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Meine Erstkommunion 1950



Das Fest, das nur für mich in unsere Großfamilie veranstaltet wurde und nicht lange nach dem Krieg stattfand, war meine Erstkommunion.

Obwohl es nun weit über fünfzig Jahre zurückliegt, kann ich mich noch sehr gut an dieses Gefühl, so ganz im Mittelpunkt zu stehen und nach meiner Taufe nun zwei weitere Sakramente der katholischen Kirche zu empfangen, erinnern.

Ich hatte das Glück in einer religiösen Familie, die auch lebte, was sie durch die Kirche vermittelt bekam, aufzuwachsen.
Dazu hatten wir einen wunderbarer Pfarrer, zwar schon alt, so um die siebzig Jahre, aber von einer ganz besonderen Menschlichkeit und Güte. Er verstand es ausgezeichnet, für jeden, ob alt oder jung, das richtige Wort zu finden und ein jeder konnte mit seinen Kümmernissen zu ihm kommen und keiner ging ungetröstet fort.
Dazu kam ein, für damalige Verhältnisse, sehr aufgeschlossener Kaplan. Der war jung und ging mit der Jugend ins Zeltlager und wusste durch seine fortschrittliche Arbeit gerade die Jugend zu begeistern.

Diese beiden erklärten uns den Sinn und die Form der Beichte und führten den Erstkommunionunterricht.

Beide hatten keine frömmelnde Art, sie sprachen freundlich und verständlich über die Sakramente, die Kinder des dritten Schuljahres auch verstehen und Mitvollziehen konnten.

Natürlich gab es wenig, was uns so kurz nach dem Krieg geboten wurde. Da sprang die Kirche mit Gruppenabenden, Ferienmaßnahmen, Erholungsaufenthalte für unterernährte Kinder, einer ersten Bücherei und Betreuungsmaßnahmen für Alte und Kranke, ein.

Die sonntäglichen Messen waren alle gut besucht, Not hilft Beten, und der Sonntag war der Einzige, der herausgehoben war aus dem meist mühsamen Alltag.
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Erst einmal gab es den Beichtunterricht und die erste Beichte. Wir sollten aufmerksam werden, was denn zu einer Sünde führen konnte. Da wussten wir viele Beispiele zu benennen.
Das Wort, das beleidigte und zu Schlägereien führen konnte, das Verhalten zu den Eltern, welches von mehr Freundlichkeit, Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft verbessert werden konnte.
Wahrheit und Eigentum konnte jeder an Beispielen aufzeigen und wie wir damit umgehen konnten.
Das Miteinander unter Geschwistern und Schulkameraden war auch einer Überlegung wert.
Natürlich war den Geistlichen klar, dass es zu großen Sünden keine Gelegenheit gegeben hatte.
Aber ich erinnere mich noch genau, dass ich die erste Beichte verließ mit dem Gefühl, nun frei und froh zu sein, nichts verschwiegen zu haben und den großen Tag der Erstkommunion mit Freude entgegen sehen zu können. Meine Buße für meine kleinen Sünden bestand aus einem „Vater unser“ und einem „Gegrüßet seist du, Maria“ und dem Vorsatz, nicht mehr zu sündigen.

Die Großtante Klara nähte für alle neue Kleider, mein Weißes Kleid überwältigte mich, und hinzu kamen noch ein weißes Blütenkränzchen, weiße Kniestrümpfe und schwarze Lackschuhe.
Wochenlang wurde geputzt, gekocht, gebacken , zwei Lorbeerbäumchen lieferte der Gärtner leihweise, sie standen wie Wachsoldaten am Eingang des Hauses, Tische und Stühle wurden aus der Nachbarschaft ausgeliehen.
Glänzend weiße und gestärkte Tischdecken mit Blumengestecken aus weißen Nelken mit langen, grün-zarten Aspargusstielen, silberne Kerzenhalter mit weißen Kerzen, zierten die vielen Tische.
Das Geschirr mit dem unvermeidlichen Goldrand und das frisch geputzte Silberbesteck, alles hatte den Krieg heil überstanden, kam zu Ehren.

Die riesige Verwandtschaft nahm am Festtag von morgens bis abends teil. Am zweiten Tag, für den das Kommunionkind ein so genanntes „Zweittagskleid“ trug, war die Nachbarschaft zum Nachmittagskaffee eingeladen. Den dritten Tag ließen es sich Freunde der Eltern am Abend noch lange bei Schnittchen und Bowle wohl sein.

Der Festtag wurde von der gesamten Pfarrgemeinde feierlich gestaltet. Dutzender kleiner weiß-goldener Fähnchen säumten den Weg, den wir vom Jugendheim bis zur Kirche paarweise gingen.

Die Ordensschwestern nahmen uns im Jugendheim in Empfang, wanden Efeu um unsere großen Taufkerzen, die jeder mitbrachte. Die sehr aufgeregten Kinder mussten erst noch einmal einen Schluck Wasser trinken, denn wir waren alle nüchtern.
Es war damals selbstverständlich, dass jeder vor dem Empfang der Kommunion nichts essen durfte. Dadurch fielen gelegentlich Kinder während einer Messfeier um. Erst recht, wenn sie den Duft des Weihrauchs nicht vertrugen.

Vereine der Pfarre holten uns mit ihren Fahnen ab, alle Glocken läuteten, viele hatten ihre Häuser mit Fahnen, Blumen und Kerzen geschmückt. Der Weg war gesäumt von allen, die an der kirchlichen Feier teilnahmen. Ich sah meinen Vater, der sehr groß war, mit einem Zylinder. Die Mutter hatte sich bei ihm untergehakt und machte ein feierliches Gesicht. Die Omas wischten sich einige Tränen ab.

Die Sonne schien, weiß und rosa blühende Bäume wogten im leichten Wind, der den blauen Himmel wolkenlos hielt. Die Luft war erfüllt vom Duft der Blüten und Blumen. Der mächtige Ruf der Glocken übertönte den Gesang der Vögel und die Einmaligkeit dieses Tages habe ich nie vergessen.

Der Platz vor der Kirche war voller Menschen und uns wurde von unseren „ Führengeln“ der Weg gebahnt. Das waren Kommunionmädchen des vorigen Jahres, die in lange weiße Gewänder gekleidet waren und jeweils am Anfang und am Ende einer jeden Bank, die uns zugewiesen wurde, standen und uns zur Kommunionbank führten. Sie trugen jede ein Sträußchen aus Buchsbaumgewächs in den Händen.

Unter der Kirchenpforte begrüßten uns der Pfarrer, seine beiden Kapläne und eine Schar Messdiener, von denen einige das silberne Weihrauchgefäß schwangen. Dieser Duft bedeutete für mich immer Festlichkeit in der Kirche, denn ich bis heute liebe.
Die Ordensschwestern zündeten unsere Taufkerzen an und unter dem brausenden Spiel der Orgel zogen wir durch den Mittelgang der Kirche zu unseren Bänken.
Die Messfeier zog wie ein Rausch an mir vorbei und der Augenblick, als mir der Pfarrer die Hostie auf die Zunge legte, brachte mir deutlich vor Augen, dass ich Gott ab nun in mir tragen würde.

Gebete und Gesänge schallten nun wie befreit von uns Kommunionkinder durch das Kirchenschiff.

Genau so feierlich war unser Auszug aus der Kirche und alle Verwandten nahmen mich in die Arme, drückten und küssten mich und gratulierten mir.

Gegen 9.30 Uhr waren wir zu Hause und nun wurde erst das Frühstück eingenommen, von allen die bei der Feier dabei gewesen waren.

Ab 11.00Uhr kamen die Gratulanten, Geschäftsleute und Nachbarn ließen durch ihre Kinder Blumentöpfe abgeben, weiße Hortensien, die mein Vater später zu großen Sträuchern zusammengefasst in den Garten auspflanzte.
Bei allem guten Gedächtnis kann ich mich nicht an Geschenke, die außergewöhnlich oder den Rahmen gesprengt hätten, erinnern.

Ich weiß von einem dunkelblauen Poesiealbum, ein silbernes Kreuz mit Emaileinlage, das meine Urgroßmutter mir als ein altes Schmuckstück der Familie um den Hals hängte.
Ein neues Gebetbuch mit Goldschnitt und einer kleinen Armbanduhr mit schwarzem Lederarmband von meiner Patentante und ganz vielen Glückwunschkarten.
Von Geldgeschenken und dass ich mir davon später etwas gekauft hätte, ist mir nichts bekannt.
Das Essen am Mittag ließ die Erwachsenen stumm werden und seufzend wurde der Zeit gedacht, da Schmalhans Küchenmeister war.
Nun war alles wieder zu bekommen und wurde genossen.

Um 15.00 Uhr war die Dankandacht, da waren bedeutend weniger Leute in der Kirche als am Vormittag. Sicher mussten sich einige erst einmal vom Kochen, Servieren, Spülen und zu vielem Essen erholen.

Am Nachmittag hatte sich Tante Klara und ihre Freundin Alwine erst recht ins Zeug gelegt und es nahm kein Ende von Buttercremetorten, Schwarzwälder Kirschtorten, Frankfurter Kränzen und Obsttorten mit reichlich Schlagsahne und dazu den besten Bohnenkaffee, den es zu bekommen gab.

Die Männer wischten sich die schwitzenden Gesichter ab und baten um ein Schnäpschen, dann würde ihnen wohler.

Alle bestätigten, nie wieder etwas essen zu können, aber nach wenigen Stunden wurde Kartoffelsalat und Würstchen aufgetischt und damit kam auch der Appetit wieder.
Hierzu gab es Bier.

Später noch Pfisichbowle, wovon ich auch ein Schlückchen probieren durfte und dann fielen mir fast die Augen zu und ich wurde ins Bett geschickt, wo ich glücklich sofort in Schlaf fiel, nachdem ich vorher noch Gott in meinem Abendgebet für diesen Tag, der nur mir alleine gegolten hatte, dankte!


Fronleichnam



Elf Tage nach Pfingsten, immer am Donnerstag, feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. An diesem Tag wird der Leib des Herrn verehrt. Feierliche Prozessionen ziehen durch die Straßen, besser gesagt, zogen durch die Straßen, denn heute kennt man diese Tradition nur noch in kleinem Rahmen in unmittelbarer Nähe katholischer Kirchen, es sei denn, man wohnt in Bayern. Dort werden diese Bräuche noch hochgehalten.
Ansonsten ist dieses Fest als verlängertes Wochenende willkommen oder verkommen, je nachdem, wie man es betrachtet.
Als Kind erlebte ich diesen Tag besonders feierlich. Vor dem Haus streuten wir Kinder, unter Anleitung des Vaters, am frühen Morgen Blütenblätter auf den Boden. Dazu wurden am Vortag Blumen aus dem Garten gepflückt und die Blüten nach Farben geordnet und gezupft.
Das Fenster neben der Haustüre wurde zu einem Altar gestaltet, in dessen Mitte ein großes Holzkreuz stand. Rechts und links geschmückt mit brennenden, dicken weißen Kerzen und
gleichfarbenen Blumentöpfen. Meist waren es üppige, rosa, blaue oder weiße Hortensien.
Vor dem Haus saß meine Urgroßmutter, die nicht mehr gehen konnte, auf einem Stuhl und hatte meine kleine Schwester auf dem Schoß. Beide waren festlich gekleidet und frisiert. Die Urgroßmutter betete den Rosenkranz und die kleine Schwester Hiltrud, sie mag etwa zwei Jahre alt gewesen sein, verhielt sich mucksmäuschenstill.
Ich zog mein weißes Kommunionkleid an und im gelockten Haar trug ich einen Blütenkranz.
Bis auf meine Mutter, die zu Hause blieb, gingen wir nun alle zur Kirche. Hier nahmen wir an einem festlichen Gottesdienst teil und danach begann die Prozession, zu der wir uns nach genauen Regeln vor der Kirche aufstellten.
Zuerst kamen vier Männer, die den „Himmel“ trugen. Vier Pfosten wurden von einem goldfarbenen, kunstvoll bestickten Tuch überspannt, wie ein Baldachin. Darunter ging, mit festlichen Messkleidern gewandet, der Pfarrer. In den Händen trug er vor sich, hoch erhoben eine Monstranz, ein aus Gold gearbeitetes Gefäß mit einem Glasbehälter, in welchem eine große Hostie zu sehen war.
Das Wort Monstranz kommt aus dem Begriff „demonstrieren“. Alle Gläubigen sollten den Leib des Herrn, dargestellt durch das „eucharistische Brot“, anschauen können, da es im Mittelalter nicht für alle Frommen möglich war, die Kommunion zu empfangen.
Die erste Fronleichnamsprozession wurde im Jahre 1246 in Köln urkundlich erwähnt.
Rechts und links vom Pfarrer gingen die Kapläne und hielten manchmal stützend seine Arme, denn die Monstranz war schwer und der Weg weit.
Hinter dieser Gruppe ordnete sich der Zug der Gläubigen. Zuerst kamen die Messdiener in ihren Gewändern und schwangen Weihrauchgefäße. Es folgten die „weißen Kinder“, die kurz zuvor, am Weißen Sonntag, zur Erstkommunion gegangen waren. Sie trugen ihre Festkleider und kleine Blumensträuße in den Händen. Danach gingen die Lehrer mit ihren jeweiligen Schulklassen, alle geordnet, immer zwei und zwei, nebeneinander. Es folgte eine Blaskapelle, die die Bitt- und Lobgesänge begleitete, dann die Männer und zum Schluss die Frauen des Ortes. Zwischendurch trugen, hoch erhoben, Fahnenträger aller christlichen Vereine ihre jeweiligen Fahnen. Alle beteten und sangen. Vor jeder Gruppe ging ein Vorbeter, der einen langen Stock mit einem oben befestigten kleinen Kreuz trug. Er hatte eine laute Stimme und hob zum Anfang des Gebetes den Stock in die Höhe, damit die Nachfolgenden sahen, wenn ein weiteres Gebet oder Lied angestimmt wurde. Die Anfänge der Gebete rief er ganz besonders laut und lang gezogen: Geeegrüßet seist du, Maria…….
So wurden Rosenkränze und Litaneien gebetet und Kirchenlieder gesungen.

Der Zug war lang und die Sonne brannte heiß. Einige Kinder fielen in Ohnmacht, denn sie hatten meistens noch nicht gefrühstückt. Zu damaliger Zeit durfte man die Kommunion nur nüchtern empfangen und es wäre niemanden in den Sinn gekommen, vor dem Empfang des Sakramentes, etwas zu essen oder zu trinken. Ich kann mich nur erinnern, dass es an diesem Tag in jedem Jahr stets heiß und sonnig war.

Trotzdem war es ein Erlebnis, an dieser Prozession teilzunehmen. Die Straßen waren wunderschön geschmückt, Fahnen wehten, Blütenteppiche bedeckten die Wegstrecke, viele Hausaltäre waren liebevoll gestaltet, Blumengirlanden und Fahnen wehten sanft im Wind.
In den vier Himmelrichtungen des Ortes hatten viele Helfer erhöhte Altäre errichtet. Hier verhielten die Gläubigen und der Pfarrer zum Gebet und Segen mit der Monstranz.
Der Verlauf der Prozession durch den ganzen Ort dauerte fast zwei Stunden und endete mit einem feierlichen Einzug in die Kirche und dem Schlusssegen.

In den Zentren der Städte wurden an diesem Tag die Hauptstraßen gesperrt und alle, zur Innenstadt gehörenden Pfarren, beteiligten sich an einer nicht enden wollenden Prozession.
Tausende Menschen standen am Weg und beteten und sangen und knieten nieder und bekreuzigten sich, wenn der Pfarrer mit der Monstranz an ihnen vorüberging.

Heute sind derartige Glaubensbekenntnisse nur zu besonderen Anlässen zu sehen, etwa zu den Kirchentagen der beiden christlichen Konfessionen oder zum Weltjugendtag. Die Prachtentfaltung und perfekte Initiierung von religiösen Festen, die gerade die katholische Kirche bietet, hat sicher auch ihre Kritiker. Aber ich finde, dass zum religiösen Empfinden auch die Sinne angesprochen sein sollten.

Häufig wird das Argument vorgebracht, die Kirche sei nicht mehr zeitgemäß und gäbe, besonders für junge Menschen, keine Anreize und Glaubwürdigkeit.
In manchen Dingen zeigt die katholische Weltkirche strenge Ansichten.
Gleichwohl sehen heute besonders viele junge Menschen hier eine Richtschnur für ihr Leben. Diese Welt hat viele Werte verloren und erweist sich häufig nur noch oberflächlich und egozentrisch.
In Tagen der Begegnungen der Jugend aus allen Erdteilen, geben die Teilnehmer ein Bild des Friedens und der Freude.
Ein Zeichen der Hoffnung in dieser zerrissenen Welt!


Kirchensterben



Heute Morgen zog es mich wieder einmal nach Hause. Ich meine, an die Stätten meiner Kindheit.
Ich besuchte meine alte Pfarrkirche.

Die einzige Messe, die es dort noch am Sonntag gibt, begann um 10.30 Uhr.

Zu meiner Kinder- und Jugendzeit begann die erste Frühmesse um 6.00 Uhr. Die zweite, die so genannte Frauenmesse, um 7.00 Uhr. Um 8.00 Uhr und 9.00 Uhr besuchten alle Schulkinder der beiden Volksschulen mit ihren Lehrern die Kindermesse.
Das stets festliche begangene Hochamt folgte um 10 Uhr. Die letzte Messe, die sog. „Langschläfermesse“, die um 11.15 Uhr ihren Anfang nahm, war nur wenig besucht, weil die Teilnehmer schon ein wenig scheel angesehen wurden – so spät ging man nicht als guter Gottesdienstbesucher in die Kirche – zudem musste jeder zu damaliger Zeit nüchtern sein, wenn er die Heilige Kommunion empfangen wollte.

Um 14.00 Uhr kamen alle Schulkinder wieder in die Kirche zur sog. Christenlehre, die immer mit dem Lied „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein…“ begann.

Die Erwachsenen, hier vor allem die Älteren, ließen den Sonntag mit der Andacht um 15.00 Uhr ausklingen.

Die Pfarre hatte einen Pfarrer und drei Kapläne, die im Pfarrhaus und in der Kaplanei wohnten.

Jeden Samstagnachmittag war in der Kirche Beichtgelegenheit und mindestens zwei bis drei Gottesdienste an jedem Wochentag.

Am frühen Samstagabend brachte ein Geistlicher mit einem Ministrant, beide in kirchlichem Ornat, die Kommunion zu kranken und alten Gemeindemitgliedern.
Man fiel auf die Knie, wenn man ihnen begegnete und empfing einen Segen.

Während ich dies schreibe, denke ich, es muss hundert Jahre her sein und nicht erst wenige Jahrzehnte.

Was ist noch übrig?

Heute Morgen kam ich mit großer Betroffenheit aus der von mir besuchten Messe.

In dieser, auch heute noch großen Pfarre, waren etwa fünfzig fast nur ältere Menschen in der großen Kirche anwesend.
Ein alter Geistlicher, der in einem Rollstuhl an den Altar fuhr, wurde von zwei älteren Damen begleitet, die ihm auch assistierten.
Keine war aus der Pfarre gebürtig. Die eine sprach bayrischen Dialekt, die andere kam aus Sachsen.

Von jungen Messdienern, die früher in jeder Messe zu mehreren anwesend waren, konnte nicht die Rede sein.

Der Pfarrer, der auch nicht mehr hier wohnte, hielt eine sehr ansprechende Predigt:

Er hätte einen Briefkontakt mit einem Japaner gehabt, der zur Osterzeit Deutschland besuchte und dieses Fest als das „Hühnerfest der Deutschen“ erfahren hatte.
Bunte Eier, ein Osterhase, der diese Eier angeblich den Leuten in die Gärten brächte, dies war das einzige Brauchtum, welches ihm in Deutschland zu dem Fest Ostern vorgestellt wurde.

Am Ende des Gottesdienstes trat ein Pfarrgemeinderatsmitglied vor die Gemeinde und erklärte, dass es nun beschlossene Sache des Bischofs und des Bistums sei, dass die Pfarre mit fünf weiteren Pfarren der Stadt zusammengelegt werde.

Mich hat diese Pfarrkirche, das Jugendheim, die Pfarrbücherei in den ersten zwanzig Jahren meines Lebens sehr geprägt und je älter ich werde, je mehr zieht es mich an die Orte meiner Jungendzeit zurück. Irgendwie hat man das Gefühl, dass alles so ähnlich wie damals bleiben möchte.

Es geht so vieles, sehr positives in einem seit Jahrhunderten christlich geprägtem Land verloren und ich kann nicht erkennen, dass es sich zum Besseren verändert hätte.

Was muss wohl geschehen, damit uns wieder bewusst wird, welchen kulturellen Schatz wir mit dem Verlust jeglicher christlicher Traditionen in unserm Land unwiederbringlich verlieren?


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Eltern.

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