Cover


5th Avenue

Kapitel1
In dem new Yorker Loft von Tante Susan zu wohnen, das war schon immer Leevkys Traum. Leevky liebte diese Stadt, sie war so lebendig und voller Möglichkeiten. Nachdem die Beziehung ihrer Eltern gescheitert war, hatte ihre Mutter Miranda den Vorschlag sie solle doch zu Tante Susan ziehen bis sie sich einig waren wer das Sorgerecht und –was für ihre Eltern wahrscheinlich wichtiger war- das gemeinsame Vermögen bekommen sollte. Leevky war eigentlich ein ungewolltes Kind. Ihre Mutter war ein erfolgreiches Model bis Leevky zur Welt kam, denn nach der Schwangerschaft musste sie sich um sie kümmern, da ihr Vater Tom oft auf Geschäftsreisen war, er bekam seine Tochter  nur selten zu Gesicht. “ Bist du sicher, dass du alles hast?”, das waren die letzten Worte ihrer Mutter. Mehr wollte Leevky auch gar nicht hören. Sie rannte gleich mit ihren vollgepackten Taschen zu ihrem Auto und fuhr einfach los, der Abschied beschränkte sich nur auf eine halbherzige Umarmung mit ihrer Mutter, ihr Vater war nicht einmal da gewesen. Jedoch konnte sich niemand  vorstellen wie glücklich Leevky war endlich Brentwood zu verlassen. Für sie war ihre Tante Susan ihre Familie, selten hatte sie etwas mit ihren Eltern unternommen, denn diese machten keine Anstalten ihrer Tochter zu zeigen, dass sie ein ungewolltes Kind war. Doch als sie alt genug war besuchte sie Susan so oft es nur möglich war. Oftmals konnte Leevky gar nicht glauben, dass Susan und ihre Muttern Schwestern waren. Noch 15 Minuten dann bin ich da, innerlich jubelte Leevky. Sie drehte das Radio laut und versuchte ihr altes Leben hinter sich zu lassen, denn nach Brentwood wollte sie nicht mehr zurück. Dafür gab es keinen Grund, ihre Eltern stritten sich schon seit sie klein war immer nur und Leevky konnte auch nicht behaupten, dass sie viele Freunde hatte. Um genau zu sein hatte sie keine Freunde. Von klein auf bekam Leevky Privatunterricht und hatte somit nie richtig die Chance gehabt Freunde zu finden. Ab und zu traf sie ein paar Mädchen aus dem Ballettunterricht, aber dies hielt sich ziemlich in Grenzen. An den Wochenenden war sie so oft es ging in New York. Riiing! Das Handy riss Leevky aus ihren Gedanken. “ Hallo, meine Liebe wann kommst du an? Hast du schon einen Unfall gebaut, du weißt, deinen Fahrkünsten kann man einfach nicht trauen.”, ertönte es durch den Hörer. “Susan! ich bin in fünfzehn Minuten da! Und nein, ich habe keinen Unfall gebaut. Ich weiß gar nicht was du hast, seit ich den Führerschein letztes Jahr gemacht habe wurde ich noch nie in einen Unfall verwickelt.”, gab Leevky freudig zurück. “Naja, aber etwas von Geschwindigkeitsbegrenzung hast du auch noch nie gehört, mein Kind. Bis gleich dann! Freu mich! Bye!”, und damit legte ihre Tante auf. Leevky grinste breit. Sie wusste, dass ihre Tante sie nicht so schnell wieder loswerden würde, egal wie sich ihre Eltern entschieden. Nichts trennte sie jetzt noch von ihrem New Yorker Dream! Diese Stadt hatte für Leevky immer schon einen besonderen Reiz, die Skylines, der Timesquare, der Centralpark, all diese bunten Lichter. Ja, sie konnte es gar nicht abwarten das alles wieder zu sehen.


Kapitel 2
5th Avenue, Central Park, endlich war Leevky bei dem Loft ihrer Tante angekommen. Ganz aufgeregt klingelte sie stürmisch und warte ungeduldig bis das Surren des Türöffners ertönte. Sie eilte hastig zum Aufzug. Jemand lief gerade die Treppen herunter. Ihrer Tante. “Leevky mein Schatz, du wirst von Mal zu Mal hübscher, zwar nicht mehr größer aber immer hübscher”, freudig streckte Susan ihre Arme aus um ihre kleine Nichte zu drücken. “ Ich hab dich so vermisst Tantchen” sagt Leevky und erwiderte die Umarmung. “ Ich dich auch. Sind die Straßen noch heil? Ich denke ganz New York City hat mitbekommen, dass du jetzt da bist!” lachte sie. “ Ach was, ich fahre überhaupt nicht so schlecht wie du meinst!” “ Wirklich? Naja, dann werde ich wohl um eine Spritztour nicht drum herum, kommen, oder?” “ Nie im Leben!” lachte jetzt auch Leevky, “ Wir werden eine Tour machen egal ob du willst oder nicht. Ich fahre nämlich gut!” “Okay okay, dann machen wir das einmal. Aber jetzt holen wir erst mal deine Sachen und dann zeige ich dir wo wir dein Auto unterstellen können” meinte Susan. Nach drei vollgepackten Reisetaschen und einigen Treppenstufen waren Leevkys Sachen alle in Susans geräumigen Gästezimmer. “Wieso muss der Aufzug gerade jetzt kaputt sein” stöhnte Leevky und ließ sich auf das Bett fallen. “ Und ich dachte schon ich bin die alte Frau”, grinste ihre Tante. “Ich mag nur keine Treppen das ist alles. Und ich bin echt müde, weiß auch nicht wieso.” “Ich hole uns einen Kaffee und Balges und du kannst dich da weil wieder einmal einrichten.”, sagte Susan und ging los. Jetzt saß Leevky alleine im Gästezimmer. Es war ein schönes Zimmer, geräumig, hell und mit vielen Blumen dekoriert. Ihr Blick fiel wieder auf ihre Taschen. Ich sollte einmal anfangen aus zupacken, sonst wird das heute nichts mehr, dachte sie sich. Langsam stopfte Leevky ihre Klamotten in die Kommoden, dabei viel ihr Blick auf die Bilder in den ziervollen Fotorahmen. Sie musste lächeln. Susan war eine ausgezeichnete Fotografin, sie hielt immer wunderschöne Momente fest, die meist eine lustige Geschichte erzählten. Das erste Bild auf der Kommode gefiel ihr ganz besonders gut, es zeigte Leevky als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, im Central Park und neben ihr stand eine Dogge, welche genauso groß war wie Leevky. Die Dogge legte seinen Kopf schief auf Leevkys Schulter und sie grinste keck. Damals war sie ungefähr sieben Jahre alt. Sie konnte sich noch genau erinnern wie dieses Foto entstanden war. Sie war mit ihrer Mutter bei Susan zu Besuch und während Miranda noch schlief, waren Leevky und ihre Tante in den Park gegangen, sie tranken heißen Kakao und beobachteten die vorbei hetzenden Menschen. Nach einer Weile kam ein Mann, den Leevky damals noch nicht kannte, mit seiner Dogge Liu und leistete den beiden Gesellschaft. Susan stellte ihn als Mr. Cheston vor. Mr. Cheston war ein freundlicher Mann groß gewachsen, stattlich gebaut und seine Haare zeigten einen leicht gräulichen Ansatz. Er bückte sich zu ihr hinunter “Na, meine Kleine du musst die liebe Leevky sein.”, er lächelte. Sie war irritiert, dass dieser fremde Mann ihren Namen wusste, aber er war ihr sympathisch; was wahrscheinlich an den Honigbonbons lag, welche er ihr währenddessen hin hielt. “Ja, das bin ich!” sagte sie freudig und entfernte fleißig ein Bonbon aus der Verpackung. “ Schau mal, das ist Liu. Keine Sorge sie tut nichts, sie will nur spielen.”, Mr. Cheston zeigte auf Liu, die Schwanz wedelnd neben Leevky stand. “ Möchtest du mit ihr dort drüben Stöckchen holen spielen?”. Leevky nickte und rannte gleich los um einen geeigneten Stock zu finden. Die Dogge folgte ihr aufgeregt. “ Süß ist sie ja! “ lachte Mr. Cheston und setzte sich neben Susan, die gerade ihre Kamera ausgepackt hatte.
“Meine Liebe, ich bin wieder da!!” rief Susan und riss Leevky aus ihren Gedanken. “ Der Tag ist nichts ohne eine schöne Tasse gepflegten Kaffee, oder wie hier ein Pappbecher voll Kaffee.” So saßen Susan und Leevky in der Küche, Leevky auf der Kücheninsel und ihre Tante auf einem der in schwarzem Lack gefassten Barsessel. “Und wie läuft das jetzt mit deinen Eltern?”, fragte Susan während sie genüsslich an ihrem Kaffee schlürfte. “Keine Ahnung”, begann ihre Nichte, “ ist mir eigentlich auch egal. Ich meine, es ist besser wenn sie nicht mehr zusammen sind. Diese ewigen Streitereien machen mich alle. Aber ich bin ja mal gespannt bei wem ich bleiben werde. Bei Dad wäre es mir lieber, er ist nie zu Hause und somit können wir friedlich neben einander her leben“. Sie überlegte kurz. “Aber am liebsten wäre es mir für immer hier zubleiben!” Trotz der Streitereien und der Tatsache, dass sie nie eine Bilderbuch-Familie waren, machte es Leevky traurig zu wissen, dass das alles eh bald ein Ende haben würde. “So so. Na dann hoffen wir mal das Beste und bis es soweit ist bleibst du bei mir und wir machen uns eine tolle Zeit, in Ordnung? Das mit dem für immer wird sich dann ja zeigen.”, meinte Susan und packte ihren Bagle aus.


Kapitel 3
Leevky war schon vier Tage hier in New York und ihre Eltern hatten sich immer noch nicht mit Neuigkeiten gemeldet. Aber das war ihr auch Recht so, umso länger sie hier bleiben konnte umso besser. Die Schule hatte sie schon frühzeitig beendet, da ihre Privatlehrer immer schnell voraneilten und Leekvy meist eine fleißige Musterschülerin gewesen war. Der Wecker zeigte gerade einmal  6.30 Uhr an und trotzdem konnte sie nicht mehr schlafen, also bereitete sie Frühstück vor. Sie wusste, dass Susan erst um 8 Uhr das Haus verließ. Jetzt hatten sie noch über eine Stunde Zeit sich fertig zu machen. Susan hatte den Luxus nur zwei Blöcke entfernt von ihrer Redaktion zu wohnen und konnte es sich leisten erst so spät aufzustehen, da sie ihr Outfit für den kommenden Tag sowieso immer am Vorabend zurecht legte. Obstsalat und frisch gebrühter Tee standen bereit als Susan schlaftrunken in die Küche kam. “Ach Leevky du bist ja ein Schatz! Jetzt hab ich mehr Zeit mir meinen Kaffee auf dem Weg zu holen, meine Assistentin bekommt das sowieso nicht hin”. “Guten Morgen. Du weißt doch, dass ich kein Morgenmuffel bin. Solange ich hier bin hast du immer ein Frühstück, das auf dich wartet”, Leevky grinste stolz. Sie waren gerade dabei den Obstsalat zu essen als das Telefon klingelte. “Hallo bei Miss Livingston? oh Hi Mum, ja mir geht es gut…Klar...warte ich gebe sie dir.” Leevky übergab ihrer Tante den Hörer. “ Hallo Schwesterherz, wie geht es dir...hmmm… ja das ist gut….” murmelte Susan. “Und was sagt sie???”, fragt Leevky ungeduldig. “Pssst” Susan legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und sprach weiter. “ Ja natürlich, dass ist kein Problem. Du weißt doch, dass die Kleine immer bei mir willkommen ist. …..Ja selbstverständlich ..ist mir egal, ich habe schließlich Platz und Frühstück bekomme ich jetzt ja auch immer” Sie zwinkerte ihrer Nichte zu. Diese hatte sich währenddessen wieder einmal auf die Kücheninsel gesetzt und sah aus dem Fenster. “Ja ist gute meine Liebe. Bis dann und richte Tom trotzdem schöne Grüße aus.” Susan legte den Hörer weg. “Also meine Kleine, du, dein Auto und deine Sachen werden voraussichtlich noch mindestens ein bis zwei Monate bei mir verbringen. Deine Mutter meinte es dauert solange wegen irgendwelchen Terminverschiebungen mit dem Anwalt und was weiß ich denn noch alles.” “Terminverschiebungen?  Ernsthaft? Hält die mich für blöd?!”, rief Leevky leicht verärgert und sprang schwungvoll von der Kücheninsel. Etwas zu schwungvoll, denn sie knallte mit ihrem Allerwertesten auf den Boden. “Aua! Mist, wieso passiert mir soetwas immer?!”, sie musste lachen. Ihre Tante eilte zu ihr:” Alles in Ordnung? Gott, Kind pass doch einmal ein bisschen auf”. Ein Blick auf ihre Armbanduhr ließ sie jedoch in Hektik geraten. “Mist ich hab nur noch 20 Minuten und ich will meinen Kaffee haben, aber bei den langen Schlangen immer. Tut mir Leid, mach dir einen schönen Tag. Geh ein bisschen raus und versuche dir oder anderen nicht mehr weh zu tun.” rief sie während sie ihren Blazer überstreifte. Susan suchte noch ihre  Chanel-Tasche, gab Leevky einen Kuss auf die Stirn und war dann auch schon weg. Als eine der beiden Chefredakteurinnen bei einem der großen It- Fashionmagazinen und das schon seit über siebzehn Jahren war sie immer bis spät abends im Büro. Ihr Job war hecktisch aber sie hatte sich nie beklagt, sie tat was sie liebte. Leevky hatte also nun viel Freizeit zu Verfügung. In den letzten drei Tagen hatte sie das gesamte Loft geputzt und aufgeräumt, aber schließlich war alles sauber, geordnet und an seinem rechten Platz. Susan war außerdem eine ziemlich ordentliche Frau, somit hatte Leevky nicht allzu viel zu tun gehabt. Ganz davon abgesehen, dass es auch eine Putzfrau gab, die schließlich auch dafür bezahlt wurde. Dann geh ich heute einmal hinaus und suche passende Fotomotive, dachte sie sich, schaltete das Radio an und verschwand ersteinmal ins Badezimmer.


Kapitel 4
Nach reiflicher Überlegung , was sie anziehen sollte, entschied sich Leevky schließlich für ihre zerrissene Röhrenjeans, ein einfaches schwarzes Top, ihre zwei Lieblingsketten; welche ihre Mutter einmal aus Paris mitgebrachte hatte, ihre Bikerboots und ihre langen Haare ließ sie einfach offen. Mittlerweile war es schon halb neun, normalerweise immer noch zu früh um unterwegs zu sein, doch nicht in New York, obwohl viele schon in ihre stickigen Büros saßen, Meetings hatten oder am Computer saßen, war auf den Straßen immer viel los. Alle eilten irgendwo hin und trotz der vielen Menschenmassen, die alle wo anders hin wollten, hatte alles ein System. Leevky wollte sich erst mal eine Latte kaufen sich in den Park setzen, dort Menschen beobachten, anschließend ein bisschen einen Stadtbummel machen, um zu sehen was die neugeboren Trends hier in New York hergaben und zum Schluss nochmal in den Park gehen um zu fotografieren. Die Fotografie war eine von Leevkys Leidenschaften. Da Susan so gut fotografieren konnte und Leevky schon als kleineres Mädchen immer mitgekommen war, um ihrer Tante zu zusehen, hatte sie selbst eine Leidenschaft dafür entwickelt und Susan erwähnte schon mehrmals, dass Leevky Talent hätte. Gemeinsam saßen sie immer im Park, suchten sich eine Szene aus, um sie dann zu fotografieren, schließlich untersuchten sie welche der beiden das bessere Bild gemacht hatte.
Leevky war mittlerweile im nächsten Starbucks angekommen und ihre Tante hatte Recht behalten, die Warteschlangen waren leider immer lange. Brav stellte sie sich hinter einen jüngeren Mann im schwarzen Anzug an. Während sie anstand bis sie an der Reihe war, schaute sie sich ein wenig um. An den Tresen stand eine junge, braunhaarige, ziemlich hübsche Frau, zwei jüngere Männer und alle drei waren ziemlich im Stress. Schnell kassieren, Kaffees jeglicher Art mixen und natürlich immer lächeln. Die Leute, die einen Sitzplatz gefunden hatten, saßen alle an Laptops, iPads oder Handys und tranken alle mehr oder weniger anwesend ihre Kaffee. Leevky musste grinsen, sie liebte New York genauso wie es war: hecktisch, aber einfach genial und voller Charme. “ James, guten Morgen. Heute so spät?”, fragte die junge Frau hinter den Tresen den Anzugmann vor Leevky. “Morgen Vanessa, ja heute darf ich einmal später kommen, ich bin gestern dafür bis eins wach gewesen, um die Reportage fertig zuschreiben.” antwortete der junge Mann, es schien wohl als ob er Stammkunde wäre. “Du Armer, du schuftest ganz schön hart. Ich denke, das übliche?” fragte sie. Das angeblich aufstrebende, junge Arbeitstier nickte. “ Eine Latte ohne Zucker und Vanillearoma”, rief sie nun ihre Kollegen zu und einer der beiden nickte:”Kommt sofort, Van!” „ James warte bitte noch schnell, dauert noch eine Sekunde.”, sagte sie lächelnd. Es schien Leevky fast so als würde diese Vanessa mit dem Mann flirten. Aber Leevky musste zugeben, dass er wirklich nicht von schlechten Eltern war. Sie musterte ihn von oben bis unten. Er war ziemlich groß, hatte kürzere hellbraune Haare, ein glattrasiertes Gesicht mit markanten Zügen und wirklich schöne dunkelbraune Augen. Die Barfrau hatte sich also keinen Hässlichen ausgesucht. “Klar, wie immer. Da weil rufe ich meinen Boss schnell an. Ich muss da eh noch etwas klären.” Er entfernte sich ein bisschen von der Schlange und fing an zu telefonieren. “ Der Nächste!”, rief die Barfrau und sah Leevky schief an. “Was möchtest du?”. Leevky überlegte, es war ihr ein bisschen peinlich, aber eigentlich wollte sie genau die gleiche Latte wie der gut aussehende Mann vor ihr. Sie musste schmunzeln, er hatte numal Geschmack, dachte sie bei sich: “ Ich möchte auch gerne so eine Latte wie der Mann da vor mir. Mit Vanille und ohne Zucker.” Diese Vanessa sah sie jetzt noch komischer an als vorher und zögerte kurz: “Ähm, in Ordnung das macht… 3$”.Leevky legte ihr das Geld hin und wartete, ein paar Schritte entfernt auf ihren Kaffee. Gleich schob sich die nächste  Kundin vor. Eine Frau mittleren Alters, ziemlich im Stress, mit der Aktentasche in der einen Hand, das Handy in der anderen und bestellte ihren entkoffeinierten Kaffee. “Zweimal Latte mit Vanille“, rief einer der beiden Männern hinter den Tresen und übergab sie Vanessa. Sie stellte beide Latte schnell hin und widmete sich gleich dem Kaffee der Frau, die hinter Leevky stand. Mittlerweile hatte der junge Mann sein Telefonat beendet und griff zur Latte. Auch Leevky war gerade dabei nach ihrer Latte zu greifen, als sie auf den Becher sah und grinste. Der junge Mann musterte sie kurz, wandte sich aber dann zum gehen. “Du, warte mal“, rief Leevky und lief ihm hinterher. Draußen vor dem Cafe` blieb er stehen.” Ja bitte?”, fragte er sie verwundert. Leevky grinste noch mehr: “’Ich glaube, dass ist dein Kaffee.” Sie reichte ihm ihren Becher. Der junge Mann sah sie immer noch verwundert an und sagte: “ Ist doch egal auf beiden Bechern steht Latte mit Vanille.” “Aber”, setzte Leevky an, “ich vermute doch, dass sich die Barfrau nicht mit mir treffen will.” Sie drehte ihren Becher und James entdeckte jetzt eine Handynummer und darunter stand “Call me”. “ Ähm, ich denke du hast Recht”, anscheinend war es ihm etwas peinlich, dass Leevky den Flirtveruch mitbekommen hatte, er kratzte sich verlegen am Hintekopf. Sie tauschten ihre Lattes und er stellte sich vor “ Ich heiße übrigens James. James Maclore” sagte er. Immer noch musterte er Leevky. Eigentlich hatte er bis jetzt noch nicht aufgehört sie zu mustern, fiel ihr auf. Aber beim genaueren Betrachten kam  dieser James ihr auch irgendwie bekannt vor, sie wusste nur nicht woher. Verlegen grinste sie: “ Ich bin Leevky”. “Wow, das ist ein außergewöhnlicher Name.”, stellte er fest. Leevky nickte: “Ja, meine Mutter...". setzte sie an. Plötzlich klingelte sein Handy. “Da muss ich ran gehen. Bin eh schon spät dran, vielleicht sieht man sich mal wieder Leevky.”, sagt er und kramte hecktisch nach seinem Handy und hob ab. Er winkte ihr noch zum Abschluss dann bog er um die Ecke. Leevky schüttelte den Kopf, schmunzelte in sich hinein und machte sich auf den Weg zum Centralpark. Zum shoppen hatte sie keine Lust mehr. Das mach ich morgen immernoch, dachte sie sich, nippte an ihrem Kaffee und kramte schonmal nach ihrer Kamera.


Kapitel 5
Es war ungefähr 17Uhr als Leevky im Loft  ankam. Sie hatte heute tolle Aufnahmen geschossen und freute sich sie später ihrer Tante zu zeigen. Der Anrufbeantworter blinkte, Leevky betätgite den Knopf und machte sich auf den Weg zum Telefonbuch um Sushi zu bestellen. “Sie haben eine neue Nachricht“, ertönte die monotone Frauenstimme aus dem Telefon. “Kleine, ich bin es. Wäre echt nett. wenn du einmal dein Handy an machen würdest, dass hast du von deiner Mutter, die macht das Ding auch nie an. Egal, also ich bin ungefähr bis 20Uhr in der Arbeit, wenn du Hunger hast bestell dir enfach etwas. Der Kühlschrank ist nämlich leer, aber bestell für mich gleich mit, bye” Leevky drückte auf den Knopf. “Nachricht gelöscht”. Ihre Tante hatte Recht, sie hatte wirklich vergessen das Handy an zuschalten. Sie löschte noch die Nachrichten auf der Handymailbox, dann rief sie beim Sushi Restaurant an und bestelle für sie beide Abendessen. Dann ließ sie sich auf das Sofa fallen und schaltete den Fernseher an, weil nur Mist oder Oprah kam knipste sie ihn aber gleich wieder aus und durchsuchte ihre Tasche nach ihrem iPod. Leevky hatte die Angewohnheit bei ihren Lieblingsliedern lautstark mit zu grölen und durch das Zimmer zu hüpfen und genau das tat sie jetzt auch. Während sie auf dem Boden  des Gästezimmers herum hüpfte stieß sie gegen die Kommode und alle Bilder fielen herunter. Erschrocken legte Leevky den iPod beiseite. “Komm schon.”, stöhnte sie dann.” Wieso passiert sowas immer mir?” Augenrollend hob sie alle Fotos auf und untersuchte, ob eines Schaden davon getragen hatte. Zum Glück waren alle heil geblieben. “ Wahrscheinlich nur weil das hier ein Teppichboden ist. Gott sei Dank.” dachte sie sich. Eins nach dem anderen wurde wieder an seinen Platz gestellt, jetzt beschränkte Leevky sich nur noch auf das Mitsummen der Lieder in ihrem Kopf. Als alle Bilder wieder ordentlich da standen, fiel ihr eins besonders ins Auge. Es war eines der schönsten Bilder, welche von ihr gemacht wurden. Es zeigte Leevky als Mädchen von circa 6 Jahren und einen Jungen in weißem Hemd und Anzugshose, der um einiges älter war als sie. Er drehte sie im Kreis und ihre blonden Haare wirbelten nur so. Das Bild entstand auf der Hochzeit einer Bekannten ihres Vaters. Der Junge hatte den ganzen Abend lag mit Leevky getanzt und getanzt. Damals war sie ziemlich stolz darauf gewesen und der arme Junge hatte sie den ganzen Abend lang drehen müssen. Doch er tat es gerne, wie man auf dem Foto sah. Beide lachten und Leevky wirbelte gerade herum. “ Den habe ich dann auch nie wieder gesehen. Wie er heute wohl aussieht?”, überlegte sie bei sich, auch seinen Namen hatte sie vergessen. Da klingelte es an der Tür. Leevky öffnete, bezahlte den Boten, schaltete das Radio an und setzte sich auf einen Barhocker. Gerade wollte sie sich eine Californiarolle in den Mund schieben, da höre sie wie Schlüssel in der Tür gedreht wurden. Susan trat herein und fragte nach etwas essbarem. “Ich habe Sushi bestellt. Ist das ok?”, sagte Leevky mit vollem Mund. “Natürlich meine Liebe. Wo ist mein Anteil?”, fragte sie grinsend. Leevky schob ihr eine schwarze Plastikschale mit einer Sushi Mischung hin und reichte ihr die Stäbchen. Nachdem sie geschluckte hatte wunderte sie sich: “ Wieso bist du eigentlich schon zu Hause? Es hieß doch du kommst erst so um acht?” “Ich dachte mir als Chefredakteurin geht das schon mal, außerdem habe ich den ganzen Tag hart gearbeitet. Da werd ich doch wohl den Abend mit meiner Nichte genießen dürfen.” Susan hob die Augenbrauen und griff nach einer Lachsrolle. Leevky nickte zustimmend. “Ich war heute im Park und habe fotografiert”, begann sie von ihrem Tag zu erzählen “ Sind ein Paar tolle Aufnahmen dabei.” Susan nickte anerkennend: “Das freut mich. Das wenigstens eine sinnvolle Beschäftigung, solang du hier bist. Apropos, was machst du jetzt wegen der Schule? Wie soll das hier den laufen?”, fragte ihre Tante. “ Ich dachte Mum hat dich angerufen? Ich bin fertig mit der Schule, zum Glück! Aber mit dem College möchte ich noch warten. Ging ja alles viel zu schnell, ich mein bei Privatunterricht. Wenn ich jetzt aufs College gehe heißt es dann; schau dir mal den Streber da an, die ist jetzt schon mit 17 auf dem College. Das will ich nicht”, antwortete Leevky. “Naja irgendwie versteh ich dich schon, aber es ist doch nur ein Jahr…”, versuchte Susan sie zu ermuntern. “Trotzdem ich bin noch nicht bereit. Ich will noch dieses eine Jahr warten und dann auf die Yale gehen. Die Bewerbung hab ich ja schon”, verteidigte sie sich und schob sich die nächste Shushirolle in den Mund. “Ok und was willst du in diesem einem Jahr machen?”, frage ihre Tante weiter. Leevky überlegte “Ach du weißt schon, groß und stark werden.”, sie grinste und Susan sah sie nur kopfschüttelnd an. “Vielleicht kann ich schon ein bisschen ins Berufsleben einsteigen, mir schon mal überlegen in welche Richtung ich später mal gehen möchte und so weiter halt”. Susan schüttelte den Kopf noch mehr, aber dieses Mal ohne Grinsen im Gesicht. “Mein Kind, wieso bist du schon so….erwachsen. Du solltest dich mal hören. Du hast noch so viel Zeit um zu Arbeiten und groß raus zukommen.” “Tja, wenn ich so viel Zeit mit dir verbringe, die Frau die ihr ganzes Leben nur hart gearbeitet hat und jetzt, schau dich an du gehörst zu den ganz großen hier”. Eine Weile saßen die beiden noch in der Küche und redeten über das Arbeiten und diskutierten über Leevkys Zukunft. Sie kamen zu dem Entschluss, dass Leevky solange sie hier in New York blieb schon mal etwas Probearbeiten könnte, wenn sie den etwas Passendes finden würde. “Ja ich werd was finden, wär doch ganz gut. New York ist ja auch nicht gerade billig. Ich wette ich gebe hier mehr aus als zu Hause in einem halben Jahr.”, sie musste lachen. “Ich glaube ich sollte dir hier mal Taschengeld geben. Du brauchst schließlich auch noch eine andere Beschäftigung außer ständig zu fotografieren. Morgen kannst du ja shoppen gehen wenn du willst. Ich lasse dir was da”, zwinkerte Susan “ Und Morgen gehen wir am Abend zum Time Square und machen ein paar Schnappschüsse, versprochen. Aber mach dein Handy an, dass ich dich anrufen kann.” Leevky bejahte die Idee und versicherte, dass ihr Handy auf jeden Fall anhaben werde, dann ging sie ihr Zimmer. Sie kramte ihren Pyjama raus und zog sich um. Währenddessen dachte Leevky an den heutigen Tag. Irgendwie war dieser James schon nett und gut aussehend, überlegte sie. Aber wieso kam er ihr so bekannt vor? Diese Augen hatte sie irgendwie schon einmal gesehen. Als Leevky im Bett lag überlegte sie noch einmal, kam aber zu keinem Ergebnis. Morgen hol ich mir mal nochmal eine Latte bevor ich shoppen gehe. Dann werden wir ja sehen, dachte sie sich und schlief ein. Am nächsten Morgen machte sie wieder Frühstück für Susan, zog sich aber gleich danach an und ging los. Hunger hatte sie noch keinen und so verließ sie das Loft noch bevor ihre Tante wieder schlaftrunken in die Küche tippeln konnte. Es war ein schöner Morgen, die Sonne zeigte sich schon und es war auch keine Wolke zu entdecken. Leevky atmete einmal tief ein und ging los. Sie machte sich auf um den nächstgelegenen Starbucks auf zu suchen, in welchem ihre Tante vor der Arbeit immer ihren Kaffee holte und wo sie gestern diesen James und seine Barfrau Vanessa getroffen hatte. Auf ihrem Weg überlegte Leevky sich schon mal ihre heutige Shoppingroute, als sie gerade um den nächsten Block bog, die Straße überquerte und an einem kleinen Blumenladen vorbei lief. Da Susan Blumen so liebte und immer mindestens zwei Sträuße im Loft hatte, beschloss Leevky ihr auf dem Rückweg noch einen Tulpen-Hyazinthenstrauß mit zubringen.


Kapitel 6
Die Schlange ging bis zur Ladentür als Leevky das Cafe´ betrat. Augenrollend stellte sie sich in die Reihe, als sie drei Leute vor ihr einen Mann im hellen Anzug und hellen, kastanienbraunen Haaren sah. Das muss bestimmt James sein, dachte sie sich und begann sofort wieder zu grübeln wieso dieser Mann ihr so bekannt vorkam. Als James zum Bestellen dran war und brav auf seine Vanille-Latte ohne Zucker wartete erkannte er Leevky und schenkte ihr ein Lächeln. Ein ziemlich charmantes Lächeln musste sie zugeben. Doch dann holte sich Vanessa, die erst ihn dann Leevky begutachtete, seine Aufmerksamkeit wieder, indem sie in ein Gespräch verwickelte, dass Leevky durch den ganzen Menschentrubel nicht richtig verstehen konnte. Sie war sehr belustigt, dass dieses Mädchen wohl von ihr bedroht fühlt nur weil er sie angelächelt hatte. Die ist ja bestimmt sehr gelassen in einer Beziehung schmunzelte Leevky. “ Yo Van, die Milch ist schon wieder knapp. Kannst du bitte schnell los und noch was besorgen?”, rief ein Mitarbeiter Vanessa zu während er Leevkys Bestellung entgegen nahm. “George vertritt dich da weil! Kannst eh mal wieder öfter eine Schicht bekommen, mein Lieber”, wandte er sich jetzt an einen seiner anderen Kollegen, der ihn nur angrinste sich jedoch gleich an die Arbeit machte. Nachdem Leevky ihre Latte bekommen hatte, bemerkte sie, dass James an einem Tisch saß und genüsslich an seinem Kaffee nippte. Für einen kurzen Augenblick überlegte sie, ob sie sich einfach dazu setzen sollte und ein Gespräch anfangen sollte. Sie verdrängte den Gedanken aber gleich wieder, da sie keine kleine, nervige Stalkerin sein wollte. Sie kannte ihn ja nicht einmal und sie hatten auch nur einmal kurz geredet, dass glaubte sie zumindest. Also entschloss sie sich ihm einfach nur einen kurzen Blick zu zuwerfen und dann einfach mit ihrer Shoppingtour zu beginnen. Als sie gerade an ihm vorbei lief, hörte sie ihn rufen. “Leevky stimmt's? Willst du dich setzten oder hast du es eilig?” Sie war erstaunt über diese Frage. Wieso tut er das? fragte sie sich, aber sie zögerte nicht und setzte sich mit einem verlegenem Lächeln zu ihm. “Und wie geht es dir?”, fragte er sie und trank noch einen Schluck. “Ähm, kann nicht klagen…..Und dir?”, antwortete sie immer noch etwas verwundert. Er lächelte “Mir auch. Weißt du gestern Abend ist mir dein Name nicht mehr aus dem Kopf gegangen”, er zögerte ein wenig. “Und… ich hab etwas für dich”. Er begann in seiner Jackentaschen zu kramen. Ok, jetzt weiß ich das ER der Stalker ist. Ist ja gruslig was will der bitte von mir, fragte sich Leevky etwas irritiert, als er ihr ein leicht zerknittertes Foto hinschob. Sie traute ihren Augen kaum. Auf dem Foto war ein Junge in weißem Hemd und Anzugshose zusehen, der ein kleines blondes Mädchen im Kreis drehte. “ Weißt du, ich dachte diesen Namen gibt es nur einmal und als ich gestern Abend an meiner Bildersammlung vorbei lief, fiel es mir wieder ein.”, er lächelte. Für einen kurzen Moment herrschte Stille. “Ich bin sprachlos. Ich wusste irgendwie kamst du mir bekannt vor, aber das du der Junge war der an der Hochzeit immer mit mir getanzt hatte warst….da hab ich nichtdran gedacht”, gab sie verdutzt zurück. “Du bist ziemlich groß und hübsch geworden“, sprach er ruhig weiter. “Danke...ähm…du aber auch”, Leevky wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. “Wow, ich mein ich hätte nie gedacht dich mal wieder zu treffen. Weißt du ich hab das Bild auch in dem Zimmer von meiner Tante stehen, bei der ich gerade wohne”, langsam fasste sie sich wieder und war gleichzeitig froh endlich zu wissen woher ihr James nur so bekannt vor kam. “ Du wohnst hier gar nicht?” “Nein, nur solange meine Eltern sich entschieden haben wer das Sorgerecht für mich bekommt und das kann noch dauern. Zum Glück! Ich liebe New York und meine Tante.” sagte Leevky sichtlich entspannt. “Stimmt New York ist klasse, deshalb hat es mich auch hier her verschlagen. Das mit deinen Eltern tut mir Leid. Wie lange musst du dann hier bleiben?”, anscheinend schien es ihn wirklich zu interessieren. “Also meine Mum meint so ungefähr 1 bis 2 Monate. Sie will es heraus zögern, will es aber nicht zugeben. Ist mir aber auch Recht so”. James schüttelte leicht den Kopf “Das glaub ich dir nicht. Aber naja das ist dein Ding, ich möchte mich da nicht einmischen“, gab er verständnisvoll zurück als er merkte, dass es Leevky etwas unangenehm war über ihre Familienprobleme zureden. “Musst du eigentlich nicht in die Arbeit?”, wechselte sie das Thema. Er trank noch einen Schluck und lächelte “Ach so du meinst weil ich gestern gesagt habe, dass ich sonst immer früher im Büro bin? Ich geh eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn aus dem Haus um noch in Ruhe Kaffee zu trinken und…” “Um mit dieser Vanessa zu flirten?”, unterbrach Leevky ihn amüsiert. “ Und um nicht gehetzt durch diese schöne Stadt rennen muss, wie alle anderen. Das wollte ich sagen””Hast du sie denn gestern noch zurück gerufen?”, bohrte Leevky weiter nach und schmunzelte. James grinste und schüttelte leicht den Kopf “Du bist ja ziemlich frech! Wieso sollte ich dir das erzählen? Im Grunde kennen wir uns ja nicht.”, fragte er “Weil ohne mich hättest du nicht ihre Nummer bekommen und sie hätte zu Hause ewig auf deinen Anruf gewartet, wäre enttäuscht gewesen, dass du dich nicht gemeldet hast und dann hättest du heute bestimmt eine Latte und einen bösen Blick bekommen…Ja wenn überhaupt dann solltest du mir danken und mich einweihen, weil ich so sozial war und euch euer Glück nicht verwehrt habe.” Sie sah in fordernd an und beide mussten lachen. Diesem Moment kam Vanessa zurück, voll beladen mit Milchtüten. Erst schenkte sie James ein Lächeln, welches aber gleich wieder verschwand und sich in einen verwunderten Blick wandelte, nachdem sie Leevky neben ihm gesehen hatte. Er lächelte zurück und wandte sich wieder an Leevky. “Ok ok. Also ich habe sie angerufen und wir treffen uns morgen. Zufrieden?”, er grinste und als Leevky ihn weiter fordernd und zugleich belustigt ansah, fuhr er fort. “Morgen Abend gehen wir was essen.” “Na dann wünsche ich viel Spaß”, antwortete sie und trank ihren Kaffee fertig. Sie konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass dieser gut aussehende, junge Mann der Junge von der Hochzeit war. “Danke schön, Leevky” er betonte ihren Namen etwas seltsam fiel ihr auf. “Aber leider muss ich jetzt los. Wegen dir muss ich mich jetzt eh schon mehr beeilen als sonst.” er sah sie mahnend an, dann lächelte er wieder. “Oh das tut mir jetzt aber sehr leid”, antwortete sie mit gespielter Reue. Er musste lachen. “Also wenn du Lust hast kannst du dich morgen gerne wieder zu mir setzten, es ist sehr belustigend mit dir.” Leevky nickte freudig. “Gern. Also bis morgen”. Sie standen auf und gingen nach draußen. James winkte ihr wieder zum Abschied und Leevky machte sich auf den Weg zum ersten Geschäft. Nach drei Stunden erfolgreichem Shopping lief sie wieder Richtung Loft. Auf dem Weg ging sie wieder an dem kleinen Blumengeschäft vorbei, in welchem sie Susan schon in der Früh einen Strauß mitbringen wollte. Eine ältere Frau mit grau-blonden Haaren, grüner Schürze und Clocks stand gerade vor einem der Schaufenster und stellte ein paar gelbe Rosen in den großen Wasserkübel vor sich. Leevky näherte sich ihr “Hallo, könnten sie mir einen Strauß geben?” Die Verkäuferin schaute auf. “Sicher mein Kind, welche Blumen möchtest du denn?” “Ich würde gerne einen aus Papageientulpen und Hyazinthen haben, bitte.” Die Frau lächelte “Gerne, komm mit rein und sag mir viele Blumen du im Strauß haben willst”. Mit einer Handbewegung bat sie Leevky in das Innere des Geschäftes. Drinnen atmete Leevky erst einmal die Vielfalt der Gerüche der verschieden Blüten ein. “Du magst Blumen was?”, fragte die Frau als sie dies bemerkte. “Ja tu ich.” Die Verkäuferin lächelte und begann mehre Blüten zu einem Strauß zubinden. Leevky sah sich währenddessen etwas um und bewunderte die Blumenvielfalt dieses Ladens. “Arbeiten sie hier ganz allein?”, fragte sie dann. Die Frau blickte auf. “Ja, aber ab und zu glaub ich, könnte ich schon mal Hilfe gebrauchen. Gerade jetzt wo ich nicht mehr die jüngste bin. Wieso fragst du?” “Ach wissen sie, ich würde ihnen gerne hier etwas helfen. Ich kennen mich Blumen ganz gut aus.” Jetzt sah die Frau von ihrem Strauß auf. “ Wenn du das willst mein Kind, hätte ich nichts dagegen. Du scheinst nett zu sein und höflich auch. Darf ich fragen wie alt du bist?” “ 17, aber ich bin fürs erste nur so 2 Monate hier, sozusagen auf Besuch. Aber in dieser Zeit würde ich ihnen gerne helfen. Ich bin schon frühzeitig mit der Schule fertig geworden und eine Beschäftigung wäre nicht schlecht.” Die Verkäuferin reichte ihr den Strauß “Ich hätte nichts dagegen, wenn du mir hier wirklich helfen willst kannst du gern ab morgen anfangen.” Leevky freute sich über dieses Angebot. “Also morgen ab neun? Ach ja ich heiße Elena, aber das steht ja auch auf dem Ladenschild.” “Super! Also bis morgen….Elena”, sagte Leevky, reichte ihr die Hand und macht sich auf den Weg nachhause.


Kapitel 7
Als Leevky gerade die Vase mit dem Strauß auf die Kücheninsel stellte, ging die Tür auf. “Ich hab es früher raus geschafft! Hast du noch Lust Schnappschüsse zumachen?” flötete Susan während sie ihren Mantel aufhängte. “Wo bist du denn?” Leevky winkte sie in die Küche und setzte Teewasser auf. “Bist du mir böse wenn wir uns heute einen gemütlichen Abend machen?”, fragte sie. Erleichtert reichte ihre Tante ihr die Teebeutel “Um Gotteswillen nein, ich bin sogar eher froh. Du weißt ich liebe es mit dir Fotos zu machen, aber zurzeit ist es echt stressig. Da bin ich froh endlich mal ein bisschen ausspannen zu können, vor allem mit meiner Lieblingsnichte.” sie kniff Leevky in die Backe. “Also erstens hast du nur eine Nichte, da bleibt dir nicht viel anderes übrig als mich zur Nummer eins zu küren und zweitens Aua”. Jetzt erst entdeckte Susan den Blumenstrauß. “Och ist der aber schön!” Leevky nickte “Und weißt du was das Beste ist. Die Besitzerin hat mir angeboten bei ihr zu arbeiten bis ich wieder zurück muss, also eigentlich hab ich sie ja gefragt, aber sie hat eingewilligt und eine Beschäftigung ist doch nicht schlecht, oder? Sonst bist du zu Schluss arm wenn ich nur noch shoppen gehe.” “Alle Achtung du bist noch nicht mal eine Woche hier und schon hast du einen Job.”, Susan nickte anerkennend. “Komm wir gehen jetzt ins Wohnzimmer, legen eine CD ein und quatschen ein bisschen. Hol die Kekse aus dem Fach oben rechts, ich nehme die Tassen. Dann kannst du mir jetzt in Ruhe erzählen wie es zu diesem Jobangebot kam” Gemeinsam saßen sie auf der Couch, tranken ihren Tee und Leevky fing an zu erzählen. Susan war begeistert, dass ihre Nichte bei Elena aushalf. Sie kannte sie ganz gut, da sie nur bei ihr ihre all ihre Blumensträuße kaufte. “Jetzt muss ich als alte Frau nicht mehr los ziehen und meine Blumen selber kaufen” scherzte Susan und schnappte sich den letzten Butterkeks. “He! Das war mein Keks!”, rief Leevky entrüstet. Ihre Tante schnitt eine Grimasse und ließ sich den Keks auf der Zunge zergehen. Nachdem sie ihn runtergeschluckt hatte fragte sie Leevky nach ihren heutigen Shoppingerrungenschaften. “Hmmm….Ich hab mir nur ein pinkes T-Shirt gekauft und drei Lederarmbänder. Der Rest war dann preislich doch nicht ganz zumutbar.”, grinste sie. “Ach ja was mir gerade wieder einfällt! Weißt du wen ich gestern kennen gelernt habe?” Susan grübelte scherzhaft “Den Präsidenten? Ein heißes Badehosenmodel?” Leevky verdrehte die Augen “Tantchen! Nein, sagt dir der Name James noch etwas?” Susan überlegte kurz “Deine erste große Liebe? Der Junge der damals mit dir auf der Hochzeit von Lisa getanzt hat und zwar den ganzen Abend.” “Ja, der! Aber er war nicht meine große Liebe. Ich war doch noch klein” “Doch“, korrigierte sie ihre Tante “Du warst da zwar noch kleiner, aber du hast an dem Abend die ganze Zeit gesagt, dass er mal dein Mann wird. Das war echt süß. Aber ist ja auch egal. Wie ist er so? Wie habt ihr euch überhaupt wieder kennengelernt? Details bitte, meine Liebe” Leevky genoss es jemanden zu haben, der sich für sie und ihr Leben zu interessieren schien. “Also,” begann sie und machte eine dramatische Pause um ihre Tante etwas auf die Folter zu spannen. Sie erzählte ihr von gestern und dem heutigen Tag, erwähnte auch Vanessa und ließ nichts aus. Susan hörte aufmerksam zu und kommentierte Kleinigkeiten. Leevky liebte ihre Tante dafür, zwar war diese Geschichte nichts Besonderes oder gar außergewöhnliches, aber Susan verhielt sich wie eine gleichaltrige Freundin und gab ihr das Gefühl sich ihrer Tante richtig anvertrauen zu können und eine richtige Freundin zu haben. "Wow, was für ein genialer Zufall", sagte Susan, nachdem sie die ganze Geschichte gehört hatte. "Ich finde es gut, dass du jetzt nicht immer nur mit mir zusammen sein musst.", zwinkerte sie. "Du tust immer so als wärst du kurz vor dem Verfall", lachte Leevky. "Ach das bin ich auch mein Kind, bald kannst du mit mir über Strickmuster und Gardinen unterhalten, nicht mehr über Fashion und Fotografie", witzelte Susan weiter. Leevky musste noch mehr lachen. "Du da freue ich mich schon drauf! Aber im Ernst du bist 50 und nicht 80, also tu doch nicht immer so auf Fossil. Schließlich bist du Chefredakteurin einer der großen Modezeitschriften und das schon seit 7 Jahren...oder so" "Also Chefredakteurin bin ich ja erst seit 3 Jahren", korrigierte sie ihre Tante. "Nein, du hast ja Recht, noch kann man mit mir abhängen und chillen " Leevky nickte.“Ich glaube wir sollten ins Bett, morgen müssen wir ja jetzt beide früh raus."


Kapitel 8
Da Leevky jetzt schon einige Tage hier war, ergab sich für sie eine Art Routine jeden Morgen da Frühstück zumachen, sich anziehen, zusammen mit ihrer Tante zu essen und dann los zugehen Richtung Vanille-Latte. "Bis heute Abend", riefen sich die beiden vor der Haustür noch zu und verschwanden beide in der Menschenmasse. Als Leevky den Starbucks erreicht hatte, war James gerade dabei sich zu setzten. Sie winkte ihm zu und bemerkte, dass auf dem Tisch bereits zwei Kaffeebechern standen. Sie ging langsam zu ihm. "Morgen!", rief er ihr zu. "Ich habe mir erlaubt dir einen Kaffee mit zu bestellen, da du mir gestern klar gemacht hast, dass ich ohne dich nie dieses Date bekommen hätte", Leevky musste grinsen als sie die Ironie in seiner Stimme hörte. "Schön, dass du jetzt einsichtig geworden bist“, sagte sie und setzte sich. Er lächelte "Das macht das Alter". Leevky nahm ihren Kaffe und trank einen Schluck. Die warme Flüssigkeit tat gut, da es langsam Herbst wurde und sich dieser am heutigen Tag mit einem kräftigen Regenschauer angekündigt hatte. "Wie alt bist du eigentlich, wenn man fragen darf?" "25" Leevky war verblüfft, dass James schon so alt war. "Oh wow hätte ich gar nicht gedacht...." Er lächelte "Lass mich raten wie alt du bist...12?" Leevky sah in entrüstet an. "Ok, ok tut mir Leid. Also ernsthaft...hmmm...ich weiß noch, dass du schon etwas jünger warst als ich. Ich tippe auf 19 oder 20?" Sie sah in schief an "Schön wäre es. Nein, ich bin erst 17" Jetzt war James verblüfft. "Dann bist du ja sozusagen erst ein High-School-Girl" "Nein ich hatte Privatunterricht und hab schon meinen Abschluss frühzeitig bekommen.", antwortete sie. Irgendwie schämte sich Leevky für die Tatsache Privatunterricht bekommen zu haben. Wahrscheinlich hält er mich auch für so eine versnoppte Tussi, wie alle anderen, die das wissen, dachte sie sich. Aber anscheinend schien ihn dies nicht zu stören "Oh dann gratuliere ich, kannst ja jetzt schon früher ins College, wow" Leevky lächelte "Nein, gehe erst in einem Jahr. Ich fühl mich noch nicht ganz bereit fürs College. Ich würde gerne das ganze Jahr noch hier verbringen, da ich jetzt einen Job hab würde das ja passen." "Du hast einen Job? Hast du gestern ja gar nicht erwähnt", sagte James erstaunt. "Tja, den hab ich ja erst seit gestern Abend." sagte Leevky stolz, "Ich arbeite jetzt immer ab neun bei Elenas Blumenboutique." James begann zu lachen, was Leevky nun irritierte. Es machte sie sauer, dass er nicht würdigte, dass sie einen Job hatte. Als er dies bemerkt hatte, hörte er jedoch sofort wieder auf. "Tut mir Leid", entschuldigte er sich, "Ich hätte nicht lachen dürfen. Ich find’s toll, dass du so schnell eine Arbeit gefunden hast. Aber bei deinem Style könntest du eher bei uns in der Redaktion arbeiten als in einem Blumenladen." Er lächelte "Ich hätte dich da eher so eingeschätzt, dass du dafür zu schade wärst. Aber wenn ich jetzt mal Blumen brauche, weiß ich ja wo ich hin muss." Leevky nickte und grinste in sich hinein. So schnell hat man neue Kunden, dachte sie sich. Sie trank ihren Kaffee fertig dann fragte sie ihn " Warte, du arbeitest in einer Redaktion? In welcher?" "Ja, schon seit 2 Jahren. Ich arbeite bei Fashions Weekly. Seit ungefähr einem halben Jahr bin ich Assistent. Mein Boss ist schon eine Ewigkeit im Geschäft. Er macht seine Sache wirklich gut." Leevky überlegte, also doch ein aufstrebendes Arbeitstier. Sie musste in sich hinein grinsen, der erste Eindruck hatte sie nicht getäuscht. "Oh man," James richtete seinen Blick auf die Armbanduhr. "Es ist 20 Minuten vor neun. Ich denke wir müssen los.“ Leevky nickte zustimmend. Als sie gerade dabei waren den Coffeshop zu verlassen, drehte er sich noch einmal um und winkte Vanessa zu. Leevky konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen. "Was ist?", fragte James draußen. Sie schüttelte nur den Kopf, rief im noch ein "Morgen um dieselbe Zeit zu?!" und bog hinter die nächste Ecke.
Bei Elenas Laden angekommen bekam sie erst mal eine grüne Schürze und eine kurze Einweisung in Sachen Bedienung der Kasse und binden von Blumensträußen. Den ganzen Vormittag über goss sie die Blumen in ihren Eimern und Übertöpfen, band verschiedenste Sträuße und beriet unschlüssige New Yorker welche Art von Blumen sie jetzt kaufen sollten. Elena war sehr zufrieden mit Leevky. Man sah ihr auch an, dass sie Spaß an der Arbeit hatte. Leevky lief die ganze Zeit mit einem Dauergrinsen herum und war stets höflich zu den Kunden. "Kind, mittlerweile ist es schon halb eins. Wir machen jetzt eine Pause. Willst du auch ein Sandwich?", fragte Elena sie und begann im Hinterraum nach etwas zu suchen. Leevky war über die Mittagspause froh, denn langsam verspürte sie Hunger. Elena kam mit zwei Sandwiches und zwei Dosen Limo zurück und stellte den Proviant auf die Theke. "Das Mittagessen ist angerichtet." Dankbar machte sich Leevky über das Sandwich her. Nachdem beide fertig gegessen hatten, wollte Elena etwas über den kurzen Aufenthalt von Leevky in New York wissen. Erst zögerte sie, aber dann erläuterte Leevky ihrer neuen Chefin die Situation. "Ist ja schade...Tut mir echt leid für dich.", Elena sah sie mitfühlend an, doch Leevky winkte ab. "Ach es ist nicht so schlimm. Es ist besser für alle, wenn dieser Zirkus endlich vorbei ist. Mein Anliegen ist eher, dass ich hier bei meiner Tante bleiben will. Sie ist großartig." Elena nickte zustimmend "Susan Livingston ist eine tolle Frau mit viel Stil. Sie ist ja schon seit Jahren eine gute Kundin und eine kleine Blumennärrin" Leevky lächelte. Ja, das ist sie und der beste Mensch auf der ganzen Welt, dachte sie sich. Der Nachmittag verlief nicht anders als der Vormittag, es gab nichts spektakuläres, aber Leevky hatte trotzdem Spaß. Außerdem lernte sie noch eignes über Pflanzen und Blumenzüchtung.
Um 18 Uhr schloss Elena den Laden und Leevky machte sich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, hörte sie erst einmal die Mailbox ab und warf sich ihren Jogginganzug über. Als sie ihre Hose suchte, hörte sie ihre Mutter auf das Band sprechen. Sie zückte ihr Handy und versuchte sie zurück zurufen, aber es war beleget. Egal, wenn es wichtig ist, wird sie sich schon melden, dachte sich Leevky. Da sie Heißhunger verspürte, ging sie zur Tiefkühlbox und schob sich eine Pizza in den Ofen. Einmal Pizza geht schon, esse ich ja nicht jeden Tag, redete sie sich ein. Weil ihre Mutter ein Model war, achtete sie stets auf gesunde Ernährung, auch was ihre Tochter anging. Fastfood gab es eigentlich nie, geschweige denn am Sonntagnachmittag mal einen Kuchen. Während sie auf die Pizza wartete, gab sie den Blumen frisches Wasser, räumte sie Zeitung weg, legte sich auch ihr Bett und machte den iPod an und stellte auf laut. Sie sang wiedermal lauthals mit und wippte mit den Beinen im Takt. Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass James heute sein Date mit Vanessa hatte. Sie musste grinsen, irgendwie passten die beiden für sie nicht zusammen. Er schien ihr wirklich sehr sympathisch und offen, Leevky mochte ihn wirklich und freute sich schon auf den morgigen Tag um ihn aus zu quetschen, wie das Date gelaufen ist. Aber Vanessa, sie schien ein kleiner Kontrollfreak zu sein. Wieso Leevky das dachte, wusste sie nicht so genau, aber bis jetzt hatte ihre Menschenkenntnis sie nie im Stich gelassen. Da piepste auf einmal der Ofen und Leevky setzte sie mit schlechtem Gewissen auf dem Teller vor den Fernseher und begann zu essen. Nach ungefähr drei gelösten Talkshow-Problemen hörte sie die Tür aufgehen. "Hallo, meine Liebe! Gott hier duftet es aber!", rief Susan bester Laune, während sie ihren Mantel sorgfältig verräumte. Da Leevky gerade den Mund voll hatte, brachte sie nur ein unverständliches Hmmm Hmmm heraus. Susan lugte ins Wohnzimmer. "Lecker Pizza!", sie schnappte sich ein Stück, gab ihrer Nichte einen Kuss auf die Stirn und setzte sich neben sie. Leevky hatte währenddessen runtergeschluckt und wunderte sich über die gute Laune ihrer Tante. "Was ist denn mit dir heute passiert?" "Wieso? ich bin einfach gut drauf heute, das ist alles. Wo ist meine Jogginghose, dieser blöde Rock bringt mich sonst noch um.", sagte Susan während sie sich aufrichtete und ihre Hose suchte. Was wohl heute in der Redaktion los war, fragte sich Leevky. Als Susan ihre Hose gefunden hatte, ging sie erst in die Küche kochte Teewasser auf und schnappte sich dann ihr Handy. Nach einem kurzen Gespräch, welches Leevky nicht genau verstanden hatte, kam ihre Tante mit zwei Teetassen aus der Küche zurück. "Man was ist los?", Leevky wollte nicht mehr weiter auf die Folter gespannt werden. "Tut mir Leid. Ich weiß auch nicht, heute war einfach witzig. In der Redaktion lief es heute gut. Wir haben jetzt die neue Ausgabe fertig." "Und das verschafft dir dieses Grinsen?", unterbrach Leevky sie. "Jaja jetzt warte mal. Also erstens war das sehr erfreulich und dann kam noch hinzu, dass George die Zahlen angeschaut hat und FashionIn wurde öfters gekauft als die Fashion Weekly. Haha, das ist klasse. Vor allem da bald schon die Fashionweek ist und da holen wir uns die Trends vor den andern. Ach ja und dann waren wir alle noch was essen. War echt lustig mal wieder zusammen zu sitzen ohne an die Arbeit zu denken." "Das wird James aber gar nicht freuen.", kommentierte Leevky. Susan sah sie fragend an, als sie sich noch ein Stück Pizza schnappte. "Hab heute erfahren, dass er beim Fashion Weekly arbeitet, als Assistent oder so". Ihre Tante grinste: "Schöne Freunde suchst du dir da aus. Einfach mal bei meiner Konkurrenz. Pff." Leevky machte ein mitleidvolles Gesicht. "Tut mir so leid, Tantchen." Nachdem sie noch eine Weile da saßen und über ihren heutigen Tag redeten, machten sie noch Pläne für den kommenden Sonntag und gingen ins Bett.
Die folgenden Tage verliefen Routinemäßig. Leevky und James trafen sich jeden Morgen vor der Arbeit im Coffeshop und unterhielten sich. Danach ging Leevky zur Arbeit bei Elena und abends saß sie immer mit ihrer Tante da und sie teilten die Ereignisse des Tages. Ihre Mutter, Miranda hatte sich noch einmal gemeldet um anzukündigen, dass der Gerichtstermin stand. Leevky war sehr aufgeregt, denn sie wollte unbedingt wissen zu wem sie ziehen würde. Da der Herbst vor der Tür stand kündigte sich auch schon die erste Erkältung an. Susan hatte es ziemlich erwischt, sodass sie weder in die Arbeit konnte, noch mit Leevky am Sonntag etwas unternehmen. Etwas enttäuscht verließ Leevky das Loft allein und ging in den Park um zu fotografieren. Susan meinte, dass ihre Nichte besser dran wäre wenn sie nicht mit zuhause sitzen würde, weil sie sich nur anstecken würde. Also setzte sich Leevky auf eine Parkbank und sah erst einmal den Hunden beim herumtollen zu. Sie suchte gerade ihre Kamera aus der Tasche als sie eine bekannte Stimme hörte. "Ist neben dir noch frei?" Es war James, der sich neben sie setzte. "Was machst du denn hier?", fragte Leevky verdutzt. "Eigentlich einen Spaziergang, aber jetzt wohl eher dir beim fotografieren zusehen." "Sicher, dass du das willst?", fragte Leevky grinsend und machte erste Aufnahmen. "Und eigentlich schon was neues?", sie packte ihre Kamera wieder weg. James wusste genau auf was Leevky hinaus wollte, er kannte sie jetzt gut genug um zu wissen, dass sie sehr neugierig war, vor allem wenn es um ihn und Vanessa ging. "Nicht viel mehr als gestern, außer dass wir uns abends noch getroffen haben." "Keine Details?", stachelte sie weiter. James schüttelte den Kopf. "Neugieriges Etwas, wir waren bei ihr, haben gegessen und uns gut unterhalten. Das war es auch schon." "Na dann." "Und bei dir?", fragte er. Leevky überlegte. "Nicht das ich wüsste. Hat sich seit gestern nichts verändert, außer dass ich heute den ganzen Tag außer Haus bleiben muss, weil meine Tante Angst hat, dass ich mich bei ihr ansteckte." "Armes kleines, neugieriges Etwas.", neckte James, "Gut, dann machen wir heute was. Wozu hast du Lust?". Leevky war ihm dankbar, dass er sich anbot etwas zu unternehmen, aber gleichzeitig auch überrascht, dass er sich sofort anbot. "Keine Ahnung, was machst du denn so, normalerweise?", fragte sie nach. "Also bei dem Wetter will ich nicht den ganzen Tag draußen verbringen. Zum Schluss können wir uns dann noch zu deiner Tante krank ins Bett legen. Heute haben die Geschäfte zu, da würde ich zum Beispiel Kino vorschlagen und sehen wir ja was wir noch machen können." Leevky freute sich sehr über diesen Vorschlag. Tausendmal besser als allein im Park zu sitzen, dachte sie sich. "Gute Idee, da ich ja eigentlich so gut wie alle Sehenswürdigkeiten schon gesehen habe, ist Kino eine gute Alternative. Ist das auch wirklich ok für dich? Du musst dich da jetzt nicht für mich opfern.", sie war immer noch verunsichert, ob er dabei wirklich Spaß haben würde. Er stand auf, reichte ihr die Hand und sagte: " Klar, sonst hätte ich nichts gesagt. In einer Freundschaft kann man ja nicht nur ständig reden, da muss auch mal was unternommen werden." "Ach und du glaubst wir werden es schaffen gute Freunde zu werden, die sich nicht alle fünf Minuten in die Haare kriegen." Sie mussten beiden lachen. "Zwei Dickköpfe auf einmal, dass schaffen wir schon. Ich meine, da ich ja schon älter bin werde ich die nötige Reife mitbringen.", er musste noch mehr lachen. Leevky schüttelte nur den Kopf, nahm seine Hand, stand auf und sie machten sich auf den Weg zum Kino. "Sag mal, weißt du eigentlich was für Filme kommen und wann?", fragte Leevky nach einer Weile. James sah sie an. "Nein, aber das sehen wir ja dann." "Oh der Mann kann auf seine alten Tage auch noch spontan sein.", kicherte Leevky. James grinste nur. " Eins zu eins.". Eigentlich war der Altersunterschied bis jetzt kein Problem für sie gewesen, fand Leevky. Sie hatten sich immer gut über alles Mögliche unterhalten können. Ihr fiel auch auf, dass sie einiges gemeinsam hatten. Beide liebten die Toskana und würden gerne einmal Japan bereisen, sie hörten beide gerne Rock-Country Mischungen, und interessierten sich für Mode und die neusten Trends. Für die kurze Zeit, in der sie sich kannten verstanden sie sich prima.
Am Kino angekommen, diskutierten sie erst einmal welcher Film es denn sein sollte. Letztendlich endschieden sie sich für eine Komödie. Sie gingen zur Kasse. "Wenn ihr euch beeilt, schafft ihr es noch.", sagte der Verkäufer hinter der Glasscheibe. Sie kauften die Karten und liefen zügig in den Kinosaal. Gerade hatten sie sich gesetzt, als der Film begann. "Perfektes Timing.", flüsternden beide gleichzeitig und lachten leise.


Kapitel 9
Als Leevky die Wohnungstür aufschloss, hörte sie Susan husten. Gott, die Arme, bis zur Fashionweek ist hoffentlich alles wieder in Ordnung, dachte sie sich. "Bin wieder da.", rief sie, während ihre Lederjacke unschön auf der Couch landete. Susan tippelte gerade aus der Küche. Sie hatte eine leicht rote Nase, einen dicken Schaal um den Hals gewickelt und sah relativ erholt aus, schien es Leevky. "Freut mich. Und wo hast du dich den ganzen Tag herum getrieben?", fragte ihre Tante mit krächzender Stimme. Leevky setzte sich auf den Boden und startete einen Versuch aus ihren Boots zu kommen. "Ich hab zufällig James im Park getroffen. Dann hat er gefragt, ob ich Lust hätte mit ins Kino zu kommen.", sagte sie, während sie ihren Fuß aus dem ersten Stiefel befreit hatte. "Schön zu hören, dass du nicht den ganzen Tag allein durch die Stadt geirrt bist ohne zu wissen wohin.", krächzte Susan weiter. "Wie es aus sieht werdet ihr ja richtig gute Freunde. Ich merke, dass es dir besser geht, seit du ihn 'wieder' getroffen hast.", Susan machte eine Pause. "Jaja, Freunde sind schon was schönes ... und wichtiges." Sie schlürfte den Inhalt ihrer Lieblingstasse und lies sich auf das Sofa fallen. "Gott, so viel Ingwerwasser wie heute hab ich noch nie in meinem Leben getrunken. Aber es geht mir schon etwas besser. Wirkt echt Wunder dieses Zeug." Leevky lächelte. "Man sieht es auch. Nur mit deiner Stimme haut's noch nicht so ganz hin." Mittlerweile war sie aus beiden Stiefeln draußen und ging Richtung Garderobe im Flur. Die Boots hatten ihren Platz eingenommen und Leevky lächelte. Ja, ich bin froh James zu haben, dachte sie sich.
Am nächsten Morgen musste Leevky alleine frühstücken, da ihre Tante immer noch gut angeschlagen war. Leise machte sie sich fertig und ging los, Susan schlief noch. Wie gewohnt traf sie sich im Coffeshop mit James. Er war wieder früher da als sie und saß schon mit zwei Lattes an einem kleinen Tisch an der Fensterfront. Nachdem er Leevky bemerkt hatte winkte er ihr leicht zu und legte sein Magazin beiseite. "Nächstes Mal bin ich wieder dran mit bezahlen.", begrüßte sie James und setzte sich. Er nickte nur. Irgendwie wirkte er vertieft, nicht ganz anwesend, fand Leevky. Nach den ersten Schluck Kaffee fragte sie ihn, ob denn alles in Ordnung sei. "Klar, was sollte denn sein?", winkte er ab. Leevky konnte ihm das nicht ganz abkaufen, beließ es aber dabei. Erst schwiegen beide und sahen verstohlen aus dem Fenster, dann aber wandte James sich ihr zu und sagte: "Gestern war wirklich witzig.“ Sie lächelte. "Mir hat es auch sehr Spaß gemacht." Sie begann ihn wirklich sehr gern zu haben. "Sag mal", sagte James, nachdem er einen Schluck Kaffee zu sich genommen hatte. "Glaubst du, dass deine Tante bis zur Pariser Fashionweek wieder auf den Beinen ist?" Leevky grinste "Wieso fragst du? Keine Sorge, sie würde lieber todkrank hin gehen als dass sie der Konkurrenz das Feld überlässt." James lachte und schüttelte den Kopf. "So hatte ich das ja gar nicht gemein. Was denkst du nur von mir?!" Während sie weiter über die Fashionweek und neuste Mode redeten, merkte Leevky wie Vanessa hinter den Tresen immer wieder ihren Blick Richtung James und ihr schweifen ließ. Leevky wusste immer noch nicht, was sie von Vanessa halten sollte. James und sie waren immer noch kein Paar, aber sie trafen sich regelmäßig. Belustigt, über Vanessas Überwachung, wandte sie sich wieder James zu. "Wirst du auch mit gehen zur Fashionweek?", fragte sie. "Nein, mein Boss geht immer allein hin. Ist zwar mehr Arbeit für ihn, aber er wird schon wissen was er tut." er überlegte kurz. "Soweit ich weiß hat er noch nie jemanden zur irgendeiner Fashionweek mitgenommen." Leevky runzelte die Stirn. "Seltsam, aber wenn er meint. Vielleicht ist es ja ein Vorteil für die FashionIn." "Von wegen.", lachte James. "Das Fashions Weekly kann niemand toppen. Nur weil es diesen Monat schlechtere Zahlen hatte, heißt das noch lange nichts." Leevky hob eine Augenbraue und grinste herausfordernd. Da klingelte plötzlich James Handy. "Ist nur eine Sms.", sagte er und kramte im seinem Sakko. Er las seine Nachricht aufmerksam durch und rollte die Augen. Leevky fand, dass es ihn irgendwie niedlich aussehen ließ wenn er das machte. "Alles klar, ich müsste jetzt dann eh los und ich denke du auch." Sie blickte auf ihre Uhr. "Stimmt". Sie richteten sich beide auf und gingen nach draußen. "Morgen ist Sonntag, aber am Montag wie immer?", fragte Leevky noch zum Abschied. James nickte lächelnd, umarmte sie und ging über die Straße. Er ließ eine etwas verdutze Leevky zurück. Er hatte sie bis jetzt noch nie umarmt. Schmunzelnd machte sie sich auf den Weg zum Blumenladen. Während sie durch die beschäftigte, hektische Menge wuselte merkte sie, dass ihr Herz schneller schlug als sonst. Es fühlte sich an, als hätte sie kleine Schmetterlinge in ihrem Bauch.
Nach einem relativ ruhigen Arbeitstag, begab sich Leevky auf den Weg nach Hause. Während sie die Schüssel suchte, welche Susan für sie nach gemacht hatte, realisierte sie noch einmal, dass James sie umarmt hatte bevor er gegangen war. Jedoch versuchte sie sofort wieder ihren kribbelnden Magen unter Kontrolle zu bekommen. Ich benehme mich kindisch, was ist schon bei einer freundschaftlichen Umarmung dabei, dachte sie sich gleich. Ihren Magen konnte sie trotz ihrem Standpunkt nicht beruhigen können. "Na meine Kleine!", rief ihre Tante, als sie die Wohnungstür aufgehen hören hatte. "Dir geht’s ja schon viel besser. So gut wie kein krächzen mehr.", bemerkte Leevky "Dann kannst du ja wohl doch auf die Fashionweek." Susan lächelte. Ihr Gesicht, besonders die Nase hatten wieder eine vollständig normale Farbe angenommen. Jegliches rot war verschwunden. "2 Tage bleibe ich noch zur Schonung zu Hause. Glaub mir ich hab alles Mögliche geschluckt um jetzt schon wieder fit zu sein. Mindestens zehn Tassen Ingwerwasser ,schwarzen Tee, ganz viele Orangen und natürlich Tabletten gegen die Halsschmerzen. Ach übrigens steht in der Küche noch ein Teller Gemüseauflauf für dich bereit." Leevky begab sich zur Küche, holte ihr Abendessen und machte es sich dann neben Susan auf dem Sofa gemütlich. Nach dem ersten Bissen bemerkte sie, dass ihr Magen immer noch voller Schmetterlingen war. Vielleicht sollte ich Pestizide schlucken, überlegte sie innerlich lachend. Ihrer Tante zuliebe aß sie den halben Teller leer, obwohl sie keinerlei Hunger verspürt hatte. Als sie den Teller abstellte, fragte Susan: "Erzähl mir von deinem Tag. Was neues?" Leevky überlegte kurz, ob sie über die Umarmung und ihre Auswirkungen auf ihren Bauch berichten sollte. Sie wusste, dass Susan sich aber immer ernsthaft für Leevkys Probleme interessiert hatte, im Gegensatz zu ihrer Mutter und auch ihre, für sie selbst, kindische Teenie Reaktion verstehen würde. Also erzählte sie davon. Für einen kurzen Moment war Stille. Dann sagte Susan: "Kind, du verliebst dich doch nicht gerade in ihn?" "Keine Ahnung. Ich war es noch nie.", das war alles was Leevky antwortete, jedoch bemerkte ihre Tante die verstohlenen Blicke. Sie stand auf, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: " Das merkst du dann schon, keine Sorge." Dann ging sie ins Bett. Leevky saß immer noch auf dem Sofa. Sie schloss die Augen und ließ ihre Gedanken kreisen. Ihr Bauch machte immer noch Tumulte und ein Schauer überkam sie. „Geht sowas denn so schnell?!“, fragte sie sich.


Kapitel 10
Die Fashionweek stand bevor und Susan ging es zumindest gut genug, dass Leevky sie in der Früh auf der Couch fand mit dem Laptop auf dem Schoß, Flugtickets suchend. „Du fliegst also sicher?“, fragte Leevky noch etwas verschlafen. Susan blickte kurz auf: „Naja, so sicher ist das auch wieder nicht. Ich habe nämlich ein kleines Problem.“ Leevky hob eine Braue „Und das wäre?“ „Ich lasse dich hier sicherlich nicht eine Woche allein. Du bist zwar siebzehn, aber mir ist nicht ganz wohl.“, sie zögerte „ Und meine Lösung wird dir nicht gefallen.“ Leevky sah sie schief an:“ Ich gehe jetzt ganz sicher nicht für diese eine Woche zurück zu Mum… oder Dad. Komm schon, ich bin wirklich alt genug, Tantchen bitte. Ich meine, Elena zählt ja schließlich auch auf mich.“ Damit hatte sie ein ausschlaggebendes Argument gefunden „Gott sei Dank habe ich diesen Job“, dachte sie sich siegessicher. Susan überlegte kurz, tippte noch schnell etwas auf der Tastatur und schaute sie dann streng an. „ Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig. Elena braucht dich wahrscheinlich wirklich und wir beide kennen ja deine Mutter und euer Verhältnis. Aber ich werde dich nicht täglich anrufen können, schließlich herrscht immer buntes Treiben wenn Fashionweek ist.“, sie überlegte. „Ich werde jemanden finden der mal vorbei schaut und nach dem Rechten sieht. Ich hätte auch schon jemanden. Lisa ist eine ganz reizende Person, wirklich, du wirst sie mögen .Sie arbeitet bei mir in der Redaktion. 2-mal die Woche werde ich sie vorbei schicken, um mal nach die zu sehen. Geht das in Ordnung?“ Leevky sah sie stirnrunzelnd an, verstand aber ihre Tante und nickte zustimmend. „Also heißt es jetzt wohl Koffer packen für dich?“. Susan sah auf und nickte begeistert. „Willst du mich vielleicht beraten, was ich so alles anziehen soll?“ Über Leevkys Mund huschte ein Lächeln, jetzt konnte sie sich neue Trends von ihrer Tante abschauen und ihren eigenen Stil Susan etwas aufdrängen. Sie hatten Riesenspaß Susans Kleiderschrank zu plündern und feinste Designersachen frech mit verschiedensten Accessoires zu kombinieren. Zum Schluss musste sich Leevky auf den großen Hartschalenkoffer setzen, damit dieser überhaupt zu ging. Zufrieden zog Susan ihn zum Lofteingang und stellt ihn mit einem Ächzen ab. Leevky wühlte solange noch im Kleiderschrank ihrer Tante und fand ein entzückendes Blumenetuikleid. Sie hielt es sich vor den Körper und betrachtete sich im Spiegel. Susan blieb im Türrahmen stehen und grinste. „Ich habe es schon Ewigkeiten, aber es kommt nie aus der Mode, vor allem dieses Jahr ist es wieder super modern. Probier’s doch an, es steht dir bestimmt.“ Schnell warf sich Leevky das Kleid über und betrachtete sich wieder im Spiegel. Ihre Augen leuchteten. „Es ist wunderschön!“. Susan nickte zustimmend und sagte: „Du darfst es dir so oft ausleihen wie du willst. „Danke.“ Susan lachte: „Pass auf, dass dir nicht die Augen ausfallen.“ Elegant drehte sich Leevky im Kreis und das Kleid wirbelte mit. „Weißt du was?“, fragte sie, nachdem sie zum Stillstand gekommen war. „Jetzt freu ich mich, sogar ein kleines bisschen, dass du morgen fliegst.“ Susan machte große Augen und hob empört ihre Augenbrauen. „Jetzt kann ich meine Freunde einladen und eine Party schmeißen. In diesem Haus. In diesem Kleid.“ „Du spinnst wohl?! Und wann hast du hier jemanden kennen gelernt, abgesehen von James natürlich.“ „Das könnte man jetzt falsch auffassen. Ich meinte meine Freunde in Brentwood. Ist ja nicht so als hätte ich gar keine. Zu dritt kann man auch gut eine Party machen.“, antwortete Leevky erschrocken über die Tatsache, dass sie wirklich nur zwei Freunde hatte. Ich bin wie der Schulstreber den keiner haben will, lief es ihr durch den Kopf. Susan merkte, dass sie in ein Fettnäpfchen getreten war. „So war das nicht gemeint.“ Ich hab dich lieb.“, dann ging sie in die Küche und bereitete einen Obstsalat zum Frühstück vor. Einen Moment lang stand Leevky ganz still da. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel, dann zog sie das Kleid aus und gesellte sich zu ihrer Tante in die Küche. Mit einem Hopser saß sie auf der Kücheninsel und beobachtete Susan bei den Bananen zerkleinern. „Ist schon ok. Immer hin habe ich Freunde, es sind zwar nicht viele, aber sie halten zu mir.“, sagte Leevky bestimmt. „Ja, stimmt da hast du Recht. Du bist ein tapferes, kleines Mädchen mit Freunden und ich kann es nicht ausstehen, wie du immer dort auf der Theke sitzt. Da ist ein Stuhl.“, Susan zeigte mit dem Küchenmesser auf einen der Barhocker. Leevky sprang eilig runter und stibitze ein Bananenstück. „Langsam solltest du dich daran gewöhnen.“, antwortete sie mit vollem Mund. „Aber wenn du schon so mit dem Messer wedelst, gehorche ich besser.“ „Brav.“, Susan widmete sich schmunzelnd ihren Bananen. Nach einem ausgedehnten Frühstück studierte Susan ihrem Timer, sie hatte einen straffen Zeitplan in Paris, der genauestens von einer Susans Managerin zusammengestellt wurde. Später widmeten sich Leevky und ihre Tante um den Hausputz. „Bevor ich gehe, sollte ich mal alles wieder auf Vorder man bringen.“, sagte Susan, während sie mit dem Staubwedel wild herum wedelte. „Und du hilfst.“, sie drückte Leevky den Putzlappen in die Hand. Augenrollend machte Leevky sich auf den iPod in die Lautsprecheranlage zu stecken, voll auf zu drehen und brav die Küche zu putzen. Mit verrücktem Herumgewirbel und lauthals jeden Song mitgröllen, machte ihr es sogar ein bisschen Spaß. Nachdem schon mal die heißgeliebten Kücheninseln ihrer Tante sauber waren, stand Susan auf einmal im Türrahmen. Sie lachte: „Putzen kannst du, aber das mit dem Singen lass mal lieber. Bald klingelt ein Nachbar und beschwert sich. Entrüstet drehte sich Leevky herum. „Hey, nur weil ich es nicht kann heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht darf und wenn du nochmals so gemein zu deiner Nichte bist musst du wohl oder übel nach deinem Parisaufenthalt eine Spritztour mit mir machen.“ „O Gott, bitte nicht“, rief Susan lachend und rannte zurück ins Wohnzimmer. Leevky stütze zufrieden die Hände in die Hüfte. „Gut so! und ich singe jetzt! La La Nolita Fairytale…“, ertönte es aus der Küche.
Der Abschied war hektischer und kürzer als eigentlich geplant. Susan musste schon um 5 Uhr los, aber Leevky bestand darauf sich trotzdem wecken zulassen. Nach zwei Kniffen in den Arm, wachte sie endlich auf und lief schlaftrunken in den Flur. „Morgen, Meine Kleine“, flötete Susan etwas heiser, während sie ihrer Nichte einen Kuss auf die Wange drückte. „Ich bin schon wieder viel zu spät dran! Das Taxi ist schon unten und ich bin noch nicht mal richtig angezogen.“ Leevky lächelte über die verplante Art ihrer Tante, war jedoch noch viel zu müde um etwas zu erwidern. Binnen weniger Minuten hetzte Susan aus ihrem Zimmer zu den Koffern, als Leevky schon im offenen Türrahmen stand um sich zu verabschieden. „Ich wünsche dir ganz viel Spaß“, flüsterte Leevky und drückte ihre liebste Tante ganz fest. Susan lächelte selbst noch leicht benommen. „Danke, dir auch. Ich ruf gleich durch wenn ich angekommen bin oder schreibe eine SMS. Der Terminplan lässt nicht sehr viel zu.“ Dann drückte sie Leevky erneut einen Kuss auf und verschwand mit den Koffern im Aufzug. Leevky verharrte noch kurz bis sie sich wieder in ihr Bett legte und sofort einschlief.
Als sie zum zweiten Mal an diesem Tag aufwachte war es ziemlich still. Ohne ihre Tante fehlte etwas. Sie tappte in die Küche, doch weil sie keinen Hunger verspürte und sie kein Essen für Susan zubereiten musste, machte Leevky gleich wieder kehrt und schlurfte ins Bad. Verschlafen tastete sie nach dem Lichtschalter. Als sie ihn endlich fand stolperte Leevky beinahe über den Frotteeteppich. „Was in …?“, fluchte sie. „Gerade mal aufgestanden und schon wieder tollpatschig, klar.“ Sie drehte kopfschüttelnd den Wasserhahn auf und spritzte sich das eiskalte Nass ins Gesicht. Sofort wurde sie wacher. „Brrr, ist das kalt.“, dachte sie sich. Langsam begann sie mit dem morgendlichen Waschritual, kämmte sich ihre langen Haare, wuschelte dann einmal durch und lief summend zurück ins Zimmer. Leevky öffnete ihr Fenster und lehnte sich gegen die Barrikade. Das Wetter war wunderbar. Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht. Sie musste lächeln. Unter ihr hörte jede nur erdenkliche Art von Lärm und über ihr war der Himmel blau, Wolken zogen vorbei und die Sonne kämpfte sich an den höchsten Punkt hoch. „New York, du bist einfach anders!“, rief Leevky nach unten, dann wirbelte sie herum. Sie wollte gleich los um zu fotografieren, das Wetter war perfekt. Es war noch genug Zeit bis sie zur Elena in den Laden musste. Eilig zog sie das neue Kleid, welches ihr Susan geschenkt hatte an. Wieder lächelte sie als sich Leevky selbst im Spiegel sah. Das Kleid sah so wunderbar aus! Sie packte einen Cardigan, ihr Handy, etwas Geld und ihre Kamera in einen Vintage-Rucksack und betätigte den Fahrstuhlknopf. Draußen ließ sie sich von der Menschenmasse Richtung Park leiten. Sie wollte den Kopf frei bekommen, denn James schlich sich immer wieder in ihre Gedanken. So gut es ging verdrängte sie ihn. Sie konzentrierte sich auf die Fotografie. Den ganzen Tag lief sie verschiedene Ecken New Yorks ab und hielt wundervolle Augenblicke fest. Jedoch kam James immer wieder zurück und schmiss ihre Gedanken durcheinander. Sie freute sich schon ihm morgen wieder begegnen zu können. Es zauberte ihr ein breites Lächeln ins Gesicht. Glücklich machte sie sich abends auf den Weg zurück ins Loft.
Es war Montag. In Frankreich stand die Modewelt schon komplett auf dem Kopf, als Leevky sich gerade mal aus dem Bett hievte. Susan hatte gerade versucht sie zu erreichen und hinterließ eine Nachricht auf dem Band. Alles sei in Ordnung und Lisa würde nach der Arbeit mal vorbei schauen und nach dem Rechten sehen. Leevky freute sich, dass ihre Tante es doch noch zur Fashionweek geschafft hatte. Es war schließlich der Event überhaupt für ihr Magazin, außerdem brachte sie immer die schönsten Trends nachhause. Susan hatte Leevky früher schon immer eine Collage mit den neusten und besten Kollektionen geschickt. Sie hatte sich jedes Mal über den Kuvert gefreut und sogar ihre Mutter teilte ausnahmsweise diese Euphorie, wenn auch mit etwas Wehmut gegenüber ihrer verflossenen Karriere als Model. Dieses Mal musste Leevky nur warten bis Susan wieder in der Tür stand. Sie war jetzt schon gespannt, was sie die Modegötter sich dieses Mal ausmalt hatten. Ihr Blick fiel auf den Wecker. „Mist!“, fluchte sie „Elena wartet.“ Sie tappte ins Bad, führte ihre Morgendusche durch, schaltete das Radio an und schnappte sich einen Apfel. Zum Frühstücken blieb keine Zeit mehr, sie musste zur Arbeit. Während sie eilig zurück ins Gästezimmer lief, musste sie schmunzeln. Sie begann die Gewohnheiten ihrer Tante zu übernehmen und dazu gehörte zu spätkommen. Der Apfel wurde lieblos zu ihrer Kamera und dem Handy in die Tasche geworfen. Schnell öffnete sie die Kommode und zog das erstbeste Kleid heraus und stülpte es sich über. Als sie mit ihrer Strumpfhose zu kämpfen hatte, fiel ihr Blick auf die Bilder, die Kommode zierten. Sofort schoss ihr wieder James durch den Kopf. Halb angezogen hüpfte sie auf das Bild zu und nahm es an sich. Leevky betrachtete es ausgiebig und ohne Vorwarnung waren ihre Schmetterlinge wieder zu spüren. „Gott, was ist nur los mit mir?“, fragte sie sich, doch zum überlegen blieb keine Zeit. Sie musste endlich los. Es war nun schon so spät, dass sie es nicht einmal mehr zu Starbucks schaffte um sich eine Latte zu holen. Das bedeutete, sie würde James heute nicht sehen. Enttäuscht und sich über sich selbst ärgernd verschlafen zu haben, schlug sie energisch die Lofttür zu und drückte unnötigerweise mehrmals den Fahrstuhlknopf. Als sie unten aus der Gebäudetür trat fühlte Leevky sich wie eine richtige New-Yorkerin; abgehetzt, aber gekonnt schlängelte sie sich durch den Menschenstrom. Als sie am Cafe` vorbeieilte sah sie wehmütig durch die Glasfronten. Innen war alles voller arbeitswütiger New Yorker und auch ein paar Touristen konnte sie erkennen. Auch bemerkte sie Vanessa, welche gerade mehrere Cafebecher an Kunden abgab. In diesem Moment fiel Vanessas Blick nach draußen und sie entdeckte Leevky. Schnell lief diese weiter, sie konnte Vanessa nicht leiden. Sie war ihr unsympathisch. Wahrscheinlich weil auch sie eine gewisse Zuneigung James gegenüber empfand. „Vielleicht sind sie sogar schon ein Paar?“, fiel Leevky bei sich ein. Aber diesen Gedanken schüttelte sie gleich wieder ab, denn sie mochte ihn zu sehr.
Die Arbeit bei Elena war an diesem Tag besonders hecktisch. „Wenn die Sonne raus kommt, kommen auch die Kunden“, verriet Elena zwinkernd Leevky. Sie musste einen Strauß nach dem anderen binden, außerdem beriet sie ratlose Männer und verzweifelte Frauen. Letztlich war es jedoch eine entspannte Arbeit, welche ihr Spaß machte. Jedoch war ihr nichts lieber als die Fotografie. Nachdem Elena das „open“-Schild drehte, Leevky verabschiedete und die Ladentür schloss, nutze Leevky die abendliche Dämmerung aus und lief in Richtung Centralpark. Dort angekommen knipste sie Baumkronen, ein altes Ehepaar und mehrere Kinder. Zufrieden setzte sie sich schließlich auf eine Parkbank und sah sich ihre Bilder nochmals am dem Display an. Eine Weile noch saß sie da und genoss den Übergang des roten Himmels zu einem sanften Violetton. Insgeheim hoffte Leevky wider auf James zutreffen, doch vergebens. So machte sie sich eine halbe Stunde später auf den Heimweg. Während sie den Schlüssel drehte, hörte Leevky aus der Wohnung Stimmen. Sie erschrak, öffnete dennoch vorsichtig die Tür und lugte hinein. „Und nun zum Wetter“, ertönte es. Leevky legte erst die Stirn in Falten, dann begann sie zulachen. Es war das Radio. Sie hatte in der Eile völlig vergessen das Radio auszuschalten. Leevky zog ihren Mantel und ihre Boots aus, dann drehte sie am Lautsprecher des Radios. In diesem Moment meldete sich ihr Magen. Er grummelte so laut, dass er die Wetterfrau übertönte. „Pssst“, machte Leevky und legte ihre Hände auf den Bauch. „Du bekommst gleich Sushi.“ Sie ging in die Küche und suchte die Nummer des Lieferanten am Blackboard, dann wählte sie. „Ist gut Ms. Livingston in 20 Minuten Essen da.“, sagte Mrs. Chong mit gebrochenem Englisch. Während Leevky auf ihr Sushi wartete zog sie sich um, schaltete das Radio aus und den Fernseher an. Gerade als sie sich eine Sender ausgesucht hatte, klingelte es. „Schon da?“, sie wunderte sich. Es waren keine 10 Minuten vergangen. Energisch sprang sie vom sie und lugt auf Zehenspitzen durch den Spion. Sie sah eine große, braungebrannte, junge Frau mit langen, braunen Locken. Leevky schätzte sie auf Ende zwanzig. „Hallo. Ich bin Lisa. Ms. Livingston schickt mich, ich soll mal nach dir sehen.“ Ein Brummen ertönte, das Schloss schnappte auf und Lisa trat herein. Sie trug einen schwarzen Bleistiftrock und einen rosafarbenen Blazer. Sehr stilsicher wie Leevky fand. „Hallo, du bist wohl Leevky, nicht? Schön dich kennen zu lernen.“, sagte sie freundlich und sie schüttelten sich die Hände. „Ehm, ja ich freue mich auch.“ Lisa trat ein bisschen näher: „Wow, eine schöne Wohnung hat Ms. Livingston da.“ Leevky nickte. Lisa wandte sich wieder der Nichte ihrer Chefin zu. „Darf ich dich duzen?“ Wieder nickte Leevky. „Ok, ich will nicht unhöflich sein, aber was genau sollst du eigentlich machen? Einfach nur vorbeischauen um zu sehen, dass die Wohnung noch heil ist?“ „So ähnlich. Zum einen soll ich schauen, ob du nicht verhungert bist und ich muss Ms. Livingston ein paar Auszüge für die neue Ausgabe bringen. Wo kann ich sie denn hinlegen?“ Leevky zeigte auf den Esstisch: „Lege sie am besten dort hin. Ich räume sie dann später in ihr Schlafzimmer.“ Lisa lächelte. „Perfekt.“ Ein kurzen Moment herrschte Stille, dann bot Leevky Lisa etwas zu trinken an, jedoch lehnte sie dankend ab. „Ehrlich gesagt habe ich jetzt dann eine Verabredung und ich glaube ich bin langsam spät dran. Ich gebe Ms. Livingston Bescheid, dass alles in Ordnung ist.“ Sie zwinkerte, dann verabschiedete sie sich höflich. Leevky schloss die weiß einlackierte Tür hinter ihr. „Eine Verabredung“, murmelte sie. Das wollte sie auch. Sie wollte eine Verabredung mit James, aber kein morgendliches Cafetreffen, sondern ein Date. Er war hier der einzige Freund für sie und sie hatten auch einiges gemeinsam. „Ich werde ihn anrufen.“, sagte sie sich. Dann suchte sie eilig ihre Tasche und kramte nach ihrem Handy. Insgeheim überlegte sie sich, ob es nicht seltsam war James einfach anzurufen. Das sie Nummern getauscht hatten, hieß ja nicht unbedingt, dass er sich mit ihr auf andere Weise treffen wollte. „Hat er nicht mal erwähnt, dass er schon mehrere Dates mit Vanessa hatte?“. Zweifel kamen ihr und so legte sie ihr Handy wieder beiseite. Es klingele wieder an der Tür. Dieses Mal war es der Lieferservice. Leevky öffnete abermals die Tür bedankte und bezahlte ihr Essen und schloss sie noch einmal. Sie machte es sich auf dem Sofa mit ihrer Plastikschale vollgepackt mit Californiarollen und diversen anderem Sushi bequem und sah sich eine Realityshow an. Gleich nach dem ersten Bissen merkte sie wie gut ihr das Essen jetzt tat. „Mhm“, machte sie und auch ihr Magen schien ruhiggestellt. Ihr Blick fiel aber immer wieder auf ihr Handy, welches noch auf dem Esstisch lag. Doch ihre Zweifel siegten. Enttäuscht über ihre feige Art blieb Leevky auf der Couch. Gerade küssten sich die beiden Hauptcharaktere der Realityshow. Leevky rollte mit den Augen. „Aber er könnte mich ja auch anrufen! Er hat gesagt wie gern er mich mag und wir waren im Kino. Diese blöde Vanessa, bestimmt sind sie wirklich zusammen und ich Esel habe es nur nicht geblickt.“, sagte sie sich. Mit einem Gefühlschaos aus Wut, Trauer, Trotz und ein paar Schmetterlingen stopfte sie sich ein großes Stück Sushi mit viel Wasabi in dem Mund. Im gleichen Moment bereute sie es doch, denn ihr Mund brannte wie Feuer. Jedoch vergaß sie für einen kurzen Augenblick James, der wahrscheinlich gerade den Abend mit Vanessa verbrachte. Mit viel Wasser versuchte sie das Brennen zu lindern, hechelnd hing Leevky über der Spüle. Nach einigen Minuten ließ die Schärfe nach und sie widmete sich wieder dem Fernseher. Während des Beginns der nächsten Sendung verlor sie sich wieder in ihren Gedanken. Dieses Mal war es jedoch nicht James- wenn er sich auch immer für Bruchteile einschlich- sondern ihre Eltern. Sie hatten sich in den letzten Tagen nicht mehr gemeldet und langsam wollte sich Leevky drauf einstellen bei wem sie nun bleiben sollte. Am liebsten würde sie natürlich bei Susan bleiben wollen, aber das hielt Leevky für zu unwahrscheinlich. Noch einige Zeit grübelte sie über dies und das. Was wäre, wenn sie bei Susan bleiben könnte? Waren James und Vanessa nun in einer Beziehung? Was würde sie machen, wenn sie endlich aufs College könnte? Welches würde sie nehmen? … Irgendwann ermüdete sie. Ihr Kopf war voll und sie träge. Langsam schleifte sie sich ins Bad und putze provisorisch ihre Zähne, dann schlurfte Leevky zum Bett, mummelte sich in ihre Decke und wollte gerade die Augen schließen, als ihr einfiel, dass sie den Wecker noch stellen musste. Morgen sollte sie definitiv nicht verschlafen.

 

Kapitel 11

 

Die nächsten Tage verliefen ohne große Highlights. Leevky traf sich mit James im Cafe und mit jedem Tag wuchs ihre Zuneigung, aber Vanessa war immer noch im Spiel. James erzählte ihr an einem Morgen, dass er sich wieder mit Vanessa getroffen hatte und glaube das es etwas ernstes werden könnte. Das versetzte Leevky einen Schlag. Sie bemühte sich jedoch, sich wie ein guter Freund aufrichtet zu freuen. "Danke, dir. Das bedeutet mir viel, dass du da unterstützt. Ich weiß, du magst sie nicht sonderlich. Sie ist aber wirklich sehr nett und vollkommen anders, als hinter dem Thresen. Wer kann es ihr verdenken, wir New Yorker sind unfreundliche Kunden.", sagte James lachend. Leekvy nickte lächelnd und verabschiedte sich schnellst möglich. Sie konnte nicht im sleben Raum, wie die beiden sein. Die Arbeit im Blumenladen ging ihrer routinierten Wege. Leevky war froh darüber, diesen Job zu haben, somit musste sie nicht ständig an James denken. Wenn das so weiter geht, werde ich noch verrückt, dachte sie sich während sie ein paar Rosen stutzte.

Am Freitag abend war Leevky erschöpft ins Loft zurück gekehrt. Die Fassade aufrecht zuerhalten, James nur als Freund zu mögen war anstrengend ebenso war im Blumenladen viel los. Und als ob es nicht noch besser werden konnte, hatte ihre Mutter Leekvy eine Nachricht geschrieben, dass sie jemand neues kennen gelernt habe und diesen Mann ihrer Tochter nach der rechtsgültigen Scheidung gerne vorstellen wollen würde. Leevky hatte schon länger geahnt, dass ihre Mutter wohl jemand neuen gefunden hatte. Es war kein Geheimnis, die Ehe ihrer Eltern war nie wirklich mit Liebe erfüllt gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer der beiden sich in jemand anderen verlieben würde. Nachdem sie es sich in ihren Lieblingssweater und ein paar kurzen Jogginghosen auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, bemerkte sie eine Nachricht auf dem AB. Sie drückte den Knopf: es war Miranda, die sich in der ganzen Hektik kurz melden wollte, dass die Fashionweek ein voller Erfolg wäre und sie mit vielen brillianten Ideen für die neue Magazinausgabe zurück kommen würde. Leevky fand, sie klang glücklich, trotz des lauten Hintergrundtrubel, der hörbar laut war. Die Frauen ihrer Famileie waren wohl einfach geboren für den Fashionzirkus. Leevky selbst empfand all das für zu übertrieben und da sie Insiderblicke in das Business hatte, wusste sie, wie hart das Pflaster der Modewelt war. Ihre Leidenschaft für Fotografie rührte vielleicht von dem frühen Kontakt mit der Modewelt, aber das Mädchen wollte lieber echte Menschen fotografieren. Menschen mit Geschichten und ausdruckstarke Landschaften, die einem den atemrauben können. Models, die perfekt vor einer Leinwand posieren, konnten da einfach nicht mithalten.

Der Abend wurde immer länger und langsam wurde Leevky müde. Da klingelte es plötzlich an der Tür. Verwundert stand sie auf um nachzusehen wer das war. "Es ist etwas spät, um nach mir zu sehen", dachte sie sich, trotzdem betätigte Leekvy den Türöffner und wartete. Da erblickte sie James, der die Treppe hinauf kam. Er blieb einen Moment lang vor ihr stehen bevor er etwas sagte: "Hi." "Was machst du denn hier?", Leekvy wusste nicht, ob sie sich freuen sollte oder ob dieser Besuch sie nur noch mehr in Verwirrung stürtzen würde. "Ich war gerade in der Nähe und dachte ich sage mal Hallo.", James Atmung ging etwas schwer, bemerkte Leevky. Sie machte eine einladende Geste. "Nun, bitte komm herein." James betrat die Wohnung vorsichtig, so als würde ihm jeder Schritt falsch vorkommen. Schließlich standen beide im Wohnraum und sahen sich betreten an, Leevky war so verdutzt über den Besuch, dass sie nicht wusste was sie sagen sollte. "Möchtest du etwas trinken?" "Nein, danke. Ich glaube ich hatte heute Abend eh schon zu viel.", er deutete ein Lächlen an. "Okay, nun dann was machst du hier? Wie hast du überhaupt gewusst wo ich wohne? Bist du angetrunken?" Leevky konnte sich nicht bremsen, ihr folgen noch tausend Fragen durch den Kopf. James jedoch schwieg einen Moment, dann setzte er zum reden an: "Es ist nicht schwer die Adresse unserer größten Konkurrenz zu bekommen." Er kam einen Schritt auf sie zu und stellte sich nur wenige Zentimeter vor sie, sodass Leevky sein After Shave riechen konnte. Sie wusste nicht was sie tun sollte, ihre Verwirrung über die Situation war zu groß. "Ich komme gerade von einem Date mit Vanessa, sie hat für mich gekocht." Jetzt wurde Leevky ärgerlich, er stand hier bei ihr nachts in der Wohnung so nah vor ihr, dass sie ihn berühren wollte und er erzählte ihr von seinem Date. "Nun wir wissen wohl alle, was da bedeutet." erwiderte sie kälter, als sie es beabsichtigt hatte. Er hob eine Augenbraue und fragte: "Was soll das heißen?" "Du hast mir erzählt, dass es zwischen euch ernst werden könnte und sie lädt dich zu sich ein. Essen, Wein und vermutlich ein paar Kerzen..." Sie stockte. Er hatte bestimmt mit ihr gschlafen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie sah ihn nun direkt an, denn sie wollte es aus seinen Augen lesen können.

Aber James wich einen Schritt zurück und blickte zur Seite: "Und du hast damit ein Problem?", er wandte sich wieder zu ihr. "Natürlich nicht, aber ich frage mich, was du hier tust, wenn du offentlich ganz wo anderst sein wolltest.", erwiderte sie so gelassen wie möglich. Der schnippische Unterton in ihrer Stimme blieb James jedoch nicht unentdeckt, aber er sagte wiedereinmal kein Wort. Diese Situation machte Leevky wahnsinnig. Was soll das nur, dachte sie sich, er will mich wohl absichtlich quälen. Er seuftze: "Leevky um ehrlich zu sein bin ich hier, weil ich nicht dort bleiben konnte. Du hast recht, heute abend hätte...", er überlegte, "romantisch werden können." Er machte wieder ein kurze Pause, gerade so als würde er mit sich um seine nächsten Worte ringen. "Ich konnte jedoch nicht diesen Schritt gehen. Irgenwas hat mich zurückgehalten. Ich dachte ich habe wirklich Gefühle für Vanessa, aber heute abend konnte ich aus irgendeinem Grund nicht den Schritt gehen, den sie gehen wollte. Verstehe mich nicht, falsch sie ist toll, aber..." er sagte nichts mehr. "Aber was?", fragte Leevky hoffnungsvoll. Wollte er ihr sagen, dass er auch Gefühle für sie hatte? James Antwort jedoch war zerstörend. "Aber ich glaube einfach, dass ich nicht die Zeit für eine richtige Beziehung habe, ich werde bald befördert und muss all meine Energie in den Beruf stecken, ich habe zu hart gearbeitet, als dass nun flöten geht. Verstehst du das?" Er sagte, dass als wäre es ganz selbstverständlich die Wahrheit. Leevky konnte nicht mehr, sie hatte sich gewünscht, er würde sie vorziehen. Sie wünschte sich, er würde sie jetzt in den Arm nehmen, einfach so. Aber er tat es nicht, er stand wieder völlig klar vor ihr und blickte sich im Wohnzimmer um, als wäre als dies eine ganz normale Situation. Es hatte nichts magisches mehr und Leekvy stand den Tränen nahe, diese Blöße des kleinen naiven Teenagers wollte sie sich jedoch nicht geben. "Dann bist du also früher gegangen, hast dich betrunken und bist hier her?", sie versuchte das zittern in ihrer Stimme zu verbergen. Er sah sie wieder an: "Ja." Leevky drehte sich zur Tür, die Gefahr, dass ihr die Tränen in die Augen schossen war zu groß. "Nun es freut mich, dass du jetzt Klarheit über dein Liebesleben hast. Aber es ist spät und wir können am Montag darüber reden, bitte geh." Sie wies in Richtung des Hauseinganges. James verstand und begab sich zur Tür. Für einen kurzen Augenblick drehte er sich nochmal zu ihr und sagte: "Gute Nacht, entschuldigte, dass ich dich mit meinem Probleme so spät noch belästigt habe." Sie rang sich ein Lächlen ab: "Kein Problem, dazu sind Freunde schließlich da. Bitte gehe jetzt, es war ein langer Tag." James nickte und Leevky konnte den Kloß in ihrem Hals spüren. Als er im Türrahmen stand umarmte er sie noch zum Abschied, wie er es seit einer Weile öfter tat. Leevky lies es zu. Die Umarmung tat ihr gut. Sie konnte seinen warmen Körper nah bei sich spüren und wünschte sich, sie würde nie enden. Als die beiden sich aus der Umarmung lösten, sah James sie wieder mit diesem Blick an. Und gerade als ihr der Blick wieder einen Stich versetzte, drückte er sie an sich und küsste sie.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /