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Flucht, Wald, Flügel

„Lia, Licht aus. Es ist spät in der Nacht.“ Widerwillig schalte ich mein Licht aus. Nur weil ich das einzige Mädchen bin muss ich immer gehorchen, obwohl ich schon 12 bin. Ich habe das so satt, aber es ist nun mal so. Langsam schlafe ich ein.

Plötzlich ertönt ein Schuss. Da Elfen einen leichten Schlaf haben, schrecken meine Brüder und ich hoch. „Beschützt Lia!“ Das ist Lion, mein ältester Bruder, und schon stehen 6 Jungs um mich rum. Er soll einmal König werden. Langsam stehe ich auf und wir schleichen uns zu unseren Schränken. Zak, 16 Jahre alt, nimmt 7 nachtschwarze Umhänge, 6 Hosen, 6 Hemden, 2 Kleider (1 tiefblaues und 1 Camouflage-Kleid) und 7 Paar Schuhe aus einem der Schränke heraus. Mark holt 6 Bögen und 6 Köcher mit jeweils 20 Pfeilen aus dem Waffenschrank. „Und was ist mit mir?“, frage ich. „Das ist gefährlich, also nichts für Mädchen.“ Alex ist wie immer überheblich. „Aber ich muss mich doch auch verteidigen!“-“Nimm den Beutel und pack später etwas zu essen, trinken und Geld ein und komm mit.“ Heimlich stecke ich mir einen Dolch in meinen Stiefel und folge ihnen.

Kurz vor der Tür halten wir an und Lion lugt um die Ecke. „Los kommt.“ Wir schleichen uns durchs Schloss bis zum Zimmer unseres Vaters ( unsere Mutter ist auf einer Reise ) da hören wir Stimmen. „Wo ist die Prinzessin?“-„Weg, und ihre Brüder auch. Wahrscheinlich sind sie geflohen.“-“Du weißt, ich will die Prinzessin als meine Gefährtin. Den Gerüchten nach ist sie wunderschön.“ Es stimmt ich bin sehr schön. Ich habe lockige, taillenlange goldbraune Haare und volle Lippen. Meine Augen sind groß und blau und meine weiblichen Formen sind für mein Alter weit entwickelt. Meine Haut ist ohne Makel und hat einen hellen Teint. Da merke ich, dass die Stimmen verstummt sind und sich uns Schritte nähern. Lion, Zak, Mark, Alex, Lukas und Fabian gehen sofort in Abwehrstellung. Ich mache mich ganz klein, als zwei Orks um die Ecke kommen. Ich muss leicht aufstoßen, als ich ihren Geruch wahrnehme (Wenn du denn Gestank von Kompost an einem heißen Sommertags kennst, hast du eine leichte Ahnung von ihrem „Geruch“) „Ah, da ist ja ihre königliche Hoheit.“ Lion stellt sich vor mich und knurrt: „Lass sie in Ruhe und verschwindet von hier!“ In solchen Situationen könnte ich meinen 17 jährigen Bruder knutschen. Ich bin eigentlich sehr ängstlich und deshalb klammere ich mich an ihn. Plötzlich kommen von allen Seiten Orks und umstellen uns. Panisch fange ich an zu zittern.

Da reißt Zak mich von Lion weg und hechtet mit mir zur Wand wo sich ein Fluchttunnel befindet. Meine anderen Brüder folgen uns und mit einem Knall schließt sich die Tür. Wir laufen im Dunkeln weiter und erreichen so die Schatzkammer. Schnell sammle ich ein paar Juwelen ein und wir rasen weiter in die Küche wo ich hastig Proviant einpacke. „Wo sollen wir jetzt hin?“, frage ich Lion verzweifelt. „Erst einmal raus aus dem Palast und dann in den Wald.“ ist seine Antwort. Ich bekomme große Augen. Lukas reicht uns die Umhänge aus dem Beutel den er von Zak bekommen hat. Dann begeben wir uns in einen weiteren Fluchttunnel der ins Freie führt. Dort angekommen, schaue ich mich staunend um, denn ich habe das Schloss noch nie verlassen weil es draußen zu gefährlich war (welche Ironie des Lebens).

Aber ich habe nicht viel Zeit, denn mein Bruder Fabian nimmt mich Huckepack (was nicht einfach ist mit meinem Kleid) und rennt weiter. Ich höre hinter uns Gebrüll und schnelle Schritte, also schreie ich hysterisch: „Schneller, sie sind uns dicht auf den Fersen!“ Fabian legt noch einen Zahn zu und ich bin mir sicher, dass er den Olympischen Rekord gebrochen hätte, wenn ihn jemand gemessen hätte. Schließlich erreichen wir den Wald, wo wir wilde Haken schlagen um die Orks zu verwirren, was uns schließlich auch gelingt, denn eine Viertelstunde später geben sie auf. Fabian lässt mich runter und zusammen mit unseren Brüdern und dem Gepäck klettern wir auf einen großen Baum. Lion, Zak, Mark, Alex, Lukas und Fabian brechen zusammen und schlafen sofort ein. Nur ich bleibe noch wach und klettere heimlich nach unten. Dort angekommen, fange ich an große Äste zu sammeln, die ich einzeln nach oben trage, weil sie sehr schwer sind. Als ich alle oben habe, fange ich an sie so hin zu legen, dass sie wie eine Plattform sind. Dann verbinde ich sie mit Streifen von meinem durch den Waldlauf ruiniertem Umhang. Als ich fertig bin, schlafe auch ich erschöpft auf der Plattform ein.

Plötzlich schrecke ich aus meinem Schlaf hoch und stoße mir prompt den Kopf an Lions Kopf an, da er sich über mich gebeugt hat. Autsch, dass tut weh. „Warst du das mit der Plattform?“ fragt er mich. „Ja, ich konnte nicht schlafen.“- „Bist du doof? Unten lauern uns die Orks auf und du kletterst einfach runter?“ - “Ich dachte hier wollen wir bleiben, also habe ich einfach schon mit dem Unterschlupf angefangen.“-“Das ist ja schön und gut aber du hättest uns Bescheid geben sollen.“-“Dann hättest du es mir doch nur verboten!“schreie ich ihn an, rapple mich auf und laufe zum Ende der Plattform, wo ich Hals über Kopf runter klettere und weg renne ohne an die Orks zu denken. Lion kommt mir aufgebracht hinter her, aber er kann mich nicht einholen da ich in unserer Familie am schnellsten laufen kann. Ich renne ungefähr zwei Kilometer, bis ich auf einer Lichtung stehen bleibe.

Da ich müde bin, setze ich mich auf einen Baumstumpf und schließe die Augen. Als ich eine Hand auf meinem Mund spüre, reiße ich die Augen auf und panisch versuche ich mich los zerreißen, aber ohne Erfolg. Aber es ist kein Ork sondern ein anderer Elf der mich stumm hochnimmt und ins dichte Gebüsch trägt. Dort angekommen bindet ein zweiter mir sofort einen Knebel um den Mund und hält mich eisern fest. Da sehe ich wie meine Brüder auf die Lichtung kommen und sich umsehen. Ich nehme alle meine Kraft zusammen und trete den mich haltenden Elf so fest mit meinem Stiefelabsatz auf seinen Fuß, so dass er so laut aufschreit, dass Lion und Zak es hören und zu mir ins Gebüsch stürzen. Die fremden Elfen weichen überrascht zurück und ich stolpere auf Zak zu, während Lion die anderen in Schach hält. „Meine Prinzen…“ stammelt der eine und der andere verbeugt sich. Zak, der mich inzwischen von der Fessel befreit hat, hilft mir hoch und nun erkennen auch die anderen Elfen, wen sie vor sich haben. „Entschuldigt eure Hoheit, wir wollten euch nur in Sicherheit bringen, da wir in der Nähe ein fremdes Lager entdeckt haben.“- “Eure Hoheiten, wie konntet ihr euch retten, das ganze Schloss ist umstellt und es gibt doch keine Möglichkeit rein oder raus zu kommen?!“- „Mir ist kalt, Lion.“, platze ich zitternd dazwischen. „Kommt mit uns. Bei uns ist genügend Platz. Wie heißt ihr eigentlich?“ – „Elias und Leon.“

Also kommen die anderen Elfen mit, und als ich mich umziehe und mich in mein Camouflage-Kleid zwänge, sind sie so höflich sich umzudrehen. Trotzdem stellen Florian und die anderen sich vor mich (mit dem Rücken zu mir selbst verständlich). Da ich fertig angezogen bin, drehen sich alle um und Elias und Leon ziehen scharf die Luft ein. Das gefleckte Kleid umschmeichelt meinen Körper und bringt meine Augen und meine spitzen Ohren zur Geltung. Lukas bemerkt meine Unsicherheit und legt schützend einen Arm um meine Schultern. Später lege ich mich hin und Lion deckt mich zu.

Als ich aufwache sehe ich die Sterne nicht, denn über mir ist ein festes Dach. Ich drehe mich nach links und sehe Zak, auf der anderen Seite ist Lion. Leise stehe ich auf und gehe zu einem großen Fenster. Die Sicht ist atemberaubend, man kann bis ins Königreich Azur sehen. Links im Raum steht ein kleiner, grober Tisch.

Hinter mir ertönen Schritte. Sofort wirble ich herum und gehe in die Angriffsposition. „Ganz Ruhig Schwesterchen, ich bin`s Fabian.“ Da fange ich an zu schluchzen „Dadas wird mir alles zu viel.“- „schsch, es wird alles wieder gut.“- „Nein wird es nicht! Wir wissen nicht wo Papa ist und ich fühle mich hier draußen so ungeschützt, verloren.“ Ich gehe zum Fenster und setze mich aufs Fensterbrett. „Vielleicht wird alles besser, wenn ich mich fallen lasse.“- „Wie meinst du das?“- „Ich muss einfach nur loslassen.“- „Wie bitte? Lion komm schnell her!“ Aber es war zu spät, ich habe schon losgelassen. Fabian hechtet hinter mir her, während Lion ihn hält, doch er bekommt mich nicht zu fassen. Zak, der die ganze Situation schnell verstanden hat, klettert so schnell wie es geht den Baum hinunter, Aber ich komme nicht an. Während ich falle merke ich wie mein Kleid hinten aufreißt und mir neue Glieder wachsen: Flügel

Und dann fange ich an zu fliegen.

Fliegen, Verschwinden

Als ich schwebe, kommt mir der Gedanke ins Königshaus zu fliegen. Deswegen flattere ich eine Kurve und steuere auf mein Zimmer zu. Dort angekommen schnappe ich mir einen leeren Beutel. Schnell stopfe ich mein Diadem und die Kronen meiner Brüder, 4 Kleider, 9 Hosen, 10 Hemden, 8 Paar Schuhe und neue Pfeile in ihn hinein. Da fällt mir ein, dass wir nicht immer Umhänge in Steifen reißen können und deswegen packe ich Schnüre, Nadel und Faden, Arzneien und vorsichtshalber noch neue Umhänge ein. Mein Blick fällt auf mein Nachtkästchen. Spontan gehe ich zu ihm und entnehme ihm noch ein paar nützliche Bücher. Auch sie kommen in mein Beutelchen. Dann halte ich den Sack fest, gehe zum Fenster und stoße mich ab.

Ich schieße geradezu durch die Luft. Unser Lager kommt immer näher, denn ich halte auf den Wald zu. Es ist tief in der Nacht, als ich ankomme. Plötzlich ertönen Stimmen: „Hoffentlich geht es ihm bald besser.“ Sofort stoppe ich. „Es wird ihm erst wieder besser gehen, wenn die Prinzessin zurück kommt.“ Darauf folgt ein Knacksen. „Verflixt, mir ist ein Ast auf den Kopf gefallen.“- „Dann wirf ihn doch aus dem Fenster.“- „Das werde ich auch machen.“ Da sehe ich plötzlich einen Ast auf mich zukommen. Rums. Er trifft mich genau am Kopf. „Autsch“ zetere ich auf der Stelle los „Das tut verdammt noch mal weh!“- „Wer ist da?“- „Der Heilige Geist! Ich bin es, ihr Blödiane!“ Und mit diesem Satz flattere ich ins Lager.

Das erste was ich sehe ist Lion. Kalkweiß und mit Schweißtropfen auf der Stirn, liegt er da. Ich fange an zu taumeln. „Beutel“ krächze ich, dann wird alles schwarz.

Verschwommen blinzle ich. „Sie wird wach!“ Ich spüre am Rücken einen stechenden Schmerz. „Aua. Mein Rücken, er tut so weh.“- „Du bist ja auch direkt auf deinen Flügel gelandet, sie waren ganz verknickt.“ Alex hilft mir hoch. „Woher hast du die Medizin und die Kleidung?“- „Ich war im Palast, wo ich auch mein Diadem und eure Kronen geholt habe. Die Bücher sind aus meinem Nachtkasten. Aber wie geht es Lion?“- „Schon besser, dank der Arznei, Aber du warst im Schloss?“- „Ja.“ Ich strecke mich und breite meine Flügel aus. Erst jetzt merke ich wie groß sie sind, fast 2 Meter Spannweite und silber-durchsichtig. Ich gehe zum Beutel und nehme ein Kleid aus ihm. Es ist eines wo der Rücken frei ist. „Kannst du mir helfen?“- „Klar, gib her.“ Ich schäle mich aus meinem Kleid und Alex zieht mir das andere drüber. Es passt perfekt und meine silber-durchsichtigen Flügel passen sehr gut zu dem hellblauen Stoff. Dann gehen wir zu den anderen. Bei der Tür haben wir ein kleines Problem, meine Flügel passen nicht hindurch. Deswegen falte ich sie zusammen. Als Lion uns hört, dreht er sich abrupt um und zieht scharf die Luft ein. Schnellen Schrittes geht er zu uns und drückt mich heftig an sich. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.“- „i-ich … krieg k-keine Luft.“ Sofort lässt er mich los und ich atme tief ein. Jetzt breite ich meine Flügel aus und allen im Raum stockt der Atem. „Lia, wie ist das passiert?“- „Ich weiß es nicht, aber was mich viel mehr wundert, ist das ich die Schwingungen der Luft wahrnehmen kann.“- „Wie meinst du das?“- „Ich kann spüren, dass sich Orks in einem Umkreis von 200 Meter an uns heranpirschen. Wir müssen fliehen und zwar nicht in einen anderen Ort im Königreich, sondern in ein anderes Reich. Packt eure Sachen zusammen, wir hauen in einer Minute ab.“ Mit diesen Worten verlasse ich den Raum. Eine Minute später rufe ich „Fertig?“- „Ja!“ tönt es mehrstimmig an mein Ohr. „Gut, im Osten ist die Verteidigungsschicht nicht so dicht, da brechen wir durch, ich am Himmel und ihr am Boden. Alle Mann runter klettern.“ Also klettern die Jungs runter, während ich in der Luft mit den Beuteln kreise. Von dort aus sehe ich, dass wir nur 5 Kilometer von der Grenze zum Reich Azur entfernt sind. Und das liegt im Osten, also da wo die Orks weniger sind, als im Norden. Die anderen sind angekommen und ich gebe ihnen das Zeichen zum Aufbruch. Sofort schleichen sie sich mit ihren Waffen in Richtung Azur. Da bricht auch schon der erste Ork aus dem Gebüsch. Lion erledigt ihn mit Links. Auch die anderen Jungs schlagen sich gut, denn es sind nur einfache Kriegorks der ersten Klasse. Sie (Die Jungs) kommen immer weiter und sind nur noch 50 Meter von der Grenze entfernt, da fällt mir auf, dass es verdächtig viele Wachen gibt. Voller Hoffnung auf Hilfe fliege ich schnell hin und merke nicht, wie sich von hinten ein Pfeil blitzschnell näherte. „Boing“ der Pfeil prallt wie ein Flummi ab. Ich habe wie von selber eine Schutztkugel um mich geschaffen. Da ich weiß, dass ich hier oben sicher bin, fliege ich weiter auf die Grenze zu. Etwas außer Atem komme ich an (es ist kein Zuckerschlecken 5 km auf einmal zu fliegen). „Bitte, helft meinen Brüdern.“ kann ich noch flüstern, da spüre ich einen stechenden Schmerz am Hinterkopf und verliere das Bewusstsein.

Als ich aufwache, sehe ich unscharfe Gestalten, die um mich herum wuseln. „Der Prinz kann sie vielleicht identifizieren, dem Diadem nach ist sie entweder eine Prinzessen, oder eine Diebin.“- „Und die Orks, Herr?“- „Die können uns nichts anhaben.“ Mit letzter Kraft stemme ich mich hoch und stolpere auf die beiden Wachen zu „Helft Lion!“ Ich schreie die Soldaten beinahe an. Mein Körper fängt an zu strahlen und ich fange an in die Luft zu steigen. „Helft ihnen!“ Meine Stimme überschlägt sich. Lion und die anderen fangen auch an zu leuchten und keine Waffe, kann sich ihnen noch näheren. Sie fangen regelrecht an zu glühen, während ich nun verblasse. Die Wachen schreien sich Befehle zu, aber ich kann sie nicht hören. Die Orks verschwinden langsam und Lion und die anderen kommen näher, da merken sie, dass etwas nicht mit mir stimmt. Zak fängt an zu rennen und hat mich fast erreicht, da hält mir ein Wächter ein Messer an den Hals. „Wer seid ihr?“ zischt er mir ins Ohr. Gelassen gebe ich zurück „Gäste, oder deine schlimmsten Feinde.“ Langsam befreie ich mich aus seinen Händen und gehe ein paar Schritte. Mir fällt auf, dass ich immer noch schwebe und zwar ohne Flügelschlag. Ich sehe mich um und merke, dass meine Flügel bei dem Schlag auf den Hinterkopf verschwunden sein müssen. Mir kommt die Erkenntnis, dass das mein Kampf ist und so bilde ich eine Luftmauer um die Grenze, folge den Wachen die sich zurück ziehen, und verlasse meine Brüder. Der General spricht mich an und fragt mich warum ich mit komme. „Ich will zum König.“- „Aber da braucht man eine Einladung!“- „Ist das eine Einladung?“ frage ich und schließe die Augen. Ich denke ganz fest daran, dass meine Flügel zurück kommen. An einem Keuchen merke ich, dass sie wohl zurück sind. „Komm mit.“ sagt der General und das Königshaus kommt immer näher. Ich weiß, dass die Jungs sich große Sorgen machen, aber es ist mein Kampf.


Palast, Überlebenstraining

Um meine „Außergewöhnlichkeit“ zu untermauern, gehe ich nicht in den Palast, sondern fliege hinein. Alle Köpfe drehen sich zu uns um, und bei manchen klappt der Mund auf. Langsam schwebe ich zu Boden und lasse meine Flügel verschwinden. Ich gehe zum Thron und mache vor jedem Königsmitglied einen Knicks. Meine Mutter würde stolz auf mich sein, wenn sie sehen könnte wie ich mich an die königliche Manieren halte. „Wer seid ihr?“ An der Stimme des Königs kann man erkennen, dass er Angst hat. „Prinzessin Lia von Anura, aus dem Nachbarskönigreich. Jüngstes Kind der Königskrone.“- „Woher weiß ich das ihr die Wahrheit sagt?!“- „An dem königlichen Mal.“ Ich kremple den Ärmel meines linken Armes hoch, und zeige allen das pfeilförmige Mal (jeder in der königlichen Familie von Anura besitzt es). Stumm weißt der König mir, ihm zu folgen und zwei seiner Leibwachen begleiten uns. „Wo sind deine Brüder?“- „Sie sind in Anura geblieben, ich habe eine Luftmauer geschaffen, die niemand durchdringen kann. Wenn sie wünschen kann ich sie später hierher bringen.“- „Warum bist du hier?“- „Ich brauche Überlebenstraining und habe gehofft, Sie könnten mir helfen.“- „Mein Sohn wird dir dabei heute Nachmittag helfen.“ Mit diesen Worten, lässt er mich in einem prunkvollen Schlafzimmer allein. Ich schaue mich um und entdecke einen großen Kleiderschrank. An ihm hängt ein Zettel auf welchem steht:

>Sie dürfen alles tragen, was sie anspricht<.

Na das hört sich doch mal toll an. Ich öffne ihn und ein blaues Farbverlaufkleid springt mir ins Auge. Es geht aus dem weißem ins Blaue (nach unten). Ich werde es heute Abend anziehen. Weiter hinten im Kleiderschrank entdecke ich Sportsachen. Unter anderen auch enge Kampftuniken und eine paar Hosen. Ich suche mir meine Größe aus und ziehe mich an. Alles passt wie angegossen. Meine Haare binde ich zu einem Dutt. Da klopft es. „Herein!“ rufe ich. Es ist der 15-jährige Prinz Merion, der mich zum Training abholt. Er schaut mich ein bisschen verwirrt an, denn der Dutt ist nicht sichtbar. Man konnte mich bei einem flüchtigen Blick für einen Elf halten. „Wir gehen in die Kampfhalle der Jungen. Wir dürfen nicht zu den Mädchenhallen, aber ihr zu uns. Würde es dir etwas aus machen dich wie ein Elf zu verhalten? Mein Lehrer kann Elfenmädchen nicht leiden.“- „Warum nicht? An der Umgangsform kann es nicht scheitern, wenn man seit 12 Jahren mit Jungen zusammen lebt. Überhaupt, was werden wir trainieren? Bogenschießen kann ich ganz gut, und ich beherrsche Kung-fu, Taekwondo und Karate perfekt. Kick-Boxen habe ich noch nicht ausprobiert und Schwertkampf auch nicht.“- „Nimm es mir nicht übel, aber meine Kameraden sind sehr ruppig.“- „Ich kann mich sehr gut verteidigen, und selbst wenn es mir zu viel wird gibt es immer noch die Möglichkeit zu fliegen.“ Und so betrete ich die Halle. Ich falle gar nicht so sehr auf, es sind viele Jungs da. Merion und ich werden für Karate eingeteilt. Mein Gegner ist ein stämmiger 14-jähriger Elf. Wir ringen ein wenig und da passier es: sein Fuß trifft mich genau in den Bauch und mir bleibt die Luft weg. Da verliere ich die Kontrolle über meinen Körper: „Wie kannst du es wagen!“ meine Stimme ist in der ganzen Halle zu hören. Langsam steige ich in die Luft auf, erst ein Meter, dann 2 und schließlich sogar 3 Meter. Meine Flügel erscheinen und der Dutt löst sich. Alle starren gebannt zu mir herüber. Meine Kleidung verändert sich, sie wird eisblau und kurze Zeit später habe ich eine Hotpants und ein bauchfreies Top an. Eisblaue Stiefel und eine weiße Krone erscheinen, während sich ein Mini Tornado um mein Handgelenk bildet. Mein Gegner ist starr vor Angst und Merion schaut mich fasziniert an. Plötzlich spüre ich eine Veränderung in der Luft. Ich gehe in Abwehr Position und vor mir erscheint ein 3D-Bild der Umgebung. Durch ein Tuscheln wird mir klar, dass auch die anderen es sehen können. Überall sind Orks. Das Königreich wird überrannt, auf der Suche nach mir. Da stürmen meine Brüder in den Saal. „Lia, raus hier!“ ruft Lion, aber ich ignoriere ihn. Stattdessen schieße ich einen großen Strahl fester Luft auf die Wand, welche dadurch zerstört wird. Dann schwebe ich durch das entstandene Loch und schieße noch mal, dieses Mal aber einen breiteren Strahl auf Orks. Schnell entsteht durch meine Gedanken eine Luftmauer, durch die niemand hindurch kann, meine Schüsse aber schon. Die Orks stehen in einem Halbkreis um mich, die Jungs und das Loch in der Mauer. Ich lasse eine Welle von konzentrierter Luft auf die Angreifer los und schleudere sie so 1 km von uns weg. „Lauft!“ rufe ich, dann sacke ich zusammen und falle zu Boden.

Das erste was ich sehe ist der verschwommene Boden, der unter mir nur so vor mir vorbei flitzt. Dann spüre ich wie sich ein Druck um meine Taille, denn ich bis dahin noch nicht wahrgenommen habe, verringert. Mir wird klar, dass mich riesige Krallen halten. Ein Drache! Es durchzuckt mich wie ein Schwertstreich. Dabei Leben nur noch 5 von ihnen. Warum sollte mich eine solch göttliche Lebensform in ihren Krallen halten? Weil ich wie sie Flügel habe? „Ist mit dir alles in Ordnung?“ Die Stimme ist definitiv weiblich, aber sie ist unnatürlich laut. „Ich glaube schon.“, erwidere ich zaghaft. „Gut, denn wir landen gleich bei mir Zuhause.“ Und mit diesen Worten fliegen wir mitten in einen windstillen und lautlosen Tornado.


Drachen

Anstatt Luft empfängt uns fester Boden und eine geschmackvolle Einrichtung. Diese ist für einen normal großen Menschen 10 Meter zu hoch, und statt einem Tisch mit Stühlen, gibt es eine 4Meter hohe Steinplatte und riesige Sitzkissen. Ein Bett wird durch einen Berg von Kissen ersetzt. Die Drachin setzt mich ab und schaut mich erwartungsvoll an. „D-Danke.“ Meine Stimme ist zittrig. „Du bist also die Luftelfe.“- „Wie meinst du das?“- „Ich meine damit, dass du eine der legendären Elementelfen bist. Und ich bin deine Wächterin. Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Laira die Drachin der Luft. Daher auch die Eisblaue Farbe meiner Schuppen. Es gibt noch 4 andere Elementdrachen und Elfen. Fira ist Feuer, Watan gehört zum Wasser, Erdan ist mit der Erde verbunden und Farabella ist die Wächterin der Farben.“ Geschockt lasse ich mich auf den Boden sinken. Ich werde von einer Drachin beschützt. Also, dass ist jetzt sogar für mich zu viel. „Wie bist du zu mir gekommen, und vor allem, was ist mit den Orks und meinen Brüdern?

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.01.2014

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