Showbiz 5 –Eröffnung Mic Mac Moisburg.
Ich kümmerte mich mehr um die Werbung und die Programme, die sich auch schwierig gestalteten. Den Eröffnungstermin 2 Monate im Voraus zu bestimmen war schon ein gewaltiges Risiko, da solche endgültigen Genehmigungen erst einige Tage vor der Eröffnung passieren.
Zwei Tage, also Samstag und Sonntag wollten wir den neuen Tanztempel einführen. Am zweiten Tag brauchten wir einen Knaller, der uns die Hütte vollzieht. Ich musste also gleichzeitig eine Hitgruppe für mehrere Tage einkaufen, um die dann am Sonntag in Moisburg für einen machbaren Preis auftreten zu lassen. Meine Wahl fiel auf „Middle of the Road“, die zu dieser Zeit über 6 Titel in der Hitparade hatten.
Die waren für diese Zeit zu kriegen. Die restlichen Tage hatte ich schnell verkauft, immer mit der Unsicherheit, keine Öffnungsgenehmigung zu bekommen und die Gruppe dennoch zu bezahlen. Plakate, Handzettel, die von mir übliche Werbemaschinerie – kein Baum, kein Strauch, kein Laden war vor mir sicher. Rein – aufhängen raus- und weiter.
Keine Wand wurde mit meinem Kleister und Plakaten ausgelassen und die folgende Woche das Ganze noch einmal. Der gesamte Kreis machte mit unseren
Eröffnungsplakaten Bekanntschaft. Auch die zu zahlenden offiziellen Litfasssäulen wurden ganzflächig angemietet. Und das Ganze mit der Angst, dass irgendeiner von den Sesselfurzern Dir in die Suppe spuckt und sagt: Das wird nichts – bitte erst das Gutachten für die Schwerentflammbarkeit der Klobrillen.
Für die heutigen Normen hat das Endprodukt eine unglaublich geringe Summe gekostet. Auf lächerliche 80.000 DM belief sich die Eröffnungsbilanz. Damals gab es auch noch keine Diskotheken. In all diesen Läden wurde die Musik noch mit der Hand gemacht.
Drei Tage vor dem Eröffnungstermin bekamen wir endlich die vorläufige Genehmigung. Sally Carr mit ihrer unverkennbaren Quäckstimme sollte uns die ersten Pluspunkte im Kreis Harburg bringen und die Hits:
„Chirpy Chirpy Cheep - Tweedle Dee Tweedle Dum - Sacramento – Soley Soley - Sampson and Delilah – Bottoms up - Yellow Boomerang waren ein Garant für ein volles Haus, auch am zweiten Tag der Eröffnung.
Wir eröffneten also am 30.9. und 1.10.1972 das „MIC MAC“ in Moisburg.
Es tropfte von der Decke, da die Jutesäcke nicht genügend isolierten und sich Kondenswasser bildete. Die Eröffnung war eigentlich eine Katastrophe, aber den Leuten war das egal. Nicht selten wurden zwei Whisky - Cola und ein Regenschirm! bestellt.
Am Sonntag fuhr ich zum Interconti Hotel um „Middle of the Road“ abzuholen. John Sawlter war der Manager. Den kannte ich von der Gruppe „Dawn“. Damals war er noch ein kleiner unbedeutender Manager und war auch ganz umgänglich.
John sah aus wie John Lennon, sprach auch so nasal.
Nur John hatte sich zum Arschloch verändert. Er war arrogant und nicht zu ertragen.
Das Erste was er verlangte waren die zweiten 50 % Prozent der Gage, und zwar sofort im Hotel.
Ich sagte ihm, dass ich das Geld nicht mit mir rumschleppe und er mir das vorher hätte sagen müssen. Es interessierte ihn nicht. Zunächst glaubte ich an einen Scherz. Aber es war keiner. Er verlangte tatsächlich von mir, dass ich das Geld bringen lassen sollte.
„John, Du bekommst es sofort in Moisburg“. Er ließ sich nicht davon abbringen.
Nebenbei fragte er, welche Autos für den Transport zur Verfügung stehen. Ich sagte ihm, dass ich den großen Peugeot fahre und der zweite Wagen ein großer Ford wäre. Das würde überhaupt nicht gehen. Er verlangte die größten Mercedes Pkws, sonst wird das nichts. Wenn das nicht die Eröffnung von Moisburg gewesen wäre, hätte ich ihn sitzen gelassen, aber einen Ausfall konnten wir uns nicht leisten.
Das Geld kam aus Moisburg und endlich hatte ich ihn soweit, dass er mit der Truppe bereit war, mit Mercedes Taxen nach Moisburg zu fahren. Der zweite Eröffnungstag mit „Middle of the Road“ war aber auch ein erfolgreicher Abschluss des Eröffnungswochenendes.
Ich war so sauer auf diesen hochnäsigen Kerl, dass ich ihm die Rücktour selbst überlassen habe. Ich hörte nur, dass er einen Veitstanz aufführte und drohte, dass wir keine Gruppen mehr aus England bekommen würden. Ich war für den nicht mehr zu sprechen. Er musste seine Taxen selbst ordern und bezahlen. „Middle of the Road“ wurden nie wieder von mir gebucht. Sawlter war auch nicht mehr lange Manager dieser Gruppe.
Ja und dann passierte es. Montags kam die Behörde und entzog die vorläufige Lizenz aus X-Gründen und machte Auflagen, die man nicht innerhalb einer Woche beheben konnte. Türen mussten von innen öffnungsfähig sein, Bestuhlungsplan musste neu eingereicht werden.
Notbeleuchtungsnachweise und Gutachten – hierfür - dafür. Es stand fest, der nächste Samstag ist nicht machbar. Was tun. Es war eine mittlere Katastrophe. Die wichtigste zweite Woche konnten wir nicht öffnen. Au weiah, das tut weh. Wie reagieren die Leute? Halten sie dennoch dir Treue zu unserem neuen Tanzschuppen? Plakate raus mit Aufklärung und neuem zweiten Öffnungstermin. Ich wieder -On the Road - Plakataktion. Aufklärung warum, kurz gefasst, mit neuem Termin. Da hatten wir eine gute Idee.
Wir stellen uns nächsten Samstag selbst auf den Parkplatz und verteilen kleine Whisky-Werbepullen mit entsprechenden Handzetteln.
Motto: „Uns kriegt man nicht unter- Jetzt erst recht“, so das Credo. Ab 19 Uhr standen wir auf dem Parklatz und verteilten den hochprozentigen
mit Plakat und Handzettel und einer Freikarte für den nächsten Samstag. Über 700 Fahrzeuge kamen trotz vorheriger Aufklärung durch die Plakate.
Und danach ging die Post ab.
Moisburg entwickelte sich zum bestlaufenden Tanzladen im Norddeutschen Raum. Der Stromlieferant kam auf den Plan und wollte allein 10.000 DM für ein noch zu legendes Kabel vom Transformatorhaus bis in die Halle, das waren vielleicht 30 Meter. Kurzerhand mieteten wir ein dieselbetriebenes Stromaggregat, um die Stromversorgung selbst zu übernehmen.
Es rechnete sich und der oberste Chef der Stromversorger aus Bremen reiste an und bat uns um Diskretion, das nicht zu popularisieren. Sie stellten das Kabel umsonst. Nach zwei Jahren wurde das MIC MAC vergrößert und umgebaut. Wir öffneten den zweiten Tag und schleusten an beiden Öffnungstagen freitags und samstags bis zu 6000 Menschen über 15 lange Jahre durch den Laden, eine echte Goldgrube.
Die sogenannte Geschäftsbeziehung verwandelte sich dadurch in eine Zweckgemeinschaft. Ich holte alle namhaften Künstler und Gruppen aus aller Herren Länder. Das Mic Mac wurde dadurch über alle Grenzen hinaus bekannt und eine Institution. Gleich nach dem Schützenfest mit Heidi Kabel und Helga Feddersen holte ich für die Älteren Ernst Mosch und seine Egerländer Musikanten.
Das brachte Positiv-Punkte bei der Gemeinde. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Gruppen und Künstler wie Boney M – Peter Maffay & Band - Nena & Band, Udo Lindenberg und das Panikorchester - Insterburg & Co – Jenniffer Rush – Smokie - Tremeloes - Super Max - Otto 4 x, Marianne Rosenberg - Frank Zander - Peter Kent (it’s a really good feeling) Hubert K., Rosemarie- und noch vieles mehr . Alles was Rang und Namen hatte, wurde geholt. Nach dem Konzert von Udo Lindenberg und dem Panikorchester ging nachts bei mir das Telefon und mein sichtlich verstörter Partner Koch berichtete, dass er gerade überfallen wurde.
Fortsetzung folgt.
Texte: Copyright Th.Glantz
Tag der Veröffentlichung: 27.06.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An meinen besten Freund P.Koch der jetzt in Brasilien lebt als Alkoholiker und dem die Kohle in den Kopf stieg.