Countdown -Sechs Monate später
Der Gedanke an den Sputnik und die Russen war weit weg, auch wenn Manfred seinen Vater an diesem großen Tag gerne dabei gehabt hätte. Vielleicht hatte er sich das sogar mehr gewünscht, als er sich eingestehen wollte, denn er hatte in den letzten Tagen sehr oft an ihn gedacht. Da war wieder dieses penetrante, fast schmerzende Gefühl des Verlusts gewesen. Jetzt, wo er die Bombe platzen lassen würde.
Doch mit jeder weiteren Sekunde, die per Zeigerklick durch den Raum tickte, vergaß er langsam alles um sich herum. Er vergaß seinen Vater, er vergaß seine Mutter, er vergaß alles, was er in den letzten Monaten erlebt hatte, und für einen kurzen Augenblick vergaß er sogar, wer er war – und dieser Augenblick des kompletten Vergessens fühlte sich verdammt gut an.
Doch er fühlte sich nur so lange gut an, bis Odalys ihn mit hektischen Zugbewegungen wieder zurück in die Realität riss. Verzweifelt versuchte sie, seine Krawatte zu richten, während er vor dem Schlafzimmerspiegel eine seltsame Kommunikation mit seinem Spiegelbild begann.
Mit hochrotem Kopf und pochendem Herzen betrachtete er sein Ebenbild und stellte beiläufig fest, dass er doch das eine oder andere Kilo zugelegt haben musste. Keinem würde es auffallen, denn er hatte das Glück, dass sich seine überschüssigen Pfunde irgendwo in seinem Gesicht oder in den endlos langen Beinen festsetzten.
In dieser Hinsicht war Georg der Leidtragende, ihn verfolgten die Kilos, als gäbe es keinen anderen Menschen auf der Welt, an den sie sich anschmiegen konnten. Anschmiegen ... ja, das war der richtige Ausdruck. Kilos schmiegten sich um seinen Bauchnabel und forderten Daseinsberechtigung auf Lebenszeit.
Und deshalb trat auch Georg zeitgleich vor seinen Spiegel und begann zu fluchen.
„Kathrin! Wieso hast du mir nicht gesagt, dass ich schon wieder einen Ranzen gekriegt habe!“
„Was hast du gekriegt?“, lachte sie, während auch sie ihm die Krawatte band.
„Einen Ranzen, eine Wampe, eine Kugel, einen ...
„... kuschelig weichen Waschbärbauch.“
„Es ist ja schön, dass Frauen immer alles verniedlichen müssen, aber danach steht mir gerade nicht der Sinn. Wie viel Zeit haben wir noch?“
„Etwa eine Stunde!“
„Zu wenig, um diesen Überhang noch abtrainieren zu gehen, oder?“
Kathrin kicherte. „Du kannst ja richtig lustig sein, wenn du aufgeregt bist.“
„Ich bin nicht aufgeregt!“
„Ach nein? Wie würdest du das denn nennen?“
„Ich würde sagen, ich bin zurzeit emotional etwas spontan!“
Einige Straßen weiter hatte auch Odalys zu kichern begonnen, als Manfred versuchte, sich mit seinem äußerst gestriegelten Spiegelbild anzufreunden. Der Zettel in seiner Hand, das Sprachrohr zu sich selbst und der imaginären Menschenmenge, zu der er nun zu sprechen gedachte.
„Liebe Gäste, Herr Bürgermeister, verehrter Herr Stadtrat ... und die Herren von der Presse!“ Er lächelte. „Wie sehe ich aus, Schatz?“, fragte er mit einem künstlichen Zahnweißlächeln.
„Wenn du nachher auch so eine Grimasse ziehst, könntest du eventuell Probleme mit dem Blitzlicht bekommen. Du weißt doch, wer zu sehr strahlt, der ist ganz schnell überbelichtet.“
„Nimmst du mich etwa auf den Arm, meine kleine kolumbianische Schönheit?“
Sie nickte.
„Mach dich nicht verrückt. Heute ist euer großer Tag. Heute werdet ihr erstmals die Chance haben, SäRo Power zu präsentieren, und sämtliche politischen Größen aus Hamburg werden Zeuge dieses bahnbrechenden Ereignisses sein.“
„Ja, und genau das bereitet mir in diesem Augenblick große Sorgen ...“, unterbrach Manfred und in seiner Stimme schwang der erste Anflug eines Säuerling’schen Jammeranfalls mit. Doch er wurde jäh gestoppt durch das eindringliche Klingeln seines Handys. Es war Georg, der anrief.
„Verdammter Mist, was haben wir da nur angerichtet, Säuerling!“, rief es vom anderen Ende und auch in Georgs Stimme lag ein Jammern, das Rosenrung’sche Jammern.
„Ich habe zugenommen und sehe in meinem Anzug aus wie ein Affe auf Hochzeit.“
„So siehst du doch immer aus, Rchoche!“
„Wolltest du nicht, dass ich einen Teil deiner Eröffnungsrede übernehme, Süßling? Dann solltest du jetzt ganz lieb zu deinem alten Freund hier sein, denn der überlegt sich gerade, komplett blauzumachen – Mensch Manfred, ich hab ernsthaft die Hosen voll.“
„Und ich erst“, stöhnte Manfred in den Hörer. Der Bürgermeister hat sämtliche Politiker und andere Größen aus Hamburg, Wedel und Umgebung eingeladen. Sogar ein Mitarbeiter des Umweltministeriums wird vor Ort sein. Was die Presse betrifft: ich weiß, dass er nicht nur regionale Journalisten informiert hat.
Auch das NDR-Fernsehen hat sich angekündigt. Du kannst also davon ausgehen, dass wir in den nächsten Wochen in der öffentlichen Diskussion und in sämtlichen technischen Fachzeitschriften vertreten sein werden.“
„Insofern unsere Vorführung auch heute funktioniert.
„Natürlich wird sie funktionieren!“
„Ja, du hast recht. Da die Generalprobe funktioniert hat, wird es heute auch einwandfrei klappen. Rosenrunge, in einer halben Stunde holen wir euch ab. Ich hoffe, du hast bis dahin dein Bauchproblem gelöst.“
„Klar, ich ziehe mir einfach ein Mieder von Kathrin an – du borgst mir doch bestimmt eins, Süße, oder?“
„Ich muss jetzt noch mal meinen Text durchgehen. Bei so viel Publicity muss der Auftritt perfekt sein – wir wollen ja in Wedel nicht wie Volltrottel dastehen, nicht wahr?“
„Kathrin, wo bleibt das Mieder“, hörte er Georg durch das Telefon und Manfred musste prompt lachen.
„Humor ist immer noch das beste Mittel gegen eine Überdosis Realität – wir sehen uns gleich, Kumpel. Und Georg ...?“
„Ja bitte, Monsieur Säuerling?“
„Vergiss nicht, vorher auf die Toilette zu gehen. Du weißt doch ...“
„Idiot!“
Als Manfred in die Industriestraße-Nord einbog, wurde es ihm etwas mulmig. Die geparkten Autos am Straßenrand verrieten ihm, dass tatsächlich eine Menge Leute der Einladung zur ersten öffentlichen Projektpräsentation gefolgt war. „Und die haben heute alle wirklich nichts Besseres zu tun“, stöhnte er und versuchte, seine Nervosität mit einem Hauch von Humor zu umhüllen.
„Natürlich haben die nichts Besseres zu tun“, sagte Georg. „Immerhin ist heute der Tag, an dem die Stadt Wedel nicht nur Geschichte schreibt, sondern wohl auch die Energieversorgung revolutioniert.“
„Nun ja, das ist vielleicht etwas übertrieben – bis wir hier das Preiskartell in Sachen Energie knacken können, werden wohl noch so einige Megawatts an uns vorbei durch die Leitungen fließen müssen.“
„Vergiss bei dieser Ansprache deine eigentliche Rede nicht, Säuerling“, stichelte Rosenrunge. „Ich bin mal gespannt, was es nachher zu essen gibt.“ Ein Aufschrei schallte durch den Wagen und Georg musste sich die Seite reiben. Es war Kathrin, die ihn unsanft daran erinnerte, dass er jetzt an seinen Auftritt und nicht ans Essen zu denken hatte.
„Vorhin wolltest du noch mein Mieder haben und jetzt denkst du schon wieder ans Essen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Menschenskinder, ich bin auch so aufgeregt.“
Odalys lachte. „Ja, ich denke, für uns alle wird heute ein großer Tag werden, es wird auch ein unvergesslicher sein.“
Zwanzig Minuten später wurde es plötzlich still in der SäRo-Power-Anlage und es war längst eng geworden im Foyer. Immer wieder zuckte ein Blitz durch den Raum, ständig wechselten die Fotografen ihre Positionen. Auf dem kleinen Podest wurde gerade von einem Techniker zum letzten Mal das Mikro eingestellt und auf seine Funktion geprüft.
Ein Nicken, eine Handbewegung und plötzlich setzte sich der Bürgermeister in Bewegung. Hinter dem Bürgermeister stand seine Frau.
„Du meine Güte. Hast du Beate gesehen, die Frau des Bürgermeisters?“, sagte Rosenrunge leise zu Säuerling, „damals sah sie schon sehr vertrocknet aus, aber jetzt.“
„Aber auf sieben Jahre Dürre kommen ... sieben fette Jahre“, kommentierte Säuerling. „Das ist dann mehr so deine Zeit, Rchoche. Und schau ihr nicht in die Augen, sonst geht’s gleich mit ihrem Lieblingsthema los und sie wird dich fragen, ob du dich auch immer schön auf die Brille setzt bei deinem kleinen Geschäft in Afrika“, zischelte Säuerling und lachte dabei unüberhörbar.
Willi Kort klemmte sich hinter das Podest und schaute in die Runde. Erst als auch der Letzte verstummt war, begann er:
„Verehrte Gäste! Wir haben uns heute hier eingefunden, um dieses Gebäude einzuweihen und auch erstmals in Betrieb zu nehmen.
Denn wie Sie alle wissen, hat der Bau dieser Anlage eine ganz besondere Bedeutung für uns und insbesondere natürlich für Wedel. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir mit diesem ungewöhnlichen Projekt einen Meilenstein setzen werden: wirtschaftlich, politisch, umwelttechnisch, ja, und auch menschlich.
Doch was genau hat es mit dieser Anlage auf sich? Was ist SäRo Power? Und welcher Schöpfer steckt dahinter? Ja, meine Damen und Herren, diese Fragen können Ihnen am besten Herr Professor Dr. Säuerling und Herr Professor Dr. Rosenrunge beantworten.
Ich bitte um einen kleinen Applaus für die Herren der Schöpfung: Dr. Manfred Säuerling, großartiger Wissenschaftler, und Dr. Georg Rosenrunge, der Spezialist für Speicherungstechniken. Meine Herren, ich erteile Ihnen hiermit das Wort und gebe das Mikrofon frei!“
Manfred nickte dem Bürgermeister höflich zu und trat nach vorne zum Podest. Georg folgte ihm etwas unbeholfen und lächelte scheu, als eine weitere Salve des Blitzlichtgewitters losging.
„Sehr verehrte Gäste, keine Angst, ich werde mich kurz fassen. Mein Kollege, Herr Rosenrunge, hat nicht viel zu sagen, deshalb übernehme ich hier das Mikro.“
Ein amüsiertes Raunen ging durch den Saal und Georg errötete, als er merkte, dass alle ihn anstarrten und auf eine Reaktion warteten. Er hasste Öffentlichkeitsarbeit. Doch jetzt war er regelrecht gezwungen, auf Manfreds spontanen Scherz zu antworten, und er war sich sicher, dass er seinen Freund dafür am Ende des Tages k.o. schlagen würde und in einem der Seen versenken würde. Und, als hätte er mit diesem Gedanken den Schlüssel zur Rettung seines Images entdeckt, hob er scherzhaft die Faust und sagte: „Wir reden später, Säuerling!“
Manfred winkte ab und fuhr fort: „Ich freue mich sehr, dass Sie alle unserer Einladung gefolgt sind, um gemeinsam mit uns unser Pilotprojekt in Wedel zu starten. Sie fragen sich: Was erwartet uns heute hier? Was genau verbirgt sich hinter SäRo Power?
Zunächst möchten wir, das heißt mein Partner Georg Rosenrunge und ich, mein Name ist Manfred Säuerling, uns kurz vorstellen.
Wir beide sind vor vielen, vielen Jahren auf unseren gemeinsamen Reisen durch die Dschungel und Regenwaldgebiete Südamerikas auf die Idee gekommen, das schon von Alexander von Humboldt erwähnte Kraftpaket der Natur, den Electrophorus Electricus, gemeinhin als Zitteraal bekannt, für die Menschheit zu nutzen, indem wir seine Energie sammeln und speichern.
Im Übrigen hat diese Speichertechnik mein Partner und Freund Georg Rosenrunge zu verantworten. Nicht wahr, mein lieber Rcoche.“
Georg räusperte sich und begann verlegen zu lächeln.
„Ohne ihn würde es uns nicht gelingen, diese Energie frei Haus zu liefern. Er ist, nur so ganz nebenbei, auch Professor der Geschichte und sattelte erst später auf die Speichertechnik um. Er mag es aber gar nicht, wenn man ihn mit Herr Professor anspricht.“
Ein zustimmender Beifall, verbunden mit aufkommendem Gelächter bestärkte Säuerling, ab und zu solche Bon-mots einzustreuen.
„Und noch etwas Wichtiges hat er mir gerade verraten. Herr Rosenrunge arbeitet inzwischen an einem sogenannten Zweikomponenten-Speicher, der bislang zwar noch über zwei Tonnen wiegt, uns aber in die Lage versetzen wird, Eisenbahnen, Tanker, Schiffe und sogar Raketen in unendliche Weiten zu schicken.
Sie sehen, die Entwicklung geht immer weiter und Sie sind als erste Zeitzeugen hautnah dabei, wenn wir Ihnen heute unsere ersten Ergebnisse vorführen.“
„Oh großer Gott“, sagte Kathrin staunend, die neben Rosenrunge stand. „Du hast ja richtig große Geheimnisse vor mir.“
„Mein Schatz, bis gestern war das ja auch noch ein Betriebsgeheimnis“, flüsterte Georg.
„Ich danke der Landesregierung“, fuhr Säuerling fort, „für die finanzielle Unterstützung, die dieses Projekt erst möglich machte.
Der Gemeinde Wedel für die schnelle, unbürokratische Ausweisung des Sondergebietes und die Erteilung der Bau- und Sondergenehmigungen für die Klär- und Filteranlagen sowie die Sicherheitszäune dieses tropischen Gebäudes. Ich danke insbesondere dem Bürgermeister von Wedel, Herrn Willi Kort, der in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit alles in die Wege geleitet hat, um den heutigen Tag zu ermöglichen.“ Säuerling machte eine kurze Pause, um die Reaktion von Willi abzuwarten.
Willi stand mit seiner Frau nicht weit entfernt von Säuerling und nutzte noch einmal die günstige Gelegenheit, sprang ans Mikro und setzte zu einer Lobeshymne auf die beiden Revolutionäre Säuerling und Rosenrunge an, verglich sie mit den größten Erfindern wie Edison, Siemens und James Watt.
„Auch die Musikfreunde unter uns kommen nicht zu kurz, denn die beiden haben festgestellt, dass klassische Musik das Beste für unsere Energie spendenden Fische ist. Die Bereitschaft, ihre Energie abzugeben, wird durch Musik drastisch erhöht. Wenn Sie über den Seen also Mozart oder Bach hören, bitte seien Sie nicht verwundert.“
Willi redete sich in Rage, sodass es Säuerling und Rosenrunge langsam peinlich wurde und Manfred das Mikro zurückeroberte.
„Wir stehen hier“, setzte Säuerling seine Rede fort, „an dem ersten Teich mit einem Durchmesser von 180 Metern. Dem sogenannten Fütterungssee. Diese riesigen Metallnetze, die, Sie sehen in der Mitte des Sees diese Paternosteranlage, von oben nach unten in das Wasser fahren. Diese Netze bestehen aus einer speziellen, patentierten Metallzusammensetzung. Wenn Sie genauer hinschauen, sehen Sie, dass die Maschen in konischer Form verlaufen.
Sie sehen aus wie Wobbler, also künstliche Köder. Die Fische versuchen diese vermeintliche Beute zu lähmen, indem sie ihre Energie abgeben, ihr quasi einen Stromschlag versetzen wollen. Haben sich die Fische über dieses Metallnetz entladen, wird der Fütterungsmechanismus ausgelöst.
Die Fische bekommen quasi ihre Belohnung. In vielen Tests haben wir festgestellt, dass die Fische lernfähig sind und sich bis zum Sättigungsgrad entladen. Wenn die Fische gesättigt sind, schwimmen sie in den dahinter liegenden zweiten See. Dieser zweite größere See entspricht ihren natürlichen Lebensbedingungen.“
Rosenrunge ging entschlossen an das Mikro, räusperte sich, und sagte zunächst etwas zu leise:
„Das alles, lieber Manfred, haben wir dir zu verdanken.“
Nach einigen Zwischenrufen – bitte lauter – trat Rosenrunge näher an das Mikro heran, wiederholte, was er gerade gesagt hatte, und redete einfach weiter.
„Lassen Sie auch mich Ihnen kurz erklären, welche bahnbrechenden Ideen unser Professor Säuerling eingebracht hat. Nennen Sie ihn aber bitte nicht so. Das mag er nicht. Herr Säuerling hat sich nach einem Schlangenbiss im Amazonasgebiet – um ein Haar wäre er heute nicht hier – dazu entschlossen, sich intensiver der Antiseren- und Medikamentenforschung zu widmen. Er entwickelte mit Unterstützung einer pharmazeutischen Firma hier in der Nachbarschaft sogar ein Serum, das es ermöglicht, das Gift des Kugelfisches zu neutralisieren. Das brachte ihm weltweite Anerkennung und sogar die Nominierung zum Nobelpreis.
Wir beide sind vor vielen, vielen Jahren auf unseren gemeinsamen Reisen durch die Dschungel und Regenwaldgebiete Südamerikas auf die Idee gekommen, das schon von Alexander von Humboldt erwähnte Kraftpaket der Natur, den Electrophorus Electricus, gemeinhin als Zitteraal bekannt, für die Menschheit zu nutzen, indem wir seine Energie sammeln und speichern.
Auch wenn wir, wie von meinem Freund bereits erwähnt, schon seit Jahren diese Idee mit uns herumtrugen, ist es doch Herr Säuerling gewesen, der bei einer Japanreise, genauer gesagt bei dem Besuch einer Koikarpfenfarm, die endgültige Inspiration hatte. So, und jetzt stehen wir alle hier, um diese revolutionäre Idee in die Tat umzusetzen und Wedel zukünftig für einen Bruchteil des üblichen Strompreises versorgen zu können.“
Tosender Beifall, gemischt mit Rufen nach einer Zugabe brandete los.
„Ich wusste gar nicht, dass 150 Menschen so einen Krach machen können“, sagte Manfred im Vorbeigehen zu Rosenrunge.
„So, und nun folgt endlich unsere Demonstration“, kündigte Manfred durchs Mikrofon an. „Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass wir zunächst nur mit sechs- bis siebenhundert Fischen starten. Die Anzahl der Tiere wird später auf das Zwanzigfache erhöht.
Georg legte den Hebel um.
„Es geht los“, rief er.
Alles starrte gebannt auf die riesigen Metallnetze, die in das Wasser tauchten. Die dreihundert installierten 150-Lux-Birnen leuchteten taghell auf.
„Wie damals bei Edison“, sagte Manfred versehentlich ins Mikro.
Die geladenen Gäste konnten sich vor Begeisterung kaum beruhigen. Die Journalisten und Kameraleute fotografierten und filmten, was das Zeug hielt.
„Ich bin mal gespannt, was die Journaille daraus macht“, sagte Manfred zu Odalys.
„Na, was wohl, ab heute seid ihr weltweit bekannt.“
Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung
Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.
. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.
Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.
Texte: Cpoyright-Th.+C. Glantz
Tag der Veröffentlichung: 23.02.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Das Pilotobjekt soll gestartet werden. Beide Rosenrunge und Säuerling
haben die Hosen voll ob es funktioniert. Die Weltpresse, das Fernsehen alles ist anwesend. Wenn das schiefgeht, sind die Beiden ruiniert.