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Andreas-Kräft-Geoden-Buch 03.12.2008
Andreas Kräft, geb. 1958 in Hannover.
Impressum:
Andreas-Kräft-Geoden-Buch
Copyright © by Andreas Kräft
Einbandgestaltung: A. Kräft
1. Auflage – 2008
4. Auflage – 2012
Kontakt:
www.geoden-buch.de. // www.gorgopolis.de
E-Mail: andreas.kraeft@freenet.de
Gewidmet
allen mir lieben und teuren Menschen
DER GROSSE MÜNCHHAUSEN-CODE
Münchenhusen lebt noch immer
(Eine doppelte Trilogie)
Der Stein von Rosetta
Vorwort: Was Münchhausen nicht vorhatte
Part 1 – Das Pferd im Himmel
Part 2 – Der fliegende Wechsel
Part 3 – Eine Kanonenkugel bitte: Hin und zurück!
Kuckuk:
Part 4 – Münchenhusen und das Vaterunser
Part 5 – Der erschlagene König
Part 6 – Türkische Bohnen
Der Lügenhäcksler (oder Bodos letzter Tag)
Nachwort:
Das Resümee des Todes
Bist du noch nicht kaputt?
Und dazwischen: einige ganz persönliche Münchhausenseiten
Der Ritt auf der Kanonenkugel
Das Pferd an der Kirchturmspitze
Der schlittenziehende Wolf
Pfundsechte Geschichten eines sympathischen Lügenboldes
Doch die Geschichten des Lügenbarons drohen in Vergessenheit zu geraten. Und das völlig ungerechtfertigt. Ist es doch allerbeste Erzählkultur. Und seit jeher haben die fesselnden Abenteuer, des Freiherrn aus Bodenwerder, immer wieder jeden Leser und Hörer begeistert. Deshalb müssen sie gerettet werden.
ABER – nicht nur das:
Mit dem vorliegenden Buch,
„Der Münchhausen-Code“
wird sogar ein Geheimnis offengelegt!
Jawohl, ein Geheimnnis um die prachtvollen Lügen des Barons. Und alle Welt muss es schon immer geahnt haben, dass hinter den sagenhaften Aufschneidereien dieses hallodrischen Tagediebs eine Bedeutung versteckt sein musste, die es noch zu ergründen galt. Aber wie sollte man hinter das dunkle Geheimnis gelangen?
Man brauchte einen Schlüssel – eine Art neuen Stein von Rosetta, mit welchem man bekanntermaßen die ägyptischen Hieroglyphen entzifferte.
Diesen Stein nun hat der Autor gefunden! Und so ist es ihm gelungen, in diesem Buch all das, was die kryptischen Lügen Münchhausens bisher im Dunkel des Unbegreifbaren sorgsam verborgen hielten, ins Licht des Staunens und der Wahrheit zu überführen.
Ja sie ist nun heraus,
die WAHRHEIT hinter der Lüge!
Lesen Sie die Geschichten noch einmal ...
und begreifen Sie endlich das Unfassbare!
»Wieso nicht vorhatte?«, mögen Sie fragen.
»Was will der Schreiberling damit sagen, dieser Kerl?«, mögen Sie argwöhnen.
Nun, damit der fürchterliche Argwohn, der Ihnen jetzt zusetzt, Sie nicht gar zu sehr plagt und am Ende noch unkontrolliert ausufert oder eine fiebrige Ungeduld Sie, noch bevor es richtig losgegangen ist, aufgefressen hat – oder die Lust am Weiterlesen, in Ihnen (wie seinerzeit Pompeji unter der Aschewolke, so nun ihre literarische Vorfreude, unter meinen nicht weniger wolkigen Worten), vollends verschüttet und erstickt wird, oder auch gleich einer lieblichen Gartenprimel, deren Blüte sich erwartungsvoll den lichternen, wärmenden Sonnenstrahlen der Erkenntnis entgegenstreckt, um dann aber von einem prasselnden Wolkenbruch wütenden Regens an unendlichen sinnlosen Lettern erschlagen und fortgeschwemmt und für immer aus dem Dasein ausgelöscht zu werden, so möchte ich mich in meinen Darlegungen kurz fassen und auch gar nicht lang drum herum reden, sondern mich, sofort und ohne Umschweife, in medias res stürzen, wie der Neulateiner sagt. Mitten hinein ins Getümmel. Ich bin auch gar kein Freund der vielen Worte. Mein Vater war kein Freund, der vielen Worte. Meine Mutter war keine Freundin, der vielen Worte. Mein Bruder war kein Freund, der vielen Worte und meine Schwester war keine Freundin, der vielen Worte. Im Grunde hatten wir alle gar keine Freunde. Allerdings komme ich, bei aller Knappheit meiner Ausführungen, um ein erläuterndes Vorwort leider doch nicht umhin. So wollen Sie mir diesen Prolog bitte noch gestatten. Es ist auch der Letzte, in dieser doppelten Trilogie. Versprochen. Küsschen.
Es war so, dass ich seinerzeit, an einem kalten Winter- oder einem nassen Sommertage, getrieben wurde, mir die alten Geschichten von Märchen und Sagen noch einmal zuzuführen. Und stieß darob, in diesem Zuge, auf die wundersamen Abenteuer des Baron von Münchhausen aus Bodenwerder. Das Kaff liegt in Niedersachsen, an der Weser. Äh, der Fluss kann da am wenigsten zu. Diese lächerliche Örtlichkeit als Basis nutzend, unternahm der Baron von dort aus allerlei Streifzüge und Abenteuer, und auf dortigem Grund und Boden erzählte er, an irgendwelchen ansonsten langweiligen Abenden, irgendwelche haarsträubenden Unmöglichkeiten. Sie waren dermaßen unmöglich, dass er heute nur noch a) der »Lügenbaron« genannt wird und b) sich irgendjemand sogar bewogen gefühlt haben musste, diesen ganzen gegorenen Unsinn aufzuschreiben und der Nachwelt als geistigen Nachtisch zu erhalten. Und da haben wir jetzt den Salat.
Nun ich, wie gesagt, als Kind hatte ich den Krams ja schon mal gelesen, griff an diesem, ansonsten untauglichen Abend, zu dem abgegriffenen Schmöker und machte eine Entdeckung. Und ich machte eine Entdeckung derart, dass ich all mein Fassungsvermögen zusammennehmen musste, und dass ich heute sogar daran gegangen bin, mein Erlebnis aufzuschreiben, um es der Nachwelt zu erhalten. Denn ich denke, dieses Dessert ist beileibe nicht schlechter, als der Originalsalat – nur eben ziemlich bitter. Und du bist einer der Ersten, die davon kosten. Einer der Ersten, die von meiner unglaublichen Entdeckung erfahren. Und ich kann dir versichern, es wird spannend. Du glaubst doch nicht etwa ich lüge?
Nun, um die Wahrheit in Kürze zu verschleieren:
Was haben Amerika und der Kongo (wir meinen hier mit Letzterem den Fluss) gemeinsam? Richtig, beide wurden entdeckt. Soweit die Deckungsgleichheit A.
Kommen wir zur Gemeinsamkeit B:
Sie ist nun nicht direkt in den Entdeckern zu sehen, denn es waren nicht dieselben – soweit richtig. Amerika entdeckte Herr Kolumbus (wenn auch 500 Jahre später als die Wikinger, die amerikanischen Ureinwohner lassen wir hier mal ganz außen vor), und den Kongo entdeckte Herr Livingstone wie wir wissen (auch hier lassen wir die afrikanischen Ureinwohner mal ganz beiseite). Bis hierher haben wir nun leider keine weitere Gemeinsamkeit entdeckt (außer, dass die Ureinwohner in beiden Fällen beiseitegelassen wurden – aber das soll uns an dieser Stelle, wie auch überhaupt, nicht weiter interessieren).
Aaaber jetzt kommt's. Der Zenit der Entdeckungen, auf den es uns hier ankommt, liegt in einer ungewollten Überschneidung. – Öööh, also ich merk' schon, wie Sie gucken. Ganz einfach mal so gefragt, lieber Freund: Wollte Kolumbus Amerika entdecken? Nee, wollta nich. Der gute Herr, wobei: „gut“? (jemand der friedliche Eingeborene überfällt, sie zu Sklaven macht, sie unter martialischem Zwang nach Gold suchen lässt und im Misserfolgsfall – und es war ein Misserfolg – ihnen die Hände abschlagen lässt, ich wiederhole: „die Hände abschlagen lässt!“
, eine solche Kreatur als „gut“ zu bezeichnen ...? = Ekelhaft! Ja, das trifft es eher. EKELHAFT!), dieser ekelhafte Kerl ... nein ich muss nochmal ansetzen. „Wollte Kolumbus Amerika entdecken?“
, war unsere Frage. Nee, wollta nich. Dieser ekelhafte Mistkerl, jetzt hab' ich's, hatte seinerzeit lediglich die berechtigte Vermutung, die Erde sei rund, und wollte denn also einen Westweg nach Indien ergründen. Und wo war er gelandet? Eben – in Amerika (die Ureinwohner könnten darüber klagen, hätte man sie nicht vorsichtshalber gleich ausgerottet).
Und Livingstone? Wollte er den Kongo entdecken? Nee, wollta nich. Die Nilquellen hat er gesucht. Und wo – wenn ich direkt frage – landete er? Eben – am Kongo.
So haben also beide die Kunst vollbracht, etwas zu entdecken, was Sie gar nicht entdecken wollten. Bravo!
Kommen wir denn zur dritten Gemeinsamkeit, C:
Und damit bewegen wir uns auf den absoluten Kulminationspunkt der Übereinstimmungen zu. Nun, ich war nicht dabei, doch wie die Geschichtsschreibung aufzeigt, waren sowohl Kolumbus als auch Livingstone der festen Überzeugung, das gefunden zu haben, was sie auch suchten. Der Italiener seinen Westweg und der Schotte seine Nilquellen.
Tja und genau dort ist eine Verknüpfung zu finden, die, wenn man sich mit ihr befasst, nicht nur eine typusgerechte Kongenialität der beiden Recken sondern sogar eine Gemeinsamkeit zwischen Amerika und dem Kongo offenlegt.
Und so sind wir denn an dieser Stelle nur noch gehalten, die sich uns dargebotene, zweifellos bedeutsame Kohärenz, als Ebene, als Startpunkt, als Basis für das nun Folgende zu übertragen.
Wir suchen also jetzt die Berührungspunkte von nichts weniger als folgendem Quintett: von Amerika, dem Kongo, Livingstone, Kolumbus und ... richtig: Baron von Münchhausen aus Bodenwerder. Alles klar?
Und was hat der Baron nun mit Amerika und Livingstone und so weiter ... magst du fragen?
Oh, ganz einfach: So gravierend die Diskrepanz zwischen gedachter Entdeckung und der tatsächlichen aus dem Besprochenen hervorsticht – übrigens bei Livingstone wie bei Kolumbus –, so sehr unterscheidet sich gleichfalls das, was uns Münchhausen erzählen wollte, von dem, was er tatsächlich berichtet hat.
Um es klar zu machen:
Wollte Münchhausen Lügen erzählen?
Na logo!
Hat er es geschafft?
Nein, hat er nicht!
Jetzt wirst du natürlich mit deinem Proletenmaul wieder dazwischentrompeten und lauthals protestieren und sagen: »Münchhausen! Ja, das weiß ich doch genau! Der hat sogar die besten aller Lügengeschichten erzählt. Er war ein absoluter Meister im Gaukeln!«
Ich aber sage dir: Du irrst dich.
Er wollte Lügengeschichten erzählen und merkte nicht, dass es die Wahrheit war. Das ist die Tatsache. Oder: Womöglich wollte er auch die Wahrheit erzählen, hatte aber gleichzeitig den innigen Wunsch nicht dem Schicksal so mancher Wahrheitssager vor ihm anheimfallen und wollte verständlicherweise seinen Kopf gern noch ein wenig auf den Schultern behalten, und hat daher die wahren Geschichten vorsichtshalber lieber als Lüge verpackt. Obwohl – wozu diese Vorsicht? Heute wäre er sowieso tot. Jedenfalls, um dies alles herum können wir ihn nicht mehr befragen. Gehen wir also von dem aus, was wir gesichert zu wissen meinen: Er wollte Lügen erzählen.
Und jetzt behaupte ich:
ER SAGTE DIE WAHRHEIT!
UND NICHTS ALS DIE WAHRHEIT!
(Wer immer ihm da geholfen hat).
Ich werde jetzt meine Erkenntnisse offentun, doch ist mir daran gelegen, dem guten Manne aus Bodenwerder kein bleibendes Unrecht zuzufügen. Was mich denn auch bewog, seinen Namen ein klein wenig abzuändern. Wenn du weiterliest, wirst du verstehen, warum.
Dann wollen wir mal beginnen.
Gern würde ich dir dazu viel Vergnügen wünschen,
DOCH MIT EINEM SOLCHEN THEMA ...
MACHT
MAN
KEINE
SCHERZE.
Übrigens:
Auf diesen Seiten, zwischen den Geschichten,
rede ich zu dir – ganz persönlich.
Denn du bist mir doch was wert, gelle!
*
Bist du also bereit?
Zu allem?
Das ist Voraussetzung!
Dann schnall dich an!
Denn schon geht's los!
Das Pferd war von jeher eine galoppierende Gangart gewöhnt. Es war eigentlich kein außergewöhnliches Pferd. Dieses Pferd. Außer – es konnte sprechen. Doch davon abgesehen konnte es ganz Gewöhnliches wie auch ganz Ungewöhnliches tun. So, wie jedes andere Pferd auch. Und je nachdem was man von ihm verlangte. Zurzeit verlangt man jedoch eine Menge von ihm. Denn es lag bereits ein gewaltiger Ritt hinter ihnen – und eine nicht abzusehende Strecke vor ihnen. Und es war nun schon tagelang hundsgemein stürmisch. Und hundsgemein kalt war es noch dazu. Das Pferd quälte sich voran. Münchenhusen aber machte Druck. Fror er doch schließlich selbst. Es war aber auch kalt. Die Nacht brach herein, das Pferd wollte fast straucheln, doch der Baron trieb es unbarmherzig vorwärts. Ein fürchterliches Schneetreiben setzte ein. Der Wind blies noch stärker. Das Pferd galoppierte schon lange nicht mehr. Schritt um Schritt kämpfte der Hengst sich voran. Schritt um Schritt. Das arme Tier dachte an seinen Stall. Wie schön war es doch dort gewesen. Wie herrlich! Wie lustig und fröhlich war es, sich inmitten der Herde und auf grüner Weide des Lebens zu erfreuen, dazu mal vereint und vergnügt über Wiesen zu laufen, an Gräben zu springen, und auch wieder im Stall zu stehen; mal auch mit einem der Reitjungen zu tollen. Ach, wie war es behaglich! Und immer warm. Warm und gemütlich. Und trocken. Und immer Hafer bis zur Sättigung. Und jetzt? Nur noch Kälte und Hunger, auf diesem verdammten Ritt! Und dieser unaufhörliche eiskalte schneidende Gegenwind. Ach, was ein verdammter Ritt! Und wozu das ganze eigentlich? Wozu diese überpferdliche Anstrengung? Wozu diese barbarische Marter? Niemand hatte ihm bisher einen Grund genannt. Für diese Qual. Das arme Tier sehnte sich in die Heimat zurück. So sehr. Es spürte – wie es sich so unsagbar abquälte –, dass es gleich von der völligen Erschöpfung übermannt würde. Und dann mit Sicherheit auch vom Tod. So war denn das unglückselige Tier der tiefsten Verzweiflung nahe. Und alsdann tat es etwas, was es überhaupt nur im höchsten Grade einer Verzweiflung tun würde. Doch dieser Grad war gewiss erreicht. Der höchste Grad einer Not. Das Schneetreiben war ungeheuer, die Kälte nicht auszuhalten, und der Wind blies überaus mächtig. Und deshalb, weil es weiter keinen Ausweg sah, begann das Pferd zu sprechen. Nein, nein, es wieherte nicht. Es sprach – wie ein Mensch.
»Bittschön, lieber Meister«, sprach es, »ich schaffe es nicht mehr weiter. Mein Zusammenbruch ist nahe. Bittschön.«
Für den Baron von Münchenhusen war es etwas sehr Befremdliches, sein Pferd reden zu hören. So tiefgehend hatte er sich mit seinem Reittier noch gar nicht befasst, um zu wissen, dass es dieses Vermögen besaß. Desgleichen hatte er auch noch niemals irgendein anderes Pferd sprechen gehört. Ja, und überhaupt gab es ein ehernes Gesetz, nach welchem es Pferden, sogar bei rigoroser Strafe, strickt untersagt war, in der Menschensprache zu sprechen. Und erst recht mit Menschen selber. Pferde durften Wiehern. Ihrer beschränkten Natur gemäß. Und dies auch nur untereinander. Und jetzt wagte es dieser Hengst, und brach das güldene Gesetz und sprach – und mitnichten nur mit einem Dienstboten oder Stallknecht, nein, sondern sogar mit dem Baron selbst. Eine größere Unverfrorenheit war nicht denkbar. Man stelle sich diese Vermessenheit vor. Unglaublich. Einfach unglaublich. Münchenhusen, der natürlich auch in Betracht zog, sich verhört zu haben – denn in tagelanger Einsamkeit, ohne Sicht und inmitten eines grausigen Sturmes, durchzog ihn schon der Gedanke, dass er Dinge hören könnte, die sich nur so anhören könnten, wie die Menschensprache; zumal er nach vielen, vielen Stunden wirklich und sehr gern einen Erzähler, einen Freund oder zumindest einen guten Bekannten an seiner Seite reden gehört hätte. Er, Münchenhusen, hielt denn also seinen Gaul an, beugte seinen Kopf nach vorne und fragte: »Hast du, mein gutes treues Pferd, eben etwas zu mir gesagt?«
Das Pferd wieherte nach alter Gewohnheit erstmal auf, überlegte dann, ob es das Gesagte wiederholen durfte (denn es war ja bannig gefährlich, dies zu tun), und begann dann abermals zu wiehern.
Tja, also doch nicht, dachte Münchenhusen. Das wäre ja auch noch schöner: Gäule, die in der Menschensprache sprechen. Doch gerade wollte er seinen Ritt fortsetzen, da drang die Stimme ein zweites Mal an sein Ohr.
»Bittschön, Lieber Meister. Ich schaffe es nicht weiter. Mein Zusammenbruch ist nahe. Bittschön.«
Der Baron kniff die Augen zusammen. Wieder beugte er sich nach vorne. »Ich frage dich noch einmal, mein Pferd«, sagte der Baron verdutzt, »hast du eben mit mir gesprochen? In der Menschensprache?«
»Ja, guter Meister«, sagte der Hengst. »Aus meiner bannigen Bedrängnis heraus.«
Der Baron wurde streng. »Du weißt, dass dir Äußerungen in der Menschensprache überhaupt nicht erlaubt sind!«
»Ich bin erschöpft«, gab das Pferd zu verstehen. »Noch ein wenig, und ich muss sterben!«
»Hör zu!«, forderte der Baron seinen Gaul auf, »wir müssen weiter. Wir müssen unseren Kampf gegen die Ungläubigen fortsetzen. Fortsetzen, bis wir diese Ausgeburt der Hölle restlos vertilgt haben. Natürlich ist der Kampf, wie ein eisiger Wind, der uns ins Gesicht bläst. Aber wir tun es für Gott. Und unser Gott ist wahrlich jedes Opfer wert! Oder siehst du das anders?«
»Neiiin«, und »schon recht«, sagte der Gaul, »aber ... ich sterbe!«
»Ach was! Du bist ein Schwächling und neigst zum Aufgeben, das ist es!«, schimpfte der Baron verächtlich und schlug seine Sporen in das erschöpfte Tier. »Doch mit jeder Minute, die wir dem Kampfe unseres Gottes widmen und nicht aufgeben, mit jeder
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2012
ISBN: 978-3-943142-86-0
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