Cover

Befreit

Ich öffnete vorsichtig meine Augen und hoffte bereits darauf, dass ich nicht wieder das selbe wie beim letzten Mal erblicken würde, doch genau das tat ich. Ich befand mich immernoch in dem, mit einer grünlichen Substanz gefüllten, Behältniss, welches mir schon seit ich denken konnte, als zu Hause diente. Vollkommen nackt und an etliche Messgeräte angeschlossen, wurde ich von mehreren, in Kittel gekleideten Leuten beobachtet. Eine Sauerstoffmaske über meinem Mund und meiner Nase, sorgte dafür, dass ich in diesem "Wasser" nicht ertrank. Woher ich wusste, was dies alles hier war, woher ich die Namen von Gegenständen oder Kleidung kannte, wusste ich selbst nicht genau. Wie ich hierher gekommen war und ob ich vorher woanders gelebt hatte, wusste ich genauso wenig. Tag für Tag wurde mein "Käfig" von dutzenden Augenpaaren angestarrt, die hin und wieder ihre Blicke abwandten, um sich Notizen zu machen. Ich fühlte mich wie eine Art Zirkustier, bei dem die Domtöre nur darauf zu warten schienen, dass ich ihnen ein Kunsstück vorführte. Was erhofften sie sich davon, mich hier zu beobachten ? Die Menge der in Kitteln gekleideten Männer, teilte sich und jemand kam auf mich zu. Ich öffnete meine Augen ein Stück weiter und schaute, wer dort kam. Der Mann trug keinen weißen Kittel, sondern einen Maßgeschneiderten Anzug. Sein blondes Haar war zu einem Hahnenkamm nach oben gegeelt und sein äußeres Erscheinungsbild kam mir nicht älter als 21 vor. Der Mann begann mich von oben bis unten zu mustern. Das ich nackt war und dauernt Blicke anderer an mir klebten, hatte mir noch nie so recht gepasst. Ich fand es beschämend, dass all diese Leute mich im Eva-Kleid sahen. ,,Wunderschön", hörte ich ihn mit einer melodisch, tiefen Stimme reden. Ich hatte nie gehört, was die Kittelträger sagten, sie hatten immer geflüstert und durch den Behälter hatte ich sie nicht hören können, ihn jedoch konnte ich laut und deutlich verstehen. Seine Stimme klang noch nicht einmal durch das Wasser gedämpfter. ,,Möchtest du raus, meine Kleine ?", fragte er und berührte mit einer Hand meinen "Käfig". Eine Eiseskälte, stieg plötzlich im Wasser auf und verursachte eine Gänsehaut, gefolgt von ziemlich starkem Muskelzittern. 

,,Du musst nur >>JA<< sagen und ich lasse dich frei." Ich wollte etwas sagen, aber meine Lippen wollten sich unter der Atemmaske nicht bewegen. Mein gesammter Körper weigerte sich mir zu gehorchen. In Gedanken schrie ich zig mal ,,JA BITTE LASS MICH FREI", aber aus meinem Mund heraus kam nichts. Noch nicht einmal die Hand konnte ich als Zeichen bewegen. Der Mann grinste schelmisch und begann die Konturen meines Körpers auf dem Glas nachzufahren. Jede Berührung des Glases, schickte erneute Kältewellen zu mir und ich wusste, dass wenn er so weiter machte, ich hier drinnen noch erfrieren würde. Die Stellen des Glases, die er berührt hatte, bildeten Eiskristalle, die mir die Sicht nahmen. Urplötzlich bekam das Glas einen Riss und im nächsten Moment, zersprang ein Teil und die Substanz um mich herum floss heraus. DieKabel der Messgeräte, die an mir angeschlossen waren, rissen von meinem Körper ab, als ich auf die eiserne Bodenplatte, des nun zerstörten Behältnisses viel. Jemand nahm mir die Atemmaske ab und bereits nach dem ersten richtigen Atemzug, musste ich stark husten. Meine Lungen waren die, nicht gefilterte Luft anscheinend nicht gewöhnt. Unter halb geschlossenen Augenliedern, beobachtete ich, wie die Kittelmänner hecktisch hin und her rannten. Lediglich der Mann in Anzug stand weiterhin vor mir und musterte mich. Ich wollte aufstehen, mich bewegen, aber mein Körper bewegte sich nicht. Er reagierte nicht auf die Befehle meines Gehirns, wollte mir nicht mehr gehorchen. Um mich herum war es enorm laut geworden, die Kittelmänner schrien und redeten lautstark, während sie weiter panisch durch den Raum hetzten und an jeder nur erdenklichen Maschine stehen blieben. Eine gefühlte Ewigkeit lang, lag ich einfach nur da und versuchte mich an die eigenartigen Gerüche und Geräusche, so wie auch an die veränderte Luft zu gewöhen. Ich wollte hier weg, wollte meine Ruhe haben, wollte einfach nur schlafen. Der Mann in Anzug berührte meine Wange und ich hatte das Gefühl, unter dieser Berührung zu verbrennen. Gerade eben hatten seine Berührungen das Behätniss gefroren und zerbrochen und jetzt verbrannte er mich beinahe schon. Als wöge ich nichts, hob er meinen Körper hoch und schritt einfach durch den Lärm hindurch. Die Stellen meines Körpers, die er berührte, schienen Feuer zu fangen und schon bald, konnte ich meine Augen nicht mehr offen halten. Tiefe Schwärze machte sich vor meinen Augen breit und ich verlor das Bewusstsein.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /