Wieder fiel ihnen ein Bewohner der Yukpa Siedlung auf, wie er sich in die Hockposition begab und sich und seine Nase auf dieses Rohr konzentrierte, während ein anderer ihm die geballte Ladung mit einem kurzen stoßförmigen Pusten einflößte. In dem Augenblick verstand Säuerling und nickte wissend. „Was ist das für ein Zeug, was sie da schnupfen?
Für eine Linie Koks ist das ein bisschen viel Aufwand, findest du nicht auch?" Georg kicherte. "Ich schätze mal, es ist so etwas Ähnliches wie Epenà. Ein Pulver aus verschiedenen getrockneten Pflanzen, deren genaue Mischung aber wahrscheinlich nur die Yukpas kennen.
In Epenà ist, so wie ich gelesen habe, sogar Baumrinde. Aber es scheint ziemlich wirkungsvoll zu sein..." Er nickte einem jungen Mann zu, der zuvor seine Dosis erhalten hatte, und nun mit gesenktem Kopf, und mit zwei Speeren bewaffnet, langsam zu tanzen anfing. Und es folgten weitere.
So als hätte er mit seinem Auftritt den Startschuss gegeben, strömten immer mehr Eingeborene herbei, die sich erst das Pulver ins Gehirn schießen ließen und dann nach kurzer Zeit zu tanzen anfingen. "Und was machen sie jetzt?", fragte Säuerling amüsiert und ertappte sich dabei, wie er fast gierig den letzten Schluck von Pedros Brühe aus der Flasche nahm und sie dann enttäuscht betrachtete.
„Das siehst du doch, sie tanzen! Der Tanz und dieses Rauschmittel sind eine Art Ritual, die ihnen die Möglichkeit geben, mit den Göttern in Kontakt zu treten. Der Rauschzustand und die Trance sind für sie der direkte Weg zu ihnen. Sie geben ihnen Energie, zeigen ihnen das Licht und geben ihnen das, was sie brauchen, um neue Kraft zum Leben zu schöpfen. Und wenn sie tanzen, können sie sogar die bösen Geister vertreiben – das jedenfalls glauben sie.
Im Endeffekt ist es nur ein Trip aufgrund hoch dosierter Halluzinogene.“ Es war der Dorfälteste mit dem unaussprechlichen Namen, der mit Wi anfing und irgendwann nach einem wirren Buchstabensalat mit kota endete. -weshalb Georg und Manfred ihn nur „Wikota“ nannten-, der schließlich mit seiner lautstarken Energie ziemlich unsanft verlauten ließ, dass sie gefälligst mitmachen sollten.
"Wobei mitmachen?", fragte Säuerling skeptisch und spürte auch wieder seine nervöse Hand, die instinktiv nach der Schachtel Gauloises suchte und diese auch fand. Doch dann erinnerte er sich wieder, dass die eine Zigarette noch hinter seinem Ohr klemmte und führte sie auch schnell von dort aus zu seinem Mund. Wikota fixierte Säuerling mit einem scharfen Blick. Dann grinste er wieder sein breites zahnloses Grinsen. Für einen kurzen Augenblick dachte Säuerling plötzlich an seinen Zahnarzt und verfolgte die Vision, wie Wikota bei Dr. Michels, mit seinem halbnackten und wulstigen Körper, auf dem Zahnarztstuhl lag und ihn mit seinen fauligen Stumpen angrinste.
Und aus ganz weiter Ferne konnte er Michels sogar noch fragen hören: "Sind sie privat versichert?", bevor Wikota ihn plötzlich mit seiner forschen Häuptlingsstimme anfuhr. „Er sagt, dass wir mitmachen sollen“, übersetzte Rosenrunge bereitwillig. „Und er sagt auch, dass wir würdig sind, seine Götter zu empfangen, und somit es auch mit den bösen Geistern aufnehmen können.“
„Nur über meine Leiche!“, sagte Säuerling und schüttelte den Kopf. „Schön, dann bereite dich schon mal auf deinen Tod vor, denn sie werden dich wahrhaftig töten!“, sagte Georg und klopfte seinem Freund bedauernd auf die Schulter. „Wie bitte?“ „Ja, die Yukpa werden dich eigenhändig töten, weil du es wagst, ihre Götter zu beleidigen, indem du sie ablehnst.“ „Ich lehne ihre Götter nicht ab.<</font>
Texte: Copyright Thomas Glantz
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2011
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