773–831, Krieger, Dichter, Gelehrter, Mensch
Fern dem Elternhaus
Verwaistes Vogelnest,
entblättert,
im winterlichen
Abendrot
zeigst du dich,
Fremden.
Jene,
denen du Heimstatt warst
bei Regen, Sturm
und auch in lauen Sommernächten,
sind längst entflogen.
Leben
Drei Gänseblümchen
und ein erwachter Schmetterling,
mitten im Winter,
zeigen,
der Tod beendet,
aber bestimmt nicht das Leben
Du hast heute 6. Geburtstag und ich wünsche dir, dass du glücklich bist und dass du nicht mehr weißt, wo du warst, bis du 2 Jahre alt warst. Erst wenn wir uns wiedersehen, dann ist es gut, wenn du dich erinnerst, jetzt würde es dich nur belasten. Ich will nicht, dass du traurig und verzweifelt bist. So verzweifelt wie beim letzten Mal, als wir uns sahen, in deinem damaligen Zuhause. Du hast dich an mich geklammert und geschrien, geweint und gebettelt „Mama nein“ und „Hause Ma“, also Oma, das konntest du damals noch nicht sagen, alle wussten aber, wen du mit „Ma“ meinst. Mich, deine Oma. Trotzdem musste ich dich nach dem letzten zweistündigen erbettelten Treffen wieder zu deiner Mutter zurück bringen. Zu der, vor der du Angst hattest. Kein Wunder, sie nimmt Drogen und ist psychisch hochgradig auffällig. Du konntest nie einschätzen, wann sie wütend kreischt oder nett zu dir ist. Ich kann es mir gut vorstellen, wie es ist, vor der Mutter Angst zu haben, habe ich doch auch eine Mutter, die mich nicht versorgt hat. Ich erinnere mich an verfilztes Haar auf meinem Kleinstkind-Hinterkopf, an den Dreck, wenn ich meine – damals winzige – Faust öffnete, erinnere mich an langes Stehen hinter dem Gitter meines Bettes. Keiner kam und nahm mich in den Arm. Meine Mutter war ein depressiver Messi. Sie wollte kein viertes Kind, also mich. Deine Mutter ist nicht nur drogensüchtig. Sie ist auch promiskuitiv und das auf keine schöne Art und Weise. Sie wollte dich, damit jemand sie liebt. Das wirst du aber alles hoffentlich erst erfahren, wenn du groß bist und dann hoffentlich nicht von einem Mitschüler. Eines ist sicher: Familienmuster wiederholen sich. Ich hatte einen Vater, der sich bis heute weigert, mich als seine Tochter anzuerkennen. Du hast einen drogensüchtigen und arbeitsscheuen Vater, der sich 2 Jahre lang weigerte, dich anzuerkennen und zu versorgen. Tut er es jetzt? Nimmt er dich in den Arm, schützt er dich vor den Attacken deiner Mutter, badet er dich, pflegt er dich, legt er dich ins Bett und liest dir etwas vor? Behütet er dich vor seltsamen Abenden, an denen „Freunde“ zu deiner Mutter kommen? Groß ist die Wohnung ja nicht. Du hast ein kleines Zimmerchen und dann ist da nur das Wohnzimmer. Wenigstens musste dein Vater den Plan der Cannabisplantage aufgeben. Immerhin. Psychosen hatte er trotzdem, je nachdem, was er genommen hatte. Dein Vater musste auch ohne Vater aufwachsen, ich habe es geschafft, einen zu finden, der dringend Kinder wollte, aber als ich schwanger war, wollte er doch keines mehr. Er verschwand und ließ sich verleugnen. Ich habe 14 Jahre gebraucht, um ihn zu finden. Dann habe ich ihm deinen Vater vorgestellt. Leider war seine Freundin ihm wichtiger und dein Vater fühlte sich sehr unwohl. Er hat keinen Kontakt mehr. Zur gesamten Familie hat dein Vater keinen Kontakt mehr. Auch zu mir hat er ihn schon längst abgebrochen. Dass ich dann nicht mehr bereit war, ihm weiter finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, das hat er nicht verstanden. Auch meine Mietwohnung wollte ich jemandem, der mir Kontakt zu meinem Enkel verbietet, nicht mehr zur Verfügung stellen. Das ist nun willkommen, sich als Opfer zu deklarieren, meint dein armer Vater, der nun wirklich nicht obdachlos war. Kurz nach deiner Geburt habe ich ihn gefragt, was du denn sagen wirst, wenn in der Schule alle Kinder gefragt werden, was ihre Väter arbeiten? Er war verblüfft, daran hatte er gar nicht gedacht, als er seine Lehre bei Austrian Airlines schmiss und seitdem nichts tut, außer wöchentlich einen großen Müllsack im Container zu versenken. Bevor das Jugendamt vorbeikommt, putzt er die Fliesen mit der Zahnbürste, ganz hat meine Erziehung doch nicht versagt. Als kleines Baby bist du neben zwei Computern gelegen, neben Aschenbechern und Dreck. Das Muster ändert sich nur, indem es sich der Zeit anpasst. Dort hat dich niemand willkommen geheißen. Deshalb warst du dann sehr schnell bei uns, deinen Großeltern. Erst als du dich an uns, deine Großeltern gebunden hattest, wurdest du plötzlich ein Faustpfand für deine Mutter. Dienstest du erst der Bestrafung für deinen Vater, der dich nicht mehr sehen durfte, war es dann befriedigend für deine Mutter, uns den Kontakt zu verbieten. Grundlos. In einer der Gerichtsverhandlungen hat sie gekreischt, so etwas, wie dem Sohn, also deinem Vater, die Wohnung „wegzunehmen“ das tut man der Familie nicht an. Was hat sie der Familie angetan? Der Familie nämlich, die sie dreieinhalb Jahre lang unterstützt und geliebt hat? Der Familie, die sie kostenlos wohnen ließ, ihr ein Auto leistete, jederzeit für Windeln und Milchpulver sorgte, vornehmlich am Wochenende? Der Familie, sie sie überredete, ihre Schule doch noch fertig zu machen, damit sie eine Ausbildung hat? Sie hat uns den Kontakt zu dir verboten. Eine Bindung zu brechen ist schlimmer als selbst Krebs zu haben. Eine Bindung zu brechen ist schlimmer, als alles, was man sich vorstellen kann. Ich konnte es auch nicht. Bis ich es erlebt habe. Da wäre ich lieber tot gewesen, als das weiter aushalten zu müssen. Wie es dir gegangen ist, kann ich deshalb ganz gut ahnen. Du hast dich nach einer Woche etwa angepasst an die neue Situation, da du sehr klein warst. Zumindest sagt das John Bowlby. Das Gefühl des Verlustes und des Schmerzes wirst du erst wieder erleben, wenn du groß bist und dann wirst du nicht wissen, warum das so ist. Vielleicht sehen wir uns wieder und ich kann mit dir darüber reden. Ich vergaß ganz: Ich bin die Böse Frau. Sagt mein Sohn. Zu dir. Du wirst zu allem Überfluss aufgehetzt, ganz so, wie es meine Mutter mit deinem Vater tat. Ich habe immer wieder gehört, was sie zu ihm sagte: „Eine gute Mutter würde so etwas nie tun“. Ich habe ihr den Kontakt zu deinem Vater aus diesem Grund untersagt, als er 10 Jahre alt war. Ein Telefonat, nach dem dein Vater tieftraurig war. „Du wirst irgendwann in deinem Leben glücklich sein“, waren die Worte meiner Mutter – weil er dann erwachsen wäre und mich nicht mehr ertragen müsste. Begründen wollte sie ihre Verbalattacken nicht. Vielleicht weil sie in der Geburt deines Vaters so jemanden wie den Messias für sich selbst sah. Den Messias, den sie - hinter meinem Rücken - zur Bruno Gröning Sekte mitnahm, den sie für meinen geistigen Vater hielt. Und sie gab ihm immer wieder Geld. Viel Geld. Es war aber zu spät für den Kontaktabbruch, der natürlich nicht von einem Gericht erfolgte. Ich bat in einem Brief darum und erklärte, dass sie mit den Geldgeschenken und „sag‘s deiner Mama nicht“ sein Leben ruiniert. Zu spät. Dein Vater war schon aufgehetzt. Gegen mich. Und jetzt ist er derjenige, der aufhetzt. Gegen mich. Mittlerweile hat er mich und deinen Großvater wegen Verleumdung und Morddrohungen oder sowas angezeigt. Eingestellt, da nichts dran ist. Er will nur Rache. Was ist aus ihm geworden? Die Muster wiederholen sich. Sag, mein geliebtes Kind, hast du genug zu essen? Deine Mutter, eigentlich Köchin von Beruf, hat verkündet, es macht ihr keinen Spaß, für drei Personen zu kochen, nur für mehrere, also tut sie es nicht. Dein Vater kann kochen, ich habe ihm einiges beigebracht. Natürlich nicht alles, was er jetzt tut. Ich war, denke ich, ein braves Vorbild, habe meinen Sohn allein großgezogen, daneben mein Studium fertig gemacht, habe promoviert neben der Arbeit und wenn es nötig war, bin ich putzen gegangen, um meine spärlichen über Gericht von meinem Vater erzwungenen Alimente aufzubessern. Es war eine lange harte Zeit für mich. Ich bin trotzdem immer hinter meinem Sohn gestanden, ob er mit meiner Bankomatkarte mein Konto leergeräumt hat, oder in den Geschäften gestohlen hat. Ich wusste schon, wenn es an der Tür klopfte, zwei große Schatten und dazwischen ein kleiner zu sehen war, dass die Polizei ihn nach Hause brachte. Ich wusste, wenn das Telefon läutete, wurde ich traktiert von einem der vielen Direktoren oder Lehrer, die mein Sohn verschlissen hat. Ich habe das immer darauf zurückgeführt, dass er keinen Vater hatte, dass er von seiner Großmutter gegen mich aufgehetzt wurde. Ich habe ihn sehr geliebt. Ich war so stolz, als er mit zweieinhalb Jahren den Struwwelpeter fehlerlos rezitierte, mit Pathos in der kleinen hohen Stimme. Er begann mit einem Jahr Sätze zu sprechen. Eloquent ist er heute noch. Jeder nimmt ihm die Lügen unkritisch ab, die er wahrscheinlich selbst glaubt. Was aus ihm geworden ist, erkenne ich nicht mehr. Er ist wie ein Mutant, oder sind es doch die Drogen, die er seit über zehn Jahren konsumiert? Ich glaube, er findet sein Leben ganz toll und in Ordnung, er liegt dem Staat auf der Tasche – zum Glück nicht mehr mir – deine Mutter besorgt Geld für weitere Drogen, er ist Hausmann und Vater. Das macht ganz glücklich. Die Streitereien, die er mit deiner Mutter hat, die machen ihn wahrscheinlich nicht glücklich. Da muss ich aber zu seiner Ehrenrettung sagen, die hält er zum Teil deinetwegen aus. Er weiß, geht er, sieht er dich nie wieder. So gesehen hast du wenigstens deinen Vater, der noch Gold gegen deine Mutter ist. Normal sind die Verhältnisse, in denen du aufwachsen musst, sicher nicht. Das waren sie in meiner Kindheit aber auch nicht. Es war anders, die Zeichen der Verwahrlosung waren andere. War ein Leintuch schwarz, dann hat meine Mutter es umgedreht, statt es zu waschen. Der Wäschekorb war so verdreckt, so voller Motten, dass es rieselte, wenn man einen Wäscheklumpen in die Höhe hob. Auf dem Geschirr in der Abwasch wuchs eine Pilzkultur, die sehenswert war. Zu essen gab es über lange Zeiten nichts, meine Mutter sperrte sich mit dem Essen in ihr Zimmer und nahm den Schlüssel aufs Klo mit. Wenn es etwas zu essen gab, dann war dort auch schon Schimmel drauf. Will man nicht essen, so blüht einem mindestens grenzenloser schweigender Hass über Wochen und Monate, wenn nicht Gewalttätiges. Eine meiner Schwestern wurde gerne unter die Dusche gehalten, wenn sie weinte. Ab dem Zeitpunkt, zu dem man in die Schule kommt, merkt man zwar, dass es anders ist, als bei den anderen, aber man hat auch die Chance, essen zu bekommen – von Freundinnen, deren Eltern oder Lehrern. Ich wünsche dir eine Freundin, wie ich sie hatte und immer noch habe: Karin heißt sie. Ich habe sie erst im Gymnasium kennengelernt. Mit 10 Jahren also. Dann war das „Anders“ leichter zu tragen. Sie hat den Kühlschrankinhalt aus ihrem Zuhause in einen Sack gestülpt und wir haben uns im Park getroffen, in dem wir eifrig lernten und ihr Hund Auslauf hatte. Ich musste nur noch ein sauberes Besteck mitbringen. Endlich sattessen. Eine Hose genügt, bis sie in Fetzen hängt. Schuhe? Ebenso. Als die Sohlen meiner Sandalen im Winter klafften, erbarmte sich eine Lehrerin und ich durfte mir neue Schuhe kaufen. Mein Vater musste Alimente zahlen, aber die benötigte meine Mutter für ihre Wahrsager, Kuren und Masseure. Meine älteren Schwestern waren ausgezogen, mein Bruder ist bis nach Puerto Rico geflüchtet. Meine Großmutter, die einzige, die sich gekümmert hat, wenn meine Mutter dies nicht, wie so oft, verboten hatte, starb, als ich 12 war. Mein Großvater ließ meine Mutter mit 4 Kindern nach ihrer Scheidung in seiner Wohnung wohnen, er zahlte Miete, Strom und Gas. Als er alt und gebrechlich war, warf sie ihn aus der eigenen Wohnung. Als er starb und davor versprach, mir mit dem damals kleinen Kind seine Eigentumswohnung zu vermachen, aber kein Testament schrieb, meinte sie höhnisch grinsend: „Jetzt bin ich dran“. Obwohl alle meine Geschwister sie baten, mir die Wohnung zu lassen, sie habe sonst noch mehr als genügend geerbt. Das Erbe ist mittlerweile bis auf den letzten Cent durchgebracht. Mein Großvater war in Rumänien Direktor der CA Bank, also nicht arm. Umsonst. Der Lack der „Akademikerfamilie“ ist schon lange ab. Ich habe mir die Mietwohnung, in der ich meinen Sohn 7 Jahre lang gratis wohnen ließ, hart erarbeitet, neben Studium und kleinem Kind. Ich habe diese Wohnung geliebt, alles selbst gebastelt und sogar den Teppich selbst verlegt. Ich war stolz. Als dein Vater sie hinterließ, war sie eine Müllhalde. Völlig zerstört. Alles kaputt geschlagen. Seine Großmutter, also meine Mutter, die nicht mehr ganz bei Sinnen ist, hat deinem Vater ihre Eigentumswohnung geschenkt, allerdings ohne Wohnrecht für sich selbst und ohne Veräußerungsverbot. Dein Vater ist ja so arm, sagt sie. Er musste mich als Mutter ertragen, sagt sie. „Gell, ich war eine gute Mutter?“ fragte sie mich unlängst – ganz im Ernst. Ich habe geantwortet, es sei schon lange her…und würgte meine Erinnerungen hinunter. Viele Menschen machen sich eine andere Vergangenheit, lügen sich die Gegenwart zurecht und kommen ganz gut durchs Leben. Sie sind immer Opfer. Darin gefallen sie sich am besten. Ganz gegen meine Entscheidung. Ich habe alles, was ich habe, entweder selbst geschaffen, oder zusammen mit meinem Mann, den ich glücklicherweise spät aber doch kennenlernte. Zu spät für meinen Sohn. Er war schon 16 damals. Und extrem schwierig. Sieben Schulen wurden verschlissen, überall war er verhasst, nach kürzester Zeit. Er wollte „Action“, sagte er später. Natürlich schob man die Schuld auf mich, die Mutter, ich würde ihn zu antiautoritär erziehen, bzw. zu oft schlagen. Es verging kein Tag, ohne dass er mich beschimpft, beleidigt oder angeschrien hätte. Als er die Leiter seines Hochbettes durch die Wohnung schoss, war ich frustriert. Ich hatte das Gefühl, diese Pubertät ohne Hilfe nicht durchstehen zu können. Er hatte auch seit einem halben Jahr begonnen, regelmäßig zu kiffen. Der Nachbar hatte einen Drogendealer als Vater – wie praktisch. Und unbemerkt von mir. Ich zog zu meinem jetzigen Mann, kam täglich heim und kochte, putze, wusch die Wäsche. Dein Vater wollte nicht mit uns mitziehen, er blieb lieber allein. Was ich täglich kochte, konnte ich in den Müll kippen am nächsten Tag. Er begann, bis zu 15 Red Bull zu trinken – pro Tag – bis die Zahnhälse ruiniert waren. Die Zähne, die ich mühsam von meinem wenigen Geld, als ich studierte, privat finanzierte, waren alle kaputt. Auch dass wir ihn im Winter täglich um 4 Uhr in der Früh zu seinem Bus brachten, der nach Schwechat zu seiner Lehrstelle fuhr, hatte keinen Erfolg. Er wird niemals arbeiten. Er faselt von der neuen Weltordnung, die, wenn es sie denn gäbe, nicht sehr erfolgreich ist, immerhin sind wir 7 Milliarden Leute, nicht 500 Millionen, wie sie verspricht. Am liebsten verbringt er seine Zeit vor dem Bildschirm, spielt Kriegsspiele, als wären diese ein Spiel. Darfst du auch schon am Computer spielen? Die große Leinwand hängt auch vor dem Fenster im Wohnzimmer, so liest man in dem Bericht der Familiengerichtshilfe. Möge es so sein, dass deine Eltern harmlose Filme schauen. Glaubhaft ist das nicht. Die Voraussetzungen für dich sind nicht so der Norm entsprechend, waren sie, wie ich schon sagte, bei mir auch nicht. Aber ich habe es geschafft, mich von dem Muster zu lösen, habe mein Leben im Griff, soweit man ein Leben im Griff haben kann. Ich habe seit 10 Jahren eine Beziehung, die sehr gut ist. Den besten Mann gefunden, den ich finden konnte. Du wirst es auch schaffen, davon bin ich überzeugt. Muster wiederholen sich. Leider potenzieren sie sich mit jeder Generation. Du hast es also noch schwerer. Wenigstens bist du – soweit ich weiß – gesund. Ich wurde mit 24 Jahren todkrank, habe das nur knapp überstanden. Das schleppe ich auch mit mir, seitdem. Ich bin also Kummer und Schmerzen gewohnt. Hoffentlich erspart dir das so manches. Es muss sich ja nicht alles wiederholen. Da gibt es noch die Familie deiner Mutter, sehr suspekt eigentlich. Ein sadistischer Vater, den sie hatte, der ihre Mutter, also deine andere Großmutter, schlägt, vor dem sie sichtbar Angst zeigte. Er ist derjenige, der jetzt viel Geld für Anwälte zahlt, oder hat er die Wohnung meiner Mutter schon „abgekauft“? Er gefällt sich darin, uns von dir fernzuhalten, warum weiß man nicht. Ich denke, er ist sehr krank. So rein psychisch. Als wir noch nicht verfeindet waren, sagten deine Eltern, er wäre das Böse unter der Sonne. Jetzt verstehen sie sich gut mit ihm. Komisch. Er hatte eine Frau, die er verließ, als sie Krebs hatte, den dortigen Sohn, der so alt ist wie deine Mutter steckte er zu deiner Mutter. Deine Mutter ist das einzige gemeinsame Kind von fünfen. Zwei der Brüder deiner Mutter nehmen Drogen und einer säuft, die einzige Schwester und ein weiterer Bruder sind weit weg gezogen. Was daraus resultiert, weiß ich nicht. Ich hoffe, du hast nicht viel Kontakt zu dieser Seite der Familie. Ich hoffe, du lernst rechtzeitig, die Menschen einzuschätzen, ob sie dir Gutes oder Böses wollen. Vorbilder für beides hast du ja erlebt.
Du kommst dieses Jahr in die Schule, das ist auch gut, dann geben mehr Menschen auf dich acht. Du hast eine Lehrerin und die ist sicher nett, so alte Schrullen wie früher, die mit Linealen auf die Finger schlugen, die gibt es nicht mehr. Ich wünsche dir einen guten Freund, der dich begleitet, wünsche dir, dass du die Schule nicht wechseln musst so oft wie deine bisherige Betreuung. Ich wünsche dir, dass du resilient bist durch die beiden Jahre, die du bei uns verbracht hast, denn ich denke, du wirst es brauchen. Die Resilienz. Die verwahrlosten Kindern gestattet, großartige Erwachsene zu werden. Auch wenn du viele Tiere um dich hattest und jetzt mit einer Plüschkatze auf dem Sofa sitzt. Auch wenn du mit einem Schlag deinen gesamten kleinen Planeten verloren hast – damals. Als das Schreckliche geschah. Das Schrecklichste, was einem Kind passieren kann. Seine Bezugspersonen zu verlieren. Wie im Krieg. Auch den Kindern im Krieg darf man nicht helfen. Man muss sie sterben lassen, dabei zusehen darf man. Sie dürfen nicht nach Österreich gebracht werden, damit sie den Krieg überleben. Du durftest zu deinen Großeltern, als du ganz klein warst, wahrscheinlich hat dir das geholfen, diese erste Zeit zu überleben. Das war unser Eindruck. Und den will ich nicht vertiefen. Es ist schon zu viel, was alles danach geschah. Du bist ein wunderbares Kind, du bist gescheit und liebevoll. Ich weiß das und werde immer für dich da sein, egal wann wir uns wiedersehen, es wird einmal so sein. Und wir werden wieder einen Weg zueinander finden. Was immer passieren wird, ich sage dir, alles kann sich täglich ändern, es wird nicht nur schlechter, es wird auch oft besser. Und manchmal weiß man nicht, warum etwas gut ist, wie es ist, bis man es nicht mehr hat, oder man wünscht sich etwas, das man dann gar nicht haben will, wenn man es kennt. Der Mensch ist kompliziert und merkwürdig. Und Menschen verändern sich selten. Sie sind wie sie sind. So wie sie zu mir sind, sind sie zu dir. Die Umstände aber sind heute so und morgen ganz anders. Das ist eine große Chance, die du nutzen wirst. Ich habe Vertrauen zu dir, ich kenne dich, so, wie du ursprünglich warst. Du hast das Zeug dazu, großartig zu werden. Mein Enkel. Ich bin stolz auf dich und: Ich liebe dich.
Deine Ma
12. April
Es kann kein Zufall sein. Blue bird! Es gibt so viele Nicknamen. Ausgefallene. Spaßige. Nichtssagende. Aber gerade blue bird! In einer Singlebörse, bei der sie als blue sky registriert ist. Blue bird und blue sky. Blue sky und blue bird.
Aufsperren, Jacke fallen lassen, Schuhe ausziehen, Laptop starten. Jacke aufhängen. Firefox, sky-dating aufrufen, hoffen. Ja. Eine Antwort auf ihr gestriges Gedicht „Jeder Tag“ von Reiner Kunze:
jeder tag ist ein brief
jeden abend versiegeln wir ihn
die nacht trägt ihn fort
wer empfängt ihn?
die großen spaziergänge, auf denen wir nicht ins leere greifen – immer geht die hand des anderen mit.
Liebe blue sky, versuche sie nicht zu be-greifen, die andere hand, fühle sie, auch wenn sie nicht mitgeht
die langen jahren
sehnender suche
fanden vor ihrem vergehen
die liebe
unerwartet, unerreicht
einzig und doch so alltäglich
im ewigen kreislauf
der endlichkeit
füge ich mich
wissend
du bist
lebst dein eigenes
leben, in dem
ich sein darf
keine weisheit
kein glück
ohne dich und deine zärtlichkeit
zu spüren
Ihre Augen streichelten seine Buchstaben ohne zu lesen und ihre Stimme sang I heard the Bluebird sing ohne zu singen.
Bei Bluebird musste sie immer an Opa denken. An seinen kleinen Bauernhof. Opa war immer da. Auch wenn er einmal nicht da war. Blue bird ist auch immer da.
Wie er wohl aussieht? Ihre Freundin hat sie gestern aufgezogen: „Wenn er dich an deinen Großvater erinnert, wird er wohl auch so ausschauen.“ Er sieht sicher nicht wie Opa aus. Mittelgroß, dunkles längeres Haar. Und sanft. Aber fest verankert.
Schnell noch eine Antwort:
langsam
ganz langsam und vorsichtig
sehr vorsichtig
beginne ich
es zuzulassen
dass du zärtlich
so zärtlich
meine Mauer
ums Herz
weichstreichelst
Schau! Eine Antwort! So schnell!
Liebe blue sky
langsam
ganz langsam
wächst meine Liebe
ein Säugling noch
ruft sie nach dir
unbestimmt ihr Werden
ungewiss ihre Dauer
sorglos ihr Sein
Was soll ich antworten?
wie einen Säugling
umarme ich dich
voller Sorgfalt
Klingt etwas kitschig. Jetzt ist Schluss. Morgen geht die Inventur weiter. Inventur. Was weist meine Inventur vor? Beruf, Wohnung und zwischendurch einen Urlaub? Oder steht auch blue bird auf meiner Habenseite? Blue sky, träum` nicht schon wieder. Träum lieber von blue bird.
12. Mai
Blue sky, was ist los mit dir, warum denkst du heute immer wieder an den neuen Nachbarn mit dem dunklen längeren Haar? Aufsperren, Schuhe ausziehen und ins Regal stellen, Jacke ausziehen und ordentlich aufhängen. Laptop starten. Als ob er ihre Gedanken von gestern gehört hätte: Beruf, Wohnung und zwischendurch einen Urlaub:
Schrei, Geburt und Schule
Schule, Schule, Schule
Schule, Job und Urlaub
Arbeit, Arbeit, Urlaub
Arbeit, Arbeit, Krankenstand
Pension und Ende?
Fahrrad, Kreta, Regen
Da kamst du
und im Nu
ist alles völlig anders
Vielleicht passt Erich Frieds „Dich nicht näher denken“:
Dich nicht näher denken
und dich nicht weiter denken
dich denken, wo du bist
und weil du dort wirklich bist
Dich nicht älter denken
und dich nicht jünger denken
nicht größer und nicht kleiner
nicht hitziger und nicht kälter
Dich denken und mich nach dir sehnen
dich sehen wollen
und dich liebhaben
so wie du wirklich bist
Ob der neue Nachbar wohl hitzig ist? Irgendwie könnte man ihn auch liebhaben. Ach blue bird, was hast du mit mir gemacht? „Unbestimmt im Werden/ ungewiss in der Dauer/ sorglos im Sein“
Eine E-Mail! Ja!
in der blauen Stunde
des Abendrots
denke ich an dich
während die Bäume
ihre dunklen Nachthemden überstreiften
kosten unsere Lippen einander
und ein friedlicher Vogelgesang
hallt wieder und immer wieder
Vielleicht ist es kindisch, dieses Dichten, aber irgendwie auch verführend. Aber auch ein bisschen be-drängend. Blue bird überdeckt gerne. Mit seinen Worten. Der neue Nachbar gibt mehr Raum. Seine gesprochenen Worte explodieren nicht wie ein Geysir. Die quellen nicht einmal wie Lava aus einer unbekannten, gefährlichen Tiefe hervor. Alles unausweichlich überlagernd. Die rieseln wie der Waldbach hinter Opas Scheune. Sanft. Aber verlässlich. Auch in den heißesten Sommern trocknete er nie aus. Er belebte immer.
Schlafe
blue bird
ich ziehe mein nachthemd aus
zieh du auch deines aus
blue bird
aber jetzt schlafe
12. Juni
Warum sind wir uns heute auch in der Früh begegnet? Sonst verlässt er ja immer früher das Haus. Sein dunkles längeres Haar war noch feucht. Irgendwie sah er verwegen aus. Sanft, aber auch verwegen. Aufsperren. In den Spiegel schauen. Siehst du auch verwegen aus, blue sky? Bist du verwegen? Schuhe ausziehen, Spanner hineingeben und ins Regal stellen. Jacke ausziehen, auf den Bügel geben und aufhängen. Laptop starten. Ob es Zeit für ein Backup ist?
Na ja, vielleicht hat er geschrieben. Zum ersten Mal kein eigenes. Novalis. Etwas verstaubt.
Du hast in mir den edlen Trieb erregt
tief ins Gemüt der weiten Welt zu schauen;
mit deiner Hand ergriff mich ein Vertrauen,
das sicher mich durch alle Stürme trägt.
Ziemlich aufgetragen für ausgeleierte Verse.
Dir auch eine gute Nacht, blue bird.
Jetzt schreiben wir uns drei Monate. Wenn du nur wie der neue Nachbar wärst. Vielleicht bist du wie er. Mittelgroß, dunkles längeres Haar, sanft und fest verwurzelt. Verlässlich wie Opas Waldbach. Manchmal errichtete ich einen Damm. Dem Bach schien das nichts auszumachen. Er floss weiter. Und mit der Zeit nahm er meinen Damm einfach mit sich. Ohne Gewalt. Nur mit seiner Verlässlichkeit. Ob der neue Nachbar auch dichtet? Seine Stimme schmeichelt jedenfalls. Ihr Rezitieren fesselt sicher. Wo bist du, blue bird. Und vor allem, wer bist du? Gute Nacht, blue bird.
12. Juli
Da vorne geht ja der neue Nachbar. So neu ist er auch wieder nicht. Wie er wohl heißt? Auf seiner Tür steht kein Name. Er räumt gerade die Post aus.
„Hallo“
„Hallo“
„Braun gebrannt? Das muss ein schöner Urlaub gewesen sein.“
„Schön aber kurz. Das Wetter war wirklich schön.“
„Darf ich frage wo?“
„Nichts besonderes, nur eine Radtour im Süden.“
„Das klingt aber schon nach etwas Besonderem.“
„Wenn Inselspringen in der Ägäis etwas Besonderes ist.“
„Das hört sich anstrengend an.“
„Ich bin nicht ehrgeizig. Meine Urlaube plane ich nicht nach Meter und Minuten. Die lass ich einfach geschehen.“
„Also kein Sportfanatiker?“
„Eher bescheiden. So lange es halt Spaß macht. Lieber liege ich im Schatten und denke mir Gedichte aus.“
„Schreiben Sie sie auch nieder?“
„Manchmal. Wenn ich jemand finde, der sie liest. Einen Gedichtband würde ich nie schreiben. So besonders sind sie nicht.“
„Ich würde trotzdem gerne eines lesen.“
„Um mich auszulachen?“
„Dafür kenne ich Sie zu wenig.“
„Aber ich kenne meine Gedichte dafür gut genug.“
„Wir kennen uns doch überhaupt nicht. Ich kenne nicht einmal Ihren Namen. Ich würde also die Gedichte eines Unbekannten lesen.“
„Das klingt direkt verlockend.“
„Ich lache sicher nicht. Ich lasse Sie auch eines meiner Gedichte lesen.“
„Das klingt fair.“
„Und wie komme ich zu ihren Gedichten.“
„Einige, die ich einer sehr lieben Person geschrieben habe, die mich aber leider nie sehen wollte, habe ich ins Internet gestellt. Sie finden sie – vereint mit den Antworten zu einem Ganzen – unter bluebird-an-bluesky.com“
Epilog:
Mögen wir Deutschen
Dichter und Denker gewesen sein,
Liebende waren wir nie
bellissima
mon cher
mi amor
psichula mu
klingt als
„du warst gut“
nüchtern und herb
du warst
ich war
es war
kein wir sind
und sei es auch nur für solange,
solange der Schweiß
- ganz ohne Peinlichkeit -
trocknet
Dass auf Hochzeiten
statt zu Klezmer
getanzt wird,
würde den Deutschen nicht stören,
wären die Fatwas über das Lieben
nur in vertrautem Latein:
Pacta sunt servanda
1) Machen Sie Ihren Partner überall schlecht: Hat er keine Freundschaften oder Unterstützung mehr, fällt alles Weitere 3x so leicht.
2) Spielen Sie Theater: die Frau, die sich ewig fürchten muß. Frauen glaubt man das immer. Hysterie ist zwar eine Krankheit, doch kein Richter wird sich darüber wagen, den geistigen Zustand der Frau zu überprüfen. Sie bewirken nur, daß alle Schutzmechanismen - die für die Frauen in Kraft gesetzt wurden - aktiviert werden.
3) Brechen Sie einen Streit vom Zaun, rufen Sie die Polizei und lassen Sie ihren Partner wegweisen. Ihr Partner ist dann als Gewalttäter abgestempelt und hat keine Chance mehr irgendein Recht durchzusetzen.Begehen Sie nicht den Fehler, ihn bei Gericht anzuzeigen, sonst bekommt er die Gelegenheit eine Gegendarstellung einzubringen. Berufen Sie sich aber ständig auf die Wegweisung. Das werden die Behörden dann ebenfalls tun, und sie können tun und lassen was sie wollen.
4) Klagen Sie ihren Nochehemann auf Alimente und "vergessen" Sie anzugeben, daß er Miete, Strom etc. noch weiter bezahlt. Er wird auf jeden Fall erst einmal zur Kassa gebeten und hat dann noch weniger Geld, um sich einen Anwalt zur Verteidigung leisten zu können. Organisationen, die die Männer beschützen, gibt es praktisch nicht.
5) Sprechen Sie alle von ihm genannten Zeugen an und verunsichern sie sie so, daß sie mit dem Rosenkrieg nichts mehr zu tun haben wollen und nicht mehr das Erlebte für ihn aussagen wollen.
6) Versprechen Sie gemeinsame Obsorge und versuchen Sie im Gegenzug ihn zur Übernahme aller Schulden zu zwingen. Sie müßen sich an ihren Teil der Vereinbarung sowieso nicht halten. Es ist wichtig, daß sie den Lebensmittelpunkt der Kinder zugesprochen bekommen, denn davon hängt ab, daß nicht sie an ihn, sondern er an sie Alimente zahlt, sie die Kinderbeihilfe etc. bekommen d.h. das bestimmt über sehr viel Geld und Macht.
7) Nach der Scheidung überhäufen Sie ihn weiter mit Klagen wie noch mehr Alimente, Sonderzahlungen für Zahnspange, Schikurs, plötzlich notwendige Privatschule. Lassen Sie ihn „Anspannen“ einen 2. Job annehmen zu müssen, sowie Alimente von Einkommen zu zahlen, die er gar nicht hat, beziehungsweise auf Zinserträge von Vermögen das nicht existiert, weil es zur Abdeckung der vormals gemeinsamen Schulden diente. Je mehr Sie das Gericht überhäufen, desto langsamer wird das Gericht entscheiden. Und in der Zwischenzeit (Jahre) haben Sie jegliche Rechte. Außerdem verliert selbst der Richter dann irgendwann den Durchblick und so bleibt verborgen, daß sie dafür gelogen haben wie gedruckt, Zeugen eingeschüchtert haben, etc.
8) Ändern Sie den Bekanntenkreis, Umgebung, einfach alles. Wenn niemand ihren Ex-mann kennt, wird niemand an der Richtigkeit ihrer Angaben zweifeln.
9) Entziehen Sie dem Expartner die gemeinsamen Kinder und berufen Sie sich stets auf das Wohl der Kinder und auf die Gewaltbereitschaft des Mannes, dokumentiert durch die inszenierte Wegweisung. Er konnte sich schon früher nicht verteidigen und kommt somit damit nie durch, daß die Mutter ihm die Kinder noch einmal geben müßte. In den Monaten (Jahren) bis zu einer Entscheidung des Gerichts haben Sie genug Zeit, die Kinder zu manipulieren und gegen den Vater einzunehmen. Sprechen Sie niemals schlecht vom Vater zu den Kindern, aber tun sie es stets in deren Gegenwart zu möglichst vielen Personen. Irgendwann glauben auch die Kinder, daß etwas an ihren Behauptungen wahr sein muß. Lassen Sie die Kinder ihren Vater, wenn es gar nicht mehr vermeidbar ist, nur in einem Besuchskaffee sehen. Die unnatürliche Situation bewirkt, daß die Kinder lernen, sich mit dem Vater nicht mehr so wohlzufühlen.Die Behörden haben sowieso Angst davor, einmal falsch zu entscheiden und einem möglicherweise "echten" Gewalttäter zu helfen. Somit hat der Mann keine Chance mehr, seine Kinder zu sehen. Die Kinder sind das ideale Druckmittel für noch mehr Geld.
10) Sofern die Kinder mit ihrem Handeln nicht zurechtkommen und widerspenstig werden, geben sie diese in psychologische Behandlung. Die Schuld für die Notwendigkeit können Sie problemlos wieder dem Vater zuschieben und so bestätigen Sie, daß Sie ja richtig handeln.
Die Familie ist kein Kraftplatz mehr. Sie ist auch keine Kampfarena. Sie wurde zum Schlachtplatz. Zum Schlachthof, in dem die Politik die zu Stimmvieh gezüchteten Lämmer erntet.
Du mußt verstehn!
Aus Eins mach' Zehn,
Und Zwei laß gehn,
Und Drei mach' gleich,
So bist Du reich.
Verlier' die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex’,
Mach' Sieben und Acht,
So ist's vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmal-Eins
Johann Wolfgang von Goethe
Anmerkung:
An Goethe scheiterten schon viele Interpreten. Die Szene mit Fausts Verjüngung durch Magie deutet auf das Überwinden des individuellen Endes im ewigen Kreislauf des Lebens hin.
Werden die Zahlen durch bestimmte Familienmitglieder ersetzt, so schenkt uns Goethe auch in der oberflächlichen Naivität des Hexeneinmaleinses sein Genie. Seiner Zeit entsprechend stehen die ungeraden Zahlen für die Agnaten, die geraden für die Kognaten. Als die stimmenmaximierende Wohltat des überzogenen Feminismus erkannt wurde, drehte sich der Spieß um. Jetzt werden die Zwei (Vater), die Vier (Sohn) usw. "verloren".
Zur Geschichte des Artikels:
Nachdem ein betroffener Vater zur Kenntins nehmen musste, dass seine persönliche Zerstörung weder Zu- noch Einzel-, sondern der Regelfall bei strittigen Scheidungen war und ist, stellte er seine Erlebnisse anonym ins Netz.
Ohne jede Änderungen schafften es die 10 Gebote beispielsweise vorübergehend auf die Homepage einer mit Steuermitteln finanzierten Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie.
Um etwaige Klagen diverser Frauenzeitschriften nach Möglichkeit zu vermeiden, wird ausdrücklich festgehalten, dass sich die 10 Gebote nicht gegen scheidungswillige Frauen richten. Der Umstand, dass manche Eltern in Scheidungsfällen ihren wirtschaftlichen Vorteil über das Interesse des Kindeswohls stellen, ist an kein Geschlecht gebunden. Grundsätzlich soll und darf jede Partei vor Gericht ihren Vorteil maximieren. Der Artikel soll vielmehr Behörden und Gerichte verdeutlichen, dass ein Streit mitunter erst nach ihrem Einschalten ausufert. Der Vorwurf, dass eine Partei erst durch zu viel Verständnis und Entgegenkommen der Behörden und Gerichte so richtig die Lust am Prozessieren bekommt, ist leider immer wieder zu hören.
Die Wahrnehmung einer einseitigen Beweiswürdigung wird leider dadurch verstärkt, dass gerade von der Jugendwohlfahrt nur ein verschwindender Bruchteil der Mittel für die Rettung einer Familie eingesetzt wird. Der überwiegende Großteil wird für das Auflösen der betreuten Familien verwendet.
Bedenklich - für Österreich und nicht für den Vater - erscheint, dass der Verfasser der 10 Gebote aus begründeter Angst vor Repressalien unter allen Umständen unerkannt bleiben möchte.
Und ich bin noch immer katholisch.
Ich lebe auf dem Land, wo ich katholisch bleiben muss, aber Immaculata heißen dürfte.
Also schreibe ich meine Geschichte unter dem Fantasienamen, den ich mir in meinen Kindertagen gab.
Ich hätte nie gedacht, mich einmal zu outen. Zwar anonym, aber persönlich. In Phrasen lässt sich alles Erlebte verpacken. In Cellophan verpacktes Kalbsfleisch sieht appetitlich aus. Nicht so erschreckend wie ein abgetrennter Kalbskopf, dem noch die Leiden anzusehen sind. Ohne fremde Hilfe hätte ich nie über meine Kindheit schreiben können. Gesprochenes ist flüchtig. Erinnerungen werden gerne in die Flucht getrieben. Geschriebenes ist beständig. Geschriebenes kann verändert und berichtigt, aber nicht verleugnet werden. Zumindest nicht vor einem selbst. Geschriebene Worte wischen den Dampf vom Spiegel der Vergangenheit. Noch weiß ich nicht, was mir der Blick in meine gespiegelte Vergangenheit bringen wird. Das Sich-von-der-Seele-Schreiben ist mir neu.
Ich wuchs in einer Kleinstadt auf. Ich war das einzige Kind einer Bilderbuchfamilie. Mutter sorgte für Haus und Familie und Vater verdiente genug, dass wir uns nicht sorgen mussten. Ich lernte gut. Ich blieb auch nicht wie meine Freundinnen bei den Czerny-Etüden hängen, sondern schaffte es bis zu den Chopin-Etüden. Wenn ich Freundinnen schreibe, dann meine ich Mitschülerinnen. Oder Kommilitoninnen wie Papaa immer sagte. Mama war anders. Aber Papaa legte Wert auf Anstand und Stil. Papaa sprach gern über „in unseren Kreisen“. Vielleicht wollte er darüber hinwegtäuschen, dass er keine unbeschwerte Kindheit wie Mama gehabt hatte. Er sprach nie über seine Kindheit.
Ich merke, ich schreibe und schreibe. Es ist so leicht, Dinge dunkel anzudeuten. Statistisch gesehen teilen sich sexuell missbrauchte Kinder durchschnittlich siebenmal der Umwelt mit. Statistiken sind entweder Versuche, eine ungeliebte Wahrheit zu vernebeln, oder sollen ihren Auftraggebern Vorteile verschaffen, für deren Berechtigung die Argumente ausgegangen sind. Mitteilen. Teilen. Sexueller Missbrauch lässt sich nicht wie der Verlust einer Geldbörse teilen. Mit niemanden. Und schon gar nicht mit dem Täter. Eine Tafel Schokolade lässt sich teilen. Sexueller Missbrauch gehört dir ganz allein. Dafür für immer. Ich habe mich sicher mehr als siebentausend Mal mitgeteilt. Ich war eine personifizierte Mitteilung. Eine Mitteilung, ebenso unmissverständlich wie ein Eintrag ins Mitteilungsheft: Ihr Kind ist blass, kränklich, scheu, zurückgezogen, lustlos und spricht nur mit der Kopfstimme. Ich war ein Röhrenwurm, der sich beim leisesten Anzeichen eines drohenden Schattens zurückzieht, um unsichtbar zu werden. Es gibt aber Feinde, die Röhrenwürmern auch in ihren Festungen nachstellen. Mein Zimmer, mein Bett waren nicht einmal Festungen. Mein Martyrium dauerte von meinem 4 oder 6 Lebensjahr - ich werde es wohl nie wissen, ob es schon vor der Schule begonnen hat oder nicht, Papaa ist nicht mehr und Mama hat schon immer geschwiegen, geschwiegen und gelitten, Mama, das stumme Opfer - bis zu meinem 16. Geburtstag. Das sind 4.000 Tage. 4.000 einsame Tage, an denen meine Mitteilungen nicht gehört wurden. Meine Kindheit war ein permanentes Flehen um Erlösung.
Fürchterlich war, als ich dahinter kam, dass Mama von Papaa wusste. Damals wurde ich so auffällig, dass ich auf Anraten unseres alten Hausarztes in Therapie geschickt wurde. Natürlich mit Papaas strenger Auflage, Anstand und Stil zu wahren.
Auch ein anderes Überhören meiner Mitteilungen traf mich mehr als üblich. Bevor ich dahinter kam, dass Mama Bescheid wusste, war unsere Familie mit einem Richter in Kontakt gekommen. Wir dinierten oft in seinem Haus. Er spielte auch etwas Klavier und freute sich immer, seine Fertigkeit mit mir vierhändig unter Beweis zu stellen. Dabei entstand in mir die Hoffnung, er würde sich über den üblichen Rahmen hinaus für mein Leben interessieren. Immer wieder brachte ich das Gespräch auf familiäre Gewalt und Gerichtsurteile, auf die schwierige Situation der Opfer, sich zu befreien. Sich zu erklären. Er erklärte meine Fragen immer mit dem geheimen Wunsch eines behüteten Mädchens, die brutale Welt da draußen kennen lernen zu wollen, und würgte sofort jeden meiner Hilferufe mit, “belaste dich nicht mit solchen Sachen und sei froh, dass du solche Eltern hast“, ab.
Ich fragte mich oft, was wäre gewesen, wenn ich mich offen an die Jugendwohlfahrt gewandt hätte. Aufgrund meiner Geschichte filtere ich unwillkürlich Zeitungsmeldungen über sexuellen Missbrauch in der Familie heraus. Viele Berichte machen unmissverständlich klar, wie unvermögend die Jugendwohlfahrt ist. Ich glaube nicht, dass sie mir geholfen hätte. Geholfen hat mir erst, als ich mein Studium in Österreich begann. Anfangs kam ich noch jedes zweite Wochenende nach Hause. Später nur mehr zu Weihnachten. Und zu Papaas Geburtstagen.
Ich habe die „Kreis-Theorie“ entwickelt. Sie besteht darin, dass man mit einem Zirkel einen beliebigen Kreis von einem oder zwei Zentimeter auf einem Stadtplan zieht. In diesem kleinen Kreis spielen sich Dramen ab, von denen es keines auf eine Theaterbühne schafft. Diese Dramen bleiben in ihren Kreisen. Dort gehören sie hin. Dort sind sie Alltag. Außerhalb dieses Kreises verlieren sie ihre Authentizität. Sie werden unglaubwürdig. Im Kreis sind sie natürlich, außerhalb des Kreises künstlich. Wie eine Qualle nur im Wasser überlebt, überleben diese Dramen nur in ihrem Kreis. Keine Zeitung schreibt über gestrandete Quallen. Über gestrandete Wale schon. Die sind imposant. Die erwecken Interesse. Korrupte Politiker sind Wale. Oder Massenmörder. Verurteilte Vergewaltiger sind Wale. Missbrauchte Kinder sind Quallen. Ich weiß nicht, warum missbrauchte Kinder immer Quallen sind. Vielleicht weil sie sich ebenso unbeholfen und hilflos dahin treiben lassen müssen. Wer gerade acht Stunden in einem widerlichen Beruf verbracht hat, der will nichts von gestrandeten Quallen lesen. Von Walen schon, vor allem, wenn diese gerettet werden. Quallen werden nicht gerettet. Die sind nur widerlich. So wie der eigene Alltag.
Und schon wieder schreibe und schreibe ich. Sätze wie, "mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen! Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“, entkoppeln mein eigenständiges Denken, meinen Weg zu mir selbst. Wie leicht es ist gescheit und wie schwer ehrlich zu schreiben.
Eine zusammenhängende Geschichte ist mir nicht möglich. Nicht einmal mit fremder Hilfe.
Meine äußerlich glanzvolle Kindheit wurde wie ein Spiegel zerschlagen. Manchmal zeigen sich mir Teile meiner Vergangenheit auf einzelnen Splittern. Wie auf einem Puzzle, dem viele seiner Teile verloren gegangen sind. Einfach so. Ohne Aufschrei. Unbemerkt.
Schikurse liebte ich mehr als andere Kinder. Ich war geübter als andere, eine gute Schifahrerin. Ich fuhr immer in der ersten Gruppe. Wichtiger war jedoch, ich schlief allein. In einem Zimmer nur mit Mädchen. Ich nahm mir immer das von der Tür entfernteste Bett. Als wir älter waren brachten die Anderen das Gespräch oft auf Jungen. Mir war das immer zuwider. Daher wurde ich oft ausgelacht. Das war mir gleichgültig. Ich schlief allein! Was wussten schon die Anderen. Wenn sie von Küssen und Händen unter der Bluse erzählten. Von Berührungen. Für mich waren die Schikurse meine Weihnachten und Ostern zusammen genommen. Ich genoss die Mittagsessen ohne Nachspiel und die Abendessen wie sie in Jungmädchenfantasien mündeten.
Das Schrecklichste daheim war nicht der eigentliche Missbrauch. Sondern das Wissen, dass es wieder passieren würde. Wieder und immer wieder. Ohne Ende. Mama sagte einmal, ich hätte nie wie andere Kinder auf dem Spielplatz beim Schaukeln „noch mal, noch mal“ gerufen. So war Mama: Wir reden nicht drüber, wir wissen alle, schuld ist das Kind. Es ist eben anders. Nicht so wie normale Kinder. Ein schwieriges Kind halt.
Ich weiß noch, wie neidisch ich war, wenn sich andere Kinder nach dem Unterricht auf Daheim freuten. Auf ein Lieblingsessen. Oder auf einen Vater, mit dem sie etwas unternehmen würden. Auf einen Vater, dem sie trauen konnten, dem sie vertrauen, dem sie sich anvertrauen konnten. Der sie beschützte. Der sie auf seinen Schoß setzte, ohne ihnen zuerst den eigenen zu entblößen. Mir war der Heimweg nie zu lang. Immer zu kurz. Als ich größer und Papaa älter wurde, verlängerte ich den Heimweg nur mehr dienstags. Dienstags hatte Mama Bibelkreis. Da wartete nur Papaa daheim.
Heute wundere ich mich, wie Papaa es fertig gebracht hat, mich nicht darüber reden zu lassen, mich schweigen zu lassen. Kinder sind nicht dumm. Kinder verstehen alles. Kinder kommen nicht leicht darüber hinweg. Kinder sind nur leichte Opfer. Und unglaubwürdige Zeugen. Was wissen denn schon Kinder! Kinder wissen genau, wann ihnen schreckliches Unrecht angetan wird.
Heute lebe ich weit weg auf dem Land. Ich bin verheiratete und habe selbst Kinder. Kinder haben. Wie seltsam das klingt. Haben! Meinen Mann lernte ich während der Studienzeit in Wien kennen. Als ich schwanger wurde, hörte ich auf zu studieren. Er machte seines fertig. Er kommt aus keiner Bilderbuchfamilie, in der auf Anstand und Stil geachtet werden musste. Im Gegenteil, seine Eltern waren geschieden. Seinen Vater sah er nur selten. Er bedauerte das immer. Später, als ich ihm mehr über meinen erzählte, hörte er damit auf. Er war immer einfühlend und geduldig. Es dauerte Monate, bis ich meinen ersten Orgasmus bekam. Auf unserer ersten Indienreise. Kurz bevor ich schwanger wurde. Davor war es für uns meist ein Problem. Entweder erinnerte mich eine bestimmte Stellung, ein bestimmtes Geräusch oder nur ein Duft an früher. Das Geschehen selbst. Als wir uns näher kennengelernt hatten und ich ihm vertraute, traute ich mich oft, mittendrin wegzulaufen. So war es auch in Indien. Wir hatten eine ganz billige Bleibe direkt am Strand. Wir waren die einzigen Touristen. Als er mir einmal die Beine über den Kopf zurück bog und meine Kniekehlen mit seinen Armen unterfasste, mich hilflos wie ein Kind machte, übermannten mich wieder Erinnerungen und ich entfloh zum Strand. Meist bedrängte er mich in solchen Situation nicht und ließ mich allein. Diesmal folgte er mir. Ohne Worte überwanden wir halb im Wasser schwerelos mein Gestern.
Das heißt, mein Gestern wird immer meine Gegenwart und meine Zukunft beeinflussen. Aber ich habe gelernt, damit zu leben.
Ich bin froh, wenn mein Gestern nicht auch die Zukunft meiner Kinder mitbestimmt. Ich weiß nicht, wie andere Mütter damit fertig werden, wenn ihre Kinder in die Pubertät kommen und sexuelle Abenteuer sammeln. Was sage ich meiner Tochter, wenn sie sich ausgenutzt vorkommt? Ich werde damit nicht fertig. Bei uns kümmert sich mein Mann darum.
Mir fällt auf, dass ich immer von meinem Mann und nicht vom Vater unserer Kinder spreche.
Ich hätte noch Manches zu schreiben. Fürs Erste genügt es. Vor allem mir. Ich würde ab jetzt meinen Zeigefinger erheben und mein Leid in weisen Sprüchen wie in Salzsäure auflösen.
Was ich mit den wenigen Sätzen erreichen wollte? Das weiß ich selbst nicht. Ich rede mir ein, anderen Mut machen zu wollen. Vielleicht brauchen die gar keinen Mut. Vielleicht müssen die es nicht mehr verarbeiten. Vielleicht sind die darüber hinweg. Vielleicht bin ich eine Mimose. Schließlich war ich auch ein Röhrenwurm.
Wenn ich mir meine Beichte (ja, wie viele Opfer geißle ich mich noch immer als Sünderin) durchlese, verspüre ich keine Erleichterung.
Ich weiß, ich bin in einer Kampfarena groß geworden. In einer Kampfarena ohne Sieger, wo sich alle nur gegenseitig und zum Schluss selbst vernichteten. Wo die Daumen immer nach unten gerichtet waren.
Ich weiß nicht, ob meine Familie ein Kraftplatz ist. Für mich auf jeden Fall. Wahrscheinlich auch für meinen Mann. Unsere Kinder sollen einmal selbst entscheiden, ob ich ihnen eine gute Mutter und mein Mann ein guter Vater (ich hab es geschrieben, Vater!) waren.
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
J.W.Goethe
Nachtrag
Manche glauben, oder reden sich ein, je trauriger eine Lebensgeschichte ist, desto offener, desto schonungsloser muss sie geschrieben sein.
Verdrängen ist aber manchmal die einzige Chance weiterzuleben. Wie Eisberge lassen wir Geschehenes mitunter nur zum Teil Teil unserer sichtbaren Geschichte werden. Die Grenzen zwischen Selbstschutz und Selbstgefährdung ist eine fließende. Manchmal kollidiert unser Unbewusstes durch vorgespielte Selbstsicherheit mit dem wahren Ausmaß des Leidens. Nicht jedes Leck bedeutet den Untergang. Manchmal kann ein sicherer Hafen erreicht werden. Manchmal kann das Leck repariert werden. Aber auch unter dem schönsten Anstrich bleibt es ein Leck.
Ich glaube, je trauriger sich eine Lebensgeschichte liest, desto mehr wurde weggelassen. Oft bedarf es abstruser Phrasen, um die simple Wahrheit zu begraben.
Als ich 16 war, wurde ich auf Mamas Drängen alleine nach England geschickt. Im darauf folgenden Herbst meinte meine Englischlehrerin, mein Sprachurlaub hätte keine wesentliche Verbesserung gebracht. Das würde aber nichts machen, da ich auch davor schon eine Einserschülerin gewesen wäre.
Wieder einmal hatte ich der aufopfernden Hingabe meiner Eltern nicht entsprochen.
Mein Englisch hatte sich tatsächlich nicht verbessert. Wie sollte es auch. Ich wurde mit 16 sprachlich nicht zu einer Engländerin gemacht, sondern moralisch zu einer Engelmacherin. Ich hasste England. Ich hasste Mama, ich hasste Papaa. Ich hasste vor allem mich.
Nach der Rückkehr aus meinem Sprachurlaub (das war die offizielle Bezeichnung dieses Auslandsaufenthaltes in meinem Kreis) stand einmal Papaas Gewehrschrank weit offen. Ich frage mich noch heute, ob Papaa ihn absichtlich offen gelassen, oder ob Mama ihn in der Hoffnung auf ein Ende mit Anstand und Stil geöffnet hatte. Ich frage mich auch, woher ich damals die Kraft nahm, aus dem Zimmer zu gehen.
ich bin der Böse, der Dämon, der Antichrist. Ihr kennt mich nicht. Ihr kennt nur Geschichten über mich. Geschichten des guten, des strahlenden, des evangelikalen Großvaters.
Unsere gemeinsame Zeit war kurz. Schön aber kurz.
Ihr habt euch einen Badeurlaub gewünscht. Andere Kinder würden auch ans Meer fahren. Wir schauten uns Prospekte an. Wir wollten am Attersee urlauben. Wie habt ihr gestrahlt. Eine Woche später war der Attersee fad. Niemand würde zum Attersee fahren. Ihr würdet auch nie zum Attersee fahren wollen.
Ihr habt euch neue Fahrräder gewünscht. Für neue Fahrräder würdet ihr auf alle anderen Geschenke verzichten. Zu den Geburtstagen, zu Weihnachten und überhaupt. Ihr würdet euch mit eurem Taschengeld beteiligen, auf das ihr außerdem ab sofort verzichten würdet. Ihr bekamt neue Fahrräder. Wie habt ihr gestrahlt. Ihr wolltet sie sofort der Mutter zeigen. Die Mutter sah eure neuen Fahrräder. Eine Woche später war Fahrradfahren blöd. Ihr würdet nie wieder Fahrrad fahren wollen.
Ihr habt euch einen Hund gewünscht und nach vielen Wochen des Vorbereitens und Suchens fanden wir unseren Hund. Wie habt ihr gestrahlt. Eine Woche später stank der Hund. Er nervte. Er musste weg. Ihr würdet nie wieder einen Hund streicheln wollen.
Ihr wolltet aber ein anderes Tier. Eine Ratte vielleicht. Es wurden 2 Meerschweinchen. Wie habt ihr gestrahlt. Sie mussten einen großen Stall bekommen. Über mehrere Etagen. Mit Höhlen und Futterplätzen. Charlie war mutig und ruhig, Fifi war ängstlich und laut. Eine Woche später stanken die Meerschweinchen. Sie steckten voller Krankheiten. Ihr würdet sie nie wieder sehen wollen.
Ihr habt euch einmal gefreut, mich zu sehen. Wir bauten Hütten. Für Ferkel und Winnie Puuh. Wir gingen über Brücken, unter denen Krokodile lauerten. Wir erfanden Geschichten. Wir lösten Probleme. Oft ritt ihr auf meinen Schultern. Wie habt ihr gestrahlt. Jetzt habt ihr Angst. Vor mir. Vor meiner Gewalttätigkeit. Das sagt die Mutter. Ihr würdet mich nie wieder sehen wollen.
Ihr seid Opfer. Bis zur großen Justizreform im vorigen Jahrhundert bestimmten die Väter das Schicksal des Nachwuchses. Der Brut. Seither zählt nur mehr der Wille der Mütter.
Wann wird die Gesellschaft Kinder über ihr Schicksal mitentscheiden lassen?
Es gibt zwar das Kindeswohl, das Interesse des Kindeswohls und das Handeln im Interesse des Kindeswohls.
Auf dem Papier. Im Interesse des Kindeswohls wurden Kinder gefoltert, missbraucht und sogar ermordet.
Ich möchte euch nicht langweilen mit Geschichten
über die Rechtssprechung,
über die Schwierigkeiten in der Rechtssprechung,
über das Überwinden der Schwierigkeiten in der Rechtssprechung,
über Probleme beim Überwinden der Schwierigkeiten in der Rechtssprechung,
über das Beseitigen der Probleme beim Überwinden der Schwierigkeiten in der Rechtssprechung,
über die Aussichtslosigkeit für das Beseitigen der Probleme beim Überwinden der Schwierigkeiten in der Rechtssprechung.
Es gab noch nie eine Rechtssprechung, die ihren Namen verdiente. Solange die Menschheit im Dünkel der Selbstherrlichkeit mit dem Suchen des Missing Links beschäftigt ist, das nicht gefunden wird, nicht gefunden werden kann, weil sie selbst dieses Missing Link ist, wird es auch keine Rechtssprechung geben.
Nur staatlich sanktionierte Gewalt und Folter.
Hexen wurden nicht willkürlich verbrannt. Erst nach einer wissenschaftlich fundierten Examination. Es gab Fachliteratur, universitäre Gutachten, ausgebildete Juristen, Experten. Man wusste, dass unter Folter sich jeder Mensch als Hexer bezichtigt. Man dachte modern und wissenschaftlich. Ein Geständnis unter Folter zählte daher nichts. Es musste – unter Androhen einer neuerlichen Folter – wiederholt werden. Es musste freiwillig ohne Zwang abgelegt werden. Wurde ein Geständnis beim Androhen einer neuerlichen Folter nicht freiwillig und ohne Zwang abgelegt, wurde erneut gefoltert. Modern und wissenschaftlich. Solange, bis die Hexen bereit waren, die einzig wahre Wahrheit zu sagen; einzugestehen, dass sie Wetter machten und nächtens auf einem Besen durch den Schornstein hinaus flögen.
Man wusste auch, dass Kinder der verurteilten und verbrannten Hexen auf das Erbe des elterlichen Vermögens angewiesen waren. Ohne das elterliche Vermögen waren die Waisen verloren. Das Vermögen der verbrannten Hexen wurde daher nicht gedankenlos eingezogen. Über das Einziehen des Vermögens (das die Kirche und die Fürstlichen wesentlich besser verwenden konnten) wurden entsprechende Gutachten eingeholt (und gut bezahlt): Wenn Gott bestimmte, dass Kinder Hexen als Eltern haben, dann hat er sich etwas dabei gedacht, dann wollte er sicher in seiner Allwissenheit und Güte, dass diese Kinder zugrunde gehen. Denn ein gütiger und gerechter Gott kann nicht wollen, dass Kinder, deren Eltern Hexen sind (oder waren), in den Genuss deren Vermögen kämen.
Auch unsere heutigen Familienrechtsverfahren sind modern und wissenschaftlich.
Während der stalinistischen Schauprozesse wurde keine Gewalt ausgeübt. In den Gerichtssälen. Die überführten Reaktionäre bekannten - geläutert durch die unüberwindliche Wahrheit und Reinheit des Willens des Volkes - ihre Straftaten, ihre Sabotageakte, mit denen sie verderbt aber vergeblich der Macht des Volkes trotzen wollten. Die Schauprozesse wurden modern und wissenschaftlich geführt.
Auch unsere heutigen Familienrechtsverfahren sind modern und wissenschaftlich.
Es gab Wenige, die ihre Stimme gegen den Hexenwahn erhoben. Wie es sich herausstellte, waren das meistens selbst Hexen.
Es gab Wenige, die ihre Stimme gegen die Schauprozesse erhoben. Wie es sich herausstellte, waren das meistens selbst Reaktionäre.
Es gibt Wenige, die ihre Stimme gegen den Irrsinn der Standardisierung der Familienrechtsverfahren erheben. Wie es sich herausstellt, . . . .
Warum schreibe ich euch über Vergangenes? Bin ich zu feig, mich der Gegenwart zu stellen?
Der Gegenwart nicht, aber der Zukunft. Eurer Zukunft!
I und L, wie sollt ihr zufrieden und glücklich werden, wenn ihr gehirngewaschen werdet, dass Glück und Zufriedenheit nur im gehorsamen Erfüllen eines kranken Bibelwortes zu finden seien. In einem Bibelwort, dass beispielsweise beide Töchter Lots als rechtschaffend auszeichnet, wenn sie sich von ihrem alkoholisierten Vater schwängern lassen? Von ihrem Vater, der daheim in Sodom zum wütenden Mob sprach:
„Meine Brüder, handelt doch nicht so verwerflich! Seht, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann kennen; ich will sie zu euch herausbringen. Tut mit ihnen, wie es euch gut dünkt; nur diesen Männern tut nichts; denn sie sind doch nun einmal unter mein Dach getreten.“
In einem sinnentleerten Bibelwort, mit dem ein frommer, gottesgetreuer und gerechter Vater seinen Sohn opfert. Ohne Hinterfragen.
I und L, wie sollt ihr reif für eine Partnerschaft werden, wenn sich euer Familienbild ausschließlich nach einem kranken Patriarchen ausrichten muss, der über jede Moral und Menschlichkeit erhaben ist?
L und I, wie sollt ihr selbst einmal eigenen Kindern ein positives Beispiel sein? Sie für das Leben vorbereiten, wenn ihr selbst nicht für euer Leben vorbereitet werdet. Wird das immer so weiter gehen?
Eine Art soziales Samsara, das erst durch das gänzliche Loslassen aller Bindungen beendet wird?
Erst die Aufgabe seiner Nachkommenschaft durchbricht den leidvollen Kreislauf der Familie? Der Familie, die unsere Menschwerdung erst ermöglichte?
Die Aufgabe der Familie ist die Aufgabe derselben?
L und I, bestenfalls werden ihr in 20 Jahren erkennen oder zumindest erahnen, dass vielleicht doch nicht alles so gelaufen ist, wie es der gute, der strahlende, der evangelikale Großvater referierte. Wenn ihr selbst über die Scherben eurer Ehe laufen müsst. Barfuß und schutzlos. Wenn ihr fassungslos das Gelaber einer Richterin ohne Einwand über euch ergehen lassen müsst. Widerworte würden die Situation noch verschlimmern! Auch wenn diese Einwände wahr wäre. Wahr ist, was immer war. Und wahr ist nur die Aktenlage, die immer war.
Operation gelungen, Patient tot. Obsorge geregelt, Kinder traumatisiert.
I und L, dann werdet ihr möglicherweise auch verstehen, warum nicht euer Vater diese nachdenklichen Worte schreibt, sondern der Vater des Vaters. Der Böse. Der Dämon. Der Antichrist.
L und I, schlimmstenfalls werden ihr unter die Räder der Gesellschaft kommen. Keine Ausbildung, keinen Beruf, keine Freunde, keine Familie. Erwachsene Trennungskinder, denen niemand in ihrer schwersten Zeit beigestanden ist:
Sind ja noch Kinder, die kommen schon darüber hinweg.
Es war so leicht für einen Sklavenhalter, sein Eigentum zu schützen. Er musste nur einen Titel glaubhaft machen können und schon konnte er mit seinem Eigentum verfahren wie er wollte.
Es ist noch leichter für eine Mutter, ihr Eigentum zu schützen. Sie muss nichts glaubhaft machen. Das Gericht glaubt ihr Alles. Sie muss nur einen Streit vom Zaum brechen, den Vater absurder Untaten bezichtigen – halt ohne Besen und Schornstein, aber ebenso mystisch-mythisch – und schon ist im Interesse des Kindeswohls, um eine kontinuierliche Entwicklung desselben zu gewährleisten, der Kontakt zum Vater einzuschränken oder – wenn sogar ernste Ermahnungen des Gerichts den Vater nicht läutern – gänzlich zu unterbinden.
Väter werden nicht ohne Weiteres verurteilt. So wie Hexen nicht ohne Weiteres verurteilt wurden. Erst wenn Väter wiederholt die Aktenlage verleugnen, vom Gericht festgestellte Wahrheiten negieren, muss man sie zur Räson bringen. Zur Staatsräson!
Auch heute fliegen noch Wettermacher auf Besen beim Schornstein hinaus.
Warum schreibe ich euch hier? Weil ich sonst nichts mehr machen kann. Weil ich am Ende bin. Euer G, der nicht Großvater sein durfte. Dabei bräuchten wir uns gegenseitig. Großeltern helfen Enkeln ins Leben und Enkel helfen Großeltern aus dem Leben.
Ich werde meinen Weg aus dem Leben finden. Aber werdet ihr auch euren ins Leben finden?
Damit ihr nicht auch noch Angst vor eurem Vater bekommt, vor seiner Gewalttätigkeit, schreibe ich als G an euch als I und L. Auch in unserer Zeit ist das Nennen von Namen gefährlich.
L und I, alle haben versagt. Eure Eltern, eure Familien, die Gerichte und die unsägliche Jugendwohlfahrt.
Das Auseinandersetzen mit seinen eigenen Kindheitstraumata ist unbequem. Bequem ist, seine Kindheitstraumata anderen überzustülpen. Anderen, die sich nicht wehren können. Kindern.
I und L eure Familien sind für euch keine Kraftplätze.
Bei Familien ist weniger besser; glückliche Kinder haben nur EINE Familie
Ihr werdet in einer Kampfarena für euer Leben fit gemacht.
Und niemand ist schuldlos; bis auf euch, den unschuldigen Kindern.
Der Mensch, wenn er ins Leben tritt,
ist weich und schwach,
und wenn er stirbt,
so ist er hart und stark.
Die Pflanzen, wenn sie ins Leben treten,
sind weich und zart,
und wenn sie sterben,
sind sie dürr und starr.
Darum sind die Harten und Starken
Gesellen des Todes,
die Weichen und Schwachen
Gesellen des Lebens.
Laozi
Vieles mag daher zu sachlich klingen. Aber, werte Leserin, sei versichert, auch in meiner Muttersprache könnte ich das durch Ignoranz und Arroganz mutwillig erzeugte Leid nicht beschreiben. In meiner Geschichte haben alle Beteiligten verloren. Nur die Hauptakteure, die verantwortlichen Bediensteten der Jugendämter, blieben unbehelligt und sinnen guten Willens auf neue gute Taten. Liebe Leserin, hilf einer Mutter. Hilf aber bitte vor allem meinem Kind. Wenn du meine Zeilen liest, denke daran, auch unsere Zeit braucht Freiheitskämpferinnen. Schenk mir deine Stimme, so, wie vor 200 Jahren Schiller die seine der Freiheit schenkte: „Wanderer, kommst du nach Brüssel, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehn, wie das Jugendamt es befahl.“
Kurzfassung: Meine minderjährige Tochter hat sich ein Umfeld ausgewählt, in dem Drogen und Gewalt den Alltag bestimmen. Um sie von ihrem selbstzerstörerischen Weg abzubringen, wollte ich sie möglichst weit weg in Sicherheit bringen. Ich flog mit ihr nach Südafrika, wo ihr das Betreuen von Tieren und das Erlernen des Englischen neue Wege im Leben eröffnen sollten. Das wurde durch das Wiener Jugendamt sabotiert. Es hat ohne mein Wissen und gegen meinen Willen meine Tochter zurückgeholt. Das Jugendamt hat sie wieder in die kriminelle Welt ihres Freundes verstoßen. Das Jugendamt hat mein Kind verdammt, wieder in einer Hölle mit Drogen und Gewalt zu leben. Das Jugendamt hätte wissen müssen, wie gefährdet meine Tochter war, den kaum gefundenen Halt wieder zu verlieren. Mir geht es nicht darum, ob mein Recht als Mutter verletzt wurde, meine Tochter zu beschützen und zu erziehen. Mir geht es nicht darum, dass mir dadurch viele Unkosten entstanden sind. Mir geht es um das Kindeswohl meiner Tochter. Das Jugendamt hat - im Interesse des Kindeswohls - meiner Tochter jede Zukunftsperspektive geraubte. Hilfe gab es weder vom Gericht noch von der Volksanwaltschaft.
Langtext: Meine mittlerweile 17-jährige, noch immer minderjährige Tochter macht mir seit ihrem 13-ten Lebensjahr. große Sorgen. Wenn ich gewusst hätte, was dabei rauskommt, hätte ich als Alleinerzieherin nie Hilfe beim Jugendamt gesucht. Irgendwann war der Karren so verfahren, dass ich mit letzter Kraftanstrengung meine Tochter, nur an ihre Zukunft zu denken, zur Teilnahme an einem Projekt mit Tierpflege in Südafrika motivieren konnte. Seit dem Pflichtschulabschluss im Jahr 2012 hat sie alle Schul- und Lehrangebote verweigert, nur um mit Ihrem Freund, M. E., der 5 Jahre älter als sie und- was auch dem Jugendamt bekannt sein musste - wegen Drogenbesitz und mehrere Körperverletzungsanzeigen polizeibekannt ist. Ich schaffte es, meine Tochter aus dem Einfluss ihres Freundes zu befreien und mit ihr nach Südafrika zu fliegen. Ich blieb bei meiner minderjährigen Tochter Jacqueline 2 Wochen in Südafrika in einem internationalen Volontär-Camp, mit dem Ziel, sie neu zu orientieren, damit sie eine Perspektive bekäme. Sie sollte die Kraft bekommen, endlich eine Berufsausbildung zu beginnen. Sie hat auch aufgrund meines Einwirkens ihren Aufenthalt um 2 Monate verlängert. Sie hatte wieder Hoffnung geschöpft. Leider musste meine 75-jährige Mutter aber dringend ins Krankenhaus. Ich musste für einige Tage wieder nach Wien zurückfliegen, jedoch in der Absicht und mit der Absprache, wieder nach Südafrika zurück zu kehren, um mich bis zum Ablauf der zwei Monate weiterhin um meine Tochter zu kümmern. Dazwischen, hat die Familie ihres Freundes, die Familie E., den Aufenthalt meiner sehr labilen Tochter boykottiert, manipuliert und hat Pläne geschmiedet, die MA11 zu beeinflussen, sie von Südafrika nach Wien zu holen. Ich bekam die Vorgänge in Afrika mit und kontaktierte als ich wieder in Wien war diesbezüglich die MA 11 (das Amt für Jugend und Familie in Wien). Die MA 11 hat meinen Argumenten gar nicht zugehört, obwohl ich gesagt habe, dass ich bereits auf dem Weg nach Südafrika war, sondern ließ lediglich die Informationen, die meine Tochter über die Familie des Freundes meiner Tochter zugespielt hatte, gelten. Die MA 11 hat fremden Personen mehr als mir geglaubt. Obwohl alles Bisherige dagegen sprach. Sie hat nur meiner Tochter, die unter dem Einfluss der Familie E. stand, glauben wollen. Es wurden Dinge behauptet, die nicht der Wahrheit entsprachen. Dafür gab und gibt es auch Beweise. Aber alle meine Beweise wurden ignoriert. In der Folge wurden wegen der unkontrollierten, einseitigen Berichterstattung seitens der MA 11 meine Rechte als Mutter massiv verletzt. Die MA 11 hat schließlich - ohne mich als Partei anzuhören - einen Beschluss gegen mich erwirkte. Dieser Beschluss wurde mir nicht einmal zugestellt Der Beschluss wurde lediglich auf Verlangen meines Anwaltes seiner Kanzlei ausgehändigt, nachdem meine Tochter bereits wieder in Wien im Dunstkreis ihres Freundes gewesen ist. Ich habe davon zufällig durch ein Telefonat aus Südafrika erfahren, als ich mich bereits wieder auf dem Weg nach Südafrika befand und in Amsterdam umsteigen musste. Dadurch sind mir nicht nur enorme Kosten entstanden, sondern es wurde auch verhindert, dass möglicherweise im Leben meiner labilen Tochter eine Trendumkehr erreicht wurde. Dann entwickelte sich eine Justizgroteske: Das Bezirksgericht Josefstadt schickte den Akt an das Bezirksgericht Favoriten, welches den Akt aber nicht annahm. Letzten Endes sollte das Landesgericht für ZRS Wien über die Zuständigkeit entscheiden. Beide Bezirksgerichte führen aus gutem Grund einen negativen Kompetenzstreit: Wer will schon für das Leben eines Kindes die Verantwortung übernehmen. Die Geschichte zieht sich nunmehr über Jahre. Eine Beschwerde an die zentrale Stelle für die Wiener Jugendämter hat auch nichts gebracht. Auf eine Rückmeldung von der Volksanwaltschaft warte ich seit 25.08.14. Durch diese für mich kriminelle Vorgangsweise wurde der letzte Respekt meiner damals 16-jährigen, pubertierenden Tochter mir gegenüber zerstört. Nebenbei wurde auch mein Leben zerstört, weil Jacqueline mein einziges Kind ist, und die Sorgen um meine Tochter mir bereits einen Krankenhausaufenthalt wegen des Verdachts auf Schlaganfall eingebracht haben. Ich habe seit dem 26.04.2014 zu meiner Tochter keinen Kontakt mehr und weiß auch nicht, wie es ihr geht. Sie will nichts mehr mit mir und meiner Familie zu tun haben. Die MA 11 hat meine minderjährige Tochter eigenmächtig ohne mein Wissen und ohne mein Einverständnis, ohne Betreuungsvertrag, bei ihrem Freund einquartiert, wo sie total abgeschirmt wird. Sie lebt aber nicht unter einem Schirm, der Kummer und Leid von ihr fernhält. Sie lebt in einem kriminellen Umfeld, in dem Drogenkonsum, Drogenbesitz und Drogenhandel regieren. Ich habe keine Möglichkeit, sie zu sehen. Nach dem Abbruch meines Fluges in Amsterdam habe ich einen Anwalt mit dem Fall beauftragt. Er hat gegen den Beschluss bezüglich der Zuständigkeit der Bezirksgerichte Rekurs gemacht. Eine andere Möglichkeit, rechtlich gegen den Wahnsinn vorzugehen, gibt es nicht mehr. Anstatt den Fall zu lösen, streiten Gerichte lieber, nicht zuständig zu sein. Für mich ist dies aber kein Fall. Es ist es Jacqueline. Jacqueline, deren erstes Wort Mama war, die ihre erste Schritte an meiner Hand versuchte. Warum darf ich sie nicht mehr an der Hand führen? Warum muss sie bei Drogendealern leben? Warum agiert das Jugendamt gegen jede Vernunft, gegen jede Menschlichkeit? Warum darf Jacqueline keine Zukunft haben? Was hab ich falsch gemacht? War ich zu nachsichtig? Trage ich durch die Wahl ihres Vaters Mitschuld? Und warum muss meine Tochter büßen? Abgesehen von meinen persönlichen Sorgen um die Zukunft meiner Tochter sehe ich gravierende Systemmängel, die das Handeln im Interesse des Kindeswohls ins Gegenteil verkehren. Wenn es Kindeswohl ist, Jugendliche machen zu lassen, was sie wollen, die LehrerInnen zu den Buhmännern der Gesellschaft zu machen, sogar die Exekutive attackieren zu lassen, na dann gute Nacht. Eines der letzten Zitate meiner Tochter ist, „ ich kenne meine Rechte als Kind. Du hast mir gar nichts zu sagen“. Ich habe auch keinesfalls den Eindruck, dass man in der Familie E. auf das Wohlbefinden meiner Tochter Rücksicht nimmt. Es gibt keinerlei Aktivitäten bezüglich einer Berufsausbildung. Ihre Persönlichkeitsentwicklung hat keinen Stellenwert. Jacqueline selbst hat keinen Wert. Kontaktaufnahmen sind nicht möglich, da der Freund sehr aggressiv ist und nicht einmal zurückschreckt, mich mit dem Tod zu bedrohen, falls ich sie suche. Sie bekam vor Kurzen wieder eine Zeugenladung wegen Körperverletzung an meine Adresse. Das ist die Welt, in die das Jugendamt sie gestoßen hat. Im Interesse des Kindeswohls. Offiziell gibt das Jugendamt bekannt: Ihre Tochter geht es gut, kontaktieren Sie sie selber, Sie haben ja die Obsorge. Ich bekomme keine Information, kein Akteneinsicht Das Jugendamt versteckt sich hinter dem Datenschutz? Anstatt Kinder zu schützen, scheint sich das Jugendamt selbst zu schützen. Ist das der Datenschutz? Als Jacqueline 16 war, hieß es: Wir machen uns Sorgen um das Kind. Wir werden mit ihr arbeiten. Als Jacqueline 17 war, hieß es: Wir sind gar nicht für sie zuständig. Sie als ihre Mutter haben ja die Obsorge. Als Jacqueline 18 war, hieß es: Nun ist sie volljährig. Wir sind für sie nicht mehr zuständig Das Jugendamt hat den Fall Jacqueline S. abgeschlossen. Die Akte sind geschlossen. Und wieder siegte das Jugendamt mit seinen Methoden, die wieder einmal mit dem „auf-die-schiefe-Bahn–Bringen“ endeten. Mir geht es nicht um Gewinnen. Ich würde gerne verlieren, wenn mein Kind dadurch gewönne. Wenn es eine Möglichkeit gewönne, vom Irrweg abweichen zu können. Das Jugendamt drängte Jacqueline, sich ihre eigene Familie, die Familie E. ihres Freundes, zu suchen. Ein Kraftplatz schaut anders aus. Es ist Ort der Gewalt.
weiß ich die Notwendigkeit einer solchen zu würdigen. Familie ist nur dann sinnvoll, wenn sie ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit ist und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, sich frei seiner Anlagen bewusst zu werden und diese spielerisch zu entfalten.
Der Mensch ist in seinen Anlagen ein soziales Lebewesen, was heißt, dass er als Lebewesen zum Empfangen und Geben geboren ist.
Die Familie wiederum soll durch die Sippe und die Dorfgemeinschaft beschützt sein - Der Staat hat nur insofern seine Berechtigung, wenn er die Daseinsmächtigkeit des Einzelwesens zu schützen vermag, sodass das einzelne Lebewesen Mensch durch Familie, Sippe, Dorfgemeinschaft, Gemeinde (Infrastruktur) und staatliche Organisation seine Lebenskraft entfalten kann. Friede ist nur möglich im wahrhaften Überfluss - die Voraussetzung zur Überwindung von Herrschaft. Herrschaft ist die Kultur von Knappheit zu Gunsten weniger, welche in letzter Konsequenz in die allumfassende Vernichtung führt, da jede Art von Herrschaft ihren totalen Anspruch beinhaltet, welches die Geschichte hinlänglich bewies.
Peter Ruzsicska
Geboren am 17.02.1959 zu Wien
Meine Kindheit verlebte ich bei meiner Mutter unter Kontrolle der Fürsorge, sowie in verschiedenen Heimen. Siehe: http://ruzsicska.blogspot.com/ Ich schreibe Gedichte und Musik.
Die Erkunstung - Was Kunst für mich ist - Die Erkunstung ist eine schindbüßliche Technik, im Schlachtendonner des gnadenlosen Seins zeitberaumt durchzuatmen um über eigene Wahrnehmungen und deren persönliche Auswirkungen genau und rücksichtslos zu berichten. Bei Wahrnehmung dieser Berichterstattung selbst kann bisweilen der Eindruck entstehen, dass damit die restliche Welt begreiflicher zu sein scheint. http://herrschaft-ursache-allen-missbrauchs.blogspot.com/
In seiner Welt
in der der Mensch
als Täter überlebt
beschinden sich die Kinder um die Wette.
Beschirmt von guten Schuldknechten
sei junges Fleisch zur Lüge auserwählt:
Der Ehrgeiz,
ein Lichtbad im Spiegel der Mächtigen,
verwandelt das Staunen zu Neugier
und bald auch in schlichteste Gier.
Gezüchtigt von pfleglichen Schindern
üben sie lachend für spätere Siege:
Sie loben die Willigen dienlich
und niedern die Dienlichen gütigst!
Schinden und Dulden
im Gleichgewicht des Tathergangs
bedingen die lüsterne Ruhe von Waffenstillständen.
Ein wenig Unterbrechung von Gewalt,
wo Blatt und Wind sich begegnen,
absichtslos umwirkt von lachenden Sonnen,
die bäldlich im gütigen Winter ersaufen...
Die Gemeinen reisten immer schon in jenen Winter,
aus dem sie nie zurückkehrten...
Die Edlen bereisen den Winter mit Personal,
auch sie kehren niemals zurück...
Was sollten sie bloß darüber berichten?
Mit Untertänigkeit:
Rusitschker
Wilhelm Müller
und
Franz Schubert
gewidmet
Peter Ruzsicska
Wenn mir unsere selbst erfundenen Spiele der Kinderzeit einfallen, frage ich mich manchmal, ob wir heute alle KindInnen mit besonderen Bedürfnissen wären.
Die einzelnen Regeln der Spiele habe ich längst vergessen. Vielleicht gab es nicht einmal welche. Alles hatte irgendwie mit Laufen, Springen, Fangen und Wälzen zu tun.
Was nie zur Debatte stand, waren Wahrheit und Ehrlichkeit. Lügen und Tricksen waren unbekannt. Hinters-Licht-führen gab es schon. Aber das Opfer wurde, wenn der allgemeine Spaß vorbei war, unverzüglich aufgeklärt.
Ein beliebtes Spiel war Ackern. Ein Kind (Mädchen oder Bub) war der Bauer (nie die Bäuerin), zwei die Ochsen oder Pferde. Im Dorf gab es die Dolly, ein Pferd wie alle anderen. Aber der exotische Name dürfte es uns angetan haben. Daher schrie jedes Kind, wenn Ackern angesagt war, möglichst schnell: "Ich bin die Dolly." Und das Kind, das es als erstes rief, war dann die Dolly. Und "Dollysein" war schon etwas Besonders; für uns KindInnen mit besonderen Bedürfnissen halt.
Neben dieser kindlichen Naivität lebten wir aber auch in der realen Erwachsenenwelt. Manchmal spielt die S....miarz mit. Wenn sie durfte. Sie war eigentlich schon eine Erwachsene. Aber ihr Vater war sehr streng. Wir Kinder wussten, dass sie der Vater missbrauchte, d.h. wir wussten, was das ganze Dorf "wusste". Wir liebten alle die S....miarz. Wegen ihrer ruhigen, verständigen Art. Vielleicht verteilte sie die Güte, die daheim niemand wollte, an uns.
Heute fällt mir auf, dass Buben einen Vornamen hatten. Mädchen wurden zwar auch mit ihrem Vornamen angesprochen, aber bekamen in Erzählungen immer ihren Familiennamen vorangestellt: Die Wagneranna, die Frühwirtbarbara, die Grubersofie. Wir Buben waren der Hans, der Sepp oder der Franz. Und aus den Erzählungen ergab sich schlüssig, ob es der Hans Wagner, der Hans Frühwirt oder der Hans Gruber war. Eine verlorengegangene Diskriminierung, die irgendwie die Eigenständigkeit der Mädchen beschränkte. Aber schließlich waren ihre Mütter ja auch die Wagnerin, die Frühwirtin oder die Gruberin. In manchen Sprachen tragen Frauen noch heute ihren Familiennamen im Genetiv. Das angehängte -in war nämlich keine gegenderte Variation ihres Familiennamens, sondern der Ausdruck, dass die Gruberin, die Frau des Herrn Grubers ist.
Was ich allerdings nicht weiß, ist, ob wir Buben für die Mädchen nicht auch der Wagnerhans, der Frühwirthans oder der Gruberhans waren. Trotz der verbotenen Heubodenspiele gab es nicht nur in der Kirche die Monna- und die Weibabank. Ein Tagwerk begann schon vor Sonnenaufgang und endete erst nach dem Sonnenuntergang. Da blieb für "Wir müssen miteinander reden" keine Zeit.
Unlängst fuhr ich wieder einmal durchs Dorf und übersah beinahe unseren bevorzugten Spielplatz, den Kapellenberg. Weil dort Graszertreten nicht verboten war. Der Berg der Kindheit ist eine flache Böschung. Bescheiden wie die Kapelle, obgleich diese runderneuert wurde, selbst. Und trotzdem war es unsere ganze, große Welt, die wir als Dolly in alle Richtungen beackerten.
Wir waren halt Kinder mit besonderen Bedürfnissen.
Eine seltsame Bezeichnung: Mit besonderen Bedürfnissen.
Sollten nicht alle Kinder Menschen mit besonderen Bedürfnissen sein?
Die Ursache jedes Verbrechens hat immer zumindest einen Namen und eine Adresse.
Hast Du die Gewalt, Gesetze zu erstellen und jene durchzusetzen,
bestimmst Du, was ein Verbrechen ist.
Es gibt Verbrechen, die ihre Feststellung durch Gesetzte nicht benötigen.
Wenn der gute Bürgersmensch Gesetze befolgt, die sein und anderer Leben bedrohen,
offenbart sich das Verbrechen im Augenblick. - Dazu ist kein Gesetz nötig -
Der korrekte Bürgersmensch hat gelernt,
genau in diesem Augenblick wegzusehen, nicht aufzuhören und zu schweigen.
Der Rest ist durch einfache Logik bestimmt und lange kann es dauern bis der Tod eintritt.
Die Frage drängt sich auf: Zu wessen Gunsten?
Gesetze können, gewitzt gesetzt, jede Art von Verbrechen legitimieren.
Das ist der Normalfall, nicht nur hier zu Lande. Nichts weiter, als eine Art des Krieges.
Der Krieg dient immer jenen, die nicht an der Schlacht teilnehmen.
Aber besonders dient der Krieg immer jenen,
welchen letztere bedingen, die nicht an der Schlacht teilnehmen.
Die Pflege und Darstellung des Leidens dient immer der Vertuschung allen Unrechts.
Das Ende allen Leidens ist die Stille nach der Schlacht,
eine Art von Schönheit,
wie ein Ort des Friedens
für Gewinner - und Verlierer,
sofern bei letzteren bereits der Tod eintrat...
21.03.2012
Peter Ruzsicska
Im Fischer Kino John Wayne anschaun.
Trittbrett fahren und Schaffner ärgern.
Mit der Kanne Milch einkaufen,
Wer kennt heute WIMO noch
Ankerbrot im Pferdewagen
Holz und Kohlen heimwärts tragen
Wer will `s wissen, wer wird fragen?
Als mein Vater mir erzählte,
Vom Ballestern mit dem Laberl,
Wusst` ich, meine Zeit war neu.
Alles würde ewig dauern;
Besser – endlich richtig – sein.
Ich möchte hiermit meine Geschichte erzählen; eine Geschichte
die mich bis heute tief geprägt hat und tiefe Spuren hinterlassen hat
die ich in Form dieser Zeilen ein für alle mal offen lege
um mich davon zu befreien!
Denn ich will kein Opfer mehr sein!
Kein Opfer meiner Vergangenheit und Kindheit!
Kein Opfer mehr für jene Menschen; die meine Eltern hätten sein sollen
und die mir meine Kindheit gestohlen haben!
Die Ablehnung; Kälte; Grausamkeit; auch die Angst
die sie mir machten; gepaart mit der Tatsache
dass ich stets das Gefühl bekam; wertlos und schuldig zu sein
hat mich zu der Person gemacht; die ich heute bin.
Noch heute gibt es Konsequenzen und Schwierigkeiten in meinem Leben
geschaffen durch meine Kindheit; wo Eltern nichts als solche agierten
sondern tiefe Spuren und Verletzungen in meiner Seele hinterließen!
Um los lassen zu können; und um zu verarbeiten , hab ich meine Geschichte nieder geschrieben
als eindeutiges Zeichen nicht mehr zu schweigen; und meine Wahrheit zu erzählen
die Wahrheit; die man bewusst verschweigen wollte
die Wahrheit; wo erfolgreich betont wurde; dass ich krank bin
die Wahrheit; die bestätigt; dass nicht ich die Schuldige bin
sondern jene; die meine Kindheit zur persönlichen Hölle machten!
Meine Kindheit- Volksschulzeit
Ich erblickte 1975 zusammen mit meinen Zwillingsbruder in Wien das Licht dieser Welt.
Aus Erzählungen weiß ich, dass mein Bruder es eiliger als ich hatte diese Welt kennen zu lernen und so ist er einige Minuten älter als ich.
Ob meine Geburt ein Wunsch war oder nicht das kann ich nicht beantworten, denn diese Frage habe ich oft gestellt , sie ist aber unerhört geblieben.
Meine Geschichte beginnt; als ich etwa 2 Jahre alt bin; und mit meinem Zwillingsbruder vom Kinderheim zu Pflegeeltern kam.
Auf den ersten Blick hätte man meinen können; dass wir das große Glück gepachtet haben
doch das sollte sich als großer Irrtum herausstellen !
Meine Pflegeeltern wohnten am Land; mit riesigem Haus und Garten und einer Menge an Tieren.
Katzen, Hühner, Enten, Hasen und Meerschweinchen wurden mein einziger Trost in diesen Jahren.
Außerdem lebten anfangs auch noch die 3 Söhne der Pflegeeltern im Elternhaus und sollten im Laufe der Jahre noch einige Pflegekinder dort ein Zuhause finden.
Ich konnte es nie als mein zu Hause erachten; und tu es auch bis heute nicht; da ich von Familie eine reale Vorstellung habe.
Meine Erinnerung fängt zur Kindergartenzeit aber erst an.
Ich kann mich nicht erinnern; dass die Pflegeeltern jemals ein gutes Wort, eine liebevolle Berührung für mich übrig gehabt hatten!
Schläge waren an der Tagesordnung; selbst wenn man nichts angestellt hatte und die tägliche Erniedrigungen ließen mich schon als Kind tiefe Traurigkeit und Verzweiflung erleben.
Der erste Schultag meines Lebens, hat sich bis heute tief in meine Erinnerung gebrannt.
Unsere Pflegemutter brachte uns zur Schule.
Da standen wir nun zwischen Hunderten Leuten und unsere Pflegemutter redete und lachte mit Leuten die uns unbekannt waren.
Wir fühlten uns alleine in dieser großen Menschenmenge und meine nagelneuen schwarzen Lackschuhe taten mir höllisch weh. Irgendwann setzte sich die Menschenmenge in Bewegung und plötzlich schoss unsere Pflegemutter auf uns zu und zischte uns böse an, warum wir den Menschen nicht nachgingen und dass wir sofort aufschließen sollten!
Wir waren erschrocken und auch verstört, denn wie hätten wir wissen sollen, was am ersten Schultag passiert, wenn es uns niemand erklärt hatte?
So trotteten wir den uns fremden Menschen einfach hinterher und uns war zum Heulen.
Von der Volksschule bis zur Kirche hatten wir einen etwas längeren Marsch zu bestehen und meine Fersen taten höllisch weh!
Ich weiß noch, dass ich im Schulgottesdienst meine Schuhe ausziehen wollte weil die Schmerzen unerträglich geworden waren, und dass ich zu weinen begann als ich bemerkte, dass meine schneeweißen Socken mit Blut getränkt waren.
Ich weiß heute nur mehr, dass es lange gedauert hat bis die Blasen und die Druckstellen verheilt waren.
Und dass alles an meinem aller ersten Schultag.
Weil meine Pflegeeltern sich wohl nicht die Mühe machen wollte, mir passende Schuhe zu kaufen.
So zwangen sie mich, am einzigen und ersten Schultag meines Lebens mit Schuhen zu gehen die fast zwei Nummern zu klein waren.
Aber dieses Ereignis sollte sich in meinem Schulleben noch ein paar Mal wiederholen.
Auch erinnere ich mich noch sehr gut an eine Situation zu Hause, als ich vergeblich versuchte einen Fehler bei meiner Hausaufgabe zu korrigieren.
Ich saß damals in der Küche beim Tisch und machte Hausaufgaben und versuchte verzweifelt einen Fehler mit Tintenkiller zu korrigieren, was mir aber gründlich misslang.
Mein Pflegevater hielt gerade seinen Mittagsschlaf mir gegenüber auf der Bank und ich war vollkommen überrascht von dem was dann auf mich zukam.
Als meine Pflegemutter nämlich die Bescherung in meinem Schulheft sah, wurde sie so wütend, dass sie mit voller Wucht mir auf den Hinterkopf schlug, so dass ich mit meiner Nase auf die Tischkante knallte.
Ich war geschockt und ich hatte Schmerzen und meine Nase blutete fürchterlich und sehr lieblos drückte meine Pflegemutter mir dann einen Eisbeutel auf die verletzte Stelle.
Aber auch den Kommentar meines Pflegevaters habe ich bis heute nicht vergessen; er meinte nur lapidar, dass ich selber schuld sei, wenn ich nicht richtig die Hausaufgaben machen würde.
Ein anderes Mal tauchte ganz überraschend meine Pflegemutter in der Volksschule auf, packte mich an den Haaren und zerrte mich daran aus der Klasse, nur weil ich den Werkkoffer zu Hause vergessen hatte.
Ein anderes Mal wurde ich grün und blau geschlagen, weil ein Schulfest in der Volksschule stattfand, an dem die Pflegeeltern nicht teilnahmen und ich so wie die anderen Kinder bei dieser Feier blieb, da ich ja nicht wusste, dass ich das nicht durfte.
In der Volksschule fing ich dann an im Warenhaus gegenüber Süßigkeiten zu klauen, weil ich daheim nie welche bekam.
Als meine Pflegeeltern dies erfuhren schlugen sie mich dermaßen, dass ich es auch nicht mehr tat.
Auch weiß ich eine Begebenheit, als ich zur Strafe, da ich einmal ins Bett gemacht hatte, unter Gejohle und Gelächter der Pflegeeltern und deren Söhne eine Windel verabreicht bekam, die ich einige Zeit nachts dann tragen musste.
Dieses demütigende Ritual vor allen war sehr erniedrigend für mich.
Doch mein Leben sollte noch schlimmer sich gestalten, als noch zwei Pflegekinder in die Familie kamen.
Ein Bub und ein Mädchen, die von Anfang an geliebt und behütet wurden.
Zu dem Jungen hatte ich nicht viel Kontakt und da er klein und kränklich in die Familie kam und die ganze Liebe und Beachtung der anderen bekam hatte er einen Status an dem ich nicht im Geringsten mich herantasten konnte und war ich in seiner Nähe auch nicht unbedingt erwünscht.
Aber auch das Mädchen wurde von Anfang an liebevoll in die Familie aufgenommen und durfte ganz normal ein behütetes Leben führen, dass mir immer verwehrt blieb.
Ich gestehe, dass ich oft eifersüchtig auf sie war, weil sie Freunde hatte in der Schule und ganz alltägliche Dinge bei ihr selbstverständlich waren, während mir dies niemals zuteil wurde.
Ganz egal ob es darum ging, dass ihre kaputte Schultasche stets durch neue schöne Schultaschen ersetzt wurden, während ich meine kaputte und schwere Schultasche in den Händen zur Schule tragen musste, da die Riemen gerissen waren.
Oder wenn ich neidisch sie beobachtete wenn sie mit modischen und neuen Kleidern und Röcken zur Schule ging, während ich abgelegte und schmutzige Sachen zu tragen hatte, die altmodisch und oft auch kaputt waren und mich zutiefst dafür schämte.
Außerdem war sie ein hübsches Mädchen mit blauen Augen und langen blonden Haaren und war ein Sonnenschein für alle.
Nur selten bekam auch sie Prügel, aber ihr wurdet immer schnell verziehen.
Und auch wenn sie allzu oft starr vor Schreck und Angst immer wieder Situationen mitbekam, in denen ich von meinen Pflegeeltern so verprügelt wurde, dass sie sogar einmal das Knacken meines Kopfes einige Meter von ihr entfernt hörte, so war unter uns Pflegekinder doch so etwas wie ein Machtkampf darum entstanden, wer um die Gunst der Pflegeeltern buhlte.
Natürlich hatte sie hier einen besseren Stand und obwohl wir auch lustige Stunden miteinander verbrachten, teilte uns doch diese Grenze und musste ich stets aufpassen, nicht verraten zu werden.
Auch mein Zwillingsbruder war von dieser Manipulation der Pflegeeltern nicht ausgeschlossen und wurde mir mein eigenes Ebenbild leider oft auch zum Verhängnis.
Natürlich litt ich sehr darunter, in dieser Hierarchie der Familie den letzten Stand einnehmen zu müssen und wuchs meine stille innere Verzweiflung oft so sehr, dass ich sie fast körperlich spüren konnte.
Trotzdem war ich meinen Pflegegeschwistern nicht böse, denn ich wusste ja dass sie gar keine andere Wahl hatten.
Es gab nur ganz wenige solcher Momente in denen wir zusammen spielen und lachen durften und einfach Kinder waren.
Diese Momente ergaben sich aber nur ganz selten, denn wenn die Pflegeeltern fortfuhren und wir drei zu Hause waren, war es meistens so aufgeteilt, dass meine Pflegeschwester in der Küche, ich in meinem Zimmer und mein Bruder im Garten eingesperrt war, oder umgekehrt.
In der Küche wurde aber nur die Pflegeschwester eingesperrt.
Es war uns nicht möglich das Haus zu verlassen und meinem Bruder auch nicht möglich das Haus zu betreten, da die Eingangstüre auch versperrt war.
In solchen Stunden vertrieben wir uns die Zeit so, indem derjenige der sich im Garten aufhielt seine Späße machte und die anderen beiden die Im Haus eingesperrt waren aus den Fenstern zusehen konnten und lachten.
Nur sehr selten war es uns gestattet miteinander ausgelassen zu dritt in einem Zimmer zu spielen und ich kann mich genau an ein Ereignis erinnern, dass mir auch noch heute, so viele Jahre später Rätsel und Fragen stellt.
Wir spielten zu dritt und ganz leise in meinem Zimmer, als wir plötzlich im Garten ein Geräusch hörten und vor Angst da wir wussten, dass niemand außer uns zu Hause war, versteckten wir uns hinter dem Bett mit Blick zum Fenster das durch einen Vorhang bedeckt waren, durch den wir aber nach außen blicken konnten.
Wir waren starr vor Angst und Entsetzen als dann plötzlich ein uns wildfremder Mann sich an die Fensterscheibe drückte und seine Hände vor die Augen hielt um genauer ins Zimmer blicken zu können.
Doch der Mann verschwand genauso leise wie er gekommen war und obwohl wir es den Pflegeeltern nachher aufgeregt erzählten, dass er da war erfuhren wir nie was es mit diesen fremden Besucher auf sich hatte.
Ein anderes Mal lag ich gerade im Bett und hörte jemanden lautstark in der Garage beim Auto hantieren.
Da ich wusste das niemand der Familie sich dort aufhielt bekam ich fürchterliche Panik und lief zum Wohnzimmer in dem die Pflegeeltern so wie jeden Abend fernsahen und teilte das mit.
Als mein Pflegevater dann nach draußen lief hörte ich nur noch, dass etwas gegen Ihn geworfen wurde konnte aber in der ganzen Aufregung nicht eruieren was draußen ablief da ich wieder in meinem Bett lag und nur zuhörte.
Ich merkte an der Aufregung nur, dass ich Recht gehabt hatte und jemand sich draußen befunden haben musste der aber verschwand.
Diese Situationen machten mir damals große Angst, weil ich nicht wusste wie ich sie zuordnen sollte.
Da ich und mein Bruder die einzigen in der Familie waren, die in dem großen Haus im Erdgeschoss schlafen mussten, hatte ich auch stets Angst, dass mich eines Tages ein Einbrecher erwischen könnte.
Aber ein Ereignis brachte mein Leben bei meinen Pflegeeltern jede Nacht in regelmäßige Panikattacken und bis zum heutigen Tag wissen sie von diesem Ereignis nichts.
Ich habe nie darüber gesprochen so sehr hat es mich erschreckt.
Ich musste wie so oft meine Strafe im Winkel stehen abbüßen, und stand so oft stundenlang im Dunkeln neben der Kellertüre im Flur.
Plötzlich hörte ich, dass ein Lärm im Keller war, da ich hörte wie die Holzstücke die ich beim Kellerfenster außen immer einwerfen musste und sich die dort stapelten lautstark bewegten und an der Intensität wurde mir in dem Moment klar, dass dies keine Katze sein konnte die so den Weg in den Keller suchte.
Doch ich verscheuchte den Gedanken wieder und bekam fast einen Herzinfarkt vor Schreck, als sich hinter mir plötzlich die Türklinke der Türe bewegte und langsam versuchte sich zu öffnen.
Vor lauter Panik stolperte ich im Dunkeln die Stiegen hinauf und bat meine Pflegeeltern auf die Toilette gehen zu dürfen.
Sie erlaubten es und befahlen mir ins Bett zu gehen.
Beim ins Bett gehen kam ich wieder bei der Kellertüre vorbei die geschlossen war und ich hatte eine Heidenangst davor, was mich gleich daneben in meinem Zimmer erwarten könnte.
Seit diesem Abend konnte ich keine Nacht mehr durchschlafen und es war wie ein Fluch für mich, dass ich jede Nacht die Toilette aufsuchen musste und an dieser Kellertüre vorbei kam.
Ich wusste zwar dass sie in der Nacht abgesperrt wurde und dennoch war es mir oft unheimlich wenn ich durch den Türspalt Licht durchsickern sah.
Bis heute haben sich die Stunden in dem ich in diesem Keller eingesperrt wurde und das Licht nicht aufdrehen durfte vollkommen aus meinem Gedächtnis gelöscht, meine Seele hatte sich hier wohl einen Schutzpanzer aufgebaut.
Ich weiß bis zum heutigen Tag nicht, warum ich diese Situation niemals den Pflegeeltern erzählt hatte und ich denke, dass ich einfach zu geschockt war um damit klar zu kommen.
Wenn ich nicht gerade mit irgendwelchen Arbeiten im Garten, bei den Tieren oder im Haus eingeteilt wurde, verbrachte ich meine Freizeit mit dem immer wieder lesenden wenigen Büchern die ich hatte.
Ich begann schon sehr früh eine Art Tagebuch zu führen, in dem ich meine Gedanken und Gefühle, Sehnsüchte und Wünsche zu Papier brachte.
Wenn mich niemand hörte dann reimte ich laut Gedichte und sang mir lautstark meinen Schmerz von der Seele.
Seelentröster in diesen schweren Zeiten waren die Tiere die ich abgöttisch liebte und deren Liebe so rein war.
Nicht einmal sank ich weinend auf den Boden und schrie meine ganze Not zu diesem Gott an dem ich so sehr glaubte und konnte nicht begreifen warum er meine Gebete nicht erhörte.
In meinen Tag Phantasien träumte ich von einer glücklichen Welt und stellte mir meine Zukunft vor mit einem Beruf als Krankenschwester, einen Mann der mich liebte und mir alle meine Wünsche erfüllte, mit vielen Freunden, einem eigenen Auto und Haus mit Garten.
Wenn mich der Schmerz und meine Verzweiflung zu sehr überkamen, dann schlug ich meinen Kopf gegen den Boden oder die Wand oder ritzte mir mit der Spitze einer Schere immer wieder in der Nase bis ich blutete.
Außerdem aß ich Waschpulver in der Hoffnung, dass ich vergiftet würde, doch es geschah nie mehr als dass mir etwas schlecht wurde.
Ich hatte immer die Hoffnung krank zu werden oder einen Unfall zu haben, weil ich mir dann einredete, dass sich die Pflegeeltern vielleicht Sorgen machen würden und Angst hätten und dann bereuten was sie mir antaten und alles gut werden könnte.
Aber selbst mir wurde irgendwann klar, dass sich dieser Wunsch nie erfüllen würde
Aber ich gab die Hoffnung niemals auf dass auch diese bösen Menschen eines Tages auch ihre Strafe bekommen würden für das was sie zu verantworten hatten.
Das gab mir die Kraft jeden Tag und jede Nacht durchzuhalten.
Wenn die Pflegeeltern uns zu ihren Einkäufen oder sonstigen Terminen mitnahmen, dann saßen wir oft stundenlang im Auto eingesperrt oder mussten uns auf einem Fleck aufhalten und uns im Hintergrund halten. Es war uns nicht gestattet mit anderen Menschen zu reden.
Besonders schlimm fand ich die bitterkalten Wintertage bei denen ich mich stundenlang im Freien aufhalten musste wenn sie außer Haus waren und keine Möglichkeit hatte mich aufzuwärmen und so schon ganz früh auch die Erfahrung machte, wie sich eingefrorene Zehen und Finger anfühlten.
Sogar der Schwimmunterricht in der Schule wurde mir verboten, da man hier ja vielleicht die Verletzungen sehen hätte können.
Wenigstens durfte ich hin und wieder in den Sonntagsgottesdienst und in die Kinder Jungschar.
Doch mein Alptraum fing erst so richtig an, als ich in die Hauptschule kam.
Hauptschulzeit - Teil 2 - meiner Geschichte
Bitte pass gut auf Dich auf, da Texte triggern können!
Ich hasste es schon immer in die Schule zu gehen, da ich nicht wusste was mich erwartete und ich hatte Angst nach Hause zu kehren, weil ich auch hier nicht vorbereitet war auf das was auf mich zukommen sollte.
Da mir nicht erlaubt war, mir jeden Tag selbst Kleidung für die Schule auszusuchen, legte mir die Pflegemutter das Gewand in der Früh einfach hin.
Nach dem Aufstehen musste ich mich anziehen, das Bett machen, mich ins Bad begeben, mir meine Zähne ohne Zahnpasta putzen, mich kämmen und dann im Zimmer warten bis ich gerufen wurde, dass ich frühstücken kommen durfte.
Zu dieser Zeit hatte sich schon eingebürgert, dass das gemeinsame Essen ohne mir stattfand.
Fast so als wäre ich giftig, hatte ich eigenes Besteck und Geschirr und sogar einen eigenen Sessel wobei ich das Frühstück aber immer stehend einnehmen musste.
Nach dem Frühstück hatte ich dann Zimmer, Vorzimmer und Balkon zu kehren und zu wischen und erst dann durfte ich mich in den Weg zur Schule machen.
Auch hatte ich nicht wie die anderen meine Schultasche, meine Jacke und meine Schuhe im Vorzimmer stehen, sondern im Keller.
Nicht einmal gab mir meine Pflegemutter Jausen Brote mit, in denen die Wurst schon grün war, oder Schokolade, in denen schon die Tiere herum spazierten .
Natürlich ekelte ich mich davor und aß diese Brote nicht und obwohl ich dies meiner Pflegemutter nicht sagte, als sie mich fragte ob ich sie gegessen hatte und ich bejahte, schlug sie mich dann windelweich.
Auch begann meine Pflegemutter regelmäßig nach der Schule meine Schultasche auszuleeren und wenn sie dann ein Eselsohr in einem Schulheft oder ein Buch aus der Schulbücherei fand, zwang sie mich dass ich meine Hände ausstreckte und ihr die Handflächen hinhalten musste, damit sie dann mit einem Kochlöffel oder zischenden Holzstab darüber schnalzen konnte.
Manchmal aber musste ich mich dann auch auf den Stiegen mit den Händen aufstützen und sie versohlte mir den Hintern mit einem Teppichklopfer, Gürtel oder Holzstab.
Wenn sie ganz explodierte riss sie mich auch an den Haaren, verdrehte mir die Hände und schlug und trat wie von Sinnen mit Füssen und Händen auf mich ein.
Manchmal schlugen beide Pflegeeltern auf mich ein, wobei mir auch oft die Faust aufs Kinn oder mein Kopf gegen die Wand oder Kästen geschlagen wurde.
Meine Schulaufgaben machte ich stets alleine, Hilfe bekam ich nicht und musste so lange die Aufgaben unter Schläge wiederholen bis das Ergebnis richtig war.
Auch war mir nur einmal vergönnt eine Schulfreundin überraschend nach Hause mitzunehmen, doch es wurde mir dann verboten.
Nach den Schulaufgaben hatte ich dann die Hasen zu versorgen, die Enten und Hühner zu füttern und im Sommer war meine Aufgabe den ganzen Garten vom gemähten Rasen zu säubern.
Während ich es liebte die Tiere zu füttern und zu streicheln, wurde dies im Winter oft zum Alptraum, wenn ich tiefgefrorene Wasserschüsseln neu mit Wasser befüllen musste.
Die Tiere waren mein Ruhepol, Ihnen klagte ich mein Leid und heulte mich in deren Fell oft aus.
Prägendes Beispiel war unter anderem; dass ich eines Tages gezwungen wurde meinen süßen grauen Hasen mit Schlappohren zubereitet auf meinem Teller, zu essen.
Ein anderes Beispiel war die Tatsache; dass der Pflegevater immer wieder mit hundert von Hühner und Enteneier nach Hause kam wo oft in kürzester Zeit die Jungen schlüpften.
Und noch heute sehe ich das Bild vor mir; wie er sie einfach kocht und zerstampft im Kochtopf als Futter für ihre noch lebenden Artgenossen.
Wenn man jemals gehört hat wie so kleine Küken lebendig gekocht werden, verfolgt einem das sehr lange.
Es kostete mich auch viel Überwindung; die toten Enten und Hühner zu rupfen bevor sie fürs Essen zubereitet wurden.
Aber am aller schlimmsten hat sich ein besonderes Ereignis in mir festgesetzt.
Unsere damals schwangere Katze hatte sich im Stall an Brettern verfangen; und kam alleine nicht mehr runter während ein Junges schon hervorragte.
Mein Pflegevater nahm sie herunter und hieb ihr einfach den Kopf mit einer Axt ab.
Das Katzenbabys am Land manchmal getötet werden; weiß ich mittlerweile auch aber als Mädchen mitzuerleben; dass diese gegen die Wand geschleudert oder im Wasserkübel brutal ertränkt wurden; das lässt einen nicht mehr los.
Noch heute höre ich das Schreien und Wimmern; und sehe ich mich wie ich diese Babys aus dem Müll hole und weinend ihr Fell streichle hoffend darauf; dass sie noch atmen.
Außerdem hatte ich die undankbare Aufgabe unzählige Raupen mit bloßen Fingern von dem angebauten Gemüse zu entfernen in dem ich sie zerdrücken musste.
Im Winter musste ich oft stundenlang Schubkarren voll beladen mit Holz über das ganze Grundstück führen, Holzscheit für Holzscheit beim Kellerfenster hinunter schmeißen und dann stundenlang im Keller auf schlichten.
Eigentlich kann ich sagen, dass ich kaum Freizeit hatte, da ich immer bei Arbeiten in Haus und Garten eingesetzt wurde.
Liebevolle Gesten oder Berührungen erlebte ich kaum, denn Gewalt war die einzige Sprache die man mir zu verstehen gab.
Abgesehen davon hatte ich auch immer öfters in der Schule kaputte Kleidung an und schnitt mir die Pflegemutter die Haare so kurz dass ich aussah wie ein Junge und so auch zum Außenseiter wurde, da ich nicht hatte was die anderen hatten.
Selbst in dem Zimmer in dem ich all die Jahre lebte, war es mir nicht vergönnt, außer dem Bett, meinen wenigen Bücher und Spielsachen, dem klapprigen Schreibtisch und Sessel etwas anzugreifen.
Ich hatte nur ein einziges Mal gewagt den Kasten zu öffnen und hinein zu sehen, doch ich weiß nicht wie die Pflegemutter es heraus bekam, sie schlug mich so schlimm, dass ich es dann nicht mehr wagte.
Natürlich versuchte ich immer wieder Hilfezeichen zu setzen, in dem ich zum Beispiel mein Leid in anonymen Briefen in den Briefkasten der Kirche gegenüber einwarf.
Oder ich nahm mit Absicht die Hefte von zu Hause in die Schule mit, in denen ich Hunderte von Strafsätzen zu schreiben hatte, die dann mit schlimmen Kommentaren von Pflegeeltern und deren Sohn bekritzelt waren.
Auch fragte ich mich immer wieder warum die Nachbarn niemals die Polizei holten, wenn wir unter den Schlägen lautstark weinten und schrien vor Schmerz.
Ich vertraute mich der Religionslehrerin an der ich einige Details nannte von zu Hause und die schenkte mir eines Tages einen Kassettenrecorder und Kassetten mit Aufnahmefunktion.
Ich freute mich riesig; konnte ich damit ja das Treiben zu Hause aufnehmen.
Doch meine Pflegemutter nahm ihn mir weg; und ich bekam eine ordentliche Tracht Prügel weil ich erzählt hatte was daheim abging.
Für meine Lügen, die aber die Wahrheit waren.
Es gab ein einziges Mädchen in der Schule; dem ich alles von zu Hause anvertrauen konnte und das mir versprach zu helfen; da es ja angeblich schon mit Ihrer Mutter geredet hatte.
Ich freute mich sehr darüber und hoffte so auf Hilfe, doch es kam nie dazu.
Sie verstarb nur kurz darauf bei einem Verkehrsunfall und die Pflegeeltern verbaten mir Abschied von ihr zu nehmen.
Auch gab es immer wieder psychologische Untersuchungen in der Schule denen ich mich unterziehen musste und habe ich Attests die beweisen, dass ich schon mit 12 Jahren psychisch krank war und psychologische Hilfe gebraucht hätte.
Ein einziges Mal habe ich zusammen mit meinem Bruder versucht abzuhauen doch wir kamen leider nicht weit, weil die Pflegeeltern uns mit dem Auto abpassten.
Die Angst und der Schock meines Bruders war weitaus schlimmer für mich als der Alptraum an Schlägen der uns danach erwartete.
In dieser Zeit begann es auch, dass meine Pflegemutter mich zwang die Unterwäsche von mir und meinen Bruder in einem Kübel zu waschen und stets im Freien aufzuhängen.
Was das für mich im Winter bedeutete brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
All die Jahre durfte ich nur mit Erlaubnis auf die Toilette und hatte ich ein 46 cm langes und 30 cm breites Handtuch zur Verfügung
Dass ich mit meinem Zwillingsbruder teilen musste
Meine Zähne putze ich ohne Zahnpasta; und Baden gab's jeden Sonntag; meistens mit gebrauchtem Wasser.
Dazu kam auch noch; dass es mir verboten wurde mir Selbst das Wasser aufzudrehen
Und ich stets darauf achten musste; und stets Angst davor hatte; dass die Pflegemutter das Wasser entweder eiskalt oder brenn heiß aufdrehte, denn das tat sie sehr gerne und dann gab es kein Entrinnen.
Bei so einer Aktion musste ich miterleben, wie die Pflegemutter meinen Zwillingsbruder mit Gewalt seine Hand unters heiße Wasser hielt und nicht gleich damit aufhörte obwohl er weinte und schrie.
Es krampfte sich mein Herz zusammen; als er an diesem Abend im Bett vor sich her wimmerte.
Als eine Nachbarin dann einmal auf Besuch kam und seinen Verband sah, und fragte was passiert war, meinte meine Pflegemutter nur, dass mein Bruder nicht aufgepasst hatte.
Öfters wurde ich im Keller oder einem anderen dunklen Ort versteckt gehalten wenn die Pflegeeltern Besuch hatten.
Eigentlich fühlte ich mich dort wie ein Arbeiter; der all die Dinge verrichtete die sie nicht tun wollte
Nur belohnt wurde ich nie dafür.
Wenn sie kurz mit dem Auto wegfuhren sperrten sie außer dem Wc alle Räume ab.
Außerdem liebten die Pflegeeltern es scheinbar mir ins Gesicht zu schlagen, in Rücken und Bauch zu treten mir büschelweise die Haare auszureißen oder meinen Kopf wo an zuknallen.
Auch liebten Sie es, wenn ich antwortete mir plötzlich mit der Faust aufs Kinn zu schlagen so dass ich mich in die Zunge biss, und das bis heute auf meiner Zunge ersichtlich ist.
Manchmal trat und hieben sie wie von Sinnen auf meinen Körper ein und verdrehten mir Hände und Füße und trat mir in Rücken oder Bauch.
Nicht selten wurde ich wortwörtlich Stufen hinunter und hinauf getreten.
Der Pflegevater und sie schlugen manchmal gemeinsam, manchmal abwechselnd auf mich ein.
Auch stundenlanges Knien auf Kieselsteinen und in der Ecke stehen, gehörte zu ihrem Ritual.
Aber auch psychische Gewalt wurde ausgeübt, ich durfte außer meine Schulsachen; und mein Bett und meine wenigen Spielsachen in meinem Zimmer nichts anfassen...
Einsperren im dunklen Keller und im dunklen Schuppen wenn Besuch kam, war für mich Normalität.
Auch jagten Sie mir oft fürchterliche Angst ein, indem sie mir abends Tonbänder vorspielten die ziemlich gruselig waren mit der Botschaft, dass der "Schwarze Mann" mich holen komme.
Dann erinnere ich mich noch an eine Situation; ich war im Weinkeller vom Holzgerüst gestürzt und unglücklich mit meiner Hand auf den
darunter befindlichen Beton geknallt.
Ich konnte meine Hand nicht mehr ganz ausstrecken und hatte große Schmerzen.
Als ich dann die Suppe essen musste (natürlich nach allen anderen; mit eigenen Sessel, Geschirr und Besteck; als wäre ich ansteckend), kam ich natürlich nicht bis zum Mund.
Kurzerhand packte die Pflegemutter meine Hand und drehte sie einfach um.
Oja , der Schmerz war gigantisch; aber bewegen konnte ich die Hand dann wieder.
Ich kann mich nur an zwei Ereignisse zurück erinnern bei denen ich wenigstens einen Hauch von Zuneigung und Liebe erfahren durfte; von Seiten meiner Pflegemutter.
Das normale Bedürfnis aber eines Kindes nach Geborgenheit und Sicherheit blieb mir die ganze Zeit verwehrt.
Heute weiß ich, dass meine Pflegemutter mich so gehasst hat, weil sie einen Jungen nur haben wollte aber mich damals dazu aufnehmen musste, aber als Kind war mir diese Härte und Ablehnung natürlich nicht erklärbar und nachvollziehbar.
Weihnachten; Geburtstag usw. waren Feste bei denen sie mir erst Recht ihre Verachtung demonstrierten.
Entweder sah ich zu; wie andere das bekamen, was ich mir wünschte oder irgendein Geschenk wurde mir einfach nur lieblos hingeschmissen.
Torte gab es sowieso nur ganz selten zum Geburtstag und hatte ich mal bessere oder schönere Geschenke dann waren sie plötzlich verschwunden und ich sah sie nicht mehr wieder.
Die Erstkommunion ist für viele Mädchen und Buben ein schönes Ereignis und während bei meinen zwei anderen geliebten Pflegegeschwistern dies gefeiert wurde vor Stolz demonstrierten mir und meinen Bruder die Pflegeeltern ihre Geringschätzung darüber.
Das Foto meiner Erstkommunion ist mir das Einzige das mir aus meiner ganzen Kindheit geblieben ist, denn es wurde alles vermieden um Erinnerungen an meine Existenz zu bewahren.
Nicht einmal Schulfotos waren meine Pflegeeltern bereit zu behalten und ich war oft traurig als Einzige in der Klasse mein Foto wieder in der Schule abzugeben.
Besonders schlimm war die Tatsache aber dass die Fotos meiner beiden anderen Halbgeschwister oft mit Freuden und Begeisterung in Empfang genommen wurden und allzu oft mir dann auch ihre Fotos an manchen Orten im Haus entgegenblickte.
Ich weiß bis heute nicht wie ich als Kind ausgesehen hatte und wie ich mich im Laufe der Jahre veränderte im Aussehen.
Auch dass ich kurz vor der Firmung mich zusammen mit meinen Bruder taufen lassen musste trug eher zum Gespött der Schulkollegen bei.
Bei unserer Firmung durfte ich ganz stolz auch vor allen Leuten in der Gemeinde etwas vorlesen, doch so wie bei allen Ereignissen bei denen Eltern anwesend sein sollten und sich mit ihren Kindern freuen, blieb ich alleine und ausgeschlossen.
Meine Pflegemutter sagte mir nach der Firmungsfeier dann zu Hause dass ich nicht glauben brauche, dass sie jetzt stolz auf mich wäre, nur weil ich da vorne gestanden hätte und geredet hätte und warf mir achtlos eine Armbanduhr hin , die dann jahrelang unbenutzt im Regal lag, da ich sie nicht tragen durfte.
Auch trat ich zusammen mit meiner Pflegeschwester auch immer wieder bei politischen Veranstaltungen auf und obgleich ich immer besonders mich bemühte und meine Sache trotz Lampenfieber gut machte, bekam ich nie Anerkennung oder ein Lob dafür.
Meine Pflegeschwester natürlich schon.
Warum mich die Pflegeeltern praktisch nötigten da immer wieder mitzumachen hat sich mir selbst nie erschlossen, aber es lag wohl daran dass sie politisch motiviert waren und mein Pflegevater hier eine größere Position hatte.
Ich verabscheute und hasste meine Leben und ich konnte nicht nachvollziehen wie man nur so grausam sein konnte ohne auch nur ein bisschen ein schlechtes Gewissen zu haben.
Ich konnte nicht verstehen, dass meine Pflegeeltern zwei Gesichter hatten und auch niemand das erkennen konnte oder auch wollte.
Claudia K.
Drei Geschwister. Die Jugendwohlfahrt kümmert sich um sie, weil … . Die Buben sind aufgeweckt und oberflächlich – so auf die Schnelle – von „normalen“ Kindern nicht zu unterscheiden. Das Mädchen ist still. Auffällig still. Es erinnert an einen Wurm, an einen Röhrenwurm: Sie ist ein wunderschönes, zartes Geschöpf, das sich bei der ersten Veränderung ihrer Umwelt, dem ersten Anzeichen, da könnte etwas Bedrohendes nach ihr greifen, in sich selbst zurückzieht. Der fehlende Außenschutz wird durch einen nicht vorhandenen Innenschutz ersetzt.
Der Mut dieser Kinder, ihre Stärke und ihr Lebenswille sind unbegreiflich. Kein Vater trägt sie, wenn sie müde sind, keine Mutter tröstet sie, wenn traurig sind, kein Opa erzählt einen Schwank von früher und keine Oma backt Kekse.
Sie haben nur sich. Denn „es ist schwer, drei Kinder unterzubringen.“ Aber sie sollen tunlichst „zusammen bleiben“. Man bemühe sich eben, sie „nicht einzeln zu vergeben“. Aber drei Kinder! Wer nimmt schon drei Kinder am Stück! Noch dazu ohne Qualitätsgarantie. Man weiß ja nie ...
Jetzt wird vielleicht erwartet, etwas Gescheites wie „Europa nimmt Millionen Flüchtlinge auf, aber drei vom Schicksal benachteiligte Kinder kann es nicht aufnehmen“, zu faseln. Das wäre dumm.
Die Betreuerinnen kümmern sich um die Kinder. Die Kinder sind immer sauber. Ihre Schultaschen sind gepackt. Wenn eines krank ist, kommt der Arzt, wenn eines schlecht sieht, bekommt es eine Brille.
Was mich traurig macht, ist die Selbstverständlichkeit, mit der die drei Kinder ihr Leben leben. Wie sie ihren Alltag knacken.
„Ich hab einen Hund gestreichelt. Der hat mich abgeschleckt.“
Oder:
„Schenkst Du mir etwas zum Geburtstag?“
„Was willst Du denn?“
„Ich weiß nicht. Ein Buch?“
Oder nur:
„Kommst Du wieder?“
Ich denke mir, Familienrichterinnen müssten ein Praktikum machen. Sie müssten Kinder wie diese drei kennenlernen – und begreifen, dass Kinder fühlende Wesen sind. In ihre Welt eintauchen. Mit ihnen leben.
In Österreich darf jedermann ein Kalb in den ersten Lebenswochen enthornen, wie er will. Mit oder ohne Betäubung. Früher erklärten nämlich findige Lobbyisten (einer gewinnorientierten Bioproduktionsindustrie), dass Kälber in den ersten Lebenswochen noch „nicht so entwickelt“ wären. Da spürten sie eh noch nichts; so richtig halt. Auch Fische spüren nichts; die schreien nie, wenn sie langsam ersticken. Insekten spüren nichts. Und Kinder spüren auch nichts.
Für den OGH war es nicht gesichert, ob ein Vergewaltigungsopfer mit langfristig unabsehbaren Folgen rechnen muss. Er reduzierte daher die Strafe für den Täter. Es war ja nur ein einmaliges Ereignis. Vielleicht war es für den Täter ein einmaliges Ereignis. Ein einmaliges Ereignis, das mit dem Abspritzen vergessen wurde. Für den Täter. Für das Opfer änderte dieses einmalige Ereignis sein weiteres Leben.
Kälber spüren nichts, Fische spüren nichts, Insekten spüren nichts. Kinder spüren nichts.
Heute werden in Notzeiten keine Kinder als unnötige Esser ausgesetzt. Märchen wie „Hänsel und Gretel“ erinnern nur noch dunkel an diese Zeiten. Heute ist Brot für alle da. Sogar Handys. Aber in Notzeiten der Psyche sind es noch immer die Kinder, die ausgesetzt werden. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der Hänsel und Gretel im Wald ausgesetzt wurden.
Und solange Richterinnen im Urlaub süße Kälbchen lieb haben, die am nächsten Tag ohne Betäubung enthornt werden, damit sie in einigen Wochen unverletzt im Schlachthof angeliefert werden können, solange werden Richterinnen schwuppdiwupp Trennungskinder – nomen est omen – trennen. Im Namen des Kindeswohls.
Was soll ich euch über mein Leben sagen? Es war nicht einfach, meine Kindheit war das, was sich viele erst gar nicht vorstellen wollen.
Ich war ein Heimkind.
Eines dieser berüchtigten Heimkinder, die viel Gewalt erfahren haben - und deshalb als "schwer erziehbar" eingestuft wurden. Geboren kurz nach dem Krieg, danach zu Pflegeeltern abgeschoben, danach wieder ins Heim geschickt. Dreimal wurde mein Nachnamen gewechselt. Der Name meines Vaters wurde mir erst nach meiner Anfrage und Volljährigkeit (!) mitgeteilt. Zuerst wusste man angeblich nichts, dann doch wieder, dann war es aber ein ganz anderer, hieß es per Gericht. Ich absolvierte 5 Klassen Hauptschule im Heim Hohe Warte in Österreich, mit Stempel "Sonderschule", ab dem 6 Lebensjahr hatten ich keinen Kontakt mehr zum anderen Geschlecht – dies mutet man heutzutage keinem Zootier mehr zu. Es war wahrlich eine miese Schulung fürs Leben ! Danach machte ich eine Lehre, die ich eigentlich gar nicht wollte, aber gut, so war das damals halt.
Es war eine harte Zeit, was soll ich dazu schreiben?
Soll ich euch von den vielen Schlägen und Misshandlungen berichten? Es ist nichts für schwache Nerven. In den - spärlich ausgehändigten - Jugendheimakten wurde ich gar des Mordversuchs am Halbbruder bezichtigt (jetzt per eidesstattlicher Erklärung vom Halbbruder natürlich zurückgewiesen). Man tat dort alles, um uns Kinder zu erniedrigen und zu zerstören. Es waren Sadisten am Werk. Kinder sind wehrlos. Kinder, die alleine sind, ohne Eltern und Verwandtschaft, sind besonders wehrlos. Kinderschänder haben ein leichtes Spiel, an diese Kinder heranzukommen und sie nach Belieben zu quälen. Die Jugendamtsakten wurden mir übrigens nur zu 10 % ausgehändigt – Rest verweigert – obwohl es doch ein Gesetz zur Aushändigung gibt. Aber was kümmern den Staat schon die eigenen Gesetze? Nach dem Lehrabschluss/Lehrlingsheim wurde ich auf die Straße gestellt – Untermietzimmer mit Gasseneingang - kein fliessend Wasser, Klo über die Gasse - bis zum Bundesheer. Ich war dann vier Jahre im Bundesheer und heiratete, ich ließ mich scheiden, heiratete wieder, wurde Vater, ließ mich neuerlich scheiden. Seit 40 Jahren bin ich nun in dritter Ehe. Ich bin glücklich, dann doch noch so eine verständnisvolle, wunderbare Frau gefunden zu haben. Meine Frau und ich haben dann ein Unternehmen übernommen und kamen gut über die Runden. Ihr wollt wissen, ob ich meine Vergangenheit gut verarbeitet habe? Im Vergleich zu vielen anderen, die daran zerbrochen sind: JA! Mir wurde dabei auch von wahren Menschen - außerhalb des staatlichen Machtapparats - geholfen. Wiedergutmachung oder doch keine? KEINE! Wiens Noch(Und-bald-nicht-mehr)-Bürgermeister Michael Häupl startete einen "Wiedergutmachungsversuch nach Kinderheimfolter", zur Durchführung an den "Weissen Ring" delegiert. Und hier begann neuerlich die Folter der damals schwer misshandelten Kinder. Der "Weisse Ring" forderte von den ehemaligen Opfern: die 40 bis 60 Jahre zurückliegenden Heimqualen, Vergewaltigungen sollen ins Gedächtnis für ein "Clearing" zurückgeholt und brühwarm – meiner Meinung nach pervers – dem "Weissen Ring" zur Beurteilung vorgelegt werden - dass der dann 0 - 20.000 € zu- oder nicht zuspricht (schnell wieder von Wiens früherer Stadträtin Wehsely – die, die zu Siemens abgewanderte – abgedreht). Für mich gab es jedenfalls keinen Cent.
Jedes dieser so genannten "Clearing"-Gespräche - zu dem jeder Anspruchsberechtigte vom "Weissen Ring" gezwungen worden ist, ist, wenn nicht vom Betroffenen selbst gefordert, Zwangsfolter mit vorsätzlicher schwerer Körperverletzung durch Retraumatisierung.
Letztendlich: Keine Antwort auf diese Vorwürfe vom "Weissen Ring" - ist ja "nur" ein Verein - raffiniert ausgedacht vom Bürgermeister Häupl - dessen Radiointerview-Aussage "ich wusste seit 40 Jahren davon" sagt wohl genug über seinen Charakter aus - was tat er nur 40 Jahre lang? Und jetzt noch 40 Jahre staatlicher Rentenklau! Wir haben aufgrund unserer schrecklichen Erlebnisse die selben Ansprüche wie Menschen mit bestimmten Behinderungen - NACH Anlassfall - und nicht erst 40 Jahre später. Von den fast 100.000 Kindern, die im Heim waren und Schreckliches erlebten, haben nur wenige Tausend je eine finanzielle Wiedergutmachung bekommen.
Ist das Gerechtigkeit?
Jetzt also als (einstweilen) letztes Kapitel der Staatsdemütigungen: das "HOG" (Heimopfergesetz) - das bisherige Regressforderungsmöglichkeiten vereitelt - und gleichzeitig 40 Jahre Pensionsansprüche stiehlt! Jede Invaliditätspension gilt ab Unfalltag - den Heimkindern wird nach Folterverbrechen des Staates in den 40 bis 60 Jahre zurückliegenden Jugendjahren zuerst einmal 40 Jahre Sühnezahlung verweigert - erst nach erreichen des Pensionsalters 10,- € pro tag gewährt (oder oft genug auch nicht) - und wenn, dann nach neuerlicher Traumatisierungsfolter - wie beim "Weissen Ring". Zwischendurch: Anfragen an den "Weissen Ring", Volksanwaltschaft werden meist nicht beantwortet - nach dem Prinzip von Oskar Helmer (im Parlament betreffend Judenentschädigungen gesagt): "Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht" - das heißt: wir sollen eher ins Gras beißen als die "Heimopferrente" zu bekommen - was mehrheitlich auch getan wird. Wir haben es jetzt - wie SPÖ-Politikerin Doris Bures im Parlament sagte, mit der "im Nachkriegsösterreich fortwährenden NS Ideologie" zu tun. Obwohl man weiß, dass wir Kinder "Opfer der NS-Ideologie" waren, wurde mit einem Federstrich an uns "40 Jahre Rentenklau" einstimmig beschlossen. Wie kann das sein? Dass der Volksanwalt solch Ungleichheitsgesetz nicht beeinsprucht, sondern exekutiert - lässt das Fass des Unrechts übergehen - und den Volksanwalt selbst in schlechtem Licht dastehen. 70 Jahre staatliche und kirchliche Kinderheimverbrechen an 100.000 Kindern (alles im Archiv aufliegend) werden nicht geahndet - sondern mit 10,- € Heimopfer-Tagesrente an 60 Jahre alt geworden sein müssende Überlebende, die dazu fähig sind, sich nochmals traumatisieren zu lassen (nicht einmal 1.000 bis jetzt), schuldeingestehend gegeben. Billiger kann sich der Staat nicht von seiner Schuld freikaufen wollen - das ist das Staatsverbrechen. Für Haider's Taten waren schnell mal 20 Mrd flüssig - für das größte Staatsverbrechen der 2.ten Republik (Zitat: Hans Weiss, Tatort Kinderheim) versucht man sich mit nicht einmal einem Promille freizukaufen - und gleichzeitig den durchwegs staatsgetragenen Verbrechen (MA 11, etc.) der weiteren Nachahmung einen Riegel vorzusetzen: die unangemeldete Volksanwalt-Nachschau in Kinderheimen vor einem Monat bestätigte die Weiterführung. Besonders betroffen macht mich die Tatsache, dass Donnerstag den 11.1. die Volksanwaltschaft zu einer Pressekonferenz bezüglich des Heimopfergesetzes einlädt und wir Opfer sind nicht eingeladen worden. Wir staatlichen Heimopfer durften "aus der Presse" Sprachfetzen der über unsere Köpfe vorgenommene Maßnahmen erfahren - und wissen nicht einmal ob sie den Tatsachen entsprechen. Das ist ein Skandal. Bei den Holocaust-Opfern würde man sich solches Vorgehen nicht trauen. Der Missbrauch geht weiter und wird vom Land Österreich gedeckt - Doris Bures hat recht: es gibt nach wie vor "die im Nachkriegsösterreich nachwirkende NS-Ideologie". Als Abschluss das geflügelte Kreisky-Wort: "Ich habe es nicht notwendig, mich von ein paar Lausbuben so behandeln zu lassen" abgewandelt in: "Wir haben es nicht notwendig, uns vom Staat so ungerecht behandeln zu lassen" - ohne dass wir dagegen aufstehen!
Johann Kailich - HEIMKINDER-AKTIV-COMMUNITY 2018 01 25 exheimkinder@gmail.com
gerettet? Wovor eigentlich? Vor einem selbsterfüllten Leben? Vor dem eigenständigen Glücklichwerden?
Kleines Radieschen
Kleines Radieschen, bist du glücklich,
dass du gerettet bist?
Vor Dürre, Hagel und den bitterbösen Schnecken?
Hier geht`s dir gut, umgeben nur von Gutem
schwimmst du in Marinade.
Keine Dürre, kein Hagel,
und vor allem keine Schnecken,
die dich verzehren wollen!
Bei Dürre hättest du mich gießen,
und vor Hagel schützen können.
Die Schnecken hättest du mir ferne halten können.
Stattdessen -
du wäscht mich, teilst mich und gibst mir deine Würze
- scheint`s, du willst mich
selber essen.
Familiengerichte wissen, was geschieht.
Sie haben nur Angst, als erste dagegen aufzustehen.
Jugendämter wissen, was geschieht.
Sie haben nur Angst, als erste offen dagegen aufzustehen.
Politische Parteien wissen, was geschieht.
Sie haben nur Angst, als erste offen und gemeinsam dagegen aufzustehen.
Kinder wissen nicht, was ihnen geschieht.
Sie haben nur Angst.
Es ist so wenig, was Kinder brauchen, und es ist so viel, was ihnen genommen wird.
Glücklich,
wer das Tagwerk
vor dem Morgenrot
freudig begann,
und nach dem Abendrot
zufrieden entschlief.
"Nicht die Länge, sein Inhalt
beurteilt dein Leben",
meinte der Greis,
als er weinend Kinder begrub;
wohl wissend,
dass ein Kronos
einen Zeus zeugt,
bleibt ein ewiger Traum.
aus dem Alten Testament:
Damals kamen zwei Dirnen und traten vor den König. Die eine sagte: „Bitte, Herr, ich und diese Frau wohnen im gleichen Haus, und ich habe dort in ihrem Beisein geboren. Am dritten Tag nach meiner Niederkunft gebar auch diese Frau. Wir waren beisammen; kein Fremder war bei uns im Haus, nur wir beide waren dort. Nun starb der Sohn dieser Frau während der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. Sie stand mitten in der Nacht auf, nahm mir mein Kind weg, während ich schlief, und legte es an ihre Seite. Ihr totes Kind aber legte sie an meine Seite. Als ich am Morgen aufstand, um mein Kind zu stillen, war es tot. Als ich es aber am Morgen genau ansah, war es nicht mein Kind, das ich geboren hatte.“ Da rief die andere Frau: „Nein, mein Kind lebt, und dein Kind ist tot.“ Doch die erste entgegnete:„Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.“ So stritten sie vor dem König. Da begann der König: „Diese sagt: 'Mein Kind lebt, und dein Kind ist tot!' und jene sagt: 'Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.'“ Und der König fuhr fort: „Holt mir ein Schwert!“ Man brachte es vor den König. Nun entschied er: „Schneidet das lebende Kind entzwei, und gebt eine Hälfte der einen und eine Hälfte der anderen!“ Doch nun bat die Mutter des lebenden Kindes den König - es regte sich nämlich in ihr die mütterliche Liebe zu ihrem Kind: „Bitte, Herr, gebt ihr das lebende Kind, und tötet es nicht!“ Doch die andere rief: „Es soll weder mir noch dir gehören. Zerteilt es!“ Da befahl der König: „Gebt jener das lebende Kind, und tötet es nicht; denn sie ist seine Mutter.“ Ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie schauten mit Ehrfurcht zu ihm auf; denn sie erkannten, dass die Weisheit Gottes in ihm war, wenn er Recht sprach.
aus einem Gerichtsbeschluss:
Ohne Terminvereinbarung erschienen am Amtstag zwei Sexarbeiterinnen am Gericht. Als Sachverhalt gaben beide übereinstimmend an, im selben Haus zu wohnen und mit einer zeitlichen Verzögerung von drei Werktagen je ein Kind geboren zu haben (siehe Anlagen A, Geburtsurkunden). Eines der Kinder sei mittlerweile verstorben, das andere lebe noch. Strittig wäre insbesondere die Mutterschaft des lebenden Kindes, die jede der beiden Antragstellerinnen für sich geltend machte. Dem Familiengericht war es nicht möglich, weder das lebende noch das tote Kind einer bestimmten Antragstellerin als Mutter zuzuordnen, da Aussage gegen Aussage stand. Zur Klärung wurde die Bestellung einer Gerichtsgutachterin in Aussicht gestellt. In der Zwischenzeit entschied das Familiengericht, dass das lebende Kind abwechselnd beiden Antragstellerinnen zur Obhut übergeben wird: Antragstellerin A bekommt an ungeraden Tagen das Kind jeweils zu den geraden Stunden und Antragstellerin B an geraden Tagen jeweils zu den ungeraden Stunden. Die Betreuung in der übrigen Zeit (zu den geraden Stunden an geraden Tagen und zu den ungeraden Stunden an den ungeraden Tagen) wurde zwecks Deeskalation einer einvernehmlichen Vereinbarung beider Antragstellerinnen überantwortet. Die Übergabe wurde als Holschuld festgelegt. Die Übernehmerin ist verpflichtet, das Kind bei der jeweils anderen Antragstellerin abzuholen, die Übergeberin ist verpflichtet, das Kind in einem einwandfreien Zustand, gestillt und gewickelt, zu übergeben. Die Übergabe wird während der Amtszeiten, Montag bis Donnerstag von 08.00 Uhr bis 15.30 Uhr, und Freitag von 08.00 Uhr bis 12.00 Uhr durch eine vor Ort anwesende Mitarbeiterin des zuständigen Jugendamts überwacht. Antragstellerin A befürwortete die Entscheidung und erklärte sich durch Unterzeichnen der Vereinbarung als einverstanden. Antragstellerin B lehnte die Entscheidung ab, da diese dem altersspezifischen Ruhebedürfnis des Säuglings widerspreche und in weiterer Folge die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen könnte.
Entscheidung
Das Kind wird in die alleinige Obhut der Antragstellerin A übergeben. Langzeitstudien über das altersspezifische Ruhebedürfnis von Säuglingen widersprechen einer geteilten Obhut nicht. Vielmehr ist erwiesen, dass eine Doppelresidenz dem Kindeswohl sogar dienlich ist. Säuglinge verfügen nur über ein begrenztes Erinnerungsvermögen. Daher ist ein häufigerer Wechsel der Obhut als bei älteren Kindern mit einem entwickelten Erinnerungsvermögen erforderlich, um der Bindung zur jeweils anderen Bezugsperson nicht zu gefährden. Das Kind wird wegen der Bindungsintoleranz der Antragstellerin B, durch die Maßnahmen im Interesse des Kindeswohls verunmöglicht werden, der Antragstellerin A zur alleinigen Betreuung übergeben.
Ganz Europa hörte von dem Urteil, das das Familiengericht gefällt hatte, und schaute voller Furcht zu ihm auf; denn es erkannte, dass die Macht des Familiengerichts nur durch seine Willkür übertroffen wird.
Ps.: Im Volksmund wurde die bemerkenswerte Gerichtsentscheidung als Floriani-Prinzip bekannt: Der Richter hieß Florian Prinzipius. Durch Verballhornung wurde aus:
„Willkürlicher Florian, verschon' mein Kind, teil' andre auf!“ im Laufe der Zeit:
„Heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus, zünd' andre an!“
Sorry für dieses Posting, aber mein Zorn ist aktuell riesengroß. Vor allem, wenn ich mir die Verantwortlichen ansehe, wie all das ausgelöst wird und wie einfach es zu verhindern wäre. Meine Verachtung gilt der Republik Österreich, von der ich dachte, sie sei eine gerechte, der SPÖ und ÖVP, die im letzten Jahrzehnt für all diesen Wahnsinn politisch verantwortlich waren und teilweise immer noch sind, den Grünen, die sich zwar gebetsmühlenartig für "halbe-halbe" vor Trennung, aber stets gegen gleichberechtigte Elternschaft nach Trennung ausgesprochen haben und standardmäßig Einzelfallprüfungen fordern (bedeutet jeden Vater per se für unfähig zu erklären), der FPÖ, die mit diesem Thema über Jahre Wählerstimmen geködert hat und jetzt in der Regierung trotz Regierungsprogramm genau gar nichts tut und des BG Mödling im Speziellen wegen Kindeswohlgefährung, Diskriminierung, Nichtumsetzung der Europarat-Resolution 2079 und des Bruchs der UN-Kinderrechtskonvention Artikel 9, Absatz 3.
Es kommt genau genau so, wie es kommen musste, wie es in all den Statistiken weltweit zu finden ist, wenn man Väter aus dem Leben ihrer Kinder entfernt oder sich diese Arschlöcher von selber verdrücken. Ich bin wohl beides, wobei ich mir nach 12 Jahren das Recht genommen habe, noch leben zu dürfen, nach all dem, was ich da ertragen musste. Daher mal aus einer anderen, gar nicht so fiktiven Perspektive eine Art Tagebuch eines Kindes aus Österreich, das hoffentlich ein paar Verantwortliche wachrüttelt, was sie da für ein Verbrechen begingen und begehen. Ebenso SPÖ- und Grüne-Freunde, deren Politik ich im Allgemeinen natürlich höchst begrüße, im Fall des Familien(un)rechts aber zutiefst verurteile. Stellt mir bitte im Anschluss keine Fragen zu meinen Kindern, ich werde nicht bestätigen oder verneinen, ob hier etwas auf meine Kinder zutrifft. Der Schutz meiner Kinder steht an erster Stelle. Fakt ist, dass das fiktive Tagebuch exakt so bei hunderten und tausenden Kindern in der ein oder anderen Form traurige Realität ist:
Ich bin zwei Jahre alt.
Meine Eltern sind immer superlieb zu mir und ich habe ein wundervolles Zuhause. Sie streiten nicht wie andere Eltern und es gibt für mich nichts schöneres für mich, als mit meinem Bruder, Mama und Papa zu kuscheln. Mein Papa ist viel mehr zu Hause als andere Papas und er kocht auch immer für uns. Ich lache den ganzen Tag und bin so glücklich.
Irgendetwas ist passiert. Papa ist gestern nacht weinend aus unserem Zuhause gelaufen und nun ist da ein neuer Mann im Haus, den ich nicht kenne. Mama kuschelt nun mit ihm. Wo ist mein Papa?
Endlich bin ich wieder bei meinem Papa, aber ich weiß nicht, was das für eine Wohnung ist. Ich kann endlich wieder mit ihm zusammen sein, mein Bruder und ich können endlich wieder bei ihm sein. Wir haben nur ein Zimmer und ein Bett gemeinsam, aber kuscheln mit meiner Familie ist sowieso das allerschönste, egal ob bei Mama oder bei Papa.
Ich bin nun 4 Jahre alt
und mein Papa hat sich ein Zuhause ganz in der Nähe von Mama genommen. Papa hat Mama alles geschenkt und Mama wohnt mit dem neuen Mann weiterhin in unserer bisherigen Wohnung. Mein Papa musste sich sehr viel Geld ausborgen, damit wir es auch bei ihm wieder schön haben und es ist super cool. Es ist so schön, bei Papa zu sein, er nimmt sich immer ganz viel Zeit für mich und meinen Bruder, wenn wir bei ihm sind und keiner streitet. Ich kann es jedesmal kaum erwarten, wenn ich wieder bei ihm sein darf. Ich habe Mama und Papa so lieb und bin froh, dass ich abwechselnd bei beiden sein kann.
Ich bin nun 6 Jahre alt
und habe noch einen Bruder bekommen. Meine Mama und der Papa meines neuen Bruders wollten ein neues Zuhause, aber mein Papa weint nun wieder mehr. Irgendwas wegen Geld. Ich glaube Mama konnte ein Versprechen nicht halten und will von Papa wegen ihrem neuen Zuhause mehr Geld. Papa schaut manchmal ziemlich traurig aus, aber wir haben es trotzdem immer lustig. Das Schönste ist, wenn wir jeden Freitag Abend gemeinsam Sushi machen und uns dann unsere Lieblingsserie ansehen und dann ein Wochenende voller Spaß und Spielen haben. Ich habe manchmal Papa am Telefon gehört, dass er sich entschuldigen muss, wenn wir Spaß haben, ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht. Ich will nicht, dass Mama und Papa wegen mir streiten.
Ich bin nun 9 Jahre alt
und die letzten Jahre gab es sehr viel Streitereien bei Mama. Ich hab Mama genauso lieb, wie Papa. Und ich bin immer sehr froh, wenn ich bei Papa sein darf, denn er streitet mit niemandem und wir spielen die ganze Zeit. Außerdem hilft er mir bei meinen Aufgaben, die Schule habe ich nicht so ganz gerne, die nervt. Mama hat da nicht so viel Zeit wegen meinem kleinen Bruder und ich möchte sie auch nicht nerven, sonst hat sie mich nicht mehr lieb. Da streitet wohl Papa öfter mit ihr, weil er meint, Mama müsste mehr mit mir für die Schule machen, aber Mama hat dafür doch keine Zeit. Er würde mich auch gerne öfters bei sich haben, um mehr Zeit für die Aufgaben zu haben, aber Mama will das glaube ich nicht. Irgendwas wegen Geld, ich weiß nicht genau. Ich will nicht, dass Mama und Papa immer wegen mir streiten, ich glaube, ich bin an vielem Schuld, nur weil es mich gibt.
Ich bin nun 10 Jahre alt.
Die Streitereien bei Mama werden immer schlimmer und auch Mama und Papa streiten mehr. Es ist fürchterlich. Papa glaubt, dass es eine Lösung gibt und hat uns gefragt, ob wir das Wohnen bei Mama und ihm ganz fix einteilen wollen und ich und mein Bruder immer eine Woche bei ihm leben wollen und eine Woche bei Mama. Das wäre superschön, ich hab beide ganz viel lieb, egal ob bei Mama gestritten wird, oder nicht. Aber ich fürchte mich jetzt, denn Mama wird böse sein, wenn ich mehr bei Papa sein will. Sie hat auch gesagt, dass sie dann nicht mehr genug Geld für uns hat, weil sie nicht mehr arbeiten kann, als bisher. Wenn ich mehr bei Papa sein will, wird Mama traurig sein, und wenn ich mehr bei Mama bleibe, wird Papa traurig sein. Ich mache sowohl Mama und Papa traurig, egal, was ich mache.
Warum kann das nicht einfach so sein, dass ich bei beiden gleich viel sein darf, ohne dass Mama und Papa darum streiten müssen? Ich hab doch beide lieb und beide haben mich lieb!
Heute kommt jemand vom Gericht und fragt mich, ob ich mehr bei Papa leben will. Ich zittere am ganzen Körper und habe Angst. Während mich dieser Mann und diese Frau befragen, habe ich gar keine Kontrolle mehr über meinen Körper, wippe hin- und her und springe herum. Ich hab so Angst, aber niemand soll das sehen.
Mein Papa hat mich angerufen und mir gesagt, dass dieser Mann und diese Frau auch der Ansicht sind, dass es mir und meinem Bruder bei ihm gut geht. Das ist schon komisch, dass andere Leute entscheiden, ob es mir bei Papa gut geht. Warum musste mich da erst wer fragen? Warum muss das jemand anderes entscheiden? Sie sind doch meine Mama und mein Papa? Aber Mama hat dieses Papier nicht unterschrieben, es ging wieder um Geld. Und das Gericht kann nichts machen, wenn Mama das nicht möchte. Mir ist das alles schon egal, ich will nur noch meine Ruhe und dass niemand auf mich böse ist. Ich bin wohl wirklich Schuld, dass Mama und Papa dauernd streiten. Wenn es mich nicht geben würde, würden sie nicht streiten.
Irgendwas ist wieder passiert, ich darf Papa nicht mehr sehen. Ich habe gehört, wie Mama telefoniert hat und denen vom Gericht erzählt hat, dass Papa mit mir geschrieben hat. Ich glaube, das war der Grund warum ich zum ersten Mal, seitdem ich auf der Welt bin, meinen Papa nicht mehr sehen darf. Es war wieder meine Schuld. Ich bin immer an allem Schuld. Ich mag auch nicht mehr in die Schule.
Ich bin nun 11 Jahre alt
und Mama und Papa haben beim Gericht eine Einigung gefunden. Ich darf nun fast die Hälfte der Zeit bei Papa sein, weil Mama nun mehr Geld bekommt und jetzt hat Mama keine Angst mehr. Bin ich froh, dass das endlich vorbei ist! Papa kauft uns auch weiterhin alles, was ich und mein Bruder so benötigen, aber Papa scheint deswegen auch noch mehr Geldprobleme zu haben. Er sagt immer: "ich habe Euch so lieb und mache das so lange ich kann. Geld ist nicht wichtig, Liebe und Geborgenheit sind viel wichtiger und dass wir zusammen sein dürfen. Wenn ich nichts mehr habe, habe ich halt nichts mehr, eine andere Möglichkeit gibt es zur Zeit nicht."
Ich bin nun 12 Jahre alt
und Papas Firma wird geschlossen. Lange war das nicht, wo es keine Probleme gab, aber es war so eine schöne Zeit. Es war ganz klar, wann ich bei Papa sein darf und es musste um nichts mehr gestritten werden. Papa hätte nun auch die Möglichkeit, Teilzeit arbeiten zu gehen und noch mehr Zeit für uns zu haben oder einen ganz tollen Job anzunehmen, wo er keine Zeit mehr für uns hat, dafür aber mehr verdient. Den tollen Job will er aber nicht, er will weiter Zeit für uns haben. Ich weiß, dass er mit Mama telefoniert und sie gebeten hat, dass er einen Teilzeitjob machen darf. Ich habe das zuerst nicht verstanden, warum er da fragen muss, aber das Gesetz in Österreich ist so. Der Papa muss immer das Maximum dessen verdienen, das ihm möglich ist, er sagt, das heißt "Anspannungsgrundsatz" und steht so im bürgerlichen Gesetzbuch. Mama wollte das aber nicht, dass Papa weniger arbeitet und Papa hat mir erklärt, dass der zuständige Mann beim Gericht in Mödling das geltende Recht nicht beachtet. Dieser Mann sagte zu Papa, es sei ihm egal, dass er mich und meinen Bruder fast die Hälfte betreut und dass ihn die sogenannte 2/3 Judikatur nicht interessiert. Wenn es nicht genau die Hälfte der Betreuungszeit ist, bleibe Papa weiter im Anspannungsgrundsatz und Papa darf nicht Teilzeit arbeiten gehen. Deswegen hat Papa Mama wohl nochmal gefragt, ob wir nicht doch genau die Hälfte bei ihm bleiben dürfen, aber Mama hat nein gesagt. Ich verstehe sie, denn ich hab ja noch eine kleine Schwester bekommen und mit vier Kindern kann sie nicht mehr arbeiten gehen und hat sonst zu wenig Geld. Sie ist immer völlig fertig und erinnert uns auch stets daran, was sie alles für uns opfert. Mama ist wirklich sehr arm, was sie alles machen muss. Und ohne Papas Geld hat sie dann nicht genug für uns alle, daher hat sie nein zu Papas Teilzeitarbeit gesagt.
Ich bin jetzt 13 Jahre alt
und es ist das traurigste Weihnachten aller Zeiten. Gleich werde ich Papa das allerletzte Mal drücken, wenn wir uns verabschieden. Ich habe so Angst vor diesem Moment, wo wir uns das letzte Mal für lange Zeit lieb halten werden. Für Papa gab es keine andere Möglichkeit mehr, als ganz weit fortzugehen. Er hat gesagt, er kann nicht mehr. Er war davor schon einmal schwer krank, weil sein anstrengender Beruf und die Zeit, die er trotzdem immer für uns hatte, wohl einfach zuviel waren. Er konnte für eine kurze Zeit nicht mal mehr sprechen und nur noch ganz langsam gehen, aber zum Glück ist er schnell wieder gesund geworden. Ich weiß, er hatte alles probiert, um für uns da zu sein, aber das geht wohl nicht, weil er ein Papa ist und keine Mama. Ich verstehe das immer noch nicht. Ich hab ihn so lieb, aber ich hasse ihn auch dafür, dass er jetzt weg geht. Wie kann er nur von mir weggehen? Wie kann er mich alleine lassen, wenn er mich doch so lieb hat und ich ihn? Ich werde diese Wohnung, die ich meine ganze Kindheit geliebt hatte, nicht mehr wiedersehen. Und ich habe keine Ahnung, ob ich meinen Papa jemals wiedersehen werde. Es tut so weh in mir drinnen.
Wir gehen zur Wohnungstüre, mein Bruder ist schon runter zur Mama gegangen, die mit dem Auto wartet. Papa weint so sehr, wie er noch nie geweint hat. Ich kann auch nicht mehr anders und bekomme vor Weinen kaum mehr Luft. Wir halten uns so lieb, wie noch nie und ich will ihn nicht loslassen. Ich will nicht, dass er geht. Und Papa will mich auch nicht loslassen, er will etwas sagen, aber bekommt kein Wort mehr heraus. Ich weiß, wie lieb mich mein Papa hat und dass es für ihn genauso schlimm ist, wie für mich. Wir halten uns so fest. Halten und halten und halten, als ob das helfen würde. Aber es geht nicht anders, wir müssen uns irgendwann loslassen. Ich gehe also aus der Wohnungstüre, durch die ich bisher immer lachend hinein- und hinausgegangen bin. Es war immer so schön, hier her zu kommen. Jetzt erscheint das wie ein eiskalter gefrorener Gang wie in einem Horrorfilm. Ich drehe mich ein letztes Mal zu Papa um, dann biege ich um die Ecke im Stiegenhaus. Das war mein Papa, nun bin ich ohne ihn.
Ich bin nun 14
und Ihr könnt mich alle mal, Ihr Wichser. Ich soll spuren, Ihr ganzen Schweine, ich soll lustig sein, ich soll Euch allen gefallen, während Ihr mit mir macht, was Ihr wollt? Ok, ich werde das gleiche machen, ich mache mit Euch auch, was ich will. Ihr könnt Euch Eure Regeln und Eure tolle Moral sonst wo hinstecken. Ich bin an allem Schuld? Eh klar. Ich bin nicht brav? Eh klar. Man kommt mit mir nicht mehr zurecht? Ja, ich bin ja soooo böse. Mir doch egal, wo Mama mich jetzt hinschiebt. Ein Heim? Ja, mir doch scheißegal. Sie weiß nicht, wie sie mit mir zurecht kommen soll, weil ich auf nichts mehr Lust habe, dabei will ich nur in Ruhe gelassen werden und machen, was ich will. Ihr macht ja auch, was Ihr wollt. Ich soll lachen, wenn ich nicht lachen will und ich soll verstehen, wie anstrengend alles für Mama ist, dass sie so überlastet ist und wie sich jeden Tag von Früh bis spät für uns aufopfert. Entschuldigung, dass ich am Leben bin. Entschuldigung, dass ich Dein Kind bin. Nein, keine Entschuldigung mehr. Wenn mir wer blöd kommt, dann knall ich ihm einfach eine. Jedem. Alles Arschlöcher um mich herum. Und wozu brauche ich die Schule? Werde einfach Drogendealer oder Auftragskiller. Regeln gibt es für mich nicht mehr. Ihr versucht mich zu brechen und in Eure lächerlichen Regeln zu stecken? Versucht es nur. Ich habe sowieso keine Zukunft und auch nichts zu verlieren. Ich mache was ich will, klettere auf die höchsten Dächer in Wien und es ist mir scheißegal, ob ich abstürze. Wenn ich tot bin, bin ich tot. Ich bin sowieso jedem egal.
Ende des "fiktiven" Tagebuches.
Ich hoffe, dem ein oder anderen bleibt auch ein wenig die Luft weg. Denn Ihr könnt das alles nicht weiter tolerieren. So viele zerbrochene Kinderseelen in Deutschland und Österreich wegen dieses zurückgebliebenen Familienrechts und der Machtlosigkeit jedes liebevollen Vaters, wenn die Mutter nicht mitspielt. Und Ignoranz pur in der Gesellschaft. Es interessiert einfach niemanden, es ist allen scheißegal.
Das natürliche Recht aller Kinder auf beide Elternteile zu gleichen Teilen würde all das Verhindern. Die Europarat-Resolution 2079 beinhaltet alle Umsetzungskriterien, um diese bewusste Schädigung des Kindeswohls tausender Kinder in Österreich und zehntausender in Deutschland zu beenden. SPÖ & Grüne haben sie stets abgelehnt, ÖVP und FPÖ die Doppelresidenz in das Regierungsprogramm aufgenommen, aber es ist keinerlei Anzeichen einer Umsetzung zu sehen. Während in den nordischen Staaten seit über einem Jahrzehnt inzwischen über 90% aller Kinder in Doppelresidenz (oder fast Doppelresidenz mit gleichen Regeln) aufwachsen, versuchen uns verkappte feministische Ideologen die Doppelresidenz als schädlich zu verkaufen. Liebevolle Väter, die um ihre Kinder kämpfen, werden auf der Straße angespuckt, wenn sie mein T-Shirt tragen. Mir selbst passiert. Und als Arschloch bezeichnet, ohne überhaupt mit mir reden zu wollen. Von jungen Grünen und Roten. Von jungen Menschen, die keine Ahnung von der Doppelresidenz haben. Obwohl bei Millionen von Kindern erwiesen ist, dass genau das die Gesundheitswerte der Kinder im Vergleich zu Kindern aus dem Alleinerziehermodell um 30% verbessert und nahezu identisch mit Kindern ist, die in einer klassischen Kernfamilie leben. So wie die Republikaner in den USA der Bevölkerung erklären wollen, dass Waffen sie schützen, obwohl die USA die höchsten Mordraten in entwickelten Ländern haben (exorbitant höher und 101 Feuerwaffen pro 100 Einwohner), so versuchen uns feministische Ideologen weiszumachen, dass es für Kinder besser ist, wenn sie nicht das natürliche Recht auf beide Elternteile zu gleichen Teilen haben (93% aller Kinder wachsen nach einer Trennung bei der Mutter im Alleinerziehermodell auf), obwohl die nordischen Länder mit der Doppelresidenz genau das Gegenteil beweisen.
Es ist zum Schaudern, wie missbrauchte Ideologien ganze Nationen schädigen und wie die Bevölkerung blind dem Schaden zujubelt.
Statt der/die KV/KM wird GE (Guter Elternteil) und BE (Böser Elternteil) verwendet.
Des weiteren wird auf ein Gendern (zur/m, seine/ihre) verzichtet.
Der GE: „Die Behauptung, ich würde die Kinder nicht zum BE lassen, ist eine weitere Lüge, mit der ich nur schlecht gemacht werden soll. Tatsächlich konnten die Kinder den BE nicht treffen, da sie zu einer wichtigen Familienfeier mussten. Der BE behauptet immer, seine Anwesenheit sei wichtig, dass die Kinder lernen, wie wichtig eine Familie ist, aber wenn sie an einer Familienfeier teilnehmen müsse, damit sie das lernen, ist er auch wieder dagegen.“
Sein Anwalt: „Die Behauptung, der GT würde den BE entfremden, indem gerichtlich festgesetzte Besuchszeiten mutwillig torpediert werden, entbehrt jeder substantiierten Grundlage. Vielmehr ist es der BE, der die Kinder ihrer Familie zu entfremden sucht, indem er die Kinder von deren Familie fernzuhalten versucht. Er versucht sogar, die Kinder von Familienfesten, die mit ihrer langen Familientradition die Familienbande festigen, fernzuhalten.“
Das Jugendamt: „Der GE ist sehr einfühlsam. Der GE versucht den temporären Verlust des BE für die Kinder erträglicher zu gestalten, indem der GE die Familie vermehrt in deren Leben einbaut. Damit und mit ähnlichen Handlungen im Interesse des Kindeswohls schafft der GE erfolgreich einen Ausgleich für den nachhaltigen Verlust des BE, der, so wenig der BE während der Ehe auch zum Wohle beigetragen hat, in einer kindlichen Welt dramatischer erlebt wird, als er eigentlich ist.“
Gutachter: „Beide Elternteile lieben ihre Kinder und sind bemüht, sie auf dem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Während der GE, der frühzeitig erkannte, dass ein zwanghaftes Aufrechterhalten der Ehe aufgrund ihrer Zerrüttung dem Kindeswohl mehr schadet als nützt, und der daher die Scheidung ventilierte, mit der gemeinsamen Vergangenheit abgeschlossen hat, und die Kinder auf eine selbstbestimmte Zukunft vorbereitet, ist sich der BE nicht bewusst, dass er noch immer in der Vorstellung, er könne „seinen Kindern die Familie zurückgeben“, verhaftet ist.
Dies zeigt sich nicht zuletzt in seiner diffusen Aufarbeitung der gescheiterten Ehe, weshalb er die Kinder mit seinen konfusen Darstellungen über Zweck, Funktion und Sinn einer Familie zusätzlich verunsichert. Der GE dagegen verfügt über die ausreichende Reife und Empathie, die Kinder Familie real erfahren und erleben zu lassen. Familienfeste stellen einen wichtigen Teil, Familie zu erlernen, dar. Der BE will nur „seine – nicht mehr existierende – Familie“ retten. Die reale Familie der Kinder versteht er als eine Gefahr für diese. Dadurch übersieht er, was die Kinder tatsächlich brauchen.
Es empfiehlt sich, dass der BE zuerst in einer Gesprächstherapie seine eigenen Traumata aufarbeitet, da sich der BE in einer Opferrolle wähnt, die durch die Rollenumkehr zur Welt der Kinder werden würde.
Die Kinder müssen vordringlich davor geschützt werden, vom BE durch seine irrationalen Verfolgungsängste in seine dystopische Vorstellungswelt hingezogen zu werden.
So lange der BE die Teilnahme der Kinder an Familienfeierlichkeiten bekämpft, werden begleitete Besuche empfohlen. Um einen altersadäquaten Kontakt der Kinder zum BE aufrechtzuerhalten, genügt ein 14-tägiges Treffen in einem Besuchscafe. Wenn diese Besuche vom BE über einen längeren Zeit angenommen werden, könnte nach einer neuerlichen Begutachtung eine Intensivierung der Kinder-BE-Beziehung ventiliert werden.“
Familiengerichtshilfe: „Die Übergriffigkeit des BE zeigt sich allein in seinem Bestreben, die Kinder ihrer Familie zu entfremden. So beanstandet er deren Teilnahme an Familienfesten, ohne konkrete Befürchtungen vorbringen zu können. Wie im Gutachten ausgeführt, ist der BE noch immer durch die Trennung vom GE traumatisiert. Er ist uneinsichtig, unkooperativ und vereitelt jede Chance, die Kinder auf die durch die Scheidung geänderten Familienverhältnisse einzustellen. Zum Glück verfügt der GE über ein ausreichendes Einfühlungsvermögen in die Welt eines Kindes, um nachhaltig die Negativfolgen, die aufgrund des selbstsüchtigen Verhaltens des BE befürchtet werden müssen, auf ein für die Kinder erträgliches Ausmaß abzumildern. Aber wenn der GE in seiner Abwehr der Übergriffigkeit des BE nicht gestärkt wird, wird sich dieses zwangsläufig negativ auf das Kindeswohl auswirken.“
Richterin: „Ein umfassendes Durchleuchten der familiären Beziehungen nach der Scheidung ergab, dass die Eltern unterschiedlich auf deren Veränderung reagierten bzw. noch immer reagieren. Während der GE, von dem die Notwendigkeit der Trennung auch frühzeitig erkannt wurde, folgerichtig mit deren Folgen sach- und vor allem lösungsorientiert umgehen kann und umgeht, verkennt der BE die realen Gegebenheiten. Seine Überlegungen, dass „Kinder BE und GE brauchten“, stimmen grundsätzlich. Allerdings fehlt ihm sowohl die Reife als auch die Einsicht, dieses Schlagwort mit dem konkreten Inhalt des Kindeswohls auszufüllen. Um den GE in seinen Bemühungen, die Folgen der notwendig gewordenen Trennung der Eltern für die Kinder zu minimiere, zu unterstützen, wird das Besuchsrecht des BE wie folgt festgesetzt:
Der BE trifft die Kinder an jedem ersten Samstag im Monat von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr in einem Besuchscafe. Das Gericht räumt statt einem 1-stündigen Besuchsrecht alle 14 Tage ein 2-stündiges Besuchsrecht ein Mal im Monat ein, da nur längere Besuche die für ein Eltern-Kinder-Verhältnis erforderliche Nähe entstehen lassen.
Dem BE wird aufgetragen, hinsichtlich der Wahl des Besuchscafes das Einvernehmen mit dem GE herzustellen.“
BE: „ -- seine Ausführungen sind aufgrund seiner unreifen Übergriffigkeit nicht kindgerecht, weshalb sie im Sinne des Interesses des Kindeswohls jugendlichen Leser/innen vorenthalten werden --“
Folgender Sachverhalt konnte das Gericht aus den unzusammenhängenden Vorwürfen des BE eruieren:
In den letzten 14 Monaten hätte er seine Kinder nur 7 Mal, das letzte Mal vor 5 Monaten, gesehen.
Das Gericht hätte dem GE aufgetragen, die häufigen Erkrankungen der Kinder, die einen Besuch des BE nicht zuließen, ärztlich bestätigen zu lassen.
Seither würden andere Gründe angeführt werden, die ein Besuchen verunmöglichen. Neben Schulveranstaltungen ist es vor allem die notwendige Teilnahme an den häufigen Familienfeste, auf die sich die Kindern nicht nur freuen, sondern die auch für deren Entwicklung auf Anraten ihrer Therapeutin unabdingbar ist.
Die Aussage des BE wurde im Konjunktiv, die des GE im Indikativ protokolliert.
Zwei Reaktionen von Kindern, wenn sie 14 werden und – zwei Jahre bevor sie als Wähler über das Schicksal der Nation (mit)entscheiden – zum ersten Mal über ihre Wünsche ihres eigenen Schicksals angehört werden (dachten Sie, dass sie über eigenes Schicksal (mit)entscheiden dürfen? Das ginge natürlich nicht. Schließlich sind es Kinder, die besonders geschützt werden müssen!):
Kind 1: „Also jetzt, wo ich 14 werde, darf ich meinen BE auch offen treffen. Bisher trafen wir uns immer, dass es der GE nicht mitbekam. Aber jetzt, hat der BE gesagt, werden sie mich fragen, ob ich ihn sehen will. Hoffentlich dreht der GE nicht durch. Hauptsache, der GE erfährt nicht, dass ich den BE immer wieder traf, nach der Schule, im Park. Der BE hat gesagt, wir müssen auch weiterhin vorsichtig sein.“
Kind 2: „Also jetzt, wo ich 14 werde, werde ich dem BE sagen, dass ich ihn nie wieder sehen möchte. Der hat uns, meinen GE und mich, immer im Stich gelassen. Der hat uns nie geholfen. Der hat sich nie um mich gekümmert. Und Alimente hat er auch nie gezahlt. Der soll weiterhin zahlen. Aber mich in Ruhe lassen.“
GE und BE können wahlweise durch Papa und Mama ersetzt werden.
Eine Fiktion
Sie brachten dich fort,
damit es dir gut geht,
an einen gemütlichen Ort.
Dabei wolltest du wohnen,
wo du gealtert,
doch sollst du dich schonen.
Fremd ist dein Zimmer.
Das Bett ist so hoch.
Hier lebst du nun immer.
Ein Weilchen halt noch.
Wenn Besuch kommt,
bleibst du so tapfer:
„Mir geht es hier gut.“
Nur manchmal,
wenn Vergangenes sich erhebt
sich mit der Gegenwart verwebt,
dann vergisst du das Jetzt.
- Vielleicht erbarmen sie sich –
Mit verdächtigem Eifer
- sie sagen ja doch wieder nein –
sagst du den anderen:
„Wir fahren nach Hause,
mein Sohn nimmt mich mit.“
Dabei weißt du tief drinnen,
es gibt kein Entrinnen.
Das letzte Stück geht jede allein
"Hätten nur die Katzen Flügel, wären Spatzen seltene Vögel."
Das serbische Sprichwort wurde gewählt, weil Justizopfer Flügel haben:
Jeder geschriebene Text ist ein Flügel, mit dem Gerichtsirrtümer, die Spatzen, gefangen werden können.
Nur eine Lesart hat jedoch:
Sud произвољност говори све језике - Gerichtswillkür spricht alle Sprachen
Und daher muss die Frage, ob sich Familie unter der staatlichen Nonchalance der frei-freien Beweiswürdigungen aus einem Kraftplatz, der sie sicher nie in der idealisierten Form war, in eine Kampfarena, die sie sicher nie ausschließlich sein wird, entwickelt hat, in allen Sprachen behandelt werden.
Der ersten nichtdeutsche Text ist willkommen.
siehe ©Amadeu Antonio Stiftung 2018
Geleitwort der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren zusehends polarisiert. Wir haben viel Unterstützung für geflüchtete Menschen erlebt. Wir erleben aber auch ein neues Ausmaß an menschen-verachtendem Verhalten und einen deutlichen Anstieg rechtspopulistischer Bewegungen. Diese Entwicklung macht auch vor den Kindertagesstätten nicht Halt. Kinder schnappen ras-sistische Bemerkungen oder antisemitische Einstellungen auf und geben sie weiter. Oder Eltern kommen damit auf die Erzieherinnen und Erzieher zu. Was tun? Wie reagieren, wie vorbeugen? Auch wenn die Kinder noch klein sind: Die neuen Herausforderungen für die Fachkräfte sind groß.
Die Kinder von heute werden morgen unsere demokratische Gesellschaft tragen. Deshalb ist es wichtig, die frühkindliche Bildung demokratisch zu gestalten und an Kinderrechten zu orientieren. Man kann nicht zu früh damit anfangen. Die Be-dürfnisse der Kinder sollten Ausgangspunkt des pädagogischen Handelns sein; von dort aus geht es in Richtung demokratischer Werte, in Richtung eines selbstbewussten Lebens in einer vielfälti-gen Welt. Kinder bringen die Neugier auf Unterschiede ebenso mit wie die Bereitschaft, Vorurteile zu übernehmen. Als Erwachsene sollten sie möglichst immun sein gegen gruppenbezogene Men-schenfeindlichkeit, religiös oder politisch motivierte Gewalt. Bildung begleitet und unterstützt auf diesem Weg, angefangen mit der Kita und den Menschen dort, die für Kinder Bezugspersonen mit erheblichem Einfluss und Vorbildcharakter sind.
Dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist es deshalb ein wichtiges Anliegen, Handlungsempfehlungen für den Umgang mit den geschilderten neuen Herausforde-rungen zu entwickeln und zu verbreiten. Über das Bundesprogramm »Demokratie leben!« fördern wir aktuell 17 Träger und Maßnahmen, die einen ausdrücklichen Schwerpunkt auf Demokratie-bildung und vorurteilsbewusste Bildung für die Jüngsten der Gesellschaft sowie auf Antidiskriminierung und Frühprävention im Vorschulalter legen. Dazu zählt auch das Kooperationsprojekt »Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung« zwischen dem Bundesfamilienministeri-um, den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege und der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ). Zahlreiche weitere geförderte Projekte, die in unterschiedlichsten Disziplinen angesiedelt sind, haben ebenfalls die Kindertagesstätten im Blick.
Ich möchte, dass diejenigen, die sich um die Kinder kümmern, bestmögliche Unterstützung in ihrer tagtäglichen Arbeit erhalten. Denn Sie, liebe Fachkräfte, leisten eine wichtige Arbeit! Deshalb unterstütze ich die Broschüre »Ungleichwertigkeit und Frühkindliche Pädagogik« der Amadeu Antonio Stiftung. Sie führt die unterschiedlichen fachlichen Perspektiven der frühkindli-chen Bildung und Elternarbeit einerseits und der Demokratiepädagogik und rassismuskritischen Perspektiven andererseits zusammen. Besonders begrüße ich die Handlungshinweise und Hilfs-angebote. Wir lassen die Praxis mit den neuen Herausforderungen nicht im Stich. Fachkräfte kümmern sich um die Kinder, und wir kümmern uns um die Kümmerer.
Für das Engagement aller an der Broschüre Beteiligten möchte ich mich herzlich bedanken. Ihnen und den Fachkräften, denen diese Broschüre in der Praxis an die Hand gegeben wird, wünsche ich viel Erfolg und Beharrlichkeit bei dieser so wichtigen Arbeit!
Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Eine demonstrative Auflistung von Medienreaktionen:
und viele andere mehr
Videos:
Anton Kuhs bekannter Spruch, "Nur nicht gleich sachlich werden! Es geht ja auch persönlich", könnte heute lauten: "Nur nicht gleich vernünftig werden! Es geht ja auch ideologisch."
Der Vorteil, den unterschiedliche Meinungen bieten, wird durch die Verweigerung, ihn in einer sachlichen Diskussion zum allseitigen Nutzen umzusetzen, ein hemmender Nachteil.
Die an sich notwendige Diskussion, wie viel staatliche Aufsicht und Hilfe brauchen - unfähige - Eltern, geht in dem gewohnten Links-Rechts-Konter verloren; für die einen gewinnen die Linken, für die anderen die Rechten, die Kinder verlieren immer.
„Kind,
hör auf mit dem Fragen,
ich kann jetzt nichts sagen,
die Welt ist verschworen,
hör auf mit dem Bohren.
Du hast keine Ahnung
und kennst keine Planung,
ich schufte für zwei,
wir sind nicht mehr drei.
Nach der Arbeit das Waschen,
ich darf nicht mehr naschen,
Du wirst immer schlimmer,
geh in dein Zimmer.
All dieses Befehlen,
immer nur machen,
der Chef ist so grauslich,
die Kollegin gemein.
Und niemand hört zu!
Mir hört niemand zu,
ich bin so allein.
Werde erwachsen
du bist so gemein.
Du musst das versteh`n,
so kann das nicht geh`n,
Schwer ist mein Leben,
es lief gar nicht eben.
Ich krieg keine Hilfe.
Was willst du noch hier!“
„Mama,
auf dem Tisch steht dein Essen,
in Mathe hab` ich `ne Eins,
erzähl mir nun Dein`s,
ich werd`s nicht vergessen.“
Als herabfallendes Laub
die Stille vertonte,
hoffte ich,
es möge kein Reh aus dem Nebelwald treten,
und die Idylle
als Klischee versickern.
Frühmorgens,
während der Regen nieselte
und in der Ferne
die Glocken
Gläubigen den Weg wiesen,
flog der einsame Reiher
aufs abgeerntete Feld,
doch die Erinnerung
an üppige Tage
vertrieb nicht
die Bitternis
der verblieben Leere
Frühstück am 25.12.2021
Übersetzung: Kontakt: www.kind24.co.at Gerhard Männl Wahrheit ohne Vielfalt ist meist Einfalt.
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Familie ist eine notwendige Selbstverständlichkeit und kein Zankapfel kurzlebiger Ideologien.
Auch wenn sich die Familie wandelt, so bleibt sie doch der Ort der Kraft, um Altes zu bewältigen, Gegenwärtiges zu meistern und Neues zu versuchen.
Familie ist kein Selbstzweck. Familie war und ist eine Conditio sine qua non für die Menschwerdung.
Die Menschheit könnte auch ohne Familie fortbestehen - allerdings nicht als Menschheit.