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Die Erneuerung



Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich vor dem großen Gebäude stand und mich fragte warum eine Schule so groß sein musste und wie ich mich darin zurechtfinden sollte. Mein Bruder Alex stand neben mir, er seufzte, mein Blick galt für einem Moment ihm, auch er blickte auf die Schule und las das Schild über dem Eingang, in dem Massenweiße Schüler sich hereindrängten. ,,Gesamtschule Kaiserslautern“ stand dort.

Es klingelte, eine Art Gongschlag, das über das Gelände dröhnte.

,,Na, wollt ihr hier warten bis ihr schwarz werdet?“
dröhnte die Stimme von unseren Vater zu uns. Er stand hinter uns, groß, braunäugig und Deutsch. Meine Mutter ist Japanerin, eine typische Japanerin, klein, zierlich und mit heller Haut. ,,Das Gebäude sieht groß aus.“ Sagte Alex lahm ,,Das sieht nicht nur so aus , das ist es auch.“ Sagte ich nach einem kurzen Augenblick. ,,Na los, wird`s bald?“ Unser Vater schob uns vor sich her, während wir Kinder, uns umschauten und die vielen verschiedene Menschen beäugten. Als wir zur großen Tür hineingegangen waren, fanden wir uns im Foyer wieder, auf der linken Seite sammelten sich ein haufen Schüler um zu schauen, ob im Vertretungsplan etwas für sie ungeändert wurde. Über uns hingen Schilder die in verschiedene Richtungen wiesen, auf einem das nach rechts wies stand Sekteriat drauf. Wir gingen nach rechts, durch die sich drängelende und schubsende Menschenmasse. Desto weiter wir in den Gang gingen, desto weniger Schüler begegnete uns. Mittlerweile konnten wir schon ohne Köperkontakt durch die Gänge laufen. Uns begegnete ein weiteres Schild, Sekteriat weiter grade aus. Immer mal wieder standen Schränke im Flur und manche Schüler räumten darin rum. Mir fiel auf, das es hier wohl eine große Schere zwischen reich, schön, klug und zwischen arm, hässlich und dumm gab. Wir begegneten Mädchen im Gruppen die sich auf gestylt hatten als würde gleich die angenagteste Disco überhaupt gehen, dann kam uns ein Mädchen entgegen, das fast gegen uns lief, weil sie ihre Nase, während dem Gehen in ein Buch steckte. Wir begegneten einer Jungengruppe die herumalberten und sich gegenseitig anstießen und dann niemanden mehr. Ich ging einen Moment in mich und dann hörte ich die Schule, ja ,ich weiß, es hört sich total bescheuert an, aber ich habe das gelernt so zu horschen und ich konnte gut horschen. Mein Atem wurde tief, leise und regelmäßig. Ich fing an mich zu verwandeln, nicht äußerlich, ich wandelnde mich in mir um. Vom lieben, netten Mädchen namens Ayumi wandelte ich mich in ein geduldsames, tödliches Wesen, dessen Namen ich nicht kannte. Meine Schritte wurden leiser, meine Bewegungen geschmeidiger, mein Körper war angespannt, auf alles vorbereitet und mein Gesicht wurde ausdruckslos. Wenn man mich so antraf konnte man mich immer leicht unterschätzen, bis jetzt hatte ich noch niemand kennen gelernt der das nicht tat. Nur die, die mich kannten wussten was und vor allem wie ich war. Ich hatte genug gehorscht, ich verbandelte mich innerlich zurück. Diese Verwandlung in mir hatte nur Sekunden gedauert, mein Vater hatte nichts mitbekommen doch ich wusste das Alex wusste, dass ich vor Sekunden noch eine Mörderin gewesen war.

Wir blieben vor einer Holztür stehen, die aussah wie alle andere Türen hier im Gebäude. Mein Vater klopfte an, jemand rief herein, die Tür ging auf ,wir strömten hinein und Alex schloss die Tür mit einem leisen „klack“. Eine rundliche Frau, verknittetert im Gesicht und mit viel zu viel Make-up sah uns erwartungsvoll an. Unser Vater räusperte sich und trat an den Tresen. ,,Guten Tag, ich bin Herr Khan. Ich habe ein Termin mit dem Schuldirektor.“ ,, Ja, einen Moment“ flötete sie und schaute im Computer nach. Die Tür hinter uns ging auf und ein Lehrer kam hinein, er knallte seine Aktentasche auf die Tresen und wühlte darin herum.


,,Setzen Sie sich bitte noch einen Moment“ sagte die Sekretarin und weiß auf 2 Stühle hinter der Tür. Alex und mein Vater setzen sich, ich blieb stehen und schaute aus dem Fenster, von dem aus man direkt auf den Pausenhof schauen konnte. Es war niemand da. Der Lehrer hustete nahm seine Tasche und ging wieder heraus, meine Ohren verfolgten ihn, ich hörte wie er hastig die Treppen hochlief und fast fiel, er fluchte und im zweiten Stock ging er in eine Klasse rein, die sich laut unterhielt, als er den Raum betrat wurde es augenblicklich leiser. ,,Guten Morgen“ ich zuckte zusammen und warf fast den Blumenstock von der Fensterbank, Alex fing ihn in letzter Sekunde auf. Das hatte mir in den Ohren gedröhnt, als wäre grade eine Bombe neben mir explodiert. Ich muss besser aufpassen wies ich mich selbst in Gedanken zurecht. Während mein Vater den Schuldirektor begrüßte warf mir Alex einen wahnenden Blick zu.

Das Büro war klein und an den Wänden standen Regale in denen Ordner standen, die bis zur Decke reichten. Auf seinem Schreibtisch stand ein Computer, ein Notizblock, auf dem nichts stand und zwei Kugelschreiben. Im ganzem Raum war nichts persönliches von ihm, keine Bilder, noch nicht mal ein Autoschlüssel lag irgendwo rum. ,,Setzten Sie sich.“ Er deutete auf zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. Dann ging er kurz noch einmal raus und brachte einen weiteren Stuhl. Als wir uns alle gesetzt hatten ergriff er das Wort. ,,Nun, Ayumi und Alex sind aufgenommen worden und jetzt wollen Sie mit mir reden.“ Er richtete den Blick auf mein Vater. ,,Ja, genau“ antwortete dieser sofort. ,,Es gibt eine Schwierigkeit, von der Sie keine Kenntinis haben, es geht um meine beiden Kinder. Sie kennen das Lager von Hiroshima? Das ist vor Jahren durch die Medien gegangen.“ Der Schulleiter schüttelte den Kopf, mein Vater fuhr fort. ,,Dieses Lager war eine Art Ausbildungsstätte für Kindersoldarden, die Chinesen wollten diese für ihr Nutzen benutzen.“ Das war sehr, wirklich sehr harmlos dargestellt. ,,Nun, damals zu diesem Zeitpunkt lebte unsere Familie in Japan,“ Die Augen des Schulleiters prüfte unsere Gesichter. ,,Ayumi und Alex sind in dieses Lager verschleppt worden“ Mein Vater schüttelte den Kopf ,,Ja, nun, sie sind befreit worden.“ ,,Das ergreift mich sehr, es tut mir für ihre Familie leid, dennoch finde ich es Vorbildlich, dass Sie mir so etwas erzählen.“ Mein Vater nickte traurig, Alex scharte mit dem Füßen. ,,Nun,“ sagte mein Vater ,,ich denke, dass wars, oder gibt es noch andere Anliegen?“ Er blickte uns fragend an und wir schüttelten beide einstimmig den Kopf. ,,Gut dann“ der Direktor klatschte in die Hände ,,es geht auf in die Schule!“ er stand auf. ,,Frau Frey, die Sekräterin wisst wo ihr hinmüsst.“ Wir verabschiedeten uns und die Sekräterin begleitete uns beide in unsere Klassen. Alexs Klasse war im 1.Stock, meine im 5. Meine Klasse war so leise das ich gar nicht wahrnahm das so viele Leute in diesem Raum waren. Als ich in die Klasse kam war der einzige der motiviert war der Lehrer, er hampelte an der Tafel rum und redete wie ein Wasserfall. Er beachtete mich gar nicht, die Sekräterin klofte nochmals lauter gegen die Tür, erst jetzt schreckte der Lehrer auf und auch meine neuen Klassenkameraden wurden langsam aber sicher wach. Einen Moment war der Lehrer verwirrt. ,,Ach“ sagte er ,,eine neue Schülerin!“ er redete so schnell das ich kaum was verstand ,,Komm doch rein, wir beißen nicht!“ er zeigte mir seine ungepflegten Zähne. Ich schluckte, die Sekräterin gab mir ein Klaps auf die Schulter und verschwand. ,,Dann stell dich mal deiner neuen Klasse vor!“ verlangte er, ich blieb stumm. ,,Wie ist den dein Name?“ ,,Ayumi“ sagte ich leise ,,Ja, darf ich vorstellen, dass ist Ayumi. Du kannst dich neben Tom setzen, dort in der Mitte.“ Es gab drei Reihen in denen hintereinander Tische standen, mein neuer Lehrer deutet auf ein gut aussehenden Jungen, der sich grade übers Gesicht strich. Während ich auf ihn zuging hörte ich ein Junge, in der ersten Reihe, der leise zu seinem Nachbarn flüsterte ,,Die ist aber heiß“ Ich blickte den der gesprochen hatte an. Er erwiderte mein Blick kurz, dann senkte er fast schuldbewusst den Kopf. Ich setzte mich neben Tom, der Lehrer schwafelte weiter. ,,Hey“ begrüßte mich mein neuer Tischnachbar ,,Peace“ antwortete ich und drehte mich zu ihm um. Er sah total verpennt aus, aber irgendwie auch total gut. ,,Ich bin Tom“ Ich lächelte, er hatte eine tiefe männliche Stimme, die mich sofort anzog. ,,Ich heiße Ayumi“ er lächelte ,,Warum bist du auf diese Schule gekommen?“ ,,Ich bin umgezogen“ war meine knappe Antwort, das hatte ihn ein Scheißdreck anzugehen, egal wie schön er war. Er lächelte ,,Ah, nadann“ er drehte sich um, er schrieb das was der Lehrer grade an die Tafel schrieb ab. Ich kramte mein Block heraus und machte das gleiche, ich beobachtete ihn heimlich aus dem Blickwinkel. Er hatte fast schwarze Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Tom hatte unglaubliche grüne Augen, sie strahlten förmlich. Seine Hautfarbe war sehr hell, aber nicht heller als meine. Er hatte ein schwarzes Hemd an, dass das grüne Leuchten seiner Augen nur noch verstärkte, er hatte schwarze Wimpern und geschwungene Lippen. Jetzt waren seine Lippen leicht geöffnet, wahrscheinig eher unbewusst. Sein Atem war extrem leise und fast geruchlos. Ich seufzte, na toll, das hatten wir im Lager gelernt. Eigentlich war das unmöglich, dass er aus dem Lager kommt, aber andererseits, ich war auch hier, warum sollten das dann nicht auch andere Menschen geschafft haben?,,Was ist?“ flüsterte er, ich zuckte die Schultern,,Nichts und bei dir?“ ,,Pure Langeweile“ ,,Ah, nadann“ Er wand mir sein Gesicht zu, einen langen Augenblick fuhr sein Blick über mein Gesicht,,Was ist mit dir?“ ,,Was soll sein?“ ich runzelte die Stirn, er schüttelte leicht den Kopf ,,keine Ahnung“ Tom drehte sich wieder nach vorne und gähnte. Der Unterricht war langweilig gestaltet und die Klasse warf mir immer mal wieder neugierige Blicke zu. Als es zur Pause klingelte traten hektische Bewegungen ein, jeder packte seine Sachen zusammen. ,, Gehen wir in ein anderen Raum?“ fragte ich Tom ,,Ja, wenn du willst kannst du mit mir in die Pause gehen, dann verläufst du dich nicht auf dem Weg zu den Raum.“ ,,Dankeschön“ bedankte ich mich bei ihm, er nahm mich mit und fragte mich aus, doch ich hielt mich in jeder Hinsicht bedeckt. Seine Freunde waren aus der Klasse, ein Junge heiß Robert, auch er hatte dunkle Haare und blau-grüne Augen, er hatte eine normale Jeans an mit einem Hemd drüber. Dann gab es noch Sacha, er war etwas rundlicher, aber auch sehr nett. Sie redeten über irgendein Spiel, als mich mein Bruder von hinten antippte, ich drehte mich um. ,,Hey“ ,,Hey“ ,,Und wie war es bis jetzt?“ ,,Ganz gut und bei dir?“ ,,Akzeptabel“ ich nickte, die Jungs unterbrachen ihr Gespräch. Ich drehte mich um ,,Darf ich euch vorstellen, das ist Alex mein Bruder.“Robert schüttelte ihm die Hand und stellte sich vor, Sacha begrab seine Hände in den Hosentaschen und nickte Alex freundlich zu. ,,Sacha“ sagte er. Tom fuhr sich durch die Haare und sagte sein Name ,,Bist du auch neu hier?“ wollte Robert wissen ,,Jap , bin ich.“ antwortete Alex. Tom lachte ,,Ey ,man ,du bist ja genauso einsilbig wie deine Schwester“ Ich steckte ihm die Zunge raus und piekste ihm in die Seite.

Ich freundete mich mit meiner Klasse an und auch Alex fand Freunde, ich hatte auch das Glück nur einen komischen Lehrer zu haben, der so ein langweiligen Unterricht abhielt, wie an meinen ersten Tag. Tom, Rob der eigentlich Robert hieß, Jess, abgeleitet von Jessica,Sacha, Marcel, Marc und Vanessa und ich wurden so eine Art Clique. Ich fand das wir alle total unterschiedlich waren und dennoch waren wir befreundet. Jessica hatte braune, gelockte Haare und konnte total gut schauspielern. Selbst ich nahm ihr Dinge ab, die nur geschauspielert waren. Marcel war der einzige blonde in unserer Clique, er war albern und lachte wegen jedem Scheiß. Marc klopfte immer blöde Sprüche, aber irgendwie waren die dann doch meistens ganz witzig. Vanessa bekam den Spitznamen Vani von mir. Wir waren eine ganz lustige Gruppe, wir sassen in der Klasse nicht zusammen außer Tom und ich. Ich liebte Tom nicht, aber ich schwärmte für ihn. Niemand kannte mich wirklich, denn niemand wusste von meiner Vergangenheit ausgenommen der Schulleiter und meine Familie. Auch Alex erzählte niemand etwas, aus Angst abgestoßen zu werden. Langsam, aber sicher richtete ich mein Zimmer ein so wie ich es wollte, Alex und ich stritten uns genauso wie früher. Mein Bruder und ich machten Spaßkämpfchen, das unseren Eltern überhaupt nicht gefiel, wir redeten auch über unser Geheimnis, aber vor unseren Eltern und unserer Umwelt redeten wir nie offen von unseren Geheimnis, aber manchmal redeten wir so, dass niemand verstand worüber wir redeten. Tom wollte das wissen und er ließ nicht locker, er meinte er wäre ja schließlich ein Freund von mir u.s.w.. Doch ich stellte mich einfach dumm. Ich hatte Angst, Angst davor ausgestoßen zu werden und diese Angst wuchs von Tag zu Tag.


-Tom-
Verzaubert
Scheiß Schule, ich drehte mich in meinem Bett um und fiel auf den Boden. Warum musste die Schule nur so früh anfangen? ,,Tom, jetzt komm, steh auf!“ meine Mutter. Ich tat ihr den Gefallen, ich ging duschen und zog mich an. Mein Blick verweilte nur wenige Sekunden im Spiegel, ich schüttelte den Kopf. Grüne Augen, schwarze Haare, helle haut, dass war ich. Ich knöpfte mir das Hemd zu, es war schwarz wie das innere meiner Seele, so wie ich glaubte. Das hört sich total doof an, aber ich war wirklich sehr abergläubig. Ich glaubte an eine Macht , die unser Leben bestimmte, doch manchmal hatte ich Angst, dass diese Macht mich strafen wird, dann ich habe schon viele Fehler begannen. Morgendes frühstücktete ich nie etwas, ich hatte um diese Zeit nie Hunger, ich packte mein Schulranzen und düste ab zur Bushaltestelle, ich war wie immer spät dran. Und wie immer war der Bus total überfüllt, nach ein paar Minuten begannen die Scheiben zu beschlagen und es fing an unangenehm warm zu werden. Als ich ins freie trat atmete ich erstmal tief ein, frische Luft. Rob wartete schon auf mich. ,,Jo“ begrüßte er mich mit einem Handschlag. Dann trotten wir gemeinsam Richtung Schule. Ein blondes Mädchen kam auf um zu, sie hatte einen sehr kurzen Rock an und Absätze in denen sie kaum laufen konnte, außerdem hatte sie ein Oberteil an , dass so tief ausgeschnitten war, dass sie hätte auch gleich nackt gehen können. Sie blieb vor uns stehen ,,Hey“ sagte sie Selbstbewusst, ihre Augen waren ganz schwarz umrandet und ihre Lippen blutrot. ,, Habt ihr beide Lust, euch mal mit mir zu treffen? „ Ich lachte ,wie bitte? fragte ich mich, mit so einer Schlampe? Sie lächelte mich an, wahrscheinig weil sie sich Hoffnungen machte. Sacha murmelte etwas von keiner Zeit und mich rettete die Klingel, ich sagte dass wir jetzt eine Arbeit schreiben würden und Rob und ich rannten über den Schulhof. Bloß weg von der. Natürlich war das mit der Arbeit eine Lüge gewesen. Ich weiß nicht wieso, aber ich stand auf so Mädchen einfach nicht, ich stand auf Mädchen die eher unscheinbar waren, denn die haben es eigentliche gar nicht nötig sich zu verstecken, aber sie machten es trotzdem.

Wir waren die ersten vor der Klasse, bis unser Lehrer mal kam, hatten wir schon aus Langeweile den halben Flur auseinander genommen. Der Unterricht war genauso langweilig wie immer, ich fragte mich warum ich überhaupt noch in die Schule ging. Ich atmete tief durch. Scheiße da, wen interessiert`s ?
Es klopfte, der Lehrer ignorierte es, jemand trat ein und klopfte noch einmal, der Lehrer hielt inne und einige der Schüler bewegten sich träge. Frau Frey stand an der Tür, dass war die Sekräterin meiner Schule und hinter ihr war ein Mädchen. Das Mädchen war wunderschön, klein, schwarze Haare, zarte Gesichtezüge, unglaublich helle Haut und dunkle funkelende Augen. Sie stellte sich als Ayumi vor und sie wurde neben mich gesetzt. Von nahem sah sie noch schöner aus, doch ich zeigte ihr erst die kalte Schulter, was sie dachte und fühlte konnte man nicht im ihrem Gesicht lesen. Ihre helle Haut wirkte fast unsichtbar, sie wirkte irgendwie nicht real, aber andererseits war sie wirklich da. Ihre dunklen Harre fielen wie ein Wasserfall auf ihre Schultern. „Hey“ begrüßte ich sie „Peace“ antwortete sie und drehte sich zu mir um, ich hatte ein Engel vor mir sitzen. ,,Ich bin Tom“ „Ich heiße Ayumi“ ich fragte sie gleich aus. „Warum bist du auf diese Schule gekommen?“ „Ich bin umgezogen“ einen Moment war ich verwirrt, aber ich lächelte trozdem, diese knappe Antwort, da steckte mehr dahinter, da war ich mir sicher, aber ich ließ mir nichts anmerken. „Ah, nadann“ ich drehte mich zur Tafel, ich wagte kaum zu atmen in ihrer Nähe. Ich bemerkte dass sie mich beobachtete, sie seufzte, also war da eindeutig was, jemand der sich so benahm hatte bestimmt Probleme. „Was ist?“ fragt ich, sie zuckte die Schultern „Nichts und bei dir?“ „Pure Langeweile“ ich bezog meine Antwort extra auf das hier und jetzt. „Ah, nadann“ So schnell gab ich nicht auf, ich wand mich ihr zu. „Was ist mit dir?“ „Was soll sein?“ Mein Bauchgefühl sagt mir das da immer noch etwas nicht stimmte. Ich schüttelte in Gedanken versunken leicht mein Kopf „Keine Ahnung“ Dann versuchten wir uns wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. In der Pause stellte Ayumi Rob, Sacha, und mir ihr Bruder Alex vor. Sie hatten nicht grade die große Ähnlichkeit in ihren Gesichtern.
Ayumi schafte aus uns, wie auch immer sie das gemacht hatte eine Art Clique. Rob, Sacha, Vani, Marc, Marcel, Ayumi und ich traffen uns jede Pause und auch manchmal in unserer Freizeit. Und ich bedrängte Ayumi immer mehr, ich wollte wissen was los ist, doch sie verriet es mir einfach nicht, sie stellte sich dumm. Doch eins wusste ich, sie teilte dieses Geheimnis mit ihrem Bruder, also lag es an der Familie, jedenfalls vermutete ich dies, aber etwas, etwas was ich nicht beschrieben konnte sagte mir, dass es nicht stimmte.


Das erste Handelen



In einigen Wochen gab es Osterferien und mein Vater musste Geschäftlich nach China in der Zeit und so kam es dazu das die ganze Familie nach China flog. Obwohl es die Chinesen waren die mich und mein Bruder ausgebildet hatten, freute ich mich auf die Reise. Endlich mal etwas anderes, Augenringe ade! An meinen letzten Schultag ging es los, Alex war davon überhaupt nicht begeistert, aber er flog trotzdem mit. Wir flogen 11 Stunden mit Zwischenstopp. Als wir in Hongkong ankamen, fing der Freitag, den wir in Deutschland schon erlebt hatten von vorne los, das war wegen der Zeitverschiebung. Wir waren alle todmüde und wurden von einem Fahrer in unser Hotel gebracht. Das Hotel war wir zu erwarten Luxuriös, die meisten Menschen hier waren klein und schauen uns oft mit verwunderten Gesichtern an. Alex und ich bekamen jeweils unserer Zimmer gezeigt, wie hatten natürlich getrennte Zimmer, unsere Eltern hatten eins zusammen. Mein Bad war an den ganzen Wänden fast Komplet mit Spiegel ausgestattet. Der Rest war in einem schönen Blau. Mein Zimmer war recht groß, mit Teppich, Fernsehen und Telefon ausgestattet. Das erste was ich tat war in dem Koffer herumzuwühlen bis ich mein Kulturbeutel und mein Schlafanzug gefunden hatte. Im Bad putzte ich die Zähne und zog mich um, ich legte meine Klamotten , die ich grade ausgezogen hatte. Kaum hatte ich mich aufs Bett gelegt, war ich auch schon eingeschlafen.
Ich wachte davon auf, weil das Telefon klingelte. Ich rannte hin und ging dran. „Ja?“ „Ayumi?“ mein Vater „Ja?“ „Steh auf und mach dich fertig, wir gehen Essen.“ „Alles klar“ murmelte ich und legte auf. Meine Güte aber auch. Mein Herz raste und mein Kreislauf machte grade nicht das, was er eigentlich tun sollte. Mir war schwindelig und ich war noch ziemlich müde, in Deutschland war es jetzt Nacht, dachte ich Sehnsüchtig. Ich machte mich fertig, schminkte mich ein wenig und ging dann zum Hotelzimmer 788, das war logischerweiße im 7. Stock. Ich fuhr mit den Aufzug runter und brauchte nicht all zu lang zu suchen bis ich das Zimmer meiner Eltern fand. Ich klopfte und Alex machte mir auf „Mum ist noch im Bad.“ Begrüßte er mich. Mein Vater sass auf den Ehebett und wartete, als er mich sah fragte er „Na, schön geschlafen?“ ich nickte. „Ja, ihr müsste euch vorstellen in Deutschland schlafen jetzt all eure Freunde.“ Alex verdrehte die Augen „Dad, dass wissen wir!“ „Ich bin gleich so weit!“ rief meine Mutter aus dem Bad.

Die Stadt war überwältigend, ganz anders als Deutschland, hier war alles bunt, grell, laut und viel größer. Reklametafeln hingen an den Hochhäusern, Tausende Menschen liefen auf den Bürgersteigen. Alte, Junge, Kinder und von ausgeflippt bis konservativ. Das war wirklich unglaublich. Wir gingen in ein deutsches Restaurant und blieben dort bis in die Nacht hinein.
Am nächsten Morgen wachte ich von alleine auf, ich packte mein Koffer aus und zog mich an. Dann schloss ich mein Laptop, den ich mitgebracht hatte an das Internet vom Hotel an und fuhr ihn hoch. In der Community in der ich angemeldet war, war keiner meiner Bekannten online. Ich hatte eine Mail von Jess >>Hey, na wie geht es dir auf der anderen Seite der Erde? Wir vermissen dich :P ld Jess<< ich schrieb zurück. >>Peace, du glaubst gar nicht wie anders es alles hier ist in Gegensatz zu Deutschland! Das nächste mal kommst du mit :P Alles ist bunt, groß, laut und grell! Ich euch auch :) ld Ayumi << dann schaltete ich den Laptop aus.
Mein Telefon klingelte, diesmal rannte ich nicht daran und dann klopfte es an der Tür. Na toll, was sollte ich denn jetzt machen? Ich ging ans Telefon „Ja?“ „Ayumi..“ wollte meine Mutter gleich anfangen „Einen Moment, bitte.“ würgte ich sie ab und legt das Telefon auf den Tisch. Ich lief zur Tür uns öffnete sie. „Alex“ „Was hast du gemacht? Du hast lange gebraucht.“ „Telefoniert“ ich ließ ihn stehen und lief wieder zum Telefon. „Mum?“ „Was war den los?“ „Alex hat geklopft.“ „Achso, gut, das wäre meine erste Frage an dich gewesen.“ Ich drehte mich um und schaute Alex zu wie er in mein Zimmer kam und sich auf mein Bett setzte. „Auf jeden Fall wollte ich euch Fragen, ob ihr Lust habt einen Ausflug zu machen, leider ohne mich, aber was hältst du davon?“ Dad konnte sowieso nicht mit, er war schließlich geschäftlich hier. „Keine schlechte Idee, Alex?“ er nickte. Mein Telefon stand nicht auf Lautsprecher, das war unsere antrainierte Gabe, Dinge zu hören, den anderen verborgen blieben. „Nun gut, dann seit ihr Punkt 10 Uhr unten an der Rezeption, so ich muss jetzt aber weg, tschüss!“ Sie legt auf. „Sie war aber ganz schön in Eile.“ Bemerkte Alex. Da hatte er Recht. „Was sollen wir machen?“ „Keine Ahnung.“ Wir hatten noch eine gute Stunde Zeit bis zu unseren Ausflugstermin, zu wenig um in die Stadt zu gehen. Alex hob den Kopf und blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich hob die Augenbraunen. „Was dagegen wenn wir trainieren?“ Das schockte mich. Wir durften das nicht, aber hier außerhalb von Deutschland, warum nicht? Ich lächelte. Er griff mich sofort an, ich wehrte mich mit einen Gegenschlag, und rutschte durch seine Beine durch. In Sekundenschnelle stand ich hinter ihn und legte meine Finger an die Stelle an dem man jemanden töten konnte. Noch bevor Alex wusste was los wäre, wäre er gestorben, wenn dies kein Spiel gewesen wäre. Ich blieb einige Sekunden in dieser Haltung, dann ließ ich ihn los. ,,Nicht schlecht, Herr Specht!“ lobte er mich. „Du hast ja wohl nichts verlernt.“ „Ich weiß nicht“ gestand ich ihm und ließ mich aufs Bett fallen. Alex legte sich neben mich. „Tannierst du heimlich?“ wollte er wissen „Ich geh in meinen Kopf alles durch, aber mehr nicht.“ „hmm“ Wir blieben eine Weile noch so liegen, jeder in seinen eigenen Gedanken vertieft. „Glaubst du unsere Eltern trennen sich?“ fragte er aus heiterem Himmel. Ich riss die Augen auf „Waaassss?“ „Naja, das ist doch irgendwie Mode im Moment, so viele die ich kenne, deren Eltern trennen sich.“ „Machst du jede Modeerscheinung mit?“ „Nein“ „Siehst du.“ Ich schaute auf die Uhr. „Wir müssen“ sagte ich leise.

Wie waren pünktlich an unseren Treffpunkt, wir erfuhren von der Rezeption, dass der Fahrer sich einige Minuten verspäten würde. Als er da war, brachte er uns zu einem Geländewagen, ein VW. Dann ging es los. Der Fahrer sprach nicht viel und Alex und ich auch nicht. Das Radio war leise an. Der Fahrer, ein Chinese hatte kein besonderes Merkmal, er hatte alte, aufgewaschene Klamotten an, seine dunklen Harre waren kurz geschoren. Er fuhr wie ein Schwein, wich in letzter Sekunde immer noch grade so aus und hatte einen Affenzahn drauf. Es dauerte fast eine Stunde bis wir aus Hongkong draußen waren, erst dann sprach der Fahrer mit uns. Mir war mittlerweile schon ziemlich übel. „Ich bin Aoi, eurer Fahrer, ich zeige euch die Dörfer.“ Aha. Alles klar, bloß nicht zu viel Information auf einmal dachte ich bissig. Irgendwie konnte ich den Kerl nicht leiden, obwohl ich den Grund nicht kannte.

Nach der Stadt, kam das Gelände und das Auto wurde zu Hüpfburg. Wir fuhren an bewässerte Felder und wunderschöne Landschaften vorbei. Das war das krasse Gegenteil zu Hongkong. Dann kamen wir in eins der Dörfer, ich hätte sowas nicht Dorf genannt. Heruntergekommene Lehmhütten, hier konnte man die Armut nicht nur sehen, sondern praktisch fühlen. Es waren nicht allzu viele Häuser, 8 sah ich. Jungen und alte Männer kamen aus den Häusern und bildeten einen Art Kreis um das Auto. Ob Alt, ob Jung, sie waren alle dreckig, ich fühlte mich in meinen sauberen Klamotten schon fast wie einer der sich alles machen ließ und nichts tun wollte. Wie stiegen aus, auch Alex ging langsam und unsicher, da war ich wohl nicht die einzige die Aois Fahrstiel auf den Magen schlug. Das erste was mir auffiel war das überhaupt keine weiblich Person anwesend war, waren diese alle zu ängstlich? Ein Bauer sprach unser Führer an, sie sprachen ein paar Sätze und wir standen darum wie bestellt und nicht abgeholt, während uns unsere Zuschauer anglotzten als wären wir Aliens. „Kommt, ich erkläre euch die Landwirtschaft!“ Froh nicht weiter angestarrt zu werden lief ich Aoi hinterher. Er erklärte uns die Landwirtschaft, das war mir alles zu kompliziert, deswegen schaltete ich auch irgendwann ab. Alex hing an seinen Lippen und stellte Aoi eine Frage nach der anderen. Bald darauf liefen wir wieder Richtung Auto, das wir mitten im Dorf stehen gelassen hatten. „Wir sind zum Reiswein eingeladen, wollt ihr dort hin gehen?“ ich nickte, besser als irgendwelche Bewässerungsbäche. Wir waren bei den Bauer eingeladen, der mit Aoi gesprochen hatte. Der Bauer, sein Name war Shinji erzählte nur von seinen tollen Sohn, der sah aus als könnte er gar nichts. Er war mager, klein und ich sah keinerlei Muskeln an seinen Körper. Hier sah ich auch mal eine Frau, ihrer Lippen waren aufgeplatzt und ihre Augen rot verweint, sie war viel dünner als ihr Sohn. Sie sah aus als wäre sie Magersüchtig, aber ich hielt den Mund. Niemand machte Anstalten ihr auch nur im geringsten irgendwie behilflich zu sein. „Soll ich ihnen helfen?“ fragte ich höfflich, doch der Bauer Shinji meinte ich solle sitzen bleiben. Die Frau hatte doch selbst ein Mund zum reden. Nicht ein einziges mal lächelte sie, sie hielt ihr Blick immer gesenkt als hätte sie vor etwas Angst und nahm Befehle von den Bauern und ihren Sohn an.
Wir gingen zum Auto zurück, es waren wieder ein haufen Zuschauer da, die uns Platz machten, es waren wieder nur männliche Zuschauer. Hinter uns gab es ein Schrei und wir drehten uns alle um, auch die Zuschauer. Was ich sah ließ mich die Luft anhalten. Eine Frau, lange Haare, sie war schön, doch das Elend hatte dies verblassen lassen. Ihre Kleidung war ausgebleicht und zerrissen, sie war voller Dreck. Und sie rannte zu uns. Vor mir, ich war ihr am nächsten, machte sie halt und ließ sich auf den Boden fallen. Ich sah Alexs Gesichtausdruck, er runzelte die Stirn, dann schaute er mich an. Niemand tat etwas, also kniete ich mich neben sie. Ihre Stimme war heiser und erst jetzt sah ich die Striemen an ihrem Körper. Wurde sie etwa geschlagen? „Bitte“ flüsterte sie „Mein Kind haben sie weggenommen, sie haben es umgebracht!“ Sie konnte Deutsch. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Wer sie?“ fragte ich sie „Alle“ schrie sie, ich zuckte zurück, sie deutete auf die Zuschauer, die das Spektakel beobachteten. Dann lehnte sie sich wieder zu mir. „Es war ein Mädchen, deswegen.“ Sie nahm meine Hände „Nimm dich in Acht, wir sind nichts Wert.“ Ihrer Tränen tropften auf unsere zusammengefalteten Hände. „Ayase!“ schrie jemand. „Was tust du da?“ Shinji lief auf uns zu. Ayase lächelte mich unter Tränen an, dann erreichte uns der Bauer, der zog sie grob zu sich und schüttelte sie an den Haaren, ich sprang aus dem Staub auf. „Hey, was soll das?“ rief ich und wollte zu ihr gehen, doch einer der Zuschauer hielt mich fest. Ich wehrte mich, jetzt strömten noch mehr auf mich zu. Ich sah niemanden mehr außer meiner Feinde und Ayase, ich hörte sie schreien, sie brauchte Hilfe. Ich wollte ihr Helfen. Die Dorfbewohner waren tätig geworden und sie waren stärker als man ihnen ansah. Meine Kraft ließ nach, ich hatte zu wenig tanniert. „Ayase!“





Wiederholung
Wut. Trauer. Mitleid. Wut. Trauer. Mitleid. Wut. Trauer. Mitleid. Meine Gefühle waren dreigeteilt und das Erlebte ging mir nicht mehr aus den Kopf. Wut. Die Dorfbewohner die mich daran hinderten Ayase zu helfen. Trauer. Ich kann und konnte ihr nicht helfen. Mitleid. Ihre Tränen um das ermordete Kind. Ich war in meinem Zimmer. Die Wut gab mir die Kraft jeden anzuschreien, Sachen kaputt zu schlagen und die Zuschauer zu beschuldigen. Die Trauer und das Mitleid lähmten mich, machten mich schwach, verletzlich und zerbrechlich. Ich war zwischen Tränen und Schreien.
Ich schmiss mich aufs Bett, starte die Decke an. Mein Herz war zu hören, ich stöhnte und stand wieder auf. „So eine Scheiße“ fluchte ich. Meine Hände waren eiskalt, ich konnte nicht mehr, ich kramte mein Laptop heraus. Meine Gedanken waren unzusammenhängend. Ich starte auf den Bildschirm, den Deskop und träumte. Ich träumte von nichts. Ruhe kam endlich. Ich öffnete ein Schreibprogramm, ich konnte noch nie gut dichten, doch diesmal schrieb ich viel. Mein Kopf war voll von dem geschehenden. Eine Seite insgesamt, schrieb ich. Es war eher ein Liedtext als ein Gedicht. Egal. Ich ging auf meine E-mail Adresse und schickte den Text an Jessica, ihre weiters Kommentar ab. Vielleicht wurde sie ja daraus schlau. Mein Telefon klingelte. „Ja?“ „Ayumi?“meine Mum. „Alles okay?“ „Ja, klar, alles bestens.“ Ich bemühte mich positiv zu klingen. „Sie haben dir nicht wehgetan, Schätzen?“ „Nein, wie den , Mum?“ „Dann ist ja gut! Wir gehen Essen mach dich fertig, wir holen dich ab!“ „Okay“ wir legten auf. Ich zog mich um und machte mich frisch. Ich hatte verloren, ich hatte nicht aufgegeben, ich habe einfach verloren bei diesen Kampf.
An diesem Abend ging ich runter zur Rezeption und verlangte ein weiteren Ausflug in die Dörfer. Am nächsten Tag ging es los, nur diesmal ging die Reise in ein anderes Dorf. Wir fuhren in eine ganz andere Richtung um aus der Stadt Hongkong raus zu kommen. Es war das gleiche Bild wie voher. Die Natur idyllisch und schön, die Reisfelder waren bewässert. Als wir in das Dorf kamen gab es wieder Zuschauer und wie voher auch standen nur die männlichen Dorfbewohner rum uns glotzten uns an. Mein Führer, es war nicht Aoi, erklärte uns die Landwirtschaft und diesmal hört ich zu. Er erzählte uns, wie viel und was für Arbeit das war, doch mit keiner Silbe erwähnte er wer diese eigentlich machte. Auch diesmal wurden wir eingeladen, ein kleines Mädchen von vielleicht 5 Jahren bediente uns, sie wirkte total erwachsen, sie spielte nicht und hatte auch sonst nichts kindliches an sich. Ich sah keine einzige Frau und versuchte die Hütte auszuhorchen, sie war nicht grade groß, das machte die Sache natürlich ungemein leichter. Ich hörte jemanden hinter dem Haus. Er war männlich, dass hört ich an seiner Stimme. Und was noch viel Wichtiger war: Er sprach meine Kampfsprache. Das hieße entweder er war ein Gefangener oder ein Ausbilder. Ich wusste das nicht alle aus dem Lager befreit worden sind, denn viele wurden wo anders hingeschickt bevor das Lager aufgelöst worden ist. Ich kam wieder zurück zu meinem Reiswein. „Entschuldigung, ich muss mal aufs Klo.“ Sagte ich laut. Der Bauer starte mich an „Nein!“ sagte er laut und durchringend. Der Führer versuchte die Situation zu entschärfen „Geh lieber im Hotel, da ist es auch sauberer.“ Der Bauer hatte einen Blick drauf, wenn man da nicht gleich tot umfallen würde, müsste man ein Engel bei sich haben. Auf jeden Fall verriet sich er, den dann hatte er etwas oder jemand im Haus, das ich und vielleicht niemand wissen sollte.
Scheiße, ich nickte. Ich wollte wissen wer das war und man gab mir keine Chance mich heimlich wegzustehlen, der Bauer hatte mich die ganze Zeit im Auge. Aber ich lachte trotzdem weiter. Als wir wieder zurückfuhren wusste ich schon viel mehr von dem jungen Mann. Er kam ursprünglich aus England, London und mit 16 Jahren in das Lager gebracht und er war noch ein Schüler “der Kunst“ zu töten.
Meine Mutter kam mir ganz aufgeregt entgegen, als ich aus dem Auto stieg. „Kind!“ stöhnte sie „Sag und das nächste mal gefälligst Bescheid, wir dachten schon es wäre sonst was passiert.“ „Mach dir nicht so viele Sorgen.“ Murmelte ich. Bis zur Abreise patschten meine Eltern Alexs und mein Terminkalender voll, so dass wir abends todmüde ins Bett fielen. Der Tag der Abreise war wie der Hinflug, wir flogen durch die Zeitzonen und ich hoffte das ich mich an die Deutsche Zeitzone schnell wieder gewöhnen würde.







-Tomasu Hariti-


Entdeckung
Mein Wecker klingelte, ich stand sofort auf, faulenzen konnte ich immer noch nach der Arbeit. Ich fuhr mit dem Auto zur Arbeit, ganz unauffällig, wie jeder anderer auch. Doch meine Arbeit war nicht ganz so unauffällig, ich arbeitete bei der Geheimpolizei, bei der Chinesischen Geizheimpolizei. Ich fing im Internet alles ab was gegen unser Land war, ich hörte mich auf den Straßen um, wer mehr als 2 Kinder hatte, wer was gegen den Staat hatte. Wir waren praktisch überall um Menschen zu stellen die Straftaten begannen. Unser Diktator hatte die Geheimpolizei ins Leben gerufen, damit nur die reinen Bürger rausgefiltert wurden. Wenn man dabei erwicht wurde etwas gegen den Staat zu machen oder zu sagen, stand darauf die Todesstrafe und diese wurde im Stillen und heimlich vollzogen. Auch dies gehörte zu meiner Arbeit, zu töten. Und es gab noch etwas was die Geheimpolizei tat, das war geheimer als geheim. Ich selbst hatte es nur mitbekommen gehabt, weil ich dort mal gearbeitet hatte. Wir entführten Kinder und Jugendliche, diese bilden wir dann zu Mörder aus und dann benutzen wir sie. Falls uns irgendjemand vom Ausland nicht passt - die Kinder werden dort hingeschickt. Wir hatten mehrere solcher Stationen, auch Lager genannt, ziemlich verteilt. In Japan gab es mal eins, doch dieses wurde durch einen unglücklich Unfall bemerkt. In Afrika war das größte, es war genau in Madagaskar. Die gelernten Mörder wurden natürlich auch alt, keiner blieb ewig jung und ihre Fähigkeiten ließen nach und so brauchten wir sie irgendwann nicht mehr. Frei lassen konnten wir sie nicht, sie würden der ganzen Welt erzählen was sie erlebt hatten, also töteten wir sie, nachdem wir sie benutzt hatten. Das hört sich vielleicht ein wenig brutal an, aber was hätten wir sonst nicht mit den lästigen Leuten da tun sollen, schließlich mussten sie auch noch Essen und keine Arbeit- kein Essen.
Heute war meine Aufgabe Staatsfeindliche E-mails abzufangen, ich setze mich vor den Computer und las mir all den Scheiß durch, die die Bevölkerung schrieb. Stundenlang war es mir total langweilig, weil einfach nichts durchkam was mich armiert hatte. Doch dann kam eine e-mail auf Deutsch, ich konnte kein gutes Deutsch und so bat ich meinen Kollegen, der mir arbeitete sich die e-mail mal durchzulesen, er konnte glücklicherweise Deutsch. „Staatsfeindlich.“ Sagte er sofort, nachdem er sie gelesen hatte, ich freute mich, endlich mal wieder richtig Arbeit! Mein Kollege und ich gingen der Sachen nach. Die E-mail kam aus einem Hotel, mitten aus der Stadt. Das Hotel war vorher nie aufgefallen. Es war schon spät am Tag und so verabredeten wir dass wir uns morgen das Hotel mal genauer ansahen.
Am Tag darauf trafen wir uns vor dem Hotel, es sah ganz nobel aus, wir gingen rein und verlangten den Direktor zu sprechen. Der Mann der an der Rezeption sass meinte nur hochnäsig er wäre nicht da. Ich blickte ihn an. „Du machst das was wir sagen, kapiert? Sonst wird der Diktator demnächst dein Namen auf dem Tisch liegen haben.“ Da schluckte er, im Grunde war das einigendlich nur eine lehre Drohung, aber er hatte es geschluckt. Er brachte uns sofort zum Inhaber, dieser war grade am Telefonieren. Wir traten Unhöflicherweise ohne anklopfen herein und setzten uns, mir dauerte das zu lange und ich beugt mich zu seinem Tisch vor und beendete das Telefonat indem ich einfach ein Kabel durchschnitt. „Was soll das?“ er betonte jede einzelne Silbe, wir blieben Stumm „Hallo, ich rede mit Ihnen!“ schrie er uns an, er gab uns noch nicht mal die Möglichkeit etwas zu unserer Verteidigung zu sagen. „Haiti! Werfe diese Männer heraus!“ Ein junger Mann kam rein, zierlich und schlank war er. Ich stand auf „Lass die Faxsen!“ warnte ich ihn, ich zeigte ihm mein Ausweiß, er schluckte. „Setzten Sie sich doch!“ der Direktor wurde sofort freundlicher und er schickte Haiti mit einer Handbewegung weg. „Es geht eigentlich ganz schnell, ich will wissen wer eine deutsche e-mail verschickt hat.“ „Wie bitte?“ stotterte er „Aber, das darf man doch gar nicht.“ „Wir dürfen vieles.“ Erwiderte ich. Er nickte „ja, gut, Sie können an meinem Computer schauen, wenn das Ihnen hilft.“ Ich ging um den Schreibtisch herum und scheuchte den Direktor des Hotels von seinem Stuhl. Innerhalb von wenigen Momenten hatte ich den Namen. „Ayumi Khan.“ „Interessanter Name“ erwiderte mein Kollege. Ich stand auf und mein Kollege und ich verließen das Büro ohne sich zu verabschieden. Wir verließen das Hotel und fuhren zu unserer Arbeitsstelle.
Ayumi Kahn. Wir recherschierten und fanden heraus das sie aus Deutschland kam und das sie schon längst wieder in Deutschland war. Ich rief auf unsere Zentralstelle in Deutschland an und gab den Auftrag auf sie zu überwachen. Ein ehmaliger Kollege von mir bekam den Auftrag, ich konnte ihn nicht leiden. Erst nach dem ich den Auftrag durchgegeben hatte schaute ich in der schwarzen Liste nach. Ayumi Khan war im ehemaligen Lager von Hiroshima. Naja, war ja auch egal, der Kollege den ich nicht leiden konnte würde sich freuen, den es ist nicht so einfach ein Mädchen aus dem ehemaligen Lager zum schweigen zu bringen. Ich lachte. Und Ayumi kannte dieses Land, sie wusste das wir niemals locker lassen würden bevor wir nicht erreichten was wir wollten.



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Tag der Veröffentlichung: 08.04.2011

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