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Das Alter könnte so schön sein, nur krank werden darf man nicht!

 

 

Über ein Jahr der persönlichen Katastrophen liegt hinter mir. Langsam und in kleinsten Schritten erlebe ich eine Besserung meines Zustandes.

Es begann im Mai 2014 als mir im Fitnesscenter, welches ich zweimal wöchentlich aufsuchte, der Fuß umknickte. Dabei geriet ich ins Straucheln, fiel unglücklich hin und zog ich mir einige Wirbelbrüche zu.

Im Krankenhaus wurden diese innerhalb einer OP mit einer Art Zement wieder stabilisiert.

Danach hatte ich ständig stärkste Rückenschmerzen und wurde bei einem zweiten Krankenhausaufenthalt mit  verschiedensten Therapien behandelt, die aber nur wenig Linderung brachten.

Ende Juni erwischte mich ein Darmvirus, der eine weitere Krankenhauseinlieferung zur Folge hatte, da der Flüssigkeitsverlust bedrohliche Formen annahm.

 

Den Auslöser für die dann plötzlich im Juli 2014 auftretende Depression – möglicherweise entstanden als Folge der chronischen Schmerzsituation – war fürchterlicher als alle Schmerzen. Es begann mit Angststörungen und Panikattacken. Ich konnte nicht alleine bleiben und klammerte mich an meinen Mann, der mich immer wieder zu beruhigen versuchte und stets in meiner Nähe blieb. Mein Verstand sagte mir: „ Es gibt nichts worüber du dich ängstigen muss, es ist alles in Ordnung. Reiß’ dich zusammen, du wirst deiner Umwelt lästig!“

Aber das half in keiner Weise, ich geriet in Panik und weinte und klagte. Ich konnte kaum noch etwas essen und nicht schlafen. Mein Hausarzt war just drei Wochen in Urlaub. Einige Wochen krochen ins Land und ich wäre mit Freuden gestorben, wenn dies möglich gewesen wäre.

 

Eine Homöopathin, die mich in diesen Wochen behandelte, konnte leider nichts zu einer Verbesserung beitragen. Die Krankenkasse beauftragte den Medizinischen Dienst zur Feststellung meiner Pflegesituation. Nach einer genauen Untersuchung durch den Amtsarzt, der mich zu Hause aufsuchte, wurde ich in die Pflegestufe 2 eingeordnet.

Die Pflege übernahm mein Mann Arthur und Hilfsmittel wurden verordnet – z.B. einen Rollator, Gehhilfen, Therapien durch eine Psychotherapeutin und physiotherapeutische Maßnahmen.

Bei einem Orthopäden, der Röntgenaufnahmen, MRT, CT, Osteoporosemessungen und Laboruntersuchungen anordnete, konnte abgeklärt werden, dass mehrere Frakturen verschiedener Lendenwirbel die sehr starke Schmerzsymptomatik hervorrief.

 

Zu meiner Depression möchte ich hier einfügen, dass jemand der nie eine Depression durchlebt hat, diesen Zustand begreifen oder verstehen kann. Viele ungläubige Gesichter oder der Ausruf: „Duuuu, depressiv, nie im Leben, du warst doch immer lustig und fidel!!! Umtriebig, 40 Jahre im Schuldienst, immer voller Tatendrang, schreibst viele Geschichten und deine umfangreiche Familienchronik!“ Stellte ich mich vielleicht nur an um irgendetwas zu erreichen?

Die Vorgänge in meinem Kopf konnte ich niemandem präzise erklären. Es gibt ja keine Röntgenbilder, die einen Befund vorweisen.

Der Neurologe und die Psychotherapeutin, beide behandelten mich ab Juli 2015, machten mir verständlich, dass eine Depression 30% der Weltbevölkerung einmal im Leben bekommen. Ursachen können sein: Ein erschütterndes Erlebnis im privaten Umfeld, nicht verarbeitete, auch länger zurück liegende Konflikte oder durch lang anhaltende starke Schmerzen. Mit einer geistigen Störung habe meine Depression nichts gemein. Das beruhigte mich sehr!!!

 

Im August 2014 bekam ich den Ratschlag einer Freundin. Sie hatte bei einem Hausarzt, in einer ähnlichen Situation, sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich erhielt hier einen Termin und endlich konnte dieser Arzt meinen Zustand richtig einordnen und einen hochgradigen depressiven Erschöpfungszustand diagnostizieren und er kümmerte sich!!!

Wöchentlich kam er zu mir, denn mittlerweile war ich so schwach geworden, dass ich nicht in seine Praxis gebracht werden konnte. Er arbeitete sowohl nach schulmedizinischen Erkenntnissen, wie auch nach homöopathischen Richtlinien und der Traditionell – chinesischen – Medizin, u.a. mit Schmerzakupunktur. Seine Behandlungen - er hatte kundiges Personal, die zu mir ins Haus kamen z.B. Fußreflexzonenmassagen und Rückenmassagen, taten mir wohl. Eigens für mich zusammengestellte Nahrungsergänzungsmittel gaben mir ein wenig Kraft zurück. 4x täglich nahm ich 50mg Aponal und zur Nacht eine Schlaftablette.

So konnte ich nun eine Infrarot- sowie Kurz- u. Mikrowellenbehandlung mit einem entsprechenden Gerät, dazu Heiß-Moor und Kaltpackungen in seiner Praxis durchführen lassen.

 

Vielleicht wäre diese Phase, zu Anfang meines 72igsten Lebensjahres allmählich besser geworden, wenn nicht ein schwerer Sturz am 27.12.2014 eine einschneidende Veränderung meines körperlichen Zustandes verursacht hätte.

Ich stand am Morgen dieses Samstags auf und sah, dass es schneite. Arthur war zum Einkaufen. Ich ging ans Wohnzimmerfenster und wollte die Jalousien hochziehen. Ohne dass ich es bemerkte, verfing sich ein Fuß in mehrere Kabel, die dort am Boden lagen. Bei dem nächsten Schritt wurde ich regelrecht zurückgerissen und fiel mit Wucht auf den Steinfußboden. Ich hörte das Brechen meiner Knochen und konnte nur noch um Hilfe schreien. Da lag ich auf dem Bauch und kam nicht mehr hoch.

Es dauerte eine schrecklich lange Zeit, so empfand ich diese ca. eine halbe Stunde, bis Nachbarn das Schreien hörten, meinen Sohn telefonisch informierten und er hier eintraf. Der sogleich alarmierte Notarzt, der die Erstversorgung tätigte und dann einen Krankenwagen rief, erlebte ich nur teilweise. Zwischendurch wurde ich bewusstlos und wachte erst nach der sofort erfolgenden Operation im Krankenhaus auf.

Mein rechter Oberschenkel hatte bei diesem Sturz einen dreifachen Bruch – Hüfte, Becken u. Oberschenkelhals - erlitten und wurde mit Hüftschrauben stabilisiert. Drei Tage später bekam ich 40° Grad Fieber. Innerhalb der Wunde hatte sich eine Entzündung gebildet und die zweite Operation stand an. Wenige Tage danach nässte die Wunde so stark, dass eine dritte OP durchgeführt wurde.

Ich war mehr tot als lebendig und bekam kaum etwas mit. Allmählich erholte ich mich ein wenig und konnte zu meinem Gesundheitszustand Fragen beantworten. Mittlerweile nahm der Chefarzt der Klinik, der die drei Operationen ausgeführt hatte, Verbindung mit meinem Hausarzt auf. Hier erfuhr er von meinen Depressionen und die weiteren bisherigen Behandlungen vor der OP.

Dementsprechend wurde meine Medikation angeordnet.

Die Heilung des Bruches und behutsame Physiotherapie ließen mich nach über vier Wochen das Krankenhaus gegen eine REHA – Klinik tauschen. Ich saß noch im Rollstuhl und konnte an den Übungen ohne Hilfe nicht teilnehmen.

Eine Woche später rollte eine Grippewelle an, die mich in meinem geschwächten Zustand voll erwischte. Ich bat nur noch, mich zum Sterben nach Hause zu entlassen.

 

Mein Hausarzt schaffte es, mich aus diesem völligen Tief – sowohl körperlich als auch seelisch – durch häufige Hausbesuche, wirkungsvollen Medikamenten und entsprechenden Behandlungen ganz allmählich heraus zu holen. Zwanzig Kilo hatte ich abgenommen.

Die depressiven Erschöpfungszustände nahmen zu und es vergingen sieben Monate, bis ich damit fertig werden konnte. Ein Medikament und viele Psychotherapien halfen mir sehr, den Alltag zu bewältigen. Nicht jeder Tag ist gleich, bereits am frühen Morgen kann ich ihn Kategorien zwischen eins und sechs einteilen. Eins = sehr gut / sechs=ungenügend. Es dauert und am Morgen kann ich keine Termine wahrnehmen.

 

Zur Zeit bekomme ich wöchentlich 2x Fangopackungen, Massagen und Krankengymnastik. Ich übe täglich an der Verbesserung meines Gangbildes aber noch kann ich mich nicht ohne eine Gehhilfe bewegen. Das Hinken wird vielleicht weniger schwer und deutlich sichtbar aber ohne einen Stock werde ich nicht wieder Gehen können. Durch diese Schwierigkeiten beim Gehen sind meine Rückenschmerzen, besonders im Stehen, unerträglich. Meine Lebensqualität ist sehr eingeschränkt und das ständige Angewiesensein auf Hilfe kann ich besonders schwer verkraften.

 

Wenn ich meinen Ehemann nicht hätte, wäre eine Heimeinweisung unumgänglich gewesen. Er war es, der mich hegte und pflegte, Tag und Nacht für mich da war. Jede Hausarbeit, die wir vorher zusammen erledigt hatten, übernahm er ohne Murren oder schlechter Laune. Damit sich mein Gemüt ein wenig aufhellte trug er mich täglich ins Auto und fuhr mit mir ins Grüne. Mittlerweile kann ich mit Hilfe, Gehstock und Rollator ein kleines Stück gehen. Aber alleine käme ich noch nicht zurecht.

So werde ich mich weiterhin bemühen, mich in Geduld zu üben und auch mit kleinen Schritten des Erfolges zufrieden sein.        

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.08.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem Mann Arthur - der stets an meiner Seite ist. Meinen Kindern und Enkelkindern - sie sind Lichtquellen in meinen dunklen Stunden.

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