ISABEL FREITAG
MODERNE FÜHRUNG BRAUCHT (FREI)RAUM
Wie Führungskräfte zwischen Krisen, dezentraler Führung und den Gesetzen der modernen Arbeitswelt erfolgreich handeln können
Die Inhalte in diesem Buch wurden sorgfältig und besten Gewissens recherchiert und zusammengetragen. Sie spiegeln die persönliche
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Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text teilweise die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben
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1. Auflage Februar 2021
Copyright © 2021 – Isabel Freitag,
vertreten durch: Jasmin Raif
Mörfelder Landstraße 100a, Frankfurt a.M.
Titelgestaltung: Jasmin Raif, unter Verwendung folgender Fotos: ©iStockphoto.com/artishokcs
Dieses Buch ist auch als Taschenbuch & Hardcover erhältlich.
Für Tom,
der mich ein Stück meines Weges begleitete.
Danke.
Jahrelang ist alles gut gegangen. Die Rollen und Aufgaben von Führungskräften waren klar definiert. Wer Führungskraft war, war Chef. Chefs trafen Entscheidungen, delegierten von oben und führten mit starkem Willen. Doch mit der gesamten Welt befindet sich auch das Denken der Mitarbeiter im Wandel. Der Ruf nach visionären Leadern wird lauter. Der Wunsch nach flexiblem Arbeiten wird immer größer. In Krisenzeiten sind Führungskräfte zusätzlich enorm gefordert, intelligente Lösungen zu präsentieren.
Die Generation Y, also die zwischen 1981 und 1994 Geborenen, aber auch die in den Arbeitsmarkt nachrückende Generation Z, die zwischen 1995 und 2010 Geborenen, hinterfragen stärker als jede andere Generation vor ihnen den Sinn ihrer Arbeit, feste Arbeitszeiten und -orte. Damit rückt das Thema dezentrales Arbeiten und somit dezentrale Führung immer mehr in den Vordergrund. Sie als Führungskraft stehen unter dem Druck, JA zu neuen Wegen zu sagen.
Haben Sie sich vielleicht auch schon eine der beiden Fragen gestellt:
„Wie führt man aus der Distanz eine Generation von Arbeitnehmern, die alte Führungsmethoden auf den Prüfstand stellt?”
„Wie wollen verschiedene Altersgruppen eigentlich geführt werden und wie schaffen Sie es, ein sich gegenseitig befruchtendes Team zu bilden?”
Die „Jungen Wilden” im Homeoffice, die „ältere Generation” in klassischer Nine-to-Five-Marnier im Büro. Führungskräfte stehen vor einem gewaltigen Spagat. Der Fachkräftemangel befeuert das Problem zusätzlich. Woher gute Teammitglieder nehmen, die mit Feuer und Flamme dabei sind und dem Unternehmen gegenüber Loyalität zeigen? Ist das in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich, in der Loyalität keine Selbstverständlichkeit mehr ist?
Meiner Meinung nach ist es (fast) gleichgültig, welche Produkte oder Dienstleistungen Ihr Unternehmen anbietet. Arbeitnehmer gehen gerne zur Arbeit und lieben oder verachten ihren Job hauptsächlich aufgrund des Verhaltens ihrer Führungskraft und des daraus resultierenden Arbeitsklimas. Sie legen Wert darauf, als Individuen gesehen und gehört zu werden. Sie wollen eigenständig handeln, Freiräume füllen, mitentscheiden (und damit meine ich nicht die großen Konzern-Entscheidungen. Mitbestimmung kann im Kleinen beginnen, z.B. bei der Einrichtung des Pausenraums oder der Organisation der Weihnachtsfeier). Oft kommen Mitarbeiter sogar auf bessere Ideen, weil sie einfach mehr in die Herausforderungen des Alltags involviert sind.
Das folgende Beispiel zeigt auf charmante Art und Weise, dass wir die offensichtliche Lösung für ein Problem manchmal nicht sehen können, wenn ein anderer uns nicht die Augen öffnet. Eine kleine Anekdote zu Beginn ...
Eine Zahnpasta-Fabrik hatte ein großes Problem. Die Maschinen, die bis ins kleinste Detail automatisiert und abgestimmt waren, packten manchmal keine Zahnpasta-Tuben in die Verpackungen, sodass einige Verpackungen leer in die Supermarkt- und Drogerieregale wanderten. Kunden, die aus Versehen die leeren Verpackungen für teures Geld kauften, waren natürlich außer sich und es hagelte Beschwerden und Reklamationen in der Zahnpasta-Fabrik. Keine Frage – eine Lösung musste schnellstmöglich her.
Der Chef, dem das Problem natürlich bekannt war, versuchte nun auf eigene Faust eine Lösung zu finden und begann extern nach Spezialisten in der Maschinen-Aufrüstung zu suchen. Nur die besten Experten sollten mit dem Problem betraut werden, das den Chef doch monatlich so viel Geld und Nerven kostete.
Nach einigen Wochen Entwicklungs- und Recherchezeit, berichtete der extern angeheuerte Spezialist, dass die Installation eines Lasers die Lösung für das Problem darstellte. Gesagt, getan: Der Chef ließ für 500.000$ einen Laser installieren, der die leeren Zahnpasta-Verpackungen erkennen und anschließend das Band anhalten sollte. Daraufhin würde ein Alarm im Produktionsbüro ertönen und ein Mitarbeiter könnte die leere Verpackung vom Band entfernen. Danach müsste das Band wieder manuell in Gang gesetzt werden. Rundum eine gute Lösung, befand der Chef.
Und tatsächlich: Die Beschwerde- und Reklamationszahlen fielen, die Kundenzufriedenheit stieg und der Chef war zufrieden mit seiner Investition. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, bis ihm eine Zahl im Monatsbericht auffiel. Die Zahl der zu leichten Verpackungen auf dem Band, die entfernt werden mussten, lag bei Null. Auch die manuellen Starts des Fließbands gingen gegen Null. Wie konnte das sein, wenn doch keine leeren Verpackungen mehr die Fabrik verließen?
Der Chef wollte sich ein eigenes Bild der Produktion machen und fuhr in seine Fabrik. Wie konnte das Problem behoben sein, aber der Laser keine einzige leere Verpackung gescannt haben? Als der Chef am Fließband stand, traute er seinen Augen nicht. Unzählige leere Verpackungen lagen auf dem Boden – vor dem Laser. Neben dem Fließstand stand ein einfacher Zimmer-Ventilator und blies die leeren Verpackungen einfach vom Band.
Sein Mitarbeiter Bill hatte den Ventilator gekauft und aufgestellt, weil ihm das ständige Piepsen des Lasers und das manuelle Anschalten des Fließbandes auf die Nerven ging.
Ohne es zu wissen, fand er damit eine 15$-Lösung für ein 500.000$-Problem.
Es ist an der Zeit, dass Führungskräfte Mitarbeiter nicht mehr nur als Arbeitskräfte sehen. Ihre Mitarbeiter sind Menschen – mit Gefühlen, Bedürfnissen und einem Privatleben. Ein Chef sieht darin eine Gefahr. Ein Leader sieht darin seine große Chance. Schaffen Sie Freiräume für Ihre Mitarbeiter – geben Sie ihnen Luft zum Atmen.
Die moderne Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Auch Sie sollten umdenken. Denken Sie bereits wie ein Leader? Oder sind Sie hier und da noch Chef? Leader zu sein, bedeutet vorzuleben, selbstbewusst voranzugehen und auf sein Team zu vertrauen. Es bedeutet JA zu neuen Wegen zu sagen. Neu entstehende Räume zu nutzen, statt Türen zu schließen.
Dieses Buch kann Ihnen die Augen öffnen, Sie dazu ermutigen, Ihre bisherigen Verhaltensweisen einmal auf den Prüfstand zu stellen. Indem Sie sich nur zehn Fragen innerlich stellen und beantworten, können Sie neue Perspektiven entdecken, Antworten auf Fragen zu einem modernen Führungsansatz finden und damit gelassender durch Ihren Berufsalltag gehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie Führungsnachwuchs oder ein alter Hase im Geschäft sind. Die Fragen, die Sie sich stellen müssen, sind die selben.
Wer moderne Arbeitskultur leben und prägen möchte, kommt nicht an den Themen Konsequenz, Verantwortung und Transparenz vorbei. Auch wenn Sie diese Basics bereits kennen, startet das Buch mit diesen Themen, um eine soldide Basis für die weiterführenden Fragen zu schaffen. Lesen Sie die Kapitel deshalb trotzdem aufmerksam. Wie Steve Jobs bereits festgestellt hat, „... kann man die Punkte nicht verbinden, wenn man sie vor sich hat. Die Verbindung ergibt sich erst im Nachhinein. ...”
Wenn Sie irgendwann die zehn Kapitel-Eingangsfragen in diesem Buch mit JA beantworten können, sind Sie auf einem exzellenten Weg, modernes Leadership zu leben. Geben Sie sich Zeit. Wichtig ist nur, dass Sie ins Handeln kommen.
Sie können das. Manchmal braucht man nur wie in unserem kleinen Beispiel jemanden, der einem die Augen öffnet. Machen Sie die Augen jetzt auf. Lesen Sie die folgenden Seiten aufmerksam.
So entsteht (Frei)Raum für neue Gedanken.
„Das Geheimnis des außerordentlichen Menschen ist in den meisten Fällen nichts als Konsequenz.”
– Buddha
„Geben Sie Konsequenz genügend Raum und nehmen Sie sie ernst?”
Kaum ein anderer Lebensbereich hat in letzter Zeit so viele Erwartungen geschürt wie der Führungsbereich. Führungskräfte sollen im besten Fall modern denken, digital denken und echte Entrepreneurs mit Persönlichkeit sein, denen man gerne folgt. Der Druck auf Führungskräfte wächst. Wo entstehen dadurch Probleme und was sind die Merkmale einer anerkannten und erfolgreichen Führungskraft?
Besonders in Krisenzeiten beobachtet man inkonsequentes Verhalten bei Führungskräften. Zeitliche Versprechen werden nicht eingehalten, die vereinbarte Meetingkultur wird über den Haufen geworfen. Die Liste mit Beispielen ist lang. Woran liegt das? Oftmals sind die Personalkapazitäten so eng, dass Führungskräfte froh sind, wenn sie überhaupt ihr Arbeitspensum bewältigen können. Nichtsdestotrotz ist Inkonsequenz der schlimmste Feind des Vertrauens eines Mitarbeiters. Vielleicht denken Sie auch hin und wieder: „Das kann bis morgen warten” oder die operativen Aufgaben des Tagesgeschäfts fressen förmlich Ihre Arbeitszeit auf, sodass Führung und Ihre eigentlichen Management-Tätigkeiten zu kurz kommen. Bei allem Druck und aller Hektik sollten Sie sich dennoch einmal fragen: Handele ich konsequent?
Konsequenz im Sinne von verlässlichem und für Ihre Mitarbeiter kalkulierbarem Verhalten kann viele Gesichter haben. Sie ist Zeichen von Verbindlichkeit, Entschlossenheit und Berechenbarkeit. Dies sind alles wichtige Eigenschaften, die Ihren Mitarbeitern helfen, Sie als Führungsperson zu akzeptieren und sich unter Ihrer Führung wohlzufühlen. Nicht immer muss Konsequenz bedeuten, nein zu sagen. Konsequenz bedeutet eine klare Kommunikation und eine klare Richtlinie zu haben.
Konsequenz bedeutet für Sie als Führungskraft aber auch, Fehler zuzugeben und Ihr eigenes Handeln konsequent zu hinterfragen. Sie sind das Vorbild für Ihre Mitarbeiter und nur das, was Sie vorleben, kann von Ihren Mitarbeitern ernst genommen werden und Sie als Führungspersönlichkeit glaubwürdig erscheinen lassen.
Das Wort Konsequenz kommt ursprünglich aus dem Lateinischen. Es leitet sich von dem Wort „consequentia” ab und bedeutet „Folgen” bzw. „mit Folge”.
Betrachtet man die Wortherkunft näher, erschließt sich also, dass es einzig und allein darum geht, eine Folgerichtigkeit des eigenen Handelns durchzuführen. Nur wer konsequent in der Umsetzung ist, wird auch beim nächsten Mal ernst genommen.
Konsequent zu sein, bedeutet nachzuhalten, dranzubleiben und sich an vereinbarte Ziele und Maßnahmen zu halten. Ihr Team merkt sicherlich sofort, ob Sie sich selbst auch an die gesetzten Ziele und Grenzen halten. Sie stehen unter Beobachtung, denn auch Ihr Mitarbeiter hat das Recht, Konsequenz von Ihnen als Führungskraft einzufordern. Sehen Sie Konsequenz als etwas Positives. Als eine Eigenschaft, die Ihren Mitarbeitern Orientierung gibt und Ihnen als Führungskraft die Möglichkeit, Ihre Mitarbeiter bei Bedarf in die Pflicht zu nehmen.
Nur wer klare Regeln aufstellt, kann verlangen, dass sich die Mitarbeiter daran halten. Weniger ist dabei mehr. Stellen Sie nicht zu viele Regeln auf. Stellen Sie lieber sicher, dass Sie sich auch an alle Regeln halten können. Machen Sie außerdem Schluss mit Ausnahmen von der Regel. Zu manchen Mitarbeitern haben Sie vielleicht ein besseres Verhältnis als zu anderen. Das ist nur menschlich. Ziehen Sie konsequente Handlungen dennoch einheitlich durch und bevorzugen Sie keinen Ihrer Mitarbeiter.
Auch der verkaufsstarke Sales Mitarbeiter, der Ihnen letzten Monat so gute Zahlen beschert hat, sollte die Konsequenz, für z.B. eine Verspätung beim Meeting, tragen müssen. Dabei ist es egal, ob es sich um ein persönliches Treffen, ein Gruppenmeeting oder einen Videocall im Homeoffice handelt. Gerade bei Skype-, Teams- oder Zoom-Meetings ist man eher dazu verleitet, etwas später in den Call zu kommen.
Die Konsequenz muss nicht immer eine harte Strafe sein. Konsequenz kann auch mit Humor umgesetzt werden und dadurch für das ganze Team eine Bereicherung sein. Der zu spät gekommene Mitarbeiter könnte beispielsweise 1 € in die Feierabendbier-Kasse zahlen. Dieser Betrag wird ihm einmalig nicht wehtun. Dennoch wird er vermutlich sein Zuspätkommen in Erinnerung behalten und das nächste Mal vielleicht zweimal auf die Uhr schauen.
Mit solch soften Konsequenzen können Sie dem harten Durchgreifen entgegensteuern. Sie möchten nicht autoritär sein, sondern authentisch und menschlich. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Wenn Sie bereits bei Kleinigkeiten wie z. B. dem Zuspätkommen oder den ausschweifenden Kaffeepausen vorbeugen und sofort konsequent das Fehlverhalten Ihrer Mitarbeiter ansprechen, kommen sie gar nicht erst in den Zugzwang, autoritär zu werden. Sie vermeiden dadurch, dass Ihre Mitarbeiter Konsequenz als etwas Negatives erleben. Reagieren Sie immer sofort und
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2021
ISBN: 978-3-7487-7592-8
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