Drehe mich!
Zaghaft schaue ich in die Gegend rund. |
Drehe mich um. |
Alles kreucht und fleucht. |
Spricht nervig laut, ist nimmer stumm. |
Macht schallend in der Welt sich kund. |
Die Lerchen trillern, Kuckuck ruft als bald. |
Und wieder blüht blauweißer Flieder. |
In Mundart tönen Lieder, |
Vertraut, vom Dorf am Fichten Wald. |
Im Bauern Land ein Kleiber Hall. |
Und Burschen fesch, in Trachten, |
Die nach der Afra schmachten. |
Als Landmann Frau für Bett und Stall. |
Gewichst die, Haferlschuh. Glatt die Lederhosen. |
Wie schmuck verziert der Pferde Tross! |
Der Landwirt schönt sein Hab und Gut. |
Seine Heimen zieren Rosen. |
Und selbst die junge, Mannes Brut, |
Wird tragen Wadl Strümpfe und Gamsbart auf dem Hut. |
Zur Frankfurter Bibliothek 2018
Die Tuba tönt im Mai. |
Der Tubabauer schickt die Fracht. |
Dem, Musikant der gibt das Beste! |
Denn heute tanzt im Mai, am Feste, |
Der, Dorf Verband in Tölzer Tracht |
Die Mädchen keusch im Dirndl Gewand, |
Und junges Volk ergießt ins Grüne. |
Und packt den Liebsten resch die Hand. |
Die Mägde springen auf die Bühne. |
Kreszentia stemmt den Hopfentrank. |
Von naher Brüstung, dreizehn Biere. |
Am Nachbartisch ein Bauernzank, |
Bezüglich Mutter, Hof und Angus Stiere. |
Das Tagwerk ruft. Die Knechte treibt der Bauer. |
Wo Fichten Bruch und Kupferstecher hausen. |
Indessen schwüle Winde sausen, |
Vom Alpenkamm, wie warmer Schauer. |
Wohl erschallt die Axt. Die morsche Fichte fällt |
Wuchtig auf die, junge Buchentriebe, Schar. |
Hoch am schneebedeckten Kar |
Kreisen Adlerfrauen nach Südosten, |
Über Muskeltier und schwach begrünte Forsten. |
Der Großknecht flucht. Die Rosse dampfen. |
Sie zerren Stämme durch des Waldes Flur. |
Und auf der, Eis befleckten Spur, |
Da tropft ihr Blut, die wunden Hufe stampfen. |
Die Achtung-Hörner dröhnen. Grobe Stimmen gellen! |
Die Motorsägen roden durchs Niederholz Geäst. |
Und zwischen Goldpirol und Eulen Nest |
Wird dichter Wald schon lichte, |
Und schüchtern sprießt im Mai, eine jung gesunde Fichte. |
Es dämmert schwarz. Die Sperbereule brütet. |
Geborgen ruht der Tannenberg. |
Gehöft und Stallung liegen wohl behütet. |
Das Licht erloschen, Tür und Tore fest geschlossen. |
Im Nachbarhof am Dornen Rosen Garten |
Da lacht im Schein ein Gartenzwerg. |
Und Pappelbock und Nashornkäfer starten, |
Und schwärmen aus, in milde Maien Nacht hinaus. |
Die Blüten springen auf - am Baum der Kirschen. |
Geruhsam schläft in feuchtem Gras, |
Die braun Gefärbten, Butterhirschen. |
Und zwischen Jauchebanzen sieht man Pechlibellen tanzen. |
Das Rapsfeld staubt. Die Hülse steht in Reife. |
Ein “Claas Tucano“ mäht das Feld. |
Des Bauern “Lanz“ die Richtung hält, |
Schlägt Furchen in des Ackers Schleife. |
Blütenstaub bedeckt das Gras, verseift die Gassen. |
Und gelbe Pollen tanzen durch die Straßen. |
Ein Bulldog zieht den Balkenmäher, |
Verstören Kauz und Eichelhäher. |
Und aus dem Nachbar Gut in andernorts, |
Schaffen Klöckner-Humboldt-Deutz. |
Wasser murmeln. Fäuleduft vom Auenwald. |
Und zwischen Wiesenbrüter |
Kriechen Distelbock und Balkenschröter. |
Von Weiten bellt der Schafe Hüter! |
Und Schalenwild verlässt die Eng. |
Und weiße Märzenbecher sprießen. |
Und Gänseblühmchen sparsam sprießen, |
Am Eichenfarn. Da riecht es streng! |
Und Gämsen steigen hoch zuhauf. |
Und Geier schweben hart am Kar. |
Im Unterholz da kuscht die Beuteschar. |
Ein Zobel blickt den Himmelsdom hinauf. |
Und Wachtelhund und Kettenhunde treiben. |
Die Schnauzen dampfen. Die Flanken reiben, |
Am, Weidmanns braunen Stiefel Spann. |
Ho! Langsam ruft der Jägersmann, |
Und bremst sein Tier und zieht die Ketten stramm. |
Die Aussaat |
Der Landmann Luis bestellt den Acker. |
Sein Deutz die Arbeit tut. |
Am Nebensitz mit Steirer Hut, |
Da thront der Sohn, der kleine Racker. |
Der Bulldog dröhnt. Er bläßt am Rohr, |
Das Stickoxid zur Gänze, |
Begast die, Birkenpilze, |
Den Zunderschwamm und Judasohr. |
Am "Serie, Neun" vibriert der Spiegel. |
Der Reifensatz zerstört die Flur. |
Er brummt, er sprengt, die Ländler ruh! |
Vertreibt die, Lämmer nach der Schur. |
Verprellt die Sau und Schlachtgeflügel. |
Wie gestern noch!
Die Frauen stapften durch den Schnee. |
Sie trugen Stiefel, Schal und Mützen. |
Und Mäntel zierten hübsche Leiber, |
Die vor Erkältung schützten. |
Am Annaberg da huschten Weiber, |
Bei Winterfrost, die Andacht rief. |
Vorbei am Grab der Panzerschützen |
Das brave Dorf in Eintracht schlief. |
Die Fenster glotzten aus Gehöften. |
Am Kachelofen stand bereit, |
Die alte Magd. Sie Spalt den, Scheit |
Und schönt eine, Alten gute, alte Zeit. |
Auf der Anhöhe eine Barockkirche. Zur Linken eine Kastanie mit Sitzbank. Davor der Heldenfriedhof. Inmitten ein, Grabstein mit der Inschrift “Bin mal kurz weg“. |
Im Jänner Winter
Es fror der Schnee in Wald und Flur |
Es stank wie Aas und Leichensteife |
Des Nachts in Eis gestanzte Spur |
Verriet den Luchs, den alten Fuchs |
Es strömten, Weiblein aus den Höfen |
Es knirschte rau Ihr weicher Tritt |
Daheim die, Väter heizten Kachelöfen |
Bis nach dem Kirchgang wortkarg mit |
Und Kirchwerts wart der Weg geräumt |
Und flirrte, matt wie Wachs und Seife |
Der Föhnwind vor den Alpen blies |
Und wogt' den, Buchs vom Grabbewuchs |
Texte: Thomas Veitenhansl
Bildmaterialien: Thomas Veitenhansl
Cover: BookRix
Tag der Veröffentlichung: 08.07.2018
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