Cover

Vorwort

Als ich jung war, wünschte ich mir ein Schaukelpferd ausschließlich für mich und das Leben sagte: „Teile!“

Als ich jung war, sehnte ich mich nach einer Klosterschwester in weißem Gewand, die mich auf den Arm nahm und mich durch die Gegend trägt. Als ich merkte, wie aufopferungsvoll die Nonnen mit den Kindern, die ihnen anvertraut waren, umgingen und wie wenig Zeit für sie selbst blieb, sagte ich mir leise: „Thomas, lass es gut sein!“
Als ich jung war, erbat ich ein Haus, das in den Wolken steht und das Schicksal antwortete: „Später!“ Als ich Kind war, wünschte ich mir eine Haustür zum Verschließen und Privatsphäre einer Erbse gleich und die Vorsehung sagte: „Vielleicht!“ Als ich in die Schule kam, sehnte ich mich nach Fleisch und Butter in Überfluss und die Zeit meinte: „Ich bin deine Bestimmung und fülle dir den Teller!“ Als ich heranwuchs, sehnte ich mich nach Barmittel für die Freuden des Lebens und die Geber flüsterten energisch: „Nein.“ Als Jahre später, tags darauf mein dreißigster Geburtstag wie ein laues Lüftchen an mir vorbeizog und ich jenseits des Flusses Ammer wohnte, stellte ich fest, die Worte Jesus: „Alles worum ihr betet und bittet, glaubt, dass ihr es soeben empfangen habt und ihr werdet es haben“, sind außer Kraft gesetzt, wenn beim Individuum Einschränkungen vorliegen.

Befürchtete Du bleibst für immer

 

 

Am Abend greift das Schweigen an

 

  Mit stillem G'sang!

 

Die Stille deckt das Rauschen zu.
Ein schriller Schrei, ein arges Raunen,
herbei ein herbes Weinen,
verhallt und gibt im Dämmer ruh.

 

Wie wach der Stille Klang.
So mancher steht, mag staunen!
Die Nacht im Wald und Heimen,
spielt der Stille zu.

 

Das Dröhnen zieht Pantoffel an
beschleicht das Haus die ganze Nacht,
und wartet, wohl der Tag erwacht,
bis es in Ruhe lärmen kann.

... und ehe ein Jahr verging

Danke Staat!

 

Deutschland gabst, mir Fleisch und Butter.
Aus deinem Baum mein Apfel spross.
Und auf dem Zwilling Kutter,
Quoll Brät mit Eis für Wurst.

 

Ludest mich, wenn Malz in Maische floss,
Zum Starkbier Bräu an Gäste Tischen.
Als denn heißer Treber sich ergoss,
Schwoll mein Durst.

Und vernahm ein Signal

Ich lauschte meiner innerst Welt.

Es funkte leise wie Sonar.
Ich horchte ...,

sie zeigte sich am Radar.

 

Erkannte sie die innerst, Welt,
lasierend grün im Infrarot.
Sie morste ...,

und mir gewahr ein Echolot.

 

 

 

 

Nahe Oberpframmern, 2019

's werd ausgesät!

 

Der Auspuff dröhnt. Es brummt ein Fendt am Feld.
Er zieht dem Pflug, sein schwarfes Schwert.
Der Landwirt hofft, das Wetter hält
Und schaut besorgt gen Himmel.

 

Ein Rabe pickt am BayWa Korn!
Vom Nusswald stürzen Möwen,
Umkämpfen hart wie Löwen,
Das Aussaat Korn.
Synchron da glotzt ein Grey-Gen Schimmel.

... und kehr ich wieder heim

Geruhsam rollt die Nacht sich krumm
Gehöft und Stallung schlummern tief. 
Mein Schlotterkamm, der mordio rief,
begrüßt mein Kommen stumm.

 

Das Rieddach eng ans Holz gebunden
die Fenster schenken freudig Schein.
Mein Jungvolk Haus hat ich gefunden,
oh, Mutter Horst, ich kehre heim!

 

 

 

 

 Bergischer Schlotterkamm = Hahn: Bergisches Land

Bild: ... und kehr ich wieder heim

... der letzten Wölfe Dank.

Heimatliebe, Klappe die Erste

Nachhauseweg

 

Sagenumwobene Almen. Am Moor ein verschlafenes Dorf.
Käuzchen Geschreie und Bartgeier Federn im Schnee.
Wuchtige Kirchen mit Bronzegeläut und
schillernde Karpfen im See.

 

Dornenreich stechen die Stecher den Torf,
schüren die Brote und heizen die eisigen Stuben.
Im  Dämmergrau Häschen die  Väter und Buben,
Barben und Giebeln, die dümpeln am Fließwasser Grund.

Südlich des Weißwurstäquators.

Resi bring' ma a Bier, via Woasswürschd und Brezn.

 

's is, wia 's is!

 

Heimatverbunden die Alten. Genug von der Arbeit und Last.
Rentner gebrechlich mit Falten,
Lungern im Wurschthaus verqualmen die Stube und Watten.
Wirtsleute stinkt's!
Den Hiesigen plagt nicht die Hast.

 

Weibsbilder ratschen daheim. Das Gesetz ist Ihr Wille.
Großkinder knatschen.
Quengeln, sind kaum zu ertragen.
Dem Hausherrn packt's,
Dir Sippschaft wird's Maul gesondert erschlagen,
Denkt er und torkelt betrunken nach Hause in Stille.

 

 

 

 

 

Resi bringe mir ein Bier, vier Weißwürste und Brezen.

Es ist, wie es ist!

Wenn mein Auge schweifen muss

Nein danke!

 

Nebelverschleierte Höfe, wuchtige Ruinen und Felsen, 
silbrige Tannen und ewiglich Winde im Tal. 
Flache Gehöfte mit ärmlichen Gütern und Ställe, 
stehender Nässe und Wasserfälle. 

 

Moose befallene Dächer, verrottete Zäune und Nieten, 
verzogene Giebel, quietschende Türen und Riegel.  
Knarrende Dielen und brüchige Ziegel.  
Fest an der Haustür ein Schild, ZU VERMIETEN! 

Bild: Mein Teufelchen nur Du

Rechts außen neben euch

Mein Teufelchen nur Du

 

Mein Führer ich goss für Dich die Blumen.

Schlug das Kanten Holz!
Buk das resche Brot!
Hub in dumpfer Not,
Deine schmalen Krumen.

 

Gebieter ich trug für dich die Akten.
Lege, bar Papier und Blei,
und,
gab das Mahl dem Hund.
Schrieb, Vermerke zu den Fakten.

 

Und dank meiner hieltst Du Reden,

fülltest meine, Brust mit Stolz.
Dein Lob sich trefflich las,
ward beider Augen nass!
Ja ... Dein, nur Dein galt, Gottes Segen.

Nachdem Du starbst

20. April 1889 - 30. April 1945

 

Mein Purzelchen ade!

 

Ich schritt zu Eurem Grabe.
Ich schnitt das Immergrün.
Ich legte bei als Gabe,
den Lichterkranz der Neigung hin.

 

Ich goss den Buchs Euch zu Ehre.
Ich sorgte nachts für Kerzenlicht.
Ich rückte, trotz bedrückter Leere
den Totenstein ins Gleichgewicht.

 

Ich pflegte jedes Blatt am Baume,
der Schatten schenkt.
Mir deucht mein Herr, ich träume,
er grüßt, wo er die Äste schwenkt.

Bild: Ich ahnte nicht ...

Vaterland Ich bitt Dich lieb, gib mir Deine Kraft

Ruhm und Ehre

 

Zu Euren Flanken Vaterland,
Deutschland Dichter mag ich werden.
Deutscher als Dein Schäferhund.
Deutscher als Dein Adler blickt.
Reiner noch des Rheinfall Grund,
Über Heimat braune Erden.

 

Und fehlt mir tags am Schüler Pult,
Gleichklang, Wort ein, Silben Stück,
Schreibe doch den Text ins Reine.
Deutschland Dichter will ich sein,
Deutscher noch wie Heinrich Heine!

 

 

 

 

 

Manche bezeichnen Heinrich Heine den

Deutschesten aller deutschen Dichter seiner Zeit.

Impressum

Texte: Thomas Veitenhansl
Bildmaterialien: Thomas Veitenhansl
Cover: Thomas Veitenhansl
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2019

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