;black;justify>Fucking Aleman-
Mein unfreiwilliger Knastbesuch.
In Tossa ging ich noch mit einem zufällig getroffenen Hamburger, der aber in einem anderen Hotel wohnte, durch die Gassen von Tossa de Mar. Hinter uns lief ein junger Mann, der uns merkwürdig vorkam. Er rief laut in unsere Richtung „Fucking Aleman". Unentwegt und näherkommend „Fucking Aleman".
Jetzt erst merkten wir, dass er uns im Visier hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fanatisch zischend, zeigte er uns seine Abneigung.
An diesem Abend, es war ca.22 Uhr, fiel mir auf, dass sehr viel Guardia Civil - das waren die mit dem Kochgeschirr auf dem Kopf - mit scharfen Schäferhunden patroullierten.
Wir ignorierten diesen armen Irren, gingen in eine Gaststätte und setzten uns an einen großen runden Tresen. Wir saßen kaum, da setzte sich dieser
spuckende fanatische Typ uns gegenüber und fuhr fort, sein uns langsam auf den Keks gehendes „Fucking Aleman"-Mantra vorzubeten.
Bis mir der Kragen platzte und ich ihn zur Rede stellen wollte, um ihn zu fragen, welches denn die Ursache seines Hasses wäre. Er ließ mich nicht zu Wort kommen, sondern prügelte sofort vehement los, bis wir uns beide auf der Straße wälzend wiederfanden.
Über mir fletschende Hundezähne und dieses widerliche Geräusch scharf geifernder zum Kehlenbiß bereiter Hunde und ein auf einmal perfekt Spanisch sprechender Deutschenhasser. Er sagte etwas zu der Guardia Civil, worin das Wort Franco öfter vorkam. Ich wurde ins Rathaus gebracht und sollte mich ausweisen. Natürlich hat man nicht auf Spaziergängen durch das Dorf unbedingt seinen Ausweis dabei.
Ich wurde abgeführt und in eine Zelle gesteckt. Die Zelle war kalt, stinkend, nur aus Mauerwerk und mit einer vollgeschissenen Stehtoilette ausgestattet. In dem Raum war noch eine zweite Ebene etwas höher aufgemauert, auf der man schlafen konnte. Ich war viel zu aufgebracht und konnte nicht schlafen.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich entdeckte noch eine zweite Person in dem Raum. Er fing an zu reden mit dieser rauen heiseren markanten Laut Stimme eines älteren Spaniers. Ich verstand nicht allzu viel. Mein Glück war es, dass ich an diesem kühleren Abend mein wärmendes Jackett angezogen hatte.
Aus meiner Raucherzeit hatte ich immer noch eine filterlose Zigarettenschachtel dabei. Ich bot ihm eine an und schon war eine friedliche Verbindung hergestellt. Was nun, dachte ich. Wer holt mich hier raus. Große Hoffnung setzte ich in meinen Hamburger Bekannten. Es geschah nichts.
Der Mitinsasse war leicht alkoholisiert und faselte laut andauernd etwas von Franco. Er lief gegen die Metalltür in der Zelle mit immer stärker werdender Kraft und schrie dabei mit seiner rauen heiseren Stimme „aaaaa-iiiiiii“. Wenn die Spanier Schmerzen haben, schreien sie nicht wie wir „Aua“, sondern lang gezogen „aaaaa-iiiiiii“. Jedes Mal rannte er begleitet von einem lauten metallischen Geräusch gegen die Zellentür.
Unentwegt „aaaaa-iiiiiii“. Rumms gegen die Zellentür. Ich lernte jetzt die drei Kirchen Tossas kennen. Im Abstand von 15 Minuten, , erst die hellere, dreimal „ding ding ding“, dann die zweite etwas größere
„deng deng deng“. Dann kam die ganz Große „dong dong dong“. Da ich nie eine Uhr trage, wusste ich zunächst nicht wie spät es ist. Die vollen Stunden hatte ich dann bald drauf und wusste endlich was die Uhr geschlagen hatte. Der Vorfall musste ungefähr um 22 Uhr passiert sein.
Die Zeit verging nicht und endlich war es so zwei Uhr nachts. Mein katalanischer Kollege faselte immer noch etwas von Franco und lief wieder gegen die Tür mit noch größerer Inbrunst. Bis endlich die Polizei auftauchte und ich glaubte, sie kämen um mich endlich rauszuholen. Sie schrien den Katalanen an und ich verstand immer nur Franco.
Offensichtlich hatte er in seinem angetrunkenen Zustand an dem Franco Regime etwas auszusetzen. Ich kramte mein weniges gelerntes Spanisch zusammen, rief meine Pensionsadresse und den Namen des Pensionswirtes und, dass er mir helfen sollte. Aber das interessierte diese Kochgeschirrarmee nicht im Geringsten. Ich musste mir weiter das Geläute der drei Kirchen anhören. Stunde um Stunde wartete ich schon auf das Vertraute Kirchengeläut.
Jede viertel, halbe, dreiviertel und zur vollen Stunde „ding ding ding“, „deng deng deng“ und dann endlich wieder eine volle Stunde „dong dong dong“.
Das Furchtbare war diese Ungewissheit und die Angst, dass die mich erst in zwei drei Tagen rausholen. Langsam wurde ich auch zum Franco Gegner, wie konnten die einen unschuldigen Touristen nur deswegen einsperren, weil der seine Ausweispapiere vergessen hatte.
Einfach so. Später hörte ich, dass sie das auch mit allen Touristen machen, die zu spät und angetrunken auf der Straße herumliefen. Aber erstens war ich nicht angetrunken und zweitens war es gerade mal 22 Uhr. Dann endlich nachmittags um 15 Uhr. Mein Hamburger Kollege kam gar nicht auf den Gedanken, meinen Pensionswirt einzuschalten,
obwohl er das hautnah miterlebt hat.
Erst meine Clique machte José soviel Dampf unter dem Hintern, dass er bereit war, zur Polizei und zum Bürgermeister zu laufen. Kein Wort habe ich mit dem Hamburger Kollegen mehr gewechselt. Meine gute Erholung war mit einem Schlag verschwunden. Der Deutschenhasser war in Tossa bekannt, da er dieses Spiel oft trieb. Es war ein Schotte, der in Tossa lebte und seinen ungezügelten Deutschenhass auf diese Weise befriedigte.
Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung
Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.
. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.
Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
In Gedenken an den Schotten, den Deutschenhasser. Nach 45 Jahren verzeiht man eben. Vielleicht hat ihn eine deutsche Touristin geheilt.CopyrightTh.+C.Glantz