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Wenn es Nacht wird.
Ein Wiedersehen mit Muttern und Neil Diamond.

Silvester rief mich mein Sohn an und sagte mir, dass im 3-Sat wieder jede Stunde eine neue Band oder ein neuer Interpret gezeigt wird. Er weiß natürlich, dass ich ein großer Musikfan bin. Ich bedankte mich für den guten Tipp und schaute das Programm an und lese von 23 Uhr bis kurz vor Mitternacht Neil Diamond. Zunächst dachte ich etwas abschätzig: Was will denn der alte Knochen noch, die Hits sind doch längst vergessen.

Das war doch vor vierzig Jahren. Den kennt doch keiner mehr. Ich seilte mich von meinem Freundeskreis etwas ab, gehe in den Wintergarten und stelle die Kiste an.
Neil Diamond war der Liebling meiner Mutter, die mit 88 Jahren vor 12 Jahren verstarb. Meine Mutter liebte nur die Beatles, ein paar Chansoniers und eben Neil Diamond, sonst nur Klassik. Ich öffnete ein wenig die Tür, um frische Luft einzulassen.
Dann kam Neil Diamond aus dem Madison Square vor 20.000 Menschen und ich traute meinen Augen und auch meinen Ohren nicht. Rank und schlank und mit genau der gleichen Stimmkraft wie vor 40 Jahren schmetterte Neil seine Hits in die Welt.

Plötzlich raschelte es an der Wintergarten Schiebetür und meine Mutter stand, klein wie sie war, in der Tür.
„Du“, sagte sie. „Ich habe gehört, dass Neil Diamond im Fernsehen läuft und du den siehst. Das lass ich mir doch nicht entgehen, und da bin ich einfach zu dir geflogen“.
Wir fielen uns schluchzend in die Arme. Muttern sagte noch: „Nu weene man nich, nu weene man nich, in der Röhre sind Klöße, die siehste bloß nich“ und dann hörten wir die unendlich vielen alten Hits von Neil wie : I’am I said, Solitary Man, Chracklin Rose, Beautiful Noise, Song Sung Blue- You Don’t Bring Me Flowers- I'm A Believer, und und und.

Bei jedem Hit kamen uns die Tränen. „Möchtest Du einen Sekt.“ fragte ich, „Nein mein Großer“ sagte sie, „Ich muss gleich weiterfliegen nach Magdeburg, da kommen wir ja alle her, und über Mecklenburg Vorpommern, da hatten die Glantzens ihre Scholle. Das haben die uns ja alles weggenommen“.
„Nein, keinen Sekt, kann keinen Alkohol mehr vertragen und verfliege mich sonst. Wenn ich schon diesen weiten Weg
mache, will ich doch sehen, wie das alles aussieht. Berlin Brandenburger Tor. Da fliege ich auch noch vorbei. Wenn du die Beatles, oder meinen Liebling Paul Mc. Cartney im Fernsehen anstellst. Dann komme ich wieder“.
Ich weinte immer noch. „Nu weene man nich, nu weene man nich“, sagte sie noch. Den Rest konnte ich nicht mehr verstehen, aber den kannte ich ja schon. Und sie flog davon.

http://www.youtube.com/watch?v=DTKP15Q8qSM


Meine geliebte Mutter Gerda musste in ein Seniorenheim.
Es ging nicht mehr ohne ständige Bewachung. Sie hatte sehr abgebaut
und war auch etwas dement. Ich hatte es mit einer Hausdame, die ständig bei Ihr war versucht. Aber eines Tages musste sie ins Krankenhaus. Sie berappelte sich wieder,
aber die beste und einzige Lösung war ein gutgeführtes Seniorenheim.
Jeden Sonntag fuhren wir mit Ihrer besten Freundin zusammen zu einem
recht guten italienischen Restaurant in Rissen (da Angelo)
Sie blühte wieder auf. An einem Sonntag wurde sie schon um 19 Uhr sehr unruhig
und rutschte auf dem Stuhl hin und her. Ursache war, dass sie einen Mann
im Seniorenheim kennengelernt hatte mit dem sie um 20 Uhr verabredet war.
Von nun an musste ich sie immer pünktlich um 20 Uhr zurückgebracht haben.
Ihr neuer Freund Allersmeyer wartete schon. Sie war verliebt wie ein Teenager.
Es war zu schön zu erleben wie sie immer mehr aufblühte. Allersmeyer , so hieß er, war 92 Jahre alt und hatte nur noch 8 % Sehfähigkeit. Wenn ich dann in der Woche auftauchte, war sie bei ihm und erklärte ihm die Fersehsendung.
Allersmeyer war Jäger und hatte viele Geschichten und Gerda mochte eben
Jäger und Förster- siehe Förster Paul. Doch eines Sonntags musste sie nicht mehr pünktlich
um 20 Uhr zurück sein. Auf die Frage was der Auslöser dieses Sinneswandels sei, fing sie schrecklich an zu weinen und berichtete das Allersmeyer von ihr Dinge verlange
die sie nicht mehr erfüllen könne und er deswegen im Hause rumstromere und
noch andere Damen des Hauses beglücke. Sie legte sich ins Bett und stand
2,5 Jahre nicht mehr auf und verstarb mit 88 Jahren.

Unglaublich aber wahr.


Kurzbeschreibung
Experiment Electrophorus

Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.

. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.

Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.


Impressum

Texte: copyrightTh.+C.Glantz
Tag der Veröffentlichung: 03.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
In Gedenken an meine Mutter, die vor 12 Jahren verstarb und mich Silvester wieder besuchte.

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