Ich weiß nicht warum ich jeden Tag hierher komme.
Es ist sinnlos, sie vergisst mich doch sowieso wenn ich die Tür hinter mir schließe.
Sie erinnert sich an nichts, nur manchmal an Bruchstücke.
Manchmal will ich sie schütteln, sie zwingen sich zu erinnern aber ich sitze nur stumm gegenüber von ihr und habe den Versuch schon längst aufgegeben.
Manchmal muss man das Leben akzeptieren wie es gerade ist auch wenn es schwer fällt.
Die Stille füllt den kleinen Raum bis in den kleinsten Winkel.
Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen.
Ein gemachtes Bett, hellgrüne Vorhänge und eine rote Vase mit Tulpen in gelb, rot und orange.
Auf dem kleinen hölzernen, weißen Nachttisch steht ein Foto von ihr und ihrer Familie.
Sie weiß wahrscheinlich noch nicht mal, dass sie es gibt.
Früher hatte sie oft über ihre Hochzeit, ihre Kindheit und ihr ganzes Leben geredet.
Sie war so glücklich damals, aber jetzt konnte sie sich ja nicht mehr erinnern.
Ihre Augen sind wie verdunkelt und ausgelöscht, sie schaut einfach wortlos und ausdruckslos ins Leere.
Ich ertrage die Stille nicht mehr und schalte den kleinen Fernseher an der an der weiß gestrichenen Wand angebracht ist.
Sie neigt ihren Kopf leicht, ich weiß sie hört zu.
Eine glückliche Mutter strahlt ihre Tochter an.
Sie hatten sich seit langer Zeit wiedergefunden und schlossen sich mit Tränen in die Arme.
,,Ah, wie das Leben nur spielt. Meine Tochter war früher als sie noch klein war ein immerzu lebensfrohes und mutiges Kind.'', sie lächelte versonnen.
Ich lächle sie an in der Hoffnung, dass sie weiterspricht, aber sie verstummt wieder und ihr Körper verfällt wieder in eine Starre.
Sie dreht sich langsam zu mir.
,,Wer sind sie ?'', sie schaut mich mit ihren traurigen und leeren Augen an.
,,Ich bin's, Marie. Ihre Tochter.''
Tag der Veröffentlichung: 08.08.2011
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Widmung:
Um offen zu sein, ich fürchte, ich bin nicht bei vollem Verstand. Mir scheint, ich sollte Euch kennen, und diesen Mann auch, doch ich bin im Zweifel, denn ich bin völlig im unklaren, was für ein Ort dies ist, und alle Kenntnis, die ich habe, erinnert sich nicht an diese Kleider; auch weiß ich nicht, wo ich letzte Nacht gewohnt habe.
William Shakespeare