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17. der Kampfasarbe



„Ja, die Könige der Könige“, bestätigt eine Stimme. Ich wäre fast über das Glasgeländer gefallen. Ich wage mich kaum richtig zum Sprecher umzudrehen. Ich bin mir sicher einer der Kampfascarben hinter mir zu haben. Irgendwie spüre ich es einfach. Die austrahlung der Stimme ist erschreckend. Schliesslich drehe ich mich doch zu ihm um. Er ist sogar noch ein kleines Stück grösser als Asc, zumindest kommt es mir so vor. Seine Flügel sind schwarzbraun gesprenkelt, seine Haare fast in derselben Art, und genau so wie die Augen. Die Haut ist dunkler als die von Asc oder Luke. Die Beinkleidung ist grün gehalten das, vermutlich durch die gegebenen Lichtverhältnisse, auch einen leichten Braunstich hat. Am Gürtel trägt er einen Köcher mit ein paar Federpfeilen und über der Schulter einen entsprechenden Bogen. Sein Oberkörper ist nur knapp bekleidet, ein schwarzes Band ist hinter seinem Nacken durchgezogen, über der Brust gekreuzt dann dem Brustkorb nach hinten. Wurde dort hinter dem Rücken wohl noch einmal gekreuzt und schlussendlich etwas überhalb der Hüfte, etwa auf Bauchnabelhöhe zusammen gebunden. „Dein Wissen ist gut ausgeprägt und scheint sich in einem gesunden Gleichgewicht zu befinden“, stellt der Ascarbe zum Diener gewandt fest. „Ich danke Euch“, meint der Diener. Der Ascarbe sieht mich kurz prüfend an, was mich dazu animiert wegzusehen. „Ein kleines Wesen mit einen Hunger nach Wissen, so sollten Kinder sein, und es ist ein Verbrechen wenn Erwachsene dieses hungern nach Wissen einfach verkümmern lassen“, meint er schliesslich als könnte er direkt in meinen Kopf sehen und wissen, dass ich früher für jede Information heimlich nachforschen musste, weil Mutter gesagt hat, dass nur Paranoiker Wissen über alles sammelten. Vielleicht meinte er aber auch etwas ganz anderes. „Danke“, murmle ich. Versuche irgendwie den Kopf zu heben, aber mein Kopf will nicht. Erst als seine Hand meinen Kopf vorsichtig hebt gelingt es mir kurz direkt in seine braungrünschwarz gesprenkelten Augen zu sehen. Irgendwie erinnert er mich an meinen Vater, auch wenn Vater ganz andere Augenfarbe hatte, aber von der Art her zu schauen. Aufmerksam und prüfend, und mit einer Ruhe die einem einfach erstarren lies. Ehrfurcht verspüre ich in der Gegenwart des Kampfascarben und irgendwie möchte ich plötzlich überhaupt nicht, dass er weggeht. „Wie ist dein Name?“, fragt er. „Jessica“, stelle ich mich mit zitternder Stimme vor. „Du wirkst aufrichtig und deine Seele scheint klar zu sein“, meint er. Tatsächlich? Ich fühle mich gar nicht so. Nur klein und unbedeutend und irgendwie wie ein Fan der das erste Mal seinem Idol gegenüber steht. Dieser (Kampf-)Ascarbe hier war irgendwie autoritärer als Luke, und Luke war ja fast so etwas wie der Stadtpräsident. Oder vielleicht auch Landespräsident, wenn man Ascarbia nicht als Namen der Stadt ansah, sondern als Land. Vielleicht wirkte der Kampfascarbe so, weil er nicht so wie die anderen Ascarben war, sondern kein Problem damit hat, einfach so mit mir zu sprechen. Wobei, war das Autorität fördernd? Keine Ahnung. Es ist einfach so. Alles an ihm sprach für einen Anführer. Einen guten Anführer. Nach einer Weile dreht er den Kopf etwas zum Diener. „Und du führst sie herum?“, fragt er. „Ja, so ist meine Aufgabe“, bestätigt der Diener. „Es ist nicht richtig so etwas“, stellt der Ascarbe fest. Er richtet sich ganz auf. „wer neue Gäste hat soll Gastgeber sein, so sieht es das Gesetz“, erklärt er. „Nun für mich war das eigentlich schon in Ordnung“, bemerke ich leise. „Durchaus, ja ein guter Führer hast du, aber es ist eine Beleidigung wenn man einen Gast der das erste Mal zu Besuch ist einfach einer anderen Person in Obhut gibt“, erklärt der Ascarbe. „Und von Luke hätte man bessere Manieren erwarten sollen“, fügt er hinzu. Er deutet zur Treppe. „Es ist sowieso an der Zeit für euch etwas zu Essen“, meint er. Uns bleibt kaum etwas anderes übrig als ihm zu folgen. Sobald wir wieder auf den Gängen sind, wartet er, so dass ich auf gleiche Höhe mit ihm gehen kann. Sein Schritttempo wirkt bei ihm fast schleichend, aber ich muss fast rennen neben ihm. Und dann verstehe ich, was er gemeint hat. Die Ascarben sehen mich mit einem mal an. Nicht nur durch mich hindurch. Alleine durch die Tatsache dass ich neben einem Ascarben herwanderte. Gut vielleicht weil es eben ein Kampfascarbe war. „Darf ich auch nach dem Namen fragen?“, frage ich plötzlich. „Ich bin Teijo, Kampfascarbenleiter des Räumdienstes“, stellt er sich vor. Oh, upsarla. Toll. Lerne ich vielleicht auch noch normale Ascarben kennen? Asc, der Ascarbenwächter, Luke Ratsvorsitzender von Ascarbia und jetzt Teijo Kampfascarbenleiter des Räumdienstes, alle drei irgendwie nun ja, speziell. Und den Rest den kenne ich nicht. Gibt es bei denen auch so etwas wie ein normal? Normale Ascarbe? Oder vielleicht jemand wie Teijo nur nicht so hoch? Ein normalsterblicher (Kampf-)Ascarbe mit dem ich mich irgendwie verstehen könnte? Oder vielleicht ein Mensch mit Ascarbenwürde? Das wäre fast noch besser. Aber warum sollte es hier anders sein als in meiner Welt? Warum sollte man mich hier besser mögen?


18. Gesetze



Teijo öffnet die Türe zum Speisesaal mit sehr viel Schwung, so dass die Türe mit einem Knall gegen die Wand schlägt. „Luke… Luke… Luke“, meint er. Er geht zu Luke. „Gesetzbuch 3 Kapitel fünfzehn Abschnitt drei, sieben und neun bis elf“, meint er. Luke wirkt kurz etwas irritiert. „Gesetzbuch drei Kapitel fünfzehn beinhaltet Gäste und Gastgeber“, erklärt ein anderer Ascarbe. Ähnlich wie Teijo ist er und genau so unsicher fühle ich mich wen ich ihn kurz ansehe. Seine Flügel sind blauviolett mit dunkler Sprenkelung. Knallblauen Augen die selbst in dem leicht rötlichen Schimmer noch blau leuchten und silberrote Haare. Echt Metallsilber als hätte jemand mit einer Spraydose nachgeholfen. „Abschnitt drei ist die Pflicht eines Gastgebers, einen ersten Gast persönlich herumzuführen, Abschnitt sieben erwähnt dass dem Gast ermöglicht werden muss, sich jederzeit an den Gastgeber persönlich zu wenden, wenn es notwendig wäre, was bedeutet, dass der Gast von dem Moment an wo der Gastgeber sich entfernt darüber informiert sein muss, wie er den Gastgeber erreichen kann. Und Abschnitt neun bis elf beinhaltet die Aussagen, dass ein Gast vorgestellt werden muss, so dass man ihm mit dem nötigen Respekt begegnet, man muss dem Gast ermöglichen mit Ranggleichen zu sprechen sofern solche vorhanden sind und der Gastgeber ist dafür verantwortlich, dass dem Gast Akzeptanz unter Ranggleichen im direkten Einflussgebiet des Ranggleichen findet. Verweis auf Gesetzbuch 3 Kapitel 2 Abschnitt drei direktes Einflussgebiet ist in erster Instanz die Unterkunft, zu der man unbeschränkt Zugriff hat, in zweiter Instanz ist damit der Bereich gemeint der einem direkt unterstellt ist, wie am Arbeitsort, und in dritter Instanz ist damit der gesamte Kreis gemeint der sich unterhalb oder auf gleichem Niveau wie man selber befindet, und zu denen man Kontakt hat, oder zu denen man indirekt Kontakt haben kann“, fügt er hinzu. Luke wirkt etwas sauer. „Hatte keine Zeit“, erklärt er. „Gesetzbuch 3 Kapitel 15 Abschnitt vier sollte es dem Gastgeber nicht möglich sein, durch kurzfristiges so ist vorrangig Ersatz zu suchen, oder aber vor Ort, notfalls ist es jemandem aufzutragen nach Ersatz zu suchen, Ersatz sollte gewählt werden nach Möglichkeit des selben Ranges wie der Gastgeber, sofern nicht vorhanden jemandem der dem Rang des Besuchers entspricht mindestens jedoch die Fähigkeit besitzt, dem Gast die Instanzen 7 und 9-11 zu erfüllen. Namentlich können auch Familienmitglieder diese Aufgabe übernehmen, sofern sie geistig dazu in der Lage sind und es ihnen zumutbar ist“, bemerkt der blauäugige. „Und für den Fall, dass sie nicht als Gast gehandhabt wird, Gesetzbuch 3, Kapitel 15 Abschnitt 25 bis Gesetzbuch 3 Kapitel 16 Abschnitt 5 Ist ein Besucher nicht als Gast eingetragen so ist ihm ein standesgemässer Umgang zu gewährleisten, ihm ist Geistig, Entwicklung entsprechend und altersbedingter Umgang zu ermöglichen“, fügt er hinzu. „Soweit ich das beurteilen kann, ist dieses Wesen hier menschlicher Abstammung, also wäre dies doch erfüllt“, wendet irgend ein Ascarbe, der ebenfalls im Raum ist, ein. „Aber sie ist noch im Kindesabschnitt, wurde ihr Zugang zu entsprechendem ermöglicht? Sei es zu anderen im Kindesabschnitt oder Kindersachen?“, fragt Teijo.


19. Blanke Nerven



Luke ist wirklich sauer. Was der dritte Kampfascarbenführer dazu animiert Kampfhaltung anzunehmen. Und sich zwischen Luke und mich zu begeben. Graue Flügel, sandfarbene Haare. Und Muskeln die Luke irgendwie unsportlich wirken lassen. Mehr kann ich nicht gut erkennen. Ausser, dass er einen Schwanz hat. einen richtigen. Weder bei Luke noch bei Asc habe ich etwas derartiges gesehen. Aber der Kampfascarbe hier der hat einen richtigen Schwanz. Einer der im Moment gerade sehr nervöse Zuckungen hat. nun ja, für den Zweck war das Gebilde bestimmt ganz gut, besonders der Stachel am Ende, dem ich unter keinen Umständen zu nahe kommen will. „beruhigt euch, ich habe nicht vor Menschenwächterin Jessica irgendetwas zu tun“, meint Luke. Die drei Kampfascarben sind all drei weiterhin angespannt. „Teijo, vielleicht wäre es besser, wenn du kurz den Alarm testest“, meint der mit den grauen Flügeln. „Hör zu Luke, vielleicht hast du nicht vor einem Menschen etwas zu tun, aber deine Wut gegen das kleine Geschöpf das absolut nichts dafür kann, dass du gewisse Gesetze nicht befolgt hast, sollte nicht sein, wir werden Alarm geben und die Menschen auffordern Menschenquartiere aufzusuchen, ihr solltet für einige Stunden einfach einmal wieder Ruhe finden können, wir werden dann noch einmal mit dir reden, überlegen was für Fehler gemacht wurden, und wie man die in Zukunft verhindern kann. Wir alle wissen, dass es im Moment Probleme gibt, wir drei und alle von uns die sich noch hier einfinden werden, wir wissen das, unsere Nerven liegen alle blank, aber das kleine Menschengeborene kann nichts dafür, also sollte es auch nicht darunter leiden“, meint der mit den blauen Augen. Luke atmet ein paar Mal tief durch. „Ihr habt ja Recht, tut mir Leid, Menschenwächterin Jessica, ich werde versuchen den Fehler den ich gemacht habe wieder richtig zu stellen“, meint er. Ich nicke. Teijo begleitet mich und den Diener bis zu meinem Turm. Gleich nachdem er Alarm gegeben hat. auf dem ganzen Weg erklingt das mahnende Warnsignal und die Aufforderung an die Menschen das nächste Menschenquartier aufzusuchen. Der Diener zeigt mir unterwegs jede Notnische in die sich ein Mensch notfalls sofort zurückziehen konnte. Wobei wenn zum Beispiel Grauflügel gegen die Türe der Nische „klopfen“ würde, ich bezweifle, dass sie halten würde. „Die Türen halten einen normalen Ascarben lange genug auf, um einem Menschen zu ermöglichen in den Notschacht unter dem Tunell zu gelangen wo ein erwachsener Ascarbe nicht ohne weiteres hinein kommt und wo man schnell etwas Abstand zu einer gefährlichen Situation gewinnen kann“, erklärt der Diener. Teijo bleibt vor dem Turm stehen wo mein Quartier ist. „Schliesst die Türe hinter euch ab und wartet bis Entwarnung kommt, der Dienst hier ist intakt, also könnt ihr Euch getrost etwas zu essen kommen lassen“, meint er. Dann verabschiedet er sich. Als er sich umdreht kann ich sehen, dass auch er einen Schwanz hat. auch mit Stachel. Wobei es eher an eine Speerspitze erinnert. Warum waren die Kampfascarben anders? Handelt es sich hierbei vielleicht gar nicht um richtige Ascarben sondern um eine Unterart oder so?


20. Noch einmal zu den Sonnen



Ich lasse den Diener natürlich in mein Quartier. Was soll der in engen Kammern darauf warten, dass Entwarnung kam. Und so sitzen wir zusammen am Boden von meinem Arbeitszimmer und essen etwas was mir der Diener durch den Lift geholt hat. Etwas verunsichert ist er, weil ich ihm sofort auch etwas angeboten habe. Aber er isst wenigstens. Wäre mir gar nicht recht, wenn er da sitzen würde und mir beim Essen zusähe. „Ich verstehe das mit den drei Sonnen nicht ganz“, gebe ich zu. nachdem wir beide fertig sind.
"Ich habe mich nicht so arg mit dem Thema beschäftigt, da müsstet Ihr einen Gelehrten befragen. Ich weiss nur, dass wir im Moment mit der roten Sonne reisen, wir umkreisen sie in einer ovalen Form mit Fall- und Fliehkräften. Genauso umkreist die rote Sonne die schwarze Sonne in einer Ovalen Bahn. Wenn sie der schwarzen Sonne nahe ist, sind die Kräfte der schwarzen Sonne so stark, dass unser Planet nicht mehr lebensfähig wäre. Wir nennen diesen Bereich Todessog. Kurz bevor unsere Sonne in diesen Todessog der schwarzen Sonne kommt, kreuzt wir die gelbe Sonne welche ebenfalls eine ovale Bahn fliegt, jedoch sozusagen um neunzig Grad verschoben. Wenn sich die beiden begegnen wirken für wenige Stunden zwei gewaltige Kräfte auf den Planeten bis schlussendlich die gelbe Sonne gewinnt und wir ihr auf ihrer Reise folgen. Wir entfernen uns mit ihr von der schwarzen Sonne und sind vorerst gerettet, doch bereits ein viertel Jahr später droht uns die gleiche Gefahr, wir nähern uns wieder dem Todessog. Glücklicherweise ist just in dem Moment wieder unsere rote Sonne da, die bereit ist uns wieder auf die alte Bahn zurück zu nehmen. Wir folgen also wieder der roten Sonne nach aussen. Kehren wieder zurück. Die gelbe Sonne, die wesentlich schneller um das schwarze Loch kreist hat in der Zwischenzeit wo wir den Bogen machen mehr als eine Umdrehung hinter sich gebracht und holt uns kurz vor dem Todessog wieder ab. Und so weiter. Dieses System ist so komplex, so ein instabiles Gleichgewicht, dass man das ganz einer höheren Macht zuschiebt. Damals vor vierzehn Jahren als alle drei farbigen Sonnen da waren, das wurde als Wink der Götter verstanden, es war unbeschreiblich, wie die Farben verrückt gespielt hatten. Man konnte ahnen wie es wohl einst ausgesehen hatte, als damals vor der Zeit der Höchsten auch die Schwarze Sonne in der Richtigen Position war“, erzählt der Diener. Seine Augen leuchten fast. „Ich kann mir vorstellen, dass es schon so wunderschön gewesen war“, bemerke ich. Schon der Sonnenwechsel war überwältigend gewesen. Und wenn ich mir überlege wie winzig schon auf der Erde die Wahrscheinlichkeit gewesen war, dass alle Faktoren Leben ermöglicht hatten, dann kann ich auch gut nachvollziehen, dass man hier nicht an Zufall glauben will. Das System hier hat einen so minimalistischen Lebensfaktor, da war unser System ja geradezu wahrscheinlich, dass jeder der Sonnen in exakt dem Radius von dem Planeten entfernt war, dass die Umdrehungszeiten exakt aufeinander abgestimmt waren, dass immer in dem Moment wo es gefährlich wurde die nächste Sonne bereit war und dass der Planet dabei nicht zerrissen wurde… es war nun ja, unglaublich. Wirklich unfassbar. Der Diener scheint etwas in Ehrfurcht zu versinken bevor er sich kurz darauf wieder gefangen hat.

Wir reden noch eine ganze Weile bis endlich Entwarnung kommt. „Menschenwächterin Jessica, wünscht Ihr noch etwas zu sehen?“, fragt der Diener. Ich zögere. „Ich glaube ich werde erst mal ins Bad gehen und mich etwas frisch machen, es sind eine ganze menge Informationen gewesen, die ich heute bekommen habe“, erkläre ich. „Dann ist es mir gestattet mich zu entfernen? Wünscht Ihr später oder Morgen eine weitere Führung oder überlegt Ihr noch?“, fragt der Diener weiter. Ich überlege kurz. „Wäre es möglich vielleicht in drei Stunden oder so noch mal vorbei zu kommen?“, frage ich. „In drei Menschlichen Stunden?“, fragt der Diener. Ich nicke. Der Diener deutet eine Verbeugung an. „Ich werde in drei Stunden bei der Plattform warten, ist es in Ordnung, dass ich nach einer Stunde Wartezeit, einer Dienerin auftrage nach Euch zu sehen?“, fragt er. Ich nicke. „Einverstanden“, willige ich ein. In der Zeit würde ich zwar tot sein, wenn wirklich etwas los wäre aber sollte ich etwas länger im Bad haben, was ich mir bei dem Bad sogar ganz gut vorstellen kann, dann würde der Diener wenigstens nur eine Stunde vergebens warten und nicht länger. Der Diener verabschiedet sich und geht.


21. Probleme mit dem Badekleid



Ich bequeme mich ins Bad. Womit die wohl das Wasser zum laufen brachten? Mit Strom? Oder noch auf die alte Methode mit Muskelkraft? Oder ganz anders? Zuzutrauen wäre es ihnen. Ich meine, dass sie irgendeine andere Methode haben, eine die wir nicht kennen oder die wir auch nicht anwenden könnten. Da ich vor allem etwas entspannen möchte, nutze ich die Badewanne. Als erstes suche ich mir eine wohlriechende Badeessenz heraus, ein Schwamm und ein Tuch um mich anschliessend zu trocknen. Dann ziehe ich mich in der Umkleidekabine um. Ich will unbedingt wissen was man hier so als Badekleider trägt. Als Badekleider hat es vier verschiedene zur Auswahl, von ganz koscher bis nun ja, weniger koscher. Da ich eigentlich nicht vorhabe jemanden in mein Badezimmer einzuladen, zumindest heute nicht nehme ich mal einen sehr kurzen heraus. Zum Glück hat es eine Bedienungsanleitung dabei wie man das ganze anzieht denn obwohl der Stoff so wenig ist, dass man ihn irgendwie gar nicht falsch anziehen kann, ist er doch irgendwie kompliziert anzuziehen. ein dünnes Band hinter den Nacken durch, so dass der Stoff vorerst am Rücken ist, dann die langen Bändel vorne binden, verdrehen und nach hinten bringen indem man darüber steigt. Dann die beiden gleichen Stoffpartien nach vorne ziehen und dort mit verknüpfen. Und wenn man das irgendwann geschafft hat, noch das dritte Stoffstück an den langen Bändel befestigen. Diese zwischen den Beinen hindurch wieder nach vorne bringen und dann durch die Schlafe vor den Bauchnabel nach oben führen und dort an den kleinen Schlaufen der oberen Stoffstücke befestigen und dann muss man nur noch das untere Stoffstück in die richtige Position bringen und den letzten Bändel zur Fixierung zubinden. Irgendwann kurz bevor ich mich dazu durchringen könnte um Hilfe zu bitten klappt es doch noch. Ich begebe mich zu der Badewanne und installiere den Gitterrost, stelle die Temperatur ein. Schalte das Wasser ein, gebe ein Massbecher von der Badessenz ins Wasser und mache es mir auf dem Rost bequem. Das Wasser stellt automatisch nach erreichen der eingestellten Füllhöhe ab. Der leichte Duft nach Vanille lässt mich etwas eindämmern.


22. Gespräch mit der Kleiderdienerin



Ich wache auf, weil mich jemand ganz vorsichtig anstupst. Habe ich tatsächlich drei Stunden geschlafen? „Verzeiht, dass ich Euch wecke“, murmelt die junge Frau. Vielleicht zwanzig Jahre alt. Ob die Menschen hier auch so etwas wie Pubertät erlebten? geht mir durch den Kopf. Ich richte mich auf. „Was ist los?“, frage ich. Die Dienerin deutet zu einem Schalter. „Bei uns ist Alarm los gegangen“, erklärt sie. „Wegen was?“, frage ich. „Der Wasserstand ist in den kritischen Bereich gerutscht, entweder ist ein Sensor kaputt oder ein Wasserrohr, wir haben das Problem korrigiert, indem wir Wasser entziehen aber bei jedem Alarm sind wir verpflichtet nachzusehen ob alles in Ordnung ist, und Ihr seid so dagelegen, ich war nicht sicher ob Euch etwas passiert sei, es tut mir so leid, dass ich Euch geweckt habe“, meint die Dienerin verzweifelt. „Ist schon in Ordnung, ich bin bestimmt schon lange genug im Wasser“, erkläre ich. Bin ziemlich froh, dass ich ein Badekleid anhabe, auch wenn die andere Person ja auch weiblich ist, und erst noch ein Mensch. Aber trotzdem. „Eine menschliche halbe Stunde“, bemerkt die Dienerin. Woher weiss sie das? Ich frage nach. „Nun ja, nur ungefähr, aber dort war der eingegebene Füllstand erreicht“, erklärt sie. Hu, die mussten ja wirklich besorgt sein um mich. „Es ist so selten, dass wir Menschengeborene Gäste haben, und noch seltener weibliche, es ist mein erstes Mal, dass ich Mitverantwortung für den Aufenthalt eines Gastes habe, und ich möchte nichts falsch machen, es soll nichts passieren, alles sollte perfekt sein“, erklärt sie leise. Für sie musste es wohl einem Desaster gleichkommen. Erst das mit dem Wasserfüller und dann hatte sie mich auch noch gestört. Mit gesenktem Kopf kauert sie am Beckenrand und scheint am Verzweifeln zu sein. „Hei, nicht verzweifeln, es ist doch prima hier, du hast alles richtig gemacht, und es ist gut, dass ich jetzt wach bin“, versuche ich sie etwas aufzumuntern. Zweifelnd sieht sie kurz hoch. „Magst du auch etwas ins Wasser kommen?“, frage ich sie. „Ich kann doch nicht einfach…“, beginnt sie. Der Vorteil wenn man mit Diener spricht ist, sie nehmen einem kleiner Fehler nicht übel und sie sind nicht so nachtragend. Darum ist es viel einfacher mit ihnen zu reden. Ausserdem haben die Diener den Menschen auf der Erde einige Schritte voraus. Sie sind nicht hochnäsig, eingebildet oder voreingenommen. Ach und es ist einfach gut, wenn man mal mit jemandem Zeit verbringen kann, der einem nicht mit jedem zweiten Wort beleidigt. „Warum nicht? Das Wasser ist ganz warm, und wir haben da gut zu zweit platz“, erkläre ich. „Ich dürfte wirklich…?“, fragt sie. Ich nicke. „Nur zu“, fordere ich sie auf. „Aber ich habe kein Badekleid“, bemerkt sie. Im Gegensatz zum Diener scheint sie relativ leicht zu überzeugen zu sein. Vielleicht weil das Wasser wirklich einladend wirkt. Ich klettere aus dem Pool. „Na komm, du kannst gerne einen von mir haben“, erkläre ich. Während sie sich umzieht suche ich ihr auch ein Badetuch heraus. Sie hat sich deutlich schneller umgezogen als ich vorhin. Klar das Zeichen auf ihrem Arm, neben dem Originalzeichen, das Zeichen einer Kleiderdienerin. Die muss wohl wissen, wie man so etwas anzieht. Kurz darauf befinden wir uns beide im Wasser. zuerst spielen wir eine Weile Wasserball mit einem kleinen Ball. Dann liegen wir einfach faul nebeneinander auf der dem Rost und sie erzählt mir ein klein wenig von ihrem Leben. Dass sie die Ausbildung als Kleidungshelferin zuerst gemacht hat, in einer Ausbildungsstätte für Tänzer und dass sie von Anfang an besonders andere Menschen eingekleidet hätte, weniger Ascarben. Dann später hat sie sich weitergebildet und sich auf sämtliche Arten Kleider für Menschen spezialisiert, und für Mischkleidung, und dann hat sie im Monument eine Stelle bekommen und sich hier noch einmal weitergebildet als Dienerin im Bereich fremde Gäste, genau gesagt, Menschgeborene. Nun da das erste Mal seit langer Zeit wieder eine weibliche Menschgeborene Besucherin da war, war sie die einzige gewesen die weiblich mit den Mindestanforderungen zur Betreuung da war.
„Bis jetzt, seid Ihr zufrieden?“, fragt sie. Ich nicke. „Ja, es ist schön“, erkläre ich. „Viele Wächter haben ein viel grösseren Bereich, aber dieses Quartier hier ist dafür am besten betreut, weil es den Unterkünften der Dienerschaft so nahe ist“, erzählt sie. „nun ich bin mir von zuhause kleineres gewohnt daher stört es mich nicht, wenn es nicht so gross ist, wie die Unterkünfte der anderen“, erkläre ich. Sie wirkt neugierig, fragt aber nicht nach. „Soll ich auch etwas von mir erzählen?“ frage ich. Sie nickt. Besinnt sich dann aber ihrer Erziehung und sieht wieder zu Boden. „Wenn Ihr das wünscht, dürft ihr gerne erzählen“, korrigiert sie ihre Geste. Ich muss leise lachen. „Wovor hast du Angst?“, frage ich. „Ich verstehen nicht…“, meint sie. „Ich meine, es scheint dich zu interessieren aber du fragst nicht, und wenn ich deine Geste richtig interpretiere, würdest du gerne etwas hören, aber deine Worte drücken eher Bereitschaft als Interesse aus“, erkläre ich. „Menschenwächterin Jessica, es ist mir verboten zu fragen, wie käme das auch an? In Eurer Welt hat es auch Menschen, Menschen die einen anderen Statuswert haben als hier, es würde wirken als würde es mir hier nicht gefallen, als wäre ich unzufrieden“, erklärt sie. Ich halte ihr meine Hand hin. „Für mich wirkt es eher wie wenn jemand neugierig ist, neugierig was da draussen alles noch ist“, erkläre ich. „Dann ist gut, ja, weil es gefällt mir hier“, erklärt sie. Sei greift ganz vorsichtig nach meiner Hand und hält sie fest. „Darf ich dann Fragen stellen?“, fragt sie. Ich nicke. Sie überlegt eine Weile. „Wie sieht bei euch eine Unterkunft aus? Also da wo ihr wohnt? So wie hier oder ganz anders?“, fragt sie schliesslich. „Uf, das ist ganz unterschiedlich. Aber mir fällt gerade kein Ort ein der dem hier wirklich ähnlich sieht. Ich selber wohne bei einer Pflegefamilie in einem Haus das ist ziemlich eckig. Ich habe für mich einen Raum wo ich einen Schreibtisch und ein Bett habe, und ein Regal mit Büchern. Mein Bett ist zwei Meter lang und fast so breit. Also deutlich kleiner als hier. Mein Zimmer ist im ersten Stock. Zusammen mit einem kleinen Badezimmer, die Badwanne ist eine Schale die am Boden steht und weniger gross ist als mein Bett. und es hat eine einzige Brause. Die gleichzeitig zum Duschen da ist“, erzähle ich. „Dann ist das hier ja wirklich gross“, stellt die Dienerin fest. Sie hat die Augen geschlossen wohl um sich das ganze besser vorstellen zu können. „Wenn du magst, ich habe glaube ich sogar Bilder dabei“, erkläre ich. Sie nickt sofort. „Gerne, ja“, willigt sie ein. Wir verlassen das Bad. Da wir im Salzwasser gebadet haben nehmen wir zuerst noch kurz eine Dusche um das Salz von unseren Körper zu kriegen. Dann gehen wir eingemummelt in unseren Badetüchern in mein Schlafzimmer wo ich aus meiner Tasche ein paar Bilder herausnehme. Ich habe die Fotos von Franco bekommen, bevor ich zu ihnen gezogen bin. Die Dienerin sieht sich die Bilder ganz genau an. „Schöne Bilder von deinem Zuhause, es wirkt wirklich alles sehr klein aber gemütlich, aber die Stadt, die ist nicht so ein schöner Ort, sie wirkt schmutzig und kalt“, meint sie schliesslich. Stellt dann wohl fest, dass sie von meiner Heimat spricht und errötet leicht. „tut mir Leid, wollte nicht…“, beginnt sie. Ich unterbreche sie. „Ist schon gut, mir gefällt die Stadt auch nicht“, gebe ich ihr recht. „Aber ich sollte nicht schlecht darüber reden“, stellt sie klar. „Ach was, ist doch gut, dann weißt du ja, dass du es hier schöner hast“, erkläre ich. Sie nickt. „Magst du Landschaften sehen, die mir gefallen?“, frage ich. Sie nickt sofort. Also zeige ich ihr einen Kalender den ich mitgenommen habe. Mit richtigen Landschaften die noch unberührt wirken. „Ja, das ist schön“, stellt sie fest.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme die folgende Kapitel allen die sie lesen

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