Cover

Everybody Hurts
Unschuldig bis zum Beweis der Schuld


Das ist mein Leben, genauso wie ich das erlebt habe und nicht anders, auch wenn einige meine Geschichte anders erzählen würden. Wenn ihr dieses Buch liest, wisst ihr warum.

Lg


Hey, mein Name ist Sissi und mit meinen jungen 18 Jahren wohne ich in einem Obdachlosenheim. Wie es dazu kam will ich erzählen. Warum ich das mache?
Ich weiß es selbst nicht, vielleicht um mein Gewissen zu erleichtern oder einfach nur um mit meiner Vergangenheit abzuschließen.

Alles was hier steht ist mit meinem blauen Blut geschrieben worden.
(Blau steht für Wahrheit :) )

Ich warne mal vor, es war kein einfaches Leben und viele werden den Kopf schüttelen und ungläubig den Mund öffnen und denken ,,Wir sind hier doch in Deutschland” Aber auch hier, in Deutschland passieren immer noch solche und viel schlimmere Dinge!

Bei Fragen stehe ich gerne zu Verfügung!



2oo8



Am 13 Dezember 2oo7 ging ich in eine Reha aufgrund einer Schönheitsoperation an meinem Bauch und glaub mir, die war auch bitter nötig. Als Kleinkind hatte ich 12 OP`s in meinem Bauchbereich durchstehen müsse, wegen einer Krankheit die sich Morbus Hirsprung nennt. Viel weiß ich auch nicht davon, ich weiß nur, dass ich deswegen eine lange Zeit im Krankenhaus verbrachte und ich eine 50 cm lange und 30 cm breite Narbe am Bauch hatte.
Diese Schönheitsoperation habe ich nicht wirklich gewollt, meine Mutter wollte das ich sie mache also habe ich mich ihr gefügt. Danach sah mein Bauch wirklich sehr viel besser aus und ich ging aufgrund dieser OP in eine Reha in Bruchweiler, irgendein Dorf mitten im Hunsrück.
Auch das hatte meine Mutter gewollt und wie immer hatte ich mich ihr gefügt, mir blieb nichts anders übrig.

6 Wochen war ich in dieser Reha, das eigentlich eine Reha für korpulente Personen war um diese zum Abnehmen zu bewegen. Mein Gewicht war nicht grade “normal” für mein Alter, aber ich muss ehrlich sagen das war es noch nie.

Danach bin ich zurück in meine Klasse, in die ich erst gekommen war. Die 8.Klasse bei Frau Wiedenroth, ich bin zurückgegangen und jetzt wieder ein Wirbel zurück in die Vergangenheit- weil ich in der 8. Klasse ein Jahr zuvor einen Unfall nach dem Sportunterricht hatte. Anfangs war es nicht allzu schlimm- ich war hingefallen und hatte eine Platzwunde an der Stirn und später stellte man fest das ich mir die Gehirnstränge am Rücken verletzt hatte. Ich hatte solche Schmerzen, dass ich Morphium bekam und nicht mehr laufen konnte. Nach diesem Unfall hatte ich sämtliche Dinge verlernt und mein Kurzzeitgedächtnis war erstmal im Eimer. Ich hatte gewisse Anzeichen eines Schlaganfallpatienten, z.B. vergass ich meine komplette linke Seite zu benutzen, egal bei welchen Tätigkeiten, außerdem konnte ich mich allein nicht mehr an oder aus ziehen. Auch so bescheuert es klingt mit Messer und Gabel umzugehen war mir fremd und eben all die Dinge, die völlig normal waren hatte ich nicht mehr im Kopf. Aufgrund dessen war ich eine lange Zeit nicht in der Schule und meine Mutter entschied über mein Kopf, dass ich die 8 Klasse auf freiwilliger Basis wiederholte, obwohl ich es nach den Noten hätte locker schaffen können.

Nun aber wieder zurück zu 2oo8.
In diesem Jahr war ich grade einmal 15 Jahre alt, mitten in der Pubertät, die ich nicht ausleben konnte.
Ich war mittelmäßig in der Schule, ein 2/3 Schülerin. Die Klasse, in die ich kam war anders als all die anderen zuvor. Sie hatte einen gewissen Zusammenhalt und zum ersten mal in meinem Leben hatte ich Halt bei etwas anderem als bei meinen Geschwistern gefunden, die in dieser Zeit schon längst in Heimen und Pflegefamilien verteilt waren.
Ich hatte wirklich tolle Lehrer und Lehrerinnen, die ich abgöttisch liebte. Die besten waren Frau Wiedenroth, meine damalige Klassenlehrerin und Herr Zepezauer, mein Biologielehrer.

Aber zu dem eigentlichem.

Pfingsten 2009. Ralf, der Freund meiner Mutter zog ein. Er war nett, blond/braune Haare und hellblaue Augen. Das einzige was ich an ihm nicht mochte war seine Art mit mir umzugehen, er behandelte mich immer wie ein kleines Kind und redete auch so mit mir, aber ich ließ es mir gefallen, was blieb mir denn anderes übrig?

Das einzig gute war, das er bei uns (Also bei meiner Mutter und mir - mein Vater hatte schon lange nix mehr in meinem Leben zu tun gehabt...) einzog war, dass meine Mutter beschäftigt war. Ich hatte meine Ruhe. In dieser Zeit, wie es 15jähriges Mädchen nun mal sind, hatte ich ein Schwarm. Sein Name war Rouven und er war genau ein Jahr älter als ich und eine Klasse über mir und praktisch unerreichbar.
Aber so ist man nun in diesem Alter.
Wie auch üblich hatte ich eine beste Freundin namens Nadja, sie wohnte fast neben mir und wir trafen uns jeden Tag.

Ich sah mein Leben als ganz normal an, aber es war nie normal gewesen

Ralf und meine Mutter meckerten mich an, warum ich nicht mehr Zeit mit ihnen verbrachte, aber ich hatte besseres zu tun. Z.B. mit Nadja Blödsinn zu machen oder gar über Jungs zu reden oder über Stylings, wir hatten da unendliche Themen. Außerdem war es mir Recht, dass meine Mutter Ralf verfallen war, mein Körper ging es seit dem sehr viel besser und mir war es sehr unangenehm wenn ich in die Küche oder in Wohnzimmer kam und die beiden grade am rumknutschen störte.
Nicht das ich etwas gegen das Küssen hatte!

Ich wusste einfach nicht wie ich darauf reagieren sollte, denn ich hatte keine Ahnung von Liebe und deswegen sollte ich die Finger davon lassen, jedenfalls war das meine Meinung.

Trotzdem Nadja und ich uns so ähnlich waren, tat ich Dinge die meiner Mutter nicht passten und die Nadja nicht im geringsten interessierten. Ich las sehr viel. Sehr viel war schon kein Ausdruck mehr.

Es gab 2 Bibliotheken in der kleinen Stadt in der ich wohnte und ich hatte alle Bücher der beiden Bibliotheken in dieser Zeit ausgelesen!

Ich lass sehr oft, meisten nach 22 Uhr, wo ich laut meiner Mutter im Bett sein sollte. Ich nahm mir immer eine kleines Licht mit ins Bett und las unter der Bettdecke, manchmal sogar bis morgens um 6 Uhr, wo dann mein Wecker klingelte um mich zur Schule zu schicken. Ach ja, noch eins, ich war Selbstständig, ich machte mir meine Brote morgens selbst, genauso wie ich mein Ranzen auch morgens selbständig packte. Ich ging um 10 vor 7 aus dem Haus obwohl ich immer allerfrühsten um 7 Uhr losgehen musste, jeden Morgen ging ich zu Nadja und lief mit ihr gemeinsam zur Schule. Wir gingen auf die gleiche Schule, aber nicht in die selbe Klasse- Nadja war in meiner Parallelklasse. Wir gingen auf eine Hauptschule.

Nun als es anfing Sommer zu werden bat mich meine Mutter eines Nachmittags ins Wohnzimmer zu kommen, ich wollte nicht dahin. Ich hatte keine Lust auf den *Bist-du-aber-ein-nettes-Kleinkind-Scheiss* von Ralf und auf meine Mutter schon gar nicht. Am besten man ginge ihr immer aus dem Weg.

Aber was blieb mir anders übrig?
Zickig sein konnte ich knicken, dann hätte es nur so Schläge gehagelt.

Sie erklärten mir, während meine Mutter wieder einmal auf dem Schoss von Ralf sass und es mir total unangenehm war, dass sie diesen Sommer in den Urlaub fahren und ob ich mitwollte. Ich sagte zu, wo hätte ich denn sonst hinsollen?

Und so stürzte ich mich ins Unheil.

Als die Schulferien begannen und ich wieder mal mit einem Zeigniss von einem Durchschnitt von 2,7 heimkam ging es einige Wochen danach direkt in den Urlaub und jetzt aufpassen - mit meinem Cousin.

Sebastian heißt der gute, 4 oder 5 Jahre jünger als ich und wie kleine Kinder nun mal waren -nervig. Aus diesem Grund “hassten” Nadja und ich Kinder, sie nervten, stanken und kosteten zusätzlich noch Geld. Das Wort “hassen” nahmen wir damals nicht allzu ernst, genauso wie wir blonde Mädchen “hassten” weil die meisten, die wir kannten eben Schlampen waren.

Wir fuhren mit dem Auto nach Zandfort, ein Ort an der Küste der Niederlande.
In Zandfort waren wir schon mal gewesen und mit “wir” meinte ich mich und meine Mutter, dieser Urlaub damals hatte Norbert bezahlt gehabt, ein wohlhabender Mann und ihr damaliger Freund, der meine Mutter, meiner Meinung nach damals einfach nur des Geldes wegen ausgenutzt hatte.
Schon die allein die Hinfahrt war richtig Scheiße gewesen und brachte mich schon fast zum weinen. Ich hatte ein sehr guten Orientierungs,- und Erinnerungssinn, aber meine Mutter wollte mir nicht glauben und so verfuhren wir uns und ich bekam erst mal eine Runde Anschiss. Und die Sache die ich am meisten hasste war, dass ich praktisch allein war. Sebastian war so jung, dass meine Mutter ihn locker beeinflussen konnte und meine Mutter schimpfe mit mir und fragte dann Sebastian etwas, der natürlich gleich zustimmte und ich bekam dadurch noch einen auf den Deckel.
Wie gesagt, er war jung und sehr beeinflussbar.
Dazu kam, das meine Mutter extrem gut Manipulieren konnte.
Das Haus was Ralf gemietet hatte war klein, aber toll.
Wir hatte eine separate Toilette und eine Dusche ein Zimmer für mich und Sebastian und ein Zimmer für meine Mutter und Ralf und einem in einem Raum, Wohnzimmer und Küche. Also meiner Meinung nach konnte man sich nicht beschweren, aber meine Mutter meckerte, anders war es nicht zu erwarten. Und auch nicht anders zu erwarten drückte ihr gemecker auf meine Stimmung, das mochte ich an ihr nicht. Warum konnte sie nicht einfach froh sein?
Wir waren angekommen und hatten noch fast einen ganzen Tag vor uns (es war grade 12 Uhr) und Ralf hatte ein schönes Haus gemietet, das Wetter war toll und der Strand war fast um die Ecke.
Als wir all unsere Koffer drinen hatten, packten wir unsere Sachen aus.


Und dann machte er es zum ersten mal. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als wäre es erst gestern gewesen.

Meine Mutter rief mich in ihr Schlafzimmer und gab mir ein Föhn und ein paar andere persönlich Dinge in die Hand, während Ralf und meine Mutter weiter auspackten und sie alles auf ihrem grossen Ehebett verteilten ging ich rüber ins Bad und lege diese Dinge auf eine Ablage. Dann lief ich wieder rüber in ihr Schlafzimmer und packte weiter mit an, die beiden unterhielten sich und ich hatte nicht richtig zugehört - bis ich im Zimmer war und Ralf sagte ,,Ja, die Sissi hat wirklich einen grossen Busen.” Sofort blickte ich ihn scharf an. Was sollte das?
,,Du brauchst mich nicht so anzuschauen Ich werde dir da schon da hin kucken!” er sagte es in einem Tonfall als hätte ich das grade eben von ihm verlangt. Ich war so perplex dass ich ihm nichts entgegensetzte, das wäre, glaub ich ohnehin nicht gut gewesen, meine Mutter war im Raum. Ich lief in mein Zimmer, in dem Sebastian seine Sachen auspackte.

In diesem Moment brauchte ich Ruhe, ich wollte allein sein, aber ich konnte Sebastian auch nicht so einfach rausschmeißen, schließlich teilten wir uns ein Zimmer.

Meine Mutter hatte Ralf geimpft.

Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Ich wusste, was das hieß, es hieß das ich allein war!

Warum war ich bloß mitgefahren?

Warum?

Verdammt noch mal.

Ich war sauer auf mich. Wie konnte ich so blöd und naiv sein und glauben er ließe mich in Ruhe? Er würde nicht mitmachen?

Gute Miene zum bösen Spiel, ja sonst blieb mir nicht anders übrig.
Die darauf folgenden Tagen wurden noch beschissener.


Ich hatte und ich habe es immer (noch und es passt mir sogar noch :) ) ein Kleid mit lachenden Männchen drauf, es war sehr Figurbetont und ich muss sagen, so eingebildet es sich auch anhört, ich bin nicht grade arm an Kurven.
3 Tage danach hatte ich dieses Kleid bei einem Spaziergang an, es besass kein tiefen Ausschnitt oder war besonders kurz, es war einfach nur Figurbetont. Gismo, den habe ich noch gar nicht erwähnt hatte wir beim Opa in “Urlaub” geschickt. (Gismo ist mein Hund)
Auf jeden Fall waren wir am Strand spazieren und Jungs schauten mir hinterher, mir war das ganze eh schon peinlich genug, aber meine Mutter musste ja wieder eine Bemerkung machen. Sie erzählte mir und Ralf, Gott sie Dank, war Sebastian am Meer spielen, dass sie und Gaby -Gaby ist meine Tante- eine Wette gemacht hätten. Diese Wette ging um mich und um meinen Busenumfang, er sollte laut meiner Mutter ihrer Aussage genau so groß werden wie der von meiner Uroma und die hatte schon -milde ausgedrückt- eine etwas grössere Größe. Das kotze mich in dem Moment an und nicht nur das, es tat mir weh!

Mensch, ich war in der Pubertät!

Da hatte man noch nicht so ein super Verhältnis zu seinem Körper und dann von seiner eigenen Mutter zu hören!

Es tat ganz schön weh.

Ich tat doch schon alles damit man nicht allzu viel sah. Ich kaufte mir damals schon zu enge BH`s damit man das obenrum mehr einquetschte. Ich vermied alles was den Busen betonte und tiefe Ausschnitte sowieso.

Das ging den ganzen Urlaub so weiter, bei jeden Gelegenheit, schlag auf Sissi`s Selbstvertrauen, von dem ich sowieso nichts hatte.


Ich hasste mein Körper, mit der BH Größe 75 B , ich hasste meine Hüften, die viel zu breit waren, ich hasste meine langen Beinen, ich hasste meine Helle Haut, ich hasste meine schön gepflegten Haare.

Ich hasste all das an mir, was meine Mutter an mir bemängelte, weil sie einfach recht hatte.
So würde ich doch nie ein Freund finden!
Mit einem so missgestaltesten Körper!

Ich hasste mich, weil ich blöd war, weil ich meiner Mutter glaubte und weil ich ihr manchmal nicht glaubte.

Ich hasste mich einfach!

Und deswegen hatte ich auch kein Grund mehr zum Leben.
Warum auch?
Scheiße in der Schule, welcher Ausbilder würde den jemand nehmen mit 2er und 3er im Zeugniss?
Wie sollte ich ein Freund kriegen, wenn ich so aussah?
Wie sollte ich jemals ein Buch veröffentlichen können, wenn ich nicht schreiben konnte und kein Talent hatte?
Meine Mutter hatte Recht, wie sollte ich leben, wen ich kein Talent hatte zu gar nichts?

Wir wollten ins Hallenbad, weil es sehr kalt war und wir nicht einmal im Meer schwimmen waren, als wir die Sachen für das Schwimmbad zusammenpackten kam meine Mutter zu mir und Sebastian ins Zimmer. Ich hatte den schönen Badeanzug mit den Streifen und etwas tieferen Ausschnitt gewählt, ich hatte diesen Badeanzug grade in der Hand, als meine Mutter ihn mir aus der Hand riss. ,,Den ziehst du nicht an!” meckerte sie mich an, ich ließ es geschehen. Dann wühlte sie selbst in meinem Schrank rum und nahm einen anderen, sehr langweiligen Badeanzug heraus. Er war schlicht und schwarz. ,,Den ziehst du an!” befahl sie mir und warf ihn mir zu. Ich fing ihn auf und ging ins Bad um ihn unter meinen normalen Klamotten anzuziehen.

Das Hallenbad war super und ich hatte mit Sebastian auch sehr viel Spaß. Meine Mutter kam kaum ins Wasser -sie war schon immer Wasserscheu gewesen. Genauso wie sie konnte und kann ich heute immer noch nicht richtig schwimmen, aber ich bin immer wieder getaucht und bin oft die mit grossem Vergnügen die Rutsch runtergerutscht. Ich vermiet, wie immer das tiefere Wasser in dem ich nicht mehr stehen konnte. Für mich war es einfach ein super Ausflug gewesen, hätte man mir nicht versucht ihn mir zu vermiesen.

Meine Mutter zog mich am Arm hinterher ins tiefe Wasser, dort wo sie noch stehen konnte hatte ich schon längst den Boden unter den Füßen verloren und ich hatte wirklich Panik. ,,Mama!” rief ich und paddelte und hielt mich gleichzeitig bei ihr fest.
Ich hatte große Angst unter zu gehen, weil sie nicht grade auf mich achtete und mich immer weiter ins tiefere Wasser zog. Ich wollte das nicht! Aus Angst kratzte ich sie. Als wir in eine Nähe des Beckenrandes kamen lass ich sie los und trat sie so, dass sie mich auch los ließ.
Mit all meiner Kraft steuerte ich nun allein und ohne Halt, mit Angst und klopfendem Herzen und bodenloser Tiefe unter mir auf den Beckenrand zu. Als ich ihn berührte war ich heilfroh nicht untergegangen zu sein, ich schnaufte laut und in meinem Mund war der eklige Geschmack des Chlorwassers. Ich klammerte mich an den Beckenrand. Das war grade noch mal so gut gegangen.
Ich hangelte mich am Beckenrand entlang bis auf die Stelle an der meine Füße wieder den Boden berührten. In weiter Entfernung, im tiefen Wasser sah ich meine Mutter, Ralf, und Sebastian mit Schwimmärmelchen spielen.




Auszug - 22.o3.2o11
Die Psycholgin fragte mich ,, Wie sind Sie so gesund geblieben?” ich war verwirrt. Ich bin nicht gesund, dachte ich bei mir, ich war noch nie im meinem Kopf gesund! Sie bemerkte meine Verwirrung. ,,Sie haben viel geleistet und haben noch viel vor.” erklärte sie mir, ich nickte, ja das war richtig. Aber ich wusste es nicht woher ich die Kraft nahm weiter zu machen. ,,Ich weiß es nicht.” gab ich ihr die Antwort. Sie machte sich eine Notiz auf ihrem Klemmbrett. ,,Vielleicht liegt es an Gott?” fragte ich zaghaft in den Raum hinein, sie stellte ihr Gekritzel auf dem Klemmbrett augenblicklich ein und schaute zu mir auf. ,,Ich habe mal an Gott geglaubt, bevor all diese Dinge geschehen sind. Früher glaubte ich, dass jeder Mensch eine Aufgabe in seinem Leben hat und wenn er diese noch nicht erfühlt hat, kann er nicht sterben.” sie nickte zaghaft.





Am Tag nach dem Hallenbadbesuch weckte meine Mutter uns um 8 Uhr morgens, wir waren alle verschlafen und sollten sofort Frühstücken kommen. Ich hatte die Angewohnheit mir Nachts manchmal die Haare zuzubinden wenn sie mich nervten und so hatte ich das Gummi an diesen Morgen auch noch in meinen Haaren. Meine Mutter und Ralf waren schon angezogen nur Sebastian und ich waren in unseren Schlafanzügen. Ich strich auf mein Brot grade Schmierkäse als meine Mutter Sebastian etwas ins Ohr flüsterte, dieser lachte kindisch und zeigte auf mein Zopf. ,,Dutt!” sagte er und kicherte. Ich fand an diesem Dutt nichts ungewöhnliches, ich war ja schließlich bei meiner Familie da musste ich mich ja nicht so rausputzen. Ich weiß nicht was meine Mutter Sebastian erzählt hatte, aber er nervte mich damit und meine Mutter kicherte auch noch mit und wie zu erwarten machte Ralf auch noch mit. Sie traten untereinander unterm Tisch sich aneinander ans Bein flüsterten sich etwas zu, schauten zu mir und kicherten hinter vorgehaltenen Händen.
Also bitte, dachte ich mir bei diesem Theater, vor allem weil man mich absichtlich nicht mit ein bezog. Ich stand auf, ließ mein halb aufgegessenes Brot liegen und verschwand ins Zimmer, jetzt konnten die mich mal. Irgendwann war es mir genug!
Auch ein 15jährigen Mädchen konnte es zu bunt werden.

Was war bitteschön an einem Dutt den so komisch?

Ich sprang flach auf mein Bett und holte mein Buch unter dem Kissen hervor. Es war ein schönes Buch, ich hatte es zum 15 Geburtstag von meiner Freundin Viktoria geschenkt bekommen, die ich im Krankenhaus kennen gelernt hatte.

Ich hörte wie sich Sebastian im Bad fertig machte und ignorierte die Stimmen der Erwachsenen in der Küche. Als Sebastian fertig war, kam meine Mutter in mein Zimmer ich lass nicht weiter, meine Augen starten auf ein Wort und ich beobachtete sie genau aus meinen Augenwinkeln. ,,Sissi mach dich fertig!” ich achtete nicht auf sie, stellte mich auf stur. Einige Minuten später kam sie wieder. ,,Wenn du jetzt nicht ins Bad gehst, fährst du heute nicht mit!” drohte sie mir. War vielleicht besser so, auf jeden Fall besser für mein Selbstvertrauen. ,,Sissi!” ihr bedrohender Tonfall machte mir Angst, aber ich verweilte in meiner Stellung. Und so fuhren sie ohne mich los, ich war froh allein zu sein sobald sie weg waren. Ich machte mich fertig, schlief und las den ganzen Tag.
Für mich hatte es was gutes.
Bücher beißen nicht, sie beleidigen einen auch nicht, sie waren da und entführten mich in eine Welt, die ich nicht kannte. Viel zu oft hätte ich gerne die Buchwelt mit meiner echten Welt getauscht, den in Büchern gab es fast immer ein Happy End.



Am Abend kamen sie alle wieder, Sebastian kam direkt in unser Zimmer und erzählte mir was sie gemacht hatten, ich hörte ihm nicht zu und las einfach. Das Abendbrot verlief ruhig und diesmal ohne Hänselleien. Aber ich wusste, dass noch etwas auf mich zukommen würde. Ich kenne meine Mutter, egal was ich nicht in ihrem Sinne tat, es gab Rache und ich musste diese aushalten.


Einige Zeit später - 2oo8



Die Schule fing wieder an und mein Alltag spielte sich wieder ein. Morgendes um 6 Uhr aufstehen, sich fertig machen, Ranzen packen und Essen machen, um spätestens 7 Uhr loslaufen und 7:30 Uhr Schulanfang. Um 12:45 Uhr Schulschluss, nach haus, raus gehen und abends 8 Uhr ungefähr heimkommen und Hausaufgaben machen und lernen, dann lesen und schlafen gehen.

Schon in dieser Zeit schrieb ich viel, aber längst noch nicht so viel wie heute, ich hatte eher ein “Talent” für Gedichte und das Zeichnen.

Ich war in meiner Freuzeit oft mit Nadja unterwegs und ich fuhr fast täglich Fahrrad, Nadja und ich hatten ein Platz an der Nahe gefunden an dem fast nie jemand war, wir liefen dort immer durch die Nahe, redeten und machten Blödsinn. Auch Larissa, eine Freundin die ich über Nadja kennen gelernt hatte war dabei gewesen. Larissa war etwas korpulenter und hatte blonde Haare. Wir sahen alle irgendwie anders aus und waren doch befreundet.
Larissa war der blonde Engel, sie hatte lange blonde Haare und blaue Augen und wie erwähnt war sie etwas korpulenter. Nadja war ein Chaosmädchen, sie hatte dunkelbraune, fast schwarze lange Haare, die sie meistens zu einem Zopf zusammengebunden hatte, grüne Augen und Sommersprossen, sie war sehr sportlich und immer geschminkt. Ich war eher die Natürliche unter ihnen, ich war meistens so geschminkt das es keiner sah, hatte schulterlange braune Haare, braune Augen, sehr helle Haut, die ich immer mit Babypuder noch mehr aufhellte und unauffällig gekleidet. Ich trug immer dunkelblaue Jeans mit einem T-Shirt oder Pulli drüber. Meine Haare trug ich in der Zeit immer offen.

Nadjas Eltern hatten sich im Sommer getrennt und meine Freundin Nadja und ihr Bruder Stefan hatten sich entschieden bei ihrem Vater zu bleiben. Die Familie ohne Mutter zog um und sie zogen in meine Straße einige Nummern weiter. Das freute mich und Nadja ungemein und so hingen wir nun täglich und ununterbrochen zusammen rum.

Die Situation mit meiner Mutter und Ralf wurde immer schwieriger. Nun warf man mir sogar vor, dass ich den Hund quälen würde, das habe ich nie getan, ich liebte ihn. Warum sollte ich das dann tun?

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wann Ralf das erste mal die Hand gegen mich hob, ich wusste nur, dass er sich immer mehr in die Probleme zwischen mir und meine Mutter einmischte. Mittlerweile hatte ich einen guten Draht zu Nadjas Vater -Frank. Eines Freitags war ich wieder mit Nadja und Larissa zusammen und wir setzten uns in das Felke-Center in unserer Stadt. Wir spielten Zwei-bei-Kalwass nach und verarschten die Sendung, jeder von uns hatte mehrere Rollen, die derjenige mit verschiedenen Tonlagen spielte. Es war wirklich lustig, auch auf mein Handy nahm ich es auf und als wir das anhörten lachten wir darüber. Wir immer war ich Abends um 22 Uhr wieder zuhause, es war Freitagabend also durfte ich etwa bis um 23 Uhr aufbleiben. Ich kam heim, ging mit dem Hund kurz gassi, ging im mein Zimmer und holte das Buch was ich grade am lesen war und ging in die Küche und setzte mich erstmal dorthin. Ralf und meine Mutter waren im Wohnzimmer, Fernsehen schauen und die Tür vom Wohnzimmer war zu. Ich durfte kein Fernsehen schauen und so war ich umgestiegen auf andere Hobbys. Nachdem ich ein bisschen was in der Küche gelesen hatte stand ich auf hollte mir ein Glass und wollte grade eine Flasche trinken hollen als ich sah dass das Körbchen in dem immer trinken drinstand nicht da war. Ich schaute mich um, unsere Küche war nicht allzu gross, aber ich fand das Körbchen nicht. Dann schenkte ich mir das Wasser vom Wasserhahn ein und verschwand mitsamt Buch wieder rüber in meinem Zimmer. Ich lass den ganzen Abend und am Morgen stand ich mit meinem “Schlafanzug” auf. Der Schlafanzug ist deshalb in Anführungszeichen weil es kein wirklicher Schlafanzug war, es bestand aus einem T-Shirt was ich nicht mochte und ein knöchellanger Rock der zu bunt zu gewagt für die Schule war.
Wir frühstückten zusammen und nachdem ich mit Gismo gassi war und etwas in meinem Zimmer gelesen hatte, verschwand ich wieder zu Nadja.

Nadja war ein Morgenmuffel und stand aller frühstes erst um 10 Uhr auf, sie hatte auch den Vorteil am Wochenends solange aufbleiben zu dürfen wie sie wollte. Da ich früher schlafen ging wie sie, war es logisch das ich auch viel früher aufstand als sie.
Auch an diesem Tag war das Körbchen mit dem trinken verschwunden, es wunderte mich und es machte mich misstraurig, aber ich traute mich nicht die Erwachsenen darauf anzusprechen.

Die darauffolgende Woche hatte ich nur Wasser aus dem Wasserhahn. Irgendwann traute ich mich doch, sie auf das fehlende Körbchen mit dem Trinken anzusprechen. Sie stellten sich alle beide stur. Ich entschloss mich das Nadja und Frank zu erzählen und Frank meinte ich sollte sie nochmals darauf ansprechen. Am Abend darauf tat ich das auch.

,,Mama?” fragte ich am Tisch, wir aßen grade zu Abend, sie schaute mich an. Ich zog mein Bürostuhl näher an den Tisch, ja ich musste mein Bürostuhl immer mit in die Küche schleppen und wieder zurück in mein Zimmer wenn wir zusammen essen wollten, weil seitdem Ralf da war, er mein eigentlichen Platz einnahm und so hatte ich kein Stuhl mehr zu Verfügung.
Ich warte gar nicht ihre Antwort ab, sondern redete gleich weiter. ,,Warum ist das Körbchen mit dem Trinken nicht mehr da?” ,, Das ist in unserem Zimmer. “ gab Ralf mir die Antwort. Wer hat den jetzt gefragt? Idiot! Aber das behielt ich bei mir. ,,Warum denn?” fragte ich ihn noch. ,,Weil du nicht in der Lage bist Regel einzuhalten!” Ich hielt einen Moment den Mund, der Appetit war mir vergannen und ich war fast wieder dran zu heulen. Ich war nicht wie andere Leute in meinem Alter! Ich ging nicht aus, hatte bisher keinen Tropfen Alkohol zu mir genommen und war immer um 22 Uhr daheim! ,,Welche Regel?” Meine Mutter knallte ihre Faust auf den Tisch und ich zuckte zusammen und duckte mich aus Reflex. ,,Du kannst dich an keine Regel halten!” schrie sie mich an, meine Körper kauerte sich automatisch zusammen. ,,Und jetzt geh!” ich verschwand augenblicklich in mein Zimmer mitsamt meinem Bürostuhl. Gott sei Dank, war es erst kurz vor 8 Uhr am Abend, also hatte ich noch Zeit genug um rüber zu Nadja zu gehen und das tat ich dann auch.
Bein Nadja, erzählte ich nur, das ich immer noch kein trinken bekam, Frank meinte er würde mal selbst mit meiner Mutter sprechen und so gingen wir zu dritt zu mir. Wir klingelten und Frank ging hoch und Nadja und ich warteten vor der Tür. Wir redeten über meine Mutter. ,,Ganz ehrlich mal.” sagte meine beste Freundin zu mir. ,,Ich hasse deine Mutter!” ich hielt den Mund, ich wollte kein Streit mehr! Mit keinem! Klar, das was meine Mutter tat war nicht richtig, aber jeder Mensch macht doch Fehler oder?
Aber der Fehler liegt nicht bei meiner Mutter, nein, ich war der Fehler, ich hatte mich falsch verhalten!
Nach einiger Zeit kam Frank wieder runter und sagte zu mir. ,,Was ist denn los?” Nadja und ich schauten auf. ,,Das Trinken stehet in der Küche!” mir blieb die Spucke weg, das war ja mal wieder typisch!
Nadja und ich bleiben noch ein wenig sitzen, dann gingen wir nach hause, als ich an der Küche vorbei kam sah ich kein Körbchen mit trinken. Ich verschwand wie üblich in mein Zimmer.
Ich lag auf meinem Bett und las wie üblich. Meine Mutter kam in mein Zimmer, sowas wie anklopfen gab es bei ihr nicht, aber von mir wurde es verlangt und es gab riesenärger wenn ich es mal nicht tat. Ich schaute meiner saueren Mutter ins Gesicht, wie sie so dastand in Türrahmen, mit verschränkten Armen und ihrem Gesichtausdruck kannte ich sie nicht anders. ,,Was hast du Frank erzählt?” automatisch log ich. ,,Nichts.” ,,Er hat mir aber so einiges erzählt!” ohne das ihre Stimme auch nur ein Hinweis darauf gab ging es los. Mit langen Schritten kam sie auf mich zu und es waren höchstens 3, sie zog mich an den Haaren vom Bett runter und zwang mich an die Decke zu sehen, ich lies mein Buch auf den Boden fallen und hielt ihre Hände fest. ,,Mama!” ,,Was soll das?” schrie sie auf einmal und erschreckte mich damit. Mein Herz pochte laut und schnell, die Angst regierte mein Körper.
Sie zog weiter an meinen Haaren und ich schrie, ich schrie einfach, meine Mutter schleuderte mich an meinen Haaren herum und drückte mich gegen die Wand.
Empörung überstieg meine Angst.

Was soll das?
Ich war 15, ein Kind!
Und im Gesetztbuch stand, dass Kinder ein Recht hatten auf eine gewaltfreie Erziehung!
Außerdem war das gegen die Menschenrechte!
UNGERECHT!

Ich kämpfe und wehrte mich, obwohl ich wusste dass meine Mutter mit ihrem Beruf einige Vorteile gegenüber mir hatte. Sie war Altenpflegerin und so musste sie jeden Tag ihre Kraft einsetzten, ich war sehr zierlich und klein und war nicht besonders gut in Sport.

Immer wieder schrie ich ohne Unterlass. Ralf machte mein gekipptes Fenster zu, damit ich die Verbindung zu Außenwelt verlor. Ich kämpfte mit meiner Mutter und dann mischte sich Ralf ein.

Ich hatte verloren noch bevor er richtig anfing.
Ich kratze, biss, trat überall hin und versuchte mich zu wehren. Sie hielten meine Arme fest, aber ich wand mich immer wieder und versuchte meine Arme aus ihren kräftigen Händen zu entwinden. Fast erfolglos. Fast.
Ich schaffte immer mal wieder ein Arm kurzzeitig frei zu bekommen und den setzte ich dann geschickt ein, nur längst nicht so brutal wie sie.
Ich schlug niemanden ins Gesicht, ich zog niemanden an den Haaren und ich hielt auch niemanden den Mund zu. Mittlerweile hatte ich es aufgegeben zu schreien, man hörte nur noch unsere keuchendem Atem.
Den nun fast lautlosen Kampf verlor ich, Tränen liefen mir über das Gesicht.
Nein, das war ungerecht!
Das durften sie nicht mit mir machen!

Sie drückten mich gegen die Wand und ich trat nach Ralf und traf ihn zu meiner Überraschung auch. Einen Moment lies er von mir ab. Meine Mutter hatte natürlich alles gesehen und gab mir nochmals eine Ohrfeige, dann drückte sie auf mein Brustkorb, ich konnte ihr nicht ausweichen, denn hinter mir war die Wand. Durch den Druck auf meinen Brustkorb konnte ich nicht atmen und meine Hände kratzen die Finger meiner Mutter auf. Doch dann kam Ralf wieder und fing meine Hände ein, der Druck auf mein Brustkorb erhöhte sich und die Luft wurde aus meinen Lungen gedrückt. Mein Kopf wurde komisch, ich spürte den Unteren Teil von mir nicht mehr. Dann öffnete ich den Mund um zu schreien, aber diesen Schrei bekam ich nie über meine Lippen, denn ich wurde ohnmächtig.

Als ich aufwachte, war mir komisch, mir war schlecht und ich hatte das Gefühl brechen zu müssen. Es war so Dunkel dass ich, wortwörtlich, die Hand vor meinen eigenen Augen nicht sah. Mir fiel auf das es extrem kalt war und der Boden oder der Gegenstand auf dem ich lag sehr hart und noch kälter war als die Luft.

Langsam tastetete ich mit meinen Händen meine Umwelt ab und musste feststellen das ich in unserem Keller war. Ich drehte mich um und sah Licht, es war nicht sehr viel, aber wenigstens etwas. Ich wollte zum Licht und lief gegen etwas, es schepperde und ich hielt an und befühlte den Boden. Mit meinen Händen konnte ich nicht feststellen was das war, es war an einer Stelle weich und flauschig, auf einmal ekelte ich mich vor dem was ich da in der Hand hatte und so stellte ich es an die Wand damit ich nicht drüber flog.
Das kleine Kellerfenster lies mich einen kleinen Ausschnitt der Nebenstraße, wo wir wohnten sehen, und jetzt sah ich auch woher das Licht kam. Die Straßenlaterne spendete es mir. Niemand war auf der Straße unterwegs, ich schaute in meinen Hosentaschen nach, auch mein Handy hatte man mir abgenommen.

Ich konnte nicht anders als zu weinen, ich war allein. Niemand wusste wo ich war und Nadja konnte ich nicht anrufen, weil ich kein Handy dabei hatte!
Ich ließ mich auf den Boden fallen und heulte, bis ich unter Tränen einschlief.

Ich wachte vom Licht auf. Es leuchtete direkt in den Keller, es war heiligster Tag und es war ein Schultag! Und ich war nicht in der Schule!
Ich verpasste meine Pflicht!

Sollte ich denn schon wieder eine Entschuldigung schrieben und die Unterschrift meiner Mutter fälschen?
Ich rüttelte an der Kellertür. Mist. Verschlossen.
Ich lehnte mich an die kalte Wand und rutsche auf den Boden, ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich war so blöd, dumm, behindert, scheiße! Ich hätte das nicht machen dürfen! Blöd, behindert, dumm und Scheiße. Ja, das war ich! Sonst hätte das meine Mutter nicht gemacht! Dumm, ja wie oft hat meine Mutter mir gesagt ich sei dumm?
Bestimmt Tausende male.
Und sie hatte Recht!

Ich war nichts Wert!
Warum lebte ich eigentlich?
Warum? Was soll es bringen weiter zu leben?
An Hilfe brauchte ich gar nicht zu denken, ich kennen meine Mutter, sie kann Manipulieren und sie wird auch diesem Menschen sagen das ich schlimm bin, dass ich keine Regeln einhalten kann.
Nein, das kann ich auch nicht.

Ich hätte mich einfach nicht Frank und Nadja anvertrauen dürfen!
Dann wäre das nie passiert!
Nie!

Dumm.
Ich war dumm.
Ich bin dumm.
Fürchterlich dumm.
Ich habe und hatte kein Grips im Hirn.
Ganz Dumm und blöd bin und war ich!

Das hat meine Mutter oft zu mir gesagt!
Und wenn die Mutter was sagt, dann stimmt das auch!
Dumm und blöd bin ich.
Dumm und blöd bin ich.
Dumm und blöd bin ich.
Dumm und blöd bin ich.
.....

Ich hörte eine Tür und stand auf. Hoffnung erfühlte mein Herz, die sofort wieder enttäuscht wurde. Es war bloß unserer Nachbar, ich tat sofort so, als würde ich etwas im Keller umräumen. Warum ich nicht um Hilfe bat?
Frag mich was anderes.

Wir lebten in einem Mehrfamilienhaus, meine Mutter hatte nachdem meine Geschwister weg waren diese Wohnung gekauft, wir hatten die im obersten Stock, gleich links. Das Haus hatte 2 Stockwerke und beherbergte 6 Wohnungen. In jedem Stockwerk waren 2 Wohnungen. Nebenan war auch ein Haus mit 2 Stockwerken und 6 Wohnungen, die beiden Häuser hatten einen Verwalter und gehörten zusammen.

Der Nachbar den ich gesehen hatte, war Herr Veist, er wohnte im gleichem Stock wie ich nur er hatte die Wohnung mit seiner Frau rechts.
Das Ehepaar Veist war schon etwas älter, geschätzt um die 50 / 60 rum.
Direkt unter uns wohnte Frau Englisch, die allerdings so gut wie nie anzutreffen war und auch sehr selten daheim war. Neben Frau Englisch lebte Frau Roland, auch eine ältere Frau war und die allein dort lebte. Im Erdgeschoss, rechts lebte Familie Ruppert. Eine Großmutter mit ihrem Enkel, der Enkel lebte bei ihr weil die Mutter von dem Enkel Sacha an Krebs gestorben ist. Sacha war mal in der ersten Klasse bei mir, doch irgenwann kam er nicht mehr in die Schule, das war in der Zeit, als seine Mutter verstorben ist. Im Erdgeschoss, links, lebte eine ausländische Frau, die um die 40/50 Jahre alt war. Jede Wohnung hatte ein Balkon und war von den Quadratmetern exakt gleich, genauso wie von den Zimmeraufteilungen.

Ich hörte wie Herr Veist schloss seine Kellertür auf und ich hörte wie er anfing an irgendetwas herum zu werkelen.

Bis meine Mutter kam war ich schon fast am verdursten, ich hatte schrecklich Bauchweh weil ich so Hunger hatte und mein Körper knapperte schon an meinen Reserven von denen ich auch nicht grade viel besass. Mir war kalt, meine Hände und Beine waren schon völlig ausgekühlt und die meiste Zeit hatte ich gedöst um meine Energie nicht ganz auf zu brauchen. Es wurde Abend und das Licht schwand und die Laterne ging an. Ich hörte wie jemand den Hausflur runter lief, ich erkannte an den Schritten meine Mutter. Sie öffnete die Kellertür und ich stand vom Boden auf und schaute mit genügend Abstand zur Kellertür.

Es war meine Mutter.

Sie schloss die Kellertür auf und zischte ,,Komm!” ich setzte mich sofort in Bewegung, damit sie sah, dass ich jetzt auf sie hörte und sie nicht wieder ein Grund hatte mich einzusperren.

Ich bekam nichts zum essen, aber ich durfte in mein Zimmer.
Ich lies eine Halbe Stunde verstreichen ehe ich aufs Klo ging um dort aus dem Wasserhahn zu trinken. Ich trank so viel wie es nur ging und verlass das Bad mit einem Wasserbauch. Schon vor einiger Zeit hatte ich herausgefunden dass man mit viel Trinken auch sein Hunger stillen kann, zwar funktuniert das nicht auf Dauer, aber mir genügte das.

Es war halb 8, ich musste mein Kopf unterhalten und meine Gedanken ablenken, also lernte ich für Bio, mein Lieblingsfach.

Am nächsten Morgen war meine Mutter schon arbeiten, also ging ich einfach in die Schule. Anna fragte mich wo ich gewesen war, ich log ihr mitten ins Gesicht. ,,Mir ging`s gestern nicht gut.” Sie erzählte mir, das viele im Moment eine Magen-Darm-Grippe haben, die würde nur eine Nacht anhalten. Ich hielt mich gezwungenermassen zurück, ich wusste das. War ja schließlich
Allgemeinwissen und außerdem hatte meine Mutter sehr viele Bücher über Medizin im ihrem Bücherschrank stehen, an die ich verbotenerweise drangegangen war und sie alle gelesen hatte. Das konnte Anna nun mal wirklich nicht wissen.

Der Unterricht lief, was wäre nie etwas passiert. Jeder verhielt sich so wie immer.
Auch Herr Zepezauer und Frau Wiedenroth, keiner machte sich Sorgen, denn niemand wusste davon und ich sorgte dafür dass niemand nur den geringsten Verdacht schöpfte.
Alles lief so wie immer.
Nur mein Kopf nicht.

Ein Teil in meinem Gehirn, das verbannt werden müsste, schrie mich an.
Es schrie, ich soll mich jemand anvertrauen.
Ich soll mich wehren.
Ich soll darüber reden.
Ich soll mir Hilfe suchen.
Dieser Teil meines Gehirnes hätte ich mir am liebsten aus dem Schädel gerissen.
Das was es mir zuflüsterte war FALSCH!
GANZ FALSCH!!!

Das darf ich nicht!
Niemals!
Sonst gibt es noch mehr Ärger und das wollte ich nicht!

An diesem Tag erfuhr ich das wir auf den darauf folgenden Freitag mit meiner AL-Gruppe (Abeitslehreklasse-Wirtschaft) nach Kreuznach in eine Firma fahren würden.
Wir brauchten dafür Geld und das Geld hatte ich nicht.

Als ich heimkam war ich allein, ich ging mit dem Hund. Zu kochen traute ich mich nicht und raus zu gehen erst recht nicht. Ich dachte an Nadja, ich hatte ihr erzählt ich hätte die Magen-Darm-Grippe gehabt, auch sie hat das geglaubt. Einfach so ohne Nachfrage.
Es war eine LÜGE.

Ich hatte schon so oft gelogen. Ich bin hingefallen und hab mir den Arm gebrochen. Mir ging es nicht gut, deswegen bin ich gestern daheim geblieben. Ich habe nur was im Auge, ich weine nicht. Die blauen Flecken kommen daher, weil ich beim Inlinerfahren gefallen bin.
Alles Lügen.

Mein Leben war eine einzige Lüge und niemand bemerkte es, niemand. Ich wusste, wenn man nur ein wenig Nachforschen würde, würde das Kartenhaus der Lügen ineinander stürzen. Aber niemand überprüfte das. Also interessiert sich niemand für mich.
Warum auch?
Es waren so viele Menschen auf der Welt und dann sollte ausgerechnet sich jemand für mich interessieren?
Nein, im Leben nicht.

Ich sollte mich mal nicht so in den Vordergrund stellen.
Ich war und bin nichts, NICHTS wert.
GAR NICHTS.

Fast 15 Uhr, meine Mutter kam heim, sie kam direkt in mein Zimmer ohne anzuklopfen, mittlerweile hatte ich schon aufgehört mich darüber zu beschweren, brachte ja eh nix.
,,Du hilfst mir!” befahl sie ,,Wir gehen erst einkaufen, dann kochst du und machst den Haushalt.” ,,Alles klar.” ich versuchte ein Gesicht zu machen als würde ich mich darauf freuen. Ich zog meine Schuhe an und dann fuhren wir einkaufen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit kochen, putzen, bügeln u.s.w.. Meine Mutter und Ralf sahen Fernsehen.

Am Abend hatte ich mich wieder gefunden.
Sag mal, was machte ich da?
Hatte ich se net mehr alle?
Mich abschuften nur für meine Mutter?

Ne, net nochmal!
Die Menschenrechte stehen hinter mir. Man darf niemand so behandeln wie es meine Mutter tat, das war Menschenunwürdig!
Außerdem stand im Gesetzt, dass ich ein Recht auf eine Gewaltfreie Erziehung habe!
Ja genau!
GEWALTFREI!!!

Und das was passiert war, war keinesfalls gewaltfrei und Menschenwürdig!
Morgen werde ich darum kämpfen, schwor ich mir und schlief ein.

An nächsten Morgen stand ich etwas früher auf, ich musste noch eine Entschuldigung fälschen. Dann lief ich zu Nadja, sie begrüsste mich nicht mit einem lächeln wie sonst.
Ihr Gesicht schien eher Sorge auszusprechen. ,,Was ist denn?” fragte ich sie, augenblicklich machte ich mir auch Sorgen. ,,Später.” meinte sie und machte sich weiter fertig.
Als wir die Tür rausgingen fummelte sie an ihrem MP3-Player rum und hielt mir dann ein Kopfhörerstöpsel hin, ich steckte ihn mir ins Ohr. Das Lied fing an und ich runzelte die Stirn bei dem gerappten Text.


Sido feat. B-Tight - Hör`nich`auf -Album: NEGER NEGER

Herzlich Willkommen zu "Bobby Dick's Peep-Show".
Hier fliegen die Fuffies durch die Luft, als wär' ich .SiDO.
Frauen sind nackt; Sie zeigen was sie haben.
Sie brauchen Instrumente zum blasen.
Sie leckt an mir rum, als wär ich ein "Chupa-Chups".
Sie macht immer weiter, Sie will meinen Zuckerguss.
Wir wechseln ab; mal bin ich und mal ist Sie der Boss!
Am Ende ext' Sie meinen Saft wie Tequila Shots.
Egal ob Lack und Leder; Fessel- oder Rollenspiele.
Ich stoss' in Ihre Höhle, als wär' es 'ne Goldmiene.
Ich bin jetzt geil; liebe Ihren Sex-Style.
Ich soll den Tanga zerreissen; er soll zerfetzt sein!

Sag mir, dass du mich nich' liebst; mich nich' brauchst;
doch bitte, bitte; hör' nich' auf!

Ich bring' Sie zum rasen; Wir sind in Extase -
und Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."
Sie bringt mich zum kochen;
massiert meinen Knochen -
und Ich sag': "Bitte hör' nich' auf."
Ihr Körper so nass und prall; Sie fließt wie ein Wasserfall -
und Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."
Ich bin in Sie vertieft; kurz vor'm Ziel -
und Ich sag': "Bitte hör' nich' auf."

Sie zieht sich bis auf den Bikini aus; Ich mach' den Martini auf.
Ich geb's Ihr; wie Sie's braucht - aber Sie mir auch!
Sie ist Eine; die man herzeigen kann. -
Und Ihr Arsch ist so prall, dass man bergsteigen kann.
Ich will die Höhle erforschen; doch Ich darf' noch nicht rein.
Sie will erst die Fleischflöte spiel'n; da sag' Ich nicht; "Nein".
Es macht "Ding Dong"; Ich lass' Ihre Glocken läuten.
Vom Regen in die Traufe; Sie wird nicht mehr trocken heute -
und es geht; Rein, Raus; Rein, Raus; Rein, Raus -
und die Nachbarn hör'n es laut.
Doch Ich sag': "Scheiss drauf, scheiss drauf; Scheiss drauf!" -
denn Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."

Ich bring' Sie zum rasen; Wir sind in Extase -
und Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."
Sie bringt mich zum kochen;
massiert meinen Knochen -
und Ich sag': "Bitte hör' nich' auf."
Ihr Körper so nass und prall; Sie fließt wie ein Wasserfall -
und Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."
Ich bin in Sie vertieft; kurz vor'm Ziel -
und Ich sag': "Bitte hör' nich' auf."

Erst tanzt Sie für mich; dann räkelt Sie sich.
Erst wenn Sie auf mir sitzt, dann beweg' Ich mich!
Sie fässt' mich an - genau da wo Ich's gern' hab'.
Sie küsst Ihn; frisst Ihn auf, Sie will immer mehr Saft.
Sie steht auf den harten Style und Softes Vorspiel.
Ist egal was Sie braucht; Ich besorg's Ihr!
Es bleibt zwischen uns - Ich werd' es bestimmt nich' sagen.
Sie fühlt sich frei; nur bei mir wird Sie zur Nymphomanin!
Sie zerreisst mein T-Shirt; Sie ist verrückt nach mir;
Sie interessiert nur mein bestes Stück.
Ist okay - Es ist das was Sie brauch', Sie ist das was Ich brauch' -
und es hört nich' auf!

Sag mir, dass du mich nich' liebst; mich nich' brauchst;
doch bitte, bitte; hör' nich' auf!

Ich bring' Sie zum rasen; Wir sind in Extase -
und Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."
Sie bringt mich zum kochen;
massiert meinen Knochen -
und Ich sag': "Bitte hör' nich' auf."
Ihr Körper so nass und prall; Sie fließt wie ein Wasserfall -
und Sie sagt: "Bitte hör' nich' auf."
Ich bin in Sie vertieft; kurz vor'm Ziel -
und Ich sag': "Bitte hör' nich' auf."


,,Und was soll das werden?” fragte ich Nadja von ihr war ich diese Musik nicht gewöhnt. ,,Das hat mir Rouven gestern geschickt. Wir haben über ICQ geschrieben.” Ich schluckte schwer. ,,Scheiße.” flüsterte ich. Mein Schwarm.
,,Kannst du mir das Lied auf mein MP3-Player ziehen?” ,,klar.” Das war auch so eine Sache. ICQ. Ich durfte noch nicht mal ins Internet, wie sollte ich dann Kontakt mit meinem Schwarm aufnehmen? Ja, Persönlich, aber wie?
Ich hatte rein gar nichts mit ihm zu tun. Klar, wir kannten uns, wir waren mal in Parallelklassen bevor ich “freiwillig Wiederholt” habe. Aber wie sollte ich ihn den ansprechen?
,,Hey, wie geht`s?” oder was?
Blöder ging`s ja wohl nicht.

An demselben Nachmittag zog mir Nadja das Lied auf meinen MP3-player, den hatte ich immer dabei. Ich liebte Musik, sie inspirierte mich und ich machte sie immer ganz laut, wenn ich meine Gedanken nicht hören wollte.
An diesem Abend lag ich mit meinem MP3-Player auf den Ohren im Bett und hörte mir das Lied von Rouven an.
Ich stellte mir das vor, wie er es mit einem anderem Mädchen trieb. Das tat weh.
Ich wusste, er war so gut wie unerreichbar für mich, ich war und bin Vernünftig und Realistisch. Das war einfach nicht möglich, aber trotz aller Vernunft, die Liebe beachtete das nicht, leider. Wenn man da von Liebe sprechen konnte. Nein, Liebe war das sicherlich nicht, ich hatte keine Ahnung davon, also sollte ich da die Finger von lassen.
Ich konnte ewig nicht schlafen und ging auf die Toilette, meine Mutter erwischte mich und warf mir ihr Schlüssel hinterher als ich in mein Zimmer rannte.

Was ich dann tat, war so unvernünftig, das man es aus mein Leben herausstreichen sollte. Ich heulte schon wieder, hätte das meine Mutter gesehen, hätte ich noch eine drauf bekommen. Meine Mutter sagt immer: ,,Wenn du weinst, hast du es verdient noch mal eine zu bekommen!” und dann schlug sie immer fester zu.
Ich darf nicht weinen.

Ich holte das Messer aus meinem Ranzen, das ich an diesem Tag in der Schule benutzt hatte um einen Apfel zu essen, den ich hatte leider, muss man sagen, eine Zahnspange und da ging das nicht all zu leicht mit dem Reinbeißen in einen Apfel.
Ich sass auf meinem Bett mit dem Messer in der rechten.
Ich drehte meine linke Hand um.

Licht fiel in mein Zimmer weil das Licht im Flur brannte, obwohl meine Mutter und Ralf im Wohnzimmer waren und weil ich eine Milchglasscheibe oberhalb meiner Tür war.

Fest umschloss ich das Messer mit meiner rechten. Ich wollte nicht aufhören zu weinen?
Das muss bestraft werden, dachte ich und dachte an meine Mutter.
Sie hat Recht.
Natürlich hat sie Recht!

Ich dachte an Rouven.
Ich drückte das Messer fester an meine Pulsadern der linken Hand.
Meine Mutter.
Noch fester, Blut floss über meine Hand und auf meine Decke, die die Flüssigkeit sofort einzog.
Meine Geschwister.
Immer tiefer, bis der äußere Schmerz mit den inneren gleich siwaren.
Tränen tropften auf die Decke, ich durfte nicht weinen, das war verboten!
Noch tiefer, das waren noch nicht Schmerzen genug.

Ich hörte die Tür vom Wohnzimmer aufgehen, ich legte mich sofort ins Bett und schob das Messer unter mein Kopfkissen. Jemand kramte in der Küche rum, dann ging dieser jemand wieder ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich blieb im Bett liegen.
Gismo kam zu mir, er schaute mich vorwurfsvoll an, als ob er wüsste was ich getan habe. Ich streichelte ihn, nach einiger Zeit ging er wieder auf sein Platz und dann noch später hörte ich sein leises und regelmäßiges schnarchen.



Mein Nintendo DS, den ich neuerdings als Wecker benutzte seit dem ich mein Handy nicht mehr hatte, piepste. Ich wachte auf und bemerkte das klebrige an meiner linken Hand, als ich darauf schaute um nachzuschauen was es ist und nur rote Farbe sah, fiel mir ein, was ich Abend zuvor getan habe. Ich tastete nach dem Messer, es war immer noch da. Im Bad wusch ich das Blut weg es blutete nicht mehr und da es heute sowieso nicht sehr warm werden sollte zog ich ein Sweatshirt an.


Alles schien so normal, aber es war nichts normal.
Es war etwas passiert!
Aber niemand merkte etwas, fast niemand.

Wie der Zufall es wollte hatte ich heute Deutsch und Biologie auf den Stundenplan stehen. Zuerst war Deutsch dran und mal wieder eine öde Zusammenarbeit, ich musste,
leider mit Müller zusammenarbeiten, ein schlanker Riese, der einfach nervte und ich konnte ihn absolut nicht ausstehen. Er hatte natürlich auch einen Vornamen, aber die meisten nannten ihn beim Nachnamen. Müller, eben.
Und wie der Zufall es wollte sah er meine Pulsadern des linken Armes. Ich bemerkte es erst als er mich ganz komisch ansah. ,,Ach das.” sagte ich gespielt als ich seinem Blick gefolgt war. ,,War meine Katze.” Ich hatte keine Katze. Müller lies, wie nicht anders zu erwarten einen blöden Spruch ab. ,,Bei so ein Frauchen hätte ich noch mehr gekratzt.” er lachte blöd.
Bei jeder Bewegung die die heilende Wunde etwas dehnte brannte und schmerzte es, aber es tat gut. In der Schule vergass ich normalerweise mein Zuhause, aber so wurde ich jedesmal, bei einer falschen Bewegung daran erinnert, dass ich es nicht wert war zu leben. Dieser Schmerz tat natürlich weh, aber er linderte den Schmerz in meinem Herzen.
Jenny, ein Mädchen was neben mir sass, erzählte ich, ich hätte mich geschnitten, natürlich aus versehen und sehr zu meinem Ärger. Ich beschwerte mich immer wieder darüber und sie nahm es mir einfach ab.

In Biologie gab es ärger. Herr Zepezauer schimpfte mit einigen Mitschülern von mir, die nun jede Stunde ganz hinten sassen und den Stoff den wir an der Tafel machten, abschrieben. Cannan, eine Mitschülerin, die sich mit dem Sitz hinten begnügen musste, wenn Herr Zepezauer den Unterricht hielt, meldete sich zu Anfang der Stunde nachdem sich Lehrer und Klass ordnungsgemäß begrüsst hatten. Er nahm sie dran. ,,Ich möchte wissen, warum wir hinten sitzen müssen und den ganzen Stoff abschreiben müssen.” verlangte sie und gab damit den Anstoß für eine Diskussion.
Herr Zepezauer bemängelte ihre Verhalten und so viele andere Dinge, ich konnte nicht anders.
Unter meinem Tisch dehnte ich mein linkes Handgelenk, es brannte und schmerzte fürchterlich, aber es tat gut.
Während die ganze Klasse der Diskussion folgte blutete ich, was mir erst später auffiel. Als es zum Ende der Stunde klingelte und ich mein Ranzen zu mir ziehen wollte fiel mir der Blutfleck auf dem Boden auf, sofort wischte ich ihn mit ein paar Tempotaschentücher auf. Und wie immer merkte es niemand.
Keiner kam auf die Idee, das etwas nicht stimmen könnte.

Auf der verdreckten Toilette in meiner Schule schaute ich mir zuerst meine Pulsadern an, sie waren wie nicht anders zu erwarten verkrustet. Die Wunde hatte sich geöffnet gehabt.
Mit einem Ruck dehnte ich mein Handgelenk wieder bis zum Anschlag, es brannte und schmerzte so heftig, dass ich fast aufgeschrieen hätte.
Nadja, wartete draußen.
Ihr vertraute ich auch an was ich getan habe, sie nahm es locker das wusste ich, sonst hätte ich es ihr gar nicht gesagt. Sie hatte sich selbst, vor nicht all so langer Zeit sich wegen einem Jungen geritzt.

Ritzen.
Das Wort passte nicht zu der Tat.
Es war eine Methode, die inneren Schmerzen mit den äußeren gleich zu setzten. Wenn es überhaupt lebendig geht, dachte ich mir, denn so viel ich mir hatte so viel konnte ich mir und meinen Körper nicht zumuten ohne zu sterben.

Schulschluss. Ich ging heim.
Daheim wartete eine Überraschung auf mich.
Meine Mutter hatte gekocht, komischerweise war Ralf auch da. Er arbeitete als Ergotherapeut und war deswegen meist von morgendes um 8Uhr bis 17 Uhr unterwegs. Aber ich fragte nicht weiter nach, wir aßen und räumten zusammen ab. Dann legte
meine Mutter mein Handy auf den Tisch und lies das ablaufen was ich vor kurzen mit Larissa und Nadja aufgenommen habe. Mir schwante nichts gutes.


,,Willkommen, Zwei-bei-Kallwass ist mal wieder zurück!” hörte ich mich selbst mit verstellter Stimme ins Handymikrofon flöten. ,,Als Gast ist da, Dominik! Guten Tag, Dominik! Was haben Sie denn für ein Problem?” ,,Rollbraten” sagte Larissa, auch mit verstellter Stimme, sie war die beste unter uns mit dem Stimmen verstellen. Ich hörte uns kichern, dann stellte meine Mutter das Handy aus. Ich schluckte. ,,Was ist das? Erklär uns das!” verlangte meine Mutter zu mir mit einem Seitenblick zu Ralf. ,,Kann ich nicht.” flüsterte ich schuldbewusst. ,,Wie bitte?” rief meine Mutter laut ,,Ich kann die nicht Verstehen!” ,,Ich kann es dir nicht erklären.” sagte ich lauter. Mein Augen hielt ich gesenkt. ,,Wer war der Junge?” wollte sie direkt wissen. ,,Das war kein Junge, das war Larissa.” ,,Lüg” schrie sie mich an ,,mich nicht an!” sie betonte jedes Wort. Meine Augen hielt ich gesenkt. ,,Das war sie wirklich.” vereidigte ich mich schwach mit wieder leiser werdener Stimme, mir war klar, dass mir nicht glaubte. ,,Sissi.” ihre drohende Stimme machte mir Angst. ,,Ja, okay da war ein Junge.” log ich sie an. Lieber das was sie hören wollte, als halber Totschlag. ,,Einer?” fragte sie mit Nachdruck. ,,Mehrere.” flüsterte ich. ,,AHA!” donnerte sie. Ich verschluckte mich an meiner Spucke und hüstelte leicht, weil ich es nicht ganz unterdrücken konnte. ,,Ich will keine Schlampe im Haus ist das klar?” Ich nickte. ,,Wer weiß mit wie vielen du schon rumgemacht hast!” ,,Mit niemanden.” und das entsprach der absoluten Wahrheit. Ralf schüttelte den Kopf. ,,Du kannst uns ruhig die Wahrheit sagen.” mischte er sich ein. Ich schaute ihn an, auch er glaubte mir nicht.


Der Tag endete mal ohne Schläge und mit meinem Handy, denn ich bekam es wieder zurück.
Ich dachte vor dem einschlafen an die Mahnung meiner Mutter. ,,Ich will keine Schlampe im Haus ist das klar?” Ich hatte nicht die geringste Ahnung mit Jungs auf der körperlichen Ebene, ich wünschte mir das mit Rouven, gar keine Frage, aber da war nichts passiert! Ich hatte noch nicht mal bei so Spielchen wie Flaschendrehen mitgemacht, obwohl ich oft genug dabei war und ich hatte in meinem jungem Alter schon so ein manchen Verehrer gehabt. Das ich bei einem Flaschendrehen nie mitmachte war meine persönliche Einstellung gewesen. Ich wollte nur jemand küssen, den ich auch liebte.

Freitag. Mittlerweile hatte ich ein Favour für dunkle Kleidung. Ich zog immer die Farbe an, die meiner Stimmung am nächsten kam und das war seit meine Geschwister weg waren tiefschwarz. Auch an diesem Tag zog ich meine dunkelblaue Jeans an und ein dunkles Sweatshirt mit einer Schwarze Jacke drüber.

Mir ging`s so Scheiße wie seit langem nicht mehr. Ich vermisste meine Geschwister mehr denn je. Wir fuhren mit dem Zug nach Kreuznach und hatten den Ausflug für den ganzen Tag geplant. Im Zug setzte ich mich ab, ich hatte kein book auf die anderen. Sollen die doch machen was sie wollen, merkte doch eh keiner was abging.


Ich schottete mich ab, dehnte mein linkes Handgelenk und genoss die Schmerzen, ich hatte sie verdient, das war das mindeste. Ich zog die Kapuze auf. Und der Zug fuhr fast eine halbe Stunde lang. In Kreuznach angekommen hätte ich mir das Leben genommen wären die anderen nicht da gewesen, man muss ja die Leute nicht verschrecken. Ich trottet der Gruppe hinterher und hielt Abstand. Als wir endlich in der Firma waren erfuhren wir das es eine Schleiferei war. Für mich und meine Zukunft völlig uninteressant. Und dieses Desinteresse zeigt ich auch und meinen Lehrern fiel es auf. Frau Neumayer und Herr Lamb waren mitgekommen. Als erstes nahm mich Frau Neumayer bei Seite. ,,Alles gut mit dir?” fragte sie mich. Ich bejahte die Frage.

Was soll den sein?
Ich will mich doch nur umbringen.

Ich kuckte mir die ganze Scheiße an und war froh als wir wieder zurück fuhren. Als wir am Bahnsteig auf den Zug warteten, ich mal wieder etwas abseits von den anderen, kam Herr Lamb auf mich zu. ,,Hallo.” begrüsst er mich. Ich runzelte die Stirn, war das ein
Versuch von Smalltalk oder was? ,,Hallo.” erwiderte ich. ,,Dir scheint es nicht gut zu gehen.” das war eine Feststellung keine Frage, ich zuckte mit den Schultern. ,,Falls du reden möchtest, kannst du gerne zu mir kommen.” bat er mir an und rang mir damit ein kleines Lächeln von den Lippen. ,,Dankeschön.” ich flüsterte schon fast, aber ich war mir nicht sicher ob er es hörte den Zug kam grade angerauscht und machte sich laut bemerkbar. Wir stiegen in den Zug und ich suchte mir wieder ein Abteil ohne meine Mitschüler.
Am Abend hatte ich tanzen. Es gefiel mir hier nicht, ich war mal in Waldböckelheim tanzen, da war es viel schöner, aber in der Gruppe in der ich jetzt war, in der Sobernheimer Tanzgruppe , das war nicht so mein Ding. Schon allein die Leute dort waren nicht so mein Fall.


Training fand an diesem Abend in Staudernheim im Feuerwehrhaus statt und da das schon eine ganze Zeit lang ging und meine Mutter sich weigerte mich dorthin zu fahren und mich wieder abzuholen musste ich eben durch die Dunkelheit ein Dorf weiter fahren. 20 Uhr fing das Training an und hörte eine Stunde später auf, da war es schon längst dunkel, vor allem, weil es langsam auf Winter zuging.

So fuhr ich noch in der Dämmerung zum Training und in völliger Dunkelheit zurück, da ich leider nicht die Schnellstrasse benutzten durfte fuhr ich einen Waldweg entlang. Ich hatte kein Licht am Fahrrad und so schob ich die meiste Zeit mein Fahrrad und leuchtete mit meinem Handy den Weg aus. Ich hatte blöderweise Angst in der Dunkelheit und fing an laut irgendwelche Texte die mir grade einfielen zu singen. Teilweise waren es auch selbsterfundene Lieder und Texte, war sie beruhigten mich ein wenig, auch wenn ich wegen jedem Scheiss zusammenfuhr.

Als ich endlich in die Stadt kam und die ersten Laternen rumstanden, war ich heilfroh.


Am Samstag ging ich arbeiten, denn ich hatte kein Geld mehr für mein Essen.
Ach, hatte ich das schon erwähnt?

Meine Mutter ihr Geld = ihr Essen.
So musste ich mir selbst was verdienen, oder eher dazu verdienen wenn sie wieder auf den Trip kam *mein-essen-mein-geld-verdien-dir-dein-geld-und-kauf-dir-dein-eigenes-essen* hatte ich dann ein Problem. In letzer Zeit war sie gnädig gewesen und hatte mich Mitessen gelassen, aber das konnte sich ganz schnell ändern.
Die Herbstferien kamen und gingen ohne das sich was verändert hatte. Und ich kämpfte immer noch, gegen meiner Mutter und Ralf, hinter mir Stand das Gesetzt und die Menschenrechte.

Der böse Teil meines Gehirnes schrie immer noch.
Es schrie, ich soll mir Hilfe suchen, ich soll reden und mir helfen lassen.
Und dieser schlechte Teil in meinem Kopf hatte mittlerweile die Hand über mein Leben.
Es bestimmte.
Das war nicht gut, aber ich konnte nicht dagegen machen.
Es war eben mein Gehirn
Ein Teil meines Gehirns.
Ein böses Teil meines Gehirnes.

Es bestimmte das ich zu Herr Lamb gehen musste und mir helfen lassen sollte.

Und das tat ich dann auch, wegen dem bösen Teil meines Gehirnes.

Freitags hatten wir 2 Schulstunden AL (Arbeitslehre - Wirtschaft) ich sprach ihn an, als wir an unserer Gruppenarbeit weiterarbeiten sollten. So war das am unauffälligsten, jeder dachte vermutlich ich hätte irgendeine Frage wegen der Gruppenarbeit, aber in Wirklichkeit sprach ich ihn so leise an das er mich fast gar nicht verstand, ich hofft das niemand zuhörte.
,,Haben Sie Zeit?” fragte ich ihn. Einen Moment schaute er mich leicht irritiert an, dann erinnerte er sich wahrscheinig an sein Gesprächangebot und bat mich vor die Tür.
Einige Minuten später kam er nach.

Ich hatte mich inzwischen schon auf eine Bank vor der Klasse gesetzt, er setzte sich neben mich. Ich war verunsichert.

Tat ich das richtige?

,,Ich hör dir zu.” und so fing ich an zu erzählen. ,,Meine Mutter schlägt mich.” eröffnete ich das Gespräch, er zog scharf die Luft ein, in diesem Moment war mir klar, das ich ihm nicht mehr erzählen konnte.
Wenn er jetzt schon geschockt war, wie reagierte er dann auf die anderen Dinge?
Unbewusst strich ich über meine Pulsadern der linken Hand.
,,Weiß das Jugendamt davon?” Ich schütteltete den Kopf, vom Jugendamt hielt ich nicht viel. ,,Vielleicht sollten wir das mal informieren?” fragte er mich. ,,Ich mach das selbst.” meine Antwort klang schärfer wie beabsichtigt. Ich wollte nicht, das irgend jemand von der Schule etwas mitbekam und das Jugendamt sollte schon gar nicht von einem Lehrer angesprochen werden. Ich kannte die dort, die werden es meine Mutter sagen und sie wüsste direkt was los ist und eine Woche später würde dann eine Todesanzeige mit meinem Namen in der Zeitung stehen. ,,Was macht sie denn?” fragte er mich leise als ein Schüler vorbei ging. Ich überlegte mir die Antwort sehr gründlich. ,,Sie schlägt mich” ich stockte ,,Zieht mir an den Haaren, bricht mir Knochen....” ich brach ab, er war sichtlich geschockt. Der Arme, was habe ich nur getan? ,,Soll ich mit Frau Allebrand sprechen?” fragte er, Frau Allebrand war die Direktorin meiner Schule, ich schütteltete den Kopf. ,,Nein, vielleicht ist es besser erstmal nicht zu tun.” Und schon wieder eine Lüge, natürlich musste was getan werden, auf Dauer konnte es so nicht mehr weiter gehen, ich schaute auf meine linke Hand. ,,Okay, aber wir reden jetzt regelmäßig, ja?” ich nickte. ,,Das bleibt unter uns, okay?” fragte ich zaghaft er nickte. Dann ging er wieder in die Klasse.

Scheiße.
Was habe ich getan?
Was habe ich bloß getan?

Böses Teil des Gehirns!
Was habe ich angestellt?
Das hätte ich nicht tun sollen!
Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Was soll ich jetzt machen?
Sagen das es eine Lüge ist?
Kann ich das ohne mich zu verraten?
Nein, das konnte ich nicht.

Dafür war es zu viel Wahrheit.

Oh. Oh. Oh.
Was hatte ich da bloß angestellt?


Auszug - Jahre zuvor


5 Klasse. 11 Jahre war ich da alt. Ich kam in die Hauptschule. Frau Gaulke war meine Klassenlehrerin, sie war korpulent und nicht durchsetzungsfähig. Meine Klasse war eine einzige Katastrophe. Keiner respektierte mich richtig und ich war nichts anders als der Abklatsch meiner Mutter. Ich tat all das was meine Mutter sagte, damit ich kein ärger bekam.
Dann war dieser stille Junge namens Kevin. Kevin war immer allein und sehr ruhig.
Bemerkten meine Klassenkameraden etwas?
Ich glaube nicht.
Meine Lehrer?
Noch weniger.

Im Umkleideraum, vor der Sportstunde.
Ich zog mich um, wie die anderen. ,,Boarh Sissi” war der Kommentar ,,Du hast ja mehr Busen als Islim!” Erst jetzt aufgefallen? , fragte ich mich. Und es fühlte sich falsch an dafür bewundert zu bekommen, bei mir war es falsch so viel zu haben.


Nachdem rauskam dass ich mich in Robin verliebt hatte.
,,So eine wie du? Wäähhhh!”

Und wie das überhaupt rauskam: Meine Freundin Vanessa erzählte es meiner Feindin Cathaleya.

Nina, die einzige Freundin in dieser Klasse, die mich verarschte und hinter meinen Rücken über mich lachte und lästerte. Ich wusste das, ich wusste das die ganze Zeit.


Als ich neben Sebastian G. sitzen musste und er mein Heft zerfetzte, ich ging petzten, aber niemand kümmerte sich je darum, war doch nur ein Heft, wofür ich bezahlen musste und wofür ich arbeiten ging. Und als ich mich dann daheim ausheulen wollte, meinte meine Mutter ich wäre selbst dran Schuld.


Ich machte mir viele Sorgen. Es war einfach falsch gewesen zu sprechen, aber auf der anderen Seite tat es so gut. Jede Stund änderte ich meine Meinung. Mal hasste ich mich, weil ich es gesagt habe, weil es einfach FALSCH war und dann dachte ich daran viellicht irgendwann mal normal zu sein.

,,Nächstes Wochenende fahren wir in Urlaub, kuck wo du unterkommst, denn hier bleibst du nicht!” sagte meine Mutter mir im Vorbei gehen, sie kam grade von der Arbeit, legte ihre Jacke und ihre Tasche ab und verschwand ins Bad.

Ich hatte keine Freunde bis auf Nadja, wenn sie nicht zusagte musste ich draußen schlafen. Ich lief gleich zu ihr, sie sagte zu und ihr Vater erlaubte es. Ich freute mich, ein Wochenende mal länger aufbleiben und dann auch noch mit Nadja. Ich kannte die Regeln dort, Nadja durfte bis um 12 Uhr Nachts draußen sein. 12 Uhr. Vor allem, weil am diesem Wochenende ein Fest stattfinden sollte.
Natürlich wollten wir dahin und wir durften von ihrem Vater auch. Die Mutter von Nadja und Stefan war auch da, sie war total lieb zu mir. Das einzige wovor ich Schiss hatte war meine Mutter, wenn die dort auftauchte und mich sah gab es ärger.

Aber zunächst einmal entspannten wir uns. Wir trafen einen haufen betrunken Klassenkameraden, aber wir selbst nahmen kein Tropfen Alkohol zu uns.
Wir trafen Chris, der Ex von Nadja, er war so betrunken, dass er uns seinen unsichtbaren Freund vorstellte. Hinterher, als Chris uns nicht mehr sah, lachten wir darüber.
Doch dann sahen wir meine Mutter mit Ralf, die ja angeblich verreist waren, meine Mutter sah, wie nicht anders zu erwarten sauer aus. Frank und die Mutter von Nadja, Elke hieß sie nahmen mich in Schutz und versuchten mich zu beruhigen. ,,Sie hat nicht gesagt das du nicht hierher darfst.” meinte Elke zu mir, da hatte sie Recht, aber es war einfach eine ungeschriebene Regel, an die ich mich eigentlich zu halten habe.
Am Montag war Schule und ein weiterer Gesprächstermin mit Herr Lamb.
Nadja hatte ich davon erzählt und sie hielt zur bösen Gehirnhälfte.

Ich erzählte ihm was passiert war. Er war schon wieder geschockt, auf der einen Seite verstand ich nicht wie man davon geschickt sein konnte, auf der anderen Seite wollte ich es nicht allzu schlimm darstellen.
Ich war ja schließlich selbst daran Schuld was passiert war.
Warum?
Keine Ahnung. Es war halt so.
Meine Mutter tat erstmal nichts als ich heim kam, es gab überhaupt kein ärger oder sonst was wegen dem Ausgehen. Das machte mir Angst und es machte mich gleichzeitig nervös. Ich wusste da kommt noch was, ich kannte meine Mutter, da kam immer Kontra. Ich hatte solche Angst das ich es wieder tat, mit dem Messer. Diesmal so tief, das ich es Verbinden musste, weil es nicht aufhörte zu bluten.
Herr Lamb sprach mich während dem Unterricht darauf an, ich log ihn an, ich glaube ich hätte ihn auch angelogen wäre es ein 4-Augen-Gespräch gewesen. Ich sagte ,,Ich bin beim Handstand machen abgeknickt.” Schwachsinn, ich konnte noch nicht mal Handstand.

Ich wurde abgeschoben.
Ich wurde von meiner Mutter abgeschoben.
Das war also die Rache.

,,Ich gehe in Reha.” eröffnete sie mir ,,Warum denn?” fragte ich sie ,,Wegen dir.” meine Körperhaltung zog sich automatisch zurück in die Unterwerfungs-Körperhaltung und ich wusste genau das ich jetzt vorsichtig sein musste, wenn ich mir keine fangen wollte. ,,Ich halt das einfach nicht mehr mit dir aus!” klagte sie ,,Du hältst dich nicht an Regeln und tust auch sonst gar nichts! Alles hängt nur an mir! Du kratzt mich und trittst mich! Glaubst du nicht, dass tut mir weh?” ,,Doch.” flüsterte ich. -Du sollst deine Mutter und dein Vater ehren. Kam mir in den Sinn. Das habe ich nicht gemacht, ich habe gegen Gottes Gebote verstoßen.
Meine Mutter verfrachtete mich zu meinem Vater. Ich sollte solange da bleiben bis meine Mutter wieder aus ihrer Reha kam. Mein Vater hatte schon längst eine neue Familie mit Christina gegründet, ich mag sie, sie ist nett und lacht gern und viel. Ich hatte nichts gegen die Familie meines Vaters, warum auch? Ich hatte damit einfach nichts zu tun, das war mein Vater seine Entscheidung gewesen und so hatte ich nichts reinzureden. Hier hatte ich Internet, ich musste mein Tanztraining aussetzten, aber das machte nichts, hatte mir eh keinen Spaß bereitet.
Mir ging es dort viel besser, trotz erheblicher Probleme. Ich bekam essen ohne das ich dafür schuften musste und sowas wie Taschengeld gab es hier auch. Ich durfte Fernsehen schauen und ich wurde hier nicht so unter Druck gesetzt wie von meiner Mutter.
Christina erzählte mir viel aus ihrer Jugend, als sie 16 war ging sie viel aus, ich war 16 und bin bisher nicht einmal in einer Kneipe oder sonst wo gewesen. Wie denn?
Mein 16 Geburtstag hatte ich nicht gefeiert. Ich bekam Schminke und komischerweise Kondome von Ralf und meiner Mutter geschenkt.
Die Kondome, weil ich ja es mit so vielen Jungs trieb und nicht, dass ich schwanger wurde.

Der böse Teil meines Gehirns übernahm mein Leben.

Als meine Mutter wieder zurück kam musste ich wieder nach hause. Meine Mutter erzählte mir wie tolles war ohne mich. Ich glaubte ihr das.
Ohne mich war es besser.
Und wenn es ohne mich besser war, sollte ich sterben.
Ja, ich hatte kein Recht auf leben.
Warum denn?

Nein, was erzähle ich denn da?
Natürlich hatte ich ein Recht auf Leben!
Das besagten die Menschenrechte und die standen hinter mir!
Genauso wie das Deutsch Gesetzt!

Ich bekam wieder einmal ärger, wegen meinen Bücher, ich lass zu viel. Außerdem war Nadja kein guter Umgang, ich sollte es sofort unterlassen mich mit ihr zu treffen.
Meine Mutter konnte mich mal.

Nadja nahm mir keiner weg. Sie gab mir Kraft.
Ich fing an Tagebuch zu schreiben, ich hatte es immer bei mir und schrieb jede Sekunde auf. Ich schrieb über Frau Watzker, die meinem Mathekurs unterrichtete und über die sich jeder beschwerte. Sie kannte keine Rücksicht, war extrem streng, keiner mochte sie.
Aber Mathe war wichtig für die 10 Klasse, man musste im Mathematik A-Kurs bleiben sonst konnte man sich die 10 Klasse abschminken und ich wollte in die 10 Klasse und dafür lernte ich auch mehr als sonst.
10 Klasse, das war mein Ziel!
In meiner Schule gab es eine freiwilliges 10 Schuljahr, wenn man dies erfolgreich abschloss hatte man den Mittleren Reifen.

Weil ich zu viel lass gab es ärger und ich haute ab, mit meinem Tagebuch. Ich entschloss mich zu Frau und Herr Neumayer zu gehen, denen würde ich dann mein Tagebuch vorlegen und dann konnten sie mich nicht mehr nach hause schicken!

Ich lief zu ihnen und das war ein ganz schönes Stückchen.
Aber ich hatte Pech, grosses Pech.
Sie waren nicht da.
Und so musste ich zurück nach hause - aber nein, da war ja noch Jasmin, ich ging zu ihr, fragte sie ob ich bei ihr schlafen konnte und ich durfte.
Aber ich musste meiner Mutter noch Bescheid sagen über das Telefon. Ich hasste es. Ich hasste es einfach. Ich rief daheim an und es tütete. Meine Muter ging sofort dran. ,,Ist es okay, wenn ich heute nacht bei einer Freundin übernachte?” fragte ich ,,Wo bist du?” ,,Ist doch egal.” piepste ich , ich hatte Angst. ,,Wo bist du?” wiederholte sie mit Nachdruck. ,,Bei Jasmin.” sagte ich. ,,Gut, du gehst in psyochlogoiche Therapie” Ähm nein? ,,Warum denn?” ,,Soll ich dich abholen?” drohte mein Mutter,, Nein, nein ich mach das.” sie legte auf. Gott sei Dank kam sie nicht. In dieser Nacht schlief ich nicht, ich konnte einfach nicht schlafen und ich war auch gar nicht müde. Die Angst strapazierte meine Nerven. Es schön mollig warm, aber ich konnte einfach nicht und als wir dann am morgen darauf aufstanden war ich immer noch nicht müde.


Ich lies Jasmin mein Tagebuch da, sie sollte es hüten und falls mal etwas passieren sollte und die Polizei schlau genug ist um Jasmin nach etwas persönlichen von mir zu fragen, würden sie es erfahren, aber da müsste man erst dahinter kommen. Das war auch so eine Frage, würde die Polizei den nach Gründen suchen, falls etwas mit mir passieren sollte?

Falls jemand nach dem Grund suchen würde, er liegt hier in meiner Handschrift verfasst. Ich sagte Jasmin nicht was das war, ich sagte ihr nur, das wenn jemand konkret danach fragen sollte, dass sie es herausrücken sollte. Sie schien daran nichts ungewöhnliches zu finden und nahm das Tagebuch von mir an sich.

Tschüss Tagebuch.
Leb wohl und hilf mir, wenn du kannst.

Dann musste ich wieder zu meiner Mutter, ob ich nun wollte oder nicht. Ich wurde reingelassen und ging in mein Zimmer, in dem ich eingesperrt wurde. Es waren ja genug Bücher in meinem Zimmer für die Ablenkung da.

Jede Sekunde, die ich draußen verbrachte genoss ich und nutze meine “Ausgehzeit” bis 22 Uhr immer voll aus. Ich lernte draußen oder bei Nadja. Bloß nicht daheim sein, heiß es.

Das war ein Gesetz von mir.


Ich spielte ein Spiel.
Ein Spiel das mit meinem Tod oder mit meinem Sieg enden würde.
Und das Spiel hatte Spielregeln.

Wer am längsten durchhält gewinnt.

Und ich spielte die Katze.
Eine Katze mit Freiheitsdrang, die jeden kratzte, der ihr zu nahe kam.
Eine Katze, die man niemals fangen konnte, jedenfalls nicht im ihrem Herzen, solange die Katze nicht gefangen werden wollte.
Eine Katze, unantastbar und still und gleichzeitig Gefährlich, weil sie unberechenbar war und ihre Taten auf`s genauste plante.
Die Katze.

Das war ich , meine Figur, die Katze.

Und in meinem Kopf wurde ich die Katze.
Und im Grunde ging es um mein Leben.

Aber ich spielte einfach ein Spiel, damit das Leben was ich lebte normal wurde.
Manchmal kratzte die Katze sich selbst, andere Menschen würde es ritzen nennen.


Im Sportunterricht kam Vollyball dran und das mit meinen verletzten Pulsadern. Seitdem trug ich an jeder Hand, über die Pulsadern immer Binden. Jedesmal wenn ich baggern musste oder ein Aufschlag hatte schmerzten meine Wunden, aber der Schmerz trieb mir keine Tränen mehr in die Augen, der Schmerz erinnerte mich daran das ich kämpfen muss bis zum Tod.

Bis zum Tod.
Wie eine Katze.

Ich ging heim, kaum war ich im Zimmer nahm meine Mutter mir mein Schlüssel ab, sie drängte mich in die Ecke. ,,Mit dir kann man nicht reden!” schrie sie ,,Du bist wie eine Katze, weichst immer aus!” ich zuckte zusammen. Konnte sie neuerdings Gedanken lesen?



Ich ging in meinem Zimmer mit der Absicht mein Buch weiter zu lesen. Aber ich konnte nicht lesen, statt dessen schrieb ich ein haufen Gedichte, mein Hand flog nur so über das Blatt, so viel Emotionen waren in mir. Ich schrieb alles nieder was mir grade einfiel und das war einiges.

Meine Schmerzen in mir.
Das Ritzen.
Die Angst.
Und die Hoffnung, die in meinem Herzen glühte und die ich mit aller Kraft am leben erhielt.
Mein Kampf.
Die Verunsicherung.
Und das Alleinsein.


Irgendwann konnte ich nicht mehr schrieben und so ging ich über ins zeichnen. Ich lies meiner Kreativität einfach freien lauf.

Ich hatte doch wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Welcher Mensch in meinem Alter fängt an Gedichte zu schrieben und sich Geschichten auszudenken und diese aufzuschreiben?
Wer?

Und wer liest so viel?
Wer in meinem Alter liebt Bücher?

Ich bin doch wirklich nicht mehr normal.

Als ich all meine Gefühle mit dem Blatt Papier in Schriftlicher und zeichnerischer Form geteilt hatte, setzte ich mein MP3 -Player auf, legte mich auf`s Bett, starte zur Decke und hörte Musik.
Mittlerweile hatte sich mein Musikgeschmack radikal verändert, ich hörte viel Linkin Park. Das Lied Lying form, besonders der Anfang des Liedes lies mich an eine Szene denken;
Ein Mädchen, dass auf der Gleise liegt und der Zug kommt und in den Sekunden indem sie den Zug sieht, sieht sie wie das Leben an ihr vorüberzieht.
Dieses Mädchen war ich.

In der kleinen Stadt in der ich lebte währe das ein Skandal.
Niemand bemerkt etwas und dann legt sie sich auf die Gleise.
Die Zeitung würde darüber berichten.
Polizei.
Meine Lehrer würden sich den Kopf zerbrechen.

Und niemand wüsste was wirklich passiert ist, bis vielleicht irgendwann irgendjemand mein Tagebuch fand.

Oder würde meine Mutter die Wahrheit sagen?
Nein, sie würde weiter lügen - ich, die böse Sissi.


Und letztendlich weiß niemand warum ich die Welt verlassen habe.
So würde meine Geschichte, mein Leben ein Ende finden.
Ein dramatisches Ende.


Ich sass mal wieder mit Nadja an unserem Lieblingsplatz und wir erzählten. ,,Was magst du an dir?” fragte sie mich, ich runzelte die Stirn, für mich war das eine absolute undenkbare Frage. ,,Gar nichts.” ,,Das ist doch nicht dein Ernst!” ich zuckte die Schultern. ,,Überlegs dir mal!” ,,Was magst du an dir?” fragte ich sie und sie zählte viele Dinge auf, die ich nur bestädigen konnte.

Ich überlege mir ernsthaft was mich von anderen abhebt.
Als erstes war da die Tatsache, dass ich unheimlich schlank war, aber es mir nicht an Kurven mangelte, dann das ich mich so schminkte, dass man es nicht auf den ersten Blick sah, dann meine helle Haut, die wirklich sehr hell war.
Ich stand in meinem Zimmer und schaute mich im Spiegel an.

Das musste ich mir alles aufschreiben, so wie in den Heftschen wie Bravo oder Hey! immer entpfohlen wird, damit man Selbstbewusster wird.

Ich kramte mein Block raus und schrieb auf.

Helle Haut.

Aber warum ist meine Haut so hell?
Ich schaute nochmals rüber in meinen Spiegel und sah meinen dunklen Haare.

Ja genau, ich wirke so hell weil meine Haare und Augen sehr dunkel waren. Das war doch eingentlich immer so, neben Schwarz sieht das Weisse noch viel heller aus als es eigentlich ist.

Dann meine Beine, nicht weil sie lang waren oder so, weil das der beste Sortlichste und leistungsfähige Teil von mir war. Mit meinen Armen war nichts anzufangen, ich konnte noch nicht mal mein eigenes Gewicht heben.

Was gab es noch?
Ich musste mich wirklich bemühen etwas zu finden.

Vielleicht meine Hände?
Ich bekamm oft gesagt, dass ich kleine Hände hätte, ich entfand meine aber als ganz normal. Nein, meine Hände schrieb ich nicht auf die Liste.

Ich würde gerne etwas grösser sein, mit meinen grad so, mit Ach und Krack 1.60m war ich sehr klein.

Was war noch anders?
Ich trug immer dunkle Sachen und diese liessen meine Hautfarbe noch heller erscheinen.
Ich liebte rote Lippen, das war wie aus der damaligen Zeit, ich stellte mir das immer sehr romantisch vor.

Blutrote Lippen. Dunkles Haar. Helle Haut.

Fast wie Schneewittchen, oder wie:

Blut. Die dunkle Seite in mir. Die helle Seite in mir.

Trotz meiner hellen Haut bekamm ich nie Sonnenbrand, jedenfalls nicht in Deutschland. Das war auch ein Pluspunkt. Dann fielen mir einige Dinge aus der Vergangenheit ein.

Als meine Sportleherin mir an die Wanden griff um mir zu helfen über ein Hinderniss zu kommen und als ich meine Beine anspannte und sie sich erschrocken hatte. Auch Nadja hatte sich schon mal erschrocken.

Ich glaube, dass kommt daher, weil ich einfach zu dünn bin und nicht wie jeder andere, Fett unter meiner Haut habe, sondern einfach direkt Muskeln.

Ich schaute auf meine Liste.
Also:
helle Haut
(Schneewittchen)
dass ich rote Lippen liebe

das wars.
Immerhin etwas. Ich nahm mir vor, in der nächsten Zeit mich mal selbst zu beobachten und zu schauen was bei so anders war.

In der Schule fiel mir ein weiterer Punkt ein, den ich auf meine List setzten konnte.

Ich war weder sprachlich noch mathmatisch begabt. Das musste ich mir auch aufschrieben und da ich grade kein Blatt zur Hand hatte schrieb ich es auf meinen Arm. Das war auch so eine Sache, ich hatte immer und überall ein Stift dabei, meistens auch ein Blatt und wen nicht, dann schrieb ich mir eben auf die Hand.

Jeder weitere Tag brachte mir neue Erkenntnisse.

Ich war irgendwie an allem interessiert, alles was ich aufschnappte speicherte ich in meinem Gehirn ab, daher war ich im jeden Fach mittelmässig. Es war kein Unterricht dabei wo ich richtig schlecht war oder wo ich sehr gut war. Eben sehr durchnittlich.

Da ich mich und meine Umwelt beobachtete, bemerkte ich auch Herr Zepezauer, mein Biologielehrer. Ich mochte ihn, weil er unheimlich gutmütig war, er wollte nur das beste für einem und konnte wirklich sehr gut erklären. Ich bewunderte ihn für seine Einstellung. Und so hatte ich mein erstes Vorbild. Ein Lehrer.

Er war offen und vertrauenswürdig und wenn mal jemand mit einem Problem zu ihm kam, versuchte er alles in seiner Macht stehende um demjenigen zu helfen. Er beschaftigte sich intensiv mit seinen Schülern, dass hatte ich bemerkt, als ich neu in die Klasse kam, ich war anfangs immer sehr schüchtern und zurückhaltend. Ich beobachtete erstmal die Personen um mich rum um ungefähr abschätzen zu können wer sie waren und Herr Zepezauer zog mich immer wieder mit in die Klassengemeinschaft mit ein.

Das nächste was mir auffiel war, dass ich viel mehr schrieb als andere. Ich schrieb Gedichte und Bücher und las auch wie eine verrückte, während andere das als eher langweilig entfanden. Oft nahm ich auch Bücher mit in die Schule um in der Pause zu lesen, weil sie einfach zu spannend waren.

Dann sah ich die Schule nicht als lästige Pflicht an, sondern ich liebte sie. Herr Zepezauer, Frau Wiedenroth, die fast genauso lieb war wie Herr Zepezauer, dann meine Klasse die zusammenhielt.

Und jeden Tag an dem Schule war, ging es mir gut, sie hielt mich irgendwie am Leben. Hier war niemand, der mich so hasste wie meine Mutter, selbst wenn ich mal schlechte Noten schrieb, war hier die Reaktion eher Sorge als Hass.

Meine Freundin Nadja arrangierte mit Rouven ein treffen. Es war Samstags und das Treffen war mir echt wichtig, auch wenn Nadja dabei war, so hatte ich doch die Chance Rouven etwas näher kennen zu lernen. Um 12 Uhr sollten wir uns treffen, ich erzählte meine Mutter, dass ich mich um 12 Uhr mit Nadja treffen würde und dass es mir sehr wichtig wäre.

Warum auch immer, sie war mal wieder schlecht drauf und verbot mir, mich mit Nadja zu treffen. Aber ich hatte das Glück, das sie nochmals einkaufen fuhr und mir die Aufgabe gab Essen zu kochen. Ich kochte ganz schnell das Essen und machte mich dann fertig, ich war schon spät dran, als ich loslief war es kurz vor 12 Uhr.

Wie hatten ausgemacht uns am Markplatz zu treffen, das war logischer Weise mitten in der Stadt, ich musste also kucken dass ich möglichst viele Strassen benutze, die meine Mutter für gewöhnlich nicht lang fuhr. Ich lief schnell und schaute mir jedes näher kommende Auto genau an. Einmal war meine Mutter dabei, ich versteckte mich schnell indem ich in einen Hof, eines Hauses lief, ich wartete bis sie vorbei war und lief dann weiter. Ich weis nicht ob, sie mich gesehen hatte, aber das war jetzt auch egal, ich musste weiter. Hoffendlich warten die beiden auf mich.

Als ich freie Sicht auf den Marktplatz hatte sah ich das nur Nadja schon da war, von Rouven war weit und breit keine Spur. Ich sah auf die grosse Uhr am Marktplatz, es war schon 10 Minuten nach 12 Uhr.

,,Hey” begrüsste ich Nadja. ,,Yo!” ich musste lachen. ,,Wo bleibt Rouven?” ,,Kein Plan.” ,,hmm” machte ich und setzte mich neben sie, nach einige Minuten des wartens kam Rouven. ,,Hi!” begrüsste er uns. ,,Wo warsten du solange?” fragte Nadja, ,,Sorry, ich hab noch gegessen.” Essen, daran hatte ich gar nicht gedacht, jetzt hatte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen, aber naja. Das kam ja bei mir öfters vor, das würde ich ja wohl überleben.

Zur meiner Erleichtergung gingen wir ins Felke-Center, selbst wenn meine Mutter jetzt mit dem Auto vorbeifahren würde, würde sie mich nicht sehen. Wir gammelten da oben rum und redeten über Gott und die Welt, das war ganz lustig bis ich eine SMS von meiner Mutter bekam.

“Du kommst sofort nachhause.” stand da.
Bestimmt nicht.

Ich klickte sie weg und kümmerte mich nicht weiter um sie, aber in meinem Hinterkopf spuckten die vielleicht bevorstehende Konsiquenzen rum. Ich versuchte mich zu entspannen, aber wirklichen gelingen wollte es mir nicht.

Meinte Mutter rief an, ich drückte sie weg. Nadja und Rouven bemerkten es natürlich. ,,Wer war das?” fragte mich Rouven ,,Meine Mutter.” ,,Warum gehst du net dran?” wollte er weiter wissen. ,,Sie will nicht, dass ich mich mit dir treffe.” ,,Soll ich mal mit ihr sprechen?” bot er sich an ,,Ne, is schon okay.” überspielte ich das ganze. ,,Vielleicht hat sie dann eine andere Meinung von mir, komm lass mich mit ihr sprechen.” verlangte er. ,,Wenn du wüsstest,” dachte ich mir ,,Sie würde dich und mich erschlagen, weil du leider männlich bist.” ,,Ne, das ist wirklich schon okay.” ich lähelte ihn an, es war ein falsches lächeln.

Das ging so nicht. Eine Beziehung unter solche Umständen wäre gar nicht möglich!
Wie soll das denn gehen?

Soll ich jedesmal heimlich abhauen?
Wir dürfen von niemanden offenbaren, das wir zusammen wären, weil meine Mutter es ja mitbekommen könnte.
Das wäre 1. Unheimlich schwirig und 2. total unsinnig.

Okay, weg von diesen Gedanken, jetzt ist Rouven erstmal hier und ich versuche ihn irgendwie kennen zu lernen.

Meine Mutter rief schon wieder an, ich drückte sie wieder weg und machte das Handy aus. So, jetzt war Ruhe!

Innerlich zitterte ich bei dem Gedanken an die bevorstehenden Konsiquenzen.

Ich nutze den Tag wieder einmal voll aus, ich blieb bis um 22 Uhr draussen. Ich wollte nicht nachhause, aber Nadja überedete mich. ,,Du musst heim, die bleibt nichts anders übrig.” Doch sterben, konnterte ich innerlich, aber ich hatte wirklich keine Wahl, also ging ich heim.

Daheim erwartete mich bereits meine Mutter und an ihrer Seite zur Stärkung, Ralf, kaum hatte ich die Tür geöffnet, versuchte Ralf mir mein Schlüssel abzunehmen, ich hielt ihn fest umklammert und meine Mutter schob uns rein und machte die Haustür hinter uns zu.

Nix da, das war mein Haustürschlüssel!

Ich kratzte ihn und klammerte mich an meinem Schlüssel.
Seine Hände waren natürlich stärker als meine und ich hörte wie meine Mutter im Hintergrund telefonierte. Das machte sie oft, dann rief sie Freundinnen vor ihr an oder mein Vater, mein Opa, oder einfach irgendwelche Verwande von mir und erzählte wie schlimm ich bin. Das machte sie oft, deshalb nahm sie mich auch oft zu ihren Freundinnen mit, ich sitzte dann immer nebendran und muss mir anhören wie scheisse ich bin.

Aber jetzt mache ich das nicht mehr mit!
Deutsches Gesetzt!
Menschenrechte!
Ich verlor den Kampf um mein Schlüssel und so kratzte ich Ralf. ,,Gib mir mein Schlüssel!” verlangte ich. Er lächelte, für ihn war das viellicht ein Spiel, aber für mich war das purer Ernst. ,,Schlüssel!” schrie ich ihn an und er erschreckte sich. An seinem Gesicht sah ich das er sauer wurde. Seine Ausdruck in seinen Hellblauen Augen wurde hart. Er versuchte mir eine Ohrfeige zu geben, aber ich wich ihm aus.

Meine Mutter hatte mittlerweile das Gespräch beendet und kam zu uns. Diesen Kampf verlor ich, bis in die Nacht hinein dauerte er, obwohl ich nachdem meine Mutter eingriff schon längst verloren hatte.

Erst als die Sonne aufging liessen sie mich in Ruhe. Meine Mutter schloss die Tür von meinem Zinmer ab und ich hörte wie Ralf und meine Mutter schlafen gingen.

Ich rutschte an der Wand runter auf den Boden. Ich war allein, bis auf Gismo. Mein Hund kam zu mir und legte sich dreist auf meine Beine und schaute mich an. Ich konnte nicht anders, ich lächelte.

,,Liebes, süsses Vieh.” flüsterte ich. ,,Komm her Schatz, na komm her.” aber er rühte sich nicht, ich seuftzte. Ich war total erschöpft, ich war noch nicht mal in der Lage zu weinen, so fertig war ich.
Mein Körper brannte an den Stellen wo ich verschlagen worden bin, ich wusste, dass war nur ein kleiner Teil von den Schmerzen. Nachdem ich geschlafen habe, werden die Schmerzen schlimmer zu werden, das kannte ich schon.

Jetzt war es in mir ein einziges durcheinander, und jedes Gefühl schien richtig zu sein und gleichzeitg falsch.

Verachtung gegenüber mir.
Verachtung gegenüber meiner Mutter.
Angst.
Hoffnung.
Deutsches Gesetzt.
Menschenrechte.
Hass.
Liebe.
Hoffnungslosigkeit.
Sie haben Recht.
Und sie haben nicht Recht.

Kämpfen.
Ich muss kämpfen.
Aber für was?
Für mich? - Nein, dafür bin ich nicht genug wert.

Natürlich bin ich das!
Jeder Mensch ist etwas Wert!

Aber nicht ich, sonst hätten sie das nicht gemacht.

Sie dürfen das nicht, du musst dich wehren!

Sie haben ihre Gründe mich zu hassen.

Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank, deswegen tun sie das!
Ach ja, und die eigene Mutter verschlägt das Kind?
Dann ist das Kind doch dran Schuld!

Du benimmst dich völlig richtig, aber sie sehen das nicht!

Sie sehen genau das was ich bin!
Eine blöde, dumme Gans!

Hör auf dich selbst zu Beleidigen!
Bringt dir das was?
Nein!
Das schadet dir nur selbst!

Und?
Ich bin doch eh schon bescheuert!

Gar nichts bist du!
Du bist daran nicht Schuld!
An gar nichts, was sie tun!

Hä?
Jeder hat einen Grund was zu tun und sie mit Sicherheit auch!
Man verschlägt ja wohl einen nicht ohne Grund!

Ich hielt mir die Ohren zu. Geht`s noch? Aber der Kampf hörte nicht auf, er ging in meinem inneren weiter.

Ich stand auf und schmiss damit Gismo von meinen Beinen runter, ich legte mich ins Bett mit meinem MP3-Player und stellte die Lautstärke ganz laut, damit ich meine Gedanken nicht mehr hören konnte. Aber leider tobten die zwei Seiten in mir weiter, trotz lauter Musik konnte ich sie ganz genau verstehen. Ich rief Gismo leise zu mir ins Bett, eigentlich durfte ich das nicht, aber ich brauchte jetzt jemanden zum knudelen.

Seine Wärme beruhigte, ich streichelte ihn und er genoss es sichtlich.



Als ich 11 Jahre alt war


Als ich 11 Jahre alt war, fing ich an mit dem Lesen, mein erstes grosses Buch war Harry Potter gewesen, danach kam ich von Büchern nicht mehr weg. Ich setzte mich auf das Bett und machte leise das Radio an, dann lass ich Gismo laut vor, damit ich mich nicht so allein fühlte.
Und er hörte mir immer zu, er war immer da.

“Das Mädchen mit dem Hund” wurde ich mittlerweile manchmal von den Nachbarn genannt. Gismo war ein Pudel, ein braun und ockerfarbender Pudel, seine Farbe veränderte sich in seinem Fell und er hatte Locken. Er hatte Hängeohren und da Gismo aus dem Tierheim kam, war er anfangs verstörrt gewesen, sein Schwanz war um einiges kürzer als er hätte sein sollen. Sowas war mal Mode gewesen - Hunde den Schwanz zu kürzen, ich fand sowas schrecklich. Er schnarchte manchmal leise, wenn er schlief und er hatte eine wunderschöne Gesichtsform. Da ihm seine Haare nicht ausfielen, musste man seine Haare schneiden. Und so sah er oft dicker aus, als er in wirklichkeit war, bis man ihm wieder seine Haare schnitt und danach sah er immer aus als hätte er eine schnell-Diät durchgemacht. Nach dem baden knallte er immer durch, dann lief er durch die ganze Wohnung, sprang durch die Gegend und freute sich. Wasser konnte er nicht leiden und während dem baden hatte er immer einen Blick drauf der verirt, das er überhaupt keine Lust auf diese Aktion hatte. Ausserdem konnte er nicht schwimmen, kein bisschen, das hatte ich festgestellt als wir mal mit Gismo ans Meer fuhren.
Es war grade Ebe gewesen und ich lief in dem Matsch rum, da der Meeresboden nicht glatt ist, gab es immerwieder “Inselen” und “Seen”. Ich hatte ihn an der Leine und ich wollte wieder zurück an den Strand als ich in ein Loch trat, das ging so tief, dass mir das Wasser fast bis zur Hüft ging. Gismo verschwand erstmal im Wasser, ich dachte er würde gleich nochmal auftauchen, aber das tat er nicht und ich zog ihn dann mit der Leine aus dem Wasser. Danach sah er wortwörtlich wie ein begossener Pudel aus, sein Ausdruck in seinen Augen lies mich lachen.
Ich rannte mit Gismo oft, aber er war immer schneller als ich, man konnte ihn nicht am Fahrrad anbinden und ihn nebenher laufen lassen wie manche Hundebesitzer es machten. Er lief komischerweise immer vor das Fahrrad, und da ich nicht immer rechtzeitig bremsen konnte, fuhr ich manchmal in den Unfallverursacher Hund rein, aber er lernte auch nichts draus.
Er legte sich oft in die Sonne und sonnte sich und fragte ihn dann immer Scherzweisse: ,,Na willste Schwarz werden?” den er war schon braun. Gismo hasste es gekämmt zu werden und man eine Zecke entfernte leckte er einem immer ab, als wohle er sich bedanken. Er fing immer Mücken und auch mal eine Biene, die ihn dann stoch, der einstich wurde danach dick, aber es war nichts ernstes.
Ich redete oft mit ihm, als währe er ein Mensch.
Gismo war noch alles das was ich hatte und ich liebte ihn.


Am Sonntag wurde ich unsanft geweckt. ,,Aufstehen!” rief meine Mutter zog mir die Bettdecke weg, ich stöhnte, Gismo war schon längst nicht mehr in meinem Bett. Ich setzte mich auf und mir wurde es direkt schlecht, mein Kopf fühlte sich entfindlich an, als ob er bei der geringsten Tätigkeit die ich jetzt machen würde schmerzen würde. Meine Knochen und Muskelen schmertzten ebenso.

Meine Mutter verdonnerte mich dazu den Haushalt mal wieder auf Vodermann zu bringen, sie selbst kamm nur ab und zu kucken ob ich das auch richtig mache, ansonsten schaute sie Fernsehen. Ralf sah ich nicht, er war offenbar ausgeflogen. Wie immer hatte sie was auszusetzten wenn ich putze, da war noch ein Fleck und da auch.

Als ich den Flur durchputze, lief Gismo grade über das geputzte, er lief in Richtung Wohnzimmer, in dem meine Mutter telefonierte, ich versuchte ihn noch einzufangen, aber er entwischte mir.

Oh.Oh.Oh.

,,Wart mal kurz.” sagte sie in den Hörer und trat Gismo, er kam in den Flur entlang zurückgerutscht und knallte gegen die Badtür, er quengelte so das mir Tränen in die Augen stiegen und ich mir die Ohren zuhielt. Der Arme Hund! Ich wollte garde auf ihn zugehen, als meine Mutter um die Ecke schaute, als Gismo sie sah gab er Gas und verschwand in meinem Zimmer, ich senkte die Augen und putzte weiter.
Als ich fertig war mit dem Haushalt und ich endlich in mein Zimmer durfte ging ich zuerst zu Gismo. ,,Schatz” flüsterte ich. Er hatte geschlafen ich zwang ihn aufzustehen und ein Stück zu laufen, er krummte mich an weil ich ihn beim Schlafen störte, aber ich wollte wissen ob noch alles in Ordnung ist. Er wankte zwar verschlafen durch die Gegend, aber er humpelte nicht oder so, ich hob ihn wieder hoch und legte ihn wieder auf sein Platz.

Montags gab es wieder Stress wegen einer ganz belanglosen Sache. Es ging um Süssigkeiten, ich habe angeblich wieder ein haufen gegessen und auserdem sollte ich nicht soviel Jourghurt essen.
Mir wurde das ganze zu dumm und ich lief in die Schule. Wir hatten grade 15 Uhr als ich ankam und fragte mich durch zu Herr Lamb, während ich auf ihn wartete kam Nina auf mich zu.

Nina, eine ehmalige Klassenkameradin.

,,Hallo” sprach sie mich an während ich nervös auf Herr Lamb wartete. ,,Hi.” gab ich zurück. ,,Du bist ja klein geblieben.” meinte sie und blickte mich abschätzend an. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen sollte. Sie woll jemand anders nerven aber nicht mich, aber wie immer traute ich mich nicht, das hätte ja wieder ärger bedeutet und davon hatte ich echt genug.
,,Was machst du hier?” ,,Auf Herr Lamb warten.” ,,Aha und warum?” ,,Weil.” Sie hob die Augenbrauen, sie tat wirklich so als wäre sie was besseres als ich, ich hätte echt grad explodieren können wenn ich nicht unbedinigt dieses Gespräch mit Herr Lamb brauchte.
,,Und, wie läuft die Schule?” fragte sie mich betont lässig. ,,Geht.” ich wollte sie loswerden, war das denn so schwer zu verstehen? ,,Also packst du es nicht in die 10 Klasse?” fragte sie ,,Keine Ahnung.” ,,Aha.” sie musterte mich weiter. Jaquline, eine ihrer Lästerfreundinnen standen nicht weit von uns und schaute uns intressiert und amusiert zu.
Dann sah ich Herr Lamb und ging auf ihm zu ohne mich von Nina zu verabscheiden.
,,Herr Lamb.” ,,Ja?” ,,Kann ich mit Ihnen sprechen?” ,,Jetzt?” fragte er und ich nickte. ,,Puhh, ich hab eigentlich Unterricht, aber ich kuck mal was sich machen lässt. Kannst du einen Moment warten?” fragte er, ich bejahte und er verschwand wieder. Als ich wieder zu Nina und Jaquline rüber schaute sah ich wie sie tuschelten. Meine Mutter fand die “Mädels” nett, aber die waren zickig, vorallem Jaquline, sie war in wahrsten Sinne verwöhnt, den ihr Vater besass eine Firma. Und Nina machte einfach mit, vermutete ich, aber nicht nur ich sah sie als Lästertanten, viele konnten die beiden nicht leiden. Aber meine Mutter mochte sie natürlich und am besten währe, wen ich so wäre wie sie.
Ich dachte an ihre Partys und den Alkohol den sie dort tranken, ich war zwar noch nie dabei gewesen, aber im Internet gab es genügend Fotos und erzählt wurde auch genügend darüber. Mit dennen musste ich mal mein Leben tauschen, 1. würde meine Mutter sich mal überlegen wer schlimmer ist - ich oder die “Mädels” ? Und 2. Würden die “Mädels” sich mal ganz schön umkucken, so ein Leben würde ihnen bestimmt nicht passen.

Es dauerte lang bis Herr Lamb wieder kam und ich fühlte mich ein wenig Schuldig ihn einfach so aus dem Unterricht rauszuholen. ,,Was ist jetzt schon wieder passiert?” fragte er, mir kam er ein wenig genervt vor, aber für Menschenrechte und das Deutsche Gesetzt muss man eben nerven damit man Gehör geschenkt bekommt!

Ich erzählte ihm was passiert ist und er meinte, dass er mir nicht helfen könne, Frau Allebrand, die Direktorin der Schule könnte schon mehr machen. Und so gab ich die Einverständniss darum, dass wir gemeinsam zu Frau Allebrand gingen um vielleicht der ganzen Sache ein ende zu setzten.

Vielleicht konnte sie mir ja wirklich helfen?
Bitte, lieber Gott!

Als wir mit dem Gespräch anfingen, war ich schon wieder eingschüchtert, ich hatte Angst.
Wenn meine Mutter wüsste das ich hier wäre!
Was wenn sich jemand verplappert?

,,Um was für ein Thema streitet ihr euch am meisten?” fragte Frau Allebrand. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich nicht des Stress anfing, es war, ich weiss nicht, bei allem irgendwie. Sie stellte die Frage nochmals und ich hatte das Gefühl das beide unter Zeitdruck standen und so sagte ich einfach. ,,Wegen dem Putzen.” Wir machten eine Liste, wann und wie oft ich in der Woche putzen sollte. Frau Allebrand meinte, wenn ich diesem Plan einhielt würden bestimmt auch unsere Probleme verschwinden.

Als ich die Schule verlies, wusste ich dass ich genauso weit war wie voher, nähmig gar nicht. Die kapierten das alle nicht, weil sie einfach nicht dabei waren! Wir hatten kein Thema wo wir ständig drüber streiten, Sie meckerte einfach über alles, von meiner Figur bis dahin ich zu viel lass.

Und schon wieder verlor ich den Gauben an mich selbst, während ich nach hause ging.

Warum verstand das einfach niemand?
Vielleicht sollte ich es einfach ruhen lassen?
Warten bis ich 18 werde und dann verschwinden?

Aber, ja das hatte ich vergessen, ich werde keine 18.

Vor langer Zeit hatte ich mir das geschworren.
Entweder würde das bis zum meinem 18 Geburstag vorbei sein oder ich würde mich spätestens einen Tag vor meinem 18 Geburstag umbringen.

Forever young.
Das Mädchen, dass nie 18 wurde.
Tja, so war das nun, aber ich hatte ja noch genug Zeit um zu kämpfen, ich war ja erst 16.
Trozdem, es waren grade noch 2 Jahre.
2 Jahre, ob ich es bis dahin durchhalten würde?

Verscheinig wäre ich in 2 Jahren dann ganz bekloppt.
Dann könnte ich mich auch so abschiessen, den dann wäre mein Psyche dann ganz im Eimer.

Also musste ich kucken dass ich es jetzt hinbekomme.
Irgendwie muss ich mir ja Gehör verschaffen können.


Und ich tat es wieder, weil ich nicht mehr konnte.
Ich tat es als ich allein daheim war.
Ich hielt meine Hand über das Waschbecken und schaute zu wie das Blut im Abfluss verschwand.

Roter als Rot.
Mein Blut und mein Schmerz.
Ich konnte meine Schmerzen nicht mit dem Verletzen meines Körpers gleichsetzte, dessen war ich mir sicher, denn dann würde ich mich umbringen.

Ich schaute in den Spiegel.
Bin ich jetzt ein Emo, weil ich mich ritzte?
Wenn das jemand mitkriegen würde, man würde mich direkt in Klappse einweisen und zwar lebenslänglich!

Am Abend ging ich mit Gismo gassi und fand einen kleinen Frosch auf dem Bürgersteig, ich nahm ihn in die Hand und wollte grade zu einem nahen liegenden Bch laufen, als ich mein Physik und Chemieleher traf. ,,Guten Abend.” grüsste ich ihn freundlich, auch er hatte ein Hund und wohnte ein paar Häuser weiter als in meiner Strasse. Die Hunde von uns kannte sich schon, daher gab es kein grosses Gebell. ,,Was hast du in der Hand?” fragte er mich ,,Ein kleiner Frosch, ich habe ihn auf dem Bürgersteig gefunden und bring ihn jetzt zum Bach.” er schaute mich leicht erstaunt an. ,,Das ist aber nett.” Nett? Das war ganz normal. Wenn ich ein Frosch wäre und hätte mich verlaufen, dann wäre es doch gut wenn ein Mensch kommen würde und mich wieder dorthin setzten würde, wo ich hingehöre.

,,Tschüss!” ,,Tschüss.” und so lief ich weiter zum Bach und lies dort den Frosch frei, sowas machte ich öfters, auch bei Regenwürmer und so weiter. Nur Spinnen konnte ich nicht leiden, aber die haben ja auch ihre eigene Beine um sich fortzubewegen.


Und dann kam wieder das Wochenende.

Samstags ging ich Nachmittags mit Gismo, meinem Hund gassi, ich lies ihn von der Leine und er haute ab. Ich lief ihm hinterher und rief nach ihm, aber er war viel schneller als ich und schon längst über alle Berge. Das machte er normalerweise nicht, ich hatte ihn schon wie oft ohne Leine laufen lassen, aber er hatte verscheinig irgendetwas gewiedert und war deswegen so schnell weg. Aus Angst nach hause zu gehen, streifte ich in der Gegend rum und suchte Gismo. Doch irgendwann kam mir der Gedanke mit dem Fahrrad nach Gismo zu suchen, so war ich viel schneller, ich lief bei Nadja vorbei und fragte sie ob sie mir helfen würde nach Gismo zu suchen. Daheim schlich ich in den Keller und hollte mein Fahrrad.

Mittlerweile machte ich mir doppelt Sorgen, um Gismo und die Reaktion von meiner Mutter.
Ich fuhr mit dem Fahrrad los, kam aber nicht weit.
Meine Mutter fing mich an einer Ecke ab, Ralf stand neben ihr.

,,Fräulein!” rief sie und ich bremste schliternt ab, noch mehr Speed und ich hätte den Asphalt geknutscht. Ich sah, dass Nadja nicht weit von mir entfernt mit ihrem Fahrrad auf mich wartete.

,,Wo ist Gismo?” Oh.Oh.
,,Ähm, Mama.” ich war schon fast am heulen. Was hätte ich den tun sollen? Ich wusste, ich bekomme wieder ärger und ich wusste, das ich die ganze Zeit Vorwürfe zu hören bekommen würde.
,,Gismo ist mir abgehauen.” gestand ich ihr.
,,AHA!” fauchte sie fast flüsternt, weil Kinder nicht weit von uns spielten und da waren auch Erwachsene dabei. ,,Sissi,” ich kannte ihr Ton. Ich konnte nicht mehr.

Was soll den das ganze?
,,Ich mach mir Sorgen und ich wette du machst mir wieder Vorwürfe!”
dachte ich mir.

In diesem Moment, loderte Feuer in mir auf.
Deurtsches Gesetzt.
Menschenrechte.
Nicht mit mir!

Ich spürte Hass, ja Hass, gegenüber meiner Mutter.
Wie konnte man nur sein eigens Kind so behandelen?

Ich war Verantwortungsbewusst, sonst hätte ich Gismo ja nicht gesucht!

Der Blick von meiner Mutter.
Die Körperhaltung.
Ihr Gesicht.

Nein!

Ich setzte mich aufs Fahrad und fuhr einfach los, ich hörte wie sie nach mir riefen, aber ich trat einfach in die Pedale.
Ich hörte meinen Namen und dann ein Auto, ich blickte hinter mich.

Das war doch nicht wahr!

Hinterm Steuer sah ich den grimmigen Blick von Ralf.

Ich tratt in die Pedalle, meine ganze Wut liess ich aus.
Los!
Schneller!
Trieb ich mich selbst an.

Und dann kam auch noch so ein blöder Berg.

Scheisse!

Aber da musste ich durch.
Ralf kam mit seinem Auto immer näher.
Ich hatte nun eine solche Geschwindigkeit drauf, dass ich glaubte bald die Kontrolle über mein Fahrad verlieren zu müssen.

Das Fahrrad bekam einen kleinen Stupser und sprang nach vorne, ich verlor jetzt wirklich fast die Kontrolle.

Was war das?

Mein Herz klopfte laut und schnell.

Ein weiterer Blick hinter mich, erschreckte mich.
Der wollte mich doch nicht überfahren!

Da waren fast nur noch Millimeter zwichen dem Auto vom Ralf und meinem Fahrrad!

Ach du Scheisse!
Er hatte mich doch nicht grade eben mit seinem Auto angeschoben?

Ich tart nochmals richtig in die Pedalle.
So wollte ich nicht sterben, vielen Dank auch.
Ich bog links ein und ich wusste, dass die Verfolgungsjagd, bald ein schnelles und vorläufiges Ende nehmen würde, denn dort kam kein Auto durch.

Als ich in die engere Strasse einbog, hörte ich quitschende Reifen. Er drehte und ich wusste, wo er hin wollte, zum Ausgang dieses engem Strässchen.

Ich gab mir nochmals alle Mühe mein Fahrrad ordenlich Geschwindigkeit zu beschaffen. Wenn ich jetzt jemanden umfuhr und das war mit der Gescwindigkeit gar nicht so abwägig, hatte ich dieses Spiel verloren.

Aber wie immer, wenn ich Hilfe brauche war niemand da.
Toll!
Aber so fuhr ich wenigstens niemanden um.

Die Wut, die Angst gaben mir Kraft, meinem Menschlichen Urinstikt in mir zu wecken und wie ein Neandertaller vor der Gefahr zu flüchten.

Ich war, Gott sei Dank, früher als Ralf am Strassenende, wo die Strasse wieder für Autos befahrbar wurde da.
Da ich gar kein Auto hörte fuhr ich in eine weitere Seitenstrasse rein, fuhr noch ein Stück und haute dann in die Rücktrittbremse rein.

Ich flog.
Und wie ich flog.

Mir wurde schwarz vor Augen und ich stand auf und lehnte mich an die Hauswand ,,Nur kurz ausruhen.” dachte ich mir und spürte schon wie die Kraft in mir nachliess. Ich verdrehte die Augen und rutschte langsam die Hauswand runter, dann verschwand mein Bewusstsein.

Als ich wieder aufwachte, lag ich auf dem Boden, das Fahrad lag nicht weit von mir entfernt auf dem Boden.

,,Boarh, Scheisse.” flüsterte ich und fasste mir an den Kopf. Er schmerzte und ich hatte das Gefühl ganz durcheinander zu sein. Ich zitterte am ganzen Körper und mein Herz und mein Atem hatten sich immernoch nicht beruhigt.

Ich schaute zum Himmel und wippte mich hin und her und sagte mir immer wieder das ich mich beruhgen müsste.

Ganz ruhig.
Still.
Hin und her, hin und her.

Die Sonne ging grade unter.

Hin und her, hin und her.
Bevor ich was mache, muss ich mich beruhigen und mir ganz genau überlegen was ich tue.

Hin und her, hin und her.
Ganz Ruhig.

Es wurde kalt, nein, mir wurde es kalt, weil ich auf den Boden sass und mich nicht mehr bewegte.

Keine Spur von Ralf oder meiner Mutter, sie suchten mich verscheinig immer noch.

So.
Und jetzt?
Soll ich die Nacht draussen verbringen?
Mir war kalt, ich fing an zu zittern.

Ich stand auf und hob mein Fahrad auf und dann stand ich nun.
Allein auf mich gestellt.

Meine Gedanken rasten.

Ich wusste zu Nadja konnte ich nicht, denn dort würde man mich zuerst suchen, ich brauchte etwas geheimes. Das niemand weiss oder nur wehr wenige. Irgendein Ort an dem ich in dieser Nacht nicht erfriere.

Wohin?
Wohin?

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Klar.
Von ihm wusste niemand, ausser Nadja.
Rouven.

Ich wartete noch einen Moment um innerlich Kraft zu sammeln, dann gings los. Ich hatte wie voher ordenlich Geschwindigkeit drauf, ich fuhr riskant, fiel aber nicht einmal hin.
Als ich bei Rouven ankam war ich mir nicht mehr so sicher.

Soll ich wirklich zu ihm?
Was wen ich ihn nervte?
Was ist mit meiner Mutter?
Was wen die das rauskriegt?

Rouven würde sich besitmmt nicht gefallen lassen sich von meiner Mutter eine Ohrfeige geben lassen.

Meine Mutter sah harmloser aus, als sie war, man kam erst drauf was für eine Kraft sie in sich hatte, wen man mal wirklich von ihr verschlagen worden ist. Sie konnte gut Schauspielern, sehr gut sogar und ich auch. Wir spielten immer die liebe, tolle Familie, aber in wirklichkeit war es ganz anders.

Ich klingelte.

Was wenn er jetzt nicht da ist?
Oder ich nicht bei ihm bleiben darf?
Ich wartete nervös.

,,Ja?” tönte aus der Sprechanlage. ,,Ähm, Hallo, hier ist Sissi, ist Rouven da?” es kanckte in der Leitung und ich wartete, war zwar nicht grade höfflich, aber immerhin.
Es dauerte lange.
Zu lange für mich.

Vielleicht geht er ja extra nicht an die Tür?
Vielleicht kann er mich ja nicht leiden und lässt deswegen die Tür zu?
Oder er weiss schon längst, dass ich abgehauen bin und will kein Stress?

Dann ging über mir ein Fenster auf. Rouven. Puhh. ,,Ach wart mal kurz” sagte er und machte das Fenster wieder zu. Kurz danach ging die Haustür auf. ,, Hey.” sagte ich atemlos. ,,Ich hab Stress daheim, darf ich vielleicht bei dir pennen?” fiel ich gleich in die Tür. ,,Klar.” sagte er. Ich war sekptisch, ja zu sagen ohne voher seine Eltern zu fragen, ich sprach ihn daruaf an und er meinte. ,,Meine Eltern sind locker.” Aha, nadann. Locker, meine Mutter hätte mir den Kopf abgerissen, wen ich nur auf die Idee käme zu fragen ob jemand bei mir schlafen dürfte.

Wir setzten und in Wohnzimmer und schauten fern, mich interessiete Fernseh nicht. Auch wenn ich seit ewigkeiten keins mehr gesehen hatte, es irgendwie für mich uninteressant. Stattdessen kümmerte ich mich um die Katze von Rouven.

Ich hatte schon immer so ein leichtes Gespür für Tiere.
Und bei dieser Katze bemerkte ich, dass sie sehr scheu war.
Ich lockte sie zu mir und die Familie schaute mir zu.

Der einfachste Trick dabei ist einfach die Tiere innerlich zu rufen, den sie spüren sowas. Einfach ruhig bleiben und den inneren durcheinander unterdrücken, dann ging das. Die Katze kam immer näher und beobachtete mich genau, dann streichelte ich sie und sie schien nach einiger Zeit Vertauen zu mir gefasst zu haben.
Es war wirklich eine süsse Katze.

Im Hintergrund redeten die Eltern von Rouven und Rouven selbst über mich und die Katze. ,,Das hat sie echt noch nie gemacht.” meinte Rouven zu mir ,,Sie haut sonst immer vor Fremden ab.” ich lächelte ihn an. Das war eben mein Geheimniss, Tiere muss man nur überzeugen das man ihnen nichts böses will und am besten ist es wenn man sie innerlich davon überzeigt, sie fühlen das einfach. Sie schnurte und machte sich nun neben mir bequem.



,,Wie heisst sie?” fragte ich Rouven ,,Susi” sagte er und beobachte mich. Susi fing an zu schnurren, die Familie schaute wieder Fernsehen während ich mich um Susi kümmerte, sie war wirklich eine bezaubernde Katze.

Irgendwann war der Film zu Ende und wir gingen ins Zimmer von Rouven, es war meiner Meinung nach sehr “kalt” eingerichtet. Die Tapete pulerte ab und er hatte ein ordenlich gemachtes Bett, einen Schreibtisch, auf dem nichts lag, einen Schrank für Schulbücher, einen Kleiderschrank und ein Sofa drinstehen. Es waren überhaupt gar keine persönliche Sachen im Raum, alles war unnatürlich aufgräumt, es schien, als würde hier niemand “leben”, als würde man den Raum nur ab und zu benutzten. Das einzige was mir auffiel war, dass ganz oben in einer Ecke reingequetscht ein Poster von der Bundeswehr hing.

Ich war erschrocken und fühlte mich nicht wirklich wohl.

Mein Zimmer sah ganz anders aus.

Es lag immer ein Buch neben meinem Bett und auf meinem Schreibtisch lagen auch welche und Schulsachen lagen da auch rum, mitsamt einem Haufen Zettelel. Ich hatte irgenwie immer was rumstehen oder liegen, mein Zimmer sah irgendwie auch “lebendig” aus. Aber Rouvens Zimmer erstaunte mich wirklich.

Wirklich komisch.

Es lag noch nicht mal ein Kissen auf dem Sofa, überhaupt keine Dekosachen und der Fernseh stand direkt am Fussende seines Bettes.

Er gab mir eine seiner Decken, ich musste auf Rouvens Sofa schlafen, es war klein, so dass ich meine Beine anziehen musste damit sie nicht raushingen. Die Decke war auch sehr dünn und hielt nicht sonderlich warm. In seinem Zimmer machte er auch gleich den Fernseher an.

Das irritierte mich alles. Zu viel Fernsehen, das war ich gar nicht gewöhnt. Dann dieses nicht lebendige und kalte Zimmer. Ich verstand das nicht. Ich baute mein Handy auseinander das die ganze Zeit aus war, ich wollte nicht das mich jemand orten könnte.

Dann war es mir immernoch so unheimlich kalt, ich war total erschöpft von meinen Emotionen und konnte trotzdem nicht schlafen weil ich wusste, dass ich mir eine andere Bleibe suchen müsste.

Was war mit der Schule?

Wenn ich dahin gehen würde, könnte meine Mutter mich locker abfangen, aber was dann?

Wegrennen?

Wo soll ich leben?

Wovon soll ich mein Essen kaufen?

Allein von der Natur konnte ich ja schlecht leben. Klar, für den anfang wäre es okay irgendwo an der Nähe zu schlafen und da zu leben, aber was ist wenn es Winter wird?

Dann würde ich in der Wildniss erfrieren und dann hätte sich das Weglaufen auch nicht gelohnt.

Rouven schaltete um auf MTV und wir schauten was weiss ich für`n Scheiss an, jedenfalls war ich davon nicht begeistert, es ging um irgendwelche Umfälle die richtig schlimm waren und auf Video aufgenommen waren. Man sah einen Junge wie er mit dem Skatboard ein Trppengelender runterfuhr und voll hinflog. Letztendlich stellte man fest, dass er sich das Steißbein gebrochen hatte. Schon das zu schauen tat mir weh.

O weh. Wie kann man sich so eine Scheisse anschauen?

Zwischendrin kam Werbung und da wurde für heisse Nächte u.s.w. geworben, also wirklich. An Rouvens Stelle hätte ich spätendes jetzt den Fernseher ausgeschaltet aber er lies es einfach laufen und ich tat so als wäre das normal.

Ich kam mir vor, als hätte ich was am Schädel, auf jeden Fall hatte ich es nicht so mit Fernsehen und das machte je grad dieses Jahrhundert aus. Fortgeschrittene Technik, nicht?

Ich hatte mein Handy aus dem Jahre 2005 und ansonsten noch ein 2 MP3-Player und einen Comupter in meinem Zimmer stehen mit dem ich sehr selten ins Internet durfte. Aber ein Fernseh hatte ich nicht im Zimmer, aber so war ich ganz schön zurückgeblieben.

Während andere Leute abends Fernseh schauten, trieb ich mich draussen rum, lernte oder las oder machte irgendwas kreatives. Ich lernte gerne Abends, denn wenn ich von der Schule heimkomme, will ich erstmal meine Ruhe von lernen und Hausaufgaben haben und lerne abends vor dem Schlafengehen, denn dann kan man sich es besser merken und morgens vor der Schule über das gelernte drüber schauen.

Die, die ich kannte, lebten ganz anders als ich. Jeder von ihnen hatte Internet und niemand lass im Freien oder lernte morgens nochmal. Keiner von ihnen machte sich seine Schulbrote selbst oder ging arbeiten, keiner hörte so viel Musik wie ich und fuhr so oft mit dem Fahrrad rum, die meisten wurden mit dem Auto gefahren. Keiner lernte Lexika auswedig oder lernte einfach mal so, weil es Spass machte oder aus Langeweile, niemand hungerte gelegenlich weil er daheim nichts zu essen bekam und niemand von den Mädchen hatte überhaupt ein Porblem sich dreckig zu machen und an handwerklichen Tätigkeiten spass zu haben. Die Mädels zickten sich lieber an, jedenfalls war das so in der letzten Zeit, deswegen hielt ich mich von denen fern, denn es war überhaupt nicht lustig, wenn man ein Opfer von ihnen wurde, hatte ich festgestellt, nachdem ich einige Zickereien beobachtet hatte.

Und jetzt soll mir mal jemand sagen, ich wäre ganz normal.

Es dauerte lange bis Rouven den Fernseher aus machte und ich konnte auch nicht wirklich schlafen aus Angst meine Mutter käme. Ich fing an richtig zu fantasieren und malte mir aus wie sie an der Regenrinne hochstieg um dannach ins Zimmer von Rouven zu kommen, sie würde mich mit nehmen aber aus Rache zog sie ein Messer und erstach Rouven. Ich stellte mir das so lebensecht vor, das ich zusammenzuckte als meine Mutter in meiner Fantasie Rouven erstach.

Ich wachte früher auf als Rouven wegen den blöden Glocken. Das war halt die Scheisse wenn man mitten in der Stadt wohnte. Die Uhr am Marktplatz klingelte alle 15 Minuten und die Kirchen, die Katholische und die Evangelische, klingelten so eindirglich als wollten sie mir drohen “Wenn du jetzt nicht in die Kirche gehst.....”. Ich wachte in der gleichen Position auf wie ich eingeschlafen war, das machte ich öfters, aus Angst “erstarte” mein Körper

manchmal nachts und dann bewegte ich mich einfach nicht. Bis Rouven aufwachte war es schon kurz vor 12 Uhr das hörte ich an den Schlägen der Marktplatzuhr.

Ich stand immer aller spätetenstens um 10 Uhr auf. Als erstes ging er in ICQ on und ich sass daneben, dann fragte ich ihn ob ich Nadja mal eine Nachricht schicken darf. ,,Klar.” meinte er und ich schreib Nadja. >Schneewittchen ist bei mir.



Als wir kurz vor der Schule waren, guckten mich viele ganz komisch an. ,,Sag mal,”, fragte ich Nadja flüsternd, ,,seh ich irgendwie komisch aus?” ,,Ne”, flüsterte sie zurück. ,,Ich habe keine Ahnung was das soll” Die Blicke waren verwundert und gleichzeitig neugirig. ,,Vielleicht hat jemand Scheisse über uns gelabbert.”, meinte ich. Nadja schaute mich an: ,,Wenn dann will ich wissen welche, die gucken nämlich echt so, als würde Harry Potter hinter uns her rennen.” Ich kicherte: ,,Wer weiss?”.Ich drehte mich um:,,Ne, leider net.”

Jenny E. sprach uns an: ,,Ey Sissi!”, rief sie mich. Mir war klar, dass ich jetzt erfahren würde was abgeht. Sie stellte sich übermässig cool hin, ich konnte ihre Körperhaltung schon fast mit der meiner Mutter vergleichen. Ich sah schon aus dem Augenwinkel, dass Nadja das Gesicht verzog. Ich mochte sie auch nicht, sie war Nadja grösste Konkurentin im Turnen, aber Nadja war trotzdem besser als sie, diese Jenny war auch eine der bekanntesen Schlampen an unserer Schule. Es gab einige Dinge die rausgekommen waren, die echt keiner wissen wollte, z.B. was sie so für Sachen im Bett anstellte u.s.w. ausserdem war sie ein halbes Mannsweib, Gewalt war ihr nicht unbekannt und sie benutze diese oft um sich durchzusetzten. Meine Mutter und sie könnten beste Freundinnen sein.

,,Was hab ich da gehört?”, fragte sie mich. ,,Ausserdem war die Polizei bei mir!”- oh ne, oder?- ,,Mitten in der Nacht!” - ach du Scheisse.- ,,Wenn du das nochmals machst, weisst du was los ist, ja?”- Hmmh ich hab dich auch lieb, von dir lass ich mich nicht einschüchtern. -,,Wie kann man nur abhauen? Du hast se doch echt net mehr alle!”- pfff.
Ich drehte mich um und ging, auf so was muss ich mich nicht einlassen, vor allem von einer, deren Intimbereich, jeder Junge an der Schule, mittlerweile in und auswendig kannte.

,,Was geht`en mit der ab?”, fragte ich. ,,Aber echt”, stimmte mir Nadja zu. ,,Blond.” Damit war das Thema abgehackt, aber die Glotzerrei hörte nicht auf. In den ersten beiden Stunden hatte ich Mathe, im Mathe A-Kurs, bei Herr Scheffler. Er bat mich vor die Tür, er wollte mit mir sprechen.
,,Alles klar bei dir?” fragte er mich. ,,Ja”, antwortete ich. ,,Ich hab das gehört, du musst Probleme haben. Wenn du willst dann schreibst du heute den Test nicht mit, sondern nächste Stunde.” Das würde meine Klassenkameraden erstaunen und villeicht sogar entzürnen. ,,Ne, ich schreibe mit.” und setzte ein falsches Lächeln auf. ,,Sicher?” ,,Sicher.” versicherte ich ihm. Als wir wieder in die Klasse reingingen, spürte ich die Blicke auf mir, bis jetzt hatte ich mit niemanden ausser Nadja gesprochen.

Was wollen die denn?
Ich hab halt Probleme daheim?
Ist das verboten, sich zu wehren?

Ich wurde den ganzen Tag blöde angeguckt, nur diejenigen, die sich cool fühlten gingen auf mich zu wie Jenny E., aber ich gab da nichts drauf, ich wurde von keinem weiteren Lehrer angesprochen.

Als ich heimkam, sah ich dass es Ralf wieder schlecht ging. Das war in letzter Zeit öfters so, er übergab sich und schlief dann sehr viel und stand mit Kopfschmerzen und blassem Gesicht wieder auf. Meine Mutter meinte er hätte die Magen-Darm-Grippe, was ich wiederum nicht glaubte, denn er hatte das oft, zu oft, ausserdem war das eigentlich immer so, wenn einer von uns die Magen-Darm-Grippe hatte, dass keiner davon verschont blieb, das lag, wie ich nachgelesen hatte, daran, dass die Magen-Darm-Grippe hoch ansteckend war. Ich fühlte mich ganz normal und Gismo verhielt sich immer komisch, wenn Ralf die Magen-Darm-Grippe hatte. Er knurrte ihn an und hat ihn sogar mal gebissen, ich hielt ihn immer zurück aber er wollte trotzdem knappen, sobald Ralf in die Nähe kam, sein Verhalten war komisch, aber sobald Ralf geschlafen hatte, hatte sich auch Gismo wieder beruhigt.

Es ändertesich aufeinmal vieles. Mit einem Schlag stritten sich meine Mutter und Ralf und als ich an dem darauf folgenden Tag heimkam, bekamm ich Anschiss, aber was für einen Meine Mutter hatte, wie auch immer, rausgefunden, dass ich bei wer-kennt-wen und ICQ angemeldet war, ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie sie das sie das rausgefunden hatte, denn ich hatte meinen richtigen Namen nicht angegeben. Ich hiess in beiden Schneewittchen, den Spitznamen, den ich mir selbst gegeben habe und meine Mutter nicht wissen dürfte.

Wie immer fing dass Anschiss-Gespräch in der Küche beim Essen an, ich durfte neuerdings nicht mitessen, musste aber anwesend sein, ich fand die Regel sowas von beuscheuert. ,,Du bist in wer-kennt-wen und ICQ” - sie sprach das Wort ICQ sehr komisch aus, klar sie konnte ja kein Englisch - ,,angemeldet.” das war eine Feststellung von meiner Mutter, keine Frage. Ich wusste, dass sie dagegen war. ,,Hast du dir mal die AGB von wer-kennt-wen angesehen?”, fragte sie mich. ,,Nein.” antwortete ich wahrheitsgemäss. ,,Da darfst du dich erst anmelden wenn du 18 bist!” Das war eine Lüge, ich kannte meine Mutter in und auswendig und wenn sie etwas nicht wollte, dann erzählte sie allen Scheiss, damit ich es eben nicht machte. Das gleiche ging dann mit ICQ los, aber weit kam sie nicht, Gismo stand an der Küchentür und grummte und schaute böse zu Ralf, der wiederum extrem blass war, ausserdem hatte ich schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass er irgenwie wechselhaft war. Zumindestens waren es seine Stimmungen.

Gismo ging ganz langsam auf Ralf zu und zeigte nun die Zähne. ,,Wenn du den Hund nicht weg schaffst...” fing meine Mutter an zu drohen. Ich schnappte ihn mir, er war ja leicht genug, dass ich ihn hochheben konnte und sperrte ihn in mein Zimmer. Sobald er dort war, war er wieder ganz ruhig, als wäre nie was gewesen.

Was war bloss mit dem Hund los?
So agressiv war er nur selten, selbst bei anderen Hunden war er nicht so agressiv, dass tat er normalerweise nur bei Personen die Alkohol getrunken hatten, die konnte er nicht leiden, aber Ralf roch nicht nach Alkohol.
An einem Freitag klopfte es in der Religionsstunde an der Klassentür, es war Frau Bretzke, eine Sozialarbeiterin. Nadja sass neben mir, ,,Die holt bestimmt wieder Leute aus dem Unterricht.” ,,Ich würde auch mal gerne rausgeholt weden” meinte ich, nicht dass ich schwänzen wollte oder so, der Religionsunterricht war einfach nur öde und die meisten taten eh was sie wollten.
,,Kommt ihr beide mal mit?” fragte Frau Bretzke uns, automatisch schauten wir uns an. ,,Was geht ab? Hast du was angestellt?”, fragte ich sie ,,Nein, du?” ,,Nicht, dass ich wüsste.” ich machte mir ernsthaft Sorgen, man wird nicht ohne weiteres aus dem Unterricht geholt. Ich überlegte fieberhaft, was wir denn in der Schule angestellt hatten, aber mir fiel nichts ein.
Wir liefen der Sozialarbeiterin hinterher und sie brachte uns in ihr Büro, in dem keine von uns jemals zuvor war. Zwei Sofas standen da und Frau Bretzke setzte sich auf das eine und Nadja und ich auf das andere. In unseren Gesichtern stand Verblüffung.

,,Ihr werdet euch sicher wundern, dass ich euch aus dem Unterricht geholt habe.”, sagte sie und fixierte mich für einem Moment. ,,Ich wollte mich mal mit euch unterhalten.” Nadja und ich tauschten einen schnellen Blick aus, sie misstraute der Sozialarbeiterin, genauso wie ich.
,,Seit ihr gute befreundet?”, fragte sie uns scheinbar nebenbei. ,, Wir sind beste Freundinnen”, korriegierte ich sie.
Ich fand diesen Small-talk nicht gut, das war etwas beängistigend.

Was wollte sie von uns?

,,Ich habe gehört, Sissi, du bist von daheim weggelaufen.”- aha, daher wehte also der Wind. Wir schwiegen beide. ,,Alles was wir hier besprechen bleibt hier unter uns, grosses Ehrenwort!”, warf sie ein. Wir schwiegen immer noch beide. ,,Sissi”, sprach sie mich direkt an ,,Warum bist du von zuhause weggelaufen?”. Ich zuckte die Schultern, ich traute der Frau nicht über den Weg, denn ich wusste, dass meine Mutter durchaus in der Lage war, meine Umgebung zu manipulieren.

,,Sissi Mutter behandelt sie wie“- Nadja suchte nach einem Wort und ich verschrenkte die Arme und die Beine - ,,wie einen Hund!” ,,Wie ein Hund?”, wiederholte Frau Bretkze fragend. Das war ja wohl echt ein wenig übertrieben, klar wir hatten Probleme, aber so schlimm würde ich sie nicht beschreiben, aber ich hielt mich zurück. ,,Ja”, meinte Nadja. ,,Sie schlägt Sissi.”, sagte sie schon fast flüsternt.

Oha.
Frau Bretkze schaute mich prüfend an, ich erwiederte ihren Blick.

,,Das ist aber nicht alles oder?”, fragte sie Nadja. ,,Nein”, stimmte sie zu. In mir war alles erstarrt, aber ich bewegte mich indem ich mich an der Schulter kratzte, mir selbst kam die Bewegung komisch und nicht richtig fliessend vor. ,,Ich hasse ihre Mutter.” Gut, das kannte ich ja schon, hatte ich öfters von Nadja zuhören bekommen. ,,Sie kriegt nicht immer Essen zuhause”, erzählte Nadja weiter.

Darf ich mal aus dem Fenster springen und mich kurz umbringen?

Frau Bretzke ermutigte Nadja mit einem nicken weiterzusprechen. ,,Sissi wird eingesperrt, sehr oft eingesperrt.” Hmm, geht so, ab und zu mal, die Wahrheit war, alle 2 Tage mindestens, aber das ging noch, besser als jeden Tag. ,,Wo eingesperrt?” ,,Manchmal in ihrem Zimmer und manchmal im Keller.”

Borh Scheisse.
Nadja, was labberst du da?
Das will doch keiner wissen!

Meine Körperhaltung verkrampfte sich weiter, ohne dass ich es merkte. Frau Bretzke wand sich zu mir. ,,Sissi, ich sehe Nadja hat Recht mit dem was sie sagt.” ,,Woher wollen Sie das wissen?” piepste ich. ,,Das sehe ich an deiner Körperhaltung, du bist total verkrampft, ich schaute an mir runter. Stimmt. Ich lockerte mich. ,,Kann ich dir irgenwie helfen?” ,,Nein, das mach ich schon allein.” ,,Bist du dir sicher? Ich kann dem Jugendamt Bescheid geben.” Pff, Jugendamt, die konnten mich mal hintenrum. ,,Ne, ist schon okay”, ich lächelte ein geschauspielertes Lächeln, sie schien nicht überzeugt. ,,Du kannst jeder Zeit zu mir kommen, okay?” ,,Ja”. ,,Und du natürlich auch”, wand sie sich an Nadja, dann wurden wir entlassen.

,,Sag mal, gehts noch?” fauchte ich sie draußen auf dem Flur, im Flüsterton an. ,,Du musst dir helfen lassen “, meinte Nadja. ,,Helfen?”, wiederholte ich verachtend ,,Weisst du was es heisst, wenn sich irgendjemand in die Familie einmischt?” Nadja gab keine Antwort. Sie wusste es genauso gut wie ich; das bedeutete ich würde halb tot sein. Mehr als tot, ich würde sterben.

Am diesem Wochenende machte ich eine Entdeckung.

Ich stand morgens früh auf, weil ich wieder arbeiten musste, man kriegt ja sein Essen nicht umsonst. Als ich mich gerade heimlich in aller Frühe aus dem Staub machen wollte, kam Ralf zur Haustür rein. Er lief schwankend.
,,Sissi” lallte er, ich schaute ihn ungläubig an. Alkohol? Gismo wird sich freuen. Ich machte einfach ein Bogen um ihn und ging arbeiten. Wie immer arbeite ich Überstunden, insgesamt arbeitete ich 10 Stunden lang, danach war ich erstmal total fertig.
Das Freilichtmuseum hatte nicht nur Arbeit an der Kasse, ich fegte und machte den Platz sauber und kümmerte mich um die Tiere.
Dann fuhr ich mit dem Fahrrad in den Wal*Markt, ich musste Essen klauen, denn Geld bekam ich erst später. Und von irgendwas musste ich ja leben.

Mir machte das keinen Spass, Essen zu klauen, aber ich konnte nicht anders, das Problem war, wenn ich nichts zu mir nahm, krachte ich irgendwann zusammen und konnte nicht mehr arbeiten und ohne arbeit kein Geld für weiteres Essen. Nadja konnte mir in dieser Situation auch nur begrenzt aushelfen, den ihrem Vater fiel auf, das Lebensmittel fehlten.

Ich trieb mich wie immer in der Lebensmittelabteilung mit meinem Rücksack auf dem Rücken rum. Ich suchte mir einiges aus, was ich alles schnell und ungesehen verstaute bis auf die Paprika. Ich verstaute sie und sah wie eine Mitarbeiterin des Wal*Markts vorbeitkam, ich tat so als ob ich in meinem Rucksack rumwühlte und was suchte. Ich fluchte gespielt.
Als die Mitarbeiterin vorbeigeflitzt war, gings mir besser, ich ging zur Kasse wie immer und hatte natürlich nichts gehauft und wo wurde ich normalerweise durchgelassen.

Normalerweise.
Aber diesmal hielt mich eine Mitarbeiterin auf.

,,Wart mal kurz.” sagte sie und machte den Reisverschluss meines Rucksacks auf. ,,Hey!” rief ich. ,,Komm mit!” bestimmte sie.

Scheisse.
Scheisse.
Scheisse.

Warum ausgerechnet jetzt?
Ich machte das schon jahrelang und jetzt auf einmal wurde ich erwischt.

Fuck.

Hoffendlich riefen sie nicht meine Mutter an.
Bitte nicht.

Ich lief der Wal*Markt Mitarbeiterin hinterher.

Soll ich abhauen?
Ganz schnell wegrennen?

Zwecklos, sie kannten jetzt schon mein Gesicht.

Wir liefen in irgendwelchen Hinterräumen rum, die ich noch nie gesehen hatte, ich verlor fast die Orentierung.

Meine Mutter, sie würde mich erschlagen.
Töten.
Sie würde mir so Schmerzen bereiten, dass ich nie wieder lächeln kann.

Mit Sicherheit.

Und wenn Ralf auch noch ordenlich zuschlug.
Gute Nacht.

Wir gingen in ein Büro in dem ein gut gekleideter Herr sass, Anzug und Krawatte, dunkelhaarig und ein freundliches, offenes Gesicht.

Der Schreibtisch war überfüllt mit Akten und Papieren. Er führte grade gut gelaunt ein Gespräch am Telefon.

Na, Wunderbar, jetzt stör ich den auch noch.

Einer der schönsten Tage um zu sterben, was?

,,Das Mädchen hat geklaut”. Die Mitarbeiterin nahm mir den Rucksack ab und zeigte den Inhalt ihrem Chef.
Er warf einen Blick rein und hob die Augenbraune ,,Lebensmittel?”, fragte er mich, ich senkte die Augen, ich fühlte mich schuldig. Er hatte ja recht, man darf nicht klauen.

Aber wie soll ich dann überleben?

Interessiert das jemand Sissi?
NOBODY!!!

Ja, okay.
Dann muss ich eben hungern.

Und selbst wenn du stirbst.
Interessiert das jemand?

Ja okay, niemanden, ich habs kapiert.

Ich hoffs.

Hmmh.

,,Setzt dich doch”. Ähm, keine Standpauke? Ich setzte mich verunsichert. ,,Normalerweise klauen die Mädchen und Jungs in deinem Alter Spiele, Heftchen, technische Geräte und CD /DVD `s, aber keine Lebensmittel”. Bitte nicht meine Mutter anrufen. Bitte nicht.

,,Lebensmittel”, murmelte er vor sich her. ,,Wie heisst du?”, fragte er mich direkt.

Jetzt gehts ans eigemachte.
Soll ich lügen?
Einen anderen Namen nennen?
Das fällt ja spätentes auf, wenn ich einen falsche Nummer von dem Telefonnummer meiner Eltern nenne.

,,Sissi”. Den Rest behielt ich lieber für mich. ,,Sissi, du weisst was du da gemacht hast?”

Ich senkte die Augen.

,,Ich sehe ganz offennsichtlich, dass du schuldbewusst bist.” stellte er fest.

Bitte nicht.
Bitte,bitte,bitte.

,,Daher sehe ich von einer Anzeige ab,” puh... aber?

Wird er meine Eltern benachrichtigen?

,,Aber sollte ich dich nochmals erwischen, so wird eine Anzeige direkt folgen”. Ich nickte. Alles klar. ,,Du bist entlassen”. Was?

,,Die Lebensmittel schenke ich dir!” Er zwinkerte mir zu und gab mir meinem Rucksack. ,,Danke “ stammelte ich und verschwand.

Was war das denn?

Ich hastete aus dem Wal*Markt und dankte Gott, dass er so gnädig war. Als ich heimkam, war ich so leise wie immer und verstaute mein Essen in meinem Zimmer, dann ging ich mit dem Hund gassi, er arme war schon ganz hibbelig. Als ich von dem Gassigehen heim kam, fragte mich Ralf wo ich gewesen war. ,,Bei Nadja”, log ich. ,, Nein warst du nicht!” Meine Mutter schnippelte in der Küche und Ralf hatte eine Pfanne in der Hand.
,,Komm her und mach du das!”, befahl er mir Ich ging an den Herd. ,,Was soll das werden?”, fragte ich neugirig und linste in die Pfanne. Es war nur Fett drin. ,,Machst du das bald ordenlich!“, schrie Ralf mich an. Ich zuckte zusammen und er nahm mir die Pfanne ab, ich flüchtete in mein Zimmer, doch er schmiss mir die Pfanne hinterher.

Ach du Scheisse.
Jetzt gab ich aber Gas.

Er traff mich trotzdem, das Fett war heiss und brannte auf meinem Oberarm, aber ich flüchtete trotzdem in mein Zimmer und nicht ins Bad.
Es schepperte und als ich in mein Zimmer reinstürmte, erschrack Gismo wegen mir und der fallenden und krachmachenden Pfanne.

Meine Mutter kam mit dem Kochlöffel hinterher. Während sich mich mit dem Holzlöffel verschlug, brach er auseinander, das war schon öfters vorgekommen, aber meine Mutter lernte nichts drauß. Eine Suppenkelle aus Metal hielt besser, aber ich gab ihr den Rat lieber nicht.

Am Abend schrieb ich wieder meine Gefühle auf und teilte sie mit dem Papier. Ich fragte, warum ich das überhaupt tat, ich war ja keine grosse Künstlerin oder so. Viellicht konnte ich einmal eine werden? Ich versuchte immer Gefühle auf Pappier einzufangen, was mir aber meistens, meiner Meinung nach, nicht gelang. Als ich schrieb, kam ich auf die Idee, wie ich meine Mutter nennen könnte. “Herrin”, der beste Ausdruck für sie, dann würde sie sich bestimmt noch besser fühlen. Mehr Macht und so, dass würde ihr bestimmt gefallen.

Auch am Sonntag ging ich arbeiten und als ich heimkam, waren meine Mutter und Ralf am streiten und Gismo mischte sich in die handfesten Auseinandersetzung ein. Gismo knurrte Ralf wieder an und in seinen Augen sah ich mehr als Zorn, da war sowas wie Fieber. Total fertig sah er aus.

Was geht hier ab?

Ich schnappte wieder Gismo und ging mit ihm lange spazieren, damit er später zu müde war um sich in den Streit einzumischen.

Als ich heimkam, wartete Ralf bereits auf mich.

,,Sissi!”, sagte er und stand von meinem Bett auf. ,,Ja?” ,,Ich möchte mich entschuldigen”, - für was . ,,Warum?” hackte ich nach. Ich traute ihm nicht, da war was faul, er hatte immer noch den komischen Fieberblick in seinen Augen. Er nahm meine Hand, ich glotze ihn blöd an. Was soll das werden? ,,Es ist doch nicht schlimm, wenn ich deine Hand nehme, oder? Nur Freundschaftlich, ist ja nur freundschaftlich”, murmelte er. Ich beobachte ihn ganz genau, Tränen stiegen ihm in die Augen. Ich erschreckte mich. Tränen, wie alt war der Mann nochmal? ,,Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe”. Ich nickte. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. ,,Nimmst du die Entschuldigung an?” ,,Ja.” Er ging wieder und kaum war meine Tür zu, schrie er nach meiner Mutter.

Ich kapierte gar nix und genau das machte mir Angst.

Was kam jetzt?

,,Michaela!” schrie er nochmal und torkelte ein wenig. Wenn er besoffen ist, wie kriegt er dann den Alkoholgeruch weg?

Ralf kam wieder in mein Zimmer, ich stand immer noch da, wo ich voher gestanden war. Er kam auf mich zu und zog mich ans Fenster, er würgte mich. ,,Wo ist Michaela ?”, fragt er mich. ,,Weis nicht”, würgte ich raus. Die Luft ging mir aus, grade als ich Ralf rufen wollte, merkte ich das ich das meine Ohren nicht mehr richtig funktunierten, es wurde immer leiser um mich rum, mein Blickfeld wurde eingeschrenkt und mein Geruchssinn war schon längst weg. Meine Angst wuchs ins Unendliche.

War das der Tod?
Ersticke ich?

Doch ich wachte auf der Erde wieder auf, kaum öffnete ich meine Augen, bekamm ich so eine gescheuert, dass ich echt Sterne sah, ich wurde losgelassen und taumelte leicht.

Meine Mutter.

,,Was hast du mit Ralf am Hut?”, schrie sie mich an. ,,Nichts”, stammelte ich. Ich konnte nicht mehr stehen und meine Beine knickten weg. Und ich fiel wieder in die unendliche dunkle Leere.

Als ich nächste mal aufwachte, wurde ich von etwas geweckt was in meinem Gesicht rumkitzelte.

Ihhhhh, Ratten!

Ich stand auf. Und ich war mal wieder im Keller.

Die Ratten machten gleich einen Abgang.

Wie Widerlich!

Die Spinnen hier unten reichten doch schon!

Ich atmete laut aus. Heut ging`s ja ab.

Am Abend wurde ich wieder rausgeholt, meine Mutter zog mich an den Haaren nach oben und scheleuderte mich in eine Ecke. ,,Was hast du mit Ralf gemacht?” ,,Gar nichts”, piepste ich und die Tränen kamen mir. Was wollte sie denn hören? ,,Wer weint ist schwach!”, schrie sie. Ich schluckte. Scheiss Tränen, aufhören! Sie zog mich wieder auf die Beine und kam mit ihrem Geschicht meinem gefährlich nahe. ,,Wenn du weinst, bekommst du noch eine und zwar fester, weil du Schlampe es verdient hast!” Ja, ich kannte die Regel, aber was konnte ich dafür wenn mein Körper nicht aufhören wollte zu weinen? Blöde Sissi! Sie schlug mich nochmals auf das Schulterblatt. ,,Schneeflitchen!”, rief sie ,,Weisst du was du bist?”, hauchte sie in mein Ohr und drückt mich an sich, ich wimmerte. ,,Mama.” , flüsterte ich: ,,Mama bitte nicht”. ,,Du bist eine Schlampe! Eine dreckige Schlampe! Verstanden? Schlampe!”, sie schrie das letzte Wort. ,,Mama, bitte....”

Der Montagmorgen. Ich humpelte in die Schule, hatte sämtliche Haare verloren und war fertig, ich hatte tiefe Ringe unter den Augen, weil ich in der Nacht kaum schlafen konnte. Das Wort Schlampe hallte in meinem Kopf tausend mal wieder und schien kein Ende zu nehem, auch an diesem Morgen spuckte das Wort in meinem Kopf rum.

Und die Schule lief, keiner schien sich über meine Müdigkeit zu wundern oder gar ,dass ich humpelte, ich hatte mir schon sogar die passende Ausrede ausgedacht - bin vom Fahrrad gefallen. Aber keiner fragte danach, ausser Nadja und der erzählte ich auch nur die hälfte der Wahrheit.

Es ging auf Weihnachten zu und die ganzen Arbeiten wurden geschrieben.



Meine Mutter warf mir vor, ich würde mich an Ralf dranmachen und versuchen mit ihm zu flirten und Ralf sass nebendran und bestätidgte das ganze auch noch, doch ich wollte von dem Typ gar nichts. Er war zu alt, nicht atraktiv und ich mochte ihn nicht. Für mich war das kein Mann für`s Leben. Ausserdem habe ich mich noch nie an ihrem Ralf drangemacht, als ich es abstritt gab es wieder Streit und ich verschwand, ich wollte am diesem Tag eh nach Kreuznach fahren, natrülich mit Nadja zusammen.

Wir machten besorgugnen und als wir im Müller waren verschwand ich in der Buchabteilung, dort fand ich ein Buch namens; Bis(s) zum Morgengrauen. Ich glaubte mich entsinnen zu können, dass man in der Bücherrei darüber gesprochen hatte und das es sehr gut sein sollte, ich kaufte das Buch und fing es noch während der Zugfahrt an zu lesen.

In drei Tagen hatte ich das Buch durch und war deramassen begeistert, dass ich es Nadja erzählte, die sich eigentlich für so was gar nicht interessierte. Ich konnte nur davon schwärmen und wir recherchierten im Internet über das Buch, wir fanden raus, dass das Buch verfilmt worden ist und der Film bald in deutschen Kinos kommen sollte, in Amerika war der Film schon der Renner.

Ich hasste Ferien. Es hiess, ich musste auch morgends daheim bleiben, keine Schule hiess mehr Zeit bei meiner Mutter und Ralf verbringen.
Weinachten verlief einigermassen ruhig. Kirche-Geschenke-Essen. Nadja schenkte ich Deko und sie schenkte mir Schokolade.

Mein Gewicht wurde weniger, das merkte ich als ich auf die Waage ging, ich ging total unregelmässig auf die Waage, ich wog nurnoch an 40 kg, normalerweise wog ich so um die 47 kg. Das lag wahrscheing dran, dass ich in der letzten Zeit so wenig Essen von meiner Mutter bekam und so viel Stress hatte.

Hätte ich gewusst, was auf mich zukommen würde, was im Hintergrund ablaufen würde, von dem weder ich noch Ralf und meiner Mutter ahnung hatten, wäre ich freiwillig unter die Brücke gegannen.

Einige Tage nach Weinachten fing Gismo wieder mit seinem geknurre und Ralf mit seinem Umhergeschwanke an. Und er roch für mich immer noch nicht nach Alkohol, ich war doch nicht blöd! Was nahm der dann?
Drogen?
Schwankte man da auch so durch die Gegend?

Die Streitgespräche zwichen meiner Mutter und Ralf konnte ich mir wieder anhören, den sie schrien so laut, das man sogar in meinem Zimmer jedes Wort verstehen konnte.

Es schneite und ich zitterte mit dem Hund durch die Gegend, Gismo war auch nicht grad begeistert vom Schnee, den sobald er über das Gesträute lief, brannte es ihm an den Pfoten und er fing an zu humpelen, ausserdem bildete sich Eis in seinem Fell, dass wenn wir wieder daheim waren ablekte bis es geschmolzten war ab.

Ich versuchte alles was ich an Esse erwichte verschwinden zu lassen, ich musste unbedingt zunehmen, den meine Gesundheit war nicht grade rubust.

Das Neujahr wollte ich bei einer Freundinn von mir Feiern und meine Mutter hatte Zugesagt mich dorthin zufahren, doch als es dann so weit war - Pustekuchen. Ich machte ganz schön Krawall, weil ich wirklich dorthin wollte, ich war 16 und noch nie auf einer Party gewesen, das war doch wohl nicht mehr normal.

,,Mama!” nervte ich sie, sie sass mit ihrem Hintern auf die Couch auf die ich mich nicht draufsetzten durfte, weil sie Ralf gehörte. Sie schauten Fernsehen. Scheiss Fernsehen! ,,Sissi, ich habe >Nein

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Tag der Veröffentlichung: 22.03.2011

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