Das Meerwasser am Ufer war unangenehm warm, brachte es doch den sonnenhungrigen Urlaubsgästen kaum Abkühlung und die Sonne brannte glühendheiß, trotz vieler Sonnenschirme unbarmherzig auf sie nieder.
Nach dem Mittagessen ging kaum einer wieder an den Strand. Satt und matt lagen sie auf den Liegen, im Schatten der vielen Bäume in der Nähe des großen Swimmingpools, dessen Wasser kalt und erfrischend war.
Erst am frühen Nachmittag kam wieder Leben in die Schar der Ruhenden. Eine Reisegruppe, bestehend aus jungen kräftigen Männern sprang als erste auf, nachdem sie Essen und Getränke einigermaßen verdaut hatten. Obwohl die Nachwirkungen des genossenen Alkohols durch ihr lautes Rufen und rücksichtsloses Verhalten, die übrigen Gäste verdross. Auch bitten half nichts. Sie rannten aus kurzer Entfernung auf den Pool zu , nahmen die Knie in die Hände und sprangen in dieser Haltung ins Wasser. Wer die breitesten und höchsten Fontainen in die Luft spritzen ließ, wurde grölend und mit weiterem kühlen Bier anstoßend, gelobt. Das tolle Spiel ging immer weiter und die anderen Gäste konnten sich nur noch im Nichtschwimmer Bereich aufhalten.
Unbemerkt von den Urlaubern waren zwei einheimische Kinder, ein etwa sechsjähriges Mädchen mit seinem kleinen Bruder an der Hand, zögernd durch den Park der Anlage gegangen. Angezogen von dem Geschrei und Getobe am Wasser, zog der Kleine seine Schwester in die Nähe des Pools. Niemand achtete auf die Kinder und als der Junge sich von der Hand der Schwester losriss, merkte das auch niemand. Er lief nahe an das Wasser und vielleicht hat ihn das lustige Treiben angelockt, auch einmal in das erfrischende Nass zu hüpfen.
Seine Schwester hatte erst im letzten Moment den Kopf ihres Bruders im Wasser entdeckt. Sie schrie entsetzt auf aber helfen konnte sie nicht. Ihre Sprache verstand keiner und voller Panik rannte sie in das Hotel. Hier verstand man sie und die Anwesenden der Rezeption rannten los. Die Mutter der Kinder, die in diesem Hotel saubermachte, hörte ihre Tochter schreien und rannte laut weinend und schreiend mit an den Pool.
Die Angestellten schrien den Gästen zu, sofort aus dem Wasser zu steigen, hier wäre ein kleiner Junge soeben hineingesprungen. Es wurde augenblicklich still und als das Wasser zur Ruhe gekommen war, sahen alle am Grund etwas liegen. Zwei Gäste tauchten sogleich hinunter und kamen mit dem leblosen Körper des Jungen nach oben.
Alle Versuche das Kind ins Leben zurückzurufen blieben erfolglos. Der Junge war ertrunken. Er lag völlig verrenkt auf dem Boden und es wurde vermutet, dass das Kind auch noch von den kräftigen wüsten Springern zuvor schwer verletzt worden war.
Die verzweifelten Schreie der Mutter, die am Boden hockend, ihren Sohn in ihren Schoß gezogen hatte und ihn unentwegt küsste und streichelte, ihm liebevoll zusprach als ob sie ihn damit zum Leben erwecken könnte, die Tränen der Gäste und der Angestellten wurden von der Ankunft eines Rettungswagens unterbrochen.
Am nächsten Tag reisten die „lauten Springer“ vorzeitig ab und hinterließen für die Eltern des toten Jungen eine größere Summe Geldes. Diejenigen, die ansonsten dabei gewesen waren, betraten in ihrer verbleibenden Urlaubszeit nicht wieder den Bereich des Swimmingpools. Auch die geschockten Gäste sammelten für die Familie des toten Kindes eine Geldsumme, die den Verlust des Sohnes nicht wiedergutmachen sondern als ein Ausdruck des Mitgefühls gesehen werden sollte.
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2013
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Widmung:
Der Familie des tödlich verunglückten Kindes