Cover

Moderne Märchen gibt es nicht!

,,Wie im Märchen, ich sage dir, das ist wie im Märchen..."
Meine kleine Schwester sprang nun schon seit geschlagenen drei Stunden durch mein Zimmer und wurde nicht müde, immer und immer wieder den selben Satz zu wiederholen. Ich verdrehte nun schon zum tausendsten mal meine Augen.
,,Ach Satine, sei doch nicht so, du solltest dich mit mir freuen und nicht schmollend auf dem Bett sitzen, schließlich geht es hier um dein Leben. Jedes andere Mädchen wäre Ohnmächtig vor Glück und was machst du?" Ich nahm meine langen Schokoladenbraunen Haare in beide Hände und schwang sie über meine Schulter.
Als ich mein Gewicht verlagerte sank ich tiefer in meine weiche Matratze ein.
,,Sophie bitte! Genau, es geht um mein Leben und ich denke das ich noch selber entscheiden darf wann ich mich freue..." Ich schwang meine Beine über den Bettrand und stand auf. Als ich durch mein Zimmer auf meinen Schminktisch zuging, prallte Sophie fast gegen mich. Manchmal war sie wirklich unausstehlich. Ich ließ mich auf den Stuhl sinken und sah in den Spiegel. Große Meerblaue Augen musterten mich und ich verzog unwillkürlich den Mund. Einige bezeichneten mich als hübsch, andere vielleicht sogar als schön. Ich fand mich einfach nur durchschnittlich. Vor ein paar Jahren noch, trug ich meine Haare in einem kurzen Bob, als ich dies nicht mehr sehen konnte, ließ ich sie wachsen. Nun gingen sie mir bis über die Brust und vielen in Sanften Locken über meine Schultern. So trug ich sie aber nur wenn ER kam. Ich bevorzugte sie zu glätten oder in einem lockeren Pferdeschwanz zu tragen. Mein Gesicht war Oval und ich hatte ziemlich hohe Wagenknochen um die mich meine Schwester beneidete. Meine Augen wurden von langen, dichten Wimpern verschönert und über meine geschwungenden Lippen konnte ich mich wohl kaum beklagen. Das einzige was ich an mir nicht mochte war meine Größe. Klein und zierlich nannte es meine Mutter...Zwergenhaft war eher meine Wortwahl.
Als meine Schwester an meinen Haaren zog kam ich unsanft zurück in die Wirklichkeit. Ich war vier Jahre älter als sie und meinte mich erinnern zu könne, das ich mit vierzehn nicht so kindisch gewesen war. Nein, definitiv nicht! Meine Welt bestand aus meinen Freundinnen und eleganten riesigen Bällen auf die meine Mutter mich schleppte.
Sie bemühte sich seit meiner Kindheit darum mir einen Adeligen Mann zu suchen, der sich dann um mich kümmern sollte, ich war mich sicher das sie eigentlich nur den Mann für mich wollte, den sie nie bekommen hatte. Sicherlich, sie liebte meinen Vater, aber trotzdem hätte sie sich lieber in einem schöneren, besseren Leben an der Seite eines Prinzen oder Herzoges gesehen! Das würde sie aber nie zugeben.
Immoment sah es so aus, als hätte ihre Bemühungen Erfolg.
Stefan van Hohenzorn hielt derweilen um meine Hand an, oder er machte mir den Hof, wie meine Schwester sich ausdrücken würde. Das war garnicht unüblich. 1842, nein dieses Jahr war nicht mein Lieblingsjahr. Stefan, wie ich ihn wiederwillig nannte, ich würde ihn lieber mit seinem Titel ansprechen,ihn beim Namen zu nenen war mir schon viel zu persönlich, war 32 Jahre alt und der Prinz of Scotland. Er besaß das größte Schloss in Edinburgh und hatte es auf meine Hand abgesehen. Nicht das er nicht nett war, aber meinen zukünftigen Mann hatte ich mir anders Vorgestellt. Er war groß gebaut und hatte kurze braue Haare und meiner Meinung nach, sehr kalte blaue Augen. Auch wenn wir alleine waren blieb er immerzu förmlich und steif.
Ich hatte ihn mir anders Vorgestellt, die Leute verfielen bei seinem Namen in Schwärmerei und alle Frauen in der Nachbarschaft sahen mich neidisch an wenn ich durch die Straßen lief. Meine Schwester war ganz verliebt in ihn und der Meinung, dass mir nichts besseres hätte passieren können. Heute Abend hatte er mich und meinen Vater auf sein Schloss geladen. Ich sollte seine Familie kennenlernen und er wollte meinen Vater vor ihren Augen um meine Hand bitten. Er hatte mir extra ein wunderschönes Kleid, nur für dieses ganz besonderen Abend anfertigen lassen. Trotzdem wiederstrebte es mir, es an zuziehen, aus Angst ihn vergessen zu lassen, was ich über ihn dachte. Meine Meinung kannte er nur all zu gut, aber wenn er sich etwas in den Kopf setzte bekam er es auch. Nicht umsonst sollte er der nächste König werden und keiner seiner Geschwister.
Sophie nahm meine Haare in die Hand und flochte sie zu kleinen Zöpfen. Diese Wand sie auf meinem Kopf zu einer Schnecke zusammen und steckte sie fest. Einen Strang jedoch befestigte sie quer über meiner Stirn.
,,Danke Sophie," hauchte ich. Sie Lächelte.
,,'Ach Satine, du siehst großartig aus, wenn Stefan dich so sieht..."
Mein lächeln verschwand. Ich erhob mich und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
,,Ich werde mich ankleiden gehen." Während ich die Worte sprach war ich auch schon aus der Tür heraus und schloss sie hinter mir. Ich sank schwer gegen die Tür. Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, hob ich die Hand und meine Zofe kam aus einer dunklen Nische gegenüber meiner Tür.
Sie eilte mir vorraus und während ich ihr zum Ankleidezimmer folge, rief ich mir die Namen von Stefans Familie ins Gedächtnis.
Da waren Franziska und George, sie waren mein König und meine Königen, und somit Stefans Eltern.
Außerdem hatte Stefan noch drei jüngere Geschwister.
Laura, sie war fünf Jahre alt.
Carmen, sie war dreizehn Jahre alt.
Und Gabriel, Stefans einzigster Bruder, dieser war 23 Jahre alt.
Ich hatte alle drei noch nicht kennengelernt und hatte auch nicht vor, dies all zu bald zu wiederholen.
Heute Abend war es jedoch unumgänglich.
Als ich mein neues Kleid angezogen hatte erschien ich im Ballsaal.
Meine Vater erwartete mich bereits und als wir zusammen in unsere Kutsche stiegen, schlug mein Herz so laut in meiner Brust, das ich meinem Vater einen Seitenblich zu warf, um festzustellen, ob er auch nichts bemerkt hätte.
Auf dem Weg zum Schloss hatte ich viel Zeit um Nachzudenken. Als ob ich nicht schon genug Nachgedacht hätte.
"Gabriel!" Ich flüsterte seinen Namen vor mich hin. Er war fast in meinem Alter, vielleicht würde mir doch etwas Glück gestattet werden und ich würde mich mit ihm über allgemeine Themen beratschlagen könne. Ich konnte es kaum erwarten ihn kennen zu lernen.

Als wir endlich ankamen stieg mein Vater aus der Kutsche und bot mir seine Hand. Er sah heute wirklich gut aus und hatte sich bei seiner Kleiderwahl Mühe gegeben. Er trug einen klassischen blauen Kilt mit schwarzen Mustern. Seit 1822 war es in unserer Familie üblich, einen Kilt zu tragen.
Ich nahm Vaters Hand und stieg langsam die drei Stufen der Kutsche hinunter. Dabei musst ich darauf achten, nicht auf den Saum meines Kleides zu treten, was sich als äußerst schwierig erwies. Vater lächelte mich an und ich gab mir die größte Mühe, zurück zu lächeln. Er ließ meine Hand los und ich harkte mich bei ihm unter. Zusammen liefen wir auf die prächtige Burg zu.
Sie bestand aus rauem, braunen Stein und hatte Schiefergedeckte Dächer. Es waren vier kleine Erkertürme zu sehen. Um die Burg herum verliefen hohe grüne Tannen, die den Blick in den Garten verwehrten.
Wir schritten auf eine halb Runde, hohe, weiße Treppe zu, an dessen Ende sich eine alte, riesige Eichentür befand.
Mein Vater streckte die Hand nach dem goldenen Türklopfer aus, als die Tür auch schon aufschwang.
Ich erwartete einen Buttler zu sehen der uns hinein bitten würde, aber statt dessen stand Stefan persönlich vor uns.
Ich stockte. Stefan ließ sein strahlenstets lächeln sehen und schüttelte meinem Vater die Hand.
,,Mr. Brown, ich bin froh das sie es einrichten konnten und uns mit ihrer Anwesenheit beehren." Er wand sich an mich und musterte mich von oben bis unten.
,,Satine, Sie sehen wunderschön aus! Es freut mich das ihnen mein Geschenk gefällt. Es steht ihnen ausgezeichnet.
Er hob die Hand und schon stand sein Diener neben uns und nahm uns die Mäntel ab. ,,Ich fürchte, das wir noch eine kleine Weile ausharren müssen, bevor das Essen aufgetischt wird. Meine Frau Mutter hat sich noch etwas zur Ruhe begeben.Bitte folgen Sie mir."
Er ging vorraus, dicht gefolgt von meinem Vater. Ich stand unschlüssig in der Halle und ordnete meine Gedanken. Jetzt würde ich noch längere Zeit in diesem Hause verweilen. Ich hoffte das die Zeit schnell umgeht. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch. Als ich die Augen öffnete, meinte ich einen Schatten auf der Treppe gesehen zu haben. Ich schüttelte den Kopf und ging in die Bibliothek, in der ich schon erwartet wurde.
Mein Vater saß auf einem Sessel, nahe des Kamins und war in die heutige Zeitung vertieft. Stefan erhob sich und schob mir einen Stuhl zurrecht. Ich lächelte ihn an und setzte mich. ,,Darf ich Ihnen ein Getränk anbieten?"
Stefan sah uns fragend an. Ich schüttelte den Kopf, doch mein Vater nahm einen Scotch. Ich sah mich um. Das Zimmer war sehr groß. An der hinteren Wand, war ein großer Kamin in die Wand eingelassen. In ihm flackerte ein behagliches Feuer. Trotz der Wärme draußen, war es in der Burg frisch und ich war froh über die zusätzliche wärme.
Große schwarze Bücherregale säumten die Wände und in ihnen standen dicht an dicht die verschiedensten Bücher.
Ich stellte mir vor wie es sein würde, hier zu leben und in meiner Freizeit in diesem wunderschönen Raum zu sitzen und mehr über die Bücher herauszufinden. Ich konnte es mir sehr gut vorstellen, das einzige was in meinen Tagträumen stets verwischt blieb, war der Mann im Stuhl neben mir. Stefans Gesicht wollte einfach nicht hineinpassen.
Das räuspern meines Vaters ließ mich aufsehen. Die beiden Männer hatten sich erhoben und standen an der Tür.
,,Satine es ist soweit, Stefan hat uns zu Tisch gebeten."
Ich erhob mich und ging auf die beiden zu. Stefan bot mir seinen Arm an und zusammen gingen wir zurück in die große Eingangshalle. Wie aus dem nichts erschien ein Buttler und eilte uns vorraus. Stefan führte mich ein breite Treppe nach oben in den ersten Stock. Auf dem Weg nach oben bewunderte ich die Porträts die an den Wänden hingen. Die meisten hatten sehr viel Ähnlichkeit mit Stefan und so nahm ich an, dass es die Familienporträts sind.
Oben angekommen standen wir in einem kleinen Flur, von dem rechts und links lange Gänge abgingen. Stefan wand sich nach rechts und ging auf eine große Tür zu. Der Buttler verbeugte sich und öffnete. Mein Herz schlug noch schneller und lauter als vorher in der Kutsche. Wie wurde seine Familie wohl sein? Würden sie mich mögen? Ich war froh über die Handschuhe die ich trug, ansonsten hätte Stefan sicherlich bemerkt, wie schwitzig meine Hände geworden waren.
,,Satine, bitte haben Sie keine Angst. Meine Familie wird sie sicherlich mögen." Im ersten Moment dachte ich, ich hätte meine Gedanken laut ausgesprochen, aber dann bemerkte ich das dem nicht so war. Stefan lächelte mir aufmunternd zu und zusammen traten wir ein.
Jetzt befanden wir uns im größten Speisesaal den ich jemals gesehen hatte. Die Decke war hoch und mit Stuck verziert, an den Wänden hingen lange Goblins mit Szenen der Jagd und der Boden bestand aus hellem Marmor. Meine Schritte hallten laut durch die Halle als wir auf den Tisch zugingen. Der Speisetisch zog sich durch die ganze Länge des Raumes und an ihm saßen bereits fünf Personen. Die Männer hatten sich erhoben als ich den Raum betrat.
Stefan blieb stehen und ich zwang mich den Blick zu heben.
,,Das meine liebe Familie ist Satine Brown."
Ich lächelte und knickste. Mein Blick wanderte über die anwesenden. Am Kopfende des Tisches saß König George. Er war ein kleiner Mann dem langsam die Haare ausgingen. Er trug eine schwarze Uniform mit goldenen und roten Rändern an den Armen. Auf seinem Kopf lag eine schlichte goldene Krone. Er kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Ich knickste ein weiteres mal. ,, Euer Majestät, es freut mich sie endlich kennen zu lernen." Er Lächelte mich an und erlaubte mir mich zu erheben. Jetzt kam auch die Königin auf mich zu. ,,Satine, ich freue mich dich kennen zu lernen, ich fragte mich schon, wann Stefan sich endlich für ein Mädchen entscheiden würde." Ich lächelte sie an.
,,Ich bin erfreut sie kennen zu lernen Majestät." Ich betrachtete sie. Sie war eine große, schlanke und hübsche Frau. Ihre langen blonden Haare gingen ihr bis zur Hüfte und sie hatte große, freundliche blaue Augen.
Neben ihr klammerten sich zwei bezaubernde Mädchen an ihren Arm.
,,Darf ich dir vorstellen. Das sind Carmen und Laura.Meine Töchter." Ich lächelte die Mädchen an. Beide sahen aus wie ihre Mutter.
Stefan sah mich an. ,,Satine, darf ich Ihnen zu guter letzt, noch meinen geliebten Bruder Gabriel vorstellen?"
Ich lächelte und nickte. Ich hoffte das er mich mögen würde, wie würde er wohl sein. War er auch so distanziert wie Stefan? Würde er....ich hielt die Luft an. Der Mann in meiner Fantasie bekam sein Gesicht. Ich weiß nicht genau wie lange ich nichts sagte, aber als ich den Blick meines Vaters auf mir spürte, schickte ich mich an einen Knicks zu machen.


. Mein Blick wanderte wieder nach oben zu seinem Gesicht. Kinnlange dunkelbraune Haare umrahmten sein kantiges Gesicht. Er hatte wunderschöne, weich aussehende schmale Lippen und als er lächelte, sah ich seine schönen weißen Zähne. In seinen Wangen bildeten sich Grübchen. Seine Nase passte perfekt in sein Gesicht, sie war weder groß noch klein, sie war einfach perfekt. Seine Wangenkochen waren breit, ohne massig zu wirken und er hatte eine schmale, ovale Gesichtsform.
Seine Augen. Ich musste mich zwingen den Blick zu senken. Sie waren dunkelgrau, sie erinnerten mich an Wolken kurz vor einem Gewitter. Sie wurden von dichten, schwarzen Wimpern umrahmt, die sein Gesicht weicher wirken ließen. Er war so unverschämt sexy das ich bestimmt erröten würde, wenn ich ihn noch länger betrachten müsste. ,,Er freut mich sie kennen zu lernen Ms. Brown.“ Als er sprach, überfiel meinen Körper Gänsehaut. Er hatte eine tiefe, raue Stimme, die wie ein Streicheln über meinen Körper fuhr. Der schottische Akzent tat sein übriges. ,,Es freut mich ebenfalls sie kennen zu lernen.“ Das kam leiser raus als beabsichtigt. Er nahm meine Hand in die seine und küsste sie. Stille umhüllte uns, als wenn ich mit ihm allein in diesem Raum wäre. Er war ein eindeutig ein Gentleman. Stefan nahm meinen Arm und riss mich in die Wirklichkeit zurück. ,, Satine, darf ich Sie zu Tisch bitten?“ Verwundert stellte ich fest, dass wir drei die einzigen waren die noch mitten im Raum standen. Alle anderen hatten schon längst Platz genommen. Ich entzog Gabriel meine Hand und lächelte. ,,Natürlich.“ Gabriel wand sich ab und setzte sich rechts neben seinen Vater. Stefan schob mir einen Stuhl zurecht und nahm neben mir Platz. Auf einen Wink des Königs hin, kamen mehrere Buttler in den Raum. Sie alle trugen riesige Platten die sie auf dem Tisch abstellten. Es roch einfach himmlisch, trotzdem konnte ich meine Gedanken nicht beim Essen halten. Ich sah zu Gabriel rüber und errötete, als ich sah das er mich ebenfalls musterte. In seinem Blick lag Belustigung aber auch Neugierde. Ich konnte diesen Blick nicht deuten, ich wusste nur dass mein Herz verrücktspielte seit er sich mir vorgestellt hatte. Meine Hand brannte an der Stelle an der er mich geküsst hatte. Die Sturm aus Gefühlen, den ich gerade durchlebte war mir vollkommen neu und ich wusste nicht was ich von ihnen halten sollte. Ich konnte den Gesprächen während des Essens nicht folgen. Ich nickte und lächelte wenn ich angesprochen wurde, ohne zu wissen worum sich das Gespräch gerade drehte. Immer wenn ich es wagte einen Blick auf Gabriel zu riskieren, sah er mich ebenfalls an. Es schien mir so als würde er mich nicht einen Augenblick lang aus den Augen lassen. Ich war erfreut als das Essen beendet war. Ich bedankte mich für die Köstlichkeiten, obwohl ich nicht wusste was ich gegessen hatte. Ich merkte dass ich etwas zu viel Wein getrunken hatte und schämte mich für meine beschwipstheit. ,,Carles, es ist schon spät, ich möchte Ihnen anbieten, die Nacht hier zu verbringen. Ich habe schon unsere Gästezimmer herrichten lassen.“ Oh Carles, jetzt wurde sich also schon mit Vornamen angeredet. Erst mit Verzögerung bemerkte ich was Stefan gerade meinem Vater angeboten hatte. Dieser willigte natürlich auch noch ein. ,,Satin, darf ich Sie zu Ihrem Zimmer begleiten?“ Stefan erhob sich bereits und ich wollte ihm gerade zustimmen, als Gabriel aufstand. ,,Lieber Bruder, bitte erlaube mir doch deine reizende Verlobte näher kennen zu lernen. Ich würde bei einem Spaziergang gerne mehr über sie erfahren.“ Er lächelte. Stefan sah mich fragend an. Ich war sprachlos. Was sollte ich jetzt erwidern? Ja, ich wollte ja schreien aber wusste mich zu beherrschen. Ich nickte, hatte aber auch Angst vor den nächsten Minuten. Gabriel bot mir seine Hand und ich ergriff sie. Ich knickste vor dem Königspaar und gab meinem Vater einen Kuss auf die Wangen. Dann verabschiedete ich mich von Stefan, der mir wehleidig nachsah. Gabriel führte mich nach draußen vors Haus und wand sich nach rechts. Wir liefen auf die Tannen zu, den ganzen Weg lang sprach er kein Wort. Als er vor einem Durchgang zwischen den Bäumen stehen blieb, sah ich ihn an. Er lächelte und wies mir an voraus zu gehen. Als ich in den Garten trat konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ich stand mitten auf einer grünen Wiese die beidseitig von den schönsten bunten Blumen umsäumt war. Ich drehte mich im Kreis und lachte, ich vergas die Welt um mich herum und erfreute mich ganz an der Schönheit der Pflanzen. Als ich stehen blieb bemerkte ich dass Gabriel im Schatten der Bäume stand und mich mit einem seltsamen Ausdruck musterte. Ich wurde schlagartig wieder ernst und ging auf ihn zu. So schnell wie der Kummer auf seinem Gesicht erschienen war, war er auch schon wieder weg. Er lächelte. ,,Was haltet Ihr davon euch das Labyrinth anzusehen?“
Ohne meine Antwort abzuwarten lief er voraus und ich folgte ihm mit einigem Abstand. Wieso hatte er mich gerade so seltsam angesehen? Seine breiten Schultern verwehrten mir den Blick auf das was vor mir lag. Er blieb vor einer riesigen Hecke stehen, in dessen Mitte ein Tor stand. Er öffnete es und verschwand in der Dunkelheit. Es hatte bereits zu Dämmern begonnen und ich konnte hinter dem Tor nichts als schwärze ausmachen.
Ich trat ebenfalls hindurch, sah ihn aber immer noch nicht.
,,Gabriel? Wo sind Sie?“ Ich bekam keine Antwort. ,,Gabriel?“
Nachdem ich eine Weile dem Weg gefolgt war und immer noch keine Antwort bekommen hatte, blieb ich frustriert stehen.
,,Gabriel, ich finde es nicht mehr lustig! Wo bist du? Komm sofort raus.“ Gerade als ich drüber nachdachte das ich ihn soeben geduzt hatte, wurde ich um die Hüfte gepackt und nach hinten gezogen. Ich stieß einen Schrei aus und als hinter mir ein raues lachen erklang, stimmte ich trotz Wut mit ein.
,,Du hast mich geduzt,“ flüsterte er an meinem Ohr. Gänsehaut überzog meinen Nacken. Ich war mir seiner Hand, die immer noch um meiner Hüfte lag, überdeutlich bewusst. Plötzlich ließ er mich los. Als ich mich umdrehte bedachte er mich mit einem Blick den ich nicht deuten konnte. Er sah mich lange an und befürchtete schon ihn seinen Augen zu versinken als er den Blickkontakt abrupt abbrach. ,,Ich denke wir sollten langsam wieder zurück gehen, Stefan wir sich schon sorgen machen.“ Ich antwortete ihm nicht. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf.
,Sag, bist du mir böse weil ich dich einfach mit, du, angesprochen habe?“ Er drehte sich zu mir und lachte.
,,Böse? Nein, ich habe dich ja auch geduzt, nur weil ich ein Prinz bin heißt es ja nicht das ich eingebildet bin und auch alle herab sehen. Aber ich denke vor den anderen sollten wir uns lieber weiter Siezen, ich glaube nicht das Stefan es gutheißen würde, wenn wir bei schon so vertraut sind.“ Auf dem Weg zurück stellte er mir tausend fragen.
,,Was ist deine Lieblingsfarbe? Welche Tiere hast du gerne? Hast du eine Lieblingsjahreszeit?“
Er wollte Sachen über mich wissen, von denen sicherlich noch nicht einmal meine Eltern wussten.
Aber es machte mir Spaß über belanglose Sachen zu reden.
In Gabriels Gegenwart fühlte ich mich wohl, ich konnte so sein wie ich bin und musste mich nicht verstellen. Ich hatte das Gefühl das er meine Lebenseinstellung mochte und in vielen Dingen mit mir übereinstimmte. Als wir wieder am Haus angekommen waren. Begleitete er mich bis vor meine Zimmertür. ,,Ich hoffe wir werden unser Gespräch so schnell wie möglich Fortsetzen Satine.“
Er küsste mich auf die Wange und ging. Ließ mich vor einer fremden Tür stehen, mit Gefühlen die in mir Tobten, von deren Existenz ich bis heute keine Ahnung gehabt hatte.

Als ich die Tür öffnete, befand ich mich schlagartig in einer fremden Welt. Wenn ich schon dachte das mein Zimmer prunkvoll war, wie sollte ich dann dies hier nennen? Der Raum war riesig. Gegenüber von mir stand ein längliches Regal aus hellem Holz, auf dem frische Blumen standen. Sie glichen denen die ich eben im Garten gesehen hatte. Auf der rechten Seite stand fast mittig, das größte Himmelbett, welches ich je gesehen hatte. Die Seiten waren mit rotem Samt bespannt, derselbe Stoff, aus dem auch die schweren Vorhänge waren, die offen vor dem Bett hingen. Das Kopfteil war Goldverziert und die Bettwäsche war ebenfalls von roter Farbe. Als ich mich setzte, sank ich tief in die Matratze ein. Die andere Wand wurde vollkommen von einem Spiegel mit goldverziertem Rahmen bedeckt, in dem ich mich gerade betrachtete. Neben meinem Bett, führte eine kleine Tür auf einen Balkon. Ich beschloss noch eine Weile an die frische Luft zu gehen, um meinen Gedanken nachzuhängen. Ich trat durch die Tür und ging auf die Marmorne Brüstung zu, von welcher ich einen herrlichen Blick auf den Garten hatte. Ich dem Moment als ich nach unten sah, betrat Stefan zusammen mit Gabriel den Garten. Ich konnte ihr Worte nicht verstehen, aber das sie stritten war nicht zu übersehen. Sie blieben auf der Wiese stehen und Stefan fuchtelte wild mit den Armen. Gabriel sah auf den Boden, dann antwortete er, ließ Stefan stehen und ging auf das Labyrinth zu. Stefan stand noch eine Weile da und sah ihm nach. Als er sich umdrehte und zu meinem Zimmer schaute, ließ ich mich auf den Boden nieder, in der Hoffnung nicht Entdeckt worden zu sein. Ich schielte durch die Verzierung der Balustrade, als ich nach einer Weile immer noch keine Bewegung ausmachen konnte, erhob ich mich. Ohne einen Moment zu überlegen, stieg ich die Treppe, welche von meinem Balkon in den Garten führte hinab, und ging auf das Labyrinth zu. Ich wusste nicht was ich sagen würde wenn Gabriel mich entdecken würde, aber ich wusste das ich das Bedürfnis verspürte, ihm nachgehen zu müssen. Ich betrat das Labyrinth und als ich mich in der Dunkelheit wiederfand, war ich mir meiner Sache nicht mehr all zu Sicher. ,,Gabriel?“ Ich rief seinen Namen leise, in der Hoffnung, vom Haus aus nicht gehört zu werden. Ich trug immer noch das Kleid vom Abend, welches meine Schultern nicht bedeckte. Ich erschauerte als der Wind über meinen Körper streifte. Ohne einen Weg erkennen zu können, setzte ich einen Fuß vor den anderen, vorsichtig, immer darauf bedacht nicht zu stolpern. Wie sollte ich auch Stefan einen verstauchten Knöchel erklären? Der Wind nahm zu, Äste strichen durch mein Gesicht und meine Hände strichen durch Büsche. Blind versuchte ich mir mit den Händen einen Weg zu bahnen. Ich strich über verschiedene Pflanzen, eine war rau, eine war weich, die nächste war stachelig, die nächste warm und weich. Warm und weich? Ich stoppte und fuhr noch einmal über die soeben ertastete Stelle, als mein Handgelenk ergriffen wurde. Ich wollte gerade einen Schrei ausstoßen, als mir auch schon der Mund zugehalten wurde. ,,Satine? Was machst du hier in der Dunkelheit?“ Gabriel, es war nur Gabriel, mein Herz schlug wieder in einem fast normalen Takt weiter. ,,Ich suche dich. Ich sah wie du das Labyrinth betratst und ich folgte dir! Warum hast du mit Stefan gestritten“ Er seufzte tief.
,,Warum müssen Frauen bloß immer so neugierig sein? Es … es ging um nichts Wichtiges.“ Ein Licht leuchtete auf. Gabriel hatte eine Laterne angezündet. Geblendet schloss ich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, musterte Gabriel mich mit demselben unergründlichen Blick, welchen ich heute beim Mittagessen schon mal gesehen hatte. Ich schwieg, wartete darauf das er wieder Sprach. Nachdem ich die Stille nicht länger ertragen konnte, stieß ich einen frustrierten Laut aus. ,,Also wirklich, erst laufe ich dir hinterher, im Dunkeln, in der Kälte, dann finde ich dich und du stehst hier und bekommst kein Wort heraus.“
,,Satine, auch wenn ich dich nur äußerst ungern unterbreche…wie du schon sagtest, liefst DU mir nach, DU suchtest nach mir! Darf ich fragen aus welchem Grund?“
Ich stutzte. Was sollte ich jetzt bloß erwidern? Ich entschloss mich für die Wahrheit:,, Ich weiß es nicht…ich weiß gerade ehrlich gesagt nichts mehr!“
Gabriel sah mir lange in die Augen. Ich weiß nicht ob er fand wonach er suchte, aber schließlich nickte er und nahm meine Hand.
,,Dann geht es dir genauso wie mir. Ich bin äußerst verwirrt und ich weiß nicht weshalb ich hier immer noch stehe. Mit dir. Ich sollte dich besser zurück auf dein Zimmer bringen.“
Es fühlte sich an als würde mein Herz zerspringen. Er wollte nicht bei mir sein, ich war ihm also nur lästig. Ich hätte es mir auch gleich denken können. Der Schmerz musste sich in meinen Augen wiedergespiegelt haben, den nun sah auch er mich schmerzerfüllt an. ,,Satine ich …es ist nicht…du bist nun mal gebunden. Und das mit meinem Bruder, dem zukünftigen König von Schottland. Ich dürfte hier nicht mit dir stehen, du dürftest hier nicht mit mir stehen, schon gar nicht alleine, und doch tue ich es. Ich stehe hier mit dir, und das ganz alleine und ohne das es jemand weiß in der Dunkelheit des Schlossgartens und ich habe noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Sollte ich nicht eigentlich anders empfinden? Sollte ich nicht an meinen Bruder denken? An meinen Ruf? Genau daran sollte ich wohl in diesem Moment denken, doch ich tue es nicht. Ich kann nur an eines denken, an dich Satine, seid du diese Burg betreten hast denke ich an nichts anderes mehr als an dich! Und jetzt bitte Satine, kannst du mir bitte erklären warum das so ist?“
Als er Atemlos inne hielt, begann ich wieder zu Atmen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich während seiner Rede die Luft angehalten hatte. Und nun stand ich vor ihm und wusste ihm keine Antwort z geben. Nur die, das ich genau so empfand. ,,Ich…ich weiß es nicht.“
Ich vermied es ihm in die Augen zu sehe, aus Angst, etwas zu entdecken was ich nicht sehen wollte. Als er seine Hand unter mein Kinn legte und es anhob, ließ ich es geschehen. Er sah mir in die Augen, doch in seinen konnte ich nichts erkennen. Sie hatten sich verdunkelt, sahen so aus als wenn in ihnen jeden Moment ein Sturm losbrechen würde.
,,Liebst du ihn?“ Diese Frage war die letzte, die ich in diesem Moment erwartet hätte.
Trotzdem dachte ich nicht eine Sekunde über meine Antwort nach.
,,Nein!“ Ich legte meine ganze Überzeugung in
dieses eine Wort.


Gabriels Hand wanderte von meinem Kinn zu meiner Wange.
,,Sati-…“ ,,GABRIEL?“
Nein, das konnte doch wirklich nicht wahr sein. Gabriel legte einen Finger an die Lippen und zog mich hinter sich her, immer tiefer ins Labyrinth hinein. Ich bemühte mich zu flüstern: ,,Gabriel? Wo gehen wir hin?“ Eine Antwort bekam ich nicht. Hinter uns hörte ich immer noch Stefan rufen. Das er ausgerechnet im schönstem Moment meines bisherigen Lebens stören musste…
Was wäre bloß geschehen wenn er Gabriel und mich zusammen gesehen hätte? Ich möchte es mir gar nicht ausmalen.
Nach einer Weile blieb Gabriel stehen. Er zog mich ins Gebüsch rein und flüsterte genau in mein Ohr, so das ich zum Wiederholten Male eine Gänsehaut bekam.
,,Sei leise. Ich denke nicht das es in deinem Sinne wäre, erwischt zu werden. Egal weshalb wir hier sind, er würde sofort das schlimmste annehmen.“ Ich wusste gerade nicht sicher ob ich es schlimm fände, erwischt zu werden. Trotzdem beschloss ich nichts dazu zu sagen. Als nach einer Weile nichts mehr zu hören war, führte Gabriel mich wieder zurück. Er blieb an jeder Ecke stehen, schielte um die Ecke und immer wenn er niemanden sah, atmete er hörbar auf.
Vor der gewundenen Treppe meines Balkons blieb er stehen und sah mich an. ,,Wir werden uns morgen sehen, ich wünsche dir eine angenehme Nacht und…süße Träume.“
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und hauchte einen Kuss auf seine Wange. Danach drehte ich mich um und ging die Treppen zu meinem Zimmer hinauf.
Ohne mich ein weiteres Mal umzudrehen, schob ich die Balkon Tür auf und trat in mein dunkles Zimmer.
Ich blieb vor meinem Bett stehen und wollte gerade beginnen mich auszuziehen als Hände über meine Schultern strichen.
Gabriel war zurück gekommen. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich drehte mich voller Erwartung um.
Das Lächeln auf meinem Gesicht erfror und ich betete, das mir meine Verwirrung nicht anzusehen war. Vor mir stand nicht Gabriel sondern Stefan. Er lächelte mich an, auch wenn er meine Verwirrung bemerken sollte, er ließ es sich nicht anmerken.
,,Wo waren Sie Satine? Ich warte schon seit ein paar Minuten hier auf Sie.“
Mir wurde heiß. ,,Ich war…im Garten, die Luft war so angenehm, ich wollte noch ein paar Schritte gehen.“ Ich zwang mich zu lächeln.
,,Aber jetzt sind Sie ja wieder hier. Ich musste Sie unbedingt noch einmal sehen. Ich konnte nicht einschlafen. Ich dachte die ganze Zeit daran das ich nicht der letzte war, der Sie an diesem Abend gesehen hatte. Ich wollte mich bei Ihnen bedanken und Ihnen sagen wie wichtig es mir ist, das Sie heute hier sind.“ Ich wand mich aus seinem Griff und ging aufs Fenster zu. ,,Ich fühle mich geehrte hier sein zu dürfen, Mylord.“
,,Satine bitte, lass uns zum Du übergehen.“ Ich nickte.
Stefan trat hinter mich und drehte mich zu sich um.
Ich hoffe doch das er jetzt nicht das vorhatte, was ich dachte.
Er kam mir immer näher, sein Gesicht näherte sich dem meinem und gerade als seine Lippen fast die meinen berührten ertönte ein lauter Knall aus dem Garten. Stefan sprang zurück und sah mich entschuldigend an.
,,Es tut mir leid Satine, ich muss mich darum kümmern, wir werden uns morgen beim Frühstück sehen. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe.
Kaum dass er die Tür geschlossen hatte, atmete ich hörbar aus. Stefan war kurz davor mich zu küssen und ich tat nichts anderes als die Luft anzuhalten. Zum zweiten Mal an diesem Abend wurden meine Schultern berührt. Als ich mich erschrocken umdrehte, fest davon überzeugt das Stefan zurück gekommen war, erschrak ich um so mehr als Gabriel vor mir stand.
,,Warst du führ den Krach im Garten verantwortlich?“
Er nickte. ,,Ja, ich konnte doch nicht zulassen das du ohne deinen Willen geküsst wirst.“ Er lächelte auf diese bestimmte Art, die mein Herz zum Schmelzen brachte. ,,Außerdem musste ich mir noch etwas von dir holen.“
Ich sah ihn fragend an. Als er keine Anstalten machte sich von mir zu lösen wurde ich immer nervöser.
Seine Hände strichen über meine Arme und sein Gesicht kam meinem immer näher. Er sah mir unverwandt in die Augen. Meine Knie drohten nachzugeben, hätte er mich nicht gehalten wäre ich sicherlich auf den Boden gesunken. Als seine Lippen schließlich die meinen berührten, konnte ich es kaum fassen. Seine Lippen lagen sanft und weich auf meinen und ich war nicht fähig, mich von ihm zu lösen. Er presste seine Lippen noch einmal fest auf meine und löste sich dann von mir. Ich sah ihn an. Atemlos. Mein Herz überschlug sich und ich konnte nicht mehr klar denken.
Mein erster Kuss. Mein allererster Kuss! Und er war unbeschreiblich. Wenn meine Freundinnen versuchten mir dieses Gefühl zu erklären, hatte ich es mir doch nie vorstellen können. Jetzt wusste ich was sie meinten. Dieses einfach unbeschreibliche Gefühl.
,,Da ich jetzt bekommen habe was ich wollte, wünsche ich dir noch eine angenehme Nacht.“ Ich war zu perplex um ihn aufzuhalten also ließ ich ihn gehen. Ich würde noch eine lange Nacht vor mir haben. Nachdem ich mich ausgezogen und zu Bett begeben hatte, lag ich still da und starrte an die dunkle Decke.
Ich hatte das Gefühl Gabriels Lippen immer noch auf den meinen zu spüren. Wie würde er jetzt mit mir umgehen? Wie sollte ich mich jetzt in der Öffentlichkeit verhalte? Wie sollte ich morgen beim Frühstück reagieren? So viele Fragen. Mir schwirrte der Kopf. Als ich schließlich einschlief, hatte ich noch immer keine Antwort gefunden.

Mit einem leisen Geräusch drehte ich mich auf die Seite. Die Sonne schien durch meine geschlossenen Lieder und ich öffnete mit einem Seufzen die Augen. Ich blinzelte. Es schien ein wirklich schöner Tag zu werden. Sonnenschein erhellte mein gesamtes Zimmer und ließ es noch sehr viel prunkvoller erscheinen.
Die Tür öffnete sich und Jennifer, meine Zofe schlich hinein. Sie war schon seit meiner Geburt bei mir, begleitete mich überall hin und war wie eine zweite Mutter für mich.
Ich schloss meine Augen und tat so als schliefe ich noch.
Als sie die Hand austreckte um mich zu wecken, sprang ich auf.
Mit einem Schrei, sprang sie zurück. Als sie sich wieder gefangen hatte, sah sie mich böse an.
,,Madame, sie sollten mir keine Streiche spielen. Mein Herz. Wollen sie mich etwas so schnell los werden?“
Ich lachte. ,,Nein Jennifer wo denkst du hin? Du weißt doch das ich dich nicht mehr missen möchte, außerdem, wie oft soll ich dir noch sagen das du mich nur vor meinem Vater zu Duzen brauchst.“ Sie sah mich entschuldigend an. ,,Ja Satine, du weißt das ich mir diese Angewohnheit nur sehr schwer abgewöhnen kann.“
Mein Vater hatte am letzten Abend, nach Jennifer und meinen Koffern schicken lassen. Nun stand sie über meinen Koffer gebeugt und wühlte schimpfend in ihnen. Als sie sich schließlich erhob, hielt sie mein Lieblingskleid in den Händen. Es bestand aus purpurner Seide die fließend um meinen Körper floss.
Als sie mir das Kleid zuknöpfte, kamen die Erinnerungen an den letzten Abend zurück. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
Jennifer sah mich skeptisch an und verließ dann mein Zimmer. Kurz darauf klopfte es an meine Tür. Nachdem ich die Aufforderung gegeben hatte, trat mein Vater in mein Zimmer.
,,Guten Morgen Vater.“ ,,Guten Morgen mein Schatz. Bist du fertig? Ich würde gerne Frühstücken, um anschließend nach Hause zu fahren.“ Ich nickte. Er bot mir seinen Arm an und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Frühstückssaal.
Als wir eintraten saß die gesamte Familie Hohnzorn bereits am Tisch. Stefan erhob sich und kam lächelnd auf mich zu. Ich lächelte zurück, dabei versuchte ich verstohlen einen Blick auf Gabriel zu erhaschen. Stefan küsste mich auf beide Wangen und brachte mich zu meinem Stuhl. Nachdem ich mich niedergelassen hatte, begann er sofort ein Gespräch. Es störte mich nicht im Geringsten ihm zuhören zu müssen und ich ertappte mich sogar bei dem ein oder anderen lächeln. Gabriel erwiderte meine verstohlenen Blicke und lächelte mir zu. Er sah wieder unwahrscheinlich gut aus. Heute trug er seine Haare zurück gegeelt, was sein Gesicht noch verwegener erscheinen ließ.
Wenn die Sonne sein Gesicht beschien, funkelten seine grauen Augen und sein Mund verzog sich zu meinem Lieblingslächeln.
Als das Wort Hochzeit fiel, schrak ich aus meiner Trance auf und schenkte Stefan meine gesamte Aufmerksamkeit. Er erklärte gerade, wann und wie er zu Heiraten gedenke. Mein Vater saß gebeugt auf seinem Stuhl, sein Kinn auf die Hand gestützt nickte er bei jedem Wort, welches Stefans Mund verließ.
Ich sah das jetzt auch Gabriel ganz in das Gespräch zwischen Stefan und meinem Vater vertieft war. Bis jetzt hatte mir Stefan noch keinen offiziellen Heiratsantrag gemacht, deshalb verstand ich auch nicht, weshalb jetzt schon die Feier besprochen wurde.
Ich wusste nicht was ich sagen würde, wenn Stefan mich um meine Hand bitten würde. Ich wollte ihn nicht heiraten, aber wie es aussah, blieb mir wohl keine andere Wahl. Wie sollte ich bloß dem zukünftigen König die Hand ausschlagen. Jedes Gespräch in ganz Schottland, wenn nicht sogar in ganz England, würde sich nur noch um mich drehen. Ich könnte nicht mehr auf die Straße gehen, ohne mit vernichtenden Blicken bedacht zu werden.
Aber sollte ich wirklich auf meinen Verstand hören? Wer könnte mir versichern, dass ich nicht irgendwann den Mann treffen würde, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen wollen würde? Wer könnte mir Versichern das ich das nicht schon längst getan hatte?
Ich sah zu Gabriel. Er starrte mich an und die Sehnsucht in seinen Augen brach mir das Herz. Innerhalb einer Sekunde wich sie und Traurigkeit spiegelte sich in seinen Augen wieder. Wenn ich mir sicher wäre das er in meiner Nähe dasselbe empfand wie ich in seiner… Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass seine Worte vom vergangenen Abend ernst gemeint waren. Und wenn doch wüsste ich nicht, wie wir jemals unsere Liebe ausleben könnten.
Niemand würde akzeptieren, wenn ich den einen Prinzen abweisen und danach den anderen Prinzen bezierzen würde. Aber konnte ich wirklich nur der anderen Leute willen entscheiden? Schließlich war es doch mein Leben um das es ging!
Ich stand auf. Stefan unterbrach sein Gespräch und sah mich fragend an.
,,Es tut mir leid. Bitte entschuldigt mich, mir geht es nicht besonders gut. Ich würde mich gerne etwas hinlegen.“
Stefans Blick wurde Mitfühlend.
,,Natürlich, ich werde dafür sorgen das du nicht gestört wirst.“ Er erhob sich als ich den Raum verließ. Ich ging geradewegs auf mein Zimmer und wies Jennifer an, keinen hinein zu lassen.
Ich ging Schnurstraks auf den Balkon. Die Luft hatte sich erwärmt. Ich sank auf den Boden und barg mein Gesicht im Stoff meines Kleides. Eigentlich wollte ich nicht weinen aber die Tränen liefen unaufhaltsam über mein Gesicht. Sie hinterließen heiße Spuren auf meinen Wagen und kaum das ich sie weggewischt hatte, kamen neue.
Als sich Arme um mich schlossen, sah ich auf. Gabriel hatte sich neben mir niedergelassen und zog mich auf seinen Schoß. Seine Arme umschlossen mich völlig und ich barg mein Gesicht an seiner Brust und weinte hemmungslos. Das ich sein Hemd völlig durchnässte schien ihn nicht zu stören. Stattdessen strich er mir beruhigend über den Rücken und flüsterte mir tröstende Worte ins Haar. Als meine Tränen versiegt waren schämte ich mich, vor Gabriel so die Fassung verloren zu haben. Ich hob den Blick und sah in seine Augen. Ich schloss meine Augen als ich seinem Blick nicht mehr standhalten konnte. Die Zuneigung in seinem Blick ließ mich schaudern. Als sich seine Lippen auf die meinen legten, riss ich meine Augen wieder auf. Als er seinen Kuss nicht beendete, schloss ich sie wieder und gab mich ganz meinen Gefühlen hin. Der Kuss vertiefte sich und meine Gefühle purzelten durcheinander. Ich beendete ihn als ich nicht mehr klar denken konnte. Gabriel sah mich an. ,,Satine ich muss dir etwas sagen…“


,,Was musst du mir sagen Gabriel?“ Er schloss die Augen und sah mich dann wieder an.
,, Ich weiß das wir uns erst seit 2 Tagen kennen und trotzdem kommt es mir so vor als würdest du mich schon mein Leben lang begleite. Ich habe noch bei keinem Menschen so Gefühlt aber wenn du nicht mit mir in einem Raum bist ist es als würde ein Teil von mir fehlen. Stefan wird dich auf unseren Landsitz einladen. Wir werden nächste Woche nach London fahren und für einen Monat dort bleiben. Er möchte das du uns begleitest um ihn besser kennen zu lernen. Ich möchte dich bitten die Einladung anzunehmen, aber nicht wegen Stefan. Bitte nimm sie an Satine und gib mir somit die Chance dich besser kennen zu lernen. Ich bin mir jetzt schon meiner Gefühle für dich bewusst, aber bitte gib uns diese Chance. Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen und was für eine andere Möglichkeit bliebe mir`? Ich kann dich nicht zum Essen einladen oder ins Theater ausführen. Die einzige Chance dir näher zu kommen ist die, das du mehr Zeit mit Stefan verbringst. Was sagst du dazu Satine?“
Ich war sprachlos. Gabriel hatte mir gerade eine Liebeserklärung gemacht und darum gebeten mir näher kommen zu dürfen. War es für ihn nicht Sonnenklar? Genauso wie für mich?
,,Natürlich Gabriel! Nichts lieber als das! Ich schlief die letzte Nacht schlecht aus Angst vor der Zukunft! Natürlich werde ich euch begleiten. Sag, weiß Stefan schon von deiner Absicht hast mit zu reisen?“
,,Nein noch weiß der gute nichts von seinem Glück, aber ich werde es ihm auch erst später mitteilen. Er soll doch erst mal die Chance bekommen dich selber zu fragen.“
Vor lauter Freude viel ich ihm um den Hals und küsste ihn Zärtlich.
,,Sag mal kannst du eigentlich reiten Satine?“
,,Ja weshalb?“
Er lachte. Ich habe vor heute Nachmittag einen Ausritt zu machen. Hättest du Lust mich zu begleiten? Natürlich werden wir deine Zofe als Anstandsdame mitnehmen. Ich dachte dies wäre die perfekte Möglichkeit um etwas Zeit miteinander zu verbringen bevor du abreist!“
Ein lautes klopfen an meine Tür unterbrach uns. Ich hörte Jennifer laut protestieren.
,,Madam sagte ich solle keinen hinein lassen Sir. Ich bitte sie. Nein Sir das kann ich nicht zulassen.“
Ich nahm an das es Stefan war der unbedingt in meine Räumlichkeiten gelangen wollte. Gabriel musste zu demselben Verdacht gekommen sein, denn er schob mich von seinem Schoss und erhob sich.
,,Ich freue mich auf später.“ Er küsste mich auf den Mundwinkel und eilte dann die Balkontreppen hinunter.
Ich sah ihm nach. Als er nicht mehr zu sehen war, eilte ich in meinen Waschraum, richtete meine Frisur und überprüfte die Schminke. Unter meinen Augen lagen Schatten des Weinens und als ich diese etwas ab gepudert hatte, begab ich mich zurück in mein Schlafgemacht. Als ich die Tür öffnete hielt Jennifer mit ihrer Rede inne.
Sie starrte erst mich und dann Stefan an, der noch immer vor meiner Tür stand und mich musterte.
,,Satine meine Liebe, wunderbar das du nun doch zu sprechen bist. Ich habe schon mit deinem Herrn Vater gesprochen und da er mit meinem Vorhaben einverstanden war möchte ich dich nun fragen ob du nicht Lust hast, am nächsten Wochenende nach London aufzubrechen. Ich möchte das du mich auf unseren Landsitz begleitest, damit ich mehr Zeit mit dir verbringen kann. Deine Zofe kann dich natürlich begleiten.“ Er war einen Ironischen Blick auf Jennifer, welche ihn wutentbrannt musterte.
Das ich dieselben Wort vor ein paar Minuten schon einmal aus einem anderen Mund vernommen hatte, musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden und schon gar nicht das ich sie aus besagtem Mund tausendmal lieber gehört hatte als aus seinem. Also nickte ich nur und bedachte ihn mit einem Lächeln.
Stefan bat meinen Vater noch übers Wochenende zu bleiben und zu meiner Erleichterung sagte er zu. Ich verbrachte den Tag mit Stefan in der Bibliothek und als der Nachmittag hereinbrach konnte ich den Reitausflug kaum noch erwarten. Ich konnte mir nur nicht vorstellen was Gabriel sagen würde, damit Stefan mich mit ihm ausreiten lassen würde.
Als die Uhr drei Schlug trat Gabriel ein. Er deutete eine Verbeugung an und wand sich dann an Stefan.
,,Bruder, wie schön dich hier anzutreffen. Satine bat mich etwas Zeit für sie zu erübrigen und ich dachte mir, dass der jetzige Zeitpunkt geeignet wäre.“ Ich erstarrte. Warum nutzte er mich als Vorwand? Stefan sah erst ihn und dann mich skeptisch an.
,,Und warum sollte meine Verlobt Zeit mit dir verbringen wollen.“
Er hörte sich ganz und gar nicht erfreut an.
Gabriel lächelte. ,,Na, genau kann ich es dir natürlich nicht sagen, aber ich kann dir so viel verraten- Es geht um das Hochzeitsgeschenk welches sich Satine für dich ausgedacht hat und da ich dich am besten kenne, bat sie mich ihr bei der Auswahl zu helfen.“ Als Stefan mich anblickte beeilte ich mich zu nicken.
Stefans Blick wurde Augenblicklich freundlicher und er brachte sogar ein Lächeln zustande. ,,Und wo gedenkt ihr beide euch zu beratschlagen, wo doch die ganze Burg Ohren hat?“
,,Ich dachte wir könnten vielleicht ausreiten, natürlich würde meine Zofe uns begleiten,“ wagte ich leise einzuwerfen.
,,Natürlich, gerne. Ich würde euch lieben gern begleiten aber unter den gegebenen Umständen wird dies wohl nicht möglich sein.“ Er schenkte mir ein halbherziges lächeln. Ich war so froh das er nichts dagegen hatte, dass ich aufsprang und ihm spontan auf die Wange küsste, was mir von beiden überrasche Blicke bescherte.

Nachdem ich mich von Stefan verabschiedet hatte, ließ ich mich von Gabriel in den Stall führen. Er war doppelt so groß wie der Unsrige, und wie ich von Gabriel erfuhr, beherbergte er mehr als 10 Pferde. Er führte mich zu einer Box am Ende des Stalles, in der das schönste Pferd stand, welches ich bis jetzt gesehen hatte. Es war hellbraun und hatte große sanfte Augen.
,,Das ist Cactus." Gabriel musterte mein Gesicht und tatsächlich konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
,,Cactus? Wer hat dem armen Pferd bloß diesen Namen gegeben?"
,,Er hat seinen Namen, seinem Verhalten zu verdanken. Er ist stachelig wie ein Kaktus und lässt nur Leute an sich ran, die er leiden kann. Reiten dürfen ihn nur die wenigsten, aber ich dachte das durch deine ruhige Art vielleicht Glück bei ihm hast." Jetzt war ich vielleicht ermutigt. Reiten war nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Der Adel, also auch ich, bekam es schon in jungen Jahren beigebracht, da es sich nicht ziemte als Dame zu Fuß zu gehen. ,,Dann werde ich jetzt mein Glück versuchen."
Ich verzog meinen Mund und ging langsam auf das Pferd zu. ,,Ho, nah mein schöner. Ob wir beide uns wohl vertragen werden?" Ich versuchte mich innerlich vollkommen zu entspannen, schließlich wollte ich ihn für mich gewinnen und ihn nicht verschrecken. Gabriel beobachtete mich und wog jeden meiner Schritte ab. Ich lächelte ihm zu. Als ich meine Hand hob, um sie auf seine Nüstern zu legen, wich er zurück. Ich konnte Gabriel hinter mich lachen hören. Doch zu meiner und bestimmt auch Gabriels Verwunderung, kam Cactus langsam auf mich zu und stupste gegen meine Hand. Jetzt war ich diejenige, die Grund zu lachen hatte. Ich strich ihm vorsichtig über die Nüstern. Nachdem er nicht mehr zurückwich, öffnete ich die kleine Stalltür. Ich betrat die Box und wunderte mich wie groß Cactus war. Das Pferd auf dem ich reiten gelernt hatte hieß Butterblume und war um einiges kleiner gewesen. Ich ließ mich von seiner Größe nicht abschrecken, nahm seine Zügel in die Hand und führte ihn aus dem Stall.

,,Na, und wo ist dein Pferd?" Ich sah Gabriel herausfordernd an. ,,Mein Pferd wartet schon draußen. Da ihr beiden euch nun angefreundet habt, kann es ja jetzt losgehen." Seine Augen funkelten und ein hinreißendes Lächeln erhellte sein Gesicht. Als ich Gabriels Pferd sah, staunte ich nicht schlecht. Es war noch größer als Cactus und pechschwarz. ,,Das ist Storm. Ich reite ihn schon seit mehr als sechs Jahren und würde ihn für niemanden eintauschen." Zärtlich strich er über Storms Nüstern. Er blickte sein Pferd so liebevoll an, dass es mir einen Stich versetzte und ich mir wünschte, anstelle des Pferdes selber vor ihm zu stehen. Ich sah mich um, als ich Jennifer schimpfen hörte. Ich wusste das sie Pferd und vor allem das Reiten verabscheute und nur mitkam, um mir einen Gefallen zu tun. Sie wurde von Gabriels Buttler Link begleitet. Wahrscheinlich war auch er einer der Gründe, weshalb Jennifer uns begleiten würde. Ich wusste, dass Jennifer schon seit Jahren Gefühle für ihn hegte, genau genommen, seit sie vor mehr als 20 Jahren bei Stefan in der Küche angestellt gewesen war. Mein Vater hatte sie ihm für mich abgeworben
Ich wusste auch, dass Link Gefühle für Jennifer hegte, und hatte deshalb Gabriel gebeten ihn anstelle seines Stallherren mitzunehmen. Die beiden dachten immer noch das ihre Liebe geheim wäre, aber da unterschätzte Jennifer mich. Immer wenn sie mir Geschichten über ihn erzählte, funkelten ihre Augen und das Lächeln wollte nicht mehr von ihrem Gesicht verschwinden. Ich hatte auch Gabriel von meinem Verdacht erzählt und er war sofort von meiner Idee, die beiden auf diesem Reitausflug zu verkuppeln, begeistert gewesen. Gabriel kam zu mir herüber geschlendert und sah mich aufmerksam an. Als ich seinen Blick erwiderte, sah er zu Boden. ,,Satine darf ich dir aufs Pferd helfen?" Ich wurde augenblicklich rot, nickte aber. Daheim ritt ich mich Reithosen, hier war dies natürlich nicht möglich, daher musste ich mit geschlossenen Beinen aufsitzen, was mir noch mehr Schwierigkeiten breitete als ohnehin schon. Gabriel hielt mich an der Hüfte fest und ließ mich auf sein Knie steigen. Trotzdem war der Weg bis auf den Pferderücken noch weit. Mit ein wenig Anstrengung gelang es mir endlich aufzusitzen. Jennifer und Link würden uns auf Ponys begleiten. Als die beiden aufgesessen hatten, stieg auch Gabriel auf sein Pferd und spornte es an. Auch ich trieb mein Pferd vorwärts. Als ich einen Blick zurück zur Burg warf, sah ich Stefan auf der Eingangstreppe stehen. Er sah uns nach. Ich hob meine Hand, um ihm noch einmal zu winken, doch genau in diesem Moment wand er sich ab. Die erste Zeit ritten wir schweigend nebeneinander her.Nach einer Weile, als Gabriel meinen Blick auffing, blitzten seine Augen. ,,Wenn ich bis drei gezählt habe treibe dein Pferd an und folge mir." Ich sah zurück und begegnete Jennifers kritischen Blick. Ich ließ mich nicht einschüchtern, also nickte ich. ,,Eins, zwei..." Ich wartete. ,,Drei!" Das letzt Wort schrie Gabriel und ich trat meinem Pferd in die Seiten. Wir ritten im Galopp nebeneinander her und nach einer Weile war auch Jennifers geschimpfe, welches sie uns nachgerufen hatte verschwunden. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an einen kleinen Wald. Gabriel zog an den Zügeln um sein Pferd langsamer werden zu lassen und ich tat es ihm gleich. Jetzt ritten wir wieder im Schritt nebeneinander her und ich sah ihn fragend an. ,,Warte ab, ich habe eine Überraschung für dich." Das war das Einzige, was ich in den nächsten 10 Minuten aus seinem Mund zu hören bekam. Ich grübelte eine Weile über die Bedeutung seiner Worte nach, als er plötzlich anhielt. Er stieg vom Pferd und half auch mir hinunter. Als er beide Pferde an einen Baum neben einen Bach gebunden hatte, nahm er meine Hand.
,,Bitte schließe deine Augen Satine." Nach einem kurzen Zögern tat ich, was er von mir verlangte. Sobald ich meine Augen geschlossen hatte, zog er mich hinter sich her. Ich fühlte seine Hand in meiner, roch den Geruch des Waldes und hörte die Vögel singen. Der Bach ließ ein leises Plätschern ertönen. Ich bemerkte das ich Gabriel schon voll und ganz vertraute, und ihm bis ans Ende der Welt gefolgt wäre. Als er schließlich stehen blieb, hatten die Geräusche sich verändert. Das leise platschen des Baches war verstummt. Es war sehr still, nur die Vögel sangen noch hoch über uns. Gabriel zog mich an seine Brust und bedeckte meine Augen nun mit seinen Händen. Als er sie schließlich runter nahm und mir erlaubte die Augen zu öffnen, konnte ich meinen Augen nicht trauen.Wir standen auf einer kleinen Lichtung. Direkt vor uns lag ein großer, hell schimmernder See, welcher von den schönsten Blumen umringt war. Am Ufer des Sees lag eine kleine, rot karierte Decke, auf der ein kleiner Picknickkorb stand. Das Bild, welches sich mir bot, hätte aus einem Bilderbuch ausgeschnitten sein können. Der Traum eines jeden Mädchens. Ich sah Gabriel an und umarmte ihn spontan.
,,Das...ich weiß nicht was ich sagen soll. Es ist einfach überwältigend und so wunderschön. Vielen dank Gabriel."
Er zog mich an der Hand hinter sich her, ließ sich auf der Decke nieder und klopfte neben sich. Ich ließ mich langsam nieder und betrachtete ihn. Er lächelte und sah so jungenhaft aus, dass ich ihm am liebsten durch die Haare gestrichen hätte. ,,Ich hoffe, dass ich an alles gedacht habe." Als er den Korb auspackte, staunte ich nicht schlecht.
Geschälte Mohrrüben, Birnen, Traubenkirschen, Pflaumen, Vogelkirschen, Himbeeren, Erdbeeren, ja sogar gedörrte Feigen und Weintrauben wurden von ihm aus dem Korb geholt. Als er dann auch noch Haselnüsse und die immer noch schwer zu bekommenden Orangen herausholte, knurrte mein Magen. ,,Wie ich höre magst du alle diese Dinge." Ich sah ihn erstaunt an. Tatsächlich hatte er nichts dabei, was ich nicht mochte. ,,Woher weißt du, was ich gerne esse?" Er lachte laut auf. ,,Ich habe eine kleine zänkische Quelle." Jennifer! Ich hätte nicht gedacht, dass sie mit Gabriel über mich reden würde, auch wenn ich bemerkt hatte, dass sie Stefan nicht mehr mochte, seit er sie vorhin so angefahren hatte. ,,Werden Jennifer und Link nicht nach uns suchen? Was wird passieren wenn sie Stefan berichten, dass wir uns von ihnen getrennt haben."
,,Mach dir keine Sorgen Satine. Ich habe Link ebenfalls ein kleines Picknick gegeben. Ich denke die beiden werden viel zu beschäftigt sein, um nach uns zu suchen." Ich errötete. Nun war ich das erste Mal wirklich allein mit Gabriel. Hier konnten wir weder erwischt noch gesehen werden. Er nahm eine Erdbeere und wackelte mit ihr vor meinem Gesicht. ,,Vielleicht sollten wir jetzt etwas essen, nicht das und alles verdirbt." ,,So schnell kann Essen nicht ver..." Weiter kam ich nicht, denn Gabriel hatte mir die Erdbeere in den Mund geschoben. Ich kaute und sah ihm beim Versuch eine Nuss zu knacken zu.

Als er es nach ein paar Minuten noch immer nicht geschafft hatte, beugte ich mich vor, um sie ihm aus der Hand zu nehmen. Überrascht sah er auf. ,,Du willst mir doch jetzt bestimmt nicht sagen, dass du es besser hinbekommst?" Er zog eine Augenbraue hoch.
,,Ich denke doch." Ich lächelte unbestimmt. Als ich die Nuss in weniger als ein paar Sekunden geknackt hatte, staunte er nicht schlecht. ,,Wie ich das gemacht habe bleibt aber mein Geheimnis." Als ich sein verdutztes Gesicht sah, brach ich in schallendes Gelächter aus. Gabriel beugte sich vor und kam meinem Gesicht immer näher. Ich verstummte. Er kam näher und näher, und erst als mein Kopf fast den Waldboden berührte, merkte ich, dass ich zurückgewichen war. Gabriel nutze es aus und ließ sich auf mich drauf fallen. Wenn mich so jemand sehen könnte ...
Ich lag mitten im Wald auf einer Picknickdecke und über mir lag ein Mann, den ich erst seit sehr wenigen Tagen kannte. Ich sah ihn seine Augen. Sein Blick verharkte sich mit dem meinen und ich konnte nicht mehr klar denken. Seine grauen Augen wurden wieder dunkler als er seinen Kopf neigte und mich küsste.

Ich schloss meine Augen und gab mich ganz dem wohligem Gefühl hin, welches sich in meinem Bauch ausbreitete. Seine Hand fuhr über meine Haare, über mein Gesicht und blieb schließlich an meinem Hals liegen. Seine Lippen bewegten sich im Einklang mit den meinen und ich wünschte mir die Zeit anhalten und immer in dieser wunderschönen Situation bleiben zu können. Seine Zunge spielte mit meiner, neckte mich, um sich dann immer wieder zurückzuziehen. Die Bedenken, die ich gehabt hatte, waren verflogen. Küssen war nicht schwer! Es war so, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte. Mein Mund bewegte sich wie von allein und meine Zunge wusste, was sie zu tun hatte. Als seine Hand weiter wanderte, stockte ich. Ob ich für mehr bereit war? Ich hatte gerade erst erfahren wie es war geküsst zu werden, alles andere konnte ich mir sehr gut vorstellen, aber war jetzt auch der richtige Zeitpunkt? Ich stoppte seine Hand in dem ich meine über sie legte und ihn somit hinderte, noch weiter vorzudringen. Mit einem Keuchen löste er seinen Kuss und sah mich liebevoll an. ,,Bitte entschuldige Satine. Ich war viel zu stürmisch, das hätte nicht passieren dürfen." Als er Luft holte, um seine Entschuldigung noch mehr vor mir auszubreiten, hielt ich ihm kurzerhand den Mund zu. Als er mich erschrocken anblickte, kicherte ich. ,,Nein du hast nichts falsch gemacht! Ich bin nur jetzt noch nicht bereit dazu. Ich kann mir sehr gut vorstellen mit dir zu schlafen, aber ich wurde nicht so erzogen. Meinem Vater ist es sehr wichtig das ich als Jungfrau in die Ehe gehe-"
Als sich sein Blick verschleierte, beeilte ich mich weiter zu sprechen: ,, Dennoch kann ich mir niemand Besseren vorstellen als dich. Aber bitte lass mir etwas Zeit. Es geht alles so schnell." Er gab mir einen kleinen, schnellen Kuss und setzte sich dann auf. ,,Was möchte Madame essen? Kann ich eine Erdbeere anbieten?" Wir fütterten und gegenseitig und mir wurde klar, dass ich noch nie in meinem Leben so viel Spaß gehabt hatte. Als wir beide satt waren und Hände haltend auf der Decke lagen, sprang Gabriel plötzlich auf. ,,Ich habe eine Idee. Wozu Picknicken wir an einem See, wenn wir ihn nicht nutzen?"
Ich setzte mich ebenfalls auf. Hatte ich mich gerade verhört oder schlug er wirklich vor Schwimmen zu gehen? ,,Aber Gabriel, ich habe doch gar keinen Badeanzug dabei." Er lächelte schelmisch. ,,Wer sagt denn das du einen brauchst?" Bevor ich auch nur ein Wort erwidern konnte, hatte er sich auch schon sein Hemd über den Kopf gezogen. Er grinste mich an. ,,Willst du denn nicht mit kommen? Das Wetter ist herrlich und sehen wird uns hier auch niemand. Jennifer wird noch eine ganze Weile mit Link beschäftigt sein, über die beiden brauchst du dir also auch keine Sorgen zu machen." Er zog seine Schuhe aus. Jetzt stand er nur noch mit Hosen bekleidet vor mir und mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Ich starrte wie gebannt auf seinen Oberkörper. Seine Arme waren leicht muskulös, gerade soviel, dass man das Spiel seiner Muskeln sah, wenn er sie bewegte. Sein Bauch sah göttlich aus. Wenn ich ihn mit dem Bauch meines Vaters verglich, war klar, wer gewonnen hatte. Er hatte einen trainierten Bauch, an dem seine Muskeln leicht zu sehen waren. Ich war froh das es nicht mehr war, denn ich hatte gehört, dass in England ein sogenannter Sixpack in Mode kam. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Als Gabriel meinen Blick bemerkte,errötete ich und wand peinlich berührt den Kopf ab. Ein platschen ließ mich wieder hinsehen. Gabriels Hose hatte den ihren Platz neben seinen übrigen Sachen gefunden und er stand schon bis zur Hüfte im Wasser. Ich war froh das ich nicht eher hingesehen hatte, denn seinen, nein, daran wollte ich jetzt wirklich nicht denken.
,,Satine komm doch rein! Das Wasser ist wirklich angenehm." Meine Gedanken überschlugen sich. Sollte ich wirklich? Aber dann würde er mich nackt sehen ...
Ich stand langsam auf. Gabriel grinste.
,,Du musst dich aber umdrehen!" Er nickte und wand mir den Rücken zu.
Viel zu spät bemerkte ich das ich heute ein Kleid mit Knopfleiste trug - und diese befand sich auf meinem Rücken.
,,Ähm Gabriel? Ich ... mein Gott, das ist mir jetzt wirklich peinlich, aber ich bräuchte deine Hilfe." Ich sah zu ihm hinüber. Er stand immer noch mit dem Rücken zu mir, wand aber seinen Kopf in meine Richtung. Als ich sein breites Grinsen sah, wurde ich prompt rot.
Er wand sich um und kam langsam aus dem Wasser. Ich beobachtete die Wassertropfen, die an seinen Armen abperlten und langsam über seinen Bauch liefen. Schnell wand ich den Blick ab. Ich drehte ihm den Rücken zu und schloss die Augen um die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben. Als ich seine Hände auf meinen Schultern spürte, öffnete ich sie wieder. ,,Ich helfe dir zu gerne!" Er hauchte mir einen Kuss auf den Nacken.

Seine Finger öffneten geschickt die Knöpfe meines Kleides und hätte ich es nicht festgehalten, wäre es nun zu Boden geglitten. Ich wand mich ihm zu. Meine Wangen mussten noch immer gerötet sein, so heiß, wie sie sich anfühlten. Gabriel hatte mir schon wieder den Rücken zugewandt und war auf dem Weg zurück ins Wasser. ,,Nun kannst du ja endlich reinkommen! Du hast übrigens einen sehr schönen Rücken." Täuschte ich mich oder hörte ich Belustigung in seiner Stimme?
Ich sah mich noch ein weiteres Mal um, um sicher zu gehen, dass Gabriel mir auch wirklich den Rücken zuwandte.
Dann ließ ich mein Kleid zu Boden sinken. So schnell wie nur möglich streifte ich auch meine Unterwäsche ab und schmiss alles auf einen Haufen. Als ich mich umdrehte, um in den See zu waten, seufzte ich erleichtert auf, als ich sah, dass Gabriel sein Wort gehalten hatte.
Ich erschauerte, als ich ins Wasser trat. Es stimmte, das Wasser war wirklich nicht eiskalt, aber auch noch lange nicht warm. Als ich bis zur Hüfte im Wasser stand, hatte ich Gabriel schon fast erreicht. Männer haben es wirklich besser, sie können bis zur Hüfte im Wasser stehen und doch ist bei ihnen nichts zu entdecken. Mir entfuhr ein lauter Seufzer. ,,Kann ich mich wieder umdrehen?" Gabriels Stimme riss mich aus meinen Gedanken. ,,Nein, also ich meine ... einen Moment noch bitte." Gabriels Schultern bebten vor Lachen. Ich ging noch weiter, dabei stieß ich auf immer unebeneren Boden. Das war ja mal wieder typisch. Warum musste ich auch so klein sein? Gabriel konnte locker stehen und das Wasser ging ihm noch nicht mal bis an die Schultern und ich? Ich musste schon schwimmen. Als ich ihn erreicht hatte, tippte ich ihm auf die Schulter. ,,Jetzt kannst du dich wieder umdrehen!" Ich kicherte, als ich sein verdutztes Gesicht sah. ,,Was? Hast du etwa noch nie eine Frau schwimmen sehen?" Er schüttelte den Kopf. ,,Doch aber es wundert mich das du nun schon schwimmen musst!" Na toll, jetzt trampelte er auch noch auf meiner Größe herum. Ich verzog meinen Mund und wand mich von ihm ab.
,,Satine! So war das doch gar nicht gemeint! Ich liebe deine Größe. Du bist genau so richtig, wie du bist. Süß und zierlich." ,,Schleimer," rief ich lachend. ,,Was ist denn jetzt? Wolltest du nicht schwimmen? Oder hast du Angst, dass ich schneller als du sein könnte?
Meine Stichelei half, Gabriel stürzte sich nach vorne und kam mit großen Zügen auf mich zu. Als ich sein entschlossenes Gesicht sah, schrie ich auf und fing ebenfalls an, vor ihm wegzuschwimmen. Gabriels Größe war natürlich auch diesmal ein Vorteil, der definitiv nicht auf meiner Seite lag. Er war schon dicht hinter mir, und als ich seinen Arm kommen sah, dachte ich gar nicht lange nach, sondern tauchte einfach unter. Ich hörte sein frustriertes Schnaufen und musste mich beherrschen meinen Mund geschlossen zu lassen, um nicht laut loszulachen. Er rief immer und immer wieder meinen Namen. Als seine Stimme langsam panisch wurde, entschloss ich mich wieder aufzutauchen. Er hatte sich ein ganzes Stück von der Stelle, an der ich untergetaucht war, entfernt und ließ seinen Blick über den See schweifen. Als ich sein Gesicht sah, musste ich lachen. Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkte er mich und kam mit wütendem Gesicht auf mich zu geschwommen. Abrupt verstummte ich. Ich hatte den drang mich, um zu drehen und zu fliehen, aber sein Gesichtsausdruck ließ mich stocksteif stehen bleiben. Als er mich erreicht hatte, packte er mich an den Oberarmen und schüttelte mich. ,,Was hast du dir dabei gedacht? Ich dachte du wärest ertrunken! Ich konnte den Gedanken kaum ertragen und dann tauchst du hier wieder auf und lachst! Weißt du eigentlich, wie ich mich gerade gefühlt habe?" Bevor ich die Chance hatte etwas zu meiner Verteidigung zu sagen, hatte er mich an sich gezogen und drückte seine Lippen fordernd auf meine. ,,Mach das nie wieder," knurrte er an meinem Mund. Ich nickte. Das er mich nackt an sich gepresst hielt störte mich nicht mehr. Ich gab mich ganz seinem wilden, verlangenden Kuss hin. Als ich meine Arme um seinen Nacken schlang und mich in seinen Haaren festhielt, wurde sein Kuss weicher. Seine Lippen bewegten sich im Einklang mit meinen und ich wusste, dass ich diesen Moment auskosten musste. Wer weiß, wann wir wieder die Chance dazu hätten? Als seine Hände über meinen Körper wanderten, beschloss ich nicht länger über unsere Situation nach zu denken. Ich blendete die Angst vor meinem ersten Mal aus und gab mich ganz Gabriel hin.

Die Sonne schien warm auf uns herab und mit einem Lächeln im Gesicht bemerkte ich, dass meine Haare schon wieder fast getrocknet waren.
Wir hatten tatsächlich Sex gehabt, ich hatte mein erstes Mal erlebt, aber anders fühlte ich mich jetzt nicht! Gabriel war sehr zärtlich gewesen und ich hatte jede Sekunde mit ihm genossen. Jetzt spürte ich die Müdigkeit in meinen Gliedern, aber ans Schlafen wollte ich trotzdem nicht denken. Gabriel lag neben mir auf unserer Picknickdecke und hatte die Augen geschlossen. Die Sonne schien in sein Gesicht und ließ es leuchten. Wie ein Engel, mein persönlicher Engel. Ich lächelte und beugte mich über ihn. Ein Wassertropfen löste sich aus meinen Haaren und tropfte ihm auf die Nase. Er erschauerte und hob die Hand um ihn wegzuwischen. ,,Gabriel? Sag mal, wie soll es jetzt eigentlich weiter gehen? Ich meine, ich empfinde etwas für dich und du für mich, aber ich bin immer noch Stefan versprochen und momentan weiß ich auch keinen Ausweg aus dieser Verlobung." Er
öffnete die Augen und sah mich lange an. ,, Naja, ich würde mal sagen, dass wir uns als erstes Mal ein Verlobungsgeschenk ausdenken sollten. Deshalb sind wir ja schließlich hier hergekommen." Er lachte. Wenn er mich ablenken wollte, so hatte er es geschafft. Ich stimmte in sein lachen mit ein. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und sah in den Himmel. Kleine weiße Wolken zogen über uns hinweg. Ich schoss genüsslich die Augen. Als ein lauter Pfiff ertönte, zuckte ich unmerklich zusammen. ,,Das war Link. Wir müssen uns beeilen Satine. Jennifer hat sich auf den Weg gemacht um dich zu suchen.
Ich sprang auf. Meiner Nacktheit völlig bewusst ignorierte ich die Blicke, die Gabriel mir zuwarf. Ich zog mich an und bat Gabriel die Knöpfe meines Kleides zu schließen, als ich auch schon Jennifers laute Stimme vernahm. ,,Wenn ich sie finde ...sie können was erleben-" immer mehr Satzfetzen drangen zu uns hinüber. Als Jennifer und Link die Lichtung erreichten, saßen Gabriel und ich vollständig bekleidet auf der Decke und aßen Nüsse. ,,Jennifer! Ich dachte du würdest heute gar nicht mehr zu uns stoßen." Ich sah sie gespielt entsetzt an. ,,Ich... ich, doch natürlich Satine. Doch wo wart ..." Bevor sie uns wieder einen stundenlangen Vortrag halten konnte, hatte Gabriel sich erhoben und bat ihr eine Handvoll Nüsse an.
Jennifer errötete. ,,Nein danke, Euer Hoheit. Ich habe gerade schon eine Kleinigkeit gegessen." Gabriel nickte und wand ihr den Rücken zu. Als sie sein Gesicht nicht mehr sehen konnte, warf er mir einen liebevollen Blick zu. ,,Ich denke wir sollten jetzt aufbrechen. Stefan wird uns bestimmt schon zum Essen erwarten." Auf Gabrieles Wink hin erhob ich mich. Nachdem er die Decke und den Korb verstaut hatte, machten wir unsere Pferde los und begaben uns auf den Heimweg. Wir ritten schweigend, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Als die Dämmerung einbrach, konnte ich das Schloss schon ausmachen. Ich war noch nicht ganz vom Pferd gestiegen als Stefan auch schon auf mich zu gerannt kam. ,,Da seit ihr ja wieder! Ich habe mir schon sorgen gemacht, dass etwas passiert ist. Es ist ja schon fast dunkel. Geht es dir gut Satine?"
Ich klammerte mich mit einer Hand am Sattel fest, bemüht nicht hinunterzurutschen und im Dreck zu landen, trotzdem nickte ich. ,,Ja, danke Stefan mir geht es sehr gut."
Meine Hand schmerzte immer mehr und ich hätte angesichts seiner Unaufmerksamkeit am liebsten die Augen verdreht, zog es aber vor es nicht zu tun, als plötzlich jemand seine Hände auf meine Hüften legte. Seltsam vertraute Hände. Gabriel hob mich vom Pferd herunter und setzt mich langsam auf dem Boden ab. Dabei lagen seine Hände etwas länger als nötig auf meinen Hüften und ich sah zu Stefan hinüber. Er sah in eine ganz andere Richtung und beachtete uns gar nicht. Ich zuckte die Achseln und sagte dann laut: ,, Vielen dank Gabriel, dass sie mir vom Pferd geholfen haben. Sie sind wirklich zu freundlich." Stefan sah mich entschuldigend an. ,,Entschuldige Satine, ich war mit meinen Gedanken nicht hier." Er bot mir seinen Arm an und gemeinsam gingen wir aufs Haus zu. Als er bemerkte das Gabriel uns nicht folgte blieb er stehen und wand sich um.
,,Möchtest du uns nicht zu Tisch begleiten Gabriel?" Dieser schüttelte den Kopf.
,,Nein danke Stefan, ich muss zuerst noch die Pferde versorgen."
Allem Anschein nach missfiel Stefan diese Antwort. Auf dem Weg zurück schimpfte er vor sich hin und machte seiner Wut Luft. ,,Immer nur die Pferde, die Pferde. Nichts anderes hat er im Sinn! Wozu beschäftige ich Stallburschen, wenn er alles selber macht?!?" Ich zog es vor nicht zu antworten und lief schweigend neben ihm her. Stefan führte mich die Treppe hinauf und ging auf mein Zimmer zu. Als er stehen blieb, sah ich ihn an.
,,Du möchtest dich nach diesem langen Ritt sicherlich frisch machen?" Ich nickte.
,,Gut, dann werde ich dich 15 Minuten wieder abholen." Er beugte sich vor und drückte mir so schnell einen Kuss auf den Mund, dass ich keine Zeit hatte auszuweichen. Seine Lippen waren rau und langen unangenehm lange auf meinen bis er sich endlich zurückzog. Ich wich zurück. Als ich Jennifer hinter ihm sah, erinnerte ich mich an die Etikette und bemühte mich ihn anzulächeln. ,,Stefan... das kam jetzt etwas überraschend." Ich verschenkte meine Arme vor meiner Brust und sah ihn an. Er lächelte nur, wiederholte das er mich in einer viertel Stunde abholen würde und ging. Ich öffnete meine Zimmertür und trat ein und ließ mich, nachdem ich sie wieder geschlossen hatte auf den Boden fallen. Ich wusste, dass es dieser Kuss irgendwann gekommen wäre, aber das er mich ausgerechnet am Ende des wundervollsten Tages küssen musste ... Trotzdem würde ich mir die Laune nicht verderben lassen. Ich ging in meinen Waschraum und rief Jennifer. Nachdem sie mir
aus meinen Kleidern geholfen hatte, wusch ich mich und ging zurück in mein Schlafgemach. Jennifer saß auf meinem Bett und hielt ein sonnengelbes Kleid in den Händen. ,,Satine? Was ist dort heute am See geschehen? Link hat mit mir eine Pause eingelegt und wir haben etwas gegessen, aber immer wenn ich weiter wollte, ließ er mich nicht an sich vorbei. Was verheimlichst du vor mir? Bitte sei ehrlich zu mir, ich liebe dich wie meine eigene Tochter und ich möchte nicht das du alles mit dir selbst ausmachen musst! Du weißt, dass du mir vertrauen kannst!" Ich seufzte. Auch mit einem Gespräch wie diesem hatte ich gerechnet, aber das es auch jetzt schon sein sollte...
Ich ließ mich neben ihr auf dem Bett nieder und dachte darüber nach, was genau ich ihr erzählen würde. ,,Ich weiß das ich dir vertrauen kann Jenny. Und du weißt, dass ich dich wie meine eigene Mutter liebe, aber ich habe einfach Angst. Du weißt, dass ich Stefan nicht leiden kann. In den letzten Tagen ist viel passiert, ich werde es dir erzählen aber du musst mir gut zuhören denn in ein paar Minuten wird Stefan wieder hier sein und mich zum Dinner abholen ..."
Während ich ihr die Geschehnisse zwischen mir und Gabriel erzählte, knöpfte sie mein Kleid zu und half mir beim Frisieren. Anfangs noch schlug sie immer wieder ihre Hände zusammen so das ich sie ermahnen musste weiter zu machen, aber nach und nach lächelte sie, wenn ich ihr erzählte, wie glücklich ich bei Gabriel war und wie gut er für mich war.
Als ich in den Spiegel sah, staunte ich nicht schlecht. Jennifer hatte meine Haare kunstvoll hochgesteckt und einzelne Strähnen mit Perlen verziert. Es sah wunderschön aus. Das helle Gelb meines Kleides schmeichelte meiner sonnengebräunten Haut und ich wunderte mich selbst etwas über das strahlen, welches auf meinem Gesicht lag. Ich kniff mir in die Wangen um sie etwas natürlicher aussehen zu lassen. Jennifers Hände legten sich auf meine Schultern und sie lächelte meinem Spiegelbild zu. ,,Du siehst wunderschön aus mein Kind. Ich werde dein Geheimnis niemanden verraten und ich finde, dass Gabriel dir gut tut. Du bist alt genug, um alleine zu entscheiden, was du möchtest. Als ich in deinem Alter war, gab es so etwas nicht. Man wurde mit dem Mann verheiratet, den die Väter für einen ausgesucht hatten und ich denke, dass dein Herr Vater in eben dieser Zeit stehen geblieben ist. Er hat sich in seinen Einstellungen festgebissen und egal was du sagen wirst, er wird seine Meinung nicht änder, trotzdem sollst du wissen, dass ich immer für dich da sein werde, egal wie du dich in deinem Leben entscheiden wirst und auch egal was du tun wirst! Ich werde immer an deiner Seite stehen." Angesichts dieser Worte traten mir Tränen in die Augen. Ich wusste, dass ich Jennifer zählen konnte, aber es aus ihrem Mund zu hören, tat mir gut. Ich erhob mich und drückte sie fest an mich, bis sie mich darum bat, sie loszulassen. Ihre genauen Worte waren 'Hilfe Satine ich ersticke'.
Als Stefan klopfte, befürchtete ich einen neuen Kuss zu riskieren, deshalb, so beschloss ich, dürfte mir Jennifer heute nicht mehr von der Seite weichen.

,,Du siehst wunderschön aus Satine." Stefan küsste meine Hand und bot mir dann seinen Arm an. Ich knickste, harkte mich unter und gemeinsam gingen wir zum Speisesaal.
Stefan hatte sich hübsch gemacht, er trug einen eleganten schwarzen Anzug und auch die anderen im Raum trugen ihre schönsten Sachen. Ich war froh darüber mich umgezogen zu haben, doch zu welchem Anlass wir alle unsere besten Sachen trugen, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Gabriels sah mich an, musterte mich, um gleich darauf den Blick abzuwenden. Welche Laus war ihm bloß über die Leber gelaufen? Ich setzte mich auf den Stuhl, welchen mir Stefan anbot, und bedankte mich höflich. Das viele schwimmen hatte mich wieder hungrig gemacht und ich freute auf die Speisen, die es heute geben würde. Stefan hatte sich erhoben und schlug nun mit seinem Dessertlöffel gegen sein Wasserglas. ,,Liebe Familie, Liebe Gäste. Ich würde gerne ein paar Worte an euch richten ..."

,,Ich freue mich das wir heute Abend noch einmal alle gemeinsam speisen werden. Ich freue mich ganz besonders, das Satine heute noch hier ist. Satine? Mr Brown, nein Carles-"
Er griff nach meiner Hand. ,,Ich möchte an diesem wunderschönen Abend, ganz offiziell und vor allen hier Anwesenden, um Satines Hand bitten. Ich habe schon sehr lange den Wunsch Satine zu ehelichen und ich hoffe auf deine Erlaubnis." Er sah meinen Vater an. Mein Herz schlug wie wild und ich hatte das beklemmende Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Mein lächeln war festgefroren und ich konnte mich nicht überwinden meinen Mund zu lockern, aus Angst, augenblicklich in Tränen auszubrechen. Ich sah meinen Vater an. Sein Gesicht hatte sich aufgehellt und er lächelte mich an. Stefans Eltern hatten denselben Gesichtsausdruck aufgesetzt und auch seine Schwestern strahlten mich an. Einzig Gabriel stocherte weiterhin in seinem Essen. Er hatte seine Augenbrauen
zusammengezogen und sein Gesicht hatte einen verkniffenen Ausdruck angenommen. Der Zorn, welcher mir aus seinen Augen entgegensprang, riss mich förmlich von meinem Stuhl. Ich wollte aufstehen, zu ihm gehen, ihn in den Arm nehmen, konnte mir aber nichts davon erlauben. Als ich Jennifers Blick begegnete und sah, mit wie viel Mitleid sie mich musterte, floss eine kleine Träne aus meinem Auge. Mein Vater musste es wohl als Rührung gesehen haben, denn er erhob sich und strahlte Stefan an. ,,Stefan, endlich! Ich dachte schon du würdest nie fragen. Ich bin froh, dass so ein ehrenwerter Mann wie du, meine Tochter ausgewählt hat. Ich könnte mir keinen besseren Vorstellen und natürlich gebe ich dir meine Erlaubnis! Ich freue mich schon auf eure Hochzeit und entlasse Satine gerne ich deine Familie." Ich stieß die Luft aus. Während Vaters Rede hatte ich sie angehalten um keine unangebrachten Geräusche auszustoßen. Nun hatte sich ein eisernes
Band um mein Herz gelegt und meine Gedanken rasten durch meinen Kopf. Jetzt war ich also hochoffiziell mit Stefan verlobt. Jetzt war ich also hochoffiziell mit Stefan verlobt. Stefan stand auf und küsste mich auf beide Wangen. ,,Satine meine Liebe, ich freue mich das wir uns endlich verlobt haben!"
Ich nickte und bemühte mich mein künstliches lächeln aufrecht zuerhalten.
Nun erhob sich auf Franziska und kam auf mich zu. Sie strahlte mich an:,, Ich bin ja so froh dich nun in unserer Familie begrüßen zu dürfen. Ich bin mit Stefans Wahl mehr als zufrieden und ich denke, dass wir beide uns gut verstehen werden."
,,Vielen dank." Meine Stimme zitterte, es war wirklich gut für mich das es alle für Rührung hielten. Alle außer einer. Gabriels blickte mich unverwandt an. Wut und trauer wechselten in seinem Blick und ich konnte nichts dagegen tun. Er würde doch sicher verstehen, dass ich nicht minder überrascht war als er. Ich hatte von nichts gewusst, zumindest nicht, dass der heutige Abend so enden würde. Als mich alle beglückwünscht hatten, kam Gabriel auf mich zu. Er nahm meine Hände und küsste mich auf beide Wangen. ,,Willkommen in der Familie." Ich sah ihm in die Augen und legte all meine Trauer in diesen einen Blick. Gabriel verzog seinen Mund zu einem schiefen lächeln.
,,Ich denke du wirst die beste Schwägerin, die ich mir wünschen kann." Eine Träne lief meine Wange hinunter, Gabriel wischte sie weg. Stefan fasste meinen Arm und ich wand mich erschrocken um. ,,Ich denke heute war ein langer Tag. Ihr wollt morgen in der Frühe abreisen. Wir sollten uns auf unsere Zimmer begeben und uns ausruhen."
Zustimmendes Gemurmel erklang und Gabriel führte mich aus dem Raum. Ich beeilte mich allen eine gute Nacht zu wünschen, ehe sich die Tür hinter uns schloss. Wir gingen den stillen Flur entlang der von nichts außer ein paar Fackeln beleuchtet war. Stefan hielt noch immer meine Hand in seiner, was mir mehr als unangenehm war. Unser schweigen lastete in der Luft und schien sich schwer auf meine Schultern zu legen. Mit einem plötzlichen Ruck zog er mich an sich und presste meinen Körper gegen die kalte Steinwand.
,,Ich kann es kaum erwarten dich endlich zu meiner Frau zu machen und somit all die Rechte eines Ehemannes zu bekommen." Seine Stimme klang rau und sein Blick wanderte anzüglich über meinen Körper. Ekel erfasste mich. Ich konnte mir nicht vorstellen mit ihm all die Gefälligkeiten des Ehelebens ausprobieren zu müssen. Wenn ich mir vorstellte, wie er keuchend über mir liegen würde. Ich schüttelte mich innerlich. Seine Lippen fuhren an
meiner Wange entlang und näherten sich meinem Mund. Ich dankte Gott dafür. Gabriel stand im Flur und rief Stefan. ,Oh, bitte entschuldigt ich wollte euch nicht stören. Ich habe aber noch äußerst wichtige Angelegenheiten mit dir zu besprechen." Stefan seufzte, ließ aber von mir ab." ,,Satine wir werden uns morgen sehen." Als er Gabriel voraus auf sein Arbeitszimmer zuging, wand sich Gabriel zu mir um und zwinkerte mir zu. Ich hätte ihn jetzt lieben gerne aus Dankbarkeit angesprungen. Stattdessen lächelte ich ihn an, wand ihm den Rücken zu und ging in mein Zimmer. Nachdem ich mich fertiggemacht und zu Bett begeben hatte, starrte ich an die Decke. Nachdem ich mich fertiggemacht und zu Bett begeben hatte, starrte ich an die Decke. Ich gab einen schnurrenden Laut von mir und bog mich dieser Berührung entgegen. ,,Wie bist du hier hereingekommen?" Ich bemühte mich zu flüstern. ,,Jennifer hat mich hineingelassen und sie sagte, dass ich mir sicher sein könnte das heute Nacht niemand außer mir dieses Zimmer betreten dürfte." Ich lächelte. Auf Jennifers Worte konnten wir uns verlassen, das wusste ich. Gabriel fuhr mit seinen Lippen über mein Schlüsselbein und wanderte weiter hinunter, bis er an meinem Brustansatz stoppte.
Ich fuhr im durch die Haare, dann zog ich seinen Kopf zu mir und küsste ihn auf die Lippen. Ich hätte nie gedacht, dass es uns möglich sein würde, uns in meinem Zimmer zu treffen und uns in einem richtigen Bett zu lieben...
Als ich am Morgen aufwachte, malte Gabriel Kreise auf meinen Rücken. Ich ließ meine Augen geschlossen und lächelte. ,,Bist du wach Satine?" ,,Mhmmm" Gabriel lachte. Ich war ein Morgenmuffel, ich wollte mich nicht groß bewegen, ich genoss einfach nur seine Hände auf meiner Haut.
,,Ich glaube ich sollte langsam mal verschwinden." In dem Moment, in dem er dies sagte, klopfte es an der Tür.
,,Satine, Stefan lässt fragen, ob du auf bist und er hereinkommen kann." Jennifers Stimme troff vor Panik. Ich sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem #Bett und sah Gabriel an. Dieser lachte über meinen panischen Gesichtsausdruck.
,,Bitte einen Moment noch Jennifer, ich habe mich noch nicht angekleidet." Ich bemühte mich meine Stimme nicht all zu wackelig klingen zu lassen.
Gabriel stand langsam auf und kam auf mich zu. ,,Bitte beeile dich. Ich möchte nicht das Stefan dich hier sieht!" Anstatt sich seine Sachen zu schnappen und zu gehen zog er mich an sich und küsste mich innig. Kaum trafen seine Lippen auf meine vergaß ich alles um mich herum. Erst ein erneutes Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken.
,,Bitte, du musst jetzt wirklich gehen." Ich hob seine Sache auf und schmiss sie ihm entgegen. ,,Satine ich werde jetzt rein kommen, bitte bedecke dich." Ich konnte nur mit Mühe ein Kreischen unterdrücken. Ich zog an Gabriels Arm und schob ihn so schnell ich konnte ihn meinen Waschraum hinein. Kaum hatte ich hinter mir die Tür zugezogen und mir ein Bettlacken umgewickelt kam auch schon Stefan in mein Schlafgemach. ,,Guten Morgen meine Liebe." Er ging auf mein Bett zu und ich musste feststellen, dass ich Gebriels Schuhe vergessen hatte. Stefan lief genau darauf zu. Wenn er jetzt den Kopf senken und auf den Boden schauen würde wäre alles vorbei. Ich überlegte fieberhaft, wie ich ihn ablenken konnte und mir fiel nur eine einzige Sache ein. Auch wenn sie Gabriel ganz und gar nicht gefallen würde, da musste er jetzt durch. ,,Huch," rief ich und ließ mein Bettlacken fallen. Stefan drehte sich zu mir um und musterte mich mit großen Augen. Das rote Anlaufen brauchte ich nicht zu spielen, es war mir unendlich peinlich nackt vor ihm zu stehen. ,,Oh nein, Oh mein Gott. Stefan das tut mir leid. Könntest du dich bitte an die Tür stellen, damit ich mich ankleiden kann?" Er sah mich immer noch mit großen Augen an, nickte aber und ging zur Tür. So schnell ich konnte lief ich zu meinem Bett, hob die Schuhe auf uns schmiss sie unter mein Kopfkissen. ,,Satine weißt du, was, solange du dich ankleidest, werde ich mal kurz dein Toilettenzimmer benutzen." Ich riss die Augen auf. Was sollte ich jetzt bloß machen? Wo sollte sich Gabriel bloß verstecken? Ich konnte Stefan doch nicht verbieten mein Bad zu nutzen. Die Katastrophe war unausweichlich. Stefan würde Gabriel entdecken und wir beide wären geliefert. Ich nickte. Stefan drückte die Klinke und trat ein.

Ich sah auch den Boden und wartete auf den kommenden Schrei. Als dieser ausblieb sah ich wieder hoch. Stefan hatte die Tür offen stehen lassen, er stand vor meinem Spiegel und fuhr sich durch die Haare. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Spiegel, Waschbecken, Toilette, Badewanne, oh ja, diese war ein Traum.
Sie stand mitten im Raum, bestand aus weißem Mamor und hatte einen Goldverzierten Rand. Komischerweise befand sich Wasser in der Wanne. Jennifer musste mir gestern Abend welches eingelassen haben. Doch Moment. Mein Blick blieb auf der Badewanne hängen. Waren dort wirklich kleine Blasen im Wasser? Woher-?
Ich brauchte etwas bevor mir ein Gedanke kam. Ich war mir ziemlich sicher das Gabriel in genau diesem Moment in meiner Badewanne saß, nein, ich muss mich verbessern, das er in genau diesem Moment in meiner Badewanne lag, untergetaucht war. Wie es aussah konnte er nicht mehr länger die Luft anhalten. ,,Stefan? Kannst du mir bitte mit meinem Kleid helfen? Ich kann mich nicht entscheiden welches ich heute tragen soll?" Er lächelte und kam tatsächlich aus dem Bad. In dem Moment in dem er zu mir trat, kam Gabriel langsam aus dem Wasser. Ich hätte am liebsten vor empörung geschnauft als er mich anlächelte und seinen Daumen in die Luft streckte. Stefan war hinter mich getreten und sah über meine Schulter auf die Kleider die ich auf meinem Bett ausgebreitet hatte.
Er murmelte leise vor sich hin und schließlich griff er nach einem taubenblauen Kleid, welches er mir vor die Nase hielt. ,,Ich denke dieses wird sehr gut an dir aussehen. Ich werde unten auf dich warte, du wirst dich sicherlich noch in Ruhe fertig machen wollen."
Ich lächelte ihn an und nickte. ,,Ja Stefan das ist wirklich nett. Sobald ich fertig bin werde ich unten erscheinen." Als er mein Zimmer verlassen hatte stolzierte ich ins Bad und sah Gabriel, der immer noch in meiner Badewanne saß herausfordernd an.
,,Was war denn das bitte? Fast hätte er dich entdeckt und dann? Hättest du ihm dann erzählt das deine Badewanne besetzt wäre und du deshalb meine benutzen musstest oder was.?" Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich an. Er nahm meine Hand in seine und ich dachte er würde sich bei mir entschuldigen oder zumindest eine erklärung abliefern, wie er auf die Idee gekommen war, sich in meine Badewanne zu setzten, doch stattdessen zog er mich mit einem Ruck zu sich in die Wanne. Ich kreischte und versuchte mich aus seinem Griff zu winden, doch es nützte alles nichts. Er hielt mich eisern umklammert und da ich keine Lust hatte der gesammten Dienerschaft meine Schreie zu erklären, hielt ich den Mund. Gabriel schmiss das nasse Bettlacken, welches ich noch um meinen Körper geschlungen hatte, aus der Wanne. Das Wasser war angenehm warm und ich kuschelte mich enger an Gabriel. Es erinnerte mich etwas an unser gemeinsammes Bad im See. Gabriel küsste mich auf die Haare und schlang seine Arme um meinen Körper. Ich seufzte zufrieden und hätte immer so liegen bleiben können wenn nicht....

Ich sah auch den Boden und wartete auf den kommenden Schrei. Als dieser ausblieb, sah ich wieder hoch. Stefan hatte die Tür offen stehen lassen, er stand vor meinem Spiegel und fuhr sich durch die Haare. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Spiegel, Waschbecken, Toilette, Badewanne, oh ja, diese war ein Traum.
Sie stand mitten im Raum, bestand aus weißem Marmor und hatte einen goldverzierten Rand. Komischerweise befand sich Wasser in der Wanne. Jennifer musste mir gestern Abend welches eingelassen haben. Doch Moment. Mein Blick blieb auf der Badewanne hängen. Waren dort wirklich kleine Blasen im Wasser? Woher-?
Ich brauchte etwas, bevor mir ein Gedanke kam. Ich war mir ziemlich sicher das Gabriel in genau diesem Moment in meiner Badewanne saß, nein, ich muss mich verbessern, dass er in genau diesem Moment in meiner Badewanne lag, untergetaucht war. Wie es aussah, konnte er nicht mehr länger die Luft anhalten. ,,Stefan? Kannst du mir bitte mit meinem Kleid helfen? Ich kann mich nicht entscheiden welches ich heute tragen soll?" Er lächelte und kam tatsächlich aus dem Bad. In dem Moment, in dem er zu mir trat, kam Gabriel langsam aus dem Wasser. Ich hätte am liebsten vor Empörung geschnauft, als er mich anlächelte und seinen Daumen in die Luft streckte. Stefan war hinter mich getreten und sah über meine Schulter auf die Kleider, die ich auf meinem Bett ausgebreitet hatte.
Er murmelte leise vor sich hin und schließlich griff er nach einem taubenblauen Kleid, welches er mir vor die Nase hielt. ,,Ich denke dieses wird sehr gut an dir aussehen. Ich werde unten auf dich warte, du wirst dich sicherlich noch in Ruhe fertigmachen wollen."
Ich lächelte ihn an und nickte. ,,Ja Stefan das ist wirklich nett. Sobald ich fertig bin, werde ich unten erscheinen." Als er mein Zimmer verlassen hatte, stolzierte ich ins Bad und sah Gabriel, der immer noch in meiner Badewanne saß herausfordernd an.
,,Was war denn das bitte? Fast hätte er dich entdeckt und dann? Hättest du ihm dann erzählt, dass deine Badewanne besetzt wäre und du deshalb meine benutzen musstest oder was?" Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich an. Er nahm meine Hand in seine und ich dachte er würde sich bei mir entschuldigen oder zumindest eine Erklärung abliefern, wie er auf die Idee gekommen war, sich in meine Badewanne zu setzten, doch stattdessen zog er mich mit einem Ruck zu sich in die Wanne. Ich kreischte und versuchte mich aus seinem Griff zu winden, doch es nützte alles nichts. Er hielt mich eisern umklammert und da ich keine Lust hatte der gesamten Dienerschaft meine Schreie zu erklären, hielt ich den Mund. Gabriel schmiss das nasse Bettlacken, welches ich noch um meinen Körper geschlungen hatte, aus der Wanne. Das Wasser war angenehm warm und ich kuschelte mich enger an Gabriel. Es erinnerte mich etwas an unser gemeinsames Bad im See. Gabriel küsste mich auf die Haare und schlang seine Arme um meinen Körper. Ich seufzte zufrieden und hätte immer so liegen bleiben können wenn nicht...

,,Satine?" Ein kleines zartes Stimmchen ertönte aus meinem Schlafgemach. ,,Das ist Laura," flüsterte Stefan mir ins Ohr. Ich sprang förmlich aus der Badewanne, griff nach dem erstbesten Handtuch, welches ich im Schrank finden konnte und rannte in mein Zimmer.
Vor mir stand Laura, sie trug ein zitronengelbes Kleid und kleine schwarze Lackschühchen, ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie sah einfach hinreißend aus. Mit der Begeisterung einer Fünfjährigen lächelte sie mich an um gleich darauf verlegen auf den Boden zu sehen. ,,Satine? Hast du Gabriel gesehen?"
Sie sprach seinen Namen lang aus, so dass es sich wie Gabelel anhörte. Ich lächelte sie an und ging in die Hocke. ,,Hallo Laura! Nein ich habe ihn leider nicht gesehen, aber wenn du magst, kann ich dir beim Suchen helfen, ich muss mich nur schnell anziehen." Ihr lächeln wurde noch breiter und sie nickte begeistert. Ich nahm ihre Hand und führte sie zu meinem Bett. Als ich sie hochgehoben hatte, nahm ich mein Kleid und ging zurück ins Bad. An der Tür blieb ich noch einmal stehen, sah zurück zu Laura und lächelte sie an. ,,Ich ziehe mir nur schnell mein Kleid an und dann können wir ihn suchen gehen. Wartest du so lange auf mich?" Sie nickte und sah sich dann mit großen Augen im Zimmer um. Ich schloss die Tür hinter mir und sah Gabriel, der inzwischen ebenfalls aus der Wanne gestiegen war an. ,,Nun ja Gabriel, ich denke du solltest dich gut verstecken!" Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Gabriel kam mit nichts als einem Handtuch um die Hüften auf mich zu. Ich wich kichernd zurück, bis ich an die Wand stieß und nicht mehr weiter kam. Gabriel nutzte den Moment um seine Arme neben meinem Kopf abzustützen, so das ich keine Chance hatte ihm zu entkommen. ,,So muss ich das?" Ich bemühte mich zu nicken, was mir gar nicht all zu leicht fiel, da er mit seinem Mund an meinem Kiefer entlangfuhr. Ich erschauerte und er lachte leise an meinem Hals. Er fuhr mein Schlüsselbein entlang und den Hals wieder nach oben. An meinem Mundwinkel stoppte er. Seine Lippen schwebten über meinen, ich konnte es nicht abwarten endlich von ihm geküsst zu werden. Doch Gabriel ließ mich zappeln. ,,Dann wünsche ich euch viel Glück beim Suchen." Er drückte seine Lippen zart auf meine und ließ schneller als mir lieb war, wieder von mir ab. Ich seufzte. Ich hob mein Kleid, welches ich fallen gelassen hatte vom Boden auf und streifte es mir über. Es war schulterfrei, weshalb ich den BH wegließ und mir stattdessen nur meine Unterhose drunterzog. Ich schlüpft in ein paar leichte Schuhe, begann mit meiner Morgentoilette, und als ich mich fertig gewaschen und frisiert hatte, wand ich mich an Gabriel. Er saß auf dem Rand der Wanne und hatte mir bei jedem meiner Handgriffe zugesehen. Ich schlenderte langsam zu ihm rüber und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. ,,Dann verstecke dich gut mein Schatz, wir werden dich finden."
Ich ging zurück in mein Zimmer, nahm Lauras Hand und zusammen machten wir uns auf die suche nach dem Mann, der in meinem Badezimmer saß.

,,Gabelel...Gabelel?" Lauras Stimme hallte durchs Schloss und ich kicherte zum wiederholten Male vor mich hin. Wir hatten Lauras und Sophies Zimmer durchsucht, waren in vier Gästezimmern gewesen und nun auf dem Weg zum Speisesaal.
Laura stürmte hinein, sprang auf den Schoß ihres Vaters und erzählte lautstark das wir Gabriel suchen würden. Ich spürte, dass meine Wangen rot wurden. Stefan sah mich an. ,,Satine, komm und setzte dich zu uns, wir wollen anfangen zu speisen."
Ich sah zu Laura. Sie hatte ihren Mund verzogen und in ihren Augen sammelten sich bereits die Tränen.
,,Ähm, danke Stefan, aber ich habe Laura versprochen ihr suchen zu helfen, und da sie meine Freundin ist, kann ich die Suche doch jetzt nicht einfach abbrechen." Ich zwinkerte Stefan zu, der mich unergründlich ansah. Dann streckte ich die Hand nach Laura aus, die mit Jubelgeschrei zu mir gerannt kam. Ich knickste vor dem König und der Königin, die mich beide anlächelten. Als Laura mich aus dem Raum zog, dröhnte die Stimme der Königin an mein Ohr, die Stefan gerade davon vorschwärmte, wie gut ich doch mit Kindern umgehen konnte. Laura zog mich hinter sicher her. Als wir die Treppe herunter gestiegen waren, wand sie sich in Richtung Keller. ,,Bist du dir sicher das wir da runter gehen sollen?" Ich sah sie misstrauisch an. ,,Ja Gabriel versteckt sich immer im Keller." Ich folgte ihr eine schmale Treppe hinunter. Je tiefer wir kamen umso abgestandener roch die Luft. Die Wände bestanden aus dickem Stein, und das Licht der Lampen, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht waren, erhellte das Ganze nur spärlich. Ich wunderte mich, dass ein so kleines Mädchen wie Laura, ohne Angst in diesen Keller marschierte. Als wir unter ankamen, blieb ich stehen und sah mich um. Hier wurde anscheinend nie was verändert. Das Schloss war bestimmt schon über 250 Jahre alt, und die Kerker hatten diese Zeit überdauert. Ein langer Gang erstreckte sich vor uns. In die Wände waren Gitter eingelassen, hinter denen sich nichts als eine Holzpritsche befand. Wir schritten den Gang entlang und ich zählte 10 solcher Kerkerräume. Laura hüpfte vor mir her und ließ sich nichts anmerken. Ich fühlte mich unwohl. Die dunklen Wände schienen mich schier zu erdrücken, und wenn ich mir vorstellte, wie viele Menschen hier unten schon gestorben sein mussten, überzog eine Gänsehaut meinen Körper. ,,Laura sollen wir nicht lieber wieder hochgehen und oben weiter suchen?" Sie schüttelte den Kopf, so das ihr blonder Pferdeschwanz von einer Seite auf die andere flog. ,,Er versteckt sich immer an komischen Orten!" Der dicke Boden aus Natursteinen verschluckte meine Schritte. Als plötzlich ein Scharren erklang, konnte ich nur mit mühe ein Kreischen unterdrücken. Laura lachte. ,,Das ist er, das ist er!" Ich war mir nicht sicher, ob wirklich Gabriel dieses Geräusch verursachte. Mit jedem Schritt, den wir weiter in den Keller hineingingen, wurde das Geräusch lauter. Es hörte sich an, als wenn jemand mit einem Stein an den Wänden entlangfahren würde. Ich ließ meinen Blick Umherrschweifen, konnte aber nicht wirklich etwas erkennen. Der Teil außerhalb der Lampen war stockdunkel. Laura hüpft immer noch fröhlich singend vor mir her. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, trotzdem wünschte ich mir nichts sehnlicher, als ihn endlich zu finden und aus diesem Keller rauszukommen. Plötzlich verstummte das Geräusch. Ich ging näher zu Laura und nahm sie an die Hand. Ihre kleine warme Hand lag weich in meiner Eiskalten. Ich schwor mir nie, wirklich nie wieder einen Fuß an diesen Ort zu setzen. Mit einem Mal schlag sich ein Arm um meine Taille und ich wurde nach hinten gezogen. Ich spannte mich an, doch als ich an das Labyrinth dachte, in dem Gabriel es genauso gemacht hatte, entspannte ich mich etwas. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr. ,,Schrei um Hilfe, Laura wird außer sich sein, wenn sie dich auch noch suchen muss!" Ich zuckte mit den Schultern, dann rief ich leise nach Laura. Gabriel lachte. Na warte, ihm würde ich es zeigen. ,,LAURA, HIIIILFE!" Ich schrie so laut ich konnte. Gabriel war verstummt. Ich wand mich aus seinen Armen und sah ihn an. ,,Okay, so laut solltest du jetzt auch wieder nicht schreien." Ich lächelte. Laura rief mich, sie lief durch den Keller und spähte in jede Nische, die sie entdecken konnte. Gabriel und ich liefen vor ihr weg, und jedes Mal wenn sie an unserem Versteck vorbeigelaufen war, küsste er mich. Ich deutete auf Laura, die gerade an uns vorbei lief. Gabriel schlich sich von hinten an sie ran und packte sie. Sie schrie. Ich lachte. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, stimmte sie in mein lachen mit ein. Gabriel schmiss sich Laura über die Schulter und ging mir voraus die Kellertreppe nach oben. Bevor er die Tür öffnen konnte, hörte ich die aufgeregte Stimme meines Vaters und Stefans, der ihn zu beruhigen versuchte.
,,Wenn ich sie nicht gleich finde kann sie die Reise nach London vergessen. Was denkt sie sich eigentlich? Ich wollte direkt nach dem Frühstück fahren. Jennifer hat schon all ihre Koffer gepackt und von ihr ist noch immer keine Spur zu sehen." Die Stimme meines Vaters wurde immer lauter. Ich sah Gabriel an. Dieser zuckte mit den Schultern. Auch Laura war jetzt still und sah uns mit großen Augen an. Ich stieß die Tür auf und ging auf meinen Vater zu. ,, Paps? Warum schreist du so? Ich habe doch nur mit Laura verstecken
gespielt." Zornesröte überzog sein Gesicht. ,,Satine, ich verbitte mir so ein Verhalten vor unserem Gastgeber." Ich kannte Vaters Zornesausbrüche nur all zu gut. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte einen Kuss auf seine Wange. ,,Ich bin in fünf Minuten fertig und wir können abreisen!" Ich wand ihm den Rücken zu, lächelte Gabriel, Stefan und Laura, die hinter mir standen zu und ging die Treppe hinauf in mein Zimmer.
Als ich in den Spiegel sah, kicherte ich. Meine Haare waren grau vom vielen Staub und lauter Spinnenweben hatten sich in ihnen verfangen. Ich bürstete sie aus und zog mein Kleid zurecht. Von Gabriel würde ich mich wohl nicht mehr verabschieden können, aber ich würde ihn ja schon in ein paar Tagen wiedersehen. Ich trat in den Flur und machte mich auf den Weg nach unten. Ich hörte ihre Stimmen zu mir raufschallen, also stoppte ich im Flur, um noch einmal tief durchzuatmen. Als jemand seine Arme um meine Hüfte
schlang wand ich mich um und sah geradewegs in Gabriels sturmgraue Augen. ,,Ich wollte dir lebe wohl sagen! Ich werde dich vermissen und jeden Tag zählen, bis ich dich wieder sehen werde." Ich lächelte. ,,Du kannst dir nicht im Mindesten vorstellen, wie sehr ich dich vermissen werde." Ich drückte meine Lippen auf seine und schlang meine Arme um seinen Hals. Er küsste mich zurück. Dann löste er sich von mir, drückte mir noch einen letzten Kuss auf die Lippen und wand sie um, um in seine Gemächer zu gehen. Ich schritt die Treppe hinunter und gesellte mich zu den anderen. Jennifer und Link waren damit beschäftigt unser Gepäck in die Kutsche einzuladen. Einzig Stefan, Laura und mein Vater standen noch in der Vorhalle und waren in ein Gespräch vertieft. Als ich neben ihnen stehen blieb, sah Stefan auf. ,,Satine! Wie schön, jetzt kann ich mich doch noch in Ruhe von dir verabschieden. Ich werde am Samstag in aller Frühe bei dir sein und dich abholen. Deine Koffer werden etwas später von Link abgeholt, der dann auch deine Zofe
mitnehmen wird. Ich wünsche euch noch eine gute Heimfahrt. Ich kann das Wochenende kaum abwarten." Ich nickte und setzte eine fröhliche Miene auf. Stefan begleitete uns hinaus und half mir in die Kutsche einzusteigen. ,,Ich soll dir auch von meinen Eltern Grüße ausrichten. Sie sind heute Morgen leider verhindert." Ich bedankte mich bei ihm und drückte ihm schnell einen Kuss auf die Wange, bevor noch in Versuchung geraten würde, mich vor meinem Vater zu küssen. Stefan lächelte mich an und schloss dann die Kutschentür. Als die Kutsche anfuhr, sah ich aus dem Wagenfenster. Stefan und Laura standen auf der Treppe und winkten uns hinterher. Ich hob meine Hand, um zurückzuwinken, als ich Gabriel an einem der oberen Fenster entdeckte. Er lächelte mir zu. Ich lehnte mich entspannt zurück und lauschte der leisen Stimme meines Vaters, während ich an ganz andere Sachen dachte.


Als die Kutsche schließlich hielt, lächelte ich meinen Vater, der noch immer redete, kurz an und erhob mich dann. Als der Verschlag geöffnet wurde, ließ ich mir aus der Kutsche helfen und ging auf die Treppe zu. Meine Mutter erwartete mich schon an der Tür. Sie lief mir freudig entgegen. ,,Mein Schatz, schön das du wieder daheim bist. Du musst mir alles erzählen, ich kann es kaum erwarten." Ich lächelte sie an. Sie sah schön aus, wie eigentlich immer. Meine Mutter war eine sehr vornehme und wunderschöne Frau, auf die viele andere neidisch waren. Sie war hochgewachsen und trug ihre lange dunklen Haare immer in einem Knoten, außer wenn wir allein zu Hause waren, wie heute, dann fielen sie ihr offen über die Schulter. Sie nahm meine Hand und zog mich hinter sich her ins Haus. Sie sah mich noch einmal liebevoll an, bevor sie in die Küche ging. Jennifer hastete an mir vorbei. Sie wusste genau so gut wie ich, dass meine Mutter bei Gesprächen ihren Tee brauchte, und dass sie wütend werden konnte, wenn sie ihn nicht bekam. Ich zog meinen Mantel aus und übergab ihn Felix, unserm Butler, der ihn an den Hacken hing. Ich seufzte tief. Jetzt würde ich in die Küche gehen müssen und meine Mutter würde mich ausquetschen wie einen nassen Schwamm. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie wusste genau wie mein Vater das ich Stefan nicht heiraten wollte. Trotzdem tat sie so als wüsste sie von nichts. Ich ging auf die Tür zu und öffnete sie. Ich war überrascht außer Mama auch Sophie in der Küche zu sehen. Sie saß am Tisch und lächelte mich an. ,,Sophie? Ich wusste gar nicht das du auch hier bist!" Ich sah sie streng an. ,,Doch, ich möchte auch alles wissen. Los erzähl uns alles!" Ich ließ mich auf die Holzbank fallen, welche vor unserem großen Tisch stand. ,,Nun ja, wo soll ich bloß anfangen? Als wir ankamen, wurden wir von Stefan persönlich empfangen ..." Es kam mir vor wie Stunden, in denen ich in der Küche saß und von den beiden ausgefragt wurde. Ich versuchte so gut es ging, alles wieder zu geben, aber gleichzeitig Gabriel aus allem raus zu lassen. Als wir ankamen, wurden wir von Stefan persönlich empfangen ..." Es kam mir vor wie Stunden, in denen ich in der Küche saß und von den beiden ausgefragt wurde. Schließlich wird Stefan dich schon in zwei Tagen erwarten." Ich nickte und erhob mich ebenfalls. ,,Ich bin müde Mama, ich gehe auf mein Zimmer." Ich küsste sie auf die Wange. Als ich die Treppen zum ersten Stock hinaufging, fühlte ich mich von allen Seiten beobachtet und ich war froh, als ich endlich in meinem Zimmer war.
Ich wurde unsanft geweckt, als Jennifer laut schimpfend in mein Zimmer kam und meine Schranktüren knallte. ,,Vier Wochen soll ich es mit diesem arroganten Schnösel aushalten. Und meine Arme Satine gleich mit!" Sie stampfte von einem Schrank zum anderen, schmiss alle Sachen, die zufällig vor ihr hingen in meine Koffer und wurde nicht müde, dabei immer weiter zu meckern. ,,Jenni was hast du denn?" ,,Ich bin es leid vor diesem Hohzorn, Hohezorn, ach, wie auch immer er heißt, zu kuschen. Er ist ein arroganter Mann der so sehr ...-" Sie holte tief Luft. ,,Der einfach so ist!" Ich lachte laut auf. ,,Okay, aber du weißt, dass ich ohne dich nicht fahren darf." Ich senkte meine Stimme. ,,Und dann kann ich auch Gabriel nicht wieder sehen. Oh Jennifer, bitte, jetzt hängt alles von dir ab!"
Sie sah mich eine Weile lang an und nickte schließlich. ,,Ja, ist ja in Ordnung. Wir werden morgen fahren."Ich hüpfte in dem Moment aus dem Bett, als Sophie in mein Zimmer gestürzt kam. ,,Satine! Du sollst dich ankleiden. Papa wünscht dich zu sprechen. Er sagt es sei dringend."
Und schon war sie wieder weg. Sophie war wirklich ein Wirbelwind.
Nachdem mir Jennifer die einfache schwarze Korsage, die ich mir zu einem schicken schwarzen Rock rausgesucht hatte, zugeschnürt hatte, beeilte ich mich zu Vaters Arbeitszimmer zu gehen. Papa bat uns nur sehr selten in sein Arbeitszimmer, um so überraschter war ich, das er mich dort erwartete. Ich klopfte an und trat ein.
Nachdem ich mich vom ersten Schreck erholt hatte, beeilte ich mich zu knicksen.
,,Euer Hoheit, schön euch zu sehen." George lachte. ,,Ach lass doch diesen albernen Hofknicks Satine. Du wirst sehr bald zur Familie gehören und ich kann es nicht leiden, wenn sich diese vor mir verbeugt." Ich nickte ihm zu. ,,Schatz bitte setz dich, wir haben einiges zu besprechen. Ich sah meinen Vater an der hinter seinem Schreibtisch thronte. George schob den Stuhl, welcher neben ihm stand zurecht, sodass ich mich darauf niederlassen konnte. Ich hielt meinen Kopf gesenkt und dachte über die Möglichkeiten nach, weshalb er heute, einen Tag nach unserer Abreise, schon hier sein konnte. Doch so sehr ich mir auch den Kopf zerbrach, mir wollte einfach nichts einfallen. Als er die Stimme erhob, sah ich auf. ,,Wir haben uns lange beratschlagt liebe Satine, und wir sind zu dem Entschluss gekommen, das die Hochzeit zwischen dir uns Stefan am Ende der vier Wochen, die ihr in London verbringen werdet, stattfinden soll. Wir können es nicht noch länger hinauszögern, die Leute werden schon genug zu tuscheln haben, wenn du als unverheiratete Frau mit meinen Söhnen auf unseren Landsitz fährst." Er stockte. ,,Du bist so blass geworden meine Liebe, ist irgendetwas nicht Majestät. Ich denke es ist die Aufregung." Ich konnte nur hoffen, dass meine Stimme nicht all zu brüchig klang. Der König nickte. ,,Ja, das kann ich gut verstehen! Die Hochzeit wird riesen groß sein, der Adel aus der gesamten Umgebung wir geladen werden ... Satine ich verspreche dir, es wird ein Fest, welches du ganz bestimmt nicht mehr vergessen wirst." Ja, da war ich mir ganz sicher, vergessen würde ich dieses Fest wohl nie mehr. Ich hatte mühe die Tränen zurückzuhalten, welche sich einen Weg nach oben bahnten. Jetzt begann mein Vater zu sprechen. ,,Wir werden die Hochzeit planen lassen und eine Woche nach dem ihr zurück gekommen seid, wird sie stattfinden. Dein Kleid wirst du dir natürlich selber aussuchen. Aber ich kann dir nun schon verraten das bereits alle Karten verschickt sind." Ich riss meine Augen auf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mich überkam ein starkes Schwindelgefühl. Ich hörte George noch nach einem Arzt rufen, bevor mich die Dunkelheit, wie ein Schleier umhüllte. Ich erwachte, als jemand seine kalten Finger auf mein Handgelenk drückte. ,,Ah Satine, da sind sie ja wieder." Ich erkannte die Stimme von Dr. Birdhead, der auf der Kante meines Bettes saß und mich anlächelte. ,,Ich fürchte ihr Kreislauf hat nicht ganz mitgespielt, was ich mir in ihrer Situation denken kann. Man heiratet ja schließlich nicht jeden Tag und dann schon gar nicht einen Prinzen." Er lächelte mich an und ich lächelte krampfhaft zurück.
Meine Mutter betrat das Zimmer und bat den Doktor hinaus. Bevor auch sie die Tür hinter sich schloss, sah sie mich noch einmal an. ,,Schlaf jetzt mein Schatz, morgen wird ein anstrengender Tag für dich." Ich nickte und war, noch bevor sie die Tür geschlossen hatte, wieder in einen traumlosen Schlaf gefallen. Am nächsten Morgen wurde ich schon früh wach und konnte auch nicht wieder einschlafen. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher und meine Gefühle spielten ebenfalls verrückt. Wie sollte ich die Hochzeit bloß verhindern. Wie es aussah, musste ich mich wohl meinem Schicksal fügen. Nein, ich schüttelte den Kopf, um mich selbst zu überzeugen. Ich würde mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Irgendeinen Weg musste es geben und ich war mir sicher das ich ihn finden würde.
Als meine Mutter ins Zimmer kam, um mir zu sagen, dass Stefan da sein würde, saß ich schon angezogen auf meinem Bett.
Ich folgte ihr hinunter in die Eingangshalle, in der ich schon von Stefan erwartet wurde.
Er lächelte und kam auf mich zu. Als er meine Hand genommen hatte, wurde sein Lächeln noch breiter. Ich lächelte ihn ebenfalls an, und als ich Jennifers genervten Blick sah, welchen sie Stefan zuwarf, wurde mein Lächeln sogar echt.

Stefan erzählte mir, dass Jennifer und ich eine eigene Kutsche haben
würden, und ich nur die Abende in verschiedenen Gaststätten mit ihm verbringen
müsste. Das war doch schon einmal eine gute Nachricht. Während
ich mir in den Mantel helfen ließ, fragte ich ihn, wer uns noch
begleiten würde. ,,Meine Eltern und die Mädchen bleiben natürlich hier. Sie
werden sich um die Hochzeit kümmern und die gesamte Organisation übernehmen.
Link wird uns begleiten, außerdem meine Köchin und noch ein paar Hausdiener.
Ach...-" Seine Gesicht verdunkelte sich. ,,Natürlich wird uns auch Gabriel begleiten." Ich sah schnell zu Boden, bevor Stefan mein Lächeln bemerken konnte. ,,Er wird in zwei Tagen zu uns stoßen, da er erst noch wichtige Geschäfte zu erledigen hat." Stefan führte mich hinaus und half mir in die Kutsche. Als ich es mir gemütlich gemacht hatte, kam Jennifer hineingeklettert und reichte mir eine
dicke Decke. Ich schlang sie um meine Schultern, lehnte mich
zurück und schloss die Augen. Die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung
und eine Zeitlang blieb es still. Als ich fast eingeschlafen war,
durchbrach sie die Stille. ,,Satine,wie willst du diese Hochzeit verhindern? Was willst du nur tun? Ich werde dir
helfen, egal was du vorhast!" ,,Danke Jennifer, dass
weiß ich wirklich zu schätzen, aber ich weiß nicht was ich tun werde. Ich denke,
ich werde als erstes mit Gabriel sprechen müssen, ich hoffe
das er vielleicht eine Idee hat. Und bis es soweit ist, möchte ich ehrlich
gesagt, auch garnicht daran denken." Ich hatte mich wieder aufrecht hingesetzt
und Jennifer angesehen. Sie sah mir in die Augen
und nickte. ,,Trotzdem werde ich dir-euch-helfen, egal was auch kommen mag. Ich
möchte nicht das du diesen schrecklichen Mann heiraten musst." Jennifer wurde wieder still und nach einer
Weile war ich tatsächlich eingeschlafen. Stefan weckte mich als es Dämmerte und
wir an unserem ersten Rastplatz angekommen waren. Nachdem ich mir die Augen
gerieben hatte, zog ich mein Reisekleid zurrecht und stieg aus der Kutsche. Die
Sonne war bereits hinter den Wolken verschwunden und nur wenige Laternen
erhellten den Weg aus Kieselsteinen, welcher zur Gaststätte führte. Wir befanden
uns auf einem sehr ländlichem Gebiet. Hinter uns erstreckten
sich hunderte Bäume und vor aus lagen nichts als Felder. Als eine kühle Brise meine Röcke aufbauschte, ging ich zu
Stefan und nahm seinen Arm. Gemeinsam gingen wir auf die kleine Gaststätte zu,
deren erhellten Fenster sehr einladend aussahen.


Als Stefan die Tür öffnete, schlugen mir Musik und Gelächter entgegen. Der Raum war voll mit den unterschiedlichsten Menschen. Alle saßen zusammen an den Tischen, aßen und tranken und lachten. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Als sie aufblickten und Stefan sahen, verstummten sie schlagartig. Natürlich, wie hatte ich auch nur etwas anderes erwarten könne, schließlich hatte gerade ein Prinz den Raum betreten. Ein paar Männer räusperten sich und schließlich neigten alle die Köpfe. Ein paar Frauen hatten sich sogar erhoben und knicksten nun vor uns. Mir war das Ganze ziemlich unangenehm. Ich sah Stefan an und wartete auf eine Reaktion seinerseits, doch er blieb stumm, stand einfach nur da, mit geschwollener Brust, und musterte die Leute vor sich wie Vieh. Ich wäre am liebsten einen Schritt zurückgetreten aber leider war mir dies nicht möglich. Mein Status verlangte von mir an genau dieser Stelle stehen zu bleiben und mich an Stefan anzupassen. Ich wollte gerade etwas sagen als hinter mir Tumult losbrach. ,,Weshalb steht ihr da so steif an der Tür? Macht doch bitte mit der Musik weiter und bringt für meinen überheblichen Bruder und seine schöne Verlobte bitte einen Krug Bier." Diese Stimme war die Letzte, die ich in diesem Moment erwartet hatte.

Als sie sich umdrehte und mich erblickte, erhellte ein strahlen ihr Gesicht. Trotz ihrer einfachen Reisekleidung sah sie einfach umwerfend aus, wie sie dort stand, mit geröteten Wangen. Das ganze Spektakel, welches mein Bruder gerade veranstaltete, war ihr sichtlich peinlich, was ihr wohl einige Sympathiepunkte, der hier Anwesenden sicherte.Ich bahnte mir einen Weg durch die Dienerschaft, welche sich hinter den beiden auf den Stufen scharrte. Als ich sie erreicht hatte, küsste ich sie auf beide Wangen und schlug dann Stefan auf die Schulter. Er bedachte mich mit einem Blick, bei dem ich wahrscheinlich hätte, Tod umfallen müssen. Ich ließ mir dadurch nicht beirren. Ich nahm Satines Hand und führte sie in den Raum hinein zu einem großen freien Tisch in einer Ecke. Ich forderte die Leute mit einer Handbewegung auf, dort weiter zu machen, wo sie vor Stefans Auftritt aufgehört hatten. Als die Musik wieder eingesetzt hatte, beugte sie sich vor und sah mir in die Augen. Ich konnte mich kaum beherrschen sie nicht jetzt gleich, hier vor allen zu küssen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihren Lippen nehmen, während sie mich betrachtete.
,,Ich dachte du kommst erst in ein paar Tagen nach?" Ihr Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte ihr in die Augen. ,,Ich habe diese äußerst wichtige Angelegenheit an einen vertrauten übergeben. Wie könnte ich dich auch mehrere Tage lang mit ihm allein lassen?" Sie trat mir leicht vors Bein, als sie sah, dass Stefan auf unseren Tisch zu kam. Der Wirt hatte uns bereits jede Menge Krüge auf den Tisch gestellt und als Stefan sich neben Satine setzte, umklammert er seinen Krug so doll, das ich befürchtete er könnte zerspringen. Seit ich ihm gestern gesagt hatte das ich ihn nach London begleiten würde, hatte er schlechte Laune und ignorierte mich. Das ich jetzt hier aufgetaucht war, obwohl er davon ausgegangen war, dass ich erst in ein paar Tagen nachkommen würde, hatte seiner Laune wohl noch die Krone aufgesetzt. ,,Brüderchen warum ziehst du so ein Gesicht in der Gegenwart einer Dame?" Er blickt mich kurz an, dann sah er zu Satine und lächelte. ,,Schatz? Meinst du ich kann dich ein paar Minuten mit diesem Schwerenöter alleine lassen? Ich müsste noch kurz etwas erledigen!" Als sie über seine Frage nachdachte, zog sie ihre Stirn zusammen, dann nickte sie und lächelte ihn an. ,,Ich weiß mich schon zu wehren!" Das sagte sie mit einem Seitenblick auf mich, bei dem ich mir ein Lachen verkneifen musste. Er küsste sie auf die Wange, stand auf und ging mit seinem Leibdiener nach draußen. Sobald er den Raum verlassen hatte, wurde die Stimmung augenblicklich heiterer. Satine sah mich an, dann fragte sie: ,,Sag mal, hast du schon gehört das dein Vater bei uns zu Hause war?" Sie wartete erst gar nicht auf eine Antwort sondern erzählte mir alle Einzelheiten. Ich konnte nicht glauben, was sie mir da gerade erzählte. Warum wusste ich von nichts? Warum hatte mich keiner eingeweiht. Vier Wochen! Wie sollte ich es schaffen, innerhalb von 4 Wochen die Hochzeit meines Bruders zu verhindern? Sie zog meine Hand unter den Tisch und hielt sie dort fest. ,,Ich lasse mir was einfallen. Ich werde ihn nicht heiraten, das verspreche ich dir!" Ich lächelte sie leicht an. Wenn sie es nicht schaffen sollte, würde ich mir schon etwas einfallen lassen.

Während ich ihm alles erzählte, war er sehr blass geworden. Ich konnte ihn natürlich gut verstehen, aber ich durfte mich jetzt keinesfalls von ihm verrückt machen lassen. Ich nippte an meinem Bierkrug. Ich hatte noch nie gerne Bier getrunken und auch dieses Mal verzog ich das Gesicht. Gabriel lachte und auch Jennifer, die uns aus einer Ecke aus beobachtet, lachte laut auf, sodass sie von allen angesehen wurde. Als Stefan wieder hineinkam, ging er zum Wirt und sprach mit ihm. Danach kam er wieder zu unserem Tisch. Er sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, dann hielt er mir seine Hand hin. ,,Satine kommst du? Ich habe uns ein Zimmer geben lassen. Du wirst bei mir schlafen! Natürlich haben wir zwei Betten im Zimmer, so wie es sich gehört. Link und Jennifer werden natürlich auch mit im Raum schlafen. Sie haben zwei Dienstbotenbetten in einer Nebenkammer stehen." Ich starrte auf seine Hand und rührte mich nicht. Ich sollte mit ihm in einem Zimmer schlafen? Wenn er auch im Schloss darauf bestehen würde, hätte ich keine Chance mehr, Gabriel zu treffen. Ich musste einen Weg finden um dies zu verhindern. Jetzt jedoch blieb mir keine andere Möglichkeit, als mit ihm mitzugehen. Ich schob meine Hand in seine und ließ mir aufhelfen. Gabriel streifte meinen Oberschenkel und ich lächelte ihm aufmunternd zu. Sein Gesicht sah gar nicht gut aus, ich hoffte nur das er sich beherrschen würde. Ich gab Jennifer ein Zeichen und kurz danach stand sie neben mir. Zusammen folgten wir Stefan, der uns eine Treppe hinauf führte und oben angekommen eine schwere Eichentür öffnete. ,,Natürlich werde ich auch Wachen vor unsere Tür positionieren. Nicht das uns heute Nacht jemand belästigt." Ich nickte. Der Raum, in den wir traten, war überraschend groß. Ich seufzte erleichtert, als ich sah, dass die Betten weit auseinander standen. Stefan ließ sich auf sein Bett fallen und lächelte mich an. ,,Hinter dir ist eine Tür. Wir haben das einzige Schlafgemach mit Waschraum. Ich werde hier sitzen bleiben, bis du fertig bist!" Ich nickte und ging voraus. Hinter mir hörte ich Jennifer in meinen Koffern rumwühlen. Sie kam mir nach und überreichte mir ein hellblaues seidenes Nachthemd. Es war sehr kurz, ging mir noch nicht einmal übers Knie, und doch zog ich es an. Ich konnte mich schlecht in einem alten Nachthemd sehen lassen. Als ich mich fertiggemacht hatte und Jennifer gerade meine Haare bürstete, klopfte es an die Tür.,,Bist du gleich fertig? Ich müsste dann nämlich auch einmal ins Bad."Ich verdrehte genervt die Augen. ,,Ja Stefan, ich bin in ein paar Minuten fertig."Ich stand auf und umarmte Jennifer. ,,Ich denke ich werde jetzt ganz schnell ins Bett gehen, damit Stefan ja nicht auf falsche Gedanken kommt." Sie lachte und öffnete dann die Tür. Sobald ich hinausgehuscht war, zog Stefan hinter sich die Badtür zu. Ich ging auf mein Bett zu und ließ mich auf die weiche Matratze fallen. Als ich hörte, dass Stefan die Badtür wieder öffnete, befand ich mich schon in einem leichten Dämmerzustand. Bevor er mich auch nur ansprechen konnte, fielen mir die Augen zu und ich war eingeschlafen.In der Nacht wurde ich zwischendurch wach, ich lauschte Stefans Leisem schnarchen, und bevor ich mich versah, war ich auch schon wieder eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war Stefan schon aufgestanden. Er lief im Zimmer umher und redete mit sich selber. Ich setzte mich auf und beobachtete ihn. Irgendwie tat er mir schon leid. Er war ein lieber Kerl und er hatte mich sicher nicht verdient. Es gab so viele Frauen die ihn liebten, die sich an seine Seite wünschten und gerne mit mir getauscht hätten, doch er musste ausgerechnet mich aussuchen. Mir viel es nicht leicht ihn anzulügen, und doch blieb mir nichts anderes übrig. Ich würde ihn genau so wenig verletzen wollen, wie ich Gabriel hätte verlassen können. Ich musste eine Lösung finden mit der auch Stefan einverstanden sein würde. Ich könnte es nicht ertragen für sein Leiden verantwortlich zu sein. Gabriel. Was würde er jetzt wohl machen? Ob er schon wach war? Als ich mir vorstellte, wie er vielleicht in diesem Moment unter die Dusche steigen würde, entfuhr mir ein leiser Seufzer. Stefan musste ihn gehört habe, denn er drehte sich zu mir um und musterte mich lächelnd. ,,Du bist schon wach? Ich hoffe du bist nicht durch mich wach geworden." Als ich ihm versichert hatte, dass er mir nicht geweckt hatte, ließ er sich neben mich aufs Bett fallen. ,,Ich bin noch so Müde, aber wir müssen so schnell wie möglich weiter, ansonsten verzögert sich unsere Reise. Außerdem müssen wir darauf achten nicht überfallen zu werden. Auch wenn uns Wachen begleiten, diese Diebe sind sehr gerissen." ,,Ich bin mir sicher das uns nichts passieren wird lieber Stefan!" Nachdem er mir noch einen halbstündigen Vortrag über das Verhalten der verschiedensten bekannten Diebe gegeben hatte, ließ er mich endlich alleine. Eine Idee reifte in mir, ich war mir nur noch nicht sicher, ob ich sie benutzen würde oder nicht. Es wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit um ihn los zu werden.
,,Thrisa!" Der Schrei, den Jennifer ausstieß, als wir endlich angekommen waren, ließ mich zusammenzucken. Sie schubste mich beiseite und lief halb lachend, halb weinend auf eine Frau zu. Ich war so verblüfft, dass ich ihr nur stumm nachsah. Stefan stand plötzlich neben mir und lachte herzhaft. ,,Ich wusste, dass sie sich freuen würde. Das ist unsere Cousine Thrisa. Ich denke du wirst sie mögen, aber ich muss dich warnen, sie ist etwas verrückt." Ich nickte und betrachtete die Frau die nun in Jennys Armen lag genauer. Sie war etwa ein Stück größer als ich. Ihre dunkelbraunen Haare standen ihr wirr in alle Richtungen vom Kopf ab. Sie trug ein schlichtes blaues Kleid und stand barfuß auf der Wiese. Jennifer lachte und küsste ihr Gesicht. Jetzt wusste ich, wer sie war. Jenny hatte mir schon sehr viel von ihrer "kleinen Thrisa" erzählt, sie hatte sich, bevor sie in meine Familie kam um sie gekümmert. Die beiden lachten laut auf und Trisha begann, um Jennifer herumzutanzen. Es sah sehr amüsant aus und auch ich konnte mir ein Kichern nicht mehr unterdrücken. ,,Ich werde die Koffer auf dein Zimmer bringen lassen, ich denke du wirst dich nach dieser langen Kutschfahrt erst einmal frisch machen wollen?" Ich nickte Stefan zu. Ehrlich gesagt hatte ich gerade nicht wirklich vor mich frisch zu machen, mich interessierte die laut vor sich hinsingende Frau vor mir, viel mehr. Ich raffte mein Reisekleid zusammen und ging über die Taunasse wiese auf die beiden zu. ,,Trisha das ist Satine. Ich denke ihr werdet euch mögen." Jennifer schon sie auf mich zu. ,,Hallo! Mein Name ist Satine Braun. Ich freue mich euch kennenzulernen." Ich knickste leicht. Anstatt wie erwartet meine Begrüßung zu erwidern, kam sie auf mich zu und schloss mich in die Arme. ,,Ach Satine, ich habe schon so viel über dich gehört! Ich hoffe es ist okay wenn wir uns Duzen? Ich denke wir werden sehr gute Freundinnen werden, ich werde dir das Schloss zeigen, wir werden in die Stadt fahren, ausreiten, hach ich habe schon so viele Pläne." Ich verzog das Gesicht. Das also hatte Stefan mit "seltsam" gemeint. Trisha redete ununterbrochen weiter. Sie war wahrlich die quirligste Person, die ich bis jetzt kennengelernt hatte. Ich lächelte, packte sie an den Schultern und schob sie ein Stück von mir weg. ,,Ich freue mich schon darauf das alles mit dir auszuprobieren, natürlich darfst du mich Duzen. Ich bin froh noch eine Frau hier vorzufinden." Sie schenkte mir ein breites grinsen und zog mich dann an der Hand hinter sich her auf das Schloss zu. Ich sah mich Hilfe suchend um. Außer Stefan und Gabriel, die sich nun beide vor Lachen die Bäuche hielten, konnte ich niemanden entdecken, der mich aus dieser Situation hätte retten können. Ich mochte Trisha, so war es ja nicht, aber nach der langen und anstrengenden Kutschfahrt, hätte ich gerne etwas Zeit für mich gehabt. Sie zog mich die breite Eingangstreppe hinauf und in eine riesige Halle hinein. Das Innere des Schlosses glich dem eigentlichen Schloss in Schottland fast bis aufs Haar. Trisha führte mich eine breite, mit Samt beschlagene Treppe nach oben, einen Gang entlang und blieb schließlich vor einer Tür stehen, die sie mir als meine neue Zimmertür vorstellte. Ich lächelte sie an und streckte meine Hand nach der Klinke aus. ,,Warte." Beim Klang ihrer Stimme zuckte ich zusammen. ,,Du musst mir erst versprechen, dass du nachher zu mir kommst. Ich bin ja so neugierig. Du musst mir alles erzählen." ,,Natürlich. Ich werde dich nachher in deinem Zimmer aufsuchen. Du wirst mir bestimmt eine menge über meinen zukünftigen Mann erzählen können und natürlich auch über seine Familie" Das mich die Familie, oder eine bestimmte Person der Familie mehr interessierte musste ich ihr gegenüber ja nicht unbedingt erwähnen. Ich öffnete meine Zimmertür, trat ein und ließ mich auf das große Himmelbett fallen, welches in der Mitte des Zimmers stand.

Impressum

Texte: Das Buch sowie alle Charakteres gehören ausschließlich mir und sind frei erfunden!
Tag der Veröffentlichung: 26.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Cover von jean patchett pictures Seite:http://i296.photobucket.com/albums/mm190/cafehangout/ReginaRelang-JeanPatchettwk.jpg

Nächste Seite
Seite 1 /