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Kleinschmidts Biologieunterricht
Das Bauchgespräch- Die Bauchentscheidung
Der Bauch von Paris- Schmetterlinge im Bauch

Alle 4-6 Wochen gibt der Lehrer Kleinschmidt seine schon legendäre außergewöhnliche Stunde. Eine Stunde, in der nach Herzenslust geblödelt wird. .
Aber Kleinschmidt hat nicht nur Freunde, sondern auch viele Neider, Missgünstlinge, ja sogar Feinde. Der Lehrkörper sah zwar immer noch die pädagogische Aufgabe gefährdet und die hätten ihn auch am liebsten mundtot gemacht.
Aber die Macht der Schüler und die Beliebtheit des Lehrers waren ungebrochen.Die offene Umgangsform mit seinen Kritikern irritierte, und machte sie sprachlos. Kleinschmidt versuchte, kein Schablonendenker zu sein.
Er sagte oft, dass wir uns davor hüten sollten, alles gleich irgendwo einzusortieren und
voreilig zu verurteilen. Sichtweisen ließ er in diesen Unterrichtsstunden üben und abwechselnd mussten die Schüler unter den Tisch kriechen, also die Mausperspektive und sich anschließend auf den Tisch stellen, die Elefanten- oder Giraffenperspektive einnehmen.
Unter Gejohle stieg der füllige Herbert Schändler auf den Tisch, bedenklich bog sich die Tischplatte, aber als er anfing, darauf hoch und runter zu hüpfen um seine Leichtigkeit zu demonstrieren ging der Tisch dann doch zu Bruch. Schändler stand unverletzt und lachend wieder auf. Die Klasse johlte und die zerborstenen Tischteile wurden an die Seite gestellt und später ausgetauscht.
Legastheniker, also Schüler und Schülerinnen mit Lese- und Schreibschwäche unterstützte Kleinschmidt. Machte Eingaben bei den Schulbehörden, dass diese Schwäche keinen Niederschlag in den Zensuren in allen Bundesländern haben sollte. Er gab ohne Honorar fachkundigen Unterricht, um diese Schwäche zu überwinden. Legasthenie hat nicht nur eine Auswirkung auf das Lesen oder Schreiben, sondern auf fast alle Fächer. Die Betroffenen sind in der Wahrnehmung des Lesens viel langsamer und diese Langsamkeit wirkt sich fast in jedem Fach aus, außer bei Leibesübungen oder den Kunstfächern.

Schüler, die durch Imponiergehabe mit Wissensprotz und auswendig gelernten Philosophen-
Geschwafel, Denglisch und Küchenlatein zu beeindrucken wussten und unverständliches Kauderwelsch redeten, wies er diplomatisch zurecht und empfahl den anderen Schülern, sich denen nur mit dem Sprachlexikon zu nähern, dann werden sie therapiert von dieser Wichtigtuerei oder Geltungssucht. Klarsprachlichkeit und die Pflege unserer Muttersprache ist angesagt, so Kleinschmidt.
Heute stand Biologieunterricht.auf dem Stundenplan mit dem Thema „ Magen- und Bauchgeschichten“ und alles was man damit verbindet. Zunächst aber kündigte Kleinschmidt einen Monolog mit seinem Bauch an. Welchen Dialekt heute. Die Klasse stimmte für Ostpreußisch. Na jut meine Lieben, da muss ich mich, wie immer erstmal einreden, wie die Sänger, die missen sich auch erstmal einsingen. Die Klasse fing schon nach den ersten Astpreußisch gesprochenen Fetzen an zu juchen. Als wir, fuhr Kleinschmidt fort- damals iber de Weichsel abjehauen sind mit unserem Juckelkarrchen. Da hatten wir ja alles drauf Oma, Opa und die restliche Mischpoke und ein bisschen Einjemachtes. Viele haben noch jesungen Jott der Eisen wachsen ließ und einije so richtig Einjefleischte sangen noch, als uns schon die Bomben auf den Dassel jeschmissen wurden, das Wessel Lied – de Reihen fest jeschlossen. Ich hätte denen die Fresse polieren kennen.
So Kinderchen, das war meine Einsingzeit. Böddicke, reich mir mal bitte einen Stuhl.
Kleinschmidt setzte sich breitbeinig mitten ins Klassenzimmer, starrte einige längere Sekunden runter auf seinen so noch einigermaßen im Zaume gehaltenen Bauch.

Ich weiß nich, Ich weiß nich. Du bist ein janz schener Schlawiner. Friher hab ich dich nich wahrjenommen. Da warst klein und krimelich Hast mich immer jedrängt zu quengeln, zu kraalen und zu schreien, bis Muttern mit der Brust kam. Dann kam Tantchen und brachte immer was sisses mit. Auch Oma und Opa immer was sisses. Und dann hast dich aufjebläht und de Nachbarn haben jesacht, was ist das für ein propperer Lorbass. Ne ne mein lieber Krukuschintski, mein janzes Leben habe ich mit dir rumjekämpft. Hast mich immer jedrängt zu schreien. Doch dann eines schenen Tages da habe ich es dir jejeben und habe mir so zwei dreimal in der Woche de Turnschuhe iberjestreift und bin im Wald mit dir hoch und runter jetrabt finf kilometer machmal zehn bin ich jelaufen und du hast immer jeschrien. Mehr Futter, mehr Futter und dann habe ich dich ausjehungert und du bist janz klein ohne Mitze jeworden. Und de Marjallche haben wieder hochjeplinst und nusch nie immer nur auf dich. Viel Pinunsen haste auch jekostet. Du wolltest mich stürzen in tiefste Armut. Der Kampf jeht weiter. Jlaube es mir. In den Spiegeleierclub bringst de mich nuscht nich.

Wie ein Mann stand die gesamte Klasse auf und schrie und lachten durcheinander. Rosie und Schändler schrien und klatschten besonders heftig.

Jetzt seid ihr dran. Was gibt es alles für Bäuche und welche Gemütsregungen kennt ihr.
Schändler fang an. Dicke Wampe und zog sein Hemd hoch und zeigte seinen riesigen
Bauch. Die Klasse bog sich. Auch die etwas molligere Rosie meldete sich. Fette Bäuche.
Die Klasse schrie, zeigen, zeigen. Nein, das mache ich nicht, was Schändler da vorführt.
Alle wussten, dass Rosi ein Piercing am größeren Bauchnabel hatte. Kleinschmidt wusste es nicht und wunderte sich über das Gegröhle. Wir machens kurz- nur noch Stichworte und es sprudelte aus allen heraus, Buddha Bäuche, gepiercte, tätowierte, der Bauch von Paris, saturierte gesättigte, Spitze, runde, alle Farben- Bäuche im Tierreich, hängende,
Schweinebäuche, Bauchschüsse, Saumägen, wackelnde, feste, Wasser. bauchlastig, schlaue Bäuche.
Das reicht – Das reicht. Ihr seht, in unserem Sprachbereich dreht sich viel um den Bauch.
Kurz die Gefühle, und wieder ging ein Gewitter los.
Bauch und Magenschmerzen, Bauchgefühle, Bauchentscheidungen, Wohlfühlbäuche.
Die etwas korpulentere Rosi fragte noch und schaute dabei verdächtig lange den Klassensprecher Böddicke an und sagte: ich habe Schmetterlinge im Bauch.
Na gut, sagte Kleinschmidt. Belassen wir es dabei, mein Bauchgefühl sagt mir, das reicht.
Ich bin zufrieden. Wir sehen uns zur nächsten außergewöhnlichen Biologiestunde in vier Wochen. wieder. Und immer daran denken. Erzählt es nicht weiter, behaltet es für Euch.
Die lachen euch eh alle aus. Und sie haben Recht.


Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung

Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.

. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.

Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Glaube versetzt Berge nur in der Schule, da hilft er nicht. Kleinschmidt

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