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Ein unerwartetes Ereignis

  1. Kapitel Ein unerwartetes Ereignis

 

Es war ein früher frühlings Abend als ich vom Baseballtraining nach Hause kam. Ich war ein Junge von 17 Jahren und hatte dunkelbraune Haare. Ich trug sie häufiger hochgegelt und strubbelig. Mein Pony war kurz geschnitten und wie der Rest meiner Frisur meistens hochgegelt. Trotz meines Potestes beim letzten Frisörbesuch lies die Frau, die mir die Haare schnitt, meinen Pony stehen. „Trag ihn so lange du ihn noch hast.“ Meinte sie zu mir und lachte dabei.

Für mein Alter war recht groß und kräftig, worauf ich sehr stolz war. Die meiste Freizeit verbrachte ich mit Sport. Ich hatte ein breiteres Kreuz als viele meiner Mitschüler, dennoch reichte es nicht an die ganzen Footballspieler heran. Sehr stolz war ich auf das angedeutete Sixpack was ich nicht hatte, weil ich zu dünn war. Außerdem war ich froh über eine gesunde Hautfarbe, die mich das ganze Jahr über leicht gebräunt aussehen ließ. Ich hatte einen leichten Bartschatten. Schon jetzt sah man mir an, dass ich wohl einen recht dichten Bartwuchs haben würde. Seit kurzer Zeit kommen immer mehr Haare auf der Brust dazu. Um den Mädchen in meinem Jahrgang zu gefallen muss ich diese regelmäßig rasieren. Eine nervige Angelegenheit. Zum Glück ist es nicht all zu viel. Doch auch auf meinen Armen hatten schon ziemlich viele Haare und meine Freunde meinten, dass ich später aussehe wie ein Tier. Sie waren jedoch nicht all zu dunkel. Von meinem Vater hatte ein kräftiges Kinn, wie auch seine braunen Augen und Haare. Ich hatte außerdem eine gerade Nase die zu meinem Gesicht passte, keine abstehenden Ohren und schmale Lippen. Ganz allgemein konnte man sagen, dass ich ein hübscher Kerl war.

Ich lebte am Rande einer Vorstadt in einem Haus mit meinen Eltern. Es war ein gewöhnliches Haus. Es hatte neben dem Erdgeschoss eine zweite Etage in der sich unsere Schlafräume befanden. Meine älteren Geschwister waren alle schon ausgezogen, hatten zum Teil ihre eigenen Familien und lebten in anderen Städten. Deswegen waren wir vor einigen Jahren in dieses kleinere Haus gezogen. Ich war um einiges jünger, ein Nachzügler. Meine Schwester war vor gut fünf Jahren ausgezogen und beendete diesen Sommer das College. Seither konnte ihr Zimmer als Gästezimmer genutzt werden wenn einer meine vielen Geschwister zu Besuch waren. Betrübt schaute ich mich im Flur um.

Das Auto meiner Mutter stand in der Einfahrt und ich hörte sie in der Küche. Der Pistolenhalfter meines Vaters sowie seine Schuhe waren nicht da, also musste er noch arbeiten sein, was mich erleichternd aufatmen ließ. Ich liebte meinen Vater, schließlich war ich sein Sohn, trotzdem wollte ich in den letzten Tagen Abstand zu ihm haben.

Die Turnschuhe in die Ecke kickend ging ich zur Küche und streckte meinen dunklen Schopf durch die Tür. Ich sah sie Tüten auspacken und große Wasserkästen standen herum. „Hi Mum. Na, soll ich dir helfen“, fragte ich und versuchte sie fröhlich anzulächeln. Meine Mutter drehte sich zu mir um und man sah ihr an, dass sie in jungen Jahren wahrlich schön gewesen war. Die gerade Nase, die graden Zähne hatte sie an mich vererbt. Ihre hellbraunen Haare hatte sie zu einem Knoten auf den Hinterkopf zusammen gebunden aus dem sich einige Strähnen gelöst haben. An ihrem Hals hing ein Kreuz, es war stets ihr Begleiter. Meine Mutter war eine sehr gläubig Frau und war in unserer Gemeinde sehr aktiv. „Oh Jasper“, rief sie erfreut und packte nebenbei das Obst in den Kühlschrank, „Nein, nein, alles schon fast erledigt. Wieso kommst du denn erst jetzt nach Hause Schatz?“ Mit diesen Worten schaute sie zur Küchenuhr.
„Das Baseballtraining ging länger heute, wir wollen doch diese Saison mal gewinnen“, antwortete ich und grinste sie schräg an. Ja, Baseball war meine Leidenschaft! Auch wenn ich im falschen Bundesstaat dazu wohnte. Hier in Texas gab es nur Football. Trotzdem gab es an seiner High School eine Baseballmannschaft und ich war dieses Jahr zum Kapitän der Mannschaft ernannt worden. Ich rechnete mir gute Chancen aus, dass ein Talentscout mir ein Stipendium anbieten könnte. Das Footballteam in unserer High School war zudem sehr sehr schlecht. So bekam mein Team viel Aufmerksamkeit und wer es beim Mittagessen an unseren Tisch schaffte hatte es an unserer Schule „geschafft“.
„Ist was schief gelaufen? Du siehst so betrübt aus Jazzy. Wirklich alles gut“, fragte meine Mutter, welche mich mit ihren dunkelblauen Augen durchbohrte. „Ach, gibt immer mal schlechte Trainingstage, keine Sorge. Ich bin oben.“, meinte ich und grinste meine Mutter schräg an und zwinkerte ihr freundlich zu. Sie war immer schnell besorgt, was zwar durchaus lieb gemeint ist, aber mit siebzehn einfach nur nervig war. Ich drehte mich um, schnell nahm ich die Stufen hoch zu seinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich wollte keine weiteren Fragen. Schon seit Tagen wusste ich nicht wo mir Kopf stand. Über meinen Bett hing eine Fahne meiner Lieblingsmannschaft, der Texas Rangers. Auf meinem Bett fand ich einen Stapel frisch gewaschener Wäsche und das Chaos auf dem Schreibtisch sah genauso aus wie ich es hinterlassen hatte. Die dreckige Wäsche die am Morgen noch auf dem Boden lag war wie durch Zauberhand verschwunden. Das Zimmer besaß nur ein Fenster von welchem man in den Garten des Nachbarn schauen konnte. Eine einsame Pflanze stand auf dem Fensterbrett und wäre ohne die Fürsorge meiner Mutter wohl längst vertrocknet. Auch lagen viele Fotos herum die mich, meine Freunde und meine Familie zeigten.

Frustriert ließ ich mich auf das Bett fallen. Schon seit Tagen nagte eine Ungewissheit an mir. Vor einigen Wochen ist es in der Schule zu einem Zwischenfall gekommen, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging und der anfing mein Leben auf den Kopf zu stellen. Nach der Sportstunde, in der wir Rugby spielten, sollten ich und ein Klassenkamerad die liegen gebliebenen Utensilien wegpacken.

 

Ich verdrehte genervt die Augen und ließ meinen besten Freund aus den Schwitzkasten in dem wir ihn aus spaß genommen hatten. Mein Sportlehrer schaute mich über die Ränder seine Brille hin streng an, was mich nur gelinde beeindruckte. Ebenso wenig wie die Strafe des Aufräumens.

Tobey der mir helfen sollte, wirkte zerknirscht und schien noch weniger als sonst seine Umgebung zu beachten. Er hatte es nicht leicht auf der High School. Tobey war schwul. Dies ist eigentlich nicht schlimm, würde man nicht in den Vereinigten Staaten wohnen und noch dazu in Texas. Als er in meine Richtung lief stichelten die anderen und zischten ihn Beleidigungen zu und unser Sportlehrer nahm diese nicht wahr. Einer meiner Mannschaftkollegen klopfte mir ermutigend auf die Schultern grinste mir zu und sagte: „Bor, Jazz! Das tut mir ja Leid für dich. Pass auf deinen Hintern auf. Nicht bücken, schön in die Knie gehen.“ Ich schaute Colin in seine grauen Augen und sah beim Grinsen die markanten Grübchen die sich bei ihm bildeten und musste ihn ebenfalls angrinsen. Ich hatte nichts gegen Schwule, aber komisch fand ich es dennoch. Es passte nicht in das Wertebild was meine Eltern mir versuchten beizubringen. Ich kannte meinen Vater zu gut. Sollte einer meiner Brüder oder ich schwul werden würde ich schnellst möglich der Stadt verwiesen werden oder gleich aus dem Staat. Als Scheriff bei der Polizei genoss er in unserer Nachbarschaft einen tadellosen Ruf und alles was nur irgendwie diesen Ruf gefährden könnte war ihm zuwider.

 

Mein älterer Bruder Jackson hatte dies auf eine harte weise zu spüren bekommen. Nachdem er von Vater mit Gras erwischt wurde. Trotz Androhung von, wie Vater es nannte „Sanktionen“ brachte Jackson stärkere Drogen mit nach Hause und Vater erwischte ihn dabei. Vater hatte seine Androhung in die Tat umgesetzt. Er führte unangemeldeten Zimmerkontrolle durch und wie ich später herausfand hat er dabei bunte Pillen gefunden, vermutlich Ecstasy. Danach war zu Hause die Hölle auf Erden ausgebrochen. Ich war noch klein. Gerade mal acht als ich nach Hause kam und Schreie durch das Haus hallten. Schreie die ich nie vergessen werde. Mein Bruder schrie als ob man versuchte ihn umzubringen, panisch, hoch, verzweifelt. Ich bekam Angst und fing an nach meinen Eltern zu schreien. Meine Mutter fing mich noch im Eingang ab und brachte mich raus, Eis essen. Später verstand ich was dort alles geschehen sein musste. An diesem Abend saß Jackson nicht mit uns am Tisch und Vater wirkte wütend. Ich verstand es nicht, meine Mutter war blass und zittrig meine Schwester still. Mein Vater beugte sich zu mir und sagte streng: „Jasper, du wirst doch niemals so eine Scheiße bauen oder?“ Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte zu lächeln. Jackson wurde wenig später auf eine Farm geschickt zum ausgiften wie es hieß und meldete sich seither kaum noch bei uns. Irgendwann wurde nicht mehr viel über ihn gesprochen und ich fragte nicht mehr.

An diesem Tag wurde mir bewusst wie schmal der Grad bei ihm war zwischen geliebter Sohn und Ausgestoßener. Jackson hat etwas getan was Vater wütend machte und die blauen Flecken an Vaters Händen waren der Beweis. Man hatte zu funktionieren in unserem Familienrad. Dazu passte nichts was entfernt gegen das normale war, oder den Familiennamen schadete. Seither war ich stets bemüht es ihm recht zu machen. Wir gingen regelmäßig auf den Schießstand, ich hatte meine eigenen Waffen. Da Vater in der Waffenlobby äußerst aktiv ist fand er es wichtig. Jeder meiner Brüder sollte Sport treiben und ich war gut in dem was ich tat, jedenfalls im Baseball, worauf ich sehr stolz war. Etwas weiteres was meinem Vater sehr wichtig war, war das wir alle uns selbst und andere Verteidigen sollten. Da er immer wieder davon sprach fing ich mit Karatetraining an, was mir aber derzeit keinen Spaß mehr machte. Ich war und bin immer eine sehr ehrgeizige Person gewesen, etwas was ich mir bis heute beibehalten habe. Der angenehme Nebeneffekt dazu war, dass Vater immer mit mir zufrieden war und ich liebte ihn schließlich auch. Denn er war, nein er ist mein Vater, auch wenn er seine Fehler hatte.

 

Ich schaute meinen Freunden nach die in Richtung der Umkleiden gingen. Ich sah sie lachen und sich gegenseitig schubsen und drehte mich dann zu Tobey um der herangetrottet kam und mich stillschweigend musterte. „Na dann…. Wir sollten anfangen. Ist ja nicht viel“, meinte ich und ging die Bälle einsammeln. Ich wollte schnell zum Essen. Außerdem musste ich noch von irgendjemand die Hausaufgaben für Biologie bekommen. „Okay“, kam es leise von ihm und er folgte mir schweigend während wir das Feld absuchten und die Bälle aufsammelten. Gemeinsam verstauten wir die Bälle im Schuppen und stapelten sie ordentlich auf. Mr. Houver, unser Sportlehrer hasste Unordnung.
„Houver übertreibt schon ziemlich mit der Ordnung oder“, fragte ich neben bei und grinste ihn über die Schulter hinweg an. Darauf folgte ein langgezogenes hm, und ich verdrehte die Augen. Wenn er wollte, dass nicht alle ihn mobbten muss er auch mal die Zähne auseinander kriegen, dachte ich missmutig. Als ich fertig war und den letzten Ball verstaut hatte drehte ich mich zu ihm um. Ich erwischte ihn dabei wie er mich eingehend betrachtete und zog fragend die Augenbrauen hinauf. Tobey war um einiges kleiner wie ich. Und schien eher schmächtig, seine kurzen dunkelblonden Haare waren vom Sport zerzaust und noch leicht verschwitz. „Ja“, fragte ich ihn und klang dabei unsicherer wie ich eigentlich wollte.

„Sag mal Jasper, warum… also warum machst du mich nicht eigentlich auch fertig. So wie die anderen aus der Mannschaft“, fragte mich Tobey und klang alles andere als unsicher. Eine Tatsache die mich nervöser machte, als ich je hätte zugegeben. Ich dachte nicht, dass er so locker damit umzugehen schien, oder kam es mir gerade nur so vor? Eigentlich habe ich ihn kaum je wirklich reden gehört, viel es mir auf. Aber ja es stimmte. Ich machte keine fiesen Scherze auf seine Kosten, ich fand das taten andere zu oft. Aber helfen tat ich auch nie. Warum eigentlich, fragte ich mich in diesem Moment selbst…

Ich schaute ihn einen Moment lang verwirrt an eher ich mich besann und nach kurzem Zögern antwortete: „Weiß nicht, ich sehe darin keinen großen…Sinn? Ich mein… ist doch deine Sache von wem du was willst. Ich kann mich auch so durchsetzen, da muss ich nicht noch auf anderen rumhacken.“

Verstehend nickend kam Tobey einen Schritt auf mich zu. „Du hast dich letztens von Viola getrennt… Stimmt das?“ Zögernd nickte ich unschlüssig worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Und nun wurde ich nervös und fragte ihn: „Wie kommst du darauf? Hast du mit ihr gesprochen?“ Bitte nicht, dachte fast schon verzweifelt. Aber wieso sollte Viola, eine beliebte Cheerleaderin mit ihm sprechen? Und unsere Trennung lag schon einige Wochen zurück. Seither gingen wir uns aus dem Weg und redeten nicht mehr miteinander.

„Nein“, war seine Antwort und er erklärte weiter, „machte halt die Runde, weißt du. Und…ich mag dich Jasper. Du bist nicht gemein zu mir. Du wirkst sehr sympathisch siehst gut aus…Das gefällt mir.“ Während er sprach kam er auf mich zu. Der sonst so schüchterne und zurückhaltende Tobey drängte mich weiter in den Schuppen und ich verstand die Welt nicht mehr.

„Hey….Tobey…was“, doch weiter kam ich nicht, denn als ich mit den Rücken an die Wand stieß schlang Tobey seine Arme um meinen Nacken und zog mich zu sich runter. Unsere Lippen trafen sich und ein Schauer lief mir den Rücken hinunter.

 

Wie versteinert stand ich im Schuppen, ich der beliebte Kapitän des Baseballteams und ließ mich von der Schul-Schwuchtel bedrängen! Automatisch hob ich meine Arme, wollte ihn wegstoßen. Wollte angewidert sein von dem Jungen der seine Lippen auf meine presste. Mein Verstand raste, verbot es mir, mahnte mich ihn wegzustoßen! Zuschlagen! Wofür lernte ich denn Karate?!Doch auf einmal regte sich noch was anderes. Keine Verachtung oder Eckel, sondern ein Gefühl, das nicht da sein sollte. Etwas in meinem Körper genoss es. Diese fremden Lippen auf meinen und bevor ich begreifen konnte was und wieso ist dies tat erwiderte ich den Kuss. Statt ihn von mich zu schubsen legten sich meine Arme um seinen schmalen Körper und drückten ihn kurz aber feste an mich. Er war sehr schmal fast schon zierlich im Gegensatz zu mir. Ich hörte ihn kurz zufrieden aufseufzten.

Ein Geräusch außerhalb des Schuppens ließ mich zur Besinnung kommen und grob schubste ich Tobey von mir weg und sah ihn verwirrt in die hellen Augen. „Was“, entfuhr es mir und ich strich mir nervös die Haare nach hinten, ein Teil jedoch fiel mir gleich wieder ins Gesicht. Ich konnte Tobey frech grinsen sehen und er leckte sich kurz über die Lippen. „Keine Sorge Jazz, mir würde doch eh keiner glauben… oder“, fragte er drehte sich um und ging hinaus und ließ mich verwirrt zurück. Ich starrte ihm einen Augenblick nach und erst nach einem Moment konnte ich mich aus meiner Starre lösen und schritt langsam Richtung Umkleide. Der Rest des Tages zog an mir vorbei und selbst während des Trainings konnte ich mich kaum auf meine Aufgaben konzentrieren. Biologie hatte ich schon längst vergessen.

 

Später am Tag saß ich in meinem Zimmer und konnte nicht anders als immer wieder an diesen Moment denken zu müssen. Ich redete mir ein, dass ich zu verwirrt war um etwas gegen Tobey hätte unternehmen können. Und das man bei einem Kuss keinen Unterschied machte, ob er von einem Mann oder einer Frau kam. Ich hatte schließlich erst vor kurzen mit meiner Freundin Schluss gemacht! Zögernd hing ich mit dem Pfeil über der Suchleiste einer Suchmaschine. Unsicher schaute ich mich in meinem Zimmer um. Als ob ich befürchtete meine Mutter oder noch schlimmer mein Vater kamen just in dem Moment hinein. Ich suchte eine Pornoseite auf und fand schneller als gedacht, was ich suchte…

 

 

Neue Erfahrungen

 

Die Tage nach dem Vorfall versuchte ich nicht daran zu denken. Auch Tobey kam nicht mehr in meine Nähe. Trotzdem hatte sich was verändert. Nach dem Training war es normal, dass meine Teamkollegen und ich zusammen duschten. Natürlich habe ich sie vorher auch betrachtet, doch dies mal war es anders. Ich betrachtete sie und ihre Körper eingehender, aufmerksamer. Sie alle waren recht groß und viel kräftiger als Tobey. Man konnte ihre Muskeln erahnen. Da wir alle um die siebzehn waren, war keiner ein Muskelberg, dennoch waren wir alle recht sportlich. Besonders Eric, mein bester Freund, hatte einen recht sportlich athletischen Körper, auch er hatte wie ich ein angedeutetes Sixpack. Ich hatte ihm nie viel Beachtung geschenkt doch jetzt fiel es mir umso mehr auf und der Anblick gefiel mir äußerst gut. Das Spiel der sich bewegenden Muskeln…

Kein anderer aus meinem Team oder meiner Freunde war untrainiert und ich stellte fest, dass ich den Anblick schon ziemlich…schön fand.

Jedoch unterschied ich mich in einer Sache deutlich von meinen Freunden. Ich sah älter aus, als ich war. Viele glaubten, dass ich einige Extrarunden gedreht habe… häufig schätzte man mich um die 20. Ich machte das Beste aus dieser Situation und lachte einfach mit, wenn die anderen mich damit aufzogen. Wenn wieder einmal ein Referendar mich verwirrt betrachtete und entsetzt fragte wieso ich noch hier sei. Meine Standard Antwort darauf war immer, dass ich dies auch nicht verstehe.

Ich betrachtete Eric erneut aus den Augenwinkeln und ermahnte mich selbst, dass nie wieder zu tun. Doch einen Augenblick später brach ich diesen selbst auferlegten Schwur wieder. Ja, Eric sah gut aus! Mit den blonden etwas längeren Haaren und den ziemlich hellen blauen Augen, den sehnigen Oberarmen. Aber man konnte doch auch als heterosexueller Männer attraktiv finden. Oder nicht?

„Jazz! Hey sag` mal träumst du gerade“, riss mich die Stimme von Zack, unserem Pitchers, aus meinen Gedanken.

„Äh… was? Ja….War gerade woanders.“

„Jetzt lass mal Baseball links liegen. Am Wochenende steigt eine Party und du kommst als einziger an Bier“, grinste mich ein Teamkollege an. Ja, dafür war es wahrlich ein Vorteil älter auszusehen. „Du siehst halt aus als wärst du schon zwanzig…oder so, du alter Sack. Dein Pech Alter. Wir haben letztens übrigens darüber philosophiert, wenn wir Anfang zwanzig sind und Clubs und Bars unsicher machen…“

„Ja, dann gehe ich schon auf Ü30 Partys“, lachte ich und meine Freunde stimmten kurz in mein Lachen ein.

„Ja klar, warum nicht…ich schau ob ich Bier bekomme. Nur nicht hier in der Stadt, ich glaube mein Vater fände das nicht so prickelnd.“

Ich zog mich an und versuchte nicht weiter an den Vorfall von letztens zu denken. Als ich mit meinen Freunden lachend Richtung Parkplatz ging sprachen wir von dem bevorstehenden Spiel und ob wir Chancen auf ein Baseballstipendium haben würden. Tobey und alles andere war für mich weit weg und ich freute mich auf ein Wochenende mit meinen Freunden.

 

Als ich Zuhause ankam hörte ich wieder meine Mutter, die Essen machte und mich später runter rief. Wir redeten nicht viel ich hörte ihr eher zu, wie Mutter von ihren und Dads Plänen sprach meinen ältesten Bruder, John, zu besuchen dessen Frau gerade hochschwanger war. Was es neues im Gemeindezentrum gab.

Auch das sie mich ermahnte häufiger den Gottesdienst beizuwohnen, überging ich geflissen und lenkte das Gespräch auf das Essen. Spät am Abend versuchte ich alles zu verdrängen lag ich die letzten Tage häufig wach im Bett. Wälzte mich von einer zur anderen Seite. Ich wollte den Kuss vergessen, dass Eric auf einmal attraktiver wirkte, dass die Pornos, die ich schaute eine Wirkung auf mich hatten.

Ich versuchte mir andere erotische Situationen vorzustellen. Sah eine große schlanke Frau mit großen Busen vor mir und unbewusst verzog ich das Gesicht… Immer wieder änderte sich die Vorstellung und ein großer kräftiger Mann, wurde aus der Frau. Ein Mann der kniend vor einem anderen hockte und die Beine spreizte, während er sich selbst über sein Glied strich und er seinen Hintern präsentierte. Ich strich über meine Boxer zuerst noch unsicher, aber wollüstig aufseufzten. Ich hörte im Haus nichts und nach einem Moment griff ich mit meinen Fingern in die Shorts und strich mir über mein erwachendes Glied, während ich an das tiefe Stöhnen des Mannes dachte. Zu Beginn ermahnte ich mich an anderes zu denken, doch es gelang nicht. Ich sah immer wieder den kräftigen Mann vor mir kniend und stöhnend. Fester umschloss ich mein Glied mit meiner Hand und keuchte wohlig auf. Ich mochte es lieber wenn ich härter angefasst wurde. Ich versuchte immer noch an nichts zu denken doch immer wieder kam das Bild dieses muskulösen Mannes in meinen Sinn. Ich merkte, wie ich mit der Hand schneller über mein Glied strich und es schneller hart wurde. Immer wieder glitt meine Hand auf und ab während ich leise keuchte. Ich dachte an den Porno, den ich gesehen hatte und fragte mich, wie sich ein Mann anfühlen würde…ist es enger? Bei dem Gedanken keuchte ich kurz auf und merkte wie sich erste Lusttropfen bildeten und umschloss mein Glied fester mit der Hand. Ich stöhnte leise auf und drehte den Kopf zur Seite um meine Laute im Kissen ersticken zu lassen. Ich stellte mir vor, dass statt meiner eine andere kräftige, vielleicht auch raue Hand sich an meinem Glied zu schaffen macht. Ich verrieb die Feuchtigkeit mit meinem Finger und ich wurde immer schneller mit der Hand. Ein leichter Schweißfilm legte sich auf meinen Körper. Mein Puls raste. Immer wieder schossen mir Bilder von Kerlen durch den Kopf. Es war mir gleich, dass ich das nicht sollte! Gerade fühlte es sich gut an! Und so intensivierte ich den Druck meiner Hand und spürte Augenblicke später mein warmes Sperma auf meiner Hand. Während ich mir vorstellte in einen anderen Kerl zu stoßen und erstickte meine Laute im Kissen.

 

Frustriert setzte ich mich auf und seufzte. Ich schaute auf meine Hand hinunter und ließ mich frustriert ins Bett fallen. Ich konnte nicht schwul sein… Das war sicher nur eine Phase, redete ich mir ein und kramte in der Schublade nach einem Taschentuch. Hatten Frauen nicht sowas auch immer, mit ihrer besten Freundin? Ich stand auf und ging zum Fenster und öffnete es. Ich brauchte frische Luft und wollte meine Gedanken ordnen. Unten in der Einfahrt sah ich den Polizeiwagen den mein Vater fuhr. Wie sollte ich ihm das je sagen? Er hasste Schwule. Für ihn war es eine Krankheit, etwas, was Gott nicht gewollte hat. Ob er mich je wieder als Sohn sehen würde, wenn ich es ihm sagen würde? Wohl eher nicht…Aber nein ich bin sicher nicht schwul, das kann nur eine Phase sein, oder so.

 

In den nächsten Tagen versuchte ich mich damit anzufreunden beziehungsweise mit mir selbst einig zu werden. Ich las viel im Internet woher sowas kam und was sich eventuell ändern würde und ob es so was auch eine Phase sein könnte. Ich wollte nicht so werden wie Tobey. Ich wollte meine Freunde nicht verlieren. Wollte weiterhin Kapitän des Teams sein. Ich wollte nicht, dass sich etwas ändert. Ich wollte weiterhin beliebt sein, egal wie egoistisch es klingen mag. Also sprach ich mit keinem über meine Gefühle. Auch wenn es sehr schwer für mich war. Denn in mir wuchs nicht nur der Wunsch mit jemandem zu reden. Ich schaute noch den ein oder anderen Porno und fragte mich häufiger, wie es sei, dass alles in die Tat umzusetzen.  

Trotzdem hatte sich eines doch verändert. Ich fuhr regelmäßiger in die Nachbarstadt. Dort kannte mich keiner. Dort kannte keiner meinen Vater. Ich war neugierig und schaute dort den Männern nach…

Gab es immer einen der sich weiblich Verhalten sollte? Ab wann war jemand schwuchtelig? Könnte ich mir vorstellen je diesen „weiblichen“ Part in einer Beziehung haben zu wollen? Konnte ich mir überhaupt eine Beziehung mit einem Mann vorstellen? Nein, war immer meine Antwort darauf, doch dieses nein, klang selbst in meinen Gedanken von mal zu mal falscher. Ich wollte so gerne antworten auf meine Fragen, auch wenn diese vielleicht lauten würde, dass es wahnsinnig albern sei sich darüber Gedanken zu machen.

Ich setzte mich frustriert auf eine Bank und schaute ein paar anderen Jugendlichen beim Football spielen zu. Ich traute mich nicht jemanden anzusprechen, was mich frustrierte. Zu groß war die Sorge auf Ablehnung zu stoßen. Als ich dachte, ich sei in Viola verliebt gewesen, war es so einfach. Nach einem gewonnen Spiel waren wir Eis essen und nur wenige Tage später zusammen.

Einer der Jugendlichen, ein groß gewachsener kräftiger Junge mit gebräunter Haut und dunklen Augen, schwarzen Haaren kam zu mir rüber und heran. Er schien ein Latino zu sein. Laut rief er mir entgegen: „Hey, du schaust schon so lange zu. Wir könnten einen vierten gebrauchen… Also wenn du Lust hast.“ Und mit diesen Worten stand er vor mir und grinste mir entgegen.

             

Während er auf mich zugegangen war hatte ich mich bereits von der Bank erhoben und lächelte ihn freundlich entgegen und antwortete: „Hey, na ja eigentlich hab ich nichts dagegen, aber ich spiele wenn eher Baseball. Bin also im Football nicht so gut.“

„Ach kein Thema. Siehst nicht so aus als ob ich dich so schnell weghauen könnte. Ich bin übrigens Sergio.“

„Ich bin Jasper, aber eigentlich sagen die meisten Jazz.“

„Okay, Jazz. Wenn du willst…Sahst zu schüchtern aus um uns anzusprechen.“

Ich grinste über die Aussage und gemeinsam gingen wir rüber zu seinen Freunden. Alle spielten in ihrer High School Football und nach einer Diskussion über den besseren Sport, wobei keiner weder ich noch die anderen nachgeben wollten begannen wir zu spielen. Sergio war gut, soweit ich das beurteilen konnte, aber was noch interessanter war, er sah sehr gut aus. Er war breiter wie ich um einiges. Das T-Shirt spannte über seine Schulter und ließ mich das ein oder andere mal ablenken, was ich zu spüren bekam als ich mich unter ihm wieder fand und er mir dir Luft aus den Lungen drückte.

„Verdammt, Alter“, lachte ich und drückte ihn von mir weg, „ich will noch atmen können. Du wiegst sicher um die 100 Kilo!“

Sergio lachte stand auf reichte mir die Hand und zog mich auf die Beine ehe er antwortete: „Kommt fast hin. Tut mir ja leid. Du Fliegengewicht, du.“

Ich musterte ihn zog die Augenbrauen hoch. „Wenn du 100 Kilo wiegen würdest wärst du Schwarzenegger… Das sind wenn gerade mal 80…“

Sergio musste lachen und zwinkerte mir aus seinen dunklen Augen zu eher er meinte: „Du hast mich erwischt… Ich komme noch lange nicht an die 100 Kilo.“

Er und ich gingen zu den anderen beiden. Als wir bei ihnen ankamen meinte einer, dass ihn seine Mutter geschrieben hatte und er gehen musste. Zusammen mit seinem, wie sich für mich dann rausstellte, Bruder ließ er mich mit Sergio im Park stehen. Ich schaute auf den Breitschultigen neben mir der mich ebenfalls kurz ansah.

Sergios dunkle Augen musterten mich und er fragte: „Okay Jazz und was jetzt? Oder bist willst du auch weg?“

„Nein muss ich noch nicht… Willst du vielleicht was trinken… oder so?“

„Wenn du willst. Okay was hältst du von Burger essen?“

„Klingt gut!“

Wir gingen gemeinsam aus den Park und fanden schnell was wir suchten. Wir sprachen viel über unser Lieblingsfernsehprogramm Musik und vieles mehr.

„… Sergio… ich finde dich echt nett“, begann ich vorsichtig und schaute ihm in die dunklen Augen und grinste ihn schräg an. Vielleicht war Angriff ja der beste Weg.

„Ja, du bist auch ganz nett. Wieso sagst du das? Das ist komisch“, meinte Sergio und runzelte die Stirn.

„Ach, ich weiß nicht, ich dachte wir könnten uns mal treffen…Auf ein Date oder so oder was du sonst so magst“, sagte ich und klang dabei weniger schüchtern oder unsicher als ich befürchtet hatte.

Sergios Augen weiteten sich und plötzlich sprang er von seinen Platz auf und starrte mich hasserfüllt an.  „Soll das heißen ich hab Football mit einer Schwuchtel gespielt? Ist ja widerlich! Komm mir bloß nicht zu nah oder ich verspreche dir! Nein, ich schwöre dir, ich werde dich erschießen! Ist ja krank! Bah!“ Rief er laut und spuckte mir vor die Füße. Ich sah ihn erschrocken an und meinte beschwichtigend zu ihm: „Ist gut Mann, beruhig` dich mal. Du kennst…“ Sergio sah mich hasserfüllt an ehe er mir entgegen schrie: „Ich brauch dich nicht kennen! Alle Schwuchteln sind gleich, du Schwanzlutscher!“ Ich wurde wütend und stand auf, denn Sergio raste vor Wut. Denn mich trafen die gleichen Worte wie ich sie sonst nur von Tobey kenne. „Ich mein es ernst, du Schwuchtel. Sollte ich dich noch mal sehen erschieß ich dich. Dafür würde ich ja sogar noch gefeiert werden!“ 

Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ mich verwirrt und unsicher zurück.

Erst nach einem Augenblick rührte ich mich wieder und stellte fest, dass viele in der Umgebung mich neugierig musterten und einige verächtlich schauten und zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich, wie es war bloß gestellt zu werden. Eiskalte Schauer jagten mir den Rücken hinunter und ich musste Schlucken obwohl mein Mund sich staubtrocken anfühlte. Langsam stand ich auf und hatte nur noch das Gefühl diesen Ort schnell verlassen zu müssen! Ich spürte die Blicke der Menschen, ob sie mich nur neugierig musterten oder verachtend ansahen machte keinen Unterschied. Sie brannten sich in diesem Moment ein. Wie mechanisch bewegten mich meine Füße weg von dem Ort.  Wie konnte Tobey das nur aushalten? Und das jeden verdammten Tag?!

 

An den Weg nach Hause erinnerte ich mich kaum noch und als ich Zuhause ankam lief ich fast in meinen Vater hinein, der sich gerade die Schuhe auszog.

„Pass doch auf Junge“, mahnte er mich und runzelte die Stirn als er mich sah. „Alles klar, Jasper? Siehst ja auch als hättest du einen Geist gesehen.“ Ich sah meinem Vater in die Augen und erkannte meine eigenen in ihnen wieder. Er hatte die gleichen Gesichtszüge, ein markantes Kinn auf dem sich ein drei Tage Bart abzeichnete. Er hatte wie ich dunkelbraunes Haar, nur war seines durchzogen von grauen Haaren. Er könnte die Vaterschaft nicht abstreiten, selbst wenn er es gewollt hätte. Ich beobachtete ihn dabei wie er seine Waffe nahm, sie sicherte und mit dem Holster an die Garderobe hing.

„Nein, ist alles okay. Nur… hatte mit jemandem Stress. Das ist alles. Aber ist nichts passiert“, log ich schnell und setzte ein grinsen auf, von dem ich hoffte es erreichte meine Augen.

„Will ich doch hoffen… Sag mal, John hat angerufen, wenn das Baby da ist, sollen wir ihn besuchen und seine Frau… Da sind vermutlich Ferien, willst du mit?“

Ich verdrehte die Augen. John war fast Mitte dreißig. Als ich geboren wurde war er bereits sechzehn und wenige Jahre später war er ausgezogen. „Hm…weiß nicht… muss nicht sein, weißt du. Ist auch mal cool Sturmfrei zu haben.“

Vaters Brauen zogen sich zusammen und er musterte mich, dann fing er an zu grinsen: „Willst eine Party schmeißen, ne? Ich warne dich Jazz räum danach auf und pass auf, dass die Nachbarn nicht zu schlecht reden klar?“

Ich verdrehte grinsend die Augen und zog mir die Jacke aus und erwiderte: „Du kennst mich. Ich werde schon keinen scheiß bauen… Wie war denn die Arbeit?“

„Ach… haben einen neuen bekommen. Mal schauen, der ist Schwarz“, war seine Erklärung, als ob dies allein schon etwas war weswegen man sich beweisen musste. Ich verstand nicht, weswegen war Vater so und wieso ich nicht? Hatte er mir damals wirklich so Angst gemacht als er Jackson zu rede stellte? Seither fing ich an die Meinung meines Vaters zu hinterfragen und seine Handlungen. Unschlüssig nickte ich ihm zu und ging langsam die Treppe hinauf.

Nein Vater würde es nie gutheißen sollte ich mich outen, wenn es nicht einfach gerade eine Phase ist. Ich liebe ihn. Ich liebe meine Familie, aber würde sie das wirklich überstehen.

An diesem Abend schwirrten Gedanken und Fragen durch meinen Kopf, die Drohung, die Sorgen die unausgesprochenen Fragen… Ich kannte nur einen, der sie mir beantworten konnte, aber wie sollte ich mit ihm sprechen ohne das es den anderen Auffällt?

 

 

Unzufrieden stellende Antworten

 

Schon am nächsten Tag sollte ich meine Antwort bekommen. Ich saß neben Eric im Englischunterricht als Mrs. Williams Referate verteilte um denjenigen eine Chance zu geben, die zwischen zwei Noten standen. Mrs Williams war eine strenge, aber gerechte Lehrerin, die in ihrem grauen Rock und weißer Bluse äußerst bieder aussah. Ich schaute hinüber zu Eric, der unsicher auf seinem Stuhl herumrutschte und am Ärmel seiner Sportjacke zupfte. „Sorry, Jazz“, flüsterte mein bester Freund und wirkte zerknirscht, „Ich würde das Referat gerne mit Zoey machen. Will mal schauen was da…na ja…“ Und zum ersten Mal sah ich wie Eric begann leicht rot anlaufen und verlegen grinsen. Mein bester Freund war also verknallt. So hatte ich ihn noch nie gesehen und ich freute mich ziemlich für ihn. Ich grinste breit und schlug ihm freundlich gegen den Arm. „Klar. Mach mal. Wird sicher ein scheiß Referat werden, weil du nicht zum Arbeiten kommst“, lachte ich leise und als Williams zu uns kam, lehnte ich mich entspannt in meinen Stuhl zurück und sagte: „Hab keinen Partner.“ Verwirrt schaute sie zu Eric, der sich zu Zoey gedreht hatte und sah dann mich wieder verständnislos an. „Oh…ja…ähm, wer hat den noch keinen Partner…“, rief sie durch die Klasse und eigentlich wollte ich ihr gerade sagen, dass man diese Arbeit auch aufteilen konnte auf drei Personen, als leise aus einem anderen Teil der Klasse sich Tobey meldete: „Ich…“

Mrs. Williams drehte sich zu ihm und schaute dann mich an. „Dann machst du das mit Tobey.“ Ohne zu protestieren stand ich auf, doch Colin rief laut durch die Klasse: „Mrs. Williams, das können sie Jazz nicht antun… Mit der Schwuchtel. Der kann auch bei uns mitmachen!“

„Colin White! Ich verbitte mir so etwas! Noch einmal und Sie sitzen nach! Haben wir uns verstanden? Jasper, geh rüber und wehe ich höre Beschwerden“, mahnte sie mich böse und ich nahm meine Sachen und ging ohne ein Wort zu Tobey rüber.

Ich grinste ihn kurz zu, doch er schaute teilnahmslos in meine Augen und begann den Text zu lesen.

 

Zunächst arbeiteten wir stumm. Ich konnte mich kaum auf den Text konzentrieren. Ich wollte mit ihm sprechen, aber konnte es nicht hier tun. Immer und immer wieder las ich denselben Satz ohne seine Bedeutung zu verstehen. „Brauchst du immer so lange zum Lesen“, kam es leicht genervt von Tobey und ich schaute zu ihm auf. Mit dem Stift trommelte er unruhig auf seinem Block herum und schaute mir gelangweilt zu. „Nein, eigentlich nicht. Bin in Gedanken“, grummelte ich und fühlte mich fast schon ertappt. Erneut versuchte ich den Text zu lesen eher ich aufgab „Hey Tobey… ich kann mich gerade echt schlecht konzentrieren. Was würdest du davon halten heute Nachmittag zu mir zu kommen?“
„Zur dir? Für eine Schularbeit? Wieso?“

„Es ist…“, fing ich an und wusste selbst nicht wie ich den Satz sinnvoll beenden sollte.

„Jetzt sag nicht wichtig…“, grinste mich Tobey an und auch ich musste grinsen.

„Na ja… wichtig unwichtig…egal. Kommst du oder nicht?“

„Sind die anderen aus dem Team da? Ist das irgendwas…“

„Ich hab sowas nie gemacht und werde sicher jetzt nicht damit anfangen!“

Nach kurzem Zögern und augenscheinlichem Abwägen stimmte er zu. Ich schrieb ihm meine Adresse auf und bat ihm gegen 16 Uhr zu kommen.

 

Zum Glück war niemand Zuhause. Mutter schien weg zu sein für die Kirche etwas zu machen und Vater hatte Dienst. So war ich alleine, als es klingelte.

Ich ging runter und öffnete Tobey die Tür. Er schien sich etwas zögerlich umzuschauen. Er trug engere Jeans als in der Schule. Auch an seinem Hemd war ein Knopf zu viel offen. Mir war sofort klar, dass sollte er so zur Schule kommen, er noch mehr Beleidigungen ausgesetzt wäre. Ich war mir auch nicht sicher, aber es sah auch so aus, als wäre er leicht geschminkt. „Keine Sorge, ich bin alleine. Komm rauf“, sagte ich ihm und führte ihn hinauf in mein Zimmer.

„Du bist echt allein hier! Ich dachte Eric oder Colin wären hier.“

„Nein. Keine Sorge.“ Ich verdrehte die Augen. „Wie kommst du darauf?“

„Nun ja, nach letztens nach dem Sport… Ich war von meiner Courage überrascht und…Ich weiß nicht. Nachher wolltest du dich rächen?“

Ich stutze. Dass er das wirklich von mir dachte! Zuerst war ich empört, doch dann musste ich Sergio und seine Drohung denken und verstand ihn. Hier in dieser Umgebung schien man besser vorsichtig zu sein. Warum er dann aber in diesem Outfit durch die Gegend lief, war mir schleierhaft. Würde ich auch immer so vorsichtig sein müssen? Aber ich war mir ja nicht mal sicher was ich empfinden sollte…

„Nein…sowas mache ich nicht.“

„Das machen leider viele! Ich hab das Gefühl, meistens kommen Schwule nur mit anderen Schwulen dauerhaft zurecht.“

Ich zog skeptisch die Augenbrauen hoch, denn irgendwie klang es recht albern und ich bekam die Befürchtung, dass ich nur wenige meine Fragen ihm würde stellen können…

Ich konzentrierte mich also eher auf die Geschehnisse im Schuppen und begann: „Aber… deswegen wollte ich dich sprechen. Wegen letztens. Also…wieso...also wieso hast du das gemacht?“

„Na ja… darum? Ein Anflug des Übermutes…? Weiß auch nicht genau, dachte mir du schlägst nicht gleich…“ Er grinste leicht und kratzte sich nervös am Kopf und schien weitaus weniger Selbstischer als im Schuppen. Ich überging dies und fragte: „Hm… Woher wusstest du eigentlich das du Schwul bist?“

„Weil ich mich in Männer verliebt habe?“

„Hat dir das…ich weiß nicht, Angst gemacht“, fragte ich ihn und setzte mich auf mein Bett und lehnte mich an die Wand und deute ihm an, sich setzen zu können.

„Hm… am Anfang. Aber meine Eltern sind da sehr offen. Im Gegensatz zu vielen anderen in Texas sind sie schon im 21.ten Jahrhundert angekommen. Sie haben sich und mir Hilfe gesucht“, erklärte er mir und setzte sich auf den Schreibtischstuhl und drehte sich etwas hin und her und begutachtete mein Zimmer. Sein Blick blieb etwas an den Bildern hängen die auf meinen Schreibtisch lagen. Bilder von mir und meinen Freunden beim Baseball.

„Hilfe gesucht“, fragte ich verwirrt und verstand nicht was er meinte. Das einzige was mir einfiel in diesem Zusammenhang war, dass Tobeys Eltern Schwule für ihn gesucht haben. Aber das klang schon in meinen Gedanken so bescheuert, dass ich sie nicht aussprach.

„Na ja… du wirst es vielleicht nicht so ganz glauben können, Jazz, aber auch hier in Texas gibt es noch mehr Schwule. Und diese haben auch Plattformen auf denen man sich austauschen kann. Meine Eltern haben mich zu einem Jugendzentrum in Austin gefahren, in dem es viele Homosexuelle gibt. Da hab ich viele Freunde gefunden.“, erklärte er mir und musste über mein verdutztes Gesicht grinsen. Toll, dachte ich… ich konnte nicht mal eben 125 Kilometer fahren und meine Eltern zu bitten kam nicht in Frage…

„Jasper… Hat dich mein Kuss so aus der Fassung gebracht? Meinst du jetzt, du bist schwul? Oder hast eventuell Angst, du wirst es jetzt“, fragte er und klang dabei äußert sarkastisch.

„So ein Quatsch“, wich ich aus und winkte ab, „ich hätte nur gedacht, dass es mich mehr…na ja das es mir nicht irgendwie gefallen hätte.“ Zum Ende des Satzes wurde ich leiser und schaffte es auch nicht mehr ihn anzuschauen.

„Weißt du Jazz, es gibt auch diejenigen die auf Beides stehen… Auf Männer und Frauen, schon mal darauf gekommen?“

„Ja, darüber hatte ich mir schon mal Gedanken gemacht.“
„Wenn du dir Sorgen machst und erstmal nur schauen willst, versuch es doch über das Internet?“

„Ja… das wäre jedenfalls anonym. Aber… stehst du irgendwie auf mich? Oder weswegen das Überfallen?“

„Hm… Joa schon ein wenig. Du gefällst mir gut das kann ich nicht abstreiten. Aber es bricht für mich keine Welt zusammen, wenn du sagst, ich sei nicht dein Typ“, meinte Tobey und wirkte kein bisschen verletzt er schien eher neugierig. Als er weitersprach hörte man einzig den neugierigen Unterton, als er fragte: „Also…gehen wir davon aus, du findest Männer attraktiv… Was wären das denn dann für Männer?“

Ich wollte nicht, dass er davon ausging, dass ich schwul sei.

„Ich bin nicht Stockschwul!“

„Oh Mann, Jazz, davon redet keiner! Also?“

Ich grummelte vor mich hin, es fiel mir schwer mit ihm darüber zu reden. Und schwer seufze ich, als ich mir Gedanken dazu machte. Nach kurzem nachdenklichem Zögern begann ich schließlich: „Weiß nicht, wenn muss es schon ein richtiger Kerl sein… Nicht sowas Schwuchteliges… Muskeln finde ich attraktiv und Bart, dass sieht gut aus. Keinen Bierbauch oder Hungerhacken. Ich mag es nicht wenn jemand so ein perfektes Modellgesicht hat. Es muss Kanten und Ecken haben…Aber auch als Heterosexueller kann man Männer attraktiv finden.“

Tobey nickte langsam und nachdenklich eher er dann anfing zu grinsen und feststellte: „Also bin ich überhaupt nicht dein Typ. Ich hab weder Muskeln wirklich noch einen Bart und laut der Definition von anderen bin ich ja das Schwuchteligste unter der Sonne.“

Ich schaute ihm in die hellen Augen und bekam ein schlechtes Gewissen. Jetzt wo man mit ihm sprach, war er mir sympathischer wie ich dachte. „Na ja, tut mir Leid Tobey? War nicht meine Absicht… Aber ne… eigentlich bist du…wirklich nicht so mein Typ. Also wenn ich von Kerlen ausgehen würde…“

„Du brauchst dich nicht entschuldigen Jasper! Ich werde davon nicht umkommen“, grinste er mich an und ich musste ihn einfach fragen: „Wieso nimmst du das so locker?“

„Weißt du, ich habe vielleicht nicht auf der High School viele Freunde aber außerhalb davon… Es gibt Tage, ich bin ehrlich, da ist es schwer, da tun diese Mobbingsachen sehr sehr weh. Aber ich weiß, ich habe Freunde die mir helfen das durchzustehen. Und ich habe mehr Eisen im Feuer als du vielleicht glaubst. Und so wie du mich anschaust hättest du das echt nicht geglaubt.“ Tobey lachte, denn tatsächlich hatte ich ihm, so etwas nie zugetraut und ich stimmte in sein Lachen ein. „Du scheinst schlimmer zu sein, als man im ersten Moment glaubt.“ Er antwortete auf diese Aussage nicht, doch ein anzügliches Grinsen schlich sich auf seine Züge.

„Tobey… es tut mir wirklich leid, dass ich dir nie geholfen habe. Ich schau mal, dass die aus dem Team dich etwas in Ruhe lassen… und auch so. Wegschauen ist… genauso schlimm wie mitmachen. Glaube ich…ja“, meinte ich entschuldigend zu ihm denn es stimmte. Ich habe nie mitgemacht ihn zu mobben, aber ich hielt die anderen auch nicht ab. 

Tobey wirkte überrascht und ein lächelte mich etwas traurig an. „Das ist wirklich lieb von dir. Du bist der Erste, der sich entschuldigt. Das…bor das tut…“ Und als Tobey wirklich ein zwei Tränen über die Wange liefen wuchs das schlechte Gewissen. Ich kramte nach Taschentüchern und reichte ihm eines. Ich wusste nichts zu sagen, nichts intelligentes, also schwieg ich und ließ ihn sich beruhigen.

„Ach komm lass uns jetzt endlich diese beschissenen Schulsachen machen“, meinte ich zu ihm als er sich beruhigt hatte und gemeinsam machten wir endlich unsere Schularbeit.

Einige Zeit später, nachdem wir unser Referat beendet hatten, schaute Tobey zu mir und fragte: „Stehst du jetzt dazu, dass du schwul bist?“

Ich starrte ihn mit großen Augen entsetzt an. „Ich habe nie…was?“ Natürlich kam das für mich nicht in Frage! „Tobey, nur weil ich gerade etwas…verwirrt bin…das legt sich sicher wieder! Das ist nur, weil das letztens eben erst passiert ist“, redete ich mir ein. Tobey seufzte genervt und fuhr sich durch die kurzen blonden Haare. „Ich finde es so scheiße, wenn die Leute dazu nicht stehen können. Das ist wirklich irgendwie schade.“

Ich starrte ihn an und schüttelte den Kopf. „Das hat damit nichts zu tun“, ging ich ihn fast schon gereizt an. „Doch genau das hat es. Du konntest mir benennen, was du an Typen toll findest. Hast gesagt, der Kuss habe dir besser gefallen als du dachtest. Wieso kannst du dann nicht einfach sagen. Ich bin schwul?“ Weil ich das erstmal mit mir selbst ausmachen muss, dachte ich missmutig. Ja, es war erstaunlich und…eigentlich gut, wie Tobey dazu stehen konnte, aber das von anderen zu verlangen…Nein das ging nicht.

Ich wollte keinen Streit und so lenkte ich nach einem kurzem Moment des Schweigens ein: „Komm, Tobey, wir sollten fertig werden. Lass das andere meine Sache sein.“

 

Später am frühen Abend brachte ich ihn runter zu Tür just in dem Moment als Vater aus seinem Wagen stieg. Tobey nickte ihm freundlich zu und mit einem „Bis Morgen Jazz“, verschwand er und schlenderte die Straße hinunter.

Vater sah ihn skeptisch nach und fixierte mich mit seinen braunen Augen den meinen so ähnlich.

„Ist das nicht Tobey Mason?“

Ich nickte und als ich Vaters skeptischen Blick bemerkte wurde ich unruhig. Ich wusste wie gut er sich in der Nachbarschaft auskannte.

„Ist das nicht der Sohn von Michael und Susanne Mason?“

Ich kannte die Namen seiner Eltern nicht also zuckte ich mit den Schultern, aber mein Vater kannte diese Nachbarschaft zu gut. Als Sheriff mischte er sich in viele Dinge ein und Mum hörte in der Kirche vieles und gab bei meinem Vater ihren Senf dazu. „Der Junge soll doch vom anderen Ufer sein… Was macht der hier? Und wie sieht der bitte aus?“ Und Vaters Blick durchbohrte mich und eingehend musterte er mich.

„Schule. Für Englisch müssen wir ein Referat machen. Die scheint Mrs. Williams sehr ernst zu nehmen. Haben das zu Ende gemacht. Wieso?“

„Ich will nicht, dass du mit so jemandem viel Zeit verbringst. Nachher färbt das noch ab…Oder die Nachbarn denken noch das schlimmste, Junge.“ Er klopfte mir auf die Schulter und ging an mir vorbei ins Haus und ließ die Tür offen stehen.  

Einen kurzen Moment später folgte ich meinen Vater ins Haus. Ich ging die Treppe hinauf und setzte mich an den Schreibtisch und öffnete den Laptop. Internet, riet mir Tobey.

„Warum eigentlich nicht“, sagte ich leise zu mir selbst und suchte eine kostenlose Dating-Seite. Ich hatte nichts zu verlieren und ich wollte Antworten. Nach einer erstaunlich kurzen Suche fand ich tatsächlich eine Seite. Unsicher klickte ich auf der Seite hin und her. Suchte etwas, weswegen ich mich doch nicht anmelden sollte. Doch nachdem ich keine versteckten Kosten gefunden hatte, meldete ich mich an. Ich kramte in meinen Ordnern nach Bildern und fand schließlich zwei. Das eine zeigte mich beim Baseball spielen, dass zweite war von unserem letzten Sommerurlaub in Florida am Strand. Ich lag auf einen Liegestuhl hatte eine Sonnenbrille auf uns grinste in die Kamera. „Schreiben sie etwas über sich“, las ich leise vor und stutze. Was sollte ich über mich schreiben.

Sportbegeisterter, junger Mann, der offen ist für neue Bekanntschaften ist, damit konnte man nicht viel falsch machen. Ich setzte mein alter auf 20 und starrte den PC lange an. Erst als Mutter mich und meinen Vater zum Essen rief, klappte ich den Computer zu und ging nach unten.

Auch in dieser Nacht lag ich wach und mir wurde immer mehr bewusst, dass das was Tobey in mir geweckt hatte, endlich Erfolg haben wollte. Ich hatte nicht viel Erfahrung was Sex und Lust anbelangt und diese Erfahrungen waren schlecht und nicht befriedigend. Wenn ich ehrlich zur mir selbst war wollte ich endlich genau das Erleben und wenn Tobey viele „Eisen im Feuer hatte“, wie und wen könnte ich dann von mir überzeugen? Warum aber war ich so verdammt zwiegespalten. Auf der einen Seite wünschte ich mir Erfahrungen zu machen, auf der anderen verfluchte ich mich regelrecht dafür. Ich verstand diese Ambivalenz nicht. Doch glaubte ich nicht, dass ich diese mit Tobey aus der Welt schaffen konnte. Natürlich ist er enttäuscht, dass sollte ich schwul sein, noch nicht dazu bereit war, dazu zu stehen. Vielleicht meinte er, er wäre dann nicht alleine? Ich wollte und würde mich jedoch nicht drängen lassen.

 

Ein neuer Nachbar zieht ein…

 

Die Idee mit dem Internet entpuppte sich als eine eher schlechte. Ja, es schrieben einen viele Männer an, aber sie alle waren nur auf dasselbe aus: Ficken. Klar, ich war neugierig und wollte gerne, aber ich hatte ein gewisses Niveau, von dem ich nicht runtergehen wollte. Die Anonymität des Internets verlieh vielen ein größeres Mundwerk als sie es je in Wirklichkeit gehabt hätten. So schrieb mir ein alter Sack, „Hey, Kleiner...siehst ja ganz schnuckelig aus. Möchtest du mal erleben, wie ein geiler, erfahrener Schwanz es dir richtig besorgt…? Ruf einfach an!“ Dahinter stand dann tatsächlich eine Telefonnummer. In seinem Profil war zu lesen, dass dieser Mann über 50 Jahre alt war. Ich bekam einige dieser Nachrichten und beschloss das ganze erst mal sein zu lassen. In der Schule lief alles seinen gewohnten Gang. Einzig dass ich anfing, meine Freunde und Teamkollegen jedes Mal anzufahren wenn sie anfingen Tobey zu mobben. Sie sollten ihn in Ruhe lassen. Auf deren Frage weswegen, erklärte ich ihnen, dass ich bei der Referatsarbeit festgestellt hatte, dass er gar kein schlechter Typ sei. Und das wir alle mal im 21ten Jahrhundert ankommen sollten. Die meiste Zeit, obwohl vielen es schwer fiel hielten sie sich daran, was auch daran liegen konnte, dass Ferien vor der Tür standen.  Zwar wurde Tobey immer noch von den meisten gemieden, aber vor den Augen der anderen passierte kaum noch etwas.

Nur Erfolg mit den Männern hatte ich noch nicht, was mich selbst ziemlich frustrierte und erleichterte.

 

So begannen nach wenigen Wochen die Ferien und ich wurde am Anfang der Ferien gleich Onkel. Meine Eltern konnten ihr Glück nicht in Worte fassen und wären lieber gestern statt nächste Woche losgefahren. Die Ferien waren gut, endlich ausschlafen! Aber leider waren einige aus dem Team im Urlaub und so konnten wir nicht trainieren. Ich unternahm viel mit Eric, der wirklich Zoey von sich überzeugen konnte und so musste ich mich an ihre Anwesenheit gewöhnen.

Ich wollte endlich mein Erfolgserlebnis. Ich wollte wissen, wie und ob ich Kerle von mir überzeugen könnte. Ob ich es wirklich wollte. Ich wusste, wenn ich Tobey anrief, dass er sofort da sein würde um mir zu helfen, aber ich wollte es nicht. Langsam aber sicher musste ich mir eingestehen, dass ich wohl weniger an Frauen interessiert gewesen war als ich mir am Anfang hatte einreden wollen. Trotzdem habe ich es noch nicht einmal ausgesprochen, dass ich schwul bin. Vielleicht ist das ähnlich wie zum ersten Mal zu sagen, dass man verliebt sei. Auch meine Fragen die ich gerne jemanden stellen wollte konnte ich noch keinem Stellen. Tobey besuchte mich während der Ferien ein zwei Mal, doch wir kamen bei diesem Thema wenig auf einen Nenner. Er war immer noch davon überzeugt es einfach jedem zu sagen und wenn die damit nicht zurechtkommen, dann sei das deren Problem. Dass ich Angst wegen meiner Familie hatte und was der Grund dafür war behielt ich für mich.

                                                                        

Und so waren die Ferien recht langweilig. Als ich an einem Samstagmorgen auch noch von Lärm geweckt wurde drehte ich mich frustriert seufztend in meinem Bett herum. Ich hörte Stimmen, die sich draußen Laut unterhielten und einen großen Wagen dessen Motor noch nicht abgestellt wurde. Verdammter Mist! Genervt setzte ich mich auf und streckte mich erst mal bevor ich mich entschied hinaus zu schauen um der Ursache des Lärmes auf den Grund zu gehen.

Neben unserem Haus stand ein LKW auf dessen Seite das Wort „Umzug“ zu lesen war. In unser Nachbarhaus gingen quatschend die Umzugshelfer hinein und hinaus. Jemand hatte tatsächlich das Haus neben an gemietet oder gekauft, schoss es mir durch den Kopf. Es war recht klein und nur für eine Person oder ein Paar gedacht.

Hoffentlich kommen die mit Dad klar, dachte ich und zog mich an. Sie würden nicht so schnell fertig werden also konnte ich mich auch anziehen. An Schlafen war leider nicht mehr zu denken. Unten machte ich mir eine Schüssel Cornflakes und setzte mich auf die Terrasse im Garten. Außer einer Rasenfläche und einigen Büschen hatten wir hier nichts drauf gepflanzt, meine Eltern hatten keine Zeit dafür und ich kein Interesse. Ich kaute auf den pappig schmeckenden Flakes herum, unsicher, ob ich nicht doch Brötchen holen sollte als ich etwas neben mir fiepen hörte. Ich blickte hinab und sah in das Gesicht eines noch ziemlich kleinen etwas wuschelig aussehenden Welpen. Seine Schultern waren gerade mal so hoch, dass sie einige Zentimeter über mein Schienbein reichten. Sein Fell war grau und an den Pfoten und um die Schnauze herum wurde es heller. Ich musste grinsen. Als ich dem Hund in das Gesicht blickte trübte sich jedoch mein Blick.  Sei linkes Auge fehlte, als ob jemand das Tier gequält hatte. Sein gesundes Auge fixierte mich jedoch sehr aufmerksam und als der Kleine merkte, dass ich ihm Beachtung schenkte, fing er fröhlich an zu hecheln und mit dem kleinen Schwanz zu wedeln. Seine Ohren spitzten sich und erneut fiepte er mich fröhlich an. Ich grinste leicht und hielt meine Hand hin, an der er sofort zu schnüffeln begann und darüber leckte. Egal was dem Kleinen passiert war, es hatte seiner Seele nicht zugesetzt. „Ja wer bist du denn, Kleiner“, fragte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich kraulte den Welpen. Dieser legte sich vor mir hin und präsentierte mir stolz seinen hellen Bauch den ich gleich kraulte. Die Pfoten des Tieres waren sehr groß und ich konnte mir vorstellen, dass der Welpe ausgewachsen ein riesiges Tier werden würde.

Ich nahm den Kleinen vorsichtig auf den Arm und ging zum Zaun und schaute hinüber in den Garten meines neuen Nachbarn. Er konnte nur von hier kommen. Die Tür stand offen. Ich konnte Menschen sprechen hören. Da keiner draußen war und ich den Namen nicht wusste verdrehte ich genervt die Augen und entschied mich den Kleinen einfach so vorbei zu bringen. Also trug ich den Hund hinein, nahm meine Schüssel mit und stellte sie in die Spüle ehe ich hinüberging.

Ich wusste nicht, wer von den Menschen die die Kisten trugen, der neue Bewohner ist doch bevor ich jemanden fragen konnte fragte mich eine sehr tiefe und rauchige Stimme: „Was machst du mit meinem Hund?“

Ich drehte mich um und meine Augen weiteten sich einen Moment. Denn vor mir stand ein Mann, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Es war ein großer und sehr kräftig gebauter Mann. Ich war nicht sonderlich klein und auch fand ich mich nicht schmal, doch der Mann vor mir, vielleicht nur wenige Zentimeter größer wie ich, war sehr viel kräftiger. Seine Schultern waren breit und ließen mich schmächtig wirken. Sein Kinn war sehr markant und kantig und ein dunkler Bart zog sich darüber die Wange hinauf. Zwischen seinem Oberlippenbart und den Haaren der Wange war eine schmale Haarlose Lücke. Seine Lippen waren schmal und streng. Kein Lächeln zierte sein Gesicht. Doch das auffälligste an diesem Mann war, -eine schwarze Augenklappe über dem linken Auge. Die Augenklappe war aus Leder und hatte farblich abgehobene Ziernähte in Weiß. Das Auge was nicht bedeckt war hatte ein durchdringendes helles Blau welches sich in meine braunen Augen einbrannte. Noch nie hatte ich ein solches Blau gesehen. Im ersten Moment wirkte es kalt doch in ihnen konnte man auch eine tiefe erahnen. Vom äußeren Rande seiner rechten Augenbraue zog sich eine Narbe die Stirn hinauf bis zum Haaransatz an seiner Schläfe. Die Narbe verlief nicht gerade und wurde mit sechs groben Stichen genäht, die deutlich zu erkennen waren. Seine braunen Haare waren nach hinten gekämmt. Sie fielen ihm so leicht nach hinten, dass ein paar Strähnen leicht nach oben abstanden. Zwei vereinzelte Strähnen vielen nach vorne über seine Stirn. Im Nacken wurden seine Haare etwas länger und etwas struppiger.

Ich schluckte leicht denn dieser Mann flößte mir Respekt ein. Je länger ich ihn allerdings betrachtete desto mehr gefiel er mir. Er hatte kein Modellaussehen, denn dafür sah zu bullig aus und auch nicht hübsch im klassischen Sinne, aber er strahlte etwas aus, was mir gefiel. Er hatte ein unglaubliches Charisma, das von ihm ausging. Ich starrte ihn für einige Sekunden an, die mir vorkamen wie eine Ewigkeit.

„Der kam auf unser Grundstück. Ich wohne neben an“, erklärte ich und lächelte ihn leicht an, während ich ihm den Welpen übergab der sich gleich daran machte den Mann vor sich abzulecken und wieder fröhlich anfing zu fiepen.

„Hm… Dann muss ein Loch im Zaun sein…wollte ihn nicht in ner Kiste lassen. Danke“, murrte er mit seiner tiefen Stimmte, ohne, dass wirklich Dankbarkeit in seiner Stimme zu hören war. Er kraulte das Tier hinter dem Ohr, welches freudig mit dem Schwanz zu wedeln begann.  

„Ach nicht schlimm. Wie heißt der denn? Der ist ja total süß.“

„Der heißt Didi. Der lockt ständig irgendwelche kleinen Kinder an…“, erklärte mir der Fremde und ließ nicht erkennen, ob er es nervig fand oder nicht, dass Kinder ihn wegen des Hundes ansprachen. Er ließ den Hund wieder ab der gleich an einem Busch schnüffelte.

„Ja… der ist ja auch süß. Wenn der groß wird sicher nicht mehr. Der wird sicher riesig…Ich bin übrigens Jasper, aber die meisten sagen Jazz“, stellte ich mich höflich vor und reichte ihm die Hand.

„John, aber sag ruhig Jack. Und ja ich glaub auch das der Hund sehr groß wird“, stellte er sich vor und schlug ein. Sein Händedruck war äußert feste. Jedoch ließen mich seine Worte lustlos auflachen.

„Nicht dein ernst oder“, fragte ich und grinste schräg.

„Was ist daran lustig“, fragte mich Jack und zog die Augenbrauen zusammen. Es ließ ihn grimmiger drein schauen. Ich interpretierte dies als fragend. Er schien eine Maske zu tragen, weswegen war mir nicht klar.  

„Na ja, in meiner Familie ist es so…sagen wir mal Tradition, dass alle ersten Jungs den Namen John bekommen. Mein Großvater heißt John, mein Vater, mein ältester Bruder und der Sohn von meinem Bruder. Und ich hab einen Bruder der heißt Jackson, den nennen aber die meisten nur Jack.“

Er schwieg auf meine Erklärung und als ich nicht mehr mit einer Reaktion rechnete sprach er: „Also, alle heißen John und du hast einen Bruder der John heißt, einen der Jack heißt und du heißt Jasper? Ich glaube ich erkenne da ein Muster.“ Und tatsächlich fing er an zu grinsen, wenn auch nur kurz, dann fügte er hinzu: „Kannte mal wen, der hieß in der 5. Generation Johnny… Ihr seid viele, drei Kinder…“

„Fünf“, berichtigte ich ihn.

„Fünf? Haben die auch alle J-Namen und sag nicht die wohnen alle da in dem Haus? Nicht ein bisschen klein?“

„Nein, die sind alle schon ausgezogen. Meine Schwester hat das College beendet und joa.“

„Ah…und du ziehst dann auch aus wenn du fertig bist?“

Ich fragte mich ob Jack ahnte, dass ich noch nicht auf das College ging. Ich konnte sein Alter nicht einschätzen. Neben den Narben sah man ein paar Falten an der Stirn und einige sogenannte Zornesfalten zwischen den Augenbrauen. Doch einschätzen ob er Mitte zwanzig oder ende Zwanzig war konnte ich nicht. Ich ließ die Frage offen. Zuckte mit den Schultern und grinste. Also beschloss ich lieber auf den anderen Teil der Fragen einzugehen.

„Aber was die Namen betrifft, ja, wir haben alle einen Namen der mit J beginnt. Meine Schwester heißt Jenny. Und der andere Bruder Jason.“

„Seit ihr Mormonen oder so“, fragte er und sah mich skeptisch an.

„Nein, meine Eltern haben nur früh angefangen und dann nicht aufgehört“, lachte ich und schüttelte den Kopf. Ich sah zum Umzugswagen und sah wie die Leute gerade mit der Waschmaschine zu kämpfen hatten.

„Woher kommst du“, fragte ich, denn dieser Mann so einschüchternd er wirkte, wirkte auch sehr interessant und ich wollte mehr über ihn erfahren.

„Ich komme aus Virginia…“, als er mich weiterhin fragend blickend sah ergänzte er, „aus Arlington.“

„Oh, da steht doch das Pentagon! Und da ist dieser riesen Soldatenfriedhof. Liegt da nicht sogar Kennedy?“

Er nickte nur stumm und ich hatte einen kurzen Moment das Gefühl, dass er meinem Blick kurz auswich. Er sah zu Didi runter. „Ich mach den besser mal fest und helfe mal weiter.“

Ich war mir unschlüssig, hatte ich was Falsches gesagt? Ich sah ihm zu wie er Didi an einer großen Schleppleine festmachte und diese etwas außerhalb an einem Baum festband. Als er sich bückte um die Leine an den Hund zu befestigen konnte ich nicht anders als eingehend seinen Hintern zu bewundern. Es hatte den Anschein, als ob alles an diesem Mann trainiert sei und sein Hintern gefiel mir äußert gut. Ich musste Schlucken und stellte fest, dass sich mein Mund sehr trocken anfühlte. Als Jack sich von Didi entfernte lief ihm der Hund mit seinen kurzen Beinen so schnell es für ihn ging nach und jammerte als die Leine ihn nicht weiter ließ.

Ich sah zum LKW, der schon halb leer war und fragte als Jack vorbei ging mit einer Kiste: „Soll ich vielleicht helfen?“

Skeptisch, musterte er mich, blickt mich an und fragte: „Hast du denn nichts Besseres zu tun?“

Ich lachte leise. Setzte eine gespielte Unschuldsmiene auf und erklärte: „Ich bin ein guter Mensch und helfe jedem“, ich musste über mich selbst lachen und erklärte dann, „Nein, weiß nicht, eigentlich nicht. Also?“ Ich fand ihn aufregend, weswegen wusste ich noch nicht.

„Wenn du willst“, meinte er und übergab mir die Kiste mit dem Kommentar, die sei nicht so schwer. Ich nahm die Kiste entgegen. Ging die drei Stufen seiner Veranda hinauf und trug die Kiste in das Haus. Vor einigen Monaten lebte hier noch ein älteres Ehepaar. Ich hatte das Haus nie wirklich betreten. Meine Mutter hatte ihnen aus, wie sie es nannte, Nächstenliebe geholfen. Trotzdem hatten sie sich entschieden nun gemeinsam in einem Altenheim zu leben. Das Haus war recht dunkel von innen. Als ich den Karton abstellte, sah ich mich um. Die Wände waren zum Teil mit Holz verkleidet und auch der Boden war aus Holz, ebenso wie die Decke. Für meinen Geschmack, war es zu viel Holz! In der Küche hörte ich die Männer die beim Umzug halfen gerade einige Küchenutensilien aufbauen. Jack kam gerade mit einer wie es aussah schweren Kiste und stellte diese neben meine.

„Hilfst du mir bei einem Schrank“, fragte er und ich nickte.

 

Im Nachhinein bereute ich es, meine Hilfe angeboten zu haben. Mir taten die Knochen weh und als der Umzugswagen mit den Helfern wegfuhr, ließ ich mich erschöpft auf die alte Ledercouch fallen. Mir lief der Schweiß die Stirn hinunter und mein T-Shirt klebte etwas an mir. Aber was noch schlimmer war, war das mir mein Magen mir in den Knien hing.

Jack kam gerade herein. Er ließ den Welpen auf den Boden ab der sich wild schnüffelnd in dem kleinen Haus umschaute. Er seufzte schwer wirkte erschöpft. Genauso wie sein Shirt auch an ihm klebte, so dass man sein Sixpack erahnen konnte. „Willst du ein Bier haben“, fragte er mich und kam ohne eine Antwort abzuwarten zu mir hinüber und reichte mir eines.

Ich nahm es dankend an und wusste nun, dass er davon ausging, dass ich um die 20 war. „Hast du vielleicht noch Cola? Ich misch das gerne…“

„Echt? Öhm… ja ich schau mal, vielleicht.“ Nach einigem Suchen kam er mit einer Dose Cola und einem Glas. Er setzte sich neben mich auf die Couch und seufzte leicht erschöpft als er saß.

„Danke für die Hilfe“, sagte er und genehmigte sich einen Schluck aus der Flasche. Er kramte an seiner Tasche herum zog ein zerfleddertes schwarzes  Portemonnaie aus der Tasche. Er reichte mir einen 50$ Schein.

„Danke“, meinte ich überrascht. Ich hätte es zwar auch ohne Geld getan, aber warum nicht. Deswegen schob ich den Schein in meine Hosentasche. Erneut betrachtete ich ihn und fragte: „Sag mal… Als was genau arbeitest du? Türsteher? Bodyguard?“

Jack blickte hinüber und seine Brauen zogen sich skeptisch zusammen es wirkte fast also wiege er ab. Bevor er antwortete genehmigte er sich einen Schluck aus der Bierflasche. Er drehte diese in der Hand während er meine Frage beantwortete: „Zurzeit bin ich quasi „Freigestellt“.“

Nun zog ich meine Augen fragend zusammen, denn es klang in meinen Ohren irgendwie komisch: „Und wenn du… na ja nicht „Freigestellt“ bist? Du weißt ja, dass du nicht antworten musst.“

„Ja das weiß ich“, sagte er ruhig blickte mir dabei direkt in die Augen. Nach einem weiteren Schluck sprach er weiter: „Ich war, nein, ich bin beim Militär.“

Ich bekam große Augen. Ein Soldat! Das bedeutete: „… also heißt das, dass das mit dem Auge…“

„Es ist weg. Hab es verloren, weil jemand meinte mit einem Messer vor mir rumzufuchteln“, unterbrach er mich. Es klang irgendwie nicht so, als ob er die Wahrheit zu sagen schien. Ich war zwar neugierig fand es allerdings zu unhöflich nachzufragen, wer weiß schon wie frisch diese Wunde ist?  

„Oh…Man hast du Glück gehabt! Tut mir trotzdem leid…“

„Hab noch ein zweites. Ist also nicht so schlimm…“

Ich wurde unsicher. Ich wollte kein Thema anschneiden, welches eventuell belastend sein könnte also wechselte ich es lieber. Auch wenn er diesbezüglich nicht so klang.

„Willst du das ganze Holz hier drinnen lassen? Nicht ein wenig viel?

„Ja, schon etwas. Habe aber keine Lust auf renovieren.“

„Okay“, sollte jeder wohnen wie er es mochte, „ich kenne ne gute Pizzabude, die liefert. Willst du vielleicht was essen?“

„Ja später, erstmal räum ich hier was aus… und bau den ein oder anderen Schrank zusammen.“

Ich sah zu den Brettern und nickte verstehend. Ich verstand nicht viel vom Möbel aufbauen.

„Hm… Bis jetzt hab ich morgen nichts vor. Soll ich dir helfen? Ich versteh zwar nicht viel davon aber halten kann ich ganz gut.“

Er grinste mich kurz an und stimmte zu: „In Ordnung … Ach komm lass ne Pizza bestellen. Ich höre deinen Magen bis hier hin…“

 

Von Zigarren Medaillen und Schrott

 

Ich stöhnte zufrieden auf als ich in die Pizza biss und gierig aß. Das ich nur eine halbe Schüssel Cornflakes zum Frühstück hatte, zollte nach dem Umzug ihren Tribut. Wie konnte eine Pizza nur so verdammt geil sein?

Ich saß im Schneidersitz auf der Couch während ich aß. Jack hatte netterweise bezahlt. „Danke für das Essen“, meinte ich nachdem mein größter Hunger gestillt war, im Gegensatz zu Jacks Pizza war meine riesig.

„Passt schon“, grummelte er während er aß, wenn auch weniger gierig wie ich die Meine. Ich beobachtete ihn und mir viel erneut auf, dass er mir sehr gut gefiel. Trotz diesem speziellen Aussehen. Ein Soldat… was er wohl alles schon gesehen hat? Sicher ziemlich viel Scheiß. Sein Gesicht sprach schließlich für sich. Und auch was hinter der aufgesetzten Maske war, die er zur Schau trug, weckte mein Interesse.   

Als Jack fertig war, kramte er in einer der Kisten. Als er sich aufrichtete, hatte er eine große dunkle Zigarre in der Hand. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinem strengen Mund. Ich habe noch nie jemanden so etwas rauchen sehen. Als er sich setzte bemerkte er meinen Blick. „Schon mal versucht?“ Er zündete sich die Zigarre an.

„Nein, hab noch nie geraucht“, antwortete ich und roch das Aroma, welches von der Zigarre ausging, „ich weiß nur, dass einige echt teuer sein sollen.“

„Ja Kubanische können zum Beispiel recht teuer werden. Willst du mal versuchen“, fragte Jack mich. Er reichte sie mir nachdem er selbst einige Male genüsslich an ihr gezogen hatte, „darfst du nur nicht auf Lunge rauchen.“

„Ich weiß“, sagte ich grinsend und nahm sie entgegen. Neugierig war ich schon und wieso nicht? So nahm ich die Zigarre und atmete erstmal ein wenig von ihrem Duft ein. Einige meiner Klassenkameraden rauchten heimlich Zigaretten, daher war mir das Aroma in meiner Nase nicht ganz unbekannt. Jedoch unterschied sich der Geruch der Zigarre von Zigaretten. Das Aroma war stärker, intensiver und trotzdem nicht so kratzig im Hals. Es war ein Hauch von Vanille darin auszumachen. Ich zog vorsichtig an der Zigarre und achtete penibel darauf nicht zu tief einzuatmen. Ich spürte, wie sich der dichte Rauch in meinem Mund ausbreitete. Es schmeckte bitter auf der Zunge, jedoch nicht so kratzig wie angenommen. Einem Moment lang hielt ich den Rauch inne, bevor ich den Mund öffnete um ihn hinauszulassen. Also ich den Rauch langsam auspustete legte sich der Hauch von Vanille erneut auf meine Geschmacksknospen und ließ den anfänglich bitteren Geschmack fast schon süß werden. Durch die Nase atmete ich jedoch Rauchschwaden ein, die von der glühenden Zigarre in meiner Hand kamen. Beim tiefen Einatmen durch die Nase wurde dieser Rauch äußert bissig und ich hustete, was Jack zum Lachen brachte.

Ich reichte sie ihm wieder. Er steckte sie sich in den Mund während er sich auf dem Sofa zurücklehnte. Er schien mich zu betrachteten. Was er wohl dachte, schoss es mir durch den Kopf. Ich schaute ihm ins Gesicht und wich seinem Blick nicht aus.

„Scheinst eher ein süßer Typ zu sein“, meinte er nach einem kurzen Moment. Nachdem er noch einmal genussvoll an der Zigarre gezogen hatte. Ich blickte ihn skeptisch ins Gesicht, war das ein Scherz von ihm?

„Na ja“, erklärte er und zog erneut an der Zigarre, „Cola mit Bier ist verdammt süß und noch nie geraucht… Magst du wenigstens Kaffee? Oder nur mit Milch und Zucker?“

Ich grinste, lachte leise und schüttelte den Kopf: „Nein…Ich unterstütze deine These…Ich trinke wenn eigentlich nur Kakao oder halt ab und zu Karamellcappuccino. Kaffee so ist mir zu bitter.“ Jack schüttelte nur verständnislos den Kopf über meine Aussage. Er schien sich darüber zu amüsieren.

„Du hast ganz schön Hunger, oder? So wie du die Pizza verschlingst“, meinte er zu mir und ich schaute hinunter auf meine XL Pizza von der nur noch ein Viertel übrig war. „Ich hatte auch nur eine Schüssel Cornflakes zum Frühstück und du hattest nur ´ne Kleine, die ist schneller weg“, verteidigte ich mich und biss einfach in die nächste Ecke des Pizzastückes.

„Und was machst du so“, fragte Jack nach einem kurzen Moment der Stille und betrachtete mich erneut eingehend. „Hm…ich mache viel Sport. Vor allem Baseball, aber auch ab und an noch Karate. Aber mehr Baseball eigentlich“, erklärte ich und leckte mir kurz über die leicht fettigen Finger.

„Welchen Gürtel hast du“, fragte Jack und blickte mich interessiert an.

„Den grünen“, erklärte ich, „Aber zurzeit habe ich kaum noch Zeit zum Trainieren. Bin viel auf dem Baseballplatz…“

„Oh dann solltest du also ein wenig was draufhaben, bei beidem“, stellte Jack grinsend mit seiner tiefen rauchigen Stimme fest und ich grinste leicht zurück.

„Ich würde sagen ja, aber du siehst aus, als ob du mich angespitzt in den Boden rammen könntest“, grinste ich ihm zu und schaute auf seine breiten Oberarme, doch er winkte ab.

„Bestimmt. Aber hab ja keinen Grund dazu. Also, Jazz…Baseball? Welche Mannschaft?“  Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich begann sofort von den Texas Rangers zu schwärmen. „Die hatten nur Glück bei der Auslosung ihrer Gegner“, meinte Jack nach einem Moment. Ich prustete genervt aus und meinte: „Vielleicht in der Vorrunde, aber danach war es reines Können. Für welche Mannschaft bist du denn gut?“

„Ich mag die Cleaveland Indians. Finde ich besser, spielen besser zusammen. Haben gute Runs und wissen wie man eine Base klaut“, kommentierte Jack und wir fingen an über die letzte Saison zu reden. Lange redeten wir nicht über Baseball, denn irgendwie schweifte das Gespräch ab. Wir redeten über Fernsehshows, dumme Menschen im Fernseher, Autos, die wir gerne haben wollten. In diesem Zusammenhang stellte sich heraus, dass Jack und ich beide auf Geländewagen standen, dass Jack ein Motorrad besaß, auf welches ich ziemlich neidisch war.

Als wir unser Gespräch beendeten dämmerte es bereits draußen. Ich schaute hinaus. Didi hatte sich neben dem Sofa eingerollt und schlief.

Mein Blick viel auf das flauschige Tierchen. Ich fragte ihn: „Wieso hat der eigentlich ein Auge verloren?“

Auch Jack blickte hinunter zu seinem kleinen Gefährten, während er antwortete: „Hatte er schon als ich ihn gefunden habe. War in einer Wüste. Vielleicht war es ein anderes Tier… Ich weiß es nicht. Als ich ihn so fand konnte ich ihn nicht da lassen. Jetzt habe ich was nerviges an mir hängen was die ganze Zeit Aufmerksamkeit will…“, doch hörte ich an seiner Stimmte, dass er es überhaupt nicht nervig fand. „Außerdem“, fuhr er fort, „kann der sich vielleicht mal als nützlich erweisen.“

„Das versteh ich nicht, was soll der denn alles können“, fragte ich und schaute zu dem kleinen Tierchen runter, welches unschuldig und lieb eingerollt da lag und dessen kleine Brust sich schnell hob und senkte.

„Sitz, Platz, Aus, Fass, bring die Zeitung, verjag den Briefträger, tippe die Lottozahlen. Sowas halt“, erklärte er mir, ohne die Miene zu verziehen und nahm die Zigarre wieder in den Mund, aber ich konnte sehen, dass sich seine Mundwinkel leicht gehoben hatten, während er all diese Sachen aufzählte. Ich lachte und meinte: „Wenn du letzteres geschafft hast und er erfolgreich ist bring ihn bitte rüber.“

„Geht klar“, und er hielt mir erneut die Zigarre hin, die ich freundlich ablehnte.

Ich sah auf mein Handy und stellte fest, dass es später war als ich angenommen hatte. So fragte ich ihn: „Wann soll ich morgen eigentlich kommen zum Helfen?“

„Ich bin früh wach“, erklärte mir Jack und ich fragte mich, was bei einem Soldaten früh hieß.

„Ich steh vor neun halb zehn nicht auf“, sagte ich grinsend.

„Echt so lange, dann komm einfach nach dem Frühstück oder so“, sagte Jack und stand auf, woraufhin Didi gleich sein Köpfchen hob und ihn müde gähnend betrachtete.

„Kannst du mir heute noch mit dem Bett helfen, allein krieg ich das zwar auch irgendwie hin, aber so geht es schneller“, fragte Jack mich und ich nickte. Er führte mich Richtung Schafzimmer, in dem die Matratzen an der Wand lehnten und die Bretter des Bettes auf dem Boden lagen. Auch einige Kartons hatten den Weg ins Schlafzimmer gefunden.

„Schau mal in den Kisten dahinten, da muss irgendwo ein Akkuschrauber drinnen sein“, meinte Jack und öffnete selbst eine Kiste.

Ich zog das Klebeband ab und öffnete sie und fand nur Kleidungsstücke alle meistens in grün, braun und beige gehalten. Auch im zweiten Karton fand ich nicht das gesuchte. Mein Blick wurde jedoch von einer großen Holzschatulle angezogen. So etwas Ähnliches besaß meine Mutter auch und ein Grinsen schlich sich auf meine Züge. Ich wurde neugierig, was für Schmuck könnte ein Mann wie Jack besitzen. Er schien weniger der Typ zu sein, der Uhren oder Manschettenknöpfe sammelte. Vielleicht ja auch Familienerbstücke. Ich blickte zu Jack und sah das er über einen anderen Karton hing und herumkramte. Mein Blick richtete sich wieder auf das Kästchen vor mir und neugierig öffnete ich es vorsichtig. Er brauchte ja nicht wissen, dass ich reingeschaut hatte.

Doch was ich sah ließ mich stutzten. Statt Uhren oder Ketten waren in dem Kästchen achtlos Orden reingeschmissen worden- Viele Orden. Doch nur einer schoss mir sofort in die Augen. An einem hellblauen dickeren Band befand sich ein goldenes Abzeichen. Das Band schimmerte leicht im Licht und als ich es anfasste fühlte es sich seidig an. Oben prangte ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Unter dem Adler war ein Balken angebracht auf dem das Wort „Valor“, Heldenmut draufgeprägt war. Ein großer goldener Stern, der von einem Kranz umgeben ist bildete das Zentrum der Medaille. Oberhalb der Medaille waren auf dem blauen Band mehrere Sterne rauf gestickt. Ich kannte diese Medaille. Ich hatte sie nie real gesehen, Geschweige denn in der Hand gehalten. Ehrfürchtig strich ich über den goldenen Stern. Einzig in unserem Unterricht für Sozialkunde hatte ich Bilder von ihr gesehen. Es war die Medal of Honor, die Ehrenmedaille. Sie ist die höchste militärische Auszeichnung der Vereinigten Staaten und einzig der Präsident überreicht sie. Wie um alles in der Welt hatte Jack diese Medaille verdient? Oder war Sie ein Erbstück? Wie hieß es noch mal im Unterricht, dachte ich nach. Sie wurde nur verliehen wenn, auffallende Tapferkeit  und Furchtlosigkeit bei Lebensgefahr weit über die Pflichterfüllung hinaus im Gefecht gegen einen Feind der Vereinigten Staaten, bestand.

 

Ich sah Jacks Rücken und ich sah ihn in einem anderen Licht. Aus dem einfachen Soldaten von dem ich annahm, dass er im Irak oder Afghanistan schwer verwundet wurde, wurde etwas Anderes. Ich konnte nicht Held sagen, denn ich wusste nicht was er getan hatte. Vielleicht stand vor mir ein Elitesoldat, vielleicht ein Navy-Seal oder vielleicht auch ein hochrangiger Offizier? Schnell schloss ich das Kästchen wieder ohne auf die anderen Medaillen zu schauen. Sollte ich ihn darauf ansprechen?

Unsicher wog ich das Kästchen in den Händen, schluckte meine Überraschung herunter und fragte: „Hey Jack, was soll denn hier drinnen sein? Hast du irgendwelche Kettchen oder was?“ Ich hatte meine Stimme im Griff und setzte ein Grinsen auf und präsentierte die Holzschachtel.

Er wandte sich zu mir und schaute von der Kiste zu mir herüber.

Jack winkte ab und erklärte: „Ach da ist nur Schrott drinnen. Bin noch nicht dazu gekommen das weg zu tun.“

„Schrott?“

„Ja“, meinte er. Jack kam mit lockeren Schritten auf mich zu und nahm mir die Schachtel freundlich aus der Hand. Er fixierte mich eingehend, fast prüfend, taxierend.

Auf seiner Stirn bildeten sich Falten und er fragte: „Hast du…den Akkuschrauber gefunden?“

Wieso kam er jetzt auf das Dingen, dachte ich, doch dann klickte es. Er wollte vermutlich fragen ob ich hineingeschaut habe. Ich schüttelte den Kopf. „Ne, dann hätte ich schon geschrien“, sagte ich frech zu ihm und zwinkerte ihm zu.

„Einfach sagen du hast ihn reicht. Der Hund pennt noch“, sprach er und machte die nächste Kiste auf und fand nach kurzem kramen endlich den Bohrer. Das Kästchen stellte er auf die Fensterbank, weg von mir, ob bewusst oder unbewusst konnte ich nicht sagen.

 

Wir begannen das Bett aufzubauen und immer noch schwirrte mir im Kopf die Frage, wieso hatte er diese Medaille bekommen und wieso war sie und die anderen Medaillen für ihn nur „Schrott“? Das Bett war schnell zusammengebaut und gemeinsam legten wir die Lattenroste und Matratzen hinauf. Didi kam ab und zu herüber gelaufen, weil der Lärm ihn geweckt hatte. Als keiner ihm Beachtung schenkte, legte er sich in eine Ecke des Raumes und verfolgte alles wachsam.

„Wenigstens muss ich heut nicht auf der Couch pennen“, meinte Jack und schob das Bett an die richtige Stelle. Er schaute in die offenen Kisten, in der sich saubere Kleidung befand. Sein T-Shirt war immer noch etwas durchgeschwitzt.

Ohne etwas zu sagen, zog er sich sein Shirt aus. Seine Bauchmuskeln bildeten ein deutlich antrainiertes Sixpack Und mir gefiel mir was ich sah. Ich schaute dem Spiel der Muskeln zu, wie sie sich bewegten. Ich leckte mir leicht über die Lippen, die trocken geworden waren. Ja, so etwas gefiel mir wirklich. Fast wollte ich protestieren als er sich ein T-Shirt aus dem Karton fischte und es sich überzog. Ich bemerkte gar nicht wie Jack sich umdrehte und mich betrachtete. Zu spät um es nicht zu merken hob ich meinen Blick. Als meine braunen Augen auf sein blaues traf, schaute er leicht grinsend an sich herunter: „Gefalle ich dir so sehr, dass du die Augen nicht mehr von mir abwenden kannst?“

Klar gefiel es mir, doch ich versuchte abzulenken. Grade im Moment und nachdem was ich über ihn herausgefunden hatte wollte ich nicht zu weit gehen: „Ach quatsch…“

Jack musterte mich noch mal zuckte dann jedoch mit den Schultern: „Sah aus, als ob du wolltest, dass ich mich wieder ausziehe.“

Ich lachte auf und strich mir durch die braunen Haare eher ich ihn frech grinsend fragte: „Sehe ich irgendwie schwul aus?“

„Sieht man es denn allen an“, war Jacks trockene Gegenfrage zu meiner. Er zog ein letztes mal an seiner Zigarre ehe er sie im Aschenbecher ausdrückte.

„…Sicher nicht allen“, meinte ich kleinlauter und kratze mich am Hinterkopf.

„Siehst du. Ist doch nicht schlimm. Gibt schlimmeres, glaub mir“, sagte er ruhig und überraschte mich mit dieser Aussage. Ich sah ihm in das Auge und entdeckte Neugierde in seinem Blick während er mich betrachtete.  

„Heißt es nicht, dass alle Soldaten…Na ja was dagegen haben“, fragte ich unsicher. Ich wusste, dass es Vorurteile waren, aber auch in denen steckte ein Fünkchen Wahrheit.

Jack schnaubte und winkte ab: „Wenn es drauf ankommt, ist es dir scheiß egal wer dir den Arsch rettet. Da spielt sowas keine Rolle mehr. Aber es gibt überall Idioten, dass stimmt.“

Ich schaute ihn skeptisch fragend an: „Heißt das du bist…irgendwie schwul?“ Schlussfolgerte ich und mein Puls beschleunigte sich. Denn ich wollte, dass er ja sagt.

„Nein, ich bin Bi. Ich steh auf beides. Und du? Bist du schwul“, fragte er und überraschte mich mit seiner ehrlichen Antwort. Die Medaillen waren wie aus meinen Kopf geblasen. Ich hatte es noch nie ausgesprochen und auch jetzt brachte ich es nicht über die Lippen. Zu viel Angst stigmatisiert zu werden hing an diesem einen Satz.

Also entschloss ich auszuweichen: „Ich hatte eine Freundin, sagt nicht das nicht alles?“ Unbeeindruckt von der Antwort schaute Jack mir ins Gesicht. „Nein. Das sagt eigentlich gar nichts aus.“

Seine unbeeindruckte Art ließ mich für einen kurzen Moment stocken und ich schluckte leicht. Ich wusste nichts zu sagen. Skeptisch schaute ich ihn an und schüttelte nur den Kopf. „Wieso soll das nichts aussagen?“

„Einen festen Partner zu haben, sagt nichts über die eigene Sexualität aus. Sie könnte auch nur ein Alibi gewesen sein. Überleg mal wie viele ihre Partnerin betrügen… auch mit Männern.“

„Nein“, sagte ich entschieden und meinte es auch so, „War sie nicht.“ Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt. Doch wieso eigentlich, wenn er Bi ist…

„Du solltest das besser nie meinem Dad sagen, wenn du eine ruhige Nachbarschaft willst.“

Jack schaute verwirrt bevor er fragte: „Was nicht sagen?“

„Na ja“, begann ich und steckte meine Hände in die Hosentaschen, „dass du…irgendwie was mit Männern hattest…“

Er schaute mich einen Moment lang trocken an: „Ist dein Vater homophob?“ Ein Kloß bildete sich in meinen Hals und ich schluckte. Kurz zögerte ich und nickte danach.

„Aha“, kam es emotionslos von Jack. Seine Reaktion ließ mich nicht erkennen, ob er mich möglicherweise gerade durschaut hatte. Das machte mir Sorgen. „Weißt du, Jazz“, fing er an zu reden, „eigentlich ist es wichtiger, dass du selbst mit deiner eigenen Sexualität zurechtkommst. Da solltest du wenig auf andere geben.“

Jack ging an mir vorbei und klopfte mir auf die Schulter und nickte in Richtung Wohnzimmer.

Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer und Didi folgte uns fröhlich kläffend. Die kleinen Beinchen des Hundes schienen Didi gerade nicht zu gehorchen. Ich sah den kleinen Welpen über seine eigenen Beinchen stolpern. Er schlug einen Purzelbaum. Setzte sich kurz, schüttelte den Kopf und rannte weiter.

„Dummes Tier. Ich muss gleich noch mit dem raus“, meinte Jack und sah zu dem Fellknäuel was sich gerade aufrappelte und schnell zu Herrchen rannte. Leise begann Didi zu jammern. Er streichelte es kurz und schaute mich dann auffordernd an.

„Ja. Ich geh dann auch mal. War auch schon lange hier… Eigentlich den ganzen Tag“, stellte ich fest und ging mit Jack, der den Welpen gerade auf den Arm genommen hatte Richtung Tür. Nun leicht in Gedanken versunken.

„Ich komme dann morgen so nach dem Aufstehen zu dir“, meinte ich noch freundlich und Jack nickte mir zu. Während er die Leine an dem Halsband des Tieres festmachte.

Ich fragte mich, wie viel ihm dieses kleine Fellknäul wohl bedeutete.

„Bis morgen, Jazz“, meinte Jack und ich ging langsam rüber in mein Haus, während er mit Didi die Straße rauf ging. Ich dachte noch lange an Jack und seine Worte.  Ich war mir unschlüssig, ob ich in Jack jemanden gefunden hatte, dem ich endlich meine Fragen würde stellen können. Ich hatte das Gefühl in ihm wahrscheinlich einen kompetenteren Gesprächspartner zu finden als in Tobey. So sympathisch Tobey mir auch geworden war, hatte er doch eine noch sehr unreife Einstellung zu dem Thema. Seiner Meinung nach hatte sowieso jeder etwas gegen Schwule, außer Schwule selbst. Außerdem war er in Gesprächen oft der Meinung, man müsse genauso dazu stehen können, wie er selbst und das konnte ich noch nicht. Die Vorstellung, dass Tobey mich outen könnte, machte mir Angst. Ich wollte nicht, dass Tobey wegen diesem Wissen, Macht über mich hatte. Jack hatte diese Möglichkeit nicht. Er kannte meine Freunde nicht, meine Familie. Er war neutral.

Ich kannte diesem Mann weniger als zehn Stunden, aber trotzdem hatte ich das Gefühl mit ihm reden zu können.
So etwas nach nicht mal einem Tag zu denken fand ich selbst albern. Vielleicht war ich auch noch zu sehr von seinem Aussehen und seiner Art fasziniert.

 

 

 

Meine Geschwindigkeit

Meine Geschwindigkeit

 

Am nächsten Morgen wachte ich früher auf als ich dachte und fragte mich, warum? Doch wenn ich darüber nachdachte, wusste ich genau was mich so nervös machte. Der Grund war Jack. Ich wollte mehr erfahren über diesen Mann. Also stand ich früher als für mich üblich auf und zog mir bequeme Sachen an. Unten in der Küche schlang ich einige Toasts herunter, nahm mein Handy und war schon gegen halb neun vor seiner Tür und klopfte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er schon wach war.

Erst hörte ich nichts bis leise kläffen sich der Tür näherte und eine tiefe Männerstimmte sagte streng: „Aus!“ Die Tür öffnete sich mir. Ich sah Jack in sein Auge er hatte die gleiche lederne Augenklappe wie am Tag zuvor aufgesetzt und ich fragte mich, ob er sie ab und zu absetzte. Er raunte mir ein Morgen zu und ließ mich eintreten. Ich schaute zu Jack und war erneut angetan von seinem Aussehen. Das grüne T-Shirt was er trug spannte ich über seine breite Brust. Seine dunkel braunen Haare fielen ihm locker und leicht zerzaust in den Nacken. Er trug schwarze Shorts die ihm über die Knie gingen und kräftige muskulöse Unterschenkel zeigten. Mein Blick klebte förmlich an ihm. Didi kläffte mich schwanzwedelnd an und brachte mich in die Realität zurück. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und machte Männchen.

Ich lachte leise, beugte mich herunter und streichelte den kleinen Welpen während ich fragte: „Ist der immer so gut drauf?“

„Ja, meistens… Wie kommt es das du jetzt schon hier bist? Ich dachte du kommst später.“

„Ach“, meinte ich und zuckte mit den Schultern während ich mich zu ihm drehte, „bin irgendwie früher wach geworden. Und da ich was zu tun hatte, bin ich aufgestanden.“

Jack nickte mir stumm zu und verschwand Richtung Küche. Erneut schaute ich ihm nach. Ja, schoss es mir durch den Kopf, wenn ich einen Typen will dann so jemanden. Ich genoss den Anblick seines muskulösen Rückens und mein Blick blieb an seinem Hintern hängen der in der Hose leider schlecht zu erkennen war. Ich hörte ihn im Kühlschrank kramen und als er wiederkam hielt er eine Tasse in der einen Hand und reichte mir mit der anderen eine gekühlte Flasche Kakao.

Überrascht schaute ich auf das Etikett und blickte fragend in sein Gesicht.

„Nicht richtig? Dachte du hättest gestern gesagt statt Kaffee trinkst du Kakao“, meinte er und trank aus einer großen Tasse aus welcher es dampfte. Es schien, dass er mich ebenfalls stumm musterte. Ich hoffte ich hatte meine Blicke vor ihm verstecken können. Ich war mir jedoch nicht sicher.

„Ja schon, aber ich dachte nicht…also das du dir das gemerkt hast“, meinte ich auf den Kakao schauend. Die Geste brachte mich zum Lächeln. Ich öffnete die Flasche und trank einen großen Schluck. „Danke“, meinte ich fröhlich, verschloss die Flasche und drehte sie etwas in der Hand.

Ich schaute mich in der Wohnstube um und stellte fest, dass Jack die Couch verschoben hatte und einen dunkelroten Fernsehsessel aus Leder dazugestellt hatte. Einige Kartons standen herum, die meisten geöffnet. Der Fernseher und eine Stereoanlage standen bereits auf einem Sideboard. Daneben lag ausgepackt, eine wie es aussah, unfertige Kommode. Ich erkannte den Stil und musste grinsen während ich ihn fragte: „Ernsthaft? Du gehst nach Ikea?“

Er sah zu der Kommode und kratze sich fast etwas verlegen am Hinterkopf eher er antwortete: „Ich wollte nur ein Regal.“

Ich lachte leise, denn das kannte ich von meiner Mutter, wenn sie diesen Laden betrat und ich meinte: „Kenn ich. Hast du wenigstens an das Regal gedacht?“

Er nickte und deutete auf einen kleinen noch verschlossenen Karton. Ich konnte mir diesen muskulösen Mann mit Augenklappe schlecht in diesem Laden vorstellen. „Man muss durch den ganzen Laden laufen. Und überall waren Kerzen“, sagte er als Erklärung und begann sich die Anleitung anzuschauen.

„Hast du noch mehr gekauft was du nicht wolltest?“

„Ja. Kerzen…und eine Pfanne. Und einen Topf“
Lachend ging ich zu ihm hinüber und schaute mir die Anleitung an. Nebenbei fragte ich: „Und gestern noch in der Nachbarschaft umgeschaut?“

Jack nickte und fing an Schrauben zu sortieren während er antwortete: „War gestern im Supermarkt um die Ecke. Hab die Verkäuferin erschreckt. Die dachte ich wollte sie ausrauben. Komische Leute hier.“ Ich war mir nicht sicher, doch ich glaubte einen Moment lang den Anflug eines Grinsens in seinen Mundwinkel gesehen zu haben. Es sah so aus als habe er sich darüber amüsiert. Ich kannte den Laden an der Ecke und prustete los. Ja die Frau die da meistens Arbeitete war schon komisch. Und wenn ein großgebauter und kräftiger Mann, mit grimmigem Gesicht, noch dazu mit einer Augenklappe, alleine hineinkam, könnte das für sie bedrohlich aussehen. „Ließ dich nicht mal Didi freundlicher wirken“, fragte ich, während ich den Boden der Kommode suchte.

„Den hat sie glaub ich gar nicht wahrgenommen“, meinte Jack Kopfschüttelnd, während er begann Schrauben in das Holz zu drehen.

„Oh man… Geiler Eindruck Jack“, meinte ich grinsend während ich nur den Kopfschütteln konnte. Jack zuckte mit den Schultern und grinste mich kurz an. Wir arbeiten eine Weile schweigend an der Kommode. Generell wirkte Jack eher schweigsam, doch ich empfand es nicht als unangenehm. Für einen Soldaten sprach er zudem recht leise, ich hatte erwartet, dass so jemand häufiger lauter Sprach, von Berufswegen alleine schon. Außerdem viel mir auf, dass er häufiger ein wenig nuschelte bei seinen Antworten. Man verstand ihn zwar immer noch, doch seine Worte wirkten vor sich hin gebrummelt, immer wenn er über etwas nachzudenken schien.

„Wie alt bist du eigentlich“, fragte ich nach einer Weile als die Seiten der Kommode schon mit dem Boden verbunden waren. Ich konnte es durch die Augenklappe, die Narben und die Falten nicht einschätzen.

„24“, meinte er knapp und schlug auf das Brett damit es feste mit den Dübeln verbunden war, „Und du?“ Ich reichte ihm ein weiteres Brett und war unschlüssig. Ich wollte ihn gerne mehr kennenlernen, hatte nur noch keine Ahnung wie ich es anstellen sollte. Vielleicht war ich ihm zu jung wenn ich ehrlich war… 

„Wie alt sehe ich denn aus“, fragte ich frech grinsend und zog eine Schraube nach.

„Hm…weiß nicht…So um die 20“, meinte Jack und musterte mein Gesicht stirnrunzelnd. 

„Okay…gut.“ So hatte ich jedenfalls nicht gelogen, dachte ich zufrieden. Bevor er weitersprach fragte ich schnell: „Sag mal glaubst du aus Didi wird echt ein Wachhund?“

Jack schaute zu dem Hund hinüber der gleich anfing mit seinem Schwänzchen zu wedeln als man ihn beachtete.

„Hm. Ja, der muss nur richtig trainiert werden. Dann ist der sicher nützlich“, nickte Jack leicht und baute nebenbei eine Schublade zusammen. Ich betrachtete wieder sein Profil. Der Bart der sich über sein Kinn und die Wangen zog, den kräftigen Hals und die Lippen die sich gerade zusammen gepresst hatten während er die Anleitung erneut zu Rate zog. Ich schluckte leicht und wandte mich von dem Bild ab bevor ich darüber nachdachte wie es wäre diese Lippen einfach zu küssen… Wie er darauf reagieren würde? 

„Ich hoffe du kommst mit meinem Vater aus, sonst versucht er es dir hier schwer zu machen“, meinte ich um mich selbst von meinen Gedanken abzulenken. Ich setzte nebenbei die von Jack gebaute Schublade in die Kommode.

Jack schnaubte, zog die Augenbrauen rauf und grinste mich leicht an während er fragte: „Glaubst du wirklich, ich lasse mich ärgern? Wenn er mich nerven sollte hab ich noch eine Tür. Die kann ich schließen.“

Auch ich grinste leicht, ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass dieser Mann meinen Vater als nicht sehr beeindruckend empfinden würde. „Mein Dad meint er muss die Nachbarschaft beschützen. Er ist bei der Polizei und der Scheriff hier“, erklärte ich das Verhalten meines Vaters und grinste schräg.

Jack schaute mich an bevor er die trockene Gegenfrage stellte: „Sehe ich aus als ob ich Schutz brauche?“

„Nein“, lachte ich, „aber vielleicht meint Dad ja er muss die Nachbarschaft vor dir schützen.“ Nein, Jack sah aus als ob er nie Schutz brauchte. Auch er schien sich über meine Aussage ziemlich zu amüsieren. Als Jack mir die nächste Schublade reichte viel mein Blick auf seinen Unterarm über den sich eine lange Narbe zog, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte. An dem selben Arm schien er noch mehrere kleinere Narben zu haben die zum Teil schon sehr verblasst waren. Doch die eine große die sich den Unterarm entlang zog zeichnete sich deutlich von den anderen verblassteren ab.

Ohne darüber nachzudenken fragte ich ihn was  damit passiert sei und deutete dabei auf seinen Unterarm. Auch Jack sah hinunter, hob den Arm und betrachtete nachdenklich die Narbe. Er strich darüber. Er schien kurz in Gedanken zu sein. Er murmelte: „Ach Helikopterunfall.“

„Was ist da passiert“, fragte ich und schaute ihn neugierig an.

„Uns hat ein Raketenwerfer gestreift. Der Helikopter ist abgestürzt“, er zuckte mit den Schultern, als ob es das normalste der Welt sei. „Ich mag die Dinger nicht“, fügte er hinzu, „die werden immer so schnell abgeschossen.“

„Wie kann man sowas überleben“, fragte ich ehrfürchtig und mit geweiteten Augen.

„Mit mehr Glück als Verstand. Ich wurde irgendwie rausgeschleudert bevor wir aufgeschlagen sind. Ein Trümmerteil hat mich erwischt“, sagte er ruhig und sachlich, doch es erschien ein Distanzierter Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Oh man“, staunte ich und dachte an die ganzen Medaillen die im Schlafzimmer waren, „deine Familie muss wirklich stolz auf dich sein.“

„Wieso“, war eine Gegenfrage, mit der ich nicht gerechnet hatte. Sie ließ mich verwirrt dreinschauen, schließlich wurde uns von Kindheitsbeinen an eingetrichtert auf unsere Nation stolz zu sein.

„Na ja“, begann ich und klag unsicher, „Ich meine du bist doch…ein Held. Da wird deine Familie sicher stolz auf dich sein.“

„Hab keine“, entgegnete er kurz nur und stand auf als er die letzte Schublade fertig gebaut war. Ich nahm sie und setzte sie in die Kommode. Frustriert stellte ich fest: „Ich habe das Gefühl ich trete von einem Fettnäpfchen ins nächste. Tut mir leid Jack.“

Er winkte ab und endlich änderte sich seine sonst eher Monotone Stimme. Versöhnlich antwortete er mir: „Schon gut. Kannst du nicht wissen Kleiner. Wieso fragst du so viel?“

Ich schaute kurz hinauf in sein Gesicht und stand ebenfalls auf während ich ihm erklärte: „Ich finde dich interessant.“

Er musterte mich kurz. Ich war mir unschlüssig wie ich seinen Blick deuten sollte. Er grinste leicht, verschränkte die breiten Arme vor der Brust und fragte mit seiner tiefen Stimme: „Woran liegt das?“

Du siehst geil aus! Ich will dich! Weiß nur nicht wie ich das anstellen soll…. Ich dachte einen Moment über meine Antwort nach und entschied mich zu sagen: „Weiß nicht, finde dich interessant und würd dich gerne kennen lernen…ja.“ Jack grinste nun anders, als einen Moment zuvor. Er begann die Kommode den richtigen Platz schieben.

„Ist es schwer für dich hier als Schwuler zu leben“, fragte Jack als wäre es das normalste der Welt und ging zu dem kleinen Regal, was er auspackte.

Ich nickte unschlüssig in Gedanken versunken. Als ich mich fing und antwortete ich hastig: „Wie kommst du denn darauf? Ich bin nicht schwul.“ Ich klang fast etwas hysterisch.

Jack schaute hinüber und sein Blick scannte mich einmal vom Kopf bis Fuß. „Sicher? Dafür schaust du mir aber sehr interessiert nach.“

Ich fühlte mich ertappt wusste nichts zu sagen und schaute Jack entsetzt an. „Ähm…“, war meine weniger intelligente Kommentar dazu. Mir war es unangenehm, dass er meine Blicke gemerkt hatte und ich spürte wärme mein Gesicht aufsteigen.

Jack schaute mich erwartungsvoll an und meinte nach dem er einen Moment gewartet hatte: „Kommt da noch was?“

Ich sah mit Rehaugen zu ihm rüber und wusste nicht viel was ich sagen sollte. Also versuchte ich allgemein zu antworten: „Also auf unserer…ich meine auf meiner High School war einer der war offen Schwul und…na ja die anderen haben den schon fertig gemacht du… Also leicht hatte der es jetzt nicht.“

Jack nickte verstehend und fragte mich mit beinahe sanfter Stimme: „Hast du deswegen Angst das zu zugeben?“ Die Frage klang fast schon etwas beiläufig. Als wäre es keine große Sache über so etwas zu reden.

Konnte oder wollte ich darauf antworten? „Hm… ich weiß nicht…ich glaub nicht…ich hatte ja auch schon eine Freundin mit der ich zusammen war…“, meinte ich nachdenklich und dachte an Viola.

„Und mit der war es aber nicht so toll wie du es dir vorgestellt hattest“, es war keine Frage die Jack formulierte es war eine reine Feststellung. Der Mann konnte mich lesen wie ein offenes Buch!

Ich seufzte schwer, wusste nicht was ich dazu erwidern sollte, doch Jack schien keine Antwort mehr zu verlangen. Er öffnete den Karton in dem sich das Regal.

Ich sah ihm dabei zu und setzte mich auf den roten Sessel. Als Didi zu mir gehuschelt kam streichelte ich den Hund.

„Das muss ja nicht daran gelegen haben, dass sie ein Mädchen war.“

„Klar bestimmt“, sagte Jack trocken. Mir war klar, dass er keine meine Ausreden für bahre Münze nehmen würde.

 

Nach einer Weile des Schweigens schaute Jack zu mir herüber: „Du weißt schon, dass es nicht schlimm ist schwul zu sein oder? Oder Bi oder sonst was.“

Ich nickte leicht, war mir aber selbst nicht sicher ob ich mir gerade glaubte. „Ja, ich hab ja auch nichts dagegen“, antwortete ich, „ Ich bin nicht mein Vater.“  Nach einem Moment beobachtete ich weiter den Hund vor mir. Jacks abschätzenden Blick konnte ich jedoch auf mir fühlen. „Warum tust du dich dann so schwer“, fragte er und schraubte die einzelnen Bretter zusammen.

Ich seufzte auf. Eigentlich sollte ich mich freuen. Ich könnte ihm endlich alle Fragen stellen die ich schon lange fragen wollte. Er kannte meine Freunde nicht und so brauchte ich auch eigentlich keine Sorge zu haben, dass er es weiter erzählen würde. Dennoch kannte ich diesen Menschen kaum vor mir. „Ich bin nicht schwul“, meinte ich und versuchte dabei selbstsicher zu klingen. Etwas was mir auf dem Baseballplatz immer gelang, hier gerade nicht. Jack blickte mir ins Gesicht und ließ keine Gefühlslage  erkennen. Nach einem Moment nickte er. Fügte dem nicken ein: „Wenn du das sagst, wird es stimmen.“ Hinzu.  Frustriert schaute ich ihn an. Er glaubte mir nicht, dafür brauchte ich kein Genie sein. Dennoch wollte ich mich nicht drängen lassen. In dieser persönlich Krise von mir, bestimmte ich das Tempo und nicht irgendwer anders. Ich werde mich nicht drängen lassen.

 

Ein kurzer Blick hinter die Maske

Es dauerte,  bis ein Ende des Aufbauens der Schränke in Sicht war. Nerven kostete das Einstellen der Türen des Schlafzimmerschrankes. Wir sprachen zwar noch ab und zu, aber eher weniger. Die wenigen Gespräche bezogen sich ausschließlich auf die zu erledigende Arbeit. Ich war etwas in Gedanken versunken. Jack ließ es zu und ich war ihm sehr dankbar dafür. Ich war mir nicht sicher, ob und wie sehr es ihn interessierte, ob ich nun schwul war oder nicht, aber es schien, als ließe er mir mein Tempo. Eine Tatsache, die den Knoten in meiner Brust etwas leichter werden ließ. Ich fühlte mich nicht bedrängt von ihm.
Didi hatten wir in den Garten verfrachtet. Als der letzte Schrank an seinen richtigen Platz stand zündete sich Jack eine seiner Zigarren an. Das gleiche Aroma wie am Tag zuvor stieg mir in die Nase. Gemeinsam gingen wir auf die Veranda um nach dem Hund zu schauen. Von Didi war jedoch nichts zu sehen. „Wo ist der verdammte Köter“, grummelte Jack und schaute systematisch von der Veranda den Garten ab. Auch mein Blick glitt über den Rasen jedoch hatte ich eine Vermutung. Ich ging zum Zaun hinüber und blickte in den Garten meiner Eltern. Dort sah ich den kleinen Welpen an einem meiner Baseballs herumkauen. „Dein Hund ist hier“, rief ich Jack zu und Didi blickte auf und kläffte fröhlich. Ich holte mein Handy aus der Tasche und machte von dem kleinen Hund ein Foto. Er versuchte den Ball in die Schnauze zu kriegen, welcher jedoch noch zu groß für ihn war. „Dafür bist du wohl noch zu klein“, meinte ich und versuchte den Hund anzulocken. 
Jack kam zu mir, betrachtete den Hund im fremden Garten und schüttelte den Kopf über sein Tier.
„Ah ja, da war ja ein Loch“, meinte er genervt und rief nach dem Tier. 
„Ich geh eben rüber und hol ihn“, meinte ich, denn Didi fand den Weg zurück augenscheinlich noch nicht. Er rannte vor den Büschen am Zaun auf und ab, steckte ab und zu den Kopf hinein und entschied sich dann es an einer anderen Stelle zu probieren. 
Also ging ich schnell nach Hause und sammelte das Tier ein. Ich reichte es Jack über den Zaun zu. Schlendernd machte ich mich wieder zurück. Jack hatte mir bereits die Tür geöffnet. 
„Danke, ich muss unbedingt das Loch finden“, meinte er ruhig und zog erneut an der Zigarre und hielt sie mir fragend hin. Ich schüttelte leicht den Kopf und meinte: „Nee, lass mal. Eigentlich muss ich heute noch zum Karate und Rauchen und Sport ist nicht gut.“
Jack grinste leicht und entgegnete: „Ach jeder Mensch braucht ein Laster. Wann musst du denn los zum Training?“ 
Ich seufzte schwer, seit einiger Zeit hatte ich wenig Lust auf das Training. Ich blickte auf mein Handy und meinte: „So gegen fünf. Eigentlich hab ich keine Lust mehr…“ 
„Dann hör doch auf“, war Jacks verständlicher Kommentar dazu. Ja eigentlich hatte er Recht. Ich hatte dieses Thema bereits Zuhause angesprochen, doch mein Vater verbot es mir. Er wollte, dass Sachen, die begonnen wurden, auch zu Ende gemacht wurden. Für mich war es unverständlich, schließlich hatte ich nicht erst letztes Jahr mit dem Training begonnen. "Was das anging war er eben schwierig", redete ich mir ein.
„Ich soll nicht aufhören. Dad meint, man soll Sachen nicht einfach so hinschmeißen“, ich verdrehte leicht die Augen, denn dieses Thema hatte damals schon eine hitzige Diskussion ausgelöst. 
„Das ist albern. Wenn man nicht mehr will, kann man doch aufhören. Ist doch dein Leben und deine Freizeit“, sagte Jack und erneut klang es so simpel, doch war es das für mich nicht. 
„Hm“, meinte ich nüchtern und zuckte mit den Schultern. Ich versuchte die Situation mit einem aufgesetzten Lächeln herunterzuspielen. Immerhin wollte ich meinen Vater ja auch nicht schlecht reden. Er hatte ja auch gute Seiten. Als ich noch klein war schien er für alle meine Frage immer die richtige Antwort gehabt zu haben. Er hat mir beigebracht selbstbewusst durch das Leben zu gehen und mich nicht unterkriegen zu lassen. Wenn ich Angst hatte, konnte ich mich ihm bis dahin immer anvertrauen. 
Doch leider zeigte er diese Seiten nur noch selten. Er nahm seine Vaterrolle so ernst, dass er meinte, uns vor allem, was er für schlecht befand, schützen zu müssen. Seit Jackson die Familie verlassen hatte wurden seine Ansichten immer radikaler. "Wie konnte ein Mensch sich nur so verändern?", schoss es mir durch den Kopf. 
„Deine Sache“, war Jacks neutrale Reaktion auf mein „hm“. Er ging in die Küche und suchte anscheinend etwas zu Essen. Ich seufzte schwer, fand es selbst auch komisch. Ich stand noch einen Moment unsicher herum, als ich mich fing ließ ich mich schwerfällig auf die Couch fallen. Hatte ich wirklich so große Angst vor meinen Vater? Ein kleiner, sehr ehrlicher Teil in meinem Hinterkopf begann zu nicken und ich hasste ihn dafür! Egal was Dad getan oder gesagt hatte, er war immer noch mein Vater, vor ihm sollte ich keine Angst haben, sondern einzig Respekt. 

Jack kam wieder, hatte eine Packung Brownies dabei und reichte sie mir. Gedankenverloren nahm ich einen raus, aß ihn jedoch nicht sofort. 
Ich dachte darüber nach, was ich alles schon von Jack wusste und stellte fest, dass es fast gar nichts war. Er mich jedoch lesen konnte wie ein offenen Buch. "Warum ihn nicht einfach etwas fragen", dachte ich mir. Ich kaute einige male auf den Brownie und fand den Mut zu fragen: „Sag mal…wie war das als du gemerkt hast, dass du auch auf Kerle stehst?“ Jack blickte mir kurz ins Gesicht und schien über etwas nachzudenken, während er mein Gesicht studierte. Sein neutraler, fast emotionsloser Ausdruck wich aus seinem Gesicht. Mit ruhiger und erstaunlich freundlich klingender Stimme begann er zu erzählen: „Es war schon irgendwie komisch…“ Ein offener Ausdruck trat in sein Gesicht, etwas das ich vorher noch nicht an ihm registriert hatte. Und als er weiter erzählte schien diese Offenheit zu bleiben: „Aber da es so viele Menschen gibt, die das auch machen, dachte ich mir, kann es sicher nicht so schlimm sein.“ Ich nickte leicht verstehend, denn auch dies war ein Argument, welches ich mir immer wieder selbst sagte. 
„Und als du eine Beziehung mit einem Kerl hattest, was war da anders? Was hat dir…vielleicht besser gefallen?“, wollte ich wissen. Vielleicht konnte er etwas nennen, das mir auch an Beziehungen mit Männern besser gefiel, oder eben auch nicht.
„Ich hatte noch nie eine Beziehung.“
Diese Aussage überraschte mich und so sah ich ihn auch an. „Wieso?“, fragte ich entsetzt klingend. Ja, Jacks Aussehen war speziell, aber dennoch…
„Hatte nie die Zeit dafür“, kam es knapp von ihm als Erklärung und langsam wich die Offenheit aus seinem Gesicht. 
„Ich dachte für sowas hat man immer Zeit“, entgegnete ich darauf, wofür er nur ein Kopfschütteln übrig hatte. „Aber wieso?“, fragte ich und klang leicht entsetzt.
„Ich war immer weg - Training, Einsatz, Krankenhaus, Einsatz, Training“, zählte er in neutral klingendem Ton. Seine Maske hatte den Weg in sein Gesicht zurück gefunden.  
Bevor die Situation  unangenehm wurde, versuchte ich diese zu entschärfen. Ich grinste ihn leicht an und fragte scherzhaft: „Und wie kannst du dir sicher sein, dass du Bi bist? Heißt es nicht, dass Menschen die Bi sind sich nur nicht einig werden können?“ Ich hoffte er verstand meine Art, denn sonst könnten solche Sprüche gewaltig nach hinten losgehen. Doch erleichtert stellte ich fest, dass Jack ebenfalls grinste und ein freundliches Leuchten in seinen Augen erschien.
„Ich denke, ich bin mir bezüglich meiner Sexualität sehr sicher.“ Ich lachte kurz ehe ich ihn fragte: „Worauf stehst du denn bei Frauen?“
Jack überlegte nicht lange als er antwortete: „Blond find ich toll. Und eine große Oberweite hat auch schon was. Ich mag Frauen, die wissen was sie wollen…und das dann auch kriegen. Ich brauch nichts, was unselbständig ist oder nicht auf sich selbst aufpassen kann. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Ich brauch keinen, der mir ständig zustimmt…Aber eine Diva ist auch schrecklich…“
Ich grinste leicht und nickte, ich konnte mir vorstellen, dass ich es ähnlich sehen würde. 
„Und bei Männern?“, fragte ich weiter und spitzte gespannt die Ohren. 
Er taxierte mich kurz mit seinem Blick und begann langsam zu sprechen. Es schien so, als beobachtete er mich in diesem Moment genauso eingehend wie ich ihn. 
„Männer sollten aussehen wie Männer. Ich kann mit diesen Schwulen nicht viel anfangen, die sich benehmen wie eine Frau. Ich mag, wenn sie trainiert sind. Bei einem schmalen Hemd muss ich ja Angst haben was kaputt zu machen…Ich meine, dass ist bei einigen Frauen auch so, aber da ist es eben auch wieder was anderes. Frauen dürfen süß und zierlich aussehen, dass sollte ein Mann nicht sein.“ 
Ich hing an seinen Lippen, während er sprach. Es war für mich irgendwie erleichternd. Zwar stellte ich keine meiner Fragen, aber  einfach mal über das Thema unbefangen zu sprechen tat gut. Es tat auch gut, dass es mal nicht meine Sexualität war, die zum Gesprächsstoff gemacht wurde. „Hattest du schon viele Männer?“, fragte ich ihn und lächelte ihn offen an. Jack schüttelte den Kopf. 
„Es waren drei, aber einer häufiger.“ 
„Dann hattest du also doch eine Beziehung“, meinte ich. Doch Jack schüttelte den Kopf. 
„Wir waren nur Freunde. Mehr war da nicht. Da waren keine Gefühle im Spiel. Das haben wir getrennt.“

„Also warst du nie verliebt? Oder wie?“ 
Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre des Raumes schlagartig. Es schien als schaute Jack kurz in eine andere Ebene oder Zeit.
Sein Blick wurde anders bei der Frage. Ich dachte erst, er würde nur nachdenklich werden. Doch da war noch etwas anderes. Um zu verstehen, was hinter seiner Fassade steckte, brauchte ich nicht lange in diesem Moment. 
Er sah traurig aus, fast schon verletzlich. 
Ich erwartete fast schon, dass er sich fast augenblicklich unter Kontrolle hatte. So wie ich ihn eben kennengelernt hatte. Doch scheinbar konnte er es nicht.
Ich starrte ihn einige Sekunden lang an, die mir vorkamen wie Stunden. Als ich kaum noch damit rechnete, sprach er: „ Doch, war ich.“ Er zog an seiner Zigarre, die immer noch glühte, bevor er weitersprach. „Es ging aber nicht gut aus.“ Jack sah mir in die Augen, doch wirkte es so, als würde er in diesem Moment jemand ganz anderes ansehen. Als wäre ich nicht da.
Er sprach leise und wirkte sehr bedacht auf das, was er sagte. 
Fast war es, als säße plötzlich ein ganz anderer Jack neben mir. Etwas in seiner gesamten Ausstrahlung hatte sich geändert. In diesem einen Moment konnte ich einen verletzten, zu tiefst verletzten Mann neben mir sitzen sehen. Ich traute mich gar nicht weiter zu fragen. Weder was mit seiner Liebe passiert war, noch was auf einmal mit ihm los war. 
Es verging ein Moment von absoluter Stille zwischen uns. Eine Stille wie ich so noch nie zwischen zwei Menschen erlebt hatte. Erst nach diesen stillen Sekunden sah Jack wieder mich an.
„Sie lebt nicht mehr.“ Sagte er knapp um auf die Frage zu antworten, die man in meinem Gesicht ablesen konnte. 
Er schien sich wieder etwas unter Kontrolle zu haben. Aber immer noch war etwas in seinem Blick, das sich schwer deuten lies. Trauer? Wut? Verbitterung? 
Mir war plötzlich als hätte ich eine Grenze überschritten und mir war nicht klar, wie Jack nun weiter auf mich reagieren würde.
Ich legte meine Hand vorsichtig auf seinen Oberschenkel, streichelte diesen fast schon sanft. Als ich ihm wieder ins Gesicht sah meinte ich entschuldigend: „Ich wollte dich mit der Frage nicht…verletzen.“ 
Er schaute mich an als er erklärte: „Schwieriges Thema…“ 
Wir hingen jeder unseren Gedanken nach. Ich kaute mir kurz auf den Lippen herum und seufzte schwer. Meine Hand lag weiterhin auf seinem Beim. Ich wollte ihn ablenken. Es war meine Frage gewesen, die ihn so aus der Fassung brachte, die seine Maske hat zerspringen lassen. 
Mein Blick fiel auf seinen Hund, der gerade mit einem quietschenden Kauknochen spielte. Ich lächelte als ich ihn betrachtete. Ich sah hinüber zu Jack und auch er sah seinen Hund an. Ein fast schon sanftes lächeln lag auf seinen Lippen als er ihn betrachtete. „Sag mal… was glaubst du wie groß wird Didi?“, fragte ich nach einer Weile, in der wir schweigend dem Hund zugesehen hatten. Jack blickte zu mir und schien über meine Antwort nachzudenken. „Schwer abzuschätzen. Ich geh davon aus das neben Hund auch Wolf in ihm steckt…“ Ich blinzelte mehrmals und sah zu dem kleinen grauen Welpen, den man ganz locker mit einer Hand hoch heben konnte. 
„Wow“, meinte ich nur und nickte. Wir redeten etwas über Didi und es schien Jack gut zu tun und nach einigen Augenblicken schien er wieder der Alte zu sein.

Als es später wurde verabschiedete ich mich von Jack und als er mir für die Hilfe wieder Geld geben wollte, lehnte ich ab. 
„Nein“, meinte ich freundlich lächelnd, „ich hab das freiwillig getan und…na ja, ich finde dich nett. Ich will dein Geld nicht.“
Jack nickte, steckte das Geld wieder weg. Er lächelte mich kurz an ehe er meinte: „Kannst rüber kommen, wenn was ist, ne, Kleiner?“
Ich verdrehte leicht genervt die Augen: „Alter, jetzt hör auf mich Kleiner zu nennen, das ging mir schon beim ersten Mal auf den Sack.“
Jack lachte kurz auf und  schüttelte den Kopf: „Vergiss es, Kleiner.“ Und mit einem genervten Seufzen und Augenverdrehen ging ich rüber und packte meine Sachen für das Karatetraining. Doch erneut kreisten meine Gedanken um Jack…

Familienwand

Am nächsten Morgen bekam ich eine Nachricht von Eric, der mich fragte, ob wir gemeinsam joggen wollten. Ich blickte aus dem Fenster und sah einen klaren wolkenlosen Himmel. Vermutlich würde es ein angenehmer Frühlingstag werden. Auf ein Treffen mit Eric freute ich mich und stimmte gleich zu. Ich traf ihn am Mittag und endlich war er mal ohne seine neue Freundin da. Zudem dachte ich auch mal nicht an Jack und meine Sorgen. Denn nach dem Gespräch und der Situation gestern, ließ der Gedanke an Jack mich kaum noch los. So tat es gut Eric zu treffen und für einige Augenblicke war ich der unbeschwerte Teenager, der ich noch vor wenigen Wochen gewesen war. Ehe Tobey und Jack mein Leben begannen auf den Kopf zu stellen. 
Gemeinsam joggten Eric und ich durch den Park, quatschten und alberten ein wenig herum. Ich genoss es ziemlich. Ich fühlte mich unbeschwert, etwas das viel zu selten vorkam in letzter Zeit. Immer wieder spornten wir uns zu Wettläufen an und um ein Haar wäre ich mit einer Dame zusammengeprallt die Nordic Walking machte. Als wir eine Pause brauchten setzten wir uns auf eine Bank und tranken unser mitgenommenes Wasser. Wir beide waren ziemlich am schwitzen und ich vermutete, dass mein Gesicht genauso rot war wie Erics. 
„Und was gibt es sonst neues bei dir, Jazz?“, fragte Eric mich und strich sich die hellblonden verschwitzten Haare aus der Stirn. Ich dachte nach und verwuschelte mir meine Haare, die mir an der Stirn klebten. Eigentlich gab es viel neues, das man erzählen könnte… Ich kannte Eric seit ich klein war, wir waren wirklich Sandkastenfreunde. Etwas das es nur noch selten gab. Ich vertraute ihm. Doch meine Sorgen, die mich quälten, wollte ich ihm nicht mitteilen. Zudem gehörte er zu den Leuten, die Tobey ab und an in der Schule aufgezogen hatten. Unsicher war ich mir, ob er das getan hatte, weil die Anderen dies auch taten, oder einfach weil er Schwule nicht mochte. Ich schluckte leicht. Ich wollte nicht daran denken, dass ich eventuell meinen besten Freund verlieren könnte… 
„Jemand hat das Haus gegenüber gemietet oder gekauft“, meinte ich, nachdem ich mir einen großen Schluck gegönnt hatte. 
„Okay? Jemand nettes? Oder wer? Schon kennen gelernt?“, fragte Eric dessen Atmung sich langsam wieder normalisierte, ebenso wie meine. 
„Ein Soldat. Der scheint voll okay zu sein. Heißt Jack, beziehungsweise John“, ich verdrehte leicht die Augen. Eric erwiderte mit einem Grinsen: „Also wie dein Vater, dein Bruder, dein Großvater und wie alle anderen in deiner Familie.“ Ich nickte, während ich leise lachte. 
„Er hat auch einen kleinen Hund. Der ist echt niedlich“, ich zeigte ihm das Bild, das ich von Didi und meinem Baseball im Garten gemacht hatte. Auch Eric fand, dass der Welpe sehr süß sei und schmunzelte über das Bild. 
„Okay und sonst so? Noch was interessantes, was du von ihm weißt“, fragte Eric grinsend. Als erstes kam mir die Medal of Honor in den Sinn. Da ich jedoch nicht wusste für was Jack die Medaille verdient hatte, behielt ich das Wissen für mich. Ebenso das Gespräch gestern in dem er mir einen kurzen Einblick in seine Seele gewährt hatte. 
Doch dann kann mir etwas anderes in den Sinn. „Ja, doch. Wir haben so gequatscht und dabei stellte sich raus, dass er auch mal was mit Kerlen hatte“, vertraute ich Eric an. Dabei achtete ich genau darauf, wie mein bester Freund auf diese Nachricht reagierte. Ich beobachtete eingehend sein Mienenspiel. Ich hoffte, betete schon fast, dass seine Reaktion nicht der von Sergio ähneln würde. Denn dafür war Eric  mir zu wichtig. 
Eric blickte mich überrascht an doch keineswegs angewidert und fragte dasselbe wie ich damals Jack: „Darf man das? Also, darf man das einfach so sagen, wenn man Soldat ist. Gibt es keine Probleme?“ Ich sah und hörte keine Verachtung oder Ekel in seiner Stimme und seiner Mimik. Einzig erstaunen. Eine Woge der Erleichterung überkam mich. 
Ich zuckte mit den Schultern und gab Jacks Antwort wieder. Konnte mich gerade noch zurückhalten sie euphorisch klingen zu lassen: „Also er meinte, wenn man sich genug Respekt verdient hat, traut sich keiner einen deswegen anzugehen. Und wenn es darauf ankommt, sei es einem auch egal, wer einen rettet.“ Eric fing an zu grinsen: „Oh bitte ich will das Gesicht deines Vaters sehen, wenn der das herausbekommt. Das passt doch nicht in sein Weltbild.“ Eric grinste mich verschmitzt an.  
Ich war erleichtert von seinen Antworten, seinen Reaktionen und ein breites Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. 
Auf einmal war der Tag schöner geworden und eine Leichtigkeit erfüllte mich. Und so antwortete ich lachend: „Das möchte ich auch sehen! Dad wird sowas nicht glauben können! Aber der ist wirklich cool. Nur etwas schweigsam aber ansonsten.“
Erics Blick wurde kurz ernster und er sagte: „Na ja, wer weiß, was der alles schon so gesehen hat. Dann wäre ich auch schweigsam.“
Ja, dachte ich Jack wird sicher schon einiges gesehen haben. Ob man ihn darauf wohl ansprechen könnte? 
„Sicher einiges“, meinte ich nach einem Moment, „dem fehlt ein Auge…“ Und Eric schaute mich mit geweiteten Augen an. „Sieht es komisch aus?“, fragte er mich und nahm noch einen Schluck Wasser. Ich dachte darüber nach, klar im ersten Moment, aber ansonsten…
„Also…klar, du schaust schon etwas komisch, aber irgendwie…ich weiß nicht. Er trägt eine Augenklappe. Die trägt er so selbstbewusst, dass man es irgendwie nicht mehr wahrnimmt“, meinte ich und trank den Rest der Flasche leer. 
„Aber es ist gut, wenn er sich von sowas nicht fertig machen lässt.“ Zustimmend nickte ich Eric zu und fragte ihn: „Sollen wir weiter? Mir wird kalt.“ Eric nickte und gemeinsam liefen wir unsere Runde zu Ende. 
„Willst du noch mit zu mir? Meine Eltern sind ja nicht da“, fragte ich Eric als wir langsam aus dem Park gingen. Er schüttelte verneinend den Kopf und erklärte: „Würde ja gerne, aber ich soll heute Nachmittag Zoeys Eltern kennen lernen. Muss also noch duschen und so.“ 
Ich grinste ihn an und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, während ich sagte: „Wird schon.“
Eric nickte nur und fragte mich: „Kann ich morgen kommen? Die Rangers spielen, wir können das zusammen schauen, wenn du willst. Ich bring Popcorn mit.“ Ich nickte und freute mich jetzt schon auf morgen. Ich rief ihm noch zu: „Das mit Butter oder das Gesalzene?“ Eric sah mich an und fing an zu grinsen: „Alter, Jazz, Salzig. Dumme Frage, oder?“ Ich lachte, winkte ihm noch kurz und schlenderte nach Hause.
     
Als ich Zuhause ankam ging ich sofort unter die Dusche und rief kurz darauf meine Eltern an. Sie redeten nur über ihr neues Enkelkind und freuten sich über jede Regung, die das kleine Würmchen von sich gab. Das zweite Kind meines Bruders hatte natürlich einen J. Namen bekommen. John führte die dämliche Tradition meiner Familie weiter. Mein erster Neffe hatte tatsächlich den Namen John Jepedia bekommen, wie ich fand eine schreckliche Namenskombination. Mein jüngster Neffe hieß Julien, was ich als eine Steigerung empfand gegenüber meinem älteren Neffen. Meine Eltern würden in fünf Tagen wieder da sein und Jenny würde mit ihnen kommen und uns besuchen. Ich freute mich auf Jenny. Wir verstanden uns ziemlich gut, was vielleicht auch daran lag, dass sie die Meinung meines Vaters nur wenig schätze. 
Ich surfte gerade ein wenig durch das Internet, als ich aufblickte und aus meinem Fenster sah. Von hier aus konnte man gut auf Jacks Grundstück schauen. Ich sah ihn gerade in der Erde graben. Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen und beobachtete ihn. Mit einer Schaufel grub er einen Teil des Gartens um. Ich war verwirrt, denn Jack kam mir nicht wie jemand vor, der gerne Gartenarbeit verrichten würde. Ich fragte mich, was er da tat. Als ich dann Blumenerde sah, schüttelte ich verwirrt den Kopf. Jack und Blumen pflanzen? Das passte nicht und so schaute ich ihm weiter zu. Er verschüttete einen kleinen Teil der Erde und ging ins Haus. Nur kurze Zeit später kam er mit mehreren weißen kleinen Blumen in Töpfen heraus. Dieses Mal folgte ihm Didi schwanzwedelnd. Und tatsächlich, bedächtig und fast schon vorsichtig, pflanzte er jede Blume sorgfältig ein. "Was hatte es damit auf sich?", fragte ich mich und schaute gerade dabei zu, wie Jack frische Blumenerde  zwischen den von ihm gepflanzten Blumen verteilte. 
Ich klappte den Laptop zu und ging hinunter. Meine Neugier war zu groß und so ging ich gleich in den Garten. Ich lehnte mich an den Zaun und schaute Jack dabei zu, wie er gerade mit mehreren Wasserflaschen aus dem Haus kam. „Hey, Jack“, rief ich ihm zu und er blickte  herüber, „wir haben einen Wasserschlauch, kannst du den gebrauchen? Und wieso…wieso pflanzt du Blumen?“ Ich klang äußert verwirrt und zog fragend die Brauen zusammen. 
Jack schaute herüber, sah dann zu seinen Wasserflaschen und schien kurz über mein Angebot nachzudenken. „Okay“, meinte er nur und stellte die Flaschen ab, „ich komm eben rüber.“ 
Ich nickte ihm kurz zu, suchte unseren Schlauch und öffnete Jack danach die Tür. „Liegt im Garten. So schnell war ich jetzt nicht“, meinte ich und führte ihn durch unser Haus. Er schaute sich genau um. Ich merkte, wie sein Blick über die Bilder schweifte, die meine Eltern von meinen Geschwistern, Enkeln und mir an der Wand hängen hatten. Unsere Familienwand, wie meine Eltern sie nannten. Er sagte nichts dazu, sondern folgte mir weiterhin stumm in den Garten. 
Im Garten angekommen wurden wir von Didi kläffend und schwanzwedelnd begrüßt. Ich musste lachen als ich den kleinen grau weißen Welpen sah. Jack seufzte genervt und sah seinen Hund streng an, während er sagte: „Verdammt Didi, nein! Nicht dein Grundstück! Ich muss das verdammte Loch finden…“
Ich lachte als ich Jacks Gesicht sah und lachend sagte ich: „Ist doch nicht sein Problem wenn du hier einfach rüber gehst und ihn alleine da lässt. Hier ist es vielleicht schöner…“
Jack grinste leicht und schüttelte den Kopf. Er nahm den Schlauch in die Hand. „Trotzdem soll er verstehen, dass das nicht sein Grundstück ist“, meinte er und nahm den Hund auf den Arm. 
Ich sah zu dem Blumenbeet hinüber und fragte: „Was hat es damit auf sich?“ 
Auch Jack folgte meinen Blick und seine Miene wurde wieder verschlossener. „Sie gefallen mir“, war seine schlichte kurze Erklärung.  Ich glaubte ihm die Antwort nicht. Er schaute mir kurz ins Gesicht, welches ihn skeptisch anschaute. Er überging die nonverbale Frage und sagte nuschelnd: „Ich geh die Blumen jetzt mal gießen. Ich bring dir den gleich rüber.“ Und zusammen mit Didi ging er wieder rüber.
Ich war verwirrt und betrachtete die Blumen vom Zaun aus. Es waren keine außergewöhnlichen Blumen. Kleine weiße schmale Blüten waren zu erkennen. Sie hatten eine gelbe Mitte. Ansonsten waren sie mehr grün und erinnerten an ein Kraut. 
Didi kam als erster wieder in den Garten und gleich fing er an, an den neuen Blumen zu schnüffeln. Jack kam erst nach einigen Momenten raus und fing an die Blumen zu bewässern, nachdem er den Schlauch angestellt hatte. „Wann kommen deine Eltern eigentlich mal wieder?“, fragte Jack mich, während er mir den Rücken zudrehte. 
„In fünf Tagen“, meinte ich und war immer noch am Nachdenken über das Blumenpflanzen, das für mich nicht in das Bild passte, das ich mir von Jack gemacht hatte. 
„Hättest du gerne, dass sie länger wegbleiben“, fragte er mich und drehte sich etwas zu mir. Als Didi anfing an einer der Blumen herum zu kauen, spritze Jack den Hund kurz nass. Dieser fiepte erschrocken auf und sprang im hohen Bogen weg von den Blumen. Er fing an zu jammern und lief zwischen Jacks Beine. Ich lachte als ich das beobachtete und meinte: „Das war gemein, der ist doch noch klein.“
„Und genau deswegen soll er lernen, dass er das nicht soll“, sagte er mit seiner tiefen Stimme und sah dem nassen Welpen zu, wie er sich schüttelte. Als Jack fertig war stellte er den Schlauch aus und sah sich sein Werk an. Er schien zufrieden. „Ich bring dir den gleich rüber, Jazz“, meinte er und fing an den Schlauch einzurollen. Ich nickte ihm zu als er kurz rüber sah. Langsam ging ich hinein und schon nach wenigen Augenblicken hörte ich es an der Tür klopfen. Ich öffnete Jack gleich die Tür. 
„Wo soll ich den ablegen“, fragte er und ich zeigte ihm die Stelle in unserem Garten. Erstaunlicher Weise war Didi dieses mal nicht in den Garten geschlichen. Vermutlich hatte er nach der Attacke des Wasserschlauches die Lust verloren auf Entdeckungsreise zu gehen. 
Ich führte Jack wieder Richtung Haustür und wieder kamen wir an der Familienwand vorbei an der unsere Familienbilder hingen. Jacks Blick glitt über die Wand und er fragte mich: „Darf ich mal sehen?“ Im ersten Moment wusste ich nicht was er meinte, als er dann zu den Fotos blickte, nickte ich und lächelte leicht: „Klar, wieso nicht…“ 
Ich stand neben ihm und folgte seinem Blick. Da war ein Hochzeitsbild meiner Eltern. Sie waren jung gewesen als sie heirateten. Meine Mutter gerade mal 18 und mein Vater 20. In diesem Alter sah er aus wie ich jetzt. Wenig unterschied uns. „Mann, du siehst aus wie dein Vater“, stellte Jack schmunzelnd fest und sah sich nach einem aktuelleren Bild von ihm um. Als er es fand, ein Portraitbild von ihm in seiner Polizeiuniform, mutmaßte  er, dass ich, wenn ich älter würde, sicher genauso aussehen würde. Diese Aussage Jacks brachte mich zum Lächeln, denn das sagte meine Familie auch häufiger. 
„Das ist mein ältester Bruder“, sagte ich nach einem Moment und deutete auf John. Er hatte die hellbraunen Haare und blauen Augen meiner Mutter vererbt bekommen, doch auch seine Gesichtszüge ähnelten denen meines Vaters. Er sah streng aus und war auch so weniger eine Spaßbombe, eher eine Spaßbremse. Wir hatten am wenigstens gemeinsam. „Er ist mein ältester Bruder und lebt mit seiner Familie in Austin. Mein zweitältester Bruder ist Jason“, erklärte ich weiter und deutete auf einen recht beleibten Mann. Auch wenn Dad wollte, dass wir immer sportlich sein sollten, hatte es Jason geschafft ziemlich dick zu werden. Er hatte kurz rasierte Haare, heller braun als meine und die unseres Vaters. „Jason hat auch eine Frau und lebt mit der in Houston. Er trifft sich häufig mit John und meinem Vater zum Schießen.“
Jack nickte verstehend und deutete auf ein Bild meiner Schwester und sagte: „Deine Schwester ist recht hübsch.“ Ich nickte und sah auf ein Bild von Jenny, welches sie an ihrem Ausflug zum Grand Canyon zeigte. Sie war nicht klein und hatte eine nette Figur. Kurven hatte sie an den richtigen Stellen und ihre langen braunen Haare waren glatt und fielen ihr bis zur Mitte ihres Rückens. Sie hatte feine Gesichtszüge und die blauen Augen meiner Mutter. „Ja, Jenny ist schon hübsch. Sie ist etwas Jünger wie du. Sie ist 23.“
Jack feixte mich an und stellte belustigt fest: „Du bist der kleinste? Du hast nur ältere Geschwister? Wie niedlich. Du bist wirklich ein Kleiner.“ Mit seiner kräftigen Hand verwuschelte er mir meine Haare. Ich verdrehte genervt die Augen und versuchte mir die Haare wieder richtig zu sortieren. 
Jack betrachtete mich kurz belustigt. Als er die Bilder noch mal ansah fragte er: „Hattest du nicht noch einen Bruder den du Jack nennst? Keine Bilder von ihm hier?“ Ich stutzte und schaute nach Bildern, aber nur auf einem alten Familienbild war er zu sehen. Wo wir alle drauf waren. Ich gerade sieben und er ein Teenager. Ich deutete auf ihn, er war damals sehr schmal und hatte unreinere Haut. Er schaute genervt in die Kamera. Seine Haare hatte er schwarz gefärbt, was meinen Vater ziemlich wütend machte. „Das ist Jack… Er hatte Streit mit meinen Eltern und seither haben wir wenig…Kontakt“, meinte ich und klang dabei nachdenklich. „Hm“, sagte Jack und er studierte mein Gesicht. 
„Jenny hat wohl noch regelmäßig Kontakt zu ihm, er müsste jetzt 27 sein“, meinte ich und betrachtete Jacksons Gesicht auf dem Bild. Ich hatte wirklich keine genaue Ahnung, wie er heute aussah. Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, dass er nicht mehr an der Familienwand war… Würden meine Bilder hier irgendwann auch nicht mehr hängen, wenn ich zugeben würde, dass ich eventuell schwul bin, fragte ich mich und ein Schatten legte sich auf meine Züge. 
Jack betrachtete mein Gesicht und runzelte kurz die Stirn, fragte aber nicht nach, sondern sah sich die Bilder von meinen Nichten und Neffen an. 
„Ihr seid eine recht große Familie“, stellte er fest und sah mir dann in die Augen. Fast hatte ich das Gefühl er versuchte heraus zu finden, was meine Laune getrübt hatte. Ich nickte und versuchte eine fröhliche Mine aufzusetzen. Obwohl ich mir sicher war, dass ich ihm kaum etwas vorspielen konnte. „Bei Familientreffen braucht es schon einen recht großen Raum“, meinte ich und betrachtete die Wand etwas stillschweigend. 
„Magst du Fotos?“, fragte ich während ich Jack ansah und er nickte leicht.
„Manche hinterlassen nicht mehr als ein Foto als Erinnerung“, meinte er ruhig, fast sanft klang er dabei. Dachte er an die Frau die er verloren hatte?
„Hast du viele Fotos“, fragte ich ruhig und betrachtete den kräftigen Mann neben mir. Er nickte und auf einmal grinste er kurz, während er erklärte: „Hab von einigen Einsätzen lustige Bilder. Einmal hat mich eine Ziege verfolgt. Ich musste etwas bewachen… Mir war langweilig, jetzt hab ich Zuhause einen Haufen Ziegenfotos.“ Ich lachte auf, tatsächlich steigerte diese sinnfreie Aussage meine Laune. „Die will ich sehen“, forderte ich ihn auf. Und zu meiner Überraschung nickte Jack und ich hörte nur ein „Okay“.
Ich betrachtete sein Gesicht freundlich und sagte ehrlich zu ihm: „Weißt du, ich finde dich wirklich interessant und echt nett.“ 
Auch Jack sah mir ins Gesicht und grinste mich an ehe er sagte: „Wieso, weil ich eine Augenklappe trage?“ Kopfschüttelnd lachte ich und erklärte: „Nee nicht deswegen. Vielleicht doch auch deswegen ein wenig“, zwinkerte ich ihn frech zu, „nein, einfach nur so, Jack“ Und ich zuckte leicht mit den Schultern.
Jack lachte und schlug mir freundlich auf die Schulter. Er ging Richtung Tür und trat langsam hinaus. „So interessant bin ich nicht, Kleiner“. Er drehte sich noch einmal kurz um ehe er hinüber ging in sein Haus.

Von Ziegen und Krieg

 

von Ziegen und Krieg

 

Die nächsten Tage zogen Ereignislos an mir vorbei. Ich machte Sport schlief aus, genoss die letzten Tage ohne meine Eltern. Ich hatte mich zum Baseball schauen mit Eric getroffen und den Sieg der Rangers gefeiert. Die Ferien neigten sich dem Ende und meine Eltern sollten Morgen wiederkommen. Jack hatte das Loch im Zaun nicht finden können und Didi lief häufiger in unseren Garten und klaute meine liegen gebliebenen Baseballs. Auch wenn er sie nicht wirklich in sein Maul bekam.

Tobey hatte ich nicht getroffen und auch Jack ließ ich ihn ruhe den Rest seinen Umzuges machen. So kam es, dass Eric und ich, nach einige Tage, gemeinsam in meinem Garten standen. Ich hatte einen Baseball in der Hand, er einen Schläger. Ich war kein guter Pitcher. Werfen und richtiges zielen lag mir nicht. Eric und ich waren in unserem Team die besten Schlagmänner. Wir trafen meist den Ball und waren gute Sprinter. Ich zielte mit dem Ball auf Eric doch er war zu niedrig geworfen. Eric ließ den Schläger sinken und schüttelte grinsend den Kopf eher er meinte: „Ernsthaft wie konntest du Kapitän werden?“

Ich lachte leise und fing den Ball den er mit zuwarf. „Nicht in dem ich der Pitcher bin.“ Wir mussten aufpassen, dass wir nicht zu hart gegen den Ball schlugen. Der nächste Ball kam besser und Eric traf ihn. Ich grinste meinen Freund an und nickte zufrieden.

Ich war stolz, selten ließ ich einen Ball durch. Und spätestens nach dem dritten Versuch traf ich! Ich ließ den Ball spielerisch von einer in die andere Hand rollen und Eric grinste während er mit dem Schläger leicht gegen seine Schuhe klopfte. „Los komm du Profi“, rief er fröhlich und ich warf. Dieses Mal flog der Ball gut, richtig gut. Und Eric traf ihn noch besser. Man hörte das Aufschlagen des Baseballs auf den Schläger und der Ball flog über unsere Köpfe weg. Ich drehte mich um und sah ihm nach wie er am anderen Ende auf Jacks Grundstück landete und weiter rollte bis er am anderen Ende des Zaunes zum Stillstand kam. Eric kam zu mir und sah ebenfalls hinüber.

„War das wenigstens ein Home Run“, war Erics trockene Frage die mich zum Lachen brachte. Ich schlug ihm gegen die Seite und Eric grinste. „Ich hol den Später“, meinte ich grinsend und holte aus meinem Zimmer einen neuen Ball. Wir spielten noch einige Runden und auch mir gelangen schwierigere Treffer.

Eric und ich bestellten eine Pizza, doch leider durfte er nicht bei mir schlafen. So ging er später am Abend nach Hause. Ich schaute gerade eine Quizshow im Fernseher als es an der Tür klopfte. Ich seufzte genervt auf, ging Richtung Tür und öffnete sie. Vor mir stand Jack und hielt meinen Baseball in der Hand.

„Oh!“ entfuhr es mir, „den hatte ich vergessen Danke.“ Und nahm den Ball entgegen. Ich hörte leises fiepen und spürte etwas an meinem Bein. Als ich hinabblickte sah ich Didi, der mich freudig angesprungen hatte und wild mit dem Schwanz wedelte. „Hi du“, sagte ich grinsend hocke mich zu ihm runter und flauschte den kleinen Welpen fröhlich.

„Er hat den gefunden“, meinte Jack ruhig und sah zu wie ich seinen Hund streichelte.

„Ja hab mit einem Freund etwas Baseball gespielt… ein Ball flog genau zu dir. Ist ja nichts kaputt gegangen.“

„Kann passieren“, meinte Jack und ich richtete mich wieder auf und blickte ihm ins Gesicht.

„Alle Kisten ausgepackt“, fragte ich ihn fröhlich klingend und er nickte leicht.

„Die meisten“, kam es  von ihm.

Didi schnüffelte gerade an einem Schirmständer der bei der Garderobe stand. „Hey wolltest du mir nicht mal Ziegenbilder zeigen“, fragte ich. Jack blickte mir ins Gesicht während ich an unser letztes richtiges Gespräch denken musste. „Ja stimmt, dass hatte ich gesagt. Wann denn? Jetzt“, fragte er und schien leicht überrascht.

Ich nickte. „Hab gerade nichts zu tun. Also wenn es okay für dich ist…“ Ich war unschlüssig, denn ich wollte mich nicht einfach einladen. Doch Jack nickte zustimmend und meinte: „Die Bilder muss ich aber erst suchen.“

Ich schaltete den Fernseher aus und folgte Jack in sein Haus. Eine Kiste stand noch herum, ansonsten schien alles seinen Platz gefunden zu haben. Ein Teppich mit gräulichen Muster hatte den Weg in das Haus gefunden und lag nun vor dem Sofa. Ebenso wie ein kleiner Esstisch mit drei Stühlen der in einer Ecke stand. Kleiderhacken hingen an der Wand und eine grüne Regenjacke hing dort neben den Leinen für Didi. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine einzelne weiße Kerze, vermutlich die Kerze die er bei Ikea gekauft hatte. Ohne untersetzter und andere Deko wirkte die Kerze irgendwie falsch, dachte ich und schmunzelte vor mich hin.

„Bist echt schnell“, meinte ich anerkennend. Ich konnte mich noch an das Chaos während unseres Umzuges vor einigen Jahren erinnern. Wir hatten fast vier Wochen gebraucht oder noch länger…

„Setzt dich, ich such die Bilder“, meinte Jack und deutete auf das Sofa und ging in einen Raum in dem ich noch nicht betreten hatte. Neben dem Wohnraum an den eine kleine Kochküche anschloss hatte das Haus noch ein Schlafzimmer, ein Badezimmer und einen weiteren kleineren Raum den ich während des Umzuges nicht betreten hatte.  

Ich war zwar neugierig und wollte sehen, was in diesen Raum was war, ließ es jedoch bleiben. Wenige Augenblicke später kam Jack wieder und hielt eine Schachtel in den Händen. Er setzte sich neben mich und öffnete sie. In dem inneren der Schachtel waren eine Menge Bilder zu sehen. Ich konnte viele Personen, Tiere und Landschaften ausmachen. Jack zog ein Bild heraus und reichte es mir. Es zeigte eine dreckige weiße Ziege. Sie sah nach hinten in die Kamera. Jack schien direkt hinter dem Tier gestanden zu haben, als er es gemacht hat.

 Im Hintergrund war eine felsige Wüstenlandschaft auszumachen. Auf dem nächsten Bild was Jack mir reichte war er selbst drauf. Er hatte einen Arm um die Ziege gelehnt und ihren Kopf zu seinem eigenen hingezogen. Er grinste leicht in die Kamera. Man konnte ein sandfarbenes Tarnmuster erkennen, da man einen Ärmel seiner Kleidung sehen konnte. Um den Hals trug er ein beiges Tuch, was ihm weit über eine Schulter reichte. Doch eins war anders auf dem Bild. Er hatte noch beide Augen. Zwei hellblaue Augen die leicht belustigt in die Kamera schauten, blickten von dem Bild zu mir auf. Die Ziege neben ihm hatte das Maul geöffnete um sich wahrscheinlich meckernd zu beschweren.

„Ziegenselfie“, stellte ich belustigt fest. Ich betrachtete weiterhin in sein Gesicht auf dem Bild und verglich es mit seinem jetzigen Gesicht. Die Augenklappe, sowie die große Auffällige Narbe an der Stirn fehlte. Er schien gelöster auf dem Bild zu sein, weniger ernst. Zudem wirkte sein Gesicht  jünger, als es jetzt tat.

„Du hattest da noch beide Augen“, stellte ich das offensichtliche fest und reichte Jack das Bild wieder. Er nickte kurz, schaute auf das Bild als er es wieder zurücklegte.

„Darf ich mir ein paar anschauen“, fragte ich ihn unsicher ob er es mir erlaubte. Jacks Blick glitt hinunter in die Kiste. Er schaute sich erst einige Bilder an und reichte mir nach einem kurzen Moment ein weiteres. Es ähnelte dem des Ziegenbildes nur waren statt des Ziegenkopfes ein weißes Pferd zu sehen. Der Kopf des Pferdes passte jedoch nicht  gänzlich auf das Bild.

„Du magst Tiere, hab ich recht“, stellte ich fest und grinste leicht. Jack nickte leicht und erklärte mit erstaunlich freundlich klingender Stimme: „Ja schon. Tiere sind meist die treueren Gefährten.“ Ich glaubte ihm, doch war ich sicher, dass es nicht der ganze Teil der Antwort war.

Auf einem Bild war nur ein einziges großes Bieber Gesicht auszumachen. Jack erklärte mir, dass das Tier ihm die Kamera klauen wollte und auf den Auslöser gekommen sei. „Wo warst du schon überall“, fragte ich ihn nachdem ich mehre Bilder von ihm und Tieren angesehen hatte und im Hintergrund immer unterschiedliche Landschaften auszumachen wahren. Einige Bilder zeigten eine Wüstenlandschaft, andere grüne Einöden. Wieder andere hohe dichte Bäumen und Gras, was ich als Dschungel interpretierte.

„Überall. Russland, Afghanistan, Irak, Kongo… überall wo Krieg ist“, meinte er sachlich. Der neutrale Ton klang nicht erschüttert, geschweige denn geschockt, er schien darüber zu reden wie über das aktuelle Wetter. Ich nickte leicht und sah ihn an. „Du bist doch erst 24… Wie kommt es das du schon so viel…na ja das du schon an so vielen Orten warst?“

Jack überlegte. Er sah mich prüfend an und  schien seine Worte mit Bedacht zu wählen während er antwortete.

„Nicht alle haben, dass Glück so…groß zu werden wie du. Ich wuchs in einem Militärwaisenhaus auf… Ich wurde mein ganzes Leben auf Krieg vorbereitet. Ich kenne nichts anderes als Krieg.“

Ich starrte ihn an. Meine Augen weiteten sich, davon hatte ich noch nie etwas gehört und skeptisch meinte ich: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Das ist gegen das Gesetzt, sowas gibt es doch nicht wirklich?“

Jack blickte mich wieder mit seiner Maske der Emotionslosigkeit an. Selten wirkte das Blau seines Auges so eisig wie jetzt. „Und warum nicht? Glaubst du Zivilisten erfahren alles? Glaubst du alles was in den Nachrichten gesagt wird“, fragte er mich und Verbitterung schwang in seiner Stimmte mit.

Ich stockte, denn natürlich war mir klar, dass nicht alle Informationen der Regierung an die Öffentlichkeit gelangten, aber sowas…

Ich schüttelte leicht verwirrt den Kopf während ich Jack entsetzt anstarrte. Wieso sollte er mich anlügen, dachte ich, obwohl seine Aussage schier unglaublich war. Ich schaute in die Kiste und sah ein Bild von Jack auf dem ich ihn fast nicht erkannt hätte. Ohne zu fragen griff ich danach. Hob es raus. Jack hielt meine Hand nicht auf und ich betrachtete das Bild.

Es zeigte Jack… Doch auf diesem Bild zeigte ihn weder mit Falten, noch mit Narben. Sogar gänzlich ohne Bart. Nicht mal ein Bartschatten war zu erkennen. Auf dem Bild wirkte er viel weniger breit und bullig. Er trug ein durchgehende olivgründe Uniform. Kleine Taschen spannten sich über seine Brust. Schwere lederne Schuhe bedeckten die Füße des Jungen. In der Hand hielt er ein Maschinen Gewehr. Er lächelte nicht in die Kamera sondern Blickte ernst, erwachsen. Dennoch wirkte er Jung vielleicht in meinem Alter sechzehn oder siebzehn. Im Hintergrund waren andere schwer bewaffnete Männer zu sehen, sowie hohes grünes Gras. Auch schien er, im Vergleich zu den anderen Männer auf dem Bild, noch kleiner zu sein, als heute. Auch Jack betrachtete das Bild in meiner Hand. „Das war im Kongo glaub ich“, fing er an zu erklären und seine Stimme klang wieder murmelnder, „mein zweiter oder dritter großer Einsatz meine ich…Ich weiß es nicht mehr.“

Ich sah immer noch auf das junge Gesicht auf dem Bild und starrte hinauf. Ich wusste nichts zu sagen. Meine Probleme, mein Leben, unterschieden sich von seinen in dem Alter maßgeblich. Es war kein Vergleich möglich. „Wie alt warst du sechzehn, siebzehn“, fragte ich und schaffte es endlich mich von dem Bild los zu reißen.

Jack nickte und schien kurz nachzudenken. „Da müsste ich sechzehn sein. Meinen ersten richtigen Einsatz hatte ich mit fünfzehn.“ Ich schluckte schwer, es tat mir leid. Man hatte ihm alles genommen, seine Kindheit, seine Jugend all das was ich gerade genoss und durchlebte, hatte er nie gehabt. Ich sah auf die MG in der Hand des Teenagers. Die Frage ob sie geladen war erübrigte sich, wenn es ein richtiger Einsatz gewesen war. Ich sah in das Gesicht des Jugendlichen auf dem Bild und blickte hinauf in die ernste ältere Version des Erwachsenen als ich zu fragen begann: „War es schwer jemanden…Na ja du weißt schon.“ Ich konnte schießen, Vater wollte, dass wir alle es können. Auch ich besaß mehrere Waffen, doch außer auf eine Zielscheibe hatte ich nie auf etwas geschossen. Jack schaute kurz weg in einen anderen Teil des Hauses. Er zog, wie es für mich aussah, leicht schmerzlich die Augenbrauen zusammen, nur kurz. Kaum wahrnehmbar. Ich war überrascht als er tatsächlich begann zu sprechen.
„Ja, war es. Als ich das erste Mal jemanden erschießen musste war ich noch jung. Wenn man das erst mal ein Leben nimmt, verändert einen das.“ Man konnte erahnen, dass er gerade dort war. An den Moment dachte, vermutlich sah er gerade den Mann vor sich stehen. Und etwas wie Reue lag in seinen Blick, doch so schnell wie sie gekommen war verflog der Ausdruck wieder.

Augenausreißend blickte ich ihn an und stellte fest, dass ich das Atmen vergessen hatte. Ich schaute ihm vorsichtig in das Gesicht, eher ich zu meiner Frage ansetzte: „Hast du…viele erschießen müssen?“ Ich wusste, dass es einige im Militär gab, die Stolz auf eine hohe Abschussliste waren doch Jack schien da anders. Er lächelt mich kurz bitter an. „Es waren…schon einige. Ich hab nie mitgezählt. Ist sicher auch besser… Das ist wie bei der Liebe…den ersten vergisst man nicht… der Rest geht irgendwann unter…“ Ich schluckte, so hatte ich davon noch nie jemanden reden gehört. Nicht mal wenn mein Vater von solchen Einsätzen bei der Polizei sprach.

Ich legte das Foto zurück zu den anderen. Dieses Mal hielt ich den Mund. Zu sehr drückte das Wissen auf mein Gemüht.

Ich blickte hinunter auf seine Narbe am Arm und bat vorsichtig: „Würdest du mir…Genauer erzählen was passiert ist? Bei dem Helikopterunfall?“ Jack runzelte die Stirn. Er sah hinunter in die Kiste und schien nach einem Bild zu suchen. Ich schaute ebenfalls hinunter. Doch wonach genau er suchte, blieb sein Geheimnis. Ebenso ob er es fand. Er schloss die Schachtel wieder und sah mir ins Gesicht. „Ich darf darüber eigentlich nicht reden“, begann er kurz angebunden. Er klang zögernd und hielt inne. Er schien wohl darüber nachzudenken ob er es mir erzählte oder nicht.

Gespannt wartete ich, dass er weiter sprach, doch als er es nicht tat sagte ich leise: „Wem soll ich das schon erzählen? Ich werde das auch sicher nicht ins Internet stellen…“ Jack seufzte schwer und strich sich über die Narbe, die sich fast um den ganzen Unterarm zog. Er schien sicher abzuwägen, wie weit er mir vertrauen konnte, was er bereit war preis zu geben. Vermutlich viel es ihm in diesen Moment genauso so schwer dies zu entscheiden, wie mir, ob ich ihm von meinen Befürchtungen schwul zu sein erzählen sollte.

„Die Große Narbe auf der Stirn und die am Unterarm stammen beide von dem Helicrasch… Der Auftrag lautete Geiseln zu befreien“, begann er und schien sehr bedacht zu sein, was und wie er es mir sagte. Wieder war ich überrascht wie bedacht und ruhig er als Soldat sprach. „Ein Junge und ein Mädchen. Beide nicht älter als 15. Keiner von beiden war in gutem Zustand.“ Eine Sekunde lang fragte ich mich was genau er damit meinte. Waren sie verletzt oder krank? Wurden die vielleicht sogar gefoltert? Wie kommen zwei Kinder, die jünger waren als ich überhaupt in Kriegsgefangenschaft? So viele Gedanken schossen mir in dieser einen Sekunde durch den Kopf. Doch ich kam nicht dazu auch nur eine einzige Frage zu stellen. „Das Mädchen war bewusstlos als ich sie fand“, sprach Jack weiter. Mir war klar, dass er an dieser Stelle einen gewaltigen Teil der Geschichte ausgelassen hatte. „ Kurz vor unserer Basis wurde uns klar, dass man uns hat entkommen lassen. In dem Mädchen war eine Bombe.“

Sagte er grade wirklich in dem Mädchen? Oder hatte ich mich einfach nur verhört. Und wie zum Teufel hatten sie das bemerkt? Jack schielte mit seinem Auge kurz zu mir herüber. Wollte er vielleicht abschätzen wie gut ich diese Geschichte verkrafte? Ich hatte fast das Gefühl sein Blick würde mich durchbohren. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

„Um uns nicht alle mitzunehmen sprang sie aus dem Heli“, redete er leise weiter und ich hörte die tiefe Betroffenheit. „ In dem Moment ging die Bombe hoch. Durch die Druckwelle hat unser Pilot die Kontrolle verloren und ...“ Er machte eine kurze Pause zum Nachdenken, oder um sich zu sammeln. Was die Pause tatsächlich war konnte ich nicht sagen. „ …wir sind abgestürzt. Ich erinnere mich nicht genau was passiert ist. Nur einzelne Bilder von Trümmerteilen, Feuer und meinen Kameraden. Ich weiß nicht was mich getroffen hat, noch weiß ich wie ich dort weggekommen bin. Das nächste an das ich mich wieder Erinnern kann ist das Krankenhaus in dem ich war. Ich war wohl schon auf der anderen Seite, aber sie haben mich zurückgeholt.“ Er schüttelte den Kopf, als versuche er so die Gedanken an diesem Vorfall von sich abzuschütteln.“ Mir stockte während Jacks Erzählung der Atmen. Ich hing wie gebannt an seinen Lippen. Es klang so mutig, so tapfer und vor allem Furchtlos.

Während der letzten Sätze war seine Stimme eisigkalt, ließ keine Regung erkennen. Vielleicht versuchte er das geschehene so nicht zu sehr an sich ran zu lassen. Ich schwieg und war immer noch gebannt von seiner Erzählung als auch von Jacks Reaktion.

 „Was wurde…ich meine hast nur du überlebt“, fragte ich ihn fast flüsternd aus Angst ihn zu verletzten. Jack schaute mir ins Gesicht und schüttelte nach einem kurzen Moment den Kopf. „Nein noch ein paar Andere. Aber wir haben gute Männer verloren…“, und tatsächlich hörte ich tiefe Trauer in seiner sonst so neutralen Stimme.

Ich nickte ihn mitfühlend zu, es tat mir Leid für ihn. Vielleicht waren einige davon seine Freunde gewesen und nicht nur Kameraden.

Wir hingen Beide unseren Gedanken nach bevor ich unbedacht fragte: „Hast du deswegen die Medal of Honor.“ Auf Jacks zuvor noch regungsloses Gesicht bildete sich ein leichtes schmunzeln. „Ich wusste, dass du reingeschaut hast“, stellte er sehr ruhig fest, doch kein Ärger oder Wut lag in seinen fast gemurmelten Worten. Er schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein, dafür bekommt man die nicht. Nicht für einen gescheiterten Einsatz…“

„Wofür“, begann ich, doch Jack unterbrach mich sofort: „Das werde ich dir nicht sagen Kleiner. Genug Geschichten für heute.“ Fast schon unzufrieden blickte ich ihn an und Jack lachte kurz auf. „Glaub mir. Die Geschichte ist nicht so toll oder Heldenhaft wie du vielleicht glaubst…“

„Bist du denn gar nicht stolz, dass du die hast“, fragte ich und war verwirrt. Jack schüttelte leicht den Kopf. „Nein, bin ich nicht…“, sagte er betroffen. Ich schaute ihn verwirrt an und strich mir durch die Haare. „Da waren doch viele Medaillen drinnen…Auf welche bist du denn Stolz“, fragte ich. Jack blickte hinunter auf die Schachtel mit den Fotos an und schien nachzudenken.

Er stutzte über meine Frage. „Hm…“, kam es nachdenklich von ihm, „gute Frage…hm… Ja auf eine.

Ein Einsatz in Afrika. Ein Dorf wurde von Rebellen besetzt. Die sollten natürlich zum Rückzug gezwungen werden. Die Sache war mir von Anfang an Suspekt. Also bin ich ohne meine Einheit in das Dorf hingeschlichen. Dort waren nur Kinder.“ Auf meinen entsetzten Blick hin fügte er hinzu, „Kindersoldaten. Ja es waren die besagten Rebellen und es waren auch gute Soldaten unter ihnen. Aber ich fand es nicht richtig“, fügte er hinzu und blickte ernst.

Doch als er fort fuhr klang in seiner Stimme sogar eine leichte Belustigung mit: „Sie wollten mich umbringen als sie mich entdeckten. Die kleinen Biester haben mich auch ganz gut getroffen.“ Er grinste mich kurz an. Ich verstand überhaupt nicht wieso er gerade grinste. Er hob den Saum seines Pullovers und deute auf eine weitere Narbe die schon ziemlich verblasst schien. Es war ein Streifschuss. „Jedenfalls konnte ich sie alle ausschalten, …Vielleicht nicht wirklich nett, aber besser als um die 20 Kinder zu erschießen… Obwohl sie mich versucht haben zu töten, habe ich alle am Leben gelassen. Dafür bekam ich eine Medaille, dass ich Gnade gegenüber dem Feind gezeigt habe. Ich hätte auch bestraft werden können, wegen Befehlsverweigerung...“

„Was wurde aus den Kindern“, fragte ich skeptisch. Jack zuckte leicht mit den Schultern als er antwortete: „Ich glaub eine Schutzorganisation wurde eingeschaltet…“

Ich nickte und grinste leicht. „Klingt wirklich spannend. Wie aus einem Film“, meinte ich. Jack zuckte mit den Schultern als würde es ihn nicht interessieren.

„Was hast du denn sonst noch alles für Orden“, fragte ich begierig.

„Weiß nicht alle… Ein Silver Star ist dabei.“ Wieder weiteten sich meine Augen, denn auch das war eine Tapferkeitsmedaille. „Und natürlich ein Purple Heart“, fügte er hinzu und deutete auf das fehlende Auge. Eine Auszeichnung für Verwundete Soldaten. Ich wollte weiter sprechen als ich neben an ein Auto in die Einfahrt fahren hörte. Ich schaute hinaus und sah meine Eltern und meine Schwester aus dem Auto steigen.

„Meine Eltern sind wieder da“, sagte ich fast schon enttäuscht klingend. „Die wollten doch erst Morgen kommen…“ Auch Jack kam zu mir blickte hinaus und sah meine Familie an. „Dann solltest du vielleicht gehen Jazz“, meinte er und blickte zu mir rüber. „Ja…“, meinte ich unzufrieden klingend, „kann ich noch mal rüber kommen?“

Jack nickte und klopfte mir fast schon freundschaftlich auf die Schulter während er zustimmte: „Klar. Klopf nur vorher an.“ Unzufrieden verließ ich das Haus und winkte Jack noch freundlich zu. Wäre es nach mir gegangen hätten wir uns noch lange Unterhalten können. So ging ich jedoch zügig hinüber zu mir nach Hause. Meine Mutter wirkte überrascht als ich hinter ihr auftauchte und meinte: „Hallo Schatz wo kommst du denn her?“

Ich nickte zu Jacks Haus während ich erklärte: „War bei unserem neuen Nachbarn. Der ist total in Ordnung.“

Meine Mutter schien darüber überrascht lächelte dann jedoch während sie meinte: „Es ist schön, dass du unsere neuen Nachbarn begrüßt!“ Ich grinste kurz und drücke sie lieb und auch Dad der sich gerade aus der Küche was zu trinken geholt hatte. Dann hörte ich eine weiche, für mich fast schon melodisch klingende Stimme die rief: „Oh, da ist ja mein kleiner Bruder!“ Ich sah hinter den breiten Schultern meines Vaters Jennys fröhliches Gesicht. Auch auf meinem Gesicht breitete sich ein strahlen aus. Ich ging zügig an meinen Vater vorbei und schloss sie in meine Arme.

 

Ein inneres Coming Out

Ein inneres Coming Out

Wir saßen noch lange abends zusammen in unserem Wohnzimmer. Meine anfängliche Unzufriedenheit, dass meine Familie einen Tag früher wieder kam war gänzlich verflogen als ich Jenny sah. Meine Eltern und sie zeigten mir Bilder die sie bei John gemacht haben. Das Baby war wirklich süß, dachte ich während sie es mir auf Bildern zeigten. Alle Neuigkeiten auf Houston wurden berichtete, die mich zum großen Teil gar nicht interessierten. Das mein Bruder eine neue Arbeitsstelle anfangen wollte und so weiter. Am meisten redete mein Vater, er bestimmte das Gespräch und so konnten Jenny und ich uns kaum unterhalten.
Meine Mutter wusste, wie sehr ich Jenny liebte und meinte zu meinen Dad, dass es für sie Zeit sei ins Bett zu gehen. Mutter wollte, dass wir Zeit zu zweit haben. Ich lächelte ihr dankend zu als sie das Wohnzimmer verließen, welches sie erwiderte und mir lieb zuzwinkerte. Sie verschwanden und ließen uns alleine zurück.
„Ich hab dich noch gar nicht persönlich zu deinem Collegeabschluss beglückwünscht“, meinte ich grinsend und sah ihr in die blauen Augen. Sie nickte mir fröhlich zu und sagte: „Ich hab schon einen Praktikumsplatz in einer guten Firma. Die wollen mich vermutlich übernehmen.“ Ich freute mich für sie und strahlte sie an.
„Und bei dir Jazz? Stimmt es was Mum sagte? Sie meinte, dass bald zu euren Spielen ein Taltenscout kommt?“
Ich nickt zufrieden und der stolz klang in meiner Stimme mit als ich erklärte: „Ja, wenn wir das nächste Spiel gewinnen kommt der wohl und schaut zu. Ich hoffe wirklich, dass man mir ein Stipendium anbietet. Wenn ich zu einem College mit guter Mannschaft komme….“ Ich ließ den Satz offen und träumte für einen Moment wirklich ein Profi zu werden.
Jenny schaute mir in die Augen und lächelte mich fast schon liebevoll an. „Du weißt ja Jazz, wenn du berühmt bist und Geld hast, wer dann immer an dich geglaubt hat.“ Sie zwinkerte mir zu. Ich lachte leise und versprach: „Ich kauf dir ein Haus am Strand wenn du willst.“ Lachend wuschelte sie mir durch die Haare, wobei ich mich fragte warum das so viele in letzter Zeit taten.
„Mein kleiner Bruder der zukünftige Baseball Profi… Ich drück dir die Daumen Jasper.“ Ich fühlte mich wohl bei ihr und nickte. Immer wenn sie uns besuchte merkte ich wie sehr sie mir hier fehlte. Ihre Wärme die sie ausstrahlte ließ das Haus freundlicher wirken, etwas was dieses Haus in der letzten Zeit gebrauchen konnte. „Wie lange bleibst du“, fragte ich sie und hoffte, dass sie nicht gleich in den nächsten Tagen verschwand.
„Eine Woche noch, dann will ich auch mal wieder nach Hause“, schaute sie mich fröhlich an, fügte dann jedoch ernster hinzu, „länger halt ich es mit DEM auch nicht aus.“ Ich wusste, sie meinte Dad und ich zuckte leicht mit den Schultern. Mir blieb nichts anderes übrig als hier zu bleiben…
Ich schaute an unsere Familienwand und auch Jenny folgte meinem Blick dorthin. Das Bild von meinem jüngsten Neffen hatte mein Vater bereits jetzt angebracht.
„Sag mal“, begann ich zögernd klingend, „wie geht es eigentlich Jackson?“ Jenny seufzte schwerer und ihr blick glitt zu mir während sie antwortete: „Soweit ganz okay. Er arbeitet auf einer Ranch…“ Ich nickte. Das wäre überhaupt nichts für mich, aber ich hoffte, dass mein Bruder zufrieden war, egal wo er gerade ist. „Ich weiß gar nicht wirklich, wie er jetzt aussieht“, sagte ich ihr und klang dabei ziemlich ernüchtert. „Irgendwie…vergisst man ihn tatsächlich häufiger.“ Ich fühlte mich schuldig, dass ich kaum noch an ihn gedacht hatte, dass unser Leben einfach so weiterhing als gehöre er nicht dazu. Jenny nickte leicht und sah mich verständnisvoll an. Sie nahm meine Hand und drückte sie sanft. „Mach dir keine Vorwürfe Jazz. Dad hätte es auch nicht zugelassen, dass ihr Kontakt habt. Und du warst so jung…als der Scheiß losging.“
„Hm…trotzdem. Hast du vielleicht mal ein Bild von ihm?“
Jenny nickte leicht und holte ihr Handy aus einer bunten Handtasche. Sie schien einige Ordner durchzugehen und reichte es mir dann. Ich erkannte ihn sofort, trotz der Zeit in der ich ihn nicht mehr gesehen hatte. Er war immer noch schmal. Die Gesichtszüge ähnelten unserer Mutter. Er hatte einige Falten bekommen. Seine Haut war nicht mehr blass, sondern schien eine gesündere Farbe zu haben als ich sie in Erinnerung hatte. Auch Unreinheiten waren verschwunden, jedoch Narben an den Stellen zu sehen, wo er zu viel gekratzt hatte. Seine Haare schien er immer noch schwarz gefärbt zu tragen. Im Hintergrund sah ich Rinder stehen. Auf dem Kopf trug er einen Cowboyhut der ihn vor der blendenden Sonne schützte.
„Ist er von den Drogen weg“, fragte ich Jenny und reichte ihr das Handy zurück.
„Soweit ich weiß… So viel Kontakt habe ich leider nicht zu ihm…Jacky meldet sich nicht viel. Aber ich denke schon. Letztens schrieb er mir auch fröhlich, aber das bleibt unter uns Jazz, dass er eine Freundin hat.“
Ich sah sie verwirrt an und fragte sie: „Wieso muss das denn unter uns bleiben?“
Jenny seufzte genervt blickte Richtung der Treppe die meine Eltern genommen hatten und begann frustriert zu erklären: „Sie heißt Amber. Sie ist schwarz.“
Ich verstand sofort. „Ist doch egal“, entgegnete ich, doch ich verstand was Jenny mir zu verstehen geben wollte. Dad würde es nicht einfach als „egal“ hinstellen. Er schaffte es schließlich kaum seine schwarzen Kollegen zu respektieren. Wie würde er da eine schwarze Schwiegertochter finden? „Für uns beide vielleicht, aber na ja“, beendete sie den Satz und schien, dass Thema nicht weiter vertiefen zu wollen. Sie sah sich genervt im Wohnzimmer um. Ja Jenny und Dad stritten häufiger über die Ansichten des Anderen. Als Jenny sich dann auch noch entschloss bei den Demokraten beizutreten war das für meinen Vater nur schwer nachzuvollziehen. Zudem hatte Jenny während ihrer Zeit am College viele schwarze Freunde gefunden, von denen ich einige kennen gelernt hatte, wenn ich sie besuchte.
„Dad will morgen grillen“, sagte Jenny nach einem kurzen Moment des Schweigens. Ich hatte mir bereits sowas gedacht und nickte leicht. „Cool Spareribs“, grinste ich zufrieden und freute mich schon auf das Essen morgen. „Darfst du die eigentlich essen, jetzt wo du als Ernährungsberaterin tätig bist“, zog ich Jenny grinsend auf. Sie sah mir in die Augen und schürzte die Lippen.
„Klar, aber für dich als Sportler…“, begann sie leise lachend doch beendete den Satz nicht. Später am Abend, es war weit nach Mitternacht gingen wir ins Bett. Doch bevor ich ins Bett stieg sah ich noch einmal hinaus.
Ich konnte durch Jacks Fenster das blaue Licht des Fernsehers sehen und fragte mich wirklich, ob er sich einsam fühlte. Wenn ich darüber nachdachte, während und nach dem Umzug habe ich keinen gesehen, der kam und ihn geholfen hatte. Auch danach schien er keinen Besuch empfangen zu haben. Ich dachte an seinen Mut und das Gespräch von gerade. Vergessen hatte ich dieses während ich mit Jenny sprach nicht, doch mein Geist hatte sich auf anderes konzentriert.
Seine Gesichte klang so unglaublich, wie aus einem schlechtes Actionfilm. Ich blickte an meinen Körper hinunter und eine Eiseskälte zog sich meinen Körper hinauf. Jetzt wo ich nicht mehr abgelenkt wurde war Jacks Geschichte wieder in meine Gedanken geschlichen und setzte sich dort fest. Wo könnte man eine Bombe reinsetzten, dachte ich angewiderte. Meine Hände glitten an meinem Körper hinab und ich schauderte. Hatte er wirklich gemeint, sie sei in den Körper des Mädchens gewesen? Wie konnte man das überhaupt rausbekommen? Und wie kam die Bombe da hin? Musste sie verschluckt werden? Wurde sie hinein operiert? Wie groß kann so etwas überhaupt sein? Ob sie die Bombe in sich gespürt hatte? Tausender solcher Gedanken schossen mir durch den Kopf. Doch daran wollte ich nicht genau denken. Wie es Jack damit ergehen muss? Ich ertrage den bloßen Gedanken daran schon kaum, doch er war dabei. Ob sein Verstand Schaden genommen hat? Oder wie hält er das aus? Deswegen war er wohl häufiger so still…
War er vielleicht sogar enttäuscht, dass die Ärzte sein Leben gerettet hatten? Würde er jetzt nach dem er hier war nicht mehr zur Army gehen?
Jetzt wo ich die Geschichten gehörten habe und es waren nur wenige, verstand ich immer weniger wieso so viele Amerikaner Krieg etwas Gutes abgewinnen können. Krieg scheint viel weniger ehrenvoll zu sein, wie ich immer dachte. Ich stand noch einmal auf und ging zu meinem Fenster. Wieder sah ich das Flackern des Fernsehers bei ihm. Ob ihn das Gespräch zu sehr aufgewühlt hatte? Habe ich Wunden aufgerissen ohne, dass ich es wollte und konnte er deswegen nicht schlafen? Ich mochte Jack. Ich wollte ihm weder etwas Böses noch wollte ich ihm wehtun. Schwer seufzten, unsicher ob ich es überhaupt noch mal ansprechen sollte oder nicht legte ich mich wieder hin. Die Gedanken an das was er sagte ließen mich schlecht schlafen.

Am nächsten Morgen übertraf sich meine Mutter mit dem Essen. Schon um neun saß die gesamte Familie am Frühstücktisch, denn das ganze Haus duftete nach Pfannkuchen. So quälte ich mich trotz der nicht erholsamen Nacht aus meinem Bett. Ich liebte die Pfannkuchen meiner Mutter. Tat mir ordentlich Ahornsirup drüber und reichte ihn gleich weiter an Dad. Es wurde nicht viel gesprochen. Alles genossen das Essen, was meine Mutter sichtlich freute. Als wir während des Essens einen Geländewagen hörten sahen meine Mutter und ich auf und blickten aus dem Fenster. Ich erkannte Jack der am Steuer saß. Wo er wohl hin wollte, fragte ich mich. Meine Mutter schürzte die Lippen. Sie blickte mich an: „Und den findest du wirklich nett Jazzy…“, fragte mich meine Mutter mit Unverständnis in der Stimme, „ich hab mich heute Morgen beim reinbringen der Zeitung erschrocken als ich sein Gesicht sah! Ich weiß nicht ob ich es gut finde, wenn du Zeit mit so einem verbringst.“
Bevor ich antworten konnte sagte die scharfe tiefe Stimmte meines Vaters: „Wieso was ist mit dem Typen? Stimmt da was nicht?“
Meine Mutter wandte sich augenblicklich zu ihm um und plapperte drauf los: „Der sieht schrecklich aus. Wirklich gruselig! Der trägt eine Augenklappe und der hat überall Narben. Dann raucht der auch noch Zigarre, das machen doch nur Kriminelle oder Zuhälter. Er hat sich nicht mal vorgestellt! Ist das zu fassen?“
Ich wollt gerade etwas darauf eingehen, doch Vater unterbrach mich erneut als ich den Mund aufmachte: „Das klingt ja echt nach einem Verbrecher, oder jemand der Dreck am Stecken hat. Hoffentlich keiner der gerade aus dem Knast entlassen wurde. Hat der Tattoos oder sowas?“
Wieder versuchte ich was zu sagen doch erneut ließ man mich nicht zu Wort kommen. Dieses mal was es nicht mein Vater, sondern meine Mutter: „Nein, wäre ja auch noch schöner! Aber der hat einen kleinen Hund. Ich hoffe damit will der keine Kinder anlocken…“
„Mum“, rief ich und schlug tatsächlich mit der Hand auf den Tisch. Meine Eltern und Jenny blickten mich erschrocken an. „Sowas unterstellt man keinem! Ich hab ihn kennen gelernt. Er ist wirklich in Ordnung…“ Jemand der so viel gegeben hatte brauchte sich nicht so beleidigen zu lassen! Nicht von Personen die keine Ahnung haben. Auch wenn meine Eltern es vielleicht nie herausfinden würden was hinter Jacks Äußerem alles steckte.
Mein Vater blickte mich ernst an, doch dann nickte er, verstehend sogar. „Du hast recht Jasper. Ich werde ihn mal begrüßen und mich vorstellen. Dann werde ich ja sehen, was das für ein Mensch ist. Außerdem kann ich den ja mal durch unseren Computer bei der Arbeit jagen. Wenn der nicht kriminell ist sollte ich ja nicht finden.“ Ich sah meinen Vater mit einer Mischung aus entsetzten und Belustigung an, während ich mir versuchte vorzustellen wie er sich Jack vorstellte. Egal was ich sagen würde, er würde sich sowieso nicht aufhalten lassen… Also nickte ich leicht und aß lieber den Pfannkuchen auf, welcher nun gar nicht mehr so gut schmeckte. Jenny verdrehte genervt die Augen und ich konnte sie verstehen.

Nach dem Frühstück fragte ich Jenny, ob sie mit mir etwas Radfahren würde. Auch sie schien froh das Haus verlassen zu können und so setzten wir uns auf die Räder. Jacks Auto war immer noch nicht wieder da. Ich hoffte, dass er besser geschlafen hatte als ich die Nacht über. Ich wollte ihn gerne irgendwie kurz sprechen, doch leider kam er auch im Laufe des Vormittages nicht nach Hause. Also stieg ich auf mein Rad und Jenny bekam das Fahrrad von unserer Mutter. Ich forderte sie auf, immer wieder kleine Rennen zu fahren. Ich drängte sich dazu schneller und mehr zu fahren. Und so waren wir einige Meilen unterwegs.
Während der Fahrt flogen Gedanken und Situationen an mir vorbei wie die vorbeiziehende Landschaft. Der Kuss von Tobey. Die Treffen mit Jack. Seine Geschichten. Sein Mut. Der Gedanke ob ich schwul war oder nicht schwirrte durch meinen Kopf. Doch die Panik die damit eigentlich immer verbunden war, verschwand.
Es war mein Leben. Ja ich würde auf Wiederstand stoßen, doch gerade schien dieser Wiederstand nicht so unüberwindbar wie ich mir sonst immer dachte. Langsam aber sicher klärten sich meine Gedanken, meine Gefühle. Ich hatte das Gefühl meine Gedanken kamen ins Reine, während ich in die Pedale trat.
Wir machten eine Pause und Jenny war ziemlich ins Schwitzen gekommen. „Alles klar“, fragte ich sie und runzelte leicht die Stirn. „Mach mal langsamer“, beschwerte sie sich und atmete durch. Ich reichte ihr mein Wasser und sie trank es gierig.
Einige Male musste ich noch auf Jenny warten und als wir nach mehreren Stunden Zuhause ankamen sah sie mich erschöpft und zornfunkelnd an. Ihr blick wurde etwas wütend und sie zischte mir zu: „Ich fahr nie wieder mit dir!“ Sie ging ins Haus und ließ mich mit beiden Rädern stehen.
Ich grinste und stellte sie in die Garage. Danach ging ich zu meinem Vater in den Garten. Das Feuer brannte schon und ich sah in die lodernden Flammen. „Wie war es“, fragte mich mein Vater und betrachtete mich kurz.
„Gut. Jenny war es zu anstrengend.“
„Wirklich? Na ja ihr wart schon lange weg…“
„Kann sein, jetzt ist sie zickig.“
„Frauen“, grinste mich Dad kurz an, „das wirst du alles noch kennen lernen Jazz.“ Ich grinste zurück und merkte, sie hölzern es sich anfühlte.
Er ließ mich beim Feuer stehen und holte sich ein Bier. Ich schaute ihm nach und runzelte die Stirn. Ich muss endlich mich jemanden sprechen. Ich blickte hinüber zu Jacks Haus, doch die Türen waren verschlossen, es war immer noch verweist. Ich blickte zu dem Blumenbeet, das er vor wenigen Tagen gepflanzt hatte und immer noch fragte ich mich, was es damit auf sich hat. Nachdem Vater wieder kam, ging ich hinein und duschte mir den Schweiß vom Körper. Meine Muskeln entspannten sich unter dem warmen Strahl des Wassers. Danach betrachtete ich mich eingehend im Spiegel. Mein Gesicht, meine Haare und meinen Oberkörper. Ich dachte an die letzten Tage und Wochen. Erneut schlichen sich die Fragen, des Schwul seins, in mein Gedächtnis, doch auch dieses Mal bleib die Sorge aus. Endlich fällte ich den Entschluss. Ich werde mit Jack reden, jetzt wo ich selbst beruhigter an die Sache heranging.
Er würde nicht lachen und er würde zuhören. Vielleicht hatte er auch Verständnis für meine Sorge. In diesem Moment war ich bereit endlich mit jemanden zu sprechen und ich wollte es mit ihm tun. Tatsächlich stahl sich in diesem Moment ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht. Ich schaffte es mir selbst in die braunen Augen zu blicken  während ich leise sprach: „Ich bin schwul und daran ist nichts schlimm.“ Würde ich mich deswegen ändern? Nein… Ich würde weiterhin Baseball lieben, würde weiterhin gerne jeden Scheiß ausprobieren. Ich würde weiterhin ich sein, obwohl nein! Ich würde zufriedener sein, dabei war ich mir sicher. Ich hörte einen lauten Motor der abgeschaltet wurde und als ich aus dem Badezimmerfenster lugte sah ich Jack mit Didi zum Haus gehen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Züge als ich die Beiden sah. Jetzt brauchte ich nur den Richtigen Augenblick. Wieso diese Entscheidung jetzt fiel wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Vielleicht tat die Ablenkung gut um mich selbst runter zu fahren, aber endlich hatte ich das Gefühl wieder ich zu sein.  

Offenbarung

Offenbarung

Später am Nachmittag als das Feuer nur noch eine heiße Glut hinterlassen hatte packte mein Vater die Spareribs und anderes Fleisch auf den Grill. Schon nach kurzer Zeit roch man das gar werdende Fleisch im gesamten Garten. Ich half meiner Mutter beim Tischdecken als ich meinen Vater plötzlich laut meckern hörte: „Das ist nicht deine Wust du verdammter Straßenköter!“ Über den Tisch hinweg schauten meine Mutter und ich uns erschrocken an.
Ich schaltete sofort, Didi! Weder Jack noch ich hatten wirklich das Loch gesucht. Der Geruch muss für den Welpen zu verlockend sein. Ich ließ die Gabeln und Messer klirrend auf den Tisch fallen und ging schnell hinaus in unseren Garten. Ich sah den kleinen grauen Welpen sofort. Er hatte den Schwanz eingezogen und kauerte sich erschrocken zusammen. Neben ihn lag eine Wurst die wohl vom Grill gefallen war. Ein Stück fehlte. Als Dad sich vor ihm aufrichtete und ihn anschrie winselte Didi und wich zurück. „Du hast hier gar nichts zu suchen! Wo kommt der verdammte Straßenköter her! Junge hol die Pistole!“ Er blickte mich auffordernd an doch ich rührte mich nicht. Didi kläffte ängstlich und nach einem kurzen Moment später schien er flüchten zu wollen. Er rannte zur Hecke fand jedoch das Loch nicht. Er schien nicht zu wissen wohin. Dad folgte ihn wütend er schien sogar nach ihm treten zu wollen.  
„Didi“, rief ich den Hund erschrocken zu und rannte ihm entgegen. Als er meine vertraute Stimmte hörte flitzte er zu mir. Didi jaulte mich ängstlich an und sprang an meinem Bein hinauf. Ich bückte mich schnell und nahm das nervöse Bündel auf den Arm. Ich streichelte den kleinen Welpen beruhigend über den Kopf und kraulte ihn hinterm Ohr.
Noch bevor ich etwas sagen konnte hörte ich Jacks tiefe Stimme lauter und strenger, als sonst sagen: „Was ist hier los?“ Er stand am Zaun und ein schlichtes braunes T-Shirt spannte sich über seine breite Brust. Sein Blick glitt zu meinem Vater der wutentbrannt im Garten stand. Zu der angefressenen Wurst, die neben den Grill lag und blieb Schlussendlich an mir und Didi hängen. Der Hund drückte sein Köpfchen an mich und war immer noch am Zittern. Ich redete beruhigend auf ihn ein während ich langsam zum Zaun ging.
Mein Vater blickte Jack an und schien von seinem Aussehen einem Moment wie versteinert. Sein Blick wanderte von den Narbe zu seiner Stirn zu der Augenklappte die er trug. Dann besann er sich und meckerte wutschnaufend: „Der Köter ist auf mein Grundstück geschlichen und hat die Wurst gefressen!“
Jack sah meinen Vater eiskalt an. So hatte ich ihn noch nie gesehen. „Das ist kein Straßenköter“, meinte mit eisiger Stimmte. Eine Stimme wie sie auch von einem Mörder hätte stammen können, „und wenn du die Wurst fallen lässt ist, dann ist das dein Problem.“
Vater schien für einen kurzen Moment zu stocken unter Jacks eisigen Blick. Auch mir jagte der Ausdruck einen Schauer über den Rücken. So stellte ich mir vor sah er gegnerischen Soldaten an eher abdrückte. Doch dann schaute Dad ebenfalls wütend eher er begann weiter laut zu meckern: „Wenn der auf mein Grundstück kommt darf ich ihn erschießen, dass ist dir bewusst oder?“
Jack blickte meinem Vater direkt in die Augen und sagte deutlich immer noch mit Eiseskälte in der Stimmte: „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.“ Ich schluckte bei den Worten und sah Didi an der sich beruhigt hatte. Langsam ging ich zum Zaun und hoffte, mein Vater würde den Mund halten. Aber das tat er nicht. „Willst du mir etwa drohen“, zischte er wütend und schien mich nicht zu beachten. „Du drohst mir doch auch, damit meinen Hund zu erschießen“, war Jacks erstaunlich ruhige aber immer noch eisige Antwort.
Ich reichte ihm den Hund. Er nahm mir Didi aus der Hand und nickte mir dankend zu. Ich versuchte zu lächeln doch es gelang nicht. Didi fiepte Jack zu und schien froh, dass er wieder bei seinem Herrchen war.
„Du weißt noch nicht wer ich bin“, begann mein Vater aufgeregt zu sagen. Ich seufzte schwer auf. „Ich bin Officer…“ Doch Jack unterbrach ihn: „Ich weiß genau wer Sie sind Officer John Hale. Ich mache mich schlau in welche Nachbarschaft ich ziehe.“ Und mit diesen Worten ging er mit Didi ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
Ich blieb stumm. Sah zu meinem Vater. Ich wusste es war besser nichts zu sagen. Ich schluckte als ich sein Gesicht sah. Er schaute mich wutverzerrt an, als habe ich ihn gerade provoziert. Ich wollte weg von ihm, ging ich schnell wieder durch den Garten hinein ins Haus. Ich sah meine Mutter an der Gartentür stehen. Unsere Blicke trafen sich. Wir wussten beide, dass es nicht gut war, meinen Vater so zu verärgern vor allem nicht zur Zeit.
Jenny die das ganze aus dem Wohnzimmer beobachtete hatte seufzte genervt als ich reinkam und schüttelte nur den Kopf. Ich hörte sie murmelnd sagend aus dem Wohnzimmer gehen, „selbst eine Woche hier ist zu viel.“
Das Essen verlief eher schweigsam. Zwar schmeckte es gut, doch meine Gedanken waren woanders. Ich nagte an den Rippchen das letzte Fleisch ab. Meine Mutter und Jenny unterhielten sich gerade über ein Kleid, welches sie im Internet gesehen hatten. Als Vaters tiefe Stimme über den Tisch zu mir herüber wehte verstummte das leise Gespräch der beiden Frauen. „Was weißt du über diesen Typen, Bursche?“
Ich sah auf und alle Blicke waren auf mich gerichtet. Langsam fast bedächtig schluckte ich den letzten Rest hinunter. Ich räusperte mich kurz und dachte nach was ich darauf antworten sollte. Dad schaute mich auffordernd an. Zögernd begann ich zu sprechen: „Nicht… nicht viel. Er kommt aus Arlington, Virginia und hat wohl mal beim Militär gedient…Und er hat bei Ikea eingekauft…“ Mein Vater schnaubte. „Sicher so einer, der nicht klar kommt mit dem was er gesehen hat! So ein traumatisierter. Hoffentlich kein Irrer…Sonst noch was?“
Ich schüttelte langsam den Kopf und sah auf meinen Teller hinunter. „Nein“, sagte ich und hoffte, das Dad mich in Ruhe ließ. „So jemand kann gefährlich sein! Wenn die Waffen haben… jeder von uns sollte seine Waffe bereit haben, damit wir ihm im schlimmsten Fall aufhalten können…“, während Dad sprach schweiften meine Gedanken ab. Es tat mir leid, was geschehen war. Ich hatte das Gefühl ich müsse mich bei Jack für das Verhalten entschuldigen. Mir war das alles ziemlich unangenehm. Wieder einmal fragte ich mich, wie groß die Angst vor meinem Vater sei. In letzter Zeit wurde es immer schlimmer. Er hatte häufiger Wutanfälle, ohne ersichtlichen Grund. Ich beobachtete ihn kurz und blickte wieder auf meinen Teller. Schon einige Male fragte ich mich ob er meine Mutter schlug. In den letzten Monaten war mein Vater häufiger sehr schlecht drauf. Er musste viele Überstunden machen was ihm zu schaffen machte. Sehr häufig stritt er sich mit ihr. Ich vermutete, dass er es tat, wusste es jedoch nicht. Häufig versuchte ich lange außer Haus zu bleiben, zumeist auf dem Baseballplatz. Heute schien ein falsches Wort zu reichen und Vater würde hoch gehen wie eine Bombe… Ich weiß nicht was ich tun würde, wenn ich ihn dabei erwischte, wenn er meine Mutter wirklich schlug.
Plötzlich spürte ich einen Schmerz in meinem Schienbein und unterdrückte ein schmerzvolles  aufstöhnen. Ich sah hinüber zu Jenny die leicht zu Vater nickte. Ich sah ihm in die Augen die mich etwas wütend anfunkelten. „Hörst du mir nicht zu?“
„Tut mir leid, war gerade in Gedanken…“, meinte ich und versuchte ihn freundlich anzulächeln, „was war denn?“
„Ob du weißt wie der Typ heißt“, genervt seufzte er auf und trommelte mit seinen Fingern auf den Tisch.
„Jack“, antwortete ich schnell, „Also eigentlich John, aber er will Jack genannt werden.“ Ich sah zu Jenny hinüber die genervt die Augen verdrehte als ich den Namen nannte. Auf meinem Teller schauend musste ich ebenfalls kurz schmunzeln. „Ich kenne aber seinen Nachnamen nicht“, stellte ich selbst dann fest und Dad schnaufte. Warum verstand ich nicht. Da es mich nicht interessierte fragte ich auch nicht nach.
Ich nahm mein Glas in die Hand und trank es in einem Zug leer bevor ich fragte: „Würde es wen stören, wenn ich mich auf den Weg zu Eric mache?“ Mein Vater wollte gerade erbost etwas sagen als meine Mutter schnell antwortete: „Nein Schatz geh ruhig. Bestell seinen Eltern schöne Grüße. Jenny will sich heute Abend auch noch mit Freunden treffen…“
Ich schaute jedem kurz ins Gesicht. Dann stand schnell auf wusch mir die fettigen Finger und verschwand aus dem Haus.

Ich mochte diese Stimmung nicht. Es war kälte am Tisch die eine beklemmende  Enge in meine Brust schnürte. Ich raufte mir die Haare und dachte einen Moment wirklich daran zu Eric zu gehen. Doch als ich an Jacks Tür vorbei ging schaute ich sie nur wenige Augenblicke an eher ich einfach auf sie zuging und gleich klopfte. Unsicher schaute ich mich um, doch meine Familie könnte mich nur sehen, wenn sie selbst gerade aus der Haustür kämen.
Die Tür wurde geöffnet und Jack schaute mich überrascht an. Er trat beiseite während er sprach: „Du darfst rüberkommen?“
„Ich hab nicht gefragt“, sagte ich und trat schnell ein. Didi lief fröhlich auf mich zu und schnupperte an meiner Hose. Die Geschehnisse von heute Nachmittag schienen ihn nicht beeinflusst zu haben. Ich sah auf den kleinen gut gelaunten Welpen hinunter und blickte Jack entschuldigend an. „Es tut mir leid was passiert ist“, begann ich doch Jack unterbrach mich schnell: „Du musst dich nicht entschuldigen. Das war nicht deine Schuld.“ Seine Stimme bekam einen freundlichen fast schon sanften Ton und er lächelte mich tatsächlich kurz an.
„Ich will es trotzdem…Mein Vater ist eben…“, ich dachte über das richtige Wort nach als Jack meinen Satz beendete in dem er sagte, mein Dad sei ein Arschloch. Ich nickte leicht nachdenklich. Wie ich es drehte und wendete, es ließ sich nicht abstreiten.
Ob ich nur deswegen hier sei, fragte mich Jack eher er den Fernseher ausschaltete. „Nein, nicht nur“ sagte ich und blickte ihm in das blaue Auge. „Ich kann es endlich sagen“, meinte ich nach einem kurzen Moment und musste leicht grinsen. Jack setzte sich langsam auf seinen roten Sessel während ich mich auf der Couch nieder ließ. „Was sagen“, meinte er und klang verwirrt.
Ich atmete noch einmal durch und sagte dann: „Das ich schwul bin.“
Jack zog verstehend die Augenbrauen hoch und meinte trocken: „Das weiß ich, aber schön wenn du es jetzt sagen kannst.“ Ich nickte, mir war klar, dass er es geahnt hatte, vermutlich auch gewusst. Jack betrachtete mich. Es war kein unangenehmes schweigen was den Raum erfüllte. Ich hatte das Gefühl, dass er mir die Führung des Gespräches gab.
„Das ist nicht so einfach. Also…sich das einzugestehen“, begann ich nach einer Weile in der ich auf meine Turnschuhe sah.
Jetzt wurde ich doch nervös, denn hier ging es um Ängste die ich hatte. Etwas sehr persönliches. Etwas das einen angreifbar und schwach werden lässt, doch Jack hatte mir auch schon einen Einblick in seine Gefühlswelt gegeben. Ich atmete tief durch eher ich weitersprach:  „Ich hab…irgendwie Angst. Ich hab Angst, dass sich was ändert.“
„Natürlich wird sich einiges ändern“, meinte Jack ehrlich, doch eine Sanftheit war in seiner Stimme zu hören trotz der ehrlichen, direkten Worte, „du wirst Freunde verlieren. Aber du wirst auch herausfinden wem du 100% vertrauen kannst.“ Die Worte die er wählte waren hart und trafen mich wie ein Stich. Ich hatte mich sanfteren Tönen gerechnet.
„Aber ich mag mein Leben wie es ist“, sagte ich und klang fast schon verzweifelt. Ich war zwar froh über die Ehrlichkeit aber sie tat so verdammt weh.
Ich spürte Jacks Blick auf mir ruhen. Er schwieg einen Moment und als ich zu ihm blickte begann er zu sprechen. „Du musst dein Leben doch auch nicht ändern… Jasper keiner zwingt dich, dass jemanden zu sagen. Das ist doch allein deine Entscheidung.“
Ich dachte an Tobey, der sofort wollte, dass ich mich oute und erklärte Jack: „In meiner Klasse ist einer Schwul… Und alles begann als er mich nach dem Unterricht einfach küsste. Es hat mir besser gefallen als ich dachte. Ich hatte mit ihm darüber gesprochen, fühlte mich von ihm bedrängt. Er meinte ich soll es einfach heraus posaunen. Am besten wohl vor der ganzen Schule.“ Jacks Brauen die sich bei dem Worten Schule, Klasse und Unterricht hochzogen bemerkte ich nicht.
Er schien kurz zu zögern bevor er mir versicherte: „Jazz, niemand, wirklich niemand kann dich dazu zwingen. Wenn der Typ in deiner Klasse das so macht, dann ist das seine Sache. Du musst mit dir klar kommen.“
Langsam blickte ich auch in sein Gesicht. Dieser Mann, der vor wenigen Stunden so eiskalt, fast mörderisch klang, sprach jetzt mit einer Sanftheit die mich verblüffte. „Sieh mal Jazz…du hast es mir gesagt, das bedeutet ja nicht, dass du es in der Schule jedem sagen sollst. Irgendwann erzählst du es noch jemanden und irgendwann wissen es dann alle…Und wenn du über diesen Zeitraum jemanden verlierst fällt es kaum auf.“  Ja.. dachte ich so konnte es funktionieren.
Ich nickte leicht, war erleichtert. Ich war froh in Jack einen Freund gefunden zu haben der mir gerade beistand, der nicht lachte oder meine Sorgen herunterspielte.
„Mein Vater…Mein Vater wird das sicher nicht akzeptieren… Ich weiß nicht was er tun würde aber…ich will es nicht rausfinden.“ Das Ende des Satzes war leise, fast flüsternd gesagt doch Jack hatte alles gehört.
„Kannst du denn dein Leben lang eine Lüge leben, ohne dich deswegen irgendwann umzubringen, nur um andere glücklich zu machen?“
Ich schüttelte verneinend den Kopf. Natürlich wollte ich sowas nicht machen, aber auch nicht immer so Leben.
Jack betrachtete mein Gesicht und auf einmal spürte ich seine Finger unter meinem Kinn die es leicht anhoben. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, bei dieser sanften Geste. Jack blickte mir in die Augen und ein fast schon liebevolles Lächeln schwang in seinem Mundwinkel mit. „Schau nicht immer auf den Boden“, begann er ruhig auf mich einzureden, „Daran ist nichts schlimm. Schwul zu sein ist nichts wofür du dich schämen musst.“
Ein Klos bildete sich in meinen Hals und ich musste schlucken. Das ich bei diesem Thema immer auswich oder auf den Boden schaute wurde mir erst jetzt bewusst. Jack schaffte es, dass ich mich in diesem Moment sicher bei hm fühlte. Ein Gefühl was ich gerade brauchte, wie ich erstaunt feststelle. „Ich…“, begann ich zögernd und langsam nahm Jack seine Hand von meinem Kinn. „Ich habe einmal versucht jemanden anzusprechen… Der hat mir gleich gedroht mich zu erschießen…“ Ich wollte lachen darüber, doch selbst ich hörte, dass dieses Lachen falsch und aufgesetzt war.
Verächtlich schnaufte Jack: „Was für ein Idiot. Du musst lernen da rüber zu stehen. Du kannst doch Karate, dann hau ihnen auf die Fresse wenn dir jemand doof kommt…“ Ich grinste leicht. Wollte meinen Kopf erneut senken, doch wieder legte Jack seine Hand unter mein Kinn. Ich blickte ihm fast schon erschrocken ins Gesicht und er schüttelte nur leicht den Kopf. Er wollte nicht, dass ich auf den Boden sah…
„Ich hab keine Ahnung was…ich meine der Typ in der Schule, der meinte, dass er auf mich steht, ist so…er ist nicht mein Typ…Was ist wenn nur solche Typen auf mich stehen?“ Vielleicht ist diese Frage irgendwann albern oder unverständlich für mich, doch gerade war sie es nicht.
Jack nahm erneut seine Hand von meinem Kinn und musterte mich eingehend, er schien jede der Fragen und Sorgen ernst zu meinen egal wie albern sie für außenstehende erschienen. „Wie ist denn der Junge aus deiner Klasse“, fragte er ruhig und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
„Klein, zierlich. Eigentlich okay, aber sehr extrovertiert. Recht schmal einfach und… ich weiß nicht ob ihm das Bewusst ist, aber er bindet jeden schnell auf, dass er schwul ist. Er meint, nur Schwule kämen mit Schwulen zu Recht…“
In Jacks Augen trat ein amüsierter Ausdruck eher er nachfragte: „Wirklich, dass meint er? Wie albern. Was hättest du denn gerne für einen Kerl?“
Ich dachte kurz nach, denn sofort schoss mir durch den Kopf: Dich! Ich atmete tief durch um Zeit zu haben die richtigen Worte zu finden, eher ich zögernd begann zu erklären: „Also… ich finde es ansehnlich wenn Männer trainiert sind. Wenn sie aussehen halt…wie Männer und nicht wie Jungs. Ich finde Gesichter ohne Ecken und Kanten irgendwie langweilig anzuschauen.“ Ich zögerte kurz, eigentlich bin ich keine schüchterne Person. Ich blickte Jack direkt in das blau seines Auges als ich weiterfuhr: „Eigentlich bist du mein Typ…“
Jack zog die Augenbrauen nach oben und erneut glitt sein Blick an mir herab und ein leichtes grinsen zierte seine Lippen. Ich schaute erneut zu Boden und hätte mich Ohrfeigen können dafür, dass ich das tat.
Ich strich mir durch meine dunkel braunen Haare und seufzte frustriert. „Du muss glauben ich sei total schüchtern oder“, fragte ich ihn und war selbst genervt von mir. Ich blickte Jack wieder ins Gesicht. Er schien kurz nachzudenken eher er langsam Kopfschüttelnd meinte: „Nein. Ich glaube, dass dich das Thema nervös macht und dich überfordert. Glaub mir Jazz, wenn du willst kriegst du auch Typen die du willst. Du siehst gut aus, bist nett ab und zu auch witzig. Du bist charismatisch genug um zu kriegen was du willst. Auch wenn es nicht beim ersten Mal funktioniert hat.“ Als ich immer noch etwas skeptisch schaute fügte Jack hinzu, „brauchst du unbedingt ein Erfolgserlebnis?“ Ich dachte über die Frage nach. Worauf will er hinaus, schoss es mir durch den Kopf. Zögerlich nickend antwortete ich: „Ich war schon immer ein Erfolgsmensch.“
„Dann nimm dir am Wochenende nichts vor“, meinte Jack leicht schmunzelnd. Ich nickte zögernd. Was hat er vor, dachte ich. Als ich ihn fragte ob er es mir verraten würde verneinte er nur.
„Schule also“, sagte Jack nachdem wir einige Augenblicke geschwiegen hatten. Ich stutzte. Hatte ich mich doch verraten ohne es gemerkt zu haben. Frech sah ich ihm in die Augen. „Ich hab nie gelogen oder so. Dein Problem wenn du nicht genauer nachfragst.“ Jack lachte als ich das sagte auf.
„Wie alt bist du“, fragte mich Jack und blickte mir trocken ins Gesicht.
Ich seufzte, jetzt wusste er es eh also antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ich bin siebzehn.“ Sein blick glitt über mein Gesicht, meinen Körper und mir wurde warm im Gesicht. Er nickte leicht anerkennend. Doch dann sah ich in seinem Gesicht einen frechen Ausdruck, etwas was ich vorher noch nie registriert hatte. „Du armer Kerl. Wie siehst du erst mit 30 aus…“ Ich verdrehte die Augen. Ja, dachte ich, jetzt beginnt das wieder.
„Ich hoffte wie so alt wie ich dann auch bin, ich kann ja nicht immer älter aussehen.“ Jack grinste und ich meinte scherzend zu ihm: „Wir beginnen einfach zur selben Zeit mit Anti-Aging. Vielleicht kriegen wir ja dann irgendwo Gruppenrabatte.“ Jack lachte kurz auf und schüttelte den Kopf als ihn leise vor sich hinmurmeln hörte: „Siebzehn, meine Güte…“  

Gute und schlechte Tage

 

Als ich später am Abend nach Hause ging fühlte ich mich besser. Jetzt wo ich mich jemanden anvertraut hatte war meine Situation besser, verständlicher. In zwei Tagen war Wochenende dachte ich fast schon euphorisch. Am liebsten hätte ich heute schon gewusst was Jack vorhatte. Auch fragte ich mich, wie interessant er mich fand. Ich hatte während unseres letzten Gesprächs einen merkwürdigen Ausdruck in Jacks bemerkt.
Ich konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen was es war, dass ich dort in ihm gesehen hatte.

Natürlich merkte ich, dass er mich eingehend betrachtete und musterte. Doch wie genau sollte ich diese Blicke deuten? Fand er es nur süß, dass ich ihm sagte ich finde ihn interessant? Könnte er vielleicht auch Interesse an mir haben? Es machte mich nervös und die Gedanken lösten ein Kribbeln in mir aus. Ich fühlte mich gut, doch als ich das Haus betrat war es still im inneren. Zu still. Unten war niemand, als ich mich umschaute. Vorsichtig ging ich die Treppe hinauf und hörte Geräusche im Bad. Unsicher klopfte ich an die Tür.

„Mum?...Dad?“ Doch keine Antwort. Erneut klopfte ich und hörte dann schnelle Schritte sich der Tür nähern. Ich blickte in das fast schon erschrockene Gesicht meiner Mutter. Ihre Augen waren rot und ich konnte Tränen in ihnen erkennen, welche sie versuchte zurückzuhalten. Ihre Wange war gerötet. Er hatte es tatsächlich getan, er hatte sie wirklich geschlagen… Ihre gerötete Wange war der sichtbare Beweis. Ich konnte sie nur anstarren. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung breitete sich in mir aus. Ich war nicht da um sie zu beschützen. Ich habe das Haus verlassen.

Auch wenn ich ihr Sohn bin, bin ich doch stärker wie sie. Könnte mich meinem Vater eher in den Weg stellen. Sie war im Grunde genommen eine so zerbrechliche, zarte Person, dass ich nicht verstand wieso mein Vater ihr so etwas antut.

„Was machst du denn schon hier Jazzy“, fragte Mum überrascht und räusperte sich, „ich dachte du kommst erst in einer Stunde oder so…“

Sie legte ihre schmale Hand auf die gerötete Wange, um sie vor mir zu verbergen. Sie wollte wohl nicht, dass ich sie so sah. Ich schüttelte leicht den Kopf. Meine Kehle war trocken und zugeschnürt. Ich konnte nicht sprechen. Ich hätte da sein sollen. Das war mein einziger klarer Gedanke.

Ich war größer wie meine Mutter und als ich sie umarmte legten sich meine Arme schützend um ihren Körper. Ihr zierlicher Körper verschwand fast in meinen Armen. Ich bettete ihren Kopf auf meiner Brust. Ich hielt sie einfach und streichelte ihr über den Rücken. Dabei spürte ich wie sie begann zu zittern. „Shh...“ hauchte ich um sie zu beruhigen. Vorsichtig drücke ich sie enger an mich. Es ist schwierig Erwachsen zu sein. Das dachte ich immer in solchen Momenten. Mum war nach heftigen Auseinandersetzungen mit meinem Vater schon öfter so aufgelöst, doch niemals war sie geschlagen worden, glaube ich. Ich würde niemals so werden habe ich mir geschworen. Niemals würde ich zulasse, dass jemand meinetwegen so leidet.

Leiden…

Ist das überhaupt das richtige Wort? Nur weil es grade schlecht läuft? 

Ich registrierte ihr zittern und brauchte auch nicht runterschauen um zu wissen, dass sie weinte. Ich wog sie, leicht wie ein Kind. Erst nach einigen Augenblicken begann sie sich wieder zu fangen und erklärte: „Er ist nur schlecht drauf zur….Zurzeit. Viel Stress… muss häufiger Überstunden machen…weißt du. Das…das war heute auch das erst mal…“ Ich nickte leicht, wusste immer noch nichts zu sagen und so strich ich meiner Mutter weiter beruhigend über den Rücken.

„Das wird wieder. Irgendwann können sie ihm ja nicht noch mehr Arbeit auferlegen…“, brabbelte sie vor sich hin. Ich seufzte während ich sie langsam los ließ. Ich sah ihr in die blauen verweinten Augen und ein Schmerz durchzog meinen Körper. Ich hasste es, sie weinen zu sehen. Ich strich ihr die Tränen weg die ihre Wange benetzten. Auch in meinen Augen brannten Tränen, aber ich hielt sie zurück. Ich durfte jetzt nicht schwach sein und so schluckte ich die Wut, die in diesem Moment hatte hinunter.

„Mum…das…das musst du nicht mir dir machen lassen“, sagte ich leise zu ihr. Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich liebe deinen Vater und er hat doch auch so tolle Seiten, dass weißt du doch Schatz. Das war wirklich erst heute…so schlimm…der Stress in letzter Zeit“ Ich nickte mechanisch. Ja gute Seiten hatte er, zeigen tat er sie selten „Wo ist er“, fragte ich und sah mich um, als ob ich befürchtete Dad würde hinter mir stehen.

„Ist vor einer halben Stunde gegangen. Ich hab gesagt, dass er übertrieben habe…heute Mittag. Da wurde er sauer. Ein Wort folgte dem nächsten…Aber der Nachbar ist auch ein schrecklicher Mensch“, redete sie sich ein und ich ließ sie in den glauben. Es war unfair. Jack war gar nicht so schlimm wie sie meinte. Sie jetzt allerdings noch anzugehen hätte sie noch mehr aus der Fassung gebracht. Ich seufzte schwer und drückte sie noch einmal an mich als ich ihr über den Kopf streichelte.

„Ich liebe dich Jasper“, hörte ich sie murmeln. Ich drückte ihr sanft einen Kuss auf den Kopf und versprach: „Ich bin immer an deiner Seite, Mum… Das weißt du oder?“ Sie nickte und löste sich von mir. Sie versuchte zu lächeln, doch es erreichte ihre Augen nicht. „Tut mir leid Jazzy… Das ist manchmal so wenn Erwachsene sich streiten… Das sollst du gar nicht mitkriegen. Komm geh ins Bett, ja?“ Ich nickte ihr zu und ging unschlüssig in Richtung meines Zimmers. Ich wollte sie nicht wieder alleine lassen aber ich kannte sie. Sie würde eh nicht weiter darüber reden wollen. Meine Mutter tat manchmal so als wäre ich erst sechs und würde nicht verstehen was zwischen ihr und Dad vorgeht. Ich nahm an das lag daran, dass sie mir einfach nicht so viel aufbürden wollte. Doch dieses Schweigen und das Gefühl der Machtlosigkeit war sehr viel schlimmer, fand ich.

„Mum, kann ich…am Wochenende weg, oder soll ich bei dir bleiben“, fragte ich sie zögernd. In diesem Moment hatte ich wirklich Angst, sie allein zu lassen. Doch sie schüttelte vehement den Kopf. „Mach ruhig Schatz, genieß das letzte Wochenende bevor die Schule los geht…Aber verspreche mir bitte eins Jazzy…Sag keinem davon. Besonders nicht Jenny. Sie macht sich immer so schnell Sorgen. Ja?“ Ich schluckte schwer, denn eigentlich wollte ich mit ihr darüber sprechen. Doch ein Blick in die Augen meiner Mutter reichte und ich versprach es ihr. Sie wusste genau welchen Blick sie aufsetzen musste um mich zu beeinflussen.

Die Freude die ich gefühlt hatte als ich das Haus betrat war verflogen und schmerzvoll ließ ich mich auf mein Bett fallen. Er zerstörte die Familie, dachte ich bitter. Ich unterdrückte meine Wut, meine Trauer. Wie soll ich Dad wieder unter die Augen treten. Mutter würde nicht wollen, dass ich ihn darauf ansprach. Vielleicht war es ja wirklich nur das eine Mal und er würde es nicht wieder machen. Jedem gingen dich mal die Nerven durch oder? Ich wälzte mich hin und her im Bett und fand erst spät in den Schlaf.

 

Auch am nächsten Tag war die Stimmung in unserem Haus nicht besser und ich wusste nicht wie ich meinem Vater begegnen sollte. Ich rief Eric an und als er abnahm hörte er schon an meiner Stimme, dass etwas schief gelaufen ist.

Nachdem wir uns begrüßt hatten war seine erste Frage: „Was ist los Jazz?“

Ich seufzte. Ich hätte es ihm gerne gesagt, doch das Versprechen und Scharm hielten mich zurück. „Dicke Luft hier… Ich brauch am Wochenende ein Alibi… Kann ich so tun, als ob ich von Samstag auf Sonntag bei dir schlafe?“ Ich hörte Eric tief einatmen. Er kannte mich zu gut. Auch er hatte wütende Augenblicke meines Vaters schon mal miterlebt.

So hatte mein Bruder Jason einst Eier auf das Haus des Nachbarn geworfen. Als Eric und ich ihn davon abhalten wollten wurde Jason wütend. Wir kleinen Kinder hätten ihm nichts zu sagen, meinte er damals. Er log meinen Vater an. Wir hätten die Eier geworfen. Er glaubte ihm. Auch als Eric ihn versicherte, schwur, dass wir es nicht getan haben, ließ es ihn nicht davon abhalten mir vor den Augen meines Freundes zwei saftige Ohrfeigen zu verpassen. Jason sei mit neunzehn viel zu alt für solcherlei Scherze und er könnte froh sein, das er nicht sein Sohn sei sonst würde er auch welche verpasst bekommen, meinte er wütend zu Eric.

Eric und ich durften das Haus des Nachbarn putzen. Jason war immer hinterlistig, doch das hatte ich ihm nicht zugetraut. Er hatte sich nie dafür entschuldigt.

„Was ist passiert Jazz“, fragte mich Eric erneut und klang er ziemlich besorgt.

„Einfach etwas Streit, kann ich mich mit dir am Sonntag treffen? Dann kann ich besser quatschen“, meinte ich und Eric stieß ein „ja“ aus.

„Danke Kumpel“, meinte ich und versuchte über das bevorstehende Training nach den Ferien zu sprechen. Doch die Laune verbesserte sich nicht wirklich und so legte ich schnell auf.

 

Doch schon am nächsten Tag besserte sich meine Laune. Jenny und ich gingen schwimmen. Wir spaßten und alberten herum und genossen den Tag. Ich war selten so froh meine Schwester um mich zu haben. Trotzdem wollte ich Jenny gerne erzählen was passiert war, doch das Versprechen lastete sehr auf mir. Auch wollte ich die Zeit die ich mit Jenny hatte genießen. Auch wenn es egoistisch ist von mir war.

Als wir jedoch zusammen im Whirlpool saßen blickte Jenny sich kurz um und rutschte zu mir herüber. „Jazz….weißt du was mit Mum los ist? In den letzten Tagen ist sie so komisch“, fragte sie leise und bedacht. Ich schluckte schwer, mein Herz wollte, dass ich es ihr sage, doch der andere Teil klammerte sich an das Versprechen. Ich liebte meinen Vater doch irgendwie immer noch. Vielleicht war es wirklich nur einmal passiert und Dad würde es nie wieder machen. Ich versuchte zu grinsen und schaffte es. „Ach Mum ist nur etwas genervt, dass Dad zur Zeit so viel arbeiten muss. Mach dir mal keine Sorgen, es ist alles gut“, log ich und war überrascht wie gut ich es konnte.

Jenny blickte mich skeptisch an. Als sie noch etwas sagen wollte unterbrach ich sie „Komm schon Jenny, du kennst unsere Eltern…“ Genau das war das Problem, sie kannte Dad. Jenny runzelte die Stirn und schien sich ihren Teil zu denken, was verriet sie mir nicht. Sie nickte nur und fragte ob wir gleich noch auf die Rutsche wollten. 

Abends saß ich in meinem Zimmer am Laptop und schaute hinaus. Und erneut sah ich das flackernde Licht des Fernsehers aus Jacks Fenster leuchten. Ich freute mich auf morgen, egal was es sein würde. Ihn zu sehen, wieder Zeit mit ihm zu verbringen. Wieder durchzog ein Kribbeln meinen Körper. aufgeregt stieg ich ins Bett und fand erst nach einiger Zeit meinen schlaf.

 

Unschlüssig stand ich am nächsten Tag vor dem Kleiderschrank. Unsicher was Jack mit mir vorhatte zog ich mir ein Hemd über, eine gut sitzende Jeans und stylte mir die Haare. Ich schaute in den Spiegel und war zufrieden über die Wahl meines Outfits. Rasiert hatte ich mich gestern Abend noch. Ich hatte meiner Mutter beim Frühstück bereits gesagt das ich gegen Mittag verschwinden werde. Dad musste das Wochenende eine Schicht übernehmen und war gerade nicht Zuhause.

So kam es, dass ich gegen halb drei bei Jack klopfte. Er öffnete mir die Tür und betrachtete mich. „Schick“, brummte er anerkennend und ließ mich eintreten. Didi kam gleich angelaufen um mich freudig zu begrüßen. „Kann es sein, dass er gewachsen ist“, fragte ich Jack während mir der Hund über die Hände leckte. Er zuckte mit den Schultern. „Kann sein“, meinte er, „Das würde erklären weswegen der gerade so viel frisst.“ Ich schaute ihn an, auch er trug eine Jeans. Zudem ein enganliegendes schwarzes T-Shirt.

Mein Herz machte einen Sprung als ich ihn so sah. Er sah gut aus. „Was machen wir heute“, fragte ich ihn und richtete mich auf.

„Wir fahren heute in eine… speziellere Bar und du wirst mit Männern flirten“, erklärte er und grinste mich tatsächlich breit an.

„Ich komme mit siebzehn in keine Bar“, meinte ich skeptisch. Jack winkte meine Aussage ab und meinte locker: „Lass das meine Sorge sein.“

Jack schaute hinaus und sah zu unserem Haus. Ich fragte mich warum er hinüber sah. Aber die Antwort auf meine Frage bekam ich schon einen Moment später als er fragte: „Wie ist die Stimmung bei euch?“

„Angespannt“, sagte ich wahrheitsgemäß. Jack nickte langsam ging jedoch nicht weiter darauf ein. Hatte er etwas mitbekommen? Das hätte er gar nicht gekonnt, dachte ich angespannt. Aber er sah so verschwörerisch zu unserem Haus. Ich war beinahe sicher er wusste dass etwas passiert ist. Ich wollte nicht, dass wir weiterhin von Zuhause sprachen. Heute wollte ich endlich alles vergessen und einfach mal wieder Spaß haben. Als sich unsere Blicke Trafen schien er zu verstehen.

Jack ging zum Kühlschrank und holte mir eine Dose Cola. Er ging nicht weiter auf das Thema ein. Dankend nahm ich die Dose entgegen und trank einen Schluck. „Wenn du gleich in der Bar bist, stellst du dich an den Tresen okay“, begann Jack zu erklären und zog an einer Zigarre die er wohl angemacht hatte bevor ich gekommen war. Ich war erleichtert, dass er nicht weiter fragte.

Ich nickte ihm zu und er fuhr fort: „Dann schaust du dich etwas um. Irgendwer wird dich schon anschauen. Wenn er dir gefällt Lächle. Du wirst schon sehen. Das klappt.“

Ich grinste leicht und nickte. „Stehen und lächeln krieg ich hin“, sagte ich und trank einen Schluck von der Cola während ich ihn übertrieben anlächelte.

„Vielleicht nicht so grinsen wie der Joker aus Batman“, sagte er und pustete mir den Rauch seiner Zigarre ins Gesicht.

„Aber selbst der hat wen abbekommen mit dem grinsen“, entgegnete ich frech lachend während ich den Rauch weg wedelte. Jack verdrehte genervt die Augen, doch schien es mir, dass es ihn einzig amüsierte und nicht nervte.

„Was wirst du machen“, fragte ich ihn während ich Cola trank. „Ich werde darauf aufpassen, dass dir nichts passiert Kleiner. Nachher ist der Typ vergeben und der Freund ist eifersüchtig, oder irgendwer will dir was ins Glas mischen“, meinte Jack amüsiert und paffte weiter seine Zigarre.

„Wissen deine Eltern wo du bist“, fragte er mich und ich schüttelte den Kopf.

„Sie dürfen sicher auch nicht herausfinden wo du gerade bist oder“, fragte er skeptisch und ich verneinte. „Sie denken ich bin bei einem Freund“, erklärte ich.

„Gut dann fahren wir los wenn deine Mutter und dein Vater beschäftigt sind. „Wann esst ihr für gewöhnlich zu Abend?“

„So gegen sieben halb acht.“

Jack nickte und meinte dann, wir sollten gegen viertel vor sieben gehen, da Mutter dann kochen würde. Ich war gespannt auf die Bar. Ich hatte noch nie eine betreten. Um viertel vor sieben folgte ich Jack aus dem Haus. Didi musste zuhause bleiben. Es schien den Welpen nicht zu passen, wir hörten ihn leise durch die Tür jammern. Jack stieg in den Geländewagen. Ich sah neben dem Wagen ein schwarzes, schweres Motorrad stehen und bekam große Augen.

Ich schnallte mich gerade an und meinte anerkennend: „Die Maschine sieht toll aus! Was ist das für eine?“
„Das ist eine Triumph. Willst du später auch mal Motorrad fahren?“

Ich nickte und sah noch einmal zur der schwarzen Maschine. „Ja schon. Aber Mutter hat Angst davor deswegen hab ich den Führerschein nicht machen dürfen. „Hm“, kam es von Jack und er fuhr fort, „eventuell kann ich dich ja mal fahren lassen…“ Ich freute mich und strahlte ihn an. Wir fuhren raus aus der Stadt den Highway runter.

Es dauerte fast eine dreiviertel Stunde als wir auf einem Parkplatz anhielten. „Glaubst du wirklich ich komme rein“, fragte ich Jack und er nickte nur.

Ich folgte ihm und sah mich um. Es sah aus wie eine ganz gewöhnliche Bar. Natürlich, schellte ich mich in Gedanken. Als ob solche Bars rosa bemalt sind…

Jack ging rein nickte den Türsteher freundlich zu. Er war zwar irritiert von Jacks äußeren, schien jedoch nicht zu meinen, dass von ihm eine Gefahr ausginge. Mich würdigte er kaum eines Blickes. Vermutlich längte Jack ihn zu sehr ab. Wir betraten die Bar und neben dem Eingang stand ein Einarmiger Bandit, welcher wild blinkte. Daneben waren ein Automat für Zigaretten und einer für Kondome. Jack blieb stehen, sah mich kurz an und sagte: „Du gehst jetzt alleine rein. Wenn die meinen du gehörst zu mir wird dich keiner ansprechen.“ Er drückte mir noch mehrere zusammengerollte Scheine in die Hand und betrat vor mir das innere der Bar. Ich sah hinunter auf die Dollarscheine und bekam große Augen. Er hatte mir rund 100$ in kleinen Scheinen einfach so in die Hand gedrückt.

Da er schon weg war konnte ich mich nicht beschweren, also steckte ich das Geld ein und betrat ebenfalls nach einem kurzen Moment den nächsten Raum. Es war nur spärlich beleuchtet und einige Tischen standen im Inneren. An drei Ecken waren Bänke mit Tische aufgebaut. Eine kleine Bühne nahm den Platz in der vierten Ecke in Anspruch. Doch derzeit fand keine Show statt. Das Zentrum des Raumes bildete ein langer Tresen hinter dem ein junger Barkeeper gerade einen Drink zusammenstellte. Langsam ging ich hinein und sah mich um. Ich sah Jack in einer Ecke sitzen und gerade bei einer Kellnerin etwas bestellen. In seiner Nähe saßen mehrere Männer im Gespräch vertieft. Sowie zwei Frauen die sich verliebt und tief in die Augen sahen. Sie hielten einander an den Händen und schienen die Umgebung vergessen zu haben.

Auf der anderen Seite saß eine Gruppe von mehreren Männern und Frauen die über mehren Handys hingen und ich gegenseitig etwas zeigten oder schickten. Ich ging langsam hinunter zur Bar, setzte mich an den Tresen und musterte den Barkeeper. Er hatte lockiges rotblondes Haar, eine spitze Nase und Grübchen in den Wagen.

Er lächelte mich freundlich an als ich mich setzte. „Was darf es für dich sein“, fragte er mit einem irischen Akzent. Ich fühlte mich wohl und weder unsicher noch verlegen. Ich zwinkerte und fragte: „Was kannst du denn empfehlen?“

„Oh wenn du der harte Typ bist dann vielleicht einen Whiskey. Wenn du eher der süße bist kann ich dir sagen, dass ich super gut einen Tequila Sunrise hinbekomme.“ Auch er zwinkerte mir zu und sein Blick glitt kurz an meinem Körper runter. Er flirtete und meine Augen begannen zu leuchten.

„Also“, forderte er mich auf und beugte sich etwas zu mir. Leise lachend dachte ich nach und meinte: „Man hat mir schon mal gesagt, dass ich eher der süße Typ bin. Dann bleib ich erstmal dabei…“

Der Barkeeper lachte auf und machte sich daran den Drink zu mixen. Whiskey war mir eindeutig noch zu stark, pur ohne irgendwas, dachte ich und sah mich um. Jack nippte an seinem Getränk und schien mich Augenscheinlich nach nicht zu beachten, doch ich war  mir sicher, dass er es tat. Ich blickte in die Gesichter der anderen Gäste. Das verliebte Frauenpärchen war immer noch mit sich beschäftigt, ebenso wie die Männer in der Nähe von Jack. 

Also ließ ich meinen Blick über die anderen Gäste schweifen bis der Barkeeper mir das Getränk reichte. „Danke“, sagte ich höflich und probierte den bunten Cocktail. Trotz der süße schmeckte man den Alkohol noch ziemlich raus und ich beschloss, den besser nicht allzu schnell zu trinken. „Der ist gut“, meinte ich als ich merkte, dass der Barkeeper eine Reaktion von mir zu verlangen schien. Er schaute mich freundlich an, musste dann jedoch weiter arbeiten. Denn neue Gäste waren gerade gekommen und hatten Bestellungen aufgegeben.

Ich nahm noch einen Schluck während ich meinen Blick erneut schweifen lies. Bei dem Tisch an dem Frauen und Männer saßen bemerkte ich nach einigen Augenblicken, dass ein junger Mann ab und zu rüber schaute. Als er erneut im meine Richtung blickte fing ich seinen Blick ein und lächelte ihn leicht zu.

Seine Augen schienen sich kurz aufzuleuchten, was durch das dämmrige Licht jedoch nur schwer auszumachen war. Doch dann sah ich wie er erneut zu mir blickte und das Lächeln erwiderte.

Und da will mir wer erzählen flirten sei schwer, schoss es mir vielleicht auch arrogant klingend durch den Kopf. Er schaute noch einige Male herüber, was seinen Freunden aufzufallen schien. Sie schienen ihm irgendwas zu sagen. Als er erneut rüber blickte und ich wieder lächelte stand er zögernd auf. Er ging zum Tresen und sagte zum Barkeeper: „Vier Bier und eine Cola Light bitte.“ Während sich der Rotblonde umwand und die Getränke vorzubereiten sah der junge Mann zu mir rüber. Seine grünen Augen blickten mich freundlich musternd an. Er war etwas kleiner wie ich und etwas schmaler. Ich hätte ihn aber nicht als zierlich beschrieben. Er trug wie ich ein Hemd und Jeans und seine Haare hingen ihn leicht fransig ins Gesicht. Er sah hübsch aus.

„Hi“, sagte ich freundlich zu ihm. „Hi“, kam es zurück, „du schaust häufiger rüber…“

Ich grinste ihn leicht an eher ich erwiderte: „Du doch auch. Soll ich damit aufhören?“ Er schüttelte den Kopf und eine leicht röte zierte seine Wange. „Nein nein, so war das nicht gemeint. Ich bin Phil“, stellte er sich freundlich vor und reicht mir seine Hand. Ich schlug freundlich ein.

„Ich bin Jasper, aber die meisten sagen Jazz.“

„Ganz allein hier?“

„Ja“, log ich ohne rot zu werden, „bin neu hier und wollte mich mal umschauen.“

„Oh so interessant ist die Stadt hier nicht. Aber es gibt schon das ein oder andere Nette hier.“ Ich stutzte einen Moment. Ich wollte es wissen! „Du meinst sowas wie dich“, meinte ich frech. Ich sah wie er innehielt und die röte deutlicher in seine Wange schoss. Es gefiel mir. Ich mochte flirten, beschloss ich in diesem Moment. Mit diesem kleinen Erfolg änderte sich etwas in mir. Ich ließ die Zügel los und merkte augenblicklich wie ich selbstbewusster wurde. Es schien, dass der nette Junge aus der Nachbarschaft sich gerade etwas verabschiedete.

„Na ja“, kam es von ihm und er grinste verlegen, „wenn du das meinst…“

„Klar hätte ich es sonst gesagt“, grinste ich und dankte Jack für diesen Vorschlag. Es war ein Spiel und im Spielen war ich gut! Phil kratzte sich verlegen am Kopf und schien kurz  nach Worten zu suchen, was ich äußert süß fand.

„Eigentlich muss ich zurück zu meinen Freunden“, kam es von ihm und ich nickte leicht. „Ist doch kein Problem. Kannst mir ja deine Nummer da lassen“, schlug ich vor. Phil nickte eifrig und ich tippte mir seine Nummer ins Handy. Er lächelte mich freudig an während er die Getränke nahm und zu seinen Freunden hinüber ging. Ich schaute mit stolz geschwellter Brust auf die Nummer als eine kratzige Stimme hinter mir meinte: „Wenn du einen richtigen Kerl willst, kann ich dir auch meine Nummer geben.“

Ich drehte mich um und stellte fest, dass es einer der Männer die in der Nähe von Jack war. Er war größer wie ich etwas breiter und hatte schwarzes Haar. Der Typ reichte dem Barkeeper gerade einen 50 Dollar schein. Er trug einen gut sitzenden Anzug und wirkte ziemlich selbstsicher. Sein Alter schätzte ich auf Anfang dreißig.

„Was meinst du damit“, fragte ich ihn verwirrt.

Sein Blick glitt hinüber zu Phil während er sprach: „Das ist ein Weichgekochtes Ei, ich bin ein hartes. Also wenn du willst…“ Er schob mir tatsächlich eine Nummer hin. Ich blickte hinab und starrte sie einen Moment lang an. Ich lachte auf und grinste: „Okay, du hart gekochtes Ei, was bin ich dann, wenn der ein weiches ist?“ Er blickte runter und tatsächlich blieb sein Blick zwischen meinen Beinen Hängen. Er sah mir wieder in die Augen eher er mit tiefer Stimmte meinte: „Du bist bereit hart gekocht zu werden.“

Ich lachte über den dreckigen Scherz. Ja der war billig, aber ich amüsierte mich gerade zu sehr darüber vielleicht tat der Alkohol in meinem Blut sein übrigens. „Hm… vielleicht mag ich meine Eier aber lieber weichgekocht…“  Er grinste mich an. „Nein“, meinte er selbstsicher, „bestimmt nicht…“ Er ließ mich damit stehen und ich hätte diesen Idioten so auslachen können. Ich drehte mich zum Barkeeper um der dem Typen nachsah. „Das ist ein Arsch“, meinte er an mich gewandt. „Sowas willst du nicht Süßer.“

Ich zwinkerte ihm zu und meinte: „Nein sowas will ich auch nicht.“ Auf einmal sah ich, wie sich die Augen des Barkeepers erschrocken weiteten und plötzlich spürte ich eine kräftige Hand auf meiner Schulter.

Ich drehte mich um und sah ins Jacks Gesicht. Er sah mich zufrieden an und ich blickte selbstbewusst zurück. Vergessen waren die angespannten Tage, endlich schien ein Tag mal wirklich gut zu werden und ich fragte mich wie gut der Abend noch werden kann?

 

Mein erstes Mail Teil 1

 

 

„Sollen wir“, brummte mich Jack an. Ich nickte, reichte dem Barkeeper 20$ als er mir Wechselgeld wieder geben wollte verneinte ich. Ich war zufrieden. Zufrieden wie der Abend verlief und wie ich auf die Situation regiert hatte.

Jack ging vor und ich folgte ihm. Wir gingen an den Tisch am dem er vorher saß. „Und lief doch gut oder“, meinte Jack amüsiert. Als Antwort bekam er ein breites Grinsen von mir. Zufrieden trank ich meinen Cocktail weiter. „Hast du so auch deinen ersten Typen kennen gelernt“, fragte ich nach einem Augenblick. Jack blickte von seinem Drink zu mir auf und meinte: „So ähnlich…Der Club war recht…sagen wir Einschlägig und ich war neugierig. Da fragte einer ob ich es probieren will. Und das war es…“ Ich lachte, konnte darüber nur den Kopf schütteln. „Hattest du keine Angst“, fragte ich lachend und trank weiter.

„Angst ist das falsche Wort…ich war tierisch nervös“, sagte er ernster und trank sein Getränk aus.  Ich war neugierig und der Alkohol lockerte meine Zunge. „Und“, meinte ich nach dem er nicht weiter sprach, „tat es irgendwie weh?“

„Nein tat es nicht. Kein Stück. Es war am Anfang etwas komisch aber dann war es gut“, berichtete er mir. Ich bekam große Augen und fragte ihn leise: „Wie…also welche Position hast du am liebsten?“

„Hm…“, er dachte wohl kurz nach eher er sagte, „habe keine.“ Ich konnte es mir nicht vorstellen und grinste ihn leicht skeptisch an. „Ich kann es mir nicht so vorstellen, dass es so toll sein kann unten zu liegen“, meinte ich und runzelte die Stirn. Er grinste mich verschwörerisch an und wir tranken unsere Getränkte weiter. Ich bemerkte den Blick nicht und sah anderen Gästen nach, wie sie in die Bar gingen.

 Als wir später im Auto saßen drehte ich mich zu Jack und sah ihn fröhlich an. „Danke, dass du das gemacht hast“, meinte ich aufrichtig zu ihm. Er nickte und grinste mich kurz an. „Ist nicht so schwer wie man meint oder“, fragte er und blickte mir in die braunen Augen.

„Überhaupt nicht“, lachte ich laut auf.

Jack betrachtet mich eingehend eher er sagte: „Bekomm jetzt keinen Höhenflug Kleiner.“

Ich grinste. „Pf… wenigstens habe ich mal einen.“

Er betrachtete mich stumm und schien dann zu sich selbst zu sagen: „Was hab ich mir damit angetan.“ Er startete den Motor und langsam fuhren wir nach Hause.

„Welcher Typ hat dir besser gefallen“, fragte ich Jack. Er schaute kurz herüber und antwortete: „Hm, der zweite.“ Ich verzog das Gesicht. „Das war ein Arschloch“, meinte ich. Jack zuckte die Schultern. „Hab nicht mit ihm gesprochen. Manchmal ist es auch egal was oben rauskommt wenn es gut aussieht…“ Ich lachte ihn an als er das sagte und er grinste. Gut gelaunt kamen wir später Zuhause an und stiegen aus dem Wagen.

Als wir ins Haus gingen, achtete ich darauf, dass meine Eltern mich nicht sahen. Doch Zuhause brannte kein Licht. Didi schlief in seinem Körbchen tief und feste. Wir setzten uns auf die Couch und zufrieden seufzte ich auf. Der Abend war sehr gut, dachte ich glücklich.

Ich wollt gerade den Fernseher anmachen als Jack meine Hand festhielt. Ich schaute zu ihm und merkte, dass sein Blick sich verändert hatte. Immer noch war er gut gelaunt doch irgendwas war da noch. So hatte mich noch nie jemand angeblickt.

„Eigentlich hast du ja schon genug Erfolgserlebnisse. Ich denke ich hab da aber noch eins für dich“, kam es mit rauchig, kehliger Stimme vom ihm. Seine Hand packte meinen Hinterkopf und zog mich zu sich heran. Seine Lippen pressten sich sanft aber bestimmt auf meine und die Hand um meinen Nacken ließ mich nicht entkommen.  Ich riss überrascht die Augen auf und fast reflexartig versuchte ich ihm zu entkommen. Ich realisierte glücklicherweise schnell was grade passierte und so schloss ich die Augen und ließ den Kuss geschehen.  Sein herber männlicher Geruch, der mir so gefiel, schoss mir in die Nase. Fast schon begierig erwiderte ich den Kuss. Es fühlte sich besser, richtiger an, als ich dachte und ich wollte mehr! Mein Puls beschleunigte sich und ich hörte ihn in meinen Ohren wiederhallen. Das kratzen seines Bartes erregte mich. Ich wusste erst gar nicht wohin ich mit meinem Händen sollte und so legte ich sie einfach um seinen Nacken. Noch nie war ich einem Mann so nahe.  Seine Zunge schob sich in meinen Mund. Meine Hand krallte sich in seine Haare, wie ein Ertrinkender. Ich brachte definitiv seine Frisur durcheinander mit meinem Wühlen. Als ich mich von seinen Lippen lösen wollte zog er mich erneut zu sich und küsste mich innig. Ich genoss dieses Gefühl und biss ihm leicht in die Unterlippe, was ihn aufstöhnen ließ. Ja, ich verlor mich in diesem Kuss, der so viel besser war als jeder mit meiner Freundin.  Er legt seine großen Hände an meine Hüfte und zog mich auf seinen Schoß. Ich war überrascht darüber, löste den Kuss kurz und blickte ihm ins Gesicht. Das blau seines Auges schien sich vor Begehren zu funkeln. Ich stützte mich mit den Händen an seiner Schulter ab während ich sein Gesicht studierte. Als ich zu ihm runter sah wurde ich mir meiner Position bewusst und mir schoss die Wärme in den Kopf. Die Situation war aufregend. Als Jack zu mir hinaufsah leckte ich mir unbewusst über die Lippen. Nie zuvor hatte ich das Gefühl so begehrt zu werden und es gefiel mir. Ich spürte seine Hände an meiner Hüfte die langsam den Weg unter mein Oberteil fanden und über meinen Bauch strichen. Ich zuckte bei seiner ersten Berührung. Zu neu war dieses Gefühl für mich.

„Hm…“, grinste er süffisant, „mir gefällt dein Körper.“ Er klang dabei fast schon gierig. Sanft kratzte mir über den Bauch was mich leise aufstöhnen ließ. Ich presste die Lippen sofort aufeinander. Solche Geräusche von mir zu geben war mir irgendwie peinlich, obwohl es dazu doch keinen Grund gab. „Willst du, dass ich aufhöre Kleiner“, fragte er immer noch grinsend und streichelt weiter über den leichten Ansatzes meines Sixpack.

„Ich weiß nicht…Ich mag dich, dass weißt du…“, das Selbstbewusstsein aus der Bar war in diesem intimen Moment verschwunden. Ich musste durchatmen um meinen Puls unter Kontrolle zu kriegen. Mir war Heiß. Nicht wie an einem heißen Sommertag. Fast war mir ein wenig schwindelig dabei und meine Finger zitterten nervös. Körperlich kein schöner Zustand in dem ich mich befand. Doch von genau diesem Zustand wollte ich mehr. Ich zuckte mit den Schultern und beantwortete Jacks Frage auf diesem Wege. Als er erneut über Bauch kratzte konnte ich ein leises Keuchen nicht unterdrücken. Er schaute mir tief in die Augen und meinte fast schon bedächtig: „Wenn du willst das ich aufhöre sag Bescheid…“

Dann legte er seine Hand in meinen Nacken und mich erneut runter und legte seine Lippen auf die Meinen. Ich erwiderte den Kuss so gleich. Das Küssen lenkte mich ab und so konnte ich langsam meine Hände unter Jack schwarzes T-Shirt wandern lassen. Ich spürte einen harten durchtrainierten Bauch. Einzelne Muskelstränge waren zu spüren und ich kratzte zufrieden darüber. Ja! Das wollte ich, schoss es mir durch den Kopf. Ich schob sein Shirt etwas hoch und erreichte seine Brust mit meinen Händen. Er hatte fast keine Brustbehaarung viel mir in diesem Moment auf.  Jack zuckte leicht zusammen, legte einen Arm um meine Hüfte und drückte mich näher an ihn ran. Seine eigene Hüfte folgte meiner Bewegung und rieb sich leicht an mir. Ich konnte sein Glied an mir spüren. Wieder stieg diese Hitze in meinem Kopf. Es fühlte sich fast wie in einem Rauschzustand an. Alles war erregend und neu. So wuchs meine Lust und auch ich. Ich zuckte zusammen als er mir leicht über den Rücken kratzte. Ich drückte mein Becken unbewusst näher an ihn und ließ den Kopf auf seine Halsbeuge fallen. Dabei konnte ich ihn wieder an mir fühlen. Ich fragte mich ob er schon erregt war oder ob es normal sei das so deutlich zu merken. 

Ich hörte seine rauchige Stimme an meinem Ohr die mir zuraunte: „Haben wir da was gefunden was du magst…“ Und erneut kratzte er mir über den Rücken weit weniger sanft als zuvor. Ich bäumte mich auf und stöhnte vor Lust. Im nächsten Moment spürte ich wie seine Hände unter mein Oberteil glitten und es mir langsam auszogen. Automatisch hob ich die Arme und das Kleidungsstück landete auf dem Boden. Jacks blick glitt an meinem Körper runter und er strich mir über Brust. „Was magst du“, wollte ich leise keuchend von ihm wissen. Ich glaubte er konnte mich und meinen Körper lesen wie ein offenes Buch. Jack lehnte sich entspannt auf der Couch zurück und musterte mein erregtes Gesicht. „Was hält du davon, wenn du es selbst herausfindest“, meinte er keck und zog mich erneut zu sich runter.

Meine Lippen lagen wieder auf den seinen und etwas unzufrieden über die Antwort biss ich ihm fester in die Unterlippe. Er krallte sich leicht in meine Schulter. „Gut“, schoss es mir durch den Kopf, er schien weniger auf streicheln zu stehen also ließ ich meine Lippen über seinen Hals gleiten. Ich biss ihn leicht unterhalb des Ohres in den Hals. Er stöhnte leise auf und so beschloss ich fester in den Hals zu beißen. Wenn es zu feste wird, dachte ich, werde ich es eh merken. Und verstärkte ich mein Knabbern an der Stelle die ihn bereits zum Zucken gebracht hatte. Ich hörte ihn aufkeuchen und seine großen Hände schoben sich unter meinen Hintern und hoben mich auf. Er trug mich Richtung Schlafzimmer. Ich war überrascht wie leicht es ihm scheinbar viel mich hochzuheben und schlang aus Sorge zu fallen meine Beine um seinen Körper. Sein Gesicht hatte sich vor Lust leicht verzerrt. Er sah mich fast schon gierig an. Jack ließ mich auf dem Bett ab. Er kniete sich gleich zwischen meine Beine und küsste mich erneut innig.

Unsere Zungen spielten miteinander und ich drückte meine Hüfte an seine. Nun konnte ich deutlich fühlen, dass er erregt war. Dass ich der Grund für all das war ließ mein Selbstvertrauen wachsen. Ich konnte ein stöhnen nicht unterdrücken. Den Gedanken, dass das irgendwie billig aussehen könnte verdrängte ich schnell. Jack griff nach meinen Händen. Als er sie hatte drückte er sie neben meinem Gesicht ins Bett. Er beugte sich zu meinen Hals, biss ab und an leicht hinein und knabberte an einigen Stellen. Ich konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben. Versuchte die Hände frei zu bekommen, ihn wegzuschieben, aber eigentlich wollte ich, dass er weiter machte. Meine Erregung wuchs und ich merkte wie ich immer härter wurde. Ich zuckte leicht und versuchte meine Hände frei zu bekommen während sich Jack weiter runter arbeitete und meine Brust, dann meinen Bauch zu küssen begann. Er ließ sich Zeit. Kaum eine Stelle meines Oberkörpers ließ er aus und es machte mich wahnsinnig. Ich drückte mit Gewalt gegen seine Hände, die meine eigenen immer noch fest hielten. Doch das schien ihn in keinster Weise zu beeindrucken. Ich wurde unruhig, drückte den Kopf in das Kissen und stöhnte laut auf. Jack ließ endlich meine Hände los und schob mich weiter das Bett hinauf. Dabei zog er langsam meine Jeans herunter. Ich wollte es wie noch nie zuvor. Als er seine Hand in meine Shorts steckte und mein steifes Glied mit seinen rauen, großen Händen umschloss stöhnte ich laut und zufrieden auf. Es fühlte sich so viel besser an wie ich es mir vorgestellt hatte. Er streifte mir die Boxer, mit der anderen Hand langsam herunter.

Ich stützte meinen Oberkörper auf die Ellbogen, wollte sehen was er machte und bemerkte, dass Jacks Blick an meinem Unterleib haftete. Und genau schaute was er da tat. Er sah alles, jedes Detail meines Körpers. Mir schoss das Blut in den Kopf und ich wurde rot. Das hier viel nicht die die Kategorie des  ‚romantischen ersten Males‘. Ich sagte mit unsicherer Stimme: „Du schaust ja voll hin…!“ Jack hob den Kopf um mir ins Gesicht zu sehen und zog mir die Hose endgültig vom Leib. „Ist dir das etwa unangenehm? Ich will sehen was ich tue… Ich will sehen wie du steif wirst“, raunte er mir lüstern zu ohne die Spur von Scharm in seiner Stimme. Er legte seine große Hand erneut auf mein Glied und umschloss es, während sein Blick wieder herunter wanderte.

Ich sah meiner Short nach als ich sie vollends verlor. Ich atmete schwer während ich rausbrachte: „Ich glaub, dass bin ich schon…also hart…“ Ich betrachtete seine Hand, die über meine Erektion fuhr. Es fühlte sich gut an, besser als wenn ich es selbst bei mir machte. Nie hätte ich gedacht, dass der Unterschied so gigantisch sein könnte. Noch nie hatte ich das Gefühl, dass mein Puls sich so sehr überschlug wie er es in diesen Moment tat.

Jack blickte zu mir auf und fragte mich lüstern: „Hat dir deine Freundin einen geblasen?“ Er klang so als wollte er es unbedingt tun. Während er sprach küsste er meine Hüfte, knabberte leicht daran. Ich zuckte leicht wandte mich unter ihm und schüttelte nur leicht den Kopf eher ich antwortete: „Sie hat´s nur kurz versucht…Fand es komisch.“

Jack  rutsche hoch und fing an, an meinem Hals zu knabbern. Erneut vernahm ich seine raue Stimme die meinte: „Dann hat sie sicher nur kurz mal dran rumgeleckt… willst du wissen wie es ist wenn man einen geblasen kriegt?“ Seine Stimme klang lustvoll.

Ich zog unruhig an seinem Shirt und nickte leicht. Ja das wollte ich! Jack ließ es zu, dass sein Shirt den weg zu meinen Sachen fand. Er küsste mich kurz auf die Lippen eher er mit den Kopf sich wieder hinab arbeitete. Ich selber hatte in diesem Moment nicht die Gelegenheit bekommen seinen Körper genauer zu erkunden. Er nahm mir auf sanfte Weise jede Möglichkeit der Eigeninitiative. Darüber war ich jedoch nicht traurig denn seine Haut auf meiner zu fühlen war so unbeschreiblich in diesem Moment und ich genoss es. Nervös drückte ich mich in sein Bett und meine Hände krallten sich in die Decke. Als ich merkte wie Jack anfing an meiner Hüfte zu knabbern keuchte ich nervös auf. Wie konnte er nur so sie Kontrolle behalten, dachte ich fast verzweifelt und schloss die Augen. Ich spürte wie er mit der Zunge über mein Glied führ. Erregt stöhnte ich auf. Es kam so überraschend obwohl er ankündigte was er vorhatte. Ich sah hinunter zu seinem Kopf, doch erneut blickte er hatte die Augen geschlossen. Es sah aus als würde er wirklich genießen was er tut. Automatisch griff ich mit den Händen in seinen dunklen Schopf und krallte mich leicht daran feste. Als er mein gesamtes Glied in den Mund nahm stöhnte ich tief und zufrieden auf. Ich spürte die angenehme Wärme seines Mundes und seine feuchte Zunge an meinem steifen Penis. Seine Zunge fuhr immer wieder meine Eichel lang, was mich tief aufstöhnen ließ. Ich schloss meine Augen um mich ganz auf dieses Gefühl zu konzentrieren. Meine Hüfte zuckte und Jacks kräftige Hände fixierten sie während er vorsichtig weiter mit der Zunge über das Glied fuhr. Bedächtig begann er zu saugen. Ich bemerkte, auch mit geschlossenen Augen, dass er kurz zu mir heraufblickte. Als schien er sich vergewissern zu wollen, dass ich noch wollte.

Und wie ich es wollte! Erste Lusttropfen bildeten sich. Ich winkelte mein rechtes Bein leicht an und ließ meine Hände zum Laken wandern in das sie sich reinkrallten. Denn schon zu viele Haare hatte ich ihm aus seinen dunklen Schopf gezogen. Natürlich entging  Jack nicht, dass mir diese Behandlung von ihm und seiner Zunge gefiel. Immer wieder leckte er mir über die Spitze, was mich erzittern ließ. Als ich lauter zu stöhnen begann verschwand jedoch das Gefühl seiner Lippen an meinem Glied und entrüstet sah ich zu ihm hinunter. „Wieso hörst du auf“, fragte ich mit entsetzter, aber auch heiserer Stimme und zuckte immer noch leicht, „…. Das ist Geil! Mach weiter!“

Ich hörte Jack leise lachen und er strich mir über den Bauch, fuhr mit den Fingern mein leichtes Sixpack nach. „Willst du denn so kommen“, fragte er und auch seine Stimme klang von Lust verzerrter als gewöhnlich, „oder willst du mehr kennen lernen?“ Während er sprach fing er an, an meinen Oberschenkeln zu knabbern. Ich konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben. Zog ihn zur mir rauf und brachte nur ein. „Alles“, heraus. Wenn es schon so begann wie geil müsste es werden, wenn man weiterging? Jack rutschte leicht hinauf und stützte sich mit den Händen neben meinem Gesicht ab. Sein Gesicht war auf gleicher Höhe mit meinem und er hatte ein Bein zwischen meine geschoben Ich schielte hinunter und konnte auch in seiner Hose eine Beule ausmachen. Auch an ihm ging das alles nicht spurlos vorbei. Ich spürte eine große Hand, die sich um mein Glied legten. Leicht drückte er sie zu und erneut kamen Lusttropfen zum Vorschein. „Alles“, widerholte er mich fragend als sein Blick erneut an meinem Körper herunter wanderte beugte er sich runter zu meinem Glied

Er leckte erneut kurz über die Spitze, als schien er es zu genießen. Ich schloss zufrieden die Augen und murmelte vor mich hin: „Oh…fester…“ Ich hörte Jacks fast schon sanfte Stimme wie sie kurz zögernd dann aber fester klingend fragte: „Fester? ... Also so?“ Und er verstärkte den Druck um mein Glied und ich bäumte mich leicht auf. Ich keuchte auf: „Oh ja!“ Er wiederholte es, einige Male. Genauso wie ich es wollte. Er leckte mir noch einige male über die Spitze, doch immer wenn ich das Gefühl hatte ich würde nicht mehr durchhalten hörte er auf. Als Jack sich wieder zu mir beugte und mich leidenschaftlich küsste drückte er seine Hüfte an mich und ich spürte seine Härte an meinem Bauch. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie schwer es für ihn sein muss, nicht die Kontrolle zu verlieren. Als ich seine Erregung spürte beschloss ich, ich wollte nicht nur passiv sein. Nicht nur ihn die Arbeit machen lassen. Also richtete ich mich auf und vorsichtig schob ich ihn von mir runter. Ohne groß darüber nachzudenken öffnete seine Hose. Meine Finger zitterten immer noch ein wenig Doch ich war neugierig und ignorierte meine Nervosität. Zu gespannt war ich darauf, wie sein Glied wohl aussah wie es sich anfühlte, vielleicht auch wie es schmeckte. Ich schluckte leicht als ich ihn befreite. Einen Moment lang schaute ich ihn mir an. Er kam mir groß vor, ob er es auch war wusste ich nicht. Doch jetzt gab es einfach kein Zurück mehr. Feste schloss ich meine Hand um seinen Schaft. Es fühlte sich komisch ungewohnt an, doch keineswegs schlecht. Irgendwie hart, dabei jedoch auch sanft. Auch ich sah, dass seine Spitze bereits glänzte. Jack keuchte erleichtert und schloss die Augen. In seinem Gesicht war keine Spur von Nervosität oder gar Unsicherheit zu sehen. Er legte die Hand jedoch auf meine und raunte mir zu: „Nicht ganz so fest wie bei dir…“

Ich nickte leicht und hauchte ein: „Okay…“, lockerte meinen Griff und fuhr die Länge seines Schaftes nach. Erleichtert stellte ich fest, dass er die Augen geschlossen hatte. Ich verrieb die Feuchtigkeit an der Spitze mit den Fingern. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich sah zu ihm auf. Jack leckte sich über die Lippen und als ich ihm ein stöhnen entlocken konnte, merkte ich erneut wie meine eigene Lust wuchs. Ihn in der Hand zu haben erregte mich ebenso wie selbst zu genießen.  Also wollte ich alles ausprobieren!

Er hat es auch gemacht, so schwer wird das nicht sein Jasper, dachte ich und beugte mich langsam hinunter. Ich schluckte noch einmal eher ich meine Lippen teilte und erstmal nur die Spitze in den Mund nahm. Es fühlte sich in meinem Mund größer an als ich erwartet hatte. Es war seltsam, im ersten Moment. Als ich jedoch spürte wie Jack sich leicht aufbäumte und seine Hand sich in meinen Schopf krallte, verflog die anfängliche Skepsis. Ich versuchte sein Glied völlig in den Mund zu nehmen und im ersten Moment wusste ich nicht genau weiter. Doch als ich merkte wie seine Finger fast schon sanft durch meinen Schopf glitten entspannte ich mich. Ich besann mich an das zu denken, was ich in den Pornos gesehen hatte und an das was Jack wenige Minuten zuvor mit mir gemacht hatte. Ich glitt mit der Zunge immer wieder seinen Schaft nach. Da es mir gefallen hatte leckte ich, ebenso wie Jack, ab und zu über die Spitze seines Gliedes, was nun Jack zum Erzittern brachte. Ich begann leicht an ihm zu saugen, seine Reaktionen turnten mich an. Jack stöhnte lauter auf und ich schloss meine Augen. Spürte wie sich der Druck in meinen Haaren verstärkte und auch mich erregte es zu wissen, dass das alles wegen mir passierte. Ich wurde selbstsicherer in meinem Handeln und bewegte den Kopf etwas. Es fing an mir Spaß zu machen und ich verstand nicht warum einige Leute der Meinung waren so etwas ekelhaft.

„Das ist gut“, hörte ich Jack murmeln, „oh ja…machst du das wirklich zum ersten Mal...?“ Ich sah zu ihm auf und sah, dass er mich gierig aber mit einem neckischen Grinsen betrachtete. Dass die Lust sich nun deutlicher als zuvor in seinem Gesicht abzeichnete.

Langsam ließ ich sein steifes Glied aus meinem Mund gleiten und nickte ihm leicht zu. Sanft strich ich mit zwei Fingern seinen Schaft nach eher ich erklärte, „hab den ein oder anderen Porno gesehen…“ Diese Erklärung brachte Jack zum schmunzelte und belustigt meinte er: „Kann man daraus also was lernen… Wie ist es?“ Ich zuckte mit den Schultern und strich weiter über sein Glied und dachte kurz über die Antwort nach eher ich anfing zu sprechen und auch meine Stimme war rau und Lustverzerrt: „ganz gut… Neu eben…Soll ich…weiter machen oder was anderes?“

Jack atmete schwer und betrachtete mein Gesicht als er zunächst antwortete: „…Was meinst du? Wie du willst…nein! Warte.“ Und auf einmal spürte ich seine Hände an meinen Oberarmen die mich raufzogen. Ich fand mich auf ihm wieder. Ich spürte seine Härte an meiner eigenen und stöhnte leise auf. Er küsste mich erneut leidenschaftlich, drehte uns dabei und drückte mich erneut ins Bett. Ich erwiderte den Kuss, versuchte mit ihm mitzuhalten.

Er stahl sich zwischen meine Beine während er mir über die Seite kratze. Ich konnte mit dem sanften streicheln nicht viel anfangen und so genoss ich die rauere Behandlung ziemlich. Er beugte sich hinüber zum Nachttisch und holte eine kleine blaue Tube heraus. Er sah mir ins Gesicht eher er in ruhigen, fast schon sanften Ton erklärte: „Gleitgel. Keine Angst…okay?“ Vertrau mir.“ Er verteilte das Gel auf seinen Fingern und ich sah ihm genau zu wie er mit der Hand langsam zwischen meine Beine glitt. Ich wurde nervös. Genau jetzt hatte ich das Gefühl es wird ernst. Er verteilte das Gel an meinem Eingang was mich überrascht aufkeuchen ließ. Meine Augen weiteten sich und ich spürte auf einmal Angst. So hatte ich es mir nicht vorgestellt. „Ich…ich weiß nicht ob ich das so will“, meinte ich hastig. Ich wollte Jack jetzt auch nicht enttäuschen aber ich hatte Angst davor, dass es vielleicht doch wehtun könnte. Unruhiger als zuvor lag ich vor ihm und blickte ihn aus  besorgten Reh Augen an. Er sah mir kurz in die Augen und schien zu verstehen was in mir vorging. langsam nahm er die Finger von mir weg, eher er mich versuchte zu beruhigen: „Hast du Angst, es könnte weh tun? … Das wird es nicht…“ Ich schluckte schwer, ja das war auch eine Angst aber da war noch etwas anderes…

Ich überwand mich und begann zögerlich zu sprechen: „Ich…ich weiß nicht…ich“, begann ich zu nuscheln, „ ich will nicht…unmännlich wirken.“

Jack rutschte zu mir rauf und seine kräftige Hand strich sanft durch mein Haar. „Es ist nicht unmännlich“, fing er an mich zu beruhigen. Und ich war dankbar, dass er nicht lachte, oder genervt die Augen verdrehte. Ich war unendlich dankbar, dass er mich ernst nahm mit meiner Sorge und eine erneute Woge der Zuneigung zu ihm erfasste mich. „Und es ist auch keine Schande sowas zu mögen wenn man Schwul ist. Wenn man es möchte, ist es nicht…entmannend oder so…“

Er beruhigte mich. Dennoch wollte ich die Gewissheit: „Hörst du auf, wenn ich….nicht mehr will?“ Und er nickte sofort.

„Klar hör ich auf, aber du musst dich nicht überreden lassen. Das ist dein erstes Mal…Wir können auch weitermachen wie vorher, deswegen ist es nicht weniger gut Jazz.“

Ich sah ihn an und wusste, dass er es ernst meinte, doch ich sah auch seine Lust, sein Begehren. Mein Blick wanderte runter zwischen seine Beine. Ich strich mit meiner Hand zögernd sein Glied entlang und fragte: „Ist es besser als so?“ Jack keuchte leise auf und nickte. Ich sah in diesem Moment erst, dass er wie ich bereits schwitze und leicht zitterte. Wie sehr er sich zurückhielt ließ sich in diesen Moment nur erahnen.

„Viel besser… Ich weiß nicht, hast du es schon mal bei dir selbst probiert“, fragte er mich und keuchte vor Lust auf, „also mit den Fingern…“

Verwirrt sah ich Jack ins Gesicht und schüttelte den Kopf. „nein! Natürlich nicht. “ Sagte ich entsetzt. Auf so eine Idee wäre ich nicht mal gekommen. In meinem Kopf raste es. Jack hatte aufgehört, als ich ihn darum gebeten hatte, wieso sollte er seine Worte nicht ernst meinen? Ein letztes Mal strich ich sein Glied hinauf und sagte: „Okay, ich vertrau dir.“

Jack nickte und küsste mich noch einmal sanfter als zuvor. Er knabberte an meinem Hals und raunte mir entgegen: „Wenn es dir nicht gefällt höre ich auf. Und ich verspreche dir, ich tue dir nicht weh.“

Ich nickte schwach. Auf einmal wandte er den Kopf nach unten. Er legte seine Lippen um mein immer noch steifes Glied. Ich bäumte mich auf als ich seine Zunge spürte die auf und ab glitt. Wollte er etwa doch damit weitermachen? Seine andere Hand legte sich an meine Hoden und knetete diese leicht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er erneut mit der Zunge beginnen würde und so stöhnte ich laut auf. Ich zitterte. mein Puls raste. Meine Hände hatten sich in Jacks Schopf festgekrallt. Ich bemerkte die Hand die sich meinem Eingang näherte nicht. Erst als Jacks erster Finger in mir war merkte ich was mit mir passierte. Dank des Gleitgels konnte sein Finger ohne großen Widerstand in mich eindringen. Es war seltsam, aber einzig nur ein weiterer Reiz der gerade hinzukam. Schmerzen hatte ich wirklich nicht gespürt. Ich stöhnte lauter auf und Blickte hinab zu Jack. Er löste sich von meinem Glied. Seinen Finger bewegte er noch nicht in mir. Er sah wie schon so oft heute zu meinem Glied und leckte noch einmal darüber eher sich sein hellblaues Auge auf mich richtete. Er jetzt bewegte er seine Hand langsam. Es war ein ganz anderes Gefühl als bisher. Es war gut. Selbst in meiner Vorstellung konnte ich mir nicht vorstellen, dass sich Analsex so gut anfühlen würde.

„Und ist es schlimm“, fragte er mich doch ich konnte nicht mehr wirklich sprechen. Also schüttelte ich nur den Kopf. Er biss mir leicht in den Bauch während sein Finger sich weiter in mir bewegte, was mich immer wieder aufkeuchen ließ. Erst nach einigen Augenblicken merkte ich wie er einen zweiten Finger hinzunahm. Ich verkrampfte mich, dass war zu groß. Als ich mich anspannte wurde es unangenehm.

Er sah mir ins Gesicht und hielt erstmal inne. „Das ist nur beim ersten Mal so. Ist ein ungewohntes Gefühl. Wenn man sich daran gewöhnt hat ist es besser“, meinte er. Das sind nur zwei Finger dachte ich mir. Sein Glied sah dicker aus. Der Gedanke, dass er das in mich einführen wollte machte mir in dieser Situation wieder Kopfzerbrechen. Vielleicht wollte ich es doch nicht. Aber konnte ich ihm jetzt wirklich noch sagen dass er nicht weitergehen soll? Während ich mir noch sorgen um meinen Hintern machte nahm Jack die Spitze meines Gliedes erneut in den Mund und zog daran. Es dauerte nicht lange und ich entspannte mich wieder. Die neuen Reize lenkten mich zu sehr ab und ich entspannte mich. Jack löse sich von meinem Glied und sah mir direkt in die Augen. Als er mich mit belegter, Lust verzerrten Stimme fragte: „Willst du…rausfinden wie geil das hier noch werden kann? Soll ich dich dazu bringen den Verstand zu verlieren?“ Jetzt ist es soweit dachte ich panisch. Bevor ich jedoch auch nur ein einziges Wort des Protestes hervorbringen konnte, strich er über einen Punkt in meinem Körper der mich erzittern ließ. Ich verlor für eine Sekunde die Kontrolle und schrie vor Lust auf.

Sprechen konnte ich nicht mehr. Und erneut drückte sich sein Finger gegen diesen einen Punkt. Es konnte nur, die Prostata sein. Ich zucke zusammen und stöhnte laut auf. Er strich immer wieder darüber und drücke dagegen. Bei dem was er grade mit mir tat empfand ich es überhaupt nicht schlimm, dass er wieder einen zweiten Finger dazu nahm. Im Gegenteil. Diesmal steigerte es meine Lust, denn das Gefühl wurde noch intensiver. Ich fluchte, stöhnte und presste mich irgendwann seiner Hand entgegen. Was zu Hölle machte der Kerl grade mit mir? Scharm hielt mich nicht mehr zurück und ich schrie meine Lust schon fast heraus. Jack betrachtete mich lustvoll, sah auf mein Glied herunter was bereits zuckte und grinste süffisant. „Ja das ist gut… nicht wahr?“ Und erneut nahm er mein Glied in den Mund während er mit den Fingern meine Prostata stimulierte. Ich bäumte mich auf zuckte und spürte das ich nicht mehr konnte. Ich drückte meine Hüfte gegen seine Hand. „Ich komme gleich“, konnte ich nur noch japsend sagen. Ich hörte meinen Puls in meinen Ohren hämmern. Alles in meinem Körper konzentrierte sich einzig auf das, was Jack mit mir anstellte. Ich hatte das Gefühl nicht mehr Herr über mich zu sein denn so unkontrolliert hätte ich mich nie verhalten wollen.

„Dann komm“, hörte ich ihn mit Lust verzerrter Stimmte sagen, als er erbarmungslos weiter machte. Ich spürte einen festeren Druck gegen die Prostata. Konnte nicht an mir halten. Dieser Druck brachte mich zum Ende und ich ließ mich fallen. Ich kam laut stöhnend als ich plötzlich merkte, dass Jack mein Glied wieder in den Mund nahm. Mein Glied zuckte während das Sperma sich in seinem Mund Ergoss. Jack schluckte alles herunter und leckte zum Abschluss noch einmal wirklich über das gesamte Glied. Ich hatte mich noch nicht wieder ganz gefasst, sonst wäre ich sicher rot geworden. Danach kniete Jack sich zwischen meine Beine und schaute zufrieden zu mir hoch.

 

 

 

Mein erstes Mal Teil 2

 

Erschöpft lag ich in Jacks Bett und schaute ihm ins Gesicht. Meine Atmung hatte sich noch nicht wirklich beruhigt und auch mein Puls raste noch. Meine Haare klebten mir an der Stirn und ich strich sie mit erschöpfter Hand weg. Jack sah zu mir runter und ich spürte immer noch seine Finger in mir, was mich erbeben ließ. Er strich noch ein zwei male mit seiner zweiten Hand über mein erschlaffendes Glied, als ob er sehen wollte ob noch etwas herauskam. Dann glitten seine Finger langsam aus mir heraus. Ich zuckte leicht und betrachtete diesen kräftigen Mann der über mir saß. Er schaute zufrieden zu mir runter und ich konnte mir kaum vorstellen, was für ein Bild ich ihm gerade bot. Fast nervös rekelte ich mich vor ihm und meine Wangen begannen wieder rot zu werden. Jack hatte keinen Höhepunkt erlebt. Sein Glied stand. Ich war mir, dass er ganz andere Dinge mit mir getan hätte, wäre das nicht mein erstes Mal. Es schien ihn viel Selbstbeherrschung zu kosten nicht einfach seinen Schwanz in meinen Hintern zu schieben. Als ich nochmal an ihm runter sah bemerkte ich, dass ein paar Tropfen Sperma seinen Penis runter liefen. Er sah mich begierig, mit einer Wildheit in seinen Augen an. Trotzdem fragte er mich, immer noch mit erregter Stimme: „Und…wie war das für dich? Wie erwartet?“

Ich schüttelte den Kopf und meinte mit ehrlicher heiserer Stimme: „Nein…besser…“. Es war wirklich ganz anders als ich es erwartet hatte. Zugegeben, ich hatte eine eher Klischeehafte Vorstellung von meinem ersten richtigen Sex. Ich dachte ich liege mit einem Jungen im Bett. Es wäre romantisch gewesen am Abend, sodass beide in der richtigen Stimmung dafür sind. Wir wären schon eine Weile ein Paar gewesen. Es gäbe einen der Oben  lag und einen Unten. Einen aktiven, und einen passiven. Einer hätte das Ding des anderen im Hintern und beide kommen gleichzeitig zum Höhepunkt. Und nun lag ich hier, mit einem Mann. Ich war bereits gekommen im Gegensatz zu ihm und das ganz ohne seinen Schwanz. Und was nun?

Ich sah zu ihm herunter. Sein Glied glänzte feucht. Ich war mir sicher, dass er meinen Hintern wollte und so bat ich ihn mit leider etwas schüchtern klingender Stimme: „Sei ehrlich…was willst du machen?“ Er grinste mich kurz pervers an erwiderte jedoch: „Was ich machen will? Ich hab gemacht was ich wollte.“ Er folgte meinem Blick zu seinem glänzenden Glied und fügte hinzu: „Ist nicht so als würde mich das nicht auch anmachen.“

Langsam setzte ich mich auf griff nach seinem Glied und strich darüber während ich erklärte: „Ich dachte du wolltest…na ja das noch dazu nehmen.“ Ich verstärkte den Druck meiner Hand was Jack wohlig aufstöhnen ließ. Jack strich mir durch die Haare und blickte mir ins Gesicht. Er kniete vor mir, zwischen meinen Beinen. Sein Blick wanderte zu meiner Hand die weiterhin über sein Glied strich. Es fühlte sich alles gerade richtig an.

„Du bist das alles noch nicht gewohnt. Ich glaub… das wäre zu viel gewesen…ich…bin nicht gerade klein.“ Ich nickte und betrachtete das Glied in meiner Hand, wenn ich so darüber nachdachte schätzte ich, dass wir beide wohl gleich groß seien. Er war vielleicht etwas dicker als ich selbst. Für einen Vergleich ist es nun, wo ich gekommen war eh zu spät. Ich schluckte, nahm allen Mut zusammen begann zu sprechen: „Mir…mir ist das egal…ändert sich auch morgen nicht…Aber wenn du willst…kann ich dir auch einen blasen? Ent…Entscheid du das! Mir ist beides…recht?“

Erneut strich mir Jack durch die Haare und schien kurz nach zu denken eher er sprach: „Ich weiß, dass es sich nicht ändert…Aber jetzt hast du eine Vorstellung davon. Wie es sich anfühlt… und glaub mir, dass ist besser als ins kalte Wasser geworfen zu werden“, sein Blick der kurz ernster wurde, wanderte dann jedoch zu meiner Hand die immer noch sein Glied auf und ab strichen und seine Stimme wandelte sich. Sie klang irgendwie, und ich konnte es nicht anders sagen, gefährlich: „Aber gut…ich soll entscheiden? Sicher…? Gut wie du willst…“

Plötzlich packte er mich am Arm und schubste mich fast schon grob zurück auf das Bett, was mich erschrocken aufschreien ließ. Ich lag erneut auf den Rücken. Als ich mich aufrichten wollte drückte er mich hinunter. Jetzt passiert es! Dachte ich bei mir. Ich wurde nervös. Doch Jack rutschte zu mir hoch, kniete vollständig über meiner Brust und hielt mir sein erigiertes Glied entgegen. Ich kam nicht vor und nicht zurück. Sein Glied war nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich wurde hoch rot, denn ich fand es ziemlich pervers und hatte nicht damit gerechnet. Wenn ich ihn einen blasen sollte, dachte ich, solle ich herunterrutschen. Trotzdem versuchte ich so gut es ging Fassung zu bewahren auch wenn mein Gesicht sicher glühte.

Einen Moment lang betrachtete ich Jack. Aus meiner derzeitigen Position wirkte er plötzlich noch größer und breiter. Es verunsicherte mich ein wenig.

Mein Blick wanderte langsam seinen muskulösen Oberkörper runter und blieb an seinem Glied hängen.

Ich nahm sein Glied erneut in den Mund. Kurz danach als ich anfing legte meine Arme um seine Hüfte damit ich ihn näher an mir ran rücken konnte. Meine Zunge schlang sich gleich um seinen Schaft und ich hörte Jack zufrieden aufstöhnen. Er griff runter in meine Haare und zerwühlte diese. Aus Lust stieß er in meinen Rachen. Ich kam damit nicht zurecht und fing leicht an zu husten. Sein Glied glitt aus meinem Mund. Ich hustete, grinste jedoch als ich mich wieder fing. Als ich sein verwirrtes Gesicht sah lachte ich kurz auf. „Lass das“, meinte ich und ließ seinen Penis wieder in meinem Mund gleiten. Ich kratzte ihm leicht über den unteren Rücken und spürte wie er sich an mich drückte. Ich leckte über die Spitze seines Gliedes und krallte mich in seinen Hintern. „So schlimm war das doch gar nicht“, keuchte Jack und hielt sich am Kopfende seines Bettes fest während er laut aufstöhnte. Ich zog lustvoll an seinem erigierten Schaft. Ich konnte förmlich spüren wie Jacks Anspannung wuchs.

Mein Mut kehrte zurück als ich merkte wie erregt er durch das wurde, was ich mit ihm tat. Und dieser Mut ließ mich auch das machen, was ich als nächstes vorhatte.

Erneut strichen meine Hände über seinen Hintern und ohne zu viel darüber nachzudenken glitt ich mit einem Finger in ihn ein. Jack stöhnen wurde lauter und als ich nach oben sah, konnte ich sehen wie er genüsslich die Augen schloss.

Es fühlte sich eng an, genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war nicht feucht, was mir gefiel. Wie es sich wohl anfühlt wenn man sein Glied darein schob, dachte ich mir und bewegte den Finger vor und zurück. Jacks zufriedenes aufkeuchen bestätigte mich darin, dass er es mochte.

 Ich fragte mich wo die Prostata war, wo war dieser verdammte Punkt der mich hat wahnsinnig werden lassen? Ich wollte ihm dasselbe antun!

Ich tastete leicht und nahm zur Hilfe einen zweiten Finger hinzu, was Jacks stöhnen lauter werden ließ. Ich genoss es! Dass ich der Grund war, dass dieser Mann der so selten die Kontrolle abgab, sich nun in der Situation verlor.

Jacks Finger glitten immer wieder durch meine Haare und er stöhnte zufrieden. „Hey Jazz“, meinte er nach einem Moment und ich schielte zu ihm rauf. Er knickte die Finger nur leicht und fuhr fort: „So… nicht so weit rein…ist relativ dicht ah! Am Eingang.“ Er stöhnte während des Sprechens und schloss die Augen. Ich verstand. Ich knickte die Finger wie gezeigt. Drang nicht mehr so tief mit ihnen in ihn ein. Als meine Finger auf einen leichten wiederstand stießen freute ich mich schon. Gleich drückte ich leicht dagegen und saugte an Jacks Glied. Er zuckte ziemlich heftig zusammen und stöhnte lauter als zuvor, unkontrollierter.

„Ja! Da bist du genau richtig! ... Pass auf, das ist empfindlich“, meinte er und stieß wieder leicht in meinen Rachen. Ich drückte leicht dagegen, strich drüber und übte kontinuierlichen Druck aus. Versuchte weiter mich auch auf sein Glied zu konzentrieren. Leider konnte ich es nicht verhindern, dass mir mein Speichel über das Kinn lief. Jack blickte hinab zu mir und schien den Anblick der sich ihm bot ziemlich zu genießen. Ich spürte seine Blicke auf mir verweilen. Er vergaß, dass ich es nicht wollte, dass er fester in meinen Mund stieß und so musste ich ein husten unterdrücken.

Erst als ich ihm fester über den Rücken kratze besann er sich wieder und stöhnte laut auf. Fast schon schrie er. Ihm lief der Schweiß von der Stirn und er raunte lauter werdend immer: „Ja mach weiter! Oh scheiße!“ Ich spürte wie er anfing zu zucken und drückte erneut gegen die Prostata und leckte über die Spitze. Eher ich ihn wieder ganz in den Mund nahm. Ich spürte wie Jack anfing zu erbeben und unkontrolliert stöhnte. „Ich komm gleich…kann nicht mehr“, kam es abgehackt von ihm.

Ich war zufrieden, dass ich ihm zum Höhepunkt bringen werde. Also stieß ich ein letztes Mal gegen seine Prostata was sein Glied erzittern ließ. Doch schon im nächsten Moment schmeckte ich einen leicht säuerlichen Geschmack auf meiner Zunge. Ich war erschrocken, wollte ich mich doch genau jetzt von ihm lösen. Jack Hand umschloss meinen Hinterkopf als er merkte, dass ich mich ihm entziehen wollte. Er drückte meinen Kopf näher an sich heran, so dass mir sein Sperma in Mund und Rachen lief. Entkommen war in diesem Moment nicht möglich.

Kurz darauf ließ er mich jedoch los und ich löste mich von ihm. Ich spürte wie mir der Speichel und das Sperma am Mundwinkel hinunter tropften. Jack blickte mich genüsslich an. Unsicher wohin mit dem Zeug schluckte ich es einfach. Obwohl ich es nicht wollte, stellte ich fest, dass ich es weit weniger schlimm empfand als ich dachte. Ich wischte mir mit den Handrücken über den Mund. Jacks Blick hing immer noch an meinem Mundwinkel und er schien eher abwesend zu fragen ob ich ein Taschentuch gebrauchen könnte.

„Passt schon“, entgegnete ich und musste grinsen, „Idiot bist du. Ein perverser Idiot.“ Und da er mir immer noch auf den Mundwinkel schaute zog ich ihn zu mir herunter und legte meine Lippen auf die seine. Sollte er doch was von seinem Saft schmecken wenn er ständig drauf schaut, dachte ich und schob meine Zunge in seinen Mund.

Jack erwiderte den Kuss begierig und erwiderte das Zungenspiel leidenschaftlicher als ich es begonnen hatte. Dachte ich doch, er löst ihn schnell wieder. Er drückte mich ins Kissen, wovon ich äußert überrumpelt war. Ich musste den Kuss nach einigen Augenblicken lösen, da ich dringend Luft benötigte. Ich schaute ihm ins Gesicht und schmunzelte belustig und leicht schockiert. „Du stehst auf solche Spielchen“, stellte ich fest und wusste nicht was ich davon halten sollte. Noch nie hatte ich von Menschen gehört denen so etwas gefällt. Irgendwie ist das doch ekelig, fragte ich mich selbst und blickte zu Jack.

Jack schaute mich an und schien nicht wirklich zu wissen, wie und was er darauf erwidern sollte. Etwas was selten geschah.

„Ähm…äh…ich“, begann er und schien nach den richtigen Worten zu suchen etwas was noch nie vorgekommen war. Ich grinste leicht, strich über seine Seite und sah ihn fragend an: „Ja? ... Sag schon! Du bist… das war pervers.“

„So pervers war das gar nicht“, verteidigte sich Jack, „ich hab nichts komisches mit dir gemacht. Nicht mal Dirty Talk…Aber ja…ich steh darauf wenn es…ein wenig versauter ist.“

Ich zog die Augenbrauen hinauf während er sprach. „Du hast dich über mich gehockt, damit ich dir einen blase. Dafür hätte ich auch einfach runter rutschen können. Und echt Dirty Talk?“

Langsam rutschte er neben mich während er sprach: „Ja hättest du…, aber so konntest du bequem unter mir liegen. Es gibt mehr als nur die Missionarsstellung“, er grinste mich an, während er sich bequem machte.

„Und ja auf sowas stehe ich auch“, fügte er hinzu und streichelte mir leicht über den Bauch. Ich lachte etwas auf als ich das hörte und kuschelte mich etwas an ihn. „Okay, cool cool.“ Jack legte einen Arm um mich während er mich zu sich zog.

Ich drehte mich auf die Seite und spürte ihn an meinen Rücken. Er streichelte mich sanft über den Bauch und meine Seite. „Also“, kam es nach einigen Augenblicken von ihm, „wie fandst du es?“ Ich dachte darüber nach, dass ich es eigentlich nicht wollte, dass er in meinen Mund kam, doch so schlimm war es im Endeffekt auch nicht. Also antwortete ich: „Ja doch…war gut.“ Ich dachte darüber nach was Jack mir von seinen Vorlieben gerade erzählt hatte.

„Sag mal…was meinst du mit dreckig?“

Er schien zu überlegen und als seine Antwort kam waren die Wörter mich Bedacht gewählt. „Na ja…dreckig eben…alles was gefällt ist erlaubt. Ich will sehen und schmecken…“, als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte und ihn mit leicht angewiderten Blick begutachtete fügte er schnell hinzu: „Außer den Sachen die in die Toilette gehören natürlich!“ Was mich entspannen ließ.

„Blümchen Sex ist nichts für mich oder Licht aus und nichts sehen…Oder dies ganze liebe streicheln…“

„Okay“, kam es zögernd von mir, „verstehe…Glaube ich zumindest.“ Ich kuschelte mich an seine Brust und genoss es. Noch nie hatte ich so innig mit jemand gekuschelt. Nicht mal mit Viola. Ich ließ meine Finger zwischen seine gleiten. Mein Puls war wieder normal und ich konnte seinen kräftigen Herzschlag hören.

Ich dachte darüber nach was wir gerade alles getan hatten. Ich erinnerte mich, dass ich häufiger das Gefühl hatte, er habe sich ziemlich zurückgehalten. Deswegen fragte ich: „Was hättest du gemacht, wenn ich schon einmal einen Kerl gehabt hätte? Sei bloß ehrlich.“ Ermahnte ich ihn noch und blickte wieder nach hinten in sein Gesicht.

„…Ich weiß nicht. Du hattest noch keinen Kerl. Also ist die Frage nach dem, „was wäre“ wenn sowieso egal“, wich er etwas aus, doch ich ließ nicht locker.

„Ich will es trotzdem wissen. Oder glaubst die Antwort könnte mich verschrecken?“ Ich grinste ihn leicht an. Ich war zu neugierig.

Er grummelte etwas vor sich hin eher er begann: „Na gut… Ich glaube, ich hätte mich vorhin bei dem Anblick nicht aus deinem Hintern fernhalten können.“ Und ich spürte wie er mit seiner Hand über meinen Hintern streichelte. Ich lachte auf und erinnerte ihn daran, dass ich ihm es sogar angeboten habe. Nach der Bar dachte ich schon ich sei gut drauf, doch dieses Gefühl jetzt mit ihm nach dem Sex war unbeschreiblich fast schon euphorisch. Entspannt und glücklich beugte ich mich über ihn. Jack legte die Decke um unsere nackten Körper.

„Ich wollte dich nicht überfordern Kleiner. Du meinst schon bei zwei Fingern, dass wäre groß.“ Ich lachte gelöst und piekte ihn lieb in die Seite. Ich war wirklich beflügelt und konnte nicht anders also ärgerte ihn: „So breit sah das gar nicht aus.“

Auch Jack schien ziemlich gelöst. Er zog eine Augenbraue nach oben eher er begann zu sprechen: „Ach ja? Ich frag dich dann noch mal wenn er drinnen ist.“

Ich lachte auf und meinte amüsiert: „Ich kann das auch bei dir machen…meiner schien jetzt nicht viel kleiner wie dein Dingen. Oder wie groß war deiner? ...Ich weiß es gar nicht mehr so genau bei mir…“

„Weiß nicht“, meinte Jack und strich mir über den Rücken, „sahen schon ziemlich gleich groß aus. Aber komm jeder Teenager misst nach. Wie groß ist deiner…“

Jack antwortete auf diese Frage nicht, er wich aus. Geschickt, so wie ich es schon häufiger festgestellt hatte. Er konnte, wenn er wollte Fragen geschickt umgehen und auf andere Themen ablenken.

Ich dachte nach, ich hatte gemessen… Das war jedoch schon länger her. „Ich glaub um die 18 wenn er steif ist“, meinte ich nach einem kurzen Moment.

„Das ist über den Durchschnitt“, meinte Jack  anerkennend und ein süffisantes Grinsen schlich sich auf seine Züge, „das könnte mir gefallen. Wenn du es einsetzt.“

Ich grinste leicht und kuschelte mich wieder in seine Arme. Ich dachte an Viola und meinte: „Ich finde es irgendwie viel angenehmer das kleine Löffelchen zu sein…“ Ich hatte keine Haare im Mund, jemand streichelte mich sanft und zufrieden schloss ich die Augen.

Jack rückte mich wieder zu sich und ich hatte das Gefühl das er in diesem Moment einfach zufrieden war. Ich zog seinen Geruch ein während sich wärme in mir ausbreitete. Ich mochte den Gedanken zwar selber nicht, nachher wirkte ich unmännlich, doch ich fühle mich in seinen Arm sehr sicher. Mit einer Hand streichelte ich noch ein paar Mal über seinen Unterarm, der sicher doppelt so dick war wie mein eigener. Seine Bettwäsche roch angenehm nach ihm und war nicht zu weich. Ich gähnte und spürte noch wie Jack sanft meine kurzen Haare von meinen Nacken strich ehe ich ins Reich der Träume hinüberglitt.

 

 

Gespräche unter Freunden

 

Am nächsten Morgen wachte ich auf und fragte mich wo ich mich gerade befand. Doch schon im nächsten Moment kamen die Erinnerungen wieder und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Jack und ich hatten es wirklich getan, schoss es mir durch den Kopf. Ich lächelte und war zufrieden. Sex mit einem Mann fühlte sich zu richtig an um wirklich falsch zu sein. Die Sorgen die ich vor dem ersten Mal mit einem Mann hatte waren unbegründet, wie ich jetzt wusste.  Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass die Bettseite neben mir leer war. Jack schien schon aufgestanden zu sein. Schade, dachte ich.

Ich setzte mich auf und fragte mich, ob ich mich jetzt nach dem Sex irgendwie anders fühlte als am Tag vorher. Irgendwie nicht, dachte ich mir und verwuschelte meine Haare. Gemächlich stand ich auf und suchte meine Boxershort vom Boden. Ich zog sie mir über und ging hinüber zum Wohnzimmer. Didi lief mir fröhlich schwanzwedelnd entgegen und wollte begrüßt werden. Ich streichelte den Kleinen und schaute mich nach seinem Herrchen um. Würde er sich nun mir gegenüber nun anders verhalten, nach dem wir Es getan hatten? Oder interessierte es ihn gar nicht? Würde ich mich anders verhalten? Ob gleich peinliches Schweigen herrscht? Ich blickte an meinem Körper runter und fragte mich entsetzt, ob ich mich besser hätte vollständig bekleiden sollen?

Ich hörte Jack in der Küche und betrat den kleinen Raum. Er goss sich gerade einen Kaffee ein. Im Gegensatz zu mir war er vollständig bekleidet. Ein olivgrünes T-Shirt und eine graue Hose kleideten den kräftigen Mann vor mir. Ohne sich umzudrehen begann er mit mir zu sprechen: „Bist du endlich doch noch wach geworden.“ Er klang amüsiert und drehte sich zu mir um. Ich blickte ihn verwirrt an. „Wie spät ist es denn“, fragte ich verwirrt klingend und schaute mich nach einer Uhr um.

„Schon neun“, antwortete mir Jack und hielt mir eine Tasse dampfender Flüssigkeit hin, die ich ablehnen wollte. „Ich trink keinen Kaffee“, meinte ich doch als ich in die Tasse sah, konnte ich keinen schwarzen Kaffee ausmachen, sondern warmen Kakao. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich nahm Jack den Kakao dankend ab und setzte mich mit ihm an den kleinen Küchentisch. Wir sahen uns kurz in die Augen. Eine angenehme Stille war in diesem Moment zwischen uns und ich fragte mich wie er den Abend gestern empfunden hatte. Wir schwiegen, doch ich mochte dieses Schweigen, es war einvernehmlich. Ich trank meinen Kakao, Jack seinen Kaffee. Dieser Mann vor mir verbarg so viel mehr hinter seiner stillen Art wie ich mir je hätte vorstellen können. Es schien als verbarg er fast sein ganzes Ich in seiner Stille und ich fragte mich ob ich diese je würde brechen können. Der Wunsch weiter hinter diese Fassade zu blicken wuchs immer mehr.

„Wann stehst du denn auf“, fragte ich nach einem Augenblick während ich gähnen musste und wischte mir den letzten Rest des Schlafes aus den Augen. Nachdem sich Jack einen Schluck Kaffee gegönnt hatte antwortete er grummelnd: „Meist gegen halb sieben oder sieben. Schlaf selten mal länger…Außerdem muss ich an den Hund denken.“

„Klar“, meinte ich zustimmend. Ich blickte zu Didi der in der Küchentür saß und mit einem grünen Gummiknochen im Maul  zu uns schaute. Ich schmunzelte über den grauen Welpen dessen Öhrchen sich freudig spitzen als ich ihn betrachtete. Er kaute auf dem Knochen und ein quietschender Ton kam heraus. „Sein Lieblingsspielzeug. Raubt einem den letzten Nerv“, kommentierte Jack als er den Hund betrachtete, doch erneut erschien ein kleiner sanfter Ausdruck um seine Augen. Ich trank den Kakao und merkte, wie wohl ich mich in diesem Haus fühlte, als ich meinen Blick schweifen ließ. Mein Blick glitt hinüber zu Jack. Ich stellte fest, dass er mich wohl beobachtet hatte und so grinste ich ihn leicht an. Was er wohl dachte, überlegte ich mir, doch traute ich mich nicht zu fragen. Auch fragte ich mich, in wie weit er mich einfach studieren konnte. Denn nichts schien ihm zu entgehen.

All meinem Mut zusammen nehmen wappnete ich mich bevor ich meine nächste Frage stellte. „Werden wir das eigentlich wiederholen“, fragte ich zu Beginn noch ziemlich selbstischer klingend zum Ende meines Satzes schwächte die Kraft meiner Stimme jedoch deutlich ab. Jack beobachtete mich einen Moment lang. Erst schien er mich ernst anzublicken, dann wandelte sich seine Mine jedoch und er blickte mich amüsiert an. „Wenn du willst Kleiner“, erwiderte er mit einem tiefen Stimme, was mir ein Schauer über den Rücken jagte, „stellst du dir da was bestimmtest vor?“ Ich dachte an das, was ich in den Pornos gesehen hatte und was ich davon in die Tat umsetzten wollen würde. Ich runzelte während ich nachdachte die Stirn.

„Ich könnte mir schon vorstellen, die Führung zu haben“, begann ich langsam und sah Jack dabei ins Gesicht. Er schmunzelte mich amüsiert an nickte jedoch zustimmend. Er schien auf weitere Aussagen meinerseits zu warten und trank wieder einen Schluck aus seiner Tasse.

Er wartete noch einige Augenblicke auf weitere Sätze von mir und kraulte den Hund kurz als er zu ihm geschlichen war. Meine Unsicherheit über das Thema so unbefangen zu sprechen sah man mir an. Einfach so jemanden meine intimsten Gedanken mitteilen machte mich befangen.

So war ich sehr dankbar als er die Führung des Gespräches übernahm: „Du hast ja auch schon mitbekomme, dass es anders auch sehr stimulierend sein kann… Und mit einem richtigen Schwanz ist es noch besser!“ Wie konnte er nur so darüber reden, schoss es mir durch den Kopf, so…direkt. Ich nickte leicht und dachte daran wie er mir gestern den Verstand raubte. Ohne es zu wollen wurde mir etwas warm im Gesicht und ich trank noch einen Schluck Kakao um nicht sprechen zu müssen. Diese Erfahrung ließ eine Gänsehaut meine Arme hinaufwandern.

Ich war mir sicher, dass Jack diese Reaktion nicht verborgen geblieben war, doch er schwieg.

„Willst du gleich gehen“, fragte er mich nach einem Moment und ich nickte.

„Ich treffe mich heute noch mit meinem besten Freund… Ich will ihn na ja…einweihen“, meinte ich skeptisch klingend. Ich hoffte, dass Eric Verständnis zeigen würde. Es verging ein Augenblick eher Jack mich fragte ob ich besorgt sei.

Ich war mir unsicher und zog ich die Schultern hoch. „Ich weiß nicht. Wir kennen uns schon sehr, sehr lange. Trotzdem weiß ich es nicht… Wir haben ja nie darüber gesprochen was wir machen wenn einer von uns schwul wird…“ Jack nickte verstehend und schaute nachdenklich an die Wand. „Sollte es…nicht so laufen wir du dir vorgestellt hast kannst du dich bei mir melden oder vorbeikommen“, bot er mir nach einem kurzen Moment an.

Es rührte mich, dass er sich sorgte und eine Wärme breitete sich in meiner Brust aus. „Ich hab gar nicht deine Handynummer“, stellte ich fest und ein liebevolles Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Jack grummelte kurz und schien nachzudenken. „Na gut“, meinte genervt nach einem kurzen Moment des Zögerns und gab mir seine Handynummer. Wieso er genervt darüber war, verstand ich nicht, doch als ich ihn fragte winkte er nur ab. Ich versprach ihm, dass ich diese Nummer nicht an Dritte weiter reichen würde.

„Im schlimmsten Fall wechsle ich sie einfach“, meinte Jack während seine Stimme wieder trocken klang. „Bist du irgendwie…ich weiß auch nicht paranoid“, fragte ich scherzhaft, doch lag auch ein gewisser Ernst in meiner Frage. Jack grinste mich kurz an eher er tatsächlich frech klingend meinte: „Du hast ja keine Ahnung…“ Ich lachte doch war ich mir nicht sicher, ob es wirklich ein Scherz war. Kurz glitt mein Blick zur Tür des Zimmers, welches ich noch nie betreten hatte. Ob da wohl viele Geheimnisse drin verborgen waren?

Jack folgte meinen Blick, doch sagen tat er nichts. Stattdessen trank er seinen Kaffee leer und schaute mich prüfend an. Als mein Blick von der Tür zu seinem Gesicht wanderte und ich gerade den Mund aufmachte um etwas zu fragen fing Jack an zu sprechen. Ob es Absicht von ihm war wusste ich nicht. „Denk dran, dass du hier hin kommen kannst wenn es scheiße läuft“, sagte Jack noch einmal ernst. Ich nickte. Immer noch in Gedanken, ob sich hinter dieser Tür irgendwas verbarg. Nach dem Kakao zog ich meine Sachen an und verabschiedete mich von Jack. Ich hoffte er war nicht sauer, dass ich gehen musste. Jedoch wollte ich unbedingt mit Eric sprechen. Jack schlenderte mit mir zur Tür und wir sahen uns kurz an. „Was machst du heute“, fragte ich ihn, wollte ich ihn nicht alleine hier lassen. „Ach“, begann Jack, „ich geh mit dem Hund trainieren… oder spielen. Ich finde schon was. Mach dir mal keine Sorgen.“ Ich grinste ihn kurz an und winkte ihn verabschiedend zu.

Ich schlenderte durch die Straßen und war zufrieden.

 

Ich ließ die Geschehnisse von gestern Abend noch mal an mir vorbei ziehen. Es war plötzlich gekommen, für mich ohne Vorbereitung. War es so wie ich es mir Vorgestellt hatte? Nein war die ehrliche Antwort. Vieles von dem was er und ich getan hatten, hätte ich mich vermutlich selbst nicht so getraut. War es schlimm sein erstes Mal an jemanden verloren zu haben mit dem man nicht zusammen war… Angesträngt dachte ich darüber nach während ich an einer Straßenkreuzung auf grün wartete. Für mich kam ich zu dem Entschluss, dass es nicht tragisch war, ich vertraute Jack und ich mochte ihn. Er war eigentlich immer liebevoll gewesen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hätte ich mich vermutlich auch auf keinen anderen Mann als Jack eingelassen. Weder auf jemanden in der Bar noch auf Tobey.

Als ich bei Eric klopfte war es bereits elf und ich hatte mächtig Hunger. Hätte ich mal besser bei Jack richtig Gefrühstückt, schoss es mir durch den Kopf.

Erics Mutter öffnete mir die Tür und nachdem wir kurz geredet hatten ging ich hinauf in Erics Zimmer. Ich klopfte kurz eher ich hinein ging. Sein Zimmer war größer als das Meine. Neben dem Bett passte hier noch ziemlich bequem eine Couch rein. Eigentlich war Eric eine eher unordentliche Person, jedoch hatte ich sein Zimmer nie so ordentlich gesehen. Ich vermutete, dass es an Zoey lag. Auch über seinen Bett hing, genau wie bei mir, die Flagge der Texas Rangers. Auf dem Bett saß Eric und spielte mit dem Handy. Seine Haare waren nass, vermutlich hatte er geduscht. Er trug ein weites T-Shirt und Jogginghose. Er schaute ernst als er mich sah. Natürlich, dachte ich, als wir das letzte mal gesprochen hatten war Zuhause schlechte Stimmung und unser Gespräch war schnell beendet. Ich grinste leicht und setze mich zu ihm während ich ihn begrüßte.

Ich nahm eine Packung Kekse die neben dem Bett lag und begann sie zu essen ohne vorher zu fragen. Sowas brauchte man bei besten Freunden nicht.

Auch Eric begrüßte mich und sah mit weiterhin fragend an, er sah fast schon besorgt aus. „Es ist alles okay“, meinte ich nach einem Moment des Schweigens. Er schien es mir nicht zu glauben. „Wirklich“, war seine Gegenfrage und die Skepsis schwang in seiner Stimme mit. Ich nickte und wollte gerade was sagen als Eric mich unterbrach: „Alter Jazz, was ist los bei dir? In letzter Zeit bist du echt seltsam. Und wieso brauchtest du eine Ausrede für gestern? Was hast du gemacht?“

Ich seufzte schwer und dachte nach Hatte ich mich echt so anders verhalten in den letzten Wochen? Womit sollte ich beginnen? Das ich schwul bin? Das es Stress Zuhause gibt? Zögerlich begann ich zu berichten: „Jenny ist Zuhause und ich hab Zeit mit ihr verbracht. Ich sehe sie doch so selten. Dad ist einfach zurzeit im Stress und etwas geladen. Dann ist er ja immer etwas…schwierig…“ Eric nickte stockend. Er kannte Dad und schien bedacht als er die nächste Frage stellte: „Und…ist was passiert?“ Sofort schoss mir meine Mutter durch den Kopf, die geweint hatte, weil Dad sie geschlagen hatte. Doch ich dachte auch an das Versprechen, was sie mir abgenommen hatte. So blieb mir nichts anderes übrig als verneinend den Kopf zu schütteln und zu lügen: „Nein alles gut. Er war nur laut, mach dir mal keine Sorgen.“ Eric dachte nach, doch schien er mir zu glauben. Denn er fragte mich, was gestern Abend gewesen sei.

Mein Herz schlug schneller und Sorge durchflutete meine Gedanken. Erneut seufzte ich schwer auf und sah Eric in die hellen wachsameren Augen. Ja der Zeitpunkt war gekommen, wo ich mich nicht mehr vor jedem verstecken wollte. Jack hatte Recht, als er mich damals fragte ob ich es schaffen würde ein Leben lang eine Lüge zu leben. Das konnte man einfach nicht. Zögerlich, aber mir klarer Stimme setzte ich an um zu erzählen: „Ich brauchte gestern eine Ausrede, weil ich in einer Bar war.“ Eric sah mich verwirrt an eher er sich lachend beschwerte: „Warum hast du mich nicht mit genommen?“ Ich schmunzelte leicht. Mit so einer Reaktion hätte ich auf diesen Kommentar rechnen müssen.

„Na ja… es war eher eine speziellere Bar“, begann ich weiter zu sprechen.

„Wie geil“, kam es von Eric und anerkennend nickte er, „du warst in einem Strippclub.“

„Ähm…nein irgendwie nicht… Irgendwie… war es eine…Schwulenbar…“

Erics lachen verstummte plötzlich. „Äh“, kam es langezogen von ihm, „was machst du denn in einer Schwulenbar?“ Ich nestelte nervös an einem Faden herum der aus meiner Jeans kam. Zunächst blickte ich hinab, sah Eric nicht ins Gesicht, doch dann viel mir Jack ein. Ich hob meinen Blick und sah meinem Freund ins Gesicht wich seinem verwirrten Blick nicht aus. „Weil ich Schwul bin“, erklärte ich seine Frage und war erstaunt wie ruhig und besonnen ich klang. Eric nickte mechanisch. Er betrachtete mich eingehend und ich kreuzte in Gedanken meine Finger. „Okay“, kam es nach einem Moment der Stille, „okay…ähm und du bist dir sicher?“ Ich nickte, war froh, dass er so darauf reagierte. Eric blickte mir in die Augen und auch er kannte mich zu gut er sah meine Sorge: „Jazz, dass ist deine Sache. Hauptsache du bist mit dir zufrieden. Du bist trotzdem mein bester Freund“ Ich war erleichtert und ließ meine angespannten Schultern hängen. Erleichtert stieß ich ein seufzten aus. Ein weiterer Knoten löste sich in meiner Brust.

„Hattest du Angst mir das zu sagen“, fragte mich Eric dem meine Reaktionen natürlich nicht entgangen waren. Ich blickte ihm ins Gesicht und nickte wahrheitsgemäß. „Du machst Tobey ab und zu fertig und ja…“

Eric schlug sich gegen die Stirn und rief aus: „Man Jazz! Ich kann den Typen einfach nur nicht leiden. Ich hab nicht…ich bin nicht Schwulenfeindlich…wirklich nicht! Im Gegensatz zu deinem Vater lebe ich im 21ten Jahrhundert!“

Ich sah ihn an und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich klopfte Eric freundlich auf die Schulter während ich sagte: „Danke…“

Er nickte und auch er lächelte mir kurz zu. Dann entglitten ihm jedoch für einen Moment die Gesichtszüge. „Ähm Jazz… du warst doch nicht…also du hattest ja mit Tobey das Referat. Danach sollte ihn ja keiner mehr angehen…sag nicht das du und er…“

„Nein“, unterbrach ich ihn schnell und energisch. Ich schüttelte den Kopf. „Nein…Nicht er. Wegen ihm musste ich zwar darüber nachdenken aber ich hatte nichts mit ihm! Er ist aber okay Eric. Zwar speziell aber wirklich okay.“

„Hm“, kam es nachdenklich von ihm, „Hat es deswegen nicht mit Viola geklappt?“ Ich dachte über meine Antwort nach. Wenn ich darüber nachdachte vermutlich. Doch wusste ich es bis zu diesem Zeitpunkt nicht. „Ich denke ja…damals wusste ich es aber auch selbst noch nicht“, meinte ich zu ihm. Eric nickte und schien unsicher. Ich blickte ihn fragend an. „Ähm… sag mal Jazz… das ist jetzt vielleicht eine doofe Frage, aber…stehst du auf mich irgendwie? Das wäre irgendwie komisch…“

Ich betrachtete Eric und grinste: „Na ja… sagen wir so… Dein Hintern.“ Als ich Erics aufgerissen Augen sah lachte ich laut auf und meinte: „Nur Spaß… Nein tu ich nicht. Du siehst nicht schlecht aus, aber nein ich stehe nicht auf dich. Du bist mein bester Freund, dass wäre schon komisch…“ Eric nickte verstehend und schien erleichtert.

Erneut blickte Eric zu mir rüber. „Und jetzt? Willst du es allen in der Schule sagen? Colin wäre dann sicher raus aus dem Team…“ Ich dachte nach und schüttelte zögernd den Kopf. Ja Colin würde ich sicher als Freund verlieren, doch der Gedanke daran schmerzte weniger, jetzt wo ich weiß, dass Eric bleiben würde.

„Nein“, begann ich bedacht zu antworten, „ich sag es erstmal nur denen, den ich wirklich vertraue. Den Rest muss ich noch nicht einweihen. Nicht jetzt.“

Verstehend sah Eric mir ins Gesicht. „Okay“, kam es von ihm und er grinste leicht.

„Hast du…in der Bar jemanden kennen gelernt? Hast du schon einen Typen an der Angel?“

„Na ja… ich weiß jetzt nicht so genau wer da wen an der Angel hat…aber ja schon…“

„Cool und? Na ja…hattet ihr?“
Ich sah die Neugierde in seinen Augen und ich blickte kurz zur verschlossenen Zimmertür. Ich nickte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Erics Augen weiteten sich, aber auch er fing an zu grinsen, schon anerkennend. Nachdem er fragte wie es sei berichtete ich ihm, dass ich es sehr erregend fand. Dass mir der Mann einen geblasen hatte, dafür erntete ich tatsächlich neidische Blicke. Als ich ihm jedoch sagte, dass ich dies auch getan habe verzog er kurz das Gesicht und fragte mich: „Und wie ist das so? Das Dingen von einem anderen im Mund zu haben?“

Ich dachte über meine Antwort nach und nach einem kurzen Moment antwortete ich: „Am Anfang schon komisch…Aber es macht auch Spaß. Das Wissen das du der Grund bist weswegen er die Kontrolle verliert ist…irgendwie geil.“ Eric nickte, schien sogar zu verstehen was ich meinte. „Und sonst so“, fragte er nach einem kurzen Augenblick, „tat es nicht irgendwie weh…Oder hast du ihn…?“

„Nein…geblasen und mal…mit Fingern…das tut nicht weh und wirklich…! Wenn ein Punkt stimuliert wird…ist es dir auch scheiß egal“, lachte ich und ein Schauer lief mir den Rücken runter als ich daran dachte wie Jack mich um den Verstand brachte. „Kann ich mir nicht so vorstellen, aber gut muss dir gefallen! Bist du jetzt mit dem Typen zusammen“, fragte mich Eric doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich bin mir nicht so sicher, ob er wirklich ein Beziehungstyp ist…“, antwortete ich skeptisch klingend, während ich über Jack nachdachte.

Wir redeten noch lange und ich war glücklich. Eric stand mir bei. „Wer war der Typ“, wollte Eric später wissen nachdem ich genau beschreiben sollte was wir im Bett getan hatten.

Ich rang kurz mit mir doch dann rutschte es schon aus mir raus: „Mein neuer Nachbar…“

„Der Soldat?! Der mit der Augenklappe?“

„Ja.“

„Krass, auf solche Typen stehst du? Wirklich? Okay! Schade jetzt kann ich mich mit dir gar nicht mehr über Brüste unterhalten…“

Ich lachte bevor ich frech antwortete: „Aber über Ärsche.“ Und Eric fing fröhlich an zu lachen.

Wieso ich mir die letzten Wochen so Sorgen gemacht hatte verstand ich nicht mehr, doch ich wusste das nicht alle so darauf reagieren würden wie Jack und Eric. Eigentlich wusste ich es schon vorher doch nun war ich mir sicher, dass ich in Eric einen Freund fürs Leben gefunden hatte.

Als ich Zuhause ankam sah ich Jack mit Didi an der Leine gerade das Haus verlassen. Er blickte mir ins Gesicht und schaute zu mir als ich herankam. „Hey. Lief gut bei meinem Freund“, meinte ich grinsend und strahlte Jack förmlich an. Auch er nickte zufrieden meinte jedoch: „Dachte ich mir schon. Sonst sähest du anders aus Kleiner. Na dann freut mich für dich.“ Er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und ich strahlte.

Didi sprang an mir rauf und hörte erst damit auf als ich ihn lieb streichelte. „Ich würde ja gerne mitkommen, aber ich muss nach Hause. Sonst gibt es noch Stress, weil ich zu selten da bin. Meine Schwester ist nämlich gerade zu besuch.“ Auch Jack sah hinüber zum Haus wieder mit einem ernsten Ausdruck, welcher jedoch schnell wieder verschwand. Er nickte mir leicht zu. „Alles gut Kleiner. Ich sorg dafür das der hier heute Nacht gut schlafen kann“, sagte er und nickte zu Didi der fröhlich an einem Baum schnupperte.

„Viel Spaß beim Gassi gehen“, rief ich Jack noch fröhlich zu und ich sah ihn die Straße entlang schlendern zu meinem Elternhaus.

 

 

Du hast einen Freund in mir

 

 

Am nächsten Morgen begann die Schule wieder. Neidisch auf meine Schwester, die noch frei hatte stand ich auf und machte mich fertig. Doch ich freute mich auch, denn dass die Schule wieder los ging bedeutete, dass ich wieder regelmäßig Baseball spielen konnte! Ich packte gerade meine Tasche als ich mein Portemonnaie fand. Es war viel zu dick und als ich es öffnete sah ich das Geld was ich von Jack bekommen hatte! Ich hab es ihm nie wieder gegeben… Erneut kam die Frage auf, wieso er mir so viel Geld einfach geben kann. Vielen ihm 100$ die fehlen einfach nicht auf?

Viel Zeit um mir darüber Gedanken zu machen hatte ich nicht. Ich musste mich beeilen, da ich schon spät dran war. Als ich an Jacks Haus vorbei ging sah ich, dass schon Licht brannte. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Wieso stand jemand freiwillig immer so früh auf? Vor allem wenn er es doch nicht musste.

Ich hatte Ohrstöpsel im Ohr und lauschte der Musik die daraus kam während ich die Straßen entlang ging. Es waren nur noch zwei Blocks bis zu meiner Schule als plötzlich jemand nach meinem Arm griff. Reflexartig griff ich nach der Hand, wie ich es gelernt hatte und schlug sie weg, während ich mich umwandte. Mein Puls raste. Ich blickte in das erschrockene Gesicht von Tobey der sich die schmerzende Stelle am Arm rieb. Ich zog mir die Ohrstöpsel aus den Ohren und ich hörte ihn vorwurfsvoll sagen: „Wieso tust du mir weh…?“

„Da fragst du noch? Du hast mich erschreckt“, meinte ich ohne die Spur von Reue in meiner Stimme. Ich atmete beruhigend durch und mein Puls normalisierte sich. Er rieb sich die Stelle erneut und meinte: „Egal. Ich wollte dich nämlich abfangen. Ich dachte du meldest dich in den Ferien mal…“ Hörte ich da wirklich einen Vorwurf? Vermutlich hätte ich mich sogar gemeldet, wäre Jack nicht neben an eingezogen, das konnte ich ihm jedoch schlecht sagen. „Öhm“, entfuhr es mir, „hatte anderes zu tun. Wie waren deine Ferien?“ Langsam ging ich weiter. Wir hatten Bio in der ersten Stunde und da ich nicht gut in dem Fach war und der Lehrer mich nicht mochte wollte ich nicht unpünktlich sein.

„Sehr gut… Ich habe jetzt einen Freund. Wir sind ganz frisch zusammen“, meinte er breit grinsend. Ich sah zu ihm und lächelte freundlich. „Das ist schön für dich“, sagte ich und tatsächlich meinte ich es auch so. Tobey sah mich prüfend an eher er antwortete: „Du hast dich ja nicht gemeldet und da dachte ich du willst eh nichts von mir…“ Wie Recht er damit auch hatte…

Wir gingen weiter, wieso hatte er mich abgefangen? Nur um mir das zu sagen? „Sag mal Jazz…willst du jetzt endlich den Leuten sagen, dass du schwul bist“, fragte mit Tobey mit leiernder Stimme. Ich verdrehte die Augen und sah böse zu ihm herüber. Leider hatte mein Blick nicht die Wirkung, wie ich sie bei Jack schon häufiger wahrgenommen hatte. Denn statt zurück zu rudern blickte mich Tobey weiterhin auffordernd an.

„Tobey ich bin nicht schwul. Und wenn ich es bin, dann ist es auch meine Entscheidung wann und wem ich das sage, oder nicht? Verstanden?“ In meiner Stimme schwang meine Laune mit, ich war ziemlich genervt davon. Wieso redeten er da überhaupt Andere rein?

Tobey blickte mich missmutig an und meinte fast schon trotzig: „Man sollte einfach dazu stehen können. Ist doch egal was andere sagen.“

Ich verdrehte genervt die Augen und entgegnete: „Das hat nichts mit „dazu stehen“ können zu tun. Du kannst nicht verlangen, dass alle anderen damit so offen umgehen wie du. Das ist einzig deren Entscheidung. Wie sie damit umgehen.“ Oder ich, ergänzte ich in meinen Gedanken. Auch musste er verstehen, dass es nicht jedem egal war, was andere meinten. Tobey seufzte genervt, als habe er diesen Spruch schon häufiger gehört. Er blickte mich frustriert an und stöhnte theatralisch aus.

„Du hast ja recht…Trotzdem ist es nervig…“

„…Wie wäre es wenn du mir von deinem Freund erzählst“, schlug ich vor um ein positives Thema zu besprechen. Nach drei Minuten bereute ich diesen Vorschlag. Tobey hörte nicht mehr auf zu schwärmen. Wie toll der Junge sei, dass sie sich aus dem Jugendzentrum kanten. Wie viel sie gemeinsam hatten. Das sie beide dieselben Schuhe trugen?

Ich fragte mich gerade, wen das interessierte als Tobey mich auf einmal musterte. Fragend blickte ich ihm in sein Gesicht und zog skeptisch die Brauen zusammen. „Stört es dich wirklich nicht, dass ich einen festen Freund habe“, fragte mich Tobey plötzlich. Verwirrt über diese Frage meinte ich: „Hä? Nein? Ist doch schön für dich… oder nicht?“

„Ich dachte du hast mehr „Eisen im Feuer“, meinte ich schmunzelnd zu ihm während wir um eine Ecke gingen. Zögerlich nickend bestätigte mir Tobey meine Aussage und ergänzte: „Klar, hab ja auch jetzt, aber trotzdem…“ Innerlich verdrehte ich frustriert die Augen und sah in Tobey eigentlich so freundliches Gesicht. „Hey…ich will wirklich nichts von dir. Und freue mich, dass du einen anderen hast. Wirklich.“ Langsam nickte mir Tobey zu und tatsächlich lächelte er mich fast schon schüchtern an.

ich bemerkte, dass wir zu spät dran waren. Ich packte Tobey am Arm und meinte: „Beeil dich. Der Unterricht geht in zwei Minuten los.“ Tobey war nicht so schnell wie ich. Da ich ihn nicht einfach stehen lassen wollte musste ich langsamer laufen. Es war einfach nicht meine Art andere einfach stehen zu lassen.

Fünf Minuten zu spät kamen wir in den Biologieraum und Dr. Hunter, unser Biologielehrer, hatte uns bereits eingetragen. Er hätte mit seinen grauen Haaren, den Falten und der Hornbrille nett aussehen können, würde er mich nicht immer von oben herab mustern.  Er grinste mich mit falscher Freundlichkeit an und verpasste uns beiden gleich eine Strafarbeit. Als ich den Mund aufmachen wollte um zu protestieren kam es mit öliger Stimme: „Mr Hale, wollen Sie sich etwa beschweren? Sie können auch gerne Nachsitzen wenn Sie wollen.“ Meine Augen verengten sich kurz und mit einem sehr falschen Lächeln nahm ich den Zettel den er mir reichte entgegen. Ich ging genervt zu meinen Platz und ließ die Tasche neben mir auf den Boden fallen. Während ich mich neben Eric setzte bemerkte ich wie er verstört zu Tobey schielte. Auch mein Blick wanderte automatisch zu Tobey der sich gerade auf seinen Platz niederließ. Ich sah Eric fast schon beleidigt an und schüttelte den Kopf. Das er immer noch denkt ich hätte was mit ihm... Dafür würde er später beim Training eine Runde mehr laufen, beschloss ich und sah rüber zu meinen verhassten Biologielehrer, der mit dem Unterricht begann.

 

Ich hielt mein selbst auferlegtes Versprechen und ließ alle wegen Eric eine Runde mehr laufen als normalerweise. Natürlich behielt ich das Wissen für mich, es war meine kleine Genugtun als ich Eric schwer atmen sah. Ich grinste ihn an. Natürlich war ich mitgelaufen und atmete genauso schwer, aber ich wusste es eben vorher.

Wir trainierten und es lief erstaunlich gut. Ich hatte gute Laune, fühlte mich erfrischt und befreiter als vor den Ferien. Diese Laune spiegelte sich auf mein Team wieder. Viel zu schnell für meinen Geschmack war das Training zu Ende und wir mussten uns umziehen.

Als ich Zuhause ankam saß meine Schwester gerade auf der Couch am Laptop und schien mit jemanden zu quatschen. Meine Eltern waren beide noch nicht zuhause. Sie klang fröhlich und kicherte. Um sie nicht zu stören wollte ich ihr nur zuwinken, doch fröhlich rief sie: „Oh mein Bruder ist da! Warte ich stell dir den mal vor! Jazzy komm mal her und sag hallo!“

Ich zog die Brauen skeptisch rauf und schlenderte langsam auf sie zu und fragte sarkastisch: „Bin ich fünf? Oder wieso redest du so?“ Sie winkte meinen Kommentar mit einer schnellen Handbewegung ab und drehte den Laptop. Ich sah in das Gesicht eines jungen Mannes. Er sah gut aus. Hatte blondes Haar und seine Augen schienen ein anfälliges grün zu haben. Er wirkte kräftig, jedoch viel weniger massiv als Jack. Er winkte mir fröhlich zu und sagte: „Hallo!“ Ich grinste und winkte zur Begrüßung während ich an beide fragte: „Wer ist das denn?“

„Das ist Clay! Wir haben uns kennen gelernt. Da das aber so frisch ist hab ich Mum noch nichts gesagt“, strahlte Jenny und blickte verliebt auf den Bildschirm.

„Hi Clay“, meinte ich freundlich und fragte: „Woher kommst du?“

„Aus Kalifornien und du bist der kleine Bruder welcher mal Baseballprofi wird?“

Ich grinste kurz zu Jenny und nickte: „Ja der bin ich wohl. Ja cool. Vielleicht sieht man sich ja mal persönlich.“  Clay grinste in die Kamera und nickte zustimmend und blickte dann zu Jenny.

Jenny meinte zu mir gewandt: „Clay ist Soldat… Er ist leider häufiger weg auf Einsätze als Sniper.“ Ich stockte und sah Clay an. Noch ein Soldat, dachte ich mir. Ich setzte ein Lächeln auf und nickte leicht. Ich wollte nicht unhöflich aussehen, aber durch die Geschichten von Jack hatte sich einfach die Einstellung gegenüber Krieg gewandelt.

„Ja“, meinte Clay kratze sich etwas verlegen am Kopf, „ist aber nicht so toll wie viele glauben. Ist halt nicht wie im Film. Verstehst du? Eigentlich liegt man nur stundenlang im Dreck und wartet, dass die richtige Person vorbeilatscht. Ist halt auch nicht immer schön und ehrenvoll…“

Ich nickte und schwieg, was sollte ich auch sagen? Weiß ich, hat man mir schon gesagt? Das hätte nur unnötige Fragen aufgeworfen. „Kann ich mir vorstellen“, sagte ich nach einem Moment und sah zu Jenny.

„Ich lass euch mal in Ruhe quatschen. Ich kam heute fünf Minuten zu spät und darf schon eine Strafarbeit machen“, meinte ich genervt und wollte hinauf in mein Zimmer gehen. Doch als ich an der Treppe war rief Jenny mir noch zu: „Jazz du kennst doch den neuen Nachbarn. Der Hund war wieder bei uns im Garten. Sag ihm mal er soll das Loch finden. Sonst bekommt Dad wieder einen Kollaps.“ Ich rief ihr zu, dass ich ihm das sagen werde. Oben versuchte ich mich auf meine Schulsachen zu konzentrieren. Doch eigentlich waren meine Gedanken wieder bei Jack, beim Krieg und seinen Geschichten die er mir erzählte.

Mehr schlecht als recht machte ich die zusätzlichen Arbeiten. Mein Biolehrer würde sich freuen mir Nachsitzen aufbrummen zu können, wenn ich sie nicht abgebe. Wegen dem Training konnte ich mir sowas nicht erlauben. Als ich beschloss schnell zu Jack zu gehen um ihm zu sagen, dass er das Loch finden sollte, kamen meine Eltern wieder und machten meinen Plan zunichte. Vater schien wieder schlecht drauf zu sein. Ich wusste nicht was passiert war also versuchte ich nicht viel mit ihm zu sprechen. Dass ich eine Strafarbeit bekommen hatte ließ ich einfach unter den Tisch fallen. Ich betrachtete meine Mutter, doch sie wich meinem Blick aus. Schwer schluckend sah ich auf den Rücken meines Vaters. Wie sollte ich ihn je wieder respektieren, nachdem ich weiß was er getan hat? Eine Wut stieg mir wie Galle hinauf und ich schluckte sie herunter. Mutter würde keine Hilfe wollen, ihr war es auch schon unangenehm, dass ich es wusste. Ich fühlte mich machtlos.

 

Ich blieb besser in meinem Zimmer, beschloss ich. Ich spähte aus dem Fenster und fand Jack mit Didi im Garten. Jack schien gerade zu trainieren. Ich sah ihn schnell mehre Liegestütze hintereinander machen. Didi schien etwas gefunden zu haben, was er gespannt mit der Nase verfolgte. Als es dem kleinen Welpen zu langweilig wurde rannte er zu seinem Herrchen und stand vor ihm. Er schien Jack einige Momente bei den Liegestützten zuzuschauen.  Als er erneut mit dem Armen runterging leckte Didi Jack durchs Gesicht. Jack hielt einen Moment in der Bewegung inne und sah seinen Hund an. Er schien etwas zu sagen. Vermutlich aus, doch als er wieder runterkam wiederholte Didi das Ganze. Jack lachte auf und schob den Hund weg. Er wollte wohl weiter  trainieren, doch sein Hund schien spielen zu wollen. Er kläffte Jack an, lehnte sich auf die Vorderpfoten und wedelte aufgeregt mit seinem Schwänzchen in der Luft. Als Jack erneut von Didi während der Liegestützte abgelegt wurde gab Jack lachend auf. Er ließ sich auf den Bauch fallen und sprach zu Didi, während er ihm durchs Fell wuschelte.

Jack streckte seine Hände nach dem Welpen aus und ärgerte den Welpen, indem er ihn auf den Rücken drehte. Dieser fing an wild mit den Beinen zu strampeln und an seiner Hand zu kauen. Jack lachte ausgelassen und kniete sich hin, während er mit dem kleinen Hund tobte. Ich freute mich als ich ihn so unbeschwert sah. Auch wenn er öfter etwas abfällig von seinem Hund sprach so hing sein Herz doch sehr an dem kleinen Fellknäul. Für mich persönlich war es fast eine Erleichterung einen so glücklichen Moment in Jacks Leben mitzuerleben. Ich musste unweigerlich lächeln.

Gleich im nächsten Augenblick fragte ich mich warum mich dieser Anblick so glücklich machte.

Bevor ich meine Gedanken dazu jedoch sammeln konnte rief meine Mutter mich hinunter.
Ihr viel auf das wir keinen Käse aus der Tube mehr hatten.

Ein Unding in einem richtigen Amerikanischen Haushalt! Und so wurde ich losgeschickt um eine Tube zu holen. Ich selber mochte das Zeug nicht mal. Es schmeckte wie eine Scheibe Schablettenkäse den man schaumig aufgeschlagen hatte. Widerlich. Aber mein Vater leibte es. Er aß diese Pampe gerne beim Football schauen. 

Einen Augenblick sah ich noch hinüber in den Nachbarsgarten bevor ich genervt Richtung Supermarkt ging. Schon kurz nach dem Abendessen war die Tube mit dem Käse leer. Mutter bestand darauf, dass er ihn heute bekam und ich konnte mir denken warum, denn auch jetzt schien mein Vater äußerst angespannt zu sein. Vaters schlechte Laune nahm während des restlichen Abends nicht ab. Jenny war darüber ziemlich erbost und wäre meinen Vater dafür fast angegangen hätte Mutter sie nicht zurückgehalten.

 

So beschloss ich den Abend lieber in meinem Zimmer zu bleiben. Mir war langweilig und als ich raus blickte, es war bereits dunkel. Ich konnte wieder das flackernde Licht des Fernsehers aus Jacks Wohnzimmerfenster ausmachen.

Ich wusste es nicht, aber wieder mal schoss es mir durch den Kopf, dass er einsam sein musste. Er tat mir leid, denn ich fand, dass dieser Mann das nicht verdient hatte. Vielleicht waren die meisten seiner Freunde tot. Gefallen für irgendwas… Ich beschloss zu ihm zu gehen. Für mich war Jack ein Freund. Und Freunde ließ ich nicht im Stich.

Ich stand leise auf und schlich vorsichtig die Treppe runter. Unsere Treppe knatschte da sie aus Holz war. Ich konnte im Wohnzimmer den Fernseher laut hören und sah, dass meine Mutter und Jenny in der Küche saßen. Sie sich unterhielten angeregt. An meine Schuhe kam ich also nicht…

Von der Küche aus konnte man die Garderobe zu gut sehen. Also schlich ich barfuß hinaus und schloss die Tür so leise wie nur möglich. Ich nahm die Beine in die Hand als ich hinüber hechtete. Ich blickte durch ein Fenster neben der Tür und was ich sah ließ meine Befürchtungen wahr werden.

Jack saß auf seinem Sofa, er hatte Didi auf dem Arm und streichelte den schlafenden Welpen. Er ließ die Schultern hängen und ob er den Fernseher sah oder nicht wusste ich nicht. Er wirkte Teilnahmslos, doch sicher konnte ich mit nicht sein, da die Augenklappe seinen eigentlichen Gesichtsausdruck verfälschte. Es schien als seien alle Masken die er häufiger trug herabgefallen und ich konnte einen erschöpften traurigen Mann sehen. Er drückte den kleinen Welpen sanft und liebevoll an sich und die Flasche Bier neben ihm komplementierte das Bild. Das Schauspiel, was sich mir bot, traf mich und schmerzvoll zog sich meine Brust zusammen.

Ein eisiger frühlings Windzug erinnerte mich daran, dass ich barfuß war. Schnell ging ich hinüber zur Tür. Ich klopfte hastig mehrere Male hintereinander und wartete. Zögernd wurde die Tür geöffnet und Jack starrte mich für einige Sekunden an. Sein Blick glitt an mir herunter und blieb an meinen Füßen hängen die nur von Socken bedeckt waren.

Er trat beiseite mit den Worten: „Himmel, Jazz was machst du hier so spät abends? Und dann auch noch ohne Schuhe?“ Er blickte mich verwirrt an und schien sogar leicht besorgt zu sein. Beruhigend sah ich ihn an und meinte: „Es ist nichts! Keine Sorge…ich…“ Doch ich stockte unsicher was ich ihm genau sagen wollte also ging ich erstmal weiter in die Wohnstube hinein.

Jack schaute mich erwartungsvoll an und zog die brauen hoch. Didi den er auf das Sofa gelegt hatte wurde wach und streckte sich. Er schnüffelte mit der Nase in die Luft und fing an zu bellen. Er wedelte mit dem Schwanz und hüpfte von der Couch und rannte zu mir rüber.

Während ich den Hund streichelte wanderte mein Blick zum Fernseher. Ich sah eine Glückshow in der jemand gerade ein Auto gewann. „Ist das spannend“, fragte ich und ging Richtung Couch. Ich wollte ihm nicht auf die Nase binden, dass ich mich um ihn gesorgt habe. Ich wollte nicht, dass er dachte ich würde klammern oder sei ein Stalker. Ich wollte aber auch nicht, dass er traurig ist. Verwirrt sah Jack mir nach. Mit zögernden Schritten folgte er mir.

„Keine Ahnung“, fragte er mich während wir uns auf die Couch setzten. Ich sah kurz zum Fernseher, schaute jedoch schnell wieder ins Jacks Gesicht. Sein Blick haftete an mir. Nach einem kurzen Moment in dem wir uns beide stumm musterten fragte Jack mit seiner rauchigen Stimme: „Du willst mir doch nicht sagen, dass du zum Fernsehen, barfuß um diese Uhrzeit herüberkommst…“

Ich schaute kurz auf meine Füße und nickte leicht, ja da hatte er irgendwie recht…

„Hm… nein…irgendwie nicht“, begann ich zögerlich, „ich…ich hab heute Morgen das Geld gefunden was ich dir noch wieder geben muss… ja.“ Jack blickte mich fragend an und meinte: „Aja und wo hast du das?“

„Ähm…Zuhause… Hast du das nicht vermisst?“

„Nein? Jasper was ist los mit dir“, forderte er mich fast schon energisch auf.

„Ich…ach ich weiß auch nicht. Ich kann von meinem Zimmer dein Wohnzimmerfenster sehen. Abends sehe ich so häufig den Fernseher laufen… Ich dachte du bist eventuell einsam…“

Auf Jacks Gesicht erschien ein leichtes grinsen und er erwiderte nüchtern: „Weil Fernsehende Menschen Abends so selten sind meinst du?“ Ich war erleichtert, dass ich einen Blick durch das Fenster gewagt hatte, denn sonst hätte mich diese Aussage an meinen Verstand zweifeln lassen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm in das Gesicht. Dieses Mal erkannte ich die aufgesetzte Maske sofort. Ich seufzte schwer und begann zu sprechen: „Ich habe gerade durch das Fenster gesehen. Du hast Didi ganz traurig gestreichelt und durch den Fernseher durch geschaut. Hast die Schultern hängen gelassen…Das sah einsam aus für mich…“ Jacks Blick blieb regungslos. Eine Maske des Schweigens hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Ließ keine Regung erkennen.

Unruhig wurde ich, als ich ihn beobachtete. Ich kannte ihn nicht gut genug um immer hinter diese Maske zu schauen. Bin ich zu weit gegangen? Ist er jetzt wütend? Ich konnte ahnen, dass er verletzt war, wusste es jedoch nicht. Ob man ihn gebrochen hatte oder nicht wusste ich ebenfalls nicht. Je mehr Sekunden verstrichen desto nervöser und unsicherer wurde ich. Ich rutschte auf der Couch sitzend zu ihm und legte einfach meine Arme um seinen Hals. Ich zog ihn zu mir und umarmte den kräftigen Mann neben mir.

Er rührte sich nicht, sagte nichts und erwiderte die Umarmung nicht. Ich strich ihm über den Rücken während ich leise fast schon sanft zu ihm sprach: „Ich weiß nicht was du alles gesehen hast. Was du machen musstest…Aber du bist hier nicht alleine Jack. Ich weiß wir kennen uns nicht gut und nicht lange, aber manchmal muss man sich nicht lange kennen um sich so zu mögen oder jemanden zu vertrauen. Ich mag dich einfach wie du bist. Du musst hier nicht alleine sein, wenn du es nicht willst. Du hast einen Freund in mir…wirklich.“

Immer noch sagte er nichts. Innerlich war ich zum Zerreißen gespannt. Würde er mich wegschubsen? Mich eventuell sogar rausschmeißen? Vielleicht sogar lachen? Er wirkte so hölzern in diesem Moment. Als ich schon nicht mehr mit einer Reaktion rechnete und mich langsam von ihm lösen wollte legte er seine kräftigen Arme um meinen Körper. Er drückte mich, fester als ich dachte an sich. Ich hatte für einen kurzen Moment das Gefühl er würde sich festhalten. Als wäre ich ein Rettungsring und er ein Ertrinkender. Ich wusste, dass er darauf nichts sagen würde, dass brauchte er auch nicht. Für mich sagte die Umarmung mehr aus als es 1000 Worte hätten tun können. Sein Kopf ruhte auf meiner Schulter und ich atmete seinen Geruch tief ein, während ich ihm über den Rücken streichelte und sich sein kräftiger und doch gerade so schwachen Körper sich an mir drückte.

 

Peinlichkeiten

 

Wenig später lösten wir uns voneinander. Ich sah Jack ins Gesicht.  Der Blick mit dem er mich betrachtete hatte sich verändert. Es war fast als würde er in mir nicht mehr bloß den Nachbarsjungen sehen mit dem man etwas Spaß haben konnte. Ich war unschlüssig ob ich nachfragen sollte was mit ihm los war. Vermutlich würde ich sowieso keine Antwort bekommen. Wir saßen nebeneinander auf der Couch und schauten uns in die Augen. Es war ein seltsames Gefühl. Ich hatte das Gefühl wir beide sahen in die Seele des Anderen, denn ich konnte erkennen, dass es Jack gerade nicht gut ging. Und damit meinte ich nicht bloß das untypische verhalten von grade eben. Nein, Die ganze Fassade die er aufgebaut hatte bröckelte grade in sich zusammen. Was auch immer er auch verborgen hielt nagte schwerer an ihm als ich dachte.
So still saßen wir da und die Sekunden zogen an uns vorbei.
Der Hund war wieder eingeschlafen.
Ich wusste nichts zu sagen, also schwieg ich. Dieser Moment war sehr intim und mir fast schon unangenehm. Mir war bewusst, dass Jack das Schweigen nicht brechen würde. Ich wollte ihn ablenken und runzelte die Stirn als ich zu der Gewinnshow sah, die gerade im Fernseher lief. Ich wollte ihn nicht mehr leiden sehen. Hinüberblickend zu Jack fing ich leise an zu erzählen: „War heute wieder in der Schule und auf dem Weg dorthin hat mich mein schwuler Klassenkamerad abgefangen.“
Ich schluckte, wusste nicht wie sehr ihn sowas interessierte, aber ich wollte nicht schweigen. Ich wollte nicht, dass er schlechte Gedanken hatte. Doch Jack schien glücklich darüber zu sein, dass gesprochen wurde. Mit monotoner Stimme setzte er zu einer Frage an: „Wieso? Steht er auf dich?“ Unwissend zuckte ich mit den Schultern und antwortete leise: „Glaub nicht. Er hat wohl einen Freund. Er will, dass ich mich oute… Habe ihm aber gleich gesagt, dass ich das nicht machen werde. Das ist meine Entscheidung.“ Jack grummelte etwas Zustimmendes wie ich heraushörte. Ich verstand von dem genuschel kein Wort Seine Haltung entspannte sich. Ich glaube er war erleichtert, dass ich ihn nicht versuchte auszuquetschen.
Vermutlich würde ich bei weiteren Fragen nur alte Wunden aufreißen. Dieser Moment war nicht der Richtige für ein Gespräch, was sicher tiefer ging als ich mir vorstellen konnte. Langsam fragte ich mich auch ob diese Wunden überhaupt alt waren? Da ich aber nicht fragte redeten wir weiter über dieses belanglose Thema. „Das hat ihm nicht gepasst oder“, fragte Jack und seine Stimme klang ziemlich abwesend. Ich atmete durch. Ich war unsicher in dieser Situation und begann zu berichten was Tobey von mir wollte. Jack hörte meinen Schilderungen zu und schwieg. Ich seufzte schwer und schaute zu Didi der zusammengerollt zu unseren Füßen lag.
„Dem Typen scheint es ziemlich wichtig zu sein, dass noch jemand dazu steht“, stellte Jack mit ruhiger festerer Stimme fest und blickte hinaus in den wolkenverhangenen Himmel. Auch ich folgte seinem Blick und nickte stumm. Ich hatte das Gefühl, dass Jack sich gefasst hatte. Die Kontrolle zurückbekommen hatte. Doch die Fassade die er häufig aufbaute war etwas verschwunden. Er schaute mir nun offener ins Gesicht.
„Vielleicht, weil er glaubt, dass die anderen ihn dann in Ruhe lassen. Er ist der einzige Schwule an unserer Schule“, mutmaßte ich nachdenklich.
Jack schnaubte kurz belustigt und ich blickte ihn fragend an. Er fing mit ruhiger, aber auch etwas amüsierter Stimme an zu erklären: „Das glaubst du nicht wirklich oder? Als ob er der einzige an der Schule ist… andere trauen sich sicher noch nicht sich zu outen, wegen den Idioten die den Jungen fertig machen. Es gibt sicher auch einige die es einfach noch nicht wissen wie du vor einigen Wochen… Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Junge und du die einzigen Schwulen auf der gesamten High School seid.“
Ich blinzelte über die Aussage verwirrt und dachte darüber nach. Wir waren schon einige Schüler und ja, schoss es mir durch den Kopf, da könnten neben uns beiden sicher noch andere Homosexuelle sein…
„Hm…. Vielleicht hast du Recht, aber sie werden sich trotzdem nicht outen“, meinte ich und sah ihm wieder ins Gesicht. Jack nickte zustimmend, schien darauf jedoch nichts weiter sagen zu wollen. Ich hatte ziemlich häufig das Gefühl, dass sich Jack in Wertungen und Meinungen zurückhielt und niemanden seine Ansichten aufdrängen wollte. Eigentlich eine angenehme Eigenschaft.
Während ich darüber nachdachte spürte ich auf einmal wie Jack seinen Arm um meine Schultern legte und mich zu sich heran zog. Er drückte meinen Körper an seinen kräftigen Torso. Er blickte mir in die Augen als er mich aufforderte: „Weißt du Kleiner, ich hab schon ziemlich viel von mir verraten… wie wäre es jetzt mit einer quid pro quo…“ Ich runzelte die Stirn und fragte mich worauf er hinaus wollte. Wenn ich so darüber nachdachte, dann hatte er Recht. Ich wusste schon einiges über diesen schweigsamen Soldaten neben mir. Das einzige persönliche was ich ihm preisgegeben hatte war, dass ich schwul bin…
Ich nickte und grinste ihn auffordernd an. „Dann stell mal deine ganzen Fragen“, meinte ich amüsiert und lehnte mich in seinen Armen entspannt zurück. Ich war erleichtert, dass die angespannte Situation vor einigen Minuten vergessen war.
„Wie lange warst du mit deiner Freundin zusammen“, kam es wie aus der Pistole geschossen von ihm.
„Sechs Wochen. Nicht lange“, antwortete ich genauso schnell und grinste schräg.  
„Habt ihr euch geliebt“, fragte er weiter ziemlich direkt. Es wirkte so, dass er schon häufiger Person ausgefragte hatte.
Ich stutzte und dachte über die Antwort nach. „Hm“, begann ich zögerlich, „am Anfang dachte ich ja… Es war wirklich schön, aber im Nachhinein…wir waren sicher sehr, sehr gute Freunde und leider hab ich das wohl…mit Liebe verwechselt.“ Ich sah Jack ehrlich und offen ins Gesicht, das war nichts wofür ich mich schämen brauchte. Jack nickte verstehend und der Druck um meine Schulter verstärkte sich. Ich blickte zu seiner Hand, hinauf in sein Gesicht und sah einen frechen Ausdruck in seinen Augen aufschimmern. „Und ihr hattet Sex…wie war das?“
Ich bekam große Augen, dass würde ich ihm nicht erzählen! „Nein! Vergiss es, darüber rede ich nicht“, meinte ich schnell und ziemlich hastig. Jack lachte amüsiert und als ich mich aus seinen Armen winden wollte hielt er mich eisern fest. „Oh nein Kleiner“, meinte er schmunzelnd, „du hast mich auch gefragt. Also komm!“ Er blickte mich auffordernd an.
Doch ich wollte nicht. Es war mir zu peinlich! Jedes Mal wenn ich daran dachte wollte ich ihm Boden versinken und nie wieder hervorkommen. Fast würde ich sogar sagen, ich wollte lieber sterben als es jemanden zu sagen. In Jacks Auge flackerte Neugierde auf als ich mich so vehement gegen eine Aussage wehrte. „Los“, forderte er mich wieder auf, „komm das erste Mal ist immer Scheiße und läuft anders als man denkt.“ Doch ich schüttelte den Kopf.
Jack ließ nicht locker. Mein eisernes Schweigen beeindruckte ihn nicht mal. Es schien ihn anzustacheln und ich bereute, dass ich nicht einfach gelogen hatte damit er zufrieden war. Ich suchte nach einem Ausweg aus dieser unangenehmen Situation. Mein Puls raste und meine Gedanken suchten verzweifelt einen Hinterausgang.
„Nun komm schon Jazz“, meinte Jack und sah mir offen ins Gesicht, „Ich werde schon nicht lachen. Und glaub mir ich erkenne wann du lügst.“
„Woher willst du wissen wann ich lüge“, fragte ich in scharfen Ton und schürzte die Lippen.
„Weil ich darin ausgebildet wurde“, war seine trockene und simple Antwort. Ausgebildet? Er sagte das als sei es so normal, wie zum Kiosk zugehen. Ich starrte ihn einige Momente mit geweiteten Augen an und schwieg. Verwirrt fragte ich nach einigen Sekunden. „Wieso hat man dich darin ausgebildet“. Auf der einen Seite weil es mich brennend interessierte, auf der anderen hoffte ich er würde das Thema unter den Tisch fallen lassen. Doch Jack schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf: „Nein Kleiner, keine Geschichten von mir, du bist dran. Erzähl, was ist bei deinem ersten Mal alles schief gegangen?“
Doch ich schüttelte den Kopf. Wenn ich ihm das sagen würde, würde er unterm Tisch liegen vor Lachen und ich würde am liebsten aus dieser Welt verschwinden. Ich schluckte schwer, rang mit mir. Hatte er mir doch wirklich gezeigt, dass er für mich da war. Ebenso habe ich ihn schon mit Fragen verletzt. Eigentlich war ich wirklich mal dran etwas Peinliches zu erzählen. Dennoch fragte frech: „Was krieg ich für die Story?“
„Was willst du“, war Jacks schnelle Gegenfrage die mich verblüfte. „Ähm“, entfuhr es mir stockend da ich nicht mit einer so schnellen Zustimmung gerechnet hatte, „eine Geschichte für eine Geschichte…wie wäre es du erzählst mir wieso du die Medal of Honor hast“, schlug ich vor und fing tatsächlich an zu zittern. Ich wollte nicht reden, aber ich brannte vor Neugierde was diese Geschichte anbelangte. Jack´s Griff um meine Schulter löste sich für wenige Augenblicke. In seinen Blick trat seine Maske aus Emotionslosigkeit und Schweigen wieder hervor. Es war fast so als würde ich ihn mit den falschen Fragen in eine andere Welt oder Zeit schicken. Zu einem Ort an dem er sich nicht erinnern wollte. Sekunden verstrichen und Jack kehrte wieder zurück zu mir. Er schüttelte den Kopf. „Nein“, meinte er klar und hatte seine Stimme im Griff, „die kriegst du nicht dafür. Such dir was anderes aus Kleiner.“
Mein Mund öffnete sich, wollte prositestieren. Doch dann begriff ich. Meine Geschichte war mir unsagbar peinlich und würde viele zum Lachen bringen. Jacks Geschichte nicht. Sie schien belastend und vielleicht sogar verstörend zu sein. Sie schien ihn zu verbittern und traurig zu machen. Vielleicht hatte dieses Ereignis diesen starken Mann auch gebrochen. Diese Geschichten konnte man weder miteinander vergleichen noch Gegenwerten. Ich nickte und konnte dennoch nicht verhindern enttäuscht auszusehen.
Vor mich hin grummelnd dachte ich nach. Was könnte diese Peinlichkeit wert sein. Nicht mal Eric hatte ich je davon erzählt…
Ich betrachtete Jacks Gesicht was meines genauestens studierte. Jede Regung meines inneren Kampfes schien er zu registrieren. Er drückte mich auffordernd an sich ran und starrte mir weiterhin in die Augen. Es war verunsichernd wie lange dieser Mann Blickkontakt halten konnte.
„Schenk mir einen Tag den ich nie vergessen werde“, meinte ich schneller als ich denken konnte und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Jack stutzte und schaute nachdenklich ins Leere. Nach einem kurzen Moment nickte er und sah mich auffordernd an. Ich blickte unsicher in sein Gesicht und meinte: „Also wirklich unvergessen nicht…. Keine Ahnung Motorrad fahren oder so…“
Jack nickte noch einmal und erwiderte: „Keine Sorge, was unvergessliches. Wird schon kein Kino oder so werden. Jetzt rede schon Kleiner. Oder muss ich es aus dir rausfoltern.“ Ich lachte kurz über den Witz um mir einen Moment später selbst die Frage zu stellen, ob er sowas wohl schon mal gemacht hatte. „Willst du mir wirklich sagen man hat dich darin ausgebildet zu foltern“, fragte ich ihn entsetzt. Jack grinste schräg und blickte mir erneut in die Augen ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Willst du das wirklich wissen Kleiner“, fragte er, seine Stimme klang beinahe tödlich. Ich konnte nicht anders als ihn nur anzustarren. Was war er für ein Soldat? Erneut öffnete ich den Mund, doch Jack unterbrach mich: „Deine Geschichte Jazz! Keine von mir mehr.“
Ich atmete durch und sortierte meine Gedanken. Ich dachte an das eine Mal mit Viola und die röte in meinen Wagen wurde intensiver. Wollte ich es ihm wirklich erzählen? Eigentlich nein, doch wollte ich, dass er heute Nacht nicht an etwas Schlechtes dachte und wenn dies bedeutete mich vor ihm bloß zu stellen war es leider so. Ich war verblüfft wie weit ich für Jack ging.  Setzte ich mich mit dieser Geschichte doch seinem Spott aus.
Ich rang noch einmal schwer mit mir und sah noch mal hinauf in Jacks blaues Auge. Offene Neugierde war in sein Gesicht gemeißelt. Er hatte ein sanftes und gleichzeitig freches Grinsen auf den Lippen. Der Druck um meine Schulter verstärkte sich, gab mir Mut. Als ich anfing starrte ich jedoch vor Scharm auf den Boden. „Ich… Als wir zusammen kamen war alles immer recht locker. Dass war auch das was ich an ihr schätzte. Ihre lockere Art, ihre frechen Sprüche. Sie war halt nicht so…das Püppchen, auch wenn sie so aussah. Sie ist eine Cheerleaderin bei uns… Wir waren bei ihr…und haben uns halt geküsst und na ja… etwas gefummelt…“ Mir stockte der Atem. Ich brachte bis jetzt kaum einen zusammenhängenden Satz hervor.
„Mach doch nicht so ein Geheimnis daraus…“, meinte Jack und klang amüsiert während er meine Reaktionen betrachtete. Ich schluckte schwer und wollte mich aus seinem Arm winden, doch er hielt mich ohne große Mühe fest. „Da geblieben“, kam es von ihm fast schon lachend.
Ich atmete beruhigend durch eher ich zögernd weitersprach: „Also…na ja hat ja auch eigentlich alles geklappt…und war auch recht schön sogar…“ Wieder stockte ich und Jack grinste leicht als er mutmaßte: „Du bist nicht hart geworden.“
Ich schüttelte den Kopf und wünschte es wäre so. „Wir hatten schon Sex“, meinte ich und seufzte schwer.
„Oh Gott, sag bitte nicht du warst im falschen Loch“. Jacks Stimme klang fast mitleidsvoll.
Doch wieder schüttelte ich den Kopf.
„Es war alles gut. Wir wollten ja und ja…Dann hatte sie sich halt…drauf gesetzt und…“
Jack schmunzelte belustigt und riet weiter: „Du bist sofort gekommen.“ Doch ich schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. Aus Scharm sammelten sich tatsächlich Tränen in meinen Augen. „Nein“, jammerte ich fast schon mit heiserer Stimme und blickte auf den Boden.
„Was denn dann?“
Ich riss mich zusammen und zwang mich weiter zu sprechen: „Wir… wir waren halt dabei und als sie sich draufsetzte war es irgendwie komisch... halt feucht…irgendwie…weiß auch nicht matschig … und Ja irgendwie …. Ekelig.“
Jack blickte mich verständnislos an, dann klicke es bei Jack und seine Augen weiteten sich. „…du bist schlaff geworden als sie auf deinem Ding saß?“ Ich nickte leicht und tatsächlich kullerten mir einige Tränen die Wange hinunter. Ich schaute kurz hinüber zu Jack und sah wie er sich feste auf die Lippen biss um sein Versprechen nicht zu brechen. Ein unterdrücktes Lachen hatte kurz seinen Körper erfasst. Ein ganz kleines Lachen stahl sich auf seinen Mund und er hustete. Er sammelte sich für ein paar Sekunden.
„Okay…und du warst dir danach wirklich noch unsicher ob du schwul bist?“ Er grinste mich wirklich amüsiert an und ich konnte nur erahnen wie sehr er einen Lachanfall unterdrückte. Wieder liefen mir Tränen die Wange hinunter. Ich hatte zwar mit so einer Reaktion gerechnet doch trotzdem gab es meinem Selbstbewusstsein in diesem Moment den Rest. Jack wischte mir die Tränen sanft weg.
„Sie hat es natürlich sofort gemerkt“, fragte er. Ich nickte leicht und blickte in die andere Ecke des Raumes. „Das ist scheiße“, kommentierte er nüchtern und sah mir in die Augen doch schnell wich ich dem Blick aus.
„Danach war auch irgendwie…schnell Schluss.“
„War es auch ihr erstes Mal?“
Ich nickte und Jack musste erneut ein Lachen unterdrücken während er meinte: „War ja echt beschissen für euch beide…“ Ich presste meine Lippen aufeinander und starrte auf den grauen Teppich zu meinen Füßen.
Jack schüttelte grinsend den Kopf und zog mich fast schon liebevoll zu sich heran. „Weißt du Kleiner, für diese Geschichte hast du dir wirklich einen unvergesslichen Tag verdient... Und hey.“ Jack schmunzelte mich an und zog mein Gesicht nah an seins. Unsere Blicke trafen sich. „Dafür war das erste Mal mit einem Kerl doch gleich viel besser oder“, fragte er mich fast schon liebevoll und als ich nickte spürte ich seine rauen Lippen auf meinen. Erleichtert erwiderte ich den Kuss. Legte meine Hände um seinen Hals und zog ihn näher an mich heran.
„Schwör mir“, begann ich nachdem sich unsere Lippen trennten, „dass du das nie irgendjemanden sagst. Okay?“ Jack nickte und versprach: „Werde ich nicht. Ich kann Geheimnisse bewahren. Aber…das ist wirklich die schlimmste Sexgeschichte die ich je gehört habe.“
Erneut wurde ich rot doch ich glaubte ihm, dass er es niemand weiter berichten würde. Trotzdem viel es mir schwer damit umzugehen, dass Jack diese Peinlichkeit kannte. Unzufrieden seufzte ich und Jack drückte mich noch einmal kurz an sich bevor er sich von mir löste. Ich sah ihm ins Gesicht und konnte keinen Spott oder Hohn in ihnen ausmachen. Wenigstens darüber war ich unglaublich froh.
„Willst du noch was wissen oder reicht das an Peinlichkeiten“, fragte ich nach einem Augenblick und schaffte es tatsächlich zu grinsen. In Jacks Augen stahl sich ein liebevoller Ausdruck und er schüttelte den Kopf während er meinte: „Reicht für heute. Du solltest vielleicht rüber gehen bevor deine Eltern was merken…“
Ich blickte hinüber zum Haus meiner Eltern und konnte kein Licht mehr sehen. Vermutlich waren alle schon im Bett. Bei einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es bereits weit nach Mitternacht war. „Ja da hast du Recht. Ich sollte rüber. Morgen komme ich sicher kaum aus dem Bett…“
„Das lernt man alles“, meinte Jack und schmunzelte.
Ich schaute ihn unschlüssig an. Wusste nicht, was ich mit der Aussage anfangen sollte, denn ich mochte ausschlafen ziemlich gerne. „Sag mal Jack, musst du eigentlich noch mit auf Einsätze?“ Jack verzog kurz das Gesicht und schüttelte zögerlich den Kopf.
„Sagen wir so“, begann er nach einem kurzen Moment, „ich versuch da gerade rauszukommen. Sollte jedoch noch irgendwas… Großes passieren muss ich noch mal ran.“ Ich dachte über seine Worte nach und fragte ihn: „Was ist denn was großes…?“ Doch Jack schüttelte leicht grinsend den Kopf. „Mach dir darüber mal keine Gedanken Kleiner, dass bekommst du ohnehin nicht mit.“ Ich schürzte die Lippen.
Während ich die Augen verdrehte meinte ich: „Jetzt hör endlich auf mich Kleiner zu nennen, das nervt echt gewaltig. Du bist gerade mal drei Zentimeter größer als ich!“ Jack grinste mich an. „Vergiss es. Du bist siebzehn, da kann ich dich auch Kleiner nennen.“
Ich schaute ihn kurz böse an eher ich frech meinte: „Okay du alter Sack.“ Jack war wenig beeindruckt und lachte mich nur aus. „Für die frechen Worte hättest du es verdient über´s Knie gelegt zu werden.“
„Versuch es“, meinte ich und versuchte bedrohlich zu klingen was Jack tatsächlich kichern ließ. Etwas was er noch nie zuvor getan hatte. „Nicht heute Kleiner. Beim nächsten Mal. Los hopp! Geh rüber ins Bett.“ Ich schaute Jack genervt an, da er aber Recht hatte stand ich langsam auf und ging Richtung Tür. Jack folgte mir.
„Nacht Jack“, meinte ich zu ihm und lächelte leicht.
„Bis dann.“
Unschlüssig lag meine Hand auf dem Türgriff und bevor Jack noch was sagen konnte beugte ich mich zu ihm und stahl mir einen Kuss. Ich grinste leicht und war stolz auf meine kleine Tat als ich mich löste und ihn verließ ohne mich noch mal umzudrehen sein Haus. Ob er mir hinterher sah und wie wusste ich nicht.

Ein unvergesslicher Moment

 Die nächste Woche zog ereignislos an mir vorbei. Leider schaffte ich es nicht mehr genug Zeit mit Jenny allein zu verbringen, um mich ihr anzuvertrauen. So musste ich sie am Mittwochnachmittag verabschieden, wofür ich tatsächlich das Baseballtraining ausfallen ließ. Ich drückte sie feste an mich und grinste Jenny spitzbübisch an.
„Jetzt, wo ich fertig mit dem Studium bin, kommst du mich gefälligst besuchen, klar“, meinte sie und grinste mich liebevoll an. Ich nickte und versprach es ihr. Ich würde sie schmerzlich vermissen, stellte ich fest. Jedes Mal wenn sie uns besuchte, gewöhnte ich mich viel zu schnell an ihre Anwesenheit und jedes Mal schmerzte es, wenn sie gehen musste. „Okay Jazzy bis dann!“, verabschiedete sie sich und küsste mich tatsächlich auf die  Wange.
Ich wischte mir mit dem Handrücken darüber, was Jenny kichern ließ. Mum brachte Jenny zum Flughafen und unschlüssig stand ich im Flur rum. Dad kam aus dem Wohnzimmer und sah mich an. Er musterte mich stumm und ich sah fragend in sein Gesicht. Seit ich wusste, dass er meine Mutter geschlagen hatte, versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen. Ob es ihm auffiel oder nicht, wusste ich nicht.  „Wir sollten mal wieder schießen gehen Jasper“, kam es von ihm und er griff nach den Autoschlüsseln. Scheinbar meinte er mit „mal“ jetzt  sofort.
„In Ordnung“, meinte ich leise und ging zu unseren Schrank in dem die Waffen aufbewahrt wurden. Ich nahm meine Pistole, ein Kaliber 45 heraus und suchte nach der Munition. Lust auf Schießen hatte ich wenig heute, aber Dad würde eh nicht locker lassen bis wir auf dem Schießstand waren.
Wir saßen im Auto und Dad fragte mich: „Ist alles okay Junge? Du bist so  verdammt still in letzter Zeit.“ Ich zögerte und blickte hinüber in sein Gesicht bevor ich log: „Ist doch alles wie immer…“ Ich merkte, dass er sich damit nicht zufrieden gab, also fing ich an zu lügen: „Ist nur etwas stressig Baseball und die Schule unter einen Hut zu bekommen.“  Mein Vater blickte zu mir herüber und nickte leicht. „Das wirst du schaffen“, versuchte er mich tatsächlich aufzubauen, „du hast dich immer dahinter geklemmt wenn du was wolltest, also wirst du das wohl auch schaffen. Da bin ich mir sicher.“
Fast schon traurig musste ich ihn anlächeln. Es war wirklich nett was er sagte, würde ich nicht wissen, wie er sonst sein kann. Aber vielleicht hatte Mum ja Recht. Vielleicht tat es Dad auch leid und er würde es nie wieder machen. „Sag mal Dad“, begann ich nach einigen Momenten der Stille, „treffen wir irgendwen auf den Schießplatz?“ Er nickte und erklärte: „Einige Arbeitskollegen sind da. Du warst schon so lange nicht mehr schießen, nachher rostest du ein. Das wäre nicht gut, besonders nicht wenn ein Irrer nebenan wohnt.“ Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. „Dad, Jack ist echt nett! Ihr habt euch nur einfach beschissen kennengelernt“, verteidigte ich ihn, doch mein Vater schnaubte bloß erbost. Ich wusste es brachte nichts mit ihm darüber zu sprechen und wieso sollte ich jetzt Streit anfangen? Es würde nichts bringen.
Dad und ich verbrachten fast den ganzen restlichen Tag dort. Mein Vater sprach viel mit den Leuten und ich fragte mich, ob den Menschen überhaupt klar war, was man alles mit den Waffen anstellen konnte. Ich dachte an die Jugendlichen, die Jack befreien wollte und die vermutlich gestorben waren. Die Lust auf Waffen war mir schon längst vergangen. Spätestens nach den sinnfreien Attentaten der vergangenen Zeit…
Auch erschloss sich mir die Logik nicht, die mein Vater nach jedem Attentat hatte. „Mehr Waffen würden gegen Terroristen, Amokläufer und andere Idioten helfen.“ Als ich ihm einmal sagte, dass die Amokläufer mit  schärferen Gesetzen gar nicht erst an Waffen gekommen wären, war er beleidigt. Dad hatte reagiert, als ob ich ihn persönlich angegangen wäre.
Ich zielte auf die Scheibe und schoss einige Male hintereinander. Ich lernte schießen seit ich acht war, wie viele Kinder in meinem Alter damals.
Wieder schossen mir Jacks Worte durch den Kopf, dass sich das Leben verändert, wenn man ein anderes Leben nahm. Ich stellte mir vor, dass die Scheibe vor mir ein Mensch sei. Jemanden, den ich nicht mochte. Ich dachte an meinen Biolehrer, wie er da stand mit diesem überheblichen Grinsen. Ich senkte langsam den Arm und schluckte schwer. Auf Menschen schießen, dass könnte ich nicht. Aber vermutlich war es etwas anderes, wenn es um das eigene Leben ging. Ich verurteilte Jack nicht, er schien nie aus Lust getötet zu haben, einzig zum Überleben.

Als wir später nach Hause fuhren war mein Vater seit langer Zeit erstaunlich gut drauf. Wir hielten an einem Fast Food-Laden und kauften für alle Zuhause Hamburger. Das Essen war vergnügsam und endlich wurde am Tisch wieder gelacht, ein ziemlich befreiendes Gefühl.  
Vater erzählte aufgeregt von seiner Arbeit und amüsierte sich über einen Kollegen. Heute hatte Vater nur einen sehr kurzen Arbeitstag. Vielleicht hatte Mutter Recht und mein Vater musste einfach weniger arbeiten, er war ja auch nicht mehr der Jüngste. Freiwillig brachte ich nach dem Essen den Müll raus und traf Jack mit Didi auf der Straße. „Hi“, rief ich ihm fröhlich gelaunt zu und lächelte als ich ihn sah. Auch mein Herzschlag beschleunigte sich. Unbewusst leckte ich mir über die Lippen als ich sein Gesicht und seinen Körper sah. Didi kläffte und lief schwanzwedelnd auf mich zu. Ich streichelte den quirligen Vierbeiner. „Hi“, raunte Jack mir mit seiner tiefen Stimme entgegen und betrachtete mich. „Alles klar bei dir“, fragte ich und sah ihm ins Gesicht. Er nickte nur und schaute zu dem Haus meiner Eltern. Er schien kurz die Stirn zu runzeln, warum wusste ich nicht. „Du musst noch ein Versprechen einlösen“, erinnerte ich ihn und grinste ihn leicht an.
„Stimmt“, meinte Jack als ich ihn scheinbar aus seinen Gedanken holte, „hab ich schon nicht vergessen Kleiner…wann hast du Zeit?“ Ich dachte kurz nach und meinte: „Samstag eigentlich… Da steht nichts an.“
„Dann Samstag“, meinte Jack freundlich klingend. „Vielleicht solltest du nicht zu schwer essen vorher.“
Ich blickte ihn verwirrt über die Aussage an doch bevor ich fragen konnte hörte ich die besorgte Stimme meiner Mutter: „Jazzy. Kommst du bitte rein. Du solltest mir noch helfen!“ Ich seufzte schwer. Jack hatte doch nichts gemacht, dachte ich genervt. Macht sein Aussehen echt so große Angst? Ich grinste Jack kurz an, welcher meiner Mutter höflich zugenickt hatte.  Jack zog eine Augenbraue hoch. Sein Blick glitt zu mir und wieder zu meiner Mutter. Er seufzte kaum hörbar und sprach zu meiner Mutter: „Ich beiße nicht, auch wenn ich so aussehe.“ Ein kleines perverses Grinsen schlich kurz auf meine Lippen und schnell sah ich zu Boden.  
Ich sah meine Mutter erschrocken zusammenzucken und fahrig antwortete sie: „Das weiß ich doch! Jasper war nur so nett und wollte helfen.“ Jacks Augen wanderten von meiner Mutter zu mir und er nickte mir leicht zu. Er schien mit sich zu ringen und dann tat er etwas, was mich verwunderte. Er versuchte meine Mutter freundlich anzulächeln und meinte: „Das ist nett von ihm. Ich bin Jack, aber das wird Jazz schon gesagte haben.“ Er wirkte überfordert im führen dieser Konversation. Meine Mutter nickte ihm mit großen Augen zu und blickte ihn unsicher an. „Ja hat er … auch das er beim Umzug geholfen hat“, sagte Mutter und versuchte selbstsicher zu klingen, was ihr nicht gelang. Ich freute mich, dass Jack versuchte das Eis zu brechen. Vermutlich tat er es nur, um mir einen Gefallen zu tun.
„Ja… hat mir auch ziemlich geholfen“, meinte Jack. Immer noch wirkte das Gespräch holprig und unbeholfen. Ich trat neben ihn um ihm in dieser Situation beizustehen und erklärte: „Jack war tatsächlich bei Ikea und hat da eingekauft.“ Mutter schaute von mir zu Jack und langsam wich der ängstliche Ausdruck aus ihrem Gesicht. Sie lächelte tatsächlich leicht, als könne sie sich, so wie ich, nicht vorstellen, wie Jack in diesem Laden einkaufte. „Ich geh da ab und zu gerne rein“, meinte sie leise, immer noch recht vorsichtig klingend. Jack nickte ihr nur zu und schien nichts darauf sagen zu wissen. „Ich finde den Laden ja grauenvoll“, kommentierte ich und versuchte den Gesprächsfluss aufrecht zu erhalten. Mutter grinste mich tatsächlich kurz an, kannte sie doch meine Haltung dazu, doch als sie weiter sprechen wollte kam mein Vater aus dem Haus getreten.  
Als mein Vater neben sie trat fing Didi an zu knurren. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Ich schmunzelte, als ich den Welpen sah, der versuchte gefährlich auszusehen. Sollte Didi wirklich jedoch so groß werden wie ein Wolf, würde man später sicher nicht mehr grinsen sondern vor ihm Angst haben. Ich betrachtete das kleine Tierchen was sich schützend vor Jack und mir aufgestellt hatte.
„Didi aus!“, vernahm ich Jack's ernst klingende Stimme. Didi hörte auf zu knurren, ließ meinen Vater jedoch nicht aus den Augen. Ich war überrascht, dass der Hund tatsächlich auf den Befehl hörte. Das kleine Tierchen war doch sicher noch gar nicht in dem richtigen Alter um sowas zu trainieren.
Mein Vater ignorierte den Hund und funkelte Jack böse an. „Lass meinen Sohn und meine Frau in Ruhe!“, raunte er Jack finster an. Unbeeindruckt davon zog Jack die Augenbrauen rauf. „Er darf doch sprechen mit wem er will. Ebenso wie deine Frau. Aber wenn es dich beruhigt, dann kann ich es auch dir sagen“, meinte Jack und meine Augen wanderten erschrocken zu ihm. „Ich hab das Loch im Zaun gefunden. Ich nehme an ein Waschbär hat sich mal unter dem Zaun durchgegraben. Ich hab es zugeschüttet.“ Dad nickte zufrieden und meinte fast schon bösartig: „Will ich doch hoffen. Den Flohzirkus will ich nicht auf meinen Grundstück haben!“ Erneut blickte er hinunter zu Didi, welcher gleich wieder zu knurren begann. Ich blickte Jack kurz erleichtert ins Gesicht. Ich stand mit den Rücken zu meinen Eltern so konnten sie meinen entsetzten Blick nicht sehen, hatte ich doch Sorge, Jack erzählte von dem bevorstehenden Wochenende. Ich lächelte Jack entschuldigend an. Minimal, kaum wahrnehmbar hoben sich seine Mundwinkel ein Stück bevor er nach seinem Hund rief und nach Hause ging.
Auch ich wandte mich um und ging zu meinen Eltern. Eigentlich wäre ich lieber mit Jack gegangen. Schweigend betrat ich das Haus und schaute weder meiner Mutter noch meinem Vater in die Augen. Ich wollte gerade die Treppe hinauf gehen, als sich die Hand meines Vaters schmerzvoll um meinen Oberarm schloss. Ich kniff kurz die Augen zusammen und sah ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Sorge ins Gesicht. „Ich will nicht, dass du mit dem redest. Das ist ein Irrer“, meinte Vater mit ernster und tödlich ruhiger Stimme. Ich schluckte leicht. Ich nickte minimal und kurz verstärkte mein Vater den Druck um meinen Arm bevor er ihn los ließ.  Als er los ließ schaute ich über den Kopf meines Vaters hinweg und sah Mutters geweiteten Augen. Sie sah uns beide erschrocken an und ich ging zügig  hinauf in mein Zimmer. Warum musste er so sein, dachte ich frustriert. Noch beim Essen war die Stimmung gut und nun wieder sowas…
Ich brauchte wieder eine Ausrede für das Wochenende…

Die restliche Woche zog an mir vorbei. Ich trainierte viel und auch hart mit meiner Mannschaft. Bald stand ein Spiel auf dem Plan und ich wollte es gewinnen! Eric versprach mir für das Wochenende ein Alibi zu geben. So kam es, dass ich nach dem Mittagessen am Samstag das Haus verließ und an Jacks Tür klopfte. Ich war gespannt was er vorhatte. Ich hatte ihn versucht per SMS auszuquetschen, doch er weigerte sich mir irgendwas zu verraten. Er hatte eisern geschwiegen. Jack öffnete mir gleich die Tür und er trug ein olivenfarbenes Oberteil, dessen Ärmel hinaufgekrempelt waren. Schon wieder Olivgrün, dachte ich mir. Dazu eine olivgrüne Hose mit einem militärstreifen Tigermuster. Das T-Shirt war in die Hose gesteckt worden und ein breiter Gürtel hielt die Hose an der Hüfte. Seine Füße steckten in festen schwarzen ledernen Schuhen. „Hi“, begrüßte er mich freundlich. Ich konnte nur zurückstarren. Wollte er jetzt mit mir trainieren? Ja das könnte unvergesslich werden, aber das wollte ich nicht! Er griff gleich nach dem Schlüssel und zog eine Jacke an. Er nahm die Leine des Hundes und steuerte mit mir gleich auf seinen Wagen zu. „Wo geht es denn hin“, wollte ich endlich wissen und klang ziemlich skeptisch. Er sah mir in mein verwirrtes Gesicht als er den Motor startete. Ich schnallte mich an, unsicher ob ich wirklich noch mit ihm weg wollte. „Lass dich überraschen“, meinte er kurz angebunden und fuhr aus der Einfahrt raus. Immer noch war ich unsicher und fragte ihn: „Sicher das ich diese Überraschung haben möchte?“ Er blickte kurz zu mir und fragte: „Wieso? Nur weil ich eine Armyhose trage? Das heißt doch nichts.“ Ich nickte leicht, verlor aber meine Skepsis nicht. Jack schaltete das Radio an und wir fuhren erneut auf den Highway. Ich war gespannt wo es hin ging und spielte ein wenig mit dem Handy herum. „Sag mal“, fing ich an: „...hast du eigentlich auch andere Farben in deinem Kleiderschrank?“ Jack sah kurz an sich runter bevor er nach dem Wieso fragte.  „Alles ist bei dir irgendwie Grün“, sagte ich. Noch einmal sah Jack an sich herunter. „Mhhhh…“ meinte er langgezogen. „ja stimmt irgendwie. Ist so eine Angewohnheit.“ Er lachte kurz auf. So witzig war das gar nicht.
Ich dachte in diesem Moment darüber nach, dass ich unbedingt mal mit ihm einkaufen müsste. Der Kerl brauchte Kleidung, die nicht nach Militärstützpunkt aussah. Ich schoss von Jack ein zwei Bilder beim Fahren und als er es merkte hob er die Hand vor die Linse. Ich lachte und meinte: „Du sagtest doch du magst Fotos!“
„Ja, aber was hast du damit vor“, fragte er direkt und klang dabei ein wenig unfreundlich. Ich stutze über die Aussage. Denn eigentlich hatte ich sie gemacht um des Machens willen. „Ähm…nichts. Nur so…wenn du nicht willst, stell ich die nicht ins Internet oder so“, meinte ich und nahm das Handy runter.  „Natürlich nicht! Die kommen auf keinen Fall ins Internet! ... “, er blickte kurz zu mir rüber und als er meinen entrüsteten Gesichtsausdruck bemerkte, beruhigte er sich. Wir sahen einander einen Augenblick tief in die Augen.
Ein fast sanftes lächeln entglitt ihm als er freundlicher hinzufügte: „Aber wenn du willst, kannst du welche haben…“ Ich erwiderte das Lächeln, machte jedoch erstmal keine weiteren Bilder. Wurde er irgendwie verfolgt, schoss es mir durch den Kopf. Ich blickte hinaus auf die Straße und erkannte, dass wir uns immer weiter von unserem Zuhause entfernten. Und bei der nächsten Abzweigung verlor ich die Orientierung. Ich war unsicher wohin es ging. Nie zuvor war ich in dieser Gegend. In der Ferne konnte ich eine Art Häuschen ausmachen, welches neben einer Schranke stand. Als wir vor einer Schranke standen kam ein schwer bewaffneter Mann in Uniform auf unser Auto zu. Er hielt ein Maschinengewehr in den Händen. Jack öffnete das Seitenfenster und schaute entspannt zu dem Soldaten. Der Mann kam zu uns hinüber und blickte zuerst mich, dann Jack ernst ins Gesicht.  
„Was wollen die Herren hier“, fragte er mit lauter und sehr strenger Stimme. Ohne sich von dem gehabe des Wachmannes beeindrucken zu lassen griff Jack in seine Jacke und holte eine kleine unscheinbare Plastikkarte hervor. Sie ähnelte einer Kreditkarte. Der Wachmann schaute hinauf und ich konnte sehen wie sich seine Augen vor erstaunen weiteten. Sein Blick glitt über Jacks gezeichnetes Gesicht und augenblicklich später salutierte er vor Jack.  
„Der gehört zu mir“, sagte Jack und deutete auf mich und der Wachmann nickte nur zügig. „Ich mach die Schranke sofort auf Sir“, sagte er und beeilte sich zu seinem Häuschen zu kommen. Ich blickte ihm verwirrt nach und starrte auf die Karte, die Jack wieder in seiner Jacke verschwinden ließ. Der Wachmann wollte nicht mal meinen Ausweis sehen. Erneut salutierte er vor uns. Ich fand es komisch und mein Blick glitt zu Jack, dem das Verhalten wohl weit weniger komisch vorkam als mir.
„Sind wir auf einem geheimen Militärstützpunkt“, fragte ich Jack als das Haus des Wachmannes hinter uns verschwand.
„Nicht auf einem geheimen“, erwiderte Jack und blickte zu mir rüber. Ich starrte zu Jack und nickte leicht. Was wollte er hier? Ich sah mich um, doch immer noch war nichts Interessantes zu sehen. Nur felsige Landschaften und die Straße auf der wir fuhren. Doch langsam aber sicher konnte ich in der Ferne einige Gebäude ausmachen, auf die wir uns zubewegten. Je näher wir den Gebäuden kamen, desto mehr Details konnte man erkennen. Ich sah einen Jet starten und auch einige Helikopter standen herum. Als wir auf einem Parkplatz fuhren sah ich, dass sie alle ähnliche Kleidung trugen wie Jack. Hier würde ich mit meiner zivilen Kleidung ziemlich auffallen dachte ich und als das Auto stand, stieg ich aus.  
Ich wartete bis Jack neben mir getreten war und sah skeptisch in sein Gesicht. „Du verrätst mir immer noch nicht was wir hier machen, oder“, fragte ich verwirrt und schaute gerade dabei zu wie einige Leute einen Jet aus einer Halle zogen. Jack grinste mich kurz an. Er leinte Didi an und während er ihn absetzte meinte er: „Nein. Lass dich einfach überraschen.“ Wir gingen los und einige der Soldaten, an denen wir vorbeikamen, grüßten uns. Andere salutierten, aber keiner schien nachzufragen was ich hier machte. Sie behandelten mich keineswegs wie Luft, aber entweder interessierte es sie nicht, oder Jacks Anwesenheit reichte aus, damit keiner fragte. Ich hörte einige „Snake“, murmeln. Doch ich verstand nicht weswegen sie es taten, bis auf einmal ein großer Mann auf uns zu trat. Er war hochgewachsen. Größer als Jack und ich. Seine Haare waren rasiert ebenso wie sein Bart. Er trug wie Jack eine Hose mit Armee Tarnmuster. Anders als Jack war auch sein Oberteil passend dazu gewählt. Er grinste uns beide an und rief mit lauter und kräftiger Stimme: „Snake, hier drüben! Da bist du ja, hab gedacht du kommst nicht mehr.“ Er ging auf Jack zu und die beiden Männer reichten einander die Hände. „Hi, haben länger gebraucht“, meinte Jack und klang professionell. Wieder fiel auf, wie viel ruhiger er sprach als die anderen Soldaten.
Der Fremde blickte von Jack zu mir und grinste mich mit einem breiten Grinsen an. Sein Blick glitt an meinem Körper entlang und scannte mich. Jedoch nicht, als ob er mich attraktiv fand, eher als schaue er ob ich was drauf habe.
„Das ist der Kleine, Snake?“ Ich blickte verwirrt zu Jack, wieso nannten die ihn so und was hatte er ihm gesagt? „Ja, das ist Jazz. Jazz das ist White Shark“, stellte Jack mir den Fremden vor. Ich blinzelte einige Male. White Shark? Das war doch kein Name. Genauso wie Snake doch kein Name war. Trotzdem schlug ich ein und schüttelte dem Mann, der sich White Shark nannte, die Hand.
„Wollen wir mal schauen wie tauglich du bist“, meint er und grinste mich an. Ich quittierte diese Aussage mit einem entsetzten Blick zu Jack, der kurz grinste, als er meinen Ausdruck sah. Dem Soldaten vor mir entging der Blick, denn er drehte sich zu Jack um und nickte ihm zu. Er ging und Jack folgte ihm.
Erst nach einigen Augenblicken merkte ich, dass ich folgen sollte. Schnell schloss ich zu Jack auf und murmelte ihm leise zu: „Snake?“ Jack blickte zu mir und erklärte leise: „Ein Codename. Anonymität ist unsere Lebensversicherung.“ Ich nickte kurz verstehend, doch dann richtete sich mein Blick auf den Jet der gerade noch aus dem Hangar gezogen wurde. Wir steuerten direkt darauf zu und es klickte.
„Ach du scheiße! Ich werde Jet fliegen! Ich flieg Jet! Wie geil ist das denn“, schrie ich vor Ektase und konnte nicht an mich halten. Aufgeregt begann ich ein- zweimal auf und abzuspringen. Jack und der andere Soldat drehten sich zu mir um und beide lachten, als sie sahen, wie sehr ich mich freute. Ich strahlte Jack begeistert an und meine Augen leuchteten. „Oh wie geil! Ich flieg Jet!“
Jack nickte, grinste breit und musste lachen als er mich so freudestrahlend sah. „Ja, tust du“, meinte er fröhlich. Selten hatte ich sein Gesicht so gelöst gesehen wie gerade.
Auch White Shark lachte und reichte mir einen Helm und eine Tüte. Er grinste breit und meinte: „Wenn du kotzen musst.“ Ich blickte die Tüte an und nahm sie entgegen. Zu den beiden erfahrenen Soldaten schauend fragte ich: „Habt ihr euch übergeben müssen?“ Beide nickten mir zu und Jack erklärte besonnen: „Dein Körper war diesen Kräften noch nie ausgesetzt. Da passiert das sehr schnell, dass ist nicht schlimm.“ Ich lachte immer noch und konnte  nur den Kopf schütteln. Ich nahm mein Handy aus der Tasche, zog Jack zu mir und machte ein Selfie mit ihm. Tatsächlich grinste er sogar leicht in die Kamera. Dann nahm er mir das Handy aus der Hand und entfernte sich etwas. Er schoss ein zwei Bilder, eher er mit Didi weiter weg ging. White Shark begann mir zu erklären was ich zu tun hatte.  
Eigentlich war das recht simpel. Sitzen, bloß nichts anfassen, wenn ich mich übergeben musste, dann genau die Tüte treffen und auf keinen Fall den Schleudersitz betätigen außer ich bekam das Kommando dazu. Ich grinste breit und setzte mich in den Jet. Das Atemgerät war komisch, doch notwendig. Ich musste einige Atemübungen machen bis der Soldat, der mich eingewiesen hatte, zufrieden war.
Über Funk vernahm ich die Stimme des Soldaten, die mich belustigt fragte: „Und? Bereit Kleiner.“ Wieso nennen mich eigentlich alle Kleiner? Ich verdrehte die Augen und sagte nur: „Klar!“ Der Jet rollte auf die Startbahn und mein Puls fing aufgeregt an zu schlagen. Ich hatte mit vielem gerechnet, was sich Jack hätte einfallen lassen können, doch Jetfliegen war nicht dabei!
Und dann ging es auch schon los. Ich wurde in den Sitzt gedrückt und mit einer Schnelligkeit, die für mich unbeschreiblich war, schossen wir über die Landebahn. Der Pilot zog den Jet hinauf und ich sah den Erdboden an uns vorbeizischen. Jetzt verstand ich auch das Atemgerät. Ohne dieses wäre vernünftiges Atmen bei dem Druck fast unmöglich gewesen. Bis jetzt hielt mein Magen stand, auch wenn er sich ziemlich flau anfühlte.
Ich sah die Wolken an uns vorbeiziehen. Wirklich erkennen was unter uns war, war nicht mehr möglich. Wir stiegen höher und durchstießen die Wolkendecke. Die Sonne war in unseren Rücken und die Wolken bildeten groteske Formen. Ich genoss den Anblick und spürte die Kraft der Geschwindigkeit auf meinen Körper.
„Schon gekotzt“, hörte ich die Stimme des Piloten in meinem Ohr. Ich schüttelte den Kopf und lachte während das Adrenalin durch meinen Körper schoss. Nachdem ich meinen Kopf schüttelte fiel mir auf, dass der Pilot mich ja gar nicht sehen konnte, denn die beiden Sitze waren in zwei getrennten Kammern. Er saß hinter mir und war ein paar Zentimeter erhöht. Durch die Trennwand zwischen uns konnte er mich jedoch trotzdem nicht sehen. Mein Puls raste und schien mit dem Jet mithalten zu wollen.
Ich hörte den Piloten lachen als er meinte: „Dann sollten wir das ändern!“ Mit diesen Worten zog er den Jet zur Seite und ließ ihn Schrauben fliegen. Mein Magen konnte gerade noch standhalten. Doch ich merkte, wie mir immer übler wurde. „Du bist ein harter Brocken Jazz“, hörte ich die Stimme in meinem Ohr. Man konnte schon an seiner Stimme erahnen, dass er mehr wie breit grinste.
„Jemals so schnell gewesen, Jazz“, fragte White Shark nach einigen Augenblicken des Schweigens. Ich wusste nicht ob ich antworten konnte. Nachdem ich mich einige Sekunden gesammelt hatte brachte ich ein schnelles „nein“ heraus. Er lachte freudig auf und man merkte, dass es ihm riesigen Spaß machte dieses Flugzeug zu fliegen.
„Lass uns schneller fliegen wie der Schall“, vernahm ich nach einigen Moment seine Stimme in meinem Ohr. Erneut wurde ich in den Sitz gedrückt und die Welt fegte an mir vorbei!  Ich hörte einen Lauten knall, kurz darauf folgte ein zweiter!
„Jetzt fliegen wir mit Schallgeschwindigkeit“, vernahm ich die Stimme des Piloten. Meine Sicht verschwamm und ich musste mich auf das Atmen konzentrieren. So wie man es mir gezeigt hatte. Fast wäre mir schwarz vor Augen geworden. Doch ich konzentrierte mich auf das Ein- und Ausatmen und die Welt nahm wieder klarere Formen an. Plötzlich zog der Pilot das Flugzeug in die Höhe. Immer weiter nach oben und auf einmal war der Boden über meinem Kopf. Ein Looping. Mein Magen rebellierte. Das war zu viel. Schnell nahm ich die Tüte in die Hand und musste mich übergeben. Mein Magen beruhigte sich erst als die Welt wieder richtig herum war. Immer noch war mein Körper durchflutet von Adrenalin. Ja, dieser Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben, schoss es mir durch den Kopf.
Nach einigen Manövern sah ich unter uns die Militärbasis und White Shark setzte zur Landung an. Ein wenig erleichtert war ich, als wir endlich wieder Boden unter den Füßen hatten. Mein gesamter Körper bebte wie Espenlaub.  Etwas, was mir in der Luft nicht aufgefallen war. Als wir endlich zum Stillstand kamen sah ich Jack auf den Jet zukommen. Er hatte Didi nicht mehr bei sich, vermutlich hatte gerade ein anderer Soldat den Welpen. Das Verdeck wurde geöffnet. Und mit wackeligen Beinen verließ ich den Jet. Jack grinste mich breit an und ich grinste leicht zurück. „Du bist echt blass“, meinte er und hielt mir tatsächlich eine Flasche Wasser, eine Zahnbürste und Zahnpasta hin. Er blickte mich fragend an. Ich nickte nur und nahm es ihm dankbar ab. Er grinste breit und während ich mir die Zähne putzte schaute Jack zu seinem Kameraden.
„Dein neuer Rekrut hat schon was drauf. Hat erst beim Looping gekotzt“, meinte er zu Jack gewandt und blickte mich an. Jack lachte, kam auf mich zu und schlug mir auf die Schulter, denn meine Augen weiteten sich als ich „sein Rekrut“ hörte. Er blickte mir kurz eingehend in die Augen, so dass ich verstand, dass ich besser Schweigen sollte. Fast hätten meine Beine nachgeben. „Ja… der hält mehr aus wie ich damals. Ich konnte mich nach meinem ersten Flug nicht mehr auf den Beinen halten.“ Ich grinste Jack leicht an und war tatsächlich stolz darauf, als er mir das sagte. Er legte mir die Hand auf die Schulter und zusammen mit White Shark verließen wir die Startbahn. Ich sah einen Helikopter landen und sah hinüber zu Jack. „Das nächste Mal dann Heli fliegen?“ Jack sah abwechselnd zu mir, dann zum Helikopter und wieder lachte er freundlich auf. Er legte kurz den Arm um mich und zog mich zu sich ran während er meinte: „Okay. Versprochen Kleiner.“  

Der Höhepunkt eines unvergesslichen Tages

Wir folgten White Shark in eine große Halle und der Geruch nach Essen lag in der Luft. Wir betraten einen großen Raum. Es war eine Kantine. Am anderen Ende stand ein Tresen, an dem Essen ausgeteilt wurde. Eine Salatbar war zu erkennen, sowie große Getränkeautomaten. Einige Soldaten saßen an langen Tischen und aßen und tranken. Viel los war nicht. Bei einem Blick auf die Uhr zeigte sich auch, dass es fünf Uhr am Nachmittag war.
Wir setzten uns ans Ende eines Tisches an dem keiner saß. Ich vermutete, dass die Beiden etwas ungestört miteinander sprechen wollten. Ob es Jack überhaupt recht war, wenn ich dabei bin? Vielleicht dürfte ich einiges nicht mitbekommen? Als White Shark uns anblickte fragte er kurz: „Alle einen Kaffee?“ Ich stutze, wollte ich jetzt wirklich sagen, dass ich lieber Kakao trank? Doch bevor er sich auf den Weg machte, sagte Jack schon: „Nur zwei Kaffee. Für Jazz eine Cola oder Kakao.“ Der Soldat starrte mich kurz verwirrt an und ging dann mit einem okay die Getränke holen, vermutlich fand er es auch niedlich, dass ich keinen Kaffee trank. Ich schaute ihm mulmig nach. Ich wollte nicht, dass man mich für niedlich hielt.
„Vielleicht sollte ich anfangen Kaffee zu trinken“, meinte ich stirnrunzelnd. Jack schaute kurz in mein Gesicht und schmunzelte leicht. „Ja vielleicht, aber ist schon irgendwie süß, dass du keinen trinkst, Kleiner.“ Ich grinste ihn schräg an und meinte ernüchtert: „Ja, das ist genau das, was ich will. Süß wirken. Und nenn mich nicht immer Kleiner du alter Sack!“ Jack lachte kurz auf und blickte sich in der Halle um. Ich folgte seinem Blick. Er betrachtete andere Soldaten, die sich unterhielten und lachend über etwas diskutierten. Ob er sich gerne zu ihnen gesetzt hätte? Doch dann erinnerte ich mich daran, was sein Kamerad gesagt hatte und ich suchte Jacks Blick.
„Wieso sagst du denen ich bin dein Rekrut“, fragte ich leise zu ihm. Jacks Blick wanderte zur mir. Er erklärte leise: „Nur so konnte ich dich in den Jet kriegen. Zivilisten sollen sich hier nicht aufhalten. Lass mich einfach reden. Mach dir keine Sorgen.“ Er schaute mir eingängig in die Augen und ich nickte leicht. Ich vertraute ihm, also musste ich aufpassen, wie ich mich gab und was ich sagte, beschloss ich. Ich musste jetzt etwas werden wie Jack. Verschlossener, vielleicht auch einsilbiger, denn ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass er Ärger bekam. Wie viel Ärger würde Jack für so etwas wohl bekommen? Alle schienen Respekt zu haben. Weswegen eigentlich? Was hatte dieser Soldat getan? Ich schielte auf seine Jackentasche in der ich die „Kreditkarte“ vermutete, die er dem Wachmann gezeigt hatte. Was da wohl für Geheimnisse drauf standen?
Ich hatte Jack auch nie gefragt, welchen Rang er bei der Armee hatte, bemerkte ich. Doch ich kam nicht dazu ihn zu fragen, denn White Shark kam wieder. Er reichte mir eine Flasche Cola während er und Jack einen Kaffee tranken.
Die beiden Soldaten saßen sich gegenüber und blickten einander ernst ins Gesicht. Einen kurzen Moment schwiegen beide. Dann begann White Shark zu sprechen: „Also Snake…wenn du nicht bald wieder regelmäßig auftauchst sollst du unehrenhaft aus der Armee entlassen werden. Hab ich gehört.“ Er musterte Jacks Gesicht eingehend, als erwartete er Entsetzen oder gar Betroffenheit. Doch nichts dergleichen spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Wieder war die Maske der Emotionslosigkeit auf seinem Gesicht eingemeißelt. Er nahm den Becher und trank einen Schluck, eher er auf das Gesagte wirklich einging.
„Sollen sie doch. Ich komm nicht wieder“, er klang unbeeindruckt, fast schon gleichgültig. Ich schaute zu Jack, wollte auch unbeeindruckt aussehen, doch war ich eigentlich überrascht. Unehrenhaft entlassen zu werden ist doch eine große Schande für jeden Soldaten. Was war geschehen, dass Jack es so gleichgültig hinnahm? Da ich mir nicht sicher war, wie ich wirkte, trank ich lieber einen weiteren Schluck Cola. Dennoch fragte ich mich, ob und weswegen es ihn so wenig belastete aus der Armee rausgeworfen zu werden. Konnte man Jemanden mit einer Medal of Honor einfach so raus werfen?
Würde man ihm diese Medaille dann aberkennen?
„Und was willst du machen Snake? Dich zur Ruhe setzten?“
Jack schien nachzudenken und sein Blickte streifte kurz den Meinen. Wollte er, dass ich weg höre? Das ich sagte, ich verschwinde auf die Toilette oder so? Oder war es nur die Anweisung weiterhin ruhig zu bleiben? „Ich werde mir was eigenes aufbauen“, meinte er grummelnd und schien nachzudenken.  White Shark sah ihn skeptisch an und sein Blick wanderte zu mir. Ich versuchte wie Jack unbeeindruckt zu schauen, als ob ich diese Neuigkeiten bereits kannte und mich nicht verblüfften. „Und warum dann ein neuer Rekrut?“
„Lass das meine Sorge sein“, sagte Jack und klang äußert professionell.
„Was meinst du mit 'was eigenem aufbauen'“, fragte er nach einem Augenblick der Stille.
„Söldner“, erklärte Jack und klang dabei fast monoton, „Ich will entscheiden können wofür ich ins Gras beiße.“ Sein Kamerad nickte verstehend und rührte in seinem Kaffee herum. Dann sah er zu Jack, ließ Daumen und Zeigefinger übereinander reiben und blickte ihn fragend an. Ich verstand die nonverbale Frage nach dem Geld ebenso wie Jack.
Er grinste kurz und für mich sah es fast schon bösartig aus. „Alles geregelt“, meinte er nur einsilbig. Was das alles zu bedeuten hatte, verstand ich nicht und ich war mir sicher, dass Jack es mir nicht erklären würde. Zudem hatte ich gerade den Mund zu halten. Ich ließ meine Finger über die Öffnung der Cola-Flasche gleiten und betrachtete die Beiden weiterhin. Erneut wurde nicht nachgefragt, doch sah ich durchaus, dass der andere Soldat hellhörig zu ihm sah. Die Neugierde war in seinen Augen abzulesen.
Jack blickte kurz darauf zu mir rüber und sprach: „Wir müssen heute noch was machen. Wir bleiben nicht mehr lange. Ich sammle gleich nur noch meinen Hund ein und dann sind wir weg.“ Der Soldat nickte und sah zu mir rüber: „Wie ist es so sein Rekrut zu sein, Jazz?“ Ich bekam große Augen als ich schnell Blickkontakt zu Jack suchte. Er betrachtete mich eingehend und ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Züge.
„Hm...“, begann ich nachdenklich. Wie wäre Jack wohl als Ausbilder? Ich fand schnell eine Antwort darauf: „Streng, aber auch ziemlich fair. Er fordert viel.“ White Shark nickte Jack zu, ehe unverhohlen meinte: „Ich würde mich lieber erschießen lassen, als mich von dir ausbilden zu lassen.“ Jack lachte und auch ich musste grinsen. Ja, Jack als Ausbilder war sicher eine harte Nuss.

Wenig später gingen wir aus der Kantine. Draußen verabschiedete sich White Shark von uns und gab jedem einem festen Händedruck.
„Wo hast du Didi gelassen“, fragte ich und sah mich nach dem Welpen um. Jack ging voraus, während er antwortete: „Bei einem Kameraden. Didi wollte spielen und er hatte Zeit.“ Wir kamen an dem Hangar vorbei, in dem der Jet wieder stand, in dem ich geflogen war. Daneben konnte ich mehrere Soldaten mit Didi ausmachen. Der kleine Welpe tobte zwischen den drei Männern herum, die tatsächlich ziemlich glücklich wirkten, dass der kleine Hund da war. Als Jack näher kam, salutierten sie vor ihm. Auch Jack salutierte kurz und ich verstand endlich, dass es eine reine Begrüßung war. Also hob ich ebenfalls meine Hand und salutierte ebenfalls, um nicht aufzufallen, was ich mit meiner zivilen Kleidung ohnehin schon tat.
„Wir verschwinden jetzt“, meinte Jack ruhig und Didi sprang freudig kläffend an seinem Bein hinauf. Die Soldaten nickten und ein etwas kleinerer aber kräftiger Mann überreichte Jack die Leine. Noch einmal salutierte er vor den Männern und wir verschwanden in Richtung  des Parkplatzes.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du Didi einfach abgibst“, stellte ich leise fest und betrachtete den Welpen, der glücklich neben uns herging. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jack für dieses Tier fast alles machen würde. Jack blickte zu Didi, dann wandte sein Blick sich zu mir bevor er leise sprach: „Die Soldaten kamen von einem Einsatz. Die meisten werden bei Tieren wieder ruhiger und können das Erlebte besser verarbeiten.“ Ich blickte hinab zu Didi und stellte mir die Frage, ob dies der Grund war, weswegen Jack den kleinen Welpen bei sich hatte. Beruhigte er ihn? Lenkte der Hund ihn von dem ab, was er gesehen hatte? Irgendwie konnte ich mir sowas bei Jack gut vorstellen.
„Hab gehört viele Soldaten leiden unter Posttraumatischen-Belastungsstörungen“, begann ich leise und setzte mich in Jacks Wagen. Er verfrachtete den Hund auf den Rücksitz und setzte sich neben mich auf den Fahrersitz.
„Berufsrisiko“, meinte er kurz angebunden. Seine Brauen zogen sich kurz zusammen, dann blickte er jedoch zu mir herüber und lächelte mich fast schon freundlich an. „Hab ich mein Versprechen halten können“, fragte er mich auf einmal. Ich blinzelte einige Male und lachte dann leise, als ich an den Flug dachte. „Und wie!“, war mein einziger Kommentar und ich strahlte über beide Wangen. Dass er wieder von einem Thema ablenkte, bemerkte ich nicht. Ich plapperte begeistert von dem Flug, welche Manöver ich toll fand. Wie ich mich fühlte und das dies das Spannendste war, was ich bis jetzt in meinem Leben erlebt hatte. Jack hörte mir zu und grinste. Er ließ mich reden, ohne sich großartig in das Gespräch einzuklinken. Wir fuhren eine Weile und wir lauschten der Musik im Radio. „Ich dachte mir“, begann er, nachdem wir das Wärterhäuschen längst hinter uns gelassen hatten, „dass wir essen gehen könnten. Ich lad dich ein.“ Ich nickte leicht und freute mich darüber. „Aber nicht feines“, meinte ich und sah an uns beiden herunter, „wir sind beide dafür nicht angezogen.“
„Ich möchte gern eine Lasagne essen“, meinte Jack und sah zu mir rüber. Ich blickte ihn kurz fragend an und er erklärte: „Mein Lieblingsessen.“
Ich grinste leicht und meinte frech: „Irgendwie dachte ich, dass wäre Steak und das müsste blutig sein.“ Jack schmunzelte und schüttelte den Kopf.  
„Ist dieser White Shark ein Freund von dir“, fragte ich und lehnte mich entspannt im Sitz zurück. Jack runzelte die Stirn und schien nachzudenken. „Hm…wir sind Kameraden, verstehen uns gut, aber Freunde…nein nicht wirklich. Er schuldete mir nur noch einen Gefallen und ich weiß, dass er ein fähiger Pilot ist“, meinte er und schaute kurz zu mir rüber. Verstehend nickte ich ihm zu und fragte: „Hast du wenig Freunde?“
„Es sind schon ein paar“, meinte er nachdenklich und nuschelte vor sich hin, „Die meisten sind nur gerade nicht erreichbar.“ Ich runzelte die Stirn, verstand die Aussage nicht. Ich hoffte er meinte mit 'nicht erreichbar' nicht, dass sie tot sind. „Die Freunde von denen wir reden Jack… ähm, das ist nicht böse gemeint, aber die Leben noch, oder? Oder weswegen sind die nicht erreichbar“, fragte ich skeptisch klingend. Jack sah tatsächlich belustigt zu mir herüber und schüttelte den Kopf. Ich war erleichtert, dass ich mit dieser Frage keine Wunden aufriss. Ich erwiderte sein Grinsen und strich mir durch die Haare: „Laut meinen letzten Informationen sind sie noch am Leben“, erklärte Jack mit gut gelaunter Stimme.
„Das ist gut!“, meinte ich schmunzelnd und betrachtete sein entspanntes Gesicht. Ich lachte auf und wir fuhren den Highway wieder hinauf.
„Willst du… wirklich Söldner werden“, fragte ich ihn und betrachtete sein zerfurchtes Gesicht. Er blickte zu mir herüber und nickte ernst.
„Aber warum?“ Er hatte doch schon so viel erlebt, es reichte wohl für mehr wie ein Leben.
Er überlegte, betrachtete mein Gesicht, eher er nuschelnd antwortete: „Ich bin mit Krieg aufgewachsen. Ich kann nichts anderes.“
Ich schüttelte energisch den Kopf. Diese Aussage war dumm! „Natürlich kannst du mehr als nur Krieg! Schau dir deinen Hund an, der hört ja jetzt schon auf dich. Du wärst sicher ein toller Tiertrainer“, schlug ich ehrlich vor
Jack blickte in den Rückspiegel zu seinem Hund und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Nein… Ich bin für den Krieg gemacht“, meinte er resigniert. Er sah mir dabei nicht in die Augen. Ich wollte ansetzen um noch was zu sagen, doch ich ließ es. Er würde sich von mir nicht da reinreden lassen. Wieso sollte er auch? Wollte ich, dass er wieder in ein Kampfgebiet zieht? Nein, war meine ehrliche Meinung dazu.

Wenig später hielten wir an einem großen Rasthof auf dem Highway an. Er war recht voll, viele Familien mit Kindern waren hier und aßen, tranken und spielten. An den Wänden hingen viele Fernseher. Einige zeigten Sport, andere Nachrichten und in der Spielecke der Kinder zeigte ein Fernseher gerade einen Cartoon.
Wir gingen nach vorne und Jack bestellte sich gleich seine Lasagne. Er schien sich wirklich darauf zu freuen und ich schmunzelte belustigt, als ich dies feststellte. Ich bestellte mir einen Hähnchen Wrap, auch wenn ich Pizza liebte, ich konnte mich ja nur nicht davon ernähren. Jenny würde mir dann auch die Hölle heiß machen. „Bleib ich eigentlich über Nacht bei dir“, fragte ich Jack und schmunzelte leicht. Er schaute hinauf in mein Gesicht und ein süffisantes Grinsen schlich auf sein Gesicht. Ich erkannte es, so hatte er mich bei unserem ersten Sex schon einige Male angesehen...
„Natürlich…du wolltest einen unvergesslichen Tag…nicht nur einen Moment. Wir machen dir den Tag auch unvergesslich“, meinte er und ein anzügliches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er ließ seinen Blick an meinem Körper entlang gleiten.
Ich kaute auf dem Wrap herum und merkte, wie ich errötete. Ich wollte nicht schüchtern sein, also atmete ich kurz durch, ehe ich frech meinte: „Dann musst du dich ziemlich anstrengen, damit das unvergesslich bleibt.“ Jack lachte und schüttelte amüsiert den Kopf. Es schien ihn zu freuen, dass ich bei ihm aufblühte. „Das kriege ich hin, Kleiner.“ Er betonte, das letzte Wort und ich funkelte ihn böse an. Jack lachte leise und aß sein Essen weiter.
Nervös rutschte ich etwas auf dem Stuhl herum. Die Vorstellung später mit ihm zu schlafen, erregte mich ziemlich. Unglaublich, dass er so eine Wirkung auf mich hatte…
Als wir uns endlich auf den Weg nach Hause  machten, konnte ich die Aufregung kaum noch verbergen. Ob Jack meine schnelle Atmung bemerkte, wusste ich nicht. Ich hatte häufiger das Gefühl, dass ihm kaum etwas entging. Es war bereits Abend, als wir Zuhause ankamen. Jack und ich gingen zügig in sein Haus. Didi freute sich lautstark, als Jack ihn fütterte. Er schmatzte laut. Wenig später kuschelte er sich in ein riesiges Körbchen, das an der Wand stand.
Ich beobachtete die Situation und schmunzelte amüsiert. Jack ging zu mir rüber und blieb hinter mir an der Couch stehen. Er beugte sich zu mir herunter und als er sprach schwang in seiner Stimme ein lüsterner Unterton mit: „Ab ins Schlafzimmer mit dir…“ Mein Puls beschleunigte sich und ich drehte mich zu ihm. „Hast du es so nötig, oder wie?“ Ich antwortete ihm frech doch Jack sah mich an, wie ein Raubtier seine Beute. „Du hast es gleich nötig, Kleiner. Schon die ganze Fahrt hier her.“ Ich grinste leicht errötend. Wieso merkte er alles? Ja, ich war aufgeregt, aber ich mochte dieses Spiel hier ebenso wie Jack. Ich runzelte die Stirn, tat so, als ob ich überlegte und meinte schließlich: „Ich komme mit, wenn du mir einen bläst.“ Jacks Augen verengten sich und lüstern blickte er hinab, bevor er mit kehliger Stimme meinte: „Oh, willst du das? Hat es dir so sehr gefallen?“
Ohne nachzudenken quasselte ich frech drauf los: „Für irgendwas müssen die ja da sein“, meinte ich und während ich langsam aufstand tippte ich gegen seine Lippen. Jack blickte mich überrascht an. Er schien nicht mit dieser kecken Reaktion gerechnet zu haben, doch mir kam es vor, als ob es ihm gefiel. Ich sah den Schalk hinter seinem Auge, als er mich grob zu sich zog. Ich ließ es zu und grinste ihn breit an. „Oh pass auf Kleiner, dass das nicht alles nach hinten los geht…“
Jack schob mich mit sanfter Gewalt in sein Schlafzimmer und leise lachend schubste er mich aufs Bett. Ich blickte zu ihm auf, zog mir das Shirt aus und ließ es achtlos neben dem Bett fallen. Auffordernd blickte ich Jack ins Gesicht und fragte herausfordernd: „Also…willst du?“ Jack quittierte meine Art mit einem breiten Grinsen, als genoss er es, dass ich aus mir herauskam. Und das tat ich. Es kostete mich mit jedem kleinen Erfolg weniger Überwindung. Als er mich leidenschaftlich küsste fühlte ich mich selbstsicher. Jacks raue Hände strichen über meinen Oberkörper und ich merkte die Rache für meine freche Art. Denn statt darüber zu streicheln kratzte er mich, was mich in den Kuss stöhnen ließ. Er ließ sich viel weniger Zeit als beim ersten Mal. Jacks Kopf rutschte runter und biss mir in den Bauch, weswegen ich mich laut stöhnend aufbäumte. Ebenso selbstsicher wie ich mich fühlte, öffnete mir Jack meine Hose und zog sie mir samt der Unterwäsche aus. Einen kurzen Moment lang blickte ich unsicher zu ihm hinab, doch als sich unsere Blicke trafen, verschwand die Unsicherheit augenblicklich wieder.
Feste, so wie ich es mochte, griff Jack meinen Schaft und rieb an ihm. „Steht ja noch gar nichts…“ Ich leckte mir über die Lippen und drückte mich keuchend seiner Hand entgegen. Ich wollte nicht wieder so passiv sein wie zuletzt. Ich lachte dreckig auf, als Jack mir in die Augen blickte. Ich griff nach seinen breiten Oberarmen und zog ihn zu mir. Er ließ es zu und unsere Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Ich wusste, dass er mich gewinnen ließ. Wenn er gewollt hätte, hätte ich ihn keinen Millimeter bewegen können.
Ich drückte ihn ins Bett und biss ihm in den Hals, als ich mich über ihn beugte. Ich presste meine Hüfte an seine. Dabei legte Jack seine Hände auf mein Gesäß und kneteten es. Immer wieder drückte er meine Hüfte dabei an sich. Ich wurde härter und spürte, dass Jack es ebenso erging. Ich zog ihm sein Oberteil schnell und hektisch aus und hörte das knacken aufreißender Nähte.
Hatte ich es denn wirklich so nötig?
Achtlos landete sein Shirt neben dem Bett. Dass Didi ins Schlafzimmer getrottet war und gerade an den Sachen schnüffelte, sah ich nur aus dem Augenwinkel. Ich keuchte auf, als ich mich ein letztes Mal aufreizend an seiner Mitte gerieben hatte und wanderte mit dem Kopf hinunter. Ich küsste und biss in seine Brust, wanderte hinunter bis zu seinem Nabel. Jacks große Hände legten sich auf meinem Schopf und er stöhnte leise auf. Ich war wieder der Grund, dass er sich in der Situation verlor und mit sicheren Händen öffnete ich seine Hose. Ich zog sie ihm gänzlich hinunter und sah auf seine Mitte. Ja, diesmal traute ich mich richtig hin zu sehen. Wahrscheinlich wurde ich aber immer noch etwas rot.
Sein Glied war noch nicht gänzlich steif und ich legte meine Hände um seinen Phallus, was Jack zufrieden keuchen ließ. Ich fuhr die Länge seines Schaftes nach und merkte, wie er in meiner Hand immer härter wurde. Verzückt betrachtete ich das Spiel meiner Hände. Mal machte ich schnellere Bewegungen und mal glitt meine Hand langsam seine ganze Länge entlang.
Nach einigen Augenblicken hörte ich Jacks lustverzerrte Stimmte: „Sollte ich nicht dir einen blasen, Jazz…“ Ich blickte hinunter zu seinem Glied, was immer noch in meiner Hand lag, während mein Blick langsam zu seinem Gesicht hinauf wanderte. Er hatte sich leicht auf die Unterarme gestützt und betrachtete mich in meinem Tun genau. Wie lange er es schon tat, wusste ich nicht.
„Okay“, raunte ich leise und ließ langsam die Hand von seinem besten Stück, während ich mich gemächlich neben ihn gleiten ließ. Sofort war Jack über mir und ohne sich erst langsam runter zu küssen, nahm er mein Glied gleich in den Mund. Laut stöhnte ich auf, als ich die bekannte Feuchte spürte. Er begann gleich leidenschaftlich mit der Zunge an meinem Schaft zu spielen. Er war viel weniger sanft als beim ersten Mal. Fast schon wild fuhr er mit der Zunge meinen Penis entlang. Seine Hände bearbeiteten währenddessen meine Hoden. So leidenschaftlich machte er weiter und trieb mich schneller als geplant in den Wahnsinn. Ich stöhnte und schrie leicht auf, krallte mich feste in seinem braunen Haar, während ich mich unter ihm wandte. Wieder war ich der passive Teil, denn erneut ließ er mir kaum Spielraum, doch ich wollte ihn!
Ich keuchte und japste, während ich ihm fast entgegen schrie: „Verdammte scheiße Jack, ich will dich!“ Ich sah in sein Gesicht und erkannte, dass er frech grinste. Er ließ von meinem Glied ab und knabberte an meiner Hüfte, während er fast schon beiläufig fragte: „Und wie willst du mich?“ Vermutlich war er weit weniger in Ekstase, wie ich es war. Umso mehr beeindruckte es mich, dass er wieder versuchte es mir Recht zu machen. Ich musste zu Atmen kommen. Als er sich leicht in meine Hüfte krallte, verbesserte sich meine Konzentration zu sprechen nicht. Lustvoll bäumte ich mich auf, ehe ich meinte: „Ich will deinen Hintern!“
Wie ein Raubtier glitt Jack über mich und drückte sein Glied an meinem Unterleib. Ich erzitterte. Sein blaues Auge traf auf meine braunen, während seine großen Hände sich an meine Wangen legten. „Du willst die Führung“, fragte er mich, worauf ich leicht zu nicken begann. Das letzte Mal war ich passiv, dass wollte ich nicht schon wieder und so meinte ich erklärend: „Bis jetzt hattest du die immer. Ich….ich will es auch mal versuchen.“ Das direkte Nachfragen verunsicherte mich doch etwas, doch ich wollte beide Seiten kennen lernen. In seinem Blick war kein Spott auszumachen. Er sah mich einfach begierig an. So wie ich ihn vermutlich auch betrachtete. So kam meine Selbstsicherheit zurück, als ich hinzufügte: „Ich will es versuchen und außerdem, ist mein Ding groß genug für dich!“
Anerkennend nickte Jack und blickte hinab zu meinem erigierten Glied. Während er es betrachtete nickte er leicht und meinte: „Davon gehe ich aus. Da würde ich mir…eher Gedanken über zu groß machen…“ Sein Blick flackerte wieder in meinem Gesicht. Langsam rutschte er von mir runter und nickte leicht. „Okay, alles was du willst…aber nimm besser Gleitgel, wenn du rein willst. Ist für dich einfacher.“
Er kniete sich neben mich und langsam richtete ich mich auf. Das war viel einfacher, als ich gedacht hatte. Ich griff zum Nachttisch und holte die blaue Tube hervor, die er schon beim letzten mal für mich benutzt hatte. Ich konnte es nicht fassen, während ich mich hin kniete. Dieser kräftige Mann, der so viel stärker war als ich, ließ es einfach geschehen. Er kniete tatsächlich auf allen Vieren vor mir. Ich rutschte hinter ihn, zwischen seine Beine und betrachtete sein Gesäß. Mein Blick glitt weiter hoch zu seinem muskulösen Rücken, als ich mich aufrichtete. Ich konnte alles sehen, was mich erröten ließ. Zum Glück konnte Jack es nicht sehen.
„Willst du, dass ich auf den Knien bleibe, Jazz“, fragte mich Jack und blickte nach hinten zu mir. Mein Mund war trocken und ich schluckte, ehe ich begann zu sprechen: „Ja! Bleib genau so.“ So hatte ich es mir schon einmal vorgestellt. Kniend vor mir. Genau diese Stellung machte mich richtig an.
Etwas zögernd griff ich an Jacks Gesäß und streichelte kurz darüber. Dabei stellte ich fest, dass tatsächlich auch dieser Teil seines Körpers trainiert war. Ich beugte mich über ihn und biss ihm in die Schultern, während meine Hände über seinen Bauch strichen und ihn leicht kratzten. Jack schien es zu genießen, dass ich ihn nicht sanft anfasste, sobald ich ihn kratzte drückte sich sein Gesäß an mein erigiertes Glied. Das alles machte mich so an, dass ich mich selbst ein wenig verlor. Ich liebte diese devote Position von ihm. Gleichzeitig erregte es mich unglaublich, dass Jack sich in keinster Art devot verhielt. Ich verteilte das Gel etwas hektisch auf meinen Fingern und drang mit zweien in ihn ein. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Rücken, als ich die Finger in ihm bewegte. Ich biss erneut in seine Schultern und verstärkte den Druck, was diesen starken Mann zucken ließ. Ich sah, wie er sich mit seiner eigenen Hand über sein Glied strich und schob sie weg. Ich wollte der Grund seiner Lust sein! Er sollte sich nicht selbst anfassen! Ich lehnte mit meinem gesamten Gewicht auf ihm, doch er schien es kaum wahrzunehmen. Er drückte sich gegen mich, als er unruhig murmelte: „Komm schon…lass mich jetzt nicht so lange warten…“  
Er konnte es ja gar nicht abwarten.
Ich grinste vor mich hin und stieß weiter mit den Finger in ihn, während ich sprach: „Da will  man sich mal Zeit lassen...aber gut.“ Langsam ließ ich meine Finger aus ihm gleiten und verteilte etwas Gleitgel auf meinem besten Stück. Ich positionierte mich hinter ihm und glitt vorsichtig in seine Enge. Es fühlte sich komisch an. Enger als bei Frauen und nicht feucht, sondern nur warm! Fast wie ich es mir vorgestellt hatte. Es fühlte sich allerdings enger an. Ein berauschendes Gefühl! Ich hörte Jack zufrieden stöhnen und sah, dass er den Kopf gesenkt hatte. Als sei er erleichtert, dass mein Schwanz endlich in ihm steckte. Zufrieden keuchten wir auf als ich gänzlich in ihm war. „Das gefällt dir!“, raunte ich ihm zu und legte einen Arm um seine Hüfte. Ich begann sachte in ihn zu stoßen. Bevor er antworten konnte, stieß ich bereits fester zu und aus seiner Antwort wurde ein Stöhnen. Lust benebelte meinen Verstand und ich ließ sie die Kontrolle übernehmen.
Feste drückte ich mich an ihn und verstärkte meine Stöße. Ich dachte nicht mal daran, dass es vielleicht zu feste sein könnte. Oder dass man erst langsam anfängt. Ich hörte Jack keuchen und er drückte sich meinem Schaft entgegen, der sich weiter in ihm bewegte. Ich hörte ihn einmal sogar kurz aufschreien. Meine Finger bohrten sich in seine Hüfte und weiterhin stieß ich unkontrolliert zu. Scham, Besorgnis oder andere Gefühle, die einen zurückhalten könnten, waren nicht da. Ich verlor mich in der Situation und stieß schneller in ihn, während meine Hände nach vorne glitten und Jacks Glied feste umschlossen. Ich hörte ihn laut, unkontrolliert stöhnen und sah, wie seine Hände sich ins Lacken krallten. „Ja! Mach weiter“, hörte ich ihn sagen und ich spürte, wie er sich an mich drückte.
Ich schaffte es kaum, mich auf sein in meiner Hand befindliches Glied zu konzentrieren. Als ich mich ihm gänzlich entzog, keuchte Jack überrascht auf und blickte fast schon entsetzt zu mir. Ich grinste kurz lüstern und mit einer fließenden Bewegung versenkte ich meinen Schwanz wieder in ihm.
Ich stieß kräftig zu! Dank des Gleitgels funktionierte alles tadellos. Ich hörte wie er meinen Namen keuchte und seine Arme begannen zu zittern. Mit großen Augen blickte ich ihn an. Ich wollte es noch mal hören und glitt noch einmal aus ihm heraus. Ich schaute einen kurzen Augenblick auf seinen Hintern bevor ich wieder mit meiner gesamten Länge in ihn eindrang. An einem Punkt zuckte Jack merklich zusammen und ich ahnte, dass es die Prostata war. Je nachdem, wie ich zustieß schien ich seine Prostata besser oder schlechter zu stimulieren. Nie hätte ich gedacht, dass man bei Sex so viele Möglichkeiten hat. Ich wiederholte es einige Male und Jack stöhnte laut und unkontrolliert auf. Er drückte sich an mich und sein Unterleib verkrampfte sich. „Bleib drin! Ich komm gleich... und ich will alles in mir“, keuchte er. Dieser Satz trieb mir doch wieder die Röte ins Gesicht. Der Kerl konnte wirklich pervers sein, dachte ich einen Moment lang. Doch ich war selbst zu sehr in Ekstase, um davon peinlich berührt zu sein. Ich stieß weiter feste in ihn. Fast gleichzeitig kamen wir zum Höhepunkt. Es fühlte sich so gut an in einem anderen Mann zu kommen. Wieder ein ganz anderes Gefühl, als das letzte Mal mit ihm. Ich verharrte noch ein paar Sekunden in ihm, hatte meine Stirn auf seinen Rücken abgelegt. Dann glitt ich aus ihm raus un ließ mich in die Kissen fallen. Jack ließ sich ebenfalls auf den Bauch fallen. Ich sah, wie ein Teil von meinem Sperma langsam aus ihm hinauslief. Der Anblick war mir irgendwie unangenehm, aber auch geil. Er drehte den Kopf zu mir. Ich wusste nicht ganz, ob ich ihn nun so liegen lassen sollte. Ich setzte einen Finger an seinem Eingang an und entschied mich, es einfach zwischen seinen Beinen zu verreiben. Er schnurrte fast schon zärtlich. So ein perverser Typ, dachte ich mir wieder. Aber wenn er es mochte…
Nach einem kurzen Moment der Still hörte ich ihn leise vor sich hin murmeln: „Für so wenig Erfahrung, war das echt gut…“ Ein selbstsicherer Ausdruck erschien auf meinem Gesicht und ich ließ mich erneut neben ihm in die Kissen fallen. 

Weißt du denn gar nicht wie schön du bist?

 Wir lagen nebeneinander.
Unsere Atmung beruhigte sich und Jack strich mir beruhigend über die Schulter. Obwohl ich gerade die Führung hatte, war ich froh, dass Jack mich in den Arm genommen hatte und ich ihn an meinem Rücken spürte. Seine Finger zeichneten die Konturen meiner Schulter nach und zufrieden seufzte ich auf. Ich genoss das Gefühl hier zu liegen mit Jack. Ich kuschelte mich an seine Brust und ließ meine Finger zwischen seine gleiten.
Jack streichelte meine Brust und meinen Bauch und schien zufrieden. Nachdem ich einige Minuten genossen hatte, drehte ich mich in seinen Armen um und blickte ihm ins Gesicht. Ich lächelte leicht und strich ihm einzelne Strähnen seines braunen Haares von der Stirn. Er sah mir direkt in mein Gesicht, sah nicht weg. In seinem Blick war eine angenehme Wärme auszumachen. Mit den Fingern fuhr ich vorsichtig die Narbe an seiner Schläfe nach. Sanft, fast schon behutsam streichelte ich über seine Wange. Jack schloss die Augen und sein Kopf lehnte sich leicht in meine Hand. Ich hätte nicht gedacht, dass er so positiv darauf regiert.
Ich streichelte ihn weiter und meine Finger fuhren liebevoll die Konturen seiner Lippen nach, welche sich leicht hoben. Ich spürte, wie er sanft meine Fingerspitzen küsste und gemächlich das Auge aufschlug.
Unsere Blicke begegneten sich und mein Herz fing an schneller zu schlagen. Langsam arbeitete ich mich vor zu seinen Hals und blickte Jack friedlich lächelnd an. Langsam schloss ich meine Augen, beugte mich zu ihm und legte sanft meine Lippen auf die seinen. Jack erwiderte den Kuss. So gefühlvoll hatten wir uns noch nie geküsst. Als ich mich nach einem kurzen Moment von ihm löste, war der Blick, mit dem er mich bedachte ein anderer.
Ich versuchte hinter seine Fassade zu schauen und glaubte zu erkennen, dass er mich mit tiefer Zuneigung betrachtete. „Irgendwie…ist das wirklich schön…hier mit dir.“ Jack schloss erneut die Augen als ich wieder über seine Wange streichelte. „Ach ja“, fragte er sanft, fast liebevoll, etwas was ich noch nie in seiner Stimme wahrgenommen hatte. Er legte die Arme um meinen Körper und streichelte mir über den Rücken.
„Ja, ich fühl mich hier bei dir…einfach wohl“, meinte ich ruhig und küsste seine Brust. Ich betrachtete seinen Oberkörper eingehender und stellte fest, dass auch hier einige Narben waren, welche ich vorher nicht registriert hatte. War ich wirklich so in Ekstase gewesen? Einige waren auffälliger, andere schon fast verblasst. An der rechten Schulter hatte er eine sehr große Narbe. Sie schien noch nicht alt zu sein. Man sah deutlich, dass sie mit groben Stichen genäht wurde. Etwas weiter darunter eine weitere. Auch diese Narbe war nicht alt. Sie verlief in die gleiche Richtung und war tief rot. Ich studierte seinen Körper weiter. Dann fuhr ich den Streifschuss nach, welchen er von den Kindersoldaten hatte, während Jack leise, fast schon unsicher auf meine Aussage von gerade eben einging: „Das...ähm…freut mich.“ Ich schmunzelte, als ich seine Unsicherheit hörte und küsste weiterhin sanft seine Brust, auf welcher nur wenige Haare wuchsen. Dass ihn offensichtliche Zuneigung verunsicherte, fand ich irgendwie süß. Er schien so etwas nur selten gehört zu haben. Ich erinnerte mich daran, dass er mir anvertraut hatte, dass er nie eine Beziehung hatte.
Ich stützte mich etwas ab und betrachtete den Mann, der unter mir lag und zu mir aufblickte. Das sonst so eisige blau seines Auges wirkte in diesem Moment warm und voller Zuneigung. Mein Blick glitt von seinem Gesicht zu seiner Brust. Erneut strich ich über den Streifschuss an seiner Seite. Daneben waren andere, zum Teil schon verblasste Narben. Ich strich über sie und hörte Jacks leise Stimme erklärend sprechen: „Ein Messer. Während meiner Ausbildung…“ Ich schaute kurz hoch in sein Gesicht und nickte zum Zeichen, dass ich zuhörte, während mein Blick weiter an seinem Körper hinab wanderte. Sein Ausbilder hatte ihn tatsächlich mit einem Messer verletzt?
Ich suchte seinen Körper weiter ab. Er drehte den Körper dabei auf die Seite und so konnte ich mir auch seinen Rücken genauer angucken. Eine kreisrunde Narbe zeigte, dass er an der rechten Schulter von einer Kugel getroffen wurde. Seine Beine sahen kaum besser aus. Am linken Oberschenkel wieder eine fast runde Narbe. Ich tippte vorsichtig mit dem Finger darauf. „Noch eine Kugel“, fragte ich ihn. Jack schüttelte leicht den Kopf. „So ein Irrer mit ner Armbrust.“ Er grinste, während er sprach. Viele andere verblasste Narben schienen vermutlich von Schrammen oder anderen weniger schlimmen Situationen herzurühren.
Ja, er war nicht perfekt, doch auch mit all seinen Narben fand ich, war er ein schöner und attraktiver Mann.
„Belastet dich das nicht“, fragte ich vorsichtig nach. Jack schüttelte langsam den Kopf.
Nach kurzem Zögern antwortete er mir: „ Ich bin mit der Army groß geworden. Man hat mir mein Leben lang beigebracht, dass es das Beste im Leben ist Soldat zu werden.“ Es schwang ein Hauch Verbitterung in seiner Stimme mit. „ Ich hätte für die Army jedes Körperteil geopfert ohne es zu bereuen. …aber das ist vorbei.“
Ich war nicht sicher, ob ich nach dem warum fragen sollte. Doch mein Mund war schneller als mein Kopf. In Gedanken ohrfeigte ich mich selbst dafür. Ich wollte nicht wieder schlechte Stimmung verbreiten. Zu meiner Überraschung bekam ich eine ehrliche Antwort von Jack:
„Man hat mich verarscht. Der letzte Auftrag war ein reines Schauspiel und dafür habe ich zu viel verloren.“
Ich sah zu seiner Augenklappe und verstand. Vielmehr glaubte ich zu verstehen was er sagen wollte.
„Weißt du eigentlich, dass ich dich ziemlich hübsch finde“, sagte ich nach einem Moment Stille zu ihm. Ich lächelte freundlich, doch diese Mal wich Jack meinem Blick aus, wenn auch nur für Millisekunden. Als er meinen Blick suchte, grinste er. Es wirkte aufgesetzt, als versuche er sich über meine Worte lustig zu machen: „Ich bin nicht hübsch. Hübsch sind Frauen…wenn bin ich attraktiv…“
Skeptisch betrachtete ich Jack. Wie er unter mir lag und tatsächlich wieder meinem Blick auswich. Dieses Mal legte ich meine Hand unter sein Kinn und zwang ihn mit sanfter Gewalt mir in die Augen zu sehen. Eisiges blau traf auf warmes braun „Du bist ein schöner Mann, Jack. Trotz der Narben. Auch die Augenklappe entstellt dich nicht. Dafür gehst du damit viel zu selbstsicher um“, meinte ich ehrlich zu ihm.
Seinem sonst so strengen Mund entwich ein sanftes Seufzten. Seine kräftige, raue Hand legte sich auf meine Wange und leise hauchte er: „Ach Kleiner…“ Er zog mich hinab zu sich und küsste mich sanft auf den Mund. Ich erwiderte den Kuss und seine Arme legten sich um meinen Körper. Er zog mich neben sich und als er den Kuss löste, strich er mir einige Strähnen aus dem Gesicht. Dieses Mal war es sein Blick, welcher mich liebevoll musterte.
Die Zuneigung, die ich ihm gegenüber spürte, verwirrte mich fast schon. Ich kannte diesen Mann nur wenige Wochen und trotzdem hatte ich das Gefühl, ihm vertrauen zu können, fast mehr wie anderen Menschen. Ich konnte nur ahnen, dass es ihm genauso erging. Ich hoffte es.
Die Sekunden verstrichen und wir lagen stumm nebeneinander. Ich fragte mich, ob für ihn gerade die Welt auch stehen geblieben ist. Nach einigen Augenblicken legte Jack die Decke um unsere nackten Körper und bedeckte diese. Ich hatte das Gefühl ewig hier liegen bleiben zu können. So leidenschaftlich wir gerade miteinander geschlafen hatten, so sanft gingen wir nun miteinander um. Ich sah noch einmal zu den ganzen Narben hinunter und Jacks Geschichten schlichen sich in mein Gedächtnis. Ich wollte es nicht, doch konnte ich es nicht verhindern. Wie häufig er wohl dem Tod schon knapp von der Schippe gesprungen ist, fragte ich mich.
„Jack“, begann ich leise zu sprechen, „ich bin so froh, dass du noch lebst, dass ich dich kennen lernen durfte.“ Er sah mir stumm in die Augen und ein schmerzlicher Ausdruck flackerte in ihnen auf. Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Er sagte nichts und so mutmaßte ich, als ich flüsternd meinte: „Du bist darüber nicht froh, oder? Also, dass du noch lebst…habe ich Recht?“
Ich sah, wie er mit sich rang, wie versuchte, seine Maske wieder aufrecht zu erhalten, doch er schaffte es nicht als ich ihm ins Gesicht sah. Zärtlich strich ich über seine Wange. Ich zog ihn zu mir und legte meinen Arm um ihn. Nur wenige Male hat er mir einen ehrlichen Einblick in sein Innerstes gewährt. Er brauchte nicht zu sprechen, sich zu erklären.
„Ich habe etwas anderes verdient“, meinte er dennoch leise und tiefe Reue lag in seiner Stimme. Noch bevor ich fragen konnte, redete er flüsternd weiter: „Ich habe einige Sachen gemacht, auf die ich nicht stolz bin.“ Ich fragte mich was er meinte, doch als ich ihn fragen wollte, erkannte ich in seinem Ausdruck, dass er darüber nicht würde sprechen können. Nicht, weil er nicht wollte, sondern weil er litt. Weil die Erinnerung daran ihm die Kehle zuschnürte. In seinen Augen war ein Schmerz eingebrannt, von dem ich wünschte ich könnte ihn davon erlösen. Betroffen sah ich ihn an und er erwiderte meinen Blick verletzlich. Nein, es war einfach noch nicht an der Zeit ihn danach zu fragen.
So sahen ihn sicher nur die wenigsten. „Jack ich…ich möchte dir wirklich gerne helfen…du hast mir auch so sehr geholfen, als es mir nicht gut ging…“ Wenn ich an mein Coming-Out und die letzten Tage dachte, konnte ich mit ehrlicher Gewissheit sagen, dass Jack mir eine große Stützte geworden war. Dasselbe wollte ich für ihn sein.
Er winkte leicht ab, löste seinen Blick von mir. „Es reicht, wenn ich damit leben muss, dass musst du nicht auch noch abbekommen.“ Ich blickte ihm ins Gesicht und sah, dass die Maske ihren Weg in sein Gesicht zurückgefunden hatte. Ich wusste, dass es jetzt keinen Sinn machte weiter auf ihn einzureden. Doch ich schwor mir in diesem Moment, dass ich Jack helfen werde. Dass ich ihn nicht alleine lassen werde. Aber für den Moment murmelte ich leise: „Okay…“
Das Schweigen, was darauf folgte, wirkte nicht wie sonst angenehm. Es war drückend, etwas was ich nicht gewollt hatte. Missmutig ließ ich mich neben ihn rollen und seufzte schwer. Ich schaute hinauf zur Decke, schielte zu ihm herüber.
„Jazz“, hörte ich Jacks leise, fast schon vorsichtige Stimme und ich wandte den Kopf gänzlich zu ihm. „Ich mag dich wirklich und…ich vertraue dir. Ich kann nur….ich bin nicht gut im Reden.“ Ich verstand und nickte leicht. Freudlos blickte ich ihm ins Gesicht, als ich meinte: „Irgendwie tue ich dir, wenn wir reden, immer weh. Dabei will ich dir gar nicht wehtun.“ Wieder erschien ein erstaunlich sanfter Ausdruck in Jacks Gesicht. Er legte den Arm unter meinem Kopf und drückte mich wieder an sich heran. „Jazz, du hast mich nie verletzt.“ Er fing an, an meinem Hals zu knabbern und wohlig seufzte ich auf. Ich wusste, dass er wieder ablenkte, doch ich ließ ihn.
Er würde nicht reden, wenn er noch nicht bereit ist. „Ich bin froh, dass du da bist“, hörte ich Jacks rauchige, leise Stimme an meinem Ohr, in welches er sanft hinein biss. Ein Lächeln schlich sich wieder auf meine Züge. Als ich den Kopf zu ihm wandte, klaute mir Jack einen leichten Kuss. Langsam verstand ich, weswegen Jack mich so nah an sich heran ließ. Vermutlich sehnte er sich mehr als er je zugeben würde nach Zuneigung, Wärme, vielleicht auch Liebe.
Wir kuschelten noch einige Zeit miteinander und dieses Mal war die Stille wieder angenehm. „Was wünscht du dir eigentlich für dein Leben?“ überrascht von der Frage weiteten sich kurz meine Augen. Sie verblüffte mich so sehr, dass ich im ersten Moment gar nichts darauf sagen konnte. Was wünschte ich mir für mein Leben? „Hm… Sicherheit, begann ich zögernd. Und ich...na ja… ich würde es wirklich gerne schaffen Baseballprofi zu werden“, stammelte ich etwas unbeholfen. Aufmerksam und mit sanftem Blick betrachtete mich Jack und erneut verblüffte er mich, ging er doch nicht auf die Unsicherheit ein, als er antwortete: „Und du glaubst wirklich, dass du glücklich als Baseballprofi wirst?“ Ich nickte zögernd, verstand ich den Sinn der Frage nicht. Wer würde nicht gerne sein Hobby zum Beruf machen? Jack sagte nichts, nickte nur, doch war ich mir sicher, dass er seine Meinung erneut zurückhielt. Auffordernd sagte ich zu ihm: „Komm, sag mir warum du zweifelst… Du weiß doch wie sehr ich Baseball liebe. Und ich bin gut!“ Er nickte, streichelte mir weiterhin sanft über den Rücken und erst nach einem Augenblick begann er zu erklären: „Ich weiß nicht, ob du glücklich wirst. Profispieler sind nicht schwul. Das „dürfen“ sie nicht.“ Über diese Tatsache hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Irgendwie hatte er Recht, doch gerade fühlte ich mich so gut, dass ich das Gefühl hatte, auch diese Hürde überspringen zu können.
„Dann bin ich eben der Erste“, meinte ich fast schon euphorisch klingend. Jack grinste leicht, doch erneut sagte er nichts. Er drückte mich an sich und nuschelte: „Hauptsache du bist glücklich.“ Ich kuschelte mich an seine Brust, als mir noch eine Antwort zu seiner Frage einfiel: „Und was ich gerne behalten möchte, sind meine besten Freunde… Und eigentlich würde ich dich auch gerne als Freund behalten.“ Ein sanfter, verstehender Ausdruck schlich auf Jacks Züge und er streichelte mir durch die braunen Haare. „Oh und ich möchte gerne reisen“, meinte ich gähnend. „Ich würde gerne die Welt sehen…So wie du…nur ohne den ganzen Krieg.“ Ich drehte mich wieder um und kuschelte mich an seinen Rücken. Schläfrig murmelte ich leise: „Und dann nehme ich dich mit… Damit du endlich mal schöne Sachen siehst…nicht nur Krieg und so… Lass uns auf Hawaii anfangen, dann lernen wir surfen.“ Ich schloss die Augen und stellte es mir vor, wie es wäre mit Jack die Welt zu erkunden. Ich spürte seine rauen Lippen an meinem Hals und wie er sanft den Druck verstärkte.
Als ich langsam einschlief spürte ich Jack an meinem Rücken und sein Duft benebelte meinen Verstand.
     
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich ausgeruht und entspannt. Ich blickte neben mich und tatsächlich lag Jack auf der Seite und schlief. Etwas, was mich überraschte. Fast schon friedlich wirkte er und seine Brust hob und senkte sich entspannt. Müde wischte ich mir den Schlaf aus den Augen und blinzelte einige Male gegen die Helligkeit. Die Strahlen der Sonne, die in das Fenster hinein drangen, ließen nicht erkennen wie spät es tatsächlich war. Sanft streichelte ich über Jacks Schulter und betrachtete diesen schlafenden Mann neben mir. Ich rutschte zu ihm und atmete seinen Duft ein. Genießerisch seufzte ich leise aus. Ich strich ihm sanft die Haare aus dem Nacken und streichelte liebevoll seinen Hals. Meine Hände wanderten über seine Arme. Ich konnte mich nicht mehr belügen. Ich hatte mich wirklich in diesen Mann neben mir verliebt. Ich lächelte sanft, als ich ihn weiter streichelte. Spürte die harten, aber entspannten Muskeln seiner Arme. Langsam ließ ich meine Hände ruhen, wenn er mal aus schlief wollte ich ihn nicht wecken. Einen kurzen Augenblick, nachdem ich aufgehört hatte ihn zu streicheln, hörte ich Jack müde und verschlafen murmeln: „Oh…bitte hör nicht auf…So wurde ich noch nie geweckt…“
Wie lange war er schon wach?
Mein Herz zog sich bei diesen Worten zusammen und ohne zu sprechen kam ich seiner Bitte nach. Weiter streichelnd lehnte ich mich an Jacks Rücken und meine Arme legten sich um seinen breiten Torso. Sanft streichelte ich seinen Bauch und seine Brust. Ich spürte wie Jack zufrieden die Luft ausstieß. Ich musste über diese Reaktion lächeln.
Sein Auge war noch geschlossen und er räkelte sich in meinen Armen. Lehnte sich etwas gegen meine Brust und schien sich wirklich noch mal in das Laken zu kuscheln. Diesen sonst so starken und taffen Mann fast schnurrend wie ein Kätzchen neben mir zu wissen, ließ mich breit grinsen. Doch Jack schien sich nur wenige Augenblicke dieser Ruhe zu gönnen. Er wandte sich zu mir um. Verschlafen sah er zu mir hinauf und fragte verwirrt klingend: „Wieso bist du denn schon wach?“ Ich zuckte mit den Schultern und erklärte, dass die Sonne mich geweckt habe. Jacks Augen wanderten zu seinem Fenster und ich bemerkte, wie er überrascht auf das helle Licht sah, was sich den Weg durch das Fenster bahnte.
„Muss schon später sein“, meinte er und streckte sich, „Komisch, dass der Hund noch nicht da ist und meckert.“ Ich kramte nach meinem Handy und schaute hinauf und stellte fest, dass es bereits nach neun Uhr war. Erneut runzelte Jack die Stirn und schwang sich aus dem Bett. Er zog sich seine Hose an und als ich gerade meine Hose über die Hüfte zog, hörten wir Geräusche aus der Wohnstube. Geräusche, die eindeutig von einem Menschen kamen.
Ich sah wie Jack sich versteifte. Er fixierte die Tür. Schnell blickte er zu mir und schaute mir ernst ins Gesicht. Ich verstand, dass ich den Mund halten sollte. So wie Jack da stand, war er nicht mehr mein Nachbar, mein Liebhaber oder mein Freund. Das war Jack, der Soldat! So hatte ich ihn noch nie gesehen. Mein Puls beschleunigte sich und ich bekam Angst, als ich Jacks ernstes Gesicht sah. Ernst und tödlich. Was ist mit Didi passiert, fragte ich mich besorgt. Jack griff unter das Bett, holte eine Pistole hervor und reichte sie mir stillschweigend.
„Willst du nicht“, hauchte ich ihm leise zu doch er schüttelte den Kopf. Angst erfasste mich, er wollte, dass ich mich schützen könnte. „Bleib hier und wenn was ist, klettere aus dem Fenster“, antwortete Jack leise. Er schlich hinüber an die Wand und stellte sich seitlich neben die Tür. Er deutete an, ihm zu folgen. Unsicher entsicherte ich die Waffe in meiner Hand, während ich mich neben ihn stellte. Vorsichtig öffnete er die Tür zur Wohnstube und schielte um die Ecke. Sollte jemand vor der Tür gewartet haben um den ersten der hinaus kam zu erschießen, würde sein Schuss ins Leere gehen.
Doch nichts dergleichen geschah. Als Jack niemanden erspähen konnte, ging er hinaus. Gebückt, bereit zuzuschlagen. Ich blieb regungslos an der Wand stehen und Panik erfüllte mich. Wenn jemand hier war um Jack zu erschießen? Wenn er dann auch mich fand und keine Zeugen hinterlassen wollte? Mein Puls raste, rauschte in meinen Ohren. Ich atmete nur noch stoßweise.
Doch dann schossen mir Worte durch den Kopf, die mir Vater in Momenten der Angst immer wieder gesagt hatte. „Lass sie zu, aber lass sie dich nicht kontrollieren. Einen Augenblick und dann Jasper, entscheide. Kämpfen oder Fliehen.“
Ich ließ mich von ihr überrollen, zitterte, bebte am ganzen Körper. Mein Puls rauschte in meinen Ohren, doch dann schluckte ich es runter. Ich entschied mich nicht zu fliehen. Ebenfalls wagte ich einen Blick um die Ecke. Ich konnte Jack an der Wand sehen. Er schien sich umzuschauen. Ging gebückt, konzentriert. Vermutlich suchte er den Grund der Geräusche, doch er konnte niemanden sehen, aber ich. Plötzlich bemerkte ich eine Gestalt im Schatten. Ein großer schlanker Mann mit kurzen Haaren hatte sich hinter Jack geschlichen. Zu spät erkannte ich, dass diese Gestalt eine Pistole gezogen hatte. Er stand hinter Jack und drückte sie ihm gegen den Rücken in dem Moment, wo ich warnend: „Achtung!“ rief.
Reflexartig hob Jack die Arme und ich konnte sehen, wie angespannt er war. Ich sollte vermutlich schießen. Ich hob die Pistole und zielte auf die unbekannte Person. Bevor Jack etwas passierte, musste ich abdrücken.
Doch ich konnte nicht.
Es war, als ob meine Finger gelähmt seien. Immer noch zitterte ich am ganzen Körper. Ich wollte ihm wirklich helfen, doch es ging nicht. Die Person begann mit Jack zu sprechen. Ich verstand kein Wort. Würde er ihn jetzt erschießen? Sollte ich fliehen? Ich konnte es nicht! Ich wollte nicht, dass der Mann starb. Ich liebte ihn schließlich. Ich hielt die Waffe vor mir ausgestreckt. Direkt auf den Fremden und rief: „Lass die Waffe sinken!“
Der Mann blickte erstaunt zu mir und ich sah, dass er ein schmales Gesicht hatte. Eine recht große Nase für sein langes Gesicht und ich hatte nie jemanden mit so hellblonden Haaren gesehen. Seine Hände steckten in roten ledernen Handschuhen und er trug ein helles Hemd. Er sprach in einer Sprache, die ich nicht verstand. Was er sagte klang schnell gesprochen, aber unbeeindruckt. Vielleicht polnisch, russisch, rumänisch oder so.
Jack ließ die Arme sinken und ich erkannte, dass er sich entspannte, als der Fremde zu sprechen begann. Er drehte sich um und ich sah, dass er fröhlich den Mann ansah, der ihn noch vor wenigen Augenblicken bedroht hatte. Jack antwortete in der gleichen Sprache, die der Fremde gesprochen hatte und sie umarmten einander kurz, aber herzlich.
Verwirrt ließ ich die Pistole sinken und betrachtete das Schauspiel, was sich vor mir bot. Sie kannten sich? „Wer ist das“, fragte ich Jack verwirrt. Jack blickte zu mir herüber als er den Mann los ließ und erklärte: „Das ist ein Freund. Alles in Ordnung“ Nach seiner Erklärung sprachen sie wieder auf der anderen Sprache miteinander. Jack schien ihm zu erklären wer ich bin, denn nach einem kurzen Gespräch sahen beide zu mir herüber. Der Fremde kam auf mich zu und ließ seine Pistole kreisen. „Ich Adamska…sag Adam“, stellte er sich mit gebrochenem Englisch vor, reichte mir eine Hand und grinste mich fröhlich, gut gelaunt an. Als sei es das normalste der Welt in eine fremde Wohnung einzusteigen und die Bewohner zu bedrohen.  

Der Fremde im Haus

 Ich starrte den Fremden nur an. Konnte ihm nicht die Hand reichen. Meine verwirrten Augen glitten zu Jack, der langsam zu uns hinüber kam. Dann sah ich zu dem Fremden, der irgendwas sagte, was ich nicht verstand. Adam schaute mich an und lachte auf. Er ließ die Hand sinken. Fast schon verlegen lächelnd blickte er mich an und kratzte sich am Hinterkopf. Er drehte den Kopf zu Jack und wieder sprachen sie in dieser fremden Sprache. Ich versuchte zu erraten was es war, doch ich kannte sie nicht. Irgendwie machte es mich wütend, sie redeten über mich. Direkt vor mir! Während ich nicht darauf eingehen konnte! Doch schnell sollte ich aufgeklärt werden.
Jack trat neben mich und klopfte mir auf die Schulter. Lachend übersetzte er mir die Worte des Fremden. „Er fragte, ob er dir zu große Angst gemacht hat. Ich soll dir sagen, dass er dich nicht erschossen hätte.“ Entsetzt sah ich zu Jack und fragte: „Aber dich oder wie?“ Beruhigend war es nicht wirklich und ich verstand nicht, wieso Jack damit so locker umging, wenn er bei anderen Angelegenheiten so ernst war. Noch vor wenigen Augenblicken habe ich gesehen, wie er als Soldat ist und nun, nahm er es fast als selbstverständlich hin, dass der Mann in das Haus eingebrochen war um uns zu bedrohen.
Jack schien sich über meine Reaktion sichtlich zu amüsieren und ich sah mich fast schon erzürnt in der Wohnstube um. „Wo ist eigentlich der Hund“, fragte ich ihn forsch und sah fast schon beleidigt aus. Jack schmunzelte immer noch und meinte: „Oh ja, stimmt.“ Und er fragte Adam vermutlich, wo sich Didi befand, jedoch verstand ich erneut kein Wort. Er nickte zur Gartentür und redete schnell in der anderen Sprache auf ihn ein. Jack schien alles zu verstehen und entsetzt fragte ich ihn: „Was sprecht ihr da?“
Jack sah zu mir und erklärte: „Russisch. Ozelot ist Russe.“ Ich blickte ihn verwirrt an und fragte: „Also warte. Du sprichst Russisch? Hast einen Russen als Freund und…Ozelot?“  Doch bevor Jack antworten konnte kam der Blonde mit lockeren Schritten auf uns zu und meinte: „Ich Ozelot. Ich ähm… Codename. Nicht sprechen gut Englisch. Ich lernen!“ Freundlich lächelte er mich an, es wirkte fast schon brüderlich. Ich nickte ihm leicht zu und war ziemlich verwirrt. Diese ganzen Neuigkeiten überforderten mich. Wie konnte Jack sich als Amerikaner mit einem Russen anfreunden? Sind das nicht Feinde Amerikas? Könnte das auch ein Grund sein, warum er aus der Army austreten will, oder vielleicht auch muss?
„Wieso kannst  du eigentlich Russisch“, fragte ich ihn und klang schon fast entsetzt dabei, was konnte dieser Mann eigentlich nicht?
„Weil ich es gelernt habe“, war sein simpler Kommentar, der mich leider nicht wirklich weiter brachte. Ob er noch andere Sprachen kann?
„Ja, aber wieso“, genervt seufzte ich auf und sah ihn auffordernd ins Gesicht. Jack quittierte meine Mimik, in dem sich seine Augenbraue nach oben zog. Er ließ einige Sekunden verstreichen, eher er beschloss, darauf zu antworten. „Es gibt ca. 140 Millionen Russen. Und die Bösen im Film sind auch immer Russen. Ist doch ganz gut, wenn man weiß, was die mit einem vorhaben, oder?“
DAS war seine Antwort? Das war mit Abstand die dämlichste Antwort, die er hätte geben können. Und schon wieder hat er meine Frage eigentlich nicht beantwortet.
„Wie habt ihr euch kennengelernt“, wollte ich von Jack wissen. Vielleicht erschloss sich mir dann die Frage, weswegen sie befreundet sind. Adam hatte sich bereits wieder zur Gartentür bewegt und sah hinaus zu Didi, welcher durch den Garten hetzte. Jack lachte amüsiert auf und sah von mir zu seinem Freund. „Bei einem Einsatz vor einiger Zeit. Ich dachte, er wollte mich umbringen. Stellte sich dann aber heraus, dass er eigentlich mein Undercover Kontaktmann war“, erklärte Jack gut gelaunt, als sei dies das normalste der Welt. Ich öffnete den Mund um irgendwas zu sagen, schloss ihn jedoch schnell wieder. Kopfschüttelnd sah ich zu den Männern. An solche komischen Dinge gewöhnt man sich in Jacks Umgebung. Ein russischer Soldat, der sich mit einem amerikanischen Soldaten anfreundet ist, bei dem angespannten Verhältnis zwischen beiden Ländern, fast unvorstellbar.
„Wie kann man sich denn so anfreunden“, fragte ich entsetzt. Unverständnis war kaum noch das richtige Wort für diese Absurdität, die man mir gerade versuchte zu erklären. „Ach ja, da waren noch andere Sachen, aber die sind nicht so wichtig“, winkte er schnell ab und redete kurz auf Russisch mit Adam. Doch, genau diese Dinge waren wichtig! Adam schien unser Gespräch nur wenig zu interessieren. Er blickte hinaus zu Didi. Sie redeten etwas und auf einmal präsentierte Adam einen Dietrich.
Aus dem Schauspiel vor mir ergab sich daraufhin auch der Gesprächsverlauf der Beiden. Sie schienen darüber zu diskutieren und ich fragte mich, was die Beiden für eine gemeinsame Vergangenheit hatten. Bei dieser Sprache war ich nicht mal sicher, ob sie grade stritten oder einfach nur redeten. Ich betrachtete den Russen. Er wirkte überhaupt nicht gefährlich. Er war nicht viel breiter wie ich. Hatte ein fröhliches Lachen auf den Lippen, was fast schon frech wirkte. Seine Augen hatten ein ziemliches hellblau. Seine kurzen Haare waren so hell, sie wirkten fast schon weiß. Auch seine Augenbrauen waren recht hell. Er hatte eine entspannte Körperhaltung. Außerdem trug er eine schmal geschnittene dunkle Hose und ein dunkles Oberteil. Er wirkte gerade mal, als sei er neunzehn oder zwanzig.
Er trug einen Pistolenhalfter um die Hüfte, in dem zwei Revolver steckten. Vermutlich waren sie auch geladen. Das ausfälligste waren die ledernen roten Handschuhe. Seine Augen sondierten ziemlich wachsam den Raum. Er schien sich zu bewegen wie eine Raubkatze, geschmeidig und grazil. Vermutlich rührte daher auch der Codename Ozelot. Seine Waffen waren das einzige an dem Mann, was irgendwie darauf schließen könnte, dass eine Gefahr von ihm ausging. Noch einmal sah ich zu den Waffen, es waren wirklich keine Pistolen, sondern Revolver.
„Wieso hat Didi nicht angeschlagen“, fragte ich nach einem Moment, in dem ich die Beiden beobachtete hatte. Jack freute sich sichtlich seinen Freund zu sehen, seine Augen strahlten förmlich. Er drehte sich zu mir und erklärte: „Er hatte Futter dabei. Didi war zu abgelenkt. Das muss ich ihm schleunigst abtrainieren. Er möchte dabei helfen.“
Ich sah zu Adam, der sich ebenfalls zu mir gedrehte hatte und mich nun eingehend musterte, so wie ich ihn vorhin. Ich bemerkte, dass ich immer noch Jacks Pistole in der Hand hatte und legte sie schnell auf die Kommode, welche wir einst zusammen aufgebaut hatten. „Kann er denn Tiere trainieren“, fragte ich abschweifend und blickte Adam in die blauen Augen, die mich immer noch neugierig betrachteten. „Werde ich sehen“, meinte Jack belustigt und ließ den kleinen Welpen wieder ins Haus.
Als Didi hinein lief bemerkte ich, genau wie Jack,  dass er mehre Blüten an der Schnauze hatte. Er sah den Hund fast schon böse an, etwas, was er vorher noch nicht getan hatte. Er packte ihn im Nacken und hielt ihn fest. Zog eine weiße Blüte von seinem Maul, hielt sie ihm vor die Nase und sagte streng: „Böser Hund!“ Didi blickte Jack fast schon erschrocken an und winselte leicht. Vermutlich wurde er selten so direkt von seinem Herrchen angemeckert. Ich erkannte, dass es die weißen Blumen waren, die Jack einst gepflanzt hatte.
Jack ließ den Hund los, welcher gleich zu mir lief, doch bevor ich ihn beruhigen konnte, sagte Jack streng zu mir: „Nicht streicheln! Er muss lernen, dass er das nicht soll.“ Ich blickte hinab zu Didi, der mich traurig musterte. Der kleine Hund ließ traurig die Ohren hängen. Ich sah schnell weg von ihm, sonst hätte ich Jacks Aufforderung nicht nachkommen können. So fiel mein Blick auf Adam, der einen Stängel der weißen Blumen aufhob und ihn in der Hand drehte. Er blickte hinüber zu Jack und schien ihn kurz nachdenklich zu betrachten, eher anfing mit ihm auf Russisch zu sprechen.
Ob er wusste, weswegen Jack die Blumen gepflanzt hatte, konnte ich nicht sagen. Ich war mir jedoch sicher, dass dieser Mann Jack besser kannte als ich. Etwas, was mir gar nicht passte, wenn ich ehrlich zu mir selbst war.
Ich schellte mich selbst in Gedanken. Ich sollte mich freuen, dass er endlich Besuch bekam. Nicht mehr einsam war, doch irgendwie… war ich eifersüchtig. Doch hatte ich überhaupt einen Grund? Jacks Vergangenheit kannte ich nicht wirklich. Nur einzelne Teile, die sogar von ihm gekürzt waren. Vermutlich wusste Adam mehr, vielleicht war er auch bei einigen Sachen dabei gewesen, doch sicher war ich mir dessen nicht. Ich atmete durch und beschloss meine Gefühle erstmal zu verdrängen. Freundlich ging ich hinüber zu Adam und Jack. Didi schaute traurig zu uns rüber und ließ das Köpfchen hängen.
Adam schien ein Freund zu sein, sonst hätte Jack ihn nicht so fröhlich begrüßt, als sie sich sahen. Ich wollte ein Teil seines Lebens werden, also wollte ich mich auch mit Jacks Freunden verstehen. Oder es jedenfalls versuchen. Als ich zu ihnen trat, hatte jeder der Beiden eine Blume in den Händen.
Jack betrachtete die Blume in der Hand seines Freundes und erneut war ein distanzierter Ausdruck auf seinem Gesicht. Als ich zu den beiden Männern trat, blickte Adam freundlich zu mir und langsam und deutlich fragte ich ihn: „Bist du auch ein Soldat?“ Adam schien zu überlegen, schien sich meine Worte zu übersetzen. Zögerlich begann er zu sprechen: „Ja…sowas fast.“ Fragend blickte ich ihn an und sah zu Jack, der kurz auf die Blume geschielt hatte. Als sich unser Blicke trafen, ließ er die Blüte sachte, aber sehr bewusst fallen. Ich hatte den Eindruck, dass er sich kurz sammelte, eher er begann zu sprechen: „Ozelot war in einer Spezialeinheit, die mich finden sollte. Er gehörte zu einer russischen Einheit. Der hat mich Nerven gekostet sag ich dir…“
Verwirrt sah ich Jack an und fragte ihn direkt: „Wieso freundest du dich mit den Feinden Amerikas an, wenn du doch Soldat bist?“ Jack stutze über meine direkte Frage, soweit ich weiß war dass das erste Mal, dass er dies tat. „Nicht alle Russen sind die Feinde Amerikas“, begann er erstaunlich ruhig zu erklären, „Glaubst du auch, dass alle Deutschen Nazis sind?“ Ich sah ihm ins Gesicht und schüttelte leicht den Kopf.
„Aber Russen…“, begann ich zögerlich, doch Jack unterbrach mich. „Was hat dir ein Russe denn schon getan?“ Ich blickte ihn verwirrt an und antwortete wahrheitsgemäß: „Nichts.“ Jack lächelte mich fast schon an, ehe er weiter sprach: „Siehst du. Die Welt ist nicht schwarz und weiß. Und die russische Regierung sind nicht alle Russen. Nicht alle Russen hassen Amerika und ihre Bevölkerung.“
Ich nickte und hatte erneut das Gefühl, dass ich nicht verstand, wie die Welt tickte. Vielleicht sollte ich beginnen die Meinungen, die man uns anerzog, zu hinterfragen. Stellten die Medien doch Russland immer als gefährliches Land dar, doch wahrlich, ich hatte nie selbst Erfahrungen mit Russen sammeln können. Doch Jack wertete meine Aussage nicht, machte sie nicht nieder. Er ließ sie mir, fragte einzig nach. Er wollte, dass ich selbst über meine Einstellung nachdachte und eventuell änderte. Wieder eine sehr angenehme Eigenschaft von ihm. Ich schaute zu Adam, der mich weiterhin eigentlich nur freundlich musterte.
Dennoch musste ich noch Fragen: „Wieso hat er uns bedroht? War das wirklich nur ein Spaß? Das ist nämlich nicht lustig!“ Jack nickte und Adam schien diesen Satz verstanden zu haben. Er kam auf mich zu, sah mir ehrlich entschuldigend ins Gesicht und meinte: „Ich sorry. Ich nicht weiß das…du hier. Ich nichts hätten getan. Versprochen.“
Erneut hielt er mir die Hand hin und ich sah hinunter auf die roten ledernen Handschuhe, die er trug. Ich gab mir einen Ruck und schlug endlich ein. Adam lächelte mir zu und ich nickte leicht.
„Der muss unbedingt Englisch lernen“, hörte ich Jack sagen, bevor er auf Russisch mit seinem Freund sprach. Vermutlich widerholte er den Satz. Denn Adam nickte und verdrehte fast schon genervt wirkend die Augen. Unschlüssig sah ich zu den Beiden und fragte: „Soll ich euch irgendwie…ich weiß auch nicht...alleine lassen?“ Jack zuckte mit den Schultern, blickte mich mit einem offenen und freundlichen Ausdruck an und meinte: „Mir egal. Ihr könnt euch auch etwas kennen lernen.“ Ich blickte Adam an, der zu überlegen schien, was Jack gesagt hatte. Ich runzelte die Stirn. Ich wollte Jack Zeit mit seinem Freund gönnen, doch da war der kleine eifersüchtige Teil in meinem Kopf, der sich weigerte. Hatte ich mir doch gerade erst eingestanden, dass ich mich verliebt hatte.
Schwer atmend entschied ich mich die Beiden alleine zu lassen. Jack hatte es verdient sich mal mit einem Freund zusammen zu setzen, vielleicht über alte Zeiten zu plaudern. Ich wusste nicht, ob ich Adam mochte oder nicht. Unser Start war schlichtweg beschissen gewesen. Er war so verdammt freundlich und höflich, doch er kannte Jack so gut! Etwas, was ich auch so gerne wollte. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir schnell die restliche Kleidung an. Didi folgte mir, immer noch etwas leise jammernd, da ihn niemand beachtete. Ich bückte mich und streichelte den Welpen, welcher erstaunlich glücklich darüber wirkte. Jack kam zu mir ins Schlafzimmer und suchte selbst gerade seine Kleidung zusammen. Wir sahen einander kurz in die Augen und etwas schien ihn zu verwirren.
„Ist alles okay, Kleiner“, fragte er und runzelte die Stirn. Wieso war dieser Mann so verdammt empathisch? Wieso konnte er mich lesen wie ein verdammtes offenes Buch?
„Nein, ist alles klar“, log ich und setzte ein grinsen auf, wie ich es auch häufiger bei meinem Vater tat. Weiterhin blickte er mir ins Gesicht und ein entschuldigender Ausdruck trat auf sein Auge. Er ging zu mir, blieb vor mir stehen und zog mich tatsächlich zu sich heran. Etwas, womit ich gar nicht gerechnet hatte.
„Das nächste Mal brechen wir nicht so plötzlich ab, versprochen.“
Ich legte ebenfalls meine Arme um ihn und das schlechte Gefühl, was sich in meiner Brust gestaut hatte, ließ langsam nach. Ehrlich lächelnd sah ich zu ihm und sprach: „Wirklich?“ Jack nickte nur und drückte mir kurz aber bestimmt seine Lippen auf meine. Mein Herz raste bei dieser kurzen Berührung. Er brauchte nichts mehr zu sagen und zufrieden ließen wir uns los.
„Was hast du deinem Freund gesagt, wer ich bin“, fragte ich und entschloss mich sein Bett zu machen. Er beobachtete mich dabei und antwortete: „Das du der Nachbarsjunge bist.“
„Will er gar nicht wissen, warum ich bei dir geschlafen habe?“
„Nein, bis jetzt noch nicht“, meinte er und immer noch klang er äußerst zufrieden. Selten hatte ich ihn so locker und entspannt gesehen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm es nicht gönnte, dass sein Freund da war, doch ich schaffte es einfach nicht mich selbst zu belügen.
„Haben Russen nicht was gegen Schwule? Ich meine…Vorurteile beruhen doch irgendwie auf Tatsachen…“, meinte ich leise, als befürchtete ich, Adam könne hineinkommen und uns sehen. Stirnrunzelnd sah Jack zu mir, ehe er meinte: „Ich habe ihn nie gefragt, dass kam nie zur Sprache… Über sowas spricht man eher selten auf Einsätzen.“ Erleichtert seufzte ich innerlich auf, hatte ich doch gedacht, dass Adam der Freund war, mit dem er öfter etwas hatte. „Was ist, wenn er was dagegen hat?“ Nachdenklich sah Jack mir ins Gesicht und nickte leicht. „Stimmt…. Das sollte ich ihn mal fragen…“ Verwirrt  schüttelte ich den Kopf. „Mach das…aber erwähn mich nicht… Nachher.“ Doch Jack unterbrach mich: „Er kennt deinen Alten nicht. Aber keine Sorge, ich versuch es nicht zu sagen.“ Er hatte Recht, doch trotzdem war es mir unangenehm. Hier in seinem Haus war es leicht meine Homosexualität auszuleben, hier fühlte ich mich sicher. Doch außerhalb dieser vier Wände war ich dazu noch nicht bereit. „Keine Angst ihn als Freund zu verlieren“, fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich“, meinte er und schüttelte sein Kissen auf. Wir sahen einander noch kurz schweigend an. Ich hätte nicht gedacht, dass er so selbstsicher an die Sache herangeht. Ich hoffte, ich könne dies später auch.
„Weißt du, ich komme einfach morgen wieder“, meinte ich leicht grinsend und Jack nickte zustimmend. „Danke für den unvergesslichen Tag gestern“, meinte ich zu ihm und die Ehrlichkeit schwang in meiner Stimmte mit.
Jack schlug mir fröhlich auf die Schulter während wir das Schlafzimmer verließen und sagte: „Beim nächsten Mal dann Hubschrauber fliegen und Motorrad fahren.“ Ich konnte nicht anders als ihn glücklich anzustrahlen. Ich winkte Adam fröhlich zum Abschied und ging langsam rüber nach Hause.

Ich schlief schlecht. Zu sehr war ich abgelenkt, dass bei Jack ein anderer Mann war. Ich wusste, es war nicht der Typ, mit dem er im Bett gelandet war. Doch ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie gut Jack lügen konnte.
Vor der Schule traf ich Eric und Zoey, die auf mich zu warten schienen. Eric hatte sein Versprechen gehalten und niemanden berichtet, was ich ihm anvertraut hatte. Doch überrascht hatte es mich nicht wirklich. Auch Zoey, ein Mädchen mit ziemlich gelockten schwarzen Haaren, begrüßte mich und redete schnell auf mich ein: „Morgen Jasper, hast du schon davon gehört? Nein sicher nicht, deine Eltern sind ja auch nicht in der Elternpflegschaft, aber meine! Wir wollen dieses Jahr einen Frühsommerball veranstalten! Klasse oder? Wen willst du denn einladen?“ Fragte sie mich und schien die Ohren zu spitzen. Ich brauchte jedoch erstmal einige Augenblicke, um den Sinn hinter ihren Worten zu verstehen. Ein Frühsommerball? Was für eine dämliche Idee! Ich verdrehte schon fast genervt die Augen, als ich sarkastisch sagte: „Oh…toll…“ Zoey sah mich pikiert an und blickte zu Eric, der unbeeindruckt mit den Schultern zuckte.
„Lass uns lieber rein“, meinte ich zu den Beiden. Zoey hing an Erics Arm und redete begeistert weiter, wie sie sich anziehen würde und noch vielen anderen Mädchenkram. Für mich nur weißes Rauschen. Ein Schulball, dass hatte mir noch gefehlt! Wen sollte ich denn dazu einladen? So schwer würde es sicher nicht sein, ein Mädchen hier zu finden. Die Frage war nur, wie würde ich sie dann wieder loswerden? Diese Schulbälle waren reinste Partnerbörsen und viele Gerüchte kochten nach so einer Veranstaltung hoch. Ich setzte mich in den Raum unseres Politiklehrers. Colin, der neben mir saß, verdrehte genervt die Augen. Wir grinsten einander an, war Politik doch ein recht eintöniges Fach. Unser Lehrer Mr. Green hatte im Vietnamkrieg gedient und war sehr stolz darauf, vermutlich hatte er nur die Hälfte von dem, was er erzählte, selbst gesehen.
Als er hereinkam hatte er eine Kiste unter den Arm geklemmt und stellte sie vor sich hin. Begeistert über seine neue Idee, strahlte er uns an. „Ich möchte, dass ihr mehr über unsere Nation kennen lernt Leute, also haltet euch fest! Wir werden ein kleines Projekt machen. Das Thema...US-Army!“ Unbeeindruckt zog ich meine Brauen hinauf und nuschelte zu Colin: „Muss ich mich weiterhin festhalten?“ Colin schmunzelte belustigt und wir sahen weiter hinüber zu Mr. Green. Das Thema US-Army war in Politik bei Mr. Green so etwas, wie in Religion immer wieder über Sekten zu sprechen. Einfach nur nervig.
Die Neuigkeit begeisterte nur die wenigsten. Aaron, ein etwas schmächtig wirkender Junge, schien sich zu freuen. Ich wusste, dass er später gerne einige Jahre dienen wollte. Dafür müsste er dann jedoch mehr trainieren.
„Muss das wirklich sein, Mr. Green“, fragte Zack, unser Pitcher, genervt. Mr. Green strahlte ihn regelrecht an und nickte begeistert. Jeder sollte tatsächlich ein Thema alleine bearbeiten, was die ganze Angelegenheit nur noch langweiliger machte. Mr. Green fing an, die Themen auszuteilen und ich hoffte, ich würde ein interessantes bekommen. Neben den üblichen Themen Kriegsgründe für Afghanistan und dem Irak auszuarbeiten, gab es auch interessantere Themen. Eric durfte zum Beispiel das Thema Spezial und Sondereinheiten der Army bearbeiten. Eigentlich recht interessant. Ich hoffte, dass meins genauso spannend sein würde. Colin bekam das Thema Waffentechnologien. Als ich meinen Zettel bekam, blickte ich fast schon frustriert hinauf. Struktur und Aufbau der Army. Wie langweilig! Colin schielte auf meine Überschrift und lachte etwas hämisch auf. Ich sah ihn genervt an und grinste ironisch. Aufregen wäre eh Sinn frei. Ich wollte mir nicht den ganzen langweiligen Kram durchlesen. Ich hatte besseres zu tun. Plötzlich kam mir Jack in den Sinn. Wenn jemand von so etwas Ahnung hatte, dann er.

Nach der Schule saß ich genervt an meinem Schreibtisch. Ich hatte weder die Lust auf dieses Projekt, noch die Muße irgendetwas dafür zu tun. Ich wollte es mir nicht durchlesen und so beschloss ich einfach, das zu machen, was ich mir schon in der Schule gedacht hatte. Ich werde Jack fragen, auch wenn er Besuch hatte.
Ich schnappte mir meine Schulsachen und ging hinunter. Mutter wischte gerade die Küche und ich rief ihr zu: „Mum, ich bin drüben bei Jack. Der muss mir mal für die Schule helfen.“ Fast schon erschrocken sah mich meine Mutter an, eher sie nach dem Warum fragte.
„In der Schule war Mr. Green mal wieder auf einem komischen Trip. Wir machen jetzt ein Projekt über den Krieg in Afghanistan. Mein Thema ist dabei der Aufbau und die Strukturen in der Army. Total langweilig. Vielleicht kann Jack es mir einfach erklären.“
Nachdenklich nickte meine Mutter und ermahnte mich: „Pass nur auf, dass du da keine Wunden aufreißt. Wer weiß, was er schon alles erlebt hat.“ Die Aussage meiner Mutter überraschte mich doch ziemlich und ich fragte sie zögerlich: „Ich dachte du hast Angst vor Jack.“
Ehrlich antwortete mir meine Mutter darauf: „Hab ich auch ein wenig. Ich kann diesen Mann so schlecht einschätzen… Das macht mir einfach ein wenig Sorge. Es gibt ja so viele, die wirklich nicht mit dem zurechtkommen, was sie gesehen haben. Nachher ist das bei ihm auch so…“ Freundlich lächelte ich meine Mutter an. „Ach Mum, keine Sorge. Jack ist wirklich okay. Glaub mir einfach mal.“ Tatsächlich nickte sie und lächelte besänftigend. „Wir hatten uns schon im Gemeindezentrum über den jungen Mann unterhalten. Vielleicht sollten wir ihn einfach mal in die Kirche einladen aber besser zum Kirchcafé. Da gibt es immer leckeren Kuchen“, erklärte meine Mutter. Augenaufreißend sah ich sie an. Auf die Lippen beißend, um nicht zu lachen, hielt ich mir alle meine Kommentare zurück und meinte nur: „Wenn du meinst, versuch es…“
Mutter lächelte mich fröhlich an. Mich freute es sie so zu sehen. Früher war sie nicht so gläubig und aktiv in der Kirche gewesen. An Gott glaubte sie schon immer. Das gehörte für den guten Amerikaner fast schon zum guten Ton. Erst vor etwa vier Jahren begann sie immer aktiver in der Kirche zu werden. Mich konnte sie damit nur wenig begeistern. Sie hat nie von einem ihrer Kinder verlangt, an Gott zu glauben. Auch an Bibelkreisen oder dergleichen mussten wir nicht teilnehmen. Im Nachhinein fragte ich mich, ob sie wegen dem Verhalten meines Vaters so gläubig geworden war. Doch ich wollte mir nicht vorstellen, dass er schon seit so langer Zeit anders war.
„Wenn du willst, dann komm doch später rüber und hol mich ab. Dann kannst du mal mit Jack richtig reden… Dann siehst du auch, dass er nicht nur schlimm ist.“ Zögerlich nickte meine Mutter und ich ging hinüber. Ich freute mich, dass sie Jack versuchte kennen zu lernen. Nicht, dass ich ihr das mit uns sagen wollte, aber so bräuchte ich vielleicht nicht immer eine Ausrede. Jacks Wagen stand in der offenen Garage und ich klopfte an die Tür.
Adam öffnete die Tür und blickte mich freundlich an. Er begrüßte mich auf Russisch und ließ mich eintreten. Ich hörte seltsame Geräusche und stellte fest, dass dieser Mann Sporen an den Schuhen trug. Er war wirklich seltsam. Erneut wirkte er sehr gut gelaunt, fröhlich und ziemlich freundlich in seinem Auftreten. „Wo ist Jack“, fragte ich ihn und musste unweigerlich grinsen. „Schlafzimmer“, sagte er mit einem starken Akzent und deutete auf den Raum. Ich nickte, wollte mich gerade dorthin bewegen, als Jack aus der Tür kam.
„Hey Jazz, was gibt es“, fragte Jack mich und trank aus einer großen Wasserflasche mehrere Schlucke. „Ich brauch deine Hilfe für die Schule. Wir müssen so ein langweiliges Projekt machen. Ich habe das Thema Aufbau und Strukturen der US-Army bekommen.“  
Jack grinste mich schräg an. „Die Regierung setzt echt alles daran, euch in die Army zu kriegen. Es ist nicht immer gut so patriotisch zu sein.“
Ich nickte schnell und fragte fast schon genervt: „Noch mehr schlaue Sprüche oder hilfst du mir jetzt? Ich hab auf den Scheiß auch keinen Bock.“ Eine Augenbraue hochziehend blickte Jack mich an und erst nach einigen Augenblicken nickte er. „Na gut. Kann ja nicht so lange dauern…“

Ein unfaires Versprechen

 So schnell wie ich dachte, gestaltete sich die Arbeit dann leider doch nicht. Wir setzten uns an den Küchentisch und Jack fing an zu erklären, dass es ein Berufsheer gibt, wie viele Soldaten und Soldatinnen ungefähr dazu gehören. Er erklärte mir die einzelnen Funktionen der Reservekräfte. „Na ja und seit dem Vietnamkrieg ist der Wehrdienst ausgesetzt“, erklärte Jack stirnrunzelnd. Er betrachtete mein Gesicht und öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder.
Ich schrieb den letzten Satz auf und blickte ihn dann fragend an. „Wolltest du noch was ergänzen? Oder war es das“, fragte ich stirnrunzelnd. Wohl mit sich ringend sagte Jack: „Schreib das nicht in deine Arbeit…. Die Regierung will die Wehrpflicht wieder einführen. Soll wohl bald kommen. Damit wieder mehr Menschen der Army beitreten. Du wärst davon dann wohl auch betroffen.“ Ich starrte ihn an, fassungslos. „Äh“, kam es langgezogen von mir, „und wie soll der Spaß dann ablaufen?“ Jack zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Ich krieg nicht mehr alles mit. Außerdem hätte ich mit den Leuten nichts zu tun.“
„Ich will das aber nicht machen!“
Jack musterte mich von oben bis unten. Er schüttelte leicht den Kopf und schlussfolgerte: „Du wirst wohl eingezogen werden. Du bist sportlich, kannst schießen und hast sogar ein wenig Nahkampferfahrung. Die würden dich auch gleich rekrutieren.“ Ich verzog das Gesicht, Jacks Geschichten schossen mir wieder in den Kopf. Ich wollte das nicht! Nicht erleben und auch nicht lernen eventuell auf Menschen zu schießen. „Wird man dann auf richtige Einsätze geschickt“, fragte ich unsicher klingend. Meine Schularbeit hatte ich völlig vergessen. Über meine Frag nachdenkend runzelte Jack die Stirn. „Hm… Ich glaube nicht wirklich, oder jedenfalls keine großen Einsätze“, meinte er nachdenklich.
„Ich würde gar nicht auf Einsätze wollen! Ich bin… Ich könnte nie auf Menschen schießen“, rief ich aufgebracht und Adam blickte von der Couch zu uns rüber. Immer wieder ließ er seine Revolver kreisen. Es schien eine Angewohnheit von ihm zu sein. Er hatte uns in Ruhe arbeiten lassen, doch nun blickte er aufmerksam zu uns. Wie viel er von unserem Gespräch verstand, wusste ich nicht. Beschwichtigend hob Jack die Hände. „Muss du auch nicht“, raunte er mir beruhigend zu, „man lernt auf bewegte Ziele zu schießen, das ist eine reine Übungssache.“
Sprachlos starrte ich ihn an. Perplex von seiner und meiner Aussage. Irgendwie hatten wir uns jetzt nicht verstanden. Nach einem Augenblick begann ich zu erklären: „Ich meinte, dass ich gar nicht auf Menschen schießen will. Weder stehenden, sitzenden, rennenden oder keine Ahnung kackende Menschen!“ Ich war aufgebracht, dass konnte doch wohl nur ein schlechter Scherz der Regierung sein...oder von Jack.
Jack schaute mich überrascht an, als er verstand und nur ein „oh“, entfuhr seinen Lippen. Wir schweigen einen Moment ,bevor er meinte: „Dann hoffe ich mal, dass du nicht auf Menschen schießen musst.“ Ich nickte ernst und sah auf die holzvertäfelte Wand hinter ihm.
„Jazz“, hörte ich die Stimme von Adam, „wenn du schießen, dann schieß. Keine…Sorge.“ Bitter lächelte ich ihn an. Hier saßen zwei Soldaten, vermutlich hatten beide mehr Menschen erschossen, als ich mir vorstellen konnte, doch genau wollte ich darüber nicht nachdenken. „Ich will aber nicht“, sagte ich zu Adam. Ich war mir nicht sicher, ob er mich verstand. Trotzdem nickte er leicht. Nicht mal mein Vater hatte wen erschossen und er war Polizist. Ich musste durchatmen, um meine Gedanken zu beruhigen und zu ordnen. „Ist das denn überhaupt sicher, dass die wieder eingeführt wird“, fragte ich Jack, welcher leicht nickte. Mit einem Blick auf meine Notizen ermahnte er mich streng: „Sag das bloß niemanden in der Schule! Das wirft nur unnötige Fragen auf.“ Ich nickte und sah auf meine Unterlagen. Jack schien mich zu betrachten und auf einmal fragte er mich: „Ich hab eine Idee, wie du einige Zusatzpunkte oder so bekommst.“ Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl und ging hinüber zu der Tür, durch die ich noch nie gegangen war. Unsicher stand ich auf, wollte ihm folgen, als Jack schon wieder heraus kam.
Er hielt eine mir bekannte Holzschatulle in den Händen. Langsam ließ ich mich wieder an dem Küchentisch nieder, während Jack zu mir ging. Er schob mir wortlos das Kästchen zu. Unsicher öffnete ich den Decken und sah die ganzen Orden aufblitzen. Erneut schoss mir sofort die Medal of Honor in die Augen. Mein Blick klebte fast an ihr. Unsicher strich ich darüber und blickte hinauf in Jacks Gesicht. Eingehend beobachtete er mich. „Nehm sie mit. Vielleicht finden einige deiner Klassenkameraden die ja interessant“, nuschelte er. Er griff nach hinten zu einer Kommode und holte sich aus einer Schublade eine Zigarre. Ich nahm einzelne Medaillen heraus und legte sie auf den Tisch. Ich hörte Schritte, welche sich uns näherten und merkte, wie Adam neben uns trat. Auch er schien neugierig in die Kiste zu schauen. Er wirkte schmächtig im Gegensatz zu Jack. Das Gefühl, dass von diesem Mann Gefahr ausgehen könnte, stellte sich nicht ein. Das Aroma der Zigarre zog mir in die Nase und ich blickte zu Jack. „Kann ich die wirklich mitnehmen“, fragte ich unsicher. Er zog einmal an der Zigarre und nickte dann jedoch. „Vielleicht besser nicht alle… Such dir welche aus“, meinte er und lehnte sich in den Stuhl zurück. Sofort glitt mein Blick wieder zu der großen Medaille. Jack blieb dies nicht verborgen. Er griff über den Tisch hinweg in die Schatulle und drückte sie mir kommentarlos in die Hand. Ich spürte das kalte Metall in meiner Hand und sah ihn fragend an. Störte es ihn denn gar nicht?
„Nehm sie mit“, meinte er ruhig. Es schien ihn wirklich nicht zu interessieren oder zu belasten. Vermutlich war seine Aussage, dass sie für ihn Schrott sind ,wirklich wahr. „Was soll ich meinen Mitschülern erzählen, wenn sie fragen, warum die du verliehen bekommen hast“, fragte ich unsicher und blickte von dem goldenen Abzeichen zu seinem Gesicht.
Jack grinste leicht verschmitzt, als er antwortete: „Das weißt du doch selbst nicht. Sag denen es war ein geheimer Auftrag und mehr hat man dir nicht erzählt.“ Stumm nickte ich, strich mit dem Finger über den Kranz.
Ich blickte hinauf in Jacks Gesicht, weiter zu Adams. Er schien nicht verwundert, als er die Medaille betrachtete. Es hatte den Anschein, als sei er verwirrt, dass er sie mir gab. Ohne darüber nachzudenken rutschte die Frage aus mir heraus: „Weiß Adam, warum du sie bekommen hast?“ Von meiner Frage wohl überrascht, blickten mich beide an. Adam vermutlich, weil er seinen Namen gehört hatte und Jack schien von der Frage verwundert. Er nickte bestätigend und paffte weiter an seiner Zigarre. Erneut überkam mich das Gefühl der Eifersucht. Ich konnte es nicht verhindern, dass es da war.
Jack musterte mein Gesicht und erklärte ruhig: „Er weiß es, weil er dabei war… Was stört dich daran?“ Unsicher, ob ich sprechen sollte oder nicht, zuckte ich mit den Schultern. Einige Male öffneten sich meine Lippen, doch kein Laut kam über sie. Ich wusste nicht, wie gut Adam nun englisch konnte, wie viel er verstand. Ich wollte mehr über Jack erfahren, doch wollte ich das nicht vor einem Fremden sagen. Kurz, vermutlich waren es nur Millisekunden blickte ich zu Adam, eher sich mein Blick auf die Medaille richtete.
Jack blickte ebenfalls Adam an und sagte etwas auf Russisch zu ihm. Adam blickte Jack an, grinste leicht und nickte uns beiden zu. Er nahm die Leine von Didi. Den Hund anleinend ging er hinaus. Didi schien nicht Gassi gehen zu wollen und jammerte leise an der Tür. Verwirrt von dem Szenario vor mir, fand ich meine Stimme erst wieder, als sich die Tür hinter den Beiden schloss. „Wieso gehen die denn jetzt?“, fragte ich verwirrt.
„Ich habe ihm gesagt, dass er gehen soll“, meinte Jack mit seiner monotonen Stimme und paffte weiter, während er weiterhin mich betrachtete, „du schienst nicht reden zu wollen, wenn er da ist.“ Entsetzt starrte ich ihn an. Hätte ich Jack so ein, und ich konnte es nicht anders nennen, unhöfliches Verhalten zugetraut? Jedenfalls nicht gegenüber seines Freundes! „Du kannst ihm doch nicht einfach sagen, dass er gehen soll“, rief ich fast schon entsetzt. Jack zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Doch, kann ich. Es hat dich gehemmt. Also! Wo ist das Problem, wenn Adam es weiß und du nicht?“ Ich schluckte, wollte ich doch gerade eigentlich nicht reden.
Jack sah es mir an, doch seine Mine blieb ungerührt, als er mein Hadern bemerkte. Ich wusste, er würde nicht locker lassen. Nicht, wenn er etwas wissen wollte. Ich seufzte schwer und wog ab, was ich sagen sollte. Wie ehrlich ich letztendlich war. Ich entschied mich ehrlich zu sein, denn Jack wusste, wie sehr ich die Geschichte hören wollte.
„Ich weiß nicht, ich will… Ich will dich einfach besser kennen lernen“, meinte ich leise und blickte auf die Tischplatte vor mir. Ich hörte Jacks monotone und neutral klingende Stimme und ich musste nicht erst aufblicken, um zu sehen, dass eben jene Maske wieder in sein Gesicht gemeißelt war. „Adam weiß es nur, weil er an dem Einsatz beteiligt gewesen war.“ Ich seufzte schwer und meine Finger kreisten um einen Kaffeekranz auf dem Tisch.
„Es ist albern aber…. Nein! Das, was da geschehen ist, hat dich verändert und verletzt. Ich will verstehen warum, einfach weil ich dir so gerne helfen würde, Jack.“ Ein letztes Mal kreisten meine Finger um diesen Kranz auf dem Tisch, bevor ich hinauf sah in sein Gesicht. Er sah mich weder gekränkt, noch wütend, noch fröhlich an. Eigentlich konnte man ihn nicht deuten. „Warum willst du mir denn unbedingt helfen? Sehe ich aus, als ob ich Hilfe brauche“, fragte er mit ziemlich neutral klingender Stimme. Vehement schüttelte ich den Kopf. „Ja, weil ich sehe, dass es dir schlecht geht. Ich war schon häufiger da, als du…als es dir scheiße ging!“ Er konnte mich nicht anlügen und als er seinen Blick von mir abwandte war mir klar, dass er es wusste.
Auffordernd sah ich ihm ins Gesicht und sagte: „Komm schon, Jack… Du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Warum nicht dabei?“
„Weil ich das Gefühl habe darüber nicht reden zu können“, seine Worte waren so genuschelt, dass ich sie kaum verstand.
Frustriert seufzte ich und meinte fast schon etwas patzig: „Und wenn ich es einfach mal wissen will?“
Keine Reaktion seinerseits. Er sah zur Seite, als würde er hoffen ,eine passende Antwort käme vorbeigelaufen.
Jack zuckte leicht mit den Schultern und legte eine verständnislose Miene auf.
„Dann willst du es wissen.“ Seine Antwort klang fast schon wie eine Gegenfrage, die er mir stellte. Ich schloss kurz die Augen, hatte ich doch das Gefühl, wir drehten uns im Kreis. „Jack… Ich will einfach nur nicht, dass du leidest. Dabei kann sprechen doch einfach helfen. Ich meine… Du bist mir wirklich zu wichtig um dich damit einfach alleine zu lassen“, sagte ich beschwichtigend und ehrlich zu dem Mann, der mir so wichtig geworden war. Ich fühlte mich unsicher in diesem Gespräch, doch war es mir einfach zu wichtig um einfach aufzuhören. Jacks Genuschel, was darauf folgte, verstand ich nicht. Doch das Ende des Satzes war: „Bei Zeiten…“ Ich nickte leicht. Hoffte, er würde es halten, doch war ich mir nicht sicher. Ich nahm Jacks Hand und drückte sie sanft, aber auch bestimmend. Wir blickten einander schweigend an und ich spürte, wie er den Druck erwiderte.
Bevor ich noch etwas sagen konnte klopfte es an der Tür. Schweigend stand Jack auf und ich blickte diesem Mann traurig lächelnd nach. Während ich hinabsah auf meine Notizen stutze ich, als ich die Stimme meiner Mutter hörte. Ich hatte ganz vergessen, dass ich ihr angeboten hatte herüber zukommen. Auch hatte ich Jack nichts davon gesagt.
Ich hörte Jacks verwunderten Ton, als er sie begrüßte. Schnell nahm ich meine Sachen, stopfte die Medaille in meinen Block und ging zügig hinüber zu Jack und meiner Mutter.
„Hey Mum“, sagte ich schnell und lächelte sie fröhlich an. Sie erwiderte das Lächeln, doch sah ich, dass sie ziemlich angespannt war. Wäre meine Mutter nicht immer so eine ängstliche Person, würde sie entspannter durch ihr Leben laufen.
„Ich hoffe, mein Sohn hat dich nicht gestört“, sagte sie höflich zu Jack. Jack nickte. Sah von mir zu meiner Mutter und begann unbeholfen zu sprechen: „Alles gut… Ist ja nicht schwer… oder so.“ Meine Mutter nickte und blickte von Jack zu mir. Auch sie schien etwas überfordert. Innerlich die Augen verdrehend, half ich den Beiden. „Jack konnte mir eigentlich die ganze Arbeit abnehmen. Ich muss das jetzt nur noch in so eine Power Point Präsentation bringen. Er kennt sich ziemlich aus.“ Meine Mutter nickte, meinte dann aber streng zu mir: „Es ist nicht gut, die Arbeit abzugeben. Es schadet dir nicht, dass selbst herauszuarbeiten.“ Ich grinste sie schräg an und zuckte mit den Schultern. „Aber wenn er sich so Zeit spart, dann ist das doch gut“, erklärte Jack und blickte stirnrunzelnd meine Mutter an. Er schien ihre Ansichten nicht nachvollziehen zu können. Doch sagte er nichts weiter dazu.
„Der Junge soll aber lernen selbst die Ergebnisse herauszubekommen“, erklärte sie ihm und blickte hinauf in sein markantes Gesicht. Stirnrunzelnd kratze sich Jack am Kopf bevor er begann: „Es zeugt doch von Intelligenz, dass er hier ist und mich gefragt hat. So hat er noch schneller die Antworten bekommen, die er brauchte.“ Meine Mutter blickte ihn fast schon entrüstet an, wusste jedoch wohl nichts zu sagen. Mit den Schultern zuckend meinte sie: „Wenn du das meinst… Hätten deine Eltern das etwa gut gefunden? Die Arbeit einfach so abzugeben?“
Jetzt war es an Jack, mit den Schultern zu zucken. Es war fast schon amüsant zu beobachten. Meine Mutter, die ängstlich und zurückhaltend war und Jack, der anscheinend nicht genau wusste, wie man mit Alltagsthemen vernünftig umging. Beide überforderten sich in dem Gespräch, so dass der Gesprächsverlauf sicher komische Wendungen genommen hätte, wäre ich nicht eingesprungen. „Mum, ist doch egal, was seine Eltern gesagt hätten“, meinte ich. Wenn Jack meiner Mum noch gesagt hätte, dass er ein Waisenkind war, wäre meine Mutter sicher zur Höchstform aufgelaufen, was ihren christlichen Glauben anging.
Meine Mutter seufzte schwer und nickte leicht. Dann wandte sie sich zu Jack und sprach freundlich klingend: „Irgendwie haben wir noch nicht wirklich miteinander gesprochen, dass tut mir leid. Auch für das Verhalten meines Mannes…“ Jack winkte schnell ab und sagte: „Da kannst du nichts für.“ Überrascht blickte meine Mutter ihn an. Denn dass Jack seine Aussage ernst meinte, hörte man deutlich an seiner Stimme. Es schien, als habe meine Mutter mit einer anderen Reaktion gerechnet und wüsste nun nicht, wie sie weiter sprechen sollte.
„Ähm ja… Schön, dass du das so siehst“, fing sie etwas an zu stammeln. Sie schien sich zu sammeln, eher sie weiter sprach: „Ich wollte dich auch eigentlich noch zu unserem Café am Sonntag nach dem Gottesdienst einladen. Viele aus der Gemeinde sind anwesend. So könnte man sich kennenlernen.“ Nach diesem Vorschlag herrsche Schweigen.
Jack blickte meine Mutter verwirrt an und runzelte die Stirn. Mehrmals öffnete sich sein Mund, doch kein Laut kam heraus. Ich biss mir auf die Wange, um nicht lachen zu müssen. Die Geste meiner Mutter war wirklich nett gemeint, aber so verdammt albern! Das sie wirklich glaubte, Jack würde in die Kirche gehen…
Ich sah es in Jacks Kopf rattern und nach einem Augenblick meinte er zögerlich: „Äh…Ja. Danke. Ich überleg mal…“ Ich war froh, dass er nicht sofort nein gesagt hatte, dass hätte meine Mutter sicher verletzt. Ich hörte den Motor von dem Streifenwagen meines Vaters und kurze Zeit später rollte der Wagen in unsere Einfahrt. Zu uns hinüber blickend, stieg er aus dem Wagen und sah meine Mutter direkt in die Augen. Er zeigte keine Emotionen, nur seine Brauen schienen sich kurz zusammen zu ziehen. Mum schien sich anzuspannen und schnell meinte sie an uns gewandt: „Ich geh mal Kaffee kochen. Komm später rüber Jazzy, ja?“ Ich nickte hölzern und sah meiner Mutter mit einem äußerst flauem Gefühl im Magen nach. Ich sah zu Jack und auch er sah ernst blickend meiner Mutter nach. Ich wurde unruhig. Nervös sah ich zu meinen Sachen.
„Ich geh rüber, Jack“, meinte ich hastig. Wenn er es wieder tat und ich war wieder nicht da um sie zu beschützten, würde ich mir nur schwer verzeihen können. Ich griff hastig nach all meinen Sachen, doch als ich an Jack vorbeiging, hielt er mich auf. Auch er wirkte anders als vorher, fast etwas unsicher. „Jasper… Ich bin…“, er schien mit sich zu ringen. Besorgnis war in seinem Blick. Er sah zur Seite, als er mitten im Satz stockte. Man sah ihm an, dass er grade einen heftigen Konflikt mit sich selbst hatte. Jack biss sich leicht auf die Unterlippe. Doch er ließ mich los, „Komm, wenn du noch Fragen hast…“
Er klang beinahe traurig und ich war mir sicher, dass er etwas völlig anderes sagen wollte. Ob er wusste, was bei mir passierte? Alles an seinem Verhalten deutete grade darauf hin. Ich nickte ihm kurz zu, wollte nicht fragen, was er wirklich sagen wollte. Ich wollte nur noch nach Hause! Nein. Eigentlich wollte ich bei Jack bleiben. Ich hatte einfach nur Angst um meine Mutter.

Als ich nach Hause ging, hörte ich aus dem Wohnzimmer ein lautes Scheppern und ich bekam Angst.
Ich hörte meine Mutter entsetzt aufschreien. „Ich hab ihn doch nur zum Café eingeladen…“. Ich ließ meinen Rucksack fallen und hechtete ins Wohnzimmer. Eine Vase lag zerdeppert auf dem Boden. Erde und Splitter hatten sich über den Fußboden verteilt. Bücher lagen herum, eine zerbrochene Tasse Kaffee lag in einer Pfütze der braunen Flüssigkeit. Meine Mutter wimmerte. Sie saß erschrocken auf dem Sofa und blickte panisch zu meinem Vater hinauf, welcher sie vermutlich auf dieses gestoßen hatte. Ihre Augen schwammen in Tränen und erneut sah ich, dass ihre Wange rot war. Sie bemerkten mich nicht. Ihr Blick war gefesselt in den Augen meines Vaters, der sie wütend anfunkelte. Eiskalte Schauer liefen mir den Rücken hinunter als ich sah, wie mein Vater die Hand erneut hob. Ohne groß nachzudenken stürmte ich auf ihn zu und schubste ihn weg. Weg von ihr, weg von uns. Er taumelte, wäre fast gestürzte und sah mich in diesem Moment fast schon hasserfüllt an. Ich blickte hinein in dieses vertraute Gesicht, doch schien es für mich nichts Vertrautes mehr zu haben. Schützend stellte ich mich vor meine Mutter, die etwas jammerte, was ich nicht verstand. Wir sahen uns in die Augen und einen Augenblick lang dachte ich, Vater hätte sich beruhigt. Doch dem war nicht so.
Wütend stapfte er auf mich zu und packte mich grob an den Oberarmen. Alles, was ich beim Karate gelernt hatte, war in diesem Moment vergessen, als ich in das wütende Gesicht meines Vaters blickte. Ich schluckte. Hatte Angst. Meine Atmung war schnell und stoßweise. „Mach das nie wieder!“, raunte er mir böse zu und seine Augen, den meinen so ähnlich, verengten sich.
„Schlag sie nicht!“, sagte ich und war von mir selbst erstaunt, wie feste meine Stimme doch klang, trotz der Angst in meiner Brust. „Du hast mir nichts zu sagen, Junge!“, spuckte er mir fast schon entgegen und schubste mich mit Kraft von sich. Ich stolperte und wäre auf den Boden gefallen, wäre nicht die Couch hinter mir. Dad blickte zu mir runter und nichts erinnerte an den liebevollen Vater, der mich früher ins Bett brachte oder der nach Monstern im Schrank suchte.
Schnell stand ich wieder auf, wollte ich doch nicht zu ihm aufblicken. „Nur Weicheier schlagen andere, die Schwächer sind“, meinte ich und wollte erneut vor meine Mutter treten. Sie schien sich nicht zu trauen irgendwas zu sagen. „Pf“, machte mein Vater abfällig, „pass auf, wie du mit mir redest!“ Er kam einen Schritt auf mich zu und reflexartig wollte ich zurückgehen, doch besann ich mich. Ich blieb, wo ich war! Ich sah ihm direkt ins Gesicht. Ich wusste es war dumm was ich tat, doch wollte ich auf keinen Fall, dass er seine Wut an ihr ausließ. Sie war zu schwach und gerade war ich ihr Beschützer.
Und so sprach ich: „Ich rede so mit dir, wie du es verdient hast.“ Ich wusste, dass der Schlag kam. Auch, dass ich nicht schnell genug sein würde auszuweichen. Kräftig schlug Vater nach mir und mein Kopf flog zur Seite. Meine Wange brannte vor Schmerzen. Die Tränen, die in meinen Augen brannten, hielt ich zurück. Er sollte mich nicht schwach sehen. Wütend schubste ich ihn von mir weg, doch erneut hob er seine Hand und langte aus. Wieder auf dieselbe Stelle. Ich hörte meine Mutter flehen, er solle aufhören, doch er ignorierte sie. Er schubste mich feste gegen die Brust und benommen von den Schlägen fiel ich auf die Couch.
Vater beugte sich über mich. Legte seine Hände neben die Lehne, verhinderten so jede Flucht. „Du redest nie wieder in diesem Ton mit mir, haben wir uns verstanden? Hab ich dir nicht auch gesagt, dass du nicht zu diesem Irren gehen sollst!“ Ich schluckte und mein Körper bebte, während ich zu ihm aufblickte. Ich spürte keine Liebe in diesem Moment zu ihm. Ich hatte nur noch Angst. Ich nickte leicht und sah ihn weiterhin mit geweiteten Augen an. „Hab ich dir das nicht gesagt!“ Er brüllte mich an und am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten.
Mein Körper erbebte, zitterte. Ich zog den Kopf fast schon erschrocken ein, aus Angst gleich kommt erneut ein Schlag. Er griff in meine Haare und zog schmerzvoll mein Gesicht zu ihm. „Wenn du meinst, dich hier einzumischen, dann werde ich dafür sorgen, dass du es hier nicht mehr so leicht und angenehm hast! Hast du mich verstanden“, fragte er mich eiskalt und Spucke traf mein Gesicht. Während er mich böse anfunkelte, stieß er sich vom Sofa ab und verließ das Wohnzimmer. In der Tür wandte er sich noch einmal um und sah uns an. „Aufräumen“, raunte er und zog sich die Schuhe an. Wenig Augenblicke später hatte er das Haus verlassen. Ich blickte zu meiner Mutter und sah, wie ihr die Tränen die Wange hinunter liefen. Ich starrte auf den Tisch und sah ihn doch nicht. Ich war gefangen in einer anderen Dimension, sah und spürte nichts mehr. Ihr lautes Schluchzten brachte mich in die Realität zurück.
Schnell stand ich auf , setzte mich neben sie und legte die Arme um sie. Auch ich zitterte, ebenso wie meine Mutter, doch weinte ich nicht. Nicht, wenn sie gerade so schwach war. Ich spürte das schmerzvolle Pochen in meiner Wange, die Kopfschmerzen und versuchte sie zu ignorieren. Ich konnte nicht sprechen. Meine Kehle war zugeschnürt. Ich wog sie leicht hin und her. Ich verstand nicht genau, was gerade passiert war, versuchte es in die richtige Reihenfolge zu bekommen. Erst nach einigen Augenblicken beruhigte sie sich und löste die Arme, welche sie hilfesuchend um mich geklammert hatte. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen. Nachdem sie sich beruhigt hatte, stand ich langsam auf. Ich sammelte die heruntergefallene Tasse auf, sowie die anderen Scherben von der Vase. Mutter rührte sich nicht. Also ging ich in die Küche und holte Handtücher und für sie etwas, um die Wange zu kühlen.
Ich reichte es ihr wortlos und ohne mich anzuschauen nahm sie es entgegen. Bedächtig drückte sie es sich gegen die Wange. Währenddessen wischte ich den Dreck vom Boden auf. Zerstörte die Beweise, die zeigten, was hier geschehen war. Nur die Beweise auf unseren Körper ließen sich nicht einfach wegwischen. Nach dem ich gesaugt und den Staubsauger wieder weggestellt hatte, stand ich unschlüssig an der Tür. Immer noch saß meine Mutter wie versteinert auf der Couch und mied meinen Blick. Sie wirkte fast wie ein kleines Kind. Hilflosigkeit übermannte mich. Ich wusste nicht, wie ich mit ihr umgehen sollte. Sollte ich etwas sagen? War schweigen besser? Wenn ich was sagte, was sollte ich sagen? Ich schluckte schwer und sah auf meine Füße.
„Ich geh rauf, okay“, sagte ich nach einem Moment leise, doch von meiner Mutter kam noch immer nichts. Zitternd ging ich die Treppe hinauf in mein Zimmer, schloss eilig die Tür hinter mir. Schloss die Welt unten aus. Ich lehnte mich an sie und rutschte runter, während mir endlich die Tränen über die Wange liefen.
Fast wünschte ich mir, meine Mutter oder irgendwer würde kommen und mich in den Arm nehmen. Ich war nicht erwachsen! Ich war erst siebzehn! Doch niemand kam. Ich zog meine Beine an und lehnte meinen Kopf auf die Knie und die Tränen fielen auf den Boden meines Zimmers. Ich habe mich nie im Leben einsam gefühlt, doch nun schnürte mir Einsamkeit die Kehle zu. Das Versprechen, niemanden etwas zu sagen, lastete in diesem Moment so schwer auf mir, dass ich wünschte, ich könnte es einfach brechen. Doch ich konnte es nicht. Ich sehnte mich nach jemanden, der einfach gerade für mich da war. Ich dachte an Jack, doch ich wusste, dass, wenn ich jetzt hinüberging, ich das Versprechen meiner Mutter gegenüber nicht würde halten können. Ich dachte an Jenny, doch sie war zu weit weg und ich sollte ihr nichts sagen. Wieso hat Mutter mir das angetan? War ihr das überhaupt bewusst, wie sehr mich das Versprechen knebelte? Auch Eric konnte ich nichts sagen, er könnte nichts machen und die Sorge, die ich dann ständig in seinen Augen sehen würde, würde ich nicht aushalten. Also musste ich allein kämpfen. Ich wischte mir über das Gesicht, verbot mir weiter zu weinen wie ein schwaches Kind. Männer sollen doch nicht weinen! Doch immer noch saß ich vor meiner Tür auf den Boden und schaffte es nicht aufzustehen.  

Ein verregneter Tag

 Als ich am nächsten Morgen in den Spiegel schaute, sah ich einen kleinen kaum auffälligen Fleck an der rechten Seite meines Auges. Vorsichtig strich ich da rüber und zuckte leicht zusammen. Es schmerzte ziemlich. Frustriert stöhnte ich auf. Hoffentlich würde es niemand merken….
Wenn doch, werde ich einfach sagen, dass ich beim Karatetraining was abbekommen hatte. Die Ausrede würde keine Fragen aufwerfen. Ich dachte an Jack. Er würde mir das nicht abkaufen. Zu aufmerksam war dieser Mann. Außerdem wusste er, dass ich nicht bei dem Training war.
Vermutlich würde ich ihn heute sowieso nicht sehen. Vater war gestern nicht mehr nach Hause gekommen. Wo er die Nacht über war, war mir ziemlich egal. Wenn es nach mir ginge, brauchte er auch gar nicht mehr wiederkommen. Schwer seufzte ich auf und machte mich für die Schule fertig. Ich betrachtete mich noch mal im Spiegel, der im Flur stand, eher ich mich auf den Weg machte. Es regnete und ich zog die Jacke enger um meinen Körper. Ich achtete nicht auf den Weg, nicht auf den Regen der meine Haare benetzte noch auf die Anderen als ich in die Schule ging. Mechanisch grüßte ich den ein oder anderen, wenn er mich grüßte und setzte mich in die Klasse.
Ich blickte hinaus auf den Hof. Die Regentropfen zeichneten ein wirres Muster auf die Scheibe und ich verfolgte sie in Gedanken. Das wirre Muster nahm kein Ende und fast schon erschrocken fuhr ich zusammen, als man mich berührte. Ich drehte mich mit geweiteten Augen um und sah in Erics Gesicht. Wie ich, sah auch er mich erschrocken an und fragte: „Jazz, alles klar? Du wirkst ja wie in einer anderen Welt? Schlecht geschlafen?“ Ich blinzelte einige Male, versuchte das komische Gefühl in mir abzuschütteln und setzte mein bekanntes Grinsen auf. „Alles klar, einfach nur wirklich sau schlecht geschlafen“, begann ich, es war nicht mal gelogen.
„Ich hab dich gestern nicht erreicht, wirklich alles gut“, fragte Eric mich stirnrunzelnd. Ja, gestern hatte mein Handy mehrmals geklingelt, doch ich habe nicht abgenommen. Eigentlich bin ich gestern nur noch zum Essen und für das Badezimmer herausgekommen.
Ich fühlte mich nicht wohl, nickte aber dennoch und meinte: „Alles gut. Sonntag war nur scheiße… irgendwie.“ Eric betrachtete mich eingehend und fragte: „Okay, weswegen denn? Ist es wegen…na ja... du weißt schon?“ Er blinzelte kurz Richtung Tobey und ich verdrehte genervt die Augen.
„Ich hab nichts mit dem Typen“, zischte ich ihm böse zu. Eric hob beschwichtigend die Hände und lächelte entschuldigend. „Ja, ist gut. Wie geht es denn deinem Soldaten“, fragte er mich und grinste leicht.
Unsere Englischlehrerin, Mrs. Williams, war noch nicht da und der Rest der Klasse war am quatschen und am rumalbern. Colin und der Rest meines Teams hatten sich zusammengesetzt und schienen über irgendetwas zu lachen. Somit waren Eric und ich ungestört. Leise flüsternd berichtete ich von unserem Wochenende, erzählte die schönen Momente, versuchte an diesen festzuhalten. Er konnte mir kaum glauben, dass ich wirklich Jet fliegen war. Also zeigte ich ihm die Bilder, die Jack von mir vor der Maschine gemacht hatte. Neidisch betrachtete er die Bilder und sah das Selfie von mir und Jack länger an. „Cool, cool, dafür würde ich auch mal schwul sein. Weißt du wie teuer sowas ist?“ Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Ich zuckte mit den Schultern und wollte gerade anfangen zu berichten, dass Jack wohl noch etwas bei einem alten Kameraden gut hatte. Als Eric mehr erfahren wollte, kam jedoch Colin zu uns und grinste mich verschmitzt an.
„Hey, Williams ist krank. Also gibt es ne Freistunde. Geil oder“, fragte er und setzte sich unaufgefordert zu uns. Ich nickte ihn leicht an und grinste falsch, doch keinem schien es aufzufallen. Die anderen meiner Mannschaft schlossen sich unserem Trüppchen an und so konnten Eric und ich nicht ungestört sprechen.
Dabei sehnte ich mich so, das Schweigen zu brechen und doch wieder nicht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Das dumpfe Pochen an meinem Auge erinnerte mich immer wieder an das, was geschehen war und doch nicht hätte passieren dürfen.
„Jasper“, meinte Zack zum Ende der Freistunde, „was ist das da an deinem Auge?“ Ich blickte verlegen zu unserem Pitcher und alle Blicke wanderten zu meinem Gesicht. So wie meine Mutter, legte ich meine Hand auf den leichten, aber schmerzvollen Punkt und winkte grinsend ab. „Ach“, meinte ich, „hatte Karatetraining und der Trainer hat mich blöde getroffen. Tut ziemlich weh.“ Eric blickte mich mit seinen geweiteten Augen an und ich sah meinem besten Freund an, dass er mir keinen Glauben schenkte.
Natürlich, wenn ich gestern für ihn nicht erreichbar war. Doch darauf ansprechen tat er mich nicht. Er würde mich nicht bloß stellen. Etwas, wofür ich sehr dankbar war. Unsere Blicke trafen sich und ich schämte mich, dass er sich denken konnte, was geschehen war.
Die Anderen schienen sich mit meiner Erklärung zufrieden zu geben und ich klinkte mich schnell in ein Gespräch ein, welches sich um diesen dämlichen Ball drehte, der irgendwann stattfinden sollte.
Aufgrund des schlechten Wetters musste ich das Training ausfallen lassen und eigentlich war ich heute nicht sonderlich traurig darum. Schnell packte ich nach dem Schulschluss meine Tasche, denn ich wollte nicht, dass Eric mich aufhielt. Als ich jedoch zu ihm blickte, sah ich, dass Zoey bei Eric stand und ihm etwas ins Ohr flüsterte und ihn ablenkte.
So schaffte ich es tatsächlich dem Gespräch zu entkommen und ging schnell die Straßen entlang nach Hause.
In der Einfahrt sah ich das Auto meines Vaters. Mutters Wagen war weg, vermutlich war sie wieder in der Kirche. Frustriert blieb ich stehen. Sah zu dem Haus meiner Familie und ein fester Knoten bildete sich in meiner Brust. Schmerzvoll, unangenehm. Ich wollte nicht nach Hause. Ich wollte nicht mit ihm alleine sein. Hatte ich Angst? Vielleicht ein wenig, wenn ich ehrlich war.
So sah ich zu Jacks Haus. Ohne lange hin und her zu überlegen ging ich da hin und klopfte an. Das Vater nicht wollte, dass ich zu ihm ging, war mir egal. Es dauerte nicht lange und die Tür wurde geöffnet. Jack stand vor mir mit einer Zigarre im Mund.
Er studierte kurz verwirrt mein Gesicht und sein Auge schien sich auf die Verletzung zu fokussieren. Er sah es natürlich sofort. Als hätte er einen Veilchen Detektor. Schnell, ohne etwas zu sagen, trat er beiseite und gewährte mir Einlass, fragte nicht nach.
Er wusste es, hatte es gesehen. Ich wusste es. Ob er auch weiß, dass es von Vater war? Natürlich, so wie Dad gestern zu Mum und mir hinüber geblickt hatte. Ich darf nicht sprechen, du hast es versprochen! Wie würde das denn aussehen? Wie würdest du dann deine Familie hinstellen? Wie die letzten Asozialen. Das geht nicht. Ich ging in das Haus. Dieses Mal kam kein Didi auf mich zugelaufen um mich zu begrüßen. Ich schaute mich um und konnte den Hund nirgends entdecken.
„Wo ist Didi“, fragte ich ihn, schaute über meine Schulter hinweg Jack an. Er kam langsam auf mich zu, vorsichtig, taxierend. „Ist mit Ozelot draußen, der will den Kleinen an Menschenmassen gewöhnen. Was ist mir dir“, fragte er mich mit neutraler Stimme. Wieder mal war keine Regung von Gefühlen in ihr zu erkennen. Er fragte fast so, als würde ihn die Antwort gar nicht interessieren. Es verunsicherte mich, zögerlich nickte ich ihm zu und ließ mich auf seiner Couch nieder. Ich raufte mir die Haare. Ich bemerkte, wie Jack zum Fenster ging und hinüber sah zu unserem Haus. Fast schon prüfend, sein Blick glitt danach langsam zu mir. Ich wüsste zu gerne, was er grade gedacht hat. Ob er wirklich wusste, dass ich hier bin, weil nur mein Vater grade zu Hause war? Fast schon vorsichtig kam er auf mich zu und ich spürte seine kräftige Hand auf meiner Schulter. Erneut zuckte ich zusammen, als man mich anfasste. Wappnete mich für die Inquisition, die folgen würde. „Lass uns in die Stadt“, meinte Jack plötzlich und ließ langsam die Hände sinken.
Verwirrt sah ich über die Schulter zu ihm. Meine Augen weiteten sich. Seine Mimik hatte sich nicht verändert, immer noch ohne Regung von Gefühlen. Einzig in seinem Auge war eine Veränderung zu sehen. Fast schon schimmerten sie mich fürsorglich an. Mein Gesicht entspannte sich und dankbar war mein Blick, mit dem ich ihn ansah.
Ich wusste, dass er es wusste, doch er sprach es nicht an. Ich erhob mich langsam und er ging zu den Schlüsseln seines Autos. Ohne darauf zu achten ob Vater uns sah oder nicht, stieg ich in Jacks Geländewagen. Ich fragte nicht wohin wir fuhren. Ich blickte auf die regennasse Fahrbahn. Mein Kopf lehnte an der Scheibe, während ich auf die vorbeiziehenden Gebäude blickte.
Wir schwiegen. Etwas, was Jack ziemlich gut konnte und ich langsam auch. Nicht mal das Radio wurde angeschaltet. Ich achtete nicht auf die Schilder, darauf, wo wir hinfuhren. Es war mir schlichtweg egal. Einmal kurz strich ich mir über die schmerzende Stelle, doch schnell ließ ich meinen Arm sinken. Jack entging keine meiner Reaktionen, dass wusste ich. Mir war klar, dass er mich ablenken wollte, so dass ich nicht weiter an etwas Schlimmes denken musste. Dankbar war ich dafür. In meiner Brust erwachte ein anderes Gefühl, neben der Dankbarkeit war das Gefühl der Zuneigung für diesen Mann stärker denn je. Ich schaute Jack an und musste unweigerlich leicht lächeln, als ich ihn sah.
Erst als noch einige Minuten verstrichen waren und ich wieder auf die nasse Straße sah, fragte ich leise: „Wohin fahren wir?“
„Zu Ikea“, war seine schlichte Erklärung wieder ohne seine Gefühle zu offenbaren.
Verwirrt sah ich ihn an und fragte: „Ist das jetzt dein Lieblingsladen?“
„Nein, der ist schrecklich, aber ich hatte was bestellt. Das muss ich abholen. Und die Fleischbällchen sind klasse da.“
Ich dachte nach und nach einigen Minuten fing ich mit monotoner Stimme an zu erzählen, dass meine Mutter den Laden toll fand und dass sie Jenny damit angesteckt hatte. Ich plapperte einfach weiter, berichtete von Jenny, wie sehr ich sie mochte. Auch wie traurig ich eigentlich war, dass sie nicht mehr bei uns wohnte. Erzählte Geschichten aus meiner Kindheit. Glückliche Erlebnisse mit meinen vielen Geschwistern. Jack schwieg, nickte und hörte mir zu. Ab und zu sah er zu mir herüber. Ich wollte einfach nicht mehr an gestern denken und flüchtete mich in schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit. Ich dachte an meine Großmutter und liebevoll erzählte ich von ihr, dass sie ein sehr lustiger Mensch sei. Welcher viel und gerne lacht und tatsächlich versucht auf dem neusten Stand zu bleiben. Verwirrt sah Jack mich an und fragte nach einem Moment tatsächlich: „Also warte, deine Oma lebt noch? Deine Eltern sind doch älter!“ Ich nickte und grinste leicht. „Ja, sie lebt noch. Ist auch noch ganz fit. Sie braucht nur einen Stock… Meine Oma würdest du mögen“, meinte ich und tatsächlich schaffte ich es sogar, leicht zu grinsen als ich an sie dachte.
„Wieso… was ist sie denn für ein Mensch“, fragte Jack mich ruhig, wohl froh, dass ich aus meinem Schneckenhaus gekrochen kam. „Eigentlich offen, fröhlich und… na ja, für ihre Zeit war sie sehr… sie ließ sich nie die Butter vom Brot nehmen. Einmal hat meinem Großvater die Suppe nicht geschmeckt und er hat sie aus dem Fenster gekippt. Oma hat dann den Teller und das Besteck wortlos hinterher geschmissen. Als er dann fragte, weswegen sie das gemacht habe, meinte sie wohl, sie dachte, er wolle draußen essen.“ Jack schmunzelte belustigt und nickte über meine Geschichte.
Tatsächlich führen wir nach einigen Minuten auf den Parkplatz des Möbelhauses. „Müssen wir um an die Information zu kommen durch den ganzen Laden laufen“, fragte ich ihn und zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht“, meinte er und zog einen Zettel aus der Tasche.
„Was hast du denn bestellt? Noch eine Kommode?“ Ich ging ihm einfach nach und sah mich um. „Einen Badezimmerschrank“, meinte er und runzelte die Stirn. „Hab irgendwie mehr, als ich dachte“, erklärte er mir und ging einfach in den Laden hinein. Ich folgte ihm schweigend und ließ meinen Blick über die Möbel schweifen. Viele sahen wirklich hässlich aus, fand ich. Und tatsächlich überall standen Kerzen herum.
Jack erfuhr, dass er das Schränkchen unten abholen konnte, so dass wir uns entspannt etwas zu Essen holen konnten. Wir saßen einander gegenüber und schwiegen. Ich stocherte in meinem Essen herum, nahm ein zwei Bissen. Schmecken tat ich nicht besonders viel. Wieder fingen meine Gedanken an zu kreisen. Die Ablenkung hatte leider nicht so lange funktioniert wie ich dachte.
„Schmeckt es nicht“, fragte Jack nach einem Augenblick. Meine Augen wanderten zu ihm. Er zog die Augenbrauen hoch und betrachtete mich eingehend. Ich sah hinunter auf seinen Teller, welcher bereits leer war und betrachtete meine vollen. „Doch“, meinte ich schnell, „hab nur nicht so viel Hunger.“
Jack betrachtete mich stirnrunzelnd und fragte nach einem Moment der Stille: „Wieso holst du dir dann so viel.“
Verteidigend meinte ich: „Die haben mir so viel darauf gepackt… Wie bei dir.“ Er nickte nachdenklich und ich spürte, wie sein Blick erneut zu meinem Auge wanderte. „Na gut“, kommentierte er und trank sein Wasser leer.
„Tut mir leid“, begann ich nach einiger Zeit, in der ich gegessen hatte, „ich bin etwas schlecht drauf.“
„Hab ich gar nicht gemerkt“, erwiderte Jack ziemlich trocken. Sarkasmus sprach der Kerl genauso gut wie Russisch. Schwer seufzend ließ ich das Besteck sinken. „Tut mir leid“, meinte ich leise und schob den halb vollen Teller von mir weg. Jack betrachtete mich, nahm seine Gabel zur Hand und aß meine Reste. „Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Passiert jedem einmal.“ Ich nickte schwer und schaute ihm beim Essen zu. Er sah mich nicht an, schaute auf den Teller.
Ich runzelte die Stirn und nach einem Augenblick sagte ich: „Ist gerade einfach alles irgendwie… beschissen.“ Sein Auge wanderten vom Teller hinauf zu mir. Jack fixierte mich eingehend. Er schien wegen irgendetwas mit sich zu ringen. Mit was verstand ich nicht. Er griff in seine Hosentasche und zog seinen Schlüsselbund hervor. Mehrere unterschiedliche Schlüssel hingen daran. Er entfernte einen von den Ringen und schob ihn mir herüber.
Ich nahm ihn entgegen und betrachtete den Schlüssel verwirrt. „Wenn was ist und ich nicht da bin, dann kannst du rüber kommen“, meinte er und aß den letzten Rest meines Essens auf. Erstaunt weiteten sich meine Augen und ich betrachtete den unscheinbaren silbrig schimmernden Schlüssel in meiner Hand. Dankbar schloss sich meine Hand. Ich schloss kurz meine Augen und nickte leicht.
Ich war fast gerührt davon.
„Was dagegen, wenn wir Adam und den Hund abholen“, fragte Jack mich nach einigen Augenblicken, in denen er mich wieder beobachtet hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf als wir aufstanden. Ich dachte an die letzten Tage. Ich wollte unbedingt über etwas sprechen, was kein Bisschen mit meiner Familie zu tun hatte. Ich wollte, dass mein Verstand sich auf andere Dinge fokussierte. Ich durchstöberte meine Gedanken und landete bei White Shark. Daran, was da passiert ist und worüber die Beiden gesprochen hatte. Nach einigen Momente fragte ich: „Dein Codename war Snake, oder?“ Jack nickte leicht und sein Blick durchbohrte mich nahezu. „Wie kommt es, dass du den bekommen hast“, fragte ich, als wir die Rolltreppe hinabfuhren. „Später“, meinte Jack, während er andere Kunden des Ladens beäugte, die in unserer Nähe standen. Sie schienen jedoch von mir und Jack wenig Notiz zu nehmen. Wir holten das Schränkchen ab und luden es in den Kofferraum.
Wenig später waren wir wieder auf der regennassen Fahrbahn. Ich blickte auffordernd zu ihm. Jack verstand und verdrehte fast schon genervt sein Auge, als habe er gehofft, ich hätte es vergessen. „Man verdient sich Decknamen“, meinte Jack nach einem Moment und schaute auf die Straße. „Oder man bekommt sie einfach.“
Ich nickte verstehend und war neugierig. Ich wollte mehr erfahren und er sah mir die nonverbale Frage an, als er kurz hinüber sah. „Ich habe ihn bekommen. Von meiner Mentorin, während eines Einsatzes. Sie meinte er passe…“
„Also…weiß nicht, bist du gut im Schleichen und schlägst aus dem Hinterhalt zu, oder wie?“ Er runzelte nachdenklich die Stirn und schien abzuwägen. „Hm“, grummelte er vor sich hin. „Ein wenig… Aber das ist nicht der Grund….Die Einheit von meiner Mentorin hieß Kobra. Die Operation, auf die ich geschickt wurde, hatte den Decknamen Snake Eater. Deswegen bekam ich damals den Codenamen.“ Ein Schmunzeln glitt über sein Gesicht und er fügte leicht grinsend hinzu: „Ja, die Army ist da sehr kreativ. Dann gab es noch tatsächlich Informanten, die hießen Adam und Eva.“
„Ist Adam der Adam“, fragte ich und dachte an den blonden Russen der gerade bei Jack wohnte.
„Er kann nichts für seinen Namen, das waren Codenamen…In den seltensten Fällen hat es was gemeinsam.“ Wieder wich er aus. Hatte weder ja noch nein gesagt. Ich runzelte die Stirn und sagte: „Adam kommt mir überhaupt nicht gefährlich vor.“ Jack schaute überrascht zu mir und ein amüsierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Wieso“, fragte er.
„Weiß nicht, er wirkt so nett, freundlich und zurückhaltend… Irgendwie…weiß auch nicht… dir sieht man an, dass man sich mit dir nicht anlegen sollte…“
Das Grinsen auf Jacks Gesicht wurde breiter und amüsiert sprach er: „Sind das dann nicht die Gefährlichsten? Diejenigen, denen man es nicht ansieht?“ Ich stockte und dachte verwirrt nach. Nichts wirkte bedrohlich an Adam, außer den offensichtlichen Revolvern. Stirnrunzelnd sah ich auf die Straße und nickte leicht. Leise murmelnd mutmaßte ich: „Also ist er schon ziemlich gefährlich, oder wie?“ Wieder wich Jack aus und erklärte: „Er kann ziemlich gut schießen…ja…“
Ich schaute fragend zu Jack: „Kannst du auch noch gut schießen?“ Mein Blick glitt zu der Augenklappe. Ich wusste gar nicht, wie lange er sie schon trug. Ich hatte ihn nie danach gefragt. „Hm… Es geht. Ich werde immer sicherer. Was aber überhaupt nicht mehr gut geht, ist rückwärts einparken“, meinte er und blickte zu mir. Ich musste tatsächlich leicht schmunzeln, hätte ich ihm so eine simple Sache doch ganz einfach zugetraut.
„Wie lange ist es eigentlich her“, ich deutete mit meiner Hand kurz auf die Augenklappe. Jack blickte kurz zu mir rüber und antwortete schnell: „Ungefähr 4 Monate.“ Kürzer wie ich vermutet hatte. Erneut blickte ich ihm ins Gesicht und nickte leicht. Erneut war ich beeindruckt, so tapfer wie er damit umging könnte man meinen, dass es bereits Jahre zurücklag.
„Du sagtest deine Mentorin hat dir den Namen Snake gegeben… Kommt sie dich dann bald mal besuchen?“
Jack schüttelte kurz den Kopf. Nach einem kurzen Moment der Stille meinte er: „Ich besuche sie, so oft ich kann.“
Erneut überkam mich die Eifersucht. Er besuchte diese Frau. Wieder jemanden, der ihn so viel länger kannte wie ich. Und wieder stellte ich fest, dass es mir nicht passte! Ich schluckte die Gefühle herunter und fragte: „Ist sie dann nicht sauer, wenn du aus der Army aussteigst?“ Jack schien fast schon melancholisch kurz zu lächeln, fast nicht wahrnehmbar und es verschwand schnell. Dann grinste er mich kurz an und erneut konnte ich feststellen, dass es eine Maske war. Immer besser konnte ich hinter seine Masken schauen.
„Sie würde sicher sehr sauer werden, wenn sie es erfahren würde. Aber eigentlich hat sie mir beigebracht das zu tun, was ich für richtig halte.“, meinte er und konzentrierte sich wieder auf das fahren. Würde, hatte er gesagt… Wenn Jack doch so bekannt war und alle vor ihm Respekt hatten, wieso wusste sie es dann noch nicht. Stirnrunzelnd starrte ich hinaus auf die nasse Bahn und es klickte. Sie war tot… Aber wie konnte er sie dann besuchen. Das ging doch nicht, oder? Zögerlich begann ich zu fragen: „Wo wohnt sie denn…das du sie so regelmäßig besuchst?“
Wieder antwortete Jack ziemlich schnell. „In Arlington.“ Meine Augen weiteten sich, doch Jack merkte es nicht. Arlington, der große Soldatenfriedhof. Reih um Reih standen dort weiße Grabsteine und erstreckten sich bis zum Horizont. Ein Arial, was man sich von der Größe her kaum vorstellen konnte. War das die Frau, die er geliebt hatte? Vermutlich…Sollte es bedeuten, dass er regelmäßig von Texas nach Virginia reiste, um sie am Grab zu besuchen? So konnte er doch niemals los lassen. Unschlüssig betrachtete ich Jack.
„Wieso bist du nach Texas gezogen, wenn du so oft dahin reist“, fragte ich und die Überraschung schwang in meiner Stimmte mit.
„Ich hab es dort nicht mehr ausgehalten“, waren seine Worte und erneut stellte ich fest, dass ich wieder in ein Fettnäpfchen getreten war. Er hatte es nicht mehr da ausgehalten, diese Aussage sagte, wenn man genau hinhörte, so viel mehr über diesen Mann und seine verletzten Gefühle aus, als man im ersten Moment meinte. Alles hinter sich zu lassen, Freunde, Bekannte die bekannten sozialen Infrastrukturen um irgendwo anders neu anzufangen zeigte, wie verzweifelt Jack war. Es klang schon fast wie eine Flucht. Dennoch schaffte er es wohl nicht ganz, wie ich fast schon bitter dachte. Er konnte körperlich fliehen, egal wohin. Jetzt hatte es ihn nach Texas verschlagen, wer weiß wohin es ihn noch treiben würde. Jedoch schien es, dass er in seinem Kopf nicht entkommen könnte. Seine Gedanken schienen ihn festzuhalten, fast schon zu fesseln. Wenn er wieder leben wollte musste er diese Fesseln abschütteln. Ich fragte mich, wie sehr er diese Frau geliebt hat und was mit ihr passiert war.
Ob sie während eines Einsatzes gestorben ist?      
Wenn sie doch seine Mentorin gewesen ist, musste sie dann nicht auch deutlich älter sein als er?
Jacks Hand lag auf dem Steuerknauf des Wagens. Zögerlich streckte ich meine Hand nach seiner aus und drückte sie kurz. Jacks Blick wanderte augenblicklich zu mir und sanft lächelte ich ihn an. „Ich hoffe hier hältst du es länger aus. Ich habe dich nämlich gerne hier“, meinte ich mit sanfter Stimme. Blau traf auf braun als sich unsere Blicke trafen, und Jacks Gesicht entspannte sich, bevor er wieder auf die Straße sah. Ich spürte, wie er meine Hand drückte, aber schnell wieder los ließ.
„Ich mag dich auch, Kleiner“, sagte Jack und sah mir nicht in die Augen, sondern fixierte die Straße. Wir fuhren hinein in die Innenstadt und Jack suchte sich einen Parkplatz.  

Hinter verschlossenen Türen

 Jack rief Adam an und schnell fanden sie sich auf dem Parkplatz. Didi lief zu Jack und kläffte ihn aufgeregt an. Er beugte sich zu seinem Hund hinunter und streichelte den quirligen Vierbeiner. Mein Blick glitt zu Adam der mich fröhlich begrüßte. Erneut trug Adam diese roten, auffallenden Lederhandschuhe. Ob er den Fleck an meinem Auge bemerkte, wusste ich nicht. Er wirkte gelassen und fröhlich. Er redete kurz mit Jack auf Russisch. Sie beide sahen hinunter zu Didi, welcher nun meine Aufmerksamkeit verlangte.
Vermutlich sprachen sie darüber, wie sich der Welpe in der Stadt machte. Ich streichelte den Hund und spürte die Freude in mir, als ich den kleinen Welpen sah. Didi war schon ein toller Hund! Ich schmunzelte belustigt. Jack nahm Adam die Leine ab und drückte sie mir in die Hand. Er lächelte mich kurz, fast fürsorglich an. Doch so schnell, wie der Blick gekommen war, verschwand er wieder. „Wie lange bleibt Adam“ fragte ich Jack, als wir weitergingen. Der Regen hatte noch nicht wirklich nachgelassen, doch keinen der beiden Männer schien es zu stören.
„Nicht so lange, nur bis Donnerstag oder Freitag, dann muss er weiter“, meinte Jack und als ich nachfragte, wohin er dann gehe, schaute mich Jack verschwörerisch an. „Kann ich dir nicht sagen, Kleiner.“ War sein Kommentar. Ich verdrehte genervt die Augen. Immer diese ganzen Geheimnisse… und immer dieses beschissene ‚Kleiner‘. Wir setzten uns in ein Café und Adam versuchte mir zu erklären, weswegen das Russische essen nicht so gut schmeckte, wie das Amerikanische. Doch genau verstand ich ihn nicht. Doch seine lockere und freundliche Art half mir auf andere Gedanken zu kommen.
„Essen immer hässlich in Russland. Hier schön“, sagte er und deutete auf ein großes Stück Kuchen vor sich. Immer wieder konnte ich von meinem Platz aus sehen, wie Adam dem Hund heimlich Essen gab. Jack schien es wirklich nicht zu bemerken. Ich musste darüber leicht grinsen.
Später fuhren wir gemeinsam nach Hause. Ich saß hinten bei Didi und kuschelte mit dem Welpen. Die Beiden vorne schwiegen. Wie konnten sie nur so lange schweigen, dachte ich fast schon genervt. Als wir bei Jack waren und ausstiegen, sah ich gerade, wie meine Mutter aus ihrem Kleinwagen stieg. Sie sah mich fast schon erschrocken an, als ich bei Jack ausstieg. Ich versuchte ihr zuzulächeln, doch spürte ich, wie hölzern sich mein Gesicht anfühlte. Unsere Blicke trafen sich kurz, doch ohne ein Wort wandte sich meine Mutter ab und ging Richtung Haus.
„Ist Mütterchen?“, fragte Adam in gebrochenem Englisch. Ich nickte, worauf Adam meiner Mutter zuwinkte und „Hallo Mütterchen Jazz“ rief. Meine Mutter drehte sich um und schaute Adam etwas entsetzt an. Sie hob die Hand und winkte zögerlich zurück, eher sie den Kopf schüttelte und im Haus verschwand. Ich musste tatsächlich darüber lachen.
„Ich sollte mal rüber“, sagte ich zu Jack, der meiner Mutter stumm zugenickt hatte, doch seine Geste ignorierte sie. „Mach das“, meinte er zu mir. „Wenn was ist, weißt du Bescheid“, sagte Jack. Ich nickte leicht, während ich an den Schlüssel dachte und ich ging zu meiner Mutter hinüber. Sie sagte nichts als wir uns kurz in die Augen sahen. Schnell ging sie rein, sprach nicht wirklich mit mir und sah mich nicht an. Hilflos sah ich ihr nach, dass sie sich von mir entfernte, verstand ich nicht. Habe ich ihr doch nie etwas getan. Es war Vaters Regel die ich brach, nicht zu Jack zu gehen, nicht die meiner Mutter. Sie hatte ihn doch ein wenig kennen gelernt und festgestellt, dass er nicht schlimm war. Ihr schweigen war gerade schlimmer als die Wut meines Vaters. Verlassen stand ich in unserem Flur und hörte, wie Mutter die Taschen auspackte. Unschlüssig stand ich da, wartete, dass sie mit mir sprach, dass sie fragte wie die Schule war, wieso ich bei Jack war doch nichts dergleichen passierte. Sie meckerte nicht mal deswegen. Ich trat zu ihr in die Küche, doch erneut wandte sie ihren Blick schnell von mir ab, als sie mir kurz ins Gesicht sah. Was war hier los? War es wegen der kleinen unscheinbaren Verletzung die ich hatte?
Unsicher ging ich einige Schritte die Treppe hinauf. Ich ging langsam. Ich wollte, dass meine Mutter mich aufhielt und endlich das Schweigen brach. Doch nichts passierte. Als sie mich nicht aufhielt, ging ich schnell nach oben und verschloss meine Zimmertür. Wieso redete sie denn jetzt nicht mehr mit mir? Ich verstand es nicht. War sie sauer, weil ich bei Jack war? Sollte ich sie darauf ansprechen? Ich starrte meine Zimmertür an und wusste nicht, wie es weiter ging. Ich konnte das Verhalten meiner Mutter nicht entschlüsseln.

Die nächsten Tage gehörten zu den seltsamsten in meinem Leben. Sowohl Mutter und Vater gingen mir aus dem Weg. Mutter sprach beim Essen kaum noch mit mir und mit meinem Vater wollte ich nicht viel reden. Ich hatte das Gefühl, das zwischen uns etwas zerbrochen war. Immer wieder wurde er laut und schrie rum. Als schien er jetzt, wo er mich das erste Mal geschlagen hatte, eine Hürde überwunden zu haben, welche ihn vorher in Schach gehalten hatte. Das ein oder andere Glas war am Boden unserer Küche zu Bruch gegangen. Schuld waren immer ich oder Mutter. Also blieb ich häufig lange weg. War viel mit Eric auf dem Baseballplatz. Er wollte wissen was geschehen war, doch ich habe das Versprechen meiner Mutter nicht gebrochen. Ich wusste, dass Eric es nur gut meinte, doch konnte ich es ihm nicht sagen. Auch er bemerkte den blauen Fleck an meinem Auge. Ich war mir sicher, dass er sich denken konnte woher er kam. Zu meinem Erstaunen kam Eric erst am zweiten Tag auf mich zu, als er vorsichtig nachfragte: „ Hey Jazz. Woher kommt denn der Fleck wirklich?“ Ich seufzte schwer. Zu gerne hätte ich ihm erzählt was passiert war. Doch ich blieb bei meiner Version: „Ist nur ein Karateunfall.“ Ich sah ihm an, dass er mir nicht glaubte. Doch Eric nickte und meinte, es sei schon okay und ich solle einfach kommen, wenn ich reden wolle. Auch mit Jenny telefonierte ich, doch immer noch war ich an das Versprechen meiner Mutter gebunden. Seit sie sich von mir entfernte, lastete das Geheimnis immer schwerer auf meinen Schultern.  
Jack wollte ich auch nicht stören, auch wenn es ihn sicher nicht gestört hätte. Doch da er die Woche über noch Besuch hatte, wollte ich nicht nerven. Auch wenn es mich wahnsinnig machte nicht zu wissen, was die Beiden den ganzen Tag lang machten! Häufig sah ich sie zusammen wegfahren und erst später am Abend kamen sie wieder. Gott! Ich war so eifersüchtig!
Da mir nichts anderes übrig blieb, stürzte ich mich in den Sport. Wenn ich viel trainierte und abends erschöpft war, schaffte ich es besser einzuschlafen.
Am Freitagabend hatten wir ein Baseballspiel gegen eine andere High School und nur mit Mühe und Not schafften wir es zu gewinnen. Weder meine Mutter noch mein Vater waren zu dem Spiel gekommen. Obwohl sie wussten, dass ein Talentscout  dem Spiel beiwohnte. Ich war erleichtert, dass wir im letzten Augenblick das Ruder drehen konnten. Eigentlich feierten wir nach einem solchen Sieg als Team. Doch dieses Mal war mir nicht nach feiern. Erics Eltern brachten mich nach Hause. Ich hatte ihnen gesagt, mir ginge es nicht gut. Es war nicht mal gelogen. Niemand war da, als ich das Haus betrat. Das Haus wirkte verlassen und kalt. Im Kühlschrank war Essen für mich, welches ich alleine am Kuchentisch aß, nach dem ich es aufgewärmt hatte.
Ich schaffte nicht mal die Hälfte von dem Essen und schmiss den Rest weg, mir wurde fast schon schlecht. Ich ging durch unser verlassenes Haus und fühlte mich tatsächlich unwohl. Ein stechender Schmerz zog von meiner Brust aus durch meinen Körper.
Ich blickte auf die Familienwand, die eine scheinbar heile und große Familie zeigte, doch war es eigentlich nur Schein und wenig Sein. Der Vater wurde zum Tyrannen, mein Bruder, der nicht mehr zur Familie gehörte, weil er Mist gebaut hatte und eine Mutter, die nicht da war, wenn man sie brauchte. Ob es ihr überhaupt bewusst war? Denkt sie vielleicht, dass ich erwachsen genug bin um alleine zu kämpfen? Bin ich vielleicht einfach nur schwach?
Zum Fernseher herüberschauend wusste ich nicht, ob er mich ablenken würde. Ich ließ die Schultern hängen. Auch stumpfsinniges Fernsehen könnte mich zurzeit nicht ablenken. Ich fragte mich, ob mein Bruder deswegen angefangen hatte Drogen zu nehmen. War Dad damals schon so? Hatte Jackson deswegen damit angefangen? Ich wollte meine Einsamkeit betäuben, wollte abgelenkt werden.
Jack kam mir in den Sinn. Und wenn Adam da war, dann war er eben da.

Und so ging ich einfach hinüber zu Jack und klopfte. Niemand öffnete. Zögerlich holte ich den Schlüssel hervor, den Jack mir am Anfang der Woche gegeben hatte. Sollte ich einfach rein? Ich blickte mich um zu der Garage und sah, dass sie verschlossen war. Vermutlich war er wirklich weg. Vielleicht brachte er seinen Freund ja auch weg.
Sollte ich einfach sein Haus betreten? Obwohl er es mir angeboten hatte, fand ich es komisch einfach so in ein fremdes Haus zu gehen. Ich schaute hinüber zu meinem Zuhause, welches sich derzeit einfach nur kalt und unliebevoll anfühlte. Nicht mehr wie mein Zuhause. So nahm ich einfach den Schlüssel und öffnete Jacks Tür. Es war dunkel und erneut kam kein Hund auf mich zu gerannt. Auch hier war dieses stechende Gefühl in meiner Brust.
Ich schaltete das Licht ein und hängte meine Jacke auf. Es war ein seltsames Gefühl sich in diesem Haus aufzuhalten, ohne dass Jack da war. Meine Augen glitten hinüber zu der Couch und ich sah, dass auf dieser Bettdecken und ein Kissen lagen. Erleichtert seufzte ich auf. Hatte ich doch Sorge gehabt, dass Jack womöglich etwas mit Adam hatte. Hatte er mir doch von einem Freund berichtet, mit dem er häufiger intim gewesen war. Ich ging hinüber zum Schlafzimmer. Jack hatte das Bett nicht gemacht. Etwas, was mich schmunzeln ließ. Die Sehnsucht nach ihm quälte mich fast schon. Doch war es die Sehnsucht nach diesem Mann oder vielleicht einfach die Sehnsucht nach Geborgenheit? Ich schüttelte den Kopf, das klang viel zu schwul für meinen Geschmack. Ich setzte mich kurz auf Jacks Bettseite und merkte, wie ich mich langsam in diesem Haus entspannte. Alles roch nach ihm, und nach den Zigarren, die er rauchte. Das alles hier war er. Ja, ich liebte diesen Mann, dachte ich und verließ langsam sein Schlafzimmer. Ich kam mir vor wie ein Stalker, als ich mich umschaute.
Genau in dem Moment, wo ich mich entschieden hatte zu gehen, fiel mein Blick auf die unscheinbare Holztür. Hinter dieser Tür war ich noch nie, doch war ich neugierig, was dahinter verborgen war. Ich sollte dort nicht hineinsehen, es war sicher privat…
Doch bevor ich über das für und wider zu lange nachdenken konnte, legte sich meine Hand auf die Türklinke und drückte sie hinunter. Lautlos ging die Tür auf und zögernd betrat ich das mir unbekannte Zimmer.
Es war unscheinbar. Ein Arbeitszimmer. Ein Schreibtisch stand dort mit einem Computer. Offene Regale waren an der Wand entlang aufgestellt. Kisten waren dort drinnen sowie Ordner. Papiere unterschiedlicher Größe lagen auf dem Schreibtisch verteilt. Ich durfte hier nicht sein, dies war mir sofort bewusst. Ich schaute auf den Schreibtisch, offene Akten lagen dort. Tabellen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ich sah in die Regale. Ich erkannte die Holzschatulle mit den Orden, die für Jack nur Schrott waren. Ich sah die Kiste mit den Bildern, doch an diese wagte ich nicht ranzugehen. Dann schaute ich weiter und erspähte graue Akten in einem Regal. Jede einzelne beschriftet. Mir stockte der Atem als ich den Namen Coleman las. So hieß einer unserer Nachbarn. Als ich die Akte aufschlug, sah ich die Bilder, wie sie in Pässen zu sehen waren von dem älteren Ehepaar. Ein Zettel war darauf gepinnt auf dem „Irrelevant“ geschrieben war. Ich stutzte, blätterte etwas um. Da war ein Führungszeugnis von Mr. Coleman, darin waren keine Eintragungen, ein Lebenslauf fand sich auf der anderen Seite, sowie seinen Rentenbescheid. Ich klappte die Akte zu, war verwirrt und schüttelte den Kopf.
Ich mache mich schlau, in welche Nachbarschaft ich ziehe, diesen Satz hatte Jack einst Dad gesagt, als sie sich das erste Mal begegnet sind. Aber das konnte doch nicht sein… Ich hatte diesem Satz nicht solch eine Bedeutung zugeschrieben. Das war absolut paranoid und gestört.
Ich schlug die Akte zu und schaute auf den Namen einer weiteren Akte. Malone, Stone, Wayne, alles Namen aus unserer Nachbarschaft. Einige Akten waren äußerst dick. Ich öffnete die der Stones, eine sehr dicke Akte, und ein Postet war daran gepinnt auf dem „Relevant“ geschrieben war. Verwirrt sah ich den Zettel an. Die Stones waren immer sehr nett und freundlich. Hilfsbereite Menschen, die regelmäßig mit meiner Mutter in die Kirche gingen. Ich blätterte etwas durch und sah auf einem Kontoauszug einen hohen Schuldenbetrag. Ich überflog einen Bericht der Polizei und war erstaunt als ich las, dass er wegen Körperverletzung angezeigt worden war. Wieso hatte Dad uns das denn nie gesagt?
Ich klappte den Deckel der Akte zu, wollte ich doch eigentlich nicht in Sachen wühlen, die mich nichts angingen. Doch eigentlich waren es auch Sachen, die Jack nichts angingen! Wie war er nur an diese sensiblen Daten gekommen. Was war Jack für ein Soldat? Das hier erschien mir das Büro eines Agenten zu sein…
Ich sah mich um und entdeckte eine weitere dicke Akte. Ich nahm sie zur Hand und da stand mein Name. Hale. Sie war genauso dick, wie die der Stones. Mit zitternden Fingern öffnete ich sie und der gleich Postet mit dem Wort „Relevant“ war reingeklebt worden. Auch hier waren Bilder unserer Ausweise vorne. Ich blickte in mein Gesicht und war immer entsetzter. Jack schien alles zu wissen. Woher nur, dachte ich verwirrt. Ich fand mein letztes Zeugnis auf dem ein Postet klebte „der ist echt 17“, stand darauf. Eine Auflistung meiner Waffen, die ich besaß und wie viel Munition ich hatte war ebenfalls eingeheftet worden. Woher wusste er denn sogar die genaue Munitionsmenge? In der Mappe meiner Familie waren zwei Markierungen zu sehen, die einen eigenen Abschnitt markierten.
Jackson Hale und John Hale, standen dort. Mein Bruder und Vater hatten eigene Abschnitte. Ich schluckte schwer. Meine Finger glitten dahin. Mein Puls raste und ein Rauschen war in meinem Kopf zu hören. Was für Geheimnisse hatte mein Vater? Was verbarg er vor uns?
Ich blickte mich um, als ob mich jemand beobachten könnte. Fast schon hoffte ich, dass mich etwas abhalten würde dort hineinzusehen, doch nichts passierte. Ich öffnete vorsichtig die Akte und sah ein Bild meines Vaters. Ich fand auf der nächsten Seite eine Aufzählung seiner Waffen und der Munition.
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt.
Ob da drin stand, dass mein Vater zu Gewalt neigte? Ob Jack wusste, was bei uns vorging?
Vielleicht stand dort auch drin, was mein Vater damals mit Jackson gemacht hatte. Aber das konnte er doch nun wirklich nicht wissen, oder?
Als ich erneut weiterblättern wollte, hörte ich ein Auto die Einfahrt hinauffahren. Jacks Auto!
Ich klappte die Mappe zusammen und legte sie wieder in das Regal. So schnell ich konnte verließ ich das Büro und schloss die Tür hinter mir. Ich sah hinaus aus dem Fenster und stellte fest, dass Jack bei dem schlechten Wetter seinen Wagen in die Garage setzte.
Ich sah mich um und ging zügig hinüber zu der Couch, nahm die Fernbedienung und schaltete das Gerät an. Die Schlafsachen von Adam schmiss ich einfach von der Couch. Nur wenige Augenblicke später hörte ich Jacks schwere Schritte, die sich auf die Haustür zu bewegten. Ich hoffte ich bekam keinen Ärger, doch eigentlich hatte er mir ja auch den Schlüssel anvertraut.
Ich drehte mich zu dem Mann um, als er durch die Tür kam und noch bevor er fragen konnte, rief ich ihm schon zu: „Hey Jack, ich bin es nur.“ Didi kam zu mir gelaufen und freute sich sichtlich, dass ich wieder da war. Er schaffte es endlich auf die Couch zu springen und versuchte mir durch das Gesicht zu lecken. Er war um einige Zentimeter gewachsen.
Jack kam zu mir, sein Haar war vom Regen nass und er blickte mich skeptisch an. Sein Blick glitt über mein Gesicht, als suche er nach neuen Verletzungen. Was war das nur für ein Mann, dachte ich mir als ich ihn stumm musterte.
„Wieso bist du hier“, fragte Jack mich und setzte sich zögerlich neben mich. Ich war verunsichert, denn eigentlich war nichts passiert bei mir Zuhause. Niemand war da, es war nur der übliche Wahnsinn, der langsam zur Normalität wurde. Ich dachte an meine Eltern, die mich beide behandelten wie Luft oder mich anschrien. Ich wusste nicht, was Jack alles wusste. Ich durfte doch auch nicht sprechen, aber ich wollte es so sehr… Die Empfindungen, welche ich vergessen konnte, als ich in Jacks Arbeitszimmer war, prasselten ungehindert auf mich ein. Die unterdrücken Gefühle schnürten mir die Kehle zu.
„Haben heute ein Baseballspiel gewonnen“, begann ich zu berichten. Eigentlich war ich immer stolz wenn wir gewannen, doch heute fühlte sich der Sieg nicht nach einem Sieg an. Auch Jack runzelte die Stirn, als habe er mit mehr Enthusiasmus bei solch einer Aussage gerechnet. „Das ist doch gut“, meinte er, doch ernst war sein Blick. Ich nickte wage. „Feiert man einen Sieg nicht“, fragte er nach einem kurzen Augenblick.
„Eigentlich… Mir war nicht nach Feiern und ja…“
„Weswegen bist du hier, Jasper“, fragte Jack mich direkt und sah mir forsch in die Augen. Ich schaffte es nicht diesem intensiven Blick standzuhalten. Diese Isolation Zuhause zerrte an meinen Nerven. Ich begann zu zittern und brüchig wurde die Mauer, die ich versucht habe aufzubauen. Verwundert betrachtete Jack meine Reaktion, schien er mit so etwas nicht gerechnet zu haben. Er legte seine Arme um meinen Körper und zog mich zu sich. Das erste Mal seit langem wurde ich umarmt. Er drückte mich schützend an sich und tatsächlich brach etwas aus mir heraus, als ich endlich wieder einen Halt spürte. Ich kam mir so schwach vor. Etwas, was ich gar nicht mochte, wollte ich doch nie schwach sein!
Leise schluchzte ich, konnte es nicht mehr unterdrücken. Wie sehr ich diesen Halt gerade brauchte, überwältigte mich selbst. Die Tränen liefen mir die Wage hinunter. Jack sagte nichts. Er tat das, was er immer machte, was er gut konnte, schweigen. Er drückte meinen bebenden Körper an sich und strich mir durch die braunen Haare.
Ich konnte nicht mehr sprechen. Zu sehr schnürten mir die Tränen die Kehle zu. Es dauerte einige Minuten bis ich mich beruhigt hatte und immer noch spürte ich ganz nah Jacks Körper an meinem. Mein Kopf ruhte an seiner Schulter und ich atmete seinen Duft ein, den ich so sehr liebte. Ich wischte mir fast schon verlegen durch mein nasses Gesicht. Es war mir peinlich. Jack hatte mich schwach erlebt, so schwach wie kaum ein Mensch je zuvor. Mir war es unangenehm und doch irgendwie auch nicht.
Ich spürte seine Hand die über meinen Rücken strich um mich zu beruhigen. Ich schloss noch ein letztes Mal die Augen bevor ich mich langsam von ihm löste und in sein Gesicht sah. Er runzelte leicht die Stirn und fragte mich nonverbal, was geschehen sei. Ich seufzte schwer und strich mir mit beiden Händen durch die Haare. Ich blickte hinab und sah, dass Didi vor mir saß. Ich lächelte als ich den Welpen sah, der ein wenig gewachsen war. Jack hatte einst gesagt, dass Tiere beruhigend auf Menschen wirken können und jetzt merkte ich, wie Recht er hatte. Ich hob den kleinen grauen Welpen auf meinen Schoß und streichelte ihn ruhig. Ich sah den kleinen Hund an, der es sich bequem auf mir machte und mit dem Schwanz wedelte, als ich leise zu sprechen begann: „Meine Mutter redet nicht mehr mit mir… Ich verstehe nicht warum. Das macht…es macht mich wahnsinnig!“ Jack nickte und ließ mich weiter sprechen. Ich zögerte doch, als ich seine große Hand auf meinem Schopf spürte, wie sie sanft durch meine Haare strich, löste sich meine Zunge wie von selbst. „Mein Vater ist gerade wirklich schlecht drauf… Er muss so viele Überstunden schieben und… ach ich weiß es gar nicht“, begann ich und es fühlte sich an wie Gift was aus meinem Körper floss, „er wird immer schlimmer. Er ist ständig geladen. Ständig… auf 180…“ Jacks Blick ließ nichts erkennen. Weder ob er bereits wusste was ich sage, noch konnte ich eine offensichtliche Wertung meiner Worte in seinem Gesicht ablesen.
„Ich weiß nicht, wie lange er es schon macht, aber… er schlägt sie“, brachte ich gemurmelt heraus. Ich war erleichtert. Endlich hatte ich es jemanden gesagt, doch schon im selben Augenblick erwachte in mir das schlechte Gewissen. Ein erneuter Blick hinein in Jacks Gesicht zeigte, dass er ernster schaute als noch vor einigen Augenblicken. Und ernst war seine Stimme, als er begann zu sprechen: „Nicht nur deine Mutter, wohl auch dich.“ Ich seufzte schwer und begann erneut zu zittern. Ich verriet meine Familie.
Doch schon augenblicklich begann ich meinen Vater fast schon zu verteidigen und wusste doch nicht warum: „Es war meine Schuld. Ich habe ihn provoziert. Er sollte nur aufhören meine Mutter zu schlagen… Sie ist so eine… liebevolle Person.“ Jack zog mich erneut eng zu sich. Gab mir einfach Halt.
„Wenn sie so lieb ist, wieso redet sie dann nicht mehr mit dir“, fragte er ruhig und erneut wertete er meine Aussagen nicht. Fast schon verzweifelt sah ich ihn an und zuckte unwissend mit den Schultern. „Ich weiß es nicht und es macht mich verrückt. Zuhause… Ich fühle mich so verdammt einsam“, sagte ich leise und ehrlich zu ihm. Ich wusste, dass er mich verstand. Jack weiß wie es ist sich einsam zu fühlen. Ich erkannte das Mitgefühl, welches er mir auch offen zeigte. Er lächelte mich fast schon traurig an. Er schien nichts sagen zu wollen, doch ich wollte auch keine Worte des Mitleides. Ich blickte Jack in sein zerfurchtes und vernarbtes Gesicht. Das er wieder da war, erfüllte mich mit einer Wärme. Ohne das ich darüber nachdachte, flogen die Worte aus meinem Mund: „Ich liebe dich, Jack.“
Für einen Moment herrschte absolute Stille zwischen uns. Jacks Auge weitete sich, als meine Worte zu ihm durchzusickern schienen. Er ließ mich los und starrte mich fast schon fassungslos an.

 

 

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Hallo,

 

da keine Resonanz kommt stell ich die Geschichte auf dieser Seite nun ein.

Für diejenigen die sie evtl. lesen wollen, können

unter folgendem Link die Geschichte weiter verfolgen.

 

http://www.fanfiktion.de/s/57bc837f00044d2c3a192f1c/1/Verborgen-in-Stille

Den Link findet man auch in meinem Profil ;)

 

 

Ciao ciao.

Impressum

Texte: By me
Bildmaterialien: bookrix
Lektorat: k.A
Übersetzung: k.A
Tag der Veröffentlichung: 27.08.2016

Alle Rechte vorbehalten

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