biss und vom Tisch herunterzog. Tiefe Krallenspuren erschienen plötzlich über seinen Brustkorb und das Blut spritzte hervor. Matt versuchte sich verzweifelt zu wehren, doch er hatte gegen das unsichtbare Tier keine Chance. „Das ist ein Geschenk von Damon. Das wird dich nicht töten... nur schwächen und handzahmer werden.“ Ein bösartiges Lachen brach aus Jacob heraus. Vergnügt sah er zu, wie Matt vor Schmerzen schrie.

Elena hatte sich endlich von Katherine und Annabeth freikämpfen können, doch als sie leise in das Gryffindor Geheimversteck geschlüpft war, hatte sie Sissi und Vanessa nirgendwo finden können. Frustriert und voller Sorge war sie zurückgekehrt und hatte dort in einem schwarzen Ledersessel Lucas vorgefunden. Er hatte ein ernstes Gesicht drauf und er starrte wie hypnotisiert ins Feuer. Elena kam vorsichtig auf den Engel zu und setzte sich ihm gegenüber. „Ich habe überall nach Sissi und Vanessa gesucht. Weißt du wo die beiden sind?“ Doch Lucas schwieg und tat sich schwer ihr in die Augen zu sehen. „WO. IST. SISSI!“, brüllte jetzt Elena und sprang aus den Sessel. Sie baute sich vor dem Engel auf und wusste sofort, dass er ihr etwas verschwieg. „Ihr ist was passiert“, begann sie leise und wurde immer lauter. „Und du wusstest es! Du wusstest was geschehen wird, hast mir aber rein gar nichts gesagt. Wenn Sissi verletzt oder … tot ist, dann wirst du büßen!“

Elena versuchte ihre Sorge mit ihrer Wut zu überspielen. Wieso hatte sie diese Leute in ihr Herz gelassen? Wieso nur? Wenn doch nur Tod und Verderben folgten! Lucas schwieg weiterhin und starrte immer noch in das Feuer. „IHR ENGEL SEID ALLE GLEICH! IHR SCHWEIGT UND GLOTZT BLÖD“, brüllte sie jetzt zornig und wollte gehen. Jetzt kam Leben in Lucas. In einer einzigen eleganten Bewegung stand er von Sessel auf und packte ihr Handgelenk. „Lass mich los“, fauchte sie und riss sich los. „Du musst bei mir bleiben … sonst werden sie dich auch noch holen!“, sagte er im sachlichen Ton, aber man konnte eine leichte Sorge darin mitschwingen hören. Elena schnaubte nur und presste wütend die Lippen aufeinander. „Wer steckt dahinter?“, wollte sie wissen und starrte dem Engel direkt in die Augen.

Doch wieder schwieg Lucas und wollte nichts preisgeben. Elena schüttelte verächtlich den Kopf und warf ihn an den Kopf: „Ihr denkt ihr wisst alles, doch ihr wisst gar nichts! Liebe, Freundschaft, Vertrauen … solche Dinge sind euch fremd ...“ Die Tränen der blanken Wut schimmerten in ihren Augen. Lucas sah sie zornig an und knurrte: „Halt die Klappe!“ „Nein du hältst sie! Du verlangst von mir meine Freunde in Stich zu lassen. Ihr sagt, ich wäre was „Besonderes“ aber warum, dass erklärt ihr mir natürlich nicht! Ich hab die Schnauze voll!“ Sie schubste ihn hart, so dass er zurück in den Sessel stolperte. Dann rannte sie wieder aus den Slytherin Kerker. Lucas rappelte sich hoch und folgte ihr sofort. Auch wenn sie ihn hasste, er hatte die Verantwortung für sie und er würde sie mit seinen Leben beschützen.

Als er aus den Kerker lief, sah er plötzlich Elena am anderen Ende des Korridors. Damon stand vor ihr und lächelte sie honigsüß an. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und drehte sich um. Doch sie kam nicht weit. Der Vampir riss sie zurück und drückte ihr ein Tuch mit Chloroform getränkt vor die Nase. Sie sah Lucas mit weit aufgerissenen blauen Augen an und sackte dann zusammen. „ELENA!“, brüllte der Engel und rannte mit rasender Geschwindigkeit auf Damon zu. Der jedoch hob Elena mühelos hoch und verschwand. Der Engel folgte der dunklen Aura, die er hinterließ und stolperte in den Hof. Es war immer noch tiefste Nacht und Regen prasselte vom Himmel. Es blitzte und Donner grollte über den Himmel.

Klatschnass stand Jacob im Regen und versperrte ihm den Weg. „Hallo Engel“, sagte er nur belustigt. Von Elena und Damon war weit und breit nichts zu sehen. Lucas kniff die Augen zusammen und fixierte Jake. Auch er war schon bis auf die Knochen nass. Doch sein Auftrag bestand darin, Elena zu beschützen und er nahm seinen Auftrag sehr ernst! „Sei ein lieber Engel und komm mit!“, sagte er mit einem zuckersüßen Lächeln. Lucas runzelte die Stirn und war für einen Moment verwirrt. Das nutzte Jacob aus und packte den Engel am Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand. Krachend prahlte Lucas auf und ihm wurde es ganz schwarz vor Augen. Doch zugleich heilte seine gebrochene Wirbelsäule und er konnte sich wieder bewegen. Er rappelte sich hoch und teilte selber Schläge aus. Aber dieser Zauberer war enorm stark und das war sehr ungewöhnlich.

Denn Hexen und Zauberer waren im Grunde Menschen mit nur der Fähigkeit zu zaubern. Was auch immer Jacob war, er nutzte seine Stärke aus und brachte den Engel zu Fall. Blutend, keuchend und verwirrt landete Lucas wieder im Matsch und dann verlor er das Bewusstsein.

//10 - Rescueteam

 

Weit und breit war nur die weiße Wüste, die sich über die ganze Fläche zog. Es war brütend heiß und staubtrocken. Adam bretterte mit seinem Motorrad durch diese tote Landschaft und hoffte, dass er bald hier wieder draußen war. Seine Zunge klebte an seinem Gaumen fest und er schwitzte aus allen Poren. Auch hatten sich feine Staubkörner in seinem blonden kurzen Haar festgesetzt. Seine Augen brannten vor Müdigkeit und er hatte große Mühe sie offen zu halten. Doch er fuhr erbittert weiter, bis er in der Ferne eine Gestalt vernahm. Schlitternd blieb er stehen und sah überrascht seinen Gegenüber an. „Castiel?“, fragte er perplex und stellte den Motor ab. „Hallo Adam. Wir müssen reden“, sagte der Engel und ging voran. Adam stieg von seinem Motorrad und folgte Castiel. Die beiden Männer stiegen eine Anhöhe hinauf, von der aus sie einen wundervollen Blick über die Wüste hatten. Noch sah man kein Ende. „Ich habe dich gesucht“, begann der Engel nach einer Weile und sah in die Ferne. Adam sah kurz zu Castiel und dann ebenfalls nach vorne. „Wieso?“, wollte er wissen, doch er hatte das dumpfe Gefühl es bereits zu wissen. Vor 16 Jahren verlor er seine Frau an diese Kreaturen. Seine kleine Tochter konnte Castiel damals retten. Er selbst hatte keine Ahnung, wie er da lebend rausgekommen war. Doch er war es.

Doch seitdem versuchte er ständig die Kreaturen weit, weit weg von Elena zu locken. Solange sie ihm folgten, solange würde sie in Frieden leben. Castiel sah ihn fest an und erwiderte ernst: „Du weißt genau weshalb ich hier bin. Es geht um Elena. Du musst mitkommen.“ „Nein.“ „Was heißt hier nein? Deine Tochter braucht dich!“, warf er Adam entgegen und konnte nicht fassen, was er da hörte. Adam presste die Lippen aufeinander und sah auf seine Hände. „Solange ich mich von ihr fernhalte, solange ist sie in Sicherheit. Sowieso würde sie mich nicht sehen wollen. Ich war 16 Jahre lang nicht für sie da.“ Castiel sah ihn lange an und schüttelte dann den Kopf. „Hogwarts ist auch nicht mehr das was es war. Werwölfe, Vampire … und wenn die Herausfinden, dass Elena schwarz magisch ist ...“ Adam schüttelte es am ganzen Leib. Bei dieser Vorstellung bekam er eine Gänsehaut. Ob er doch zu seiner Tochter zurückkehren sollte. „Aber was ist mit den Kreaturen?“, fragte er und Zweifel plagten ihn. „Ich kann deine Spur verwischen“, bot Castiel es ihm an und legte eine Hand auf seine Schulter. Adam seufzte und gab dann schließlich nach. Vielleicht war es wirklich Zeit endlich Kontakt mit Elena aufzunehmen.


Joanna Gomez saß draußen in der Wiese, in der Nähe von Hagrids Hütte und brütete über eine kompliziert aussehende Zauberformel. Sie musste den Zauberspruch bis morgen unbedingt drauf haben. Es wäre äußerst peinlich, wenn alle anderen ihn perfekt beherrschten, nur sie nicht. Hochkonzentriert las sie es sich immer und immer wieder durch, bis ihr jemand die Sonne verdeckte. Es war Percy und er sah sehr besorgt aus. Schon den ganzen Tag hatte er versucht seine Freunde zu finden, doch er konnte sie nirgendwo entdecken. Absolut niemand hatte sie gesehen, aber auch niemanden interessierte es wirklich. Percy war außer sich vor Sorge, doch noch wollte er nicht zu Dumbledore. Noch hatte er die Hoffnung, dass er sie doch noch fand.

 

„Hey“, begrüßte er Joanna und lächelte gütig. Das brünette Mädchen sah auf, lächelte und erwiderte ihrerseits ein Hi. Doch plötzlich erstarrte sie und merkte erst wer vor ihr stand. Das war Percy Jackson und sie war in ihn verliebt seit der ersten Klasse! „Warte. Du redest mit mir?“, quietschte sie ungläubig und ihre grünen Augen funkelten verträumt. Sie miss gerade mal 1,57m und war für ihr Alter recht klein, aber das kümmerte sie nicht wirklich. Percy lächelte leicht und saß sich neben sie. „Wieso sollte ich nicht?“, meinte er schmunzelnd und schielte auf das Buch. Ach der Verwandlungszauber. Eigentlich ganz simpel. „Hey. Jo... hast du Sissi, Elena oder irgendjemand anderen von der Gruppe gesehen? Die Neulinge scheinen auch wie vom Erdboden verschwunden zu sein.“ Die Sorge war deutlich aus seiner Stimme zu vernehmen.

 

Hogwarts war zwar groß, aber sie waren nicht beim Frühstück gewesen und dann auch nicht irgendwo anders. Normalerweise kam Sissi immer gleich zu ihm angerannt, um ihm vollzulabbern, aber dieses Mal blieb dieses Morgenritual aus. Doch das sah Sissi überhaupt nicht ähnlich. Joanna klappte das Buch zu und schüttelte dann bedauerlicherweise den Kopf. Schon wollte Percy enttäuscht aufstehen, doch Jo hielt ihn auf. „Aber ich kann dir suchen helfen, Percy“, bot sie ihm mit einen strahlenden Lächeln an. Percy lächelte kurz und nickte dann schließlich. Wieso auch nicht? Zu zweit haben sie bestimmt mehr Glück. „Okay. Dann lass uns beim Gemeinschaftsraum mal nachgucken“, schlug er vor und machte sich dann mit Joanna auf den Weg zurück ins Schloss.

 

Beim Gemeinschaftsraum der Gryffindor angekommen, beobachteten sie wie Ruby in ihr Handy sprach. Die Werwölfin ging auf und ab und sprach bestimmt schon zum tausendsten Mal auf Matts Band. „Hey Matt. Ich bin's wieder Mal, Ruby. Deine beste Freundin? Wieso gehst du einfach nicht an dein Handy? Wozu haben wir uns denn solche Dinger gekauft? Mensch ich mach mir Sorgen um dich. Bitte melde dich!“ Dann legte sie frustriert auf und marschierte Richtung Kühlschrank. Der Gemeinschaftsraum hatte eine kleine Kochnische. Sollte jemand Hunger bekommen, dann konnte er sich dort einen Snack genehmigen. „Ruby?“, räusperte sich Percy und folgte der Gryffindorschülerin mit den Augen. Ruby blieb in der Bewegung verharren und sah dann über ihre Schulter.

 

Als sie Percy und Joanna entdeckte lächelte sie kurz freundlich, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Jo starrte die Wölfin an und stieß dann aus: „Warte. Matt wird auch vermisst?“ „Wie auch vermisst?“, fragte sie misstrauisch und fixierte die Beiden. „Sissi, Elena, Bianca und noch so einige fehlen ebenfalls … ich mach mir Sorgen“, erzählte Percy seufzend und ließ sich auf einen der roten Sessel nieder. Das Feuer prasselte gemütlich und roch nach Marshmallows. Percy zog tief den Geruch ein. Ruby schnaubte, packte sich eine Packung Eis und ließ sich dann aufs Sofa plumpsen. Joanna folgte den beiden und ließ sich ebenfalls nieder.

 

Sie wollte nichts verpassen und nicht ausgeschlossen werden. Noch nie hatte man sie so sehr einbezogen wie jetzt. Das war alles SO aufregend. Auch wenn es ziemlich miese Umstände sind und die Sorge in den Gesichtern der beiden anderen geschrieben ist. Zumindest versuchte Joanna aus Solidarität auch besorgt zu sein. „Dieser Mistkerl“, knurrte sie und folterte das Eis. Wieso war sie nicht sofort darauf gekommen? Der einzige der was damit zu tun haben könnte, war DAMON! Der Vampir war auf der Suche nach diesem Hexenbuch. Natürlich musste man Opfer bringen … Ruby kochte innerlich. Am liebsten würde sie dem verdammten Vampir die Kehle herausreißen.

 

„Wen meinst du?“, wollte Percy wissen und runzelte leicht die Stirn. „Na Damon Salvatore“, stieß sie wütend hervor und steckte sich einen Löffel voll Vanilleeis in den Mund. „Der miese Blutsauger hat sie bestimmt alle wegen diesem dämlichen Ritual entführt!“ Percy und Joanna wurden mit jedem Wort zunehmends verwirrter. „Woah. Warte. Jetzt mal alles ganz langsam“, setzte Percy an und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Jetzt war es an Ruby verwirrt zu sein. „Ihr wusstet nicht, dass Damon ein Vampir ist?“ Ungläubigkeit zeichnete sich auf ihren Gesichtszügen ab. Jo und Percy sahen sich an und schüttelten dann gleichzeitig den Kopf.

 

Natürlich hatten sie das nicht gewusst. Bisher hatten sie gedacht, dass er einfach nur ein dämlicher Zauberer war, der nichts von Magie wusste. Aber ein Vampir?! Ruby seufzte und rollte leicht mit den Augen. Wie dämlich konnte man sein? Aber gut. Die beiden hatten nicht die Nase eines Werwolfs. Da roch man die Vampire schon meilenweit. Diese eklige süße Geruch nach Süßigkeiten. Bäh! Ruby rümpfte die Nase und erzählte dann weiter: „Aber nicht nur er. Hanna, Stefan, Peter, François, Katherine und Annabeth gehören ebenfalls zu seinem Pack. Aber lasst mich raten. Sie alle sind auf mysteriöse Weise verschwunden?“ Percy nickte und wurde zusehends nervöser und besorgter.

 

Wenn ein ganzer Clan von Vampiren seine Freunde hatte … würden sie sie denn dann rechtzeitig finden und retten können? „Was ist das für ein Ritual?“, wollte Percy wissen. Ein seltsames Gefühl machte sich in seiner Magengrube breit. Er wusste es schon, bevor Ruby es überhaupt ausgesprochen hatte. „Nun ja … Opfergaben .. und so ein Zeugs“, murmelte sie leise und starrte die tanzenden Flammen an. Joanna zog erschrocken die Luft ein. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Sie hätte niemals gedacht, das in dieser Zeit noch so viel Leid passieren würde …

 

„Wir müssen sie finden“, sagte Percy entschlossen und stand auf. Joanna nickte sofort und sprang auf die Füße. „Ja, aber wir brauchen Verstärkung. Wir sollten in den Ravenclawturm!“ Ruby stand jetzt auch auf und nickte. „Gar keine so schlechte Idee, Kleine.“ Jo grinste breit und freute sich total über das Lob. Dann brachen die drei auf. Je schneller sie sich auf den Weg machten, desto größer war die Chance, dass sie die anderen lebend wiedersahen.

 

Gerade gingen sie den Korridor entlang, als jemand ihnen entgegen kam. Es war Jeremy Chase, der auf der Suche nach seinen jüngeren Bruder war. Als er jedoch Ruby erblickte verdüsterte sich seine Miene rapide. Er wusste über sie Bescheid und er verabscheute solche Ausgeburten der Hölle, wie er sie gerne nannte. „Was wollt ihr denn hier? Ihr habt hier nichts zu verlieren“, begrüßte er die drei harsch und baute sich vor sie auf. Ruby kniff die Augen zusammen. Der Hass beruhte auf Gegenseitigkeit. „Hätten wir eine andere Wahl, dann wären wir auch nicht hier“, zischte sie kratzbürstig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Von allen Ravenclaws mussten wir ausgerechnet dir über den Weg laufen.“

 

Jeremy schnaubte und funkelte sie hasserfüllt an. „Du hast hier gar nichts zu melden, Hündchen!“ Er spuckte die Worte aus, als wäre es eine Krankheit. Joanna und Percy starrten verwirrt zwischen den beiden hin und her. Was für Geheimnisse werden heute noch ans Licht kommen? Heute war definitiv kein guter Tag. „Wieso bist du so gemein, Jer“, fragte Jo und sah kurz zu Ruby, die verletzt aussah. „Wusstet ihr das nicht?! Sie ist ein Werwolf!“, knurrte er und hatte das Gefühl er müsste sich übergeben.

 

Ruby, die eigentlich immer die toughe spielte, zuckte leicht zusammen. Sie hatte das Gefühl Jeremy hätte sie geschlagen. Wie konnte jemand nur so rassistisch und intolerant sein?! Joanna schnaubte leicht und fixierte Jeremy. „Also mir ist das egal. Hauptsache sie ist kein bluttrinkendes Monster! Und du bist nicht viel besser, du aufgeblasener Hornochse!“, fauchte sie und schon begannen die beiden lautstark zu streiten. In der Zwischenzeit hatte sich Ruby zurückgezogen und marschierte verbissen den Korridor entlang. Percy rannte ihr nach und hielt sie auf. „Warte Ruby. Wo willst du denn hin?!“

 

„Ich werde jetzt Christopher suchen“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wollte sich schon wieder abwenden, doch Percy hielt sie weiterhin fest. „Hör nicht auf Jeremy. Wir werden dir nichts tun. Niemand wird hier getötet oder ausgestoßen oder sonst was. Mir ist egal, was du bist. Ich weiß, dass du ein gutes Herz hast. Das ist alles was für mich zählt.“ Ruby presste die Lippen aufeinander und war leicht gerührt von seinen Worten, doch sie vertraute Jeremy nicht. Er würde sie bestimmt töten.

 

„Schwör es Percy. Schwör es beim Unbrechbaren Schwur“, stieß sie unbedacht hervor. Percy schluckte leicht. So ein Schwur war gefährlich, doch die einzige Chance, dass er auf ihre Hilfe zählen konnte. Sie brauchten Ruby, denn nur sie kannte die Vampire am besten von allen. „Okay. Ich schwöre wir töten dich nicht“, schwor er und packte ihr Handgelenk. Sie packte ihrerseits seins und lächelte kurz. Ein leuchtendes magisches Band legte sich über ihre Hände und verknüpfte sie miteinander. Würde Percy diesen Schwur brechen, dann würde er mit dem Tode bezahlen. Er hoffte, dass es nicht soweit kommen möge.

 

Weit weg von Hogwarts, auf den Weg ins Unbekannte, reiste Damon mit seiner Gruppe und den Opfern in einem Geisterbus. Er war für niemanden zu sehen und konnte durch die Autos hindurch fahren. Jacob hatte ihn aufgegabelt. Manchmal war er auch zu etwas zu gebrauchen, das musste sich Damon leider eingestehen. Sie waren auf den Weg zum Meer, wo ein Schiff auf sie wartete. Dort würden sie dann in die Meerjungfrauengrotte fahren und das nächste auf ihrer Liste beschaffen. Nämlich eine Meerjungfrau. War eigentlich ganz logisch, sonst würden sie sich ja nicht auf den Weg dorthin machen. Damon saß ganz vorne, hatte die Füße hochgelegt und ließ die Stadt an sich vorbei sausen.

 

Jacob saß am Steuer und brachte sie alle ihrem Ziel näher. Schon bald würde das Buch in ihren Händen sein. Schon bald gehörte ihnen das Wissen, dass sich dort drinnen verbarg. Die meisten Opfern waren noch bewusstlos, doch Sissi war hellwach. Ihre Kehle brannte wie Feuer, sie war leichenblass und das Blut wollte einfach nicht stoppen. Sie hatte das Gefühl dem Tod entgegenzuschweben. Schon bald würde sie zu viel Blut verloren haben und einfach sterben. „Alles wird gut, Sissi“, flüsterte Francois und sah sich kurz um. Jeder Vampir schien seinen Gedanken nachzuhängen. Der perfekte Augenblick seine Liebste zu retten.

 

Er hatte einen Narren an dem quirligen Mädchen gefressen, dass jedoch jetzt blass und schlaff auf der Bank lag. Vorsichtig nahm er sie in die Arme und wiegte sie hin und her. „Ich will nicht sterben, Francois“, hauchte sie schwach und schloss für einen Moment die Augen. Doch France rüttelte sie heftig, so dass sie wieder die Augen aufriss. „Bleib bei mir“, wisperte er besorgt und biss sich in das Handgelenk. Er drückte ihr sein Handgelenk an den Mund und seufzte befreit, als er spürte, dass sie trank. Schon bald schloss sich die grässliche Wunde am Hals, die Damon ihr gerissen hatte und sie konnte wieder besser atmen.

 

Doch die Blässe war nach wie vor da. Es würde noch seine Zeit brauchen bis sie wieder einigermaßen fit war. Er küsste ihr kurz auf den Scheitel. Sie griff nach seiner Hand und klammerte sich daran. In ihrem Leben hatte sie noch nie so viel Angst, wie jetzt gehabt. Sie wusste Francois würde ihr nichts tun, doch die anderen waren unberechenbar. Langsam ließ sie den Blick schweifen und erkannte vertraute Gesichter. Weiter vorne konnte sie Elena erkennen. Matt machte sich gerade auf den Weg zu ihr. „Elena?“, hauchte er und rüttelte sie sanft wach. Elena blinzelte und öffnete langsam die Augen. Ihr Kopf schmerzte leicht und sie hatte ernsthaft keine Ahnung, wo sie war.

 

„Matt?“, fragte sie irritiert. „Wo sind wir?“ Doch bevor er antwortete zog er seine Freundin in die Arme und drückte sie fest an sich. „Gott sei Dank. Du lebst“, stieß er leise hervor und war so erleichtert darüber. Sie klammerte sich an ihn und schluckte leicht. Ihr war wieder alles eingefallen. Die Entführung … Damon, der ihr ein Tuch vor die Nase gehalten hatte und dann die vollkommene Finsternis. „Ja. Ich lebe. Ich lebe, Matt“, flüsterte sie, mit dem Gesicht an seine Brust gepresst. Damon lauschte natürlich jedem einzelnen Wort. Er hätte doch niemals Elena umgebracht. Er brauchte sie doch für das Ritual und er hatte gewusst, dass Francois Sissi retten würde. Er wollte seinem Kumpel lediglich einen Gefallen tun. Aber natürlich sahen sie alle das Monster in ihm. Natürlich existierte es, aber er konnte auch eine andere Seite zeigen. Nur nicht jetzt.

 

Matt lacht heiser und küsste sie dann. Er war überglücklich, dass er sie nicht verloren hatte. Sie erwiderte, doch konnte nur zu gut den Blick von Damon auf sich spüren. Was auch immer der Vampir vorhatte, sie würde ihn aufhalten. Das machte sie sich zur Mission.

 

In Hogwarts hatten sich sechs Personen zusammengefunden. Alle sechs wollten sich auf die Suche nach den verlorenen Schülern machen. „So. Wir sind also das Rettungsteam?“, wollte Sam wissen, der vom Hause Slytherin stammte. Joanna nickte und schlürfte an einen Milchshake. „Jap. Wir sind die sogenannten Helden.“ Sie hatte schon immer davon geträumt solche Abenteuer zu bewältigen. Endlich hatte sie so eine Chance bekommen. Percy stellte sich auf den kleinen Tisch und verschaffte sich somit die Aufmerksamkeit, die er benötigte. „Okay hört zu. Vergesst die Häuser. Vergesst die Rivalität. Wir sind jetzt ein Team und gemeinsam werden wir unsere Freunde wieder zurückholen!“ „Wenn wir das überhaupt überleben“, warf Christopher ein. Ein blonder Kerl aus den Hause Ravenclaw. Ruby vergötterte den Kerl. Sie grinste leicht und boxte ihn auf die Schulter.

 

„Jetzt sei nicht so ein Pessimist!“, stieß sie lachend hervor. Chris grinste leicht und stimmte dann in ihr Lachen mit ein. Aber dieser Satz hing schwer im Raum. Joannas Aufregung wurde leicht gedämpft. Das hatte sie natürlich nicht miteinbezogen. Sie konnten sterben … ob alle wohl heil nach Hause kamen ? Oder wird es Opfer geben? Es schüttelte sie leicht, doch sie versuchte weiterhin tapfer zu bleiben. „Wir brauchen einen Anführer. Ich stimme für Percy!“ Jo hob ihre Hand und sah in die Runde. Alle hoben ebenfalls die Hand. Alle bis auf Jeremy. Der stierte sauer Percy an.

 

„Wieso er?“, zischte er. Natürlich wollte er der Anführer sein. Schließlich war er Schülersprecher, wenn jemand Führerqualitäten hatte, dann wohl er. Percy seufzte. Er wollte keinen Streit, wenn Jeremy das Amt wollte, dann soll er es doch übernehmen. Doch bevor er ein Wort sagen konnte, sprang Chris schon ein. „Weil er es bemerkt hatte. Er hat gleich gewusst, dass hier was faul ist. Perseus ist die beste Wahl.“ Und dann war die Diskussion beendet. Jeremy gab zähneknirschend seinem besten Freund recht und war dann still. Alle sahen zu Percy auf. Die Hoffnung schimmerte in ihren Augen und das Vertrauen zu ihm. Percy lächelte kurz in die Runde. Er wusste nicht, ob er der Aufgabe gewachsen war, aber er würde sein bestes geben.

//11 - Paradise

 

Es war mitten in der Nacht, als der Geisterbus vor einem Farmhaus anhielt. Es lag außerhalb der Stadt, keine Nachbarn und niemand, der die Schreie hören würde. Damon hatte vor einer halben Stunde die Eltern der schwarzmagischen Hexe wegfahren gesehen. Er wusste sie würden nicht so schnell wieder heimkommen. Denn sie wollten fein Essen gehen und das Restaurant von dem sie gesprochen hatten, war innerhalb der Stadt. Damon sah kurz zu seiner Liste, dann zu seinen Opfern und lächelte dann zufrieden. Schon bald war die Liste komplett. Er kam dem Buch immer näher.

 

„Stefan“, rief er seinen jüngeren Bruder zu sich, mit einer kalten und emotionslosen Stimme. Ganz der Killer, ganz der Meister. Stefan kam natürlich sofort zu Damon, verbeugte sich leicht und fragte: „Ja, Meister?“ „Ich möchte gerne, dass du da hineingehst und mir die Hexe holst.“ Stefan nickte, doch runzelte gleichzeitig seine Stirn. „Aber ohne Einladung komme ich nicht hinein“, gab er zu Bedenken. Ein unüberwindbares Hindernis, dachte der Vampir, doch Damon belächelte ihn nur seinerseits. „Keine Sorge. Du wirst durchkommen“, meinte er schlicht und schickte seinen Bruder fort. Er kannte damals eine Hexe – er hatte sie umgebracht, weil er von ihr gelangweilt gewesen war – und die hatte ihm einen Zauberspruch gesagt, der diese Barriere aufhob.

 

Jacob hatte sobald die Eltern fort waren, diesen Zauberspruch gesprochen. Es war nichts spektakuläres passiert. Kein Aufleuchten, glitzern oder summen. Es sah immer noch wie vorher aus, doch Damon wusste instinktiv, dass der Zauber gewirkt hatte. Er beobachtete leicht seinen Bruder, der sich langsam auf den Weg zur Haustüre machte. „Wieso?“, erklang plötzlich eine Stimme an seinem Ohr. Er zuckte zusammen und starrte dann in die blauen anklagenden Augen von Elena. „Wieso was?“, schnauzte er sie an und sah kurz zu den anderen. Alle schliefen. Alle bis auf Elena. Das blonde Mädchen saß sich ungefragt neben Damon auf den Sitz und musterte ihn.

 

„Wieso hast du uns alle entführt?“, wollte sie wissen. Sie hatte wirklich gedacht Damon hatte ein gutes Herz. Ihr erster Tag in Hogwarts … da war er so nett gewesen. Sie hatte sich so verloren gefühlt, doch er hatte sie in seiner Mitte willkommen geheißen. Doch jetzt erkannte sie sein wahres Ich. Er war ein Monster und er wollte sie alle töten, das konnte sie in seinen Augen sehen. „Elena das geht dich nichts an. Füg dich deinem Schicksal und sei bitte still“, fauchte er sie an. Er kniff die Augen zusammen und stand auf. Er brauchte frische Luft.

 

Er konnte diese anklagenden und verletzten blauen Augen nicht mehr länger ansehen. Er hätte jeden x-beliebigen Slytherin nehmen können, doch er wollte Elena. Denn Elena gab ihm das Gefühl ganz zu sein. Doch dieses Gefühl schüttelte er sofort wieder ab. Elena hasste ihn, weil er ein Monster war. Und das war gut so. Denn würde sie ihn anders behandeln, dann würde es ihm nur noch so viel schwerer fallen, sie zu töten.

 

Währenddessen lag Faye auf ihrem Bett und blätterte alte Bücher ihrer Großmutter durch. Schon seit einer geraumen Zeit versuchte sie jemand am Handy zu erreichen. Auf der anderen Seite der Leitung marschierte Thomas auf und ab und machte sich große Sorgen. Er hatte hellseherische Fähigkeiten und was er geträumt hatte, war nicht toll gewesen. Diana, ein brünettes Mädchen mit braunen Augen und einem runden Kopf, der sie knuffig und süß aussehen ließ, folgte Tom mit den Augen. „Sie geht nicht ran“, zischte er beunruhigt und sah Diana an. „Vielleicht schläft sie schon? Vielleicht passiert es ja gar nicht heute“, versuchte sie ihn zu beruhigen, doch Thomas schüttelte den Kopf.

 

Natürlich würde es heute geschehen. Er drückte auf Wahlwiederholung und hörte dann endlich ihre vertraute Stimme. „Okay. Was gibt es?“, wollte sie genervt wissen und legte die Bücher beiseite. Wie konnte jemand nur so penetrant und nervtötend sein?! „Faye. Du musst aus diesem Haus raus. Ein Vampir wird dich holen kommen!“, zischte er ins Telefon und war krank vor Sorge. Faye lachte heiser und schälte sich aus dem Bett. „Tommy. Ein Vampir kann hier nicht rein. Nicht solange er nicht eingeladen wurde und das werde ich ganz sicherlich nicht tun“, erwiderte sie immer noch lachend und marschierte die Treppe nach unten.

 

Sie hatte die Türe quietschen gehört. Hatten ihre Eltern irgendetwas vergessen? Doch als sie aufblickte, erstarrte sie geschockt. Ein fremder Mann mit hellbraunen Haaren und grünen Augen stand in ihrer Diele und glotzte sie an. Seine Augen veränderten sich plötzlich. Alles was ihr blieb war zu schreien.

 

Die Gruppe hatte so lange recherchiert, bis sie auf etwas brauchbares gestoßen waren. Mit der Erlaubnis von Professor Dumbledore waren sie dann zum Flughafen gefahren und in einen Privatjet gestiegen, der extra von Jeremy's Eltern bereitgestellt worden war. Die machten sich große Sorgen um Jacob und hofften, dass die sechs ihn lebend und gesund wieder zurückbrachten. Natürlich konnten sie nicht im entferntesten ahnen, dass ihr Sohn bei dem allem mit drinnen hing. Der Privatjet erhob sich in die Lüfte und die jungen Zauberer und Hexen fanden sich in kleine Grüppchen zusammen.

 

Percy genoss gerade ein ausgezeichnetes Mittagessen. Als Vorspeise verschlang er genüsslich das Tiropitakia. Das war ein Blätterteig gefüllt mit Schafskäse. Er schmeckte vorzüglich und war eine Wohltat für seinen Gaumen. Dann machte er sich über den Hauptgang her. Ein kleiner Bauernsalat und die Hauptspeise war Tiganaki Hähnchenbrustfilet mit Reis und Champignonsauce. Eigentlich hatte er auch noch einen Nachtisch neben sich stehen. Nämlich einen Bananensplit mit Vanilleeis und Sahne. Doch den schnappte sich Joanna.

 

„Magst du den noch?“, fragte sie scheinheilig und begann schon mal zu essen. Percy starrte seinem schönen Eis zu, wie es langsam in Joannas Mund verschwand. „Nein bedien dich“, meinte er sarkastisch und aß sein Hauptmenü weiter. Joanna schmunzelte leicht und aß genüsslich den Bananensplit vor seinen Augen weiter. „Okay. Lass mich zumindest probieren“, bettelte er und sah sie mit einen Welpenblick an. Jo's Herz schmolz dahin, als sie in seine ozeanblauen Augen sah. Natürlich ließ sie Percy sofort probieren. Der grinste selig und schnallte nicht mal, dass seine Genossin unsterblich in ihn verliebt war.

 

„Mhm lecker“, kommentierte er und aß dann sein Mittagessen fertig. Er tätschelte sanft seinen Bauch und spürte dann einen Ruck durch das Flugzeug gehen. Angstschweiß brach auf seiner Stirn aus. Normalerweise sollte er sich nicht in der Luftregion aufhalten. Aber sie hatten keine andere Wahl gehabt. Sie mussten zu dieser Insel, wo das Buch angeblich versteckt war. Zumindest wurde es in einer Legende so erzählt. Ob es dann auch wirklich stimmte, war wieder eine andere Geschichte. Joanna bemerkte sein Unbehagen. „Alles okay bei dir, Percy?“, fragte sie sanft nach und griff nach seiner Hand.

 

Er versuchte zu lächeln, doch es endete in einer Grimasse. „Ja. So Einigermaßen“, murmelte er. „Ich sollte eigentlich nicht fliegen.“ „Wieso nicht?“, wollte sie wissen und tätschelte seine Hand weiterhin beruhigend. Bei dem nächsten Ruckler klammerte er sich hilfesuchend daran. „Weil Zeus das nicht gerne sieht“, erwiderte er gepresst und atmete tief ein und aus. Joanna runzelte verwirrt die Stirn und starrte Percy an. Was er wohl damit meinte? „Zeus? Was hast du mit Zeus zu schaffen?“ „Tja. Zeus ist mein Onkel. Mein Vater ist Poseidon. Aber du solltest das für dich behalten“, erwiderte er mit einen gezwungenen Lächeln. Joanna fiel aus allen Wolken. Percy war also ein Halbgott Schrägstrich Zauberer? Wow. Sie war schwer beeindruckt und leicht besorgt.

 

Ein paar Plätze weiter hinten saßen Sam und Jeremy und spielten Karten miteinander. „Wie konnte Damon meinen Bruder überlisten?“, stellte sich Jer diese Frage schon zum tausendsten Mal. Er wusste, dass sein Bruder mächtiger als sonst jemand war. Also konnte er sich einfach nicht vorstellen, wie es der Vampir bewerkstelligt hatte, Jake auszuknocken. Sam schenkte Jeremy kurz einen Seitenblick und schmunzelte leicht. Jacob interessierte ihn nicht die Bohne. Alles was er wissen wollte war, wieso Hanna ein Vampir war und er nichts davon mitbekommen hatte. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass Hanna ein Vampir sein soll. Sie war immer so lieblich und so süß.“ Jeremy schnaubte und warf die Karten auf den Tisch. Er hatte keine Lust mehr dieses dumme Muggelspiel zu spielen.

Er tauschte die Karten mit einer Runde Zaubererschach aus. Er war grade dabei die Figuren aufzustellen als er Sam eine Antwort gab. „Schon mal nachgedacht, dass sie dich total unter ihren Bann hatte? Vielleicht magst du sie in Wirklichkeit gar nicht? Vielleicht war das alles nur die Illusion und Manipulation.“ Doch Sam schüttelte heftig den Kopf und lehnte sich in den weichen Polster des Sitzes zurück. „Nein. Das glaub ich nicht. Das war alles echt. Da bin ich mir absolut sicher.“ Jeremy rollte mit den Augen und machte dann den ersten Zug. Er war natürlich weiß. Denn er wollte immer anfangen und er wollte immer gewinnen.

Sam beobachtete ihn dabei, überlegte eine Taktik und setzte dann einen schwarzen Bauer auf ein Feld, wo er dachte, dass es richtig wäre. Doch Jeremy fand eine Lücke und hatte schon sich den Bauern eingesackt. Die Figuren bewegten sich alle selbstständig. Die Zauberer mussten keinen Finger krümmen. „Wie du meinst.“ „Ich glaube du wärst gar nicht so“, begann plötzlich Sam. „Du versuchst nur den Schmerz zu vertuschen. Du hast deine Schwester verloren und jetzt vielleicht sogar deinen Bruder. Aber du kannst nicht immer alles nur in dich reinfressen, Jer. Du kannst nicht immer nur eine Maske aufsetzen und die Menschen von dir wegschubsen. Das hilft nicht. Glaub mir. Das hab ich selber auch versucht.“

 

Jeremy blickte hoch. Für einen kurzen Moment zog sich ein unendlicher Schmerz durch seine Züge. Doch der war so schnell wieder hinter dieser arroganten Maske verschwunden, dass Sam glaubte er hatte es sich nur eingebildet. „Du hast keine Ahnung. Du kennst mich nicht“, zischte Jeremy jetzt bockig und warf das Zaubererschach hinunter, dann verzog er sich in eine andere Ecke. Gedankenverloren starrte er aus den Fenster des Privatjets und musste unwillkürlich über die Worte des Slytherinjungen nachdenken. In gewisser Weise hatte Sam doch recht. Er fraß alles in sich hinein. Jeder erwartete von ihm, dass er funktionierte und Verantwortung übernahm. Schließlich war er der Älteste. Doch egal wie alt man war, man war immer noch ein Wesen mit Gefühlen.

Ruby hatte sich in der Toilette verbarrikadiert und starrte ihre Augen an. Sie waren gelb und wölfisch. Sie versuchte tief ein und auszuatmen, um die Augen wieder normal zu bekommen. Heute Abend wird es wieder Vollmond sein. Sie hoffte sehr, dass sie bis dahin aus diesem verfluchten Flugzeug raus waren oder es würde definitiv unschön werden. Ein Klopfen ließ sie hochfahren. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich und bekam sich wieder unter Kontrolle. Sie öffnete die Türe und fand Christopher vor. „Hi Chris“, stieß sie mit hoher Stimme hervor und räusperte sich dann leicht verlegen. In seiner Nähe wurde sie immer so leicht rot und brabbelte irgendwelchen Mist her.

„Hi Ruby.“ „Hi Christopher … oh ähm wie geht’s so?“, sagte sie und versuchte sich an Smalltalk. Ihre Hände waren schwitzig und ihre Knie waren butterweich. Sie starrte verträumt in das Gesicht von Christopher und sah ein Lächeln über seine Lippen huschen. „Mir geht es gut. Danke der Nachfrage und dir?“ „Ja auch gut“, stieß sie hervor und grinste dümmlich. Er lachte heiser, kam auf sie zu und küsste sie auf den Mund. Überrascht erwiderte sie, doch er entzog sich ihr wieder sehr schnell. Ein süßer Geschmack blieb auf ihren Lippen hängen und ließ sie nach mehr träumen. Gerade wollte er sich leise lachend von ihr abwenden, doch das Flugzeug neigte sich plötzlich nach unten und ließ Christopher rückwärts nach unten purzeln. Ruby krallte sich an dem Türrahmen fest und schrie: „CHRIS. GREIF NACH MEINER HAND!“ Doch er war schon zu weit fort und das Flug war zu senkrecht.

Die anderen vier klammerten sich an ihren Sitzen fest. Doch keine Magie brachte das Flugzeug wieder zum Laufen. Nichts konnte die sechs vor dem Absturz retten. Denn der Privatjet war über die Insel geflogen und somit hatten die Maschinen versagt. Auf der Insel funktionierte keine Magie, sie existierte schon seit Jahrtausenden. Es war die Insel von Calypso. Es war nicht nur so eine Insel... es war ein Gefängnis. Es war ein Gefängnis mit dem Namen Ogygia.

*****

Sie schrie sich die Seele aus den Leib, doch Stefan lachte nur belustigt. Dann verstummte sie, weil ihre Gehirnzellen wieder zu arbeiten begannen. Sie packte sich eine Vase neben sich, warf sie auf den Vampir und stürzte dann die Treppe nach oben. Stefan zuckte noch nicht mal mit einer Wimper als die Vase ihm am Kopf traf. Nur ein kleines gemeines Lächeln erschien auf seinen Mundwinkeln. Dann trat Damon mit Jacob in das Farmhaus ein und klopfte seinem Bruder auf die Schulter. „So Jake. Jetzt bist du dran.“ Jacob sah kurz zu Damon und nickte dann.

„Okay. Alles klar.“ Dann rannte er nach oben und stemmte mit einer Leichtigkeit die Türe auf. Faye kreischte, packte eine Nachttischlampe und hob sie über ihren Kopf. „Komm keinen Schritt näher du Bastard!“, brüllte sie ihn an und hob bedrohlich die kleine Tischlampe. Jake sah sie belustigt an, aber konnte dennoch die große Angst in ihren Augen sehen. Das lässt ihn leicht zögern. Er hatte ja keine Ahnung, wie es sich anfühlen würde, wenn jemand so schreckliche Angst vor einen hatte. Er fühlte sich nicht schlecht … nein im Gegenteil. Er fühlte sich mächtig. Er allein hielt ihr Leben in den Händen. Er allein entschied, was mit ihr geschah.

Ein bösartiges Grinsen huschte über seine Lippen, seine blauen Augen waren eiskalt und schon konnte er die Macht von ihr spüren. Sie versuchte tatsächlich ihn zu verzaubern. Er baute eine Art Schutzschild um sich herum auf und ging zielstrebig auf sie zu. Geschockt versuchte sie immer noch ihre Magie gegen ihn zu verwenden, doch als sie dann endlich merkte, dass er davon keinen Kratzer bekam war es auch schon zu spät. Er rammte ihr eine Spritze in den Hals und injizierte ihr Schlafmittel. Schon nach ein paar Minuten sackte sie stöhnend zusammen. Jake sah auf Faye herunter und grinste breit. Sie waren dem Buch wieder einen Schritt näher. Dann packte er die bewusstlose Faye und schulterte sie. Schon bald würde 'The Book of Shadows' ihm gehören. Er dachte gar nicht daran es mit Damon zu teilen.

Der Geisterbus hatte sein Ziel endlich gefunden. Die komplette Mannschaft plus die Entführungsopfer stiegen aus dem Bus – alle bis auf Faye, die getragen wurde, da sie immer noch bewusstlos war – und wurden den dunklen Weg entlang geschubst. Keiner von denen dachte daran abzuhauen, zu niedrig war die Chance wirklich entkommen zu können. Von sieben Vampiren flankiert und einem Verräterhexer wurden sie dann den Hafen entlang zu einer kleinen Hütte gebracht. Alle nacheinander wurden sie hinein geschubst und dann die Tür verriegelt. Jake sprach einen Zauber, der zur Kategorie der schwarzen Magie gehörte und versiegelte somit die Türe. Kein anderer Zauber konnte dieses Türschloss öffnen.

Nur Jacob's Magie würde sie wieder frei bekommen. Faye lag bewusstlos auf dem Boden und die anderen standen unschlüssig in dem dunklen Raum da. Damon und seine Bande machten sich dann gemeinsam auf die Suche nach einem perfekten Schiff. Keiner bewachte die Türe, denn wie sollten sie denn da schon rauskommen. Myesha, Vanessa, Sissi, Matt, Bianca, Lucas und Elena sahen sich an und dann sprach Sissi einen kleinen Zauber und sanfte Lichtbälle erhellten den Raum. Er war nicht gerade groß, mehr wie eine Abstellkammer – was für eine Ironie – es war modrig und feucht und die Holzplanken unter ihren Füßen waren staubig.

Doch alle sieben saßen sich im Schneidersitz auf den dreckigen Boden. „Wo sind wir hier?“, wollte Elena als Erstes wissen. Das hier war nicht ihre Heimat. Sie kam aus Portland, Oregon. Dort lebten ihre Adoptiveltern und dort würde immer ihr Zuhause sein, aber das hier war London oder doch nicht? Zumindest war es England und dort war sie in ihrem Leben noch nie gewesen. Sissi sah ihre beste Freundin an und wusste ehrlich keine Antwort darauf. Sie kam aus New York und ja sie war schon öfters in London gewesen, aber das sah nicht wirklich nach London aus. „Keine Ahnung“, murmelte Bianca und umfasste ihren Körper. Es war kalt hier. Sie konnten kein Feuer anzünden oder sie würden das gesamte Holz in Flammen setzen.

Noch hingen sie alle an ihr Leben, auch wenn es an einem seidenen Faden hang. Myesha versuchte sachlich zu bleiben und verbannte die Angst aus ihren Gedanken. „Wir müssen einen Weg hier rausfinden“, warf sie in den Raum und sah alle Mitgefangenen nach der Reihe an. Sissi rollte leicht mit den Augen. Ach ne. Auf das wäre sie ja nie im Leben gekommen. „Ist klar, ne? Aber wie?“, stieß sie trocken hervor und fixierte Myesha. „Wir sind umzingelt von Vampiren. Und die würden uns umbringen, wenn wir fliehen würden. Tut mir leid, aber ich hänge an meinen Leben!“ Da hatte die Hexe einen wunden Punkt bei den Meisten getroffen. Noch klammerten sie sich alle an die Hoffnung, dass irgendjemand sie retten würde. Aber mit jeder Minute, die sie hier bibbernd verbrachten, schwand diese Hoffnung und wurde im Keim erstickt. „Ich hab eine Idee“, sagte dann Matt und durchbrach die drückende Stille.

„Und die behältst du für dich. Sie können uns hören“, warnte Elena sofort und legte ihren Kopf an Matts Schulter. Er legte einen Arm um sie und küsste sie auf die Schläfe. „Nein können sie nicht“, klärte er sie sanft auf und lächelte kurz. Dann wandte er den Blick wieder auf den Rest der Gruppe. „Niemand ist da draußen und bewacht diesen Raum. Er ist aber durch schwarze Magie versiegelt worden.“ Alle Beteiligten runzelten gleichzeitig die Stirn. Woher wollte er das bitteschön wissen? Gehörte er etwa zu denen da draußen und war ein Spion? „Und woher willst du das bitteschön wissen? Funktionieren deine Ohren etwa anders als unsere?“, fauchte Sissi sarkastisch und hob eine Augenbraue misstrauisch.

Alle Blicke richteten sich nun auf Matt, der sich unter so viel Aufmerksamkeit wand. Er hatte niemanden erzählt, dass er ein Werwolf ist … und er wollte es gerne noch ein wenig für sich behalten. Doch jetzt war es schon zu spät. Schon machte er den Mund auf, um darauf zu antworten, wurde aber von Bianca unterbrochen. „Das ist jetzt eh total nebensächlich. Wir müssen einen Weg gemeinsam hier herausfinden. Unsere Gegner sind stark und haben übernatürliche Kräfte. Das ist ein riesen Nachteil für uns, aber wir können sie mit List und Tücke locker besiegen!“, hielt sie ihre Rede und stand auf. In ihren Augen erschien wieder die pure Hoffnung. Sie werden es schaffen, da war sie sich ganz sicher.

Vanessa stand ein wenig auf den Schlauch. Wie sollten sie denn das anstellen? Alle Vampire plus dem Zauberer mit bloßen Händen überwältigen? Gemeinsam ihre Magie gegen die verwenden? Aber die Vampire waren schnell, die konnten sie alle locker in einer Sekunde ausschalten. „Und das heißt?“, fragte sie vorsichtshalber mal nach. „Wir sind verloren“, meldete sich jetzt Lucas zu Wort und zuckte mit den Schultern. Elena warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Pessimismus konnten sie gerade wirklich nicht gebrauchen. „NEIN! Wir werden kämpfen bis zum ENDE!“, sagte sie mit fest entschlossener Miene. Doch Lucas belächelte nur ihre Entschlossenheit. „Wow. Wie naiv ihr Menschen doch seid! Sie werden uns alle umbringen, wegen einem Ritual!“, klärte er sie alle auf und blickte in entsetzte Gesichter.

„Ritual?!“, quietschte Vanessa mit weit aufgerissenen Augen. Elena starrte den Engel lange an und versuchte mit dieser Information klarzukommen. „Dieses Buch ist böse“, fuhr er neutral fort und sah jeden einzelnen an. „Sollten sie es schaffen die Macht in dem Buch zu entfesseln, dann wird es diesen Planeten nicht mehr geben. Der Schlüssel zu diesem Ritual ist Elena. Doch sie wissen es nicht. Elena ist nur hier, weil sie Hexen der vier Häuser brauchten.“ Er deutete dabei auf Bianca, Myesha, Vanessa und Elena. „Ravenclaw, Hufflepuff, Gryffindor und Slytherin.“ Elena konnte die Blicke der Leute auf sich spüren.

Sie war also der Schlüssel? Aber wieso? Konnte sie nicht ein einziges Mal jemand ganz normales sein? „Auch brauchen sie einen Werwolf“, erklärte der Engel weiter und deutete auf Matt. „Und einen Engel.“ Dabei zeigte er auf sich selber. „Und noch so einiges mehr“, schloss er dann seine Erklärung. Jeder sah den jeweils anderen an. Alle waren in ihren Gedanken versunken und am meisten sahen sie aber Matt an. Was für eine Wendung. Matt war also ein Werwolf? War nicht heute Vollmond? Oder war er erst morgen? Bianca fuhr sich durch braune Haar und fragte dann: „Und warum ist Sissi hier? Sie ist auch eine Gryffindor Hexe.“ „Gryffindor ist eben toll“, nuschelte sie und grinste zuckersüß.

Elena schmunzelte leicht und meinte: „Vielleicht wurde Sissi entführt, weil sie so anders tickt? Vielleicht hat das eine andere magische Wirkung?“ Ein sanftes Gelächter stieg in die Luft. Die Anspannung war ein wenig von den Gefangenen abgefallen. Doch Lucas ruinierte es sofort wieder. „Nein sie ist adelig.“ „Wow, was für Geheimnisse zu Tage kommen. Ein echt buntes Völkchen hier und zu welchen Volk gehörst du, Sissi?“, wollte Matt wissen und musterte die brünette Hexe gegenüber von sich. Nicht einmal Vanessa wusste davon, obwohl sie gedacht hatte sie wäre ihre beste Freundin. „Du bist aber nicht auch noch ein Werwolf oder?“ Sissi schoss ihr einen bösen Blick entgegen und schüttelte dann den Kopf.

„Nein. Ich bin eine … Halbfee! Mein Dad ist der König von Fairynova und meine Mutter ist eine Hexe“, erzählte sie seufzend und erntete beeindruckte Blicke. Doch Lucas war jetzt aufgestanden und lächelte süffisant in die Runde. „Na wenn das mal geklärt ist. Elena und ich werden jetzt verschwinden. Sie ist viel zu wichtig.“ Elena schnaubte und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich gehe nirgendwo mit dir hin! Vor allem hier kommen wir nicht raus und ich überlasse meine Freunde nicht einfach ihrem Schicksal.“ Doch Lucas packte sie am Arm, zog sie auf die Beine und dann umhüllte sie ein strahlendes Licht.

Als Elena wieder die Augen aufmachte befand sie sich mit dem Engel an einen Strand. Sie waren auf der Insel Ogygia gelandet, was Elena nicht wusste, aber der Engel. „BRING MICH SOFORT WIEDER ZURÜCK“, brüllte sie ihn an und guckte sich panisch um. Wo waren sie nur? Die Insel ließ sie erschaudern und sie hatte das Gefühl machtlos zu sein. So als würde ihre Magie nicht mehr funktionieren. „Das geht nicht, Elena. Erstens ich will nicht und zweitens ich kann nicht. Wir sind auf der Insel Ogygia, das ist Calypsos Insel. Hier wirken keine Magie. Keine Engelskraft und auch keine Hexenmagie.“

Elena starrte ihn böse an und schubste ihn dann hart von sich. „Du verdammter Idiot! Meine Freunde sind da draußen … auf der anderen Seite dieser Insel. Ich kann sie nicht einfach so in Stich lassen. Wie komme ich von dieser Insel weg?“ „Elena. Damon und seine Leute sind hier auf den Weg. Sie kommen hier her, weil hier das Buch versteckt ist! Aber sie brauchen dich, damit sie es überhaupt bekommen und das kann ich nicht zulassen!“, knurrte Lucas und ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Er musste Elena beschützen, koste es was es wolle. Auch wenn es bedeutete, dass sie ihn hasste! Aber er durfte keine Gefühle dazwischen kommen lassen. Das war die größte Schwäche der Menschen, aber er war ein Engel und bei ihm siegte die Vernunft.

Elena sah ihn wutentbrannt an und stampfte dann los. Sie wollte so weit wie möglich von diesem verdammten Engel weg kommen, doch er folgte ihr auf den Fuß. Noch merkten die zwei nicht, dass sie bei der Gruppe voller Vampire sicherer aufgehoben gewesen wären. Denn diese Insel barg Gefahren, die ohne Magie furchteinflößend waren.

*****
Das Flugzeug war in seine Einzelteile zerfallen und auf den Strand von Ogygia gestürzt. Es brannte lichterloh und die Passagiere waren auf dem Strand verstreut. Percy keuchte und stöhnte leicht vor Schmerzen. Sein Kopf dröhnte und sein Gehirn pochte schmerzhaft gegen seine Stirn. Er rappelte sich hoch und konnte zum Glück feststellen, dass er sich nichts gebrochen hatte. Eine riesige Explosion riss ihn wieder von den Füßen. „Fuck“, fluchte er lautstark und hielt sich keuchend die Rippen. Der Rauch brannte in seinen Augen … er hatte keine Ahnung, wer lebte und wer tot war. Dann plötzlich sah er, wie ein blondes Mädchen mit blauen Augen und langen Haaren von einem Baum hervortrat. Sie war barfuß und ein sanftes Leuchten ging von ihr aus.

 

******

Elena und Lucas hatten sich durch den dichten Urwald gekämpft und blieben dann schlitternd vor einer Schlucht stehen. Die blonde Hexe sah den Wasserfall zu, wie er kraftvoll bis in die Tiefe stürzte. „Ich wollte schon immer mal fliegen“, hauchte Elena und sah Lucas leicht boshaft an. Lucas runzelte die Stirn und verstand nicht worauf sie hinaus wollte. Viel zu spät merkte er, wie sie ihre Muskeln anspannte und nach unten sprang. „ELENA!“, brüllte er erschrocken und starrte ungläubig nach unten. Sie flog quietsch vergnügt nach unten und platschte ins Wasser unter ihm. Lucas verkniff sich einen Fluch und hörte dann ein lautes Brüllen eines riesigen Tieres. Er schluckte, sah wieder nach unten und sprang ihr dann nach. Was anderes blieb ihm sowieso nicht übrig. Sein Auftrag lautete immer noch sie zu beschützen. Das hatte er Castiel versprochen.

//12 - Ogygia

 

Die Insel war ein Paradies auf Erden, jedoch ein sehr gefährliches. Es wandelten alle möglichen Kreaturen auf dieser Insel herum, die schon längst ausgestorben galten. Dinosaurier waren nicht die einzigen riesigen Monster, die auf Ogygia wandelten. Doch dieses Problem hatte die abgestürzte Gruppe gerade nicht. Ihr größtes Problem waren die Explosionen und die herabstürzenden Flugzeugteile. Percy hatte sich wieder auf die Füße gerappelt und konnte Jeremy und Sam durch die dicken Rauchschwaden auf sich zu kommen sehen. „Hey“, rief Percy ihnen zu und sah sie erleichtert an. „Hey. Hast du die anderen gesehen?“, wollte Jeremy wissen und ließ sich in den Sand fallen.

 

Er blutete am Bein und an der Seite. Doch schien keine ernsthaften Verletzungen davon getragen so haben, so wie Sam, der nur eine Schürfwunde am Arm vorzuweisen hatte. „Nein. Aber ich habe vorhin ein Mädchen bei den Bäumen gesehen. Doch sie ist nicht mehr da“, erwiderte er und deutete auf die Stelle, wo sie vor paar Minuten noch gewesen war. „Wie hat sie ausgesehen?“, wollte Sam wissen und starrte stirnrunzelnd zu der leeren Stelle. Dann kam ein brünettes Mädchen in ihr Blickfeld. „Percy?“, rief sie und humpelte auf die drei Männer zu. „JO?!“, erwiderte Percy und begann loszurennen.

 

Sie strahlte erleichtert über das ganze Gesicht und humpelte auf ihn zu. Percy zog sie in seine Arme und umklammerte ihren Körper. „Gott sei Dank. Du lebst“, hauchte er in ihr Haar und lächelte leicht. Sie schmiegte sich an ihn und nickte. „Ja. Das gleiche wollte ich über dich sagen.“ Beide lösten sich voneinander und lächelten sich dann an. Diese kleine Reise hatte die beiden zu Freunden werden lassen. Aber nicht nur Joanna und Percy, auch Jeremy, Sam, Christopher und Ruby gehörten dazu. „Wo sind Ruby und Chris?“, fragte Joanna jetzt und sah zu den anderen beiden Jungs.

 

Doch die zuckten ratlos mit den Schultern und sahen zu Percy. Der Halbgott war deren Anführer, sie blickten zu ihm auf und sie hofften natürlich, dass er all die Antworten auf ihre Fragen hatte. „Sie müssen hier sein“, begann Percy. „Wir werden sie finden.“ Dann machte er sich mit den Überlebenden auf die Suche nach Ruby und Christopher. Nicht weit von den Trümmern des Flugzeugs entfernt, kniete Ruby bei einer blutenden Person. Es war Christopher Justice. Sein Magen war komplett aufgeschlitzt, aus seinem Mund kam das Blut hervor gequollen und rann ihm über das Kinn. Ruby hielt seine Hand und weinte still. Die Tränen rannen ihr über das Gesicht und vermischten sich mit den Blut von Christopher.

 

„Ruby?!“, rief Percy und rannte auf sie zu. Dann sah er das blonde Mädchen und plötzlich löste sich ein Teil des Flugzeuges und drohte Ruby und Christopher unter sich zu begraben. Percy riss Ruby noch rechtzeitig von dem herabstürzenden Teil weg, doch konnte Christopher nicht mehr retten. Das Metallstück flog kreischend nach unten und begrub den blonden Kerl unter sich.

 

Elena und Lucas schwammen ans Ufer und kletterten über die glitschigen Steine. Beide waren klitschnass und Elena zitterte am ganzen Leib. Dem Engel machte die Kälte nicht wirklich etwas aus. „Das war eine sehr dämliche Aktion“, fauchte er sie nach einer Weile des Schweigens an. Elena rollte leicht mit den blauen Augen und watschelte weiter, bis sie etwas auf einer Felsenwand eingeritzt vorfindet. „Hey. Guck mal, Lucas.“ Der Engel wollte eigentlich noch weiter mit ihr schimpfen, doch die Symbole ließen ihn innehalten.

 

Er balancierte auf den rutschigen Steinen zu den Steinzeichnungen und riss die Augen weit auf. „Wow. Das ist eine Karte.“ „Eine Karte der Insel?“, wollte sie neugierig wissen und strich verblüfft über die Zeichnungen. Doch Lucas schüttelte den Kopf und sah sie an. „Nein. Zum Buch.“ Jetzt starrte Elena ihn mit offenen Mund an. „Zum Buch? Kannst du die Symbole entziffern?“, wollte sie wissen und kauerte sich vor die Karte. „Nicht alle“, gab er leise zu und strich mit den Finger sanft über das raue Gestein. „Aber ein paar. Zum Beispiel was das Buch alles kann.“

 

„Und was kann es alles?“, fragte sie weiter neugierig und konnte sich nicht zügeln. Schließlich ging es hier auch um sie. Da sie der Schlüssel zu diesem Buch war, musste es ja irgendetwas mit ihrer Vergangenheit zu haben. Sie hatte so viele Fragen, die aber noch keine Antworten gefunden hatten. „Naja“, begann er vorsichtig und hockte sich neben sie. „Es kann eigentlich fast alles. Tote auferstehen lassen, Wünsche erfüllen und das sind nur zwei Beispiele von vielen.“ Er seufzte leicht und fuhr sich durchs nasse Haar. Plötzlich erscholl ein tierisches Brüllen und ließ die Beiden zusammenzucken. „Wir sollten weitergehen, bevor es dunkel wird“, sagte Elena schnell und rappelte sich wieder hoch.

 

Sie hätte niemals gedacht, dass sie sich ohne Magie so nackt fühlen würde. 16 Jahre lang wusste sie noch nicht einmal, dass sie eine Hexe war und wollte einfach wieder nur normal sein. Doch da jetzt die Magie fort ist, wünschte sie sich nichts sehnlichster als dass sie wieder durch ihren Körper floss. Diese Insel war ihr nicht geheuer und sie hatte furchtbare Angst, auch wenn sie versuchte es sich nicht zu sehr anmerken zu lassen. Lucas sprang sofort auf die Füße und nickte. Auch er machte sich Sorgen und hoffte inständig sie würden Schutz finden, bevor die Dunkelheit hereinbrach.

Währenddessen hatten die Vampire das Verschwinden der Beiden bemerkt. Sie hatten den Rest der Gruppe auf das Schiff gebracht und saßen dann am Deck beieinander. Noch hatten sie das Schiff nicht enttäut. Erst musste er seinen Plan erzählen und seinen Clan die Möglichkeit geben auszusteigen, was die aber niemals tun würden, da er ihr Meister war. „Wie konnten Elena und der Engel nur verschwinden?“, fragte er schon zum tausendsten Mal und knirschte mit den Zähnen. Das frustrierte ihn ziemlich, dass die beiden ihm durch die Lappen gegangen waren. Denn er war immerhin Damon Salvatore!

 

Er war ein Gewinnertyp und er bekam immer das, was er wollte. „Keine Ahnung“, brummelte Jacob und saß auf einem Fass. Er war sich sicher gewesen, dass seine Magie stärker als die eines Engels ist, aber da hatte er sich wohl getäuscht. „Was erwartet ihr von einem Engel?“, meckerte Katherine und sah die beiden augenrollend an. Ihr war es natürlich von Anfang an klar gewesen, doch Damon und Jacob führten sich auf, als wären sie die Allwissenden. Als wären sie GOTT! Nun ja Damon hielt sich natürlich als einen Gott. Er wusste er hatte das Potenzial dazu und er wusste, dass er eines Tages der Vampirgott schlechthin wurde. Eines Tages werden die Vampire sich alle ihm unterwerfen.

 

Zwar konnte er darauf noch lange warten, aber träumen konnte ja man davon mal. „Und was machen wir jetzt?“, wollte Peter wissen und sah ratlos zu Damon. Der Vampir schmunzelte leicht, lehnte sich gegen die Reling und sah in die Runde. „Wir fahren mit dem Schiff zu der Meerjungfrauengrotte, genau wie geplant.“ Alle Vampire inklusive Jake sahen ihn bestürzt an. „Aber du brauchst Elena und den Engel“, sagte Jacob und sah seinen Verbündeten unverwandt an. Damon hatte sein Grinsen noch nicht verloren. „Glaub mir. Die kommen zu uns. Schließlich haben wir etwas, was Elena will und ich hab das Mädchen kennengelernt. Die lasst ihre Freunde nicht in Stich!“

 

Das ließ Jacob verstummen. Damon hatte Recht. Elena würde niemals ihre Freunde in Stich lassen. Sie mussten nur geduldig sein und wenn ihn nicht alles täuschte war der Engel bestimmt auch hinter dem Buch her, also waren sie dort, wo es sich befand. Besser konnte es ja nicht mehr werden … hoffentlich fanden die Beiden das Buch nicht als erste. „Okay. Meerjungfrauengrotte“, meldete sich jetzt auch Francois zu Wort. „Euch ist schon klar, dass man da Opfer bringen muss, um sie anzulocken?“ Hanna hob eine Augenbraue und verstand nicht so recht, was er meinte. Sie dachte bei Meerjungfrau an etwas knuffiges mit schöner Flosse. So wie eben Arielle.

 

Damon machte eine Handbewegung, damit France fortfuhr. „Männliche Opfer. Sie fressen Männer“, schloss er die Erklärung und sah in die Runde. Unmerklich entspannten sich die weiblichen Vampire. Doch der männliche Teil sah sich gegenseitig an. Wer wohl das Opfer darstellen sollte? Wer war der Köder? Natürlich wollte niemand der Wurm an der Angel sein, doch niemand würde aufbegehren. Wenn Damon einen von ihnen auswählte, dann würden sie ohne Murren seinem Befehl nachkommen. Das war eben der Vorteil der Meister zu sein. Man konnte die Drecksarbeit den anderen überlassen. Damon grinste breit und sah seine männlichen Mitglieder an. Er wusste ganz genau, wen er als Köder hernehmen würde.

Ein dichter Nebel waberte über das Hogwartsgelände, ein sanfter Nieselregen durchnässte das satte grün des Grases. Castiel und Adam warteten vor dem Tor, dass sie auf das Hogwartsgelände führen würde. Der Hausmeister bequemte sich langsam zu ihnen und sah mit seinem wettergegerbtem Gesicht durch die Gitterstäbe hindurch. „Was wollt ihr?! Wer seid ihr?!“, wollte er unfreundlich wissen. Er zog den Rotz tief durch und spuckte ihn dann ins Gras. Castiel verzog leicht das Gesicht und trat näher heran.

„Guten Abend. Mein Name ist Castiel und das ist Adam. Wir würden gerne mit Professor Dumbledore sprechen. Es ist wirklich sehr wichtig“, erklärte der Engel und versuchte zu lächeln. Der Hausmeister sah ihn von oben bis unten an und rümpfte die Nase. „Okay. Ich werde Professor Dumbledore holen“, erwiderte er dann nach einer Weile und humpelte davon. Die Beiden sahen dem Hausmeister nach. „Ob der wirklich mit Albus zurückkommt?“, wollte Adam sarkastisch wissen, doch bevor Castiel ihm antworten konnte, wurden den beiden schon das Licht einer Gaslampe ins Gesicht geleuchtet.

Beide Männer kniffen die Augen zusammen und hoben eine Hand hoch, um das Licht abzuwehren. „Na wen haben wir denn hier?“, lachte Dumbledore und öffnete den beiden das Tor. Der Engel und der Zauberer traten ein und grinsten leicht. Sie folgten dem Direktor in die warmen Hallen bis hoch zu dem goldenen Adler, der ihnen nach dem Passwort den Weg zum Büro des Schuldirektors freimachte. Adam und Castiel nahmen Platz. Professor Dumbledore saß sich ihnen gegenüber und sagte: „Sie ist nicht mehr da.“ Adam starrte den alten Mann an und hob eine Augenbraue. „Warte. Sie wissen wieso wir hier sind?“ „Natürlich. Aber Elena ist entführt worden, von einem Vampir namens Damon“, erklärte er ohne mit der Wimper zu zucken.

 

Castiel musterte den alten Mann, aber konnte nur zu gut verstehen, wieso er nichts dagegen unternommen hatte. Als Engel wusste man, wie solche Dinge funktionierten. Man durfte nicht in das Schicksal eingreifen. Manche Wege mussten sich kreuzen, manche Dinge mussten einfach passieren und würde man es verhindern, hätte es fatale Konsequenzen für die Zukunft. Doch Adam verschloss seine Augen davor und fragte aufgebracht: „Wie bitte was?! Ich dachte diese Schule wäre sicher! Meine Tochter schwebt in Lebensgefahr! Sie wussten davon, aber haben diese Vampire nicht aufgehalten?!“ Dumbledore jedoch begab sich unbeeindruckt, zauberte für jeden eine Tasse Tee und Kekse hervor und trank dann einen Schluck.

 

„Das ist ganz simpel, Mr. Blake“, erwiderte er gelassen. „Man darf in das Schicksal nicht eingreifen. Egal wie sehr man es will, aber es geht nun mal nicht. Aber Elena ist auf der Insel von Ogygia. Ihr könnt gerne nachreisen. Aber ich konnte nicht viel machen.“ Der Engel schmunzelte leicht und nahm sich einen Keks. Adam kniff die Augen zusammen, doch konnte darauf nichts sagen. Denn der alte weise Zauberer hatte Recht. Also stand er auf und zog Castiel mit sich. „Okay. Dann sollten wir keine Zeit verlieren!“ Und schon waren die beiden wieder auf den Weg, obwohl der Engel noch gerne geblieben wäre.

 

Ruby war die ganze Zeit über still gewesen, als sie Christopher beerdigt hatte. Mit größter Mühe hatten sie mit einem Metallteil des Flugzeuges ein Grab ausgehoben und den Leichnam von Christopher hineingelegt und vergraben. Jetzt standen sie alle um das Grab verteilt und schwiegen bis Percy sich räusperte und vortrat. Er sah in die Runde und hatte einfach das Bedürfnis eine Rede zu halten. Denn das zumindest hatte Christopher verdient.

Es ist niemals leicht sich zu verabschieden. Aber wir sind hier alle versammelt, um genau dies zu tun. Es ist Zeit dem Ende ins Auge zu sehen. Es gibt nie die passenden Worte, um das zusammenzufassen, was man gerade fühlt. Den Schmerz, die Trauer … das Loch, dass dieser bestimmte jemand hinterlässt. Das beste Wort wäre 'Au revoir' … wir werden uns wieder sehen.
Man sagt die Zeit heilt alle Wunden, aber seien wir doch ehrlich mit uns selbst. Die Trauer wird niemals komplett verschwinden, denn die Person, die man verloren hatte ist nicht mehr da und man kann daran nichts ändern. Du wirst nie wieder das Lachen hören, man wird nie wieder die Stimme vernehmen, man wird noch nicht einmal mehr mit dieser Person streiten können.
Vielleicht wird es mit der Zeit leichter und man muss nicht jede Sekunde daran denken, dass ein geliebter Mensch nicht mehr da ist. Man wird irgendwann wieder lachen können, der Schmerz im Herzen wird nur noch ein dumpfer Schmerz sein.
Doch am Ende, wenn du jemanden verloren hast, jede Kerze, jedes Gebet wird nichts an dem Fakt ändern, dass das einzige was dir übrig bleibt, ein Loch in deinem Leben ist, wo diese Person, die du so sehr geliebt hattest, sein sollte.
Wir halten die Toten in Ehren … wir Gedenken an sie und werden sie niemals vergessen. Denn das ist, was jeder Mensch und jedes Wesen gerne haben möchte. Jeder will in Erinnerung bleiben und nicht in Vergessenheit geraten.“

 

Die Sonne stand hoch am Himmel und prallte auf die kleine Gruppe nieder. Jetzt waren sie nur noch zu fünft. Einen hatten sie verloren. Die Stimmung war düster und bedrückend. Jeder hing seinen Gedanken nach und niemand achtete wirklich wohin sie liefen. Bis Jeremy dann plötzlich stehen blieb und zu dem flachen Bach sah. „Leute? Wo sind wir hier?“, fragte er leise und bestürzt darüber, dass sie so die Schilde fallen hatten lassen. Diese Insel war überaus gefährlich und sie trotteten durch diesen Urwald, als wären sie Zombies. Jetzt hob Percy den Blick und schluckte schwer. „Scheiße. Ich hab keine Ahnung“, fluchte er leise und sah sich um. Um sie herum waren nur Bäume, Gebüsche und Geräusche. Vor ihnen floss der kleine Bach friedlich und es schien als würde nichts Böses diese Insel bewohnen. Im Dickicht verborgen beobachtete Calypso die Gruppe und fixierte dabei insbesondere Percy.

 

Sie wusste, dass er zum Teil ein Halbgott war. Vielleicht konnte er sie ja von dieser Insel befreien?! „Wir müssen hier wieder raus, bevor es dunkel wird“, ließ Joanna verlauten und hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Doch sie konnte nichts und niemanden im Gestrüpp des Dschungels entdecken. Sam schnaubte leicht und erwiderte: „Ja gute Idee. Aber wie sollen wir hier rauskommen, wenn wir noch nicht mal wissen, wo lang wir müssen?!“ Jo sah ihn lange an und kniff dann pikiert die Augen zusammen. Das war ihr natürlich auch aufgefallen, aber sie hatte es dennoch laut aussprechen müssen! Aber das sagte sie jetzt natürlich Sam nicht ins Gesicht, denn sie wollte keinen Streit mit dem Slytherin anfangen. Also schluckte sie jeglichen Kommentar hinunter und schwieg stattdessen. Ihre Mutter hatte mal gesagt: Wenn du nichts nettes zu sagen hast, dann sag gar nichts.

 

„Wir kommen schon hier raus“, versuchte Percy seine Leute zu beruhigen. Dann marschierte er weiter, doch bevor er über den Bach hüpfen konnte, hörte er etwas oder jemanden durchs Gebüsch brechen. Alle fünf Teenager waren in höchster Alarmbereitschaft. „Wieso folgst du mir auf Schritt und Tritt“, hörten sie eine weibliche Stimme schimpfen. „Weil es mein Auftrag ist“, hielt eine männliche Stimme der anderen entgegen. Dann kamen zwei Personen zum Vorschein. „Elena?“, hauchte Percy und starrte das blonde Mädchen ungläubig an. Elena wandte sich der Stimme zu und keuchte vor Unglauben auf. War das gerade wirklich Percy? Sie begann zu rennen und warf sich dann in seine Arme. „Oh mein Gott. Du bist es tatsächlich. Wie seid ihr hier her gekommen? Woher wusstet ihr, dass wir hier sind?“, fragte sie und drückte den jungen Zauberer fest an sich. Perseus umarmte sie fest und war so erleichtert, zumindest einer von der Gruppe wohlbehalten wiedergefunden zu haben. Die anderen würde er auf jeden Fall auch noch finden.

 

Das Schiff machte sich gemächlich auf den Weg zur Meerjungfrauengrotte. Es war ein strahlender Tag. Die Hälfte der Vampire sonnte sich, die andere spielte Karten oder beschäftigte sich anderweitig zu zweit. Die Gefangenen hatten eine gewisse Bewegungsfreiheit bekommen. Das hatte natürlich Sissi direkt ausgenutzt und war ans Deck geklettert. Sie stand am Bug und sah über den weiten Horizont des Ozeans. Weit und breit konnte sie nichts außer Wasser entdecken. Es würde schwierig werden zu fliehen. Sie musste wohl oder übel darauf warten, dass sie endlich an Land gingen.

 

Ohne einen Mucks von sich zu geben, stand plötzlich Francois neben ihr und lächelte kurz. „Schöner Tag nicht wahr?“, fragte er sanft und betrachtete das brünette Mädchen. Sissi lächelte kurz und sah dann weiter über den Ozean. Der Vampir hatte ihr das Leben gerettet. Aber dennoch war sie immer noch hier gefangen. „Du hasst mich bestimmt, nicht wahr?“, fragte er leise und sah für eine Sekunde traurig aus. Sissi aber schüttelte den Kopf. „Ich wünschte ich könnte dich hassen .. .würde es so viel einfacher machen“, erwiderte die Hexe ehrlich und schenkte ihm ein warmherziges Lächeln. Sie mochte Francois, aber nicht, weil er ihr Leben gerettet hatte … sie mochte ihn schon vorher. Bevor sie wusste, dass er ein Vampir ist.

 

France fuhr sich verlegen über den Nacken und blickte dann ebenfalls in die Weite des Ozeans. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, durchbrach Sissi die angenehme Stille zwischen den Beiden. Francois musterte sie lange, doch dann beschloss er ehrlich zu ihr zu sein. „Wir sind auf dem Weg zur Meerjungfrauengrotte“, antwortete der Vampir und lächelte nervös. Sissi starrte ihn mit offenen Mund an. Die waren alle komplett Lebensmüde. Meerjungfrauen fraßen menschliches Fleisch … nein sie fraßen MÄNNLICHES Fleisch! Francois konnte nur zu gut ihren geschockten Gesichtsausdruck deuten. „Aber...“, begann sie leise und sah ihm in die blauen Augen. France nickte langsam. „Ja. Ich weiß. Aber ich denke nicht, dass ich der Köder bin. Aber du weißt nicht zu was Damon noch fähig ist … du kennst ihn noch nicht so lange wie ich.“

 

„Nein kenne ich nicht. Aber ich muss ihn nicht lange kennen, um zu erkennen, dass er ein Monster ist und dass er sogar seine eigenen Leute als Köder benutzt, bestätigt nur meine Meinung.“ France lachte heiser und musste ihr da zustimmen. Noch eine ganze Weile standen sie schweigend nebeneinander. Doch dann platzte Sissi mit der Frage heraus, die ihr schon die ganze Zeit auf den Lippen brannte. „Wieso hat Damon mich entführt?“ „Weil du eine Jungfrau bist. Sagt er zumindest“, erwiderte Francois sofort und sah sie jetzt neugierig an. Sissi errötete zart und klammerte sich an die Reling. „Ja“, gab sie kleinlaut bei. Ihr war das irgendwie peinlich, das vor den Kerl zuzugeben, von dem sie mehr als angetan war.

 

Er nickte leicht und sah sie dann mitfühlend an. Sie würde als letztes Sterben … jedoch am schmerzvollsten. „Solange ich bei dir bin. Wird dir nichts passieren“, sagte er plötzlich und kam dicht zu ihr. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie ernst an. Das hatte er nicht einfach so gesagt. Das hatte er wirklich so gemeint. Er würde einen Weg finden, wie sie beide von dem Schiff fliehen konnten. Er wollte schon lange von Damon weg und jetzt hatte er wirklich einen triftigen Grund dazu. Was man für die Liebe nicht alles riskierte! Sissi runzelte die Stirn und sah ihn dann ungläubig an. War das vielleicht eine Falle. Doch Francois streckte die Hand aus und sie konnte nicht anders als sie zu ergreifen. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte vollstes Vertrauen in ihn. Vielleicht konnte sie tatsächlich gemeinsam mit Francois Elena wiederfinden! Hoffentlich war ihre beste Freundin in Sicherheit.

 

*****

 

„Wir sollten aus diesen Dschungel raus, bevor es dunkel wird“, sagte Elena und sah die anderen mit ihren blauen Augen ernst an. Sie hatte automatisch die Führung übernommen. Es gab keine Aufstände. Jeder folgte ihr bereitwillig. Als wäre sie dazu geboren worden. Doch die Gruppe kam nicht weit, denn nur als sie ein wenig weiter gegangen waren, konnten sie ein Fahrzeug sehen, dass aussah als stamme es vom Militär. Doch das ließ nicht ihre Atem stocken. Nein es war das Blut, dass herausfloss und sich auf dem Waldboden zu einer kleinen Pfütze versammelte. Elena starrte geschockt darauf und konnte zeitgleich ein Rascheln in den Gebüschen um sie herum vernehmen. „Leute. Da kommt was“, sagte Lucas. Percy reagierte sofort und riss die Türe des Militärfahrzeugs auf. „LOS. REIN!“, rief er und schickte jeden einzelnen in das Fahrzeug hinein. Zu guter Letzt sprang er selber rein und machte gerade rechtzeitig noch zu. Denn schon war ein Dilophosaurus aus dem Dickicht des Urwaldes herausgesprungen.

 

Die sieben Jugendlichen kreischten auf, als sie spürten wie etwas gegen das Metall des Wagen krachte. Lucas hatte noch nie in seinen Leben soviel Angst gehabt, wie gerade in diesem Moment. Er guckte nach oben und sah ein Loch und den Kopf des Dinosauriers. Er hatte einen schlanken Kopf und eine Art Kamm auf seinen Schädel. Die Reptilienaugen blickten nach unten, doch bevor er sich den Engel schnappen konnte, verschloss Elena die Luke und verriegelte sie gut. „Na Cowboy“, grinste sie schelmisch. Lucas Herz pochte ihm bis zum Halse. Seine Stirn war vor Angst schweißnass. Jetzt tat er Elena leid. Sie nahm seine Hand und drückte sie fest. „Ist ja gut“, versuchte sie ihn aufzumuntern. „Ich weiß ohne deine Magie ist es scheiße. Aber ich weiß, wie man ohne auskommt.“ Jetzt sah sie in die Runde. „Euch wird nichts passieren.“

 

Jeremy gruschte herum und fand dann eine Kiste mit Waffen. „Schön für dich, Elena. Aber ohne Waffen kannst auch du uns nicht beschützen. Du bist nur ein Mädchen“, sagte er verächtlich und warf dann jedem eine Waffe zu. Elena kniff leicht die Augen zusammen, doch schluckte jeglichen Kommentar hinunter. Sie würde ihm nicht auf die Nase binden, was Lucas ihr erzählt hatte. Dafür kannte sie Jeremy zu wenig und sie zählte ihn auch nicht wirklich zu ihren Freunden. Wieder schlug der Dinosaurier mit seinen Schwanz gegen die Türe. Jetzt hatten sich zwei weitere zu ihnen gesellt und dachten nicht daran fortzugehen. „Wir haben die Arschkarte gezogen“, brummelte Sam und sprühte soviel 'Optimismus' in die Runde. Elena konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen. Aber damit musste sie jetzt klar kommen. Sie waren eine große Gruppe mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten.

 

„Wir kommen lebend raus“, sagte Joanna und versuchte wirklich fest daran zu glauben. Doch bei jedem weiteren Schlag, zuckte sie zusammen. Die Nacht legte sich über sie und die Dinosaurier. In der Zwischenzeit hatten sie sich einen Plan zurecht gelegt. Sie würden die Türen aufstoßen und dann würden sie die Dinos mit lautem Krach vertreiben. Doch diesen Plan machte Ruby zunichte, die schon die ganze Zeit sehr ruhig gewesen war. Als sie lauschte und die Dilophosaurus nicht mehr hören oder riechen konnte, stieß sie die Metalltüre auf, packte ihre Waffe fester und rannte hinaus. „RUBY“, kreischte Joanna erschrocken auf. Doch bevor sie nachrennen konnte, packte Percy sie und zog sie wieder zurück. „Du kannst ihr nicht mehr helfen“, sagte er leise und spürte einen Kloß in sich aufkeimen. Ruby rannte durch den Urwald so schnell sie konnte. Doch ihre wölfischen Sinne waren nicht mehr da und auch nicht mehr die Geschwindigkeit.

 

Und es musste kommen, was kommen musste. Einer der Dilophosaurus erwischte Ruby und verschlang sie. Ihre Schreie hallten durch den ganzen Urwald. Sie drangen sogar bis zu der Gruppe, die sich beklommen anguckten. Calypso umrundete das Fahrzeug und legte eine Hand auf das kalte Metall. Einer nach den anderen. Bis nur noch der Halbgott übrig war. Dafür würde sie schon Sorgen. Sie formte aus ihren Händen einen Trichter und der Laut eines Dilophosaurus kam aus ihrem Mund. Der Ruf bedeutete soviel wie: 'Kommt und holt euch einen Leckerbissen.' Sie lächelte bösartig und verschwand dann wieder. Und schon waren sie wieder da, die Türe wurde brutalst herausgerissen und Sam wurde am Bein rausgezogen. „HILFE“, brüllte er erschrocken. „NEIN“, kreischten alle gleichzeitig und sprangen dann wie die Ratten aus den sinkenden Boot. Sie wollten nicht noch mehr verlieren.

 

Diese Insel hatte ihnen schon viel zu viel genommen. Sobald sie in der kühlen Luft draußen waren, schossen sie auf die Dilophosaurus. Das Reptil ließ das Bein von Sam los und brüllte die übrigen an. Einer von ihnen sprang auf das Fahrzeug. Elena und Percy rannten auf Sam los, halfen ihm auf die Beine und schleiften ihn zurück zu der Gruppe, während die anderen wie wild weiter auf die Viecher ballerten. Doch schon bald erklang das beängstigende Klicken, das ihnen klar machte, dass die Munition alle war. Elena versuchte irgendwie doch ihre Magie zu aktivieren, doch der Zauber war einfach zu stark. Die drei Saurier kreisten sie ein. Doch plötzlich konnten die Teenager das Geräusch eines Motors vernehmen und dann erfüllten grüne Laserpointer die Luft. Ein Schwall von Energie wurde auf die Dilophosaurus geschossen und vertrieb sie letzten Endes. Ein älterer Herr kam auf die Gruppe zu und sagte laut: „Ihr seid nun in Sicherheit. Wir bringen euch zu unserem Lager.“

//13 - Mess of feelings

 

Das Lager war riesig. Es hatte alles was das Herz begehrte. Duschen, Essen und frische Klamotten. Es war ein großes eingezäuntes Areal und auf jedem Wachturm waren Soldaten und bewachten das Geländer. Sollte sich einer der Dinos auch nur ein wenig nähern, würden sie sie mit ihren speziellen Laserwaffen beschießen. Hier war es sicher – für den Moment. Am Morgen danach, während sich die anderen der Gruppe stärkten, saß der Engel alleine in einer Hängematte und schaukelte vor und zurück. Er war in seine Gedanken versunken, als Elena ihm Gesellschaft leistete. Sie wusste sie war nicht besonders nett zu ihm gewesen. Es war Zeit eine Entschuldigung auszusprechen. Sie blieb vor ihm stehen und deutete auf den freien Platz neben ihn. „Darf ich?“, fragte sie mit einen freundlichen Lächeln. Lucas blickte auf, begegnete ihrem Blick und nickte dann schließlich.

 

Er wüsste nicht was dagegen sprechen sollte. Sie ließ sich neben ihn mit einen tiefen Seufzer nieder und zog die Beine an. „Ich wollte mich entschuldigen, Lucas. Ich weiß es ist dein Auftrag und so. Aber ich brauche nicht wirklich rund um die Uhr bewacht werden. Auch wenn du es gut gemeint hattest … dennoch ist das immer noch mein Leben. Da bestimme nur ich und sonst niemand. Nicht ein Engel, nicht mein leiblicher Vater und auch nicht sonst irgendwer“, begann sie und sah ihn kurz an, bevor sie sich auf einen Punkt vor sich konzentrierte. Lucas stieß weiterhin mit den Fuß gegen den Boden und brachte die Hängematte weiterhin zum Schaukeln. Eine ganze Weile hüllten sich die beiden in Schweigen, bevor der Engel dann endlich sprach. „Vielleicht glaubst du du brauchst den Schutz nicht, aber da täuscht du dich. Damon und seine Kumpanen sind nicht die einzigen, die es auf dich abgesehen haben. Sobald die Welt der übernatürlichen Wesen spitz bekommt, dass du der Schlüssel für das Buch der Schatten bist, werden sie wie der Teufel hinter dir her sein“, erklärte er seinen Standpunkt der Dinge.

 

Für Lucas war es sonnenklar. Er hatte den Auftrag sie zu beschützen und da gab es keine Diskussion für ihn. Er fragte sich ernsthaft, wieso manche Menschen so emotional waren?! Gefühle standen der Vernunft einfach nur im Weg, aber schon immer wollte er ausprobieren, wie es sich anfühlte jemanden zu küssen. Manchmal waren menschliche Erfahrungen ja dann doch nicht so doof. Elena seufzte und betrachtete dann das satte Grün ihrer Umgebung. Sie wusste es hatte sowieso keinen Sinn ihn jetzt da von etwas anderem überzeugen zu wollen. Engel waren so überaus stur! Also versuchte sie jetzt mehr über sich herauszufinden. Da Lucas wohl so einige Antworten auf ihre Fragen hatte. „Ist es normal für eine Hexe mit Tieren sprechen zu können?“, fragte sie als allererstes. Seit dem letzten Vorfall mit der Katze war sie jedem Tier ausgewichen.

 

Lucas sah sie lange an, zog die Stirn in Falten und antwortete dann schließlich: „Eigentlich ist das eine Fähigkeit eines Engel … aber vielleicht da du der Schlüssel zu dem Buch bist. Vielleicht kannst du es deshalb.“ „Aber ich kann die Dinos nicht sprechen hören“, murmelte Elena dann. Doch Lucas lachte kurz auf und erklärte: „Mit Tieren sprechen zu können ist wieder eine Form von Magie. Deswegen funktioniert es auf dieser Insel nicht.“ Elena schmunzelte jetzt und musste dann über ihre eigene kleine Dummheit lachen. Ihr Lachen war so ansteckend, dass der Engel schon bald miteinstimmte.

 

Nach einer Weile beruhigten sich die Beiden und schaukelten wieder hin und her. Die Hängematte war wundervoll weich, lautlos und der perfekte Rückzugsort. Kaum einer kam hier nach hinten. Sie waren umgeben von der Idylle und der Stille. Gelegentlich konnte man das ferne Kreischen eines Flugsauriers vernehmen. „Elena?“, sagte da plötzlich Lucas und sah sie eindringlich an. Elena riss sich von der Umgebung fort und schenkte dem Engel einen fragenden Blick. So langsam hatte sie das Gefühl sie könnten vielleicht Freunde werden. Doch alles wurde dadurch zerstört, als er sie plötzlich zu sich zog und die Hexe küsste. Natürlich dachte er nicht an die Regeln der Menschen. Auch dachte er nicht daran, dass Elena vergeben war. Er wollte einfach nur diese Erfahrung machen und er konnte sich niemanden anderen vorstellen, als Elena. Aber gleichzeitig machte er somit die Erfahrung der Zurückweisung.

 

Elena erschrak darüber, stieß ihn von sich und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „TU DAS NIE WIEDER!“, zischte sie ihn an, sprang aus der Hängematte und flüchtete. Lucas rieb sich die pochende Wange und sah ihr verdattert nach. So hatte er es aber nicht bei anderen Menschen gesehen. Es war ein wirklich sehr seltsames Gefühl. Durch diesen einen kleinen Kuss, hatte er wieder das Vertrauen von Elena zerstört und um der Niederlage noch der Krone aufzusetzen, fing es in Kübeln an zu regnen.

 

Nicht mehr weit entfernt von Ogygia, aber dennoch eine gewisse Entfernung noch zwischen ihnen, glitt das Schiff von Kapitän Damon und seiner Crew über das Wasser. Vor ihnen lag die Meerjungfrauengrotte und dann östlich von dieser kleinen Insel war dann Ogygia. Ihr Endziel. Jedoch verteidigte sich die Insel und hüllte das Schiff schon bald in einen dichten Nebel ein. Katherine stand gemeinsam mit Damon oben am Deck und sahen sich nervös um. „Das sieht nicht gut aus“, murmelte die brünette Schönheit und wollte Damon mit nach unten ziehen. Denn hier oben waren sie ganz sicher nicht in Sicherheit. „Die Insel wehrt sich eben“, erwiderte er und ging ohne auf das Zupfen einzugehen zur Reling. Er sah nach unten in das tosende Wasser. Die Wellen schlugen wütend gegen den unteren Schiffsbauch.

 

„Wenn der Nebel sich nicht verzieht, dann krachen wir irgendwo dagegen“, rief Katherine, denn auch ein schlimmer Sturm war aufgezogen. Das Wasser begann zu wüten. Doch Damon umfasste Katherine's schönes Gesicht und rief gegen den Wind an: „Ich weiß. Mach dir keine Sorgen Kitty Kat. Das soll nur einschüchtern.“ Doch Katherine zog weiter an seinen Ärmeln und dann gab er letztendlich nach und ging mit ihr nach unten. Doch Sissi und France hatten auf diese Gelegenheit gewartet. „Bist du bereit?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Das Mädchen nickte und war überaus nervös. Ob sie es überhaupt bis zur Insel schaffen würden? Das Wasser war ihnen heute nicht wirklich freundlich gesinnt. Aber entweder jetzt oder nie.

 

Francois nahm ihre Hand, stieg auf die Reling und zog sie neben sich. „Okay. Jetzt“, rief er und sprang gemeinsam mit ihr ins tosende Wasser. Während die beiden darum kämpften wieder an die Oberfläche zu kommen, hatte es sich der Rest der Crew unten gemütlich gemacht. „Wo ist eigentlich France?“, wollte da plötzlich Damon wissen. Er ließ den Blick über den Raum schweifen, doch konnte seinen besten Mann nicht finden. Dann hörte er das Platschen und stürmte nach oben. Er konnte gerade noch sehen, wie die beiden vom Wasser fortgespült wurden. „NEIN!“, brüllte er frustriert auf. Dieser kleine Mistkerl hatte ihn verraten.

 

Die Wellen schlugen über ihre Köpfe zusammen, die Strömung riss sie mit sich und Sissi wusste schon bald nicht mehr wo oben und unten war. Sie hatte das Gefühl ihr Kopf würde platzen und ihre Lungen schrien nach Sauerstoff. Dann packte jemand sie am Arm und schwamm mit ihr an die Oberfläche, wo sie gierig nach Luft schnappte.

 

******

 

Ogygia. Diese Insel war in aller Munde. Gefährlich und wunderschön zugleich. Der Tag neigte sich fast dem Ende zu. Die Sonne war gerade dabei hinter den Bergen zu verschwinden. Lucas saß noch immer genau an der gleichen Stelle, wo Elena ihn zurückgelassen hatte. Doch das Fehlen des Mädchens war jetzt Percy aufgefallen. Er kam auf den Engel zu und fragte: „Wo ist Elena?!“ Die Sorge stand ihm in den ozeanblauen Augen geschrieben. Schon überall hatte er sie im Lager gesucht, aber nirgendwo gefunden. Der Engel starrte an Perseus vorbei und schwieg betreten. Er wusste es war seine Schuld. Er hatte seine Aufgabe vernachlässigt. Er war ein unglaublich schlechter Soldat. Percy schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum und lenkte somit die Aufmerksamkeit auf sich.

 

„Hey. Ich hab mit dir geredet“, brummte er leicht angesäuert und baute sich vor den Engel auf. Lucas stand jetzt auf und überragte Percy um 4 Zentimeter. „Ich hab schon gehört, dass du mit mir geredet hast. Halbgott. Du redest ständig … ständig sprichst du zu deinen Vater, aber er antwortet dir nie“, sagte Lucas nur tonlos und schob die Hände in die Hosentaschen. Percy ging auf diese Provokation nicht ein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Lass die Spielchen und sag mir wo Elena ist. Schließlich warst du ihr wie ein Hündchen gefolgt.“ Lucas kniff die blauen Augen zusammen, die ein stürmisches grau angenommen hatten. „Es ist mein Auftrag sie zu beschützen. Aber sie will nicht. Also hab ich sie gehen gelassen“, erwiderte er ausdruckslos und mit einen leichten Ärger in der Stimme.

 

Perseus raufte sich leicht die Haare und atmete tief ein. Er wollte sich nicht von seiner Wut leiten lassen. Schon immer war er diplomatisch gewesen und nie wirklich in Zorn ausgebrochen. „Okay. Das ist eben Elena. Die ist stur. Weißt du denn wo sie hingegangen ist?“, fragte er den Engel weiter aus. Die Dunkelheit brach so langsam an und er machte sich so große Sorgen um sie. Er wollte sie gerne in der Nähe wissen, wo doch so ein blondes Mädchen herumlief und Menschen killte. Lucas sah seinem Gegenüber argwöhnisch in die Augen, seufzte schließlich und gab dann die Abwehrhaltung auf. Er deutete in die Richtung in die Elena verschwunden war. „Sie ist da lang. Keine Ahnung wo sie jetzt ist. Bin ihr nicht nachgelaufen.“ Percy nickte leicht. Er merkte, dass irgendwas vorgefallen war, doch er bohrte nicht nach. „Okay. Danke.“ Dann war er auch schon in die Richtung losmarschiert, wohin Lucas gezeigt hatte.

 

********

 

Das Schiff konnte endlich an Land gehen. Sobald sie den Nebel passiert hatten, war alles klar und die Meerjungfrauengrotte ragte vor ihnen auf. Es war nur eine kleine Insel mit einen einzigen kleinen Strand. Eine kleine Bucht, bei der das Schiff dann ankerte. Damon verließ das Schiff und wollte am liebsten irgendjemanden umbringen. Wie konnte einer seiner ältesten Freunde ihn nur SO hintergehen?! Schon wieder hatte er eine Zutat verloren. Sein Ziel rückte somit wieder in weite Ferne. Umkehren konnte er nun nicht mehr. Es war zu spät. Jetzt durfte er nur noch hoffen, dass er alle wieder in Ogygia treffen würde. Denn sonst war er wirklich am Arsch! Er wollte das Buch der Schatten unbedingt in seine Finger bekommen. Er brauchte es einfach. In diesem Buch würden ihm Geheimnisse offenbart werden, nach denen er schon so lange gesucht hatte.

 

„Damon!“, rief Jacob und joggte auf den uralten Vampir zu. „Ja?“, knurrte der. Er war nicht gerade in der Stimmung so eine Konversation zu führen. Sollte der Kerl ihn wieder bedrohen, dann würde er ihm die Kehle herausreißen, auch wenn es vielleicht seinen eigenen Tod bedeuten würde. Jake erreichte Damon, ignorierte seine schlechte Laune und sagte: „Wir sind bereit. Die Fangnetze wurden ausgebreitet, die Gefangenen sind sicher verwahrt und der Leuchtturm arbeitet.“ Jetzt steigerte sich Damon's Laune ein klein wenig. „Gut. Dann wollen wir uns eine Meerjungfrau fangen.“ Er rieb sich die Hände und musste kurz an das Jahr 1492 zurückdenken. Er lachte heiser. Das war ein sehr ereignisreiches Jahr gewesen. Er zog seine Gedanken wieder zurück in die Gegenwart und folgte dann Jacob zu den anderen.

 

*******

 

„Sissi? Bist du okay?“, rief Francois und rüttelte an ihren Schultern. Sie hustete und spuckte das salzige Wasser aus. Ihr Hals kratzte von dem Meersalz und die Augen tränten ihr. „Ja. So einigermaßen“, raunte sie mit heiserer Stimme und ließ sich auf die Beine helfen. „Wo sind wir?“, wollte sie dann wissen. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an die hereinbrechende Dunkelheit. Doch sie konnte spüren, dass etwas mit ihrer Magie nicht stimmte. Sie war nämlich nicht mehr da. Francois verlor ebenfalls seine Vampirfähigkeiten. Er zog Sissi beschützerisch an sich und ließ den Blick über die Insel gleiten. „Ogygia“, erwiderte er nur und verzog das Gesicht. Er hatte schon vieles über diese Insel gehört, aber nicht wirklich etwas gutes.

 

„Was machen wir jetzt ohne Magie und du ebenfalls ohne deine Vampirkräfte?“, fragte sie leise und sah sich nervös um. Sie hatte das Gefühl als würden sie tausend Augenpaare beobachten. „Wir suchen einen sicheren Unterschlupf und warten bis es hell wird. In der Dunkelheit durch diesen Dschungel zu wandern, wäre reinster Selbstmord“ Sissi nickte langsam und sah sich dann um. „Wie wär's wenn wir uns jetzt einen Unterschlupf suchen?“, meinte sie leise und konnte Augen auf sich spüren. Auch France merkte jetzt, dass etwas sie versuchte einzukesseln.

 

„Ja du hast recht“, sagte er, nahm ihre Hand und zog sie mit sich. Dann hielt er an einen kleinen Bachbett an und begann sich mit Schlamm zu bekleckern. „Was machst du denn da?“, zischte die Hexe aufgebracht. „Für ein Schlammbad haben wir jetzt keine Zeit.“ „Das überdeckt unseren Geruch“, erklärte er ihr geduldig und schmierte auch ihr den Schlamm ins Gesicht und auf die Klamotten. Sissi verzog das Gesicht und rümpfte die Nase. Dieser Schlamm stank fürchterlich und verschmutzte ihre wundervolle Bekleidung. Aber bevor sie meckern konnte, hörte sie etwas im dichten Unterholz. „Hast du das gehört?“, flüsterte sie. Der Vampir nickte, sah sich wachsam um und schob sie dann unter die Krone eines Baumes. „Los. Hier hoch“, zischte er und drückte sie nach oben.

 

Sissi sagte nichts dagegen und leistete dem Befehl sofort Folge. Sie zog sich in die Wipfel des Baumes und half dann Francois zu sich hoch. Sobald sie beide in Sicherheit waren, brachen Dinosaurier aus dem Dickicht und suchten nach den Beiden. Sissi und Francois hielten den Atem an, aber zugleich beobachteten sie fasziniert diese kleinen Geschöpfe. Die Juravenator durchsuchten das Areal unter dem Baum. Doch kamen nicht drauf nach oben zu schauen.

 

*********

 

Percy fand Elena außerhalb des Zaunes am Fuße eines Baumes. Neben ihr saß ein blondes Mädchen. Genau das gleiche Mädchen, dass er beim Strand gesehen hatte. „ELENA!“, rief er und begann auf sie zu zu rennen. Er traute ihr nicht, denn er war sich sicher, dass dieses Mädchen Schuld am Tod von Christopher hatte und auch an Rubys. Sobald die Blonde Percy's Ruf gehört hatte, war sie auf ihre nackten Füße aufgesprungen und in die Dunkelheit entflohen. „Nein. Warte. Calypso!“, rief Elena ihr nach, doch Calypso hielt nicht an. Die Hexe seufzte und starrte dann Percy leicht böse an. „Du hast ihr Angst gemacht! Wieso musstest du so herumschreien?“, fauchte sie ihn an. Doch Percy ignorierte ihr Gemeckere und zog sie erleichtert in seine Arme.

 

„Du kannst ihr nicht vertrauen“, murmelte er ihr ins Ohr. Elena schob ihn leicht von sich und schüttelte den Kopf. „Weißt du eigentlich wer das ist?“ „Naja … du hast sie Calypso genannt.“ „Calypso ist eine Göttin. Sie wurde hier eingesperrt. Ich glaube nicht, dass sie uns etwas tut. Bevor du kamst, wollte sie mir etwas über meinen leiblichen Vater erzählen, aber jetzt ...“, sagte sie und seufzte schwer. Sie war leicht enttäuscht darüber. Percy fixierte sie und umfasste dann ihre Schulter. „Calypso hat ein Metallteil gelöst und dadurch ist Christopher gestorben. Sie ist nicht die brave Göttin, Elena. Vertraue ihr nicht.“ Die blonde Hexe presste die Lippen aufeinander und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Percy wusste es war zwecklos jetzt mit ihr zu diskutieren. Aber er wusste, was er gesehen hatte und er würde Elena schon noch überzeugen.

 

„Kommst du bitte wieder zurück? Hier ist es nicht sicher“, bat er sie und deutete zurück zu dem hell beleuchteten Lager. Doch bevor Elena antworten konnte, hörten sie ein Knacken im Unterholz. Instinktiv zog er das Mädchen zu sich und schob sie hinter sich. Langsam traten beide den Rückzug an. Dann brachen zwei Personen durch's Dickicht und standen den beiden Teenagern gegenüber. „Castiel?“, stieß Elena ungläubig aus und starrte den dunkelhaarigen Engel an. Er lächelte sie kurz an. Cas war so erleichtert sie gesund und munter zu sehen. Dann deutete er auf den Kerl neben sich. „Elena? Darf ich vorstellen. Das ist Adam … dein Vater.“

//14 - Mermaids

 

Damon fuhr mit dem Finger über das Scotchglas, dass er sich genehmigt hatte. Er musste mit einem neuen Plan aufwarten. Auch musste er darauf vertrauen, dass Francois nicht gleich über Sissi herfallen würde. Denn wenn sie keine Jungfrau mehr war, dann wäre das das Ende der Welt. Denn wo sollte er so schnell eine Jungfrau herbekommen?! Diese Niederlage wollte er sich nicht eingestehen, also brauchte er jetzt jemanden bei dem er seinen Frust abladen konnte. „Damon?“, erklang dann plötzlich die Stimme von Peter hinter ihm. Ein kleines boshaftes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. Genau der richtige Kerl hatte seinen Weg zu ihm gefunden. Damon erhob sich aus seinen bequemen Sessel, legte das Glas weg und musste unwillkürlich an damals denken. 1492. Die Reise von ihm und Columbus und einen jungen Kerl, den er als seinen Freund betrachtet hatte … dem er aber jede Erinnerung geraubt hatte.

 

„Damon?“, räusperte sich Peter und stand jetzt direkt vor seinem Meister. Damon's Raubtieraugen legten sich auf den jungen Vampir. Wie lange kannte er jetzt Peter? Mal überlegen. 10 Jahre? Auf jeden Fall noch nicht solange wie Katherine und Francois. Katherine hatte er im Jahre 1625 in Paris kennengelernt. Das waren noch Zeiten gewesen. Er schüttelte den Kopf um wieder in die Gegenwart zurückzukehren. „Ja?“, knurrte er, verschränkte die Arme vor seiner Brust und musterte ihn eindringlich. Peter mied den Augenkontakt und murmelte: „Was machen wir jetzt wegen France und Sissi?“ Damon's Nasenflügel blähten sich sauer auf und er zog scharf und geräuschvoll die Luft ein. „Tja. Was machen wir nun mit denen?! Sag mal du und Francois wart ja euch so nah. Begehrt er sie?“ Sein Unterton war bedrohlich und ein tiefes Grollen entrang seiner Kehle. Peter wich zurück und brachte einen gewissen Abstand zwischen sich und den zornigen Vampir.

 

„Es .. es könnte sein ...“, stammelte er nervös. Zum einen wollte er Damon nicht anlügen – auch wenn er ihn nicht wirklich mehr leiden konnte – und zum anderen wollte er aber Francois schützen. Natürlich begehrte France die Hexe. Aber nicht nur begehren, er mochte sie. Er mochte ihre Art und er wollte sie besser kennenlernen, das hatte er damals Peter anvertraut. Damon war in einem Augenblick vor ihm, schloss eine Hand um seine Kehle und presste ihn dann gegen die Wand. Er drückte zu und knurrte: „Und wieso nochmal hast du es ihm nicht ausgeredet?! Huh?“ Peter wollte eigentlich sagen, dass auch Damon nichts dagegen unternommen hatte, obwohl er es gewusst hatte, aber das schluckte er hinunter und antwortete stattdessen: „Es tut mir leid, Damon.“ Er rang nach Luft – auch wenn er sie nicht unbedingt brauchte – aber es war schon zu einer Gewohnheit geworden.

 

Am liebsten würde er seine Stimmbänder zerquetschen und ihn leiden sehen, doch er riss sich zusammen und ließ von den jungen Vampir ab. Peter keuchte, sackte zu Boden und rieb seinen Hals. Seine braunen Augen waren vor Schreck geweitet und es stand das blanke Entsetzen darin geschrieben. Damon lachte amüsiert. Dieser Ausdruck war zum Schießen. Jetzt fühlte er sich ein klein wenig besser und als dann Hanna reinkam und ihm sagte, dass sie soweit waren, waren diese Worte Musik in seinen Ohren. Denn er wusste ganz genau wen er als Köder benutzen würde und er hoffte, dass dieser jemand sterben würde. Denn dann hätte er ihn endlich los.

 

Leise schlich er sich an das grasende Reh. Auch wenn er seine Vampirfähigkeiten verloren hatte, dennoch war er auch schon im früheren Leben ein Jäger gewesen. Ein Jäger der anderen Art. Immer noch plagte ihn der Durst nach Blut. Egal was diese Insel mit ihnen tat, welche Magie sie auch immer aufhob, der Hunger nach der roten Lebensessenz blieb erhalten. Es dürstete ihn aber mehr nach menschlichen Blut, doch jetzt musste er sich mit diesem Reh zufrieden geben. Ganz langsam schlich er weiter und blieb immer schön in entgegengesetzter Windrichtung, damit das Tier ihn auch ja nicht roch.

 

'Noch ein Stückchen', dachte Francois, war nur noch ein paar Zentimeter von dem Wild entfernt, doch plötzlich drehte sich der Wind, das Reh hob den Kopf und begann zu rennen. „Shit“, fluchte France und rann seiner Beute nach. Er durfte es nicht verlieren, denn er würde nicht so schnell wieder eins finden, da war er sich sicher. Bei den Gedanken er könnte Sissi anfallen vor Hunger, sprintete er noch schneller. Er kürzte ab und sprang dann aus den Gebüsch auf das Reh. Bevor das Tier wusste, was ihm geschah versank er schon seine Zähne in seinen Hals. Er seufzte als das Blut seinen Mund füllte, aber gleichzeitig ekelte er sich leicht davor. Das Fell schmeckte schmutzig und das Blut war eben nun mal nicht menschlich. Aber es würde ihm helfen den Durst solange zu löschen, bis er eine richtige Mahlzeit bekam.

 

*

 

„Wo warst du?“, schimpfte Sissi drauf los als sie endlich Francois gefunden hatte, der aber in einem Baum saß und zu ihr grinsend herunter sah. „Ich habe eine Dunkelheitphobie! Du hast mich einfach auf diesem Baum hängen gelassen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. Er lachte herzhaft. „Ich wollte nur verhindern, dass du mein Snack wirst“, erklärte er ihr und grinste süffisant. Dann lehnte er sich an die Rinde des Baumes und sah in die Ferne. Sissi zog weiterhin eine Schnute und sah nach oben. „Wie hast du überhaupt gejagt, ohne deine Vampirkräfte?“, wollte sie amüsiert wissen und stellte sich die witzigsten Szenarien vor. Sie kicherte haltlos los und fing sich einen bösen Blick von Francois ein. „Nicht witzig. Egal was du dir vorstellst, das ist nicht passiert. Ich bin nicht auf die Schnauze gefallen oder sonst was du dir noch vorstellst. Glaub mir auch ohne meine Vampirkräfte habe ich einige Talente. Ich war nicht immer ein Vampir gewesen.“

 

Sissi schmunzelte, ging rückwärts und kreischte auf. Sie war genau in ein riesen großes Spinnennetz hineingerannt und schlug jetzt um sich. „AH. IIIHHH. SPINNE!“, quietschte Sissi und brachte einen großen Abstand zwischen sich und den klebrigen Netz. Francois lachte herzhaft, sprang vom Baum und half ihr die klebrigen Fäden abzumachen. Sie schlug seine Hand weg und fauchte: „Danke. Ich kann das selber.“ Der Vampir rollte mit den Augen und zupfte weiterhin die Fäden weg. Sissi seufzte und ließ es dann zu. Als sie dann endlich wieder sauber war, machten sie die beiden auf den Weg tiefer in den Dschungel hinein.

 

„Das Buch muss zerstört werden!“, sagte Adam, trank von dem Wasser, was man ihn angeboten hatte und taxierte Elena. Seine Tochter, die ihm aber fremd war. Es war ein sechzehn – jähriges Mädchen, dass er zu Letzt als Neugeborenes gesehen hatte. Er hatte absolut keine Verbindung zu ihr, was nicht heißen sollte, dass er sie nicht liebte. Er wollte sie beschützen. So wie er es die 16 Jahre getan hatte, indem er von ihr ferngeblieben war. Elena schnaubte und presste die Lippen aufeinander. Sie war alleine mit ihren 'Vater' im Speisesaal. Auch wenn er ihr vertraut sein sollte, konnte er nicht fremder sein. „Das ist alles was du zu mir zu sagen hast? Nach 16 Jahren ist das das erste was du mir sagst.“ Sie schüttelte fassungslos den Kopf und ihr standen die Tränen in den Augen.

 

Immer schon wollte sie ihre leiblichen Eltern kennenlernen, doch jetzt wo sie vor ihrem Vater stand, verspürte sie eine große Enttäuschung. Er war nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Adam seufzte und ging darauf nicht ein. Er sah sie eindringlich an und sprach weiter auf sie ein: „Du weißt wo das Buch ist, Elena. Es ist nicht auf der Insel … du musst es zerstören!“ Jetzt wurde Elena wütend. Sie stand mit einen großen Schwung auf und warf den Stuhl um, auf den sie gesessen hatte. Eigentlich wollte sie keine Szene machen, aber er machte sie einfach so rasend vor Wut! „MICH INTERESSIERT DIESES DÄMLICHE BUCH NICHT, ADAM!“, fauchte sie ihn an und fuhr sich durch die blonden Haare.

 

Adam wurde auf einen Schlag still und musterte seine Tochter. „Wieso warst du 16 Jahre lang nicht da?“, fragte sie jetzt mit einer leiseren Stimme. Sie war brüchig und die Tränen drohten über ihre Wangen zu laufen. Doch Adam schwieg weiter. Er hatte dafür keine Antwort parat … oder vielleicht doch. Aber es würde nichts an ihrem Verhältnis ändern. Die Wahrheit war... er war davor weggelaufen. Als Rose starb, war ein Teil von ihm mit ihr gegangen und wenn er in Elenas Augen sah, dann konnte er sie darin erkennen. Es schmerzte viel zu sehr. Alles was er wollte, war zu vergessen. Elena war ohne ihn sowieso besser dran. Elena schluchzte auf und packte dann ihre Sachen. „Keine Antwort, ist auch eine Antwort“, knurrte sie ihn an und rannte nach draußen.

 

„Warst du schon mal verliebt?“, fragte Sam plötzlich, während er an seinen Kaffee nippte. Er fixierte Jeremy und sah ihn äußerst neugierig an. Er wusste nicht viel über den Ravenclaw Jungen, doch er war Schulsprecher und er genoss so etwas wie Macht. Da war es nur verständlich, dass man neugierig war und vor allem hatte Sam gerade nichts besseres zu tun. „Nope“, erwiderte Jeremy und warf ihn einen Blick zu, der soviel hieß wie „Das Thema ist somit beendet“, doch Sam dachte nicht daran, jetzt locker zu lassen. Er trank noch einen Schluck von seinen Kaffee und bediente sich dann vom Obstkorb. „Wieso nicht?“, wollte er wissen und biss genüsslich vom roten Apfel ab. Jeremy seufzte, schnappte sich ebenfalls einen Apfel und erwiderte: „Auf meiner Familie lastet ein Fluch.“

 

Jetzt hob Sam eine Augenbraue und fragte: „Welcher denn?“ Er versuchte nicht allzu neugierig zu wirken, doch seine Augen funkelten vor Spannung. Also hatte auch der perfekte Jeremy Chase ein dunkles Familiengeheimnis. Jeremy seufzte leicht und rollte den Apfel auf der Tischplatte vor und zurück. „Sobald man jemanden zu lieben beginnt, wird der – oder diejenige sterben.“ Sam sah ihn mit großen Augen an und verspürte plötzlich so etwas wie Mitleid, obwohl ihm dieses Gefühl eigentlich ziemlich fremd war. Er kaute auf seiner Unterlippe herum, bevor er fragte: „Aber Flüche kann man doch brechen, oder?“ Jeremy zuckte mit den Schulter und konzentrierte sich jetzt auf seinen Apfel. Er hatte bisher noch nie jemanden von diesem Familienfluch erzählt.

 

Er wusste nicht, woher er plötzlich solch ein Vertrauen in Sam Dare fasste, aber es fühlte sich gut an, sich endlich jemanden anzuvertrauen. Sam aß seinen Apfel fertig und warf dann das Kerngehäuse in den Abfall. „Es gibt ein Buch“, begann er langsam und gewann somit Jeremys Aufmerksamkeit. „Dort steht eine Zauberformel drinnen, die diesen Fluch brechen könnte. Und ich glaube hinter das ist der Vampir her. Hinter diesem … Zauberbuch.“ Jeremy öffnete leicht den Mund und keuchte dann. Das würde natürlich einen Sinn ergeben. Er hatte auch schon mal davon gehört. The Book of Shadows. Das Schattenbuch.

 

Völlig verschwitzt und ausgelaugt erreichten Sissi und Francois endlich das Tor, wo bewaffnete Wachen sie aufhielten. „Hab ich dir nicht gesagt ich führe dich zu Menschen?“, meinte France und grinste selbstgefällig. Sissi rollte mit den Augen und gab ihn einen Klaps auf den Hinterkopf. „Darüber reden wir, wenn die Wachen uns nicht umgebracht haben“, zischte sie ihm entgegen und lächelte dann freundlich die Wachen an. „Hey. Wir kommen in Frieden“, rief sie und winkte fröhlich. Sie hoffte, dass diese Menschen ihrer Sprache mächtig waren. Die Wachen sahen sich an und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Sissi zog eine beleidigte Schnute und hätte sie ihre Kräfte noch, dann würde sie alle in Schweine verwandeln. Sie verwarf den Gedanken und versuchte weiterhin freundlich zu wirken.

 

Francois hob eine Augenbraue, schmunzelte leicht und ging dann auf eine Wache zu. „Hey. Ich bin Francois und das ist Sissi. Wir sind auf der Suche nach unseren Freunden … sind sie zufälligerweise hier?“ Die Wache verstummte und nickte dann leicht. „Ja. Erst vor kurzem haben wir eine Gruppe von Jugendlichen hier aufgenommen. Vielleicht sind eure Freunde da dabei.“ Dann wurde das große Tor geöffnet und Sissi und Francois durften eintreten. France grinste breit und triumphierend. Sissi musste nur noch mehr mit den Augen rollen und murmelte was von großer Arroganz. Doch der Vampir rückte in den Hintergrund, als sie nicht weit von sich ein Mädchen ausmachen konnte. Ein blondes Mädchen wohl gemerkt, mit blauen Augen und einem verheulten Gesicht.

 

„ELENA!“, brüllte Sissi und begann zu rennen. Elena hob den Kopf und konnte es kaum glauben. Schon war ihr leiblicher Vater vergessen. Sie begann ebenfalls zu rennen. Beide Mädchen sprinteten aufeinander zu und lagen sich dann lachend in den Armen. „Du bist es tatsächlich“, hauchte Sissi und knuddelte ihre beste Freundin fest. Wie sehr hatte sie das blonde Mädchen vermisst. Elena ging es nicht anders. Sie war so überaus glücklich, dass sie sogar die Tatsache übersah, dass Francois – ein ehemaliger Anhänger von Damon – keine fünf Meter von ihnen weg stand und sie beide beobachtete.

 

*

 

Die Dunkelheit verschluckte beinahe die beiden jungen Männer, die in einem Boot saßen und auf das offene Wasser hinaus paddelten. Es waren Jacob und Peter, die als Köder benutzt werden. Jacob war von Damon geplant gewesen und Peter … nun ja. Peter war ihm lästig geworden. Damon stand gemeinsam mit den Rest seiner Crew beim Leuchtturm oben und wartete darauf, dass die beiden Männer in Position gingen. Sobald sie bei ihrem Ziel angelangt waren, würde er das Licht des Leuchtturmes anschalten und sie somit auf den Präsentierteller stellen. Stefan war bei den Gefangenen geblieben, während Damon sich jetzt das nervöse auf und ab laufen der Frauen antun musste. Er seufzte leicht genervt, sah weiterhin auf das stille dunkle Wasser und schaltete dann das Licht an, als er die Beiden auf ihrem Platz entdeckte.

 

Das Licht blendete die beiden jungen Männer. Sie kniffen die Augen zusammen und sahen sich dann unbehaglich um. „Wird schon schief gehen“, brummelte Jake, während er immer wieder versuchte etwas unter der Wasseroberfläche zu erkennen. „Ja es wird schiefgehen“, erwiderte Peter bitter und konnte in der Ferne ein feines Kräuseln vernehmen. Hätte er ein schlagendes Herz, dann würde er wahrscheinlich einen Herzinfarkt erleiden. „Du kannst nicht sterben. Bist schließlich ein Vampir“, motzte da Jacob, denn auch ihm stand die Anspannung deutlich ins Gesicht geschrieben. War da hinten nicht gerade ein Fischschwanz aus dem Wasser gebrochen? Nein er hatte es sich bestimmt nur eingebildet. Peter sah den Zauberer lange an, bevor er mit leiser brüchiger Stimme antwortete: „Wir sind in der Nähe von Ogygia. Während in Ogygia gar keine Magie funktioniert. Funktioniert sie hier nur zur Hälfte. Das heißt alles übernatürliche IST verwundbar. Alles kann uns jetzt töten. Nicht nur ein Holzpflock oder den Kopf verlieren.“

 

Jacob presste die Lippen aufeinander, als ihm schlagartig bewusst wurde, wieso Damon ihn mit Peter hier hinaus gesendet hatte. Ja sie waren Köder, aber Damon ging anscheinend davon aus, dass sie es nicht überleben würden. Er wollte ihn tot sehen. Er wollte ihn los werden. Nur hatte er da auf das falsche Pferd gewettet, denn Jake würde sich ganz sicherlich nicht so einfach umbringen lassen. Nicht wenn er so nahe an seinem Ziel war.

 

„Wir retten sie doch, wenn sie angegriffen werden, oder?“, wollte Annabeth wissen und stellte sich neben Damon, um wie er nach unten gucken zu können. Darauf antwortete Damon lieber nicht. Denn er hatte nicht vor sie zu retten, würde er es aber laut aussprechen, dann würde man sich womöglich von ihm abwenden. Doch er brauchte seinen Vampirclan, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand. Er war nie der Typ Einzelgänger gewesen. Nie war er vollkommen alleine gewesen. Immer war jemand bei ihm gewesen, auch wenn dieser jemand die Reise mit ihm nicht überstanden hatte. Doch das lag in der Vergangenheit und sollte ihn heute nicht mehr kümmern. Er hatte eine Eisschicht über sein Herz angelegt. Zu viele Verluste veränderten einen Menschen … beziehungsweise einen Vampir.

 

Katherine ging unruhig umher und lehnte sich dann seufzend an die Brüstung. Sie kannte Damon einfach viel zu gut. Er würde die beiden da unten sterben lassen. Es sei denn sie überlebten es, wovon sie aber nicht ausging, denn Meerjungfrauen waren bösartig. Man konnte ihnen NIEMALS vertrauen. Hanna sah kurz zu Damon und ließ sich dann auf den Boden nieder. Jetzt hieß es einfach abzuwarten. Sie hoffte das Beste.

 

Plötzlich kräuselte sich das Wasser keinen Meter von ihnen und dann tauchte ein Kopf eines Menschen aus dem Wasser oder wohl eher gesagt einer Meerjungfrau, denn von der Hüfte abwärts – im Wasser verborgen – hatte sie eine Fischflosse. „Hör nicht auf das was sie sagt“, warnte Peter Jacob vor, doch es war zu spät. Völlig hypnotisiert starrte er das Mädchen an, dass mit einer melodischen Stimme zu ihm sprach: „Ich kann dir das geben, wonach du dich sehnst.“ „Ja? Wie?“, hauchte Jake und beugte sich näher vor. „JAKE“, rief Peter und wollte ihn wegziehen. Doch Jacob wehrte sich dagegen. Jetzt kamen mehr Köpfe aus dem Wasser und beobachteten die beiden Männer. Die blonde Meerjungfrau sank zurück ins Wasser und plötzlich veränderten sich ihre schönen Gesichtszüge und das Monster trat zum Vorschein. Jake erschrak und wich zurück, doch das kleine Boot bot nicht genügend Platz für solche Manöver.

 

Das Wasser wurde wild. Die übrigen Meerjungfrauen verschwanden unter der Oberfläche und attackierten dann das Boot. „Fuck“, fluchte Peter. Er packte eines der Ruder und schlug gegen die Meerjungfrauen, doch sie entrissen ihm das Paddel und rissen ihn durch den Schwung mit ins Wasser. Die Wolken zogen sich über den Vollmond und öffneten ihre Schleusen. Es begann prasselnd zu regnen. Das Holz wurde rutschig, nass und langsam begann sich das Boot mit dem Regenwasser zu füllen. „PETER!“, rief Jacob und schluckte im gleichen Moment Wasser, denn die Meerjungfrauen hatten das Boot umgeworfen. Er zappelte im brackigen Wasser und konnte sehen, wie der Vampir von drei Meerjungfrauen verschleppt wurde. Sie waren einfach zu schnell. Er würde sie niemals einholen können. Peter war nicht mehr zu retten.

 

Während der Schlacht auf dem Wasser, hatte sich Damon dann nach einer Weile zurückgezogen, um nach seinen Opfern zu sehen. Doch als er sein Schiff betrat, konnte er Stefan am Bug stehen sehen. Er sah in die Sterne, sobald er Damon jedoch hörte, wandte er sich zu seinen älteren Bruder um. „Wieso?“ „Wieso was?“, wollte Damon wissen und kam langsam auf seinen Bruder zu. „Wieso hast du Peter und Jacob zum Sterben hier raus geschickt?!“, brüllte er jetzt, seine Miene war vom Zorn verzehrt und nur noch Kälte war in seinen grünen Augen zu sehen. „Wir brauchten Köder ...“, begann Damon mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen, doch Stefan unterbrach ihn harsch. „Du hast es mit Absicht getan. Jetzt schlachtest du schon deine eigene Familie ab“, brüllte er ihn an und zitterte vor Wut. Damon hatte sich in diesen beinahe 600 Jahren viel zu sehr verändert. Früher hatte Stefan zu ihm aufgesehen und jetzt …

 

Jetzt wollte er einfach nur noch weg von ihm. „Manchmal muss man harte Entscheidungen fällen“, fauchte Damon seinen Bruder an. „Nur die Starken können überleben!“ „Fahr zur Hölle Damon!“ Mit diesen Worten drehte sich Stefan um und wollte gehen, doch Damon's Worte ließen ihn innehalten. „Dort war ich doch schon, Stefan.“ Damon's kleiner Bruder holte aus und boxte Damon ins Gesicht. Dann verschwand er und ließ den perplexen Damon zurück.

 

Aber viel Zeit hatte er nicht sich über das Verhalten seines loyalen Bruders zu wundern. Denn schon konnte er das Feuer auf dem Wasser sehen. Er rannte vom Schiff hinunter und den Strand entlang zu seinen Kumpanen. Aus dem Wasser wankte Jake, der mit größer Mühe es gerade noch ans Land geschafft hatte, bevor die Meerjungfrauen sich auch noch ihn schnappen konnten. Dann sah Damon etwas aus den Augenwinkeln. Es war eine Meerjungfrau, auf deren Flosse ein schwerer Gesteinsbrocken gefallen war. Der Vampir grinste schelmisch und packte ein Fischnetz. Jetzt konnte er die Zutat 'Meerjungfrau' von seiner Liste streichen. Mit einem Schwung nahm er das Wesen gefangen.

//15 - The Final Battle

 

Die beiden besten Freundinnen hatten sich zurückgezogen in einen kleinen paradiesischen Garten, um miteinander zu reden. Natürlich war das große Hauptthema: Francois.
„Ich vertraue ihm nicht, Sissi. Was wenn das alles zu Damon's Plan gehört?!“, warf Elena ihre Bedenken in den Raum. Sissi kniff leicht die mandelbraunen Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander, sodass nur noch ein schmaler Strich vorhanden war.

Sie wusste, dass Elena etwas gegen den Vampir haben würde, aber sie vertraute ihm. Aber wie sollte sie Elena davon nur überzeugen, dass hinter all dem nichts böses steckte.

 

Denn eigentlich wusste sie ja nicht mit Sicherheit, dass er nicht auf Damon's Befehl gehandelt hatte. Es war einfach ein Bauchgefühl. Doch ihr Magen enttäuschte sie nie.
Sie straffte sich und verteidigte dann Francois: „Er hat mein Leben gerettet, Elena. Da steckt kein Verrat dahinter. Ich weiß, dass er nicht auf Damon's Befehl gehandelt hat!“ „Weißt du es mit Sicherheit oder glaubst du es?“, bohrte das blonde Mädchen nach und sah die Hexe eindringlich an. Sissi seufzte, knetete ihre Finger und erwiderte dann leise: „Du musst mir in dieser Sache vertrauen, Elena. Mein Instinkt lässt mich nie in Stich! Ich weiß er gehörte zu Damon, aber wir wissen schließlich nicht, wieso France überhaupt dort war und … ich mag ihn. Ich mag ihn wirklich.“

 

Sie sah Elena mit einen flehenden Blick an, doch Elena blieb hartnäckig. Sie konnte einfach nicht glauben, dass dieser Vampir plötzlich einen Sinneswandel hatte. Ja, wieso war er denn bei Damon überhaupt dabei gewesen. Die Frage war ja, ob er es wirklich ernst meinte oder ob es mal wieder eine Falle ist.

Denn Elena hatte gelernt, dass man hier den Leuten noch weniger trauen konnte, als in der sterblichen Welt. Hier verbargen sie ihre Absichten einfach viel zu gut und oft durchschaute man sie nicht rechtzeitig.

Sie hatte einfach das Bedürfnis ihre Freundin vor einer Dummheit zu bewahren, doch Sissi war so unglaublich stur! „Vielleicht sollten wir ihn aber dennoch lieber im Augen behalten“, murmelte die blonde Hexe und konnte dann sehen, wie Francois auf sie zu kam.

 

„Hey. Na. Wir sollten bald aufbrechen. Bevor Damon das Buch vor uns findet“, ließ er verlauten und lächelte freundlich in die Runde. Sissi schmolz regelrecht dahin, während Elena ihn argwöhnisch mustert. „Wieso hast du sie gerettet? Und warum nur Sissi und nicht alle?“, wollte Elena wissen und verschränkte die Arme vor der Brust, ein Zeichen, dass er lieber eine gute Antwort parat haben sollte. Frances Lächeln verschwand, bevor er sich räusperte und seine Taten dann rechtfertigte: „Erstens gingen nicht alle, da es zu auffällig gewesen wäre. Zweitens gehört Sissi zu den wichtigsten 'Zutaten' und drittens mag ich sie. Zufrieden?“

Sissi lächelte verträumt und seufzte erfreut. Er mochte sie?! OMG. Er mochte sie. Wie wundervoll, dachte sie bei sich und ignorierte das Misstrauen ihrer besten Freundin.

 

Denn Sissi wusste, dass Francois zu den Guten gehörte und Elena würde es irgendwann auch erkennen! Doch Elena war noch immer misstrauisch. Sie verzog das Gesicht leicht, sah zwischen den beiden hin und her und seufzte dann leicht. Zumindest würden sie hier nicht so schnell rauskommen, oder? „Okay. Ist gut“, log sie, um zumindest die Atmosphäre zu entspannen. Sie lächelte gefakt, umarmte Sissi kurz noch einmal und meinte: „Ich gucke schnell nach meinen Vater. Es ist nicht gerade gut ausgegangen.“ Dann huschte sie schnell fort, damit sie niemand aufhalten konnte. Jedoch hatte Sissi es gar nicht vorgehabt.

Ihre gesamten Gedanken drehten sich um Francois und seiner Aussage, dass er sie mochte. „Also ich mag dich auch“, meinte sie dann nach einer Weile und lächelte. Der Vampir schmunzelte, bekam jedoch dann schmerzhafte Kopfschmerzen, was nur heißen konnte, dass jemand von deren Vampirclan tot war.

 

Elenas Füße liefen über den gepflasterten Pfad, bis sie zu einen kleinen Garten kam, und dort halt machte. Sie konnte Castiel auf einer Steinbank sitzen sehen, jedoch fehlte von ihrem Vater jede Spur. Langsam ging sie auf den Engel zu, setzte sich neben ihn und schwieg für eine Weile, bis sie den Mut fand ihn die Frage aller Fragen zu stellen. „Wo ist Adam?“ Castiel begegnete ihr mit einen mitfühlenden Blick. „Es tut mir Leid, Elena“, sagte er leise, nahm ihre Hand und tätschelte sie sachte. „Aber dein Vater … er ist fort.“ Die blonde Hexe konnte spüren, wie sich die Tränen der Enttäuschung anbahnten. Wie gerne hätte sie doch noch einmal mit ihm geredet. Ohne dem ganzen Gerede über dieses dumme Buch! Einfach nur über belanglose Dinge, wollte sie mit ihm reden. Doch jetzt war es ohnehin zu spät.

 

Sie stand auf, wischte sich wütend die Tränen fort und lächelte dann Castiel an. Er war immer für sie da gewesen. Wenn sie recht überlegte, war der Engel mehr zu einem Vater geworden, als der Richtige. „Wirst du auch gehen?“, fragte sie und versuchte die Traurigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. Castiel stand auf, nickte und zog sie dann wortlos in eine feste Umarmung. „Aber wenn du mich brauchst, Elena, dann bin ich da. Du musst nur nach mir rufen und schon bin ich an deiner Seite“, flüsterte er ihr ins Ohr und strich ihr väterlich übers goldene Haar. Die Hexe klammerte sich an den Engel und zog begierig die Geborgenheit ein, bevor sie dann nur noch die Luft umarmte.

Sie seufzte traurig, saß sich wieder auf die Steinbank und starrte auf die wundervollen Rosen vor ihr.

 

*

 

Das Schiff kam an. Ogygia erstreckte sich vor der Gruppe. Alle Gefangenen wurden abgeladen und aneinander festgebunden, damit sie auch ja nicht fortliefen. Damon sah kurz zu seinen Bruder, der ihm jedoch keines Blickes würdigte. Der alte Vampir seufzte leicht und verspürte so etwas wie Reue, doch das verdrängte er wieder hinter seinem Herz aus Eis.

„Weißt du denn wo wir lang müssen?“, fragte Jake, guckte skeptisch auf den dichten Urwald und fragte sich, wie sie da nur lebend wieder rauskommen sollten. Natürlich hatte er Damon es nicht verziehen, was er da mit ihm abgezogen hatte! Aber er wollte den Vampir in Sicherheit wiegen. Denn sobald er unachtsam war, würde er ihm eine Lektion erteilen. Eine die sich aber gewaschen hatte.

 

Damon wusste, dass er dabei war seinen Clan zu verlieren. Es war eine dämliche Entscheidung gewesen, die er da gefällt hatte, jedoch konnte er sie nicht rückgängig machen, denn er konnte ja schlecht in der Zeit zurückreisen.

„Ja. Natürlich“, meinte er mit einen selbstgefälligen Lächeln, jedoch fühlte er sich alles andere als selbstbewusst und er hatte nicht wirklich eine Ahnung, wo es lang ging. Jedoch würde er es denen ganz sicher nicht unter die Nase reiben. Jake sah ihn für eine Sekunde skeptisch an, doch verbannte diesen Ausdruck schnell. „Gut. Dann lasst uns endlich weitergehen.“

 

Die Meerjungfrau, die Füße bekommen hatte, sobald sie das Wasser verlassen hatte, stakste noch unsicher hinterher, als sich der Gefangenenzug zu bewegen begann. Es ging über Stock und Stein.

Berge wurden erklommen, Täler überquert und Flüsse bezwingt. Zu deren großen Glück trafen sie auf kein einziges Hindernis und nach gut einem halben Tag kamen sie zu einer Höhle. Dort sollte nach Angaben der Legende das Schattenbuch versteckt sein. „Wartet hier. Jacob und Katherine. Kommt mit mir mit“, befahl Damon und marschierte mit einem siegessicheren Lächeln hinein. ENDLICH!

Er war dem Buch so nahe. Nur noch ein paar Schritte. Sobald er es in den Händen hätte, müsste er das Ritual vollziehen, damit es ihm seine Geheimnisse offenbarte.

 

Nun zuerst müsste er den Rest wieder einsammeln. Doch eins nach dem anderen. Zuerst einmal das Buch. „Und hier ist das Buch?“, fragte Katherine, die eine Fackel trug und den dunklen Weg vor ihnen beleuchtete. Damon nickte, marschierte beschwingt weiter und grinste breit. „Ja. So steht es in der Legende. Es ist in der Nähe, Kitty Kat.“ Diesen Kosenamen hatte er ihr schon vor langer Zeit gegeben. Früher hatte er sie geliebt. Ob er sie noch heute liebte, da war er sich nicht ganz sicher. Denn er wusste noch nicht einmal, ob er überhaupt noch imstande war zu lieben.

Unwillkürlich dachte er an Elena. Ob sie überhaupt noch lebte?

Schnell schüttelte er den beängstigenden Gedanken fort. Er machte sich ganz sicherlich keine Sorgen um eine Hexe. Er war schließlich Damon Salvatore.

 

Nach einer langen Weile des Schweigens, kamen sie endlich am Ende des langen Tunnels an. Sie betraten einen großen Hohlraum. Wasser floss geradlinig zu einem Sockel und umkreiste dann das Podium. Jedoch war der Sockel leer und nur eine feine Staubschicht war darauf zu sehen. Damon keuchte ungläubig, sprintete auf den Sockel zu und schüttelte den Kopf.

Nein. Er war nicht den ganzen weiten Weg hier her gekommen, um nun das hier vorzufinden. EINEN LEEREN SOCKEL!

 

Damon ballte die Hände wütend zu Fäusten und schrie vor Wut auf. „DAS BUCH IST NICHT HIER“, brüllte er und schlug auf den Sockel. Jedoch fehlte ihm seine Vampirkraft und so stieß er sich lediglich den Fuß an. Er fluchte und hatte das Gefühl, dass der Sockel ihn verspottete. Jacob starrte auf den leeren Sockel und hatte ein Gesicht drauf, wie 100 Tage Regenwetter.

Er war so nahe an seinem Ziel gewesen und jetzt stand er hier und absolut nichts war dort. Kein „Book of Shadows“. Kein verdammtes Zauberbuch. Die Enttäuschung war in jedem Gesicht zu lesen und die unbändige Wut, dass wohl ALLES umsonst gewesen war.

 

*

 

Dunkelheit überzog wieder die Insel Ogygia. Elena stand draußen in der Finsternis und beobachtete die Sterne, die hier so anders auszusehen schienen, als Zuhause. Ein Knacksen ließ sie herum fahren, doch es war nur Percy. „Hey. Morgen brechen wir endlich auf und holen den Rest unserer Freunde und dann geht es nach Hause.“ Elena lächelte kurz, nickte und erwiderte: „Ja. Aber irgendwie müssen wir Damon aus den Weg räumen. Der wird nicht ruhen, bis er uns tot sieht.“ Der Halbgott stellte sich neben sie und sah dann ebenfalls in den Himmel. Doch ein Krächzen ließ sie beide zusammenzucken. Auf den Zäunen saßen drei kleine Pterosauria. Sie beäugten die beiden Menschen misstrauisch, jedoch schienen sie nichts Böses im Schilde zu führen.

 

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, endlich wieder Magie zu haben“, murmelte Elena und ließ die kleinen Viecher nicht aus den Augen. Percy brummelte zustimmend. Dann gesellte sich Lucas zu den beiden, hob einen flachen Stein auf und warf ihn auf die Flugsaurier. „Wie ich Dinosaurier hasse“, knurrte er, doch das nahmen die Pterosauria persönlich. Sie kreischten auf und begannen auf die drei zu zu rasen. Alle drei Jugendlichen zogen den Kopf ein und begannen fortzurennen. „Super. Jetzt hast du sie wütend gemacht“, fauchte Elena den Engel an und schützte ihren Kopf vor den scharfen Krallen und Schnäbel der Flugsaurier.

Und plötzlich war das ganze Camp in höchster Aufruhr. Denn aus den dreien wurden drei Dutzend. Sie griffen in Schwärmen an. Pickten dort und kratzten da.

 

Die Menschen kreischten, versuchten sich zu wehren. Doch die Tierchen griffen weiter an. Erbarmungslos und nur Befehlen folgend. Im Dickicht stand Calypso und beobachtete mit großer Genugtuung, wie die kleinen Menschlein um ihr Leben liefen. Dann entdeckte sie Percy. Ein wenig Magie hatte sie noch übrig. Das hatte sie immer aufbewahrt für den entscheidenden Moment. Jedoch wusste die Göttin nicht, dass das Buch fort war. Doch die anderen Götter, die den Himmel bevölkerten ließen sie im Glauben und amüsierten sich köstlich darüber.

Calypsos Hände begannen zu leuchten. Ein Lichtstrahl schwebte auf Percy zu. Jedoch hatte der Halbgott in diesem Augenblick die Hände von Sissi und Elena ergriffen und so wurden sie alle drei wegteleportiert.

 

Vor der Höhle standen die Gefangenen und der Vampirclan schon lange nicht mehr. Sie alle hatten die Biege gemacht, als etwas Großes durch das Unterholz gebrochen war. Stefan hatte die Gefangenen befreit und nach dem Motto, jeder für sich, gehandelt und war davon gerannt. Sie alle hatten sich zerstreut. Bis auf Bianca und Matt, die beisammen geblieben waren, jedoch hatte der riesengroße Basilisk ihre Witterung aufgenommen und war ihnen hinterher geschlängelt.

Beide waren gerannt bis ihnen die Beine gebrannt hatten. Doch eine tiefe Schlucht ließ sie innehalten. Unten plätscherte fröhlich ein reißender Fluss.

Die Strömung war zu stark. Niemand würde das überleben.

 

„Bianca. Du musst in die andere Richtung laufen. Ich lenke das Vieh ab“, rief Matt ihr zu und schubste sie in die entgegengesetzte Richtung. Doch Bianca schüttelte den Kopf. Sie dachte nicht daran, ihren Freund in Stich zu lassen. Doch Matt ließ ihr keine andere Wahl, seine Augen verfärbten sich gelb und ein bedrohliches Knurren drang aus seiner Brust. „GEH!“, fuhr er sie an und da endlich setzte sie sich in Bewegung und rannte. Doch schon bald blieb sie stehen und blickte zurück. Der Basilisk baute sich vor Matt auf, die giftigen Zähne glitzerten in der Sonne.

Doch bevor er zustoßen konnte, hatte sich Matt zurück gelehnt und war verschwunden. Bianca schlug sich die Hand vor den Mund, um ein Schreien zu unterdrücken. Tränen sammelten sich in ihren grünen Augen an. Dann drehte sie sich um und rannte so schnell wie noch nie in ihren Leben.

 

Genau in dem Moment als Katherine, Damon und Jacob herauskamen, tauchten die drei Magier vor deren Nase auf. Mit großen Augen starrten sie sich an und dann fiel deren Blick auf die anderen drei, die genauso perplex waren. „Na sieh mal einer an, wen wir da haben“, trällerte Damon. Seine Laune war um einen Grad gestiegen.

Er musterte Elena, dann die anderen beiden. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Er konnte die Macht des Buches pulsieren spüren. Irgendeiner von den dreien trug dieses Zauberbuch bei sich.

Percy stellte sich kampfbereit hin und ließ keinen der Dreien aus den Augen. Jacob schmunzelte leicht, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinerseits ebenfalls die anderen nicht aus den Augen.

 

„Wo sind unsere Freunde, Damon?!“, knurrte Elena und funkelte ihn böse an. Sie trat mutig einen Schritt nach vorne und blickte dem Vampir herausfordernd direkt in die Augen. „Tot“, hauchte er und grinste mies. Natürlich hatte er absolut KEINE Ahnung, wo sie waren und das ärgerte ihn dermaßen, dass er am liebsten lauthals zum Brüllen anfangen wollte, doch er riss sich zusammen. Er setzte seine Maske auf und spielte den schlauen Bösewicht.

Elena jedoch erkannte die Wahrheit hinter seinen Augen, sie erkannte die Lüge, die er ihnen auftischen wollte, jedoch war es nicht so mit Percy und Sissi. Bevor Elena es verhindern konnte war Percy auf Damon zugestürmt.

 

Doch der Halbgott wurde von Jacob abgefangen und in den Schwitzkasten genommen. „NEIN“, riefen Sissi und Elena gleichzeitig und wollten auf ihren Freund zu, doch Katherine packte sich Sissi und Damon Elena. Er hatte seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen und zwang sie mit ihm zu gehen. Jetzt verfluchte Elena ihre geringe Körpergröße, denn sie kam absolut nicht gegen Damon an. Ihrer besten Freundin ging es genauso, obwohl Katherine eine Frau war. Unaufhaltsam kamen sie der Schlucht näher. Kurz davor hielt Jacob mit Percy an, schubste ihn und packte ihm am Kragen, sodass er, sobald er losließ, hinabstürzen würde.

Erschrocken keuchten Elena und Sissi auf. „Warte. Nein. Hör auf damit, Damon“, bettelte jetzt Elena und sah den Vampir flehentlich an.

 

Ein böses Lächeln zog sich über die sinnlichen Lippen des Vampirs. „Gib mir das Buch. Ich weiß irgendjemand hat es von euch.“ „Das Buch ist böse!“, erwiderte Elena, bevor sie über ihre Antwort nachdachte. „Autsch. Falsche Antwort“, knurrte Damon, gab Jacob ein Zeichen und schon ließ der Zauberer Perseus los. Für einen Moment ruderte Percy mit dem Armen in der Luft und dann stürzte er in die Tiefe. „NEIN!“, heulte Elena, schlug um sich und sackte dann leicht in den Armen von Damon zusammen.

Sissis Augen füllten sich mit Tränen. Sie schluchzte auf und verbarg dann ihr Gesicht in den Händen.

Das durfte doch nicht wahr sein! Percy … Percy war tot?! Das konnte sie nicht glauben und das wollte sie nicht, doch das Grinsen von Jacob belehrte sie eines Besseren. „Und jetzt ist Sissi dran. Es sei denn du gibst mir das Buch.“ „Nein. Gib es ihm nicht, Elena!“, rief Sissi und biss Katherine in die Hand.

 

Die Vampirin ließ sie fluchend los und zischte wie eine Schlange. „Katherine. Na los.“ „Das war nicht der Plan, Damon. Ich bin hier raus.“ Mit diesen Worten, drehte sie sich um und rannte, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her.

Damon sah ihr bestürzt hinter her und knurrte: „Alles kann man selber machen!“ Dann schubste er Elena von sich, packte einen Ast, brach ihn ab und marschierte auf Sissi zu. „NEIN!“, brüllte Elena, rannte auf ihn zu und versuchte ihn aufzuhalten. Doch der Vampir war auch als 'Mensch' viel stärker als die blonde Hexe.

„Sag auf wiedersehen!“, fauchte er, folgte der zurückweichenden Sissi und erhob den abgebrochenen Ast.

„NEEEEEIIIINNNNN!!!“, kreischte Elena. Plötzlich spürte sie, wie die Magie ihren Körper durchströmte und als sie ihre Hände in Damons Richtung ausstreckte, ließ er den Ast fallen und hielt sich keuchend den Kopf. Es fühlte sich an als würde sein gesamter Kopf platzen. Er fiel auf die Knie und hielt sich den Schädel. „Ah“, stöhnte er. Jacob riss die Augen auf und nutzte die Gelegenheit um die Fliege zu machen. Durch Elenas Ausbruch hatte sich der Bann über die Insel gebrochen und die Magie war auch zu ihm gekommen. In Windeseile war er verschwunden und ließ nur noch eine Staubwolke zurück.

Damon hingegen lag schon flachgelegt auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Elena sah komplett rot. Plötzlich brach Feuer aus den Boden und züngelte auf Damon zu und schon wurde seine Hose in Brand gesetzt.

 

Er schrie vor Schmerzen auf und versuchte vergeblich die Flammen auszuschlagen. Die Dunkelheit versuchte sie zu übermannen, doch als sie den Vampir schreien hörte, gewann sie wieder die Kontrolle und das Feuer erstarb. Keuchend und wimmernd schlug er die letzten heißen Flammen aus und blieb dann erschöpft liegen.

Die beiden Mädchen sahen sich gegenseitig an. Jeder war erleichtert, dass der andere noch lebte. Doch diese Freude wurde getrübt, als plötzlich ein Mann aus einen Portal schnellte, Elena packte und sie mit sich zog. „ELENA!“, kreischte Sissi und wollte ihr nachrennen. Doch das blaue Portal hatte sich bereits schon geschlossen.

Epilog

 

Elena und ihr Entführer polterten über eine grüne Wiese und als sie hoch sahen, starrten sie in Waffen. Pfeil und Bogen. 10 Männer, die sie umzingelten. „Ihr seid verhaftet!“, kam es von einen korpulenten Kerl mit Glatze. Er spannte den Bogen an und sah nicht so aus, als würde er Scherze machen.

Elena starrte mit großen blauen Augen die Kerle an und hob automatisch die Hände. Wo hatte er sie nur hingebracht, denn nach Ogygia sah das nicht aus, nein es sah noch nicht einmal mehr wie die ERDE aus! In welchen Land war sie nur gelandet?!

 

Sissi starrte mit Tränen nassen Augen auf den Platz, wo gerade noch das Portal gestanden war, doch nun war es fort, genauso wie ihre beste Freundin. Wieder einmal! Schon wieder hatte sie sie verloren. Das Stöhnen von Damon ließ sie aus der Trance schrecken. Sie kam auf ihn zu und murmelte: „Erit ligatum.“ Zugleich schlossen sich vampirausbruchsichere Handschellen um das Gelenk von Damon. Er keuchte auf, als er das kalte Metall spürte und zerrte daran, doch sie ließen sich nicht zerbrechen. „Du wirst für deine Taten büßen“, sagte Sissi kalt und hob dann die Hände. Aus ihren Handflächen schossen rote Blitze, die den Himmel erleuchteten.

Ein Signalfeuer.

 

Jetzt hieß es nur abzuwarten. Während sie gemeinsam mit Damon saß und wartete, dachte sie darüber nach, wie sie Elena am besten wieder zurückbrachte. Auch trauerte sie um Percy. Den Freund den sie ebenfalls verloren hatte, jedoch für immer!

Doch lange blieb ihr zum Trauern nicht, denn schon kamen sie alle auf sie zu und im Schlepptau war Castiel. Alle bis auf Matt waren putzmunter. Matt war, wie Sissi erfuhr, ebenfalls fort. Für immer.

Er war jetzt genau wie Percy ein Teil von den Sternen. Einen kurzen Moment sah Sissi nach oben, wischte sich die Träne fort und lächelte dann in die Runde.

 

„Fasst euch alle an den Händen. Ich bringe euch jetzt endlich nach Hause“, sagte Castiel und nahm die Hand von Joanna und packte den Arm von Damon. Ihm war schmerzlich bewusst, dass Elena nicht unter ihnen war. Doch er würde sie schon finden. Denn er hatte versprochen, dass er auf sie Acht gab. Ein warmes Leuchten umgab sie alle und dann verschwanden sie.

 

Calypso trat aus den Dickicht. Sie grinste breit, denn sie konnte die Magie spüren, doch plötzlich erschien ein Mann vor ihrer Nase. Er hatte weißes Haar und einen gepflegten Bart. Es war Zeus. Der Herrscher über den Himmel. Der Gott des Donners und Blitzes. Er sah griesgrämig Calypso an und sprach mit polternder Stimme: „Du hast einen großen Fehler begangen! Deine Strafe wird nun viel härter ausfallen und mit dir werden andere ebenfalls leiden.“

 

Er erhob seinen Herrscherblitz und klopfte dreimal auf den Boden. Calypso wich erschrocken zurück und konnte spüren, wie abermals ihre Magie verschwand, dann begann die Insel zu sinken. „Nein. Bitte nicht“, flehte sie, doch Zeus schüttelte nur den Kopf. Neben ihm tauchte nun ein weiterer Mann auf. Mit braunen Haar und blauen Augen, einer muskulösen Brust und einem Dreizack in der Hand. Es war Poseidon. „Nun bist du dran mein Bruder.“ Somit verschwand Zeus und überließ Calypso Poseidon.

Poseidon war stinksauer, denn die Göttin hatte mit ihrem Egoismus seinen Sohn in Gefahr gebracht. Er schwang den Stab. Die Menschen bekamen plötzlich Kiemen, dann sank die Insel immer weiter. Bis das Meer sie verschluckte und so wurde aus Ogygia … ATLANTIS!

 

- Ende des ersten Buches -

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.08.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Nina, die der größte Magic Life Fan ist, den ich kenne

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