Kinks & Equals- in Dithmarschen. Der Provinz- Musikmanager- Waldemar Tresor
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Die Dithmarscher Ecke war eine besondere Veranstaltungsecke.
In der Nähe von Heide fuhr ich mit einem Freund am 1.08.69, genau einen Tag, nachdem die Chanson- und Schlagersängerin Alexandra verunglückte, an ihrer Unfallstelle vorbei. An den Tankstellen sahen wir es auf der Titelseite der BILD am Sonntag,
Alexandra tödlich verunglückt.
Wir hielten und sahen uns die Bremsspuren und seitlichen Erdverwerfungen an. „Die Einschläge kommen näher“, sagte einer von uns beiden. Zwangsläufig fuhren wir in der nächsten halben Stunde diszipliniert langsam.
Ein Jahr später, fast auf den Tag genau, fuhr ich genau an dieser Stelle mit Rainer Haas vorbei. Wir waren auf dem Weg zu Waldemar Giering, der einen Tanzsaal in der Dithmarscher Schweiz in Welmbüttel betrieb. Giering hatte uns die Equals (Baby come back) abgekauft.
Vorher jedoch wollten wir zu Hein Diener, der ganz in der Nähe in Pahlhude
ebenfalls einen riesigen Tanzladen mit angeschlossener Sporthalle, die er für größere Konzerte angliederte, und dadurch bis zu 3000 Personen fasste. Hein Diener, war Landwirt und betrieb diesen Tanzladen. Wir hatten ihm die „Kinks“ verkauft. Die „Kinks“ waren die Gebrüder Davis, im Gepäck Welthits wie „You really got me“ „Lola” “Death of a clown”.
Das Konzert sollte aber erst 3 Monate später sein. Wir bekamen aber den Vertrag von ihm nicht zurück und wollten uns die Unterschrift abholen. Hein kam gerade vom Acker und freute sich, als er uns Beide sah, war sich aber seiner Unterlassung bewusst. „Ach ja, die Unterschrift. Ja, Glantz“, und er zuckte so merkwürdig mit seiner Oberlippe.
Er hatte vor längerer Zeit einen Schlaganfall. „Ja Glantz, die Unterschrift“, und es zuckte schon wieder so komisch um seine Mundwinkel und wiegte seinen Kopf hin und her. „Beeten düer (bisschen teuer) sind die ja“
„Erst mal `n Korn, sonst löppt hier gonix.“
„Ach du Scheiße“, sagte ich zu Rainer,
„lass uns den wegkippen wenn er wegguckt.“
Hein holte die Riesenpulle, gefrorene 1,5 Liter Korn. Schenkte ein und zuckt wieder so mit der linken Oberlippe. „So Glantz und Haas - Prost.!“
Wir schütten aus Höflichkeit den Korn hinein.
Rainer schüttelte sich, der hatte den aus Versehen
geschluckt. Ich nuschel an dem Korn vorbei.
„Tschuldigung, muss mal auf die Toilette“ und gehe und spucke das Zeug endlich auf der Toilette aus. Ekelhaft. Komme zurück und Hein sagt: „noch einen“. „Nee“, sage ich, „Hein, ich muss noch fahren, keinen mehr.“
„Aber Haas dei drinkt noch einen, der fährt nich“. Rumms, das Glas wieder voll. Da habe ich Rainer gerettet, „nein der Rainer kriegt nachher Probleme mit seiner Freundin, so früh am Tag, da ist die zickig. Die ist drüben bei Waldemar Giering, da haben wir heute die Equals“.
„So Hein, was ist jetzt mit dem Vertrag, sonst moke wie dat selber die Veranstaltung.“„Meint ihr, dat dei trecken ( ziehen)?“„Jo“, sage ich, mit meinem unvollständigen Platt.„Wenn Du dat nicht willst dann moken wir dat selbst.“ Er zuckte noch ein paar Mal mit seiner Oberlippe, wiegte den Kopf hin und her, und als ich nun noch mal sagte: „dann moken wie dat sölbingens“, stand er auf und binnen Sekunden hatten wir den Vertrag unterschrieben zurück.
Schade, dass wir die Veranstaltung nicht tatsächlich selbst gemacht haben. An dem Tag mit den „Kinks“ hatte Hein Diener der Bauer fast dreitausend Leute in seinem Laden. Ein Riesengeschäft. „Jo Glantz dat war goud mit den Kinks“, sagte er später oft zu mir. Nur allzu oft sagte er es dann nicht mehr, da Hein auf dem Wege, sich einen fabrikneuen BMW abzuholen, schwer verunglückte und starb.
Wir dann weiter nach Welmbüttel zu Waldemar Giering. „Equals“ standen auf dem Programm. Die hatten wir ja an Waldemar verkauft. Waldemar Giering, auch so ein Fall fürs Panoptikum. Er rollte immer so das RRRRR. Und wir wussten, dass er eigentlich ein linker Vogel war.
Bei jeder Kleinigkeit hat er versucht, die Gruppen zu übervorteilen. Zu spätes Kommen, zu lange Pausen. Waldemar hatte einen geschädigten Ruf.
Wir hatten ihm schon vorher einige Gruppen verkauft und kannten das. Nur die Eigenschaft, die Gruppen immer erst so spät auszuzahlen, bis man angetrunken und müde vom Hocker fiel, das mussten wir ihm abgewöhnen.
50 % Vorkasse hatte er ja schon gezahlt. Die anderen 50 % sollten vor dem Auftritt fallen, sonst treten die nicht auf. So stand es im Vertrag. Er kam mit der Kohle nicht rüber und verzögerte und schrie immer vom Schankhahn „geht gleich los Jungens. Ich muss nur das Fass rrrrüberrollen und anstechen.“ Da hörte ich es wieder sein unüberhörbares RRR-gerolle. „Nehmt Ihr auch RRRRollengeld, es ist noch nicht in soviel in der Kasse. Die treten ja nachher noch mal auf.“
„Nein“ sage ich, „kein Rollengeld.“ Oben zupften die Equals die Gitarren, aber die hatten Anweisung, nicht vorher anzufangen bevor wir das ok. gaben.„Ja wenn ihr kein RRRollengeld nehmt dann müsst ihr warrten“ rollte Waldemar. „Nein“ schrie ich. Die Band schien nicht mehr auf das ok. zu warten. „Waldi“ schrie ich, „Tresor und vorher die Kohle.“
Das mit dem Tresor wusste ich aus vorhergehenden Veranstaltungen. Die Equals warteten tatsächlich nicht auf das Zeichen und fingen an loszuhämmern. Domm domm do do domm domm, I wan’t be there., I wan’t be there. Waldemar grinste, er dachte er hätte gewonnen. Ich auf die Bühne – “Stop Stop - Stop - he don’t pay the Money” schrie ich.
Tatsächlich die stoppten. Und ich schrie rüber zu Waldemar „Was ist Waldemar- Tresor-?!“ So schnell hatte ich Waldemar noch nie laufen sehen. Rainer hinter ihm her. Der hatte das Geld artig abgezählt von der Bank im Tresor liegen-, kein RRRollengeld. Alles in Ordnung und schon ging’s weiter- Domm domm do domm domm I wan’t be there. Rainer hat sich beölt und immer wenn wir von Waldemar Giering sprechen heißt es: „Waldemar – Tresor!!“
Es ist eine Begrüßungsformel, wenn ich ihn irgendo sehe oder treffe am Flughafen. Rufen wir uns gegenseitig zu „Waldemar Tresor“ und lachen uns scheckig. Rainer Haas veranstaltete 15 Jahre später in ganz Deutschland die sogenannten Oldie Packages, also alle Gruppen, die ich früher einzeln geholt hatte, an einem Abend.
Verdiente damit ein Vermögen. Füllte alle Riesenhallen in Deutschland und sogar die Schalke Arena mit über 32.000 Zuschauern. Rainer heiratete Suzie Quattro-, die Rockröhre, besser noch sie heiratete ihn. Ich holte Quattro als erster nach Deutschland, bevor sie mir von Fritz Rau für eine Deutsche Tour weggeschnappt wurde.
Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung
Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.
. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.
Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.
Tag der Veröffentlichung: 27.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meinem alten Freund Rainer Haas, der später die Rockröhre Suzie Quattro
geheiratet hat.