Mit den Valendras fuhr ich oft nach Holland. In der Nähe von Groningen in Vlagdewedde spielten sie in einem riesigen Tanzladen, der richtig gut zahlte. Ich fuhr gerne dorthin, weil die Holländer ein lusti¬ges Völkchen und recht liberal waren.
Ich lernte eine süße Holländerin kennen, die mit dem Wirt verwandt war und in deren Elternhaus ich schlafen durfte. Alli de Boer, so hieß sie. Es war unglaub¬lich angenehm, in Holland zu sein. Aber ich kannte das ja durch meine frühere Urlaubs¬reise. Bis auf einen Rassisten, der die Deutschen hasste, habe ich nie etwas Negatives erlebt. Leider schlief die Geschichte mit Alli de Boer bald ein, Holland war einfach zu weit weg.
Ich holte alles aus England und Holland mit meinem nachgeholten Schulenglisch.
Smokie - Tremeloes - Rubettes - Suzie Quattro - Sweet - Kinks - Golden Earring- Puzzi Cat - Mouth & Mc. Neal - Cats- Middle of the Road, um nur einige Akteure dieser Zeitperiode zu nennen. Dadurch hatte ich in den Agenturen Englands und Hollands schon einen guten Namen.
Mouth & Mc. Neal, das holländische Duo hatte zwei Riesenhits- „How Do you do?“ und „Hello A“. Ich machte mit ihnen eine 10 Tage Tour.
Der dicke Willem war eine Show Granate und konnte unglaublich Joe Cocker imitieren. Ich hatte immer nur Probleme, die pünkt¬lich auf die Bühne zu kriegen. Bis mir ein Roadie verriet, dass die Sängerin Mc.Neal nymphomanisch wäre und vor den Auftrit¬ten erst einmal mit ihrem mitreisenden Freund fürchterlich nöken müsse. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was das ist. Nach meinen Hollandtouren schon.
Meine Kontakte im sogenannten Show Business wurden immer besser. Ich flog nach München, traf mich mit dem Manager von Rex Gildo – Herrn Mickley - um ihm die „Valendras“ als Begleitgruppe anzuraten, da diese Truppe auch besser für weniger tonsichere Sangeskünstler war. Wenn ein Sänger während des Stückes mal einige Töne tiefer umstieg, waren diese Musiker in der Lage, schnell mit umzu¬steigen. Die bisherigen Tanzorchester spielten stur nach No¬ten weiter.
Das zog und im Nu nach einigen Tests waren die Valendras mit wesentlich höheren Gagen im Be¬gleitbusiness für unsichere Kantonisten im deut¬schen Schlagergeschäft. Gildo habe ich noch oft engagiert, er war angenehm, ein Profi durch und durch.
Nur wenn die Dörfler auf den Tanzabenden laut sangen:
„Lesbisch- Lesbisch und ein bisschen Schwul-
Wir bumsen hier – wir bumsen da.
Alles nackte Weiber auf dem Männerpissoir.“
Dann drohte er, „nie wieder auf den Dörfern“,
was er aber bei den Gagen auch schnell wieder
vergaß.
Texte: Copyright Th. Glantz
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
In Gedenken an meine ersten Schritte im Musikbusiness