Das liebende Paar.
Vor vielen Jahren gingen wir einmal im Monat zu einem Kegelabend in die einzige Wirtschaft des Ortes, in welchem wir seit kurzer Zeit wohnten.
Im Dorf kennt jeder Jeden und neue werden erst einmal neugierig getestet, ob sie denn auch zu den Einheimischen passen.
Lange nicht jeder wird akzeptiert. Doch glaube ich, wenn man jung ist, fällt es leichter, angenommen zu werden.
Sympathie ist mit wenig Aufwand durchaus zu gewinnen.
So wurden witzige, schlagfertige Reden, ein wenig Charme versprühen und keinen grob über den Mund zu fahren als „salonfähig“ eingestuft und man gehörte dazu.
Dabei gefiel es mir besonders, die in jedem Dorf vorhandenen „Originale“ zu beobachten.
Eine äußerst amüsante Beschäftigung.
Einer betrat immer die Kneipe mit dem Ausruf: „Carussa – dawai, dawai!“. Er hatte eine Stimme wie die Posaunen von Jericho und wer neben ihm stand, ermahnte ihn unentwegt, nicht so zu brüllen, man wäre ja nicht taub. Je mehr er trank, je lauter wurde er, aber es war einfach so und niemand nahm weiter Anstoß.
Nach dem fünften Bier erzählte er, ob ihm jemand zuhörte oder nicht, seine Erlebnisse in Russland, wo er als Soldat und Gefangener gewesen war. Ich kannte ihn nur unter dem Namen „Carussa“, so wurde er stets genannt.
Das Wirtsehepaar war von besonderer Originalität.
Sie führte die Küche und kochte wirklich hervorragend, gut bürgerlich.
Ihre Salate waren über die Grenzen des Dorfes berühmt und das Lokal war immer gut besucht.
Er war ein trinkfester Wirt, der im Laufe des Abends selber sein bester Gast war und dabei meist vergaß, die Getränke seiner Gäste anzuschreiben.
Ehrliche taten dies dann für ihn.
Wenn die Küchenarbeit getan war, erschien auch Käthe, seine Frau, an der Theke.
Sie war recht rundlich, gemütlich und bei ihren Stammgästen beliebt.
Erst einmal ließ sie sich von ihrem „Pa“, so nannte sie ihren Mann Paul, mit einigen Bieren bedienen.
Dann spendierten einige Gäste Käthe und Paul mehrere Schnäpse.
Die Wirkung erwarteten die Eingeweihten und freuten sich über das nun unweigerlich folgende Schauspiel:
Beide gerieten in eine weinselige und kurz darauf in eine aggressive Stimmung.
Erst einmal bestätigten sie sich gegenseitig ihre Liebe. Immerhin waren sie schon über dreißig Jahren verheiratet.
Dann, plötzlich, warf Käthe erst mit Bierdeckeln, dann mit Aschenbecher nach ihrem „Pa“.
Dabei wurde ihre Stimme lauter und lauter.
Sie warf nicht nur mit Gegenständen, sondern auch mit anklagenden Worten.
Zuerst warf sie ihm vor, völlig untüchtig als Wirt zu sein, denn er sei noch nicht einmal in der Lage, die Getränke ordentlich aufzuschreiben und so würde es nicht mehr lange dauern und sie könnten den Laden schließen.
Er war noch still, denn nur einige Bierdeckel hatten ihr Ziel erreicht.
Nun aber, da stärkere Geschütze angeflogen kamen und bittere Vorwürfe von Käthe die Runde machten, in welchen sie ihn des Fremdgehens beschuldigte, geriet auch Pa in Fahrt.
Er kam hinter seiner Theke hervor und die Gäste traten etwas zurück, um keinen der Beiden im Wege zu stehen.
Pa wollte sie torkelnd in die Arme schließen und ihr nicht mehr ganz deutlich zu verstehen geben, dass er sie, sein „Rollmöpschen“ doch immer geliebt habe.
Doch da kam er schlecht an.
Sie war sichtlich die Stärkere und ein Ringkampf, in welchem sie versuchte ihn auf Abstand zu halten, endete damit, dass beide auf dem Boden landeten und sich wenig zimperlich an Haaren und Körperteilen zupften.
Pa entkam immer als erster Kämpfer und trat die Flucht an. Hin zu seiner Angebeteten, die in der Nähe wohnte, eine allein stehende Frau, die ihn auch stets hereinließ.
Käthe rappelte sich schnaufend und wenig gelenkig auf, rannte hinter „Pa“ her, klingelte Sturm und hämmerte gegen die Tür ihrer Widersacherin und schrie unentwegt: „Gibb mich meine Pa wieder!“
Die übrig gebliebenen Gäste legten lachend und frotzelnd ihr Verzehrgeld auf die Theke, jeder hatte seinen Spaß gehabt und gingen nach Hause. So etwa zweimal im Monat kam es zu solchen Auftritten.
Irgendwann kam Käthe zurück, schloss die Wirtschaft und ging ins Bett in der Gewissheit, dass ihr „Pa“ am nächsten Morgen wieder da sein würde.
So ging das jahrelang und dann machte das Lokal tatsächlich pleite.
Käthe ging als Köchin in ein Altenheim und „Pa“ starb an Leberzirrhose, nachdem ihn Käthe mütterlich bis zu seinem Tode gepflegt hatte.
Es kamen noch mehrere Wirtsleute in diese Gaststätte aber niemand ist den Dorfbewohnern so in Erinnerung geblieben wie Käthe und Paul.
Höllenfahrt
Ein relativ junger Mann stirbt und kommt zu
Petrus um in Erfahrung zu bringen, wo er nun sein ewiges Leben verbringen soll.
Der Himmelswächter besieht sich die Akte seines bisherigen Lebens und schüttelt den Kopf als er alle Vergehen des Aspiranten zu Gesicht bekommt.
„Nein,“sagt er „dein Verbleib hier im Himmel ist leider nicht möglich und ich möchte dich bitten, eine Etage tiefer in der Hölle vorzusprechen.
Der junge Mann geht bedrückt hinunter und staunt nicht schlecht!
Er trifft auf eine herrliche, riesige Parkanlage mit Golf- und Tennisplätzen, gescheite Leute, die sich an kalten und warmen Büffets bedienen, Musikgenüsse die er liebt, kurzum: alles ist vom Feinsten.
Weit hinten in der Anlage entdeckt er eine hohe Mauer, die einen Spalt zum Hineingucken freilässt.
Und da sieht er alle seine Befürchtungen bestätigt:
Ein riesiges Höllenfeuer lodert und glüht und in diesem brennen ohne Unterlass die armen Seelen in ewiger Qual und Pein. Die Ärmsten schreien und rufen ohne Ende um Hilfe, die ihn nie mehr zuteil werden wird.
Erschüttert über diesen Anblick wendet er sich ab und fühlt sein Schicksal besiegelt.
Da steht plötzlich der Gehörte hinter ihm und fragt sehr freundlich, warum er so bedrückt ausschaue.
„Ach „ entgegnet der junge Mann, „wie soll ich denn fröhlich aussehen, wenn ich hier bleiben muss.
„Wieso,“ fragt der Teufel, „hier ist es doch herrlich, wie du siehst!“
„Ja, aber die dort hinter der Mauer – muss ich denn dort nicht hin?“ war seine bange Frage.
„Ach wo „ grinst der Teufel „ dieses Terrain ist nur für die Katholiken, die WOLLEN DAS SO !!!
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen gemütvollen Gastwirten und
ihren besseren Ehehälften.
Allen, die an einen gütigen Gott glauben, der seine Kinder nicht ins Höllenfeuer schickt.