Lehrer Kleinschmidt
Heute eine ungewöhnliche Klassenarbeit im Erdkunde Unterricht.
Lehrer Kleinschmidt führte in seinen Fächern im Abstand von 4-6 Wochen
eine ungewöhnliche Unterrichtsstunde durch. Eine Stunde nur Blödeln.
Das war nach dem Geschmack der Schüler eine angenehme Unterbrechung
im alltäglichen Lernstress.
Der Lehrkörper missbilligte zwar diese Art der pädagogischen Auslegung
dieser Unterrichtsstunden. Aber sie waren machtlos, um gegen Kleinschmidt disziplinarische Maßnahmen durchzusetzen. Einmal hatten sie es versucht und ihm einen Verweis erteilt.
Doch die Schülerproteste waren derart heftig, dass man diesen Verweis wieder zurücknahm.
Heute stand eine ungewöhnliche Erdkundestunde an. Kleinschmidt hielt zunächst wieder seinen Vortrag über Sichtweisen und Perspektiven.
In den anderen Stunden wurden die Mäuseperspektive und die Elefantenperspektive geübt. Die Schüler mussten sich dabei abwechselnd unter den Tisch auf den Fußboden legen, um dann anschließend auf dem Tisch aus luftiger Höhe alles zu betrachten.
Heute ließ Kleinschmidt die Spiegelperspektive üben.
Kleinschmidt hatte eine dicke weiche Unterlage mitgebracht und ließ die Schüler mit Haltungshilfe einen Kopfstand machen. Eine kurze Situationsschilderung während des Kopfstandes brachte Leben in die Bude und alle amüsierten sich über die Spiegelbilder ihrer Mitschüler. Wenn du sprichst, sieht es aus, als wenn du ein Karpfen wärest. Du siehst aus wie blökender Ziegenbock.
Großes Gegacker setzte natürlich bei dem schwergewichtigen Schändler ein, da sein Kopf fast erdrückt worden wäre von der Fleischesmasse und ihm dadurch auch die Sicht versperrt wurde. Mehrere Schüler zogen ihn hoch, damit auch er etwas sehen konnte und einen Kommentar seiner Sichtweise schilderte.
Der letzte Satz seines Kommentars betraf mehr das Gewichtsproblem. Herr Kleinschmidt, ich muss tatsächlich abnehmen.
So und jetzt gehen wir in medias res. Wir werden heute eine ungewöhnliche Klassenarbeit schreiben. Ach Du Schande, rutschte es dem Klassensprecher Böddicke raus.
Wir sind überhaupt nicht vorbereitet. Die vorwitzige Erika wollte sich krank melden und sagte: „Mir geht’s auf einmal nicht so gut“ Aber Erika, schau Dir doch erst einmal die Aufgaben an und dann entscheide, ob es dir besser geht.
Ich möchte es euch kurz erklären - so fing er immer an - wenn es dann losging. Wir alle laufen im Leben mit einem Sack voller Vorurteile durch das Leben. Alles, was wir nicht kennen, wird zunächst verurteilt und verdammt. Es ist schwierig, diese groben Vorurteile wieder auszuräumen.
Ich habe einfach mal eine Liste dieser groben Vorurteile aufgeschrieben. Und es ist eure Aufgabe, welches dieser Vorurteile seine Berechtigung hat und welches maßlos übertrieben ist.
Ich bitte euch, hinter den einzelnen Auflistungen ein Kreuz zu machen und auf der zweiten Seite eine kurze Begründung zu schreiben. Böddicke, verteil bitte mal die Zettel mit den Aufgaben.
Ihr habt 20 Minuten Zeit. Bitte oben rechts Namen in Druckschrift eintragen.
Böddicke verteilte die Zettel und die ersten schüchternen Lacher glucksten auf. Gott sei Dank eine lösbare Aufgabe, sagte laut die vorwitzige Erika und war mit einem Schlag erlöst und fühlte sich nun garnicht mehr krank. Immer lauter wurde das Lachen der Klasse.
Hier sind diese Aufgaben.
Die groben Vorurteile.
Die Schotten schotten sich ab
Die Franzosen essen mehr Franzbrötchen
Die Italiener essen nur Spagetti
Die Polen klauen alle Autos.
Die Engländer haben nur ein Handwerkszeug.
Die Luxemburger lieben den Luxus.
Die Holländer rennen alle mit Holzpantinen rum.
Monaco ist ein einziges Spielcasino.
Norweger tragen nur Pullover.
Die Grönländer warten auf Grünland.
In Russland regiert die Oligarchie
In China wird nur chinesisch gegessen
Thailand, Tsunami das Unwort des Jahrhunderts.
Auf den Philippinen speien nur die Vulkane.
In Somalia leben nur Piraten.
Japaner fliegen alle Kamikaze
Spanier sind alles Stierkämpfer
Schweizer lieben die Löcher im Käse
Österreicher küssen nur die Hände der gnädigen Frauen.
Die Schweden essen nur Smörebrot.
In Australien hüpfen nur die Kängurus
In Afrika haben alle AIDS
In Kenia regiert die Bohne
Die Ägypter wohnen alle in Pyramiden
Im Iran knüpfen alle Teppiche
Die Mongolen -sie kommen
Inder lieben nur Kühe und Affen
Mallorcas Hauptstadt heißt Ballermann
In Dubai werden die Häuser jetzt alle höher
Die Türken liegen nicht mehr vor Wien
Amerika liegt nicht nur am Meer.
Die Kanadier spielen alle nur Eishockey
Mexikaner tragen alle Hüte.
Brasilianer tanzen nur Samba.
Kubaner trinken nur Cuba Libre
und sind immer nur fidel.
Die Bayern essen nur Weisswürschte
Die Hamburger essen nur Hamburger
Die Bremer sind alles Stadtmusikanten.
Die Kölner trinken nur Kölsch.
Die Münchner sagen alle Mia san mia
Die Essener essen nicht nur.
In Würzburg sind die Burger gewürzt.
Mainzer bleiben Mainzer
Die Schwaben schaffen alle, bis sie ein Häusle haben.
Berliner lieben Berliner und Currywürste.
Die Deutschen essen alle nur Sauerkraut mit Würschten.
Nach 7 Minuten waren alle Zettel auf dem Tisch von Lehrer Kleinschmidt.
Ausnahmslos alle hatten Kleinschmidts Spiel durchschaut und nichts angekreuzt.
Ich bin zufrieden sagte er. Ihr bekommt alle eine eins, aber nicht in Erdkunde.
Und eins möchte ich euch noch mit auf den Weg geben. Geht mit euren Vorurteilen sorgsam um, überprüft und hinterfragt alles und seid neugierig.
Bis zur nächsten ungewöhnlichen Unterrichtsstunde.
Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung
Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.
. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.
Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.
Texte: Copyright©Th+C.Glantz
Tag der Veröffentlichung: 26.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Alle 4-6 Wochen gibt Lehrer Kleinschmidt eine ungewöhnliche Unterrichtsstunde. Dieses mal eine Klassenarbeit ohne Vorbereitung. Erdkunde- die groben Vorurteile