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Nicht für Schlafmützen !!!

Es war einmal ... oder vielleicht wird es auch erst noch so sein ... oder aber es findet gerade statt, so genau können wir das nicht wissen! Ich entscheide mich nun mal ganz spontan für die Gegenwart.
Es ist schon dunkel und ich sitze hier an meinem Schreibtisch und versuche, eine einigermaßen interessante Geschichte zu schreiben. Tausend Ideen spuken in meinem Kopf herum. Aber welche wird es denn sein, die ich zu Papier bringe... das heißt auf den Monitor, da auch ich die Technik sehr gerne nutze und das Computer-Zeitalter nicht zu ignorieren ist.
Was soll es überhaupt werden? ... eine Geschichte, ein Märchen, ein Bericht, eine Erzählung oder … es gibt so viele Möglichkeiten!
Ich lasse mich mal überraschen und schreibe einfach weiter und am Ende kann ich immer noch entscheiden, was es geworden ist.
Das ist übrigens auch oft in meinem Lebensalltag so; anstatt zu planen gebe ich mich dem Tag einfach hin und schaue am Abend, was er mir so gebracht hat … ist sehr entspannend, da ich mich nicht mit unerfüllten Erwartungen abfinden muss, die zwangsläufig den ganzen Tag über meinen Kopf belasten würden.
Seien wir doch mal ehrlich ... unsere Gedanken, die uns den ganzen Tag begleiten sind doch meistens überflüssig, da sie entweder in der Vergangenheit herum wühlen oder sich mit noch ungelegten Eiern aus der Zukunft beschäftigen.
Die Vergangenheit ist unwiderruflich,
„Schnee von gestern“, es gibt nichts mehr daran zu rütteln ...vorbei und abgehakt!
Tja ... und die Zukunft ist uns auch immer einen Schritt voraus, nicht fassbar ... keine Realität! Was passiert, passiert JETZT und nicht später … also: warum sich den ganzen Tag darüber Gedanken machen, was vielleicht mal passieren könnte?! Und die Vorstellung, dass etwas so oder so eintreffen könnte, beruht doch wieder auf eine Erfahrung aus der Vergangenheit, die halt nur eine Erfahrung war und nicht zwangsläufig noch einmal genauso eintreffen muss.
Also, Schluss mit den Gedanken, die uns in keiner Weise irgendwie weiterbringen! Ich sehe darin keinen Sinn!
Wenn ich immer in der Vergangenheit oder in der Zukunft lebe, wo bin ich dann JETZT ? Ich glänze durch Abwesenheit und verpasse alles, was in diesem Augenblick passiert … das heißt doch: Eigentlich gibt es mich gar nicht, ich bin nicht da! Und das, obwohl ich mich als sehr real empfinde.
Zum Beispiel fühle ich gerade in diesem Moment sehr deutlich meinen Magen! Er signalisiert mir mit einem leisen Grummeln: „ Ich langweile mich ... habe nichts zu tun! Kannst du mir nicht etwas zum Verdauen geben?“ Ganz deutlich spüre ich ihn und nun kann ich ihm etwas anbieten oder ihn vertrösten auf später. Ich kann nun aber auch anfangen zu überlegen … Soll ich so spät noch etwas essen! Ist doch nicht gesund! Nachher kann ich nicht schlafen, so mit vollem Magen! Außerdem macht es dick! …

Wenn ich damit anfange bin ich schon wieder weg und verpasse das, was mein Körper, in diesem Fall, mein Magen, mir in diesem Moment sagen möchte. Er hat eine bestimmte Aufgabe übernommen und bittet darum, seine Arbeit ausführen zu dürfen.
Und mit welchem Recht soll ich ihm das verweigern? Schließlich haben wir beide einen Pakt abgeschlossen, als wir uns miteinander verbunden haben:
Er sorgt für eine gute Nahrungszersetzung und ich für die Nahrung, dass er etwas zu zersetzen hat! Wir sind in gewisser Hinsicht aufeinander angewiesen, der eine braucht den anderen um existieren zu können.
Somit höre ich nun auf sein Knurren und schenke ihm Aufmerksamkeit, indem ich dafür sorge, dass er seiner Lieblings-Beschäftigung nachgehen kann, ich verwöhne ihn mit einem Apfel!




Hmmm...lecker! Mit jedem Biss spüre ich den saftigen Moment ( … oder auch andersherum ... ) in jedem Moment spüre ich den saftigen Biss! Ein süß-saurer Frucht-Schauer kühlt meine Zunge! Jeder Biss klingt wie ein Schritt auf frisch gefallenem Schnee!

Und der Duft … erinnert an Kindertage, als ich voller Freude meiner Mutter beim Einmachen des Fallobstes helfen durfte.
Herrlich … ein Genuss, der durch meine Gegenwärtigkeit , meiner vollsten Zuwendung und Konzentration zu einer Meditation geworden ist.

Dem Grummeln hat sich nun die Vergangenheit angenommen und nun geht es gestärkt weiter im Text.

Im Moment geht es nicht weiter!
Gedanken schleichen um mich herum. Sie wollen mich beeinflussen, mir suggerieren, was ich denn jetzt noch weiter schreiben könnte. Ich beobachte sie und stelle fest, dass sie nicht zu mir gehören, sonst könnte ich sie ja wohl kaum beobachten!
Tatsächlich wollen sie mir einreden, dass ich mich gerade irre, aber nein...ich kann mich nicht irren … fühle ganz genau, wie ich von ihnen getrennt bin.
Ich bin nicht diese Gedanken! Sie sind auch kein Teil von mir! Sie sind zwar da, aber gehören mir nicht! Doch was sind sie? Woher kommen sie? Warum bedrängen sie mich immer wieder?
Gerade sagt einer zu mir:“ Das wirst du nie verstehen!“ Ein anderer freut sich schon:“ Wir sind immer da! Du musst dich damit abfinden!“ Ein dritter folgt dem ersten:“ Das musst du auch nicht verstehen! War doch bis jetzt immer alles in Ordnung!“
So sind sie halt, die Gedanken, halten uns zum Narren und sind davon überzeugt, dass wir es nicht merken! Übernehmen vorwitzig das Ruder und fahren mit uns von einem Chaos zum anderen und von einer Lüge zur nächsten.
Sie halten sich für furchtbar wichtig und können es nicht ertragen, wenn man sie entlarvt und auf ihren Platz verweist.
Dort geben sie allerdings immer noch keine Ruhe, sondern mucken auf, wo sie können, dass wir sie bloß nicht ignorieren. Immer wieder schaffen sie es, sobald wir nicht anwesend sind, eben wieder einmal auf einer Reise in das Land der Vergangenheit oder der Zukunft, ihre angebliche Wichtigkeit auf ein Neues zu verteidigen.
Sie reisen sehr gerne und springen mit einer unersättlichen Energie auf jeden Zug auf, der uns aus der Gegenwart heraus fährt, ob vorwärts oder rückwärts,
ihnen ist jede Richtung recht.
„ Juchuuu, packt die Koffer! Wir kommen! Schlaf schön, in deinem Schlafwagen“, rufen sie. Und sie haben Recht! Sobald wir im Zug sitzen, schlafen wir ein.




Wir fangen an, zu träumen, obwohl wir meinen, wach zu sein. Wir träumen von Zeiten, die wir erlebt haben, von schönen Ereignissen, von traurigen Erfahrungen, von unserer Kindheit, unserer Jugendzeit, von harten Zeiten, von Krankheiten und von allem, was uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind.
Oder wir träumen von einem neuen Job, von einer neuen Beziehung, von Zielen, die wir erreichen wollen, von unserer Traumfigur und von Reichtum und Fülle.
In beiden Träumen fühlen sie sich wie zu Hause. Und wir können nicht anders und bewirten sie gerne, da wir sie für unsere Träume brauchen. Ohne die Gedanken, gäbe es keine Träume! Gedanken sind das Fundament für unsere Schlafausflüge.


Jetzt gehe ich schlafen! In dieser Art von Schlaf verabschieden sich die Gedanken, … aber nur zum Schein! Auch wenn wir uns vom Tag verabschieden und uns in unser Bettchen zurückziehen, lassen sie uns nicht völlig in Ruhe.
Sie schleichen sich durch die Hintertür immer wieder an uns heran und sorgen diesmal in unserem Unterbewusstsein für unsere nächtlichen Abenteuer, die wir als unsere eigentlichen Träume bezeichnen. Dabei träumen wir doch fast den ganzen Tag!
Aber wann sind wir denn wirklich wach?...
Fortsetzung folgt … vielleicht!? ...oder???


Impressum

Texte: Alle Rechte bei Cäcilia Wentker " GITANJALI "
Tag der Veröffentlichung: 11.10.2009

Alle Rechte vorbehalten

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