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Die späte Rache des Provinz Musikmanagers
Vater Scheenherr & seine Söhne- Die Bänkelsänger
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Ich vermittelte nebenbei die führenden Gruppen im Norddeutschen Raum. Ein Zeltverleiher namens Schemion aus Henstedt/Ulzburg war Stammkunde und wurde von mir immer für seine Festlichkeiten versorgt. Diese Feste waren genau ein Jahr vorher geplant und es war überhaupt keine Schwierigkeit, das planerisch zu gestalten. Einmal rief er 14 Tage vor einem Fest an und wollte noch eine gute Kapelle für ein kurz angesetztes Schützenfest buchen.
„Unmöglich“ sagte ich ihm, „die sind alle besetzt“.
„Unbedingt – ich brauche noch eine Kapelle“ wiederholte er. „Mach was Du willst, besorg mir eine“.

Als ich ihm sagte, dass es vielleicht so eine inserierende Band gäbe aus dem Hamburger Abendblatt, da könnte ich aber keine Gewähr geben ob die was taugt. Das wäre ihm egal sagte er, Hauptsache Kapelle. Er hätte keine Zeit sich zu kümmern. Ich sollte das organisieren. Na gut dachte ich, alter Kunde, soll man nicht enttäuschen.

Ich das Hamburger Abendblatt rausgesucht und angerufen. Es meldete sich ungewöhnlich nuschelnd mit stark sächsischem Dialekt ein Herr Scheener. „Wie ist Ihr Name?“ „Scheener“ wiederholte er, „wie Scheen Herr“. „Ach so“, sagte ich, „Schönherr wie der Herr Schön mit Herr hintendran“. „Also Herr Schönherr, ich sehe gerade Ihr Inserat im Hamburger Abendblatt, dass sie eine Kapelle vertreten und anbieten.“

„Joa das is richtig“. „Herr Schönherr ist denn Ihre Kapelle noch am nächsten Samstag und Sonntag frei, da ich eine Kapelle für ein Schützenfest in Henstedt Ulzburg suche?“

„Das is iberhaubt gein Broblem, mir sind frei.“
„Na Super. Wie heisst denn Ihre Kapelle?“
„Die Bänkelsänger“ nuschelte er. „Ach schreiben Sie: Vater Schönherr und seine Söhne, bekannt durch Funk und Fernsehen“. „Ja wie heißt denn die Kapelle nun, Bänkelsänger oder“? „Wie ich’s soagte Vader Schönherr und seine Söhne bekannt durch Funk und Fernsehen.“ Gage wurde auch geklärt. „OK, ich will das abstimmen und komme gleich noch mal durch“.

Rufe Schemion an, den Zeltverleiher und berichte ihm von diesem Gespräch - und wiederhole, dass ich keinerlei Gewähr übernehme. „Ist mir egal“ sagt er – „Hauptsache Kapelle“. Dann rief ich Schönherr an um alles zu bestätigen und schickte ihm den Vertrag zu. Auch Schemion schickte ich einen Vertrag.

Alles Paletti dachte ich- habe Gott sei Dank keine Provision draufgeschlagen und dachte es wäre alles erledigt. Denkste, am besagten Tag geht das Telefon – Schemion der Zeltfritze schreiend am Apparat; „Mann, was hast Du mir für eine Kapelle geschickt, die machen Hausmusik, keine Tanzmusik.

Um Gottes Willen komm hierher hör Dir das an. Die kriegen von mir keine Mark für die Scheiße.“ Er ließ nicht mit sich reden. Dass ich keine Gewähr übernommen hätte; „Das interessiert mich nicht, die kriegen keine Mark“. Ich meine damalige Freundin gegriffen und raus nach Henstedt / Ulzburg, da war das Schützenfest.

Schon auf der Wiese war Totentanz – nichts los. Wir an das Zelt und gehorcht - ach Du grüne Scheiße – „Hoch auf dem gelben Wagen“ wurde gerade gespielt. Also doch Bänkelsänger. Nein sagte ich mir, da gehen wir nicht rein und hören uns das an. Ab nach Hause. Am nächsten Morgen ging das Telefon.

„Ja hier is Scheenherr, ich wollde nur soachen dass ich das Geld also die Gaje abholen wollte.“ „Wieso die Gage, die muss doch Herr Schemion nach der Mucke bezahlen.“ „Nein“ sagte er: „Sie sind doch unser Vertragspartner.“ „Ja aber ich habe mit ihm doch auch einen Vertrag, darin steht, dass er die Gage nach dem Auftritt zahlen muss“.

„Also Herr Musikmanager, mein Sohn sitzt schon im Audo und holt jetzt die Gaje ab,“ sächselte er. „Sie sind Vertragspartner.“ Schemion hat es tatsächlich wahr gemacht und keinen Cent gezahlt. Nach mühsamer Prozessarie habe ich nach etlichen Jahren das Geld wiederbekommen. Nicht ohne Blessuren, denn Vader Schönherr hat mich überall angeschwärzt, beim Arbeitsamt wegen unerlaubter Arbeitsvermittlung, beim Finanzamt, bei der Künstleragentur für Sozialdienste, alles was machbar war.

Das gab richtig Wirbel. Ich sann auf Rache. Jahre später, es schneite 5 Tage vor Sylvester wie wahnsinnig. Nichts ging mehr – die Autobahnen waren dicht. Meterhoher Schnee, alles war blockiert. Ich saß gerade bei meinem Freund Hans. Der kannte die Geschichte.

„Pass auf Hans, Du rufst jetzt Schönherr an“ meine Stimme erinnert er vielleicht. Ich hatte die Telefon Nummer noch in meinem Notizbuch. „Den fragst Du, ob er mit seiner Kapelle noch Sylvester frei hätte und spielen wolle. Sag ihm, dass Du Chef vom Reiterhotel in Niebüll bist und noch dringend eine Kapelle für Sylvester suchst“.

„Wenn der noch keinen Job hat, einige Dich mit ihm auf die Gage + Überstunden + Übernachtung für die Anzahl der Personen und sag ihm, dass das Reiterhotel Niebüll Betriebsferien bis Sylvester Nachmittag hat. Du würdest ihm das alles per Telegramm bestätigen - Spielbeginn 20 Uhr. Rückantwort nicht nötig, da bis Sylvester Nachmittag Betriebsferien sind“.

Und tatsächlich – Schönherr war am Telefon und hatte noch keinen Job für Sylvester, wie ich bei der Qualität dieser Hausmusikformation vermutete, und würde gern mit seinen Söhnen spielen.

Die Vertragspunkte wurden alle abgesprochen und sollten auch per Telegramm bestätigt werden. Klasse - wir zur Post und schickten ihm ein Telegramm, in dem alle Punkte bestätigt wurden und wir uns schon auf das Gastspiel von Vader Schönherr und seinen Söhnen in Niebüll an der Dänischen Grenze freuen. Und es schneite und schneite- meterhoher Schnee.

Zur Kontrolle riefen wir bei Schönherr am Sylvestermorgen an, ob er losgefahren wäre. Als Frau Schönherr bestätigte, dass er schon 2 Stunden unterwegs nach Niebüll wäre, waren wir nicht mehr zu halten. Wir stellten uns vor, wie Scheenherr mit seinen Söhnen in Niebüll, falls er überhaupt angekommen ist, nach dem Weg fragte: „Gönnen Se mir bidde mal soachen woh das Reiderhodel is? Er sucht bestimmt noch heute.






Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung

Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.

. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.

Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.


Impressum

Texte: Copyright©Th+C.Glantz
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Während meiner Fotolehre fotografierte ich nachts alle Beatgruppen im Starclub und um Hamburg. Nahm dann einige Musikgruppen unter meine Fittiche und vermittelte die führenden Gruppen. Da passierten schon kuriose Dinge. Wie hier. Zu Anfang war man eben noch ein wenig grün.

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