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Godewind Zigaretten PR Aktion Kurioses vom Provinzmusikmanager
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Gute Geschäftsfreunde, die Gebrüder Tiedemann, die im Musikgeschäft im PR Bereich tätig war riefen mich an, ob ich in der Lage wäre, für eine Neueinführung einer Zigarettenmarke 450 Discotheken zu organisieren, um dort jeweils am Abend mit einem Team eine Dancing Queen zu küren. Eine feste Bezahlung gäbe es hierfür nicht, aber eine Beteiligungsprovision könnte man sich vom Brutto entnehmen. Nachdem ich die finanziellen Eckdaten hatte, sagte ich zu.

Die Zigarettenmarke hieß „Godewind“ Nun sind 450 Discotheken von Flensburg bis zum Bodensee kein Pappenstiel. Ich brauchte dafür in jedem größeren Umkreis einen zuständigen Veranstalter, der sich mit den Wirten auseinander setzte und die Termine organisierte. Die Zigarettenindustrie boomte zu dieser Zeit noch, nur die Einführung einer neuen Marke war schwierig. Von 10 gestarteten kam höchstens eine durch.

„Godewind“ sollte also mit frischem Wind gestartet werden, so die Vorgabe der Marketingstrategen. Durch meine Kontakte in der Musikszene fand ich schnell 6 Partner, die jeweils um die 75 Discotheken fanden, es mussten ja die Führenden und Besten sein, und die Termine mussten schnell fixiert und bestätigt werden. Ich bekam also keine feste Bezahlung, sondern sollte mir vom gesamten Kuchen einen Teil abschneiden.

Das könnte ein Problem sein, wenn das überbleibende Stück zu klein wurde. Gute normale DJs bekamen in ihren Läden ca. 200 – 300 DM pro Abend.
Sehr gute Jockeys mit einem guten lokalen Bekanntheitsgrad auch bis zu 500 DM. Ich hatte pro Team für jeden Einsatz eine Summe von 1600 DM zur Verfügung. Das schloss aber einen DJ und zwei Helfer mit ein, die die Preise an das Publikum verteilten und die Gewinnerin dieser Dancing Queen Aktion mit ermittelten. Es war in jeder Diskothek quasi ein Casting der besten Tänzerin, immer in zwei Durchgängen mit Publikumsabstimmung.

Bevor ich genau wusste was ich an die Teams ausschütten konnte musste ich ein Gefühl entwickeln, was die Veranstalter wiederum an die DJs und Helfer ausschütten wollten. Es gab eben einfach eine Diskrepanz zwischen der direkten Auszahlung an das Team und den Veranstaltern. Um dem Ganzen einen geheimnisvollen Background zu geben überließ ich dem Veranstalter seine Preisgestaltung gegenüber seinem Team, verpflichtete die aber zum Gagengeheimnis. Dadurch waren meine Beteiligung und die Beteiligung der Veranstalter nicht mehr richtig nachzuvollziehen.

Die Marketingabteilung und auch der Konzern versuchte rauszukriegen, was denn am Ende gezahlt wurde. Manchmal waren die Situationen etwas brenzlig, denn das wollten wir ja nicht, aber wenn die Gretchenfrage gestellt wurde, konnte ich mit dem Argument des Gagengeheimnisses alle Neugierigen besänftigen. Eine riesige erfolgreiche PR Aktion - zumindest für uns. Die Zigarette kam nicht durch. Die Gebrüder Tiedemann, die mir diesen Auftrag vermittelten, kamen aus Heide in Holstein. Es waren derer drei – Horst der Älteste, Fred der Mittlere und Ingo der Jüngste.

Ihre Firma nannte sich Musikpromotion Tiedemann. Der älteste Horst war der agilste von den dreien,. Fred studierte zunächst Juristerei und Ingo machte mit Horst zusammen die Musikpromotion. Horsti, so nannte ich ihn, der Älteste, konzentrierte sich ausschließlich auf das deutsche Schlagergeschäft, wobei ihm Ingo mit Fleiß und Rat zur Seite trat.

Horsti war ein Tausendsassa, verkaufte dem Papst das Doppelbett und war in der Damenwelt in Heide und später in Hamburg wohlbekannt. Fred und Horsti waren Puffgänger und trieben ihr Unwesen, wenn Sie unterwegs waren, in der Nähe der Hauptbahnhöfe jeder Stadt. Und wenn die nicht am Hauptbahnhof waren wussten die Jungs wo die sich versteckt hatten. Die kannten sich aus, vor denen war kein Puff sicher.

Ich erinnere mich, dass ich mit Fred während der Zigarettenaktion unterwegs war und er jedes Mal sagte, „Na wohin fahren wir zuerst? Richtig Haubi“- sagte er, dem Hauptbahnhof. Da mir diese Leidenschaft völlig abging, wartete ich immer vor den Hochhäusern in Frankfurt oder Köln. Das dauerte nicht allzu lange, da kam er wieder, etwas erleichtert und guter Dinge.

Na was war es denn diesmal für eine Landsmännin. Auf der Tour hatte er bald alle Nationen angetestet, und konnte es nicht verstehen, dass es bei mir nicht ging. Lud mich ein, weil er vielleicht glaubte ich wäre zu geizig. „Nö“ sagte ich, „mein kleiner Freund riecht Nutten gegen den Wind und verkriecht sich.“ Nichts zu machen. Hochbinden hilft nicht. „Muss das wirklich mal an die ZDF Redaktion „Wetten dass“ dem Gottschalk schicken. „Nutten riechen-, das gewinne ich“. Diesen Vorschlag fand er nicht schlecht, war aber in eine PR Aktion nicht einzubinden. Mich ekelte es und die Vorstellung auf Befehl ging mir völlig ab, und wenn ich mir vorstelle auch noch vorher zu zahlen. Diese Versachlichung machte er nicht mit. Das älteste Gewerbe der Welt wäre mit meiner Unfähigkeit nie alt geworden.

Mit Fred fuhr ich also durch ganz Deutschland zu den Durchführern, meistens auch Konzertveranstalter. Fred war klein, hatte wie alle drei Tiedemänner Probleme mit der Anzahl der Haare auf dem Kopf, versuchte das zu kaschieren. Aber ganz so schlimm wie Hans Maegerlein, der Rundfunkreporter (Sie standen an den Hängen und Pisten) hat er es dann doch noch nicht nötig.

Im Auto lernte er seine Vorträge für die Teams auswendig. Er war noch sehr unsicher und sein großer Bruder war sein Vorbild. Horsti, seine Brüder und ein Herr Irion haben in Hamburg eine PR Agentur gegründet. Reemtsma war der Auftraggeber, die Idee für die Disco Aktion stammte sicher von Irion.

Irion war vorher PR- Manager beim Heinrich Bauer-Verlag, Kettenraucher- konnte reden, es war göttlich ihm zuzuhören. Im Land der dichterischen Freiheit hatte er sicherlich bei der Verteilung der Redekunst öfter hier gerufen. Und Irion hatte wahnsinnige Beziehungen, die bis in die große Wirtschaft und Politik hinein reichten. Er kannte sie alle und telefonierte sofort mit den Entscheidern, wenn es notwendig war auch mit dem Bundeskanzler. Er hatte, wie viele kleinere Männer auch Kompensationsbedarf. Und im Reich der Brüder Grimm machte er oft kleinere Anleihen. Aber er war witzig dabei und es wurde nie langweilig.

Auch dieser rastlose arbeitende, rauchende und redende Irion zahlte seinen Preis. Heute lebt er, nach der Trennung von den Tiedemännern mit sechs Bypässen noch immer in Hamburg und lässt es hoffentlich etwas ruhiger angehen.

Ich fuhr mit Fred nach Frankfurt – München – Stuttgart- Hannover- Köln und abends waren jeweils die Treffen mit den Teams, die also von Fred einen Vortrag bekamen, wie jeweils die Aktion in den Discotheken ablaufen sollte. Horsti war der Aufreißer in Sachen Künstler. Kurze Zeit war er mit Dorthe Kollo zusammen (Wärst du doch in Düsseldorf geblieben – Sind Sie der Graf von Luxemburg) und hat mich einige Male mit ihr besucht.
Später managte er Baccara (Yes Sir I can boogie- Sorry i’m a Lady) machten Touren durch ganz Deutschland auch im Package.

Die „Deutsche Schlagerparade“ auf Tour mit bestimmt zwanzig ehemaligen Stars war sein Baby und im Package lief es noch. Später hat es Ingo, der kleinere der
Tiedemänner erfolgreich fortgeführt in Zusammenarbeit mit Rundfunk und TV Sendern, die auch nur deutsche Schlager im Programm hatten.

Horsti hatte auch Carlo von Tiedemann unter Vertrag, der im Norddeutschen Raum als Moderator sein Unwesen trieb. Carlo war mit Buttstädt, dem damaligen Chef der Schaubude befreundet und beide frönten dem Suff. Es gab dann Unterbrechungen, in denen außer Vernet Branca nichts mehr erlaubt war und Vernet Branca Mangelware in Hamburg wurde. Immer wenn ich des Nachts noch unterwegs war, saß Carlo in irgendeiner angesagten Kaschemme, hin und herschwankend einsam mit einem seligen Lächeln und starrenden Blick auf einem Barhocker.

Bis Buttstädt seine eigene Kneipe aufmachte, dann hatte Carlo seinen endgültigen Stammplatz
Ich machte mit Horsti noch eine Bedruckungsfirma für Textilien auf. Die Firma mussten wir nach drei Jahren wieder einstampfen. Nicht weil wir keine Aufträge hatten, wir machten einfach keine Gewinne.

Aufträge hatten wir, es war ein Novum, Textilien mit Werbung zu bedrucken oder zu beflocken. Wir konnten gegen die Aufträge nicht an arbeiten. Ich hatte vom Textilgeschäft keine Ahnung. Konnte nur verkaufen. Lernte aber durch einen guten Freund innerhalb kurzer Zeit die Grundkenntnisse. Materialien, Herstellung, Qualitätsmerkmale und Schnelltests und die Tricks der Hersteller. Nein, die Produzenten der Shirts lieferten unpünktlich und veränderten Schnitte und Größen und die Qualitäten.

Zunächst bestellte ich in Indien und dann in Portugal. Alle zwei Monate flog ich nach Porto. In der Nähe Portos waren die ganzen Kurzwarenproduzenten. In Portugal waren gerade die Revolutionsauswirkungen im Abklingen. Die Sozialisten hatten kurze Zeit vorher das Ruder übernommen, als dann aber die Produktionsmittel ausgeschöpft waren, war dies das Ende.

Man war gerade dabei, alte aus dem Lande getriebene Fabrikanten zurückzuholen. Es fügte sich einige Male, dass wir für erteilte Aufträge das Garn im Voraus finanzieren mussten. All diese Umstände führten dazu, dass wir trotz guter Aufträge keine Gewinne machten und gezwungen waren die Firma nach Portugal zu verschieben. Der Versuch scheiterte an der Bürokratie. Sämtliche Druck- und Verpackungsmaschinen lagen über drei weitere Jahre im Zoll und uns blieb nichts andres übrig, als diese Firma in den Konkurs zu schicken.

Horsti war ein schlitzohriger liebenswerter Partner. Er besuchte mich bis kurz vor seinem Tod mit immer schöner werdenden Modellen, auch noch in der Abaco-Zeit. Aber er hatte Zucker und kam durch tragische Weise mit einer Überdosis Insulin ums Leben. Die Damen um die Bahnhöfe und auch wir hatten einen getreuen Freund verloren.




Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung

Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.

. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.

Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
In Gedenken an Horsti Tiedemann der zu früh von uns ging. Auch im Namen aller Damen in der Nähe der Hauptbahnhöfe.

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