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Verziehen?

Das Schrillen der Türklingel fing an, Magnus auf die Nerven zu gehen. Gereizt drehte er sich auf seinem Sofa auf die andere Seite und überlegte, wie lange er den Klingler noch ignorieren konnte. Er wusste schließlich ganz genau, um wen es sich handelte: Simon würde sich nie trauen, ihn so lange zu nerven, Isabelle hätte schon längst die Tür eingetreten, Clary schon versucht ihn durch die Tür zu überzeugen und Alec…nach dem Debakel vor zwei Tagen (seit dem Magnus sich übrigens in seiner Wohnung verbarrikadiert hatte) würde er ganz sicher als Letzter vor seiner Tür stehen.

 

Du sagst, Du liebst mich?! Aber verzeihen kannst Du mir nicht, obwohl ich Dir schon gesagt habe, dass für mich klar war, dass ich Dir nie die Unsterblichkeit nehmen könnte-zumindest nicht, ohne das mit Dir zu besprechen! Du vertraust mir nicht. Trotzdem verlangst Du immer Vertrauen von mir, obwohl ich überhaupt nichts von Dir weiß! Gar Nichts über Deine Vergangenheit, was Dich zu dem gemacht hast, der Du heute bist und wie ich Dich halten soll, wenn Du mir nicht mal vertraust, Magnus! Und genau deshalb war ich bei Camille, denn sie hat es ja offensichtlich irgendwie geschafft, sodass Du ihr sogar noch heute nachhängst! Aber weißt Du was? Ich habe keine Lust mehr! Während wir in Edom waren hast Du Dich wieder so verhalten, als wenn wir ein Paar wären, sagst aber danach zu mir, dass Du mich zwar liebst, aber mir nicht verzeihen kannst!

Entscheide Dich endlich: Entweder für eine Beziehung mit mir, in der wir uns gegenseitig vertrauen und keine Geheimnisse vor uns haben oder dafür, dass Du mir nicht verzeihen kannst. Aber dann will ich auch nichts mehr mit Dir zu tun haben! Überleg es Dir!

 

Schaudernd rollte Magnus sich einigermaßen elegant (ohne mit dem Gesicht den Boden zu küssen) vom Sofa und trottete zur Tür. Er würde ansonsten die nächsten zwei Stunden nicht aufhören und zum Klingel abzustellen war der Hexenmeister dann doch nicht gemein genug. Sonst würde der Störenfried auch einfach durch ein Fenster einsteigen.

Als Magnus dann doch endlich die Tür auf machte, schob sich Jace gleich an ihm vorbei. „Versuch es nächstes Mal doch noch langsamer.“, ätzte er und warf sich aufs Sofa.

Jace war im ersten Moment echt erschrocken, als er das Loft sah: Schon beim letzten Mal, als er hier gewesen ist, sah es gelinde gesagt scheiße aus. Überall leere Take away –Schachteln und alle Fenster waren verhangen- es sah aus wie in einer Gruft. Keiner besonders Ordentlichen, um genau zu sein.

Aber jetzt war es noch schlimmer: Im Raum stand nur das Sofa, es gab keine Vorhänge oder sonstigen Krimskrams, die Wände waren weiß und der Boden war ganz ehrlich aus Beton.

„Ich wüsste nicht, wer Dich eingeladen hat.“, murmelte Magnus ungewohnt unschlagfertig, klaute Jace das Kissen und krautschte sich auf der anderen Sofaseite zusammen.

Munter redete Jace gleich drauf los: „Beton? Ist das Dein Ernst? Wie war das noch mal mit „Ich heiße Magnus Bane und ich habe Geschmack“? Tja, so siehts hier jedenfalls nicht aus. Da würd ich echt dran arbeiten-an der Frisur übrigens auch. Hast Du schon von dieser wahnsinnig tollen Erfindung gehört? Die nennt sich Dusche!“

Darauf erntete er aber nur einen bösen Blick und unverständliches Gemurmel. So wurde das eindeutig nichts. Würde er halt mal eine andere Strategie versuchen: „Und ich dachte, Alec wäre der Einzige, dem es scheiße geht!“

Beim Klang des Namens seines (Ex-)Freundes ruckte Magnus Kopf hoch, wie der eines Suchhundes.

Bingo!

„Alec geht es…“ „Nicht wirklich gut, Nein! Mittlerweile hat er die Phase abgeschlossen, in der er sich in seinem Zimmer eingeschlossen hat. Seit heute Morgen ist er ganz wild darauf zu trainieren und wartet die ganze Zeit nur auf einen Einsatz. Er geht Isabelle wahnsinnig auf die Nerven. Sie hat ihm schon angedroht, ihn dem nächsten Drevak zum Fraß vorzuwerfen. Jetzt ist er zwar ein bisschen ruhiger, das liegt aber nicht am Dämon, sondern daran, dass Izzy gerade ein Küchenmesser in der Hand hatte. Sie versucht schon wieder für Simon zu kochen und zwingt uns mit zu essen!“

„Und warum glaubst Du, dass mich die Kleinkinderprobleme Deiner Freunde interessieren?“, raunzte Magnus.

„Weil es Dir genauso scheiße geht, wie Alec. Du leidest genau wie er und ich versteh es nicht! Ich dachte, nach Sebastians Tod hättet ihr euch ausgesprochen?!“

„Er hat mich vor ein Ultimatum gestellt. Entweder erzähle ich ihm alles über mich und verzeihe ihm oder er macht Schluss mit mir!“, platzte es aus dem Schwarzhaarigen heraus. Bestürzt starrte er den maliziös grinsenden Schattenjäger an. Verdammt, aus der Sache würde er nicht wieder raus kommen. Müde gab er sich geschlagen und fing an zu erzählen…

 

*

 

„Und was hindert dich nun daran, zu ihm zurück zu kehren? Du hast ja schließlich erkannt, dass er Recht hat oder?“, stellte Jace mit ruhiger Stimme fest.

Natürlich wusste Magnus, dass sein (Ex-)Freund Recht gehabt hatte. So dumm war er schließlich auch nicht. Ehrlich gesagt war es ihm schon nach 20 Minuten klar gewesen. Den Rest der Zeit hatte er mit sich selbst ringend auf dem Sofa verbracht.

Er blickte mit einem Blick zu Jace, den dieser als trotzig und gequält beschreiben konnte, was an sich ja schon eine merkwürdige Mischung war. Und der Blonde kapierte es: „Es ist Dein Stolz, oder? Du weißt, dass Alec Recht hat und willst es Dir aber nicht eingestehen! Außerdem… hast Du Angst! Angst, dass er Dir nicht verzeiht.“

Er lehnte sich zurück. „Also in Punkto Eingestehen von Fehlern und Bekämpfung von falschem Stolz bist Du mir - muss ich leider zugeben – nicht ganz an der richtigen Stelle“ (Magnus hustete lautstark, Jace ignorierte ihn) „aber wenn ich Dir eins als Alecs Parabatai versichern kann, dann dass er Dir auf jeden Fall verzeihen wird, denn er liebt Dich. Guck, was er schon alles für Dich getan hat: Er hat dich vor hunderten von Schattenjägern geküsst, steht seit dem auch vor seinen Eltern offen zu Dir und hat es lange ertragen, dass Du ihm nichts von Dir erzählt hast. Wie muss er sich wohl fühlen? Aber trotzdem wird er Dir verzeihen. Das weiß ich und ich kenne ihn schließlich am Besten. Und überleg Dir mal, was Du alles verlierst, wenn es aus ist! Ich kann doch sehen, dass Du ihn noch liebst und ihm schon längst verziehen hast!“

Daraufhin herrschte erst einmal Stille, während Magnus total in Gedanken versunken wirkte. Entspannt lehnte Jace sich zurück. Er merkte, dass seine Botschaft angekommen war. Nach ein paar Minuten warf er einen Blick auf sein Handy und meinte dann: „Ich muss los, ich treff mich gleich mit Clary bei Taki´s. Versprich mir, dass Du das klärst!“

Während Magnus gedankenverloren nickte, fiel hinter dem Schattenjäger schon die Tür ins Schloss.

Ein paar Minuten blieb er noch hocken, dann rappelte er sich hoch. Der blonde Nervbolzen hatte Recht, das wusste Magnus zwar schon fast seit zwei Tagen, aber jetzt sah er sich auch befähigt, etwas zu tun. Er hoffte nur, dass Jace Recht hatte und Alec ihm noch verzeihen würde. Er hatte alles zu gewinnen, aber auch alles zu verlieren.

Bevor er aber das Institut besuchen würde, stünde erstmal ein Gang unter die Dusche an. SO würde er seinen Schattenjäger ganz sicher nicht überzeugen können.

 

                                                           *

 

Kurz darauf stand der Hexenmeister frisch geduscht, nach Sandelholz duftend und ziemlich nervös im Fahrstuhl. Mit einem Pling ging er oben auf und noch einmal tief durchatmend machte er sich auf die Suche nach seinem Freund.

Finden tat er nicht ihn, sondern Simon, der mit Church (merkwürdigerweise schien er Simon sogar zu mögen) auf dem Sessel im Wohnzimmer hockte. Er riss erstaunt die Augen auf, als er Magnus entdeckte und meinte gleich: „Alec ist nicht da. Er und die anderen wurden zu einem Einsatz gerufen. Raumdämonen in Chinatown in der Nähe von Majas Rudel. Sind wohl ziemlich viele, sonst hätten sie das auch alleine erledigt. Vor vielleicht ner halben Stunde sind sie los. Ich muss noch hier bleiben, bis meine Aszension durch ist. Schön, dass Du das jetzt klären willst, ich drück Dir die Daumen!“

Kommentarlos drehte Magnus sich auf dem Absatz wieder um und marschierte mit wehendem Mantel Richtung Ausgang. Trotz des für Simon ungewöhnlichen Wörterschwalls war er ihm dankbar, dass er ihn nicht mit Fragen bestürmte. Nachdem er seine Erinnerungen größtenteils wieder zurück erlangt hatte, war er schon wieder viel entspannter geworden. Nur der manchmal wirklich etwas angsteinflößende Hexenmeister konnte ihn teilweise noch verschrecken.

 

                                                             *

 

Während er durch die engen Straßen eilte, versuchte er sich mehrfach selbst zu beruhigen. Er würde das schaffen. Alec würde ihm verzeihen und Alles würde gut werden. Er war schließlich der Oberste Hexenmeister von Brooklyn!

Schön wärs gewesen! Kaum kam er am Ziel an, erblickte er Maryse, Jace und Clary. Wobei Letztere sauer zu sein schienen, dass ihr Date nun doch ins Wasser fiel. Wer aber seinen Blick sofort fesselte waren nicht die kämpfenden Werwölfe oder der Rest der Brigade, sondern Alec. Der kämpfte nämlich mit einer Schnelligkeit und Brutalität, als hätte jeder der Dämonen ihn persönlich beleidigt. Er hatte eindeutig keine besonders gute Laune und sah auch nicht gerade gesund aus, war ziemlich blass. Da Magnus aber so vom Anblick seines Freundes gefesselt war (er hatte ihn gerade mal zwei Tage nicht gesehen), bemerkte er nicht den sich von hinten nähernden Raumdämonen. Alec hingegen, der seinen Freund gerade entdeckt hatte, wollte ihn entsetzt warnen. Das kam aber zu spät und der Dämon sprang Magnus von hinten an und begrub ihn unter sich. Man sah blaue Magiefunken aufleuchten, die aber schnell wieder erstarben. Genau wie Magnus Zappeln.

Der Schattenjäger blieb wie erstarrt stehen, dann setzte er sich panisch in Bewegung. Er riss den Dämon von seinem Freund runter und erstach ihn ohne genauer hin zu sehen mit seiner Seraphklinge.

Magnus sah nicht gut aus. Er zitterte und war ziemlich blass. Schwach versuchte er sich zu bewegen und aufzustehen, aber seine Augen drohten jeden Moment zu zufallen und sein Pullover (heute in einer etwas gedeckteren Farbe, für die, dies interessiert) war zerrissen. Alec konnte die klaffenden Wunden auf seiner Haut sehen. Der Hexenmeister wirkte, als ob er jeden Moment sterben würde und Alec drückte panisch seine Hand auf die Wunde. Zischend sog Magnus die Luft ein. Zitternd griff Alec nach seiner Hand. Vor gerade mal fünf Minuten war er noch wahnsinnig sauer auf den Hexenmeister gewesen und hätte am liebsten losgeheult, da er sich nicht meldete. Seine Entscheidung war also eindeutig gewesen. Dann stand er aber plötzlich da und Alec hatte zu hoffen begonnen, was aber schnell in Panik umgeschlagen war, als er ihn fallen sah. Egal ob er vorhin noch sauer auf seinen Freund gewesen war, gerade hoffte er nur, dass Magnus ihn nicht verlassen würde. Solange er nur bei ihm blieb, war es ihm sogar egal, ob er ihm nun vertraute oder nicht.

Blinzelnd erkannte Magnus Alecs panisches Gesicht über sich, der ihn nun ansah und meinte: „Magnus! Magnus, sieh mich an verdammt! Hier ist meine Hand. Nimm meine Kraft, um Dich zu heilen!“ Und drückte Magnus Hand fester. Der versuchte aber Alec seine Hand zu entziehen. Er musste seinem Freund erst alles erklären. Der aber drückte seine Hand fester und sah ihn irritiert an. „Jetzt mach schon!“, forderte er ihn auf. Magnus schüttelte den Kopf und setzte an: „Nein, Alec! Ich muss Dir erst etwas sagen…“ „Kannst Du das nicht später machen?! Das hat doch noch Zeit!“ Magnus sah ihn sanft an: „Nein, das ist wichtiger! Ich liebe Dich! Ich verzeihe Dir und ich hoffe, dass Du auch mir verzeihst. Ich will ein Uns! Ich liebe Dich.“

Fast schon ängstlich sah er in die dunkelblauen Augen und seufzte dann erleichtert auf. Alec strahlte. Er beugte sich vor und küsste ihn stürmisch, während ihre verschränkten Hände anfingen zu strahlen, wie ein Stern.

Impressum

Texte: Meine Texte, die Buchreihe gehört aber Cassandra Clare
Bildmaterialien: https://pixabay.com/de/liebe-beziehung-eis-feuer-verliebt-749677/Und fürs fertige Cover danke ich der lieben Wolfi
Tag der Veröffentlichung: 28.11.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese kleine Geschichte ist für Dich, Wolfi!♥♥ Ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag und hoffe, Du geniesst Dein Wochenende!;) Du hast es verdient! Ich hoffe, es gefällt Dir :D HAPPY BIRTHDAY♥

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