Cover


Totaliter - Aliter




Vorzeiten lebten in einer alten Benediktinerabtei zwei Mönche, die dort in beschaulichem Leben und gottgefälligen Werken sehr alt geworden waren und ergeben und lebenssatt dem Ende ihrer Tage entgegensahen.

Einmal, als sie am Abend im Kreuzgang des Klosters ins Gespräch versunken wandelten, malten sie sich den nahenden Tod und ihren Eingang in den Himmel, des waren sie gewiss, in den schönsten Farben aus.

Wie sie so miteinander sprachen, kam ihnen der Gedanke, dass sie wohl nicht zur gleichen Zeit sterben würden.

Damit nun der jeweils andere Bescheid bekäme, ob ihre Vorstellungen über das ewige Leben in Gottes Gegenwart auch so sein würde, wie sie es jetzt vor Augen hatten, versprachen sie einander in der Nacht nach ihrem Tode dem noch Lebenden zu erscheinen und Mitteilungen über den Himmel und seine Herrlichkeiten zu geben.

Da sie nun nicht wussten, ob sie dabei lange reden könnten, vereinbarten sie, nur ein Wort dem anderen zuzurufen.

Wenn es so sein würde, wie sie es sich vorgestellt hatten, dann sollte der Verstorbene das
Wort „Totaliter“ ausrufen, was so viel bedeutete wie „ es ist so, wie wir uns das vorstellt haben.
„Aliter “ hingegen sollte er rufen, wenn es anders wäre, als sie erwartet hätten.

Nicht lange danach verstarb einer von ihnen und in der folgenden Nacht erschien er seinem Mitbruder und sagte nicht ein, sondern zwei Wörter:

TOTALITER - ALITER - es ist total anders als in unserer Vorstellung!


Stille Tage in einer Benediktinerabtei.




In der Adventszeit nahm ich eine Wellness-Auszeit, jedoch nicht in einem entsprechenden Wohlfühltempel, ich ließ meiner Seele in Liturgischen Besinnungstagen als Gast in der Benediktinerinnen Abtei Mariendonk Ruhe, Stille und Besinnung, zuteilwerden.

Die Liturgie der Adventszeit war von biblischen Texten angefüllt, die die Ankunft des Messias zum Thema hatten.

In der Ruhe der Abtei und durch die Teilnahme an den liturgischen Feiern (Eucharistie und Stundengebeten) und durch die Reflektion der darin enthaltenen Texte, wurde eine intensive Vorbereitung auf das Weihnachtsfest ermöglicht. Die biblisch-liturgischen Texte vertiefte und erläuterte Schwester Dr. Theresia spirituell und meditativ.

Die schöne niederrheinische Landschaft mit ihren Kopfweiden in Kälte und Nebel, die reichhaltige Bibliothek, die geistigen Anregungen in den entsprechenden Veranstaltungen, die liebevoll zubereiteten Mahlzeiten, das ruhigen Einbettzimmer – keinerlei Radio und Fernsehberieselung - und die freundliche Zugewandtheit der Schwestern – welch ein Gegensatz zu unserer hektischen lauten Welt.

Das Kloster lädt, unabhängig von der Religionszugehörigkeit und theologischen Vorbildung, zu einem vertieften und auch neuen Zugang zum Glauben.

Überraschende und tief greifende Erkenntnisse für unser Leben bieten auch heute noch die Texte der Kirchenväter aus den ersten christlichen Jahrhunderten.

Die Teilnahme an den Stundengebeten und der Eucharistiefeier der Schwestern, die ausschließlich in Gregorianischen Chorgesängen den Tag begleiteten, war für mich die berührenste Erfahrung.

Nach einem Tag des Zuhörens konnten wir, mit entsprechenden Textvorlagen, mitsingen.

Unsere Gruppe umfasste fünf Frauen und einen Mann.

Der Tag fängt früh um viertel nach fünf mit dem ersten Gebet, der Laudes, an.
Um 6. 30 Uhr nahmen wir an der morgendlichen Eucharistiefeier teil.

Nach dem Frühstück erfolgten Vorträge, Gespräche und meditative Betrachtungen.

Punkt 11.30 Uhr trafen wir uns wieder mit allen Schwestern zum Mittagsgebet, der Hore.

Nach dem Mittagessen und einem längeren Spaziergang gingen Texterläuterungen und Meinungsaustausch zu dem Gehörten in die Vesper über, die um 18.00 Uhr stattfand.

Nach dem Abendessen und gemeinsamen Gesprächen endete der Tag um 20.00 Uhr mit der Komplet.

Die Regel der Benediktiner besagt: Bete und arbeite.

Gebet und Arbeit sind in einen festen Rhythmus eingebunden. Die Schwestern der Abtei bleiben ihr Leben lang im gleichen Haus und kommen für ihren Bedarf durch ihre Arbeit alleine auf.

In dieser Abtei gibt eine Hostienbäckerei, Paramentenstickerei, landwirtschaftliche Arbeiten in Wald, Feld und Gärten, wissenschaftliche theologische Arbeiten z. B. Übersetzungen von theologischen Abhandlungen, Gästebetreuung u.v.a.m.

Das Kloster beherbergt z.Z. 44 Schwestern im Alter zwischen 30 und 96 Jahre.

Der Grundstein der Klosterkirche datiert aus dem Jahre 1899.
Eine Stifterin aus der Gegend hatte diesen Bau einer Abtei ermöglicht.

Wer einmal völlig abschalten möchte und sich auf ein ganz anderes Weltbild einlassen kann, dem könnte ich einige stille Tage in einem Kloster sehr empfehlen.

Es war einfach wohltuend.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem Sohn Erik, der mit mir über den Sinn des Lebens und dem ungewissen Weg nach dem Tod philosophierte.

Nächste Seite
Seite 1 /