Cover

Diese Nachricht hörte ich in WDR 2, einem Sender, dem ich durchaus Seriosität bescheinigen würde.
Verhört hatte ich mich auch nicht, denn mehrere Bekannte, die ich am Nachmittag traf, bestätigten diese erstaunliche Neuerung, die Ryan Air plant, damit noch mehr Leute immer billiger an ihre Urlaubsorte gelangen können.

Von der Decke des Flugzeuges werden Befestigungen und Sicherungsgurte heruntergelassen und dann muss man eben sehen, wie man unangenehme Luftlöcher „übersteht“.
Dies scheint noch ein wenig der Planung zu bedürfen, ansonsten hat man schon ausgerechnet, dass ein stehender Flug nach Mallorca, da wesentlich mehr Fluggäste einzuladen und somit über 50 Euro Kosten - pro Person - zu sparen wären! Für die Fluggesellschaft natürlich.

Minderheiten, wie Behinderte, Rollstuhlfahrer und Alte, die kein „Stehvermögen“ für mindestens eine Stunde oder darüber hinaus erbringen, werden nicht an diesen Flügen teilhaben können.
Essen und Trinken wird nicht mehr angeboten, das Gepäck schleppen die Passagiere selber zu ihrem Flieger und nehmen es nach dem Flug dort auch wieder in Empfang.
Wer sich am Gepäckeinladen beteiligt, also mit Hand anlegt, bekommt einen kleinen Bonus erstattet. Zehn Kilo pro Person sind im Preis enthalten.
Für die Benutzung der Toilette muss eine Gebühr, dessen Höhe noch nicht feststeht, entrichtet werden. In Erwägung wird auch gezogen, keine Toiletten in diesen Flugzeugen einzubauen, schließlich könnte der Gast ja auch vorher im Flughafengelände seine Bedürfnisse erledigen.

Die Chinesen wollen die ersten sein, die solche Steh-Flugzeuge zulassen.
Da gilt noch das eherne Gesetz der kommunistischen Partei: nicht der Einzelne zählt, auf die Masse kommt es an.
Bei einer Milliarde Chinesen ist es unerheblich, was der Einzelne will. Da werden mal eben ganze Volksgruppen verprügelt und vernichtet, wenn sie nicht dem Wort und der Weisung ihrer Partei folgen wollen. Aufstände dürfen nicht sein, wo käme man da hin?

Wie viele kleine, schlanke Chinesen wohl in einen Großraumjet stehend zu befördern sein könnten?! Pläne für den Einbau von ein- bis zwei Zwischendecken sollen schon in der Entwicklung sein. Riesige Gewinne sind da zu erreichen!

Da denke ich voller Sehnsucht an einen Flug mit der Swiss Air zurück.
Sicher, es ist schon dreißig Jahre her, das will ich bedenken.

Ich flog von Düsseldorf nach Zürich. Nicht erster Klasse, ganz normal.
Neben mir saß ein altes Ehepaar, welches mir stolz berichtete, sie würden heute ihren „Hochzeitsflug“ in die alte Heimat unternehmen.

„Ja, bedenken Sie, junge Frau, wir haben heute vor fünfzig Jahren geheiratet und unsere Hochzeitsnacht wollen wir ganz in der Nähe von Zürich feiern,wo wir uns damals kennengelernt haben. In einem Hochzeitszimmer, eines vier Sterne Hotels und mit einem wunderbaren Abendessen“, erzählten beide in Stereo.
Sie waren schon etwas schwerhörig und ich musste genau aufpassen, denn wenn zwei gleichzeitig reden – dies erlebe ich immer wieder bei alten Ehepaaren - bekommt man manchmal nicht alles mit.

Mittlerweile wurde das Frühstück von entzückenden Stewardessen mit ausgesuchter Höflichkeit serviert.
Kaffee oder Tee, Brötchen, knackfrisch, verschiedene Brotsorten, Lachs, Forelle, Roastbeef, liebevoll mit Sahnemeerettich und Preiselbeeren dekoriert, eine kleine Käseauswahl, Rührei, mit oder ohne Speck und Schnittlauch, Sekt und Orangensaft, soviel man wollte, es fehlte an nichts.
Teller und Tassen aus feinem Porzellan, ein entzückendes Silberbesteck, geschliffene Kristallgläser und schneeweiße Stoffservietten waren selbstverständlich.

Zwischen dem Frühstück, beide Eheleute hatten schon je zwei Gläser Sekt genüsslich geschlürft, wurde die Ehefrau ein wenig leichtsinnig.
Sie zwinkerte mir schelmisch zu, lächelte mit roten Bäckchen ihren Mann an und verkündete ihm eine große Freude!
„Was meinst du, sollten wir es heute Nacht noch einmal so machen, wie in unserer ersten Hochzeitsnacht?“
„Oh, meine Liebste“ entgegnete der Kavalier „ da würdest du mir die größte Überraschung seit langer Zeit bieten!“
„Aber denk’ dran“, dämpfte sie seine offensichtliche Begeisterung „ ich hab’ es im Rücken!“

„Gut, das du mir das jetzt sagst, ich hätte es an der alten Stelle gesucht", gab er liebevoll zur Antwort und gab ihr einen schmatzenden Wangenkuss.

Bei dem ausgezeichneten Frühstück, untermalt von dem lebhaften Gespräch, ich hätte mich zum Schluss fast verschluckt, verging die Zeit wie im Fluge und Zürich kam bald in Sicht.

Der Pilot, ein äußerst zuvorkommender Schweizer, beschrieb die Gegend, die beim Sinkflug wieder zu sehen war, und dann erkundigte er sich, ob alle mit dem Essen und Trinken fertig seien, damit er zur Landung ansetzen könne.

Wir drei hoben die Hände, denn wir hätten noch ein wenig Zeit benötigt, bis wir alles verputzt haben würden.
Die Stewardess meldete ihrem Chef, dass drei Passagiere noch nicht ganz fertig wären.

„ Bitte, meine Herrschaften, essen und trinken sie in Ruhe, es hat keine Eile, ich drehe noch einige Runden über Zürich und der Service kann mir danach Bescheid geben, wann ich landen soll!“ ließ uns der Pilot wissen.

So sind sie, die Schweizer, höflich, freundlich, großzügig, zuvorkommend und niemals hektisch!

Ich, für meine Person, werde nie ein Steh-Flugzeug betreten.

Da kämen mir nur die Tränen, wenn ich an den Flug von Düsseldorf nach Zürich denken würde, vor vielen, vielen Jahren!


.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /