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Konrad war als kleiner Junge sehr wohlerzogen, freundlich aber unter seinem dunklen, dichten Lockenkopf steckte sehr viel Eigensinn und so manches Mal machte er seinen Eltern Sorgen, weil er sehr jähzornig reagierte, wenn es nicht nach seinem Willen ging. Konrad wollte auch den Kindergarten nicht besuchen, hier war es ihm zu laut und Spiele im Sandkasten verabscheute er ! Auch eine Reise an die Nordsee geriet zu einem Fiasko!
„Ihr habt gesagt, dass wir an ein riesengroßes Wasser fahren aber nicht, dass man da erst durch ganz viel Sand laufen muss. Und eine Burg will ich auch nicht bauen!!
So ließ er sich partout nicht die Sandalen ausziehen stand brüllend, rotz- und tränen-
überströmt oben auf der Düne, mit rotem Eimerchen, vielen bunten Förmchen und kleiner Sandschaufel in den Händen. Die Eltern breiteten in der Nähe des Wassers eine große Decke aus und stellten einen Windschutz auf aber Konrad ließ sich dadurch nicht anlocken.
Schließlich holte ihn sein Vater und trug ihn zur Decke. Nun war er nah am Wasser, aber als er mit nackten Füssen das Meerwasser fühlte, da schrie er noch lauter: „Das ist mir zu kalt und Steine habe ich auch schon gefühlt und die tun mir weh!“ Trotzig blieb er auf der Stranddecke sitzen und wollte nach Hause.
Doch dann sah er etwas, was er zuhause noch nie gesehen hatte und ließ ihn gleich gnädiger stimmen und so konnten die Eltern mit ihm noch einige Tage am Urlaubsort verweilen.

Die kleine Pension, die sie bewohnten und die humorvolle Besitzerin, die einen Hühnerhof hinter dem Garten besaß, nahm Konrad am nächsten Tag, gleich nach dem Frühstück mit um die Hühner zu füttern. Der Junge machte große Augen als die weißen und braunen Hühner und ein großer bunter Hahn mit großem Gezeter angelaufen kamen. Ängstlich blieb er erst einmal hinter dem Zaun des Geheges stehen und beobachtete, wie Frau Hunicke den Tieren Futter gab. Er konnte es nicht fassen, jedes Huhn hatte einen Namen und der Hahn hieß „ Sausebraus“ weil er immerfort herumlief, die Hühner scheuchte und als erster beim Füttern bedacht wurde. Nach und nach lernte Konrad die Hühner kennen, rief ihre Namen und sie kamen zu ihm und er warf ihnen kleine Leckerbissen zu. Stundenlang saß er Beim Hühnerhof und betrachtete das Verhalten der Tiere.
„Lassen Sie ihn man hier“, sagte Frau Hunicke zu den Eltern „er ist ja ganz brav und wenn er sich nicht für das Meer interessiert sondern für die Hühner, so ist das ganz in Ordnung. Jedes Kind ist nu mal anders und verhungern wird er auch nicht bei mir.“

Die Mutter brachte ihm noch einen Zeichenblock und Buntstifte und so malte Konrad den Hühnerhof und da er noch nicht schreiben konnte, setzte am Abend sein Vater über jedes Huhn den entsprechenden Namen. Auf dem Hühnerhof war ständig etwas los: der Hahn sprang auf die Hühner und pickte mit seinem Schnabel auf ihre Köpfe, die Hühner flüchteten nach allen Seiten, wenn Herrn "Sausebraus" angerannt kam. Sie schaufelten sich kleine Mulden, nahmen dabei ein Staubbad und jedes Huhn hatte im Stall sein Nest worin es sein Ei ablegte. Danach kam es wieder in den Garten gerannt und verkündete mit großem Geschrei, dass es ein Ei gelegt hatte. Am Abend durfte Konrad die Nester absuchen, die Eier in ein Körbchen legen und ins Haus bringen.
Das Schönste für ihn wäre es aber gewesen, wenn er die Hühner einmal hätte streicheln
dürfen. Das flauschige Hinterteil der Hühner hatte es ihm angetan!! Aber das hatte noch kein Huhn je erlebt und Frau Hunicke, der er davon erzählte, sah ihn doch ein wenig zweifelnd an und erklärte ihm, dass sie ein Huhn noch nie auf den Arm genommen hatte, dazu wären sie zu scheu und ließen sich solches „Gekraule“ bestimmt nicht gefallen. Zu schade, dachte Konrad und die flauschigen Hinterteile blieben stets in seinen Gedanken.
Als er seinen dreißigsten Geburtstag feierte, dachten sich die eingeladenen jungen Gäste, die diese Geschichte von ihm kannten, etwas ganz besonderes als Geschenk aus:

Einer von ihnen war Schreiner und er übernahm die Aufgabe, einen kleinen Hühnerstall zu fertigen. Der Stall hatte einen dünnen Holzboden, der mit etwas Stroh ausgelegt war. Dazu eine Stange, auf welche sich das Tier niederlassen konnte. An den beiden Längsseiten wurden in wenigen Zentimetern Abstand runde Stäbe eingelassen. Hinten und Vorne bekam der Stall eine dünne Holzwand, in deren Mitte eine runde, handgroße, nur nach innen aufzudrückende Klappe saß. Oben wurde der Käfig mit einer Holzplatte versehen, die man zur Seite schieben konnte. Platz im Käfig war nur für ein Huhn.
Nun musste ein lebendiges Huhn gekauft werden. Das war mit Erklärungen verbunden. Was wollte jemand, der ansonsten keine Hühner hatte, mit einem lebendigen Huhn? Eine der eingeladenen Frauen überzeugte eine Bäuerin, dass dem Huhn kein Leid geschehen werde und es gleich morgen früh wieder da sei. Die beiden kannten sich und die Bäuerin wurde darüber in Kenntnis gesetzt, was der Hintergrund dieser Geschichte war. „Was es nicht alles gibt,“ lachte die Bauerfrau und fing ein besonders kräftiges, mit makellosem, flauschigem Hinterteil ausgestattetes Huhn und setzte es in den Käfig. Das Huhn war so überrascht, dass es still stehen blieb. Futter und Wasser wurden ihm gereicht, in den Käfig gestellt und die Fahrt zur Geburtstagsfeier ging los.
Einer der Gäste überreichte dem sprachlosen Konrad das Huhn, die Gäste bogen sich vor Vergnügen und ein poetischer veranlagter Gast trug dann in einem Gedicht, den Hintergrund dieses Geschenkes vor. Nun wurde erst einmal das Huhn auf einen Namen getauft. Die Mehrzahl der Gäste entschied, dass es Konradine heißen solle u. mit ein paar Tropfen Wasser über das Huhn wurde der Akt von Konrad besiegelt.
„So“ riefen alle, „nun mach die „Klappe“ am Ställchen auf und erfreue dich an dem flauschigen Hinterteil von Konradine!“ Nach einigen Minuten gespielter Scham öffnete Konrad „das Tor zu seinem lang gehegten Traum" und streichelte vorsichtig Konradines flauschiges Hinterteil. Sie lugte vorsichtig nach hinten, verdrehte die Augen und als alle schon dachten, die Freude an diesem Spiel wäre gegenseitig, da schi..... Konradine auf Konrads schneeweiße Manschette seines neuen Hemdes!!!
Konrads Freude an Konradine hat dann auch nicht lange angedauert. Denn als der letzte Gast gegangen war, hat er sie schnell in den heimatlichen Stall zurückgebracht. Das war möglich, weil er nie Alkohol trank und somit noch fahrtüchtig war. Die Adresse der Besitzerin von Konradine hatte er noch bekommen.
Konrad hielt noch ein kleines Schwätzchen mit der Besitzerin von Konradine und versprach ihr, jede Woche zu kommen und alle von Konradine gelegten Eier zu kaufen. „Ihr Herr Konrad,“ so erzählte die Bäuerin ihrer Bekannten, „ machte aber einen guten Eindruck und solche Vorlieben hätte ich ihm gar nicht zugetraut! Das Huhn war auch gleich wieder mit den anderen Hühnern wie immer. Einen Schock hat es jedenfalls nicht bekommen!

Konradine hat diesen Ausflug sehr gut überlebt und endete erst nach zwei Jahren als Suppenhuhn – aber nicht auf Konrads Teller!

Impressum

Texte: by Annelie Heyer
Bildmaterialien: by Annelie Heyer
Tag der Veröffentlichung: 27.01.2013

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