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Eine eiskalte Nacht

Es war eine eiskalte Nacht. Vor lauter Nebel konnte man kaum die eigenen Füße sehen. Doch sie ging ihren Weg. Völlig allein, mitten im Nirgendwo. Vielleicht wusste sie selbst nicht, wohin sie ging. Vielleicht dachte sie, das alles wäre nur ein endloser Traum. Ein grauenvoller, einsamer und aussichtsloser Traum. Doch tief in ihr wusste sie, dass das die Realität war. Die Realität, in der man ihr ihre Liebe genommen hatte. Ihre Füße führten sie die Böschung hinab, in den tiefen Schnee. Vor ein paar Monaten sah hier noch alles anders aus. Aber mittlerweile hatte die Natur auch die letzten Spuren des grauenvollen Unfalls beseitigt. Die junge Frau setzte sich hin und krallte sich mit ihren Fingern im Boden fest. Ihre Augen wurden schwer. Etwas später flossen auch schon zahllose Tränen über ihr blasses Gesicht. Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch. Plötzlich hatte sie den Tag des Unfalls wieder vor sich. Er und sie, im Auto, auf dem Weg in den Urlaub. Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Die beiden lachten und planten während der Fahrt ihren bevorstehenden Urlaub durch. Jedenfalls so lange, bis ihnen auf einmal ein Auto auf ihrer Spur entgegenkam. Es ging alles sehr schnell. Er drehte das Steuer zur Seite, das Auto überschlug sich und stürzte die Böschung hinab …

Und an mehr konnte sie sich nicht mehr erinnern. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und blinzelte, in der Hoffnung, die letzten Monate wären alle nur ein schrecklicher Traum gewesen. Doch das waren sie nicht. Die Frau saß noch immer an der Stelle, wo ihr Mann verunglückt war: Mitten im dichten Nebel der Nacht.

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Tag der Veröffentlichung: 07.07.2014

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