Es fängt an mit der völlig unnötigen Umstellung der Uhr auf die Sommerzeit. Gegen die innere Uhr kämpfen Mensch, Tier und Natur.
Die Hitze macht es unmöglich, lange Wanderungen zu unternehmen. In den Räumen ist nach einiger Zeit auch keine Kühlung mehr zu finden, selbst in der Nacht ist es nicht möglich, frische Luft zu erlangen. Alle Kleidungsstücke sind durchgeschwitzt und noch so häufiges Duschen bringt nur kurze Erfrischung.
Autofahrten ohne Klimaanlage werden zur Qual, mit dieser Kühlung schlagen allerdings Hexenschuss und Schnupfen zu. Myriaden Fliegen machen sich auf den Weg und setzen sich auf unsere Speisen und Getränke. Ebenso viele Mücken saugen mit Freude unser Blut, übersäen die Haut mit juckenden Pusteln und lassen uns in der Nacht mit ihren sirrenden Geräuschen schier aus der Haut fahren.
Gewitter donnern über uns hinweg und statt der ersehnten Abkühlung bringen sie noch unerträgliche Schwüle.
Am Abend ziehen stundenlang Gerüche von verbranntem Grillfleisch und rücksichtslos, laute Technomusik in das geöffnete Fenster meines Schlafzimmers.
Nun steigen, nach vielen, kreischenden Abschiedsrufen und lautem Türenschlagen Fahrer und Beifahrer in ihre Wagen. Die Motoren heulen auf, mit quietschenden Reifen wird losgeprescht.
Andere Autofahrer kommen nach Hause, Türen und Fenster der Fahrzeuge sind geöffnet.
Dröhnende, wummernde Bässe bleiben auf volle Lautstärke beim Öffnen und Einschwenken in die Garage. Mit lautem Knall schließt sich das Garagentor.
Späte „Hundehalterausführer“ reden ihrem Liebling heftig zu, Nachbars Katze nicht zu jagen und sein nervtötendes Gekläffe einzustellen. Gerade biegt Herr Hundertmark mit Kampfhund Rambo um die Ecke, der ausgerechnet Mozart, den zarten Pudel der Frau Pfennings auf den Tod nicht leiden kann. Trotz Leine erwischt er ihn am Öhrchen und zwickt hinein. Mozart bellt die „Kleine Nachtmusik“ rauf und runter und Frauchen bläst die Posaunen von Jericho dem Herrn Hundertmark ins Ohr.
Erst gegen 23 Uhr wird es endlich dunkel. An Schlaf ist aber noch lange nicht zu denken, denn nun torkeln laut grölende Scharen betrunkener Mitbürger vorbei. Deren unverständliches Gebrüll löst niedrige Instinkte in mir aus. Da sie meinen Vorgarten mit Unverdautem, leeren Flaschen und stinkende Hinterlassenschaften beglücken, bete ich zum Herrn, mich für eine Weile unsichtbar werden zu lassen und mir für zehn Minuten eine Kalaschnikow vom Himmel zu senden.
Würde sicherlich zu weniger Alkoholkonsum und langsam sich bessernden Manieren führen.
Mit der Morgendämmerung, so gegen halb vier Uhr, fangen die Tauben laut und ohne Pause an zu gurren, um ihre Partner zu Liebesspielen anzufeuern.
Drei bis vier Stunden dauert im besten Fall die Nachtruhe, aus der ich zerschlagen, unausgeschlafen und nass geschwitzt aufwache.
Jede Arbeit wird zu einer schweißtreibenden Angelegenheit und Sonnenbäder zu einem gefährlichen Freizeitvergnügen.
Nein, der Sommer ist nicht mein Ding. In Bayern würde man mich nun einen Grantler heißen und darum beende ich schleunigst meine Geschichte.
Tag der Veröffentlichung: 05.07.2010
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