45. Pustekuchen
„Entri, ich habe Euch gar nicht bemerkt stellt Tata fest. Der angesprochene Mensch schmunzelt. Er trägt ähnliche Ascarbenkleidung wie auch ich welche trage. „Es ist ja nicht so, dass hier wenig Leute sind“, meint er. „Ja schon, aber meinen Lehrer in menschlicher Weltenkunde und in allgemeiner menschlichen Kunde sollte ich ja wohl bemerken, übrigens darf ich bekannt machen, das ist Menschenwächterin Jesca, Jesca das ist Entri, er unterrichtet uns in Menschenweltkunde“, erklärt Tata. Macht vielleicht auch Sinn, wenn dieses Fach von einem Menschen oder eher einem Menschgeborenen gegeben wird. „Und Tata ist mein bester Schüler, wenn ich irgendwo nicht sicher bin, frage ich immer ihn“, entgegnet Entri lächelnd. „Ich frage mich, sowieso warum du dir diesen Unterricht überhaupt antust…“, fügt er hinzu. Tata zuckt mit den Schultern. „Macht Spass, und ausserdem gehe ich gerne in den Unterricht“, erklärt Tata. „Und Ihr seid hier, weil Ihr Euch das Omen ansehen wollt?“, fragt er dann. „Ja, der Rest der Klasse hat den Vorschlag gebracht“, erklärt der Lehrer. Wie hiess er schon wieder? „Entschuldigen Sie, ich habe Euren Namen schon wieder vergessen“, entschuldige ich mich. „Entri“, wiederholt der Lehrer. „Danke“, bedanke ich mich. „Die Klasse? Ist sie auch hier?“, fragt Tata. „Nein, sie fehlen, wie könnte es anders sein?“, fragt Entri. Er sieht zu Boden. „Oh, wenn Ihr erlaubt, können ja Tata und ich in Euren Unterricht“, schlage ich vor. „Nun ja, sehr viel werde ich Euch ja kaum beibringen können, da Ihr aus der Welt stammt, aber allgemeine Menschliche Kunde könnt ihr schon besuchen“, meint Entri. Tata nickt. „Aber lasst uns das Omen doch mal von nahem anschauen, wenn Tata schon so viel dazu erzählt hat…“, meint Entri. Wir gehen also zu dem Turm. Hier herrscht Hochbetrieb. Unzählige Ascarben tummeln sich herum. Aber sie machen Entri Platz. „Entri hat Ascarbenwürde bekommen, weil er ein Ascarbisches Kind vor den Fressern gerettet hat. Aber der Preis war sehr hoch, sein Körper ist vergiftet, er bekommt zwar ein Gegenmittel, aber das Gift ist viel zu stark…“, erzählt Tata. Entri führt uns zu dem rot leuchtenden Zentrum. „Man sagt ihnen heilende Wirkung nach, diesen Omen, aber ob es bei Menschen funktioniert ist mehr als fraglich“, meint er. Trotzdem legt er seine Hände auf den Stein. Schliesst die Augen. Nur kurz dann löst er sich wieder. Steuert eine Bank an. „Dass ich es überhaupt noch erleben durfte…“, bemerkt er. „Waren die Diener schon hier?“, fragt er dann einen der Ascarben in der Nähe. „Einige waren schon hier, und einem geht es bereits besser, jedoch befand er sich gestern in diesem Bereich, als das Omen aktiviert wurde“, erzählt dieser. „Sind ja nur Menschen…“, beginnt einer. Weiter kommt er nicht, Tata hat ihn mit voller Wucht gegen die rot leuchtende Mauer geknallt. Sofort danach löst er sich und kommt einfach zurück. „Er ist es nicht wert“, stellt er fest. „Die Menschen sind ein Teil unserer Gesellschaft, sie sind die Säulen die unsere Gesellschaft stützen, wie kann jemand nur sagen, dass es NUR Menschen sind?“, fragt er. „Ja?“, fragt er dann. Er schien bemerkt zu haben, dass der andere sich ihm nähert. „Weis mich nicht so zurück, Tata, bitte, ich… ich habe nicht nachgedacht, aber…“, beginnt der Fremde. Reumütig sieht er aus. Tata scheint kurz versucht zu sein, den anderen wirklich einfach weiter zu ignorieren, aber dann dreht er sich zu ihm um. „Wo ist der Rest? Euretwegen hat Entri sich auf den Hauptturm begeben, könnt ihr euch vorstellen, wie sehr dies schwächend ist? Und wofür hat er das getan? Um euch einen Gefallen zu machen“, meint er. Der andere senkt den Kopf. „Ich werde sie herbringen“, verspricht er. Dann verlässt er den Turm. „Warum hat er sich entschuldigt?“, frage ich. „Weil Tata stärker war. Ein junger Ascarbe will schlussendlich immer, dass ihm der stärkere vergibt“, erklärt der Ascarbe der bereits Auskunft über die Diener gegeben hat. Tata nickt. „Und was passiert, wenn er sie nicht überreden kann, herzukommen?“, fragt Entri. Tata zuckt mit den Schultern. „Sie werden merken, was dann ist, Pustekuchen ist dann“, meint er. „Tata, gilt das für alle?“, fragt jemand leise. „Ach, Queron, nein, das gilt nur für diejenigen aus der Klasse die nicht auftauchen und eine Entschuldigung herausbekommen. Dich betrifft es ja nicht, du hast heute kein Unterricht, wenn ich mich richtig erinnere“, erklärt Tata. Der angesprochene atmet auf. „Es sind nur Individuen die noch nicht kapiert haben, dass sie sich mit gewissen Gedanken anfreunden müssen. Wir wissen, du bleibst uns fern, noch können alle meinen, was sie wollen, aber es wird nicht immer so bleiben“, stellt der Ascarbe mit dem Namen Queron fest. Tata runzelt die Stirn. „Ich weiss dass dein Kopf mit einem wachen Verstand gesegnet ist, aber wie zum Henker kommt ihr auf die Idee euch vor der Zeit der Selbstfindung über die Zeit nach der Selbstfindung nachzudenken?“, erkundigt er sich. Queron sieht zu dem Stein den ich heute Morgen erst zum Leuchten gebracht habe. „Dass die neue Generation nach der Selbstfindung eine neue Regierung gründen wird ist eine Tatsache, dass die Selbstfindung dazu dient, den Platz jedes einzelnen zu bestimmen ist auch eine Tatsache. Dass die Selbstfindung den Stärksten als Ratsführender der neuen Stadt bestimmen wird, ist ebenfalls gegeben. Doch genau so ist es eine Tatsache Tata, dass du mindestens zu den zwei stärksten gehörst, mindestens. Also wer sich weiterhin benimmt, als wärst du und deine Meinung falsch, sollte sich vielleicht einen alternativen Lebensweg suchen“, meint Queron.
46. Generationen
Tata sieht zu mir. „Das ist übrigens Queron, er ist der Sohn vom Ascarbenratsführer Luke“, erklärt er. „Darf ich kurz etwas fragen? Wenn die neue Generation sich eine neue Stadt sucht, was passiert mit denen die nach euch geboren werden?“, frage ich. „Das ist nicht so wie bei euch, Ascarbenkinder kommen nicht zu unterschiedlichen Jahren zur Welt. Es gibt immer wieder Wellen. Zwei bis vier, pro Generation. Das heisst, innerhalb von ein paar Jahren kommen Ascarben zur Welt, dann wieder mehrere Jahre nicht, dann kommt wieder eine Zeit in der welche auf die Welt kommen. Es gibt Ausreisser aus diesem Muster, zum Beispiel wenn es grosse Verluste gibt, dann kommen die Kinder sehr schnell zur Welt, oder einzelne Individuen. Dann gibt es aber auch keine Selbstfindung, wie sie bei den Wellen passieren. Die Kinder fügen sich dann einfach in ein Stadtbild ein“, erklärt Tata. „Und was passiert mit der alten Regierung hier?“, frage ich. „Nun, im Moment herrschen auch drei Generationen, nur im grossen Rat wird die neue Regierung Einfluss nehmen. Indem sie ein paar Abgeordnete in den Rat schickt. Und damit die älteste Generation ablösen“, erklärt Querion. Tata nickt. „Da pro Welle auf zwei Köpfe höchstens ein Kind existiert mischt man sich früher oder später immer mit anderen, um eine vernünftige Stadtgrösse zu erreichen“, fügt er hinzu. „Und man muss sich mit den stärkeren gut stellen, weil diese sonst…?“, beginne ich fragend. „Erstens bedeutet jemand starkes, dass er in der Rangordnung hoch steht, und zweitens bedeutet jemand starkes, dass sein Schutz stärker ist. Jetzt sind wir noch nicht in der Selbstfindung, aber wenn wir erst einmal sind, werden wir auf andere in derselben Lage treffen, und wenn dort ein stärkerer einen schwächeren zurücklässt, wird er von einer anderen Gruppe einfach aufgenommen. Aber Verstossene sind nur dazu da, eine Stadtgrösse hoch zu halten, oder eine Kampfkraft hervorzubringen. Sie werden innerhalb der Gesellschaft keinen Rang erreichen können“, erklärt Queron. Tata deutet zu einer Gruppe die aufgetaucht ist. „Ich werde mal mit ihnen reden“, erklärt er.
47. Infiszierte
Ich entscheide mich dazu, mit Entri und dem auskunftsgebenden Ascarben zu reden. „Also sind noch mehr Menschen krank?“, frage ich. Entri nickt. „Ja, auch Ascarben, aber bei ihnen ist das Gift nicht so stark. Menschen haben keine Chance einen Biss zu überleben. Das Gegenmittel kann nur bremsen, nicht stoppen“, erklärt er. „Aber einer ist wieder gesund geworden?“, erkundige ich mich. „Er sagt, er habe sich nur ein Stockwerk tiefer befunden, dort befindet sich ein Bad welches er gerade besucht hatte, als das Omen aktiviert wurde. Und jetzt geht es ihm deutlich besser…“, erzählt der Ascarbe. In dem Moment kommen ein paar vermummte Gestalten näher. Auch ihnen macht man sofort Platz. Und sie sehen alle ähnlich wie der Diener vom Vortag. „Diese Kleidung…“, beginne ich. „Sie zeigt, dass sie Vergiftete sind. Sie arbeiten nicht, oder nur ganz wenig, je nachdem, wie sie es für richtig erachten“, erzählt Entri. „Wie ich“, fügt er hinzu. Die Klasse hat sich scheinbar geeinigt, denn sie kommen näher. „Verzeiht uns, wir waren uns nicht bewusst, was es für Euch bedeutet“, beginnt einer. Entri winkt ab. „Schon gut, ich konnte so das Omen sehr gut anschauen“, erklärt er. „Die Stunde ist vorbei, ich möchte, dass ihr bis nächstes Mal etwas zum Thema Städte in der Menschenwelt zusammensucht“, erklärt er. Die Schüler nicken. Verziehen sich dann wieder. Entri steht auf. Und Tata wirkt besorgt. „Kann ich helfen?“, fragt er. Entri schüttelt den Kopf. „Ich sollte mich nur etwas ausruhen“, meint er. In dem Moment kommt einer der vermummten Diener näher. „Entri, Lehrer der Menschenkunde und…“, beginnt er. „Schon gut lasst die Floskeln, was ist los?“, fragt Entri. „Gifon … bittet darum, eine Untersuchung machen zu dürfen“, erklärt der Diener. Entri nickt. „Ich… ich komme gleich“, murmelt er. „Nur noch kurz ausruhen…“, fügt er hinzu. Ich packe automatisch zu, um zu verhindern, dass er fällt, auch wenn ich den Mann kaum halten können würde. Tata hilft, indem er auf der anderen Seite stützt.
48. Gesundheitscheck
Wir begleiten den Lehrer und die kranken Diener in die Krankenstation. „Keine Besserung, demzufolge“, stellt einer der Ascarben fest. Entri schüttelt den Kopf. „Wenn ich es berühre, dann… dann ist es wie wenn ich die Medizin frisch genommen habe, als würde sich mein Körper wehren, aber es kann den Verlauf der Krankheit nicht stoppen“, erklärt er. „Darf ich… nur etwas liegen…?“, fragt er. Der Ascarbenarzt nickt. „Natürlich. Ruh dich aus“, willigt er ein. Er wirkt bedrückt. „Es geht zu Ende, oder?“, fragt Tata. Der Ascarbe nickt. „Ich habe bereits einige untersucht, zwei waren in der Nähe, als es passiert war… einer ist wieder gesund beim anderen konnten wir feststellen dass der Krankheitsverlauf drastisch zurück gegangen ist, er wird sicher noch einmal ein Jahr leben können“, erzählt er. Mich schaudert es. Ich konnte diesen Menschen helfen, ich musste nur vergessen, dass Asc und andere böse gesinnte Geschöpfe in der Nähe waren… „Kann man mit Heilkräfte nichts machen?“, frage ich. Tata schüttelt den Kopf. „Das Gift ist gegen die Heilkräfte Immun“, erklärt er. Der Arzt sieht hoch. Mustert mich kurz. „Darf ich dich auch kurz untersuchen?“, fragt er. „Warum? Sehe ich krank aus?“, frage ich nach. „Nein, reine Neugier, wie ein menschlicher Körper von der Menschenwelt sich von den Menschen hier unterscheidet“, erklärt er. „Sind wir denn anders?“, will ich wissen. „Bei uns werden Menschen weniger krank, und wir haben auch ein höheres Durchschnittsalter bei Menschen“, erklärt der Arzt. „Ach so, na ja, warum nicht…“, lenke ich ein. „Danke“, bedankt sich der Arzt. Dann deutet er zu einem Nebenzimmer. Ich betrete das Zimmer und der Arzt folgt mir. „Tata scheint dich ja zu mögen“, stellt er fest. „Ich mag ihn auch“, gebe ich Auskunft. Die Untersuchung verläuft ähnlich wie bei uns, der Arzt hört mir die Lunge ab, prüft die Reflexe, tastet Lymphknoten ab. Dann macht er, ähnlich wie beim Röntgen, Bilder von meinem Körper. „Du bist ein gesunder Mensch, aber deine Lunge hat schon angefangen Schäden zu nehmen, wie das zu erwarten war…“, erzählt er. „Also es ist nicht gesundheitsbedrohlich, nur eben ein Unterschied zu uns“, stellt er fest. Auch das Blut untersucht er. „Genau so ist es mit deinem Blut, viel Lebensplättchen sind unfähig deine Muskeln zu versorgen, weil sie unfertige Brennabfälle transportieren“, erklärt er. Um das zu überprüfen hatte er eine bestimme Menge in ein Röhrchen getan und es nach unten wandern lassen. „Das lässt sich bei uns leider nicht verhindern, unsere ganze Welt ist voll von solchen Sachen“, gebe ich zu. Der Arzt nickt. „Darf ich den Lichtgehalt in deinem Körper messen?“, fragt er dann. Ich sehe ihn erschrocken an. Mist… Das war gar nicht gut. „Nicht? okay“, lenkt der Arzt ruhig ein. Dann setzt er sich auf einen Stuhl. Er wirkt kurz als würde er angestrengt nachdenken. „Ich werde den Menschen versuchen zu helfen, und zwar werde ich künstlich einen Vernichter versuchen herzustellen, dann könnte es funktionieren. Es ist gefährlich, und der Erfolg ist nicht gewiss. Aber für diese Menschen gibt es keine andere Chance…“, beginnt er. Er sieht mich eindringlich an. Und meine Hand tastet nach meiner Kette an meinem Handgelenk. Wusste er etwas? Und wenn ja, was würde er damit machen? „Glaubst du, ich werde einen retten können, wenigstens einen?“, fragt er. „Bitte“, fügt er ganz leise hinzu. Er dreht das Röhrchen mit dem Blut um, und lässt es zurück fliessen. „Das Blitzdings ist in einem Raum, das abgeschlossen ist, das man nicht betreten kann, es ist nur von Dienern zugänglich, die dorthin müssen, um es zu reinigen, wenn es ausgeschaltet ist. Wir würden einen einzelnen Stein hinein tun, und den Blitz aufbauen und hoffen, dass er in den Stein einschlägt. Die Vergifteten wären in der Nähe und könnten so vielleicht zumindest eine Weile von ihren Schmerzen befreit werden“, erklärt der Arzt. „Das klingt doch gut“, bemerke ich. „Der Raum ist noch nicht fertig, Jesca, es wird noch sicher bis zur nächsten Prim dauern, aber so lange haben die Menschen nicht…“, flüstert der Arzt. „Vielleicht wäre man schneller, wenn man diesen Raum schon mal vorbereitet, und mit Metall auskleidet, damit der Blitz nicht zufällig in den Stein einschlägt sondern automatisch dorthin geleitet wird“, schlage ich vor. „Du verst…“, beginnt der Arzt. Ich nicke ihm zu. Presse meine Lippen aber fest aufeinander. Ich begab mich gerade in Teufels Küche. Der Arzt nickt. „Du verstehst bestimmt etwas von den Vernichtern, wir werden es ausprobieren, wie lange braucht man in der Menschenwelt um so etwas aufzubauen?“, erkundigt er sich. Ich überlege kurz. „Meinst du, ist heute bei Sonnende realistisch?“, erkundigt sich der Arzt. Ich nicke. „Ich denke, wenn man ein gutes Arbeiterteam zusammenstellen kann, dürfte das kein Problem sein“, erkläre ich. Der Arzt umarmt mich vorsichtig. „Danke“, bedankt er sich leise. Ich nicke. Gehe dann zu Tata zurück. Ich musste jetzt noch mehr aufpassen. Es durfte nicht sein, dass die falschen Leute von dem ganzen erfuhren. Weniger wegen mir, als weil ich verstehen möchte. Ich möchte wissen, warum Asc so war wie er war, warum er töten wollte. Und das ging nur, wenn ich nicht tot war, bevor ich fragen konnte.
49. leucht leucht
Tata sieht mich fragend an. „Nun wie er erwartet hat, hier ist die Luft deutlich besser, und die Menschen daher weniger Belastung ausgesetzt. Ich bin für einen Menschen von meiner Heimat gesund, aber die Leute sind anscheinend gesünder“, erkläre ich. Tata nickt. „Im Unterricht haben wir gelernt, dass bei euch die genutzte Energie durch Verbrennung entsteht, dass ihr sonst auch zu wenig Energie habt um sie zu nutzen. Hier wird Muskelkraft und die Kraft der Sonnen genutzt, das reicht für uns vollkommen“, erklärt Tata. Ich nicke. „Ich wünschte wir hätten auch so etwas. Eine Möglichkeit die Energie der Sonne besser zu nutzen“, gebe ich zu. Tata sieht noch einmal nach Entri. Entri scheint eingeschlafen zu sein. „Sie sagen er wird in den nächsten paar Stunden…“, murmelt Tata. „Vielleicht wirkt bis dahin ja auch die Kraft des Orakels. Auf der Menschenwelt ist es so, dass ein Medikament einige Zeit braucht, bis sie wirkt, und der gesunde war ja auch erst ein paar Stunden später gesund gewesen“, erkläre ich. Tata nickt. Sieht mich hoffnungsvoll an. „Komm lass uns zu Asch gehen, ich will wissen, ob es sich erholt hat“, bestimme ich. Tata nickt. Er wirkt wirklich etwas besser. Wir sind einen Gang weiter, als ich anhalte. „Kannst du kurz warten, ich muss noch etwas Fragen gehen…“, erkläre ich. Eile dann zurück. Ich schliesse die Türe zur Praxis hinter mir. Nur für den Fall, dass Tata mir folgen würde. Entri ist nicht mehr im Vorzimmer. „Ich muss noch einmal kurz zu Entri“, erkläre ich einem der Ascarben der wohl so etwas wie Assistenzarzt ist. „Warum?“, fragt dieser auch. „Ich will ihm noch etwas sagen, fals es ihm nicht mehr besser gehen wird“, erkläre ich. Seltsamerweise scheint das zu reichen. Er lässt mich in den Raum eintreten, in dem sie Entri gebracht haben. Ich sehe die Wände prüfend an. Die Wände sind nicht aus Glas, der Boden auch nicht, genau so wenig wie die Decke. War hier die Leichenhalle? Oder wollte Entri etwas im Dunkeln sein? Die einzige Lichtquelle im Raum ist ein einzelner Stein, der blass blau leuchtet. Aber er ist nicht angemacht. Liegt einfach nur da. Ich nehme aber nicht ihn, sondern meine Kette hervor. Würde das gehen? Ich würde es probieren. Ich lege den Anhänger auf seine Handfläche. Lege meine Fingerspitzen auf den kleinen Stein und fahre nach aussen. Der Stein im Zimmer leuchtet stärker auf, aber nicht so stark, wie die Steine im Turm. War das, weil dieser hier keinen Kontakt hatte? Oder weil der Stein so winzig war? Der kleine Stein auf meiner Kette strahlt auf jeden Fall sehr hell. Trotzdem gehe ich auf Nummer sicher und mache es noch einmal. Dieses Mal auf der anderen Hand. Der Stein in meiner Kette beginnt weiss zu leuchten. Und die Lebenssteinlampe strahlt jetzt stark blau. Ich lege meine flache Hand darauf und versuche behutsam das Licht zu dämmen, indem ich die Finger etwas zusammen ziehe. Ich gebe mir mühe sie nicht zu dunkel zu machen. Und vermutlich strahlt sie immer noch zu hell. Ich verlasse schnell das Zimmer. Verlasse die Praxis und kehre zu Tata zurück. Ich schenke ihm ein Lächeln. „Ich glaube die Kraft wirkt langsam“, erkläre ich. Ich greife nach seiner Hand und verlasse neben ihm das Gebäude. Die weiss leuchtende Kette fest in meiner anderen Hand eingeschlossen. Ich habe das Gefühl, dass sie durch das dämpfen der Lampe noch heller geworden war. Klar, irgendwohin musste die Energie ja hin verpuffen. Ob man die Energie spüren konnte? Ich hoffe nicht, denn vermutlich strahlte ich gerade wie ein Weihnachtsbaum. Dass Asch klettert um zu uns zu gelangen schnell auf die Strasse. Konnte es sein, das Asch diese Energie spürte? Und konnte es sein, dass die Rotköpfigen Riesenameisen darum an die Oberfläche gekommen waren. Hatten Jäger nicht rote Augen? Wie Dad das einst gesagt hatte, dass rote Augen böse seien. Vielleicht waren Ameisen ja die Köpfe rot… Gut ich würde es wohl kaum herausfinden können. Aber ich könnte es eigentlich Testen. Auch wenn die Ergebnisse wohl nicht einfach auszuwerten wären. „Tata, können wir nach deinem Freund schauen, diesem, wie hiess es noch mal?“, erkundige ich mich. „Du meinst nach Scha?“, erkundigt sich Tata. Ich nicke. „Genau“, bestätige ich. Tata nickt. „Können wir, hast du keine Angst vor dem Park?“, fragt er. „Wegen ein paar Ameisen?“, erkundige ich mich abwinkend. Tata schmunzelt. „Fressern, ja, normal meiden die Menschen den Park, wenn sich welche gezeigt haben, also werden wir im Park wohl kaum Menschen antreffen“, erzählt er. „Du kannst mich notfalls ja wieder retten“, stelle ich fest.
50. Gartenstatue
Im Park begegnen uns ein paar Ascarben. Darunter auch der Lehrer in Heilkunde dieser Fer, oder wie der auch immer hiess. „Und hat der Fresser schon etwas raus gespuckt?“, erkundigt sich Tata. „Bedauerlicherweise verhält sie sich ganz normal. Aber jemand hatte gerade den Vorschlag gebracht, sie her zu bringen, vielleicht ist ja etwas an der Gegend, die sie dazu angeregt hat…“, erklärt er. Ich lasse die beiden etwas plaudern und sehe mir Asch an. Einige Stellen sind golden, andere sind noch silbern. Und Asch ist schon dabei über den Weg zu mir zu klettern. Ich gehe in die Hocke. Berühre die samtige Pflanze vorsichtig. Ein schaudern geht durch die Pflanze. Ich lege meine Finger vorsichtig so, als wollte ich einen Stein aktivieren. Nur ganz ein klein wenig spreize ich meine Finger. Nur ein ganz kleines bisschen. Nicht dass es noch jemand merken würde. Ich habe das Gefühl durch einen Tunnel zu fahren. Bis ich Schmerzen spüre. „Asch, wo?“, frage ich leise. Ich folge einfach dem Gefühl. „Jesca…!“, fragt Tata. Er greift nach meiner Hand. „Jesca, du solltest nicht einfach von der Gruppe weggehen, wenn sie dich beissen…“, beginnt er. Ich nicke. Versuche dem Gefühl weiter zu folgen. Ich drücke Tatas Hand. Ziehe ihn dann meinem Gefühl folgend hinter mir her.
Dieses Mal reagiert Asch erst etwas spät, und nur dank Tata kann ich den beissenden Mäulern der Fresser entkommen. Tata setzt mich dann auf ein blattartigen Ast eines Baumes und beginnt die Fresser seinerseits anzugreifen. Immer schön vorsichtig. Asch selber hat sich so gut es gut um den Baum gezogen um mir eine Schutzwand zu bieten. Es war also ein Lichtschützer. Oder war es reine Sympathie? Oder versuchte es immer alle zu beschützen? Oder es war dankbar. Ich werde es wohl nie erfahren. Der Baum auf dem ich sitze hat wenig mit den Bäumen gemein, die ich von der Erde her kenne. Die Blätter sind nicht wie bei uns an den Ästen angemacht, sondern sie sind so gross, dass sie zwischen einzelnen Ästen gespannt sind. Aber die Äste sind verholzt und die Blätter haben eigene Struktur. Eigene Nahrungsbahnen, oder wie man diesen Sachen auch immer sagen mochte. Das Blatt selber wäre vermutlich zu schwer, wenn es nicht von den Ästen gehalten würde, so ist es aber stabilisiert und kann die waagrechte Position halten, selbst, wenn ich darauf sitze und warte. Ich muss eine ganze Weile warten, bis sich etwas verändert, und als es sich verändert, wünsche ich mir, ich hätte noch länger warten müssen. Ich spüre wie der Baum surrt. Kurz darauf kommen ein paar Fresser aus einem Loch. Zum Glück ein Stockwerk unter mir. Ich überlege kurz, ob ich Tata rufen sollte, aber der würde nur selber verletzt werden. Dann spüre ich die Kette in meiner Hand. Ich wollte sie doch mal testen… Ich beuge mich nach unten und wische einem der Fresser eines mit dem Anhänger. Ziehe mich dann sofort wieder etwas auf meinen Ast zurück. Trotzdem kann ich sehen, wie der verletzte Fresser alles in der Nähe attackiert, bis er schliesslich versteinert. War das mit Asc auch passiert? War er bevor er versteinerte, auch geamokt? Und war der Fresser jetzt auch noch irgendwie am leben? Ich habe keine Zeit weiter zu überlegen, sehe gerade noch, wie ein Fresser auf mich zu kommt. Ich komme nicht mehr dazu, ihm eines mit dem Anhänger zu schlagen, mach es darum einfach mit der Hand, was damit endet, dass es seine Zangen in meiner Hand versenkt. Ich schreie auf. Schaffe es dann, den Fresser abzuschütteln. Meine Handfläche brennt wie Feuer. Aber scheinbar hat der Sturz dem Fresser auch geschadet, denn es windet sich wie unter Schmerzen am Boden. Tata flattert hoch zu mir. „Jesca?“, fragt er entsetzt. Dann packt er mich. „Ich… wie konnte ich nur so dumm sein?“, fragt er geschockt. Ich lege meine Arme um ihn. „Es ist ja nichts passiert, ich habe mich nur erschrocken, weil da plötzlich Fresser waren“, lüge ich ich. „Wir müssen diese Bäumchen hierher locken, Tata, damit die hier aufräumen. Ich bin sicher, dass die Fresser Asch hier auch angegriffen haben. So viele…“, bemerke ich. Tata nickt. „Aber du musst in Sicherheit gebracht werden“, erklärt er. „Bring mich auf den Weg, dort können sie sich nicht durchfressen, oder?“, ferkundige ich mich. „Asch wird schon versuchen, mich zu beschützen“, füge ich hinzu. Tata nickt. Setzt mich vorsichtig auf den Weg. Und Asch beginnt sofort eine Wand um mich zu machen. Ich hoffe Tata kommt nicht auf die Idee, dass die Fresser sich einfach durch Asch durchfressen könnten. Aber im Moment war er scheinbar genug abgelenkt. „Ich werde nach den Heilern und den Kämpfern schauen, und nach den Puis“, erklärt Tata. Ich nicke. Warte bis Tata ausser Sichtweite ist, bevor ich Asch versuche wieder Kraft zu geben. Asch scheint es wirklich etwas besser zu gehen, denn die Stacheln aussen scheinen zu wachsen. Und die Haut wirkt nicht mehr richtig Samtig sondern fester wie Leder. Damit würde es sicher besser gegen die Fresser ankommen. Aber die Fresser sind hartnäckig. Scheinen um jeden Preis zu mir zu wollen.
51. Flugangriff
Ich überlege kurz, ob ich mich weg bringen sollte. Asch schirmte mich ja vor den meisten Blicken an. Oder sollte ich besser einfach kämpfen? Die Überlegung wird mir abgenommen. Asch zieht sich etwas zurück, und Ascarben kommen. Sie landen nicht, scheinen auch nicht gewillt zu sein eine Angriffsfläche zu bieten. Aber im Gegensatz zu den Kampfascarben können sie in der Luft nicht still stehen. Um vernünftig kämpfen zu können müssten sie das aber fast. Jetzt musste es ungefähr so sein, als würden sie mit Jets auf Fahrzeuge schiessen. Einer befördert mich wieder auf den Baum, und befördert aber zur Sicherheit etwas Insektenspraystinkige Tannzapfen in das Loch und reicht mir noch einige. „Wenn etwas ist, spring runter, unten sollte es kurzzeitig sicherer sein, und dann wird sofort jemand bei dir sein“, erklärt er mir kurz. Dann widmet er sich mit seinen Kollegen wieder dem Kampf. Ich schaue vorsichtig nach dem versteinerten Fresser. Er ist immer noch versteinert. Wäre auch komisch gewesen, wenn nicht… Ich klettere vorsichtig von dem Blatt auf das nächste. Man muss ja nicht ein Neonschild bauen auf dem steht: Achtung hier ist jemand der andere versteinern kann!! Ich hebe das Tierchen auf. Ganz vorsichtig. Stecke es in meine Tragetasche. Dann sehe ich, dass das Fresserchen welches mich gebissen hat, irgendwie nicht mehr lebendig war. Oder mindestens ohnmächtig. „Endlich“, höre ich unten einer der Ascarben sagen. Unten haben die Asttierchen angefangen mit den Fressern aufzuräumen. Und kurz darauf flucht jemand. „Wir brauchen doch noch eines…“, flucht Fer. Ich greife vorsichtig nach dem kleinen Körper. Und bewege mich vorsichtig zum Rand des Baumblattes. Schaue nach unten. „Damit kann ich vielleicht dienen“, sage ich vorsichtig. Fer scheint es eilig zu haben zu mir nach oben zu kommen. Etwas was sehr lustig aussieht, weil er sich wie Tata die letzten beiden Male vom Boden abstösst, und dann erst mit den Flügeln schlägt um Höhe zu gewinnen. Dann kippt er seinen Kopf nach unten, um Geschwindigkeit zu gewinne, anschliessen fliegt er einen Bogen nach unten und gewinnt erst dann an Höhe. Er fliegt etwas höher und hört dann einfach auf mit den Flügeln zu schlagen, spreizt sie nur, und landet doch immerhin auf dem Riesenblatt. „Du bist von Sinnen, wenn es dich gebissen hätte…“, beginnt er. Ich halte ihm das Tierchen hin. „Ich weiss nicht, ob es noch lebt, aber es hat hier gelegen“, erkläre ich. Fer holt ein Glas aus seiner Tasche. „Habt ihr eigentlich immer so etwas dabei?“, erkundige ich mich. „Nein, nur wenn ich hoffe noch ein paar dieser Biester einfangen zu können“, erklärt Fer. Ich gebe den Fresser in das Glas und Fer schliesst es ab. Ich werde es gleich untersuchen gehen“, meint er. Aber er kommt nicht dazu. „Asch schient schon wieder verletzt“, verkündet einer. „Sucht die Stelle!“, verlangt Fer. Er versorgt das Glas in seiner Tasche. Bringt mich dann nach unten. In dem Moment kommt Tata wieder. „Die Kampfascarben wissen Bescheid, sie haben eine Patrouille hierher beordert“, erklärt er Fer. Dieser nickt. „Gut gemacht, und bring deiner Freundin bei, dass sie sich auch regungslosen Fressern nicht nähern sollte. Wenn sie gebissen würde, wäre sie dem Tode geweiht“, stellt Fer fest. Ich sehe schnell weg, damit Tata mir nicht tadeln kann. „Es war so nahe am Rand, wenn jemand auf dem Blatt gelandet wäre, hätten die Ästchen es doch gefressen, und man muss doch eines untersuchen können“, verteidige ich mich. „Ach übrigens, wir sollten besser helfen Asch zu helfen“, füge ich hinzu. Sofort bin ich vorläufig aus dem Schneider. Die Ascarben haben bereits begonnen, den Boden aufzugraben. Ich suche mir erst einmal einen Ort, wo ich alleine sein kann. Ich schaue mir meine Hand an. Sie wirkt ungesund und pocht schmerzhaft. Ich durchstöbere meine Tasche nach etwas, womit ich die Hand behandeln könnte, oder zumindest mit dem man es verbinden könnte. Ach genau meine Tanzbändel… ich lege meine „Kampfkette“ auf die Hand und wickle eine der Tanzbändel darum. Um das ganze würde ich mich später kümmern. Ich weiss, dass Asch nicht genau an der Stelle hier verletzt war, es war noch ein Stück entfernt. Die Fresser waren auf mich zugekommen um mich zu begrüssen. Und das bedeutete etwas musste die Ascarben auf die richtige Spur bringen, und das Etwas war dann wohl ich. Ich kontaktiere Asch kurz wieder. Folge dann der unterirdischen Hauptwurzel. Beginne dort auch zu graben. Mit blossen Händen gar nicht so einfach. Ich habe extra nicht exakt die Stelle gewählt bei der die Wunde ist, sondern etwas daneben. Irgendwann gesellt sich Tata dazu, und gräbt neben mir ein Loch. „Warum hier?“, erkundigt er sich. „nun ja, vielleicht sind sie ja nicht erst an die Oberfläche gekommen, als wir über ihnen gestanden haben, ausserdem graben dort die anderen, und so kommen wir uns nicht in die Quere und können mehr überprüfen. Tata nickt. „Du bist unglaublich klug“, meint er. Und ich geniere mich ein bisschen. Es war ja nicht meine Überlegung gewesen. „Oh, danke“, bedanke ich mich trotzdem. Wir graben vielleicht zwei Meter breit, als Tata eine silbrige Hand aus der Erde zieht. „Aiaschai“, ruft er. Und sofort sind die Heiler zur Stelle. Dieses Mal ist das Desaster noch gravierender. Klar, es waren ja auch mehr Fresser gewesen. „Was bedeutet dieses Aiaschai?“, erkundige ich mich. „Bedeutet hierher“, erklärt Tata. „Es ist ein Wunder, dass der andere Ast noch nicht abgestorben ist“, meint einer. „Vielleicht hat Asch so etwas wie Notreserven angelegt, oder aber, angefangen, einen zweiten Arm anzulegen, oder die Wurzel zu verselbständigen“, schlägt Fel vor. Die Heiler überbrücken die vernichteten Teile auch miteinander. „Wir müssen unbedingt auf der Stelle den ganzen Park durchsuchen. Diese Stelle hier muss gestern schon beschädigt gewesen sein, nur vielleicht noch nicht durchtrennt, wenn diese Fresser die nächste Wurzel noch stärker angreifen, bevor sie sie durchtrennen, wird es wohl kaum mehr etwas nützen, wenn wir sie sofort ausschalten und die Wurzel freilegen. Dann ist nicht mehr sicher, ob Asch es schafft“, stellt Fel fest. „Nur, wir können nicht die ganze Hauptwurzel ausgraben“, meint ein anderer. Fel seufzt. „Wir müssen“, erklärt er. „Vielleicht könnt ihr Menschen mitnehmen, die Fresser scheinen ja darauf zu reagieren. Beschützt sie sie gut es geht, wer hat soll Pereses mitnehmen, ich kehre zurück, und schaue kurz ob der neue Fresser eine neue Erkenntnis bringt, und geselle mich dann wieder zu euch. Und versuche Verstärkung aufzutreiben“, erklärt Fer. Wir begleiten ihn. Tata würde so mit seinen Altersgenossen reden können und sie versuchen zu überreden, zu helfen.
52. hirntot
Ich bleibe bei Fer, während Tata seine Klasse sucht. „Es lebt noch, es scheint nur irgendwie ohnmächtig zu sein“, stellt Fers Assistent fest der eigentlich Tierkundeexperte ist. „Aber ich kenne eigentlich nichts was bei Fressern eine Ohnmacht auslösen könnte“, fügt er hinzu. Er geht zu einem Regal. Blättert es durch. Legt es dann aufgeschlagen zur Seite und nimmt das nächste. Nach dem fünften wirkt er skeptisch. Aber er holt etwas aus dem Regal. „Mehr als falsch sein, kann es nicht…“, stellt er fest. Er tropft von dem Reagenz auf den Kopf des Fressers. Dann schliesst er den Deckel des Käfigs in dem die beiden den Fresser untersuchen. Der Fresser scheint wieder etwas zu sich zu kommen. Noch immer irgendwie benommen taumelt es herum. Bis es wie verrückt versucht in den Boden zu kommen. „Es hat Angst vor irgendetwas“, stellt Fer fest. „Fer, du weisst nicht per Zufall, wie die Kampfascarben drauf sind?“, fragt der andere. „Nein, da müsstest du am besten Tata fragen, wenn er zurück kommt, der hat mit ihnen gesprochen“, erklärt Fer. „Unter Hochspannung, unausgeschlafen und Nervlich total am Ende wie der Hohe Rat“, fasse ich kurz und knapp zusammen. „Dann ist es so“, murmelt der andere. „Was?“, erkundigt sich Fer. „Ascarbia wird fallen“, murmelt der andere. „Du meinst…“, beginnt Fer. Der andere nickt. „Sie verhalten sich anormal fressen, als hätte ihnen jemand das Hirn geklaut, es… es sind die ersten Vorzeichen, und selbst wenn es nur auf die Fresser beschränkt bliebe, was bei der nächsten Ascarbenverletzung bereits geändert ist, selbst wenn nur Fresser krank bleiben, es ist eine Katastrophe“, stellt der andere fest. Fer fährt sich über das Gesicht. Er geht zur Türe. Winkt einen Ascarben näher. „Hol Teijo, Kampfascarbenleiter des Räumdienstes, und sag ihm, es ist… wichtig“, trägt er auf. Der Ascarbe scheint sich zu beeilen. Fer holt das andere Käfig mit dem ersten Fresser drin. Mustert ihn irgendwie müde. „Ihr habt nach mir bitten lassen, ich habe bedauerlich nur wenig Zeit, daher bitte ich darum euch kurz zu fassen“, bemerkt ein, zur Abwechslung mal wieder total übermüdeter Teijo. „Über Asch seid Ihr informiert, nehme ich an“, beginnt Fer. Teijo nickt. „Ja“, bestätigt er. „Das hier sind zwei Exemplare die bei den Angriffen dabei waren. Eines davon befand sich in einem ohnmachtsartigen Zustand, als wir es gefunden haben. Das andere war bei anscheinend normaler Verfassung…“, fährt Fer fort. „Und?“, fragt Teijo. Er schien wirklich wie auf dem Sprung zu sein. „Beim ersten haben wir darum nicht gepeilt was los war, beim zweiten konnten wir erst nicht nachvollziehen was los war, aber dann…“, Fers Kollege schiebt Teijo ein Buch hinüber. „Es ist nicht bekannt, dass auch Fresser davon betroffen sein können, aber es zeigt dieselben Symptome. Es wacht auf, wenn man es mit Tyscho Mitteln in Kontakt bringt, es ist orientierungslos und versucht erst einmal Distanz zu gewinnen“, bemerkt Fers Kollege. Teijo nickt. Er wirkt müde. „Wie sicher ist dieser Test?“, fragt er. „Nun, wir kennen die Spezies nicht genau genug. Wir müssten einen Ascarben verletzten und sehen wie der reagiert, aber das ist natürlich keine Option“, meint Fer. „Hat irgendjemand schon mal versucht die zu untersuchen?“, fragt Teijo. „Tata“, kommt von mir prompt. „Also ich bin nicht ganz sicher, aber so wie ich das verstehe hat er schon mal ausprobiert“, füge ich hinzu. Teijo schliesst kurz die Augen. „Wo ist Tata?“, fragt er dann. „Ich bin hier“, meint Tata. Er ist gerade durch die Türe gekommen. „Worum geht es?“, will er dann wissen. Deutet eine Verneigung zu Teijo an. „Um die Frage, ob du schon einmal Fresser untersucht hast“, erklärt Teijo. „Hab ich, ein paar Mal“, bestätigt Tata. Er sieht zu den beiden Käfigen. Geht dann näher. „Ich will ja niemanden beunruhigen, aber wenn eines von beiden das von gestern war, dann stimmt etwas nicht mit ihnen“, fügt er dann hinzu. Er klopft gegen eines der Gläser. Dann gegen das andere. „Was?“, fragt Teijo. Er scheint unruhig und müde zu sein. „Soll ich es zeigen?“, fragt Tata. Er holt etwas aus seiner Tasche heraus. „Ani ist schon dreissig Tage bei mir…“, erklärt er. Er hat tatsächlich ein Glas mit einem Fresser dabei. Aber der Fresser hat einen grünen Kopf. „Schon nach wenigen Stunden fängt der Kopf an sich zu entfärben, wenn man sie alleine einsperrt und ihnen nichts zu futtern gibt, oder wenn man sie nicht mit dem füttert, was sie normal fressen“, erklärt er. „Sie haben beide bis jetzt noch nichts bekommen“, gibt Fer zu. „Eben, aber hat sich das Köpfchen auch nur ein bisschen geändert? Nein, es ist noch immer knallrot“, stellt Tata fest. „Also ist es süchtig?“, fragt Fer. „Süchtig wäre es nur, wenn die Augen rot würden, wenn es lange nichts mehr gefressen hat“, wendet Teijo ein. Aber nur in einer Sucht ist es möglich…“, beginnt Fer. „Falsch, er gibt noch eine dritte, aber das ist jetzt egal, wir wissen nicht ob diese Spezies nicht anders reagiert als andere, also können wir nicht sagen, ob sie unter Zwang handeln, unter Auflösung jeglicher störender Instinkte, oder ob sie es mit Absicht machen. Normal sind sie gefährlich, also gehen wir davon aus, dass sie dann schon nicht normal sind. Ich befürchte, da sich dieser Zustand zu einem total hirnrissigen Verhalten herauf gesteigert hat, müsste es die Krankheitsform sein“, erklärt Teijo. „Aber dann würden sie sich nicht von ihrer Arbeit abhalten lassen“, wendet Fer ein. Ich sehe Tata fragend an. Der sieht ruhig zurück. „Stimmt, das würden sie wirklich nur, wenn sie einen Grund gehabt hätten…“, stellt Teijo fest. „Ist so etwas ein Grund?“, frage ich leise. Halte Teijo die Versteinerung hin. So, dass nur er sie sehen kann. Teijo schliesst gequält die Augen. „Mach das weg“, verlangt er. Ich versorge die Versteinerung wieder. Und Teijo geht zu der Wand. Öffnet dort ein Stück der Wand. Legt seine Hand hinein. „Alle Menschen habe umgehend die Terjenje aufzusuchen, Menschenwächterin Jesca ist bereits in Obhut. Alle Menschen haben umgehend die Terjenje aufzusuchen“, verkündet Teijo. Dann beginnt er auf eine Sprache zu sprechen die scheinbar nicht einmal Fer versteht. Schliesslich beendet Teijo die Verbindung. Dafür echotet seine Stimme, wie auf der Endlosschleife, in den Gängen. „Ich verlange, von euch allen, absolute Geheimhaltung, was die Fresser haben, oder haben könnten ist nicht bewiesen, und daher wird es nicht weiter gegeben“, erklärt Teijo. „Jesca, wie du ja sicher bemerkt hast, die Fresser werden von Menschen angezogen, wärst du bereit, mit mir die Wurzen abzulaufen und zu schauen ob noch irgendwo Fresser sind?“, fragt er. Ich nicke. „Darf Tata mit?“, frage ich dann. Teijo zögert. Doch dann nickt er. „Er hat ja schon eine Menge geholfen“, meint er. Ich laufe an Tatas Hand neben Teijo aus dem Monument. Die Strassen sind Menschenleer. Ascarben hat es noch, aber Menschen scheinen keine mehr hier zu sein. „Tata, ich möchte dich nicht im Zeugs herum stressen, aber Jesca hat bestimmt demnächst Hunger…und Ausrüstung wäre auch erforderlich“, beginnt Teijo. Tata greift sich nach der Stirn. „Ich werde es holen gehen“, lenkt er ein. Sobald Tata weg ist, sieht Teijo zu mir runter. „Wo hat dich das Ding gebissen?“, fragt er. Ich zeige ihm meine verbundene Hand. „Tut es nicht weh?“, fragt Teijo. Ich schüttle den Kopf. Schaue mich kurz um, bevor ich den Verband entferne. Teijo legt sofort seine Hand auf die Kette. „Besser du bindest es wieder zu, nicht dass die… Salbe trocknet, weil dann tut es bestimmt weh“, meint er. Ich nicke. Binde die Hand wieder zusammen. „Die Dinger werden bestimmt arg von dir angezogen“, stellt Teijo fest. „Das letzte Mal auf ungefähr hundert Meter Entfernung“, gebe ich zu. Zeige ihm die Strecke an. „Das ist ein riesiges Gebiet“, stellt Teijo fest. Ich zucke mit den Schultern. „Man muss es versuchen“, erkläre ich ihm. Dann beuge ich mich zu Asch hinunter. „Oder Asch?“, frage ich. Ich „aktiviere“ Asch. Tue dabei so, als würde ich Asch streicheln. „Ich würde sagen wir laufen einfach mal auf gut Glück los, und hoffen das beste“, füge ich hinzu. Teijo legt mir die Hand auf die Schulter. „Und das andere musst du irgendwie behandeln“, stellt er fest. „Ja, ich dachte da so, dass ich zu dem Omen gehe…“, erkläre ich. Sehe zu ihm hoch. Bei Tata ist das herabschauen nicht ganz so tragisch, da er nur ein Kopf grösser ist, aber Teijo ist wirklich mit Garantie einen Meter grösser als ich. Sicher grösser als normale Ascarben überhaupt wurden. Grösser als zwei fünfzig. Ich schätze ihn auf zwei sechzig. Das wäre ein Meter grösser als ich. Und es wirkt einfach gigantisch, wenn er so zu mir runter schaut. Oder ich zu ihm rauf. „Oder der Arzt hat erzählt er wolle eine Wettermaschine in Betrieb nehmen, die würde einen Blitz erzeugen, der dann in einen Lebensstein einschlägt, aber das ganze wäre abgeriegelt, damit die Energie den Kranken zugutekommt“, kommt der nächste Vorschlag von mir. „Ich werde schauen, ob wir eventuell ein paar Kampfascarben zum Schutze absondern können“, meint Teijo. Ich nicke.
53. Schulfächer
In dem Moment kommt Tata wieder. Er hat eine Umhängetasche dabei. „Welche Richtung?“, fragt er. „Vielleicht sollten wir in einem Randgebiet anfangen, damit wenigstens ein Teil gerettet werden kann“, schlägt Teijo vor. „Etwas dagegen, wenn ich dich trage, Tata ist sich nicht gewohnt ständig mit Last herumzufliegen“, meint Teijo. Tata lächelt. „Ausserdem kann er tausend Mal besser fliegen“, fügt er hinzu. Ich nicke. „Einverstanden“, lenke ich ein. Teijo holt einen Gegenstand aus der Tasche. Setzt ihn auf. Tata reicht mir auch einen. „Ich hoffe es passt“, meint er. Ich sehe mir das Ding erst einmal kurz an. Es sind zwei Bügel die beide an Klappen angemacht sind. Wie ein Kopfhörer. Einer der Bügel lässt sich nach vorne klappen und ist mit, (wer hätte das gedacht) Lebensstein bedeckt, und sollte wohl ähnlich einer Fliegerbrille sein. Na gut, war bei einem längeren Flug vielleicht ganz praktisch. Tata klappt seine Brille vor die Augen. Wischt sich ein paar Mal darüber. Bis ihm die Sicht scheinbar passt. Teijo setzt sich ein ähnliches Ding auf, nur hat seines noch einen weiteren Bügel. Er nimmt mir meinen Bügel kurz weg, und macht etwas an den Ohrschützen. Dann reicht er ihn mir wieder zurück. Ich setzte das Ding auf. „Man kann es auch als Vollverschluss haben, aber ausser für richtige Kampfeinsätze gegen Gegner die grösser sind als eine Hand kann man die nicht gut gebrauchen, weil sie einem nur behindern“, erklärt Teijo. Ich höre ihn wirklich wie aus Kopfhörern. „Aber man wäre besser geschützt“, stelle ich fest. Teijo grinst. „Oben werde ich Mühe haben dich zu verstehen, aber du hast Recht, das Gesicht wäre besser geschützt, aber zum Fliegen ist das Ding wirklich nur hinderlich. Und wenn der Gegner nicht fliegen kann ist es nicht notwendig. Wenn wir angekommen sind werde ich auch Kampfmontur anziehen, aber jetzt habe ich sie lieber nur einfach dabei“, erklärt er. Deutet auf seine Tasche. Ich nicke. Teijo hebt mich hoch. „Man müsste Asch irgendwie klar machen, dass er seine Zweige absichert, oder dass er sie selbständiger macht“, stellt er fest. Wendet sich noch einmal an Tata. „Wenn sie Krank sind, Tata, und du verletzt wirst…“, beginnt er. Tata nickt. „Keine Angst, ich habe auch Kontaktkleider dabei, natürlich keine Kampfmontur, die gibt es in meiner Grösse nicht, aber ich werde bestmöglich geschützt sein, und natürlich werde ich aufpassen, und ebenfalls ist mir klar, dass ich notfalls in Karantäne gebracht werde“, bemerkt Tata. Teijo nickt. Dann springt er hoch. Und bleibt mit mir in der Luft stehen. Schlägt kräftig mit den Flügeln. „Wir fliegen über den Park“, erklärt er. Tata startet und fliegt, nach dem obligaten Startritual zielstrebig los. Teijo wartet noch etwas in der Luft. Dann bringt er sich auch in die Waagrechte und legt sofort ein Tempo an den Tag, welches mir fast den Atem raubt. Teijo fliegt nicht sehr hoch. Und Tata scheint gerade im Höhenflug zu sein. „Er sammelt Tempo, er wird uns nachher einholen“, erklärt Teijo, wozu er kurz wieder in der Luft stehen bleibt. „Darum musste er am Anfang die Richtung wissen?“, frage ich. Teijo nickt. Teijo legt wieder an Tempo zu. Surrt zielstrebig einen der Berge an. Biegt dann aber ab und zischt über violetten reissenden Fluss, so dass ich den Sprühregen auf meinem Körper spüren kann. „Das ist der Ilfe, er ist die Grenze zwischen Ascarbia und Tonrej“, erzählt Teijo. „Tragischer Weise nennt sich Ascarbia gleich wie die Welt, so dass man nicht immer sicher ist, ob jetzt die Stadt oder die Welt gemeint ist. Es könnte auch noch die Region sein“, erklärt Teijo. Inzwischen haben wir den Fluss verlassen, und fliegen an einer Felswand entlang. Die Felswand ist rau und von Löchern übersät. „Das ist Tonrej“, erklärt Teijo. Er folgt der Felswand eine Weile. Dann fliegt er etwas nach oben. Dreht sich um. Ich kann sehen, dass Tata damit begonnen hat, Tempo aufzubauen. „So, der Kleine ist so weit, dann geht es mal los“, stellt Teijo fest. Dann legen wir wieder Tempo zu. Ich halte meinen Kopf dich an Teijos Brust, damit mir die Luft nicht vor dem Gesicht wegesogen wird, und ich keine Luft mehr bekommen hätte. Ich habe keinerlei Distanzgefühl mehr, als wir landen. Teijo setzt mich auf den Boden. Tata stolpert eher, als dass er landet, und scheint gerade mehr als geschafft zu sein. Teijo kann ihn gerade noch von einem Zusammenbruch bewahren. „Du bist gut, ich dachte nicht, dass du so lange so schnell fliegen kannst“, meint Teijo. „Ich fühle mich mehr tot als sonst etwas“, murmelt Tata. Er lässt sich auf den Boden sinken. Teijo reicht ihm eine Trinkflasche und Tata trinkt gierig. „Tata, darf ich dich etwas fragen?“, erkundigt sich Teijo. „Was denn?“, fragt Tata. „Dich und Queron verbindet eine innige Freundschaft, die aber gezeichnet ist, von ständigen kleineren Kämpfen, die bis jetzt immer klar zu deinen Gunsten ausfallen, was wirst du tun, wenn es ernst wird…?“, fragt Teijo. „Ich verstehe nicht…“, gibt Tata zu. Teijo steht auf, und beginnt etwas hin und her zu wandern. „Sagen wir es so Tata, spielst du mit dem Gedanken, auf dein angestammtes Recht auf die Herrschaft von Ascarbia zu verzichten?“, erkundigt sich Teijo. Tata sieht ihn fassungslos an. Teijo sucht etwas in seiner Tasche. „Es gab zwei Freunde, sie taten fast alles zusammen, der eine war still und ernst, der andere sah immer bewundernd zu ihm auf. Der Stille war im Kampf ungeschlagen, in Kraft unübertroffen. Aber dann verschwand er in der Zeit der Selbstfindung einfach. Er war mit Garantie nicht von der Gruppe zurückgelassen worden, aber Jahre später kam er zurück nach Ascarbia, als Fremder. Der Schwächere der beide war Luke, Tata…“, bemerkt Teijo. „Ihr meint…“, beginnt Tata. Teijo sieht ihn an. „Wirst du deine Aufgabe erfüllen, oder dein Volk im Stich lassen?“, fragt er. Tata sieht zurück. „Das kommt darauf an, wie sich das ganze entwickelt, im Gegensatz zu der Person die du beschreibst, habe ich keinen Rückhalt im Volk, ich kann nicht einen Vorschlag bringen, ohne dass darauf die Faust folgen muss. Würdet Ihr so ein Volk anführen wollen? Würdet Ihr einen Rat unter Euch haben wollen, der Euch Euer Leben lang nur mit Verachtung behandelt hat?“, fragt er. „Sie sind sich am ändern, die Instinkte werden immer stärker und der Einfluss der Eltern nimmt ab. Die Gesellschaft verliert den Einfluss auf die neue Generation“, stellt Teijo klar. Beide haben in der Zwischenzeit begonnen, sich umzuziehen und ich habe mich lieber dem Essen zugewandt, welches Tata mir gereicht hat. Ein bisschen Privatsphäre wollte ich den beiden schon geben. Irgendwann reicht mit Tata etwas. „Ich habe leider keine Kleidung gefunden die sich dazu eignet, von einer weiblichen Menschgeborenen getragen zu werden, aber dieses irgendetwas sollte zumindest ein bisschen Schutz bieten“, erklärt er. Ich sehe das „Irgendetwas“ an. „Eine Jacke“, stelle ich fest. „Danke“, füge ich hinzu und ziehe sie an. Die Stiefel die ich auch noch bekomme sind, sind dick, aber elastisch und reichen mir fast bis an die Knie. Ich bin froh, Socken zu tragen, damit ich etwas Halt habe. Ich ziehe auch die Stiefel schnell an. Und mustere dann meine beiden „Beschützer“ In Kampfanzügen sehen beide gefährlicher aus, als ohne. Besonders Teijo hat noch deutlich an Bedrohlichkeit zugelegt. „Jesca, kannst du kurz meinen Bogen halten, ich muss kurz etwas überprüfen“, erklärt Teijo. Reicht mir zeitgleich den Bogen. Haha, er ist ja nur ungefähr so gross wie Ich, und ziemlich schwer. Ich stupse vorsichtig die Sehne an. Sie zeigt keinerlei Reaktion. Teijo überprüft kurz etwas an Tatas Kleidung. „Das mit deinen Flügeln gefällt mir gar nicht…“, murmelt Teijo. Dann holt er etwas aus seiner Tasche hervor. Sieht aus wie ein Spray, scheint auch ein Spray zu sein. „Geschenk von der Menschenwelt“, meint Teijo. „Besser als gar nichts“, fügt er hinzu. „Was ist das?“, fragt Tata. „Nennt sich Spray, und wird gleich etwas auf deine Flügel bringen, was sie etwas besser schützt, als unsere Fresser-gifte“, erklärt Teijo. „Jesca, du kannst meinen Bogen schon genau anschauen, er ist nicht gerade zerbrechlich“, meint er plötzlich. Ich werde leicht rot. „Ich versuche es besser nicht, er sieht nicht so aus, als würde er sich auch nur rühren, wenn ich ihn zu spannen versuche“, erkläre ich. „Na ist ja nicht schlimm…“, findet Teijo und ich versuche es tatsächlich. Und wie vorausgesagt, ich bringe sie keine fünf Zentimeter nach hinten. Teijo nimmt den Bogen wieder an sich. nimmt ihm in die eine Hand, greift mit der anderen nach der Sehne und zieht auf. Seine Armmuskeln spannen unter dem Kampfanzug kaum sichtbar an. Klar für ihn ist das Ding da ja nur so etwas wie ein ähm, wie hiessen diese Dinger die keine Kurzbogen aber auch keine Langbogen waren? Normalgrössenbogen? Wie viel Wucht er mit dem Ding wohl hinbekommen würde? Schon ziemlich, vielleicht so viel, wie Menshcen mit einem Langbogen?… „Darf ich mal?“, fragt Tata. Teijo reicht ihn ihm. Tata schliesst die Augen, als er den Bogen mit der linken Hand fest hält. Dann mit der rechten nach der Sehne greift. Er atmet einmal tief durch und dann zieht er an. Er kommt bei weitem nicht an Teijo heran, aber der scheint durchaus überrascht zu sein, dass Tata überhaupt so weit kam. „Mhm, du fängst an, interessant zu werden, jetzt muss ich dann aufpassen, dass ich nicht Schuld bin, dass du nicht Ascarbenratsführer wirst, weil ich dich abwerbe“, meint Teijo. Tata entspannt die Sehne langsam und mit zitternden Muskeln. „Danke“, bedankt er sich. „Ich meine es ernst“, stellt Teijo fest. „Dann habe ich ja eine Ausrede, wenn ich Queron das Feld überlasse“, stellt Tata fest. Reicht den Bogen zurück.
54. Teijo lacht
„Ich hole kurz Eure Tasche“, biete ich Teijo an. Dieser nickt. „Gerne“, fügt er hinzu. Ich gehe also zur Tasche. Ich sehe mir noch kurz den Köcher an. Lasse es mir nicht nehmen die Pfeile zu untersuchen. Es hat schwarze Spitzen, und grüne, und verräterisch blau leuchtende. Ich sehe nach Asch, und folge geistig seinem Wurzellauf bis hin zu der nächsten Schmerzensquelle. Mit der anderen Hand ärgere ich Teijo indem ich seine Pfeile auch ein bisschen aktiviere. Dann hebe ich die „leichte“ Tasche und den „leichten“ Köcher hoch. Und bringe ihn Teijo. Er runzelt die Stirn als er den Köcher ansieht. „Gehen wir nach oben“, frage ich betone das oben deutlich, „oder nach unten?“, kommt deutlich weniger betont herüber. „Oben“, bestimmt Teijo auch prompt. Wir wandern also nach oben. Die Herren in Kampfklamotten, ich in Kampfstiefeln, und einer Jacke, und irgendwelchen Leinenjeans. Sah bestimmt Urkomisch aus. „Nur mal eine kurze Frage, was machen wir, wenn wir eine Verletzung finden? So ein guter Heiler bin ich nicht“, warnt Tata. Teijo nickt. Deutet auf seinen Helm. „Die werten Herren des Räumdienstes werden Heiler schicken, wir müssen nur die Strecke abgehen und herausfinden wo es welche hat. Und wenn nötig, noch ein paar von ihnen beseitigen“, erklärt er. „Aha, also, wie ich Kampfascarben kenne, heisst das, wir werden alle beseitigen bis die Heiler und die Truppen kommen“, stellt Tata fest. Teijo lacht. Ich wusste gar nicht, dass der geflügelte Riesenascarbe richtig lachen konnte. Aber scheinbar konnte er das ganz gut. „Wir schauen nur, dass wir unseren Spass haben“, erklärt er. Ich beuge mich wieder zu Asch hinunter. „Habe ich nur das Gefühl, oder sind hier die Spitzen goldig?“, frage ich. Einige ja, aber das ist kein eindeutiges Zeichen“, bestätigt Tata, nachdem er Asch genauer gemustert hat. Teijo greift nach seinem Bogen. Legt einen Pfeil an. Er wusste natürlich, dass goldene Spitzen nichts zu bedeuten hatten, aber dass ich es erwähnt hatte schon. Mit einem riesen Pfeil auf Fresser zu schiessen ist nicht ganz das, aber Teijos Pfeil hat es in sich. Er brennt nämlich, als er auf den Boden trifft. „So leid es mir auch tut…“, meint er. Ich nehme ihm den Bogen ab, und er befördert mich mal wieder auf einen Baum. Er scheint mittelmässig besorgt um mich, aber ich winke ab. „Ich habe auch eine Waffe“, erkläre ich. Nehme die Kette von meiner Hand weg. Sofort ist das schmerzende Pochen wieder da, aber das ignoriere ich grosszügig. „Was ist das für eine Waffe?“, erkundigt sich Teijo. „Eine Lichtbringer-Waffe“, erkläre ich. Teijo sieht mich an. Dann nickt er. „Okay“, lenkt er ein und ist Sekunde später an Tatas Seite damit beschäftigt kleine Quälgeister nieder zu werfen. Mit der Nahkampfwaffe. Ich konzentriere mich weniger auf sie. Schaue konzentriert auf den Baum. Waren irgendwo kleine Quälgeister auf dem Weg zu mir? Aber irgendwie sind sie zu beschäftigt, als dass sie Zeit gehabt hätten, sich um mich zu kümmern. Die beiden Ascarben scheinen beide ihren Spass zu haben. Auch wenn es ein gefährlicher Spass ist. Und es ihre ganze Konzentration kostet. Wie viele solche dummen Fresser gibt es eigentlich? Tata entfernt sich in die Luft. „Er sucht nach dem Räumdienst“, erklärt Teijo auf meinen Kopfhörern. Ich verlasse den Baum. Lasse den Bogen zurück. Auch die Pfeile. Springe einfach vom Ast. Verknackse beinahe den Knöchel. „Weg“, verlange ich. Dann schlage ich einfach mitten in die heranstürmenden Fresser. Dann bin ich froh, dass Teijo mich wieder hochhebt und wieder in Sicherheit bringt. Ungefähr sieben Fresser habe ich erwischt die sofort anfangen zu amocken. Teijo sieht interessiert zu. „Das schafft ja richtig Platz zum Atmen“, stellt er fest. Ich nicke. Drücke die Kette wieder auf meine Hand um den Schmerz darin zu lindern. Die Kette ist nicht mehr ganz weiss, sondern leuchtet jetzt wieder blau. „Also, ich kümmere mich mal wieder um die Dinger“, meint Teijo dann. Aber das stellt sich dann als unnötig heraus. Er ist gerade wieder im Kampf eingestiegen, als Tata wieder kommt. In Begleitung von Astwesen deren Bezeichnung ich nicht mehr weiss. Sofort machen sie sich über die Fresser her. Teijo sammelt schnell die Versteinerten ein. Und wohl noch einige Tote. Damit die Astwesen uns begleiten würden. Ich lasse mich von Tata auf den Boden tragen. Auch um Teijo Zeit zu verschaffen, die versteinerten Fresser zu beseitigen. Dann kümmere ich mich wieder um Asch. Ich folge dem Verlauf bis zur Schmerzquelle. Richte ich mich in die Richtung. „Ich würde vorschlagen, wir fangen schon mal an zu graben, bis die Heiler hier sind, vielleicht so fünfzig Meter Abstand zueinander, und dann der Wurzel nach“, erkläre ich. „Wie viel sind fünfzig Meter?“, erkundigt sich Tata. Ich stehe auf. „Fängst du hier an?“, frage ich ihn. Tata nickt. Fängt auch sofort an schnell aber ruhig zu der Wurzel runter zu graben. Ich laufe die fünfzig Meter ab. Und Teijo nimmt die nächste Strecke. Meine Finger graben in der weichen Erde. Meine Finger erreichen die Wurzel. Ich fahre die Strecke erneut ab. Es wäre sicher sinnvoll, wenn Asch nicht nur eine Hauptader hätte. „Hier…“, sagt da Teijo und ich unterbreche meine Arbeit und sehe zu ihm. Gehe näher. „Ich hole etwas für die Erstversorgung“, bietet Tata sofort an. Ich helfe Teijo vorsichtig die Wunde frei zu legen. „Wenn du Asch berührst, was machst du dann?“, fragt Teijo. „Ich mache das selbe wie mit den Steinen, so wie aktivieren“, erkläre ich. „Das nützt?“, fragt Teijo. Ich nicke. „Irgendwie schon, ja“, bestätige ich. „Dann versuche oben kurz nachzuschauen, ob da noch mehr ist“, rät mit Teijo. Ich gehe also zu der anderen Seite. Und folge dort Aschs Wurzelverlauf weiter. „Es hat, ungefähr tausend Meter weiter oben“, erkläre ich. „Hat es dort eine Hauptgabelung?“, erkundigt sich Teijo. „Ich kann keine ausmachen, also entweder…“, beginne ich. „Ist sie beschädigt, oder aber weiter oben“, beendet Teijo. Ich nicke. Teijo deutet mir an, still zu sein. Kurz darauf kommt Tata schnell näher. „Kampfascarbenleiter des Räumdienst Teijo…“, beginnt er. Wärend er sich neben uns auf den Boden nieder lässt und ein Stück zur Überbrückung ausgräbt und abtrennt. Teijo öffnet unterdessen die Wunden. „Ja?“, erkundigt er sich. „Ich habe mir etwas überlegt, die Fresser sind doch, ähm, krank, oder?“, erkundigt sich Tata. Teijo nickt. „Und wenn ich in der Schule richtig aufgepasst habe, dann greifen sie in diesem Fall alles an, was Lichtenergie in sich trägt…“, fährt Tata fort. Er legt das Übergangsstück an die vorgesehenen Stellen. „Also muss Asch auch Lichtenergie in sich haben…“, stellt Tata fest. Teijo nickt. „Das ist vermutlich so“, bestätigt er. „Könnte man nicht versuchen, mit Lichtenergie die Überbrückung zu schliessen?“, fragt Tata. Teijo nickt. „Das ist ein guter Gedanke, Tata“, stellt er fest. Tata scheint sich über das Lob zu freuen.
55. grünerdaumen
„Jesca, möchtest du es versuchen? Am besten so, wie wenn du einen Stein aktivierst“, erklärt Teijo. Ich nicke. „Ich werde es versuchen“, willige ich ein. „Und du Tata, versuch auf deiner Seite zu heilen“, trägt Teijo auf. Tata nickt. Verschliesst auf seiner Seite die Wunde mit den zerkauten Pflanzen. Ich versuche erst wieder dem Verlauf von Asch nach oben zu folgen. Spüre die verletzte Stelle aber viel zu deutlich. Irgendwie läuft meine Energie einfach nach unten. Zumindest fühlt es sich so an. „Okay, Asch reagiert auf Energie“, stellt Teijo fest. „Vielleicht sollte man es aber von oben her anfangen“, stellt er fest. Ich löse mich schnell von Asch. Die Wurzel hat sich tatsächlich irgendwie durch die Erde nach unten gegraben. „Ups“, murmle ich. Teijo zieht die Wurzel nach oben. „Vielleicht sollte ich nur ergänzend zu Tata arbeiten“, stelle ich fest. „Oder man könnte auf diese Art versuchen einen neuen Wurzelstamm zu bauen, oder aber eine Überbrückung“, schlägt Tata vor. „Ausserdem kann man so viele Nebenwurzeln sparen“, stellt Teijo fest. Ich bin etwas beruhigt. Lege dann aber erst einmal die Hände auf die Arbeit die Tata begonnen hat. Tata nimmt eine der Hand weg und legt sie auf die andere Seite der Wunde. So dass der Übergang zwischen den beiden Händen liegt. „Versuche dir vorzustellen, dass die Energie von der einen Hand zur anderen fliesst. Das macht man so, wenn man Steine zum flackern bringen will. Es ist eine Kunst, und man muss sich dabei stark konzentrieren, aber vielleicht nützt es ja etwas“, erklärt Tata. Oh, toll… „Also mir wurde es so beschrieben, du lässt Energie von der einen Hand laufen und ziehst sie mit der anderen Hand zu dir, nimmst sie dort wieder auf. Unterwegs geht etwas Energie an die Umgebung“, erklärt Tata. Ich lege also eine Hand flach auf Asch, die andere mit den Fingern genau hin. „Tata, du könntest dann hier unten versuchen die Stelle zu versiegeln“, stellt Teijo fest. Tata geht zu der unteren Stelle und ich versuche gleichzeitig wie ich die eine Hand ausbreite, die andere zu schliessen. Dann hebe ich beide Hände um den Vorgang nicht einfach umzukehren. Ich setze die Hände wieder in die Grundstellung und lege sie wieder an Asch und fahre damit fort. Nach einer Weile spüre ich wirklich, wie Energie von meiner einen Hand zu der anderen fliesst. „Das sollte reichen Jesca“, meint Teijo. Ich löse mich aus meiner Konzentration und stelle fest, dass die Stelle tatsächlich wieder heil aussieht. Natürlich kann man sehen, dass die Überbrückung dünner ist, als die richtige Wurzel, aber der Übergang ist verschlossen. „Ich habe die Heiler abbestellt, und sie darüber informiert, dass sie versuchen sollen, die Menschen beim Heilen helfen zu lassen“, erklärt Teijo. Ich nicke. Ob die das auch so einfach hinbekommen würden? Und was würde Tata machen, wenn er erfahren würde, dass so etwas nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt werden konnte? Tata lächelt mich an. „Fühlst du dich noch stark genug um es auch hier zu versuchen?“, fragt er mich. „Es ist ermüdend, aber es geht schon“, erkläre ich. Tata nickt. „Ich werde dir noch etwas zu Essen bringen, wenn du magst, und in meiner Tasche hat es noch eine Flasche mit Wasser“, erklärt er mir. Ich schenke ihm auch ein Lächeln. „Ich werde nachher gleich etwas trinken, das ist eine gute Idee, und es wäre echt nett von dir, wenn du etwas zu Essen besorgen könntest“, stelle ich fest. Ich lege meine Hände wie oben an der Stelle auf Asch. Und lasse die Energie wieder durch Asch wandern. „Du machst das sehr gut, Jesca“, stellt Teijo fest. Er reicht mir die Wasserflasche aus Tatas Tasche. Ich trinke ein paar Schlucke. „Wie geht es deiner Hand?“, erkundigt sich Teijo dann. Ich sehe auf meine Hand. Die Wunde hat sich ausgeweitet und sich in meine Fingerspitzen ausgebreitet. Teijo sieht sich die Wunde an. „Normal wird so eine Wunde mindestens sofort geöffnet und natürlich mit Gegengift behandelt“, bemerkt er. Er legt meine Hand auf seine. Winzig wirkt sie dort. „Wie konnten die Menschen gesund werden und ich nicht?“, frage ich. „Die Steine sind anders als Asch, Jesca, und hier hast du die Energie nicht bekommen, du hast sie nur von dir abgegeben und wieder aufgenommen. Du musst Energie aufnehmen, und ich würde dir aber als erstes einmal einen Versuch vorschlagen, ich werde deine Hand öffnen, und du wirst noch Energie abgeben, um das Gift etwas aus dem Körper zu entfernen. Und heute Abend musst du auf jeden Fall etwas suchen um Energie aufzunehmen“, erklärt Teijo. Ich nicke. „Okay, aber Ich brauche meine Energie doch jetzt noch, ich kann sie doch nicht einfach so ins nichts laufen lassen, kann ich damit nicht warten bis wir bei der nächsten Wunde von Asch sind, dann kann ich die Energie Asch geben“, wende ich ein. Teijo lässt meine Hand los, greift mir unter das Kinn und dreht meinen Kopf leicht nach oben. Er selber ist in die Hocke gegangen, so dass ich nicht so weit nach oben schauen muss. „Die Götter müssen mit einem Lächeln auf deine kleine Person hinunter geschaut haben, als du geboren wurdest, denn so viele Geschenke wie sie dir gemacht haben, müssen sie dir wohlgesonnen sein… und grosses mit dir vorhaben“, erklärt er mir. Ich bin mir da nicht so sicher. Teijo streicht über meine Wange. „Du glaubst nicht an die Götter, aber sie glauben an dich, und auch wenn dein Leben bisher nicht einfach war, und es wohl in Zukunft auch nicht einfacher wird, so haben die Götter doch dafür gesorgt, dass du das ganze überstehen kannst“, erklärt er mir. „Danke“, bedanke ich mich. Auch wenn ich nicht unbedingt überzeugter bin. Aber Vater hätte es nicht besser, höchstens anders sagen können. Er hätte vielleicht vom Schicksal erzählt. „Hier habe ich die Gelegenheit etwas zu bewirken, ob es jetzt die Götter, das Schicksal oder etwas anderes war, das mich hergeführt hat, ist zur Zeit nicht wichtig“, stelle ich fest. Teijo schmunzelt. Vermutlich war das für ihn wieder ein Zeichen, dass die Götter ihre Finger im Spiel hatten. „Wenn du magst, versuchen wir die Überbrückung herzustellen. Hier müsste noch andere Hauptwurzeln sein, die sich erst weiter unten trennen, wenn du herausfindest, wo, ziehen wir Querverbindungen, damit Asch Energie von der einen in die andere Wurzel tun kann und umgekehrt“, erklärt Teijo. Ich nicke. Suche sogleich die andere Wurzel. Die Wurzel verendet irgendwo. Scheinbar war dort die Abtrennung bereits schon länger her. Ob Asch dort bereits abgestorben war? „Das schauen wir später, in Ordnung?“, erkundigt sich Teijo. Ich nicke. Teijo gräbt ein künstlicher Wurzelweg von „unserer“ Wurzel zu der anderen. Legt „meine“ Wurzel in den Wurzelweg. „Kannst du versuchen…“, beginnt er. Ich lasse noch etwas Energie in die neue Wurzel fliessen. Da Teijo das Ende wieder geöffnet hat, kann die Energie wieder gemütlich tropfen. „Gut“, stellt Teijo fest. Die Wurzel überbrückt die Zehn Meter zu der anderen Wurzel. Teijo schneidet eine Kerbe in die fremde Wurzel. Spitzt „meine“ Wurzel an und schiebt sie wie eine Gabelung in die frische Kerbe der anderen Wurzel. Dann gehe ich zu ihm. Er legt meine Hand quer auf seine. So dass meine Finger über die Hand hinausschauen. Und so dass er meine Hand festhalten kann. „Es wird etwas weh machen“, warnt er mich. Ich nicke. „Wird Asch das Gift aufnehmen?“, frage ich. „Selbst wenn er damit in Berührung kommen würde, es wird ihm nichts machen, er muss sich ständig gegen solches Gift wehren, und er bekommt ja Energie“, erklärt Teijo. Das war auch wieder wahr. Ich beisse mir auf die Lippe und schaue weg, damit ich nicht sehen muss, wie Teijo mit seinem „Messerchen“ in meine Finger sticht. Es sticht wirklich nur etwas, der Schmerz wird nicht grösser. Teijo tupft meine Finger ab. „Darf ich etwas von deinem Blut haben?“, erkundigt sich Teijo. „Wozu?“, erkundige ich mich. „Soll Glück bringen“, erklärt Teijo. „Nun, Glück kann man bestimmt gut gebrauchen“, gebe ich zu. Dann nicke ich. „Einverstanden“, willige ich ein. Teijo holt etwas aus seiner Hosentasche heraus. Es sah etwas aus, wie ein Zahn, jedoch aus Lebensstein… Wie überraschend… er schiebt so etwas wie eine Klappe zur Seite und hält es an meinen Zeigefinger. Nach kurzer Zeit ist der Zahn gefüllt und Teijo nimmt es wieder weg. Dann verschliesst er die Kappe wieder. Schüttelt das ganze kurz und hängt es isch dann um den Hals. „Danke“, bedankt er sich. Ich bin immer noch etwas verwirrt, nicke darum nur kurz mit dem Kopf und wende mich dann Asch zu. Wie bereits die beiden Male vorher, lasse ich von der verletzten Hand Energie in die gesunde fliessen. Asch scheint es nicht zu stören, dass er plötzlich Querzweige hat. Wie ein Fluss, sozusagen. Es dauert noch eine ganze Weile, bis Teijo hören kann, dass jemand kommt. Er hat seinen Bogen wieder an sich genommen gehabt, und spannt ihn jetzt. Sein Körper wirkt angespannt, und der Pfeil den er gewählt hat, hat eine grüne Spitze. Was die wohl machen würde, wenn sie auftraf? Auch explodieren wie die schwarzen? Er legt den Kopf in den Nacken, gibt einen Ruf von sich.
56. Reisende
Tata kommt etwas gehetzt zu uns. Er wirkt ausser Puste aber trotzdem sucht er in seiner Tasche sofort nach etwas wie einem Bogen. Deutlich kleiner als der von Teijo. Vermutlich ein Kurzbogen. „Was ist los?“, erkundige ich mich. Taste nach meiner Kette. „Nur ein fremder Stamm, sie sind etwas aufgebracht, ich konnte nicht in Erfahrung bringen, was los ist“, erklärt Tata. „Nimm einer meiner Pfeile, die haben etwas mehr Kraft, grün, oder gelb“, erklärt Teijo. Tata kommt der Aufforderung nach. Nimmt die etwas kürzeren gelben Pfeile an sich. Legt einen gleich auf die Sehne. Kurz darauf sind ein paar Ascarben da. Der Anblick von Teijo scheint schon auszureichen, um sie zu beruhigen. Zumindest werden die Bögen leicht gesenkt. Ein paar schnelle Worte werden hin und her gewechselt. „Das sind die Kirimeer, sie leben nicht in festen Behausungen, aber hier ist ihr Tal zusammengefallen“, erzählt Teijo. Die Fremden sehen zu mir. Deuten dann eine leichte Verneigung an. „Sie gehören zu den wenigen Völkern die sich nur zwei Sprachen bemächtigt haben, sie haben nicht gross mit Menschen zu tun, daher ist es für sie nicht notwendig“, erklärt Teijo. Ich nicke. „Jesca, du bist verletzt“, stellt Tata fest. „Ja, aber das verheilt schon“, erkläre ich. Teijo unterhält sich weiter mit den Fremden und Tata lässt es sich nicht nehmen, meine Wunde vorsichtig zu behandeln. „Du bist von ihnen weggelaufen?“, erkundige ich mich. Tata nickt. „Mag feige erscheinen, aber sie sind ein fremder Stamm und ich war nicht versucht herauszufinden, was passiert, wenn sie mich erwischen. Ich hätte sowieso nicht in ihr Gebiet gedurft, das ist verbotene Zone, und es hätte gut sein können, dass ich dann an ihren Stamm gebunden gewesen wäre. Und das wäre schon alleine darum schlimm, weil ich noch gerne etwas Zeit mit dir verbringen würde“, erklärt Tata. „Ich verstehe nicht…“, gebe ich zu. „Es gibt einige umherziehende Stämme die fremde Ascarben an ihre Gruppe binden, wenn sich die Gelegenheit ergibt, ähnlich wie wir es nur in der Selbstfindung machen“, erklärt Tata. „Sie entführen Kinder?“, frage ich. „Nicht nur, vor allem auch Erwachsene, alle die in ihr Gebiet eindringen. Daher gibt es so Zonen in die man nicht hinein sollte. Ausser man will sich einem Nomadenstamm anschliessen. Oder dann muss man in diplomatischer Absicht zu ihnen, um Verhandlungen zu machen“, erklärt Tata. „Und die machen das immer, nicht nur in der Selbstfindung?“, erkundige ich mich. Tata nickt. „Sie sind nicht gleich strukturiert wie die ansässigen Ascarben. Du bist bei ihnen auch nicht für den Rest deines Lebens ein Fremdling, sie binden dich an die Gruppe und dann wirst du angeleitet, wenn du mithalten kannst, kannst du gut mal zu einem von ihnen werden. Sie haben keine Menschen, weil die den Strapazen der Reisen nicht gewachsen sind. Auch wenn sie gerne mal welche ausleihen, wenn sie in der Nähe der Städte sind, sie entführen sie in ihre Täler und lassen sie wieder frei, wenn sie weiter ziehen“, erzählt Tata. Ich werde mal einen Moment der Ruhe abwarten um Tata näher darüber auszufragen. Sofern ich es nicht vergessen werde. Jetzt ist der Zeitpunkt deutlich ungünstig. Teijo senkt wenigstens seinen Bogen auch noch. „Hab ich nur das Gefühl, oder beobachten sie Tata?“, frage ich Teijo. Dieser nickt. „Er wäre sicher eine Bereicherung für ihren Clan“, bestätigt er. Tata sieht demonstrativ weg. „Hätte ich ein Interesse daran, hätte ich auch dort warten können, ich habe nur gesehen, dass Asch in dem Tal, total zerfallen schien, und ich wollte schauen, ob jemand zu Schaden gekommen war“, erklärt Tata. „Sie wären so oder so, dem Verlauf nach oben gefolgt, und jetzt waren wir ja noch hier, sonst hätte es sein können, dass sie einen Überfall geplant hätten“, stellt Teijo fest. Er legt Tata die Hand auf die Schulter. „Sie werden dich schon in Ruhe lassen… zumindest für Heute“, erklärt er. Einer der fremden Ascarben sagt etwas. Tata verspannt sich. Sein Blick wirkt kurz, als würde er sich in schlechten Erinnerungen frönen. Ich greife automatisch nach seiner Hand. „Tata…“, beginne ich. Tata verzieht kurz die Mundwinkeln. „Gehen wir Asch helfen“, meint er einfach. Er packt seinen Rucksack vom Boden. Dann stapft er einfach los. „Tata, wir…“, beginnt Teijo. „Wir riskieren die totale Vernichtung von Asch, aber wenn es Euch das wert ist, ich halte Euch nicht davon ab, hier zu bleiben“, meint Tata. Stapft unbehindert weiter. Teijo wendet sich wieder kurz den fremden Ascarben zu. Der Name Tata fällt ein paar Mal und so vermute ich schwer, dass es auch um ihn geht. Irgendwann beschliesse ich meinem ersten wirklichen Kollegen beizustehen, und folge ihm schnell. „Es wäre sicherer für dich…“, beginnt Tata. Meine Hand greift nach seiner, während ich versuche neben ihm Schritt zu halten. Was damit endet, dass ich beinahe laufen muss. „Darf ich dich fragen, was dir dunkle Erinnerungen beschert hat?“, erkundige ich mich. „Es gibt zwei Arten von Reisenden, die einen bieten fremden Ascarben die Gelegenheit, in den Clan aufgenommen zu werden, die anderen haben diese Option nicht“, erklärt Tata. „Und die hier sind also letzteres?“, erkundige ich mich. „Sieht so aus, ja, sie scheinen Miluws zu haben“, bestätigt Tata. Ich überlege mir, ob ich fragen soll, was Miluws sind, aber da kommt Teijo näher. „Tata, was war los?“, fragt Teijo nach einer Weile. Er hat uns eingeholt, aber er ist nicht alleine. „Geht Euch nichts an“, stellt Tata fest. Teijo schweigt eine Weile. „Hast du schon einmal Ärger mit reisenden Völkern gehabt?“, erkundigt sich Teijo. „Was an der Tatsache, dass es Euch nichts angeht ist in Eurem Kopf nicht angekommen?“, will Tata wissen. „Wir haben vor ein paar Jahren aufgeschlitzte Ascarben gefunden die einem reisenden Stamm angehört hatten…“, stellt Teijo fest. „Ah, und das soll also ich gewesen sein? Weil ich Reisende nicht mag? Oder was?“, fragt Tata zurück. „Tata…“, Teijos Stimme klingt ruhig, aber warnend. „Ja?“, fragt Tata zurück. Und ich verspüre den Wunsch, ihn einfach am Sprechen zu hindern. Seine Worte klangen zwar alle ruhig, aber durchaus provozierend. Und das war bestimmt nicht der richtige Umgangston mit Teijo. Aber ich halte mich zurück. Drücke nur Tatas Hand etwas fester. „Tata, wenn du es gewesen wärst, gehört deine Seele dem geschädigten Stamm“, stellt Teijo fest. Tata dreht sich zu ihm um. Dann befördert er seinen Bogen mit einer fliessenden Bewegung in Schussposition. Die Pfeilspitze zeigt auf die Fremden. Wie sie Tata mustern, so als wollten sie ihn trotzdem gleich mitnehmen. „Tata, nimm deinen Bogen runter“, verlangt Teijo. Tata sieht kurz zu ihm. Dann sieht er wieder zu der Gruppe. Er sagt kurz etwas, Senkt aber doch noch den Bogen. „Tata, wie kommst du auf eine solche Anschuldigung?“, fragt Teijo. Tata schüttelt den Kopf. „Schaut Euch die Gruppe doch an und dann überlegt Euch Eure Frage noch einmal…“, schlägt Tata vor. Er spannt seine Flügel, richtet sie leicht nach vorne und was über seine Lippen kommt, klingt nicht mehr wie Worte sondern eher wie ein Knurren eines Tieres das davor warnen will, dass es angreift, sobald man noch näher kommen würde. Dann lässt er meine Hand los, und bringt einen Flugstart zustande der ohne Startritual auszukommen scheint. Er nutzt einen Baum um Tempo und Höhe zu gewinnen. Indem er schräg an den Stamm springt, und sich nach oben weg katapultiert. Dann ist er aus meinem Blickfeld. Teijo sieht sich die Gruppe genauer an. Dann schüttelt er den Kopf. „Dafür haben wir keine Zeit“, stellt er fest. Er hebt mich hoch. Fleigt aber nicht, wohl damit die Astwesen Schritt halten können. Sie folgen uns unauffällig. Stehen immer völlig unscheinbar am Rand herum, als wären sie dort gewachsen. „Ist es für Tata nicht gefährlich, wenn er alleine unterwegs ist?“, frage ich. „Er würde einen Angriff ihrerseits mit einem Kampf beantworten, aber gegen die Regeln, er würde auf Leben und Tod kämpfen. Es ist nicht gesund, und sein Verhalten widerspricht seiner Erziehung, ich bin sicher, seine Eltern haben ihn nicht mit Fremdenhass aufwachsen lassen. Und er sollte diesen dringend bekämpfen. Er läuft an der Grenze des Gesetzes, wäre er schon Erwachsen hätte ich ihn mindestens unter Arrest gesetzt“, erklärt Teijo. Wir kommen bei Asch an, als es langsam abdunkelt, weil die blaue Sonne am Horizont angekommen ist. Hier ist es noch etwas stärker, weil die Berge ein Teil der Sicht unterbrechen. Die Astwesen machen sich sogleich an die Arbeit und verputzen die Fresser, die bei unserem Nähern sofort an die Oberfläche gekommen sind. Tejio bleibt bei mir, und schaut nur zu. Ich versuche mir vorzustellen, was Tata so aus der Fassung gebracht hat, dass er den fremden Ascarben so negativ gegenüber steht. Gut, Tata verstand sich ja schon mit den Ascarben aus Ascarbia City nicht gut. Vielleicht hatte er noch mehr Mühe mit fremden Ascarben. Aber sonst hatte Teijo schon Recht, Tata war zumindest Menschen oder Menschgeborenen gegenüber sehr positiv eingestellt, und von ihm fühle ich mich akzeptiert. Die Fresser haben sich verzogen und ich begebe mich zu der Stelle an der Asch verletzt ist. Nur einmal muss ich dafür nachschauen. Um mich zu orientieren. Die eine Wurzel ist fast vollständig ab, die andere ist angefressen. „Wir brauchen noch etwas für die Erstversorgung“, stelle ich fest. Teijo zögert kurz. „Wenn etwas ist, dann rufe einfach“, meint er schliesslich. Kurz darauf ist er weg. Ich setze mich auf den Boden. Spüre, wie Asch noch etwas mehr den Kontakt zu suchen scheint und mich vorsichtig in eine weiche Umarmung aufnimmt. Sehr seltsam, dass es wirkt, als wolle es mich trösten. Schliesslich ist es verletzt, und nicht ich. Meine Finger streichen über Aschs „Blätter“. Bis etwas mit ein paar Schritten einen Sturz auffängt. Erschrocken sehe ich hoch. Hoffe gleichzeitig, dass es Tata ist. Ist es bedauerlicherweise nicht. Es ist jemand mit grünen Flügeln und fast weissen Augen. Die Haare sind grün und die Haut ist ganz blass. „Hopala“, macht der Ascarbe. Asch scheint nicht so sicher zu sein, was es von dem Unbekannten halten soll, jedenfalls versucht es ihn nicht zu vertreiben, aber es begrüsst ihn auch nicht. Der kleine Ascarbe ist höchstens einen Meter gross und vermutlich noch ein Kind ist, mustert mich interessiert. Woher er wohl kam? Von diesem Clan? „Tutu…“, macht das kleine Ascarbe. Im nächsten Moment hat es sich in meine Arme geflüchtet, und sich dort hinein gekuschelt. „Ähm“, mehr fällt mir nicht dazu ein. „Oh, kleines Jirim ist viel zu klein um Mama zu sehen“, stellt jemand fest. Ein Mann kommt näher. Kauert sich vor mir hin und nimmt den weissen Ascarben weg. „Es fliegen gerne, aber wenn es landen, dann es müde, und wollen zu Familie, aber Familie sein nicht da, da es nimmt alles“, erklärt er. „Kein Problem“, erkläre ich. „Es sein viel zu klein, darum ich sein zu aufpassen, aber Jirim sein schon fliegen, und ich sein nicht mehr fliegen, darum klein Jirim immer sein weg, wenn ich nicht halten“, erklärt der Mann. Nicht mehr? Ich runzle die Stirn. Und seine Sprache war zum Teufel unverständlich. „Ihr sein hier, um Asch helfen, ich sein nicht sicher, ich nur hören sprechen“, bemerkt der Mann. Ich nicke. „Dann Ihr können brauchen, Blumen, ich sein nicht mehr viel Heilenkraft, es sein weggegangen, mit Gift, so es nicht mehr können nützlich sein, aber ich haben Blumen“, erklärt der Mann. Er hält mir zögernd ein paar Blumen hin. Ich nehme sie ihm vorsichtig ab. „Ist das Euer Kind?“, frage ich. Der Mann schüttelt den Kopf. „Nein, ich sein Miluw, mir sein nicht möglich Kind haben, ich sein nur aufpassen für Jirim“, erklärt der Mann. Hatte Tata nicht so etwas erwähnt. „Was bedeutet Miluw?“, erkundige ich mich. Der Mann senkt den Blick. „Sagen wir es so, das ist die Ascarbische Art eines Nasx“, erklärt Teijo. Er kommt mit schnellen Schritten auf uns zu. Seine Hand greift nach der Schulter des Mannes. Dieser drückt nur das schlafende ascarbische Kind stärker an sich. Dann spricht er schnell und fast flehend auf Teijo ein. Teijo schüttelt den Kopf. „Wenn das Tata gemeint hat…“, beginnt er. Er nimmt das weisse Kind an sich. Wiegt es sachte auf seinen grossen Armen. „Tata sein der Sternenkind?“, erkundigt sich der Mann. „Hat der Stamm Absichten seiner Person gegenüber?“, fragt Teijo ohne auf die Frage einzugehen. „Ich nicht sein informiert, es sein möglich, starke Sternenkinder sein gerne in Clan gesehen, es sein stark für Clan“, erklärt der Mann. „Und er wird beweisen, dass er kriegerischer Abstammung ist, und zusätzlich das Recht auf die Ratsführung des Hohen Ascarbischen Rates hat, ein falsches Zeichen Eures Clans, und es kann, oder eher es wird Tote geben. Und sollte das Wort Miluw in seiner Nähe erwähnt worden sein, oder sollte er Anzeichen einer solchen Anwesenheit beobachtet haben, dann hat er das Recht auf seiner Seite, das sollte dein Clan berücksichtigen“, stellt Teijo fest. „Ist es sehr daneben, wenn ich sage, dass Tata das Wort heute schon einmal im Mund hatte?“, frage ich. Während ich beschlossen habe, die Arbeit die Teijo sonst erledigt hätte, selber zu machen. Ich habe die Wurzel etwas wachsen lassen, und öffne vorsichtig mit einem Messer aus Tatas Tasche die Wunden. Und setze die Enden zusammen. Lasse dann die Energie von einer Hand in die andere fliessen. „Bist du sicher?“, fragt Teijo. „Nun er hat gesagt, es gäbe zwei Arten von reisenden Clans, die einen lassen fremde Ascarben ein Teil des Clans werden. Und dann gäbe es noch die anderen, bei denen ist das nicht so. Und ich habe gefragt, ob der Clan hier zu den zweiten gehört. Und er hat gemeint es sehe so aus. Und dass sie scheinbar Miluws dabei hatten, und dann seid Ihr wieder gekommen, und Tata hat entschieden, etwas auf Distanz zu gehen“, erkläre ich. „Jesca, kann ich dich hier kurz alleine zurücklassen? Ich muss Tata unbedingt sofort finden. Sollte ihm etwas zustossen…“, Teijo wirkt nicht glücklich über die Aussicht, dass dieser Umstand eintreffen könnte. „Ich komme zurecht, und Asch auch, zumindest der Teil, und der obere auch“, erkläre ich. Und da Teijo eindeutig nicht weiss, was er mit dem kleinen weissen Ascarben machen soll, strecke ich ihm meine Arme entgegen. „Asch und ich werden uns gut um ihn kümmern“, verspreche ich. Teijo reicht mir das Kind wieder. Es schmiegt sich sofort an mich und brabbelt etwas im Halbschlaf. Tejio wartet nicht länger sondern befördert sich in die Luft und beginnt oben Kreise zu ziehen. „Jirim mir geben? Ich sein Verantwortung“, bemerkt der Mann. Ich funkle ihn an. „Kampfascarbenführer des Räumdienstes hat es mir gegeben, also werde ich aufpassen“, erkläre ich. Der Mann wirkt nicht glücklich darüber. „Jirim sein klein, gut aufpassen, ja? Ich sein schauen, ob Familie sein nahe“, meint er aber schliesslich. „Ich werde meine Meinung aber nicht ändern, wenn jemand das Kind wieder will, dann soll er es Kampfascarbenführer des Räumdienstes Teijo sagen“, erkläre ich. Der Mann steht trotzdem auf. Verschwindet zwischen den Bäumen. Wie gross er wohl ist? Grösser als zwei Meter. Die Ascarbische Art eines Nasx. Er war ein Ascarbe? Aber er hatte keine Flügel… Und er durch Gift konnte er nicht mehr Heilen? Oder hatte ich das falsch kapiert. „Jirim!“, kommt über die Lippen eines Ascarben. Das kleine in meinen Armen schlägt die Augen auf. Blinzelt mich an. „Niril“, murmelt es. Aber statt zu dem Ascarben umzudrehen, schlägt es seine Arme um meinen Hals. „Niril“, murmelt es noch einmal. „Jirim…“, der Ascarbe kommt etwas näher. Etwas in seinem Gesicht zeigt Traurigkeit. Da Jirim sich an mir festklammert, kann ich es mit einer Hand festhalten, und mit der anderen nach meinem Kampfbändel greifen. „Kampfascarbenführer des Räumdienstes Teijo hat Jirim an sich genommen, also werde ich es niemandem gegeben“, erkläre ich. Der Ascarbe scheint nicht gewillt zu sein, mich anzugreifen, jedenfalls bleibt er etwas zurück. Legt nur den Kopf etwas schief. „Jesca…“, stellt da Tata fest. Er lässt sich etwas unsanft neben mir ins Gras fallen. „Oh, Tata, Teijo sucht dich“, stelle ich fest. „warum? Will er mich jetzt festnehmen?“, erkundigt sich Tata. Er hat sich in Kampfstellung zwischen mich und den Ascarben gestellt. „Es hat übrigens noch mehr von denen“, warnt er mich. „Nein, es ging um das komische, wie sagt man, das was sie haben, diese Ascarben ohne Flügel“, erkläre ich. Scheinbar erkennend, dass Tata meiner Sprache mächtig ist, wendet sich der Ascarbe an ihn. Tata mustert ihn eine Weile abschätzend, bevor er ihn mit ein paar Worten zumüllt, die alles andere als nett klingen, und den Ascarben regelrecht in die Weissglut zu treiben scheint. „Der Vater des kleinen will wissen, warum Teijo ihm das Kind weggenommen hat“, erklärt Tata plötzlich. „Heisse ich Teijo? Hab ich eine Ahnung worum es hier geht? Er hat gesagt, dass Miluws die Ascarbische Art von Nasxs sind, und er hat dem Mann der scheinbar ein solcher ist, das Kind weggenommen“, erzähle ich. „Miluw, ninite“, protestiert der Vater von Jirim. Dann kommen die Worte wieder so schnell, dass ich sie gar nicht mehr als eigenständige Wörter erkennen kann. Schliesslich nickt Tata. „gib mir Jirim, bitte“, bittet er. Ich reiche ihm vorsichtig das Kleine. Es ist ein komisches Gefühl, Tata ein Baby zu reichen, es fühlt sich unglaublich vertraut und vorallem richtig an. Was lief hier? Tata sieht mich für einen Moment an, als wolle er etwas sagen, aber dann lässt er es bleiben. Vielleicht auch, weil Teijo auftaucht. „Tata, wie ich sehe, bist du wohlauf“, stellt er fest. Tata nickt. Der Vater von Jirim wendet sich an ihn. Teijo hört eine Weile zu, dann wendet er sich an Tata. „Hast du gesehen, dass sie einen Miluw haben?“, erkundigt er sich. Tata schüttelt den Kopf. „Aber woher hast du es dann gewusst?“, erkundigt sich Teijo. Tata schweigt eine Weile. „Es gibt ein paar Hinweise darauf, zum Beispiel reisen sie kurze Strecken, das deutet auf Miluws hin, für starke Menschen, wäre es vielleicht auch noch tragbar. Sie haben aber keine Lebenssteine, das spricht gegen Menschen. Ihre Kleidung ist behandelt, das könnte auch sein, dass sie vor kurzem in einer Stadt waren und sich neu einkleiden liessen. Das alles kann man so oder so sehen. Ich habe es als Bedrohung gesehen, weil es viele Hinweise sind. Aber natürlich wäre Euch das nicht passiert, Ihr würdet Euch keine Vorurteile zugestehen. Schuldig ist man erst, wenn der letzte Beweis da ist, der fehlt hier, der Miluw den sie bei sich haben, kam als solcher in die Gruppe. Sie machen sich höchstens Schuldig, weil sie ihn nicht in eine Stadt bringen“, erklärt Tata. „Der letzte Beweis?“, fragt Teijo. Tata zögert kurz. „Miluws sind starke Ascarben, denn sonst überleben sie die Prozedur nicht. Erstens wehren sie sich, und das nicht wenig, sie akzeptieren auch die Bindung an den Clan nicht, nur an das Monster, der das Band geknüpft hat. Und dieses Monster trägt eine Zeichnung“, erklärt Tata. „Eine Zeichnung?“, fragt Teijo. Tata nickt. „Was bei einem Urteil mit Medikamenten erreicht wird, wird hier anders erreicht“, erklärt Tata. „Was für eine Zeichnung?“, fragt Teijo. Er wirkt interessiert. Scheinbar war das eine Info, die er nicht hatte. Tata reicht Jirims Vater den kleinen Ascarben in den Arm. Dann geht er zu Teijo. „Ich erkläre es ein andermal, wenn es zugelassen wäre“, bemerkt er. Teijo nickt. „Bringen wir Jesca in ihr Quartier“, bestimmt er. Vorher aber wendet er sich an den Vater von Jirim. Spricht kurz mit ihm. „Er hat ihm gerade gesagt, dass die Kampfascarben das Lager kontrollieren werden“, erklärt mit Tata.
Tag der Veröffentlichung: 20.09.2011
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Widmung:
Ich widme dieses Kapitel allen die sich die Mühe machen sie zu lesen.