Ein leichter Sommerwind weht über meinen Hügel,
ja, mein Hügel, denn hier fühle ich mich Zuhause.
Mein Linde, meine Bank und ich. Das ist die Oase
meiner Seele und der Ort meiner Zwiesprache mit
einem geliebten Menschen.
Da ist Niemand mehr, alle meine Freunde haben mich verlassen, meine geliebte Frau ist nun auch nicht mehr an meiner Seite.
Wir sind alt, die Gesellschaft hat kein Interesse mehr an Leuten, wie uns. Die Kinder sind erwachsen, viel zu sehr beschäftigt mit ihren eigenen Familien und der heutige Berufsstress lässt keine Zeit mehr für einen alten Mann wie mich.
Wen interessiert schon, was wir denken, fühlen oder wer will schon unsere alten Geschichten von früher hören.
„,Heinrich hörst du mich, ich bin es“? Eine leise Stimme drang an mein Ohr und ich fragte mich, ob ich das gerade träume.
Hallo, ist da jemand?
„Ja, ich bin es, Elsa, Deine Frau, hörst Du mich?“
In diesem Moment setzte sich eine kleine Kohlmeise direkt neben meinen Spazierstock. Sie beobachtete mich und pickte an meinem Schuh.
Und wieder diese Stimme: “Heinrich, willst Du denn nicht mit mir reden, ich bin es, Elsa?“
Das konnte doch gar nicht sein und als ich mich einigermaßen gefasst hatte, begann ich zu antworten.
„Elsa, bist du das wirklich, oder spielt mir mein Unterbewusstsein einen Streich. „Ja, endlich mein Liebster, weißt du denn nicht, dass ich immer
bei Dir bin, Dir die Hand halte, Dich trösten will in Deinem Alleinsein und Kummer.
Spürst Du denn nicht meine Nähe, immer wenn Du zu unserem Hügel gehst, sitze ich vor Deinen Füßen, oder auf einem Ast unserer Linde.
Singe Dir ein Lied aus vergangenen Tagen und spende Dir Trost.
Erst jetzt bemerkte ich, dass das Vögelchen ganz aufgeregt hin- und her stelzte.
"Ich schicke Dir die kleine Kohlmeise mit all meiner Liebe und meinen Gedanken aus meinem Herzen."
Eine große Freude ergriff mich, wollte nicht zweifeln, nein, ich wollte es glauben, nie mehr weggehen von diesem, unseren Hügel, wo wir uns das erste Mal begegnet waren.
„Willst du mir nun versprechen, nicht mehr traurig zu sein.
Wenn Deine Zeit gekommen ist, dann warte ich auf Dich, wir werden wieder vereint sein, eines Tages.
Bis dahin komme ich immer wieder zu unserem Hügel und wenn Du die kleine Kohlmeise siehst, weißt du, ich bin bei dir.“
Plötzlich rüttelte jemand an meinem Arm! „Großvater, Großvater, wach auf, wir sind es, Mama ist unten in der Küche und hat schon den Tisch gedeckt."
Celine, mein Enkelkind beugte sich strahlend über mein Bett und ihre blonden Löckchen kitzelten meine Nase.
"
Du hast doch heute Geburtstag." Ich öffnete die Augen, sah meinen Sohn in der Tür stehen mit einem liebevollen Lächeln in seinen Augen.
Wir hatten uns ganz sicher über ein Jahr nicht gesehen. Auf Elsas Beerdigung, ja, da waren sie alle hier, aber dies war das letzte Mal, wo wir uns sahen.
„Na, Vater, willst du denn heute gar nicht aufstehen, wir haben eine Neuigkeit für Dich.“
Was war das denn gerade, hatte ich das alles geträumt? Noch ganz benommen fragte ich,
„was macht ihr denn hier in Holzheim, musst du denn nicht arbeiten?“
„Lieber Vater, ich habe nach reiflicher Überlegung meinen Job gekündigt und hier in Holzheim
eine andere Stelle gefunden.
Wir wollten Dir noch nichts sagen, bis es sicher war, dass alles klappt.
Und nun sind wir hier und wenn Du nichts dagegen hast, möchten wir gerne vorübergehend bei Dir wohnen, bis ich ein geeignetes Haus für uns gefunden habe.“
„Das ist ja wunderbar Hans, aber jetzt bin ich doch mal neugierig, wieso Du Deinen so geliebten Job aufgegeben hast, um hier zu mir in die Provinz zu ziehen.“
„Ach Vater, ich glaube kaum, dass Du mir das glauben wirst. Irgendwann erzähle ich Dir
einmal die ganze Geschichte. Der ausschlaggebende Punkt war ein Traum.
Es fing an mit einer kleine Kohlmeise….aber dies ist eine lange Geschichte.
„Hans, komm herunter und bring Vater mit, wir warten auf Euch!“ „Ja Liebling, wir kommen.“
Das L
eben hat viele Überraschungen bereit,
aber Das Schönste hier auf Erden
ist lieben und geliebt zu werden.
(Wilhelm Busch)
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Tag der Veröffentlichung: 23.06.2011
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Widmung:
Ich widme dieses Buch den "Alten" und "Einsamen" dieser Welt