Einsam am Kirchentor
Einsam und frierend saß sie am Kirchentor,
zitternd vor Kälte, ängstlich wie nie zuvor.
Zurückgelassen, vergessen von aller Welt,
wartend auf ein Wunder, das vom Himmel fällt.
Acht Lenze zählte ihr kleines Leben,
zart und zerbrechlich, von Nebel umgeben.
Bebende Erde ihr alles nahm,
speiender Tod vorüberschwamm.
Mutter und Vater unter Lava begraben,
kein Erbarmen, vom Schicksal geschlagen.
Alles verloren in einziger Nacht,
in Schutt und Asche frierend erwacht.
Doch plötzlich fühlt sie eine streichelnde Hand,
eine Fremde hatte sich gnädig ihr zugewandt.
„Mein Kind, was machst Du hier an diesem Ort?“
Eisige Stille, Tränen ohne ein Wort.
Ohne zu zögern griff sie nach ihr,
„komm, ich bringe dich fort von hier!“
„Ein Engel ist mir im Traum begegnet,
hat mich mit einem Kind gesegnet.
Leise flüsterte er mir ins Ohr,
dass ich dich find’ an diesem Tor.
Schon viele Jahre bin ich alleine,
Tausend Nächte, die ich weinte.
Endlich brach das eisige Schweigen,
zwei Herzen zueinander sich neigen.
Kleine Hände, die fest umklammern,
zitternde Lippen, ein leises Jammern.
Viele Jahre sind nun schon vergangen,
vergessen das Warten, Hoffen und Bangen.
Zwei fremde Menschen, von Gott vereint,
ein Leben, in dem die Sonne wieder scheint.
© Roswitha Wilker
Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Bildmaterialien: mit freundlicher Genehmigung Teilbild von static-urbia.de und http://img.fotocommunity.com/photos/16449218.jpg
Lektorat: selbst
Tag der Veröffentlichung: 18.02.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Zugunsten der
BX-Charity-Aktion
"Klirrende Kälte"