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Badenius erwachte aus dem Traum. Die letzten Zeilen hatte er selbst laut hinaus gerufen und dann war er aufgewacht, aber trotzdem war ihm alles so real vorgekommen! Es war ein heller Tag und die Sonne ließ ihre wärmenden Strahlen durch das offene Fenster gleiten und Badenius’ Gesicht erwärmen. Es tat im gar nicht gut. Licht, er ekelte sich davor und schloss die Augen. Innerlich war er kühl und fiebrig schwitzte er. Das Bettzeug war nass von seinem heißen Schweiß und es roch krank im Zimmer. Es schien ihm eine unendlich schwere Last auf den Schultern zu liegen und kühle lag um ihm, Kälte war nun sein Bedarf, nicht die brüchige Wärme des Tages! Sein Gesicht war dunkel, fast schwarz und doch irgendwie bleich. Ein kranker Blauton lag unter seinen Augen und in seinen Lippen. Seine Pupillen wollten sich einfach nicht an die Helligkeit gewöhnen. Eine Gier nach Blut hielt ihn umklammert und er wollte seine zu Klauenfinger ausstrecken um jemandem in seiner Nähe zu töten und dann seine langen Zähne in dessen Hals schlagen...
Für einen Moment brannte etwas in seiner Brust und er fragte sich was das war. Es klopfte und etwas drüber schien es wiederzubeleben.
"Mein Herz!", stöhnte er, "Ich kriege keine Luft mehr..." er begann zu husten und beugte sich über den Rand seines weißen Bettes mit dem hellbraunen Bettkasten. Wie durch ein Wunder färbte sich seine Haut jetzt wieder normal und sein krankes Aussehen wurde mit etwas grauem Sand, der aus seinem Mund rieselte und sich auf dem Bretterboden zu einem Häufchen zusammenlegte, hinausgerissen. Ein leichter Nebel, ebenfalls mausgrau, stieg von der Asche auf und verflüchtigte sich durch das Fenster in Richtung Hadesfelsen. Badenius entblößte seinen Oberkörper und sah die vielen, langen Lorbeerblätter auf seiner Brust, die von Narben gekennzeichnet war. Man hatte es geschafft, man hatte ihm den Geist des Feueranbeters ausgetrieben.
Etwas klopfte an seine Zimmertür, erst langsam, dann heftig und schließlich energisch, solange, bis Badenius rief:
"Es ist offen!"
Die Tür wurde vorsichtig aufgeschoben, die Gestalt trat ein und schloss sie hinter sich.
"Geht es dir besser?" fragte Isribus, zog einen hochlehnigen Stuhl heran und nahm bekümmert platz.
"Wo sind wir hier?" wollte Badenius wissen, doch er kannte die Antwort bereits. Ihr Ziel war Dalap - Uliga - Darrit gewesen und wahrscheinlich waren sie jetzt auch dort und als er erkannte wie dumm seine Frage war, wechselte er das Thema: "Ich habe geträumt..."
"Das war kein Traum!", unterbrach ihn Isribus, "Es war wirklich so. Wir hatten dich im Wald abgesetzt, um echte Lorbeerblätter für dich zu besorgen!"
"Woher...?"
"Dein Erlebnis war nur zur Hälfte ein Traum!" Er schwieg kurz und fragte sich, ob er die Frage seines Bruders doch beantworten sollte und nach einigem überlegen meinte er irgendwie geheimnisvoll: "Ich habe ihn auch gesehen, den schwarzen Reiter! Er kam als wir dich kurz allein gelassen hatten. Was für ein Fehler von uns! Zu der Zeit ging es dir schon wieder besser, da du dich schon fast vollständig ins Reich der Schatten begeben hattest! Der dunkle hat dir dabei geholfen... Der letzte Schritt wäre gewesen, dich zu töten... Ich habe ihn zwischen Blättern gesehen! Warior auch! Er behauptete, es wäre ein gewisser Sam Halkman gewesen! Ich glaube ihm kein einziges Wort!"

Die Seele Kalikors flog weit, taucht in die fremden, noch unergründlichen Schatten ein und erspäht den Eingang des Hadesfelsen.
- Sie schwebte durch die Luft, durchtrennte finstre Wolken, durchstreifte die Leiber der toten Orks und erkannte den Ort, an dem sie abgeschlachtet wurden. Der Ort war heiß, es war die Wüste. Fliegen hockten auf den toten Leibern und versuchten ihre Eier ins Fleisch der Gnome, Orks, Trolle oder Monster zu legen, doch standen diese immer wieder auf, ihre Wunden schlossen sich, aber abgeschlagene Arme und Beine zerfielen zu Staub. Sie wählte den oberen Eingang und verschwindet in der Dunkelheit, zwar will sie das nicht, aber sie wird angesaugt, denn sie sollte einen neuen Körper vom Meister bekommen, der sie wieder auferstehen lassen würde. -
Eigentlich sind es zweit, die Öffnung im Vulkan, der Schlot, und das Huptor der Burgruinen.
- Die Seele wandte sich plötzlich jedoch vom dunklen Herrn ab, als sie ihren Körper wiederbekam und flüchtete nach Dalap - Uliga – Darrit. Dort tauchte sie in die staubigen Gebeine und war wieder Kalikor. Kalikor zog den Mantel fester um sich, denn es wurde windiger. Er folgte dem ausgetretenen Pfad an den Hängen entlang und kam dann in den Wald. -
"Scheiß Wetter!", fluchte Kalikor, schützte die Augen mit der Hand vor dem brausenden und heulenden Wind, schaute immer wieder zur Sonne auf, um ihren Stand zu erkunden und lief dann schneller weiter. "Hätte lieber das Angebot von diesem Muragecht annehmen sollen für ihn zu kämpfen, anstatt jetzt wieder auf diese Hinterhältige Natur zu stoßen!" Sein Gesicht zierten große Narben und die Nase war gebrochen, doch die Verletzung von Gisildurs Dolch war geheilt und wurde von einem langen Kettenhemd, was ihm bis zu den Knien reichte, überdeckt. Er ging barfuss und seine Sohlen schmerzten ihm. Ständig trat er auf kleine, spitze Steine, Brenneseln und Disteln und wenn nicht, saß er auf einem Baumstumpf und rieb sich die Zehen und zog Stacheln heraus, dann ging es wieder für einige Zeit.
Zwischen den Stämmen erkannte er schon die grauen Mauern der Stadt und versuchte so möglichst unbemerkt an den Wachen, die hinter den Toren lauerten, hindurch zu kommen, um nicht für einen Bettler gehalten zu werden, denn ausweisen konnte er sich jetzt ja schlecht. Er überlegte, ob seine Freunde ihm verzeihen würden, dass er für einen kurzen Moment willenlos dem Feind ausgeliefert war, doch er war zuversichtlich, dass man seine Lage verstehen würde, wenn er erläuterte, von einem inneren Zwang getrieben worden zu sein, da ihm so ein komischer Virus im Blut steckte, der womöglich vom Feind verursacht worden war. So schlich er weiter um die mauern, immer darauf bedacht sich eine andere, bessere Erklärung einfallen zu lassen und diese dann glaubhaft zu vermerken. Er fühlte sich ehrlich gesagt nicht gut dabei, so zu tun, als bräuchte er eine Ausrede, aber was sollte er sonst sagen? Etwa, dass es körperlich wollte, aber geistig und in seinem tiefsten Herzen nicht, was der Wahrheit entsprach? Seine Freunde würden es ihm nicht glauben. Sie würden denken, dass aus reiner Gier und Hass zum Feind übergelaufen war und deshalb Badenius angegriffen hatte. Genau vor diesem, seinem Bruder, würde er am meisten angst haben. Würde er sich rächen und versuchen ihn zu töten? Er hatte zwar einen Pakt mit Muragecht geschlossen, doch nur indirekt, sodass er ihm zwar nicht wirklich diente, aber trotzdem wiederbelebt wurde, sollte er sterben. Noch immer hallten die Worte des dunklen Herrschers in seinem Kopf, als sie einen Kompromiss schlossen:
"Diene mir als Sichtfenster zur Außenwelt", hatte er mit dröhnender Stimme befohlen, "diene mir als Beobachter und zeige mir eure Abenteuer, denn ich will wissen, welchem Zweck sie gegen mich dienen! Von mir bekommst du die Unsterblichkeit und dein Tun und Handeln ist dir frei!"

Allagan kniete neben seinem toten Meister. Blutüberströmt lag dieser da, mit entsetzten Augen, gekrampften Fingern, erhatte noch versucht an der Magie festzuhalten, doch diese war ihm durch den Fingern geronnen wie feiner Wüstensand. Die geschwärzte Axt steckte tief, mit der geschwungenen Vorderseite, in seiner Brust. Sie war mit der Schneide durch die wallenden Gewänder hindurchgetaucht und hatte ihn wie die Schale einer Orange angeritzt, der hohe Blutverlust hatte schließlich das seine getan und ihm das Leben gestohlen. Der Boden war überspült mit von Wasser verdünntem Blut und Senragor konnte nicht anders als zu weinen, die Waffe aus der Brust Zoraks zu ziehen und sie durch die Luft wirbeln zu lassen, sie auf die Orks und Gnome zu schleudern. Warum hatte sein Meister sich einer solchen Gefahr ausgesetzt? War es wegen seiner Anspielung seines Alters? Er fühlte sich schuldig, dachte, nur durch ihn war sein Meister, sein Lehrer jetzt tot wollte es jetzt ebenfalls sein, denn was für einen Sinn hatte sein Leben jetzt noch? Er schüttelte den Gedanken wie eine Last ab, wischte sich die Augen, schniefte und versuchte sich Mut zu machen:
"Ich, Senragor Allagan, aus dem Hause Sendinior Allagans, gelobe heute feierlich, dass ich nur noch dem Willen der Länder dienen will! Wenn es nötig wäre, würde ich mich für den Tod Muragechts opfern!" Er holte tief Luft und ballte die Faust, wobei er in die klare Nacht hinaufstarrte und wieder zu weinen begann: "Ich werde nicht nur einem Königreich dienen, sondern zum Wohle aller stehen, selbst wenn die anderen Elfen, Zwerge, Gnome oder Trolle sind!" Orks, Schattenwesen oder Monster waren keine eigene Rasse, sondern nur Produkte von Muragechts Phantasie, die Gnome und Trolle kämpften nur in diesem Kampf mit, da sei hofften, dass sie ebenfalls etwas von dem goldenen Kuchen abbekommen würden, och in Wirklichkeit war ihr Hass auf die Menschheit schon lange verflogen. Die Menschen beherrschten zwar die größten Kontinente, aber trotzdem ließen sie die anderen Rassen zufrieden in ihren Behausungen ruhen und ihren Geschäften nachgehen.
Plötzlich schlug der alte noch einmal die glasigen Augen auf, sein Mund zitterte und um etwas zu verstehen, beugte sich der Druide tief zu ihm herab, er war überrascht über das Leben seines Meisters, war wirklich noch so viel Magie in ihm? Doch richtige Laute konnte der Zauberer nicht verstehen, es war eher ein Gemurmel und Gebrabbel, was alte Leute nun mal so an sich haben, aber bei weiterem Lauschen, kapierte er den Sinn, denn es war ein alter Zauberspruch, den er jetzt leicht übersetzen konnte:
"Der Wind schlägt sachte an den toten Baum, gibt ihm ein bisschen Leben, für kurze Zeit, doch der Baum bedarf des Lebens nicht und nutzt es aber, um der schwachen Erde etwas Kraft von sich zu geben, denn die Erde war wie ein weiser Vater für ihn, nur dass der Baum älter war..."
Senragor verstand, dass damit ein Vergleich gemeint war, doch welcher war ihm nicht sicher. Während er also die verschiedenen Möglichkeiten ausprobiere, die Hand des alten fest umklammert, durchstieß ihn die Erkenntnis wie ein Schock. Er ist die Erde und der Wind, mit dem Baum ist Zorak gemeint, er will ihm seine Zauberkraft schenken. Allagan wollte protestieren, doch ihn hielt etwas zurück, etwas unbegreifliches, etwas wunderschönes... es war die grenzenlose Magie selbst, die ihn umfasste und hielt. Wie weiche Blitze durchzuckte sie ihn, stärkte ihn und ließ ihn grauenhafte Sachen vergessen...
Dann, wie auf Kommando, war alles still, erfüllt von Kraft und Weisheit. Der Druide richtete sich auf, blickte sich im Raum um und griff schließlich in den Schrank mit den Büchern. Er zerrte einen dicken Band hervor mit gelblichem Papier, scharfen Kannten und scharf gestochener Schrift. Es waren Zauberbücher, älter als die Zeit, aufgeschrieben von vor etlichen Jahren, als die Welt noch jung war, mächtig und unumgänglich. Jetzt, mit seiner neuen Kraft, vermochte er sie zu lesen, zu entziffern und sogar zu korrigieren und so lernte er in wenigen Sekunden, nur mit dem Finger über die Buchbände gleitend, jegliche Art von Zauber. Ein Zeichen brannte sich nun unter seiner Stirn ein, ein Zeichen, das auch Zorak besessen hatte und welches die zauberhafte Vollkommenheit bedeutete:
Das Zeichen glomm wieder und wieder weißblau auf, zog sich aber dann wieder zu dem schwarzen Ding zusammen und wurde fast ganz von seinen dunklen Haaren übersetzt. Seine Mine war ernst und zeugte von unglaublicher reife, stärke und härte, die man in diesem Alter wahrscheinlich nie erreicht hätte. Aus einem Buch zog er den Bauplan der Burg heraus, steckte ihn zusammengefaltet in seine tiefe Manteltasche, packte seinen Meister mit Beiden Händen, umklammerte ihn, drückte ihn und schmolz einfach mit ihm zusammen, unter hellen Funken hatte er sich so mit ihm vereinigt. In seinen Augen spiegelte sich nun glasig die eben erst errungene Macht, kalt und unkontrollierbar. Ab jetzt würde ein Schattenwesen kein Problem mehr für ihn darstellen und so stieg er zuversichtlich die Stufen in die Tiefe hinab, um sich dort mit den Kämpfern zu messen.

Unten erwartete ihn der König, ungeduldig von einem Bein auf das andere tretend. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Druide sich in irgendeiner Weise verändert hatte, er kniff die Augen prüfend zusammen, beäugte die große, geheimnisvolle Gestalt eindringlich, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt, bemerkte aber nicht das schwarze Zeichen auf dessen Stirn, welches nun von einer breiten Haarsträhne überdeckt war. Der Zauberer sah ihn mit kalten, vielsagenden Blicken an, griff in seine Manteltasche, suchte darin nach dem Zettel, fand ihn und warf ihn dem König mit auffordernder Geste zu.
"Lest, wenn ihr lesen könnt und glaubt, wenn ihr glauben könnt!", befahl der dunkle und wandte sich mit starrem Blick zu Shar um, "Wir werden jetzt gehen! Durch den Keller!"
"Aber ich dachte...", fing der junge Schmied verzweifelt an.
"Dass dort ein Schattenwesen ist? Na und wenn schon, verglichen mit meiner neuen Macht ist diese Wesen machtlos!" Er hatte die Worte förmlich ausgespuckt und hielt die Faust erregt geballt. Shar wich einen Schritt zurück, was war mit Allagan passiert?
"Ach, ihr meint die Gänge unter den Kerkern!", verstand der König ängstlich, lachte unpassend und erklärte sich dann wissend selber für verrückt, weil er in so einer Situation eigentlich nicht Lachen sollte. "Nein, den haben wir nicht bewachen lassen.", gab er schließlich müde zu, "Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. So oder so werden sie hereinkommen!" Das klopfen der Trollfäuste an den Toren wurde lauter und langsam begann die Tür zu splittern. Senragor lächelte. Jetzt würde er beweisen können, wozu er fähig war! Er hob die Hände, schloss beschwörerisch die Augen, murmelte einige unverständliche Worte in den Wind. Das auf seiner Stirn begann zu leuchten, in gleißendem Licht zu glimmen und im selben Moment formte sich ein mächtiger Ball aus blauem Feuer vor seinem Körper und mit einem mächtigen Kampfzauber schleuderte er den Ball der Tür entgegen, explodierte in blauen Flammen auf der Haut der hereinbrechenden, steingrauen Trolle und streckte einen dieser nieder. Der Druide flüchtete sich hinter eine Steinseule, denn er brauchte Zeit um genügend Energie für einen weiteren Zauber aufzubringen. Der Troll hatte dünne, muskulöse Beine, einen fetten Wanst und lange Arme. Er ging leicht gebückt und sein bulldoggenähnliches Gesicht war breit und scharfen Zähnen gespickt, die wie Hauer aus seinen Mundlappen herausstachen. Durch die flache Nasen hatte man ihm einen goldenen Ring gezogen, seine Ohren waren kleine Löcher, rechts und links an seinem gewaltigen Schädel. Er hatte große, beaderte Muskeln und brüllte aus voller Kehle, während er seine große Keule durch die kühle Luft schwang. Draußen lagen lauter kleine Knochen und Rüstungen von Orks, Gnome oder Menschen herum und die Felsen waren glitschig nass vom Regen. Sofort wurde das riesen Vieh von Pfeilen und Speeren in Angriff genommen. Die feinen Herren verteidigten sich wacker mit ihren Schwertern gegen die restlichen Orks und Gnome. Brennende Pfeile sirrten durch die Luft und steckten Vorhänge oder Teppiche in brand, die den Feinden Angst machen sollten. Irgendjemand schaffte es das Fallgitter am Tor herunterzulassen und der dunkle Stahl schnitt sich durch die Schulter des wütend schnaubenden Trolls, unter dem Angriff in die Brüche ging, sich aber dann wieder aufrichtete und mit dem noch verbliebenem Arm nach den Schwertkämpfern schlug. Eine ganze Breitseite wurde hinfortgefegt und diese landeten in den Feuern. Der ganze Trollkörper war übersäht mit Pfeilen, doch immer noch war dieser wild, griff nach dem ängstlich zitternden König und schwenkte ihn über seinem kahlen Kopf. Sofort stellten die Schützen den Beschuss ein und warteten, was nun geschehen würde, denn kein Bewohner der Burg wollte, das ihr König sterben müsste. Die Orks waren alle tot und die Gnome bereits geflüchtet, sodass eine drohende Stille im Raum herrschte. Plötzlich hatte Shar eine grandiose Idee:
Er hob einen Bogen und eine Pfeil mit schwarzen Federn vom Boden auf, die Waffe eines Orks, bat Allagan die Spitze in brand zu setzen, was dieser, bestürzt über seine doch nicht so große Kraft, tat, ohne zu murren und legte an. Vorsichtig und ohne ein unnötiges Geräusch zu machen, zog er die Sehne zurück zielte auf das rechte Auge des Wesens, ließ den Fade los und der Pfeil bohrte sich rasend schnell durch die Luft, grub sich dann in das linke Auge des Trolls und lies die magischen Flammen auf den Riesen überspringen. Der König wurde fallengelassen, krabbelte verzweifelt über den Boden, zwischen brennenden Hölzern hindurch und suchte nach seiner geliebten Krone aus purem Gold, besetzt mit Edelsteinen und Diamanten.

Auch beim Drachenfelsen und dem Adlerfelsen tobten Kämpfe, doch schienen die Menschen nachzugeben, zu verlieren. Ein Reihe an letzten Bogenschützen tauchten die Spitzen ihrer Pfeile in das Flammenmehr vor ihren Füßen, legten an, ließen die hölzernen Geschosse durch die Lüfte auf ihre Feinde hinabgleiten und taten dann wieder das gleiche. Die Leute, die mit ihren Schwertern gegen die Orks und Gnome kämpfen sollten, waren bereits alle vernichtet oder zum Feind übergelaufen. Die letzten Reste an mutigen Leuten klammerten sich an ihre Schießscharten und versuchten wenigstens noch etwas von diesem Kampf zu gewinnen, dann ging die Sonne auf, überdeckte die Wüste mit Strahlen und die Gegner zogen sich in ihre dunklen, kokonartigen Behausungen mit der lilaaufblitzenden Farbe zurück und begann wieder den Tag zu überschlafen.

Arth Patrinell war aus der Festung mit einer Hand voll Leuten zu den Dünen mit den Kokons aufgebrochen, um auf diese Weise vielleicht den Ansturm auf die Burg zu verringern und somit Zeit zu gewinnen, wieder neue Gefechttürme aus Brettern und Nägeln auferstehen zu lassen, auch wurden die Schäden an der Burg nun wieder repariert und die Tore ausgebessert.
Der Wüstenwind wehte ihnen sachte und schleierhaft entgegen und brachte ihnen kleine Mengen von Sand mit, die sich dann aber doch auf dem Boden und in ihren Kleidungen verloren. Arth und seine Leute waren als Aufklärungssoldaten und Späher ausgebildet worden und ihr Interesse lag in der Entdeckung und Aufklärung jeglicher Art von Ungereimtheiten in den östlichen und westlichen Gegenden der Länder. Sie ritten auf stämmigen Pferden, deren schweißbedeckte Felle in der Wüstensonne beinahe goldbraun glänzten. Ihre dunklen Mähnen wehten im Wind und die Tiere schnaubten bei jeder kleiner Bewegung ihres Reiters. Patrinell war groß, hellhaarig und trug einen ungepflegten Stoppelbart und einen blechernen Helm auf dem Schädel mit den kurzgeschnittenen Haaren. Seine Augen waren geheimnisvoll, verräterisch und hatten eine leichte Brise von Arrogantheit in sich, doch kannte man ihn besser, wusste man, dass das nur eine Verspieltheit des Schicksaals war, so leuchteten sie in hellem Blau den Dünen entgegen und der Hengst trabte vorsichtig, einen Fuß vor den anderen Fuß setzend. Überall lagen Leichen, Rüstungen und Schwerter herum und die Reiter wussten, dass ihre Burg früher oder später an den ewig angreifenden Feinden zu Grunde gehen würde, wenn der König nicht gleich Leute und Bauern aus den anderen Stätten und Dörfern holen würde. Doch dazu war ihr werter Herr viel zu angeberisch und eitel und so beschlossen die fünf Reiter, sich nach ihrem Auftrag nicht zurück zur Festung zu begeben, sondern sich im 'Wachturm von Pakin' zu verschanzen und dort mit Hilfe von Morsezeichen aus den anderen Ländern Hilfe zu holen.
Endlich waren sie hoch oben auf der ersten Düne, zogen an den Zügeln der Pferde um ihnen Einhalt zu gebeten und sahen sich um. Vor ihnen erstreckte sich ein Meer schwarzen Kokons, große wie kleine. Zwischen diesen hatten Trolle und Gnome in Zelten platz genommen.
"Tut den Gnomen und Bergtrollen auf keinen Fall etwas! Sie sind nicht die waren Feinde und außer dem werden sie von Muragecht nicht mehr wiederbelebt! Sie ziehen nur mit. Erst wenn sie durch eine Orkklinge geschnitten wurden, überträgt sich auf sie der Virus, den sie anhänglich macht!", stieß Arth flüsternd aus, er hatte sich flach in den Sand geworfen um nicht gesehen zu werden, auf seinem Rücken protze eine Breitschwert in seiner Scheide.
"Was für ein Virus? Davon habe ich ja noch gar nichts gehört!", zischte einer seiner Leute und drehte sich auf den Rücken, um sich die Sonne zu besehen, wobei ihm sein Schwert in den Rücken stach, "Ich bin das mit den großen Waffen einfach nicht gewöhnt!"
"Die Seuche stammt ursprünglich aus dem Inneren des Hadesfelsen. Alle Monster Orks oder Schattenwesen waren früher einmal Menschen, Elfen, Trolle oder Zwerge gewesen, die dann den Virus als Gas eingeatmet hatten. Hast du in Geschichte nicht aufgepasst? Muragecht hat sich durch einen Zauber geschützt und wurde somit nicht Infiziert.", erklärte Patrinell und spähte nach ihrem ersten Opfer, "Wir fangen da drüben an, bei den kleineren!" Die großen würden sie nämlich nicht mit einem Schlag erlegen können, sondern nur mit mehreren und dazu hatten sie keine Zeit.
Als Arth sie Schwert in den Kokon grub, spritzte im lila Schleim mit Orkblut entgegen und er wischte sich das Zeug aus dem Gesicht. Ähnlich ging es den anderen und so beschloss er, es anders anzugehen. Ab jetzt würde er die Gegner nur noch durch die Mitte teilen, um so den Spritzfaktor etwas hinunterzudrehen.

Die letzten überlebenden von der Schlacht auf der Waldenburg standen mitten in einem gemetzelten Kreis aus Leichen, abgehackten Körperteilen und Blut. Überall hörte man das stöhnen von Erschöpften, Verwundeten oder kranken Leuten, die sich blutend über den boden wälzten. Eine abgekämpft aussehende Wache betrat den Saal und keuchte, sich vor den zerzausten König kniend.
"Nein, Herr, es wurde nicht bei uns durch den Keller eingedrungen!", schnaufte sie und wartete auf den nächsten Befehl ihres Königs. Dieser war still und sann hinaus auf die Leichen. Sicher würden sie bald wieder aufstehen und ihre Leute ganz auslöschen, doch bevor er weiter trauern konnte, erhob der Druide das Wort:
"Zerhackt die noch bewegungsfähigen Körperteil und dann öffnet das Tor, wir wollen gehen!"
Als sich keiner unter den andern Männern regte, brüllte der König:
"Tut was er sagt, er und der Schmied haben uns vor den zwei Trollen befreit! Sie sind Männer mit Ehre!"
Erst jetzt machten sich einige daran den Befehl auszuführen und so verließen die zwei Gefährten das Schloss, ohne weiter aufzufallen durch den vorderen Eingang.
Der Weg war felsig und steinig und immer wenn sie sich herumdrehten, sahen sie die Lichter der Waldenburg auf- und abflammen. Das silberne Mondlicht spiegelte sich rau auf den nassen Felsen und den glitschigen, dunkelgrünen Blättern der Gummibäume an den Wegrändern. Das Grün war schön, geheimnisvoll und unerwartet finster, weil es von mehreren Schatten und Steinen durchzogen war. Als sie an eine Wegkreuzung kamen, war bereits die Sonne aufgegangen und durchfurchte die Bäume mit ihren wärmenden Strahlen. Der Tag brach an und die Pflanzen lichteten sich um sie herum, der Boden war mit Laub bedeckt und die Gräser, obwohl es erst geregnet hatte, trocken und gelblich, regten sich in abgehakten Bewegungen im eisigen Wind. Nun stieg der Pfad einen steilen Hügel hinauf an, der mit Hecken besehen war und etappenweise, fast wie eine Treppe hinaufführte. Oben angekommen standen sie wieder vor einer Kreuzung. Der Weg gerade aus stellte einen ausgetretenen, schlammigen Pfad dar, der mit Nadeln und goldgelben bis rotbraunen Blättern übersäht war. Es war ein Zeichen, das nun ganz der Herbst angebrochen war und das Wetter öfter verrücktspielte als sonst und sie wendeten ihren Blick dem weg nach rechts zu: Er war mit saftigem, hellgrünem Gras bewachsen, breiter und schien öfter befahren, fiel leicht ab und führte dann wieder bergauf. Allagan schüttelte den Kopf.
"Das ist er nicht, wir nehmen den Pfad!"
Im Moment war alles noch überwiegend voll mit Nadelbäumen und nur wenigen Laubbäumen, doch das änderte sich im Laufe ihrer Wanderschaft, da der Pfad schmäler und das Gefälle auf ihrer linken Seite immer steiler abging. An einer Bank machten sie Rast und blickten auf die ihnen zu Füßen liegende Stadt 'Dingtao' hinunter, die sich an der linken Seite des Pfades weit bis nach Westen erstreckte, wo das Tal endete und in ein Gebirge überging.
Als sie fertig waren gingen sie weiter nach Norden, immer auf dem Pfad bleibend und sich umsehend. Plötzlich, als fast nur noch hohe Eichen, schmale Lärchen, dicke Weiden und Buchen zu sehen waren, gebot Senragor dem Schmied inne zu halten und hauchte ihm zu:
"Ich habe etwas knacken gehört. Bin gleich wieder da!"
Schnell und behände, ohne ein überflüssiges Geräusch zu machen verschwand er zwischen den Bäumen. Shar blieb bewegungslos stehen und sah sich mit einem mulmigen Gefühl um. Der Wind pfiff in sein rechtes Ohr hinein und lies es zu Eis erstarren. Fröstelnd zog er seinen Mantel enger um sich und tat ein paar wohltuende Schritte von der Stelle.

Der Zauberer übersprang eine, sich am Boden befindende, grüne Hecke, tauchte unter einem abgeknickten Baum hindurch, als hätte man dort eigens einen Eingang platziert und fand sich mitten zwischen am Boden zertrampelten Pflanzen und Farnen wieder, die sich hell von der Erde abhoben. Ohne spuren zu hinterlassen sprang er über eine weitere, kleinere Hecke und stand wieder in einem Kreis mit zerdrückten Blättern und abgeknickten, dunklen Baumstämmen.
"Bergtrolle!" bestätigte er seine Vermutung und wollte gerade weiter in den Wald vordringen, als er ein weiteres krachen aus dem Dickicht, keine zwanzig Meter vor ihm, vernahm. Zögernd legte er die Hand auf dem Boden. Die Spur war noch warm, ihn erfasste ein kleiner Hauch von Angst und er musste schlucken. Alleine hätten sie keine Chance gegen eine Horde von Bergtrollen und so rannte Allagan, so schnell er konnte, wieder auf Shar zu, winkte ihn in die Richtung, wo der Pfad weiterführte und bog dann selbst, über die Hecke mit den vielen kleinen Fliegen springend, nach rechts ab.


Trotzdem verlief das Blutvergießen nicht sonderlich weniger schlimm. Sie hatten zwar schon die Hälfte der Ork- Kokons zerstört, doch ihre Muskeln verloren immer mehr an Kraft, schon schnauften sie und hofften, dass die getöteten Feinde nicht doch wieder aus den Schatten des Hadesfelsen auferstehen würden. Alle hofften sie, dass ihre Feinde für immer weg bleiben würden und der Schweiß rann ihnen bei jedem Treffer und Bächen über die Stirn. Sie machten sich Gedanken darüber, was passieren würde, wenn ihre Feinde aus ihrem täglichen Schlummer erwachen würden und sich dann einem Haufen zerfetzter Leiber vor ihren Füßen gegenübersahen. Sie grinsten und fuhren mit ihrer Arbeit fort und während das Töten rasch voran ging, begann auch schon die Sonne ihren weiteren Lauf zu nehmen.
"Wenn wir uns nicht etwas mehr beeilen, wird hier bald von uns nichts mehr übrig bleiben, Hauptmann!", machte einer der Soldaten seinem Herrn Meldung.
"Du hast recht,", gab Arth Patrinell zu und zog sein Schwert aus einer zerteilten, schleimigen Kokonhülle, "bei der Anzahl von Feinden wird es kein Ende geben. Deshalb schlug ich vorhin vor, dass wir uns gegen den Befehl des Königs die Nachbarländer zu verständigen! Im Endeffekt wird er uns dann doch dafür danken!"
Der Soldat nickte wissend.
"Herr, ich weiß, wie es euch geht, doch mein Dienstgrad ist zu niedrig, um ihnen meine Gefühle offen mitzuteilen!"
Arth seufzte und ließ die Schultern hängen, dann erklärte er seinem Mann:
"Im Krieg sehe ich nicht auf den Dienstgrad. Merk dir das, Freund!"
Der kleine Mann grinste beflügelt, als Patrinell ihm die Hand aufmunternd auf die Schulter legte, er hatte blonde kurze Haare und ein breites Gesicht, seine Uniform sandfarben und mit Orkblut bespritzt.
"Ihr seid ein guter Hauptmann!"
"Was wolltet ihr mir sagen?", fragte Patrinell und sah sich um, betrachtete die Zelte der Gnome und der Bergtrolle. Wenn sie weiter solchen Lärm beim Kampf veranstalteten, würden sie es bemerken. Zur Zeit schliefen sie zwar, doch würden sie sich bestimmt bei Einbruch der Nacht erwachen, oder jetzt so fort wenn es zu viel Krach geben würde.
"Es...", er stockte, wollte anscheinend nicht, dass Arth sich beleidigt fühlte, doch Arth hörte ihn weiter ruhig an, "Es... ist so,", sagte er schließlich, "mir gefällt die Sache hier nicht... es ist einfach zu brutal..."
"Ich weiß.", gab Patrinell zu. "Es ist schwer gegen einen Feind zu kämpfen, der eine große Versuchung ist. Wir haben die Wahl zwischen Sterblich- und Unsterblichkeit. Wenn dein Freund sich wendet, wendest du dich normalerweise auch... Aber wenn es der Feind ist, zu dem er sich wendet, dann liegt es bei dir. Ich weiß!"
Der Soldat nickte stumm.
"Gut, Herr, ich werde weiter unter ihrem Dienst stehen!"
Arth nickte bekräftigend und wendete sich dann ab.
Als er vor einem der lila schillernden Kokons stand, hob er sein Schwert senkrecht über dem Kopf und ließ es dann so schnell in die Hülle gleiten, dass es ein erst zischendes und dann ein krachendes Geräusch gab. Blut und Schleim flog durch die Luft und klatschte auf sein Kettenhemd. Angeekelt wischte er ihn fort und lief zum nächsten, während die Sonne immer höher stieg und sich vermutlich wieder bald zu Tal begeben würde...

Dalap - Uliga - Darrit ragte majestätisch aus den Wipfeln der tiefgrünen Bäume auf, seine Zinnen und Türme spielten im Wind. Diese Feste würde nicht leicht von den Orks und den anderen eingenommen werden können. Kalikor lächelte, als das massige Tor vor ihm prangte, stark waren Uligas Verteidigungssysteme, doch nur klein die Anzahl derer Leute, die sich in der Festung aufhielten.
Links über ihm befand sich ein vergittertes Fenster in der Mauer.
"Hey!", rief er hinauf und das grimmige Gesicht einer Wache tauchte hinter dem Guckloch hervor. Über dessen Kettenhemd hatte sie ein Helm übergezogen. Der Wachmann musterte den jungen Kerl:
"Was willst du? Wir lassen dich nicht rein! Keiner kommt hier durch. Bist wohl ein Ork-Spitzel, hä?" Er lachte kurz und grimmig, doch dann verzogen sich seine Mundwinkel tiefer nach unten und sein Gesichtsausdruck wurde zu einer garstigen Mine. "Verschwinde!", brummte er nur, "Wir wollen hier keine Bettler!"
Als er das sagte, betrachtete er die zerlumpten und blutbefleckten Kleider Kalikors. "Mein Gott... Wen hast du denn gekillt...?" Der Soldat wurde ängstlich und ungläubig, dann schien er etwas vom Boden des Wachraumes aufzuheben. Einen Bogen. Er spannte ihn und legte ihn durch das Gitter an Kalikor tat noch immer nicht, unschlüssig stand er da und sann dem Tod entgegen.
Der Pfeil kam schneller, als er es sich gewünscht hatte, ein glatter Treffer, genau in seinen Hals. Es passierte nichts und auch Kalikor hatte sich nicht bewegt. Die Wache legte ein zweites Mal an und schoss, wobei die Bogensehne sirrte.
Kein Blutrinnsal floss aus seiner Brust. Der Unsterbliche grinste und dachte an die Worte Muragechts: ...dafür schenke ich dir die Unsterblichkeit...; Er brach das buschige Ende des Pfeil in seinem Hals ab und zog ihn dann an der Spitze heraus. Den in seiner Brust riss er gewaltsam vor den Augen des Wächters heraus. Es schien, als wäre nie ein körperfremder Gegenstand in seine Haut gedrungen, alles war unverletzt und unversehrt.
Erst zauderte der Soldat im Wachraum, doch dann verschwand er vom Fenster und rief mit brüchiger, erregter Stimme nach den anderen in der Wachstube sitzenden Leuten.
Kalikor verschwand ruhigen Schrittes im Gebüsch, wartete auf seine Verfolger, denn er brauchte neue Kleider, um nicht innerhalb der Stadtmauern aufzufallen. Er lehnte sich hinter einen dicken Stamm an welchem das Moos heraufgekrochen war und hielt mit der Waffe in der Hand Inne. Um ihn herum wuchs Farn und ähnliches von der Sonne beschienenes Gestrüpp mit dicken, ledernen Blättern.
Ein Mann kam bereits mit schnellen Schritten, das Schwert mit beiden Händen umklammert zwischen den Bäumen hervor. Kaum war er Kalikor nahe gekommen, verließ dieser sein Versteck mit der ausgestreckten Schwerthand und hieb seinem Gegner im Überraschungsmoment den Kopf von den Schultern. Leblos sank dessen Körper zusammen. Schnell packte Kalikor den in voller Montur gewesenen Ritter bei den Beinen und zerrte ihn ins Laub, zog ihn im Schatten eines Gestrüpp aus.
Nachdem er fertig war und sich nur noch die Handschuhe überziehen musste, stockte er kurz und erinnerte sich an seine Vergangenheit. Heute war es das erste Mal, dass er einen Menschen tötete, ihm das Leben nahm... Was mochte ihm Muragecht für ein Mittel gegeben haben, dass er zu so etwas fähig war? Vielleicht war es einfach nur der Mut der Verzweiflung... oder etwas anderes... Störrisch schleuderte er den Gedanken fort, legte sich schnell den eisernen Brustharnisch mit dem weißen Drachenwappen an und stülpte sich den Helm über. Was er nicht bemerkte war, dass es sein Wappen war... Er hatte einen seiner eigenen Männer getötet, auf blutrünstige, grausame Weise... Nein, er wollte nicht darauf achten, musste weiter, musste es schaffen seine Freunde zu finden und einzuholen.
Entschlossen lief er weiter, die Mine ernst und sogar mit einer Spur Traurigkeit in sich.
Nachdem er sich etwa eine Stunde an Hecken und Gebüschen vorbeigeschlichen hatte, kam er zu einer Mauerstelle, die ziemlich verwittert war und an der eine dichte Efeuwand emporkletterte. Noch immer drangen die gedämpften Rufe der wachen durch die Stille, während sie das Dickicht nach im absuchten. Er wartete auf den richtigen Augenblick, bevor er sich aufrichtete, um noch einmal einen prüfenden Blick durch die Gegend zu werfen, dann kletterte er an der Efeuranke hinauf und überstieg die Mauer, nicht ohne ein weiteres Mal seine Augen über den düsteren Wald schweifen zu lassen.
Die Oberseite der Mauer war zerklüftet und Steine bröckelten schon seit Monaten aus der Verankerung des Mörtels. Nun ließ er sich mit einem Ruck ins Licht sinken. Es war Mittag, die Zeit, zu welcher die meisten Leute am Markt einkaufen oder einfach nur in den Gassen herumhangen.
Aufrechten Hauptes marschierte er als Soldat durch die Menschenmenge, beäugte hier und da die jungen Mädchen und suchte nach einer Gastschenke, die auch Zimmer vermietete. Notfalls würde er sich auch bei den Leuten umhören, aber soweit musste es erst noch kommen.
Dalap - Uliga - Darrit war eine riesige Stadt, bestehend aus vielen, oftmals zweistöckigen Häusern und großen Mauern, auf denen zwischen Zinnen Soldaten partroulierten. Sobald er einem seines Gleichen begegnete, grüßte er ihn mit der Hand an der Schläfe, salutierte oft und gehorsam, achtete auch sorgsam auf seinen und auf den Dienstgrad seiner Gegenüber. Die Stadt schien regelrecht verseucht von Aufpassern und Ordnungshütern.
Schließlich gelang es ihm die Menschenmenge zu durchstreifen und erreichte ein großes Gasthaus, was ihm angemessen für die Unterbringung seiner Brüder schien.

Tief im Inneren seines Schlosses hockte der dunkle Herrscher in den Schatten seiner Gemächer, verhüllt war sein Gesicht und dunkel seine Umgebung.
- "Er wird mir unterwürfig sein, mir dienen... Mich kann sich keiner so schnell austreiben! Das Böse beginnt bereits zu wachsen, ja, führe mich zu deinen Brüdern, führe mich zu deinen Freunden, führe mich zu ihnen..." Eine Schwertklinge blitzte Eisig kühl in den Schatten auf und Augen, die nicht von dieser Welt schienen glommen bösartig funkelnd aus dem Dunkel auf... -
"Isribus!" Wariors Stimme schnitt schrill und aufgebracht durch die Stille, als sich seine Zimmertür mit einem Krachen öffnete. Er zog die Bettdecke höher und versuchte sich ängstlich vor dem bedrohlichen Schatten in der Tür verstecken. "Das ist nicht wahr, du kannst nicht leben! Du bist tot!" und nach einigem angsterfülltem Zaudern, "Isribus!"
Keuchend vor hast kam Isribus vom Flur auf Wariors Zimmertür zugerast, während sich der Mann näher an Wariors Bett heranschob, wollte etwas sagen.
"Nein, ich..."
Da traf ihn schon Isribus’ Ellenbogen im Rücken und er taumelte vor, die schwere Rüstung zog ihn unerbittlich zu Boden. Mit einem dumpfen Scheppern landete er.
Warior, noch immer leicht bekleidet, stand aus dem Bett auf und näherte sich dem sich krümmenden Individuum auf dem Boden, welches noch immer von den stählernen Armen Isribus’ gehalten wurde.
"Wer ist es?", fragte er und hatte mühe den sich unter ihm windenden Körper festzuhalten.
"Es war...", er brachte keinen Ton heraus und musste erst einmal schlucken, "Es war Kalikor... Wieder von den Toten erwacht..."
"Das werden wir ja gleich sehen!", presste Isribus heraus und warf seinen Gegner mit einem harten Ruck herum.
Die anderen drei stürmten nun ebenfalls herein, ihre Gesichter wurden totenbleich.
Kalikor hockte mit verwirrtem Haar am Boden, unverletzt und ohne Narbe, ganz anders, als ihn die Anderen verlassen hatten, doch die frische Farbe in seinem Gesicht war noch nicht wiedergekehrt, blass war er jetzt, fast leichenblass, sein Augen blutleer.
"Kalikor... Welches Hexenwerk hat..."
"Muragecht!", schrie Kalikor, während Isribus begann ihn fesseln. Er ließ es geschehen, wusste, warum seine Freunde das taten, sie mussten sichergehen, dass er auch wirklich der war, für den sie ihn hielten, Kalikor, der Prinz des Drachenordens. "Er hat mich wiederbelebt, mit der Bedingung, dass ich ihm als Sichtfenster diene..."
Etwas unsichtbares schien in seinem Inneren zu rebellieren, sich aufzubäumen, kratzte und schlug wild um sich, ein Kampf sollte ausgefochten werden. Kalikor kämpfte mit aller Kraft, verlor jedoch dann das Bewusstsein und seine Augenlider schlossen sich. Der schlafende Körper wollte vornüber sinken, doch Isribus hatte ihn an einen Stuhl gefesselt und so sank nur sein Haupt schlaff auf seine Brust.
Immer noch erstaunt sahen die anderen, Warior, Gisildur, Savamir, Isribus und Badenius voller Zweifel auf den Bewusstlosen. Der erste begann sich anzuziehen und Gisildur überlegte fieberhaft und entsetzt:
"Wenn das wahr ist, was er sagt, dann weiß Muragecht bereits, wo wir uns aufhalten! Ohne Zweifel ist dieser Kerl hier wirklich Kalikor! Ich würde ihn unter Tausenden wiedererkennen.", er überlegte weiter, während die Anderen seinen Worten lauschten und ihnen versuchten Glauben zu schenken, "Dass er uns die Wahrheit gesagt hat, ist der beste Beweis dafür." Aufgebracht lief er im Zimmer hin und her. "Isribus?"
"Ja?"
"Lass ihn gefesselt! Es könnte sein, dass er uns auf Befehl seines vermutlich neuen Meisters aushorchen will! Muragecht sagte, er wäre für ihn ein Sichtfenster, also... Bindet ihm die Augen und lasst ihn hier allein! Wir müssen sofort mit den hiesigen Soldaten sprechen!"
Seine Stimme trug genug Autorität mit sich, dass die Anderen ihm nicht widersprachen und sich lieber schnell an die Arbeit machten.
Draußen begann es bereits zu dunkeln.

Kurz bevor die Sonne in einem gleißenden Rotgold hinter den Bergen verschwand, sattelten die Aufklärungssoldaten ihre Pferde, alle hatten ihre entschlossenen Gesichter Patrinell zugewand. Der stämmige Kämpfer warf noch einen besonnen Blick auf ihr Gemetzel zurück und rief dann seinen Leuten zu, ohne auf die Gnome oder Trolle zu achten:
"Wir reiten jetzt ohne Stopp zum Wachturm von Pakin durch! Wer schlapp macht, wird zurückgelassen! Also los, Männer!"
Gerade kamen ihre Feinde mit erhobenen Waffen und monströsem Gebrüll aus den Zelten gestürzt, um die Kokons zu bewachen und die Eindringlinge zu beseitigen, galoppierten die Hengste der anderen schon los, mit donnernden Hufen jagten sie Pferde über den heißen Wüstensand. Mit gewaltiger Schnelligkeit durchstoben sie die Reihen der Gnome, die sich bereits durch einen großen Vorsprung vor sie geschoben hatten und sie aus verrückt funkelnden Augen ansahen. Schwerthieb um Schwerthieb schickte einen Gnom nach dem Anderen ins Jenseits.
Da verließen sie auch schon die letzte Reihe an Feinden und stoben in den Tannenwald nahe der Wüste hinein, immer den hohen Turm im Blick, der sich imposant aus den Schatten der fernen Hügel erhob.
Noch einmal blinzelte die Sonne unendlich grell hinter dem Horizont auf, das Gold versiegte hinter Baumwipfeln und die Feinde brachen aus ihren schimmernden Kokons heraus, Massen von geifernden, spuckenden und sabbernden Wesen mit zuckenden Leibern, klauenbewehrten Händen und finsteren Augen, bösartig grinsend und fauchend.
Arth erstarrte einen Augenblick und verlor sich in seinen eigenen Gedanken, wer war es denn, der jetzt nach ihrem Verlust fallen würde und den Nachteil hatte?
Die antwort blieb aus, denn schon wendete er sein schweißnasses Pferd, ritt mit geballtem Mut und dem ausgestrecktem Arm mit dem Schwert gegen seine Feinde an und seine Soldaten taten es ihm gleich, wendeten ihre stämmigen Rösser, sandten Schlachtrufe zum Himmel und stürmten auf den Feind zu, der gerade versuchte auf die Drachenfestung einzuschlagen.
Unhaltbar stürmten sie den Gegnern in die Flanken, zerschmetterten sie und hackten mit erbittert verkrampften Muskeln in das zuckende Getöse, sie würden so lange nicht aufgeben, bis der Feind gefallen war. Mit letzter, widerstrebender Kraft droschen sie die Spitze der wuselnden Angreifer beiseite, töteten Tausende von ihren Pferden aus und umrundeten die südliche Flanke, um hier ein weiteres Mal ins Getümmel zu fahren.
Arth Patrinell schlug ohne nachzudenken um sich, ritt an der Spitze seiner Mannen. Aus den mit Tränen verschleierten Augenwinkeln sah er, dass viele seiner Leute mit samt dem Pferd umgerissen wurden, ins Heer geschleift wurden und dort grausam zermetzelt wurden. Einer nach dem anderen fiel an seiner Seite und er kämpfte weiter, wirbelte sein Schwert schnell um sich, nahm Leben ohne Unterlass, bis er schließlich Unterstützung durch die Pfeile der Bogenschützen auf der Burg erhielt.
So ein Gemetzel hatte es noch nie gegeben, Arth Pferd kam kaum noch vorwärts unter dem ständigen Angriff der Feinde, die sich wie eine nie enden wollende Woge über das Land ergoss. Noch einmal bäumte es sich auf, ein weißer Schimmel prächtig an Gestalt und unverwundet, doch da bohrten sich Lanzen und Piken tief in dessen Bauch und Brustfleisch, Patrinell wurde davon geschleudert, während ihn seine Kräfte immer mehr verließen, die Gedanken versiegten, während er immer noch wild entschlossen um sich schlug, schnell und geschmeidig. Seine Beine zitterten und er vermochte kaum noch zu stehen, blutete schon aus vielen Wunden.
Auf einmal öffneten sich die Tore der Drachenfestung aus Hartholz und unter Quietschen und dem Rasseln von Ketten stürmte die Kavallerie der Burg aus ihrem Schutz und drängten den Feind fast ohne Schwierigkeiten zurück. Ihre Rüstungen waren golden und auf ihren Bannern war das Wappen des weißen Drachen deutlich sichtbar, zeigten auch ihren Rang, es war die Leibgarde des Königs persönlich.
Erleichtert schloss Arth Patrinell die Augen sank auf die Knie und wurde von den sich zurückziehenden Feinden überrannt...

Versonnen sah der König auf das Land vor seinen Füßen, überschwemmt von den kreischenden Dämonenhorden, überflog es mit den Augen, genoss die Höhe seines Aussichtspunktes auf den Zinnen seiner Burg.
"Es wird zuende gehen. Nicht heute, aber bald... Bogenschützen! Feuer!"
Seine Stimme war die Macht in Person und als er das Schwert wie bei einem Angriff schwang, schossen die Kämpfer an den Zinnen mit vibrierenden Sehnen Pfeile ab, die ihr Ziel fanden.
"Bei mir wird der Mut belohnt!", sagte der König betont, "Schafft mir diesen Patrinell herauf!"
Hagel um Hagel donnerte auf die Damonen, immer schneller und stärker prasselten sie hinunter und trieben eine Reihe nach der Anderen von dem Ort zurück, an welchem Arth bewusstlos lag.
Plötzlich, wie durch ein Zeichen drehten die Angreifer ab und wanden ihren unendlichen, zuckenden Dämonenstrom nach Süden. Etwas musste sie beunruhigt haben...
Die Leibwache brachte Arth in das Innere der Festung und schon wurde das Tor wieder verschlossen und das Fallgitter heruntergelassen.

Langsam kam er wieder zu sich und erkannte, wo er war. Das Zimmer war unverkenntlich ein Herrenzimmer und süße Düfte lagen im Raum, wallten unauslöschlich durchs Zimmer und mit einem leisen Klopfen meldete sich auch schon der erste Besucher an. Es war der König, der nun den kunstvoll eingerichteten Raum betrat.
"Das war mutig von euch, Patrinell!" , sagte der alte König, dessen Haar bereits ergraut war und dessen Falten tief und dunkel waren. Sein Körper zeugte von vielen Narben in der Jugend.
Arth wollte sich aus seinem Bett erheben, spürte aber einen tiefen, stechenden Schmerz im ganzen Körper, also sagte er nur achselzuckend:
"Ich war es nicht allein! Wo sind meine Männer? Warum habt ihr sie nicht holen lassen? Sie waren doch viel mutiger als ich, hatten Frau und Kinder! Ich hatte dies nicht!" Seine Stimme schien irgendwie keinen bleibenden Eindruck bei dem König hinterlassen zu wollen, wohl durch dessen sicheres Auftreten.
"Wisst ihr,", begann er, "ich war auch einmal ein freier Schwertkämpfer. Als Hauptmann schlug ich viele Schlachten und schon früher hatte ich Gelegenheit Muragechts Truppen ins Gesicht zu sehen und ich muss sagen, ihre Stärke hat reichlich an Kraft verloren. Die Dämonenhorde, die es früher schon gab, waren menschlicher und nicht so todesmutig wie diese hier. Es betrübt mich, dass ihr so schlecht von mir denkt, Hauptmann!"
"Hauptmann?", fragte Arth verdutzt, immer noch misstrauisch dem König gegenüber, "Ich bin kein Hauptmann! Und schon gar nicht in euren Diensten, König... Wie war noch gleich ihr Name? Und was ist mit meinen Männern geschehen?"
"Folgt mir, wenn ihr könnt!" Patrinell versuchte es wirklich, doch die Schmerzen zogen ihn immer wieder zurück auf sein Bett. Kleinlaut gab er zu: "Ich kann nicht!", sein Ton wurde ruhig, er wusste, dass er dem König unterlegen war, "Sagt mir wenigstens euren Namen, Herr."
"Milchemia Telchman."
Der Name schnitt dem jetzigen Hauptmann hart ins Fleisch. War dieser König wirklich der Milchemia, von dem in den Sagen und Geschichten von den großen Kriegen berichtet wurde?
"Entschuldigt, ich wusste nicht, dass ihr es seid..."
"Macht nichts,", tröstete ihn der König, "dies wissen nur Einige. Früher konnte ich noch selbst gegen ihn kämpfen, doch heute sind meine Kräfte abgeflaut, eingerostet und in einem Kampf Mann gegen Mann würde ich sicher den kürzeren ziehen... Ich verlor viele Freunde an diesen Muragecht. Ich hoffe du weißt, dass Muragecht nur eine Bezeichnung seiner Ranghöhe ist, oder?" Der Andere schüttelte wissbegierig den Kopf. "Der eigentliche Herr über die Dämonen ist der Herr der Winde, der Donnergott! Durch die Magie der Liebe wurde er schließlich unterdrückt..." Nun schwieg er beträchtlich, glaubte offenbar etwas falsches gesagt zu haben, doch Patrinell hörte ihm trotzdem auch im Schweigen zu.
"Gibt es irgendwas, was ich für euch tun kann, Herr?"
Patrinells Frage war berechtigt, er hatte einen Fehler begangen und versuchte ihn nun wieder auszubügeln, indem er seine Dienste voll und Ganz Milchemia anbot.
"Da gäbe es tatsächlich was...", begann der König zu überlegen und legte sich gedankenverloren den Finger ans Kinn, "...sobald es euch besser geht, werdet ihr mit einem kleinen Trupp aufbrechen. Ich sah euch, wie ihr euch zum Wachturm von Pakin durchschlagen wolltet und dachte mir, dass dies eine gute Idee wäre. Der König vom Adlerfelsen ist alt und eingebildet, er sieht nur den Sieg und den Tod. Er würde nie Hilfe holen!"
"Da haben sie recht,", gab Arth zu, "vor einiger Zeit wurden wir losgeschickt, um die Kokons der Orks zu zerstören und auf keinen Fall Hilfe zu holen. Von Anfang an hielt ich das für eine Absurde Idee, also versuchte ich trotzdem Hilfe zu holen... Aber dann sah ich, dass ihr jetzt ganz allein und ohne weitere Kavallerie wart... Ich bekam Schuldgefühle und... Der Rest ist bekannt!"
"Ihr werdet mit Oberleutnant Arend reisen. Unter seinem Kommando stehet meine Leibwache, die Ritter, die euch aus den Klauen der Feinde befreit haben..."
"Was ist mit den Feinden...? Und wer ist dieser Arend...?"
Der Hauptmann begann zu schwächeln und ließ sich wieder zurück in die Kissen sinken. Der Schmerz pochte in seinem Kopf und die Schnittwunden an Armen und Beinen brannten wie Feuer.
"Der Gegner hat sich nach Süden gewand, entweder zieht er sich zurück, oder er sammelt seine Armeen zu einem Angriff im Süden des Landes! ... Arend ist, wie ihr vielleicht schon an seinem Namen gemerkt habt, ein Elf aus den Nordlanden. Sein voller Name lautet Oberleutnant Arend Isidor Hyazinth, Sohn des Odin..."
"Ziemlich langer Name.", bemerkte Arth bissig, "Ich wünsche jetzt allein gelassen zu werden!"
"Wie ihr wollt, schlaft euch ruhig aus!"
Mit den Worten verließ der König das Herrenzimmer und seine Schritte verloren sich gedämpft draußen auf dem Gang.

Allagan stolperte keuchend die bewaldete Hügelkette mit Shar im Schlepptau hinunter, Steine polterten ins Tal und oft lösten sie kleine Erdrutsche aus. Sie rannten den mit verdorrtem Gras bewachsenen Hang hinab ohne sich auch nur einmal umzusehen, den Blick immer starr auf die Felderebene vor ihren Füßen gerichtet. Am Abhang selbst sprossen nur hier und da vertrocknete, dunkle Hecken und Büsche in die Höhe, rissige silberne Borken gab es nur wenige und sie waren weit verteilt. Der kühle Nachtwind streifte über das Gras und raschelte in den Bäumen, während ihnen etwas dunkles, großes folgte, kühl wie die Nacht und tödlich wie aneinandergereihte, spitze Klingenwaffen schoss es auf sie zu. Die scharfen Krallen des Wesens, welches fast unsichtbar bei Nacht war, schlugen sich knirschend und schabend in den Fels und in knorrige Baumstämme, kroch behände wie eine Spinne an Felsnasen entlang und riss Büsche mit sich.
Beide spürten den heißen Atem des Wesens im Nacken, was so viel mehr Ausdauer als sie besaß und unbesiegbar schien. Mit rasselnder Kehle stürzte sich der Dunkle in die Lüfte und schlug mit ledernen Flügeln um Halt in der Luft zu finden. Ruckartig hoben ihn die Aufwinde empor und sein Schrei hallte gellend durchs Tal.
Jetzt warf sich Allagan auf Shar, riss ihn zu Boden. Die Klauen des Wesens verfehlten sie um haaresbreite und so schwebte es wütende Schreie von sich gebend davon und nach einigen Metern machte es kehrt, kam zurück mit roten, verrückt funkelnden Augen, kreischte so laut, dass sie dachten ihnen würden die Trommelfelle platzen. Verwirrt zerrten sie sich aus der Flugbahn des Teufels und verschwanden im dürftigen Schatten eines Baumes. Bei Beiden ging der Atem so schnell, dass er ihnen tief in die Kehle schnitt und sie mit letzter Kraft um Luft ringen ließ. Das Schattenwesen verschwand zwischen den Tannen am oberen Hang. Nur noch kurz konnte man seinen riesigen, klauenbewehrten Körper zwischen den Bäumen sehen, dann verschwand es irgend wo im Dunkeln.
Nach einiger Zeit des Wartens, konnten sie sich wieder erlauben miteinander zu sprechen.
"Was... war... das...", fragte Shar scharf atmend und befühlte die Wunde an seiner Seite, die ihm ein gesplitterter Ast zugefügt hatte.
"Das war Arborak... Dun... Er ist kein... Mensch wie Sowem Dun, doch... gefährlicher und... bösartiger..."
Sein Flüstern war fast unhörbar und weit oben zwischen den dunklen Stämmen schien sich ein Schatten schnaubend auf und ab zu bewegen und Shar nickte vorsichtig.
"Was machen... wir jetzt...? Der sitzt... doch da oben... immer noch rum... und glotzt!"
"Das ist unser Vorteil... Er sucht uns und... kann uns nicht finden... Komm... klettern wir da oben rauf..."
Er erhob sich und versuchte dabei so weit wie Möglich im Schatten zu bleiben, um nicht gesehen zu werden, dann setzte er seinen Fuß auf einen Ast, griff nach dem nächsten und zog sich in die Baumkrone hinauf. Allagan half Shar es ihm gleich zu tun und nach einigen Minuten saßen sie beide und warteten auf den nahenden Tag...

Es war kurz vor Mitternacht, als Oberst Ephraim von General Vedastus den Befehl bekam die Zinnen mit Bogenschützen zu besetzen und ein Kampftüchtiges Heer aufzustellen. Das Zeichen des weißen Drachen wehte auf den Fahnen und Bannern der Fußsoldaten und der Kavallerie.
Prinz Isribus hatte dem General den Befehl gegeben und so war es dann auch geschehen. Warum traute sich niemand zu fragen, doch es gab keinen Zweifel, dass der Prinz extra wegen dieses strategisch wichtigen Feldzuges des Muragecht nach Dalap - Uliga - Darrit gekommen war. Er hatte ihnen gesagt, dass der dunkle Zauberer wahrscheinlich versuchen würde die Stadt zu überfallen und niederzubrennen, nur, um einen Feind weniger zu haben, den er auslöschen musste. Er hatte ihnen gesagt, dass Muragecht die Fahne des weißen Drachen niederbrennen und die Herrschaft von König Milchemia absetzen würde, so, wie es schon seit Jahrhunderten in den Prophezeiungen geschrieben stehen würde.


"Ich hatte einen Traum..." Wariors Stimme war leise, nur ein Hauch in der Nacht, doch Gisildur, der neben ihm stand, konnte es hören.
"Was für einen Traum?", fragte er leise, während er in den Wald vor den Zinnen und auf die Ebenen dahinter hinaus blickte.
"...Nur einer von uns schaffte den Weg zum Hadesfelsen..."
"Träume lügen, erzählen Geschichten, die niemals wahr sein können!" Ungläubig schüttelte der Ritter den Kopf. Hinter ihnen im Hof standen die Wachen und Kämpfer mit ihren tausend Lanzen, Speeren und Klingen. "Auch wenn dieser Traum dir etwas unheilvolles verheißen hat! Es wird nur zum Teil in Erfüllung gehen!"
"Und welcher Teil ist das, deiner Meinung nach?" Vorsichtig sah er zu ihm auf.
"Berichte mir!"
Warior stockte, wusste nicht, wie er es formulieren sollte. "Ich sah einen Kämpfe mit einem breiten Schwert gegen Muragecht in den Schatten des Felsens kämpfen... Der Kämpfer fiel... Muragecht hatte gesiegt, doch dann trat aus den entfernten Schatten schwarze Gestalten, unsichtbar in der Dunkelheit meines Standortes... Einer erschlug Muragecht... Die Höhle, die Festung, sie stürzte ein, begrub alles unter sich. Die Gestalten konnten sich retten, doch das Schwert wurde mit in die Lava des Vulkans gerissen..."
"Wird es doch an einem anderen Ort geschehen! Vielleicht wenn Muragecht seine Leute anfeuert! Du darfst jetzt nicht aufgeben, Bruder! Bete, dass du der flüchtende Krieger bist!"
"Und was ist mit dem Schatten an meiner Seite?"
"Jeder hat einen Schatten der Vergangenheit an sich heften, Warior! Richte deine Blicke jetzt auf den Kampf!"
Er deutete mit dem Arm ins dunkel der Felder und wiesen, über die sich nun ein grummelnder Schatten zu legen schien. Es waren die Dämonenhorden. Und es war Nacht. Die Zeit des Bösen war gekommen. Noch konnten sie keine Konturen erkennen, keinen dunklen Fürsten an der Spitze, doch die Armee wanderte rasch weiter, würde in wenigen Minuten aus dem Pass scheren und in den Wald vordringen.
"Da!", sagte Badenius, der zu ihnen getreten war, "Ich hatte Recht! Kalikor hat uns verraten!"
"Das will ich immer noch nicht so recht glauben!" Isribus ballte die Faust. "Immerhin ist er unser Bruder!"
"Vielleicht hat sich das Böse ohne sein Wissen seines Körpers bemächtigt!", warf Warior ein.
"Er wollte dich angreifen, Junge! Versteh das doch, er ist uns allen nun feindlich gesinnt!" Badenius' Stimme war hart, schroff wie ein rauer Felsen. Aus dem schüchternen Jungen war in den wenigen Tagen ein erbarmungsloser Krieger geworden, der für sein Volk bis zum letzten Atemzug kämpfen würde.
"Du bist schließlich nicht umsonst der Sohn von dem kampferprobten Milchemia!", gestand Gisildur und legte die Hand auf seinen Schwertknauf. "Wir werden diese Stadt verteidigen, koste es was es wolle! Hoffen wir nur, dass Unterstützung aus dem Norden eintrifft!"
"Vom Adlerfelsen?", höhnte Badenius und seufzte, "Nehmt es mir nicht übel, aber euer Vater hat bestimmt anderes zu tun als sein Bündnis einzuhalten! In diesem Moment lässt er ganz bestimmt ein Fest feiern!"
"Ich meinte auch nicht vom Adlerfelsen!" Nun schwieg Badenius. Er wusste, dass sein Vater damit gemeint war, er sollte Hilfe schicken. Auf einmal wurde es ihm warm und er stieg die Treppe der Stadtmauer in den Hof hinab.
"Ich... Werde die Soldaten lieber von da unten anfeuern!", sagte er lächeln und winkte ihnen unsicher und eingeschüchtert zu. Die Anderen nickten und wussten um Badenius’ Gedanken.
Plötzlich bliesen Hörner laut auf, erfüllten den ganzen Wald von Dröhnen und einem dämonischen Kreischen.
"Die Schlacht wird in der Geschichte als die unmöglichste eingehen!", behauptete Gisildur zu Warior und Isribus gewandt, "Eine Stadt mit fünfzig Leuten gegen eine unsterbliche Streitmacht von... unendlich vielen..." Er grinste verlegen und zog sein Schwert mit einem klirrenden Geräusch.
Bogenschützen hinter den Zinnen legten an, zielten nur mit einem Auge, doch das würde genügen um den Feind ins Jenseits zu befördern.
Jetzt hatte Warior eine Idee. Er drehte sich zu den Leuten und rief ihnen mit weit ausgebreiteten Armen zu:
"Leute! Ich hoffe ihr habt Heute alle Waffen aus Lorbeerholz. Und... tötet nicht! Macht sie nur kampfunfähig, so werden sie nicht wiederbelebt!"
Alle stimmten ihm zu und meinten:
"Gute Idee!", oder, "Wie ihr meint, mein Prinz!"
Sollte es wirklich so zuende gehen? Er konnte es nicht glauben und er wollte es erst recht nicht! Wo war der verdammte Druide, wenn man ihn brauchte? Vermutlich lag der irgendwo in seinem Bett und schlief seinen Rausch von der Kneipe aus, anstatt diesen verheißungsvollen Schmied herbeizuschaffen. Er musste es zugeben, die Lage war schier aussichtslos. Doch da erinnerte er sich an die Vergangenheit. Genau in so einer unbedeutenden Nacht hatte Milchemia am Klammwall gekämpft und mit ihm der große Zauberer Sendinior, der sich schließlich geopfert hatte, um die Welt von neuem ergrünen zu lassen.
Endlich war es soweit, die Dämonenhorden hatten den Wald durchdrungen und standen jetzt rings um die Mauern, große und kleine, Orks, Trolle, Gnome und Schattenwesen, alle hatten sie sich rund herum um die Stadt versammelt, geiferten und fauchten, sodass ihre Schreie noch lange von den Bergen widerhalten.
"Los!", brüllte da Gisildur und die Schützen unter der Fahne des weißen Drachen ließen ihre Bogensehnen vibrieren und die brennenden Pfeile auf die Feinde hernieder prasseln. Schon war die erste Line umgestoßen und nur wenige waren gestorben, die anderen bewusstlos oder zu schwer verletzt um weiterkämpfen zu können.
Doch jetzt war der Feind am Zug, und der hatte keine Hemmungen den Gegner sofort zu töten. Eine schrille Ork- Stimme verkündete, dass die Bogenschützen mit ihren schwarzgefiederten Pfeilen nach vorne treten sollten.
Wieder war die Luft erfüllt von dem unaufhaltsamen schwirren und sirren von Pfeilen, die entweder brannten oder mit Gift getränkt waren.
Gerade als der erste Angriff vorüber war, stellte sich heraus, dass fast alle Schützen der Stadt ins offene Messer gelaufen waren und mit duzenden von Pfeilen in der Brust elendig zu Grunde gegangen waren.
Gisildur schluckte und die Tore knirschten, als die berittenen Reiter die Stadt verließen und auf den Kampfplatz losstürmten...

Allagan hatte den jungen Schmied unter den Arm geklemmt und rannte geradewegs auf den Hang hinunter und zu den Ebenen, wo die Dämonen heulten und kreischend kämpften. Irgendwo da mussten sich Muragecht, Sowem Dun und zwei weitere herrschende Diener des Todes sein, das spürte er, doch er wusste nicht, dass die anderen beiden Arborak Dun und Sam waren, gehüllt in die Kleider der schwarzen Schattenwesen. Im Laufe der Jahre hatte sich ihre Zahl von dreien auf fünfzehntausend mindestens erhöht, an deren gepanzerten Leibern jede Klinge brach oder abprallte.
Schnell schickte er eine Meer aus blauen Flammen auf die Gegner und ließ diese halbtot umfallen. Jetzt war die Zeit gekommen, dass der junge Eszentir in den Kampf trat, die Elfensteine und sein kostbares Schwert benutzte. Nun ließ er Shar auf die Füße fallen und dieser Zog sein Schwert.
"Ja, Junge! Jetzt ist die Zeit gekommen, dass du dein Schwert einsetzt! So wirst du ruhmreich siegen!", rief Senragor und aus seinen Fingerspitzen quollen blaue Flammen, zischten zwischen die Reihen der Feinde und vernichteten Hunderte mit einem mal, doch es schienen von ihnen aus gesehen nicht weniger zu werden.
Der Schmied riss gerade seine Klinge durch den Leib eines Gnoms, der widerlich winselnd zusammensackte, als die Klinge grünes Feuer zu fangen schein und blitzartige Feuerzungen von den Elfensteinen auf das Schwert übergingen.
"So macht man das, Halbelf!", lachte der Druide und fetzte seinerseits einige Orks beiseite.
Da bemerkte Eszentir, wie ein dunkles wesen, ein Schattenwesen auf ihn zuhielt, die knochigen Hände wie zu Klauen gekrümmt und aus den roten Augen kam ein rotes, durchdringendes Glühen. Die giftgrünen Flammen stoben höher und das Schwert zog jetzt bei jeder seiner Bewegungen einen hell lodernden schweif hinter sich her. Er stürmte direkt auf das dunkle wesen zu und grub die Klinge tief in das fiebrige, schwarze Fleisch. Wild kreischen warf es sich von Shar und verschwand in den kämpfenden Reihen.
"Mist!", keuchte Eszentir und hob das Schwert für einen neuen Angriff...

"He, seht mal,", rief Warior aufgeregt und deutete auf das andere Ende des Schlachtfeldes, wo abwechseln blaue und grüne Lichtschimmer aus den Dämonen aufzuckten und sie wild beiseite schleuderten, "da räumt ja einer ganz tüchtig auf!"
"Der Druide!", schnaufte Isribus beugte sich über die Zinnen um sie besser sehen zu können und wäre so fast von einem Ork- Pfeil getroffen worden, wenn Gisildur ihn nicht zurückgerissen hätte. "Und da ist noch jemand bei ihm! Soll das etwa dieser Schmied sein?"
Warior erstarrte. Die schattigen Gestalten dahinten war die Gestalten aus seinem Traum, sie würden Muragecht töten und er würde scheitern... Sein Mut schwand rasch und versank immer schneller im Schlachtgetöse.

Der Kavallerie war es gelungen die hälfte der nachgerückten front niederzumetzeln, wurden aber jetzt von deren Nachfolgern zurück bis hinter die Tore gedrängt, die sich dann unter lautem Krachen schlossen.
"Was ist, haben wir gewonnen?", fragte Badenius aufgeregt, doch der Hauptmann der Reiter lachte nur und klemmte seinen Helm zwischen Arm und Oberkörper.
"Gewonnen?", fragte er ungläubig, "Wie sollen wir gegen die gewinnen! Noch immer kommen sie aus dem Pass geschossen, in einer nicht enden wollenden Woge! Wir können die Stadt nicht mehr halten, Prinz!"
"Es muss doch einen Weg geben!", dachte Badenius laut nach.
"Wir könnten mit dem hiesigen Horn Hilfe holen, wenn ihr es erlaubt, mein Prinz!"
Eifrig nickte dieser.
"Aber macht schnell! Ich glaube nicht, dass ich bei diesen eiskalten Temperaturen noch länger hier aushalte!" Genervt winkte der Hauptmann ab und Badenius zog sich schmollend und fröstelnd in den hinteren Teil des Hofes zurück.
Als die helfenden Hörner erklangen, laut und vibrierend aus Schluchten und von den Berggipfeln wiederhallend, war es eben auch ein Ansporn für die Verteidiger der Stadt, die nun die Tore passierten und sich bis ganz vor in die Mitte der Dämonen schlugen, während nur noch die verteidigenden Bogenschützen hinter den Zinnen kämpften...

Auch Kalikor saß noch gefesselt im Gasthaus und hüpfte aufgeregt auf seinem Stuhl, an den er gefesselt war, durch die Gegend, wollte entfliehen, konnte es jedoch nicht und so gab er es schließlich ganz auf.

Und auch die Prinzen waren unter den Kämpfenden, drängten sich dicht an dicht in einer Phalanx zusammen, aus der Fahnenstangen mit den Bannern des weißen Drachen ragten. Verzweifelt kämpften sie, doch die Dämonen schienen so unendlich stark zu sein, dass ihnen der Mut immer rascher und schneller entfloh.

Jetzt versuchten die beiden Kämpfer mit den magischen Kräften zu ihren Schützlingen zu gelangen, wurden doch plötzlich von einer großen, massigen Gestalt gehüllt in dunklen Tüchern gehüllt aufgehalten. Mit der Gestalt traten drei Diener herbei, dich sich schützend um die eine stellten und als der große die Gewänder um sein Haupt herum fallen ließ erstarrte Senragor:
"Du?"
"Ja!", antwortete Cyprian, der jetzige Muragecht, "Nenn mich ruhig wieder Onkel, wie früher!", meinte er und Arborak Dun zu einer rechten kreischte und schlug mit den Krallen nach Shar, doch dieser konnte noch früh genug ausweichen.
"Du Verräter! Ich dachte du wärest tot... und nun bist du der Dämonenfürst!" Er hatte zu zittern begonnen, die Magie in seinem Inneren begann zu versagen und aus seinen Augen rannen ihm Tränen über die Wangen.
"Oh, das war ich,", gab der ehemalige Druide zum Besten und lachte bösartig, "doch nichts macht mehr spaß, als sich aus seinem dunklen Grab zu erheben und gegen seine eigene Verwandtschaft anzutreten! Findest du nicht auch? Immerhin hast du ja gegen mich gekämpft!", er lächelte ein höllisches Lächeln, das, was er auch bei Sendiniors Tod gelächelt hatte. "Und wie früher wirst du jetzt sterben, denn die Visionen waren alle zu meinem Gunsten, als der Herr der Winde noch lebte!" Er zog das Schwert, das eine Schwert, das dritte und letzte echte Zauberschwert, wenn die beiden anderen Schwerter sich zusammengefügt hätten, wie der Druide vorausgesagt hatte.
Jetzt packte Shar die Wut, er hatte lange genug zusehen müssen, wie sein jetziger Freund gedemütigt wurde, mit erhobener Waffe drosch er auf den schwarzen ein, der jetzt abwehrend sein magisches Schwert in die Höhe riss. Magie prallte auf Magie und Funken sprühten, lodernden hell und gleißend.
"Ein Zweikampf wie in alten Zeiten, wie? Du gegen mich, und meine Diener gegen Allagan! Welch unglückliches Schicksal euch doch vorausgesagt ist, kleine Sterbliche!" Und damit begann de finale Schwertkampf, jeder mit einer magisch aufflammenden Klinge in den verkrampften Klauen...

Erst jetzt, nach zwei langandauernden kämpferischen Stunden antworteten die Hörner der Rettung. Sie stürmte von der Waldenburg und vom Drachenfelsen her, schlugen und fetzten mit aller Kraft gegen die Dämonen, allen an der Spitze die beiden Könige, unter ihnen auch der ehemalige Hauptmann Milchemia.
Das komische war nur, hinter Milchemia rückten nicht nur die goldene Leibwache mit vor, sondern auch das gesamte Elfenvolk auf weißen Einhörnern, die in hellem Galopp dahinbrausten. Es war Arth Patrinell gewesen, der in den Wachturm von Pakin gegangen war und von dort Hilfe geholt hatte. Erstaunlicher Weise waren mit ihnen auch die Zwergen- Pioniere mit ihren Äxten und Spitzhacken gekommen, um ebenfalls ihr Reich zu verteidigen, was gleich als nächstes daran hätte glauben müssen.
So kämpften die Völker in einer einzigen, blutigen Schlacht gegeneinander, in einer Schlacht, die für immer in die Geschichte eingehen sollte.

Allagan blutete stark aus allen Wunden, Klauen und Schwerter hatten nach ihm gestochen ihn mit voller wucht getroffen, da die Eisfrau seine Beine am Boden hatte festfrieren lassen. Er setzte seine Kraft dagegen ein Angriffe abzublocken und vertraute auf Shar, der gegen Muragecht kämpfe.

Wieder prallten die Schwerter aufeinander, hüllten die Kämpfer in eine große Aura von Kraft und Magie ein, die von ihrer Willenskraft getrieben wurde.
Nach einem lang andauernden Gefecht wie diesem, schwitzten sie und ihre Gesichter waren rot vor Anstrengung, ihre Muskeln schmerzten und doch forderte die Magie mehr, hatte sie wie in ihren Bann geschlagen, einen Bann, der unzerbrechlich zu sein schien.
Da wurde Shar abgelenkt, als Allagan zu seinem Schutz eine blaue Feuerwand um sich herum errichtete und Muragecht nutzte diesen Moment um mit letzter, geballter Kraft den jungen Schmied einzuhacken, doch dieser wich im letzten Moment noch aus und so verfehlte der Hieb seinen Kopf, schnitt aber stattdessen seinen linken Unterarm ab und ließ Blut in alle Richtungen spritzen. Shar schrie verkrampft auf und kippte vor schwäche vorn über, während der dunkle Zauberer das Schwert einweiteres Mal erhob, um auf den Jungen einzudreschen, in seinen Augen funkelte Gier und der Hunger nach Macht. Sie ließ er die magische Klinge auf Shars Rücken zischen, genau in dem Moment, als dieser sich ein letztes Mal aufbäumte und die Spitze des Schwertes in die Richtung Muragechts Herz gleiten ließ. Im gleichen Moment durchlugen die Waffen der Rivalen den jeweiligen Körper des Gegners.
Der Junge wurde unter wenigen Schmerzen und Qualen in der Mitte zerteilt, während Muragecht die Klinge durchs herz hindurch geschoben wurde und die Spitze hinter seinem rücken wieder sichtbar wurde. Eszentir war tot, doch Cyprian blieben noch einige letzte Momente, Momente, in denen er sich wieder heilen können würde...
Allagan riss sich von den Gegnern, los eine Flamme der Wut und der Verzweiflung, gepaart mit ewigem Hass und Trauer züngelten in ihm auf und er bündelte sie in seinen Händen zu Magie und zu blauem, blitzendem Feuer.
"Shar! Nein!", schrie er und lenkte den tiefblauen, letzten gebündelten Magiestrahl mit beiden Händen auf Gerwin.

Es schien eine Explosion aus Licht und Energie zu werden, die sich über das ganze Schlachtfeld in gleißendem Blau schob, sich über alle Körper schob und alles Böse auslöschte, vernichtete...

Allein auf dem wie leer gefegtem Schlachtfeld stand Milchemia, grinsend und von General Patrinell gestützt.
"Ha, ha,", lachte er, "und wieder hat der erfolgreiche Milchemia eine Schlacht geschlagen... Die wievielte war das jetzt? Die Hunderste? Und schon wieder sind fast alle außer mir gestorben!" Welch eine Ironie, dachte er, ich bin wohl unsterblich?!
Er verließ das Schlachtfeld und unterdessen brach auch Patrinell unter schweren Verletzungen zusammen und starb. Trauer erfüllte den König, Angst, allein sein zu müssen. Vielleicht sollte er sich so etwas wie eine neue Milliana anschaffen... oder das Land zu erkunden! Er hatte ja jetzt alle Zeit der Welt...

"Ja, ja...", denkt der Herr der Winde, "das war mein Plan mit dir, mein Spiel!" Die Wolken zogen sich zu und der Meister verschwand im Wind, wurde zum nächsten Land getragen, wo er vielleicht wieder eine Schlacht ausbrechen lassen würde...

Immer noch verlassen und Einsam saß Kalikor an dem Stuhl gefesselt da und humpelte durch das Zimmer. Durch die Energiewelle waren die Fenster gesprengt worden und Glasscherben lagen überall am Boden verstreut...
"Hm... Hm... Hilfe... Hm ...Hm..."

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Tag der Veröffentlichung: 11.03.2012

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