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Vorwort

 

Das Entstehen eines Ernährungstrends kann viele Ursachen haben. Dazu gehören Weltanschauung, rein praktische Gründe wie Allergien – oder der massenhafte Absatz von bestimmten Produkten und Ratgebern. Manche Dinge erweisen sich tatsächlich als fundiert und etablieren sich zumindest in bestimmten Bevölkerungsschichten dauerhaft. Andere werden nach einiger Zeit genauso vergessen wie die Mode von gestern.

 

Beispielsweise war es schon immer so, dass manche Menschen bestimmte Lebensmittel schlecht oder nicht vertragen. Spekulationen und die Aufstellung von eigenen Theorien können jedoch genügen, um aus einem Minderheitenprogramm auf einmal einen allgemeinen Trend zu machen. Was früher Teil einer üblichen Ernährung war und sogar als gesund angesehen wurde, ist auf einmal schlecht. Einige Jahre später ist womöglich die Rede davon, dass alles nicht so gemeint war und noch andere Dinge berücksichtigt werden müssten. Fett war früher generell schlecht – heute sind es nur bestimmte Arten, und andere sogar wertvoll.

 

Bestimmte Ernährungstrends sind sehr wohl „nachhaltig“ und haben einen nachvollziehbaren Hintergrund. Es ist eine Tatsache, dass viele Produkte zunehmend reicher an zugesetztem Zucker sind und einem dieser an jeder Ecke angeboten wird. Die sehr hohe Energiezufuhr führt in Zusammenhang mit zu wenig Bewegung tatsächlich oft zu Übergewicht. Der Trend zur Vermeidung von Zucker, auch ohne an Diabetes zu leiden, ist somit nachvollziehbar, zumal es auch Alternativen dazu gibt. Keine wirklichen sind allerdings der häufig angepriesene Bienenhonig oder bestimmte natürliche Fruchtzuckerarten, allein schon wegen des ebenso hohen Energiegehalts. Es ist jedoch nicht für alle nötig, Zucker unter allen Umständen auszuweichen.

 

Vegane Ernährung, also ohne jegliche tierische Produkte inklusive Dingen wie Kuhmilch, war früher eine Sache der Weltanschauung und ein absolutes Minderheitsthema. Vegetarische Ernährung wurde am Ende des 20. Jahrhunderts vielfach zumindest akzeptiert, nun schaffte es eine erweiterte Form in den „Mainstream“. Weil durch die Einsparung von für die Tierhaltung nötigen Ressourcen tatsächlich eine „Weltrettung“ möglich ist, ist die weitere Verbreitung in jüngerer Zeit an sich begrüßenswert. Negative gesundheitliche Effekte von Fleischkonsum sind mittlerweile wissenschaftlich anerkannt, und zu Kuhmilch gibt es ebenfalls Alternativen. Auch bei dieser Ernährung ist jedoch eine sorgfältige Auswahl der einzelnen Bestandteile nötig, damit sie gesund ist. Jeden Tag Pommes Frites und Zuckersirup wären ebenfalls vegan.

 

Was steckt nun hinter sämtlichen Ernährungstrends, wie sie immer wieder auftauchen? Handelt es sich um völlig frei aufgestellte Theorien, oder haben sie wahre Hintergründe? Warum widersprechen sie einander nicht selten? Häufig ist es so, dass dem tatsächlich so ist – allerdings werden nicht selten bestimmte Dinge verallgemeinert oder aus dem Zusammenhang gerissen. Begleitet wird dies stets von einer Vielzahl von Kochbüchern, Ratgebern und speziellen Nahrungsmitteln, die natürlich deutlich teurer als vergleichbare andere sind.

 

Low Carb – kohlenhydratarme Ernährung

 

Das Grundprinzip von gesunder Ernährung ist an sich rasch erklärt – es besteht aus dem Konsum aller wichtigen Nahrungsbestandteile im richtigen Verhältnis zueinander. Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette liefern Energie, Vitamine und Mineralstoffe sind ebenso wichtig. Wasser liefert zwar keine Energie für den menschlichen Körper, ist jedoch auch in ausreichenden Mengen nötig. In Kombination mit genügend Bewegung entsteht ein gesunder Lebensstil. Wer abnehmen will, muss weniger Energie aufnehmen und mehr durch Bewegung verbrauchen, dann werden nämlich die körpereigenen Fettreserven „angegriffen“. Weil sich dies in der Praxis oft schwierig gestaltet, haben sich im Laufe der Zeit unzählige Ratgeber zu Diäten auf dem Buchmarkt etabliert.

 

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder auffällt, ist „Low Carb“. Es gibt Unmengen an Ratgebern und Kochbüchern, die sich um die Vermeidung von Kohlenhydraten drehen. Es handelt sich um einen US-Trend, der nach Europa „geschwappt“ ist – doch das Thema taucht seit vielen Jahren ständig neu auf. Bei näheren Nachforschungen stellt sich sogar heraus, dass „Low Carb“ keine neue Erfindung ist, sondern eine lange Geschichte hat.

 

Vieles deutet darauf hin, dass es keine empfehlenswerte Ernährungsweise ist, oder bestimmte Dinge verallgemeinert werden. Oftmals werden nur ständig wiederholte Hinweise unreflektiert wiedergegeben.

 

 

 

Worum geht es überhaupt?

 

Der Begriff „Low Carb“ ist eine Abkürzung des englischsprachigen „low carbohydrate” und bedeutet „geringer Anteil an Kohlenhydraten“. Häufig wird eine darauf basierende Ernährungsweise als „Wundermittel“ zum Abnehmen angepriesen, manchmal ebenso als allgemeine Ernährungs-Empfehlung. Argumentiert wird oft damit, dass die Nahrung in der Frühgeschichte der menschlichen Kultur meistens arm an Kohlenhydraten war und es schon gar keine in verarbeiteter Form gab. Genaue Daten existieren jedoch nicht. Anderen Erkenntnissen zufolge betrug der Anteil an der Nahrung zumindest etwa 25 oder 40 Prozent, was heutigen Ernährungsempfehlungen nahekommt.

 

In der Vergangenheit tauchte der Begriff immer wieder auf, zuletzt etwa nach 2010 in Form von zahlreichen Ratgebern und Kochbüchern. Eine moderne Erfindung ist „Low Carb“ jedoch nicht – einzelne Berichte über entsprechende Diäten gehen auf das 19. Jahrhundert und sogar davor zurück.

 

Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung sind im Prinzip Eiweiß (Proteine), Kohlenhydrate, diverse Vitamine und Mineralstoffe, in begrenztem Maß Fett sowie Wasser. Ballaststoffe gehören ebenso dazu und sind wiederum ein Teil der Kohlenhydrate. Viele Menschen essen jedoch zu viele in Form von Lebensmitteln wie Nudeln, Kartoffeln oder Zucker – „Low Carb“ als Empfehlung scheint somit naheliegend. Ist eine Ernährung jedoch noch ausgewogen, wenn ein wesentlicher Bestandteil auf ein Minimum reduziert wird?

 

 

 

Die „Abnehm-Industrie“

 

 

Übergewicht gehört zu den häufigsten Problemen in Industrieländern. Große Teile der Bevölkerung wollen abnehmen – ideale Voraussetzungen für eine regelrechte „Industrie“, die sich rund um dieses Thema gebildet hat. In der Theorie ist Abnehmen recht einfach – ausgewogene Ernährung, weniger Energieaufnahme als verbraucht wird und ausreichend Bewegung. In der Praxis ist das nicht immer einfach, weshalb sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl von konkreten Empfehlungen entwickelt haben.

 

In den 1980ern war etwa noch häufig die Rede davon, dass Fett generell schlecht sei und zu vermeiden ist. Dementsprechend war „fettarm“ oder „fettreduziert“ eine häufige Werbeaussage. Später wurde zwischen gesättigten Fettsäuren und den „guten“ einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren unterschieden. Heute ist allgemein anerkannt, dass zum Beispiel Omega 3-Fettsäuren in gewissem Maß besonders gesund sind, Transfettsäuren hingegen äußerst schlecht. Auch hier ist jedoch weniger bekannt, dass sich diese direkt aus Meeresalgen gewinnen lassen oder in einer Vorstufe in Leinöl vorhanden sind, während der Markt von Fischkapseln dominiert ist. Olivenöl war früher exotisch oder nur aus italienischen Restaurants bekannt, heute ist es „alltäglich“.

 

Anders ist dies mit „Low Carb“. Kaum sonst etwas taucht über die Jahrzehnte immer wieder auf und basiert darauf, Halbwahrheiten für allgemein gültig zu erklären. Es ist richtig, dass Zucker zu den Kohlenhydraten gehört, und kaum jemals als gesund beworben wird. Der Zuckergehalt von Lebensmitteln wird eher verschleiert als ausdrücklich angegeben, Probleme wie Zahnschäden und Übergewicht werden kaum bestritten. Es ist jedoch unterschiedlich, welche Mengen von Zucker für jemand ein Problem darstellen, außerdem gibt es noch andere Kohlenhydrate. Werden diese gänzlich weggelassen, ist die Ernährung nicht mehr ausgewogen und kann erst recht zu gesundheitlichen Problemen führen.

 

 

 

Was sind überhaupt Kohlenhydrate?

 

Kohlenhydrate bestehen aus Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) in einer komplexen Zusammensetzung. Chemisch sind sie auch als „Saccharide“ bekannt. Sie entstehen auf natürliche Weise durch Fotosynthese, sind ein wesentlicher Bestandteil von Biomasse und somit auch von menschlicher Nahrung. Zum optimalen Anteil an der Ernährung gibt es unterschiedliche Ansichten, manchmal liegen diese bei ungefähr 50 Prozent. Verschiedene Arten von Zucker fallen unter den Begriff Mono-, Di- und Oligosaccharide (Ein-, Zwei- und Mehrfachzucker).

 

  

Die sogenannten Polysaccharide haben im Gegensatz dazu keinen süßen Geschmack. Dazu gehört Stärke, wie beispielsweise Kartoffelstärke. Gemüsesorten wie Karotten, Erbsen, Bohnen und Linsen haben ebenso einen hohen Anteil an Kohlenhydraten. Das trifft auch auf die gängigen Getreidesorten wie Weizen, Roggen oder Hafer zu, auch Reis und Mais gehören dazu. In der Folge haben Lebensmittel wie Brot, Nudeln und Süßspeisen einen hohen Anteil an Kohlenhydraten.

 

 

 

Eine wesentliche Energiequelle

 

Der menschliche Organismus nutzt Kohlenhydrate als hauptsächliche Energiequelle, da sie rasch verwertbar sind. Fette werden hingegen deutlich langsamer abgebaut, dienen also mehr als langfristige Reserve. Sie werden jedoch genauso ständig verbraucht, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Es ist nicht richtig, dass nur bei starker körperlicher Betätigung und nach einer gewissen Zeit „Fett verbrannt“ wird.

 

Hat der sogenannte Blutzuckerspiegel einen idealen Wert, ist die akute Energieversorgung

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Pixabay (Lizenz: CC0)
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2016
ISBN: 978-3-7396-3289-6

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