Er verbeugte sich vor ihr und hielt ihr seine Hand hin. Zögerlich ergriff sie sie. Mit den wundervollen braunen Augen sah er sie an. Die Berührung ihrer Haut auf seiner löste ein Prickeln in seinem ganzen Körper aus. Galant führte er sie in die Mitte der Tanzfläche. „Aber ich kann doch gar nicht tanzen.“, sagte sie nun. Ein leises flüstern. Nur er konnte es hören. Diese Stimme, die der eines Engels glich. „Lass dich fallen, werde eins mit mir, vertraue mich, ich werde dich führen.“ Immer noch war sie leicht verunsichert, doch nun setzte die Musik ein und er machte den ersten Schritt. Schon trat sie ihm auf den Fuß. „Tut mir leid.“, sagte sie ganz beschämt. „Nichts passiert. Komm, versuch es weiter. Glaub an dich.“ Wieder ein Schritt. Wieder trat sie ihm auf den Zeh. Ihr Blick wanderte auf den Boden. „Nein, sieh mich an. Sieh in meine Augen.“ Sanft hob er ihr Gesicht. Die wundervollsten grünen Augen sahen ihn an. „Und noch einmal.“ Die Musik startete erneut. Ein neuer Schritt. Ihrer Folgte. Ihr Blick hing noch immer an ihm. Sie sah ihm tief in die Augen. Er spürte, wie sie losließ. Sich fallen ließ. Sich seiner Führung hingab. Ihre Füße berührten kaum noch den Boden. Gaben ihnen das Gefühl zu schweben. Die Wirklichkeit hörte auf zu existieren. Alles um sie herum verschwand. Sie sah nur seine braunen Augen. War ganz versunken in ihnen. Ihr Herz pochte schneller. Ließ ihr Blut schneller fließen. Jeder Schritt den sie machten ließ sie höher schweben. Die Musik nahmen sie nicht mehr war, tanzten nur im Takt zu ihrer eigenen Musik. Sie vollführte eine Drehung. Vergaß ganz die Sorgen von vorhin. Ließ sich von ihm führen. Konnte nun tanzen.
Nach und nach wurde die Musik leiser und leiser. Langsam kamen beide wieder unten an, sahen sich voller Liebe an. Noch ein kurzer Moment der Stille. Ein kurzer Moment noch diesem wunderbaren Augenblick gewidmet. „Danke.“, hauchte sie nur. Leicht streiften ihn die Worte. „Du hast wundervoll getanzt.“ Sie umarmte ihn glücklich. Diese Berührung beflügelte ihn aufs Neue. Schon wollte sie sich wieder von ihm abwenden. Schon wollte sie wieder gehen. Doch etwas ließ sie nicht los. Sie war gefangen. Gefangen in seinem Blick. Noch immer war sie wie in Trance. Einer Trance ausgelöst von dem Tanz. Diesen mächtigen Gefühlen, die sie verspürt hatte. Nein, sie war noch nicht in der Lage zu gehen. Das würde den Moment zerstören. Tief im Herzen wollte sie auch noch gar nicht gehen. Nie wieder wollte sie gehen. Ihr Herz sagte ihr, dass sie für immer an seine Seite sein wollte. Er war mitgenommen. Mitgenommen von diesem wunderschönen Augen. Sie hielten ihn fest. Ließen ihm keine Möglichkeit woanders hinzusehen. Diese harmonischen grünen Augen verzauberten ihn. Lösten Gefühle bei ihm aus, die er nicht kannte. Liebe auf den ersten Blick? Davon hatte er schon gehört, doch geglaubt hatte er es nie wirklich. Liebe auf den ersten Tanz? War das wirklich möglich? Er zweifelte keine Sekunde daran. Seine Gefühle waren ihm nun klar. Klarer als sie es je sein könnten. Sie wollte wissen was er denkt, ob er genauso fühlt. Sollte sie es wagen? Sollte sie es wirklich herausfinden? Sie wollte nicht mehr zögern. Sie wollte Klarheit. Klarheit, die sie nie wieder kriegen würde.
Langsam wandte sie ihren Blick ab. Sie hatte nicht den Mut dazu den ersten Schritt zu machen. Auch wenn sie wusste, dass diese Ungewissheit sie immer wieder beschäftigen wird. Er ließ ihre Hand los. War enttäuscht von sich selbst. Erneut hatte er nicht genug Mut aufgebracht auf sie zuzugehen. Ständig würde er darüber nachdenken. Was wäre wenn er endlich den Mut aufbringen würde? Würde es ihm je gelingen? Stillschweigend verließen sie den Raum, fragten sich ob sie nächste Woche genug Mut haben würden einen Schritt aufeinander zuzugehen.
Texte: Katharina Tomala
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2011
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